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Lucifers Weltbeherrschungspläne

Kapitel 5 online!
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Ein gerissener Plan wird geboren

Über den Feldern wehte ein warmer Wind und glitt in sanften Wellen dahin. Die Vögel zwitscherten glücklich, die Bienen summten und die Schmetterlinge schwebten von Blüte zu Blüte. Alles war so friedlich an diesem herrlich duftenden Frühlingsmorgen, die Natur schien so unberührt, so rein wie ein weißer Engel - wenn da nicht zwei dunkle Gestalten über die Felder streifen würden. Von wabernder Dunkelheit umhüllt zogen sie dahin, traten alles nieder, was ihnen in den Weg kam, mit einer Bosheit, die mit nichts zu vergleichen war.

Die eine Gestalt war in einen zerschlissenen Reisemantel gehüllt, der hinter ihm majestätisch auf dem Boden schleifte und war von hoher Statur. Wenn man von den Hörnern, die zwischen seinem pechschwarzen, langen Haaren hervorschauten, dem einen Pferdehuf statt des rechten Fußes und seinen X-Beinen absah, wirkte dieses Wesen doch ganz stattlich und sogar ein wenig männlich.

Die kleine, winzige Gestalt, die hinter ihm her lief, wirkte dagegen ehr kümmerlich und auch ein wenig lachhaft: das pausbackige Gesicht wurde von kurzem, leicht angebrannten und rabenschwarzen Haaren umrahmt, auf dem Kopf trohnten armselig zwei stummelige Hörner und am Mund klebten noch einige Brotkrümel, wahrscheinlich vom Frühstück. Um den kleinen, kindlichen Körper trug es eine Art schwarzes Cape, was ihm gerade bis zu den Schulterblättern reichte.

So zogen sie dahin, zerstörerisch und von tiefer Boshaftigkeit umhüllt, doch plötzlich machte die kleine Gestalt einen etwas zu großen Schritt und sein zierlicher Fuß landete auf dem am Boden schleifenden Mantel seines Meister und nagelte ihn somit fest. Überrascht über den plötzlichen Widerstand kam die große Gestalt ins Stolpern, wurde von ihrem Umhang fast erwürgt und als der Winzling endlich wieder herunter trat, flog er mit vollem Karacho nach vorne, direkt mit dem Gesicht in einen besonders ungesund aussehenden Kuhfladen. Unbeholfen hampelte das kleine Wesen um seinen Meister herum, sich tausend Mal entschuldigend, bis ein leises Blubbern aus dem Kuhfladen zu hören war. Ein wenig ängstlich kam der kleine Dämon mit seinem Ohr näher an den noch immer im Kuhfladen liegenden Kopf des Meisters heran und wimmerte ehrfürchtig: "Oh Meister, kann ich euch irgendwie behilflich sein?" Abermals war nur ein Blubbern zu vernehmen, also stieg das kleine Männchen auf den Rücken seines Meisters und zog den Kopf an den Haaren aus dem stinkenden Etwas, das früher einmal saftiges Gras gewesen war. Der Meister versuchte, seinem Diener etwas mitzuteilen, doch er bekam zwischen dem spucken und würgen nur ein "Ipapmaingenalnpan!" heraus.

"Was sagt ihr, ehrwürdiger Meister?", fragte der Kleine vom Rücken herunter, immer noch den Kopf seines Meisters haltend. Der Meister sah, dass es nichts bringen würde, der Winzling auf seinem Rücken schien einfach nicht schlau genug, um nicht zu sagen zu dämlich, die Worte einer so großen Person, wie er es war, deuten zu können. Also klappte er seinen Mund noch weiter auf, als es eigentlich ging und heraus kam eine knapp ein Meter lange Zunge gerollt, die nun sauber und ordentlich sein Gesicht reinigte. Bewundernd beobachtete der Kleine vom Rücken aus, was sein Meister wieder für ein Wunder vollbrachte und gab begeistert lauten Beifall, als die Zunge wieder im Innern des Mundes verschwand und ein lautes Schlucken zu hören war. Die Komplimente seines kleinen Knechtes ignorierend, da dies sowieso seine Aufgabe war, wiederholte er nun mit majestätischer Stimme seinen Satz: "Ich habe einen genialen Plan!" Soweit der Winzling konnte, beugte er sich nach vorn und versuchte, in das Gesicht seines Meisters zu blicken.

"Oh Meister, ihr seid so genial! Was ist denn diesmal wieder eurem genialen Kopf entsprungen, Herr?", fragte es mit seiner kindlichen Stimme. Die Antwort kam prompt und während er sprach, wurde der Meister immer lauter, besessener und unheimlicher.

"Du sollst es hören und die ganze Welt soll es hören! Bald, nicht mehr allzu lange wird es dauern, dann wird aller menschlicher Abschaum, all diese Hohlbirnen und jeder dumpfbackige Dämon mir, Lucifer, dem einzigartigen, genialen und unwiderstehlichen Satan und zukünftigen Weltherrscher unterworfen sein! Die Welt wird erzittern, wenn sie nur meinen Namen hört! Die Weiber werden mir zu Füßen liegen und machen, was ich will. Sie werden mir jeden Wunsch von meinen glanzvollen Augen ablesen. Nichts und niemand wird mich aufhalten können. Ich werde allmächtig sein!!!" Und mit einem triumphalen Aufschrei endete der zukünftige Weltherrscher seine frohe Kund. Der Kleine auf seinem Rücken bekam plötzlich ganz große Augen vor staunen, dann brach er in Jubel los.

"Ihr seid so großartig, Meister. Ihr seid das Genialste und Gerissenste Wesen auf diesem Planeten! Und wenn ihr dann Weltherrscher seid, können wir so viel Schokopudding essen, wie wir wollen!" Vollkommen begeistert über seinen tollen Einfall und voller Vorfreude auf den Pudding riss der Winzling die Arme empor und klatschte quietschvergnügt in seine winzigen Patschhändchen. Dass diese eigentlich den Kopf seines Meisters oben halten sollten, hatte es bereits völlig vergessen und so landete dieser Platsch! wieder in dem bereits breit gemantschten Häufchen Unrat...
 

Voller Tatendrang zog Sazuki über die Felder, jeder Zeit bereit, etwas Gutes zu tun. Nur liefen zurzeit die Geschäfte schlecht, denn es gab niemanden, dem er helfen konnte.

Kein Wunder!, dachte er, So gut, wie ich bin, traut sich bestimmt kein einziger Bösewicht oder Dämon auch nur, den Kopf aus seinem Loch zu stecken! Ein hysterisches Lachen befiel ihn, doch er hielt plötzlich inne, als er einen lauten Wutschrei ganz aus der Nähe vernahm. Er sah sich um und bemerkte auf einem Hügel, gut zweihundert Meter entfernt, eine Gestalt, wahrscheinlich die eines Mannes, die wütend auf etwas einschlug.

Bestimmt ein Räuber, der einen armen unschuldigen Reisenden überfällt!, dachte sich Sazuki und rannte auch gleich los, sein Schwert ziehend, dem kläglichen Hilfeschrei entgegen. Doch je näher er kam, umso mehr fragte er sich, auf was dieser Grobian dort einschlug. Endlich, als er nur noch knappe zwanzig Meter entfernt war, konnte er einen kleinen mit Erde beschmutzten Hügel am Boden erkennen.

Ein Kind?, fragte er sich und stoppte. Jetzt waren es nur noch etwa zehn Meter bis zu den beiden Personen - doch halt! Waren sie überhaupt menschlich? Sazuki stutzte, irgendetwas an den beiden war seltsam. Er konnte nur noch nicht ganz erfassen, was.

Egal, wenn jemand meine Hilfe braucht, bin ich zur Stelle! Und so rief er: "He, du da!" und hielt dem Fremden seine Schwertspitze entgegen. Doch dieser registrierte ihn gar nicht und drosch immer weiter auf das kleine am Boden liegende Fleischpaket ein.

Nicht zu fassen! Dieser Idiot hat sein Leben gleich hinter sich und merkt es noch nicht einmal!

Er rief ihm noch einmal zu, doch dieser bemerkte Sazuki wieder nicht. Das brachte diesen so Rage, dass sein Blut anfing zu kochen. Er begann, nichts mehr wahr zu nehmen, seine Augen glühten auf einmal und funkelten den Fremden, der es wagte, ihn, Sazuki, einfach zu ignorieren, zornig an. Und mit einem grellen Aufleuchten übernahm Sazukis Dämonenschwert die Kontrolle und lies seinen Körper mit einem rasenden Wutschrei angreifen.
 

Ebenso rasend vor Wut prügelte Lucifer weiterhin auf seinen wehrlosen Knecht ein. Nachdem er sich selbst aus seiner wortwörtlichen "Misslage" befreit hatte, schleuderte er seinen kleinen Begleiter in den eigentlich in seiner Form kaum noch vorhandenen Kuhfladen und fing an, auf ihn einzuschlagen. So lief das immer ab und sein kleiner Diener lies es sich auch gefallen. Schließlich würde er alles tun, um seinen Meister zufrieden zu stellen und was waren da schon ein paar blaue Flecken, wenn er dafür bald so viel Schokopudding haben konnte, wie er wollte?

Doch urplötzlich hörten die Schläge und Tritte auf. Stark verunsichert und verängstigt drehte der Winzling sein Gesicht hinauf zu seinem Meister um zu prüfen, ob der Wutanfall schon vorbei war. Doch dieser starrte in eine ganz andere Richtung - und sein Blick verriet pures Entsetzen! Der kleine neigte sein Gesicht wieder ein wenig um in die Blickrichtung seines Meisters schauen zu können - und erblickte dort eine wahre Dampfwalze angestauter Wut! Ein Schwertkämpfer, nicht älter als etwa zwanzig Jahre, stand mit erhobenem Schwert da und starrte wutentbrannt in ihre Richtung. Seine Augen waren nicht mehr als zwei rot glühende Punkte, von tiefstem Schwarz umrahmt. Und auch, wenn kein Wind wehte, flatterte sein Umhang bedrohlich und seine langen Haare wirbelten durch die Luft.

Erschrocken über diesen gruseligen Anblick fiel der kleine Dämon seinem Meister um die Taille und klammerte sich verängstigt daran fest. Voller Panik versuchte nun Lucifer, den kleinen Quälgeist wieder abzubekommen, doch dieser hatte sich festgekrallt und rief lauthals: "Ich hab Angst, Meister! Bitte beschützt mich, oh großer Herr!"

Plötzlich stürmte der Schwertkämpfer mit einem lauten Wutschrei auf sie los und versuchte, wie besessen, sie mit seinem Schwert in Stücke zu hacken. Vollkommen unbeholfen sprang Lucifer hin und her und entwand sich so immer wieder den Hieben und Stichen, doch lange würde er das bestimmt nicht mehr halten können. Der kleine Dämon wurde währenddessen permanent hin und her gewirbelt und hatte auch schon das eine oder andere Haarbüschel durch einen weiteren sehr knappen Schwerthieb verloren. Doch er traue sich nicht loszulassen und klammerte sich mit jeder Richtungsänderung immer fester an seinen Meister bis er ihm fast die Luft abklemmte.

Verdammt!, dachte Lucifer, Wenn mich nicht dieser wahnsinnige Schwertkämpfer erledigt, wird es dieser dusselige Quälgeist von Dämon bald tun! Ich muss mir was einfallen lassen!

Doch bevor Lucifer sein Vorhaben umsetzen konnte, kam plötzlich ein Stein angeflogen und traf ihn mitten auf der Stirn. Von dem Aufprall zurückgeschleudert viel er hin und landete schlitternd auf dem Rücken. Eine Dicke Beule bildete sich an der getroffenen Stelle. Noch bevor Lucifer wieder aufstehen konnte, war plötzlich der verrückt gewordene Schwertkämpfer über ihm und holte irre lachend mit seinem monströsen Schwert zum letzten und entscheidenden Schlag aus.

Ist das jetzt das Ende?, dachte Lucifer verzweifelt. Und dabei hatte meine Karriere als Weltherrscher noch nicht einmal angefangen! Er kniff verängstigt die Augen zusammen und wartete darauf, dass der Irre es hinter sich brachte, doch stattdessen hörte Lucifer ihn laut und wütend aufschreien. Lucifer öffnete die Augen und sah, dass sein kleiner Diener sich fest in die Wade des Angreifers gebissen hatte - und nicht so schnell nachzugeben schien.

Rasend vor Wut und Schmerz versuchte der Schwertkämpfer, den kleinen Angreifer loszuwerden, doch es gelang ihm nicht. Plötzlich holte er weit mit seinem Schert aus, um zuzuschlagen. Da sprang Lucifer auf und versuchte, die Flucht zu ergreifen. Der kleine Dämon, der immer noch an dem Kämpfer hing, sah das, lies die Wade des Irren, der es gewagt hatte, seinen Meister anzugreifen, los und rannte diesem stolpernd und mit seinen kurzen Beinen viel zu langsam hinter her. Sazuki aber sah darin seine Chance, holte mit dem Schwert noch weiter aus und plötzlich schoss aus diesem ein enormes Licht hervor und waberte um seinen Ursprung herum. Noch ehe der Satan und sein Untertan auch nur zwanzig Meter entfernt waren schlug das Schwert auf dem Boden auf und lies eine gewaltige Schockwelle in Richtung der Flüchtenden sausen, worauf hin diese mit Karacho davon in die Ferne geschleudert wurden. Hechelnd stand Sazuki da, das Schwert locker gen Boden hängend und sah den zwei schwarzen, kometenartigen Objekten am Himmel nach, bis sie hinter dem Horizont verschwanden. "Wahnsinn!", staunte er, "Was war das denn? Etwa ein Sturm? Und wo sind eigentlich die zwei komischen Gestalten hin?" Es war nicht selten, dass er auf einmal dastand und nicht mehr wusste, was in den letzten paar Minuten geschehen war. Oft kam es auch vor, dass plötzlich die ganze Umgebung verwüstet war: Bäume waren umgestürzt, Häuser zerstört... und ihm saß eine ganze Menschenmeute im Nacken und machte ihn für dieses Schlamassel verantwortlich.

Seltsam...vielleicht war's ja auch nur das Wetter. Ich hab ja auch schon von Sturmböen gehört, die ganze Dörfer vernichtet haben! Das war's bestimmt!

Plötzlich bemerkte er eine Person, die ganz in der Nähe stand. Er drehte sich zu ihr und sah, dass sie begeistert lachend und laut klatschendem Beifall gab. Ein Mädchen!
 

Was wird im nächsten Kapitel passieren? Was hat es mit Sazukis unheimlichem Schwert auf sich? Wer ist diese geheimnisvolle Person und vor allem: woher kam der Stein geflogen? Was ist mit Lucifer und seinem Untergeben geschehen? Leben sie noch und wenn ja, wird der kleine Dämon noch zu seinem wohl verdienten Schokopudding kommen? Fragen über Fragen... wartet's ab, was geschieht!
 

Gut, ihr habt das erste Kappi überstanden, ihr könnt jetzt wieder aufwachen!

An alle, die es geschafft haben, das Kapitel zu lesen, ohne vom Schlaf überfallen worden zu sein: "HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!" *lautbeifallklatsch* Bitte schreibt uns, wie ihr sie fandet! Das ist uns sehr wichtig! Und vor allem wären auch Verbesserungsvorschläge und konstruktive Kritik! Vielen Dank schon mal im Voraus! ^^

Wir freuen uns!

Euer Sternchen & Nixchen

Aus der Firma S&M

Die Hintertür

Laut und begeistert klatschend stand da ein Mädchen, in mitten dieser auf unerklärliche Weise verwüsteten Gegend. Wie war sie dort hingelangt? Oder stand sie dort schon die ganze Zeit?

Ein wenig verunsichert trat er auf sie zu, überlegte einen Augenblick und fragte dann: "Sag mal Mädchen... kannst du mir -" Doch er wurde jäh unterbrochen indem sie ihm ins Wort viel und ein ganzer Schwall von Worten drang an Sazukis Ohr, ohne Punkt und Komma:

"DaswargroßartigwieihrdasgemachthabtEinfachklasseIchverehreeuchIchmeinedasschafft-

nichtjederDenTeufelzubesiegenmeineichEinfachunglaublichWiehabtihrdasnurgemacht-

MusstetihrlangedafürtrainierenBestimmtnicht,denhättetihrauchmiteuremkleinenFinger-

erledigenkönnenDerSchuftwirdsichbestimmtnichtmehrin eurerNäheblickenlassen!"

Mit großen Augen strahlte das als Plappermaul enttarnte Mädchen ihren Helden an, gespannt auf seine nächste Reaktion... irgendeine Reaktion... doch es kam nichts. Sprachlos stand Sazuki da, glotzte anscheinend einfach nur vor sich hin, als wenn die Menge an Worten sein Hirn überflutet und zersprengt hätte. Doch nichts von beidem war der Fall. Sicherlich wäre Sazukis kleine Denkermaschine mit dieser Wortmasse komplett überfordert gewesen, hätte er sie noch mitbekommen. Doch sein Blick war auf einen komplett anderen Punkt fixiert. Ihre Ohren! Die waren irgendwie... anders.

Sazuki trat einen Schritt näher an sie heran. Mit seiner Hand fasste er nach ihrer Schulter und kam mit dem Gesicht ganz nah an ihres. Die Augen des Mädchens weiteten sich und es lag plötzlich ein verzauberter Glanz in ihnen. Wollte er sie etwa...? Sie zögerte.

Währenddessen kam Sazukis Gesicht ihrem immer näher und näher. Sie spürte bereits seinen Atem in ihrem Gesicht. Ein Zucken huschte über ihre Lippen. Sie schloss die Augen und küsste ihn. Sazuki, komplett überrumpelt von diesem plötzlichen "Überfall", erstarrte, fiel auf den Boden und wurde ohnmächtig.
 

Der Tag ging schon seinem Ende zu, als Sazuki wieder erwachte. Die Sonne warf ihre letzten rötlichen Strahlen durch das Fenster eines spärlich eingerichteten Zimmers. Blinzelnd öffnete er die Augen und richtete sich vorsichtig auf. Wo war er? Und vor allem: wo kam er her und wie gelangte er hier hin? Er runzelte angestrengt die Stirn und versuchte sich an das Vergangene zu erinnern, doch es wollte ihm nicht so ganz gelingen. Seufzend lies er sich wieder in die Kissen seines Bettes fallen. Sich abermals umschauend drehte er seinen Kopf zur Seite - und blickte voller Entsetzen in das Gesicht eines schlafenden Mädchens, das direkt neben ihm lag! Erschrocken sprang er auf und wich in den hintersten Winkel des Zimmers zurück. Panisch versuchte er, die Geschehnisse zu ordnen, die ihn nun wie ein Wasserfall überfluteten. Heute Morgen noch war er unterwegs gewesen, dann traf er jemanden. Einen Herumtreiber und seinen niederen Sklaven, einen treudoofen Winzling. Er wollte sie angreifen, doch Sekunden später stand er plötzlich alleine da, um ihn herum nur verwüstete Gegend. Doch halt! Er war nicht allein gewesen.

Zitternd starrte er das im Bett liegende Mädchen an. SIE! Sie war dort und hatte ihn... Er stoppte in Gedanken, denn das Mädchen schien zu erwachen. Langsam richtete es sich ebenfalls auf und blickte Sazuki verschlafen an.

"Ach...", murmelte sie noch ganz verschlafen. "Du bist schon wach. Tut mir Leid, ich muss wohl auch eingenickt sein..." Sie schüttelte ihren Kopf, als wolle sie sich auf diese Weise wach kriegen, dann erhob sie sich aus dem Bett und streckte sich. Sazuki glaubte nicht recht, was er dort sah. Ungläubig starrte er immer noch das Mädchen an. Was war hier geschehen? Was hatte sie mit ihm angestellt? Und hatte er schon zu Abend gegessen?

Sein Magen knurrte plötzlich sehr laut, doch Sazuki wagte noch immer nicht, sich zu bewegen. Doch natürlich hatte das Mädchen es mitbekommen und schlug freundlich vor, dass sie herunter in die Gaststube gehen könnten um etwas zu essen. Sazuki war zwar immer noch stark verunsichert, doch siegte sein Magen einmal mehr über seinen Verstand und so saßen sie nur wenige Minuten später an einem klobigen Holztisch, jeder mit einem deftigen Gemüseeintopf vor sich und mampften fröhlich vor sich hin. Als beide schließlich fertig waren und sich entspannt zurück lehnten, fiel Sazuki plötzlich wieder ein, dass er von diesem fremden Mädchen entführt, vielleicht sogar gefoltert wurde. Sie konnte sonst was mit ihm angestellt haben! Jetzt wieder misstrauisch geworden, musterte er sie aufmerksam.

Obwohl er sie die ganze Zeit für ein Mädchen gehalten hatte, wurde ihm jetzt klar, dass sie nur recht klein geraten war, dafür aber sehr schlank und gut gebaut. Sie hatte ein ausgesprochen hübsches Gesicht, tiefe grüne Augen und einen schmalen Mund, der jeder Zeit ein leichtes Lächeln aufwies. Ihr blondes Haar war so fein und glänzend wie goldenes Garn, und doch dabei so leicht, als bestünden sie aus Sonnenstrahlen. Das einzig Kostbare, was sie zu besitzen schien, war der Stirnreif, den sie trug. Er bestand aus mattiertem Silber und einem Smaragd, der darin eingelassen war. Er bildete einen starken Kontrast zu ihrer ärmlichen aber praktischen Kleidung. Und ihre Ohren. Sein Blick war abermals auf sie gefallen. Etwas daran, empfand er, sah anders als normal aus. Die eines Menschen waren kleiner und abgerundet, nicht spitz zulaufend wie ihre. Zwar fiel es einem erst auf, wenn man näher an das Mädchen - nein, die Frau - herantrat, da ihre Haare bis zu den Kniekehlen reichten und die Ohren somit verdeckten, doch waren sie eine der auffälligsten Merkmale an ihr.

Plötzlich wurde er von ihrer Stimme aus seinen Gedanken gerissen.

"Meinst du nicht, dass es etwas unhöflich ist, jemanden so frei anzustarren, obwohl man ihn gar nicht kennt?" Sazuki war vollkommen perplex über diese direkte Art. Das hatte er ihr gar nicht zugetraut.

"Ähm", stammelte er, "ist es nicht auch etwas unhöflich, jemanden einfach so zu verschleppen, in einem Zimmer einzusperren und wer weißt was mit ihm anzustellen, ohne, dass man gefragt hat, ob er es überhaupt will?"

"Oh.", sagte die fremde Frau, bekam dann einen gleichgültigen Gesichtsausdruck und bestellte sich ein Glas Wasser.

Sazuki fuhr auf. "Ich denke, eine Erklärung wäre jetzt angebracht!" Dann hielt er inne. Er hatte aus Versehen die Stimme zu sehr angehoben und damit die Aufmerksamkeit all der anderen Gäste auf sich gezogen. Mit einem Male war es Mucksmäuschen still in der Taverne geworden. Sazuki wagte nicht, sich zu bewegen. Es war ihm absolut peinlich, so angestarrt zu werden.

"Da hast du den Salat.", sagte die Frau belehrend, an ihrem Glas Wasser nippend, das ihr gerade die Gastwirtin hingestellt hatte und nun ebenfalls aufmerksam das folgende Geschehen beobachtete.

Hastig versuchte Sazuki, eine Möglichkeit zu finden, die Situation noch irgendwie zu retten, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde und eine junge Frau hinein gestürzt kam und unter wirbelndem Gewand die Tür zuschlug und fest verrammelte. Panisch stemmte sie sich dagegen und lächelte hechelnd alle Gäste an, die nun ihren Blick auf sie gerichtet hatten. Erleichtert lies sich Sazuki auf seinen Stuhl plumpsen. Wieder einmal hatte ein glücklicher Zufall ihm die Arbeit abgenommen, doch nun ertönte ein lautes Hämmern von der anderen Seite der verriegelten Tür. Aufgebrachte Rufe waren zu hören und es schienen dutzende Leute dort draußen versammelt zu sein. Die junge Frau trat jetzt von der Tür weg, blickte sie noch eine Weile an, als wolle sie sicher gehen, dass sie dem Hämmern stand hielt und eilte dann auf den Wirt zu. Dieser schien nicht gerade erfreut, sie zu sehen. Beide redeten miteinander, wären die Frau wild bettelnde Gesten formulierte. Wenn Sazuki seine Augen schloss und sich konzentrierte, konnte er das Gespräch belauschen.

"Bitte, bitte, lass mich noch einmal die Hintertür benutzen!", flehte die junge Frau, "Es ist auch das letzte Mal, das schwöre ich dir!" Der Wirt seufzte. "Schwör, was du willst. Ich glaube dir nicht. Du bist selber Schuld, wenn du dich immer wieder in solchen Schlamassel bringst. Wenn das so weiter geht, werden sie dich irgendwann sowieso erwischen. Dann kann auch ich dir nicht mehr helfen."

"Ich weiß, aber dieses eine mal noch. Ich meine..." Sie verstummte. Sazuki öffnete die Augen und sah, wie sie ihm ein Goldstück entgegenhielt. Seine Augen leuchteten auf.

Der Wirt nickte, nahm das Goldstück wortlos an sich und wollte gerade den Schlüssel für die Hintertür holen gehen, als die junge Frau ihn abermals zurück hielt. "Bitte, könntest du mir vielleicht noch ein paar von deinen wunderbaren Gänsekeulen einpacken?", fragte sie zuckersüß lächelnd und hielt ihm abermals ein Goldstück hin. Der Wirt seufzte abermals, nahm es entgegen und schickte seine Frau, etwas davon zu Recht zu machen.

Jetzt hielt Sazuki es nicht mehr aus. Das Geld rief ihn! Er stand auf und trat langsam zu der wartenden Frau, welche den Blick bereits wieder sorgenvoll auf die Tür gerichtet hatte, da diese nun langsam drohte, unter den wütenden Schlägen zu zerbersten. Als er neben ihr erschien, blickte sie ihn fragend an.

"Verzeiht, meine Dame", begann er, "wie ich sehe, seid ihr in Schwierigkeiten." Er wartete kurz ab, doch als die junge Frau ihn weiterhin nur fragend ansah, fuhr er fort. "Nun, es ist so zusagen mein Beruf, Menschen, die in Not geraten sind, zu helfen." Noch immer zeigte sie keine Reaktion. Langsam wurde die Situation für Sazuki unangenehm, da die Gäste noch immer tuschelnd zu ihnen hinüber schielten, doch er hielt tapfer durch.

"Gegen eine bescheidene Summe wäre ich bereit, euch zu helfen. Und für eine so schöne Frau, wie ihr es seid" Diese Tour hatte er für so einen Fall extra einstudiert. "würde ich sogar noch Rabatt geben." Und dabei schaute er ihr tief und fest in die Augen. Sie erwiederte den Blick, jedoch zog sie den Mund zu einer zweifelnden Schnute. "Nun ja, ich..." Doch weiter kam sie nicht, denn in diesem Augenblick brach der Türriegel entzwei und herein trat eine wütende Menge von Menschen. Sazuki hörte von der Frau nur noch ein quiekendes "Auweia!" und dann war sie auch schon unter dem Tresen verschwunden. Sazuki hingegen wollte sich die Chance nicht entgehen lassen, ein paar Goldstücke und die Bewunderung einer weiteren Schönheit zuverdienen und trat mit festem Blick auf die aufgebrachte Menge zu. "Ihr da! Wen oder was sucht ihr?", rief er ihnen zu, doch seine Frage ging in den wütenden Rufen komplett unter. Immer wieder fragten sie aufgebracht, wo SIE sich versteckt habe und dass sie genau gesehen hätten, wie sie in diese Taverne geflüchtet sei. Natürlich konnte sich Sazuki in seiner überragenden Intelligenz und seiner unschlagbaren Kombinationsgabe, welche er immer wieder hoch anpries, bereits denken, nach wem sie suchten. Also fragte er gar nicht weiter nach sondern rief gleich: "Es ist seit einer ganzen Weile keiner mehr herein gekommen. Hier sucht ihr vergebens."

Jetzt hatten sie ihn gehört und starrten ihn ungläubig an. Da trat einer aus der Menge hervor. "Natürlich ist sie hier! Ich habe sie selbst hier hinein flüchtend sehen. Oder willst du mir sagen, dass ich mich geirrt habe?"

"Genau das.", antwortete Sazuki nickend. "Hier versteckt sich niemand."

Da wandte sich ein anderer an die restlichen Gäste. "Sagt, hat hier irgendjemand eine junge Frau in einem Priestergewand hier hinein flüchten sehen?" Die Gäste starrten den Mann wortlos an, da hielt dieser einen vollen Geldbeutel hoch. "Der hier", sagte er und stupste einmal dagegen, "soll demjenigen gehören, der mir sagt, wo dieses vermaledeite Weib ist." Plötzlich brach lautes Gemurmel los.

Gerade in diesem Augenblick kam die Wirtin wieder. In der Hand trug sie einen Beutel, in dem sich wohl die Gänsekeulen für die gesuchte Frau befanden. Verdutzt über die vielen Menschen blieb sie stehen und sah sich um. Da ertönte plötzlich ein lauter Jubelschrei und die junge Frau sprang begeistert aus ihrem Versteck hervor. Tänzelnd schnappte sie der jetzt noch verdutzteren Wirtin das Stoffbündel aus der Hand, drehte sich mit einer Gewandtheit, die man ihr gar nicht zugetraut hätte, ein paar mal um sich selbst und drückte es dabei fest an sich.

Die Zeigefinger aller Gäste richteten sich auf sie und im Chor wurde gerufen: "Da ist sie."

Und wieder einmal steckte die Frau gehörig in der Patsche. Zum Glück für sie stellte sich Sazuki sofort in den Weg, als die aufgebrachte Menge auf sie zustürmen wollte. Er zog sein Schwert und sagte in ruhigem Ton: "Wer sie in die Finger bekommen will, muss erst an mir vorbei." Und mit einem selbstsicheren Lächeln fügte er ironisch hinzu: "Sorry'".

Doch bevor noch irgendetwas geschehen konnte, war die Gesuchte zu dem Haken, an dem der Schlüssel für die Hintertür hing, geschnellt, hatte ihn sich geschnappt, die Hintertür aufgeschlossen und war mit samt den Gänsekeulen hinaus verschwunden.

Wütend blickte Sazuki die Menschenmenge an. "Na klasse! Jetzt habt ihr sie verscheucht." Und mit einem unverständlichen Kopfschütteln steckte er sein Schwert wieder weg und rannte durch die Hintertür hinaus der flüchtenden Frau hinterher.

Das alles war für die aufgebrachten Menschen, die noch immer an der Vordertür standen, viel zu schnell gegangen, doch als sie endlich begriffen hatten, was geschehen war, stürmten sie ebenfalls durch die Hintertür hinaus und verfolgten weiter die Frau.

Seufzend erhob sich Sazukis vermeintliche Entführerin von ihrem Stuhl, sammelte in aller Ruhe ein paar Silbertaler für das Essen und die Zimmermietung aus einem Beutelchen und legte sie auf den Tisch. Dann schnappte sie sich ihre Sachen und stürmte ebenfalls voller Hast durch die Hintertür hinaus und man hörte sie nur noch rufen: "Wartet auf miiiiiiich!!!!"

Zurück blieben die verdutzten Gäste und der Wirt mit seiner Frau. Sie alle starrten unverwandt die offen stehende Hintertür an.

"Nicht zu fassen", murmelte der Wirt "mit dieser Hintertür hätte ich ein Vermögen machen können." Und kopfschüttelnd wandte er sich wieder seiner Arbeit zu.
 

Was wird im nächsten Kapitel passieren? Wer war die junge Schönheit? Warum wurde sie von einer wütenden Menschenmasse verfolgt? Und was hat Sazukis Entführerin nun mit ihm angestellt? Wer ist sie überhaupt? Und was will sie von ihm? Richtet der Wirt vielleicht bald eine Kasse an der Hintertür ein? - Die Antworten auf diese Fragen werdet ihr im nächsten Kapitel erfahren!

Neue Verbündete und seltsame Bettbekanntschaften

Die wilde Verfolgungsjagd führte unseren Helden kreuz und quer durch die Stadt. Er musste über Mauern springen, sich durch enge Gassen quetschen und auf schmalen Dachrinnen entlang balancieren. Letztendlich war die Flüchtende aber doch zu schnell für ihn gewesen. So legte Sazuki eine kleine Verschnaufpause ein. Gerade hatte er sich, vorn übergebeugt und die Arme auf die Knie gestützt, gegen eine Wand gelehnt, da stürmte seine vermeintliche Entführerin um die Ecke und rempelte ihn um. Ineinander verkeilt lagen sie nun am Boden. Hastig entknoteten sie sich und als jeder schließlich wieder auf seinen eigenen Beinen stand, war Sazuki der erste, der das Wort ergriff.

"Reicht es dir nicht, mich zu entführen, zu foltern und sonst was mit mir anzustellen? Was willst du denn noch von mir?"

Irritiert schaute die Frau ihn an. Dann schüttelte sie lediglich den Kopf und ignorierte seine Behauptung.

"Was ich von dir will?", fragte sie. "Geld natürlich."

"Ach so ist das!", rief Sazuki entsetzt aus, der wieder einmal in Windeseile die Situation erfasst hatte. "Arme, hilflose Menschen ausrauben also auch noch! Ich will überhaupt nicht wissen, wie viele Unschuldige du schon auf dem Gewissen hast."

Die Frau schaute ihn abermals ungläubig an. Der Kerl verstand absolut nichts!

"Ich will das Geld, das du mir schuldest. Schließlich habe ich ein Zimmer gemietet, in dem du dich ausruhen konntest und ich habe uns die warme Mahlzeit vorhin gekauft. Und das Geld will ich jetzt zurück. Basta." Und mit diesen Worten hielt sie ihm ihre offene Hand hin. "Wird's bald?", keifte sie entnervt. Sie schien nicht nur ein unsagbares Plappermaul zu sein, sondern auch noch recht geizig und zickig.

Murrend zog Sazuki ein paar Münzen aus einem Beutelchen und genauso maulend überreichte er ihr diese.

"So, das mit den Finanzen wäre also geregelt.", meinte sie, nun wieder nett und freundlich. "Also zum nächsten Punkt: DU HAST SIE ENTKOMMEN LASSEN!"

Verdattert stand Sazuki da und starrte abermals die Frau an. Sie überraschte ihn immer wieder. Und ständig so unerwartet!

Wimmernd versuchte er, zu einer Erklärung anzusetzen, doch sie lies ihn erst gar nicht zu Wort kommen.

"MeinGotthastdunichtgesehenwievielGelddiehatteIchglaubesnichtdiemussstinkreich-

gewesenseinDagegenwardaswasdiesereineKerlfürsiegebotenhatdochnurSpielgeld!" Langsam löste sich der Wasserfall wieder auf, da ihr nach und nach die Puste ausgegangen war. Anscheinend war sie wirklich sehr aufgebracht darüber.

"Hättest ja selber schneller rennen können, blödes Weib.", kam als Antwort und die Antwort darauf war eine saftige Ohrfeige, die Sazuki sogar frei Haus geliefert bekam. Und obendrauf gab's gratis einen roten Handabdruck.

Sazuki war nun kurz vorm Ausbruch, doch bevor er auch nur Anstalten machen konnte, der Frau in irgendeiner Weise gefährlich nahe zu kommen machte diese schon weiter im Programm.

"Und was jetzt? Ich will nicht umsonst die halbe Stadt durchlaufen haben und am Ende leer ausgehen."

"Tja, da wirst du dich aber mit begnügen müssen.", belehrte Sazuki sie. "Es sei denn, wir durchsuchen die ganze Stadt, wenn es sein muss bis spät in die Nacht, schauen in den dreckigsten Spelunken nach und lassen keinen einzigen Fleck unkontrolliert."

Gesagt, getan - zu Sazukis Leidwesen. "Wer reich sein will, muss leiden.", hatte sie gesagt. Sazuki war sich nicht ganz sich, aber er glaubte, das Sprichwort hatte eigentlich etwas mit Schönheit zu tun. Doch er folgte trotzdem seinem unbewussten Motto: "Lass andere für dich denken!" Und so befanden sie sich schon wieder auf der Suche. Und wie sie suchten! Sie suchten und suchten und suchten... und fanden!

Sie griffen die geflüchtete Frau auf dem Vorgarten eines Grundstückes auf, wo sie sich heimlich unterzubringen versucht hatte. Heimlich, still und leise - mit Zelt, Lagerfeuer, Fackeln, einem selbst geschnitzten Windspiel am Baum und einem improvisierten Waschsalon am Gartenteich. Doch (trotz) dank Sazukis Sehschärfe hatten sie die Frau schließlich doch noch gefunden.

Diese war komplett verblüfft, dass man ihr bis hier her gefolgt war. Sofort warf sie sich auf den Boden in Deckung. Doch alle Tarnung nützte nichts mehr, da sie es ja mit Sazuki zu tun hatte.

Jedenfalls lag sie jetzt wimmernd auf dem Boden und rief den beiden ängstlich zu: "Bitte glaubt mir, ich habe noch nie etwas Schlechtes getan! Ich habe nie falsche Vorhersagen getroffen, nie jemanden um sein Geld betrogen und habe als Kind immer ganz brav meine Suppe aufgegessen. Bitte verschont mich!"

Genervt hörte sich die Entführerin das Gejammer an. Sazuki hingegen wirkte nachdenklich.

Als die am Boden liegende geendet hatte, erklärte nun die andere Frau (für Sazuki wurde es jetzt wirklich verwirrend: welche Frau war welche? Das mit den Namen musste unbedingt bald geklärt werden...), dass kein Grund zur Sorge bestünde, da ihr keine Gefahr von den Beiden drohe. Erleichtert erhob sich die ehemals am Boden liegende und jetzt stehende Frau. "Dann ist ja gut.", meinte sie beruhigt.

"Bevor ich's vergesse und du wieder wegrennst", beeilte sich Sazuki schnell, "willst du dich nicht mir anschließen? Solltest du wieder einmal Ärger haben... nun ja, ich stehe dir jeder Zeit zur Verfügung."

Und er lächelte sie mit einem klassischen Schlafzimmerblick an.

"Jetzt reicht es mir aber!" empörte sich die andere Frau. "Ich reise ebenfalls mit dir, aber mir hast du nie ein Angebot gemacht." Beleidigt drehte sie sich weg und verschränkte ihre Arme.

Kurz überlegt Sazuki, wann sie ihn gefragt hatte, ob sie mitkommen darf, jedoch fiel ihm ein, dass er somit gleich zwei Wegbegleiterinnen hatte! Besser ging es doch gar nicht!

"Also, wie sieht es aus? Möchtest du mit mir reisen?", fragte er nochmals, das Gejammer der anderen Frau ignorierend.

Die Gefragte zuckte mit den Schultern. "Warum nicht?"

"Fein!", meinte Sazuki fröhlich. Dann fiel ihm noch etwas ein.

"Eine letzte Frage habe ich aber noch an euch beide." Die zwei Frauen sahen ihn an und Sazuki konnte sein Glück kaum fassen. Innerlich jubelte er, äußerlich fragte er: "Wie sind eure Namen?"

Und so stellte sich seine Entführerin - wobei bereits komplett aus Sazukis Gedächtnis entwichen war, dass sie ihn "entführt" hatte - als Aerie, eine angehörige des Elfenvolkes, vor und die Ex-Geflüchtete als Anjanka.

Zufrieden, dass er auch das erledigt hatte, lief er also mit seinen neuen Begleiterinnen los, um ein Gasthaus zu suchen. Bei dem Nächstbesten kehrten sie ein, gingen jedoch noch nicht schlafen, da Aerie vorher unbedingt wissen wollte, weshalb denn nun genau Anjanka verfolgt wurde.

"Ich kann absolut nichts dafür!", meine Anjanka weinerlich. "Ich bin wie immer meiner Arbeit nachgegangen und habe Vorhersagen getroffen, wie es sich für mich gehört."

"Bist du Wetterfrau?", warf Sazuki ein, wurde jedoch sofort von Aerie mit einem Stoß ihres Ellenbogens in seine Rippen zum Schweigen gebracht.

Anjanka fuhr fort: "Als ich dann nach meiner wohl verdienten Mittagspause - es gab lecker Gänsekeulen aus dem gleichen Wirtshaus, wo ich heute hingeflüchtet bin... äh, wo war ich...?"

"Du wolltest gerade sagen, was nach deiner Mittagspause passierte.", antwortete Aerie leicht genervt.

"Ah ja, natürlich! Mittagspause..." Ihr tropfte sichtlich der Zahn, doch sogleich kam sie wieder zur Besinnung.

"Ich kam also gerade zurück und wollte mich an meinen Stammplatz auf dem Markt setzen, als plötzlich ein wütender Kerl ankam und mir an die Gurgel wollte. Ich teilte ihm höflich mit, dass er dann schlechte Aussichten auf seine Zukunft hätte, da Mörder auf dem Arbeitsmarkt nicht sehr beliebt sind. Doch er meinte in einem ziemlich vulgären Ausdruck", ihr Gesicht verzog sich angewidert, "dass ich mir meine Zukunft sonst wohin stecken könne. Da antwortete ich, dass man Zukunft nicht irgendwohin stecken könne, da es etwas materiell nicht Vorhandenes sei. Das hat ihm, glaube ich, nicht sehr zugesprochen. Und da hat er mich plötzlich geschnappt und wollte sein Geld zurück, welches ich vor zwei Tagen von ihm erhalten hatte. Gegen eine Voraussage versteht sich! Ich wollte es ihm nicht zurückgeben, weil ich es mir ja ehrlich verdient hatte."

"Das hat er jedoch anders gesehen, nicht wahr?", fragte Aerie, die langsam ungeduldig wurde und auf Anjankas Nicken fügte sie hinzu: "Was nannte er denn als Grund dafür? Komm doch bitte endlich zum Punkt!"

Anjanka lies sich davon jedoch nicht beeindrucken und redete ganz entspannt weiter. "Ich sollte ihm bei einer Entscheidung helfen. Er fragte mich, ob er sein ganzes Geld in eine viel versprechend aussehendes Projekt stecken sollte. Er könnte die Automobilindustrie finanziell unterstützen und im Gegenzug würde er bei einer erfolgreichen Entwicklung des Gerätes und dem anschließenden Gewinn aus dem Massenverkauf kräftig abstauben. Doch misslänge die Produktion... na ja, das investierte Geld wäre futsch.", endete sie mit einem schlichten Schulterzucken.

"Und? Was hast du gesehen?", fragte Sazuki neugierig. "Und was ist eine Automobilindustrie?"

"Automobilindustrie...", murmelte Anjanka nachdenklich. "Als ich begann, mich zu konzentrieren, sah ich eine riesige Halle, die voll gestellt waren mit pferdelosen Kutschen. Sie waren ein riesiger Erfolg!"

"Und dann?", fragte Aerie gespannt. "Was hast du dann gesehen?"

"Spagetti."

"Spagetti?", riefen Aerie und Sazuki entsetzt aus. "Oh mein Gott!", fügte Sazuki entgeistert hinzu, doch Aerie fragte: "Was heißen Spagetti?", und zog zweifelnd eine Augenbraue empor.

"Spagetti...", murmelte Anjanka nun wieder träumerisch. "Spagetti zum Abendbrot!"

"Zum Abendbrot?", fragte Aerie weiter nach. "Was soll denn das bedeuten? Geheime Zeichen?"

Fragend sah Anjanka Aerie an. "Wie, was soll 'zum Abendbrot' heißen? Natürlich, dass ich Spagetti zum Abendbrot bekommen würde!"

"Ich glaub es nicht!" Aerie lies kräftig ihre Hand gegen die Stirn klatschen. "Du solltest ihm bei einer wichtigen Entscheidung helfen und siehst Spagetti?" Sie betonte das letzte Wort besonders abfällig.

"Spagetti waren schon immer ein gutes Zeichen!", meinte die Seherin. "Das ist so: Wenn ich schon etwas länger gearbeitet habe, öffnen sich mir sehr viel größere Aussagen über die Zukunft. Ich kann das Abendessen vorher sehen."

"Abendessen vorhersehen.", wiederholte Aerie, an ihrer eigenen Intelligenz zweifelnd.

"Ja, ja!", berichtete Anjanka begeistert weiter, "Einmal ist es mir sogar gelungen, das Mittag des nächsten Tages vorherzusehen. Es sollte saftig gebratenen Schweineschahschlick geben. Ich war so in Vorfreude auf diese Mahlzeit, dass ich bereits etwa eine Stunde vor Mittagszeit in ein Wirtshaus einkehrte."

"Also ich persönlich nenne das eigentlich eher die Planung meiner Mahlzeiten.", meinte Sazuki schlicht.

"Und was hast du dem Mann nun gesagt, das er tun soll?"

"Ich riet ihm, er soll auf jeden Fall in das Projekt investieren. Ich sah, wie zwei Herren, welche anscheinend in direkter Verbindung mit dem Projekt zu stehen schienen, recht populär und vor allem unglaublich reich wurden. "

"Und was war jetzt das Problem an der ganzen Sache?", fragte Aerie genervt.

"Nun, das Projekt schlug fehl, da es nicht richtig durchdacht war. Der richtige Antriebsmotor fehlte."

Jetzt schlugen sich sowohl Aerie als auch Sazuki die Hand an den Kopf. "Autsch!" Die beiden hatten ehrliches Mitleid mit dem Mann und verstanden seinen Zorn nur zu gut, aber dann fiel ihnen wieder ein, welches Reichtum Anjanka mit in die Gruppe brachte und schon hatten sie den armen Wicht vergessen.

Und so redeten die drei noch eine ganze Weile miteinander, bevor sie endlich schlafen gingen. Schließlich hatten alle einen ziemlich harten Tag gehabt, wenn auch aus verschiedenen Gründen.
 

Sazuki erwachte am nächsten Morgen erst sehr spät. Die Sonne war bereits aufgegangen und hing jetzt hoch oben am strahlend blauen Himmel. Es war ein sehr schöner Tag. Voller Energie sprang Sazuki aus seinem Bett, schlüpfte in seine Kleidung und ging hinunter in die Wirtsstube wo seine neuen Begleiterinnen bereits saßen, jede mit einem Spiegelei vor sich, und sich angeregt unterhielten. Sazuki setzte sich zu ihnen und bestellte sich ebenfalls Spiegelei.

"Und was ist mit deiner Familie?", fragte Aerie gerade, worauf Anjanka mit einem Schulterzucken antwortete: "Ich weiß es nicht. Meine ganze Familie besteht aus großen Sehern. Meine Mutter, mein Vater, meine Geschwister, meine Großeltern, meine Urgroßeltern, meine Ururgroßeltern, meine Urururgroßeltern...", diesen Satz führte sie noch um ein paar Worte weiter, bis ihr schließlich die Puste aus ging und sie gezwungen war, abzubrechen. Sie holte kurz Luft und fuhr dann fort: "...sie alle ziehen beziehungsweise zogen durch das Land und machen Weißsagungen. Wenn ich so an sie denke, würde ich sie gerne einmal wieder sehen..."

"Vielleicht treffen wir sie ja auf unserer Reise. So eine große Gruppe von Sehern dürfte bestimmt nich allzu schwer auszumachen sein.", meinte Sazuki. Einen Augenblick lang schaute Anjanka ihn fragend an, dann sagte sie. "Aber nein! Sie alle sind, genau so wie ich allein unterwegs. Dann ist es leichter, wegzurennen."

Und wieder war es an Sazuki und Aerie, ihre Gefährtin ungläubig anzustarren.

"Wegrennen?", wiederholten Beide synchron. "Gehört das etwa zu deinem Alltag?"

"Tja, die Menschen heutzutage wissen es nicht mehr zu schätzen, was Seher alles für sie tun. Wir helfen, wo wir können, aber irgendwo gibt es auch bei uns Grenzen.", Anjanka schüttelte frustriert den Kopf. "Man hat es nicht leicht heutzutage."

"Ah ja...", murmelte Aerie ungläubig. Sazuki hingegen versuchte gerade sich auszumalen, wie es aussehen würde, wenn eine ganze Meute von Anjankas Familienangehörigen durch die Städte ziehen würde. Er kam zu einem beängstigenden Ergebnis und verwarf diesen Gedanken sofort wieder.

Nachdem alle Drei fertig gegessen hatten, war es wieder an der Zeit, die Sachen zu packen und weiter in die nächste Stadt zu reisen.

Gerade, als sie den Markplatz überschritten, fiel ihnen eine große Menschenmenge auf. Neugierig, wie sie nun einmal waren, begaben sie sich ebenfalls dorthin. Es waren etwa fünf Dutzend Menschen dort versammelt, vornehmlich Männer, welche alle gespannt der Rede einer Frau lauschten. Diese hatte sich auf den Rand eines großen Brunnens gestellt und rief wild gestikulierend Sätze, die jedoch höchstens noch in der zweiten Reihe zu verstehen waren. Der Rest begnügte sich damit, sie einfach nur anzustarren. Anstarren. Ein bei Männern sehr verständliches und auch häufiges Phänomen. Verständlich auch bei dieser Frauengestalt dort auf dem Brunnen. Während ihr langes, blondes Haar von einer leichten Brise bewegt wurde, leuchteten ihren Augen wie zwei strahlende Saphire. Klingt bis hierhin sehr romantisch, jedoch der - für Männer - aufregende Teil war ihre Kleidung. Die junge Frau trug einen kurzen Rock, der ihr bis zur Hälfte ihrer Oberschenkel reichte. Er bestand, genau so, wie das sehr kurze Oberteil aus hauchzarten Stoffen. Auch wenn er nicht durchsichtig war, ließ er doch einiges dahinter erahnen. Etwa eine unter den Männern recht beliebte Oberweite. Des Weiteren war sie sehr schlank, aber nicht dürr und hatte ein wunderschönes Gesicht.

Noch während unsere Freunde sie betrachteten brach plötzlich Lauter Jubel unter ihren Zuschauern los. Sie schien geendet zu haben und verbeugte sich graziös, während sie zufrieden in die in die Menge schaute. Da blieb plötzlich ihr Blick an Sazuki kleben. Dieser erwiderte ihn und war wie verzaubert von ihr. Sie sah ihn an. Sie sah ihn an! Es war wie ein Segen für ihn. Dann wandte sie kurz den Blick ab und reichte zwei Zuschauern aus der ersten Reihe ihre Hände. Diese hoben sie vorsichtig von dem Rand herunter. Es war, als schwebte sie zur Erde. Wie eine Göttin. Leichtfüßig kam sie auf Sazuki zu und die Zuschauer bildeten einen Gang, um sie durchzulassen. Plötzlich stand sie vor ihm. Sazuki, immer noch wie hypnotisiert, sah sie an und war wie gelähmt. Was wollte sie von ihm? Warum kam sie gerade auf ihn zu. Warum hatte sie ihn ausgewählt? All diese Fragen schossen ihm durch den Kopf, wobei sie immer denselben Inhalt besaßen: Warum ER?

Währenddessen lächelte sie ihn freundlich an und fragte: "Hast du noch etwas Zeit für mich?"

Im Grunde wusste Sazuki nicht mehr, wie man sprach, doch sein Mund machte sich zu seinem Glück selbstständig. "J-ja, s-sehr gerne.", brachte er heraus. Abrupt drehte sie sich um, tänzelte zurück zu ihrer improvisierten Bühne und sprang dort hinauf. An ihr Publikum gewand rief sie nun: "Tut mir leid, die Show ist jetzt vorbei." Ein einziger Laut der Enttäuschung ging durch die Menge. Bedauernd lächelte sie ihre Zuschauer an. "Und nicht vergessen, was ich euch beigebracht habe!" Eine Welle aus Jubelrufen verbreitete sich erneut unter der Menschenmenge. Als die Rednerin sich dann endgültig von dem Brunnenrand entfernte, löste sich die Menge nach und nach auf, bis alles wieder seinen normalen Gang lief.

Die junge Frau, die das Publikum so sehr verzaubert hatte, war währenddessen wieder zu Sazuki geeilt. Fröhlich hakte sie sich bei ihm ein, worauf hin Sazukis Gesicht die Färbung einer reifen Tomate annahm. Was wollte sie von ihm?

Gemächlich aber bestimmt leitete sie ihn über den Marktplatz, die Straßen entlang, bis sie plötzlich an einem Gasthaus ankamen und dort eintraten. Innen herrschte reges Treiben. Man könnte fast sagen, die Wirtsstube war überfüllt. Die fremde Frau leitete Sazuki zielsicher durch die Menge, eine schmale Treppe hinauf vor eine klobige Holztür. Dort blieb sie stehen und zog einen Schlüssel hervor. "Ich dachte mir, wir gehen in meine Privatgemächer.", sagte sie mit ihrer wohlklingenden Stimme und blickte Sazuki lächelnd an. "Da sind wir ungestört."

Der Angesprochene wurde jetzt immer nervöser. Was hatte sie mit ihm vor?

Sie schloss auf, trat ein und zog Sazuki hinter sich her. Drinnen verriegelte sie die Tür wieder und legte den Schlüssel auf eine kleine Kommode. Dann drehte sie sich zu Sazuki und zog lächelnd eine Augenbraue empor. "Dann wollen wir mal."

Mit einem Mal warf sie sich an Sazuki, entriss ihm seine Schwertscheide und warf sie samt Inhalt weg. Dann fiel sie zusammen mit ihm auf ein großes Bett, welches direkt hinter Sazuki stand. Mit flinken Fingern entledigte sie ihn seiner Rüstung und warf diese einfach achtlos bei Seite.

"W-was machen sie da?", fragte Sazuki, der die Situation nicht ganz erfassen konnte.

"Das weißt du doch genau. Du willst es doch auch.", erhielt er als Antwort, ohne dass sie von ihrer 'Arbeit' aufschaute.

Eins, zwei, drei - schwups! war Sazuki nun auch sein Unterhemd los, welches im hohen Bogen der Lederrüstung folgte. Wild fuchtelnd versuchte Sazuki, die Fremde von sich runter zu bekommen, doch seine Muskeln schienen weicher als Pudding zu sein. Zappelnd versuchte er, sich zu erheben, was die Frau anscheinend missverstand.

"Du Tiger!", rief sie ihm zu und wollte sich gerade an seine Hose machen, als plötzlich jemand laut an die abgeschlossene Tür hämmerte und eine Stimme dazu rief: "Sazuki? Sazuki, bist du da drin?" Soweit der Angesprochene es beurteilen konnte, war das Aerie dort draußen. Das war seine Rettung! Er wollte antworten, ihr irgendetwas zurufen, doch seine Stimme versagte.

Die fremde Frau, die auf ihm saß, drehte sich verwundert zu der Tür.

"Wer ist Sazuki?", fragte sie an die Person hinter der Tür gerichtet.

Als Antwort kam: "So ein treudoofer Kerl mit langen blonden Haaren, einer Lederrüstung und einem riesigen, fetten Schwert."

Die Frau sah Sazuki forschend an, welcher immer noch keinen Ton heraus brachte, blickte dann auf seine Kleidung am Boden und auf sein Schwert.

"Ich glaub, ich hab hier seinen Zwillingsbruder." Kurz war aufgeregtes Flüstern hinter der Tür zu vernehmen, dann meldete sich eine zweite Stimme. "Hätten sie vielleicht die Güte uns hinein zu lassen?"

Die Frau überlegte kurz, blickte zur Tür, blickte zu Sazuki und dann wieder zu Tür. "Nein!"

Damit war die Sache für sie erledigt und sie widmete sich wieder ihrem 'Bettgefährten'.

Für Aerie hatte es sich aber noch lange nicht erledigt. Wild hämmerte sie weiter gegen die Tür. "Aufmachen! Sofort! Wird's bald?", keifte sie, doch es kam keine Antwort. Jetzt war es endgültig aus. Aerie war nun nicht mehr zu stoppen und mit einem lauten Krachen trat sie die Tür auf - und blickte voller Entsetzen auf Sazuki, welcher nur noch in Unterhose auf dem Bett lag und auf die junge Rednerin vom Marktplatz, die ihn frecher Weise einfach mitgeschleift hatte. Dass diese noch leichter bekleidet als zuvor auf Sazuki drauf saß, minderte Aeries Zorn nicht im Geringsten. Sie war der Maßen auf der Palme, dass sie kein Wort hervor brachte. Hinter ihr kam Anjanka nun in den Raum und blickte fragend zu den beiden auf dem Bett. "Stören wir?"

Fassungslos starrte die Fremde die beiden Eindringlinge an. Dann hellte sich ihre Mine auf und sie sagte: "Nein, überhaupt nicht. Ihr könnt gerne mitmachen."

"Echt?", fragte Anjanka mit großen Augen. Dann stockte sie. "Aber wobei denn...?"

Sazuki, der plötzlich wieder Herr seiner Stimme war, warf jedoch dazwischen: "Bitte nicht. Ich bin allein schon mit einer vollkommen überfordert."

"Das könnte dir so passen, du vermaledeiter Egoist?", schrie Aerie Sazuki an. Dieser versuchte nun wieder wild mit den Armen rudernd, Erklärungen hervor zu stottern, doch es kam nichts Sinnvolles dabei heraus.

"Dachtest du etwa, du könntest sie ganz für dich alleine haben, was?"

Irgendetwas war da ganz gewaltig falsch. Aber jetzt die große Preisfrage: WAS?

Anjanka trat näher an Aerie heran und besah sie sich. "Ich hatte eigentlich angenommen, du wärst eine Frau.", meinte sie schlicht.

Aerie kochte nun vor Wut. "NATÜRLICH BIN ICH EINE FRAU!"

"Ja, aber...", stammelte Anjanka, von der Stimmegewalt halb taub.

"Ich bin ein Mann, gefangen im Körper einer Frau!"

"Wie, du bist lesb-"

"NATÜRLICH NICHT!" Schrie Aerie - das letzte Mal, bevor sie sich zur Ruhe zwang und genervt ihre Schläfen rieb. "Die Aerie, die ihr bisher kennen gelernt habt, ist, wie soll ich sagen... Aerie und die Besitzerin dieses Körpers. Und ich bin sozusagen darin gefangen." Er trat einen Schritt vor und verbeugte sich. "Mein Name ist Ares Stophlonicus Icaranius Perelewenius Rudolpho Graf von Mooshammer. Meines Zeichens Magier."

"Ein Mann als Untermieter?", fragte Anjanka verblüfft. "Aber wie bist du denn da rein gekommen? Und wer ist denn auf diesen bescheuerten Namen gekommen?"

"Stört dich was daran?"

"Nö nö!"

"Dann verkneif dir solche dummen Bemerkungen!"

"Ich nenn dich Ares."

"Das ist unter meiner Würde!", empörte sich Aeries Untermieter. "Bitteschön 'Ehrwürdiger Magier Ares Stophlonicus Icarani-'"

"Das merke ich mir sowieso nie! Und das klingt auch blöd. Ich nenn dich Ares.", unterbrach Anjanka ihn. "Basta!"

Ares schüttelte resignierend den Kopf. "Wenn es denn sein muss..."

"Also gut, Ares. Wie bist du dort hinein gekommen?"

Diese Frage schien ihm unangenehm zu sein und so antwortete Aeries männliche Hälfte: "Unglückliche Umstände, die euch allerdings nichts angehen."

"Ah ja..." Anjanka verzichtete darauf, weiter nachzustochern. Seine Entscheidung schien vorerst endgültig. So wandte sie sich wieder der fremden Frau und Sazuki zu. Beide hatten für eine Weile komplett ihre bisherige Beschäftigung vergessen (wobei Sazuki das bestimmt ganz recht war) und gespannt dem Dialog gelauscht.

"Ach so ist das!", rief Sazuki aus und schlug sich an den Kopf. Der Fremden, die immer noch auf ihm saß, schien es jedoch egal zu sein, denn sie wollte sich bereits wieder dem jungen Mann unter ihr zuwenden. Das missfiel jedoch Aeries männlichem WG-Mitglied und so sprang dieser dazwischen (natürlich nicht wortwörtlich) und zerrte Sazuki unter der Frau weg. Diese schaute enttäuscht drein. "Menno!"

Fluchend warf Ares dem Schwertkämpfer in Unterhose seine Klamotten zu.

"Die Show ist vorbei. Du hast genug Spaß gehabt, jetzt reicht es."

Schon wieder versuchte Sazuki, während er sich anzog, Entschuldigungen hervorzubringen, doch einmal mehr schnitt ihm die menschlich gewordene Tollwut das Wort ab.

"Solltest du noch irgendetwas zu deiner Verteidigung zu sagen haben, dann behalte es für dich. Es interessiert mich nicht." Und mit diesen Worten verschwand Ares mitsamt Aeries Körper aus dem Zimmer.

"Auweia... war der etwa sauer?" Die Fremde war die Erste, die das Wort wieder fand.

"Ein wenig... vielleicht?"
 

Was wird in dem nächsten Kapitel passieren? Warum taucht jetzt schon wieder eine fremde Frau bei Sazuki auf? Wer ist sie? Was will sie von ihm? Wird Sazuki auch nicht vergessen, sie nach ihrem Namen zu fragen? Und werden unsere Helden es schaffen, Aeries männliche Hälfte wieder zu beruhigen? Werden die Kapitel irgendwie immer länger? Das alles erfahrt ihr das nächste Mal!

Der Lichtgeister-Notrufdienst

(Achtung: Ungebetate Version! Rechtschreibfehler bitte per ENS, wenn es nicht zu viele Umstände macht. ^^ Herzlichen Dank und viel Spaß beim Lesen!)
 

Kapitel IV - Der Lichtgeister-Notrufdienst
 

Schweigend stopfte sich Aerie eine weitere Kartoffel in den Mund. Die anderen der Gruppe warfen ihr dabei unauffällig Blicke zu, als wollten sie versuchen zu erkennen, was sie dachte.

Nachdem Aeries männliche Hälfte ihren Körper wutentbrand aus dem Raum und hinunter in die Wirtsstube gesteuert hatte, waren Anjanka und Sazuki ihr hinterhergelaufen. Dort hatten sie diese gerade noch an der Eingangstür abfangen können. So freundlich wie möglich hatte Sazuki versucht, sich zu entschuldigen - wusste er auch noch immer nicht genau, wofür - und sie an einen freien Tisch geleitet. Dort durfte sie sich ein Gericht auf seine Kosten auswählen. Und nun saßen sie alle da und warteten. Warteten auf irgendeine Reaktion von Aerie.

Die fremde Frau, die Sazuki so gastfreundlich in ihren Raum eingeladen hatte, war ebenfalls gekommen und hatte auf Anjankas Angebot hin bei ihnen Patz genommen. Schweigen. Unerträgliches Schweigen. Schließlich hielt Sazuki es nicht mehr aus und so fragte er vorsichtig: "Aerie..."

Diese strafte ihn sofort mit einem eindeutig warnenden Blick und so ließ Sazuki seinen Kontaktaufnahmeversuch wieder fallen. Anjanka hingegen versuchte es nun an seiner Stelle: "Hör mal, Aerie... wenn du ein Problem hast, dann kannst du uns das jeder Zeit mitteilen. Wir gehören doch alle zusammen, wir sind ein Team."

Aerie schien das jedoch ganz anders zu sehen, vor allem gegenüber Sazuki schien sie nicht solche Zutraulichkeit zu hegen. Doch Anjanka gab nicht so schnell auf.

"Auch, wenn es manch einem vielleicht seltsam vorkommt, dass du einen männlichen Mitbewohner in deinem Körper hast, kannst du es doch vielleicht positiv sehen: Du bist nie einsam, hast immer einen Gesprächspartner und... und..."

"Du kannst Miete verlangen!" Das war ein weiterer kläglicher Versuch von Sazukis Seite, der mit einer knackigen Kopfnuss durch Aerie belohnt wurde.

"Ich denke", meinte Anjanka, "es bringt sehr viele Vorteile mit sich."

Aeries Blick sprach nun Bände, vor allem enthielt er aber die Botschaft, dass sie etliche Nachteile aus dem ff aufzählen könnte. Sie lies es bleiben, wahrscheinlich aus einfachem Zeitmangel. Deshalb blieb sie bei einem simplen "Pah!" und wendete sich wieder ihren Kartoffeln zu. Resignierend lies sich Anjanka zurück gegen ihre Stuhllehne fallen. Es brachte jetzt wohl nichts, zu versuchen, sich wieder mit Aerie zu versöhnen. Vielleicht später. Dann fiel ihr wieder ein, warum sie alle erst in diesen Schlamassel geraten sind. Wollten sie nicht eigentlich heute Morgen die Stadt verlassen? Sie sprach ihren Gedanken aus, worauf hin Sazuki mit einem schlichten Schulterzucken meinte: "Was soll's? Dann übernachten wir eben auf dem Weg dorthin."

"Wie bitte?", erschrak Anjanka, "D-da draußen gibt es Wölfe, Spinnen und Räuber die einem das Essen klauen! Wäre es nicht besser, wenn wir hier übernachten würden und bis zum nächsten Tag warten?"

Sazuki zog eine Augenbraue empor. "Ach wirklich? Nun, bisher ist mir noch niemand zu gefährlich gewesen, als dass ich ihn nicht mit meinem Schwert erledigen konnte." Stolz klopfte er auf seine Waffe, welche er gegen seinen Stuhl gelehnt hatte.

Da legten Aerie ihr Besteck weg - einen Tick zu Laut, als dass es nicht von Bedeutung sein könnte - und sah Sazuki abschätzend an. "Typisch Männer! Ihr glaubt, alles einfach so niedermetzeln zu können. Dabei gibt es auch andere, viel gefährlichere Sachen, gegen die ihr absolut keine Chance habt."

"Ach", meinte Sazuki und lehnte sich herausfordernd auf den Tisch, "Und was, bitte schön sollte das sein?"

"Wärest du nicht Sazuki, würde ich jetzt von dir fordern, dass du mal selbst nachdenken sollst. Um dich jedoch nicht zu überfordern, und nur deshalb, sag ich es dir: Die größte Schwäche von Männern ist immer noch ihre bessere Gegenhälfte." Da Sazuki sie trotz der Erklärung fragend ansah, schüttelte sie verzweifelt den Kopf, und sagte dann: "Meine Güte, ist denn das so schwer? IhrKerlekriegthalteinfachnixmehrgebackenwennihr Frauenwiederdabegegnet!" Und zeigte anklagend auf die Fremde Frau - Sazukis freundliche Gastgeberin, wie dieser sich erinnerte.

"Ach das meinst du! Aber ich bitte dich!", Sazuki schüttelte lachend den Kopf. "Von so was lass ich mich doch nicht umhauen!" Und ein hysterisches Lachen befiel ihn. Auf die argwöhnischen Blicke der Besucher, vor allem aber die seiner Begleiterinnen hin verging es ihm ganz schnell wieder, denn plötzlich erinnerte er sich wieder, dass er ihnen gerade vor einer halben Stunde so heldenhaft das Gegenteil präsentiert hatte. Kleinlaut plumpste er wieder auf seinen Stuhl zurück und versank in eine Art Schmoll-Grummel-Eingeschnappt-Sein-Zustand.

Verständnislos betrachtete Aerie ihn dabei. "Schwachkopf", meinte sie kopfschüttelnd und wandte sich wieder dem Problem der Gruppe zu. "Wisst ihr denn, wie lange wir etwa bis zur nächsten Stadt brauchen? Vielleicht schaffen wir es ja doch noch, vor Einbruch der Dunkelheit dort anzukommen." Man sah Aerie an, dass sie nicht gerade scharf darauf war, hier zu bleiben. Ihr Blick huschte immer wieder vorwurfsvoll zu der Fremden hinüber, denn - soviel stand fest - wenn sie einen weiteren Tag in dieser Stadt verweilen, dann garantiert hier in diesem Wirtshaus. Bei der da. Das konnte sie auf keinen Fall zulassen!

Anjanka hatte währenddessen eine Karte herausgekramt und studierte sie nun - vor ihr Gesicht gehalten - eingehend. Dabei murmelte sie: "Mh, wenn wir hier lang gehen würden, dann da abbiegen... öhm... da rüber und durch das große Ding unten durch... äh..."

Aerie versuchte, über den Rand der Karte zu luken, doch bevor es ihr gelingen konnte, hatte Anjanka diese schwungvoll auf den Tisch geknallt und strahlte alle drei an. "Ich habe eine Möglichkeit gefunden, wie wir noch Stunden, bevor die Sonne überhaupt den Horizont erreicht hat, zum nächsten Ort gelangen können."

Erfreut stand Aerie von ihrem Platz auf. "Na großartig! Dann kann es ja auch gleich losgehen. Sie schnappt sich ihren Rucksack, ihren Stab und den guten Elfenbogen und wollte schon Richtung Ausgang stapfen, als eine wohlklingende Stimme sie davon abhielt.

"Verzeiht, aber ich wollte morgen früh ebenfalls in diese Stadt wandern. Nur hab ich leider noch keine Gruppe gefunden, bei der ich mitreisen durfte. Könnte ich vielleicht-"

"Aber selbstverständlich! Immerzu! Gar keine Frage!", fiel Sazuki ihr ins Wort. Sein Mund war mal wieder schneller als sein Verstand - sofern überhaupt vorhanden. Die Lüge war so eindeutig wie noch keine: Welche Gruppe, die nicht mindestens einen Mann beinhaltet, würde es ablehnen mit dieser Frau zu reisen. Der Grund, warum sie mit ihnen mitreisen wollte, war dürfte ebenfalls sonnenklar sein.

Aerie wagte gar nicht, sich wieder umzudrehen. Der Schock stand ihr wie eine Leuchtreklame im Gesicht geschrieben, Schweißtropfen traten auf ihre Stirn. Jetzt hieß es handeln! Handeln - aber wie?

Da hörte sie Anjanka jubeln: "Na supi! Das wird bestimmt lustig! Immer her mit Neuzugang!"

Aeries Auge zuckte. 'Lustig' ist, wenn Sazuki im rosa Ballerinaröckchen zusammen mit Nelio und Simon den Sterbenden Schwan machen würde oder alles andere, doch nicht DAS!

Als Aerie gerade kurz vor einem Ohnmachtsanfall war, stand plötzlich Sazuki neben ihr, hatte seine Hand auf ihre Schulter gelegt und sah ihr fest in die Augen. Sein Blick hatte etwas Bettelndes an sich. Er wirkte in etwa wie der eines Kindes, das nicht das bekommt, was es will und nun zu dem letzten und zu gleich härtesten Mittel greift: Dackelaugen! Einen kurzen Augenblick kribbelte seine Hand auf ihrer Schulter, doch dann schlug sie grob seinen Arm von ihr weg und sie lief zur Tür hinaus. Die anderen hörten von ihr nur noch ein keifendes: "Macht, was ihr wollt!" Und wieder einmal blieben sie verdutzt zurück. Die Fremde und Sazuki blickten zweifelnd auf die Ausgangstür, hinter der Aerie verschwunden war. Anjanka aber meinte erfreut: "Ich glaub, sie mag dich auch schon!" Dann jubelte sie wieder erfreut, schnappte sich ihre Sachen und rannte, ständig über ihr viel zu langes Priestergewand stolpernd, ebenfalls hinaus.

"Oh...", meinte Sazuki und blickte die Fremde, die neben ihm stand an. Diese erwiderte den Blick und lächelte dabei freundlich und scheinbar überglücklich. Das wischte auch die letzten Zweifel aus Sazukis Gedanken fort und so machten die zwei sich nun auch auf den Weg, ihren Gefährten hinter her.
 

Eine ganze Weile stapften unsere Helden nun schon durch das Untergehölz eines riesigen Waldes. Entgegen jeder Behauptung von Anjankas Seite war es bereits Nacht geworden und von der nächstgelegenen Stadt war weit und breit keine Spur. So langsam aber sicher waren auch die letzten Nerven am Reißen und so fragte Aerie Anjanka bereits zum siebenten Mal bissig, ob sie auch genau weiß, wo sie alle waren. Diese antwortete mit einer wenig überzeugenden Stimme, dass sie alles unter Kontrolle habe. Dann vergrub sie ihr Gesicht wieder in die Karte, auf der sie mit Sicherheit seit länger als drei Stunden in der Dunkelheit nichts mehr erkennen konnte. Dabei half es auch garantiert nichts, die Nase fast durch das Papier zu bohren, um die Augen auch nah genug heran zu bringen. Außerdem wurde dadurch ihre Sicht auf den vorangehenden Weg so stark eingeschränkt, dass sie bereits mehrmals der Grund für einen durch Massenstolperung hervorgerufenen "Menschenhaufen" gewesen war.

Doch alles betteln und beten ihrer Gefährten brachte sie nicht dazu, ihnen die Karte zu überlassen. Selbst die Fremde Frau, welche sich während ihrer Wanderung durch den Wald als Fumi vorgestellt hatte, konnte Anjanka nicht dazu bewegen, die Karte preiszugeben, obwohl Anjanka sie anscheinend sehr gut leiden konnte.

Plötzlich stupste Sazuki Aerie von der Seite an. "Psst!", machte er indem er seinen Zeigefinger auf seinen Mund legte und deutete dann durch diverse Handbewegungen seinen Plan an. Aerie zog eine zweifelnde Grimasse, Fumi, welche auf der anderen Seite von Sazuki lief und alles mitbekommen hatte, nickte jedoch begeistert. "Na dann los!"

Unschuldig pfeifend nährte sich Sazuki der nichts ahnenden Anjanka von hinten und fiel ihr in einem der zahlreichen Augenblicke, in denen sie unaufmerksam schien, in den Rücken, während Aerie und Fumi sich ihre Arme geschnappt hatten und nun versuchten, ihr die Karte zu entreißen. Anjanka, welche vollkommen überrascht war, quiekte auf und schrie panisch: "Hilfe! Überfall!" Vollkommen verängstigt lies sie sich einfach auf den Boden fallen, wie sie es damals, als Sazuki und Aerie sie nach langer Suche gefunden hatten, getan hatte und zappelte wie ein Fisch auf dem Trockenen. Damit erleichterte sie ihren Gefährten jedoch nur die Arbeit, denn jetzt brauchten Fumi und Aerie sie nur noch auf den Boden gedrückt halten und Sazuki konnte ihr ganz entspannt die Karte entreißen. Triumphierend hielt er sie in die Höhe und somit konnten auch die zwei Frauen endlich von Anjanka ablassen. Hastig stürmten sie auf Sazuki und die Karte zu und ließen Anjanka einfach dort liegen.

"Mh...", murmelte Sazuki. Ihm wurde jetzt diese sinnlose Aktion klar. Was sollten sie mit der Karte anfangen, wenn sie kein Licht hatten?

"Verdammt!", fluchte er, "Jetzt müssen wir doch warten, bis die Sonne wieder aufgeht." Entmutigt lies er sich auf die Erde sinken. Fumi tat es ihm gleich. Doch Aerie rief: "Ich hab's!" Und mit diesen Worten schnipste sie einmal laut und aus ihren Fingerspitzen floss mit einem Mal ein angenehm warmes, orange-gelbes Licht und sammelte sich in der Mitte der Handfläche. Immer mehr schwoll der Lichtball an, bis er schließlich von der Größe her einer Tomate glich.

Erstaunt sahen Sazuki und Fumi der Elfe dabei zu. Fasziniert erhob der Schwertkämpfer sich wieder, trat näher an Aerie heran und kam mit seinem Gesicht ganz nah an den Lichtball heran. "Was ist das?"

Da war ein leises Plopp! zu hören und das Gebilde aus Licht zerplatzte wie eine Seifenblase. Der Lichtschein hörte jedoch nicht auf, denn als Ersatz für das Bällchen schwebte da nun eine... nun ja, Sazuki war sich nicht hundertprozentig sicher, was es darstellen sollte.

Fumi war nun ebenfalls aufgestanden und hatte sich zu den Zweien gesellt. Verwundert verzog sie das Gesicht. "Was soll das denn darstellen?"

Aerie sah ebenfalls ein wenig erstaunt aus, doch bevor sie eine Erklärung abgeben konnte, fragte das, was dort über ihrer Handfläche schwebte, aufgebracht: "Wer zum Henker stört mich schon wieder?"

Da saß eine recht korpulente - nein, das war einfach zu milde ausgedrückt. Also noch einmal: Da saß eine extrem fette, ältere Frau in einem Schaukelstuhl aus Holz. Sie hatte ergrautes Haar, welches jetzt durch unzählige Lockenwickler gespickt war und trug ein absolut geschmackloses Kleid in knallpink mit gelben und hellblauen Blümchen. Während sie sachte vor und zurück wippte, strickte sie eifrig ein Kleidungsstück, eventuell eine Jacke oder etwas Ähnliches, ebenfalls in diesem unausstehlichen pink. Vorwurfsvoll blickte sie Aerie an und schien dabei leicht rot anzulaufen. "Was willst du?"

"Ähm", stammelte Aerie, "Ist Plumps heute nicht da?"

"Der hat heute keinen Dienst. Ich besitze heut das Vergnügen." Die Frau zog eine angewiderte Grimasse und rollte genervte mit den Augen.

"Was bist du denn für eine?", fragte Fumi und stupste gegen den Schaukelstuhl, sodass er heftig zu schwanken begann und die Frau vor und zurück geschleudert wurde. Zum Glück schien sie darin festzustecken, sodass man sich nicht sorgen brauchte, sie könnte vielleicht heraus fallen. "Pass doch auf, du elendige Mistkröte!", keifte sie aufgebracht. "Etwas mehr Respekt, wenn ich bitten darf. Sonst verwandle ich dich in ein hässliches Warzenschwein.", drohte sie.

"Oh, Verzeihung.", entschuldigte sich Fumi eilig und entschied, vorerst den Mund zu halten.

Vollkommen entnervt rieb sich die Schaukelstuhlfrau die Schläfen. "Zum letzten Mal: Was willst du?", fragte sie an Aerie gewandt. "Ich habe noch wichtigeres zu tun, als mich hier an euch aufzuhalten."

"Nun", beeilte sich Aerie, "wir haben uns in diesem Wald hier hoffnungslos verlaufen und wissen nicht wo wir sind. Hätten sie vielleicht die Güte, uns eine kleine Lichtquelle zugeben und uns auf dieser Karte hier zu zeigen, wo wir uns befinden?"

Abschätzend rieb sich die dicke Frau das Kinn. "Wenn es denn sein muss und ich nun schon mal hier bin..." Daraufhin klatschte sie einmal in die Hände und es erschien plötzlich ein längliches, leuchtendes Etwas aus dem Nichts, drehte mehrere Spiralen um Aeries freien linken Arm, blieb dann, um ihr Handgelenk gewickelt, ruhen und beobachtete das Geschehen aufmerksam.

Die kleine Dicke klatschte ein zweites Mal und von irgendwoher kam eine kleine Nadel geflogen, sirrte an Sazukis Ohr vorbei und blieb auf der Karte stecken.

"Das beides kostet 11 Silbertaler, 99 Kupferstücke, zuzüglich Mehrwertsteuer, Anfahrtskosten, Grundbetrag und Dienstleistungssteuer. Das macht dann 28 Silbertaler und 70 Kupferstücke. Fumi und Sazuki traten die Augen hervor. "Wie viel?"

Doch die Frau beachtete sie gar nicht und wartete nur ungeduldig, bis Aerie endlich das geforderte Geld hervor gekramt hatte. Niedergeschlagen hielt sie es ihr hin. Da zog die Dicke aus einer Tasche ihres Kleides einen rosa Zauberstab hervor und schwebte in ihrem Schaukelstuhl auf das Geld zu. Einmal tippte sie mit dem Stab dagegen und das Geld schrumpfte auf die Größe von groben Sandkörnern zusammen. Diese sackte die Frau hastig ein und mit einem weiteren Schwung ihres Stabes war sie verschwunden.

"So ein geiziges Mistweib!", fluchte Sazuki. Da erschien mit einem leisen Flopp! ein großer Eiseneimer über ihm und entlud literweise Wasser auf den verdutzten Schwertkämpfer. Triefend nass stand er nun da. Aerie und Fumi konnten sich ein Lachen kaum verkneifen. Kurz darauf gackerten die beiden los. "Ich find das gar nicht witzig!", meinte Sazuki entrüstet. Es schien ihm ziemlich peinlich zu sein, so bloßgestellt worden zu sein.

Nachdem die beiden Frauen ihren Lachanfall überwunden hatten und Aerie für Sazuki eine warme Decke aus ihrem Rucksack hervor geholt hatte, verflog auch langsam Sazukis Ärger und gelassen setzte er sich wieder auf den Boden. "Aber jetzt sag mir doch bitte endlich, was dass für eine aufgescheuchte Schreckschraube war!", bat er Aerie.

"Aufgescheuchte Schreckschraube", wiederholte sie ihn und musste wieder grinsen. "Das ist eine treffende Bezeichnung, aber passe bloß auf, sonst schickt sie dir vielleicht noch ein Gewitter hinterher."

Sofort biss sich Sazuki auf die Lippen, in der Angst, noch irgendetwas Falsches zu sagen.

"Aber würde man sie korrekt bezeichnen, müsste man sie wohl eine Fee nennen. Vom Lichtgeister-Notrufdienst.", meinte die Elfe schulterzuckend.

"DIE - Eine Fee?", riefen Sazuki und Fumi erstaunt aus.

"Willst du uns veralbern?", setzte Fumi hinterher.

"Aber die war doch so dick und hässlich und...", stammelte Sazuki.

"Vorsicht, Sazuki! Ich glaube, ich habe es schon über deinem Kopf blitzen sehen!", sagte Aerie mit einem schelmischen Grinsen. Sofort lies sich der Angesprochene, wie unsere Helden es schon öfter bei Anjanka gesehen hatten, auf die Erde fallen und hielt Schützend seine Hände über sich. Da mussten die zwei Frauen abermals loslachen.

"Ach, apropos!", meinte Aerie "Wo ist eigentlich Anjanka?" Sazuki hatte sie so sehr an ihre andere Gefährtin erinnert, dass sie sich nun wunderte, wo sie überhaupt war. Suchend drehten sie sich nach allen Seiten und erblickten sie auch hinter sich, einige Meter abseits. Anjanka lag dort immer noch auf der Erde, so, wie die Drei sie zurück gelassen hatten und bewegte sich nicht.

"Haben wir ihr vielleicht wehgetan?", fragte Sazuki, welcher sich nun wieder erhoben hatte.

Sie traten vorsichtig auf die am Boden liegende Frau zu und hockten sich ringsum sie herum hin. Sachte rüttelte Fumi an ihrer Schulter. "Anjanka?" Diese zuckte plötzlich, schüttelte wie wild den Kopf und fing wieder an, wie ein Fisch zu zappeln. Die Drei sahen sich ratlos an. Da zuckte Aerie mit ihren Schultern und gab ein Zeichen. Zusammen hievten sie die Seherin hoch. Diese schien vollends verwirrt. "Wer? Wie? Was? Wo?", fragte sie hektisch und wirbelte ihren Kopf hin und her. "Was ist passiert? Wo war ich? Wer bin ich?", fragte sie und sah sich fragend um.

"Keine Angst, es ist alles in Ordnung.", beruhigte Aerie sie.

"Was war da los? Es hat mich plötzlich jemand von hinten angegriffen. Wurden wir überfallen?"

"Öhm... äh... also, das war so...", stammelte Sazuki, hastig nach einer Ausrede suchend, doch dann bekam er von beiden Seiten einen Ellenbogen in die Seite gestoßen, woraufhin er vor Schmerzen verstummte.

"Nichts ist passiert.", meinten Aerie und Fumi übermäßig freundlich lächelnd. Jeder andere hätte bemerkt, dass das eine Lüge war, doch Anjanka atmete nur erleichtert auf. "Puh, dann ist ja gut." Da fiel ihr Blick auf das leuchtende Ding, welches noch immer um Aeries Handgelenk geschlungen war. Sie zeigte drauf. "Und was ist das? Das leuchtet ja."

"Oh, das...", meinte Aerie und hielt ihre Hand auf Augenhöhe und die anderen krochen mit ihren Gesichtern näher heran. Erst von nahem konnte man erkennen, was genau das leuchtende Etwas war.

"Ein... Feuersalamander!", staunte Fumi.

"Oder etwas Ähnliches.", pflichtete Sazuki ihr bei.

"Aber der ist ja so lang.", meinte Anjanka zweifelnd.

Tatsächlich schien es sich um einen Feuersalamander zu handeln, welcher im Unterschied zu seinen nicht leuchtenden Artgenossen - etwas zu lang geraten schien. Zumindest sein Schwanz war enorm in die Länge gezogen, sodass er fast dreimal so lang war, wie der Eigentliche Körper. Und ebendiesen Schwanz hatte er um das Handgelenk der Elfe gewickelt und mit seinen winzigen, krallenbesetzten Vorder- und Hinterfüßen klammerte er sich an ihrem kleinen Finger fest. Dabei beobachtete er scharf die Situation aus seinen kleinen pechschwarzen Augen und lies die Zunge ab und zu aus seinem Maul hervorschnellen.

"Und das ist jetzt die... Lichtquelle?", zweifelte Sazuki, indem er eine Augenbraue hob. "Hätte nicht eine Kerze oder etwas in der Art gereicht?"

"Hat dir deine Mutter nie beigebracht, für das dankbar zu sein, was du hast? Wenn du das nächste Mal Sonderwünsche hast, kannst du sie ja gerne der Fee preisgeben - das kostet dann aber extra.", belehrte Aerie sie.

Anjanka, die kein Wort von dem Verstand, was die zwei da redeten blickte immer wieder irritiert von einem Gesicht zum anderen. "Was für eine Fee? Und woher habt ihr das Vieh da her?" Sie zeigte abermals auf den Feuersalamander. Dieser wickelte plötzlich mit einer Wahnsinnsgeschwindigkeit seinen Schwanz von Aeries Handgelenk ab und flog mit gleicher Schnelligkeit auf Anjankas Finger zu um sich dort festzubeißen. Dabei zischte er sie giftig an. Anscheinend nahm er die Bezeichnung ,Vieh' sehr persönlich. "W-was...?", fragte Anjanka überrumpelt und schlug ihre Hand hastig hin und her um den kleinen Quälgeist abzubekommen. Dieser lies sich jedoch nicht beeindrucken und hielt sich weiterhin verbissen (wortwörtlich!) fest.

"Duuuuuuu...!", maulte Anjanka verzweifelt. Schmerzen hatte sie sicher nicht, das konnte man von so einem kleinen Salamander nicht erwarten, doch trotzdem versuchte sie wie wild, ihn abzubekommen. Die anderen versuchten sie irgendwie zu beruhigen, doch es half nichts. Schließlich wollte Anjanka zum letzten Mittel greifen und ihn an seinem Schwanz abziehen. Doch da schrieen ihre Gefährten gleich "Nein!" und hielten sie an ihren Armen fest, wie sie es schon vorhin getan hatten. Und schon nach wenigen Sekunden war Anjanka von ihrer imaginären Palme wieder herunter und saß nun da mit einem leuchtenden Salamander an ihrem Zeigefinger und wusste nicht weiter. Die kleine Klette wickelte jetzt ihren Schwanz um Anjankas Handgelenk und blieb, wie zuvor bei der Elfe, dort sitzen.

"Das hast du jetzt davon.", sagte Aerie lächelnd. "Ich denke, den wirst du vorerst nicht mehr los."

Schmollend blickte Anjanka auf den Kleinen. "So ein Käse!"

Da fiel Aerie auch wieder die Karte ein, die sie in der anderen Hand hielt. In ihr steckte immer noch die Nadel. "Halte bitte den Salamander hierüber.", bat sie Anjanka. Diese gehorchte und gemeinsam erkannten sie, dass dieser Karte nach um sie herum nichts war! Mehrere Kilometer schien nur Wald zu sein die Streckte bis zur nächsten Stadt hatten sie noch nicht einmal zur Hälfte gemeistert. "Vielen Dank!", knurrte Aerie Anjanka an. Diese warf sich abermals verängstigt zu Boden und tat, als wäre sie ein Fisch.

"Dann müssen wir wohl tatsächlich hier unser Lager aufschlagen.", stellte Fumi etwas verunsichert fest. Schon war Sazuki zur Stelle, legte seine Hand auf ihre Schulter und tönte heroisch: "Habt keine Angst, holde Maid! Euer Retter ist ja bei euch."

"Ach was du nicht sagst.", meinte Aerie und ihr Auge begann zu zucken. An Fumi gewandt fügte sie hinzu: "An deiner Stelle würde ich jetzt ganz schnell rennen, solange du noch kannst." Doch schon hatte sich Fumi bei Sazuki untergehakt und gemeinsam gingen sie zu einer weniger bewachsenen Stelle und fingen dort an, die Zelte aufzubauen und eine Feuerstelle herzurichten.

Kochend vor Wut griff Aerie die immer noch am Boden zappelnde Anjanka an ihrem Gewandt und schleifte sie mit sich zu den anderen beiden.
 

Etwas später saß die ganze Gruppe um das Feuer versammelt, jeder mit einem knusprigen Knüppelbrot, welches Aerie zubereitet hatte. Es herrschte allgemeines Schweigen. Aerie brütete immer noch wütend vor sich hin, Fumi, welche Sazuki gegenüber saß, warf diesem immer wieder Blicke zu, Sazuki selbst konzentrierte sich voll und ganz auf sein Essen und Anjanka, welche schon vor längerer Zeit mit ihren fünf Broten fertig geworden war, beschäftigte sich mit dem kleinen Feuersalamander. Während den Vorbereitungen vorhin musste Anjanka mehrmals hin und herlaufen, weil an verschiedenen Stellen Licht benötigt wurde. Die Kleine Leuchte war währenddessen wohlig an Anjankas Zeigefinger eingeschlafen. Mittlerweile war sie richtig angetan von ihm und die zwei verstanden sich prächtig. Anjanka hatte einige Krümel von ihrem Knüppelbrot aufgehoben und fütterte nun die kleine Klette. Mit jedem Krümelchen quiekte er dankbar, jedoch löste er sich nie von Anjanka.

Etwas später wurde dann Sazuki ausgewählt, als erster die Nachtwache zu übernehmen, während die anderen schliefen. Nach ihm war Aerie dran, danach Fumi und zuletzt Anjanka, welche die ganze Zeit, an ihren Feuersalamander gekuschelt, geschlafen hatte. Langsam ging nun wieder die Sonne auf und so weckte Anjanka die anderen, sodass sie so bald wie möglich weiter ziehen konnten. Gerade, als sie alles zusammen gepackt hatten, rief Anjanka alle zusammen, weil der Feuersalamander angefangen hatte, seltsam zu zittern. Erst war es nur ein leichtes vibrieren, dann zuckte er immer stärker und plötzlich wurde es ganz hell und er zerstob in tausende kleiner Lichtbläschen. Mit offenem Mund sahen die anderen die Blasen zur Erde gleiten. Zaghaft stupste Anjanka mit einem Finger gegen eine und sie zerplatzte ebenfalls wie ihr kleiner Freund. Ein Tränchen rann über ihre Wange. Da legte Aerie ihre Hand auf die Schulter der Seherin und sagte tröstend: "Der Morgen hat begonnen, wir brauchen ihn jetzt leider nicht mehr." Betrübt nickte die Angesprochene und wandte sich zum gehen. Ratlos und mitfühlend blickten sich die Drei, die zurück blieben, an, bevor sie ihrer Kameradin folgten
 

Schweigend liefen sie einander her. Anjanka blickte noch immer betrübt zu Boden. Ihre Freunde wussten einfach nicht, wie sie Anjanka aufheitern konnten. Nicht einmal etwas zu Essen, das sie ihr anbieten könnten, hatten sie noch. So hofften sie, dass endlich das Ziel in Sicht kommen würde. Das tat es jedoch nicht.

Während Sazuki noch darüber nachdachte, wie es ihm doch noch gelingen könnte, das Schweigen zu brechen, ohne sich wieder eine Kopfnuss von Aerie einzuhandeln, brach plötzlich jemand aus dem Gebüsch rechts vor ihnen. Dem folgte ein zweiter aus dem gegenüberliegenden Busch und zuletzt fiel ein Dritter mit einem tiefen, lauten Lachen hinter unseren Helden aus einer Baumkrone. Drei vernarbte Kerle mit strähnigem, ungekämmtem Haar und grober Wildlederkleidung hatten Sazuki und seine Gefährtinnen umzingelt. Anjanka, welche bisher schweigend voran gelaufen war, kreischte erschrocken auf und flüchtete zu ihren Gefährten. "Überfall!"

"Was wollt ihr?", fragte Sazuki ruhig, indem er langsam seine hand zu dem Schwergriff führte.

Der Eine, welcher als erstes aus seinem Versteck gesprungen war, grinste fies und antwortete: "Wenn ihr keinen Ärger macht, verlangen wir nur eure Wertsachen und alles Geld, was ihr besitzt."

"Wertsachen und Geld.", wiederholte der links vor ihnen Stehende dämlich gackernd.

Ohne diesen zu beachten, fuhr der erste fort. "Was sagt ihr dazu?"

"Nun...", überlegte Sazuki, in der Hoffnung, so etwas Zeit zu gewinnen. Den Griff hatte er schon erreicht. Jetzt musste er das Schwert nur noch herausziehen und -

Da ertönte ein Schrei hinter ihm und Fumi, die sich die ganze Zeit über an seinen Arm geklammert hatte, wurde von dem Mann hinter ihnen zu sich gezogen. Er legte ihr einen scharfen Dolch an den Hals. "Lass uns diese hier noch mitnehmen.", grinste er seine Kumpanen an und lies seine gelben Zähne blitzen. "Ich bin mir sicher, wir können so noch viel Spaß haben."

"Pfoten weg, die gehört mir!", ertönte da Aeries Stimme. Verblüfft starrte der Räuber sie an, Sazuki aber fragte: "Ares?"

"Ares Stophlonicus Icaranius Perelewenius Rudolpho, Graf von Mooshammer, wenn ich bitten darf.", giftete dieser den Schwertkämpfer von der Seite an. "Und du lass sie jetzt endlich los!", wandte er sich wieder dem fiesen Kerl hinter ihnen zu. Dieser war anscheinend komplett verwirrt über das Verhalten der Elfe, dass er Ares Forderung erst gar nicht registrierte. Und an diesem Punkt war alles aus, nun gab es kein zurück mehr. Der erste Räuber grölte einen Angriffsschrei, Anjanka lies sich vor Schreck auf die Erde fallen, Ares wollte auf Fumi und den Räuber zustürmen, stolperte aber über Anjanka, Sazuki zog triumphierend sein Schwert hervor, wurde jedoch von Ares, der sich versuchte, an ihm festzuhalten, mit auf die Erde gerissen und so lagen sie dort alle in einander verkeilt, unfähig, sich noch irgendwie vom Fleck zu bewegen. Ares und Sazuki schrieen sich gegenseitig an, Anjanka zeigt unter ihnen ihr übliches Fisch-Phänomen und der zweite Räuber gackerte über den Lärm hinweg sein dämliches Lachen.

Die zwei anderen Räuber sahen sich über dem Menschenknäul hinweg an. Was sollten sie jetzt tun?

Da erklang Fumis wohlklingende Stimme. "Verzeihen Sie, mein Herr...", hauchte sie ihrem Kidnapper zu. "In ihrer Umarmung wird mir so... heiß." Sie wedelte sich mit ihrem Ausschnitt ein wenig Luft zu. "Hätten sie vielleicht die Güte, ein wenig lockerer zu lassen." Jetzt stand auch Dieser unter Hypnose und somit hatte Fumi freie Bahn. Blitzschnell entriss sie ihrem Geiselnehmer den Dolch hin einer behänden Drehung, stand plötzlich hinter ihm und schlug ihm ins Genick, sodass er ohnmächtig wurde und zu Boden fiel. Erschrocken schlug sie die Hände ans Gesicht. "Hoppla!"

Der andere Räuber, welcher nicht mit damit beschäftigt war, dämlich zu lachen, sah sie erschrocken an. Angstschweiß stand ihm auf der Stirn.

"Das tut mir Leid! Das wollte ich nicht, aber wissen sie, manchmal geht es einfach mit mir durch.", erklärte sie ihm.

Dieser stand immer noch stocksteif da und blickte nun langsam zu seinem noch verbleibenden Partner herüber. Dieser hielt sich noch immer der Bau vor Lachen. Als er den Blick bemerkte, erwiederte er ihn, blähte seine Backen auf und prustete noch heftiger los. Da ergriff der erste Räuber panisch die Flucht. Als der etwas unterbelichtete Räuber dies bemerkte, verging ihm prompt das Lachen und er dackelte, so schnell er konnte, hinterher.

Ratlos sah Fumi den beiden nach. Da bemerkte sie die verdutzten Blicke ihrer Gruppenmitglieder und lächelte schüchtern. Dann kam sie auf die immer noch ineinander verknoteten Kameraden zu und half ihnen, sich zu befreien. Gerade, als sie fertig waren, kam auf einmal der Räuber hinter ihnen wieder zu Bewusstsein. Verdattert richtete er sich auf. "Mami?" Er sah sich um und erblickte weit und breit keinen seiner Kumpanen. Als sein Blick auf die Gruppe von Chaoshelden fiel, schienen all seine Erinnerungen wieder zu kommen und er registrierte, dass er vollkommen schutzlos und allein war. Hastig sprang er auf und lief nach hinten weg davon. Da trat Fumi wieder vor und rief ihm nach: "Deine Freunde sind aber in die andere Richtung gerannt!"

Urplötzlich machte der Räuber kehrt, rannte zurück, an der Truppe vorbei den anderen Zweien hinterher.

"Trottel", meinte Aerie, welche nun wieder Herrin ihres Körpers geworden war und schüttelte verständnislos den Kopf.
 

Was wird im nächsten Kapitel passieren? Werden unsere Helden es noch schaffen, zur nächsten Stadt zu gelangen? Und was waren das für dämliche Kerle? Wann taucht endlich wieder Lucifer mit seinem treudoofes Schoßhündchen auf? All das und mehr erfahrt ihr im nächsten Kapitel!

Erstes Zwischenstück - Bei Satans

Erstes Zwischenstück - Bei Satans
 

Der Mond stand hoch am Himmel und sah auf die Erde herab. Überall, wo sein Blick schweifte, wurde die Gegend in ein diffuses Licht getaucht und erhielt einen mystisch-silbernen Glanz. Da blinzelte der Mond, als er plötzlich zwei dunkle Gestalten erblickte, welche sich auf einem kleinen Hügel niedergelassen hatten. Selbst er vermochte nicht, die Schatten, die um sie umgaben, vollständig auszulöschen.

Lucifer - wie wir wissen, der Größere der beiden - saß brabbelnd auf einem Stein in majestätischer Denkerpose.

Sein kleiner Gehilfe, das treudoofe Dämonchen Seriy, hatte sich auf den bloßen Erdboden gesetzt, die kurzen Beinchen von sich gestreckt und nagte herzhaft an einem trockenen Kanten Brot. Es schien überglücklich und blickte hin und wieder zu seinem Herrchen um anschließend abermals freudestrahlend in das recht karge Gebäck zu beißen.

Trotzig wandte sich der Mond wieder ab und überlies diese Gestalten sich selbst.

Da schweift unsere imaginäre Kamera wieder zu Lucifer hinüber, welcher vor sich hinmurmelte: "Mh, wie nur? Wie...?" Lucifer kratzte sich nachdenklich am Kopf. Er schien tief in seine Gedankenwelt versunken, versuchte anscheinend, eine Lösung für ein Problem zu finden, das im Augenblick nur erkannte. Mal sah er jubelnd auf, dann zog er wieder eine finstere Miene und verfiel abermals in nachdenkliches Grummeln.

Bald stand er von seinem "Schemel" auf und marschierte um ihn herum.

Während dieser Zeit war Seriy bereits fertig geworden mit dem Brotkanten und saß nun wieder fasziniert da, mit den großen, staunenden Augen permanent an seinem Meister klebend, welcher seine Kreise unverwandt um den Stein zog. Da zuckte das kleine Dämonchen auf einmal zusammen, als Lucifer einen Schrei des Triumphes ausstieß. Verängstigt, aber auch ein wenig neugierig schaute es Lucifer an und fragte vorsichtig: "Meister? Meister, habt ihr es geschafft?"

Freudestrahlend blickte Lucifer auf seinen Knecht herab. "Ich hab's!", stieß er schrill aus und schnappte sich Seriy, um es jubelnd durch die Luft zu wirbeln.

"Ich hab's! Ich hab's! Ich hab's!"

Da ließ er den Winzling abrupt los, sodass dieser noch einige Meter von der eigentlich noch nicht bekannten Fliehkraft, welche die Autoren nur erwähnen, um extremen Eindruck zu schinden, bewegt und weggeschleudert wurde. Schlitternd kam er auf dem Boden auf.

Immer noch vor Euphorie sprühend hüpfte Lucifer noch ein paar Mal hin und her, dann schloss er: "Das Problem war der Schwertkämpfer."

Blitzartig rappelte sich das Dämonchen wieder auf und tapste, so schnell es seine kurzen Beinchen trugen, zu seinem geliebten Meister. Dort klettete es sich an eines seiner Beine und begann zu es quetschen.

"Jaaaa, Meister! Ihr seid so genial! Ihr seid so gerissen, so klug und scharfsinnig und..."

Da gab Lucifer dem kleinen eine knackige Kopfnuss, sodass dieser wieder losließ. "Willst du mir mein Bein abklemmen, du kleine Würgeechse?" Wütend den Kopf schüttelnd fuhr er fort, das Gewimmer des Dieners ignorierend.

"Der Schwertkämpfer ganz allein ist Schuld an meinem ganzen Dilemma. Aber man kann es ihm ja beinahe nicht verübeln. Er ist ja auch nur ein weiterer dummer Mensch und hatte eine so große Autorität wie mich nicht einordnen können."

Klein Seriy pflichtete ihm wild nickend bei, gab aber vorsichtshalber kein Wort mehr von sich.

"Doch trotz allem muss er verschwinden von der Erde. Einen so trotzigen, dummen (und auch viel zu starken) Schwertkämpfer kann ich in meinem zukünftigen Reich, über welches ich herrschen werde, nicht gebrauchen."

Seriy konnte bereits gar nicht mehr stillhalten. Es war komplett aus dem Häuschen und zappelte umher wie Wackelpudding.

"Das einzige, was mich nur noch davon abhält, ihn einfach so zu erledigen, ist sein mieser Gehilfe, der aus dem Hintergrund irgendwelche Zauber auf uns hetzt und mit Steinen schmeißt."

Seriys Augen verengten sich. "Wie böse!", empörte es sich.

"Ja, und genau deswegen habe ich ja auch einen genialen Plan entwickelt." Daraufhin lachte Lucifer mehrmals dieses laute, irre, Seriy Angst einflößende Lachen, bis er sich schließlich einkriegte und sich anschickte, seinem Diener den Plan ins Öhrchen zu flüstern.

Anschließend verfielen beide in das uns bereits wohlbekannte hohe, dämliche Gelächter, welches noch in weiten Kreise über die Felder hallte.

Ein Solostück für Zwei

So, liebe Leser... dieses Mal musstet ihr ja recht lange aushalten, bis ein neues Kapitel von LW rauskam (ihr kamt doch recht gut klar, denke ich... oder?). Jetzt ist es jedenfalls soweit und ich hoffe, ihr habt viel Spaß damit!

Eines muss ich noch vorneweg sagen: Eigentlich ist dies nur die Hälfte des Kapitels, aber da es so lang geworden wäre, habe ich hier erst einmal einen imaginären Schlussstrich gezogen und ausgestellt, was schon vorhanden war. Der Rest folgt noch.

Es gibt eine Szene, mit der ich noch nicht zu frieden bin. Nämlich die, wo Aerie und Fumi auf dem Marktplatz aufeinander treffen. Ich habe das Gefühl, dass es nicht witzig ist und die Dialoge undurchsichtig sind.

Wenn jemand etwas dazu zusagen hat, möge er bitte sprechen oder schreiben!

Und jetzt aber wirklich viel Spaß!

Liebe Grüße,

euer Sternchen
 

Unsere Helden waren nun schon seit mehreren Stunden unterwegs. Unentwegt liefen sie voran, machten nur selten eine Pause und setzten dann ihren Marsch im zügigen Tempo fort. Immer näher schienen sie ihrem Ziel - der nächsten Stadt - zu kommen, doch bis zur Ankunft dauerte es noch bis zum späten Nachmittag. Vollkommen erschöpft und mit unzähligen Blasen an den Füßen traten sie durch das große Stadttor und ließen sich im Gasthaus „Zur tänzelnden Zwergin“ nieder.

Ursprünglich wollte Fumi sich zusammen mit Sazuki ein Doppelzimmer nehmen, doch da Aerie heftig protestierte und herumzuwettern begann, bekam Sazuki Einzelhaft und Anjanka ging mit zu Fumi ins Zimmer. Aerie bevorzugte, ebenfalls ein Einzelzimmer zu nehmen, allein ist sie ja eh nie.

Nachdem sie alle ihre Sachen verstaut hatten, traf sich die kleine Gruppe unten in der Wirtsstube um eine Kleinigkeit zu essen. Diese so genannte ‚Kleinigkeit’ bestanden aus einem saftigen Schweinebraten für Sazuki, einem schmackhaften Forellenfilet für Aerie, Fumi bestellte sich Wildgulasch mit Salat und Anjanka leistete sich ein Drei-Gänge-Menü, bestehend aus Spagetti, Gänsekeulen und Schweineschahschlick. Dazu spendierte Fumi jedem aus ihrer neuen Gruppe ein Maß Bier. Und danach noch eins. Vielleicht später auch noch ein Kleineres… oder Größeres? Wie dem auch, als es bereits spät abends war saßen unsere Helden noch immer in der Stube und unterhielten sich prächtig. Mittlerweile hatten sich nun auch andere Leute zu ihnen an den Tisch gesellt und lauschten gespannt Aeries abenteuerlichen Geschichten. Diese erzählte bereits mit ganzem Körpereinsatz, wie sie Sazuki kennen gelernt hatte und ihm zu seinem Sieg gegen den Furcht einflößenden, monströsen, grausamen Teufel und seinem ebenso brutalen Gehilfen, einen bestialischen Dämon verholfen hat.

„Un da kamma uff Schaschuki su un - un Schaschuki lach ja imma noch uff’m Boden un der bösche, bösche Teuf’l kam uff’n su. Doch isch, isch hab’n jerettet! Den groschen Felschblock habsch jenomm und dem Kerl annen Koff jedonnert. Und da war dat Viesch ga-oh!“, tönte sie laut, wild mit den Armen schwenkend. Da sprang sie plötzlich auf, mit dem Krug in der Hand, und erklomm ihren Stuhl. Wackelnd stand sie da und drohte, jederzeit umzukippen. „Isch hab’n Schaschuki eredded! Hoch’e Tass’n!“, rief sie und hob den Krug schwungvoll in die Höhe. Ihre Zuhörer taten es ihr gleich und johlten dabei laut.

Sazuki, von dem Lärm aufmerksam geworden, sprang erschrocken auf. Er hatte gerade abermals beim Zechen gewonnen und war nun auch schon vollkommen wackelig auf den Beinen. Nichtsdestotrotz hielt er sich wacker aufrecht und versuchte, torkelnd und so schnell wie möglich, auf Aerie zuzulaufen. Wild ruderte er mit den Arme um Aerie klar zumachen, dass sie gleich fallen würde, doch da hatte er die Rechnung nicht mit der Schwerkraft gemacht, welche heute ganz besonders stark zu sein schien. Unser Held kam ins stolpern, versuchte noch, den Fall zu verhindern, stieß gegen Aeries Stuhl und riss diesen samt Aerie mit auf den Boden. Eigentlich hatte er eine Kopfnuss erwartet und hielt auch sogleich schützend die Hände über seinen Kopf, doch da hörte er ein unterdrücktes Glucksen von seiner Gefährtin. Überrascht schaute er sie an und da prustete sie plötzlich los, lachte und rollte sich auf dem Boden. All ihre Zuhörer, welche noch erschrocken zu ihr hinab geblickt hatten, vielen auf einmal mit ein und schließlich konnte Sazuki auch nicht anders, als mitzulachen.

Währenddessen hatten einige Leute im Wirtshaus Instrumente, wie etwa eine Fidel, eine Flöte und Ähnliches, ausgepackt und stimmten nun einige Lieder an. Anjanka, welche bisher nur stille Zuhörerin gewesen war, wurde nun von Fumi, welche sich bereits mit zahlreichen Männern vergnügt hatte, in die Mitte der Stube gezogen und zum Tanz aufgefordert. Gemeinsam wirbelten sie vergnügt über den Holzboden und hatten auch schon bald die Aufmerksamkeit zahlreicher Gäste auf sich gezogen. Immer mehr wagten sich auch zu ihnen auf die Tanzfläche, wobei nicht zuletzt Fumi daran schuld war, welche es sich nicht nehmen lassen wollte, weiterhin auf Männersuche zu sein.

In der Zeit hatte Sazuki sich bereits wieder wackelnd erhoben und versuchte, Aerie ebenfalls auf die Beine zu ziehen, was sich als recht schwierig erwies, da diese sich immer noch vor Lachen schüttelte und kaum Muskeln in den Beinen zu haben schien. Als er es endlich geschafft hatte, plumpste sie plötzlich vorwärts gegen ihn, und klammerte sich an seinem Hemd fest. Sazuki sah, dass es für sie Zeit war ihr Schlafgemach aufzusuchen, jedoch würde sie es in ihrem Zustand wohl kaum auch nur bis zur Treppe schaffen, geschweige denn in den zweiten Stock. Also hievte er sie über seine Schulter (wie unromantisch!) und torkelte, von zahlreichen Jubel- und Abschiedsrufen begleitet, die Treppe hinauf, auf dem Weg zu Aeries Schlafgemach. Dort angekommen fingerte er den Schlüssel aus der Tasche ihres Gewandes und schloss nach einigen Fehlversuchen endlich auf. Erschöpft lies er die Elfe auf ihr Bett gleiten und sank selbst daneben in die Hocke. Mit einem Mal überkam ihn die Müdigkeit wie ein Hammerschlag. Er sank zu Boden und schlief an Ort und Stelle ein.
 

Am nächsten Morgen erwachte unser Held wieder. Er blinzelte, als das Sonnenlicht schmerzhaft in seine Augen stach. Ehe er registrierte, dass er auf hartem Holzboden lag, weder mit Decke, noch irgendwelcher Tages- oder Nachkleidung, sondern lediglich in Unterwäsche, spürte er, wie sein Kopf von einem starken Pochen erfüllt war. Mühsam und unter großer Kraftanstrengung richtete er sich auf. Wo war er? Immer noch blinzelte er, bis er plötzlich verstand, dass er sich in Aeries Schlafgemach befand. Mit nur einer Unterhose und einem Hemd an! Wenn die Elfe jetzt erwachen würde, bedeutete das seinen Tod.

Unter dieser Erkenntnis hielt er es für besser, sich so leise wie möglich aus dem Zimmer zu stehlen. Gerade hatte er sich erhoben und wollte auf die Tür zugehen, da erwischte sein Fuß eine quietschende Holzdiele, welche jedes Feuerwerks-Kommando ersetzen könnte. Schlagartig war Aerie in ihrem Bett aufgerichtet und starrte Sazuki an der Tür geschockt an. Dieser brachte es, wie üblich, wieder nicht fertig, eine vernünftige Erklärung zu formulieren und da schrie seine Gefährtin plötzlich wie am Spieß. Betäubt von dem Lärm und seinen nun drastisch verstärkten Kopfschmerzen hielt sich Sazuki die Ohren zu, ebenso wie Aerie, welche das gleiche Problem zu haben schien.

Just in dem Augenblick, als Sazuki wieder zur Besinnung kam und seinen Weg zur Tür in zügigerem Tempo fortsetzen wollte, knallte diese mit Schwung auf und Schlug dem Schwertkämpfer mit voller Wucht gegen der Kopf. Vor Schmerz aufjaulend wurde dieser zurück gestoßen, lief rückwärts gegen das Bett, fiel auf dieses und schlug den Kopf abermals gegen die Bettkante. Aerie, welche sich nochmals erschreckte, strampelte wild mit den Beinen und somit rollte ihr Gruppenmitglied von dem Bett herunter und blieb endgültig liegen. Wimmernd hielt er sich den Kopf, die Augen fest zu gekniffen.

„Hoppla!“, ertönte da Anjankas Stimme an der Tür. Sie hatte mitten in der Bewegung inne gehalten und hatte die Hand immer noch am Türknauf. Hinter ihr lugte eine verschlafen wirkende Fumi über ihre Schulter.

Fragend sah die Elfe zu ihren Gefährtinnen herüber. „Was ist denn los?“

„Wir haben nur einen Schrei gehört, der klang, als käme er von nebenan. Da haben wir uns Sorgen gemacht und sind zu deinem Zimmer gestürmt.“ Und besorgt blickte sie hinab auf Sazuki. „Was hat er denn?“

Murrend antwortete Aerie: „Soll es in Kurzform sein oder willst du die ganze Liste?“ Zermürbt rieb sie sich den Kopf.

Schulterzuckend wandte sich Anjanka an Fumi und fragte sie etwas. Dann verließen beide wieder wortlos das Zimmer und schlossen die Tür.

Vor sich hinwitternd schlug Aerie die Bettdecke von sich weg und erhob sich langsam aus ihrem Bett. Ihr war schwindelig und sie fühlte sich, als ob sich ein Steinmetz ihres Kopfes angenommen hätte. Benommen sah sie nun wieder auf den ’großen’ Helden herab.

„Sprich, du Ungetüm! Was suchst du hier?“, fragte sie bissig. „Wie bist du hier herein gekommen?“

Mit einem argwöhnischen Blick auf ihn fügte sie hinzu: „Und warum bist du bitteschön nur in Unterwäsche?“ Da erschrak sie. „Du – du hast doch nicht etwa…!“ Sie schaffte es nicht, ihren Satz zu beenden, da sprach Sazuki an ihrer Stelle.

„Nein, so etwas würde ich nie und nimmer tun, ich meine, das würde mir im Leben nicht einfallen, ich…“ Auch er musste abrechen, denn die Elfe hatte begonnen, ihn scharf zu mustern. „Wenn du mich auch nur mit einem Finger berührst, das schwöre ich dir, dann bist du des Todes!“, keifte sie ihn an.

Sazuki verkrampfte sich. Immerhin hatte auch er keine Ahnung, was gestern Abend noch alles passiert war. Lediglich bis zum zweiten Trinkwettstreit konnte er sich noch erinnern. Alles, was danach kam, sind mehr Schatten statt Erinnerungen. Und warum er in diesem Zimmer erwachte, noch dazu mit kaum etwas am Leibe, war für ihn ein noch unerklärlicheres Rätsel, als das mit dem Huhn und dem Ei. Was war also vorgefallen. Und was nicht? Warum ist er hier und nicht in seinem Zimmer? War denn nun zuerst das Huhn oder das Ei vorhanden? Und warum können Fische fliegen? Oder waren das Vögel? Sazuki wusste es nicht, er wusste gar nichts mehr…

„Was ist nun?“, erinnerte Aerie den Schwertkämpfer. „Eine Antwort oder zumindest der Ansatz von einer wäre jetzt angebracht.“ Zornig tappte sie mit dem Fuß auf den Boden.

Unser Held, immer noch etwas konfus durch die Sache mit den Vögeln, sah grübelnd drein. „Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung.“, gestand er.

„Das weiß ich selbst!“, versetzte sie, „Das stand doch jetzt auch gar nicht zur Debatte. Ich will wissen…“

„Also“, Sazuki unterbrach sie, „ich kann mich noch erinnern, das ich unten in der Wirtsstube gesessen habe und beim zechen gewonnen habe wie der Teufel. Ich weiß, dass ich später auch noch zu Karten- und Würfelspielen eingeladen wurde, doch wie es da lief – ich habe keine Ahnung!“, seufzte er, in der Hoffnung, dass es ihr reichen würde. Das tat es natürlich nicht. Weiterhin sah sie ihn strafend an.

Da ging plötzlich abermals die Tür auf und Anjankas Stimmer ertöne. „Ihr seid ja immer noch nicht weiter!“, empörte sie sich. „Verdammt, ich hab Huuuuunger!“, jaulte sie. Schnellen Schrittes kam sie auf Sazuki zu, griff ihn bei seinen Handgelenken und schleifte ihn hinter sich aus dem Raum. Knallend flog die Tür zu. Aerie blieb zurück, ohne eine Erklärung. Allein. Wobei – allein war sie ja eigentlich nie…
 

Als die Elfe die Treppe von den Zimmern zur Wirtsstube herunter trat, schmerzte ihr Kopf mit jedem Schritt, den sie tat. Als sie in den Spiegel geschaut hatte, hatte sie sich selbst kaum wieder erkannt. Ihr Haar war vom Schlaf vollkommen verzottelt gewesen (und das hatte sich nicht einmal mit Hilfe eines Kammes ändern können) und ihr ganzes Gesicht wirkte zerknirscht.

So trat sie die Treppe herunter, Schritt für Schritt. Endlich gelangte sie ins Esszimmer, wo ihre Freunde bereits saßen und ihr Frühstück zu sich nahmen. Vor Anjanka stapelten sich bereits die Eierkuchen, Sazuki klopfte gedankenverloren auf sein Frühstücksei ein, welches bereits breit gemantscht war und Fumis Kopf lag mit der Stirn auf dem Becherrand ihres Fruchtsaftes. Sie murmelte leise im Schlaf.

Geschafft von dem weiten Weg vom Schlafzimmer bis hierher plumpste Aerie auf den leeren Stuhl bei ihnen am Tisch. Ihre Arme ließ sie schlaff zu beiden Seiten herabhängen, ihren Kopf hielt sie mühevoll aufrecht. Nachdem sie sich einen Salat bestellt hatte, ließ sie ihren Blick verdutzt umherschweifen. Sie waren nicht die einzigen im Raum. Das war allerdings nicht das, was sie verunsicherte, sondern die Tatsache, dass all diese Personen sie verstohlen aus dem Augenwinkel beobachteten. Mit vorgehaltener Hand tuschelten sie miteinander. Sehr beunruhigend, fand Aerie. Immer, wenn sie jemandes Blick traf, lächelte dieser plötzlich freundlich, winkte ihr zu und wand sich dann mit einem stolzen Blick wieder dem Gespräch mit seinem Nachbarn zu. Nachdem Aerie dieses Phänomen nun mehrmals beobachtet hatte, bemühte sie sich, es einfach zu ignorieren. Äußerlich scheinbar ruhig aß sie ihren Salat, innerlich jedoch arbeitete ihr Kopf auf Hochtouren, was heute verständlicher Weise ganz besonders anstrengend war. Sie dachte darüber nach, was gestern Abend geschehen war. Sie musste sich doch noch an irgendetwas erinnern können! Doch im Augenblick schien es keinen Sinn zu haben, also beließ sie es einfach dabei. Vielleicht kam die Erinnerung später wieder zurück.

Sazuki brach als erster das allgemeine Schweigen, in dem er es geschafft hatte, den Holzeierbecher zu entzweien. Es gab ein fürchterliches Knacken, worauf hin Fumi erschrocken zuckte und mit dem Gesicht von dem Becher rutschte. Der Saft schwappte ihr ins Gesicht und sie fuhr auf. Auf ihrer Stirn prangte nun ein kreisrunder Abdruck des Bechers. Daraufhin bekam Anjanka einen so heftigen Lachanfall, das sie Aerie kichernd in die Seite stieß. Diese spuckte vor Schreck ein Salatblatt wieder aus, woraufhin Sazuki lachen musste. Dies brachte ihm eine Ohrfeige ein, die sich gewaschen hat. Schmerzhaft musste der Schwertkämpfer feststellen, dass die gestrige Situation, in der die Elfe plötzlich so herzlich mitgelacht hatte, ein reiner Ausnahmezustand gewesen war. Und wenn man noch daran dachte, dass Sazuki im Denken eigentlich eine absolute Niete ist, ist es doch recht bewundernswert, dass er sich noch an diese gestrige Begebenheit erinnern kann. Immerhin ist er Sazuki!

Jedenfalls, nachdem sich alle wieder eingekriegt hatten, war es an der Zeit, zu bezahlen und dann weiter zureisen. Es war schon bald wieder Mittagszeit und wie man Anjanka kannte, würde sie nie in ihrem Leben eine Mahlzeit verpassen. Doch voller Schreck mussten unsere Helden feststellen, dass sich in ihren Geldbeuteln mittlerweile eine Art Vakuum gebildet hatte. Aerie schaffte es gerade noch, zwei Silbertaler zusammen zuklauben, Sazuki brachte es sogar auf drei Silbertaler, Fumi jedoch unterlag mit gerade einmal einem Silbertaler. Das machte zusammen - na, wisst ihr es? - sechs Silbertaler! Richtig. Und was macht dann fünfzig Silbertaler minus sechs Silbertaler? Vierundvierzig Silbertaler. Und genau soviel schuldeten sie dem Wirt nun. Dieser war nicht gerade erfreut darüber und drohte ihnen damit, seine Frau auf sie zu hetzen. Diese war nun wirklich kein schöner Anblick und wirkte zeitweise sogar recht bedrohlich. Sie schien dem Motto „Quadratisch, praktisch, gut“ sehr treu zu sein und könnte jedem gestandenen Muskelprotz gefährlich Konkurrenz machen. Kein Weib, mit dem man sich also anlegen sollte. Deshalb mussten unsere Helden also je eine Wertsache als Pfand abgeben und versprechen, am Abend wieder zukommen, um das restliche Geld abzuzahlen. So legte also Aerie ihren kostbaren Stirnreif ab, Fumi hinterließ einen Armreif, Sazuki übergab dem Wirt sein teures Haarpflegeset mit der tollen Aloe Vera-Pfirsich-Spülung aus der Pflegereihe von „Sham?Poh!“ und Anjanka unter Tränen ihr geheiligtes Familienkochbuch.

Nachdem all das erledigt war wollte die Gruppe befand sich unsere Gruppe nun draußen vor dem Wirtshaus. Sie alle überlegten, wie nun das benötigte Geld zu beschaffen sei. Vorschläge, die von Taschendiebstahl über Entführung bis gar - Gott bewahre - Arbeit reichten, wurden genannt. Letzteres war wohl auch das einzig Mögliche, wenn auch zugleich Grausamste. Also…
 

Unschlüssig trat Anjanka auf den Marktplatz. Es herrschte bereits reger Betrieb, was bei dieser Uhrzeit recht verständlich war. Suchend blickte sie sich nach einer passenden Stelle um, wo sie sich niederlassen könnte. Schließlich entschied sie sich für schattigen Platz an einer Hauswand. Dort rollte sie seelenruhig ihre Decke aus und stellte die selbst gebastelten und mit unzähligen Rechtschreibfehlern verzierten Werbeschilder auf, durch welche sie sich eindeutig von den Bettlern unterscheiden wollte (derartige Verwechslungen hatte es auch schon zahlreiche gegeben, doch leider waren sie eher selten zu Anjankas Gunsten ausgegangen). Anschließend kniete sie sich auf ihren Platz und nun hieß es warten. Und so ein später Vormittag kann unglaublich lang werden. Vor allem, wenn es auf dem gesamten Marktplatz anfing zu duften. Mal gelangte der Geruch eines kräftigen Bratens an Anjankas Näschen, dann wurde dieser abgelöst von dem Duft verschiedener süßer Gebäcke. Es kamen noch dutzend andere hinzu, welche sich immer abzuwechseln schienen. Sie machten Anjankas Zeit dort, ohne einen dieser Leckerbissen zu haben, zu einer Dauer des Folterns.

Gerade, als die Seherin kurz davor war, sich wie hypnotisiert zu erheben und einer der Verlockungen zu folgen, da stand plötzlich jemand vor ihr. Sie blickte überrascht auf - hatte sie doch schon längst vergessen, weshalb sie hier war - und musterte ihren Gegenüber. Es war ein Mann. Anjanka war noch nie wirklich gut im schätzen gewesen (sofern es nicht in irgendeiner Weise mit Essen zu tun hatte), aber da er noch relativ jung aussah, siedelte sie sein Alter irgendwo zwischen fünfzehn und fünfundvierzig Jahren an. Da konnte man nichts falsch machen. Was sie mit Sicherheit wusste, war, dass er brünett war und kinnlanges Haar hatte.

„Sie sind eine Seherin?“, fragte er plötzlich.

„J-ja“, stotterte Anjanka. „Woher wissen sie…?“

Er hob lächelnd eine Augenbraue und deutete mit einem Nicken auf Anjankas Werbeplakate.

„Ach so!“, Anjanka nahm sich eines der Schilder und betrachtete es, als würde sie es heute zum ersten Mal sehen. „Ja natürlich.“ Sie wandte sich wieder ihrem potentiellen Kunden zu und sah ich abwartend an.
 

Zielsicher steuerte Fumi auf den Brunnen zu, welcher sich mitten auf dem Platz befand. Die großen Brunnen auf den Märkten der Städte waren ihre Lieblingsplätze um zu predigen. Sie boten den Vorteil, dass sie fast ausnahmslos alle direkt in der Mitte der Plätze standen und außerdem sah es zumeist recht hübsch dort aus. Irgendwie poetisch. Fumi mochte das, genauso wie sie den Trubel um sie herum mochte, welcher entstand, wenn sie dort mit ihrer Rede anfing. Wie gewohnt, als wäre es immer dieselbe Stadt, in der sie ihrer Arbeit nachging, schwang sie sich auf den Brunnenrand und stellte sich, den Platz überblickend, aufrecht hin. Ihr Blick schweifte über die Menge hinweg. Sie wartete. Wartete, bis genug Menschen (beziehungsweise Männer) sie vor ihr versammelt hatten, angezogen von ihrem Anblick. Dann begann sie mit ihrer Rede.
 

Planlos irrte Aerie über den Marktplatz. Sie wusste nicht so recht, was sie tun sollte, da sie in einer Stadt eigentlich keine Aufgabe hatte. Magierin und Heilerin – das ist ja alles schön und gut, doch wo sollte sie ihr Können anwenden? Sie könnte an jede Tür klopfen und fragen, ob sich in dem Haus gerade ein Todkranker oder jemand, der sich mit einer seltsamen Krankheit infiziert hat, befindet. Doch diese Tätigkeit hatte sie noch nie gemocht. Es ist doch irgendwie peinlich, wie ein Staubsaugervertreter (ACHTUNG: Hier ist ein zeitgeschichtlicher Fehler der Autoren enthalten! Wer ihn findet, darf ihn behalten!) von Tür zu Tür zu ziehen. Nicht selten war es bereits vorgekommen, dass manche Heiler von den Bewohnern lautstark zu Recht gewiesen wurden, dass es sich nicht gehöre, solche Panik zu machen. Todkranke! Infizierte! Wo kämen wir denn da hin, wenn lauter solche Irren durch die Straßen ziehen würden und die Menge wahnsinnig machen würden mit ihren Schwarzsehereien. Aerie hatte sogar schon von einigen Toden durch Bewohner gehört, welche derartig in Panik geraten waren und augenblicklich mit einem Küchenmesser, einer Bratpfanne, wahlweise auch einem Stuhl oder jedem anderen greifbaren Gegenstand auf den Heiler losgegangen waren und ihr niederstreckten. Nein! Diese Tätigkeit war Aerie einfach zu gefährlich. Jedoch wirkte die Marktzauberei auch nicht so ganz attraktiv auf die Elfe. Sie mochte es nicht, sich zur Schau zu stellen und mit irgendwelchen billigen Zaubertricks die Leute zu vereiern. Manche mochten das ja lustig finden, doch sie ließ es kalt. Doch was sollte sie denn sonst tun?

Also beschloss Aerie, erst einmal stehen zu bleiben und sich einen Überblick zu verschaffen. Vielleicht entdeckte sie ja spontan eine Möglichkeit um zu Geld zukommen. Als sie gerade ihren Blick gelassen über den Platz schweifen ließ, ertönte plötzlich eine Stimme in ihrem Inneren. Nein, vielmehr kam ihr ein Satz in den Sinn, welcher beinhaltete: „Hat das verdammte Elfenmiststück wieder einmal keine Ahnung von irgendetwas?“

Oh ja, sie wusste, wer das war und ihr Hass auf ihn war mindestens genauso groß wie der, den dieser Satz beinhaltete. Manchmal hielt das Leben Schicksalsschläge für einen bereit, welche härter als der Tod sein können. Diese hießen zuweilen „Ares Stophlonicus Icaranius Perelewenius Rudolpho, Graf von Mooshammer“. Doch so hart das Leben mit so einem ‚Untermieter’, wie die anderen ihn genannt hatten, sein kann – irgendwann hat man sich selbst DARAN gewöhnt. Nicht gänzlich, das dürfte wohl ein Ding der Unmöglichkeit sein, jedoch ist somit die Fähigkeit des Ignorierens stark im Einsatz und permanent in Gebrauch.

Ist man jedoch allein, wie zum Beispiel jetzt (mal ganz abgesehen von den Menschenmassen, die sich auf dem Marktplatz tummelten), ist der Schwierigkeitsgrad extrem erhöht und eine derartige Beleidigung kann partout nicht überhört werden. Sehr zum Leidwesen Aeries.

„Halt die Klappe und geh schmollen!“, zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen ihrem unsichtbaren Gesprächspartner zu. Es hätte zwar auch gereicht, sich diesen Satz zu denken, doch was raus muss, das muss raus.

Ein Gedanke kam prompt zurück: „Leider kann ich weder Gehen, noch meine Klappe halten, aber ich werde mir stattdessen einfach deine leihen.“

Da schlug plötzlich Aeries Hand auf ihren Mund und presste beide Kiefer fest aufeinander. Vor Schmerz wimmerte die Elfe, bis der Druck der Hand endlich nachließ. Erleichtert schnaufte die Elfe, bis sie bemerkte, dass einige Leute sie argwöhnisch anstarrten. Es muss recht seltsam ausgesehen haben, aber das war sie ja schon gewohnt.

„Was denn, hast du schon genug?“ fragte Ares provokant. Da lachte er laut los, erst nur in Aeries Gedanken, dann, als sie nicht mehr standhalten konnte, auch über den Körper der Elfe. Es war ein hohes, lautes und vor allem geisteskrankes Lachen, welches eindeutig nur von einem verrückten Wissenschaftler und Magier kommen konnte. Träne stiegen in Aeries Augen, sie bekam einen Bauchkrampf vor Lachen und wünschte sich einfach nur, dass es bald vorbei war. Endlich kam dieser herbeigesehnte Augenblick und sie spürte, wie sie erleichtert auf den Boden sackte. Außer Atem rang sie nach Luft und spürte abermals die misstrauischen Blicke der Menschen. Als sie einen Blick nach oben warf bestätigte sich ihre Vermutung. Tatsächlich hatten sich bereits mehrere Menschen im Kreis um sie herum aufgestellt und beobachteten sie, fast schon gespannt auf ihre nächste Aktion.

„Fein“, zischte die Elfe. „Das hast du wieder großartig hinbekommen!“

„Nichts zu danken!“, kam es wie selbstverständlich zurück.

Da sprang Aerie wieder auf ihre Füße, außer sich vor Wut, und sie schrie: „Verdammt, ich kann absolut nichts dafür, dass du zu blöd bist um deine wahnwitzigen Zauberkunststücke fehlerlos und fachgerecht auszuführen! Also lass deine miese Laune gefälligst nicht an mir aus, verstanden?“

Eine kurze Zeit herrschte Stille, sowohl auf dem Marktplatz (oder zumindest in Aeries näherer Umgebung), als auch in ihr selbst. Da kam die zu erwartende Antwort. „Nö!“

Aerie war nun kurz vorm ausflippen. Die Krone ihrer imaginären Palme war in Sicht. Fast hatte sie sie erreicht. Wutentbrand griff die Elfe in einen ihrer Beutel und holte eine Kette hervor. An ihr hing ein Anhänger, welcher einen giftgrünen Kristall einfasste. Drohend hielt sie sie mit ausgestrecktem Arm über den steingepflasterten Boden. „Noch ein Wort“, keifte sie, „und ich lasse sie fallen.“

Wieder herrschte gespannte Stille. Die Menschen um Aerie herum, welches nun eindeutig ‚Publikum’ genannt werden konnte, da sie einzig und allein zu dem Zweck dastanden, um Aeries eigentlich nicht unterhaltenswerte Aktion mit der Kette zu begaffen. Dann kam die Antwort. „Mach doch, dann wirst du mich nie los.“

Aeries Blut kochte. „Und-du-wirst-nie-wieder-in-deinen-eigenen-Körper-zurückkehren-können. Du-wirst-für-immer-und-ewig-in-meinem-gefangen-sein-und-eine-Frau-wirst-du-auch-nie-kriegen. Du-wirst-dann-als-alter-Sack-sterben. Hörst-du?“

Diesmal kam die Antwort augenblicklich und zwar direkt durch Aeries Mund: „Es reicht mir schon vollkommen, dich jeden Abend und jeden Morgen nackt sehen zu müssen, da brauch ich nicht NOCH so eine widerliches kratzbürstiges Flachbrett wie dich!“, schrie er. Die Röte schoss Aerie ins Gesicht, doch diesmal nicht aus Zorn, sondern aus Scham. Wie konnte er es wagen, sie so zu entblößen? Zugegeben, da könnte ruhig noch etwas mehr dran sein, aber – Moment, das stand hier wohl nicht zur Debatte. So eine Frechheit durfte sich keiner bei ihr erlauben und da fielt ihr die Kette wieder ein.

„Ich lasse sie fallen!“, ermahnte sie nochmals und schüttelte sie wie zur Bekräftigung noch einmal.

Ein raunen ging durch die Menge. Erste Vermutungen wurden flüsternd dem Nachbarn kundgetan. „Ich denke, sie schmeißt die Kette dramatisch auf den Boden.“, hieß es einmal. Woanders hörte man es murmeln: „Bestimmt verlässt sie ihn unter Tränen.“ An einer anderen Stelle wurde ein „Doppelmord“-Ruf lauter. Dann herrschte wieder gespannte Stille.

Plötzlich fiel Aerie theatralisch auf die Knie, hielt die Hände gefaltet und mit der Kette dazwischen empor und rief: „Bitte lass sie nicht fallen!“ An dem Satzinhalt konnte man bereits feststellen, dass dieser Ausspruch von Ares stammte – das wusste jedoch das Publikum nicht.

„Du weißt doch ganz genau, dass ich ohne sie nicht mehr weiter leben könnte. Mein Leben hätte keinen Sinn mehr! Bitte, tu mir das nicht an!“

Ein Schluchzen ging durch das Publikum. Eine Frau brach in Tränen aus. „Oh Gott, ist das schrecklich!“ Ihr Mann begann sie zu trösten. „Schatz, alles wird wieder gut.“

Da sprang die Elfe wieder auf und schwenkte abermals bedrohlich die Kette umher.

„Du hast mich, seit wir uns kennen, immer nur ausgenutzt.“

Die Menge schluchzte.

„Und hintergangen hast du mich auch.“

Ein Laut des Entsetzens ging von den Zuschauern aus. Eine weitere Frau brach in Tränen aus.

An Ort und Stelle brach Aerie wieder zusammen und kniete auf der Erde. Händeringend fragte er: „Was muss ich tun, damit du mir vergibst?“

Stille. Die Zuschauer hielten den Atem an. Aeries Kopf arbeitete auf Hochtouren. Dieses Angebot eröffneten ihr jetzt ungeahnte Möglichkeiten. Gerade wollte sie zu einer Antwort ansetzen, da stürmte plötzlich eine aufgebrachte Zuschauerin aus den Reihen direkt auf Aerie zu und schmiss sich an sie. Verzweifelt schüttelte sie Aerie durch und schrie ihr dabei ins rechte Ohr: „Tu es nicht! Er wird dich wieder betrügen!“

Verdutzt und halbtaub sah Aerie die Frau an, als wäre sie eine Geisteskranke. Sie verstand nicht ganz, was gemeint war. Da kam eine zweite Frau herangestürmt und schüttelte die Elfe ebenfalls durch. Dazu kreischte sie direkt in das andere Ohr der Elfe: „Vergib ihm, er hat dir doch seine Liebe gestanden und Liebe kennt keine Hindernisse.“

Die Elfe wurde zusehends verwirrter. Wer hatte ihr die Liebe gestanden? Und ‚Liebe kennt keine Hindernisse’? Ihr wurde schlecht.

Wieder kam jemand aus dem Publikum gestürmt. Diesmal war es ein Mann. Zu Tränen gerührt jammerte er ihr direkt ins Gesicht: „Ihr könnt immer noch glücklich werden.“

Nun gab es auch für den Rest der Zuschauer keinen Halt mehr. Emotionen wurden frei. Die Bühne (Bühne? Welche Bühne?) begann zu beben. Aus den Schreien der Menge, welche in den letzten paar Minuten um einige dutzend Menschen gewachsen zu sein schien, hörte ma Sätze wie „Liebe überwindet alles!“, „Seid stark!“ und „Hat mal jemand ein Tempo?“. Die Elfe wurde nun beinahe von der Masse zerquetscht. Hilfe suchend ruderte sie mit den Armen, doch plötzlich bekam sie einen Krampf in ihrer Hand und vor Schmerz ließ sie die Kette los. Diese fiel zu Boden und zerbrach. Geschockt hielt alles inne. Die Zuschauer hörten auf, zu drücken und zu zerren und aus Aeries einst wunderhübschem Gesicht wurde eine Fratze des Grauens. Sie wurde ihn nicht mehr los. Sie wurde IHN nicht mehr los. Er würde jetzt für immer und ewig in ihr drin bleiben. Bei dem Gedanken wurde Aerie fast ohnmächtig, doch Ares wütender Schrei brachte sie wieder zur Besinnung.

„Du hast ihn zerbrochen!“ Fassungslos stand Aerie da und rührte sich nicht, dann schrie Ares durch ihren Mund weiter.

„Du dumme Gans hast ihn runter geschmissen! Der Kristall ist hinüber!“

Aerie wollte etwas zu ihrer Verteidigung sagen, doch da brachen aus den Splittern des zerbrochenen Kristalls bunte, strahlende Farben hervor. Sie stoben in alle Himmelsrichtungen aufwärts und explodierten über dem Marktplatz in einem spektakulären Feuerwerk. Oh- und Ah-Rufe entwichen der Menge. Aerie stutzte, dann begriff sie. Hastig durchwühlte sie abermals ihre Tasche und holte eine zweite Kette hervor, welche der zerbrochenen in ihrem ehemals heilen zustand sehr ähnlich war. Auch sie hatte einen silbernen Anhänger, welcher einen giftgrünen Smaragd einfasste. Nur die Verzierungen waren bei genauem Hinsehen anders.

„Wie?“, fragte Ares in Aeries Gedanken. Aerie erklärte: „Das war nur ein magisches Amulett aus meinem Repertoire, das ich da fallen lassen hab. Das hier“ Sie hielt sich die Kette vor die Augen, obwohl das überflüssig war. „ist die Echte.“

Von diesem Gespräch bekam Aeries Publikum nichts mit, da es noch immer mit dem Feuerwerk über ihren Köpfen beschäftigt war. Doch langsam erstarb das prächtige Farbenspiel und die Menge wandte sich wieder der Elfe zu. Sie vergötterten sie geradezu und mittlerweile standen jedem Einzelnen die Tränen in den Augen. Sie waren zutiefst gerührt. Es begann mit einem schüchternen Klatschen und endete in tosendem Applaus. Der Freiraum um Aerie herum vergrößerte sich zu ihrer Erleichterung wieder und sie stand verdattert da, verstand noch immer nicht, was passiert war. Da kam etwas kleines Gold-Metallenes angeflogen und traf die Elfe schmerzhaft am Hinterkopf. Ruckartig drehte sie sich um und hob drohend die Fäuste. „Wer war das?“

Eine einzelne Frau aus der hintersten Reihe sprang auf geregt mit den Armen wedeln auf und ab. Dazu kreischte sie wie wild: „Hier! Ich! Ich war es! Schau hier her!“

Gerade wollte Aerie die Frau zu einer Revanche herausfordern, da kamen plötzlich hunderte weitere Münzen angeflogen und prasselten hart auf sie herab. Schutzsuchend sprang die Elfe in Deckung und als sie sich wieder wutentbrand aufrichten wollte, kam ein weiterer Schwall von Goldstücken angeflogen und sie war abermals gezwungen, in Deckung zu gehen. Schließlich musste sie aufgeben. Ihre Gegner waren einfach zu zahlreich. Sie musste eine Möglichkeit finden, zu entkommen, doch man hatte sie umzingelt. Eine vertrackte Situation. Vielleicht gab es irgendeine Möglichkeit, das Publikum abzulenken, sich das Geld zuschnappen und zu entkommen, jedoch musste sie schmerzlich einsehen, dass es nahezu unmöglich sein dürfte. In ihrer Verzweiflung rief sie, ins Nichts zeigend: „Da! Ein dreiköpfiger Affe*!“ In diesem Augenblick stolperte jemand aus dem Publikum auf die Bühne.
 

„Was ist nun?“, fragte der junge Mann erneut, nachdem er eine Weile ihren Blick erwiedert hatte. „Könnt ihr mir nun helfen?“

Kurz dachte Anjanka darüber nach, dann stotterte sie ohne nachzudenken (also wie immer) drauf los.

„Ich weiß nicht, ob ich ihnen helfen kann, denn – sehen sie – ich weiß ja noch nicht einmal, wobei ich ihnen helfen soll und was sie von mir wollen und überhaupt weiß ich momentan absolut nicht, was ich für sie tun kann… sehen sie?“

Hilflos blickte sie zu dem Mann empor. Dieser zog abermals eine Augenbraue empor und meinte: „Aber du bist doch eine Seherin. Ist es nicht deine Aufgabe, das zu wissen?“

„Nur für neunundvierzig Heller die Minute.“, entgegnete Anjanka.

„Ach so.“ Zweifelnd blickte der Mann auf sie herab und fügte schmunzelnd hinzu: „Dann muss ich es wohl erklären.“

Anjanka nickte sachlich.

„Nun“, setzte er flüsternd an und kam näher an Anjanka heran, „Ich habe ein Problem. Es gibt da eine Frau. Sie ist wunderschön. Ihre Augen strahlen wie Edelsteine und ihre Haare glänzen wie pures Gold und wenn sie lacht, dann kann man nicht anders, als mit ihr zu lachen und es ist, als gehe die Sonne auf und lässt alles erstrahlen und es kommen kleine grüne Frösche mit Flügeln auf dem Rücken angeflogen und schießen mir winzige Herzpfeile in den-“

An dieser Stelle hielt es Anjanka für angebracht, den Herren und potentiellen Kunden aus seinen Träumen zurück in die Wirklichkeit zu holen und unterbrach ihn mit der Frage: „Wie ist ihr Name?“

„M-mein Name? Hat das etwas mit-“

„Doch nicht euer Name.“ Anjanka schüttelte den Kopf.

„Ich meine IHREN Namen. Den der Frau.“

„Ach so, antwortete der Fremde, doch dann sah er die Seherin plötzlich mit großen Augen und fragendem Blick an. Unverständnis sprühte aus seinem Blick.

„Das weiß ich nicht.“, antwortete er, als hätte Anjanka nach einem Badeort in der Wüste gefragt.

„Und“, versuchte es Anjanka noch einmal, „wo wohnt sie?“

Wieder erntete sie nur einen fragenden Blick. „Das weiß ich auch nicht.“

Anjanka zweifelte. „Wissen sie etwas über ihre Familie?“

Als Antwort kam: „Vielleicht hatte sie mal eine Mutter oder so…keine Ahnung.“

„Ihr Beruf?“

„Mein...? Äh, ach so! Ihr Beruf. Ja – nein.“

„Und wo und wann treffen sie sie am häufigsten?“

„Nirgends und nie.“

Anjanka war am Ende ihrer sowieso schon recht begrenzten Weisheit.

„Wisst Ihr denn überhaupt irgendetwas über sie?“, fragte sie verzweifelt, bereute es jedoch sofort. Doch das gefürchtete „Nein“ blieb aus. Stattdessen nickte der Fremde erfreut.

„Ja.“

Ein Flämmchen Hoffnung glomm in Anjanka auf. Sie starrte ihn erwartungsvoll an.

„Sie ist wunderschön und wenn sie lächelt, muss jeder mit ihr lachen und es ist, als gehe die Sonne…“

Anjanka gab es auf. Es brachte nichts, weiter zu fragen. Wie sollte sie ihm helfen, wenn er absolut nichts über diese leider nutzlos vielseitig beschriebene Frau wusste, außer dass sie Glanzmetallhaare zu haben schien und ein Dauergrinsen wie Barbie™? Solche Kunden galt es am besten so schnell wie möglich loszuwerden, egal wie! Hier bot sich immer die berühmt-berüchtigte Anjanka-Spezial-Geheim-Methode(²) an.

„Also gut“, meinte Anjanka, „dann werde ich einmal schauen, was sich da machen lässt.“

Die junge Seherin begann sich zu konzentrieren, indem sie die Augen schloss und leise einen Ton zusummen begann. Äußerlich wirkte es, als wäre sie vollkommen in Trance versunken, würde nichts mehr hören oder spüren, gäbe sich voll und ganz ihrer Suche hin… innerlich rang sie mit sich selbst. Schnick, Schnack, Schnuck - Norden, Süden, Westen?

Endlich kam sie zu einem Ergebnis doch um die Spannung zu erhöhen wartete sie noch ein paar Minuten, bevor sie die Augen öffnete und schweigend mit ausgestrecktem Arm und Zeigefinger nach links deutete, direkt in eine leere Gasse hinein.

Der Mann blickte fragend in die Richtung.

„Was ist da?“, fragte er verwirrt.

Langsam reichte es Anjanka. Fort, dachte sie, fort mit ihm!

„Die Frau“, erinnerte sie mit gepresster Stimme.

Kurz sah es so aus, als wolle er fragen, welche Frau sie meinte, doch da schien ihm ein imaginärer Kronleuchter aufzugehen.

„Ach ja, vielen Dank!“, rief er, noch während er in die entgegengesetzte Richtung losstürmte, mitten in eine Menschenmenge hinein.

Perplex schaute Anjanka ihm hinterher, überlegte kurz, ob sie etwas dazu sagen sollte, sah dann jedoch hoch zur Sonne und entschied, dass es Zeit zum Mittagessen war.

Der Fremde durchbrach indessen die jubelnde Menge, was sich als recht schwierig herausstellte, da die Menschen sehr eng beieinander standen, wie wild auf und ab hüpften und klatschten. Ihre verärgerten Rufe, wenn er sie anrempelte, hörte er gar nicht, sondern lief einfach weiter und durchbrach den Ring gänzlich. Unbeholfen stolperte er auf die freie Fläche hinaus und kam schlitternd zum stehen. Er hatte jemanden erblickt… jemanden, den er gesucht hatte…
 

Bereits nach wenigen Minuten hatte sich Fumis Zuhörermenge um das dreifache vergrößert. Zufrieden nahm sie die Tatsache zur Kenntnis, während sie weiterhin predigte. Nicht, dass sie das nicht gewohnt wäre, doch es erstaunte sie jedes Mal wieder aufs Neue, welche Überzeugungskraft in ihr steckte. Es war doch so leicht, die Männer wie Marionetten zu führen – sofern man eine Frau von ihrem Kaliber war.

Sie lächelte in sich hinein, doch plötzlich kam ein unerwarteter Wendepunkt, an dem sich aus einem für Fumi unerklärten Grund ihr Publikum wieder verringerte. Hilflos musste Fumi mit ansehen, wie immer mehr potenzielle Kunden ihr den Rücken zuwandten, weil anscheinend etwas Spannenderes ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Ein mieses Gefühl keimte in Fumi auf, vermischt mit einem Körnchen Zorn. Immer mehr und mehr gingen und auch unter den noch verbleibenden wurde es zunehmend unruhiger. Gemurmel und Geflüster erfüllte die Luft, welche kurz zuvor noch von gespannter Stille beherrscht wurde.

An einer anderen Stelle des Marktplatzes ganz in der Nähe wuchs hingegen das Verhältnis „Mensch pro Quadratmeter“ so, wie es nach Fumis Meinung bei ihr sein müsste. Jubel war von dort zu hören, welcher eigentlich der ihrige sein sollte und als schließlich auch noch ein Feuerwerk aus der Menge heraus brach und Fumi somit den letzten Rest ihres verbleibenden Publikums raubte, griff die Priesterin zu ihrer letzten und zugleich effektivsten Waffe. Unauffällig versuchte sie, ihren Rock etwas niedriger zurücken und zugleich raffte sie ihn an der Seite mit einem dort befestigten Band. Nun reichte theoretisch gesehen nicht einmal mehr der Ausdruck „Minirock“, doch trotz dieses verzweifelten Versuches schenkte ihr niemand Beachtung.

Doch da richtete sich eine Stimme an sie.

„He!“

Hoffnungsvoll wandte Fumi sich in die Richtung, aus der der Ruf kam.

„Junge Dame,“, meinte ein älterer Herr zu ihr, „ziehen sie sich doch mal etwas wärmer an. Auch wenn es Sommer ist, kann so was mächtig auf die Nieren gehen.“

An dieser Stelle reichte es Fumi endgültig. Sie musste herausfinden, wer oder was ihr die ganzen Kunden stahl. Was konnte für Männer interessanter sein, als sie? Fumi fühlte sich zutiefst verletzt; in ihrer Ehre und ihrem Stolz.

Nicht mehr ganz so engelhaft wie noch in der letzten Stadt sprang sie von dem Brunnenrand herunter und steuerte direkt auf die riesige Menschenmenge zu, durchbrach sie und stolperte aufgebracht in das Zentrum des Aufruhrs.
 

Verdutzt blickte Aerie zu der Gestalt hinüber, welche soeben zu ihr auf die imaginäre Bühne gestürzt war und sie nun seinerseits penetrant anstarrte. Während in dem Antlitz der zwiespältigen Elfe noch immer eine gewisse Angst, Überraschung und auch eine große Menge Unsicherheit eine große Rolle spielten, zeigte sich nun in dem Gesicht des ihr Unbekannten Freude, Glück und eine ganze Menge Verwirrtheit. Letztere aber schien auf die mentale Ebene zurückzuführen und wirkte chronisch bedingt.

Ihre Blicke hatten sich getroffen und hielten nun aneinander fest. Niemand sagte etwas; es herrschte vollkommene Stille.

Da durchbrach der Unbekannte das Schweigen.

„Du…“

Aerie schluckte. „Ich…“

„Ich hab dich überall gesucht!“ Der Fremde kam auf sie zu.

„Ja! Äh – wie?“ Die Elfe schluckte etwas heftiger als zuvor. „Verzeiht, ich habe euch noch nie…“

Doch sie wurden jäh unterbrochen, als eine weitere Person zu der kleinen Runde (oder großen, wenn man das Publikum mit einbezog) auf die Bühne gestolpert kam. Aerie erkannte sie sofort.

„Äh… Fumi?“

Verständnislos starrte die Angesprochene sie an.

„Wie…du?“

Aerie schluckte. „Ich… hast du mich auch gesucht?“

„Keineswegs!“, gab Fumi verärgert zurück und kam leicht stampfend auf sie zu. Drohend zeigte sie mit dem Zeigefinger auf sie.

>> Wie kannst du es wagen, mir all meine Kunden zu stehlen? Warte, was passiert, wenn du das noch mal machst. Du wirst nicht mehr in Ruhe schlafen können, dafür sorge ich! <<

Das hätte Fumi dieser inkompetenten Elfe am liebsten an den Kopf geworfen, jedoch wurde sie unterbrochen.

„Es gibt sie zweimal!“

Beide Frauen drehten sich zu dem Unbekannten um, welcher fast in Vergessenheit geraten war.

„Wie?“, fragten beide simultan.

Mit ausgebreiteten Armen kam er noch näher zu ihnen heran, wagte jedoch nicht auch nur eine der beiden ansatzweise zu berühren.

„Ich hab es geschafft!“, rief er und hüpfte ein paar Mal auf und ab. „Geschafft hab ich es!“

Die zwei Frauen sahen sich an, sahen ihn an, sahen abermals sich an. Ihr beider Blicke war eine Hilflosigkeit und Verwirrtheit zu entnehmen, die nur knapp unter der Naivität Anjankas³ eine Grenze ihr Eigen nennen konnte – wie so oft.

Abermals stellten beide das bereits häufig gebrauchte Fragewörtchen: „Wie?“

Aerie schob noch ein „Was?“ und Fumi ein „Wer?“ hinterher, da sprang der Fremde plötzlich auf die Seherin zu und fiel vor ihr auf die Knie.

„Ich wusste, dass es sie gibt.“

„Wer ist Sie?“

„Du.“

„Ich?“

„Du auch. Und du.“

Die Arme des Mannes zeigten nun, übereinander gekreuzt, auf die zwei Frauen.

„Hab ich jetzt was gewonnen?“, fragte Aerie hoffnungsvoll.

„Oh, meine Göttin! Freya, Geweihte! Hast du meinen Ruf erhört? Sind wir entdeckt worden? Werden wir berühmt?“

Aerie kreischte aufgeregt. „Diether Bohlen!“

Fumi stieß der Elfe in die Seite. „Red keinen Quatsch! Den gibt es doch – Freya sei Dank – noch gar nicht.“

„Oh…“ Aerie nickte nachdenklich. „Aber vielleicht ein weltberühmter, stinkreicher Filmregisseur?“

„Mh, vielleicht.“, grübelte Fumi. „Moment mal! Nein, das ist doch völliger Quatsch.“

„Wieso?“

Fumi dachte nach, dann fragte sie den Mann: „Bist du ein weltberühmter, stinkreicher Filmregisseur?“

Der Fremde hielt kurz inne in seinen Springbewegungen. „Ähm… nein.“ Er sprang weiter.

Fumi verschränkte bestätigt die Arme. „Da hast du es.“

„So ein Mist“, maulte die Elfe. „Aber vielleicht von >>Star Search<<?“

„Erstens“, begann Fumi abermals aufzuzählen, „sind wir hier nicht in Deutschland…“

„Nicht? Aber wie heißt dann unser Land?“

„Das… weiß ich auch nicht.“, erwiderte Fumi genervt. „Frag die Autoren!“

„In Ord-“

„…und zweitens gibt es bei uns nur Minnesänger.“

„Alles kl-“

„Und was willst du Abziehbild von einem Springfrosch jetzt von uns?“, fauchte Fumi den unbekannten an.

„Willst du mich heiraten?“, kam als Gegenfrage zurück.

„Bist du reich?“

„Nein, ich-“

„Vergiss es.“

Da kroch er hinüber vor Aeries Füße.

„Aber willst du vielleicht…?“

Auch, wenn es dem Fremden nicht klar zu sein schien, bemerkte jedoch zumindest Aerie, dass immer noch alle Augen des Publikums auf die imaginäre Bühne gerichtet waren. Sie beobachteten gespannt, was weiterhin geschah. Die Elfe wusste, dass sie nun sehr diplomatisch vorgehen musste. Wenn sie etwas Falsches sagte, könnte das fatale Folgen für ich Publikum mit sich ziehen, wie etwa Atemnot, Herzversagen oder einen Ausbruch von Hysterie. Wie schwer es doch ist, eine Berühmtheit zu sein, dachte Aerie. Von ihr hing alles ab. Leben, Tod – jegliches wurde durch ihre nächsten Worte entschieden.

„Kann ich…“, begann sie und der Fremde vor ihren Füßen starrte erwartungsvoll zu ihr hinauf, „vielleicht noch mal eine Nacht darüber schlafen?“

Der Fremde sah sie fragend an.

„Na ja“, stotterte Aerie weiter, „ich hab ausgerechnet heute noch sehr viel zu tun und über so etwas muss man schon ein-zwei Mal nachdenken, denke ich, und – äh – außerdem habe ich auch noch einen Friseurtermin und ich kann euch sagen: das dauert! Einmal, da war ich dort sieben Stunden gefesselt, weil sich die Bürste des Friseurs in meinen Haaren verfangen hat und dieser inkompetente Idiot wusste keine andere Lösung, als mir die Haare abzuschneiden, wogegen ich mich natürlich strickt geweigert habe, denn so etwas ist ja schädlich für meine Reputation. Und wie viele Jahre die gebraucht haben, um so lang zu werden! So weit konnte der bestimmt noch nicht einmal zählen und deswegen musste er sich etwas anderes einfallen lassen und das hat ihm ja nun überhaupt nicht gefallen, aber was mir noch viel weniger gefallen hat, war diese widerwärtige Fallbeiluhr, die er dort bei sich zu hängen hatte und die jede halbe Stunde einer Puppe den Kopf abschlägt, was – wohlgemerkt bei sieben Stunden – eine absolute Folter ist. Da hatte es dir Puppe ja noch gut, die…“

Plötzlich sank der Fremde ohne Vorwarnung zitternd und zuckend auf den Boden und presste mit schmerzverzerrtem Gesicht die Hände auf die Ohren. Er gab seltsame Geräusche von sich und krümmte sich wie wild. Aerie war verdutzt.

„Was… hat er denn für ein Problem?“

Fumi antwortete: „Ich glaube, ein Problem reicht nicht, um das hier zu rechtfertigen.“

Sie zog eine Augenbraue empor und fügte nach ein paar Sekunden hinzu: „ Aber ich denke, ich kann dich beruhigen. Seine Frage dürfte sich somit wohl erledigt haben.“

Aerie stutzte. „Womit?“ Die Priesterin brauchte einige Sekunden, um zu verstehen, was Aerie meinte, dann schüttelte sie nur den Kopf und meinte: „Vergiss es.“

Die zwei Frauen betrachteten den am Boden liegenden Mann nachdenklich. Er hatte seine bisherige Tätigkeit – das Zucken und Krümmen – noch nicht unterbrochen und so verging eine Minute und vielleicht auch eine weitere, bis Aerie das Schweigen unterbrach. Sie deutete mit einem Nicken auf den Mann und fragte zweifelnd: „Sollen wir vielleicht etwas unternehmen?“

Schweigen…

„Vielleicht… ihm helfen… oder so?“

Abermals Schweigen… der Fremde rollte sich auf die andere Seite.

„Weiß nicht…“, kam als Antwort.

„Aha.“

Wieder Stille. Die Grillen zirpten in der Sommerhitze und die Luft flirrte. Ein Geier kreiste über den Köpfen der Menschen.

„Wollen wir gehen?“

„Mh…“, Fumi zuckte mit den Schultern, sie wandten sich von dem zuckenden Mann ab und schickten sich an, durch die Menge hindurch zu verschwinden, doch Aeries Zuschauer registrierten dieses Vorhaben und starteten wieder die Jubelrufe. Außerdem bildeten sie einen Gang vor Aerie (und somit auch zwangsläufig vor Fumi), um sie durchzulassen. Die Priesterin blickte Aerie entgeistert an. „Was has-?“

„Frag einfach nicht.“

Schweigend passierten beide die Gasse, welche sich hinter ihnen sofort wieder schloss.
 


 

(²) Diese Methode hat Anjanka in ihrer langjährigen Berufserfahrung entwickelt und sie erwies sich als effizient und praktisch, weshalb sie heute weit verbreitet und deswegen eigentlich nicht mehr ganz so geheim ist. Nur weiß das Anjanka nicht. Und da sie auch kein Patentrecht angefordert hat, ist die Methode noch heute weit verbreitet.

Sie funktioniert folgender Maßen: Man weise dem Kunden einfach eine Richtung, gebe ihm noch einen kleinen Schubs und möge dann schleunigst das Weite suchen. Die tiefe Klippe, auf die der Kunde eventuell zusteuert, ist einfach zu übersehen (wenigstens kann dadurch das Gefühl der Sicherheit gewährleistet werden, da man diesen Kunden garantiert nie wieder sehen wird). Ebenso das eventuell eintretende zerreißende Schuldgefühl, welches die hart arbeitende Seherin (oder wahlweise auch jeden anderen Benutzer dieser Methode) befallen wird. Die kann auch sehr gut mit einer kräftigen Mahlzeit herunter gespült werden – eine weitere Berufserfahrung Anjankas.
 

(³) Auf einer Skala von eins bis zehn würde Anjanka wahrscheinlich die Elf erreichen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (27)
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Von:  Nomi-chan
2007-03-04T23:44:17+00:00 05.03.2007 00:44
O.o OMG! Hab ich gelacht. ^^ Das ist super, mir tut jetzt noch der Bauch weh, muss bald lesen wie es weitergeht. ^^
Von: abgemeldet
2006-09-26T13:48:06+00:00 26.09.2006 15:48
lol, wirklich zum Schießen,da kann man nicht meckern.
Von:  Nixchen
2006-09-24T16:51:08+00:00 24.09.2006 18:51
*lacht sich schief*
Ach auch wenn man manche Kapitel schon tausend mal vorgelesen oder selbst gelesen hat ist das immer wieder komisch. Naja oder die Geschichte bis ins kleinste Detail kennt. Aber immer wieder ist es zu komisch.

So mir ist ein Tippfehler aufgefallen. Oder ist das beabsichtigt. Also hier ist erstmal der Fehler:
Dieser hielt sich noch immer "der Bau" vor Lachen.
Also für mich würde >Dieser hiekt sich noch immer "den Bauch" vor lachen.< mehr Sinn machen.

So aber ich find die Umsetzung unser ideen wird immer besser. Auch wenn ich sagen muss das die Kapitel auch immer länger werden. Ach und dein Schreibstil passt so schon zu der Geschichte.

Ach und ich liebe den Salamander. Ich finde Anjanka und das kleine Tier passen sehr gut zusammen. Aber auch die fette Fee ist toll. Auch wenn naja ich sie mir sehr schräg vorstelle. Bei dem Mode geschmack. Aber Sazuki hat ja schon treffend ausgedrückt was man von der woll eher hält.
Aber seine Strafe folgte ja auch auf den Fuss.

So was man noch sagen kann ist das die Gruppe wirklich voller überraschungs Talente steckt. Sazuki mit einwenig Spontangrips und Fumi mit interessanter Art zukämpfen. Dabei traut man das den beiden ja garnicht zu.

Ich wag mich jetzt mal an das hammermäßig lange fünfte Kapitel.

~nixchen~
Von:  Nixchen
2006-09-24T16:02:26+00:00 24.09.2006 18:02
*kopfschütelt*
Der arme Sazuki. Er wird schon wieder von einer Frau entführt und diesmal will die sogar mehr als nur Geld von ihm. Dabei hat der ärmste mit sowas doch noch keine Erfahrungen gemacht.

Aber mal zu den anderen beiden Frauen die jetzt noch im leben vom Helden aufgetaucht sind.
Also Aerie find ich sehr komisch. Ein Plappermaul die ganz schön Zickig ist, dazu kommt noch Ares iht männlicher Untermieter. Wenn das mal nicht verwirent für die anderen wird. Und bestimmt sehr schwierig.
Aber Anjanka mag ich bis jetzt von den Frauen am meisten. Sie ist richtig klasse. Ach und ihre Sprüche einfach zum Wegschmeißen. Aber ihre Familie ist bestimmt auch so toll. Ob wir die mal einbauen...

~nixchen~
Von:  Nixchen
2006-09-24T15:25:31+00:00 24.09.2006 17:25
So nun gehts ja schlag auf schlag. Schon wieder jemand neues.

Aber der arme Sazuki wird woll nie erfahren was seine Entführerin mit ihm angestellt hat. Selbst ich weiß das nicht.

Aber ich find die Hintertür währe wirklich eine sehr schöne Geschäfsidee die man irgend wann noch mal aufgreifen sollte.

Ach was fand ich denn noch klasse...
Ach ja das Sazukismagen über seinen Kopf siegt. Das passt so schön zu mir. Ich find du hast mich gut mit ihm getroffen.

Ach ich schreib mal meinen nächsten Kommi.

~nixchen~
Von:  Nixchen
2006-09-22T18:48:28+00:00 22.09.2006 20:48
Wow. Endlich tauchen die beiden wieder auf.

Bin wirklich überrascht das Luzifer solange brauch um auf die Idee zukommen das Sazuki an allem Schuld ist.
Auch wenn das nicht immer die Lösung ist alles auf einen Menschen mit wenig Gribs abzuschieben.

Aber bin mal gespannt was sein genialer Plan ist. (auch wenn ich ihn ins geheim kenne. Aber die Charaktere machen ja so wieso was sie wollen)

~nixchen~
Von:  Nixchen
2006-09-22T18:32:54+00:00 22.09.2006 20:32
*lach*
Ich find die Story einfach nur genial. Bin zwar selbst an der Entstehung beteiligt, aber die Umsetzung hat ja allein das Sternchen gemacht. So hab ich auch das Recht einen Komentar zu schreiben.

Allein der Anfang mit dem Kuhfladen haut einen ja schon aus dem Latschen. Und dann der Typische Satz der böse Wichter. Mit ich will die Weltherrschaft und so. Einfach herrlich.

Und Sazuki(also mich) mag ich sehr! *selbst verliebt* Das mit Stein .... sehr interessante Wendung. Auch wenn es sehr plötzlich war.

Aber das Ende erinnert mich an Pokémon. Wie Luzifer und sein kleiner Dämon weg fliegen.
Aber Sazukis bemerkung am ende ist zu weg schmeißen. Aber wirklich. Als wenn da vor kurzem mal schnell ein Sturm lang gefegt ist und er noch da steht während alles andere verschwindet. Er ist wirklich eine Hohlbirne.

So dann werd ich mir mal das nächste Kapitel vor nehmen.

~nixchen~ *lach*
Von:  Jarmina
2006-07-21T17:52:00+00:00 21.07.2006 19:52
Hey, die Geschichte gefällt mir! Herrlich chaotisch, genau wie ich*gg*! Ich pack sie zu meinen Favoriten^^
Von:  Lyessa
2006-07-06T21:56:36+00:00 06.07.2006 23:56
na wunderbar ^^ endlich tauchen die beiden mal wieder auf *g* hatte mir schon sorgen gemacht, ob ihnen ihr letzter auftritt wohl nicht so gut bekommen wäre oO"
zwar schade, dass es nur so kurz war, aber es macht ziemlich neugierig auf diesen großartigen plan, den lucifer da ausgeheckt hat o.o
Von:  Lyessa
2006-07-06T21:50:27+00:00 06.07.2006 23:50
*lachträne aus augenwinkel wisch* herrlich... danke, das ist eine perfekte abrundung für den heutigen tag XD

*seufz* ich will auch so nen süßen salamander *-* (ich seh mich schon den nächsten salamander dem ich begegne verfolgen XD)

*kicher* wie kann man so chaotisch sein? erinnert mich in gewisser weise zwar an mich selbst *hüstel* aber so schlimm bin ich auch nicht - und das will echt was heißen XDD~

nya... echt starkes kapitel XD *fan-fähnchen schwenk*


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