Das fünfte Rad am Wagen
Als sie aufwachte, war es bereits nach elf. Sie richtete sich langsam auf und erkannte schnell, dass sie sich nicht in ihrem Zimmer befand.
Mimi drehte sich zur Seite und erkannte, dass sie alleine war. Stimmt, sie hatte ja bei Sora übernachtet, die sie doch noch dazu breitschlagen konnte, später mit ins Kino zu gehen.
An der Heizung hing noch ihr Rock, der gestern Abend eine unschöne Begegnung mit Tequila hatte.
Mimi ärgerte sich noch immer über die Unfreundlichkeit des Mädchens, dass sie im Club ausversehen angerempelt hatte.
Wahrscheinlich hatte sie sich wieder über das übliche Zeug Gedanken gemacht, als das Missgeschick passierte. Mimi wusste es schon gar nicht mehr, doch eigentlich kreisten ihre Gedanken den lieben langen Tag um Tai.
Auch, dass sie ihn später sehen würde, freute sie auf der einen Seite. Doch sie wusste auch, dass er nur widerwillig zugestimmt hatte. Sora hatte ihn genaugenommen dazu genötigt gehabt.
Sora? Wo war sie eigentlich? Im Bett lag sie nicht mehr.
Vielleicht war sie bereits in der Küche und bereitete ihnen ein super leckeres Frühstück zu.
Mimi vernahm plötzlich ein Grummeln. Sie hielt sich den Bauch, der nach Nahrung verlangte.
Die Brünette lächelte leicht und stand auf.
Auf leisen Sohlen tapste sie in die Küche und fand dort wirklich Sora vor, die sie fröhlich begrüßte.
„Na, hast du ausgeschlafen?“, fragte sie und grinste.
„Ehm schätze schon“, antwortete sie und musterte Sora skeptisch. „Wieso hast du denn so gute Laune? War dein geheimer Freund etwa hier?“
Mimi setzte sich an den Tisch und sah sie dringlich an.
„Er ist genaugenommen noch nicht mein Freund“, japste sie und holte eine Tüte mit frischen Brötchen hervor.
„Aber ja, wir haben uns kurz gesehen. Ich war beim Bäcker, genau wie er“.
Verträumt setzte sie sich ihr gegenüber. Ihre Augen strahlten förmlich, als sie die Brötchen einzeln hervor holte und in einen kleinen Korb, der auf dem Tisch stand, legte.
Mimi runzelte die Stirn und hatte ihr Kinn auf ihren beiden Handflächen abgelegt. Sie freute sich ja für Sora, aber irgendwie störte sie etwas. Auf der einen Seite wollten sie diesen ominösen Typen endlich mal kennen lernen. Anderseits war sie auch ganz schön neidisch auf sie, auch wenn sie dies nie zugeben würde. Warum hatte Sora auf einmal so viel Glück, während sie ihrer wohlmöglich einseitigen Liebe zu Tai nachschmachtete? Normalerweise war es doch sonst immer umgekehrt gewesen. Doch das Schicksal hatte es wohl auf sie abgesehen.
„Wann fängt eigentlich der Film an?“, fragte sie plötzlich und riss Sora aus ihrem Liebestaumel.
„Ehm…also…naja, um drei treffen wir uns mit Tai am Kino. Wir haben also noch genügend Zeit“, meinte sie zögerlich und wich ihren Blicken aus.
Verwundert zog Mimi ihre Augenbraue nach oben und kräuselte die Lippen.
„Ist alles in Ordnung?“
„Ja,ja“, antwortete Sora schnell, sodass Mimi wusste, dass sie log.
Ein fürchterlicher Schmerz machte ich in ihrer Brust breit. Doch sie traute sich nicht, sie zu fragen.
Lieber nahm sie ein Brötchen, schnitt es in der Mitte durch und belegte es mit Wurst und Käse, um es sich fast ganz in den Mund zu schieben. Schwerfällig kaute sie darauf herum und schluckte größere Bissen herunter, als sie eigentlich sollte.
Ein Schweregefühl machte sich in ihrer Magengegend breit und erschwerte ihr das Essen zunehmend.
Eigentlich war sie doch nicht auf den Mund gefallen, doch bei diesem Thema wurde sie plötzlich ganz stumm. So als hätte ihr jemand die Zunge abgeschnitten.
Ihre Angst vor der Wahrheit war einfach zu groß, auch wenn sie wusste, dass sie kaum etwas daran ändern konnte. Doch manchmal blieb sie lieber unwissend, statt etwas zu erfahren, was ihr wohlmöglich das Herz brach.
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Es war kurz vor drei, als die beiden Mädchen am Kino ankamen. Tai stand lässig an die Wand gelehnt und bewegte sich kurz, als er Sora und Mimi auf sich zu kommen sah.
Er trug ein hellblaues Hemd und eine schwarze Jeans, in die er seine Hände vergraben hatte.
Auch Sora hatte sich eher leger gekleidet, während Mimi einen mit Spitze verzierten Rock trug.
„Hallo Tai“, begrüßte Sora ihn und umarmte ihn herzlich. Auch Mimi umarmte ihn kurz zur Begrüßung. Ihr Herz schlug ein wenig schneller, als ihr sein Parfüm in die Nase stieg.
Dann war der Moment auch schon vorbei. Etwas enttäuscht blickte sie zu Boden, versuchte sich aber nichts weiter anmerken zu lassen.
„Und seid ihr bereit für Final Destination 3?“, fragte er grinsend und richtete seinen Blick auf Mimi.
„Was guckst du mich denn so komisch an?“, erwiderte diese empört und rümpfte die Nase.
„Naja, der Film soll ganz schön blutig sein“, meinte er hämisch grinsend. „Nicht das du deswegen Alpträume bekommst“.
„Ich halte das schon aus“, konterte sie selbstsicher, fragte sich aber gleichzeitig, ob er sie loswerden wollte.
Ihre Gedankengänge wurden jedoch von Sora unterbrochen, die darauf bestand die Karten zu holen.
„Was wollt ihr essen?“, fragte Tai an die Mädchen gewandt, als Sora die Karten in ihre Tasche packte.
Sie standen vor der Theke und die riesige Auswahl war erschlagend groß. Gesalzenes Popcorn. Süßes Popcorn. Nachos mit verschiedenen Soßen. Gummitiere. Eis. Slushies.
„Ähm, ich glaube ich nehme nur normales Popcorn“, meinte Sora und begutachtete immer noch die Vielfalt, vor der sie standen.
Tai nickte nur und wandte den Blick zu Mimi, die immer noch die Tafel mit den Angeboten und Preisen begutachtete.
„Und was willst du?“
Sie sah ihn ein wenig hilflos an, da sie wirklich nicht wusste, was sie nehmen wollte. Alles war so kalorienreich. Aber sie konnte ja schlecht sagen, dass sie nichts wollte.
„Ich nehme `ne kleine Tüte Popcorn“, sagte sie schließlich.
„Wow mit dir ist man ja ganz schön sparsam unterwegs“, meinte er grinsend und bestellte.
Erst wollte Mimi ihr Portmonee zücken und Tai das Geld reichen, als er plötzlich abwinkte und meinte, dass er sich Popcorn schon noch leisten könnte.
„Das macht er immer so“, kam es von Sora. „Er läd‘ mich immer ein, ob ich will oder nicht!“
Mimi nickte nur beiläufig.
Tai kam mit zwei verschieden großen Popcorntüten zurück und reichte sie jeweils an Sora und Mimi weiter. Für sich hatte er Nachos besorgt.
„Ich bin halt ein Gentleman“, meinte Tai keck und ein Lachen zog sich über sein Gesicht.
„Aber du brauchst nicht immer alles für mich zu bezahlen. Das ist wirklich nicht notwendig“, antwortete Sora streng. „Ich habe ja schließlich einen Job. Du bezahlst alles von deinem Taschengeld“.
„Und weiter? Du brauchst doch das Geld für’s Studium und ich finde es überhaupt nicht schlimm meine beste Freundin einzuladen“, grummelte er und fischte sich einen Nachos aus dem Plastikgefäß. Er dippte ihn kurz in die rote Soße und biss ein Stück ab.
„Aber, ach Mensch Tai“, entgegnete Sora, obwohl ihr anscheinend die Argumente so langsam ausgingen. Sie lächelte leicht und Tai sah sie triumphierend an.
Keiner der beiden bemerkte, dass sich Mimi etwas außen vor fühlte.
Sie blickte zur Anzeigentafel und sah, dass ihr Kino nun frei war.
„Wir können rein“, mischte sie sich ein und erinnerte die beiden an ihre Anwesenheit.
Sie hätte sich doch wirklich denken können, dass sie hier nur das fünfte Rad am Wagen sein würde.
Doch jetzt hieß es nur, Augen zu und durch.
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Mimi zuckte zusammen, als plötzlich das Gewicht den Kopf des Sportlers zerdrückte. Blut spritzte durch die Gegend und Mimi krallte sich an der Lehne ihres Stuhls fest.
Dachte sie zu mindestens.
„Man Mimi, das ist nur ein Film“, kam es von Tai, der sie böse anstarrte.
Geschockt sah sie ihn an und merkte auf einmal, dass sie ihre Hand nicht auf der Lehne liegen hatte, sondern auf seinem Arm.
Ruckartig ließ sie ihn los und sah peinlich berührt in die andere Richtung.
Das war mal wieder eine Glanzleistung gewesen, schoss ihr durch den Kopf. Da hatte sie wegen eines dämlichen Films Angst bekommen. Wie ein kleines Kind.
Und dann krallte sie sich ausgerechnet noch an Tais Arm. Wieso musste er auch zwischen ihnen sitzen? Konnte Sora ihren hübschen Po nicht früher auf einen der Sitze fallen lassen?
Sie hätte sicher nichts dagegen gehabt, wenn sie sich in ihren Arm gekrallt hätte.
Die Rothaarige war ohnehin nichts anderes von ihr gewohnt gewesen.
„Entschuldigung“, nuschelte sie Tai zu, der wieder zur Leinwand starrte und ihre kleine „Attacke“ anscheinend bereits vergessen hatte.
Sie sah nur, wie sich sein Kopf kurz in der Dunkelheit bewegte, dann war er wieder gerade nach vorne gerichtet.
Sie schielte kurz zur Seite und beobachtete ihn eine Zeitlang unauffällig.
Mimi konnte nicht viel erkennen, doch sie sah, wie er ab und zu, kurz zu ihr schaute.
Einmal hatte er sich sogar zu ihr hinüber gelehnt und amüsierte sich über eine Szene des Filmes. Sie hörte Sora kurz Kichern und fragte sich, was nur so witzig war.
Erst wurden zwei Mädchen unter der Sonnenbank praktisch gegrillt, während einer danach regelrecht aufgespießt wurde.
Humor konnte wohl doch sehr verschieden sein. Wahrscheinlich hatten beide Bezug zur schwarzen Seite, bei der Mimi einfach nicht mitreden konnte.
Sie sackte ihren Sitz hinab, als Tai sich wieder zu Sora rüber gebeugt hatte und ihr etwas ins Ohr flüsterte.
Mimi biss sich auf die Unterlippe und wollte am liebsten den Saal auf der Stelle verlassen. Sie fühlte sich wie Luft. Unsichtbar, aber trotzdem da.
Ob sie es bemerken würden, wenn sie sich einfach aus dem Saal schleichen würde?
Sie wandte den Kopf zur Seite und erkannte, dass der Saal voll war.
Würde sie aufstehen, würde sie sicherlich auffallen, wie Gulliver bei den Liliputanern.
Daher entschied sie sich doch sitzen zu bleiben und ihre aufkommende Eifersucht weitestgehend zu unterdrücken.
Warum hatte sie nur auf eine kleine Tüte Popcorn bestanden? Im Moment wäre ihr der süße Geschmack des fluffigen Zeugs wirklich lieber, als die Bitterkeit, die sie im Moment empfand.
Sie hasste es.
Sie musste wieder normal werden. So konnte es doch nicht weitergehen.
Daher konzentrierte sie sich lieber auf den Film und versuchte sich bei den Schockmomenten einigermaßen zusammenzureißen.
Manche Szenen waren wirklich lächerlich. Auch wenn sie so viel Wahrheit beinhalteten. Eine kleine Berührung konnte alles verändern und ins Chaos stürzen.
Ein müdes Lächeln zog sich über ihre Lippen. Alles, aber auch wirklich alles, erinnerte sie an ihre beschissene Situation mit Tai, die eigentlich nur für sie so richtig blöd war.
Irgendwie musste sie sich ablenken. Mit anderen Jungs ausgehen. Shoppen gehen oder hoffen, dass ihr Herz sich mit Eiscreme bestechen ließ.
Im Moment wollte sie eigentlich nur diesen Kinobesuch überleben, auch wenn ihr das ständige Gekicher und Geflüster allmählich auf die Nerven ging.
Dafür hätte sie wirklich nicht mitkommen müssen. Doch Sora hatte sie förmlich dazu genötigt gehabt.
Die Brünette schnaubte leise, stützte ihren Ellenbogen auf der Lehne ab und stierte genervt auf die Leinwand. Ihren Kopf hatte sie leicht auf ihrer Handfläche abgelegt.
Sie blickte kurz zu Tai und Sora, die sich anscheinend wieder beruhigt hatten. Mimi hingehen lehnte sich immer weiter zur anderen Seite, so als würde sie nicht zu den beiden gehören.
Schwungvoll schüttelte sie ihre Haare.
Ein genervtes Stöhnen kam von ihrem rechten Sitznachbarn, der prompt ihre wilde Mähne ins Gesicht bekommen hatte.
Sie wich leicht zurück und verharrte in dieser Position bis zum Ende des Filmes.
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„Und wie fandet ihr den Film?“, fragte Sora gut gelaunt als sie aus dem Kinosaal kamen. Mimi versuchte ihre schlechte Stimmung zu verbergen, indem sie ein schiefes Grinsen auflegte.
„Naja, er war in Ordnung und gar nicht so schlimm wie ich dachte“, meinte sie und versuchte locker zu klingen.
Tai zog jedoch skeptisch die Augenbraue in die Höhe. „Nicht so schlimm? Du hast mir in den Arm gekrallt!“, erwiderte er empört und zeigte die leichten Kratzspuren, die sie hinterlassen hatte.
„Tut mir leid, ich dachte dein Arm wäre meine Stuhllehne“, antwortete sie unwirsch und verrollte die Augen.
„Stuhllehne?“, wiederholte er und grinste. Danach gab er einen undefinierbaren Laut von sich, ließ es dann aber auf sich beruhen.
„Wollen wir vielleicht noch etwas Essen gehen? Ich könnte noch eine Kleinigkeit vertragen“, entgegnete Sora auf einmal und sah die beiden erwartungsvoll an.
Auch das noch, schoss Mimi plötzlich durch den Kopf. Sie brauchte eine Ausrede, schnell!
„Klar, mein Magen hängt mir schon in den Kniekehlen“, kam es von Tai.
„Wie untypisch“, murmelte Mimi und warf die Haare zurück. Sie fixierte Tai mit einem herausfordernden Blick. Doch er erwiderte ihn noch nicht mal.
„Und was ist mit dir?“
Mit ihr? Was war mit ihr? Ausrede…wo warst du nur?
„Ähm…ich gehe später noch mit meinen Eltern was essen“, log sie und wich Soras dringlichen Blicken aus.
Wieso sah sie sie nur so komisch an? Wollte sie etwa mit Tai nicht alleine sein?
„Schade“, murmelte die Rothaarige enttäuscht, während Tai die Arme locker hinter dem Kopf verschränkt hatte.
„Wie wär´s mit Pizza? Die nächste Pizzeria ist keine fünf Minuten von hier“, fragte Tai gelassen.
„Ehm ja klar, da können wir ruhig hingehen“, antwortete Sora und wirkte leicht verunsichert.
Mimi fragte sich wirklich, was mit ihr los war. So langsam hatte sie das Gefühl, dass sie sie nur gefragt hatte, weil sie nicht alleine etwas mit Taichi unternehmen wollte.
„Okay, dann wünsche ich euch noch viel Spaß“, sagte die Brünette und erinnerte an ihre Anwesenheit, die sie heute schon mehr als einmal vergessen hatten.
„Sicher, dass du nicht doch mitkommen willst? Du kannst auch nur was Trinken“, versuchte Sora sie umzustimmen.
„Ihr kommt auch sicher ohne mich klar“, meinte sie und zwang sich zu einem Lächeln. „Bis dann“.
Sie umarmte Sora kurz, während sie Tai nur flüchtig verabschiedete. Seine Nähe konnte sie beim besten Willen nicht ertragen.
Anscheinend war es schon fürchterlich genug, dass sie ihn am Arm berührt hatte.
Sie drehte sich weg und ließ Sora und Tai ein wenig verdattert zurück.
Mit schnellen Schritten verließ sie das Kino und bog in der nächsten Straßenabzweigung rechts ab.
Der Wind blies durch ihre Haare und eine Träne lief ihr plötzlich die Wange hinunter, die sie sachte mit ihrem Handrücken auffing und wegwischte.
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„Bin wieder da“, rief sie durch den Flur und schloss die Tür hinter sich.
Sie schlüpfte aus den Schuhen und tapste in die Küche, die leer war. Ihre Mutter war wahrscheinlich noch beim Einkaufen.
Sie entschied sich in dem Arbeitszimmer ihres Vaters nach zu schauen. Normalerweise müsste er schon zu Hause sein.
Mimi schritt langsam zum Arbeitszimmer und wollte gerade die Tür öffnen, als sie die Stimme ihres Vaters vernahm.
„Ich möchte nicht, dass du hier nochmal anrufst“, wisperte er verärgert ins Telefon. „Ich möchte, dass du uns endgültig in Ruhe lässt“.
Mimi rümpfte die Nase und zog die Stirn in Falten. Mit wem unterhielt sich ihr Vater?
„Lass es einfach. Ich will damit nichts zu tun haben“, knurrte er in den Hörer und legte auf.
Mimi schritt von der Tür zurück und fragte sich, ob sie einfach reingehen sollte.
Das Gespräch war sicher nicht für ihre Ohren bestimmt gewesen, aber ihr Vater hatte nie irgendwelche Geheimnisse vor ihr gehabt.
Schwungvoll öffnete sie die Tür und verkündete wieder zu Hause zu sein. Ihr Vater saß bereits an seinem Schreibtisch und fuhr sich durch die kurzen Haare.
Als sie den Raum betrat, schrak er kurz zusammen.
„Oh hallo Mimi“, begrüßte er sie leise und lehnte sich gegen seinen Schreibtischstuhl. „Du bist ja schon zurück. Wie war der Film?“
„Ganz okay“, antwortete sie, „mit wem hast du denn telefoniert?“
Die Neugier stand ihr ins Gesicht geschrieben. Doch ihr Vater winkte schnell ab und setzte sich wieder gerade hin. „War nur ein Kollege. Wir haben unterschiedliche Meinungen zu einem Projekt. Nichts worüber du dir Gedanken machen musst“.
Ein Projekt? Das hörte sich aber wirklich nicht danach an.
„Wo ist Mama? Immer noch beim Einkaufen?“
Er nickte nur kurz und stand auf. „Wenn sie wiederkommt, können wir ja alle zusammen etwas Essen gehen, wenn du willst“.
Mimi überlegte kurz und dachte automatisch daran, dass sie ein Essen mit ihren Eltern als Ausrede benutzt hatte.
„Klar warum nicht“, antwortete sie freudig.
„Wie wäre es wenn wir ins Otaku gehen? Da waren wir schon Ewigkeiten nicht mehr gewesen“, schlug ihr Vater grinsend vor.
Mimis Augen fingen zu Glänzen. Es war ihr Lieblingsrestaurant und ihr Vater hatte Recht. Sie waren schon Ewigkeiten nicht mehr da gewesen.
„Ohja!“, freute sie sich und drückte ihrem Vater einen kurzen Kuss auf die Wange. Das Gespräch von vorhin, war in den Hintergrund gerückt. Viel mehr freute sie sich auf das Essen, das ihren Frust und Kummer beiseite schob und beides für einen Moment vergessen ließ.