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Im Dunkeln der Nacht

Mystery Spell
von

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Erwachen

Schreiend und schweißgebadet schreckt die junge Frau aus dem Schlaf. Ihr Herz rast immer noch in ihrer Brust und sie fühlt auch noch den Wald um sich herum, obwohl sie in ihrem Bett liegt.

Das Herrenhaus ist still wie immer. Wie eine Gruft, was irgendwie passend ist, wenn man es genau nimmt. Fahrig strubbelt sie sich durch ihre Haare und setzt sich auf. Sie legt ihre Hand auf ihre Brust und versucht ihre Atmung in den Griff zu bekommen.

Es knarzt leise vor ihrer Tür.

„Bitte nicht“, denkt sie niedergeschlagen. Egal welcher der Brüder da draußen gerade herumschleicht, er soll ja dortbleiben. Ihre Hoffnung zerbricht als es vorsichtig und sanft klopft. Die Art und Weise des Klopfens sagt ihr noch vor der Stimme, wer da ist.

„Alles okay bei dir, Emma?“, fragt es besorgt durch das alte Holz.

„Ja“, seufzt sie und lässt den Kopf hängen. Nichts ist in Ordnung, seit Monaten quält sie immer wieder derselbe Traum. Einfach so, ohne, dass sie wüsste warum.

Die Klinke wird heruntergedrückt und die Tür einen Spalt geöffnet. Ein Kopf mit mitternachtsblauem Haar und grüne Augen wird hereingestreckt. Der Ausdruck auf dem Gesicht ist beunruhigt und fragend.

Die junge Frau zieht die Augenbraue hoch und grinst schief. Wenn er schon mal hier ist …. „Komm schon rein, Peter.“ Sie winkt ihn matt zu sich.

Lautlos betritt er den Raum und steht dann unschlüssig da und betrachtet sie mitfühlend. „Schon wieder?“

Emma nickt niedergeschlagen und deutet auf ihr Bettende, damit er sich setzt. Es macht sie nervös, wenn er da so steht. Es macht sie zwar auch nervös, wenn er auf ihrem Bett hockt, vor allem, wo es mitten in der Nacht ist, aber dieses Nervös fühlt sich erträglicher an wie das andere.

Er setzt sich, genauso lautlos, wie er sich durch den Raum bewegt hat.

Die junge Frau fährt sich noch einmal durch die Haare und seufzt. Sie fühlt sich furchtbar; wegen dem Traum und weil sie offenbar Peter dadurch gestört hat. „Tut mir leid“, nuschelt sie kaum hörbar und sieht ihn niedergeschlagen an. Sie hat ihn bestimmt beim Klavierspielen unterbrochen.

Ein Lächeln huscht über das Gesicht des Mittleren der Brüder. „Dein Ernst? Du entschuldigst dich für deinen Albtraum?“

Das Kindermädchen reibt sich die Augen. Die Bilder verblassen langsam – wie immer. In ein paar Stunden wird nichts mehr davon übrig sein; außer diesem beklemmenden Gefühl in ihrer Brust und noch mehr Müdigkeit. „Hm“, brummt sie.

„Alles okay?“, fragt es von der Seite.

Erschrocken wendet sich Emma dem neuen Gast zu. Nicolae, das Familienoberhaupt und der Älteste, wenn man so möchte, steht an den Türrahmen gelehnt, die Arme locker vor der Brust verschränkt. Sein Blick ist mitfühlend und sanft.

„Ich weiß ja, das ihr quasi nie schlaft, aber …“ Ja, was aber? Wahrscheinlich bekommen die Bartholys mehr mit, wie ihr lieb ist. Es liegt in ihrer Natur, wenn man so will. Tatsächlich will sie gar nicht so ganz genau wissen, was die drei immer alles so mitbekommen. Wüsste sie es, würde sie wahrscheinlich vor Scham nie wieder das Zimmer verlassen.

„Wenn du hier so herumschreist, als würde dir jemand Freude bescheren, müssen wir ja mal nachsehen kommen“, ertönt es hörbar amüsiert hinter Nicolae. Drogo streckt seinen blonden Schopf herein und grinst herausfordernd.

„Arschloch“, murrt sie griesgrämig und streckt die Zunge raus.

Der Jüngste der Bartholys, Lorie ausgenommen, hat immer einen Spruch auf den Lippen – meist einen herablassenden, oder beleidigenden. Er lacht ausgelassen und handelt sich einen tadelnden Blick vom Ältesten der Drei ein. Die beiden scheinen ein stummes Gespräch zu führen.

Emma runzelt die Stirn, während sie die beiden beobachtet. Sie sollte sich wirklich mal mehr mit den Fähigkeiten ihrer Gastfamilie befassen. Die Brüder können augenscheinlich telepathisch Informationen austauschen. Sie hatte diesen Gedanken schon öfters, sich aber nie getraut nachzufragen.

Nach einigen Minuten verzieht der Blonde das Gesicht und verschwindet. Peter sitz immer noch am Bettende und ist unschlüssig. Nach einem Blickwechsel mit Nicolae steht er auf, verabschiedet sich und verlässt das Zimmer.

Die junge Frau reibt sich erneut das Gesicht. Die Bilder sind schon wieder fast weg. Sie könnte nicht einmal sagen, was sie da im Wald gejagt hat. Der Wald selber ist im Moment aber noch präsent; das Rascheln der Blätter, der Geruch nach Holz und Moos und die Kälte der Nacht. Der Rest verschwimmt zunehmend und ist so undeutlich, dass sie nur noch vage einige Dinge abrufen kann.

„Ich sorge mich um dich“, spricht Nicolae sie vorsichtig an.

Müde und erschöpft sieht Emma ihn an. Sein Blick ist prüfenden und eindringlich. Sie kennt das bereits. Eine schlechte Angewohnheit ihres Gastgebers und eine der wenigen Fähigkeiten, von denen sie ganz genau weiß. Statt mit ihr zu reden, sucht er seine Antworten einfach in ihrem Kopf. Nicht, weil er nicht mit ihr reden möchte, sondern weil es schneller und einfacher ist für ihn. „Nicolae“, murrt sie verzweifelt und sieht ihn an.

Betreten wendet er einen Moment den Blick ab. „Verzeih mir“, seufzt er schließlich. Seine graugrünen Augen sehen wieder zu ihr, aber diesmal nicht so intensiv und erdrückend.

„Schon gut.“ Die junge Frau winkt ab. „Macht der Gewohnheit halt.“ Sie ist zu kaputt um zu streiten, oder sich aufzuregen. Und außerdem ist es mitten in der Nacht, da sollte man schlafen – also als Mensch sollte man das.

„Dennoch. Ich habe dir versprochen, das nicht mehr zu tun“, stellt er klar und der Ton seiner Stimme zeigt, dass er selber unzufrieden ist, dass er sich nicht darangehalten hat. Der Älteste der Brüder sieht das Kindermädchen warm an und lächelt leicht. „Aber ich mache wirklich Sorgen. Wiederkehrende Träume in dieser Intensität …“ Er macht eine fahrige Handbewegung und scheint nicht sicher, wie er es ausformulieren soll.

„Intensität?“, fragt Emma nach und zieht eine Augenbraue hoch. Ja, sie träumt schlecht und scheint zumindest vor dem Aufwachen immer zu schreien. Und; ja, ihre Gastfamilie hat ausgesprochen gute Ohren und wird das überdeutlich hören, aber …

Nicolae sieht etwas betreten drein. Er räuspert sich, was sein Unwohlsein deutlich macht. „Das ist schwierig in Worte zu fassen. Wenn du diesen Traum hast …“, er bricht kurz ab und sucht offenbar nach Worten bevor er fortfährt, „Es ist, als würde das ganze Haus beben.“

„Beben?“, fragt sie schockiert nach. Was meint er denn damit?

„Es bebt natürlich nicht wirklich“, erklärt er schnell. „Stell es dir eher wie ein mentales Beben vor.“

Das Kindermädchen ist sichtlich erschrocken über diese Information. Sie fährt sich abwesend mit dem Zeigefinger über die Unterlippe und denkt nach. Ein mentales Beben? Was soll das sein? Und was genau hat das zu bedeuten? Bis eben dachte sie, dass sie einfach nur schlecht träumt, aber so wie das Familienoberhaupt das gerade sagt, klingt es nach etwas weitaus Größerem. Zumindest würde es erklären, warum die Brüder vorhin so schnell da waren …

Plötzlich fällt ihr etwas Anderes ein. Sie sieht hektisch zu Nicolae. „Oh Gott, Lorie.“ Die Kleine ist zwar oft ein Biest, aber trotzdem hat sie es nicht verdient, durch ein mentales Beben, oder was auch immer, aus dem bisschen Schlaf gerissen zu werden, dass sie hat.

Ihr Gastvater hebt beschwichtigend die Hände und lächelt geheimnisvoll. „Keine Sorge, wir haben ihr Zimmer abgeschirmt.“

Das wirft mehr Fragen auf, wie es erklärt. Wenn die drei offensichtlich in der Lage sind, Räume dagegen abzuschirmen, warum tun sie es dann nicht mit ihren eigenen? Gerade als sie nachfragen will, erklingt eine sanfte Klaviermelodie. Sie kennt das Stück, welches Peter da gerade spielt; es entspannt und beruhigt sie. Genau deswegen, wird es auch angestimmt haben. Seine Stücke sind … magisch. Auch eines der Geheimnisse, die sie noch nicht ergründet hat.

„Versuch noch etwas zu schlafen.“ Nicolaes Stimme ist seidenweich und hüllt das Kindermädchen regelrecht ein. Er geht hinaus in den Flur. „Und morgen, reden wir endlich darüber“, sagt er noch und schließt die Tür.

Einen Moment versucht sie angestrengt über die Worte ihres Gastgebers nachzudenken, aber die Klaviermusik lullt sie schneller ein, wie ihr lieb ist. Sie legt sich wieder hin und lauscht den sanften Tönen.

Die Stücke die Peter spielt sind meist eher etwas düster und melancholisch, aber dennoch wunderschön – ein wenig wie der Komponist selber. Jeder Ton ist perfekt platziert und erzählt eine Geschichte, wahrscheinlich seine Geschichte.

Die Gedanken von Emma schweifen ab. Sie ist jetzt schon seit einem halben Jahr hier in Mystery Spell. Es war natürlich ein enormes Risiko gewesen, hierher zu kommen und eine Stelle als Kindermädchen bei einer Familie anzunehmen, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Doch in ihrer Heimat hatte sich nichts mehr gehalten, außer schmerzlichen Erinnerungen. Als die Universität sie aufgenommen hatte, gab es für sie kein Halten mehr. Das Haus und seine Bewohner haben sie am zwar Anfang extrem verunsichert, nicht ganz grundlos wie sie einige Monate später herausgefunden hatte, aber es gab für sie eh kein Zurück. Es hätte ja auch niemand ahnen können, dass sie ausgerechnet bei Vampiren landet.

Vampire, Hexen und wer weiß was noch; all das existiert. Sie war irgendwie erleichtert gewesen, dass sie nicht allein war. Ja, auch sie hat besondere Fähigkeiten, die sie immer versteckt hat. Hier musste sie die natürlich auch geheim halten, zumindest der Öffentlichkeit gegenüber. Aber, das Wissen, dass sie nicht verrückt ist und das Vertrauen, das ihr entgegenbracht wurde – immerhin weiß sie selbst, wie schwer es fällt jemanden etwas Derartiges anzuvertrauen – haben dafür gesorgt, dass sie sich schneller wie gedacht hier eingelebt hat.

Nachdem die Katze aus dem Sack war, hat sie auch angefangen sich erheblich wohler zu fühlen. Eigentlich absurd. Aber, das Zusammenleben hat sich danach gebessert, da die Bartholys sich ihr gegenüber nicht mehr verstellen und verstecken mussten; und das hat dann die Situation für alle Beteiligten entspannt. Und sie musste sich auch nicht mehr verstecken. Ganz im Gegenteil. Nicolae hatte ihr Angeboten, ihr mit ihren Kräften zu helfen und ihr entsprechendes Wissen über diese andere Welt beizubringen, was sie natürlich angenommen hat.

Inzwischen kann man schon fast von einem richtigen Familienleben sprechen. Das tut ihr unfassbar gut, wo sie ja keine eigene Familie mehr hat. Und wie in jeder Familie, gibt es ein, zwei Mitglieder mit denen es schwieriger ist, wie mit den anderen. Drogo und Lorie, wo es vor allen mit der Kleinen schwierig oft ist. In Anbetracht ihrer Existenz, ist es allerdings auch nachvollziehbar, dass sie eher speziell ist. Und Drogo, ist eben Drogo. So nett und beschützerisch er sein kann, kann er auch einfach nur nerven und sich wie ein riesen Idiot aufführen.

Ihre Augen werden immer schwerer. Die Klaviermusik dringt in ihren Geist ein und sie lässt sich davontragen, in einen ruhigen, traumlosen Schlaf.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Kleine Überarbeitung 18.03.2021
Große Überarbeitung 15.04.2021

Der Einstieg ist geschafft ^-^
Er entstammt, mehr oder weniger, meiner Feder und hat keinen direkten Bezug zu einem einzelnen Game.

Mir ging es darum einen groben Umriss der Basic zugeben die ich nutze.
Ja, der Hauptcharakter weiß bereits um das "Wesen" der Familie - ich fand diesen Einstieg (gemobst bei Sebastian) einfach am schönsten. Ich verstehe eh nicht, warum so ein Geheimnis darum gemacht wird, wo der Leser/Spieler es quasi von Anfang an weiß ^-^"
Die Fähigkeit des Hauptcharakters folgt später, aber wie hier zu lesen, weiß sie bereits, dass sie "etwas" kann.

Der Traum ist von mir und hat NICHTS mit dem aus Nicolaes Route zu tun, dass wird aber noch deutlicher werden. Komplett anzeigen

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