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Ein Duell der etwas anderen Art...

von

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Die Neue

Hi Leutz, hier is dann mal meine 2. ff. ich hoffe die gefällt euch. ansonsten gibt's nich viel zu sagen außer...
 

ein gaaaaaaaaanz großes danke an meine Beta-Leserin: Malou *knuddlz*
 

also dann mal viel spaß beim lesen (wer sollte sowas schon freiwillig lesen?) und nich die kommis vergessen^^

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"Hallo, ich bin Nicole Misumi, 16 Jahre alt. Meine Hobbys sind lesen, zeichnen und fast jede Sportart. Ich bin mit meiner Familie erst vor kurzem von Battle City nach Domino gezogen", stellte sich die Neue der Klasse vor.

"Wie sie schon gesagt hat, ist sie noch nicht lange in unserer Stadt, also wäre es vielleicht hilfreich für sie, wenn sich jemand am Anfang, bis sie sich eingewöhnt hat, ein bisschen um sie kümmert.", meinte die Lehrerin.

Reges Getuschel übermannte die Stille, die bisher im Klassenzimmer geherrscht hatte.

"Würde jemand das freiwillig übernehmen?", fragte sie weiter, nachdem sie wieder für Ruhe gesorgt hatte.

Sofort schossen die Hände der Jungenreihen in die Höhe und abermals hob sich der Geräuschepegel.

"Ich mache es. Als Klassensprecherin ist es doch sowieso fast meine Aufgabe, oder nicht?", meldete sich nun ein Mädchen mit schulterlangen braunen Haaren zu Wort.

"Das wäre wirklich nett von dir, Tea", sagte die Lehrerin und wandte sich nun an Nicole.

"Du kannst dich gleich mal neben sie setzen und in der Pause kann sie dir dann das Schulgebäude zeigen."

Das Mädchen nickte und begab sich zu ihrem Platz.

"Hi, freut mich dich kennen zu lernen. Mein Name ist Tea Gardner, nenn mich einfach Tea", flüsterte die Klassensprecherin.

"Nicole, Nicole Misumi, kannst aber auch gerne Nici zu mir sagen."

"Dann fahren wir mal mit dem Unterricht fort...", hörte man nun die Stimme der Lehrkraft im Raum und alle schrieben weiter in ihren Heften.
 

"GONG!!!"
 

"Endlich! Ich glaube das waren die längsten vier Stunden meines Lebens!", hörte Nicole hinter sich eine Jungenstimme.

"Ja Alter, die Schrulle kann auch nur labern, labern, labern!", beschwerte sich ein Blondschopf und neben den beiden Jungs kamen zwei weitere auf die Bank der Mädchen zu.

"Also, darf ich vorstellen...", fing Tea an, wurde dann aber von zwei der vier Jungen weggedrängt.

"Hi, ich bin Tristan und ich...", doch auch er wurde unterbrochen und ebenfalls verdrängt.

"Hallo, ich bin Duke Devlin, du hast bestimmt schon mal von mir gehört, ich habe das Spiel Dungeon Dice Monsters erfunden.", prahlte der Schwarzhaarige mit Würfelohrring.

"Äh, hallo... Dungeon Dice Monsters... ist das nicht dieses komische Spiel mit den Monstern und Würfeln, die man dimensioniert, oder so?", fragte Nicole zögernd und war ziemlich überrumpelt.

"Beachte die beiden am besten gar nicht!", sagte Tea und schob die Zwei unsanft beiseite.

"Das sind Joey und Yugi", erklärte die Klassensprecherin weiter.

"Hallo", sagten die Beiden und hoben zur Begrüßung die Hand.

"Bist du nicht Yugi Muto? König der Spiele und erster im Königreich der Duellanten? Und du bist doch Joey Wheeler, Zweitplatzierter!", meinte Nicole und stand nun auf.

"Richtig Schätzchen, genau der bin ich. Der einzigartige, unvergleichliche und gut aussehende Joey Wheeler! Stets zu Diensten", sagte Joey und verbeugte sich.

Das Mädchen musste anfangen zu lächeln.

"Was ist?", fragte Tea.

"Nichts, ich finde nur, dass Joey ziemlich lustig ist!", antwortete die Gefragte.

"Da bist du aber wahrscheinlich die Einzige. Normalerweise ist er relativ forsch."

"Das ist mir egal, ich finde ihn trotzdem witzig!"

"Wie's aussieht hat unser guter Joey einen Fan bekommen", meinte Tea zu Yugi und wandte sich dann an Nicole.

"Können wir gehen? Das Gebäude ist groß und die Pause schon halb vorbei, also..."

"Ja klar, tschuldige. Ich bin es nicht gewohnt berühmte Gesichter in der Schule zu treffen."

Yugi, Tea und Joey gingen nun aus dem Klassenzimmer und ließen Tristan und Duke beleidigt zurück, da sie von Nicole kaum beachtet wurden.

"Spielst du auch?", fragte Joey plötzlich, was diese aber reichlich überraschte.

"Was? Was soll ich denn spielen?"

"Na was wohl, er meint Duell Monsters", half Tea ihr auf die Sprünge.

"Na ja, ich kenn die Regeln und ein paar Karten hab ich auch, aber spielen ist übertrieben. Ich übe zwar viel, bin aber nicht sonderlich gut", meinte Nicole und kramte ihr Deck aus ihrer Schultasche, die sie mitgenommen hatte.

"Zeig mal", sagte Yugi und nahm ihr Deck in die Hand.

"Es sind zwar nicht so gute Karten, aber ich habe ja auch erst angefangen."

"Ach, so schlecht ist es doch gar nicht. Mein Großvater hat einen Spieleladen. Wenn du willst gehen wir nach der Schule dorthin", meinte Yugi und gab ihr den Kartenstapel zurück.

"Das wäre echt super, aber heute kommt der Umzugswagen mit dem Rest aus meiner alten Wohnung und da muss ich dabei sein."

"Dann kommst du eben morgen, oder sonst wann, ist doch kein Thema", entgegnete Joey.

"Klar. Wenn ich Zeit hab, gerne."

"Wo wohnst du eigentlich? Gehst du zu Fuß zur Schule oder fährst du mit dem Bus?", fragte Tea und blieb stehen.

"Ich bin mit dem Fahrrad da, aber es ist nicht weit bis zu mir nach Hause. Ich wohne in der Nähe von dem Spieleladen. Ich hab mich gestern schon ein bisschen in der näheren Umgebung umgeschaut."

"Das ist ja perfekt. Dann musst du auch nicht während den Öffnungszeiten kommen. Du musst nur oben klingeln und dann können wir auch abends in den Laden gehen", erklärte Yugi und ging weiter den Gang entlang.
 

"GONG!!!"
 

"Die Pause ist vorbei, wir sollten uns beeilen", meinte Tea und ging eine Treppe hinunter voraus.

"Und wie gefällt es dir bis jetzt in unserem kleinen Städtchen?", fragte Joey während er neben Nicole herging.

"Also, die Straße bis zum Laden und der andere Weg bis zur Schule waren total der Hit, die musst du unbedingt auch mal besichtigen", lächelte sie und übersprang die letzten drei Stufen.

Der Rest des Weges bis zur Klasse verlief stillschweigend.

Als sie vor der Klassentür standen war es im Klassenzimmer ganz ruhig, was vermuten ließ, dass der Lehrer der nächsten Stunde bereits anwesend war.

Die drei betraten den Raum und setzten sich leise auf ihren Platz, solange die Lehrkraft noch zur Tafel gedreht war, doch kaum saßen sie, stand der Mann direkt vor Nicoles und Teas Tisch.

"Sie sind zu spät! Was haben Sie zu ihrer Verteidigung zu sagen, Miss Gardner?", schimpfte der Lehrer und wandte sich nun an Joey und Yugi.

"Ihr zwei Herren habt es wohl auch nicht für nötig gehalten die Pausenzeiten ein zuhalten. Von Herrn Wheeler kennen wir diesen Verhalten ja schon, aber von dir Tea hätte ich das nicht erwartet. Genauso wenig wie von Herrn Muto!"

>Sieht der mich etwa nicht? Ich sitze doch direkt vor seiner Hakennase. Und die anderen werden wegen mir zur Sau gemacht<, dachte Nicole.

"Entschuldigen sie bitte Herr... ähm... Herr Lehrer, aber es ist meine Schuld, die drei sollte mir das Schulgebäude zeigen, weil ich doch neu an dieser Schule bin, also können sie gar nichts dafür. Ich habe... von meiner früheren Schule erzählt und habe nicht auf die Zeit geachtet."

"Und Sie sind?", fragte der Lehrer prüfend.

"Ich bin Nicole Misumi. Die Neue."

"Ich weiß ja nicht wie es an Ihrer alten Schule gehandhabt wird Fräulein Misumi, aber hier wird Zuspätkommen mit Nachsitzen bestraft. Da ist es mir herzlich egal ob sie neu sind oder Methusalem in Person. Doch da sie die gesamte Schuld auf sich gezogen haben, schlage ich vor, ich erlasse den anderen die Strafe, wenn du drei zusätzliche Stunden für sie mit nachsitzt", meinte er mit strenger Miene.

Den Mitschuldigen fiel die Kinnlade runter, doch Nicole schien das Ganze wenig zu beeindrucken.

"Das ist doch unfair! Sie kann doch gar nichts dafür! Wieso soll sie...", doch ein Zeichen des Mädchens ließ Joey abrupt verstummen.

"Okay, wann und wo?", fragte sie knapp nach.

Der Lehrer sah sie zunächst verwirrt an und vergewisserte sich noch mal, dass die Schülerin seine Ansage auch wirklich verstanden hatte.

"Nur noch mal zum Mitschreiben... du musst jetzt insgesamt vier stunden nachsitzen, ist dir das klar?"

"Ja", lächelte das Mädchen und warf einen flüchtigen Blick auf die Uhr.

"Vielleicht sollten Sie mit ihrem Unterricht fortfahren, sonst müssen sie noch unbezahlt Überstunden machen", meinte sie unberührt und wandte sich wieder ihrem Geschichtsbuch zu.

"So was...", murmelte die Lehrkraft und ging zurück zur Tafel.
 

"Sag mal spinnst du?", fragte Joey schockiert, als er nach der Geschichtsstunde an den Mädchentisch herangesaust kam.

"Was ist?", erwiderte Nicole und legte den Kopf etwas schief.

"Das fragst du noch? Du bist wirklich total verrückt. Der Typ hat dir vier Stunden aufgebrummt und du bleibst die Ruhe in Person und das einzige was dir dazu einfällt sind seine Überstunden!!!!"

"Na und? Wieso sollte ich mich aufregen? Der kann doch machen was er will. Da kann ich mich wenigstens ein bisschen in euren Lehrstoff einarbeiten. Also nimm's gelassen, Joey", meinte das Mädchen nur und griff zu ihrer Schultasche, die neben ihrem Tisch lag.

"Kommst du Tea, sonst kommen wir auch noch zu spät zu Sport", sagte sie, packte Tea am Handgelenk und ließ den Blonden verwirrt zurück im Klassenzimmer stehen.
 

"Sag mal, Nicole. Stört es dich denn kein bisschen dass du die ganze Strafe alleine auf dich nehmen musst?", fragte Tea, als sie die Mädchenumkleidekabine betraten.

"Nö, ich hab doch schon gesagt, dass es in Ordnung ist. Ich seh das nich so eng."

"Wo ist eigentlich dein Sportzeug?", fragte Tea plötzlich, als sie ihre eigene Sporttasche hervorkramte.

"Ähm... Brauch ich etwa extra Sachen?", antwortete Nicole ziemlich überrumpelt.

"Natürlich! Der Coach rastet völlig aus wenn er sieht, dass du in Jeans und Straßenschuhen auf der Rennbahn stehst! Der lässt dich glatt zehn Zusatzrunden drehen!", entrüstete sich Tea.

"Na ganz toll. Jetzt hab ich schon wieder was Falsches gemacht", murmelte die Neue und fasste sich an den Kopf.

"Ausgerechnet heute ist unser normaler Coach nicht da, nur seine doofe Vertretung und der achtet auf die pingeligsten Kleinigkeiten", meinte Tea gequält.

"Super, bin ich ein Glückspilz! Ach was soll's, lauf ich halt die paar Runden noch", erwiderte Nicole schwer ausatmend.

"Mir fällt da was ein, wenn du dir noch von jemandem eine Sporthose ausleihen kannst, könntest du noch durchkommen."

"Woher soll ich denn jetzt noch ne Hose herkriegen?"

"Stimmt, dumme Idee", schüttelte Tea den Kopf.

"Los, lass uns gehen. Er wird mir schon nicht den Schädel abreißen", sagte Nicole und öffnete die Tür zum Sportplatz.

"Wenn du meinst..."

Die beiden Mädchen überquerten die Laufbahn und liefen über den weiten Fußballplatz zu ihrer Sportgruppe, als plötzlich ein Ball in Teas Richtung flog, dem sie nicht mehr ausweichen konnte.

"AAAAAHHHH!"

Doch der erwartete Aufschlag blieb aus. Langsam öffnete das Mädchen ihre Augen wieder, die sie zuvor zugekniffen hatte und sah, dass ihre Mitschülerin nun den Ball fest in beiden Händen hielt.

"Ist alles in Ordnung bei euch? Ist euch was passiert?", rief Joey und lief auf die Beiden zu.

"Bleib stehen, ich schieß ihn dir zu!", rief Nicole zurück und legte den Ball auf den Boden um mit voller Wucht gegen das Leder zu feuern.

Der Ball raste an Joey vorbei und landete genau im Tor, das auf der anderen Spielfeldseite stand.

"Wow! Wo hast du das gelernt?", wollte Tea erstaunt wissen und auch Joey schien es die Sprache verschlagen zu haben.

"Wheeler! Beeil dich! Hast du den Ball eben geschossen?", fragte der Fußballtrainer.

Verdattert drehte Joey sich um und deutete auf seine Mitschülerinnen.

"Die war das", stammelte er verdutzt.

"Red doch keinen Unsinn Junge, der Ball ist über den ganzen Platz gefegt, da kannst du mir nicht weiß machen, dass diese zwei zarten Geschöpfe das waren!", beharrte der Trainer und kam bei Joey, der nun auch bei den Mädchen stand an.

"Wie hast du das gemacht Nicole?", fragte der Blonde verwirrt.

"Was denn? Ich hab doch nur geschossen, sonst nix."

"Aber das war großartig!", sagte Joey nochmals.

"Hör auf mit dem Schwachsinn Kleine. Du hast zwar geschossen, aber so besonders war das nun auch wieder nicht", meinte der Coach und verschränkte die Arme.

"Los, Wheeler komm schon. Und ihr Beiden solltet auch zusehen, dass ihr euch in den Unterricht begebt."

Die Mädchen nickten und liefen ohne Umschweife zu ihrer Gruppe.
 

"Also, da wir jetzt vollständig sind, überprüfe ich die die Anwesenheitsliste und dann kann es schon losgehen. Nachdem die Jungs mit ihrem Training fertig sind üben wir Weitwurf, aber jetzt wärmt euch erst mal auf, so lange kann das nicht mehr dauern", fing der Sportlehrer an und tat auch sofort das eben gesagte.

Ein allgemeines Raunen ging durch die Reihen als das Wort >Weitwurf< fielen.

Der Coach ignorierte aber diese Reaktionen und ging weiter seiner Beschäftigung nach und hakte die Anwesenden auf seiner Liste ab. Als er jedoch bei Nicole Misumi angekommen war stoppte er kurz.

"Das sind aber keine Sportsachen, was sie da tragen Fräulein Misumi!", schimpfte er und predigte sogleich die darauf folgende Strafe.

"Als Strafe werden sie dreißig Liegestützen jetzt und nachher zehn Runden laufen!"

"Okay", meinte Nicole ohne Einwände und erntete von allen Seiten mitleidige Blicke.

Das Mädchen stützte sich auch sogleich auf den Boden und fing mit ihren Liegestützen an. Ohne größere Probleme, auch wenn die letzten zehn bereits schwerer waren, erledigte sie ihre Strafe. Also sie damit fertig war, gesellte sie sich wieder zu Tea, die sie bewundernd ansah, aber kein Wort darüber verlor. Während sie beschäftigt war hatten die anderen Mädchen bereits die Meterskala am Rand des Feldes aufgelegt.

"Wieso bist du so still? Was ist los?", fragte Tea plötzlich und tippte Nicole mit der Hand auf die Schulter, als sie ihren abwesenden Blick bemerkte.

"Nix, ich würde nur lieber da mitmachen...", meinte die Angesprochene und deutete mit dem Finger auf die Schulfußballmannschaft.

"Ach vergiss es, das kann doch nicht wirklich dein ernst sein! Es kann doch nicht so toll sein einem Lederball die ganze Zeit nachzulaufen! Ich versteh dich nicht!"

"Ja, du hast wahrscheinlich recht...", murmelte das Mädchen und senkte den Blick.
 

"Also, fangen wir mit dem Werfen an!", rief der Sportlehrer und drückte der Ersten einen Ball in die Hand.

"Jeder von euch hat drei Versuche. Den Rest kennt ihr ja."

Schließlich waren auch Nicole und Tea and der Reihe.

"Was glaubst du, was du so wirfst?", fragte Tea flüsternd bevor sie sich einen Ball zum Werfen nahm.

"Ich weiß nicht, vielleicht so dreißig, vierzig Meter, weiter glaub ich nicht", antwortete ihre Mitschülerin und wartete, bis sie selbst dran war.

"WAS??? Ich schaff höchstens zwanzig wenn ich mich anstrenge!", rief Tea erschrocken aus.

"Miss Gardner, stimmt etwas nicht?"

"Doch, doch, Entschuldigung, ich mach schon."

Sie verschoss ihre drei Versuche und reichte Nicole einen weiteren Ball.

"Danke."

Sie nahm ein wenig Anlauf, zielte mit dem linken und warf gleichzeitig mit dem rechten Arm. Der kleine Kunststoffball sauste bis über die Dreißig-Meter-Begrenzung und blieb schließlich bei achtunddreißig Metern liegen. Der Sportlehrer starrte ungläubig auf das Wurfziel.

"Das wäre ja fast neuer Schulrekord für Mädchen gewesen!", rief er und notierte sich etwas auf seinem Brett.

Getuschel war in den Reihen der Mädchen zu hören und einige kamen zu Nicole, um sie zu begutachten, als könnten sie sich ihr Können dazu selbst aneignen.

"Starrt doch nicht so, hatte ich nicht diese doofen Liegestützen vorher machen müssen, hatte ich den Rekord bestimmt geknackt", erklärte Nicole gleichgültig.

"Du bist ja ne richtige Sportskanone!", meinte Tea bewundernd.

"Aaaach!"

Plötzlich tauchte der Sportlehrer hinter der Mädchentraube auf.

"Okay, genug rumgestanden, jetzt läuft jede von euch noch zum Abschluss drei Runden. Ach ja und Nicole, du weißt ja, bei dir sind es dreizehn. Also, auf geht's! Trödelt nicht so, wer fertig ist, darf in die Umkleide."

Die Mädchen taten wie ihnen befohlen und absolvierten, wenn auch recht widerwillig, ihre drei Runden.
 

"Soll ich auf dich warten?", rief Tea hechelnd, als sie fertig war und Nicole an ihr vorbeirauschte.

"Nein, geh schon mal vor, dass kann noch dauern. Und sag unserm Lehrer bitte Bescheid", antwortete sie und lief weiter.

>So ne Kondition hätt ich auch gerne. Die keucht ja noch nicht mal<, dachte sich Tea, als sie durch die Tür der Mädchenumkleide ging.

Der Lehrer rollte die Meterskala zusammen und beobachtete die übrig gebliebene Nicole, die jetzt bei ihrer fünften Runde war.
 

Die letzten drei Runden waren schon ziemlich beschwerlich gewesen, doch letztendlich hatte Nicole es geschafft. Durchgeschwitzt und aus der Puste kam sie beim Trainer an.

"Ich bin fertig. Darf ich gehen?", fragte sich nach Luft schnappend.

"Natürlich."

Nun ging auch sie in die völlig leere Umkleide.

"Na toll. Hätte ich an mein Sportzeug gedacht, müsste ich jetzt nicht so ins Klassenzimmer. Wenigstens hab ich noch Deo dabei", sprach Nicole mit sich selbst und sprühte sich kräftig ein, damit der Schweißgeruch überdeckt war.

"Und jetzt ab zum Unterricht", versuchte sie sich anzuspornen, doch sie verlangsamte ihre Schritte nur und dache an den langen Nachmittag, den sie hier noch verbringen musste.

"Warum immer ich!"
 

Nicole kam zur Hälfte der Unterrichtsstunde hereingeplatzt und entschuldigte ihr Verspäten, doch die Erdkundelehrerin sah es locker und so verging die restliche Zeit problemlos. Nach der Stunde kamen Joey und Yugi an dem Mädchentisch vorbei und sahen Nicole mitleidig an.

"Tut uns echt Leid, dass du wegen uns jetzt Nachsitzen musst", meinte Yugi und senkte den Blick.

"Ja, du hast vielleicht aber auch ein Glück! Erst dreizehn Runden laufen und dann noch vier Stunden Nachsitzen. Toller Nachmittagsplan", sagte Joey ironisch.

"Hör auf Joey, du brauchst sie jetzt nicht auch noch aufziehen. Sei froh, dass sie das auf sich genommen hat, sonst hättest du das Fußballspiel heute in den Wind setzen können", mahnte Tea und verpasste dem Blonden eine Kopfnuss.

"Ach, lass gut sein Tea. Ich ruf meine Mutter an. Sie soll meine Sachen einfach in mein Zimmer stellen. Ich pack dann aus wenn ich wieder daheim bin. Aber von was für einem Fußballspiel hast du geredet?", wollte Nicole interessiert wissen.

"Wir spielen heute gegen die Schule aus der Nachbarstadt", mischte sich Tristan ein. "Los komm Alter, sonst macht uns der Coach Feuer unterm Hintern, wenn wir zu spät kommen."

"Au Backe, das Spiel! Das hab ich völlig verschwitzt! Los, nimm die Beine in die Hand Tristan! Also bis dann Leute. Viel schlimmer kann's auch nicht mehr kommen, Nicole", sagte Joey entsetzt und lief aus dem Klassenzimmer und zog seinen Freund hinter sich her.

"Ich will's ehrlich gesagt gar nicht wissen...", meinte Nicole kopfschüttelnd.

Nun waren nur noch Tea, Yugi und Nicole im Zimmer.

"Und wenn wir die Strafe auf uns drei aufteilen? Ob wir draußen sitzen und rumschreien oder hier mit Nicole bleiben macht doch nicht so nen großen Unterschied", meinte Tea.

"Stimmt. Das Spiel fängt erst in zehn Minuten an, also wenn wir...", dachte Yugi laut nach.

"Wenn wir zu dritt bleiben, können wir noch die letzten zehn Minuten des Spiels sehen", entgegnete Nicole und schien keine Einwände gegen diese Idee zu haben.

"Dann ist es also abgemacht!", meinte Tea und packte wieder ihre Sachen aus der Tasche aus.

Yugi setzte sich an den Nachbartisch und tat es seiner Freundin gleich. Plötzlich kam der Geschichtslehrer in den Raum und betrachtete die drei Schüler.

"Ich dacht Fräulein Misumi bleibt alleine? Was macht ihr beiden dann noch hier?"

"Wir teilen uns die Zeit", antwortete Tea knapp.

"Meinetwegen, dann spar ich mir auch meine wertvolle Zeit. Also, hier sind eure Aufgaben. Ich muss noch mal schnell weg und ihr fangt schon mal an. Wenn ihr vor der Zeit fertig werdet, dürft ihr früher gehen und wenn ihr es nicht schafft, müsst ihr die Arbeit zuhause fertig machen."

Ohne weitere Worte verließ der Lehrer das Zimmer wieder und ließ die drei alleine zurück. Diese nahmen ihr Material und fingen auch sogleich an, doch Nicoles Blick richtete sich immer wieder auf den Sportplatz, den man vom Klassenzimmer aus sehen konnte. Unten sah man wie sich die beiden Schulmannschaften gegenüber aufstellten. Als Tea ihre abschweifenden Blicke bemerkt sprach sie sie an.

"Stimmt was nicht? Wieso starrst du die ganze Zeit aus dem Fenster? Nicole?"

Doch das Mädchen beachtete sie nicht und ihr Zustand änderte sich erst als der Lehrer wieder den Klassenraum betrat und nun mit scharfer Stimme zu schimpfen begann.

"Was soll das denn? Du bist hier Nachzusitzen und nicht irgendwelche bescheuerten Ballspielchen zu verfolgen! Wieso ist dein Blatt noch völlig leer?"

"Was? Oh... ich... ich habe nur...", doch Nicole schien nicht die richtigen Worte zu finden. Doch als sie sich die Ansage des Lehrers noch mal durch den Kopf gehen ließ wetterte sie nun los.

"Wie können sie sagen das Fußball bescheuert ist?! Nur weil es nicht ihren oberklugen Ansprüchen genügt, heißt es nicht, dass es ein dummer Sport ist! Ich hasse Menschen die so nen Mist verzapfen! Das muss ich mir nicht länger antun! Und ihre blöden Aufgaben können sie sich sonst wo hinstecken!"

Nach ihrem "kleinen" Ausraster packte sie ihre Tasche und verließ im Laufschritt den Raum. Die anderen Beiden wechselten verwirrte Blicke untereinander aus und der Geschichtslehrer stand noch immer so vor dem Tisch, als säße Nicole nach wie vor dort und predige weiter.

Tea warf nun einen kurzen Blick auf ihre Armbanduhr und stand ebenfalls auf.

"Die Stunde ist vorbei. Bis morgen dann."

Sie packte Yugi am Arm und zerrte ihn hinter sich aus der Klasse.

"Nicole! Warte! Bleib stehen!"

Das angesprochene Mädchen hörte zwar nicht sofort, tat aber dann doch wie ihr zugerufen und drehte sich um ohne etwas zu sagen.

"Du weißt hoffentlich was du gerade gemacht hast", predigte Tea und ließ Yugi nun wieder los.

"Du hast einen Lehrer angeschnauzt und..."

"Na und? Mir doch egal. Wenn er's verdient hat, ist's mir schnuppe wer der Typ is", gab Nicole angefressen zurück.

"Aber was hast du dir dabei gedacht?", fragte Yugi bestimmt.

Nicole senkte den Blick und ließ ihn anschließend wieder aus einem der Fenster im Gang schweifen.

"Nichts. Es is einfach so über mich gekommen. Wisst ihr... damals, als ich noch auf der Schule war, hatte ich nur wenige Freunde und nur wenige konnten mich leiden, nur weil ich gut in Sport, Mathe und den anderen Fächern bin. Obwohl ich nie etwas gemacht habe um sie gegen mich aufzuhetzen, versuchten sie mich mit Scherzen wie: Salami im Spind, angesägte Stuhlbeine und anderen ideologischen Unternehmungen fertig zu machen. Mir blieb nur der Sport. Ich bin nicht so jemand der andere verprügelt oder sie beleidigt. Ich schaff es ja nicht mal jemandem wirklich die Meinung zu geigen, aber im Sport konnte ich es ihnen allen heimzahlen. Ich habe hart an mir gearbeitet um sämtliche Schulrekorde im Sportunterricht zu brechen und habe gehofft, so etwas Anerkennung zu bekommen, aber Pustekuchen! Deswegen sind wir das erste Mal umgezogen. An der nächsten Schule, hatte ich nie solche Probleme. Jeder hat mich respektiert oder gemocht, aber dann bekam mein Vater ne neue Arbeitstelle hier in Domino und jetzt habe ich Angst, dass es genauso wie auf meiner ersten Schule wird. Man ist neu, man hat keine Freunde und am Schluss wird man ausgestoßen. Aber hier wird das nicht so sein. Ich werde für meine Überzeugungen kämpfen und jeder, der etwas dagegen sagt, ist selbst schuld", erklärte das Mädchen.

"Das wird bestimmt nicht so", versuchte Yugi sie zu beruhigen.

"Genau, außerdem hast du schon am ersten Tag neue Freunde gefunden", fügte Tea hinzu und legte Nicole eine Hand auf die Schulter.

"Ach ja, und wer soll das bitte sein?", fragte die Neue und sah nun ihre beiden Gegenüber an.

"Na wir!", riefen beide im Chor.

Nicoles Bedenken waren plötzlich wie weggeblasen, als sie ihren neuen Freunden in die Augen sah und gleichzeitig den Pfiff des Fußballspiels hörte.

"Ist das Spiel jetzt aus?", fragte Yugi vorsichtig.

"Nein, es gibt Verlängerung. Wenn wir uns beeilen, sehen wir doch noch das Ende", antwortete Nicole und raste los, dicht gefolgt von ihren Klassenkameraden.
 

"TOOOOOOOR!", brüllte die eine Hälfte der Zuschauerreihen, während die anderen sich nur schüttelnd an die Stirn fassten und weiter ihr Team anfeuerten.

"Da unten ist Joey!", rief Yugi und kämpfte gegen den Lärmschwall der ihm entgegenkam an.

"Hey Joey! Tristan! Gebt endlich Gas, Jungs! Die seifen euch noch voll ein!", schrie Tea und versuchte sie so anzuspornen.

"Schönen Schrank auch!", motzte Joey und winkte im Laufen.

"Hallo Yugi, hi Nicole, ihr habt es wohl doch noch geschafft."

"Joey pass auf!", rief das angesprochene Mädchen, doch die Warnung kam zu spät. Der Blonde raste mit vollem Karacho gegen Tristan und fiel unglücklich auf den Kopf.

"Na toll, und so etwas lassen die für unsere Schulmannschaft spielen", beschwerte sich jemand hinter den drei Freunden.

Sie drehten sich um und erkannten auch sogleich einen alten Bekannten wieder.

"Hey Bakura, seit wann siehst du dir Fußballspiele an?", fragte Yugi irritiert.

"Mir war langweilig und ich dachte mir, hier könnte ja mal was passieren, aber Fehlanzeige, genauso lahm wie sonst auch", beschwerte sich Bakura.

"Was ist das den für n Spinner? Heute Vormittag war der doch noch ganz nett", wollte Nicole wissen, die über Bakuras Verhalten mehr als Verwirrt zu sein schien.

"Ähm, na ja, das ist eine längere Geschichte, beachte ihn einfach nicht. Wir erzählen sie dir ein anderes Mal", erklärte Tea.

Nicole war zwar noch immer irritiert, nickte aber schließlich und wandte den Blick nicht mehr von dem Spielfeld.
 

Nach dem Spiel liefen die drei Freunde, da Bakura sich noch vor der Verlängerung verdrückt hatte, zu Joey und Tristan und versuchten sie nach der Haushohen Niederlage etwas aufzubauen. Ihre Schulmannschaft hatte drei zu eins verloren und wurde danach auch noch von dem Coach nieder gemacht.

"Nehmt's nich so schwer, das kann jedem Mal passieren, es gibt halt immer Gewinner und Verlierer", versuchte Yugi sie zu trösten und tätschelte Joeys Schulter.

"Ach was, das eine Tor hätten die gar nich zählen lassen dürfen, das war klares Abseits!", protestierte Tea, die das Wort von einem aufgebrachten Fußballfan aufgeschnappt hatte, sich sonst aber nicht mit den Regeln vertraut war.

"Quatsch, das war ein stinknormales Faul. Weiter nichts", meinte Tristan kopfschüttelnd.

"Nächstes beim nächsten Mal wird es bestimmt besser", meinte Yugi, als die Freunde sich vom Sportplatz entfernten.

"Diese Lackaffen hatten einfach nur Glück, weiter nichts. Beim nächsten Spiel seifen wir diese Loser voll ein. Die putzen wir weg wie nicht. Die...", rebellierte Joey cholerisch.

"Aber trotzdem haben wir verloren", erwiderte Tristan und ließ wieder den Kopf hängen.

Nicole, die die ganze Zeit nur stumm das Mitleidsgespräch ihrer neuen Freunde mitangehört hatte, fasste sich nun endlich ein Herz und sagte ebenfalls etwas, das aber weniger mit dem heutigen Spiel zu tun hatte und wandte sich an Joey.

"Wieso besteht euer Team eigentlich nur aus Jungen?"

"Ähm... gute Frage... nun ja, wahrscheinlich haben die meisten Mädchen einfach keinen Bock sich einen Fingernagel oder so beim Sport zu brechen", antwortete er zögernd, ließ aber dann ein Grinsen vom Stapel.

"So ein Quatsch, ich wette mit euch, dass es genug Mädchen gäbe, die keine Angst um ihre Nägel haben, sich aber einfach nicht für so nen Schrott interessieren!", protestierte Tea mit verschränkten Armen.

Mutos Schülerin

Hallöchen *winkt*

Bis jetzt hat zwar noch niemand in meine ff reingeschaut, bis auf meine beta-leserin (an dieser stelle: *malou knuddlt*)

was solls, ich lad jetzt trotzdem mal das 2. kapi hoch.

(ich hab mir am schluss zwar noch n kleinen minidiolog überlegt, den kann ich aba erst laden, wenn mein pc wieder geht. -.-)

Um Kommis wird gebeten!!!

Also... hier is dann mal kapi 2!
 

~+~+~+~+~+~+~+~+~+~
 

Den Rest des Weges, den sie noch zusammen in Richtung nach Hause gingen, zofften sich Tea und Joey noch eine Weile über das Thema, wie zimperlich Mädchen und wie arrogant Jungen eigentlich sind und Nicole unterhielt sich weiterhin mit Tristan über die Aufstellung der Mannschaft.

"Vielleicht will der Coach keine Mädchen im Team haben, wahrscheinlich denkt er, die können so was nicht", mischte sich plötzlich Yugi ein, der sich völlig fehl am Platz vorkam.

"So ein Idiot!", entgegnete Nicole, verabschiedete sich von der Gruppe und lief wieder in die Richtung, aus der sie gerade gekommen waren.

"Wo willst du hin?", rief Tea ihr hinter her, doch das andere Mädchen konnte sich schon lange nicht mehr hören.

"Eins muss man ihr lassen, sie is ziemlich schnell", bewunderte Joey Nicole und schaute ihr, genau wie die anderen, nach.
 

Währenddessen war Nicole wieder bei dem nun verlassenen Sportplatz, der zuvor noch rappelvoll gewesen war, angekommen und holte erst mal tief Luft. Ihre Lungen schmerzten dabei, da das Wetter ziemlich trocken war und schwitzen tat sie nun auch.

Bevor sie weiter ging, schaute sie sich erst noch ein wenig um, ob der Trainer vielleicht irgendwo in der Nähe war. Als sie ihn aber nicht entdecken konnte, ging sie in Richtung Umkleideraum, doch auch dort war er nicht aufzuspüren, genauso wie bei der Lehrergarderobe.

Letztendlich fand sie ihn doch. Der Coach war im Geräteraum und zählte den Bestand an Basketbällen.

"Coach?", fing Nicole an und wartete, bis der Angesprochene sich zu ihr umdrehte.

"Was willst du denn noch hier? Bist du nicht das Mädchen von heute Morgen?"

"Ja, und ich habe da eine Frage. Wieso sind nur Jungs in der Mannschaft?", platzte sie heraus.

"Weil nur Jungs sich angemeldet haben und die paar Mädchen, waren nicht mal annähernd gut genug fürs Team, wieso fragst du? Hast du ein Auge auf unsre Mannschaft geworfen?", fragte er und wirkte ziemlich überrascht.

"So ähnlich, ich würde gerne mitspielen, wenn..."

"Auf gar keinen Fall! Ich habe mir vorgenommen kein Mädchen mehr ins Team zu nehmen und auch noch nach so einer Niederlage, was denkst du, was das für Aufruhr geben würde, wenn du zu uns dürftest? Die würden mich glatt für verrückt erklären. Noch sind wir nicht am Nullpunkt angekommen und so weit werde ich es auch nicht kommen lassen. Solange ich hier der Coach bin, wird kein Mädchen in diese Mannschaft auch nur einen Fuß setzen!", protestierte der Trainer, ohne Nicole aussprechen zu lassen.

"Ganz wie sie meinen. Schönen Tag noch."

Mit diesen Worten verließ Nicole schon zum dritten Mal an diesem Tag den Sportplatz, ging aber diesmal wirklich nach Hause.
 

"Ich bin wieder da!", rief sie, als das Mädchen durch die Eingangstür kam.

"Hallo, wie war dein erster Schultag? Wieso kommst du jetzt erst nach Hause? Hättest du nicht wenigstens anrufen können?", kam ihr eine neugierige Frau entgegen.

"Reg dich ab Mum. Die Schule ist nich schlecht. Ich hab mein Handy daheim liegen lassen und...", bevor sie weiter sprach ging sie zum Treppenansatz, um beim Notfall sofort nach oben rennen zu können.

"... und ich war noch bei einem Fußballspiel und davor musste ich noch Nachsitzen."

Das letzte Wort hatte sie besonders leise und möglichst unverständlich gemurmelt, doch ihre Mutter hatte bessere Ohren, als es Nicole lieb war.

"DU MUSSTEST WAS??? DEIN ERSTER TAG UND SCHON MACHST DU WIEDER ÄRGER, GEDENKST DU DENN NIEMALS DICH ZU BESSERN? DU KÖNNTEST...", doch schon war Nicole nach oben und in einem äußerst unordentlichen Zimmer verschwunden, in dem es von Umzugskartons nur so wimmelte.

"Nicole Florentina Misumi! Komm sofort wieder runter, oder ich komme rauf!", hörte das Mädchen ihre Mutter durch die verschlossene Tür und plötzlich klopfte es laut daran.

Nicole verdrehte die Augen und dachte nicht mal im Traum daran die Tür zu öffnen. Wenn ihre Mum sogar ihren so sehr verhassten zweiten Vornamen benutzte, dann wusste das Mädchen nur zu gut, wie sauer ihre Mutter war und hielt Ausschau nach einer Fluchtmöglichkeit. Ihr fiel sofort das Fenster ins Auge. Sie ging zu ihm hinüber und öffnete es. Langsam ließ Nicole ihren Blick vom Fensterbrett über das Garagendach, bis auf die Straße wandern und überlegte sich bereits, wie sie da am besten runterspringen könnte.

Schließlich hängte sie sich mit dem Körper aus dem Fenster und streckte sich, bis sie etwas Festes unter ihren Zehen spüren konnte. Sie hatte das Garagendach nur wenige Zentimeter unter sich und ließ dann los, sodass sie leichtfüßig darauf Halt fand. Als nächstes ging sie so weit auf der Schräge zur Dachrinne, wie es ihr möglich war und kletterte dann am Gitter für die Kletterpflanzen herab, als plötzlich die Bretter anfingen zu knarren und krachen. Sie konnte sich gerade noch auf die nächste Mülltonne retten, ehe das Gitter laut scheppernd zu Boden krachte und einen Höllenlärm verursachte. Nicole wusste, dass man das Geräusch bestimmt auch im Haus gehört hatte, sprang von ihrer Mülltonne herab und landete direkt auf der Straße. Von drinnen hörte man bereits ihre Mutter schimpfen und an die Eingangstür kommen, doch ehe sie da war, lief das Mädchen bereits die Straße hinunter, ohne jeglichen Plan, wohin sie überhaupt rannte.

>Egal, Hauptsache schnell weg!<, sagte sie sich immer wieder, als ihr Zweifel kamen, da sie eine ziemlich schlechte Orientierung besaß.
 

Nach einer Weile, als sie endlich stehen blieb, fand sie sich vor einem Spieleladen wieder. Sie trat etwas näher, als sie Duelmonster-Karten im Schaufenster erblickte und ging schließlich in den Laden hinein.

"Hallo, kann ich dir helfen?", fragte eine nette ältere Stimme, die zu einem in die Jahre gekommenem Mann gehörte, der sie nun freundlich anlächelte.

Der Mann hatte grüne Latzhosen und ein schwarzes Stirnband auf. Die Frisur darunter und die Augen kamen Nicole merkwürdig bekannt vor, doch sie war sich sicher, diesen Mann noch nie im Leben gesehen zu haben.

"Na ja, ich hab die Karten draußen in ihrem Schaufenster gesehen und hab mir dann gedacht, ich schau einfach mal rein", entgegnete Nicole genauso freundlich.

"Welche Karten meinst du denn? Magic-Karten, Duell Master-Karten, One-Piece-Karten, Inuyasha-Karten oder Duellmonsters Karten?"

"Ich meine Duellmonsters Karten. Ich hab das Plakat daneben auch gesehen und wollte mich mal ein wenig erkundigen. Auf dem Plakat steht, dass bald ein Turnier ansteht, können sie mir darüber mehr sagen?", bat Nicole und deutete aufs Schaufenster, dass von beiden Seiten dekoriert war.

"Es ist in einem Monat und nicht jeder kann mitmachen. Nur die besten der Besten werden dort teilnehmen dürfen. Es wird von der Kaiba Corp. veranstaltet. Tut mir ja leid, aber ich schätze du kannst da nur als Zuschauer hin", sagte der Ladenbesitzer.

"Was soll's. Wenn's so is, möchte ich bitte zwei Booster kaufen", entgegnete Nicole ein wenig enttäuscht.

"Vielleicht beim Nächsten Turnier. Hier bitte. Das macht dann..."

"Hey Nicole, ich dachte du musst dein Zimmer einräumen. Stattdessen treibst du dich doch hier rum", wurde der alte Mann plötzlich von Joey unterbrochen, der hinter ihm, gefolgt von Yugi, Tristan und Tea auftauchte.

"Hey Leute! Ja, eigentlich schon, aber ich musste mich vor meiner Mum in Sicherheit bringen. Die hätte mir bestimmt den Kopf abgerissen, wenn ich nich abgehauen war", erklärte das Mädchen.

"Wieso musst du vor deiner Mutter fliehen? Hast du was angestellt?", fragte Yugi ein wenig besorgt.

"Ach, nicht so wild. Ich hab ihr nur gesagt, dass ich heute nachsitzen musste und dann sind bei ihr alle Sicherungen durchgebrannt", meinte Nicole mit abwehrender Handbewegung.

"Scheint ja n richtiges Sonnenscheinchen zu sein", grinste Joey.

"Joey! Kannst du nicht einmal nett sein? Entschuldige dich gefälligst!", mahnte Tea und verpasste ihm eine Beule.

"Bin ich doch. Ich bin die Freundlichkeit in Person!", protestierte der Blonde und rieb sich den Kopf und wandte sich gerade an Nicole, die aber nur über ihr Verhalten lächeln konnte.

"Was gibt's den da zu lachen?", fragte der Junge.

"Ach nichts. Vergiss es", meinte sie nur abwehrend und lachte noch immer.

"Irgendwie ist die komisch Yugi, die lacht sogar über Joeys dämliches Verhalten, das eigentlich eher zum Weinen ist", flüsterte Tristan dem Jungen zu, der neben ihm stand, während Yugi nur ein leicht verlegen wirkendes Grinsen hervorbrachte.

"Du bist also eine Freundin von Yugi, dann sind die beiden Booster natürlich umsonst", meinte der alte Mann freundlich.

"Äh... Danke", brachte Nicole hervor und lächelte zurück.

"Kannst du überhaupt spielen?", fragte Herr Muto plötzlich.

"Na ja, ich kenn die Grundregeln und so, aber bis ich so gut wie Yugi oder Joey bin, hab ich noch viel Arbeit vor mir", antwortete sie und steckte die zwei Kartenbooster in ihre Hosentasche.

"Tja, in seinen besseren Zeiten war er auch ein Duell Monsters Champion", erklärte Tristan und bekam sofort einen teils fragenden, teils wütenden Blick von Großvater Muto zugeworfen.

"Was soll das heißen >in seinen besseren Zeiten<?! Ich bin noch immer topfit und voll hipp und angesagt", protestierte der ältere Herr und stemmte seine Arme in die Hüften.

"Tristan hat das bestimmt nicht so gemeint, Großvater...", versuchte Yugi seinen Opa zu besänftigen, dem es aber in keinster Weise gelang, und klopfte ihm auf den Rücken, um ihn etwas aufzumuntern.

"Ach erzähl mir doch nichts Yugi, er hat ja Recht. Ich bin alt geworden und will es einfach nicht wahrhaben", entgegnete Herr Muto niedergeschlagen und schaute mit traurigem Blick zu Boden.

"Ach Quatsch, für ihr Alter haben Sie sich doch noch echt gut gehalten", sagte Joey und bekam von Tea einen Stoß in die Seite.

"Die Jungs wollen nur sagen, dass sie es jederzeit mit Yugi aufnehmen könnten. Sie sind noch genau so gut wie früher und haben sich kein bisschen verändert", nahm nun Tea die Sache in die Hand und erzielte zumindest schon mal ein kleinen, wenn auch nicht ernst gemeintes Lächeln von Großvater.

"Nett von euch, aber ihr meint es doch nicht so, wie ihr es sagt", schmollte der Mann.

"Ich kenn Sie zwar noch nicht so lange, aber ich bin mir sicher, dass Sie ein großartiger Spieler sind und es würde mich freuen, wenn sie mir Duell Monsters näher bringen würden", meinte Nicole, die sich bis jetzt im Hintergrund gehalten hatte, stellte sich direkt vor Herrn Muto und ging auf Augenhöhe.

"Genau, das ist doch eine prima Idee, immerhin haben sie sogar Joey das Duellieren beigebracht, also kann's bei Nicole nur gut gehen", entgegnete Tea zuversichtlich.

"Genau, ich finde Tea hat vollkommen Recht. Ein Versuch wär's wert", stimmte ihr Yugi zu.

"So ist es und ich wette, sie wird mindestens genauso gut wie Yugi. Ob sie mir dann das Wasser reichen könnte bezweifle ich zwar, aber Yugi wäre dann wahrscheinlich ein ebenbürtiger Gegner für sie", meinte Joey und wirkte leicht überheblich.

"Ja klar, weil du besser als Yugi bist, Alter", mischte sich Tristan ein.

"*hüstel* wenn Sie mich unterrichten würden, wäre ich Ihnen sehr dankbar", ging nun Nicole dazwischen, um einem Streit vorzubeugen.

"Meinst du das ernst?", fragte Herr Muto nun mit glänzenden Augen.

"Sonst würde ich nicht fragen", meinte das Mädchen lächelnd und stellte sich nun wieder aufrecht hin.

"Na, worauf warten wir dann noch? Los, du hast noch eine Menge zu lernen", sagte Herr Muto übereifrig und lief zur Ladentür um diese zu verschließen.

"Aber es ist doch erst vier Uhr, wieso machst du jetzt schon zu?", wollte Yugi verblüfft wissen.

"Hast du nicht zugehört? Es gibt jetzt wichtigeres zu tun, also Nicole, komm in die Hufe", meine Großvater, packte das Mädchen am Arm und schleppte sie in ein Nebenzimmer und dann die Treppe hoch.

"Arme Nici, bin ich froh, dass ich das hinter mir hab", sagte Joey und warf noch einen letzten mitleidigen Blick zur Treppe, wo ihre Freundin gerade verschwunden war.

"Mal den Teufel nich an die Wand, so schlimm wird's schon nich werden", entgegnete Tea.

"Hast du ne Ahnung", sagten Yugi und Joey gleichzeitig mit einem Kopfschütteln.
 

Nach etlichen Stunden harten Büffelns kam Nicole schließlich geschafft, mit einem Gähnen aus der Tür, hinter der sie so viel Zeit verbracht hatte.

"Ja, bis morgen dann, Herr Muto."

Sie ging die Treppe, die sie zuvor hochgegangen war wieder hinunter und aus der Haustür, die sich auf der Rückseite des Ladens befand. Als sie durch das Haus ging, bemerkte sie erst, dass es draußen bereits dunkel war, genau wie in den anderen Zimmern des Hauses.

>Die können doch noch nicht alle schlafen, es ist doch erst...<

Nicole warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und unterbrach ihre Gedankengänge.

>Oh!<

Ihre Uhr zeigt schon weit nach Mitternacht an.

>Kein Wunder, dass es hier so ruhig is.<

Sie schlich möglichst leise aus dem Haus und schloss vorsichtig hinter sich die Tür.

Auf der Straße warfen nur noch die Laternen ein blasses Licht herab und ließen die ganze Umgebung völlig fremd erscheinen. Da die Straße aber nur in zwei Richtungen ging, hatte Nicole, trotz ihres schlechten Orientierungssinns, keine größeren Probleme mit der Umgebung. Als sie schließlich vor ihrer eigenen Haustür stand, beschlich sie ein komisches Gefühl.

>Was ist wenn Mum schon schläft? Hoffentlich hat sie sich schon abgeregt<, hofft das Mädchen und rüttelte an der Tür.

>Wie hätte es auch anders sein können. Mein Schlüssel is in meiner Schultasche.<

Ärgerlich dachte sie an ihre Flucht vor einigen Stunden.

>Dann eben wieder durchs Fenster.<

Sie stieg vorsichtig auf die Mülltonne, die sie zuvor hinunter gesprungen war und kletterte über das Garagendach, was sich schwieriger als der Abstieg gestaltete.

Am Ende war sie doch an ihrem Ziel angekommen: Ihr Zimmerfenster.

Sie hievte sich bis zum Fensterbrett hinauf, wobei sie beinahe abgestürzt wäre. Erschrocken klammerte sie sich an dem Brett fest und zog sich abermals hoch.

>Puh, wenn das schief gegangen wäre...<

Plötzlich drang blendendes Licht aus ihrem Zimmer und das Mädchen konnte nun eine Person im Türrahmen stehen sehen.

"Oh, oh, Mum", brachte sie gerade noch heraus und versuchte sich noch immer einen sicheren Standpunkt zu suchen, indem sie unsicher mit den Füßen herumtastete.

"NICOLE FLORENTINER MISUMI! WAS MACHST DU DENN DA DRAUSSEN? KOMM SOFORT REIN! HAST DU DENN NICHTS ALS BLÖDSINN IM KOPF?"

Die Angesprochene erschrak, da sie nicht mehr mit ihrer Mutter gerechnet hatte. Anscheinend war sie extra aufgeblieben, nur um ihr eine Standpauke zu halten, doch das interessierte Nicole im Moment herzlich wenig, denn sie verlor das Gleichgewicht, taumelte noch rutschend bis zum Rand des schräg abfallenden Garagendachs und landete mit einem Schmerzensschrei auf dem harten Pflaster vor der Eingangstür. Wenige Sekunden später war Nicoles Mutter neben ihr mit bleichem Gesicht und einem Telefon in der Hand. Das Mädchen konnte sich kaum auf das Telefonat ihrer Erzieherin konzentrieren, denn ihr linker Arm, doch vor allem ihr rechter Knöchel schmerzten höllisch.

"Der Krankenwagen ist gleich da, beweg dich nicht", versuchte Frau Misumi ihre Tochter zu beruhigen, was aber gänzlich fehlschlug.
 

Weitere fünf Minuten nach dem unglücklichen Unfall war ein Krankenwagen mit Blaulicht angerückt und zwei Notärzte stiegen aus. Einer der Beiden hatte dunkle Haare und blaue Augen, der andere braunes Haar, die zu seinen ebenfalls braunen Augen passten, die aber irgendwie einen ärgerlichen Ausdruck hatten.

"Wie ist es denn dazu gekommen", fragte der Blauäugige und untersuchte Nicoles verdrehten Arm.

Das Mädchen biss mit schmerzhaft verzogenem Gesicht die Zähne zusammen und brachte keinen Ton heraus.

"Sie ist vom Dach gefallen", antwortete Nicis Mutter mit besorgter Stimme.

"Was? Da wollte wohl eine hoch hinaus", lächelte der Arzt freundlich und schaffte es wirklich für einen Moment Nicole ebenfalls zum grinsen zu bringen, was sie aber sofort bereute, da der Schmerz sich durch ihren ganzen Körper zog.

Der zweite Notarzt kam nun mit einem orangefarbenen Kissen, das so groß wie Nicoles Körper war.

"Wir müssen dich jetzt da hochheben", sagte der Braunhaarige knapp.

Das Mädchen spürte im Moment nur noch ihren Knöchel und achtete ehre weniger darauf, was um sie herum geschah, sie merkte nur, wie sie nach oben gezogen wurde und sah dann die Decke des Krankenwagens.

"Wenn sie möchten, können sie mitfahren", meinte der nette Arzt an Frau Misumi gewandt.

"Wenn das möglich ist, natürlich."

Unerwarteter Besuch

huhu *vorsichtig um die ecke guck*

Sorry dass es so lang gedauert hat, aba ich meine faulheit hat mich eindeutig besiegt. -.-°

ich hoffe ich kann euch mit dem kapi n bisschen besänftigen. das nächste wird dafür nicht so lang brauchen. versprochen! (dass kann ja noch was werden mit den versprechungen...)
 

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3. Unerwarteter Besuch
 

Zum Glück waren Nicoles Verletzungen nicht so schlimm wie sie aussahen und so konnte sie schon am nächsten Tag, mit einer Schiene mit dickem Verband am linken Arm und einem Gips am rechten Fuß sowie ein paar Krücken, in die Schule gehen, aber nur mit dem Versprechen, sich nach Möglichkeit zu schonen.

"Hey Nici, bist du unter nen Laster gekommen?", fragte Joey, als das Mädchen die Klasse betrat und kam auf sie zugelaufen.

"Ne, nich ganz, ich...", antwortete sie, wurde aber von Tea, die ebenfalls nun zu ihnen stieß, unterbrochen.

"Das sieht ja schrecklich aus, was ist passiert?"

"Na ja, ich..." Diesmal fiel ihr Tristan, der hinter ihr aufkreuzte, ins Wort.

"Wie is es denn dazu gekommen?"

"Ich bin gestern Nacht, als ich nach Hause gegangen bin vom Dach geflogen und...", fing sie zum dritten Mal an, war zwar schon etwas genervt, ließ sich aber nichts anmerken.

"Wow, Nici, was hast du...", wollte Yugi gerade fragen, der nun hinter Tristan aufgetaucht war, wurde aber von einer weiteren Stimme hinter ihnen gestört.

"Wie man so schön sagt: Dummheit muss bestraft werden", hörten die Freunde nun Bakura spotten und drehten sich zu ihm um.

"Halts Maul!", blaffte ihn Joey sofort an und auch Tristan gab seinen Senf dazu.

"Als wärst du noch nie von einem Dach gefallen!", protestierte er und dachte offensichtlich nicht über das, was er sagte, nach.

"Wer ist vom Dach gefallen?", kam nun noch eine weitere Stimme, aber diesmal aus Richtung Tür.

"Bestimmt Wheeler, hab ich Recht? Hat man dir denn noch nie gesagt, dass Hunde nicht zum Fliegen geeignet sind?", fragte Seto Kaiba höchst amüsiert, der gerade das Zimmer betrat und nur Tristans Bemerkung mitbekommen hatte, wurde aber sofort still, als er Nicole sah.

"Wer ist das denn?", wollte Kaiba nun wissen und stellte die Frage in die Runde.

"Das ist...", fing Yugi an, wurde aber von Nicole unterbrochen.

"Nicht das es dich etwas angehen würde, aber ich heiße Nicole", stellte sie sich mit gleichgültiger Stimme vor.

"Aha", meinte Kaiba, von ihrem Ton nicht gerade begeistert.

"Und du bist?", wollte nun auch Nicole von ihrem Gegenüber wissen, der jedoch mit seinem typischen Blick auf sie herabsah und die Arme verschränkte.

"Ich bin Seto Kaiba. Es wundert mich, dass du anscheinend noch nichts von mir gehört hast", sagte er, noch immer kein Deut freundlicher.

"Tja, das kommt halt davon, dass ich mich nicht mit hochnäsigen und arroganten Wichtigtuern abgebe", entgegnete sie ärgerlich über seine Überheblichkeit.

Kaiba ließ nur noch ein kurzes >Pff< von sich hören, ehe er sich zu seinem Platz an der Fensterreihe begab.

"Dem hast du's aber gezeigt", meinte Joey überrascht, wirkte aber trotzdem irgendwie stolz auf seine Freundin.

"Ach, der is mir halt auf die Nerven gegangen", entgegnete sie abwehrend.

"Du solltest dir besser kein Beispiel an Joey nehmen", sagte Tristan, der aus dem Seitenwinkel noch immer Kaiba anschielte.

"Genau, Tristan hat Recht. Kaiba is nich der Typ, mit dem man sich unbedingt anlegen sollte", stimmte ihm Tea zu und Yugi tat es ihr gleich.

"Du solltest dich besser ihm gegenüber zurückhalten."

"Kommt schon Leute. Der feine Pinkel ist doch nich aus Zucker, außerdem hat er angefangen! Nici hat sich nur gewehrt!", verteidigte Joey sie, da er natürlich in Sachen Kaiba vollkommen auf ihrer Seite war.

"Trotzdem", sagte Tea nachdrücklich und ging nun, wie auch die anderen an ihren Platz, da sie der Lehrer, der gerade den Raum betreten hatte, aufforderte, sich zu setzen.
 

Der Vormittag kam den Freunden unendlich lang vor, sodass sie heilfroh waren, endlich nach Hause zu kommen. Nicole, die sich ja, laut Arzt, noch schonen sollte, bat Yugi, seinem Großvater auszurichten, dass sie leider nicht zu seinem Unterricht kommen konnte. Das übernahm dieser wie selbstverständlich und verabschiedete sich, wie auch die anderen, am großen Eisentor, das den Schulbereich eingrenzte, da Nicole von ihrer Mutter mit dem Auto abgeholt wurde.
 

"Und, wie war die Schule?", war die erste Frage, die ihre Mutter Nicole stellte, als das Mädchen in das Fahrzeug einstieg.

"Normal, die Lehrer stellen viel zu viele Fragen, Bakura macht nur unverständlichen Blödsinn und Kaiba nervt", antwortete sie wie beiläufig und schnallte sich an.

"Wer ist Kaiba? Doch nicht der Kaiba?!"

"Hä? Was is denn jetzt los, sag bloß nich du kennst den!"

"Ich weiß ja nicht wie viele Kaibas es noch gibt. Wie heißt er denn mit Vornamen?"

"Sein voller Name ist Seto Kaiba."

Bei dem Namen starrte Frau Misumi ihre Tochter ungläubig an.

"Mum, es ist Rot! Tritt auf die Bremse! DU fährst schließlich und schau nach vorne!", beschwerte sich Nicole und hielt sich mit dem rechten Arm an der Tür fest.

Ihre Mutter tat wie ihr geheißen und schaute aber noch immer auf Nicole.

"Ich kenne nur einen Seto Kaiba und der ist stinkreich! Was könnte der auf deiner Schule wollen?", dachte die Fahrerin laut nach.

"Lernen vielleicht?!", meinte die Jüngere sarkastisch und deutete auf die, nun grün gewordene Ampel.

"Aber wozu muss der in die Schule, der hat doch eine milliardenschwere Firma!"

"Ach ja? Und welche soll das sein? Ich hab nämlich keinen blassen Schimmer welche du meinst", fragte Nicole nun doch etwas interessiert.

"Du kennst die hundertprozentig. Sie heißt Kaiba Corp..."

"WAS? Hast du da nich nen Antrag auf nen Arbeitsplatz gestellt? Als Sekretärin oder so?", fiel Nicole ihrer Mutter ins Wort und starrte sie mit schreckgeweiteten Augen an.

"Ja, stimmt und mir wurde heute früh zugesagt. Ist das nicht toll? Jetzt musst du aber aufpassen was du zu ihm sagst, immerhin ist er jetzt mein Chef."

>Oh! Ich hätte ihn wohl doch nicht beschimpfen sollen<, dachte Nicole und schlug sich mit der unverletzten Handfläche auf das Gesicht.

"Das heißt also, dass Kaiba dir Befehle erteilt?", fragte das Mädchen noch mal nach und hoffte noch immer sich mächtig verhört zu haben.

"Ja", antwortete ihre Mutter knapp und bog um die nächst Kurve.

>Es gibt so viele bescheuerte Chefs, aber warum ausgerechnet Kaiba? Hoffen wir mal, dass er nich nachtragend is<, hoffte Nicole, während sie die Autotür öffnete und versuchte auszusteigen.

Sie packte ihre Schultasche und schwang sie sich über ihre rechte Schulter.

Ihre Mutter, die ihr die Tür aufhielt, nahm ihr die schwere Tasche wieder ab.

"Du sollst dich doch nicht überanstrengen", mahnte sie.

"Is ja gut! Ich schlepp die Tasche jetzt schon den ganzen Tag, da wird mich das kleine Stück die Treppe rauf auch nicht umbringen", meinte sie entschieden und nahm ihren Schulranzen wieder an sich.

Natürlich war das gelogen. Ihre Freunde hätten niemals zugelassen, dass sie die schweren Sachen mit gebrochenem Arm und verstauchtem Knöchel alleine durch die Gegend tragen müsste.

Beim Schleppen hatten sich Tristan und Joey ständig abgewechselt. Duke, der während der Schulzeit eher weniger mit der Clique unterwegs war, hätte sich zwar auch hilfsbereit angeboten, doch Nicole hatte dann doch lieber die beiden anderen Jungs dafür beansprucht, da ihr Duke mit seiner ganzen Angeberei und Anmachsprüchen mit der Zeit tierisch auf die Nerven ging.

"Ich muss gleich los zur Arbeit. Dein Vater kommt um acht nach Hause und wenn du willst, kannst du dir ne Pizza bestellen, die Nummer liegt auf dem Tisch. Du kannst dir ja auch was kochen, aber dazu müsstest du erst einmal die Töpfe finden", rief Frau Misumi nun die Treppe hinauf, da Nicole sich bereits nach oben verkrochen hatte und verzweifelt versuchte, zumindest ein wenig Ordnung in das Chaos von Umzugskartons und anderem Krimskrams zu bringen.

"Ja!", rief sie zurück und schob ein Paar Kisten beiseite, um an ihren Schreibtisch zu gelangen.

"Ich bin dann irgendwann um acht oder neun Uhr wieder da. Tschüs!", verabschiedete sich ihre Mutter und schloss auch schon die Tür hinter sich.
 

"Okay und jetzt Hausaufgaben... kotz."

Nicole legte sich bäuchlings auf ihr Bett, das als einziges leer im ganzen Zimmer rum stand und holte ihre zwei Booster, die sie am Tag zuvor im Laden von Yugis Großvater gekauft hatte, hervor. Das Mädchen öffnete das erste und machte sich über die Karten her.

"Wow, Harpies Bruder und das Schwarze Magiermädchen, nicht schlecht", sagte sie zu sich selbst und machte auch noch das zweite Päckchen auf.

"Und hier sind... Raigeki, Windsturm von Etaqua und Magier des schwarzen Chaos drin! Endlich hab ich mal ne Verwendung für mein Ritual!", freute sich Nicole und schaute wieder auf die Fallenkarte >Windsturm von Etaqua<.

"Ändere alle gegnerischen aufgedeckten Monsterkarten auf dem Spielfeld in die entgegengesetzte Position", las sie vor.

"Nicht schlecht, wie's aussieht, muss ich mein Deck aufstocken."

Plötzlich klingelte es an der Haustür.

"Ich komm schon!", rief Nicole laut und humpelte am Treppengeländer und an der Wand entlang.

"Hey Nici, was geht?", fragte Joey, der ihr einen flachen Karton entgegenstreckte.

"Hi Leute, was macht ihr denn hier?", fragte das Mädchen ein wenig verwirrt, als sie die versammelte Mannschaft ihrer Freunde vor der geöffneten Tür sah.

"Dir Gesellschaft leisten", antwortete Tea und ging an dem Mädchen, wie auch die anderen ins Haus hinein.

"Und dir bei Gelegenheit die Sache mit Bakura erklären", ergänzte Joey.

"Das is also euer Haus", bemerkte Tristan und begutachtete im Groben den Eingangsbereich.

"Ja, oder wie wir es nennen: Das reinste Chaos!", antwortete Nicole.

Die anderen ließen ein Kichern verlauten und Joey bemächtigte sich dann wieder der Schachtel.

"Wieso habt ihr ne Pizza mitgebracht?", wollte die Verletzte nun wissen, da sie sofort erkannte, was der Inhalt der Schachtel war.

"Deine Mutter hat gesagt, wir sollen die dir mitbringen, wenn wir sowieso schon auf dem Weg sind und hat uns Geld in die Hand gedrückt", erklärte Yugi und legte das Restgeld auf die Kommode, die im Flur stand.

>Mann, wie peinlich!<

"Äh, danke", meinte sie nur und steckte das Geld in eine Schublade.

"AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAUUUUUUUUUUUUUUUU!!!", hörte man einen Schrei.

"Das war Joey", erkannte Tristan sofort.

"Er ist in der Küche", meinte Nicole und rannte den anderen voraus.

"Blödes Ding!", meckerte Joey, mit Tränen in den Augen und warf ein ziemlich scharfes Messer unachtsam weg.

Tea konnte sich gerade noch ducken und wich so dem Wurfgeschoss aus.

"Sag mal Joey, spinnst du?", schimpfte seine Freundin.

"Man Alter, du bist wahrscheinlich der einzige Depp, der sich mit einem Messer beim Pizzaschneiden in die Handfläche schneidet!", meinte Tristan überfordert.

"Zeig mal her", sagte nun Nicole, die vorhin aus einem anderen Zimmer einen Verbandskasten geholt hatte und nahm Joeys Hand in Augenschein.

"Na, wenigstens is der Schnitt nich so tief", schüttelte Yugi den Kopf und war ebenfalls nun neben dem Blonden aufgetaucht.

Nicole machte sich daran die Wunde zu verbinden, da ein Pflaster nicht ausgereicht hätte und bevor die Verletzung sich entzündete, band sie lieber Bandagen darum.

"Toll gemacht, Joey! Die Pizza is hinüber! Die kann Nicole jetzt doch nicht mehr essen! ", meckerte Tea und deutete auf die, mit Bluttropfen gepickte Pizza.

"Is doch nich so wild, ich hab eh keinen Hunger", log das andere Mädchen, der schon die ganze Zeit, zum Glück von ihren Freunden unbemerkt, der Magen knurrte.

"Trotzdem!", schimpfte Tea und setzte ihre Standpauke fort.
 

Als die Aufregung, besonders Teas, sich wieder legte, entschlossen sie sich, nach oben in Nicoles Zimmer zu gehen. Das Mädchen führte ihre Freunde die Treppe hinauf und öffnete die Tür zu ihrem, noch immer chaotischen Zimmer.

"Ich hatte noch nich so viel Zeit zum aufräumen", entschuldigte sich die Zimmerinhaberin und kratzte sich mit einem verlegenen Lächeln am Hinterkopf.

"Immerhin stehen schon mal dein Bett, dein Tisch und diese Vase an ihren Plätzen", meinte Joey und hob die Vase hoch.

"Pass auf, die hat an der Kante einen Riss und..."

Doch die Warnung kam zu spät.

"AAAUUUUUAAAA!!!!", schrie der Blonde wieder und ließ das Gefäß zu Boden krachen, woraufhin dieses natürlich zerbrach.

"JOEY!!", brüllte Tea schon wieder und Yugi suchte schnellstens das Weite, da er bis eben noch direkt vor seiner Freundin gestanden hatte. Doch als diese losstampfen wollte, war er bereits hinter Tristan verschwunden.

"Was machst du jetzt wieder für nen Scheiß?", meinte dieser und schüttelte abermals den Kopf.

"Hier", meinte Nicole nur knapp und reichte dem Blonden ein Pflaster.

"Dass du dich auch an allem verletzen kannst", meckerte Tea und hatte die Arme in die Hüften gestemmt.

"Was kann ich dafür, wenn hier so viele gefährliche Sachen rum stehen", erwiderte Joey kleinlaut und verarztete seinen blutenden Finger.

"Klar, weil so n Riesenmesser einfach so rumsteht!", entgegnete Tristan.

"Des zwar nich, aber die Vase und..."

Jetzt blicke Joey auf den Trümmerhaufen, den er verursacht hatte und wurde urplötzlich rot im Gesicht.

"Ich ersetz dir den Schaden", sagte er und hob eine der Scherben auf.

"Lass gut sein. Die war nich so wertvoll. Und lass die Scherben liegen, sonst schneidest du dich nur wieder", meinte Nicole und sammelte selbst die Bruchstücke ein, die sie anschließend in eine leere Kiste warf.

"Ich glaube wir sollten lieber gehen, bevor Joey noch euer Haus abreißt, oder sich noch ernsthaft verletzt", warf Tea ein und machte einen entnervten Eindruck.

"Du hast doch auch bestimmt noch genug Hausaufgaben, oder?", fragte Yugi und schaute auf die ausgebreiteten Hefte, die auf dem Schreibtisch lagen.

"Ja, stimmt", erwiderte sie knapp, da sie die wahre Botschaft von der Aussage ihres Freundes herausgehört hatte.

Auch wenn er's nicht sagt, meinte er das selbe wie Tea.

"Na gut, also dann bis morgen", verabschiedete sich Joey und ging voraus die Treppe hinunter.

"Genau. Nächstes Mal rufen wir dann an, damit du vorher noch das Haus auspolstern und alle spitzen oder scharfen Gegenstände entfernen kannst", bemerkte Tristan und war äußerst amüsiert.

"Haha, wirklich sehr witzig!", rief der Blonde vom Treppenabsatz hinauf und wartete auf den Rest der Gruppe.

"Ja, also dann bis morgen", meinte Tea schließlich und auch Yugi verabschiedete sich.
 

"Wir sehen und dann in der Schule!", rief Nicole ihren Freunden hinterher und schloss dann die Tür hinter ihnen.

>Hunger!!!<, schoss es ihr durch den Kopf, ihr Magen hörte auch nicht mehr auf zu knurren und krampfte sich schmerzhaft zusammen.

Immerhin hatte sie seit dem Frühstück, das aus einem halben Toast bestand, nichts mehr gegessen.

Sie machte sich auf den Weg in die Küche und sah gleich als erstes die Pizza, die sie zuvor liegen gelassen hatten.

"So was dummes aber auch", ärgerte sich Nicole schon fast.

"Ach, was soll's. Egal. Ich werd doch nich so ner doofen Pizza nachweinen!", meinte sie entschieden und warf sie samt Schachtel in den Müll.

Das Mädchen ging zum Kühlschrank und warf einen flüchtigen Blick hinein.

"So ein Mist! Für was gibt's denn Supermärkte in der Innenstadt?! Sie war heute dran mit einkaufen!"

Sie fand anstatt etwas Essbarem nur einen Zettel in den Kühlfächern: >>Bin nicht zum Einkaufen gekommen. Der Laden um die Ecke hatte keine Esswaren.<<

>Is ja klar Mum, in nem türkischen Teppichladen, wirst du keine Lebensmittel finden!<, dacht Nicole mit strapazierten Nerven.

"Warum hat sie nich mehr Geld dalassen können?", fragte sich Nicole mürrisch.

"Dann leg ich mich eben schlafen. Die Hausaufgaben sind mir jetzt scheißegal! Bevor ich noch vor Hunger sterbe, kann ich ihn genauso gut wegschlafen!", entschied sich das Mädchen und ging langsam die Treppe wieder nach oben. Dort fiel ihr die Kiste ins Auge.

"Die kann ich auch morgen wegräumen."

Sie zog sich ihren roten Seidenschlafanzug an, der unter ihrem Kissen lag und legte sich ins Bett. Nicole schloss die Augen und versuchte die schmerzhaften Krämpfe und Beschwerden ihres Magens zu ignorieren, was ihr nicht gelingen wollte, und so versuchte sie verbissen, einzuschlafen, was ihr dann schließlich doch gelang.
 

Nach einer Weile, wurde sie aber unsanft aus dem Schlaf gerissen. An der Tür klingelte jemand Sturm, was Nicoles Stimmung, die sowieso beim Erwachen schon am Nullpunkt angekommen war, noch mehr in den Keller trieb.

"MAMA!!!", rief sie verschlafen und setzte sich auf.

>Anscheinend lässt ihr neuer Chef sie gleich am Anfang Überstunden schieben.<

"Ich komme ja", brüllte sie, riss ihre Zimmertür auf und stürmte die Treppe hinunter, so gut es eben mit einem Gipsbein ging.

Sie öffnete mit wenig freundlicher Miene die Haustür und plötzlich kippte ihr die Kinnlade herunter. Nicole blinzelte, um sich zu vergewissern, dass sie wirklich schon wach war.

Vor ihr stand ein bekannter Schulkamerad, mit verschränkten Armen und triefend nassen Haaren.

"Nicole? Ich dachte, ich wäre bei Misumi!?", sagte eine kühle Stimme und verzog keine Miene.

"Schon mal dran gedacht, dass ich auch einen Nachnamen hab? Wie siehst du überhaupt aus?", platzte es aus dem Mädchen heraus, was sie aber sogleich bereute, da sie von ihrem Gegenüber, der niemand geringerer als Seto Kaiba war, sofort eine Retourkutsche erhielt.

"Hast du schon mal daran gedacht, dass Regen nass ist?", fragte er genauso unnahbar wie zuvor und musterte nun seine Mitschülerin.

"Und du? Willst du noch weggehen?", meinte er nun mit einem Anflug von einem amüsierten Grinsen.

"Was? Wieso..."

Nun blickte auch Nicole an sie hinunter. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie in ihrem Schlafanzug vor dem Chef ihrer Mutter stand.

>Na ganz toll. Auch dass noch!<

Am liebsten wäre sie jetzt im Erdboden versunken, doch stattdessen griff sie nach der nächstbesten Jacke, die sie in Reichweite hatte. Zum Glück war es eine von ihrem Vater, die sie sogar als Mantel verwenden konnte. Hastig schlang sie sich das Kleidungsstück um und funkelte Kaiba wieder an.

"Meinetwegen hättest du ruhig so bleiben können", meinte dieser nun mit einem spöttischen Lächeln.

"Haha, sehr witzig! Ich lach mich gleich schlapp!", entgegnete das Mädchen plump und hielt sich ihren Mantel mit beiden Händen zu.

Erst jetzt kam ihr die naheliegendste Frage in den Sinn.

"Sag mal Kaiba, wieso kreuzt du eigentlich um diese Uhrzeit hier noch auf?"

"Hast du mal auf die Uhr geschaut? Es ist gerade mal neun Uhr! Es geht dich zwar nichts an, aber mein Auto hat eine Panne und ich hab mir gerade noch einmal die Bewerbungsunterlagen meiner Mitarbeiter angesehen, als ich bemerkt hab, dass meine neue Sekretärin in der Nähe wohnt, aber da muss wohl eine falsche Adresse vorliegen", erklärte der junge Firmenchef und machte noch immer keine Anstalten sich von der Stelle zu bewegen.

"Irrtum! Du bist goldrichtig! Meine Mutter is deine Sekretärin und heiße mit Nachnamen Misumi", klärte Nicole die Sache auf.

"Aha, interessant", sagte Kaiba und blickte zu seiner Limousine zurück.

Das Mädchen schaute an ihm vorbei und erspähte mit viel Mühe den dunklen länglichen Umriss seines fahrbaren Untersatzes. Es war nun nicht mehr so warm und angenehm wie am Tag, sondern grässlich kalt und die Luft war von einem feuchten Gerassel und Geplatschte der Regentropfen erfüllt. Plötzlich tropfte es in ihren Nacken, da ihre Haare auf die Seite gefallen waren und als sie nach oben schaute, bemerkte sie, dass Kaibas Haare die Ursache dafür waren. Es schauderte sie, da der Tropfen kalt an ihrem Rücken, als sie sich wieder aufrichtete, hinunterrutschte. Sie zuckte leicht zusammen, wandte sich dann aber an den triefenden Jungen.

"Wo ist eigentlich dein Chauffeur?"

"Zu Hause."

"Heißt das, dass du gefahren bist?"

"Ja und?", funkelte er nun wieder unfreundlich wie eh und jeh.

"Ach, komm erst mal rein. Du bist ja völlig durchgeweicht!", meinte Nicole, als hätte sie ihn jetzt erst wirklich realisiert und zerrte ihn am Handgelenk in die warme Wohnung.

"HATSCHI", hörte man Kaiba niesen und abrupt lies das Mädchen seinen Arm los.

"Gesundheit", sagte Nicole und warf ihm die Jacke, die sie bis jetzt getragen hatte, um.

Wenig davon begeistert, wollte er diese zurückweisen, wurde von Nicole aber regelrecht bedrängt.

"Nimm schon, sonst erkältest du dich noch!", mahnte sie und legte sie ihm noch ein letztes Mal um, doch diesmal blieb die Jacke an ihrem Platz.

"Komm mit. Das Bad ist oben. Wenn du schon mal hier bist, kannst du dich wenigstens trocknen. Meine Eltern sind noch nicht da..."

Den letzten Satz, dachte sich Nicole, hätte sie sich auch sparen können, denn Kaiba war ja für das Verspäten ihrer Mutter verantwortlich. Sie hätte genauso gut sagen können >Mein Vater ist noch nicht da<. Das Mädchen ging mal wieder die Treppe nach oben und Kaiba folgte ihr ohne den geringsten Widerstand. Sie ging in ein beheiztes Badezimmer vor und nahm aus dem Schrank ein paar Handtücher und einen Föhn.

"Das ist zwar bestimmt nicht die Luxusausführung die du gewohnt bist, aber besser als gar nix", meinte sie und drückte ihm die Sachen in die Hände.

"Ich schau, ob ich etwas Passendes von meinem Vater finde, das er dir ausleihen kann. Immerhin kannst du schlecht in den nassen Klamotten sitzen bleiben."

Kaiba blieb wie angewurzelt stehen, als Nicole das Zimmer verließ und kurze Zeit später mit kompletter Männerausstattung zurückkam, wobei immer mehrere Dinge von der selben Sorte dabei waren. Also mehrere Hemden, T-Shirts, Hosen usw.

"Hier... Nimm dir einfach was dir gefällt", sagte das Mädchen und legte die Anziehsachen auf den Boden.

"Ich bin unten wenn du etwas brauchst", meinte sie noch, schloss hinter sich die Tür und ließ Kaiba allein im Badezimmer zurück.
 

Nicole war gerade unten im Wohnzimmer angekommen, als sie auch schon das Geräusch vom Föhn hörte.

>Seto Kaiba. In unserm Haus. In unserm Bad. Mit Paps Klamotten. Des hätt ich echt nie gedacht<, meinte sie kopfschüttelnd und setzte sich auf das Sofa.
 

Nach kurzer Zeit, war ein Seto Kaiba, in "normaler Zivilkleidung" im Türrahmen zum Wohnzimmer, mit seinen nassen Sachen in den Händen aufgetaucht und blickte auf Nicole, die in einer Zeitschrift, die zuvor auf dem Tisch gelegen hatte, herumblätterte und ihn erst gar nicht bemerkte. Plötzlich spürte sie, wie sie beobachtet wurde und schaute auf.

"Wieso sagst du nix? Stehst du schon lange da?", fragte sie etwas überrascht, als sie ihn in voller Montur, wie sie "Normalsterbliche" tragen, sah.

>Ich hätte echt nich gedacht, dass der die Sachen wirklich anzieht.<

"Nein. Wieso schaust du so?", wollte er wissen, da ihm ihre Blicke natürlich entgingen.

"Ach nix, is schon gut", meinte sie mit abwehrender Handbewegung und redete weiter.

"Wir haben leider nichts da, was ich dir anbieten könnte", meinte sie entschuldigend und, wie es Kaiba schon die ganze Zeit merkwürdig vorkam, war sie auffällig nett.

"Ich hab sowieso keinen Hunger und Wasser hatte ich heute mehr als genug", meinte er leicht lächelnd, da ihm der etwas komische Gesichtsausdruck des Mädchens auffiel, doch Nicole war nicht nach lachen zumute.

Da war wieder das krampfhafte ziehen in ihrer Magengrube, als hatte ihr jemand in den Bauch geschlagen.

"Ist was?", fragte Kaiba plötzlich, als er in das leicht verzerrte Gesicht des Mädchens sah, obwohl sie es, so gut es ging versucht hatte zu verbergen.

"Nichts besonderes", meinte sie nur und lächelte leicht zurück.
 

Es trat eine lange Schweigezeit ein, bis sie jedoch von Kaiba unterbrochen wurde.

"Wie geht es deinen Verletzungen?", fragte überraschenderweise.

Nicole zögerte kurz und fragte dann vorsichtshalber noch einmal nach.

"Dich interessiert es doch jetzt nicht wirklich wie's mir geht, oder?"

"Sonst hätte ich nicht gefragt", gab er, nicht unfreundlich, wie Nicole erwartet hatte zurück.

Das Mädchen fiel beinahe aus allen Wolken. Sie schaute in seine eisblauen Augen, die für einen kurzen Moment die Kälte verloren und eine unbekannte, man könnte schon fast schon sagen: Wärme, ausstrahlten, doch diese hielt nicht lange an. Sie wartete noch einen Moment, ehe sie antwortete.

"Es geht. Wenn ich nicht dran denke oder keine ungeschickte Bewegung mache, is es nur halb so schlimm."
 

Wieder diese peinliche Stille, wobei Nicole nun zu Boden starrte und Kaiba auf ihre Kastanienbraunen Haare, die ihr Gesicht verdeckten, da sie den Kopf nach vorne geneigt hatte. Schließlich konnte das Mädchen die Ruhe nicht mehr ertragen und schaute wieder auf, wobei sich ihre Blicke kurzzeitig trafen. Sie wendete diesen sofort wieder ab und schien auf einmal wieder ein unheimlich großes Interesse am Boden zu haben.

"Wie läuft so in der Firma?", fragte sie und klackerte dabei mit ihren Fingernägeln, was sie immer tat, wenn sie nervös war.

"Ich kann mich nicht beklagen", gab er kurz gebunden zurück.

>Ganz toll... was soll ich denn jetzt noch sagen. Ich will mich ganz bestimmt nicht den ganzen Abend von ihm begaffen lassen.<

Plötzlich klingelte das Telefon und Nicole sprang sofort auf.

"Entschuldige mich kurz", sagte sie, lief zum Telefon, das im Arbeitzimmer, das zwei weitere Räume entfernt war hin und schloss die Tür hinter sich.
 

Währenddessen saß Kaiba noch immer auf dem Sofa und starrte Luftlöcher. Es verging eine Weile, die Nicole im Büro verschwunden blieb, also entschloss er sich kurzfristig, das Haus etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Dazu ging er zuerst die Treppe hinauf und inspizierte das obere Stockwerk. Er öffnete die erste Tür des Ganges und stand in Nicoles Zimmer, das noch immer unordentlich wie zuvor war. Er sah die Duell - Monsters Karten auf dem Boden neben dem Bett liegen. Kaiba wollte sie aufheben, doch etwas ganz anderes hatte nun seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. In einem der aufgerissenen Umzugskartons war ganz oben auf einem Stapel von allem möglichen Zeug ein kleines rotes Buch mit einem Schloss dran.

>Na sieh mal einer an, was kann das wohl sein<, dachte sich Kaiba und nahm das Buch zur Hand, wobei ihm der anscheinend dazugehörige Schlüssel ins Auge sprang. Er nahm auch diesen und steckte ihn in das Schlüsselloch. Der Schlüssel passte aber nicht. Kaiba wollte ihn gerade wieder zurücklegen, als ihm das Büchlein aus den Fingern rutschte und es nun geöffnet auf dem Boden lag. Er kniete sich daneben und schaute auf die ersten Zeilen. Dort war in Nicoles Handschrift folgendes geschrieben:
 

>>Heute war mein erster Tag in der neuen Schule. Wir haben auch hier eine Fußballmannschaft, die aber nur aus Jungen besteht. Ich habe auch gleich neue Freunde gefunden: Tea Gardner, Joey Wheeler, Tristan Taylor und Yugi Muto. Sie sind nett und Joey is echt witzig. Ich glaube mit Ryou Bakura stimmt etwas nicht. Er verhält sich ziemlich merkwürdig. Einmal ist er nett und dann kann er wieder ein Ekel sein...<<
 

Nach diesen paar Sätzen blätterte Kaiba auf die nächste Seite und konnte es sich nicht verkneifen weiter zu lesen, als er seinen eigenen Namen auf dem Papier sah:
 

>>...Außerdem hab ich noch den Firmenchef Seto Kaiba getroffen. Er ist ein totaler Vollidiot. Er ist sofort auf Joey losgegangen. So ein Großkotz. Ich kann ihn jetzt schon nicht leiden, wie kann es denn dann den Rest des Jahres werden?...<<
 

Den restlichen Text übersprang er wieder und las bei Tag drei weiter:
 

>>...Na ganz großartig. Mein Arm hat ne Schiene und mein Bein nen Gips. Nur ich hab Schmerzen. Dummerweise hat meine Mum mir heute erzählt, dass sie Kaibas neue Chefsekretärin ist. Super!!! Da hat sie ja nen tollen Arbeitsplatz...<<
 

Plötzlich schreckte Kaiba auf. Er hatte ein Geräusch gehört und drehte nun den Kopf in Richtung Tür.

"Na, macht's Spaß in meinem Tagebuch zu lesen?", fragte Nicole, die auf einmal dastand und wütend auf Kaiba zuging.

Sie riss ihm das Buch aus den Händen und verschloss es.

"Und, was hast du alles gelesen? Vielleicht, was ich in meiner alten Schule alles angestellt habe? Oder, dass ich der eigentliche Grund für unseren Umzug war? Oder, dass ich aus Versehen mal fast den Chemiesaal abgefackelt hab? Was war es? Kann man dich denn keine fünf Minuten alleine lassen", rief sie ihm ärgerlich entgegen.

"Eigentlich nur, was du wirklich von mir hältst", entgegnete er kühl und warf ihr einen vernichtenden Blick zu, der Nicole aber nur wenig schockte, da sie ihn fast genauso gut erwiderte.

"Na toll, dann muss ich's dir ja nich mehr sagen, wie sehr ich deine Gesellschaft verabscheue", warf sie ihm entgegen, ohne vorher lange darüber nachzudenken.

Nun entstand wieder ein Schweigen, doch diesmal war die Luft bis aufs äußerste gespannt, sodass sie drohte, jeden Moment zu reißen. Keiner von beiden rührte sich, bis auf dass Kaiba nicht mehr kniete, sondern nun Auge in Auge vor dem Mädchen stand. Beide funkelten sich an. Nicole, weil sie auf den jungen Firmenchef sauer war und Kaiba, weil Nicole in angebrüllt und, wie er fand, nicht genügend Respekt ihm gegenüber hatte.

>Ok, Nicole, nur nicht schwach werden. Er hat Schuld. Was liest er auch in deinem Tagebucht. Kaiba steht nur einen Schritt von dir entfernt. Geh vor und scheuer ihm eine!<, dachte das Mädchen.

>Ach quatsch, er hat zwar geschnüffelt, aber... was soll ich tun?< Nicole wurde innerlich immer verzweifelter, auch wenn sie nach außen hin ihre harte Mine behielt.

>Sein Blick spricht tausend Worte. Kalt. Blau. Wie ein Eisberg. Wenn sie nur nicht so kalt wären. Er hat so geile Augen. Wieso müssen wir streiten? Eigentlich ist er doch gar nicht so schlimm, aber ich kann ihm das jetzt doch nicht nach meinem Ausflippen auf die Nase binden<, ohrfeigte sie sich gedanklich selbst.
 

"NICOLE! Ich bin wieder da!", hörte das Mädchen plötzlich die Stimme ihrer Mutter und wie die Haustür ins Schloss fiel.

"Wo bist du?"

"OBEN IN MEINEM ZIMMER", antwortete sie, aber noch in etwas ärgerlichem Ton, der ihrer Mutter natürlich nicht entging.

"Was ist dir denn über die Leber gelaufen?", sagte sie und kam nun ebenfalls ins obere Stockwerk, doch als sie ihren Chef in Nicoles Zimmer, so nah bei ihr sah, wich sie reflexartig einen Schritt zurück.

"Mister Kaiba, was tun Sie denn hier?", fragte sie sehr überrascht und betrat nun auch das Zimmer.

"Sein Auto ist liegen geblieben und ich hab ihm ein paar von Paps Klamotten ausgeliehen, weil seine nass waren. Regnets draußen noch?", erklärte Nicole, bevor der eigentlich Angesprochene überhaupt reagieren konnte, wandte aber den Blick nicht von seinen eisblauen Augen.

"Nein, aber warum...", wollte Frau Misumi wissen und stand nun überrumpelt in der Gegend rum.

"Herr Kaiba wollte gerade gehen", meinte Nicole bissig und funkelte noch immer etwas wütend, auch wenn sie das nur noch als Fassade tat.

Innerlich wollte sie nicht mehr, als sich bei Kaiba zu entschuldigen, wegen ihrer Unhöflichkeit. Normalerweise, war dass auch gar nicht ihre Art, aber es war einfach so aus ihr herausgeplatzt.
 

"Aber...", stammelte ihre Mutter, die noch immer nichts verstand.

"Ich merke es, wenn ich nicht erwünscht bin und ich habe bestimmt etwas besseres zu tun, als meine wertvolle Zeit mit dir zu verbringen!", gab er zurück und wandte sich zu gehen.

"Wurde auch langsam Zeit, ich hatte schon Angst, du würdest hier übernachten!", rief sie ihm hinterher und wurde nun doch wieder ärgerlich.

"Ich fahre Sie natürlich Herr Kaiba", sagte Nicoles Mutter und tapste Kaiba hinterher, drehte sich aber noch einmal zu ihrer Tochter um.

"Und wir zwei sprechen uns später noch."

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Tja und weg is er wieda. ^^

ich hoff es hat euch wenigstens einigermaßen gefallen und ich krieg n paar kommis von euch.

bis denne,

mausal

4. Der achte Millenniumsgegenstand

So. Wie versprochen brauch ich diesesmal nich so lang. ^^

Bei diesem Kapi bin ich öfters mal gehongen, aba ich hoffe, es gefällt trotzdem irgendjemandem (außer malou).

kurze rede, garkein sinn...

viel spaß beim lesen.
 

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4. Der achte Millenniumsgegenstand
 

Obwohl Kaiba sich verzogen hatte, fühlte sich Nicole wie ein Verlierer. Sie hatte nicht bedacht, dass er der Chef ihrer Mutter war und alles, was sie tat, schlimme Auswirkungen auf die Arbeitsstelle ihrer Mutter haben könnte.

>Sie kriegt das schon wieder hin. Immerhin fährt sie ihn jetzt nach Hause. Vielleicht mach ich mir auch einfach zu viele Gedanken.<

Sie hatte fast eine Stunde mit ihm verbracht und hatte dabei auch völlig vergessen, dass sie sich in der Schule gestritten hatten. Sie war freundlich und fröhlich wie sonst gewesen und auch der Wutanfall war ganz Nici. Sie hatte sich keine Sekunde lang verstellt. Vielleicht wäre das besser so gewesen. Vielleicht hätte sie ihm in den Arsch kriechen sollen, wie all seine kleinen Angestellten, die tagtäglich um ihn herumwuselten und taten, was er von ihnen verlangte.

Nein! Das konnte weder ihr Ego, noch ihr Stolz zulassen.

>Ich bin doch nich bescheuert. Soweit wird's nicht kommen. Ich bin und bleib ich. Da können noch so viele Seto Kaibas kommen, mit eiskalten blauen Augen, die noch so geil ausschauen. Ich mach mich doch nicht vor dem zum Deppen!<

Jetzt waren die Sorgen wieder der Wut gewichen und sie humpelte nach unten, um dort auf ihre Abfuhr zu warten. Sie würde sich nicht klein kriegen lassen. Niemals!
 

Es verging eine weitere Stunde, in der Nicole reglos auf dem Sofa im Wohnzimmer saß und sich die schlimmsten Bilder ausmalte: Kaiba, der ihre Mutter verbal fertig machte. Der sie feuerte. Der sie verhaften ließ. Bei diesem Gedanken kam das Mädchen sofort wieder in die Realität zurück.

>So n Scheiß. Sie hat ja nix gemacht. Da kann die Polizei auch nix machen! Ich mach mir mal wieder zu viele Sorgen!<

Aber so war sie eben. Sie konnte nichts dagegen tun und als sie die Eingangstür aufschnappen hörte, sprang sie, so gut es mit einem Gipsbein eben ging, von der Couch auf und spähte den Flur hinunter.

Es kam nicht wie erwartet Ihre Mutter, sondern ihr Vater herein.

Dieser warf seine Tasche in eine Ecke und zog sich Jacke und Schuhe aus.

"Nicole? Wieso bist du noch wach? Du hast doch morgen Schule?", begrüßte der Mann seine Tochter, reagierte so aber um einiges gefasster, als Nicoles Mutter es getan hätte.

"Ich warte auf Mama", antwortete sie kurz angebunden.

"Was hast du denn jetzt schon wieder ausgefressen?", fragte ihr Vater. Er schien das Thema leid zu sein.

"Diesmal kann ich aber wirklich nix dafür. Ich bin halt ausgerastet, weil der Spinner von Kaiba mein Tagebuch gelesen hat!"

"Du hast noch immer das dumme Ding? Ich hab dir doch schon öfters gesagt, dass du so was nicht nötig hast."

"Na und, es macht mir aber Spaß, alles aufzuschreiben, was ich erlebe, da kannst du sagen, was du willst."

"Ist ja schon gut. Und wo ist deine Mutter?", erkundigte er sich und ging zu Nicole ins Wohnzimmer.

"Bei Kaiba" Bei dem Namen wusste sie nicht, ob sie nun sauer oder doch besorgt sein sollte.

"Der, den du angeschrieen hast?", fragte der Mann, der seine Tochter nur zu genau kannte und daher wusste, wie ihre "Ausraster" aussahen.

"Ja. Dummerweise ist er Mums Chef", erklärte sie und senkte den Blick zu Boden, da sie nun langsam aufköchelnde Wut verspürte.

Dieses Gefühl war aber nicht gegen Kaiba, sondern gegen sich selbst. Wieso konnte sie sich nicht beherrschen? Und jetzt bekam ihre Mutter den Senf ab.

"Oh...", machte Herr Misumi und bohrte auch nicht mehr weiter nach.
 

Beide saßen schweigend da, als sie erneut die Tür aufgehen hörten. Diesmal war es Frau Misumi, die aber weniger wütend, als viel mehr erfreut aussah.

"Nicole?", rief sie, da das Mädchen nicht wie beim ersten Mal aufsprang, sondern sich nur noch fester an dem nächstbesten Kissen festkrallte.

"Was ist denn mit dir los?"

Als sie ihre Tochter sah, musste sie aber doch wieder eine strenge Miene aufsetzen.

"Hallo", begrüßte Herr Misumi seine Frau kurz und bevor er an ihr aus dem Zimmer ging, flüsterte er ihr noch zu:

"Sei nicht so streng. Sie ist jetzt schon fertig genug."

Nicoles Vater war so anders als ihre Mutter. Er war verständnisvoll und wusste genau, wie es in seiner Tochter aussah, während Frau Misumi das genaue Gegenteil war. Sie konnte ihr Kind nie wirklich einschätzen und wollte immer, dass es eine bessere Zukunft als sie selber haben würde.
 

Ein kurzes Nicken war die Antwort und Nicole wartete angespannt auf eine Predigt, aber dann platzte es doch aus ihr heraus.

"Bevor du irgendwas machst, bevor du dich auf seine Seite schlägst, muss ich noch sagen, dass er angefangen hat. Er hat mein Tagebuch gelesen und deswegen...", doch sie wurde von ihrer Erzieherin unterbrochen.

"Ganz ruhig. Herr Kaiba hat mir nur gesagt, dass er schuld war und dass das Thema für ihn gegessen ist."

Nicole klappte fast der Kiefer herunter.

"Das hat er gesagt? Aber..."

"Er hat auch gesagt, dass deine Reaktion verständlich war."

Soviel Einsicht hätte sie dem Firmenchef niemals zugetraut, immerhin hatten ihre Freunde und vor allem Joey, ihr nur Negatives in der Hinsicht erzählt.

"Und das war's jetzt?", fragte die Jüngere unsicher nach.

"Ja, das war's!"

"Keine Strafen, Verbote, etc.?"

"Nein. Herr Kaiba hat extra noch darum gebeten."

Nun Nicole noch baffer. War das wirklich derselbe Kaiba, den sie in der Schule kennen gelernt hatte? Sie konnte das ganze irgendwie nicht so richtig glauben, hakte aber auch nicht weiter und stand auf.

"Ich geh schlafen, sonst komm ich morgen gar nicht mehr hoch", sagte das Mädchen und ging die Treppe nach oben, in ihr Zimmer.

"Gute Nacht!"
 

>So wie Kaiba in der Früh zu Joey war, hätte ich nie gedacht, dass er auch nett sein kann<, dachte sie verwundert und richtete ihr Bett her, doch bevor sie sich hineinlegte, fiel ihr Blick auf das rote Büchlein, dass nun auf dem Schreibtisch lag.

Sie ging zu ihm hinüber und schlug die erste Seite auf. Das Mädchen überflog die ersten paar Zeilen. Als sie die geschrieben hatte, war sie ein Jahr jünger gewesen.
 

>>...Heute hab ich mal wieder Ärger gekriegt, weil ich fast den Chemiesaal gesprengt hätte. Chemie war noch nie mein Fach gewesen, doch Mum wollte das ja noch nie einsehen. Jetzt hab ich eben noch drei blaue Flecken mehr und mein Taschengeld für die nächsten zwei Monate ist auch gestrichen. Manchmal wünschte ich...<<
 

Doch da hörte sie auf zu lesen, da sie ihre eigenen Gedanken verabscheute.

>Nein. Jetzt nicht. Jetzt hab ich Freunde. Vielleicht wird's ja doch noch erträglich. Irgendwann...< Mit betrübtem Blick schaute sie auf ihre Funkuhr, die auf ihrem Nachttisch stand. Halb zwölf. Langsam ging sie wieder in Richtung Bett, legte sich hinein und zog sich die Decke bis ans Kinn hoch.

>Nein, jetzt noch nicht...<, dachte sie und war auch kurz darauf eingeschlafen.
 

In dieser Nacht schlief sie sehr unruhig. Immer wieder kamen ihr Kaibas eiskalte Augen, Joey, der mit einem Messer nach Tea warf und ihre Mutter, die sie mit einem Gürtel schlug ins Unterbewusstsein. Schweißnass schrak sie hoch, denn sie hatte das Gefühl, als hätte jemand an ihr gerüttelt. Verschlafen blinzelte sie in die Dunkelheit hinein und schrie beinahe auf. Direkt vor ihrem Bett stand ein junger Mann, in einem weißen Gewand und mit einem Turban.

"W-Wer...", doch mehr brachte Nicole nicht heraus, da sie sich eigentlich ziemlich sicher war, dass sie vorhin aufgewacht war. Doch wie konnte eine so merkwürdige Gestalt Realität sein?

"Ich bin Shadi, der Hüter der Millenniumsgegenstände", stellte sich der Mann vor.

"Der WAS?", fragte das Mädchen ungläubig nach, da sie das alles immer noch für einen Traum hielt, und fasste sich jetzt wieder ein Herz.

"Der Millenniumsgegenstände", wiederholte er ruhig.

"Aha."

"Das hier ist kein Traum, falls du das meinst."

"Jaaaaaaaaaa, klaaaaaar. Ich bin hellwach, deswegen stehst du ja auch mitten in der Nacht in meinem Zimmer mit einem Handtuch auf dem Kopf und erzählst mir was von Millenniumsdingern."

"Millenniumsgegenständen", korrigierte Shadi.

"Ja, ja. Nehmen wir mal an, das ist kein Traum, was ich, ich betone, für totalen Schwachsinn halte, warum bist du dann hier?"

"Ich brauche deine Hilfe", entgegnete der Mann noch immer gelassen.

"Aha, meine Hilfe. Was soll ich denn tun, dir einen neuen Stil verpassen?", langsam fand Nicole das alles nicht mehr unheimlich, sondern auch noch lächerlich.

"Meine Kleidung hat damit nichts zu tun. Du bist dazu auserwählt, eines der Millenniumsgegenstände zu bergen."

"Mh... Alles klar. Ich bin die Auserwählte. Wahrscheinlich muss ich die Welt vor der Zerstörung retten, oder so!"

"Ja, genau", antwortete Shadi knapp.

"Sowieso. Ich hab ja nix Bessres zu tun. Ich muss ja nur morgen pünktlich um sechs aufstehen und da hab ich leider keine Zeit noch mit dir, nebenbei bemerkt um drei Uhr morgens, irgendwo hin zu gehen. Außerdem, wieso sollte ich dir glauben?"

Plötzlich packte Shadi das Mädchen an ihrem verletzten Arm und dem Bein.

"Hey, was soll das denn jetzt wieder werden?", warf sie ein und zog reflexartig ihre Gliedmaßen zurück, verspürte aber nicht einmal den Hauch von Schmerz.

"Und, hast du noch Schmerzen?", wollte der Mann wissen und blickte sie abwartend an.

Nicole drehte und wendete ihren Arm, doch sie konnte nichts spüren, auch nicht, als sie dasselbe mit ihrem Bein wiederholte.

"Cooler Traum. Langsam wird der ja doch noch besser", meinte sie, schaute aber schon wesentlich überzeugter.

Jetzt nahm Shadi seine flache Hand und klopfte ihr auf den Rücken. Nicole blieb stocksteif im Bett aufrecht sitzen. Wieso konnte sie diese Berührung nur so exakt fühlen? War das etwa doch kein... Aber das war zu absurd.

"Also, passiert das hier gerade wirklich?", fragte sie unsicher.

"Ja, das tut es, und bevor du fragst, ich habe deine Leiden mit den Millenniumsgegenständen geheilt."

"Das können die Dinger? Ok, ich glaub dir jetzt mal. Und jetzt?"

Nicole war die ganze Sache nicht geheuer, doch ihre Neugier siegte über die Angst.

"Jetzt möchte ich dich bitten, mir zu folgen", sagte Shadi und ohne eine weitere Reaktion Nicoles abzuwarten, ging er aus ihrer Zimmertür und verschwand im Flur.

"Hey, warte! Wo gehen wir hin? Ich habe doch meinen Schlafanzug noch an!", flüsterte sie ihm hinterher, doch er drehte sich nur gelassen um.

"Keiner kann dich sehen oder hören, also komm schon!"

"Und warum nicht?", fragte Nicole nun etwas lauter, wollte ihm aber noch immer noch nicht so recht glauben schenken.

"Das ist die Fähigkeit meines Millenniumsschlüssels. Er kann uns für die Anderen unsichtbar machen und deswegen können sie uns auch nicht hören.

Noch immer unsicher folgte sie ihm nun die Treppe hinunter, den unteren Flur entlang und aus der Haustür heraus, aber nicht, ohne sich Schuhe und eine Jacke anzuziehen, denn so sehr vertraute sie dem Fremden noch nicht. Sie nahm sich ihren Hausschlüssel aus dem Schlüsselkasten und steckte ihn in ihre Hosentasche.

"Und wohin jetzt?"

"Jetzt gehen wir zum Museum von Domino", erklärte der junge Mann und ging noch immer voraus, dich gefolgt von Nicole, deren Interesse jetzt erst recht geweckt war.

"Gibt es mehrere Millenniumsgegenstände?"

"Ja, acht Stück, den Millenniumsring, die Millenniumswaage, den Millenniumsschlüssel, das Millenniumsauge, den Millenniumsstab, die Millenniumskette, das Millenniumspuzzle und den Gegenstand, den wir uns jetzt geschaffen werden, das Millenniumsarmband", erklärte er.

"Und die hast du alle bei dir, oder stehen die irgendwo bei dir zu Hause rum?"

"Ich bin nur im Besitz des Schlüssels und der Waage."

"Was? Ich dachte deine Aufgabe ist es, sie zu beschützen. Wer hat die anderen?"

"Ja, es ist meine Aufgabe, aber es ist auch meine Aufgabe, die Gegenstände an ihre rechtmäßigen Besitzer abzugeben. Zu deiner zweiten Frage, das Auge hat Maximilian Pegasus, den Stab hat Marik Ishtar, die Kette ist im Besitz von seiner Schwester Ishizu Ishtar, den Ring hat Ryou Bakura und das Puzzle besitzt der Pharao selbst."

"Was für Pharao denn jetzt schon wieder? Heutzutage gibt es doch keinen Pharao, und schon gar nicht hier. Die gab's nur vor ein paar hundert Jahren in Ägypten."

"Da liegst du nicht ganz falsch, aber es gibt noch einen, du kennst ihn wahrscheinlich als Yugi Muto", erklärte Shadi.

"Ne jetzt! Yugi und Pharao? Ich lach mich schlapp. Das meinst du doch nicht im Ernst!"

Nicole nahm ihn nicht ganz für voll, doch der junge Mann schien es wirklich so zu meinen, wie er es sagte.

"Ach egal. Wieso bin eigentlich ausgerechnet ich die "Auserwählte"?"

"Weil du die Qualifizierteste von allen bist", entgegnete Shadi und stieg bereits die Stufen zum Museum hinauf.

"Von wie vielen ist >von allen<?"

"Och, nur so um die 300", meinte der Wächter der Millenniumsgegenstände wie beiläufig.

Nicole hingegen fiel aus allen Wolken.

>Ok, wie kann man nur so nen abgefahrenen Traum haben? Nicole! AUFWACHEN!<

Das Mädchen folgte ihm durch die Eingangstür und durch mehrere Gänge. Die vielen Antiquitäten ließen sie für einen Moment lang vergessen, warum sie eigentlich hier war, als Shadi den Raum der Ägyptenausstellung betrat. Mit großen Augen betrachtete sie die vielen Raritäten, doch ihr letztendliches Augenmerk galt einer alten Steintafel, die an manchen Stellen schon etwas abgebröckelt war. Bei genauerem Hinsehen sah sie darauf zwei bekannte Gesichter.

"Die sehen ja aus wie Kaiba und Yugi!"

"Richtig, das sind der Hohepriester Seto und der Pharao."

"Komm mit, die echte Tafel ist im hinteren Teil in einer Kammer aufbewahrt. Das hier ist nur eine Kopie."

Nicole konnte das alles gar nicht so schnell verarbeiten, wie es ihr eingetrichtert wurde, doch es würde ihr bald noch schlechter ergehen, da war sie sich sicher.

Sie gingen durch den gesamten Ausstellungsraum und kamen schließlich zu einer einfachen, verschlossenen Tür.

"Und wie sollen wir jetzt da rein?", fragte Nicole schon richtig ungeduldig, als sie an ihr rüttelte.

"Mit dem Schlüssel", sagte Shadi unbeeindruckt und sperrte die Tür auf.

>Ich glaub langsam, der is kein Wächter, sondern ein Taschendieb, wie is er wohl an den rangekommen?< Doch ihre Gedankenflüsse wurden jäh unterbrochen, als Shadi nun auf eine weitere Steintafel deutete, die aber diesmal die richtige zu sein schien.

"Ist das..."

"Ja, das ist die echte", antwortete der junge Mann, ohne die Frage abzuwarten.

"Geh ruhig näher ran."

"Und wie sollen wir dann dieses Armband finden? Hier ist doch nix außer der Steintafel", bemerkte Nicole und schaute sich in dem Raum um.

"Hier", sagte Shadi und reichte ihr ein goldenes Armband mit fremdartigen Symbolen.

"Sag jetzt bloß nicht, du hast mich hier her geschleppt, damit du es mir jetzt erst gibst!"

"Nein, natürlich nicht. Nimm es an dich und lege die rechte Hand an den Stein", wies er das Mädchen an, die aber zunächst zögerte.

"Was passiert dann?"

"Ich weiß es nicht. Probier es einfach aus. Leg deine Hand auf das Bildnis des Pharao und warte ab."

>Ganz toll. Wenigstens muss ich nicht die Hand auf ein Krokodil oder so legen. Es ist ja nur ein Traum, was soll schon groß passieren?<

Letztendlich tat Nicole doch, was Shadi von ihr verlangte. Plötzlich war die gesamte Kammer mit einem gelblichen Licht durchflutet und ein leichter Wind, der Nicoles Haare wehen ließ, kam auf. Dann, von einem auf den anderen Moment war, alles wieder totenstill, genau wie zuvor.

"Was war das denn?", fragte Nicole geschockt und starrte Shadi an, als wäre er nicht von dieser Welt.

"Du hast den Test bestanden."

"Was für einen Test denn schon wieder? Bei aller Liebe Shadi, aber ich glaube langsam echt, du bist verrückt!", entgegnete das Mädchen und fasste sich mit der rechten Hand an den Kopf, zog sie aber sofort wieder zurück.

"Was soll das denn? Ich hatte das Armband doch in der Linken, wieso trage ich's dann jetzt an der Rechten?"

"Das Armband hat dich ausgewählt. Du bist die Trägerin. Das Schicksal hat es für dich vorherbestimmt", meinte Shadi und klang, als ob er den Text auswendig gelernt hätte.

"Ok, alles schön und gut, aber allmählich wird mir das alles hier irgendwie unheimlich!"

"Das ist verständlich. Ich bringe dich jetzt zurück nach Hause", sagte der junge Wächter knapp und ging wieder voraus, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, dass Nicole noch immer in der Gegend rum stand, wie bestellt und nicht abgeholt und ihr neues goldenes Armband misstrauisch begutachtete.

Doch bevor sie ihn aus den Augen verlor, rannte sie ihm hinterher.

Sie gingen den selben Weg zurück, den sie auch gekommen waren und kamen schließlich wieder an die frische Nachtluft.

"Hat das Teil auch irgendwie solche Fähigkeiten wie dein Schlüssel?", fragte das Mädchen, als sie die Straße, in der ihr Haus stand, einbogen.

"Das weiß ich nicht. Du musst das selbst herausfinden. Pass gut auf die Prinzessin auf!"

"Aha und wie soll ich das bitte anstellen? Und von was für einer Prinzessin ist hier die Rede?", fragte Nicole, doch plötzlich war nur noch sie auf der menschenleeren Straße zu sehen.

Kein Shadi, der ihr ihre Frage beantworten könnte, nur eine streunende Katze, die auf einen Baum verschwand.

"SHADI?!", rief Nicole in die Dunkelheit der Nacht hinaus.

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So, ich hoffe es hat euch gefallen. So schlimm wars doch gar nich. (hoffe ich zumindest). Bis zum nächsten mal. *winkz*
 

bis denne,

eure mausal

Schmuckstück mit Nebeneffekt

So, jetzt geht's mal wieder weiter. Also viel Spaß beim lesen.
 

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Um Punkt sechs Uhr klingelte Nicoles Funkwecker mit Radiofunktion, das auch sofort losquasselte. Verschlafen klopfte sie auf den >Off< Knopf. Gähnend setzte sie sich im Bett auf und streckte sich erst einmal ausgiebig.

>So ein blöder Traum. Warum bin ich nur so verdammt müde?<

Als sie aus ihrem Schrank am Fußende ihres Bettes ihre Schuluniform herauslegte, bemerkte sie plötzlich, dass ihr Arm und ihr Bein ungewöhnlich leicht waren. Sie blickte an sich hinunter und staunte erst mal nicht schlecht. Sie trug weder eine Schiene, noch einen Gips, aber an ihrem rechten Handgelenk war nun ein goldenes Armband mit komisch aussehenden Symbolen.

>Ne jetz, oder? Das muss ein Traum gewesen sein! Das kann doch nich...<

Nicole stand wie versteinert vor ihren geöffneten Schranktüren und starrte auf ihr Anhängsel.

Plötzlich ging ihre Zimmertür auf und ihre Mutter kam herein.

"Ach, du bist schon wach. Na dann. In zehn Minuten steht das Frühstück auf dem Tisch", sagte diese nur kurz und verschwand dann auch wieder.

>Das kann doch nicht wahr sein!<

>>Ist es aber!<<

"Wer war das?", fragte Nicole und schaute sich unsicher in ihrem Zimmer um.

>>Ich<<, sagte wieder diese Stimme von vorhin.

"Ok und wer ist ich?"

>>Keine Ahnung!<<

"Hä?"

>>Ich weiß nicht wer ich bin. Ich habe mein Gedächtnis verloren.<<

"Aha und wo bist du?"

>>Hier!<<, sagte die Stimme und plötzlich tauchte eine exakte Kopie von Nicole, nur etwas durchsichtiger, direkt neben dem Mädchen auf.

"AAAAAAAAAAAHHHHHH!!!"

>>Beruhig dich, ich tu dir ja nichts.<<

"Ja, dass sagt sich so leicht. Da taucht plötzlich so ein... ein... ein Ding auf und sagt mir, ich soll ruhig bleiben? Du hast gut reden!"

>>Für mich ist das auch eine neue Erfahrung! Ich bin schon seit ca. 5000 Jahren alleine gewesen. Ich bin's nicht mehr gewöhnt, dass Menschen mich sehen können.<<

"Ok, dann kommt es ja auf die paar Jahre mehr oder weniger auch nicht mehr an."

>>Und was soll das jetzt heißen?<<

"Lass mich einfach in Ruhe, ich muss mich für die Schule fertig machen, also..."
 

"Nicole, alles in Ordnung? Ich hab dich schreien hören", sagte ihre Mutter, die gerade wieder im Türrahmen stand.

"Nein! Die da! Die lässt mich nicht in Ruhe!"

"Wer? Ich glaube langsam, du wirst verrückt!"

"Nein, quatsch! Da steht sie doch! Siehst du sie denn nicht?", meinte Nicole aufgeregt und deutete an die Stelle, wo der Geist stand.

"Ich glaube, du solltest heute besser zu Hause bleiben."

"Aber... Ach vergiss es. Ist schon in Ordnung", stammelte das Mädchen, als ihre Mutter wieder den Raum verließ.

"Sie konnte dich nicht sehen. Was bist du eigentlich?", meinte Nicole, ohne ihre Ansprechpartnerin anzusehen.

>>Stimmt, sieht nicht so aus. Ich bin ein Geist.<<

"Aber wieso dann ausgerechnet ich?"

>>Das hat etwas mit dem Millenniumsarmband zu tun. Weil du es trägst, kannst du mich wahrscheinlich sehen.<<

"Aber wieso dann ausgerechnet ich?", wiederholte Nicole und klang nun noch verzweifelter.

>>Weil es unser Schicksal ist zusammen zu kommen. Und...<<

"Halt endlich die Klappe! Ich pfeif auf Schicksal! Erzähl mir bloß nich so nen Blödsinn! Am Ende war es auch noch Schicksal, dass meine Mutter gestorben ist!", sagte das Mädchen ärgerlich und riss ihre Uniform aus dem Schrank.

>>Alles was passiert ist vorherbestimmt und du bist dazu auserwählt mir zu helfen.<<

"Ja, klar! Vielleicht will ich das ja auch gar nicht. Das ganze ist mir jetzt schon zu hoch. Dieser Shadi hat auch so was von Schicksal gelabert. Also sei endlich still, sonst komm ich noch zu spät in die Schule und ich kann ja schlecht sagen: Sorry, aber ich wurde von nem über 5000 Jahre alten Geist aufgehalten worden."

>>Ist ja schon gut, aber du wirst mir noch helfen.<<

"Woher willst du das wissen?"

>>Du bist nicht der Typ, der andere im Stich lässt.<<

"Ja, genau, da spricht der Vollprofi! Wir kennen uns ja auch schon ne halbe Ewigkeit!", protestierte Nicole.

>>Das jetzt nicht direkt, aber...<<

"Hallo!!! Ich streite hier mit einem Geist, der in einem Armband festsitzt! Ich werde echt irre! Jetzt reicht's!"

Sie versuchte den Goldreifen von ihrem Handgelenk zu ziehen, was ihr aber gänzlich misslang.

"Wieso geht das Mistding nicht runter! Hast du etwa was damit zu tun?", schimpfte sie.

>>Nein. Ich könnte nicht mal wenn ich wollte.<<

Nicole versuchte es noch ein paar Mal, gab es aber schließlich auf.

"Na gut. Wenn's nicht anders geht, hab ich dich halt am Hals, aber halt jetzt endlich die Klappe, ich hab jetzt nich mal mehr Zeit fürs Frühstück!"

>>Wenn du meinst<<, meinte der Geist und wirkte irgendwie beleidigt, verschwand aber dann wieder im Millenniumsgegenstand.

>Geht doch!<, dachte Nicole und zog sich schnell um und machte sich ansonsten auch noch für die Schule fertig.

Sie ging hinunter in die Küche, verabschiedete sich von ihrer Mutter und verließ anschließend sofort das Haus. Das Mädchen war dabei so schnell verschwunden, das Frau Misumi nicht einmal bemerkte, dass die Schiene und der Gips weg waren.
 

>>Gehst du jeden Tag durch den Park zur Schule?<<, fragte auf einmal wieder die halb unsichtbare Gestalt neben Nicole.

"Ja. Ich dachte du bist irgendwie mit meinen Gedanken oder so verbunden, also warum kannst du dir diese Frage nicht selbst beantworten?", gab das Mädchen etwas zickig zurück.

Ihr ging ihr neues Anhängsel langsam so ziemlich auf die Nerven.

>>Eigentlich schon, aber ich dachte, du hättest es nicht so gerne, wenn ich deine Gedanken lese<<, antwortete der Geist und war nun wieder etwas zurückgehaltener.

"Is mir doch egal. Mach was du willst, aber lass mich endlich in Ruhe!"

Nicole sah nun, dass sämtliche Blicke in ihrer Umgebung auf sie gerichtet waren. Natürlich. Die Leute müssen sich doch wundern, wenn jemand Selbstgespräche führt.

>Ganz toll! Danke, auch!<, dachte das Mädchen und hoffte, dass es der Geist auch mitbekam.

Erst jetzt merkte sie, dass sie während des "Gesprächs" stehen geblieben war und warf einen flüchtigen Blick auf ihre Armbanduhr.

>Super!!! Zwei vor acht! Ich komm nie im Leben noch rechtzeitig!<

Innerlich verfluchte sie mal wieder ihre unfreiwillige Bekanntschaft und hetzte nun querbeet über den Rasen.
 

"Fräulein Misumi? Wo kommen Sie denn so spät noch her?", fragte die Lehrkraft, als Nicole völlig außer Atem die Tür des Klassenzimmers aufstieß.

"Entschuldigung, aber ich... wurde von... äh... ich wurde aufgehalten", keuchte sie und wollte sich soeben auf ihren Platz setzen, als der Lehrer sie zurückhielt.

"Wenn Sie schon mal hier vorne sind, frage ich Sie gleich noch über das Thema der letzten Stunde aus."

>Na großartig! Wir wissen ja, wem ich das hier zu verdanken hab!<

Nicole stellte ihren Schulranzen neben sich auf den Boden und wandte sich wieder ihrem Geschichtslehrer zu.

"Dann gleich mal die erste Frage: Was war denn das Thema der letzten Stunde?"

"Ähm... ich glaube, das war die Industrialisierung", antwortete Nicole unsicher und klackerte mit ihren Fingernägeln.

"Wir sind hier nicht in Religion. Aber das ist trotzdem richtig. Okay, nächste Frage: Welche Arbeitskräfte wurden vor allem beschäftigt?"

"Das waren... ähm..."

Eine lange Denkpause trat ein, bis der Lehrer wieder das Wort übernahm.

"Da hat wohl jemand nicht gelernt, geschweige denn die Seiten im Buch gelesen!", mahnte er.

Nicole hatte wirklich die Hausaufgabe vergessen, aber am Tag zuvor war auch wirklich genug passiert, als dass sie noch an solche peniblen Dinge gedacht hätte.

"Setzen. Sie wissen, dass ich Ihnen jetzt einen mündlichen Sechser eintragen muss."

"Ja", antwortete Nicole kleinlaut und schlich auf ihren Platz neben Tea.

"Da sieht man es mal wieder. Es lohnt sich immer zu lernen. Wissen ist das halbe Leben...", schwafelte der Lehrer, doch Nicole war von etwas völlig anderem abgelenkt.

Sie schaute für einen kurzen Moment direkt in Kaibas blaue Saphiraugen, die sich jedoch blitzschnell wieder von ihr abwandten, was sie etwas ärgerte. Als sie aber darüber nachdachte, ärgerte sie sich wiederum über ihre Gedanken und versuchte sich mit etwas anderes zu beschäftigen, was aber nicht im Entferntesten mit dem Unterricht zu tun hatte.

>>Du magst ihn, stimmt's?<<, sagte die Stimme des Geistes in Nicoles Gedanken.

"RAUS AUS MEINEM KOPF!", rief das Mädchen, wie von selbst, doch zu ihrem Unglück auch noch laut.

"Miss Misumi? Haben Sie uns etwas mitzuteilen?", fragte der Geschichtslehrer und hob den Blick von seinem Buch.

"Ähm... Nein."

"Dann können Sie mir auch sicher erklären, warum Sie geschrieen haben, ich solle aus Ihrem Kopf verschwinden, oder möchten Sie gleich vor die Tür?"

"Ich geh schon", murmelte das Mädchen und schleppte sich auf den Gang vor den Klassenraum.

Schon zum zweiten Mal war dieser Geist daran schuld, dass Nicole in der Schule Ärger bekommen hatte. Als sie die Tür hinter sich verschlossen hatte, wandte sie sich direkt an ihr Anhängsel, doch diesmal gedanklich.

"Ok Geist! Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen!"

>>Du hast selbst gemeint, ich soll deine Gedanken lesen und dir nicht so viele Fragen stellen. Ich kann doch nichts dafür, dass der Lehrer sich angesprochen fühlt<<, protestierte der Geist und verschränkte die Arme.

"Ja, klar! Aber das musst du mir doch nicht ausgerechnet während dem Unterricht erzählen! Oder behalte es am besten gleich für dich!"

Jetzt wurde Nicole schon etwas eindringlicher, doch noch immer kam kein Wort über ihre Lippen.

>>Trotzdem. Wenn du ihn magst, warum sagst du es ihm dann nicht einfach?<<

"Wer behauptet das denn jetzt schon wieder? Kaiba ist ein totaler Vollidiot. Wer den mag, hat sie echt nich mehr alle!"

>>Du bist aber ziemlich hart. Jeder hat eine gute Seite. Außerdem, warum bist du immer so unfair zu mir? Ich hab mir doch auch nicht ausgesucht, hier bei dir rumzuhängen.<<

Da konnte Nicole nicht widersprechen. Shadi war schuld. Er hatte ihr den Geist und das Armband aufs Auge gedrückt.

"Sorry. Wie's aussieht, kleben wir noch ne ganze Weile aneinander, also..."

>>...können wir genauso gut Freunde werden<<, beendete die halbdurchsichtige Gestalt ihren Satz.

Das Mädchen nickte nur und stellte dann auch schon die erste Frage, doch diesmal in einem höflicheren Ton.

"Wie soll ich dich eigentlich nennen? Ich kann ja schlecht die ganze Zeit "Geist" zu dir sagen!"

>>Stimmt. Aber ich habe meinen Namen vergessen. Denk dir was aus.<<

"Na toll. Wieso ich?"

>>Weil dir bestimmt eher als mir etwas einfallen würde.<<

"Ok. Shadi hat gesagt, ich soll gut auf die Prinzessin aufpassen. Damit hat er wahrscheinlich dich gemeint. Also soll es etwas königliches sein... wie wäre es mit Elisabeth? Der Name kommt oft in Adelshäusern vor, oder Helene?"

>>Ich glaube da denk ich mir dann doch lieber selbst etwas aus.<<

"Is ja gut. Dann eben etwas Moderneres. Der Name sollte zu deinem Aussehen passen und am besten nicht zu lang sein, aber trotzdem schön klingen... Und was ist mit... Melanie?"

>>Ja, warum nicht. Besser als gar kein Name. Hat der auch irgendeine Bedeutung?<<

"Ja, er heißt soviel wie: Dunkel, Schwarz. Und wenn man dich genauer ansieht, bist du ja irgendwie auch unheimlich... Ok, dann heißt du ab heute Su. Also Su, ich bitte dich noch einmal. Während dem Unterricht, musst du wirklich leise sein. Is schon klar, dass das für dich langweilig is, aber ich hab keinen Bock noch nen Sechser zu kassieren."

>>Gut. Von mir aus.<<

Wie auf Kommando ging die Tür auf und der Lehrer rief sie wieder herein.

"Also vergiss nicht... Psssst!"

>>Ja, ja!<<
 

Die restliche Stunde war weniger aufregend als langweilig. Sie lasen Quellenangaben und sahen sich irgendwelche Bilder von Arbeiteraufständen und damaligen Wohnungen an.
 

GONG!!!
 

"Und nächste Stunde, fangen wir mit einem neuen Thema an!"
 

"Freude, Freude, dass kann ja noch was werden, ich hink noch immer mit dem alten Stoff nach. Wieso bin ich nur mitten im Jahr hier reingeplatzt", sagte Nicole und hämmerte ihren Kopf gegen die Bank.

"Ach, das wird schon", ermutigte Tea sie und klopfte ihr auf den Rücken.

"Hey Nici, wie geht denn deinen... wo sind denn deine ärztlichen Einschränkungen?", fragte Joey, der nun mit Yugi und Tristan zu den Mädchen rüber kam.

"Hi Leute! Das erkläre ich euch später, Joey. Aber geht jetzt besser wieder auf eure Plätze, unser lieber Deutschlehrer steht schon da", meinte Nicole und deutete nach vorne.

>>Nicole, wer ist denn der Blonde da drüben?<<, fragte Melanie, deren Interesse von einem der Jungs geweckt worden ist.

>Meinst du Joey? Der...<

>>Nein, der vor ihm!<<

>Das ist Yugi. Wieso fragst du?<

>>Weil der mir irgendwie bekannt vorkommt!<<

>Achso? Woher denn?<

>>Keine Ahnung, aber ich bin mir sicher, ihn irgendwo schon einmal gesehen zu haben!<<

"Fräulein Misumi! Wenn ihr Radiergummi jetzt genug durchlöchert ist, würde ich Sie jetzt wieder bitten dem Unterricht zu folgen. Wie ich Sie erinnern darf, schreiben wir nächste Woche einen Test!", unterbrach der Lehrer das Gespräche der beiden.

"Entschuldigung!", sagte Nicole schnell, der gar nicht aufgefallen war, dass sie, während sie mit dem Geist ihres Armbands redete, ihren Radiergummi mit einem Bleistift zerkleinerte hatte, und schrieb den Text von der Tafel ab.
 

"Was ist denn mit dir heute los? Du bist so komisch!", flüsterte Tea ihrer Banknachbarin zu.

"Später, Tea. Später!"
 

Die gesamte Klasse war heilfroh, als der erlösende Gong die kleine Pause einläutete. Alle sprangen von ihren Sitzen auf um zu Sport zu gehen, nur Nicole und ihre Freunde trödelten auf dem Weg zum Sportplatz, da das Mädchen genaue Ausführungen über ihre schnelle Genesung machen musste.

"WAS?!?! So n Typ hat dich mitten in der Nacht aufgeweckt und dir mal grad eben so deine Verletzungen kuriert?", rief Joey ungläubig, bekam aber sogleich einen Stoß von Tea in die Rippen.

"Brülls doch gleich noch lauter, ich glaube die in Amerika haben's noch nicht gehört!"

"Kennst du wenigstens seinen Namen?", fragte Yugi, der neben dem Mädchen herging.

"Ja, sein Name war Shadi und er hat die ganze Zeit irgendwas davon gesagt, ich soll der Prinzessin helfen und das Schicksal der Menschheit liegt in meinen Händen, oder so ähnlich."

"Das kommt und aber doch so ziemlich bekannt vor", meinte Tristan, der neben Yugi kurz stehen blieb.

Yugi und Tea machten Andeutungen, dass es besser wäre die Klappe zu halten, doch Joey kam Tristan zuvor und plauderte aus dem Nähkästchen.

"Das is doch fast so wie beim Pharao und dir Yugi, stimmt's?"

Abermals bekam er Teas Ellenbogen zu spüren, ließ es aber diesmal nicht einfach auf sich sitzen.

"Was soll dass denn jetzt schon wieder? Bin ich dein Boxsack, oder was?!"

"Pharao? Wartet mal... Shadi hat davon auch noch etwas gesagt... Der Pharao hat das Millenniumspuzzle. Also Leute, was hat es damit auf sich?", drängelte Nicole, doch ihre Freunde wussten, dass sie schon zu viel gesagt hatten.

"Ach, ist doch gar nicht so wichtig! Sag uns lieber wer die Prinzessin ist!", wehrte Tea ab und ging etwas schneller.

"Vergiss es. Ich hab eh keine Ahnung, wer die Prinzessin sein soll! Wie es aussieht, wisst ihr aber, wer der Pharao is, also raus mit der Sprache!", bohrte sie nach.

"Das ist jetzt ein wenig kompliziert, es wäre wahrscheinlich besser, wenn wir dir das ein andermal erzählen", meinte Yugi.

"Nein, ich will es jetzt wissen. Noch schlimmer kann es ja wohl kaum werden!", bestand das Mädchen.

>Außerdem glaub ich, kann mich jetzt nichts mehr so leicht schocken!<, fügte sie gedanklich hinzu.

"Na gut. Vielleicht wäre es besser dir zu zeigen, was du willst", sagte Yugi schließlich, blieb stehen und packte sein Puzzle mit beiden Händen, das kurz aufleuchtete.

Plötzlich war Yugi um einiges gewachsen, seine Haare sahen etwas anders aus und auch sein Gesichtsausdruck war ein wenig verändert. Nicole wich ein wenig zurück, fing sich aber sofort wieder.

"Hey cool! Kann ich das auch?"

Diese Frage überraschte wirklich jeden und sie waren noch mehr erstaunt, als nun Melanie und Nicole den Platz tauschten, was man nur an dem leuchtenden Armband erkennen konnte, das kurz aufleuchtete. Ansonsten sahen sie sich wirklich zum verwechseln ähnlich, nicht so wie bei Yami und Yugi, die man noch anhand der Größe unterscheiden könnte.

"WAS? DU KANNST DAS AUCH? ABER WIESO..."

Joey war völlig fassungslos.

"Hallo", sagte der Geist des Armbandes und winkte leicht.

"Ich dachte, dich könnte so leicht nichts mehr schocken, Joey", meinte Tea und war nicht weniger überrascht.

"JA, aber SOWAS!"

Nun versuchte der Pharao die allgemeine Unruhe zu dämmen.

"Ähm... und wer bist du?"

"Keine Ahnung, ich hab mein Gedächtnis verloren, aber Nicole hat mich Melanie genannt", sagte der Geist des Armbandes und lächelte ihrem Gegenüber zu.

"Was du auch? Na großartig, jetzt haben wir schon zwei Geister mit Gedächtnislücken! Du bist doch ein Geist, oder?"

Melanie nickte nur und schaute sich nun wieder den Pharao genauer an.

"Hast du auch einen Namen?"

"Man nennt mich Yami", antwortete der Angesprochene.

"Yami... der Name kommt mir irgendwie bekannt vor... Kann es sein, dass wir uns von irgendwo her kennen?"

"Kann sein, aber ich habe leider auch mein Gedächtnis verloren."

"Hey Leute, ich will ja nicht drängeln, aber wir kommen noch zu spät zu Sport!", meinte Tristan und deutete auf den nicht mehr weit entfernten Platz.

"Oh, stimmt. Ich will ja nicht, dass Nicole schon wieder wegen mir Ärger kriegt", sagte Melanie und tauschte wieder mit der Erwähnten den Körper.

"Ok, auf geht's. Ich kann es kaum noch erwarten auf die Laufbahn zu kommen!", meinte Nicole und lief los.
 

"Fräulein Misumi, was tun Sie denn hier? Sie sind doch für Sport befreit", empfing der Sportlehrer Nicole und Tea.

"Wie Sie sehen, geht es mir jetzt wieder gut, deshalb kann ich auch am Unterricht teilnehmen", entgegnete Nicole.

"Ah, ja. Von mir aus, also...", nun wendete er sich wieder an die ganze Klasse.

"Heute ist Weitsprung an der Reihe. Wer will zuerst?"

Keines der Mädchen rührte sich, bis auf Nicole natürlich, die es schon gar nicht mehr erwarten konnte und trat einen Schritt vor.

"Na gut, Fräulein Misumi. Wenn Sie meinen, dass Sie schon fit genug sind."

Die Angesprochene nickte nur und ging zum Weitsprungkasten. Sie nahm Anlauf, sprang ab und kam kurz vor dem Beckenrand leichtfüßig auf. Wie schon in der ersten Sportstunde brach die eine Hälfte der Mädchen in Applaus aus und die andere Hälfte brachte vor Staunen kein Wort heraus.

"Und wieder eine Glanzleistung! 4 Meter 10! Das ist neuer Schulrekord!", jubelte der Lehrer, was nun auch die Aufmerksamkeit der Fußball spielenden Jungs und deren Coach auf sich zog.

Diesmal waren alle Jungen, bis auf Kaiba auf dem Spielfeld beim normalen Unterricht, da dieser eher wenig von körperlichen Anstrengungen hielt.

"Hey Nic! Echt super! Kannst du das noch mal machen?!", rief Joey, der die Aktion, wie auch viele andere, beobachtet hatte.

Das Mädchen lief leicht rot an und kratzte sich am Hinterkopf.

"AAAAAAACH!"

"Das war wirklich spitze", keuchte Yugi, der jetzt schon außer Atem war.

"Hört schon auf!"

"Nein, die Jungs haben echt recht! Nicht jeder bricht den Schulrekord, nachdem er sich das Bein verletzt hat!", stimmte Tea, die gerade neben ihrer Freundin aufgetaucht war zu.

"Hey Tristan, sag doch auch mal was dazu!", forderte Joey den Braunhaarigen auf.

"Äh... ja genau Nici, mach weiter so!", meinte er etwas halbherzig.

"Na was soll das denn jetz? Du könntest dich ruhig etwas mehr für sie freuen! Du musst nicht gleich vor Nettigkeit explodieren!", schimpfte der Blonde.

"Wheeler, Taylor! Hört endlich auf mit dem Plauderstündchen, hier spielt die Musik!", forderte der Coach wieder die Aufmerksamkeit der beiden.

"Stimmt was mit Tristan nich?", fragte Nicole Tea, als sie seine Reaktion gesehen hatte.

"Ach, mach dir um den mal keine Sorgen. Der is nur eingeschnappt, weil du seinen Rekord um Längen geschlagen hast."
 

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Und, noch da? ^^

Ich häts vielleicht n bisschen ausführlicher machen können und Nicole freundlicher, aba ich bessere mich. Versprochen.
 

bis zum nächsten mal,

mausal

Unverhofft kommt oft

Sodale. Hier is dann mal das nächste Kap. Und weil mir nix mehr einfällt halt ich einfach die Klappe und lass euch lesen. ^^"
 

+~+~+~+~+~
 

6. Unverhofft kommt oft
 

Als Nicole nach dem Sportunterricht von den neuen Auswahlspielen für die Fußballmannschaft hörte, die an diesem Nachmittag stattfinden sollten, war sie sofort Feuer und Flamme dafür. Einer der alten Mitspieler hatte auf eine andere Schule gewechselt und deswegen war ein Platz freigeworden. Auch die anderen Mitglieder der Mannschaft sollten bei den Spielen anwesend sein.

"Blöde Diskriminierung! Jetzt werde ich schon bestraft, nur weil ich ein Mädchen bin!" Missmutig und geringschätzig warf sie ihre Tasche neben ihren Tisch.

"Versuch mal das Positive darin zu sehen...", versuchte Yugi seine Freundin aufzumuntern, die ihm aber entschieden dazwischenfuhr.

"Positiv? POSITIV? Was soll denn daran bitte positiv sein, wenn man unterdrückt wird?", fragte sie bissig.

"Komm mal wieder runter, Yugi kann auch nix dafür, wenn Mädchen nich erlaubt sind!", schritt Tristan ein.

"Jetzt hol mal tief Luft, wir können ja mal mit dem Coach deswegen reden. Er is ja kein Unmensch.", versuchte Joey Nicole zu beschwichtigen.

"Das würdet ihr tun?", das Mädchen bekam ein dankbares Glänzen in den Augen.

"Logo!"
 

GONG!
 

"Was haben wir jetzt?", fragte Nicole Tea, als die Jungs sich wieder auf ihre Plätze zurückzogen.

"Mathe", antwortete diese knapp.

"Och nö! Wer braucht denn bitte orthogonale Ursprungsgeraden?!", beschwerte sich die Grünäugige.

"Wie kannst du das nur so einfach aussprechen? Na wenigstens is der Lehrer nett."

"Stimmt, mit dem kann man sich wunderbar anlegen und unnutze Fragen stellen", grinste Nicole und stand nun zum Gruß auf, da der Lehrer das Zimmer betreten hatte.

"Setzen und Hefte weg!", waren die ersten Worte der sonst so angenehmen Lehrkraft.

Ein allgemeines Stöhnen machte die Runde, denn keiner hatte das Thema wirklich verstanden, nur Nicole hatte es schon in ihrer alten Schule durchgekaut.

"Herr Nagishi?! Wofür brauchen wir denn den Schrott überhaupt?", rief Joey aus der vorletzten Reihe nach vorne.

"Eigentlich nie, außer ihr wollt eine Firma leiten, Mathe studieren oder unterrichten", antwortete der Angesprochene und holte seine gelbe Schnellspannermappe aus seiner bräunlichen Tasche heraus.

Man konnte von Kaiba ein höhnisches >Pff< hören.

"Wer's glaubt! Kaiba hat auch so eine Firma bekommen und der muss bestimmt keine dummen Linien in ein paar Kästchen zeichnen!", murmelte Joey vor sich hin, aber laut genug, dass es die ganze Klasse mitbekam und anfing zu lachen.

"Haben Sie etwas gesagt Mister Wheeler?", fragte der kurzbeinige und mit dicker Hornbrille versehene Lehrer, der noch immer verzweifelt nach den Stegreifaufgaben kramte.

"Ja, zum ersten Mal etwas Richtiges!", antwortete Kaiba für Joey.

Abermals lachten die meisten der Klasse, sogar der Lehrer grinste, nur Joey fand es ganz und gar nicht komisch, wenn andere Leute Witze auf seine Kosten machten. Vor allem dann nicht, wenn er den besagten Scherz nicht wirklich verstand oder nachvollziehen konnte.

Nach einer Weile gab Herr Nagishi auf und sagte die Extemporale für den heutigen Tag ab.

Immer wieder schielte Nicole zu Kaiba hinüber, der immer noch kein Wort mit ihr gewechselt hatte. Die einzigen Worte in ihrer Gegenwart, die von ihm kamen, waren Beleidigungen, die gegen Joey gerichtet waren, doch jetzt mischte sie sich auch nicht mehr so sehr ein wie früher, um einen Streit zu vermeiden, oder sich auf eine der Seiten zu schlagen zu müssen. Sie seufzte leise, was ihrer Banknachbarin natürlich nicht entging.

"Was ist denn los?"

"Ich... ähm... ich kapier Mathe nur nich, dass is alles", log sich das Mädchen heraus.

"Achso. Da bist du echt nicht allein. Der einzige, der das ganze hier kapiert, is wahrscheinlich Kaiba. Aber der versteht ja so gut wie alles."

Nicole hörte ihrer Freundin schon gar nicht mehr richtig zu, als diese versuchte ihr das Thema näher zu bringen und kritzelte auf ihrem Löschblatt herum.

"Und, hast du's jetzt verstanden?", fragte Tea schließlich, die offensichtlich mit ihrem Vortrag abgeschlossen hatte.

"Hast du mir überhaupt zugehört?" Das Mädchen riss ihrer Freundin das Blatt weg und begutachtete ihr Kunstwerk.

"Ein Drache mit eiskaltem Blick? Wieso... ah, ich verstehe...", machte Tea und gab Nicole das Blatt zurück.

Da die Grünäugige genau wusste, wie unangenehm richtig Mädchen meistens mit ihren Vermutungen lagen, fragte sie nicht weiter nach, sondern versuchte dem Unterricht wenigstens am Rande mitzuverfolgen.
 

GONG!
 

"Und vergesst nicht, in der nächsten Woche am Dienstag schreiben wir die Schulaufgabe!", versuchte der Mathelehrer verzweifelt gegen den aufkommenden Lärmschwall der aufbruchsbereiten Schülermasse anzukommen.

"Scheiße!!! In einer Woche schon? Das sind ja nur noch ach..., nein sieben Tage! Leute, wenn ich des nich bald checke, bin ich echt am Arsch!", beschwerte Joey sich beim Rausgehen.

"Da bist du echt nich allein. Ich versteh nur noch Bahnhof. Schlimm genug, dass ich noch andere Fächer nachzulernen hab, aber jetzt muss ich auch noch für Mathe büffeln" Nicole klatschte sich mit der Handfläche ins Gesicht.

"Dann braucht ihr eben Nachhilfe!", mischte sich Yugi ein, der aber auch nicht wirklich was von Mathematik verstand.

"Einen könnte ich schon nehmen, aber beide könnte schwierig werden...", dachte Tea laut nach.

"Bitte, bitte, liebe Tea, kannst du mir helfen? Wenn ich die Schux in den Sand setzte, kriegt mein Alter glatt nen Herzinfarkt!", bettelte Joey mit großen Hundeaugen.

"Und was ist dann mit Nicole?"

>Die kriegt mal wieder Haue bei ner Fünf, aber...<

"Was soll's, ich komm schon klar. Setz dich ruhig mit Joey zum Büffeln. Ich schaff das schon!", sagte sie mit fester Stimme, obwohl sie innerlich schon aufgegeben hatte und sich psychisch auf die Folgen einer schlechten Arbeit einstellte.

"Da drüben ist Kaiba, vielleicht kann er dir Nachhilfe geben! Er is ja ne Leuchte in dem Fach", meinte Yugi und wollte schon loslaufen.

"Yugi! Bleib sofort stehen! Spinnst du? Er is der Chef meiner Mum, glaubst du im Ernst, ich hab Bock mich mit ihm rum zu schlagen? Ich wäre letztes Mal schon fast zusammengeklappt, weil ich mir Sorgen um ihren Arbeitsplatz gemacht hab!"

"Letztes Mal?", wiederholte Tristan und setzte ein spöttisches Feixen auf.

"War ja mal wieder klar, dass du gleich an so was denkst! Nein! Sein Auto war nur in der Nähe stehen geblieben und dann hat ihn meine Mum nach Hause gefahren", antwortete Nicole wahrheitsgemäß, ließ aber einzelne Details aus.

"Kaiba, könntest du Nicole vielleicht Nachhilfe in Mathe geben? Das Thema liegt ihr nich so besonders und es wäre echt nett, wenn du ihr helfen könntest", hörten die Freunde Tea sprechen, doch als das Mädchen, um das es eigentlich ging sah, mit wem ihre Freundin redete, verschlug es ihr die Sprache.

"TEA!", brüllte Nicole und rannte auf die Beiden zu.

"Und wieso fragt Nicole mich nicht selbst?", fragte Kaiba, klang aber reichlich gleichgültig.

"Weil..."

Das Mädchen wurde durch eine Hand auf ihrem Mund gebremst. Diese Hand gehörte zu keiner geringeren als Nicole, die nun bei ihnen angekommen war.

"Tea, ich hab doch gerade gesagt, ich brauch keine Nachhilfe!", zischte sie ihrer Freundin in Ohr.

"Und wieso fragt sie dann danach?", wollte Kaiba wissen.

"Weil sie nicht nachgedacht hat", grinste Nicole etwas verlegen nach oben und nahm ihre Hand wieder zu sich.

"Du hast nur Yugi verboten ihn zu fragen!", meinte Tea trotzig.

"Das hat für dich doch genauso gegolten!" gab die Grünäugige patzig zurück.

"Willst du nun Nachhilfe, oder nicht? Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit!", mischte sich nun Kaiba wieder ein.

"J-ja, natürlich, aber...", stammelte das Mädchen.

"Gut, heute passt es mir nicht, also komm morgen um vier zu meiner Villa", sagte Kaiba und rauschte davon.

"Ging doch viel leichter als ich gedacht hatte", meinte Tea stolz und wäre es bestimmt auch geblieben, wenn sie nicht einen giftigen Mörderblick von ihrer Freundin zugeworfen bekommen hätte.

"Guck doch nicht so!", flehte Tea.

"ICH HAB JA SONST NIX ZU TUN, ALS MICH MIT DEM DORT RUMZUÄRGERN! ICH MUSS JA NUR DEN STOFF FÜR DIE ANDEREN FÄCHER NACHLERNEN, ZU DEN STUNDEN ZU YUGIS GROSSVATER GEHEN UND JETZT HAB ICH AUCH NOCH NACHHILFE AM HALS! VIELEN DANK TEA!!!", entrüstete sich Nicole und ballte die Hände angespannt zu Fäusten.

"Hey, is alles in Ordnung bei euch?", fragte Tristan, der jetzt mit dem Rest der Clique aufkreuzte.

"SEH ICH ETWA SO AUS, ALS OB ALLES IN ORDNUNG WÄRE?", keifte Nicole noch immer, doch nun ihren Freund an.

"Hey, keep cool. Komm mal wieder runter!", versuchte Joey sie milder zu stimmen.

"Ok... Ich muss jetzt los. Wir sehen uns morgen!", verabschiedete sich das Mädchen von der Gruppe und lief davon.

"Meint ihr, sie is jetzt sauer auf mich?", fragte Tea, die nicht alles von Nicoles Geplärre verstanden hatte.

"Sieht ganz so aus", antwortete Yugi und schaute seiner Freundin nach.
 

>Super gemacht Tea! Ganz toll! Warum ausgerechnet Kaiba? Was hab ich nur verbrochen, dass ausgerechnet mir das passiert?<

>>Sei doch mal ehrlich. So schlimm is er doch gar nicht!<<

>Du kennst ihn ja nich mal, Melanie.<

>>Das nicht, aber ich kenn deine Gedanken über ihn.<<

>Ok. Fein. Machen wir mal neue Regeln aus. Ich geh nicht in deinen Gedanken spazieren und du nicht in meinen, in Ordnung?!<

>>Klar doch<<, antwortete Melanie, konnte aber noch einen letzten Kommentar nicht unterdrücken.

>>Das was du vorhast wird voll in die Hose gehen! Das seh ich jetzt schon!<<

>Is mir egal einen Versuch is es mir wert<, gab Nicole zurück und ging nun in Richtung Sportplatz, versteckte sich aber noch hinter einem Baum, der in der Nähe der Umkleidekabinen stand und von dem aus man das Spielfeld im Blick hatte.

Langsam trudelten die ersten Bewerber für das Testspiel ein und auch alle Mannschaftsmitglieder waren nun anwesen. Der Coach stand an einer Seitenlinie mit seinem Team und begutachtete die Anwerber mit sehr kritischem Blick. Als eine Weile kein Junge mehr den Weg zwischen dem Spielfeld und den Umkleiden kreuzte, ergriff Nicole die Initiative.

>Jetzt oder nie!<

>>Nie wäre mir ehrlich gesagt lieber<<, nörgelte Melanie, als ihre Armbandträgerin loslief, aber nicht ohne immer wieder einen aufmerksamen Blick auf den Sportplatz zu werfen.

Kurz vor der Tür zu den Umkleideräumen hielt sie noch einmal kurz an und lauschte.

In ihrer jetzigen Montur, die aus ihrer Schuluniform bestand, wäre es nicht gerade ratsam, in dem Jungenumkleideraum gesehen zu werden.

>Scheint niemand drinnen zu sein...<

Vorsichtig, aber doch mit einer gewissen Geschwindigkeit riss sie die Tür auf und schlüpfte in den muffigen Raum hinein.

"Kotz, stinkt das hier! Was lagern die hier für n Müll?!", meinte Nicole und schob ein paar verschwitzte Socken mit den Zehenspitzen zur Seite.

>>Nicht so laut, sonst hört dich noch jemand!<<, mahnte der Geist durch vorgehaltene Hand, da sogar ihm das Zimmer zu sehr zu müffeln schien.

"Reg dich ab, die sind jetzt alle draußen, und wer um diese Zeit hier noch auftaucht, kommt sowieso zu spät!"

>>Und was ist dann mit dir?<<

Uups! Über die Möglichkeit hatte das Mädchen noch nicht wirklich nachgedacht.

"Das wird schon irgendwie gehen!", hoffte sie, klang aber relativ unsicher dabei.

>>Na wenn du meinst...<<

Nicole suchte nach einer Jungenschuluniform, die sie auch recht bald, in einem der Spinde fand.

"Na wenigstens riecht die sogar nach Junge", sagte sie und streckte angeekelt die Zunge heraus.

>>Willst du das jetzt wirklich durchziehen?<<

"Jep", antwortete das Menschenmädchen kurz angebunden und schlüpfte in die anderen Klamotten hinein.

>>Und was ist mit deinen Haaren? Joey würde dich doch sofort erkennen. So professionell siehst du wirklich nicht aus.<<

"Beschwer dich nicht, sondern denk nach! Was verdeckt meine Haare und mein Gesicht?"

>>Eine Imkerhaube<<, lachte Melanie.

"Ha, ha! Sehr witzig! Wie wärs jetzt, nachdem wir uns alle totgelacht haben mit einem brauchbaren Vorschlag?"

>>Is ja gut! Versuchs vielleicht mal für den Anfang mit dem Käppi da drüben<<, meinte Melanie leicht geknickt und deutete auf den besagten Gegenstand.

Nicole nahm die Mütze und versteckte darunter ihre Haare.

"Und jetzt? Man sieht trotzdem noch zuviel von meinem Gesicht!"

>>Dann musst du dir die Kappe eben weiter runter ziehen! Was anderes fällt mir grad auf die Schnelle auch nicht ein!<<

"Ok, immerhin etwas... Dann muss ich eben dauernd auf den Boden schauen. Was soll's! Solange ich den Ball noch sehe", seufzte Nicole und rückte das Käppi zurecht, sodass es ihr nun beinahe die ganze Sicht nahm.

"Und jetzt ab aufs Feld!"
 

"Wer bist du denn?", fragte der Coach, als Nicole auf das Spielfeld lief.

Sie tat, als wäre sie außer Atem und verstellte die Stimme etwas.

"Tut mir echt Leid, aber ich musste grade noch etwas erledigen", entschuldigte sie sich.

"Dann kannst du auch gleich wieder gehen! Meine Mannschaft braucht Disziplin und wer diese nicht hat, der kommt erst gar nicht rein!"

"Aber Coach... Lassen sie ihn doch wenigstens vorspielen! Unser Freund hier hat das bestimmt nicht mit Absicht gemacht!", sagte nun eine bekannte Stimme und Nicole spürte plötzlich, wie ein Arm kumpelhaft um sie gelegt wurde.

Ohne aufzuschauen wusste sie, dass dieser Jemand kein anderer war als ihr Freund Joey, der ihre mehr schlecht als rechte Verkleidung nicht durchschaute.

"Oder?", wandte der Blonde sich an das Mädchen.

Als Antwort kam nur ein stummes Nicken, denn der Schock über Joeys Auftauchen saß noch immer tief.

"Also... schlimmer als die Pfeifen da drüben kann er doch auch nicht sein!"

Das war eindeutig Tristan. Auch er kam nun neben seine Freundin und deutete auf einen Haufen untalentierter Balljongleure, die anscheinend große Mühe hatten, auch nur das Leder zu treffen.

"Ich weiß nicht so recht, er hat schon vor dem ersten Training gegen die Regeln verstoßen: Kein Zuspätkommen!", zitierte der Trainer.

>Das sind ja geistreiche Regeln!<, lächelte Nicole müde in sich hinein.

"Ach kommen Sie, geben Sie sich nen Ruck! Vielleicht ist er ja ganz gut und dann ärgern Sie sich, dass er nicht in unserer Mannschaft spielt, geschweige denn vorspielen durfte!", bedrängte Joey den Mann hartnäckig.

"Auf deine Verantwortung, Wheeler!"

"Heißt das, er darf vorspielen?"

"Von mir aus", meinte der Coach und schüttelte verzweifelnd den Kopf.

"Du hast es gehör, also enttäusch mich nicht!", meinte der Blonde und knuffte ihr in die Seite.

Wieder war nur ein Nicken die Antwort.

"Du bist ja nich gerade gesprächig", bemerkte Tristan.

"Na dann mal los, fang...", rief Joey, der inzwischen einen Fußball geholt hatte, und warf ihn in Nicoles Richtung.

Im ersten Moment war sie noch etwas unsicher und überrascht, im nächsten aber schon wieder völlig bei der Sache. Sie fing den Ball aus der Luft mit der Brust ab und ließ in zu Knie wandern. Nach einigen Malen, die sie das Leder abwechselnd mit dem Knie, oder dem Fuß nach oben manövrierte, folgten ein paar Köpfer und abschließend versenkte sie den Fußball im Tor.

Joey und Tristan, gefolgt von anderen aus ihrer Mannschaft und dem Coach zeigten ihre Überraschung und Bewunderung offen.

"Wo hast du denn das gelernt, Alter?!", fragte Joey perplex und blieb genau vor Nicole stehen.

Das Mädchen zuckte nur mit den Schultern, lächelte aber unter ihrer Mütze.

"Das war einsame Klasse! Du bist im Team, Junge! Wie heißt du eigentlich?"

>Super! Name, Name, Name... ich habe doch einen Namen, aber wenn ich den jetzt angebe, fliegt alles auf, also denk nach, Nicole!<

"Also?", drängelte der Trainer und zückte einen Stift, um sich den Namen auf seinem Klemmbrett zu notieren.

"Ich heiße... Mike... Mike Nigels!", stotterte sie und schaute noch immer nicht auf.

"Saubere Leistung! Willkommen im Team! Ich bin Joey und das ist Tristan und den Rest wirst du schon noch mit der Zeit kennen lernen. Also Mike, kommst du noch mit? Wir wollten noch eine Pizza essen gehen, wenn du Lust hast..."

"Nein danke", unterbrach Nicole den Jungen, räumte den Platz in Richtung Umkleidekabinen und ließ die beiden wie bestellt und nicht abgeholt stehen.

>Und jetzt schnell raus aus dem Teil, bevor noch jemand bemerkt, dass seine Uniform fehlt!<

>>Vorsicht, da kommt jemand!<<

Nicole verschwand in den Duschraum, wo auch eine Toilettenkabine stand, und verriegelte schnell die Tür.

"Dieser Mike is vielleicht komisch! Haut einfach so ab", brummte unverkennlich Joey, der mit einem weiteren Jungen den Umkleideraum betrat, da das Mädchen ein weiteres Paar Beine durch den Spalt unter der Tür und durch die geöffnete Tür der Duschraumes sehen konnte.

"Stimmt...", antwortete eine weitere vertraute Stimme, die sich ganz nach Tristan anhörte.

"Hey Alter, hast du meine Uniform gesehen?", fragte dieser nun und schien nach ihr zu suchen, da Nicole es aus der Richtung rascheln hörte.

"Ne, du hast sie doch in den Schrank getan, oder?"

"Ja, aber da is sie nich mehr!"

"So n Müll, so ne Schulkleidung kann doch nich einfach so verschwinden! Und außerdem... wer is schon so doof und will so ein olles Ding haben?"

"Danke für die Blumen! Ach, is ja nich so wichtig. Ich kann aber doch schlecht in Sportkleidung in ne Pizzeria gehen!"

"Dann gehen wir eben erst bei dir zu Hause vorbei. Dann kannst du dich noch schnell umziehen."

>Stimmt ja, die Jungs sind ja in Sportzeug unterwegs... Mist! Das hab ich irgendwie vergessen! Sorry Tristan...<

>>Ja, der hört dich jetzt!<<

>Ach halt doch die Klappe, wenn du nichts Nettes zu sagen hast, bist du am besten Ruhig, Frau Du - wirst - bestimmt - erwischt! Es is doch gut gelaufen!<

>>Ja, aber wie lange wohl noch!<

>Das ist doch...<

Ihr gedankliches Gespräch wurde von dem Geräusch einer karrenden Tür unterbrochen und kurz darauf sprang Nicole auch wieder aus der Toilettenkabine heraus.

"Und jetzt nur noch schnell weg, ab durch die Mitte!"

Sie packte ihre eigene Kleidung, die sie zuvor noch zu fassen bekommen hatte, und stopfte sie schnell in ihre Tasche, die noch immer auf Tristans Platz lag.

>Zum Glück sind die so schwer von Begriff!<

>>Ja, du hast mehr Glück als Verstand!<<

Das Mädchen gab keinen Kommentar mehr zurück, sondern eilte aus der Tür heraus, die zum Schulgelände hinführte und machte sich auf den Nachhauseweg, nachdem sie die "geborgte" Kappe wieder auf ihren ursprünglichen Platz gelegt hatte.

"Aber jetzt nix wie weg!"

Der Nachhauseweg war diesmal ziemlich lang für Nicole, da sie Angst hatte gesehen zu werden und so durch mehrere Nebengassen und Straßen ging, damit dies nicht der Fall werden würde. Doch da sie sich noch immer nicht besonders gut in Domino auskannte, kam es schon mal vor, dass sie falsch abbog und sich nur noch weiter von ihrem gewünschten Ziel entfernte. Letztendlich, nach ungefähr einer Stunde, kam sie doch an. Die Sonne schien nicht mehr so unbarmherzig auf sie herab, sodass ihr die langärmlige Uniform nur wenig Schwierigkeiten bereitete. Ein größeres Problem stellte da schon die Tatsache dar, dass sie mal wieder ihren Hausschlüssel vergessen hatte und so (in der Jungenuniform) nicht ohne Weiteres an ihrer Mutter vorbei kam, also entschied sie sich, wenn auch zögernd, für den unangenehmeren Weg übers Dach.

"Wenigstens ist das Fenster heute mal offen!"

Vorsichtig machte sie sich an den Aufstieg und kam schließlich an ihrem Fensterbrett an, über das sie auch sogleich kletterte.

>Und jetzt schnell raus aus den Klamotten!<

Gedacht, getan. Nach weniger als fünf Minuten war sie in ihre bequeme Alltagskleidung geschlüpft und hatte die Uniform in ihre Tasche verfrachtet, nachdem sie ihre eigene wieder herausgezerrt hatte. Erschöpft von dem langen Tag warf sie sich auf ihr Bett und warf noch einen letzten Blick auf die Uhr auf ihrem Nachttisch. Diese zeigte 19:26 Uhr an. Eigentlich noch nicht die richtige Zeit zum Schlafengehen, doch vor Müdigkeit fielen ihr bald die Augen zu und sie tauchte in einen tiefen Schlaf.
 

"Nicole! NICOLE! Steh endlich auf, du Schnarchnase! Wie lange willst du noch schlafen? Es ist kurz vor acht! Ich dachte du wärst schon weg, aber als ich deine Tasche gesehen habe bin ich nachschauen gekommen, also steh endlich auf! Hast du mir überhaupt zugehört?"

Die Stimme von Nicoles Mutter hallte scherzhaft in ihrem Kopf wider und brachte sie dazu, die Augen aufzuschlagen. Verschlafen rieb sie sich den Schlaf aus diesen und blinzelte in das wutverzerrte Gesicht der Frau. Erschrocken krallte sie sich instinktiv an ihrer Decke fest, die ihr aber sofort entrissen wurde und auf dem Teppichboden landete.

"Ich muss in drei Minuten bei der Arbeit sein und meine verwöhnte Göre zieht es, wie es aussieht, nicht einmal in Betracht die Güte zu haben und ihren Arsch zu bewegen!", meckerte die Ältere und warf ihre Tochter beinahe aus dem Bett.

"Beruhig dich, ich mach ja schon! Wie spät ist es noch mal?", grummelte Nicole zurück.

"KURZ - VOR - ACHT!", zischte Nicoles Mutter.

"Wenn ich wegen dir zu spät in die Arbeit komme und deswegen Ärger bekomme, kannst du was erleben!"

"Ich red mit Kaiba, der tut dir schon nix!"

"Das will ich für dich hoffen! Also, ich geh jetzt!" Und ohne ein weiters Wort zu verlieren rauschte sie davon.

"Is ja perfekt und jetzt?"

>>...Ziehst du dich an und gehst in die Schule!<<

"Danke, da wär ich jetzt nich allein drauf gekommen!", nuschelte Nicole und machte sich fertig.
 

Die Luft an diesem Morgen war nicht so aufgeheizt und trocken wie an denen zuvor. Es war etwas kühl, sodass man ohne Jacke nicht das Haus verlassen konnte. Nicole ließ sich mit Absicht Zeit, damit sie, wenn sie schon zu spät kommen musste, auch wenigstens wirklich zu spät kam. Letztendlich kam sie aber doch vor ihrer Klassentür an und musste schließlich hinein. Sie klopfte und wartete auf eine Antwort.

"HEREIN!"

Vorsichtig öffnete das Mädchen die Tür und stellte erleichtert fest, dass ihr Geschichtslehrer scheinbar nicht da war, sondern ein Referendar seine Stelle für diesen Tag übernehmen musste.

"Wo kommst du denn so spät noch her?", fragte der Mann überrascht.

"Tut mir leid, ich hab verschlafen. Mein Wecker hat nicht geklingelt", log Nicole, da sie ihn wahrscheinlich nur, wie schon so oft zuvor, einfach überhört hatte.

"Ist ja auch egal, setz dich bitte."

Das Mädchen tat wie ihr geheißen, setzte sich aber nicht wie sonst neben Tea, da dieser Platz heute von einem anderen Mädchen besetzt war.

"Tut mir leid, ich geh schon auf meinen Platz", sagte dieses entschuldigend.

"Lass gut sein, ich hock mich einfach auf deinen Platz", meinte Nicole mit gleichgültiger Handbewegung und einem Lächeln und setzte sich, wie könnte es auch anders sein, direkt hinter Kaiba.

"Dann lasst uns mal mit dem Unterricht fortfahren", meldete sich der auszubildende Lehrer wieder und paukte weiterhin seinen Stoff durch.
 

GONG!
 

Der Stundenwechsel ging schnell, da die Chemielehrerin bereits in den Startlöchern stand, ehe der Referendar das Klassenzimmer verlassen hatte. Ihre ersten Worte nach der Begrüßung waren: "Ich teile euch jetzt in Dreiergruppen und eine Zweiergruppe auf und gebe jeder Gruppe dann ein Thema. Nächste Stunde müsst ihr es vor der Klasse präsentieren. Das wird dann folgendermaßen aussehen: Ihr werdet zusammen ein Referat über euer Thema erstellen und auch gemeinsam vortragen, was dann benotet wird. Diese Note wird ein Viertel eurer Gesamtnote ausmachen."

Kaum hatte sie zu Ende gesprochen, ging sie auch schon durch die Reihen, bis sie schließlich auch zu Nicole kam.

"Wie es aussieht, sind wir einer zu wenig, dann werden Sie, Fräulein Misumi, mit Herrn Kaiba ein Team bilden."

Die beiden tauschten kurz einen Blick untereinander aus und sagten nichts weiter.

>Großartig! Warum ausgerechnet Kaiba?<

>>Weil du immer so ein Riesenglück hast<<, lachte Melanie.

>Ha, ha! Sehr komisch!<, gab Nicole zurück und bekam einen leichten Rotstich.

Kaiba, der das natürlich mitbekam, da er sich nun zu ihrem Tisch umdrehen musste, machte aber keine dumme Bemerkung, sondern las sich nur aufmerksam den Aufgabentext durch.
 

+~+~+~+~+~+~
 

Mir fällt noch imma nix ein, deshalb erspar ich euch wieder das Gequatsche. ^^

Nich vergessen: Beim rausgehn Kommi hinterlassen, die Türe schließen und der Letzte macht das Licht aus. ^.^v

Die erste Nachhilfestunde

Der Titel sagt zwar schon fast alles aber das is nur ein kleiner Teil des Kapis. Ich bin eben nich so gut im Überschriften erfinden. ^^"

Dann mal viel Spaß!
 

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7. Die erste Nachhilfestunde
 

Nachdem die restlichen Schulstunden überstanden waren, freuten sich alle auf die bevorstehenden zwei Wochenendtage.

"Was habt ihr so geplant?", fragte Tristan und warf sich seine Tasche über die Schulter. "Also ich bin mit meiner Familie auf Wandertrip."

"Ich fahr auch mit meinen Eltern weg", antwortete Tea und tat es ihm gleich.

"Ich fahr mit Großvater auf eine Fortbildung", erklärte Yugi, der gerade aus der Tür geschlüpft war.

"Ich fahr zu Serenity und meiner Mum!", verkündete Joey voller Vorfreude und setzte noch ein breiteres Freudestrahlen auf.

"Und was ist mit dir, Nic?"

"Ach, ich hab noch keine Ahnung. Wahrscheinlich nutz ich die Zeit zum lernen. Dienstag is ja nich mehr so weit weg", antwortete Nicole niedergeschlagen.

"Ach, nimms locker, soviel ich weiß is unser Sonnenscheinchen auch nicht weg, also habt ihr genügend Zeit zum ,büffeln'", provozierte der Blonde, woraufhin er einen Blick von seiner Freundin kassierte, der nur bedeuten konnte, dass sie ihn am liebsten auf der Stelle erwürgen würde, wenn sie könnte.

Sofort hob er abwehrend die Hände und versteckte sich hinter Tea.

"Vergiss nicht, wem ich das zu verdanken habe!", gab Nicole patzig zurück.

"Immerhin macht er's ja. Sei doch froh! Außerdem nehme ich's dir nich ab, dass es dich so nervt", verteidigte sich die Klassensprecherin.

"Denk doch, was du willst!"

Und mit diesen Worten trennte sich Nicole nach einer kurzen Verabschiedung von der Gruppe und lief vom Schulgelände.
 

>>Du hast doch nicht wirklich vor, das ganze Wochenende durchzubüffeln?!<<, bemerkte Melanie, die das Gesagte nicht glauben wollte.

>Wieso denn nicht, immerhin schreiben wir ne wichtige Arbeit und dann haben wir auch noch dieses bescheuerte Chemiereferat. Das muss ich doch irgendwie schaffen!<

>>Und jetzt?<<

>Geh ich zum Training und muss noch irgendwie Joeys Sachen reinschmuggeln. Wenigstens bin ich so spät gekommen, dass keiner mich drauf ansprechen konnte.<

Kaum war das gedankliche Gespräch beendet, ging Nicole unauffällig zu einem kleinen verwahrlosten Geräteschuppen, der schon eine ganze Weile nicht mehr benutzt worden war; zumindest sah er so aus. Sie betrat ihn und sofort drang ihr ein modriger Geruch in die Nase. Sie ließ den Blick schweifen und beschloss, das besser doch zu unterlassen, als sie die vergilbten und verrosteten Geräte und Werkzeuge sah. Unachtsam verfrachtete sie ihre Schultasche in eine sichere Ecke und zog sich ihre mitgebrachten Sportsachen an, sowie ein Käppi mit einem etwas größeren Schirm, das ihr Gesicht wirklich verdeckte, auch wenn sie nicht nur nach unten schaute. Dann warf sie noch einen letzten Blick in einen sehr verstaubten Spiegel mit mehreren korrodierten Stellen.

>Und jetzt ab zum Fußball<, dachte sie zufrieden, doch schon meldete sich ihr schlechtes Gewissen in Form von Melanie.

>>Willst du das jetzt wirklich durchziehen? Du weißt, dass du nur durch Beschiss in die Mannschaft gekommen bist.<<

>Ja, will ich. Und ich bin in die Mannschaft gekommen, weil ich was drauf hab, das nennt man nicht Beschiss, sondern Talent!<

>>Du weißt ganz genau, was ich meine!<<

>Vielleicht will ich das ja gar nicht! Wieso kannst du mir denn nichts gönnen?<

>>Weil es falsch ist!<<

>Und es ist also nicht falsch, wenn man mich nicht Mitspielen lässt, nur weil ich ein Mädchen bin? Das nennt man Diskriminierung!<

>>Erklär du mir nicht, was Diskriminierung ist! Du vergisst, ich lebe schon seit über 5000 Jahren, also war ich quasi dabei, als das Wort erfunden wurde!<<

"Ja, ganz toll. Kleb es dir doch als Sticker auf die Stirn!"

Und mit diesen Worten öffnete Nicole, oder besser gesagt "Mike", die Tür der Abstellkammer und verließ diese, ohne auf weitere Sticheleien Melanies einzugehen. Als nächstes ging es in den Umkleideraum. Unbemerkt konnte Nicole sich einen Weg durch die restlichen Teammitglieder bahnen und kam schließlich zu Joeys Platz. Sie wollte gerade seine Schuluniform auf diesen legen, als sie plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter spürte und herumfuhr.

"Äh, hi Joey" Nicole zwang sich zu einem Lächeln, da sie ziemlich erschrocken war.

"Mike, was machst du denn mit meinen Klamotten? Die hab ich gestern schon gesucht!", entgegnete der Blonde und wirkte reichlich verwirrt über den Anblick.

"Ich hab die gestern auf dem Gang gefunden, hab sie aus Versehen eingesteckt und wollte heute nachfragen, wem die gehören", log Nicole und wurde leicht rot, doch dank ihrer Kappe konnte man ihr das nicht ansehen.

"Ach so, na dann, es sind meine", wiederholte Joey und nahm seine Hand wieder zurück.

"Lass uns gehen, Tristan wartet schon und die anderen sind auch schon draußen."

Joey ging nun voran und erst jetzt bemerkte Nicole, dass sie ganz alleine im Raum waren; also folgte sie dem Blonden auf das Spielfeld.
 

"Ah, Wheeler und unser Neuzugang!", begrüßte sie der Coach, als sie sich der Mannschaft näherten.

"Hallo", entgegneten auch die beiden Neuankömmlinge.

"Bereit zum Aufwärmen, Mike?", fragte Tristan, nachdem er nun neben seinem blonden Freund aufgetaucht war.

"Klar doch!", antwortete Nicole wahrheitsgemäß und konnte es kaum noch erwarten, anzufangen.

"Dann mal los, alle rennen jetzt erst mal vier Runden und dann Dehnungsübungen für den Anfang", befahl der Trainer und deutete mit seinem Kugelschreiber in Richtung Laufbahn.

Ohne Widerworte gehorchte das gesamte Team mit Ausnahme von Tristan und Joey, die das gar nicht einsehen wollten, sich aber dann doch von Mike mitziehen ließen und unfreiwillig mitliefen.

Nach dem Aufwärmtraining konnte endlich das eigentliche Spielen beginnen. Diesmal ließen sie die Einzelübungen weg und teilten die Mannschaft in zwei Hälften. Joey und Tristan waren in einem Team und Nicole in der gegnerischen Mannschaft, trotzdem wollten sie sich gegenseitig nichts schenken.
 

ANPFIFF!
 

Einer aus Joeys Mannschaft schnappte sich den Ball und stürmte vor, ohne auch nur ans Abgeben zu denken. Kurze Zeit später war auch schon ein Gegner zur Stelle und versuchte ihm das Leder abzujagen, was jedoch in einem Foul mit anschließendem Elfmeter endete, der allerdings daneben ging. Danach ging es weiterhin nicht mit rechten Dingen zu... Langsam bekam Nicole das Gefühl, sie spielte nicht mit ihren Mitschülern, sondern mit einer Horde untalentierter Affen, nur dass die Primaten wahrscheinlich noch mehr Ahnung von dem Spiel hatten, als ihre Mannschaftsmitglieder.
 

"NEIN! AUS! DAS KANN MAN JA NICHT MITANSEHEN!", brüllte der Coach, als jemand Nicole gerade aus Versehen ans Schienbein trat und diese deshalb aufschrie.

"Dann eben doch wieder Einzelübungen!"

>Das kann ja noch was werden.<
 

Nach ungefähr zwei Stunden war das Training beendet, da alle Teamkameraden letztendlich nicht mehr aufrecht stehen konnten. In der vergangenen Zeit hatten sie Sit-ups, Kniebeugen, Liegestützen und anderes Krafttraining vollzogen, aber keinerlei Technik wurde ihnen an diesem Tag beigebracht.

>Kein Wunder, dass die nur stark sind und ansonsten keine Ahnung haben!<, meinte Nicole etwas niedergeschlagen, als sie erschöpft und unbemerkt wieder zu dem verlassenen Geräteschuppen zurückkehrte um sich umzuziehen. Sie packte ihre Tasche und ging langsam in Richtung zu Hause, als ihr noch etwas Wichtiges einfiel.

"SCHEISSE! Ich muss doch zu Kaiba!", entfuhr es ihr und ehe sie den Satz beendet hatte, war sie bereits umgekehrt und in eine andere Straße gelaufen.

>Großartig, egal wie sehr ich mich jetzt beeile, ich komme zu spät. Es ist schon zehn nach!<

>>Dann beeil dich, sonst machst du alles nur noch schlimmer!<<

>Danke für den Tipp! Mach du mal zwei Stunden am Stück bescheuertes Krafttraining und laufe dann etliche Blocks entlang!<

Nach weiteren fünf Minuten spurten war Nicole endlich an Kaibas Villa angekommen.

"Na, der spart ja gar nich mit seinem Geld", bemerkte das Mädchen und ließ beinahe ihre Kinnlade hinunterfallen.

Sie fing sich recht schnell wieder, da sie ja nicht umsonst hierher gekommen war. Nicole läutete an dem reichlich verzierten Klingelknopf, woraufhin ein schwarzer Haarschopf hinter der Tür zu erkennen war.

"Ja, bitte?", wollte ein kleinerer Junge wissen und schaute zu Nicole auf.

"Äh, ja hallo. Ist Kaiba da?", fragte das Mädchen etwas zögernd, da sie jetzt am wenigsten einen kleinen Jungen erwartet hatte.

"Ja, welcher denn?"

"Bist du sein kleiner Bruder?", fragte Nicole, da sie sich den Jungen anders nicht erklären konnte.

"Ja, der bin ich. Also, zu wem willst du?"

"Zu dem großen Kaiba", antwortete das Mädchen schließlich.

"Der ist noch nicht da, soll ich ihm was ausrichten?"

"Nein, eigentlich waren wir vor einer Viertelstunde hier für Mathe verabredet", erklärte sie und dachte nach, wo Kaiba wohl stecken könnte, als ihre Gedanken von dem Schwarzhaarigen unterbrochen wurden.

"Du kannst ja drinnen auf ihn warten", meinte der Junge freundlich und lächelte Nicole entgegen.

Sie tat es ihm gleich und nahm dessen Einladung an. Schon im Eingangsbereich kam sie nicht mehr aus dem Staunen heraus. Überall wo sie hinblickte, sah sie ein neues atemberaubendes Kunstwerk. Hinreichend von den Fußabstreifern, bis zu den Gardinen war alles pompös, was Nicole ganz und gar nicht gewohnt war.

"Hast du auch einen Namen?", fragte der kleine Schwarzschopf, der sichtliche Freude über die Begeisterung des Mädchens hatte.

"Ja, ich heiße Nicole und du?"

"Ich bin Mokuba Kaiba", stellte er sich vor und ging voraus.

"Wo gehst du denn jetzt hin?"

"Du willst doch wohl nicht ernsthaft in der Einganshalle stehen bleiben, wenn es im Wohnzimmer doch viel gemütlicher ist", grinste der Kleine und ging weiter, dicht gefolgt von Nicole.

"Lebt ihr hier ganz alleine?", fragte das Mädchen interessiert und schaute sich weiterhin mit großen Augen um.

"Ja", antwortete er knapp.

"Was? In so ner großen Bude, nur zwei Personen?"

"Ja, es gibt zwar noch ein paar Hausmädchen, aber die wohnen nicht bei uns."

>Wie kann man nur so stinkreich sein?<, fragte Nicole sich gerade, als sie plötzlich unterbrochen wurde.

"Komm mit, wir gehen gleich in mein Büro", hörte sie hinter sich die typische Stimme des Hausbesitzers.

"Hi Seto!", begrüßte der Kleine seinen Bruder.

"Mokuba. Also, was ist, kommst du, oder bist du festgewachsen?", fragte Kaiba nach, als Nicole sich nicht von der Stelle rührte.

"Äh, ja klar!", antwortete diese, nachdem sie den Schock verarbeitet hatte.

Es war echt erschreckend, dass Kaiba so hinter einem stand und mit seinen eisblauen Augen auf einen herabsah. Das dachte sich auch Nicole und folgte ihm nun ohne weitere Worte eine lange Treppe hinauf. Kaiba blieb kurz darauf vor einer Tür stehen und öffnete diese. Er hielt sie für das Mädchen auf und diese betrat das dahinter liegende Zimmer. Auch das war geräumig und geschmackvoll eingerichtet, genau wie der Rest des Hauses, den sie bis jetzt gesehen hatte; auch wenn es wohl nur ein minimaler Bruchteil vom Ganzen war. Es glich nur wenig einem Büro, da in der Mitte des Zimmers der Tisch stand. Eine Wand war bedeckt von Bücherregalen und eine weitere bestand aus einer Panoramafensterfläche. Es war sogar ein Flügel vorhanden, aber ob er nur zur Dekoration diente oder wirklich benutzt wurde, konnte sich das Mädchen nicht lange fragen, da sie so viel Luxus nicht gewohnt war und sich ziemlich unwohl fühlte. Obwohl sie sich hier bestimmt einleben könnte, hätte sie nur die Zeit dazu. Jetzt galt ihre Aufmerksamkeit wieder Kaiba, der sie aufgefordert hatte sich zu setzen und ihre Schulsachen hervorzuholen. Erst jetzt bemerkte sie, dass er nun einen weißen Anzug, ein blaues Hemd und eine blaue Krawatte trug. Als könne er ihre Gedanken lesen, sagte er zu ihr:

"Ich war auf einem Meeting, deshalb hatte ich noch nicht die Gelegenheit, mich umzuziehen."

Jetzt schaute er sie etwas fragend an, da es nicht gerade üblich war, am Nachmittag noch in seiner Schuluniform herumzulaufen.

"Schau nich so, ich bin grad erst aus der Schule gekommen", erklärte sie ohne viel nachzudenken, was sie besser wohl doch getan hätte.

"Was machst du um sechs Uhr abends noch in der Schule?"

"Ich... Das geht dich gar nix an! Können wir jetzt anfangen?", fragte Nicole schon fast verzweifelt klingend, sich nicht noch einmal zu verplappern.

"Was verstehst du denn nicht genau?", fragte er nun und blätterte in ihrem Mathebuch herum.

"Ähm... eigentlich... gar nichts", antwortete das Mädchen etwas kleinlaut.

"Dann müssen wir eben ganz von vorne anfangen", meinte er nur noch immer ruhig bleibend, obwohl er sich seelisch schon auf eine menge Arbeit einstellte.

"Aaaalso... das hier ist ein Koordinatensystem und das hier eine Gerade", erklärte er übermütig und erntete deswegen einen angenervten Blick von Nicole.

"Du hast gesagt, du verstehst nichts, also beschwer dich auch nicht!"

"Ja, ja, ist ja gut, dann fang eben erst bei den Orthogonalen an!"

"Kennst du die Formel für Orthogonalen?"

"Nö, seh ich etwa so aus?"

"Soll ich ehrlich sein?", meinte er herausfordernd und lächelte leicht.

"Ha, ha. Sehr witzig! Nein danke, ich verzichte!"

"Na, wenigstens weißt du schon mal was eine Orthogonale ist."

"Eigentlich... hab ich keine Ahnung, mir gefällt das Wort nur irgendwie", gab Nicole zögernd zu und hielt sich den Hinterkopf, während sie überfordert lächelte.

"Das wird ein Haufen Arbeit...", murmelte Kaiba schließlich und schlug das Buch auf der richtigen Seite auf.

"Die Formel ist: (m1*m2= -1) und Orthogonale heißt nichts anderes als Ursprungsgerade", erklärte der junge Firmenchef und wirkte noch recht geduldig.
 

Nach einiger Zeit der Brüche, Matheaufgaben und Stunden des Kopfzerbrechens, in denen Nicole immer wieder aus den Panoramafenstern, hinter denen es wie aus Eimern schüttete, schaute, war es schließlich kurz vor Mitternacht.

"Ich glaube wir sollten besser morgen weitermachen. Um die Uhrzeit kannst du dich wohl kaum noch richtig konzentrieren", meinte Kaiba und schlug das Buch zu.

"Ok, ich hab bestimmt nichts dagegen. Also wann dann?", entgegnete das Mädchen wahrheitsgemäß.

"Morgen Nachmittag um drei Uhr?"

"Von mir aus, Hauptsache ich kapier den Schrott endlich mal!"

"Mathe ist wichtiger als du denkst!"

"Klar! Um es mit Joeys Worten zu sagen: Du hast auch so ne Firma bekommen, da musstest du bestimmt keine Kästchen oder dumme Linien zeichnen!"

"Hast du eine Ahnung! Aus was glaubst du denn, bestehen Graphiken und Diagramme?"

"Ach vergiss es! Ich bin zu müde und viel zu vollgedröhnt mit Zahlen, als dass ich mich jetzt noch streiten kann!", meinte Nicole gähnend und stand auf, nachdem sie all ihre Schulsachen wieder eingepackt hatte.

Kaiba tat es ihr gleich und begleitete sie sogar noch bis zur Tür. Der ganze Abend verlief ohne Beschimpfungen oder dumme Sprüche. Es herrschte eher ein angenehmes Arbeitsklima und nun verstand sie auch schon viel mehr als zuvor.

"Also dann... gut Nacht", verabschiedete sich Nicole und öffnete die Eingangstür.

Schneidender Wind und prasselnder Regen wehten ihr entgegen und so musste sie schützend ihre Hände vorhalten.

"Ja, Nacht!", tat er es ihr gleich und verschloss hinter ihr die Tür.
 

Das Mädchen lief im klatschenden Nass nach Hause und kam triefend und durchgefroren dort an. Sie schloss möglichst leise die Haustür auf, um niemanden zu wecken und damit ein Unheil heraufzubeschwören. Sie schloss diese wieder hinter sich, zog sofort ihre nasse Jacke aus und warf ihre Tasche weg, die jedoch ein lautes klonk! von sich gab. Erschrocken schaute sie sich um und erkannte plötzlich, dass der Fernseher im Wohnzimmer noch lief. Sie ging hinein und blieb sofort geschockt stehen. Das Bild, das sich ihr im Moment bot, war schlimmer als alles, was sie sich gerade vorstellen konnte.

Ihr Vater, in einen Ohrensessel zusammengesunken. Vor ihm der laufende Fernsehapparat und um ihn herum eine ganze Flaschendeponie. In seiner linken Hand, die auf seinem Bauch lag, hatte er die Fernbedienung und in der Rechten eine geöffnete Bierflasche, die jedoch leer schien, da sie stark gekippt war. Nicole ging nun näher zum Apparat hin um ihn auszuschalten, dabei aber sehr bedacht, ihren Vater nicht zu wecken. Sie wollte das alles einfach nicht wahrhaben.

"Nigole? Bischt dat du?", lallte Herr Misumi und stand langsam auf.

"Ja", antwortete sie knapp und wedelte vor ihrer Nase herum, da ihr nun verstärkt der im ganzen Haus zu riechende Alkohol entgegenstieg.

"Weischt su wie spet es is?", entgegnete er nun auf sie zutorkelnd und wirkte dabei ziemlich wütend.

"Ja, tut mir Leid, aber es ging nicht früher. Wieso bist du denn noch um diese Uhrzeit auf? Wo ist Mum?"

"Hm... Gomm mir blosch nikt mid der Schlambe! Die is mit irgend nem andren durschgebrannt", nuschelte er und nippte an der Flasche in seiner Hand, die anscheinend doch nicht leer war.

"WAS?"

"Schrei gewälligst nich so rum! Mein Gopf brummt!", brüllte der Vater und ließ seine Handfläche unsanft auf Nicole niedersausen.

Er hatte sie direkt neben dem Auge getroffen. Sie hielt sich die schmerzende Stelle und starrte ungläubig ihren Erzeuger an.

"Paps..."

"Du bischt doch genhau wie sie! Wenn du gönntesd, würdesd du von hier abhaun!", lallte er weiter und packte sie grob an den Armen.

Das Mädchen, das sowieso schon am Boden an der Wand kauerte hatte Tränen vor Wut und Enttäuschung in den Augen.

"Wie kannst du mich nur mit DER vergleichen!", warf sie ihm entgegen, befreite sich aus seinem Klammergriff und versuchte ihm zu entkommen, doch das gelang ihr nur sehr kurzzeitig, denn er holte sie sofort ein und schlug die Jüngere abermals.

Wieder krachte sie schmerzhaft gegen die kalte Mauer, doch diesmal war sie an der Wand genau gegenüber der Eingangstür gelandet.

Sie suchte nach einem Ausweg, doch der einzige, der sich ihr bot, war an ihrem Vater vorbei, den konnte sie aber nur schwer erreichen.

>Scheiße! Wie komme ich nur...<

Abermals raste eine Hand auf sie nieder, doch sie wehrte sie mit erhobenen, verschränkten Armen ab und konterte seinen Schlag mit einem Gegenangriff auf seine Beine. Er taumelte und ging zu Boden, doch dabei zerbrach die Bierflasche und eine der Scherben traf sie unter dem Auge an der Wange. Nicole nutzte diese Chance, ignorierte den Schmerz und sprang über ihren besoffenen Vater hinweg, packte sich ihre Tasche, die noch immer neben der Tür lag, riss die Eingangstür auf und stürzte in den Regen hinaus.

"Bleib stehn!", rief der Torkelnde, der jetzt im Türrahmen erschienen war.
 

Nicole lief weiter, ohne auf ihren Weg zu achten. Mit Tränen in den Augen und schmerzenden Gliedern wurde sie immer langsamer und blieb letztendlich stehen. Das Mädchen wischte sich das kleine Rinnsal ihres Blutes von der Wange. Der Schnitt tat noch immer ziemlich weh. Sie sank auf den Boden und der Regen prasselte auf sie herab. Wo konnte sie nur hin? All ihre Freunde waren übers Wochenende weggefahren, also konnte sie nirgendwo übernachten, aber auf der Straße konnte sie bei dem Regen auch nicht bleiben!

Schwerfällig rappelte sie sich wieder auf und schaute ihre Tasche an. Plötzlich lief sie wieder los, doch diesmal mit bestimmtem Ziel.

>Er ist meine letzte Chance!<

---------
 

So, das wars dann auch schon wieder. Ich weiß, ich bin fies. *selbsthau*

Ich gibs ja zu... ich hatte schlechte Laune und habs dann an der FF ausgelassen. (Merkt man gar nich. ^^")
 

Bis denne,

mausal

Hilfe in der Not

So, ja die lebt auch noch... ich weiß das es wieda gedauert hat. ^^"

Eins kann ich aba versprechen. Diesmal bin ich viel lieber zu Nici. Oda vielleicht doch nicht... doch ich denke schon... Nya selber lesen macht klug. ^^

Viel Spaß!

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8. Hilfe in der Not
 

Nicole hatte inzwischen jegliches Zeitgefühl verloren. Sie kam nun eine Straße entlang, die vor allem von einem Haus unverkennlich gemacht wurde. Die Villa der Kaiba-Familie und genau dieses Gebäude war es, das von dem Mädchen angesteuert wurde. Kurz vor dem Tor zum Vorgarten der Kaibas hielt sie jedoch wieder inne.

>Was mache ich eigentlich hier? Bin ich verrückt? Wieso sollte ausgerechnet ER mich bei sich aufnehmen?<

>>Ein Versuch ist es wert! So schlimm wie du denkst ist er doch gar nicht!<<

>Wieso stellst du dich auf seine Seite?<

>Weil ich nicht glaube, dass er wirklich so ist, wie ihn alle hinstellen.<

Melanie hatte eine gewisse Wärme, die Nicole bedeuten sollte, dass sie ihm vertrauen konnte, sie müsste es nur zulassen.

In diesem Moment schaltete Nicole einfach nur ab und drückte auf die reich verzierte Klingel. Nur kurze Zeit später kam ein ziemlich überarbeitet wirkender Seto Kaiba an die Tür gerumpelt und öffnete diese stürmisch. Als er Nicole erkannte, wurde er wütend…

„Spinnst du? Hast du schon mal auf die Uhr geschaut? Mokuba schläft schon…“, doch dann unterbrach er sich, sah in ihr verheultes Gesicht und der ganze Ärger wich der Sorge.

„Wie siehst du denn aus? Was ist passiert?“

„Darf ich vielleicht erst mal reinkommen?“, fragte sie zögernd und trat schließlich an ihm vorbei in die Wohnung.

Wie hätte er nur bei diesem Anblick >nein< sagen können? Vor ihm stand eine, bis auf die Knochen durchnässte Nicole, mit verheulten Augen. Ihr sonst so schönes Gesicht war mit einer rötlich schimmernden Linie unterhalb des rechten Auges unterstrichen, das andere war durch ein Veilchen gezeichnet und sie zitterte vor Kälte. Da sie ein T-Shirt anhatte, konnte er auch die blauen Flecken an ihren Armen sehen.

„Kaiba, kannst du mir einen Gefallen tun?“

„Sicher, was ist es?“

Ohne lange nachzudenken, was sonst bestimmt nicht seine Art war, bewilligte er ihre unausgesprochene Bitte.

„Kann ich vielleicht für heute hier bleiben?“

„Du hast doch selbst ein Zuhause.“

„Da kann ich aber im Moment nicht hin“, entgegnete sie zitternd.

„Was ist passiert?“, wiederholte Kaiba.

„Stell bitte keine Fragen mehr. Kann ich nun hier bleiben, oder nicht?“

„Natürlich…“

Der junge Firmenchef bedeutete ihr, dass sie sich ins Wohnzimmer setzen sollte. Sie nahm die Einladung bereitwillig an, stand aber sofort wieder, wie von der Tarantel gestochen auf.

„Was ist?“, fragte Kaiba überrascht.

„Ich mach alles nass, tut mir leid“, murmelte sie, stand nun wieder im Raum und umklammerte ihre Tasche.

„Macht doch nichts“, meinte er nur abwehrend und drückte sie sanft wieder zurück aufs Sofa.

„Hatschi!“

„Gesundheit! Du solltest besser baden gehen, sonst erkältest du dich noch.“

„Ach was, ich… Hatschi“

„Keine Widerrede!“, sagte Kaiba und zerrte sie nun mit sanfter Gewalt die Treppe hoch und in das weiße Badezimmer hinein.

„Aber ich hab doch gar nichts anderes zum Anziehen dabei!“, protestierte Nicole und lehnte sich gegen ihn, sodass er stärker schieben musste.

„Dann bring ich dir eben was!“, entgegnete Kaiba und ließ nun nach, sodass das Mädchen leicht nach hinten umkippte, doch bevor sie auf dem Boden aufkam, hatte er sie wieder aufgefangen.

„Und komm mir ja nicht ungebadet da raus“, mahnte er.

„Ja, Chef! Können Sie trotzdem das Bad verlassen, Sir?“, fragte sie mit einem leichten Lächeln.

Kaiba bekam einen kaum merklichen Rotstich und ging mit eiligen Schritten hinaus, während Nicole doch noch anfing zu lachen.
 

In der Zeit, bis die Wanne voll gelaufen war, stützte sich das Mädchen auf ihren Ellenbogen am Fensterbrett ab und schaute in die Nacht hinaus.

>Wo sie jetzt wohl ist? Glaubst du, sie denkt daran, was sie Paps angetan hat?<, fragte sie in das Chaos ihrer Gedanken hinein.

>>Wieso denkst du überhaupt darüber nach? Sie hat euch gar nicht verdient<<, versuchte Melanie sie aufzumuntern.

>Trotzdem. Sie lässt einfach alles stehen und liegen und haut ab. Das kann sie doch nicht machen!<

>>Das hat sie aber!<<

„Hoffentlich muss ich sie nie wieder sehen“, sagte Nicole und stieg nun, nachdem sie sich ihrer nassen Kleider entledigt hatte, in das dampfende Schaumbad.

„Wahrscheinlich ist sie wegen mir abgehauen. Sie hat mich einfach nicht mehr ertragen“, murmelte sie in die Bläschen hinein.

>>Hör jetzt aber auf! Spinnst du schon völlig? Jetzt gibst du dir auch noch die Schuld an ihrem Verschwinden!<<

>Was wäre, wenn es so ist? Paps gibt mir die Schuld, dass spür ich. Allein der Hass in seinen Augen, als er mich angesehen hat<, Nicole versuchte ein trockenes Schluchzen zu unterdrücken.

>>Bist du sicher, dass es Hass war? Immerhin war er doch vollkommen dicht!<<

>Stimmt und wegen wem war es wohl? Wegen ihr und sie ist wegen mir weg, also hab doch ich die Schuld!<

Das Mädchen zog die Beine an und vergrub ihr Gesicht darin.

>>Komm schon. Hör doch auf. So kenne ich dich ja gar nicht. Wo ist die Nicole, die mich früher immer angebrüllt hat, dass ich sie in Ruhe lassen soll?<<

>Die is in Ferien und kommt auch so schnell nich wieder.<

Das eigentliche Ziel Melanies war es, das Mädchen zu trösten, doch irgendwie schaffte sie dies kein bisschen.

>Lass gut sein Mell, ich muss einfach nur ein wenig für mich sein, dann wird’s schon wieder.<
 

Es klopfte an die Tür.

„Nicole, ich hab dir die Klamotten vor die Tür gelegt!“, rief eine Stimme, die unverkennlich zu Kaiba gehörte.

„Danke!“, gab sie zurück und wischte sich über die Augen.

>Ich sollte mich mal beeilen, der wird sich wundern, was ich solange hier drinnen mache.<

Das Mädchen machte sich fertig und trocknete sich schließlich ab.

>Mist… ich Dödl, hab vergessen zu fragen, wo der Föhn ist<, dachte Nicole und schlug sich mit der Handfläche gegen die Stirn.

>Ich kann ja schlecht einfach mal die Schubladen und Schränke durchsuchen.<

>>Dann geh halt runter und frag Kaiba danach<<, schlug Melanie vor.

War ja klar. Nicole konnte ja nicht mit nassen Haaren rumlaufen, sonst hätte sie sich das Bad auch sparen können. Sie ging kurz vor die Tür um sich die besagten Klamotten zu holen und verschloss sie anschließend wieder. Das Mädchen zog sich schnell um und erkannte sofort nachdem sie an sich herabsah, dass die Sachen ihr um einiges zu lang waren.

>Was hab ich denn anderes erwartet? Der is schließlich größer als ich…<

Sie schaute nun in einen Spiegel, der über einem der Marmorwaschbecken hing. Vorsichtig strich sie über ihre Verletzungen.

>Warum eigentlich immer ich?<

Nicole stützte sich kurz am Rand des Beckens ab und holte tief Luft.

>Sollte ich ihm vielleicht doch die Wahrheit sagen?<

>>Ja, er hat’s verdient, immerhin hat er dich ohne zu zögern aufgenommen.<<

>Aber ich glaube, dass ich es nicht über mich bringe< Wieder kullerten ein paar Tränen aus ihren Augen, über die Nasenspitze und fanden schließlich ihr Ziel im Waschbecken.

>>Soll ich vielleicht mit ihm reden?<<, bot Melanie an.

>Nein, das würde zu weit führen. Ich habe eine bessere Idee<, meinte Nicole, ging aus der Tür und die Treppe hinunter.

>Zum Glück ist das Wohnzimmer nicht so weit weg, sonst hätte ich mich bestimmt verlaufen.<

Als sie im Türrahmen angekommen war, sprach sie ihn noch nicht sofort an. Sie beobachtete ihn, wie er auf der Couch saß und gleichmäßig auf den Tasten seines Laptops tippte.

„Wie kannst du dich um diese Uhrzeit noch konzentrieren?“, fragte sie letztendlich doch und ging auf ihn zu.

Auch Kaiba wandte den Blick von seiner Arbeit ab und schaute in ihre grünen Augen.

„Übung“, antwortete er knapp und nahm einen Schluck aus einer Tasse, dessen Inhalt Nicole sofort als Kaffee erkannte.

„Wieso tust du dir das jetzt noch an? Bestimmt trinkst du das Zeug kannenweise!“

„Kann schon sein“, meinte er gleichgültig.

„Bäh! Zur Abwechslung solltest du es mal mit Ausschlafen probieren, als mit Aufputschmittel.“

„Wieso sind deine Haare noch nass?“, lenkte er vom Thema ab und tat so, als hätte er ihre letzte Aussage nicht wahrgenommen.

„Ich hab vergessen, dich nach einem Föhn zu fragen“, gab Nicole sofort zu und stand nun direkt neben ihm.

„Im Schrank gleich neben der Tür und dort dürftest du auch eine Bürste finden, die kannst du dann auch morgen früh benutzen.“

„Du, Kaiba. Interessiert es dich noch immer, warum ich eigentlich hier bin?“

„Du wirst schon deine Gründe haben. Ich habe versprochen nicht mehr nachzufragen“, meinte er.

„Würde es dich interessieren, wenn ich es dir sage?“, hakte sie nach und richtete den Blick zu Boden.

Als Antwort bekam sie nur ein stummes Nicken. Sie ging hinüber zu ihrer Tasche, die jetzt an einem anderen Platz als zuvor lag, und holte ein kleines rotes Büchlein heraus.

„Was…“, fing Kaiba an, wurde aber sofort von Nicole unterbrochen.

„Du bist nicht so schlimm wie die anderen sagen und auf irgendeine Weise mag ich dich sogar. Hier…“, sagte sie und hielt ihm ihr Tagebuch entgegen.

„Es ist zwar ziemlich viel, aber dann wirst du mich wenigstens verstehen“, ergänzte sie noch und verschwand dann anschließend wieder in Richtung Badezimmer.
 

>Meinst du er wird es lesen?<, fragte Nicole, als sie wieder im Bad angekommen war und nun den ersten Schrank neben der Tür nach einem Föhn durchsuchte.

In dem Schrank waren nur ein paar weiße Handtücher mit dem Aufdruck „KC“ und eben der Föhn und die Bürste.

>>Ja, zumindest hat er so ausgesehen<<, entgegnete Melanie.

>Meinst du, dass ich das Richtige getan hab?<

>>Ja<<, antwortete der Geist kurz gebunden.

Das Mädchen holte noch einmal tief Luft und trocknete dann ihre Haare. Sie ließ sich extra viel Zeit, damit Kaiba auch möglichst viel schaffte. Nicole hatte es satt sich ständig vor anderen zu verschließen. Sie war zwar immer freundlich und redete viel wenn der Tag lang war, doch noch nie hatte sie mit jemandem über ihre Gefühle geredet, bzw. ihr Tagebuch lesen lassen… Obwohl, da war noch jemand gewesen. Auf ihrer vorletzten Schule war ein anderer Junge gewesen, der genauso wie sie gewesen war und in ihre Klasse gegangen war. Er war auch relativ gut mit Nicole befreundet gewesen. Sie hatten nur Blödsinn zusammen gemacht und wenn sie beieinander gewesen waren, hatte Nicole schon mal das ein oder andere Problem vergessen.

„Hoffentlich hast du Recht.“
 

Als sie komplett fertig war, ließ sie sich eine Menge Zeit mit dem Heruntergehen der Treppe und blieb sogar einmal stehen, um ihr, viel zu lange, weiße Hemd an, dass sie von Kaiba ausgeliehen hatte und die Jeanshose, die sie ein paar mal umschlagen musste, damit sie nicht drauf trat, doch schließlich fanden auch die Stufen ein Ende und die Tür zum Wohnzimmer stand sperrangelweit offen. Nicole konnte Kaiba, der noch immer auf dem Sofa saß, bereits wieder auf seiner Tastatur herumhämmern sehen, aber diesmal waren seine Anschläge weniger regelmäßig. Er schien sich über irgendetwas Gedanken zu machen.

„Kaiba…“, rief sie ihn an und zog so seine Aufmerksamkeit auf sich.

„Nicole…“

Sein Blick war leicht verschwommen, doch er wendete ihn nicht von dem Mädchen ab.

„Hast du alles gelesen?“, fragte sie etwas zögerlich nach.

Er nickte nur und schaute nun doch zu Boden. Man konnte sein Mitgefühl schon beinahe spüren. Seine sonst so eisigen Augen waren nun warm und von einer Art Menschlichkeit durchzogen, die Nicole ein leichtes Schaudern über den Rücken jagte. So kannte sie den jungen Firmenchef nicht, doch diese Seite an ihm hatte etwas ungewohnt behagliches an sich, das dem Mädchen auf irgendeine Weise im Moment gut tat. Langsam ging sie nun zu ihm und setzte sich genau neben ihn. Nun schaute er wieder zu ihr und konnte eine kleine Träne in ihren grünen Augen aufblitzen sehen. Er hob die Hand und strich sie sanft mit seinem Zeigefinger fort und ehe er sich versah, wurde er von Nicole umklammert, die ihr Gesicht an seiner Brust verbarg und schluchzte. Vorsichtig schlang er seine beiden Arme um sie und senkte wieder den Blick.
 

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So, ich sag mal nix weiter dazu.

Wenns jemandem gefallen hat, sagen, wenns niemandem gefallen hat, auch sagen!
 

Also bis denne,

mausal

Bier und Schnaps machen hohl den Paps

Soooooo... jetzt kommt endlich mal ein neues Kapitel nach gut zwei Monaten. *droooooop*

Sorry, ging aber nich früher, da genau dieses Kapitel irgendwie verschwunden is. ~.~

Jetzt is es ja wieder da und ich hoffe das noch irgendjemand da ist und es lies...

*sich unsicher umguck*

Hallo?

*echo*

>Hallo... hallo... hallo...<
 

Viel Spaß beim lesen!! ^^
 

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9. Bier und Schnaps machen hohl den Paps
 

Es war früh am Morgen, als das Mädchen sich dazu entschloss nach oben auf ihr Gästezimmer zu gehen, um sich schlafen zu legen. Sie schlich die Treppe hinauf und ging durch einige Flure, die Kaiba ihr zuvor gezeigt hatte.

‚Du kannst immer zu mir kommen, wenn du etwas brauchst’, hatte er noch zu ihr gesagt, bevor sie ihn im Wohnzimmer alleine zurückgelassen hatte.

Sie öffnete vorsichtig die Tür, und ließ sich in seinen Klamotten aufs Bett fallen. In so einem weichen und bequemen Bett hatte sie noch nie gelegen. In ihrer Umgebung war alles von dunklen Schatten überzogen, da sie das Licht aus gelassen und sich nach dem Bett tastend vorgearbeitet hatte.

>>Siehst du, er ist nicht so schlimm, wie die anderen sagen<<, ermunterte Melanie Nicole, als diese die Augen schloss.

„Mh…“

>>Deine Sorgen waren ganz um sonst.<<

„Ja…“, murmelte sie schon halb dösend.

>>Also hatte ich doch mal wieder Recht! Ich…<<, doch diesmal wurde der Geist des Armbandes unterbrochen.

>Melanie, ich versuche zu schlafen! Ja, du hattest Recht. Ja, er ist nicht so schlimm, wie die anderen behaupten und ja, ich…<

Das Mädchen hielt inne und hörte in sich hinein. >Das kann doch nicht sein. Ich darf nicht. Ich will nicht…<

Ihre Gedanken verschwommen allmählich und sie fiel in einen tiefen Schlaf.
 

„Nicole, wach auf! Schnell, das Haus brennt!“, hörte das Mädchen plötzlich jemanden rufen, der sich sehr nach Melanie anhörte.

Schlaftrunken öffnete sie ihre Augen. Überall um sie herum waren Flammen, die sie umzingelt hatten. Sie lag noch immer auf dem weichen Bett, doch dieses kam ihr nun weniger behaglich vor, da das meiste um sie herum brannte.

„HILFE!“, rief sie und schaute geschockt, nach Hilfe suchend im Raum umher.

„Was ist passiert?“, hörte sie plötzlich eine kleine Jungenstimme und schaute durch die lodernden Flammen auf Mokuba.

„Hey, Kleiner, verschwinde! Hau ab!“, rief sie ihm zu, doch er konnte sie anscheinend nicht hören. Wahrscheinlich war das Feuer bei ihr im Zimmer ausgebrochen und hatte noch nicht auf die anderen übergegriffen.

Anstatt zu gehen, kam er nun näher. Nicole konnte immer mehr von seinem rundlichen Gesicht erkennen und auch seinen karierten Schlafanzug.

„Mokuba, verschwinde!“

„Nicole, bist du das? Wo bist du? Nicole!“, jammernd tastete er sich vor, bis er schließlich bei ihr angekommen war.

>Wie ist er nur hierher gekommen? Überall ist doch Feuer!<

Panik kroch in ihr hoch und verdrängte jegliches andere Gefühl.

„Dort oben ist der Brand ausgebrochen!“, hörte sie plötzlich eine Männerstimme, die von dem Fenster aus zu kommen schien.

„Hier sind wir!“, rief Nicole plötzlich und rannte zum Fenster hin, Mokuba auf dem Arm tragend.

„Da sind noch ein Mädchen und ein kleiner Junge!“, brüllte der Mann in Feuerwehroutfit seinen Kollegen zu.

„Spannt das Rettungstuch aus!“

Nicole konnte sehen, wie unten auf der Straße ein großes weißes Tuch ausgebreitet wurde.

„Springt!“, rief der Mann ihnen zu.

„Ich hab Angst!“, jammerte Mokuba und krallte sich noch fester in ihr Hemd hinein.

>Nicht nur du<, dachte sie, brachte aber kein Wort heraus.

„Ich will nicht springen!“

„Du musst, sonnst verbrennst du!“

>Super Nicole, du machst dem Kleinen nur noch mehr Angst!<, ohrfeigte sie sich gedanklich selbst.

„Was ist da oben los?“, brüllte der Feuerwehrmann wieder gegen das Knistern der Flammen an.

„Er hat Angst! Mokuba will nicht springen!“, erklärte das Mädchen schwitzend.

„Er muss! Euch beide kann das Tuch nicht auf einmal fangen!“

Nicole versuchte den Kleinen von sich loszumachen und stellte ihn aufrecht vor sich hin.

„Mokuba, du musst jetzt deinen Körper ganz starr machen, verstanden?“

„Aber, wieso?“, doch bevor er noch länger fragen konnte, hatte das Mädchen ihn gepackt und aus dem Fenster geworfen.

Kurz darauf knallte das Fenster zu. Sie versuchte es wieder zu öffnen, doch das ging nicht, die Temperatur war inzwischen mit der eines Backofens vergleichbar und die Verriegelung, die heruntergeklappt war, verbrannte ihre Finger. Verzweifelt sank sie hustend auf den Boden.

>Es ist vorbei. Ich sitze in der Falle…<

„Nicole, bist du hier irgendwo?“, hörte das Mädchen plötzlich eine vertraute Stimme.

„Ich bin hier!“, brüllte sie als Antwort und japste wieder.

Inzwischen wunderte sie sich, wie sie bei all dem Kohlenstoffdioxid überhaupt noch richtig atmen konnte.

Plötzlich stand eine große dunkle Gestalt vor ihr und hob sie hoch, sodass sie deren Gesicht erkennen konnte.

„Kaiba…“, murmelte sie und dann wurde alles schwarz.

„NICOLE!“
 

„Nicole! Nicole, steh schon endlich auf, du verschläfst noch den ganzen Tag!“

Sie fuhr erschrocken hoch und blickte in Melanies Gesicht.

„Feuer, Rauch, Kaiba…“, sie schaute sich verwirrt um und bemerkte erst jetzt, dass sie zwar noch immer im selben Zimmer, aber ohne Flammen im Bett lag und Melanie saß lächelnd neben ihr.

„Guten Morgen, du Schlafmütze!“

„Morgen“, murmelte sie verschlafen und rieb sich die Augen.

„Wie kann man nur so widerlich fröhlich in aller Früh sein?“, brummte sie und setzte sich nun auch auf.

„Verrate du’s mir, ich bin ja nur eine Art Spiegelbild von dir“, grinste der Geist.

„Ha, ha“, murmelte Nicole und ließ sich wieder zurückfallen.

„Hey! Nich wieder wegpennen!“

„Lass mich in Ruhe!“

„Nö!“

„Sag mal, geht’s dir heute zu gut? Willst du mich jetzt echt ärgern?“

„Eigentlich war das nicht meine Absicht, aber wenn du dich nicht anders um halb eins wecken lässt, dann muss ich eben schwerere Geschütze auffahren.“

„WAS? HALB EINS? KANNST DU DAS NICH GLEICH SAGEN?!“, rief Nicole erschrocken aus und saß nun wieder kerzengerade im Bett.

„SCHEISSE, WAS GLAUBST DU, WAS DAD MIT MIR MACHT, WENN ICH UM MITTAG ERST WIEDER DAHEIM BIN? DER IS DOCH HUNDERTPRO SCHON WACH!“

In diesem Augenblick klopfte es an der Tür zum Gästezimmer.

„Nicole, mit wem redest du da?“

Das war eindeutig Kaibas Stimme.

„Ähm… mit niemandem!“

„Kann ich reinkommen?“, fragte er und drückte bereits die Klinke herunter.

„Klar doch. Is ja dein Haus!“

Kaum hatte sie ausgesprochen, war er auch schon im Türrahmen erschienen.

„Morgen“, lächelte sie den jungen Firmenchef an.

„Gut geschlafen?“, fragte er und kam auf sie zu.

„Na und ob!“

Plötzlich verfinsterte sich sein Blick wieder und sah etwas besorgt aus.

„Da hat es dich aber ganz schön erwischt!“

„Wieso?“, fragte das Mädchen verdutzt nach und hielt sich den Hinterkopf.

Kaiba deutete auf sein rechtes Auge, woraufhin sie seine Aussage doch verstand.

„Ach… das.“

Sie senkte den Blick auf ihre Füße, die unter der weißen Decke lagen.

„Wie ist das eigentlich passiert?“

>Stimmt. Das stand ja gar nicht im Tagebuch, aber…<

>>Sag es ihm<<, versuchte sie Melanie zu ermutigen.

„Das… na ja… es war mein Vater“, murmelte Nicole betrübt, aber so laut, dass Kaiba sie gerade noch verstand.

„Dein Vater? Aber du hast doch geschrieben, dass er total nett sei und so“, versuchte der junge Mann sie zu verstehen.

„Ja, ist er auch normalerweise… aber gestern hat er ziemlich einen über den Durst gekippt“, meinte sie zupfte nervös am Bezug des Kissens, das sie gerade zu sich zog.

„Hatte das einen bestimmten Grund?“

„Ja. Du musst dir wohl eine neue Sekretärin suchen. Deine alte is nämlich abgehaun.“

„Verstehe…“, sagte er nur und senkte nun auch kurzzeitig den Blick.

„Aber wieso schlägt er dich dann? Das will mir nicht so ganz einleuchten.“

„Wahrscheinlich gibt er mir die Schuld dafür. Wir haben uns noch nie besonders gut verstanden und das hab ich, wie’s aussieht, auch reichlich raushängen lassen.“

„Soll ich mal mit ihm reden?“

„NEIN!... Das ist lieb gemeint, aber ich glaub, dass renkt sich schon noch irgendwie ein“, meinte Nicole und schaute erschrocken nun wieder zu ihrem Gegenüber.

„Ich muss schnell los! Es ist ja schon so spät, da muss ich ihn ja nicht auch noch zusätzlich reizen!“, rief sie und warf sich die Decke von den Beinen und stürmte zur Gästezimmertür hinaus.

„Warte! Du kennst dich doch überhaupt nicht… aus“, wollte er ihr gerade noch hinterher rufen, doch da war sie bereits weg.
 

„Wie war des noch mal… erst links und dann geradeaus, oder geradeaus und dann rechts?“

Langsam verzweifelte das Mädchen, das jegliche Orientierung schon längst verloren hatte.

„Wieso muss dein Haus nur so riesig sein“, jammerte sie und sank zu Boden.

>>Vielleicht solltest du nächstes Mal nach nem Lageplan fragen<<, meinte Melanie belustigt.

>Sehr witzig! Sag du mir doch wie ich hier wieder rauskomme!<

>>Wenn ich’s wüsste, hätte ich es dir doch schon längst gesagt!<<

Man konnte ein langes und genervtes Stöhnen von dem Mädchen hören, dann rappelte sie sich wieder hoch und ging weiter.

„Ich lass mich doch nicht von so ner doofen Villa verarschen!“, sagte sie und verschränkte die Arme.

„Ich will hier raus!“, beklagte sie sich dann wieder und knallte schmerzhaft mit etwas zusammen.

„Da bist du! Ich hab schon überall nach dir gesucht. Wieso bist du denn gleich weggelaufen?“

Kaiba stand nun vor ihr und sie musste unwillkürlich an ihren Traum von vergangener Nacht denken, wo er sie schon einmal gerettet hatte.

„Wo geht’s hier raus?“, fragte das Mädchen hektisch und schaute noch einmal auf ihre Armbanduhr.

„So erreichst du nicht. Du musst schon ganz brav bitte sagen!“

„Muss das jetzt wirklich…“

„Ja!“

„Lieber, LIEBER Seto Kaiba… könntest du die Güte aufbringen und mir sagen, wie ich aus deiner schrecklich schönen, aber auch ziemlich überflüssig großen Villa herauskomme?“, bettelte sie mit übertrieben gespielter Nettigkeit.

„Aber natürlich Nicole, folg mir einfach“, meinte er nur und ging voraus.

Kurze Zeit später waren sie an der Eingangstür angekommen und verabschiedeten sich auch schon.

„Und vergiss nicht. Sollte wieder etwas sein, dann kannst du hierher zurückkommen“, sagte Kaiba.

„Klar. Mach ich! Heute werd ich bestimmt nicht mehr kommen können für Chemie oder Nachhilfe, aber dafür morgen. Hast du Zeit?“

„Ja. Komm wann du willst.“

Diese Aussage erstaunte sie doch ziemlich. Seto Kaiba, der große Firmenleiter der Kaiba Corp. hatte, egal wann, Zeit für sie, obwohl er bestimmt Besseres zu tun hatte.

„Ok. Bis morgen!“, entgegnete Nicole noch einmal und wandte ihm dann den Rücken zu.

Sie ging durch den kleinen Vorgarten und aus dem hohen Gittertor hinaus und betrat die noch immer etwas feuchte Straße. Sie ging sie entlang und war wieder in ihrem Viertel angekommen. Schon von weitem sah sie das wohlbekannte neue Haus, das ihr jetzt schon Magenkrämpfe bescherte, als sie an ihren besoffenen Vater und die Flaschendeponie vom Vortag dachte. Nicole war eher als sie dachte bei sich vor der Haustür angekommen und bevor sie den Schlüssel in das Schloss stecken konnte, wurde ihr schon die Tür vor der Nase aufgerissen.

„Nicogle? Was mascht du n ier?“, lallte ihr Vater ihr entgegen.

„Wo warst du so lange? Wiso kommst duu est jetzd?“, jetzt wurde er schon lauter und packte sie am Handgelenk.

„Wie sist du n aus?“

„Dreimal darfst du raten, wem ich das zu verdanken habe!“, motzte sie den Älteren an.

Sie hasste besoffene Leute und erst recht, wenn es sich dabei um ihren eigenen Vater handelte.

„Wie sbrichst du n mit mir? Das werd isch dir schon austreibn!“

Böse funkelnd ließ sie sich unfreiwillig und unter heftigem Protest in die Wohnung zerren und wartete auf ihre bevorstehende Strafe.

>Wieso kann ich nicht mal mein dummes Maul halten! Wenn es schon sein muss, soll es wenigstens schnell vorbei sein.<

Nicole kniff die Augen zusammen und spürte schon bald darauf, wie ein heftiger Schlag sie am Kopf traf. Sie zuckte zusammen und spürte, wie nun etwas Feuchtes, Warmes von ihrer Stirn herunter, über die Wange und am Kinn entlanglief, gefolgt von ein paar Tränen, dann wurde alles schwarz.
 

Nach einiger Zeit schlug sie wieder die Augen auf. Zuerst blieb sie einfach nur still liegen und beobachtete ihre Umgebung wachsam, aber mit verschwommenem Blick. Stechende Kopfschmerzen breiteten sich in ihrem Schädel aus. Erst jetzt erinnerte Nicole sich daran, was eigentlich passiert war.

>Scheiße! Wär ich doch nur früher heimgekommen…<

>>Gib dir nicht schon wieder die Schuld für sein Verhalten! Du hättest es eh nicht verhindern können. Du kennst ihn besser als ich.<<

>Ja, leider. Deswegen verstehe ich auch nicht, wieso er sich so gehen lässt.<

Allmählich ging es ihr wieder besser und sie setzte sich auf. An ihrem Rücken spürte sie eine Wand und in unmittelbarer Nähe hörte sie einige Geräusche, die sie dem Fernseher zuordnete und gleichmäßiges Schnarchen, das ohne Zweifel das ihres Vaters war. Das Mädchen raffte sich auf und stütze sich an der Wand ab.

„Man, mein Schädl!“, murmelte sie.

Sie schleppte sich an ihr zur Treppe und rumpelte diese hinauf.

>Hoffentlich wacht er nicht auf.<

Niedergeschlagen trottete sie in ihr Zimmer.

>Super! Alles ist verwüstet! Wieso konnte er sich denn nicht aufs Erdgeschoss beschränken?<

Erschöpft warf sie sich aufs Bett und schloss die Augen. Nichts stand mehr aufeinander. Ihren Schränken waren die Türen aus den Angeln gehoben, der Inhalt der Kartons, die noch immer nicht ausgeräumt waren, lag auf dem Boden zerstreut, ihre Nachttischlampe war zerbrochen und lag ebenfalls dort.

>Was glaubst du würde er machen, wenn ich ihn auf Entzug halte?<, fragte Nicole gedanklich und starrte nun die Decke an.

>>Ich würde dir davon abraten. Er ist nicht mehr zurechnungsfähig. Am besten wär es, wenn du von hier verschwindest!<<, meinte Melanie ernst.

>Du hast Recht. Is ne blöde Idee, aber wo sollte ich schon hin?<

>>Zurück zu Kaiba. Er hat es dir doch angeboten.<<

>Ja, aber ich will einem Freund nicht so auf der Tasche liegen. Ich glaube nämlich nicht, dass sich das so bald einrenken wird.<

>>Aber er würde es gerne machen, eben weil ihr jetzt Freunde seid!<<

„Mal sehen…“, nuschelte Nicole und schloss wieder die Augen.

>Das wird ein laaaaanger Tag.<
 

„NIGOLE! Wo bischt du? Wo ast du disch verschteckd?“, lallte jemand im unteren Stockwerk.

>Soll ich ihm antworten? Was will er? Soll ich vielleicht doch abhauen?<

„NIGOLE!“

„Ich bin oben“, meldete sie sich etwas leiser.

„ISCH AB HUNGER!“

>Erwartet er jetzt von mir, dass ich komme und für ihn koche, oder was?<

„Ich komme!“, rief sie zurück und sprang von ihrem Bett.

Sie beeilte sich hinunter zu kommen und ging sofort in die Küche.

„Wischo hat das sso lange gedauerd?“

Ekliger Alkoholatem stieg ihr entgegen, als sie beinahe mit ihm zusammenstieß.

>Was soll ich jetzt sagen? Etwa, dass ich Angst vor ihm habe? Dass er mich anekelt? Dass er ein besoffenes Arschloch ist? Was will er hören?<

„ANTWORDE GEWÄLLIST!“

Schon holte er wieder mit der Hand aus, doch Nicole wich ihm aus.

„Was möchtest du denn essen?“, fragte sie, ohne die Fassung zu verlieren und stellte sich wieder aufrecht hin.

Herr Misumi war etwas überrascht, sagte dann aber dennoch sein Essenswunsch.

„Aber wir haben nichts davon zu Hause.“

„Dann muscht du ebn einkauvn gehen!“

„Die Geschäfte haben aber schon zu“, sagte sie kleinlaut.

„Dann bestell mir eben ne Pizza!“

Das Mädchen ging zum Telefon und tat, was er von ihr verlangte.
 

Nach zehn Minuten klingelte es an der Haustür. Ihr Vater hatte sich wieder zum saufen ins Wohnzimmer zurückgezogen, deshalb ging Nicole an die Tür. Sie öffnete sie und nahm die flache Schachtel entgegen.

„Du siehst ja gar nicht gut aus! Was ist denn mit dir passiert?“, fragte der erschrockene Lieferant mit Uniform.

„Halb so wild“, würgte sie ein Lächeln hervor und bedankte sich.

„Stimmt so“, sagte sie schließlich, drückte ihm einen Zehneuroschein in die Hand und schloss die Tür wieder.

„NIGOLE! Wer ar das?“, lallte ihr Vater aus dem Wohnzimmer.

„Ich will nich, ass du emanden ier hasd! Is dad klar?!“

„Ja, Dad!“, meinte sie nur kleinlaut und überreichte ihm die noch dampfende Pizza.

„Geh schlafen! Ich will dich heude nich mehr sehn!“, hickste der Mann und machte den Karton auf.

Ohne ihm eine Antwort zu geben ging sie die Treppe hinauf und in ihr Zimmer. Als sie auf ihre Armbanduhr sah, war es eben erst fünf Uhr, doch ihr Kopf tat weh und sie konnte sich kaum noch bewegen, da kam ihr dieser Befehl gerade recht.

>Der Bote muss ja nen Schrecken gekriegt haben, als er mich so gesehen hat<, dachte Nicole und legte sich in ihren Straßenklamotten auf das Bett.

>>Ja, du siehst aber auch ganz schön misshandelt aus!<<, stimmte Melanie zu.

>So fühl ich mich auch, schließlich bin ich’s.<

>>Ich würde niemanden so nen Vater wünschen.<<

>Ja, ich auch nicht<, antwortete Nicole, kurz bevor sie einschlief.
 

Am nächsten Morgen wurde sie von wütendem Geschrei aufgeweckt.

„NICOLE! WAS IST DENN HIER PASSIERT, ES SIEHT AUS, ALS HÄTTE EINE BOMBE EINGESCHLAGEN!!!“

Die zornige Stimme riss sie aus dem Schlaf und das erste, was sie bemerkte, war, dass er wohl weniger besoffen war und dafür sehr schlechte Laune hatte.

„Was kann ich denn dafür, wenn du die Bude verwüstest!“, murmelte das Mädchen und lief hinunter ins Erdgeschoss, wo sie am vorherigen Tag ihren Vater allein zurückgelassen hatte.

Sie fand ihn, in seinem Ohrensessel sitzend und dem Kopf in den Händen vergraben.

„Dad?“

Nun war sie eher besorgt und kam tröstend auf den Älteren zu.

„Was ist passiert?!“, funkelte dieser aber nur zurück, ohne ihr größere Aufmerksamkeit zu schenken und ballte seine Hände zu Fäusten.

„Was ist mit dir?“, hielt Nicole immer noch die Stellung.

„Ich hab Kopfschmerzen!“, quengelte er, kam aber jetzt weniger einschüchternd rüber.

Vorsichtig legte die Jüngere den Arm um ihren Vater, dessen Kopf noch immer in seinen Händen vergraben war und versuchte möglichst ermutigend zu klingen.

„Soll ich dir was dagegen ho…“, doch ehe sie zu Ende sprechen konnte, lag sie mal wieder rücklings auf dem Boden.

„FASS MICH NICHT AN!“, brüllte er und war aufgesprungen.

„WAS HAST DU HIER ANGESTELLT?“, warf er ihr abermals vor.

„Ich war das nicht!“, beharrte sie, bekam aber nur wenig Verständnis.

„JA, SICHER UND WER SOLL DAS DENN SONST GEWESEN SEIN? ICH ETWA?!“, schrie er und funkelte sie herausfordernd an.

Anscheinend wusste er nicht, was am Vortag geschehen war und daher auch nicht, dass er die Unordnung in der Wohnung und die Wunden auf ihr hinterlassen hatte.

„GIB GEFÄLLIGST ANTWORT!“

„Ja“, murmelte sie kleinlaut vor sich hin, sodass er sie nicht verstand.

„Wie war das?“

„Ja!“, sagte sie nun mit Nachdruck und spürte sogleich eine verkrampfte Hand an ihrem Gesicht, die immer fester zudrückte.

„Pass auf was du sagst, du kleines Balg! Vergiss nie, dass ich dich erzogen habe!“, zischte er ihr bedrohlich zu und sein Griff schmerzte schon beträchtlich, doch außer Hass war im Moment nichts auf Nicoles Gesicht zu erkennen.

Sie wollte ihm nicht ins Angesicht sehen, deshalb schaute sie ihn auf die Uhr, die über dem Fernseher hing. Ihre Augen weiteten sich erschrocken, als sie die Uhrzeit in dem hellen Zimmer genauer erkennen konnte.

>Scheiße! Es ist ja gar nicht mehr Morgen, sondern schon Nachmittag! Kaiba… ich muss doch noch zu Kaiba!<

Das Mädchen versuchte, sich von dem starken Männergriff zu lösen, schaffte es schließlich auch und war beinahe an der Eingangstür angekommen, als ihr Vater sie doch noch einholte.

„Wo willst du denn hin, Fräulein?“

„Weg!“, funkelte sie böse, da er ihr den Fluchtweg abschnitt.

„Du bleibst heute zu Hause! Damit das klar ist!“

„Und wer sagt das?!“, rief sie provozierend, obwohl sie die Antwort bereits kannte.

„ICH!“

Genau diese Aussage hatte sie erwartet. Blindlings stürmte sie mit Tränen in den Augen nach oben und warf sich auf ihr Bett. Ihr Vater konnte ihr nicht mehr folgen, da er irgendwie einen Aussetzer hatte.

„Mensch, Nicole! Hör auf zu flennen wie ein kleines Kind! Das wird auch nichts daran ändern, dass du nicht raus darfst. Auch wenn du deswegen in Chemie und Mathe durchfallen könntest! Er wird dich doch sowieso nicht gehen lassen!“, sprach sie sich selbst die Tatsachen zu und schluchzte in ihr Kopfkissen.

>>Ist doch gut<<, versuchte Melanie sie zu trösten und legte den Arm um sie.

Erschrocken sah das weinende Mädchen auf.

„Wieso kannst du mich anfassen?“, fragte sie etwas irritiert.

>>Wahrscheinlich, weil du mich jetzt akzeptiert hast<<, versuchte sich der Geist einen Reim darauf zu machen und lächelte leicht.

Nicole versuchte ebenfalls, ein Grinsen hervorzuzwingen, was ihr aber kläglich misslang und in einer komischen Grimasse endete.

„Spaß beiseite, was soll ich denn jetzt machen? Ich hab eigentlich keinen Bock mich hier noch von meinem Vater totprügeln zu lassen!“

>>Hast du nich irgendwelche anderen Verwandten?<<

„Nich, dass ich wüsste“, antwortete das Mädchen und dachte angestrengt nach.

„Doch, da is eine Tante, die lebt aber in Frankreich. Das is nich gerade um die Ecke! Mein Dad würde mich erschlagen, wenn er herausfinden würde, dass ich plane, dorthin zu gehen...“

>>Wer sagt denn, dass er es unbedingt erfahren muss?<<

„Sag mal, spinnst du komplett? Wie soll ich das denn außerdem anstellen? Hast du dir darüber schon mal Gedanken gemacht?“

Natürlich war klar, was beide dachten. Nicole sollte zu ihrer Tante gehen, aber wie sollte das möglich sein?

>>Ruf sie doch einfach mal an!<<

„Ja, klar… ich ruf am Abend irgendwelche wildfremden Leute an, die ich, wie ich noch nicht erwähnt hatte, noch nie in meinem Leben gesehen hab und beichte ihnen mal kurzerhand, dass ich bei ihnen einziehen will. Für wie bescheuert hältst du mich eigentlich?!“, protestierte das Mädchen.

>>Kann ich ja nich riechen… aber du hast doch gesagt, überall ist es besser als hier!<<

„Wann soll ich das denn gesagt haben?“

>>Na ja…<<, stockte Melanie.

„Zum Glück fängt morgen die Schule wieder an. Da kann er mich ja nicht zu Hause einsperren!“

>>Stimmt, aber so wie du aussiehst…<<

(Diesen Satz dachte sich Melanie nur, um Nicole nicht auch noch die letzten Hoffnungen zu nehmen...)
 

-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-
 

So, das wars auch "schon"... Ich weiß... ich bin blöd. Erst brauch ich so lang und dann quäl ich Nici wieder. *sfz*

Aber das Kapi is ja schon lange geschrieben und ich habs meiner Beta-Leserin geschickt, verloren, dann hat sie's nochmal korrigiert (daaaanke nochmal Malou!!!) Und jetz lad ich es so schnell wie möglich hoch. Ich habs höchstens seit ner Stunde in der ich aber nich am PC war. Ich hoffe es hat irgendjemandem gefallen...
 

~zirp zirp~
 

Öhm... nya... ^^"

Ich versuch das nächste Kapi schneller hochzuladen. Immerhin hab ich das schon. *drop*
 

Bye!

HEAGDL

*knuddlz@all* (die noch da sind...)

mausal



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Kommentare zu dieser Fanfic (20)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Dedenne
2006-08-16T18:47:39+00:00 16.08.2006 20:47
Oh je! Arme Nicole...
Sie hat es nicht verdient, so einen Vater zu haben!
Gut, das sie Seto und Melanie hat. Und Yugi und Co werden ihr bestimmt auch helfen!

Schön, das es endlich weitergeht!^^
Mach nur weiter so! Bin gespannt, wie es weitergeht!
Von:  Icy-Chan
2006-08-16T12:43:27+00:00 16.08.2006 14:43
arem nici. die tut mir echt leid!!
soll se doch zu Seto gehn^-^v
der würde sich freun xD
schreib schnell weiter und sag mir beshceid, joah!?
dank dir
*knuffZz*
Mana
Von:  TeaGardnerChan
2006-08-04T08:36:51+00:00 04.08.2006 10:36
Oh weia arme Nicole.
Ihr Vater... den sollte man mal verprügeln dann mit er weis wie es ist -.-

Endlich gehts weiter ^^ *freu*
Mach weiter so ^^
Von:  Icy-Chan
2006-05-17T17:37:46+00:00 17.05.2006 19:37
AAAAAHHHHHHHHH!!!!
wie gei~el!!
mach gaaaaaanz schnell weiter! sonst werd ich wahnsinnig^^
freu mich wie immer schon voll aufs nächste chappi^o^b
hdgmdl
Mana
Von:  TeaGardnerChan
2006-05-17T03:18:37+00:00 17.05.2006 05:18
Holla ich glaube nun wird es interessant *ggg*
Kaiba und Nicole.
Na warum denn auch eigentlich nicht ^^
Von:  Icy-Chan
2006-04-15T08:39:40+00:00 15.04.2006 10:39
ui! cool
arme nicole!
aber die will doch nit zu seto, odeR?? *gg*
chaos bei Kaibas^^
schreib schnell weiter und sag mir bescheid oki?
hdl
Mana
Von:  Dedenne
2006-04-14T13:57:43+00:00 14.04.2006 15:57
Oh je!
Arme Nicole. Sie kann einen so richtig leid tun!
Hoffentlich kommt bald alles wieder in Ordnung.
Kaiba ist ihre letzte Rettung! Ich hoffe, das er ihr helfen kann und es auch tut!

Bin mal wieder gespannt, wie es weitergehen wird.
Ist Nicoles Mutter wirklich mit einem anderen durcgebrannt?
Von:  TeaGardnerChan
2006-04-13T06:49:53+00:00 13.04.2006 08:49
Oh wei.
Arme Nicole.
Ich hasse Väter die besoffen sind und dann ihre Kinder schlagen *sfz*

Ganz klar sie geht zu Kaiba.
Na mal sehen wie sich das noch entwickeln wird ^^
Von:  Dedenne
2006-04-06T18:13:34+00:00 06.04.2006 20:13
Das war wieder ein super Kapitel. Hat mir wieder richtig gefallen!^^
Wie sich Nicole als Mike ins Fußballteam geschlichen hat!^^
Mal gespannt, ob Joey und Tristan herausfinden, das Mike in Wirklichkeit Nicole ist.

Jetzt gibt ihr Kaiba Nachhilfe in Mathe? Na mal sehen, wie das wird. Und dann müssen sie auch noch zusammen ein Referat halten! Ich bin so richtig gespannt, wie es weitergehen wird! Sagst du mir dann bitte wieder per ENS Bescheid? Das wäre sehr nett!^^
Von:  Icy-Chan
2006-04-02T18:20:43+00:00 02.04.2006 20:20
uiuiuiui..armes mädel, ich würd tea windelweich kloppen!
Nachhilfe bei seto...hm naja...eigentlich...
*tea wieder zusammensetz*
war en spitzen chapter, sagst du mir weider bescheid wenns weitergeht?
hdgdl
Mana


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