Für immer du
Did you think we’d be fine? Still got scars on my back from your knife
So don’t think it’s in the past, these kinda wounds they last and they last now.
Did you think it all through? All these things will catch up to you
And time can heal but this won’t, so if you come in my way just don’t
Oh, it’s so sad to think about the good times, you and I
Sie sang sich die Seele aus dem Leib, als die Musik sie einnahm und ihr Leid nach außen trug. Sie stand tatsächlich wieder auf der Bühne, sang von ihrem Schmerz, den er ihr zugefügt hatte.
Sang über böses Blut, das nun zwischen ihnen herrschte, auch wenn sie nach wie vor noch Gefühle für ihn hatte.
Sie machte sich ihrer Enttäuschung Luft, indem sie darüber einen Song schrieb.
Eine einseitige Liebe, die nie existieren würde und nur qualvolle Schmerzen in ihr auslöste – jedes Mal wenn sie ihn nur in ihrer Nähe wusste.
Mittlerweile hatten sie Winterferien und auch schon zuvor hatte sie den Kontakt zu ihm eingeschränkt. Meist aß sie nur mit Sora zu Mittag und lenkte sich mit Gespräche über Paris oder das bevorstehende Praktikum ab. Mittlerweile hatte es bereits die Runde gemacht, dass Sora nach Europa und Matt auf Tour gehen würden.
Doch neben dem ganzen Lernstress, gingen diese erfreulichen Nachrichten nahezu unter.
Und Mimi war sich nicht ganz sicher, ob sie sich wirklich darüber freuen sollte.
Es klang egoistisch, aber ihr wäre lieber gewesen, wenn Sora hier einen Praktikumsplatz erhalten hätte und ihr nicht ständig mit ihren Paris-Plänen in den Ohren lag.
Sie konnte es fast schon nicht mehr hören, da es unerträglich für sie war, nun auch Sora noch zu verlieren, auch wenn es nur für ein halbes Jahr war.
Es wäre nicht mehr dasselbe. Sie könnte sie nicht einfach so anrufen, wenn sie Probleme hatte, sondern musste Rücksicht auf die Zeitverschiebung nehmen.
Allmählich wurde ihr bewusst, dass sich ihre Freunde wohl genauso hilflos vorkamen, als sie ihnen damals eröffnet hatte, dass sie mit ihrer Familie in die USA ziehen würde.
Freundschaft veränderte sich, wenn man mehrere tausend Kilometer voneinander getrennt war.
Ihr Blick huschte zu Noriko, die gemeinsam mit Etsuko am Bühnenrand saß und ihr zujubelte.
Ein krächzender Ton überkam ihre Lippen, als sie daran dachte, dass tausend Kilometer eigentlich gar nichts waren, wenn man sich für immer voneinander verabschieden musste.
Ihr ging es von Tag zu Tag schlechter.
Seit sie gemeinsam am Strand waren, baute sie immer weiter ab. Es war eine reine Tortur gewesen, sie hierher zu bringen, doch Noriko bestand darauf sie noch einmal singen zu hören.
Zwar grölte sie leidenschaftlich mit, doch Mimi wusste, wie sehr sie das Ganze anstrengte und ihre Energiereserven verbrauchte.
Sie schmetterte den letzten Ton, umklammerte mit ihren Fingern das Mikro und schloss die Augen, um sich vollends darauf zu konzentrieren. Sie atmete tief ein, fühlte in ihr Innerstes und brachte die letzten Zeilen über ihre Lippen:
And, baby, now we've got bad blood.
_
Nachdem sie die Bühne verlassen hatte, stürmte sie sofort zu Noriko, die sie prompt beglückwünschte und den neuen Song in den höchsten Tönen lobte.
Kurz danach war Mimi an die Bar verschwunden, um ein paar Getränke zu organisieren.
Sie schaute sich kurz um und blieb mit dem Blick an dem abgesperrten Bereich weiter hinten hängen.
Ren hatte vor den Club zu erweitern und einen größeren Sitzbereich für die Bargäste zu schaffen.
Die Arbeiten gingen recht langsam voran, aber nach und nach konnte man sich etwas darunter vorstellen.
Mimi ging einen Schritt weiter nach vorne, als ihr auf einmal jemand auf die Schulter tippte.
Irritiert wandte sie sich herum und sah in ein bekanntes Gesicht, dass sie schon länger nicht mehr gesehen hatte.
„Oh hallo“, begrüßte sie ihn fröhlich, während er sich lässig neben sie stellte und sie genauestens begutachtete.
„Hey, lang nicht mehr gesehen“, meine er mit einem Lächeln und hielt seine Bierflasche fest in der rechten Hand. „Ich wusste gar nicht, dass du in einer Band spielst.“
Mimi lockerte ihre Haltung und sah kurz zur Bühne, auf der sie vor wenigen Minuten noch performt hatte. Sie vergrub ihre Hände in ihren hinteren Hosentaschen und blickte wieder zu ihm.
„Wir treten nur gelegentlich auf“, schwächte sie ab und grinste.
„Für ‚gelegentlich‘ seid ihr aber echt unfassbar gut“, kommentierte er anerkennend.
„Danke Toya“, erwiderte Mimi geschmeichelt und überlegte, wann sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Es war schon eine halbe Ewigkeit her, da sie in letzter Zeit nur selten ein Spiel ihrer Fußballmannschaft besuchte.
„Was machst du eigentlich hier? Normalerweise sehe ich nur sehr selten bekannte Gesichter“, bemerkte Mimi etwas verdutzt. Gewöhnlich besuchten eher Studenten der naheliegenden Universität Rens Club. Toya hier zu sehen, überraschte sie schon ein wenig.
„Ich bin heute mit meinem Bruder und seinen Freunden unterwegs“, erklärte er und deutete hinter sich. „Er studiert an der Tokai-Universität Jura.“
Mimi nickte schwach und erinnerte sich automatisch an Tai, der ihr erzählt hatte, dass er vorhatte sich an der Universität zu bewerben.
Ihr Lächeln verschwand und sie wurde aus ihren Gedanken gerissen, als der Barkeeper ihre Getränke fix und fertig auf der Theke abstellte und sie rief.
Schnell nahm Mimi das kleine Tablett mit den Getränken entgegen und bezahlte zügig, um die Gläser an den Stehtisch zu den anderen zu bringen.
Doch sie wurde von Toya aufgehalten, der sich ihr in den Weg stellte.
„War wirklich schön, dich mal wieder zu sehen“, meinte er nachdrücklich und begegnete ihr mit einem vielsagenden Blick, den sie nicht klar deuten konnte.
„Ja, man sieht sich sicher nochmal in der Schule“, antwortete sie recht kurz angebunden und wollte gerade gehen, als er sich immer noch kein Stück bewegte.
Verwirrt blickte sie ihn an und runzelte die Stirn, als er letztlich mit der Sprache herausrückte.
„Was machst du eigentlich sonst am Wochenende so? Hast du mal Bock auf Kino?“
Verwundert über diese Frage zog Mimi eine Augenbraue nach oben.
Fragte er sie gerade tatsächlich um ein Date?
Sie war sich nicht sicher, ob sie dazu schon bereit war. Doch was sollte sie sagen? Sollte sie ihm etwa einen Korb geben?
„Mal sehen“, antwortete sie wage und zuckte sachte mit den Schultern. Sie blickte zu ihren Freunden, die bereits am Tisch auf sie warteten. „Ich muss jetzt los, sonst verdursten meine Bandkollegen noch“, witzelte sie und schlich an ihm vorbei, während er einen knappen Abschiedsgruß erwiderte.
Sein Blick wanderte einmal auf und ab und blieb direkt an ihrem Hintern hängen, was Mimi natürlich nicht entging. Ein lüsternes Lächeln zauberte sich auf seine Lippen.
Er hatte schon damals keinen Hehl daraus gemacht, dass er sie attraktiv fand und wäre Mimi nicht so verletzt, würde sie sich auch sehr geschmeichelt fühlen.
Allerdings war sie noch nicht bereit, etwas Neues in Betracht zu ziehen, selbst wenn es sich bei ihm nur um Sex zu drehen schien.
Grazil schritt sie zu den anderen und wurde prompt von Noriko näher heran gezogen, als sie die Getränke auf dem Tisch abgestellt hatte.
„Wer war das denn?“, hakte sie interessiert nach und sah sich nach dem Unbekannten um, der sich ein neues Bier geholt hatte.
Mimi hingegen seufzte nur unterdrückt und widmete sich direkt ihrem Getränk.
„Das war niemand Wichtiges“, meinte sie besänftigend und nippte etwas genervt an ihrem Glas.
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Es verging keine Woche, als sich Norikos Zustand abrupt verschlechterte. Sie bekam Fieber und hatte sich eine Lungenentzündung eingefangen, die ihr das Atmen noch mehr erschwerte.
Sie war ans Bett gefesselt und bekam von den verschiedensten Ärzten Besuche abgestattet, da sie sich weigerte ins Krankenhaus zu gehen.
Auch Mimi war anwesend, als einer der Ärzte aus ihrem Zimmer trat und die angespannte Ayame zu sich rief.
Mimi war ebenfalls aufgestanden und ging unruhig auf und ab, verschränkte die Finger vor ihrem Gesicht und hoffte, dass der Arzt ihrer Schwester helfen konnte.
„Ich habe ihr ein stärker dosiertes Schmerzmittel verabreicht“, erklärte er fast flüsternd, während Ayame nur verständlich nickte.
„Wie geht es ihr denn jetzt?“, platze aus Mimi hervor, doch der Blick des Arztes sagte alles, schon bevor er die vernichtenden Worte in den Mund nahm.
„Sie schläft jetzt und wird auch keinerlei Schmerzen verspüren, versprochen.“
Ayame nickte betroffen und fuhr sich gedankenverloren über ihre rauen Lippen.
Sie sah furchtbar aus. Ihre dicken schwarzen Augenringe zeigten, dass sie kaum geschlafen hatte.
Das Zittern ihrer Hände bewies mal wieder, dass zu viel Kaffee alles andere als gut für den Körper war. Ihr Blick huschte kurz zur der, während Norikos Arzt in seine Jacke schlüpfte.
„Ich bringe Sie noch zur Tür“, sagte sie schwach, während Mimi teilnahmslos vor Norikos Zimmertür stand und nicht wusste, ob sie reingehen sollte, oder nicht.
Ihr Herz pochte unkontrolliert gegen ihre Brust und auf einmal wurde ihr recht kalt, sodass sie ihren Cardigan zuzog und sich hineinkuschelte.
Kurze Zeit später kam Ayame zurück, zog sich wankend ihre Schuhe an und blickte verunsichert zu Mimi.
„Ich muss jetzt gleich zur Arbeit. Ist es okay, wenn du hier bei ihr bleibst?“, fragte sie vorsichtig, auch wenn es bereits abgesprochen war.
Mimi hatte sich bereiterklärt den gesamten Abend bei ihr zu bleiben, auch wenn sie nicht bei Bewusstsein war.
Aber ihre Angst war allgegenwärtig. Was wenn es soweit war? Wie sollte sie damit umgehen, wenn sie plötzlich nicht mehr atmete?
Ursprünglich war geplant gewesen, dass auch Chiaki noch dazu stoßen sollte, doch Mimi hatte ihm abgesagt, da sie einen Abend alleine mit Noriko verbringen wollte.
Im Nachhinein bereute sie ihre Entscheidung, doch das wollte sie sich bei Ayame nicht anmerken lassen.
„Aber natürlich“, antwortete sie selbstsicher und bemerkte ihre Erleichterung.
Sie schnappte sich ihre Tasche, öffnete Norikos Zimmertür und verabschiedete sich mit einem Kuss auf die Stirn.
Mimi beobachtete mit verschränkten Armen und einem angestrengten Gesichtsausdruck ihre liebevolle Geste. Als sie sich von ihr löste murmelte sie einen leisen Gruß, verschwand aber relativ schnell aus dem Zimmer, damit Mimi ihre Verzweiflung nicht mitbekam. Doch sie hatte die aufkommenden Tränen in ihren Augen gesehen. Auch das unterdrückte Schluchzen war nicht unbemerkt geblieben.
Erst als sie die Tür ins Schloss fallen hörte, näherte sie sich ihrem Bett.
Voller Ehrfurcht betrachtete sie ihre friedlich schlafende Erscheinung, wohlwissend, dass sie mit Medikamenten ruhig gestellt wurde.
Wie ein Sack Zement, ließ sie sich auf dem Stuhl neben ihrem Bett nieder und rang um ihre Fassung.
Sie war so verzweifelt, dass sie es gar nicht in Worte fassen konnte.
Ein intervallartiger Schmerz breitete sich von ihrem Herzen aus, schnürte ihr den Hals zu und nahm ihr praktisch die Luft zum Atmen.
Eine Art Schnappatmung entstand, als sie versuchte sich am Weinen zu hindern.
Doch ihre Augen brannten wie Feuer, so als wären sie mit Salz oder einer ätzenden Flüssigkeit in Berührung gekommen, obwohl es nur ihre eigenen Tränen waren.
Leise löste sich die Erste und rann ihre Wange hinunter.
Kaum fähig richtig zu atmen, stieß sie einen lauten schmerzverzehrten Seufzer aus und legte ihre Hand auf ihre. Ihr Kopf senkte sich und berührte ihren kalten Handrücken, den sie mit ihrer eigenen Fingern umfasst hielt.
Ein qualvoller Laut überkam ihre Lippen. Angestrengt kniff sie ihre Augen zusammen, konnte aber ihre Tränenflut dadurch nicht unterbinden. Noch Stunden hätte sie so weiter gemacht, als sie auf einmal eine zarte, aber spürbare Bewegung wahrnahm.
Sie hob den Kopf an. Ihre Tränen quollen über ihre leicht geschwollenen Augenlider hinweg, bis sie realisierte, dass sich ihre Finger tatsächlich bewegt hatten.
„Noriko?“
Ihre Stimme war gebrochen, klang wie ein Reibeisen und ein Kratzen machte sich in ihrem Hals bemerkbar.
Sie erwiderte nichts, noch ein leichter Druck ging von ihrer Hand aus, der Mimi signalisierte, dass sie sie durchaus hören konnte.
„Du hörst mich, oder?“, flüsterte sie kaum merklich und fuhr über ihre kalte Hand.
Wieder spürte sie, wie ihre Finger leicht zitterten und ihre Hand leicht drückten.
Ihre Augen waren immer noch geschlossen, ihre Brust hob sich gleichmäßig, während ihre Augenlider leicht zuckten, sich aber nicht öffneten.
Mimi presste die Lippen aufeinander, horchte für einen stillen Moment in sich hinein und verstärkte den Druck um ihre Hand, die eine aufrechte Verbindung zu ihnen darstellte.
„Als ich dich das erste Mal gesehen hatte, hatte ich mich nur gefragt, was das für eine blöde Zicke und welche Laus ihr über die Leber gelaufen war“, begann sie mit schwacher Stimme.
„Du hast mich am Anfang dermaßen eingeschüchtert, auch wenn deine Augen mir gleich so vertraut vorkamen. Ich habe wirklich gedacht, dass du mit deinem Auftauchen einfach nur meine Familie auseinanderbringen willst, indem du dich dazwischen drängst. Aber dem war nicht so.“
Sie machte eine kurze Pause, atmete tief ein und realisierte schon gar nicht mehr, als ihr unaufhörlich die nassen Tränen über ihre Wangen liefen.
„Im Nachhinein bin ich froh, dass du so hartnäckig geblieben bist. Das liegt wohl in der Familie. Kämpfen bis zum Schluss, auch wenn die Hoffnung so schwindend gering ist“, ein Lächeln legte sich über ihre Lippen, als sie sich näher zu ihr hinunterbückte und ihr einen Kuss auf ihren Handrücken gab. Mit beiden Händen hielt sie ihre fest umschlossen und drückte sie gegen ihre Stirn.
„Ich wünschte, dass alles wieder gut wird. Das du nicht mehr krank bist und wir zusammenbleiben können, so wie ganz normale Schwestern, die miteinander verschiedenste Momente teilen. Freud und Leid. Einfach alles, ohne daran denken zu müssen, dass diese unbeschwerte Zeit jemals endet. Denn ich will nicht, dass es endet.“
Doch es ging nicht darum, was sie wollte. Das war ihr mehr als einmal schmerzhaft bewusst geworden. Es ging um Noriko, ihren Körper, der immer schwächer wurde. Ihre Lebensqualität, die von Tag zu Tag schwand.
Mimi zog ihre Nase hoch, lockerte eine Hand und fuhr sich über ihr Gesicht.
Sie hatte keinen Einfluss darauf, wann es passierte. Sie wusste nur, dass es passierte.
Und sie wollte ihr nicht länger im Weg stehen.
„Aber es ist egoistisch von mir, dich darum zu beten, zu bleiben. Ich weiß, dass du Schmerzen hast und ans Bett gefesselt bist. Aber…“, ihre Stimme brach abrupt ab.
Ihr Gesicht drückte sich in die weiche Matratze. Sie stieß einen halblauten Schrei aus, der ihren Schmerz beschrieb. Ihr Herz zog sich zusammen, so als hätte sich eine Hand darum gelegt, die es allmählich zu zerquetschen drohte.
Sie konnte ihr nicht sagen, dass sie es unfair fand. Natürlich war das Leben war unfair, in vielerlei Dingen. Aber…
Schwerfällig hob sie ihren Kopf an, drückte ihre Hand gegen ihre Wange.
„Es ist okay“, murmelte sie mit schwerer Zunge. „Lass einfach los.“
Verzweifelt kniff sie sämtliche Gesichtsmuskeln zusammen, nachdem ihr die Bedeutung ihres Satzes bewusst wurde.
Ja, sie ließ sie gehen. Sie wollte nicht, dass sie sich noch länger quälte, auch wenn es ihr Herz zerbrach. Sie wollte, dass sie blieb. Bei ihr. Am liebsten für immer.
Noriko drückte auf einmal ihre Hand. Mimi blickte zu ihr, in der Hoffnung sie würde nochmal wach werden, um mit ihr ein letztes Mal sprechen können.
Doch sie lag nur da und schlief. Der Druck um Mimis Hand ließ langsam nach, war aber immer noch leicht spürbar.
Stunden vergingen, doch sie dachte keine einzige Sekunde daran sie loszulassen. Es war ihre Verbindung zueinander, die sie nicht aufgeben wollte…
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Zwei Tage später lag Mimi bereits im Bett, als plötzlich mitten in der Nacht das Telefon klingelte.
Sie schreckte nach oben und sah prompt auf ihren Wecker, der ihr 02:48 Uhr anzeigte.
Ein Kloß bildete sich in ihrem Hals, als das Klingen aufhörte und sie im Flur die Stimme ihrer Mutter vernahm.
Langsam senkte sie sich auf die Matratze und krallte ihre Finger in ihr Kissen.
Sie wusste genau, was es zu bedeuten hatte.
Vollkommen erstarrt sah sie zu ihrer Wand und wartete.
Noch immer hörte sie die Stimme ihrer Mutter, die sie jedoch kaum verstand.
Mimi schloss ihre Augen, erinnerte sich an all die schönen Momente der letzten Wochen und Monate, als plötzlich ihre Tür geöffnet wurde.
„Mimi? Bist du wach?“, ertönte die Stimme ihrer Mutter im dunkeln Zimmer.
Auf leisen Sohlen schritt sie zu ihrem Bett und das zusätzliche Gewicht signalisierte Mimi, dass sie sich hingesetzt hatte. Sie lag mit dem Rücken zu ihr, als sie ihre Hand darauflegte und sachte drüber fuhr. „Ayame hat angerufen.“
Sie verzog das Gesicht, wollte nicht hören, was ihre Mutter zu sagen hatte.
Ein qualvolles Glucksen überkam sie, sodass sie prompt ihre Hand gegen ihren Mund presste und ihr Gesicht tiefer ins Kissen drückte.
„Es tut mir so leid“, murmelte ihre Mutter hilflos und legte die Arme um sie.
Mimi stieß einen unterdrückten Schrei aus, schüttelte die Nähe ihrer Mutter von sich und vergrub ihre Fingernägel in ihrer Bettwäsche.
Sie schloss ihre Augen, atmete unregelmäßig und stöhnte qualvoll auf.
Ihre Mutter hatte immer noch nicht von ihr abgelassen, auch wenn sie ihre Nähe nicht wollte.
In ihr verkrampfte sich alles. Vor ihrem inneren Auge sah sie Bilder von Noriko, wie sie lachte, freudig umhertanzte und sie liebevoll anlächelte.
Sie schluckte hart, als ihr schlagartig bewusst wurde, dass sie sie verloren hatte.
Ihr Lachen, ihre Stimme, ihre positive Energie. All das lebte nur noch in ihrer Erinnerung.
Noriko war gegangen.
Für immer.