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Lucifers Weltbeherrschungspläne

Kapitel 5 online!
von

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Ein Solostück für Zwei

So, liebe Leser... dieses Mal musstet ihr ja recht lange aushalten, bis ein neues Kapitel von LW rauskam (ihr kamt doch recht gut klar, denke ich... oder?). Jetzt ist es jedenfalls soweit und ich hoffe, ihr habt viel Spaß damit!

Eines muss ich noch vorneweg sagen: Eigentlich ist dies nur die Hälfte des Kapitels, aber da es so lang geworden wäre, habe ich hier erst einmal einen imaginären Schlussstrich gezogen und ausgestellt, was schon vorhanden war. Der Rest folgt noch.

Es gibt eine Szene, mit der ich noch nicht zu frieden bin. Nämlich die, wo Aerie und Fumi auf dem Marktplatz aufeinander treffen. Ich habe das Gefühl, dass es nicht witzig ist und die Dialoge undurchsichtig sind.

Wenn jemand etwas dazu zusagen hat, möge er bitte sprechen oder schreiben!

Und jetzt aber wirklich viel Spaß!

Liebe Grüße,

euer Sternchen
 

Unsere Helden waren nun schon seit mehreren Stunden unterwegs. Unentwegt liefen sie voran, machten nur selten eine Pause und setzten dann ihren Marsch im zügigen Tempo fort. Immer näher schienen sie ihrem Ziel - der nächsten Stadt - zu kommen, doch bis zur Ankunft dauerte es noch bis zum späten Nachmittag. Vollkommen erschöpft und mit unzähligen Blasen an den Füßen traten sie durch das große Stadttor und ließen sich im Gasthaus „Zur tänzelnden Zwergin“ nieder.

Ursprünglich wollte Fumi sich zusammen mit Sazuki ein Doppelzimmer nehmen, doch da Aerie heftig protestierte und herumzuwettern begann, bekam Sazuki Einzelhaft und Anjanka ging mit zu Fumi ins Zimmer. Aerie bevorzugte, ebenfalls ein Einzelzimmer zu nehmen, allein ist sie ja eh nie.

Nachdem sie alle ihre Sachen verstaut hatten, traf sich die kleine Gruppe unten in der Wirtsstube um eine Kleinigkeit zu essen. Diese so genannte ‚Kleinigkeit’ bestanden aus einem saftigen Schweinebraten für Sazuki, einem schmackhaften Forellenfilet für Aerie, Fumi bestellte sich Wildgulasch mit Salat und Anjanka leistete sich ein Drei-Gänge-Menü, bestehend aus Spagetti, Gänsekeulen und Schweineschahschlick. Dazu spendierte Fumi jedem aus ihrer neuen Gruppe ein Maß Bier. Und danach noch eins. Vielleicht später auch noch ein Kleineres… oder Größeres? Wie dem auch, als es bereits spät abends war saßen unsere Helden noch immer in der Stube und unterhielten sich prächtig. Mittlerweile hatten sich nun auch andere Leute zu ihnen an den Tisch gesellt und lauschten gespannt Aeries abenteuerlichen Geschichten. Diese erzählte bereits mit ganzem Körpereinsatz, wie sie Sazuki kennen gelernt hatte und ihm zu seinem Sieg gegen den Furcht einflößenden, monströsen, grausamen Teufel und seinem ebenso brutalen Gehilfen, einen bestialischen Dämon verholfen hat.

„Un da kamma uff Schaschuki su un - un Schaschuki lach ja imma noch uff’m Boden un der bösche, bösche Teuf’l kam uff’n su. Doch isch, isch hab’n jerettet! Den groschen Felschblock habsch jenomm und dem Kerl annen Koff jedonnert. Und da war dat Viesch ga-oh!“, tönte sie laut, wild mit den Armen schwenkend. Da sprang sie plötzlich auf, mit dem Krug in der Hand, und erklomm ihren Stuhl. Wackelnd stand sie da und drohte, jederzeit umzukippen. „Isch hab’n Schaschuki eredded! Hoch’e Tass’n!“, rief sie und hob den Krug schwungvoll in die Höhe. Ihre Zuhörer taten es ihr gleich und johlten dabei laut.

Sazuki, von dem Lärm aufmerksam geworden, sprang erschrocken auf. Er hatte gerade abermals beim Zechen gewonnen und war nun auch schon vollkommen wackelig auf den Beinen. Nichtsdestotrotz hielt er sich wacker aufrecht und versuchte, torkelnd und so schnell wie möglich, auf Aerie zuzulaufen. Wild ruderte er mit den Arme um Aerie klar zumachen, dass sie gleich fallen würde, doch da hatte er die Rechnung nicht mit der Schwerkraft gemacht, welche heute ganz besonders stark zu sein schien. Unser Held kam ins stolpern, versuchte noch, den Fall zu verhindern, stieß gegen Aeries Stuhl und riss diesen samt Aerie mit auf den Boden. Eigentlich hatte er eine Kopfnuss erwartet und hielt auch sogleich schützend die Hände über seinen Kopf, doch da hörte er ein unterdrücktes Glucksen von seiner Gefährtin. Überrascht schaute er sie an und da prustete sie plötzlich los, lachte und rollte sich auf dem Boden. All ihre Zuhörer, welche noch erschrocken zu ihr hinab geblickt hatten, vielen auf einmal mit ein und schließlich konnte Sazuki auch nicht anders, als mitzulachen.

Währenddessen hatten einige Leute im Wirtshaus Instrumente, wie etwa eine Fidel, eine Flöte und Ähnliches, ausgepackt und stimmten nun einige Lieder an. Anjanka, welche bisher nur stille Zuhörerin gewesen war, wurde nun von Fumi, welche sich bereits mit zahlreichen Männern vergnügt hatte, in die Mitte der Stube gezogen und zum Tanz aufgefordert. Gemeinsam wirbelten sie vergnügt über den Holzboden und hatten auch schon bald die Aufmerksamkeit zahlreicher Gäste auf sich gezogen. Immer mehr wagten sich auch zu ihnen auf die Tanzfläche, wobei nicht zuletzt Fumi daran schuld war, welche es sich nicht nehmen lassen wollte, weiterhin auf Männersuche zu sein.

In der Zeit hatte Sazuki sich bereits wieder wackelnd erhoben und versuchte, Aerie ebenfalls auf die Beine zu ziehen, was sich als recht schwierig erwies, da diese sich immer noch vor Lachen schüttelte und kaum Muskeln in den Beinen zu haben schien. Als er es endlich geschafft hatte, plumpste sie plötzlich vorwärts gegen ihn, und klammerte sich an seinem Hemd fest. Sazuki sah, dass es für sie Zeit war ihr Schlafgemach aufzusuchen, jedoch würde sie es in ihrem Zustand wohl kaum auch nur bis zur Treppe schaffen, geschweige denn in den zweiten Stock. Also hievte er sie über seine Schulter (wie unromantisch!) und torkelte, von zahlreichen Jubel- und Abschiedsrufen begleitet, die Treppe hinauf, auf dem Weg zu Aeries Schlafgemach. Dort angekommen fingerte er den Schlüssel aus der Tasche ihres Gewandes und schloss nach einigen Fehlversuchen endlich auf. Erschöpft lies er die Elfe auf ihr Bett gleiten und sank selbst daneben in die Hocke. Mit einem Mal überkam ihn die Müdigkeit wie ein Hammerschlag. Er sank zu Boden und schlief an Ort und Stelle ein.
 

Am nächsten Morgen erwachte unser Held wieder. Er blinzelte, als das Sonnenlicht schmerzhaft in seine Augen stach. Ehe er registrierte, dass er auf hartem Holzboden lag, weder mit Decke, noch irgendwelcher Tages- oder Nachkleidung, sondern lediglich in Unterwäsche, spürte er, wie sein Kopf von einem starken Pochen erfüllt war. Mühsam und unter großer Kraftanstrengung richtete er sich auf. Wo war er? Immer noch blinzelte er, bis er plötzlich verstand, dass er sich in Aeries Schlafgemach befand. Mit nur einer Unterhose und einem Hemd an! Wenn die Elfe jetzt erwachen würde, bedeutete das seinen Tod.

Unter dieser Erkenntnis hielt er es für besser, sich so leise wie möglich aus dem Zimmer zu stehlen. Gerade hatte er sich erhoben und wollte auf die Tür zugehen, da erwischte sein Fuß eine quietschende Holzdiele, welche jedes Feuerwerks-Kommando ersetzen könnte. Schlagartig war Aerie in ihrem Bett aufgerichtet und starrte Sazuki an der Tür geschockt an. Dieser brachte es, wie üblich, wieder nicht fertig, eine vernünftige Erklärung zu formulieren und da schrie seine Gefährtin plötzlich wie am Spieß. Betäubt von dem Lärm und seinen nun drastisch verstärkten Kopfschmerzen hielt sich Sazuki die Ohren zu, ebenso wie Aerie, welche das gleiche Problem zu haben schien.

Just in dem Augenblick, als Sazuki wieder zur Besinnung kam und seinen Weg zur Tür in zügigerem Tempo fortsetzen wollte, knallte diese mit Schwung auf und Schlug dem Schwertkämpfer mit voller Wucht gegen der Kopf. Vor Schmerz aufjaulend wurde dieser zurück gestoßen, lief rückwärts gegen das Bett, fiel auf dieses und schlug den Kopf abermals gegen die Bettkante. Aerie, welche sich nochmals erschreckte, strampelte wild mit den Beinen und somit rollte ihr Gruppenmitglied von dem Bett herunter und blieb endgültig liegen. Wimmernd hielt er sich den Kopf, die Augen fest zu gekniffen.

„Hoppla!“, ertönte da Anjankas Stimme an der Tür. Sie hatte mitten in der Bewegung inne gehalten und hatte die Hand immer noch am Türknauf. Hinter ihr lugte eine verschlafen wirkende Fumi über ihre Schulter.

Fragend sah die Elfe zu ihren Gefährtinnen herüber. „Was ist denn los?“

„Wir haben nur einen Schrei gehört, der klang, als käme er von nebenan. Da haben wir uns Sorgen gemacht und sind zu deinem Zimmer gestürmt.“ Und besorgt blickte sie hinab auf Sazuki. „Was hat er denn?“

Murrend antwortete Aerie: „Soll es in Kurzform sein oder willst du die ganze Liste?“ Zermürbt rieb sie sich den Kopf.

Schulterzuckend wandte sich Anjanka an Fumi und fragte sie etwas. Dann verließen beide wieder wortlos das Zimmer und schlossen die Tür.

Vor sich hinwitternd schlug Aerie die Bettdecke von sich weg und erhob sich langsam aus ihrem Bett. Ihr war schwindelig und sie fühlte sich, als ob sich ein Steinmetz ihres Kopfes angenommen hätte. Benommen sah sie nun wieder auf den ’großen’ Helden herab.

„Sprich, du Ungetüm! Was suchst du hier?“, fragte sie bissig. „Wie bist du hier herein gekommen?“

Mit einem argwöhnischen Blick auf ihn fügte sie hinzu: „Und warum bist du bitteschön nur in Unterwäsche?“ Da erschrak sie. „Du – du hast doch nicht etwa…!“ Sie schaffte es nicht, ihren Satz zu beenden, da sprach Sazuki an ihrer Stelle.

„Nein, so etwas würde ich nie und nimmer tun, ich meine, das würde mir im Leben nicht einfallen, ich…“ Auch er musste abrechen, denn die Elfe hatte begonnen, ihn scharf zu mustern. „Wenn du mich auch nur mit einem Finger berührst, das schwöre ich dir, dann bist du des Todes!“, keifte sie ihn an.

Sazuki verkrampfte sich. Immerhin hatte auch er keine Ahnung, was gestern Abend noch alles passiert war. Lediglich bis zum zweiten Trinkwettstreit konnte er sich noch erinnern. Alles, was danach kam, sind mehr Schatten statt Erinnerungen. Und warum er in diesem Zimmer erwachte, noch dazu mit kaum etwas am Leibe, war für ihn ein noch unerklärlicheres Rätsel, als das mit dem Huhn und dem Ei. Was war also vorgefallen. Und was nicht? Warum ist er hier und nicht in seinem Zimmer? War denn nun zuerst das Huhn oder das Ei vorhanden? Und warum können Fische fliegen? Oder waren das Vögel? Sazuki wusste es nicht, er wusste gar nichts mehr…

„Was ist nun?“, erinnerte Aerie den Schwertkämpfer. „Eine Antwort oder zumindest der Ansatz von einer wäre jetzt angebracht.“ Zornig tappte sie mit dem Fuß auf den Boden.

Unser Held, immer noch etwas konfus durch die Sache mit den Vögeln, sah grübelnd drein. „Um ehrlich zu sein, ich habe keine Ahnung.“, gestand er.

„Das weiß ich selbst!“, versetzte sie, „Das stand doch jetzt auch gar nicht zur Debatte. Ich will wissen…“

„Also“, Sazuki unterbrach sie, „ich kann mich noch erinnern, das ich unten in der Wirtsstube gesessen habe und beim zechen gewonnen habe wie der Teufel. Ich weiß, dass ich später auch noch zu Karten- und Würfelspielen eingeladen wurde, doch wie es da lief – ich habe keine Ahnung!“, seufzte er, in der Hoffnung, dass es ihr reichen würde. Das tat es natürlich nicht. Weiterhin sah sie ihn strafend an.

Da ging plötzlich abermals die Tür auf und Anjankas Stimmer ertöne. „Ihr seid ja immer noch nicht weiter!“, empörte sie sich. „Verdammt, ich hab Huuuuunger!“, jaulte sie. Schnellen Schrittes kam sie auf Sazuki zu, griff ihn bei seinen Handgelenken und schleifte ihn hinter sich aus dem Raum. Knallend flog die Tür zu. Aerie blieb zurück, ohne eine Erklärung. Allein. Wobei – allein war sie ja eigentlich nie…
 

Als die Elfe die Treppe von den Zimmern zur Wirtsstube herunter trat, schmerzte ihr Kopf mit jedem Schritt, den sie tat. Als sie in den Spiegel geschaut hatte, hatte sie sich selbst kaum wieder erkannt. Ihr Haar war vom Schlaf vollkommen verzottelt gewesen (und das hatte sich nicht einmal mit Hilfe eines Kammes ändern können) und ihr ganzes Gesicht wirkte zerknirscht.

So trat sie die Treppe herunter, Schritt für Schritt. Endlich gelangte sie ins Esszimmer, wo ihre Freunde bereits saßen und ihr Frühstück zu sich nahmen. Vor Anjanka stapelten sich bereits die Eierkuchen, Sazuki klopfte gedankenverloren auf sein Frühstücksei ein, welches bereits breit gemantscht war und Fumis Kopf lag mit der Stirn auf dem Becherrand ihres Fruchtsaftes. Sie murmelte leise im Schlaf.

Geschafft von dem weiten Weg vom Schlafzimmer bis hierher plumpste Aerie auf den leeren Stuhl bei ihnen am Tisch. Ihre Arme ließ sie schlaff zu beiden Seiten herabhängen, ihren Kopf hielt sie mühevoll aufrecht. Nachdem sie sich einen Salat bestellt hatte, ließ sie ihren Blick verdutzt umherschweifen. Sie waren nicht die einzigen im Raum. Das war allerdings nicht das, was sie verunsicherte, sondern die Tatsache, dass all diese Personen sie verstohlen aus dem Augenwinkel beobachteten. Mit vorgehaltener Hand tuschelten sie miteinander. Sehr beunruhigend, fand Aerie. Immer, wenn sie jemandes Blick traf, lächelte dieser plötzlich freundlich, winkte ihr zu und wand sich dann mit einem stolzen Blick wieder dem Gespräch mit seinem Nachbarn zu. Nachdem Aerie dieses Phänomen nun mehrmals beobachtet hatte, bemühte sie sich, es einfach zu ignorieren. Äußerlich scheinbar ruhig aß sie ihren Salat, innerlich jedoch arbeitete ihr Kopf auf Hochtouren, was heute verständlicher Weise ganz besonders anstrengend war. Sie dachte darüber nach, was gestern Abend geschehen war. Sie musste sich doch noch an irgendetwas erinnern können! Doch im Augenblick schien es keinen Sinn zu haben, also beließ sie es einfach dabei. Vielleicht kam die Erinnerung später wieder zurück.

Sazuki brach als erster das allgemeine Schweigen, in dem er es geschafft hatte, den Holzeierbecher zu entzweien. Es gab ein fürchterliches Knacken, worauf hin Fumi erschrocken zuckte und mit dem Gesicht von dem Becher rutschte. Der Saft schwappte ihr ins Gesicht und sie fuhr auf. Auf ihrer Stirn prangte nun ein kreisrunder Abdruck des Bechers. Daraufhin bekam Anjanka einen so heftigen Lachanfall, das sie Aerie kichernd in die Seite stieß. Diese spuckte vor Schreck ein Salatblatt wieder aus, woraufhin Sazuki lachen musste. Dies brachte ihm eine Ohrfeige ein, die sich gewaschen hat. Schmerzhaft musste der Schwertkämpfer feststellen, dass die gestrige Situation, in der die Elfe plötzlich so herzlich mitgelacht hatte, ein reiner Ausnahmezustand gewesen war. Und wenn man noch daran dachte, dass Sazuki im Denken eigentlich eine absolute Niete ist, ist es doch recht bewundernswert, dass er sich noch an diese gestrige Begebenheit erinnern kann. Immerhin ist er Sazuki!

Jedenfalls, nachdem sich alle wieder eingekriegt hatten, war es an der Zeit, zu bezahlen und dann weiter zureisen. Es war schon bald wieder Mittagszeit und wie man Anjanka kannte, würde sie nie in ihrem Leben eine Mahlzeit verpassen. Doch voller Schreck mussten unsere Helden feststellen, dass sich in ihren Geldbeuteln mittlerweile eine Art Vakuum gebildet hatte. Aerie schaffte es gerade noch, zwei Silbertaler zusammen zuklauben, Sazuki brachte es sogar auf drei Silbertaler, Fumi jedoch unterlag mit gerade einmal einem Silbertaler. Das machte zusammen - na, wisst ihr es? - sechs Silbertaler! Richtig. Und was macht dann fünfzig Silbertaler minus sechs Silbertaler? Vierundvierzig Silbertaler. Und genau soviel schuldeten sie dem Wirt nun. Dieser war nicht gerade erfreut darüber und drohte ihnen damit, seine Frau auf sie zu hetzen. Diese war nun wirklich kein schöner Anblick und wirkte zeitweise sogar recht bedrohlich. Sie schien dem Motto „Quadratisch, praktisch, gut“ sehr treu zu sein und könnte jedem gestandenen Muskelprotz gefährlich Konkurrenz machen. Kein Weib, mit dem man sich also anlegen sollte. Deshalb mussten unsere Helden also je eine Wertsache als Pfand abgeben und versprechen, am Abend wieder zukommen, um das restliche Geld abzuzahlen. So legte also Aerie ihren kostbaren Stirnreif ab, Fumi hinterließ einen Armreif, Sazuki übergab dem Wirt sein teures Haarpflegeset mit der tollen Aloe Vera-Pfirsich-Spülung aus der Pflegereihe von „Sham?Poh!“ und Anjanka unter Tränen ihr geheiligtes Familienkochbuch.

Nachdem all das erledigt war wollte die Gruppe befand sich unsere Gruppe nun draußen vor dem Wirtshaus. Sie alle überlegten, wie nun das benötigte Geld zu beschaffen sei. Vorschläge, die von Taschendiebstahl über Entführung bis gar - Gott bewahre - Arbeit reichten, wurden genannt. Letzteres war wohl auch das einzig Mögliche, wenn auch zugleich Grausamste. Also…
 

Unschlüssig trat Anjanka auf den Marktplatz. Es herrschte bereits reger Betrieb, was bei dieser Uhrzeit recht verständlich war. Suchend blickte sie sich nach einer passenden Stelle um, wo sie sich niederlassen könnte. Schließlich entschied sie sich für schattigen Platz an einer Hauswand. Dort rollte sie seelenruhig ihre Decke aus und stellte die selbst gebastelten und mit unzähligen Rechtschreibfehlern verzierten Werbeschilder auf, durch welche sie sich eindeutig von den Bettlern unterscheiden wollte (derartige Verwechslungen hatte es auch schon zahlreiche gegeben, doch leider waren sie eher selten zu Anjankas Gunsten ausgegangen). Anschließend kniete sie sich auf ihren Platz und nun hieß es warten. Und so ein später Vormittag kann unglaublich lang werden. Vor allem, wenn es auf dem gesamten Marktplatz anfing zu duften. Mal gelangte der Geruch eines kräftigen Bratens an Anjankas Näschen, dann wurde dieser abgelöst von dem Duft verschiedener süßer Gebäcke. Es kamen noch dutzend andere hinzu, welche sich immer abzuwechseln schienen. Sie machten Anjankas Zeit dort, ohne einen dieser Leckerbissen zu haben, zu einer Dauer des Folterns.

Gerade, als die Seherin kurz davor war, sich wie hypnotisiert zu erheben und einer der Verlockungen zu folgen, da stand plötzlich jemand vor ihr. Sie blickte überrascht auf - hatte sie doch schon längst vergessen, weshalb sie hier war - und musterte ihren Gegenüber. Es war ein Mann. Anjanka war noch nie wirklich gut im schätzen gewesen (sofern es nicht in irgendeiner Weise mit Essen zu tun hatte), aber da er noch relativ jung aussah, siedelte sie sein Alter irgendwo zwischen fünfzehn und fünfundvierzig Jahren an. Da konnte man nichts falsch machen. Was sie mit Sicherheit wusste, war, dass er brünett war und kinnlanges Haar hatte.

„Sie sind eine Seherin?“, fragte er plötzlich.

„J-ja“, stotterte Anjanka. „Woher wissen sie…?“

Er hob lächelnd eine Augenbraue und deutete mit einem Nicken auf Anjankas Werbeplakate.

„Ach so!“, Anjanka nahm sich eines der Schilder und betrachtete es, als würde sie es heute zum ersten Mal sehen. „Ja natürlich.“ Sie wandte sich wieder ihrem potentiellen Kunden zu und sah ich abwartend an.
 

Zielsicher steuerte Fumi auf den Brunnen zu, welcher sich mitten auf dem Platz befand. Die großen Brunnen auf den Märkten der Städte waren ihre Lieblingsplätze um zu predigen. Sie boten den Vorteil, dass sie fast ausnahmslos alle direkt in der Mitte der Plätze standen und außerdem sah es zumeist recht hübsch dort aus. Irgendwie poetisch. Fumi mochte das, genauso wie sie den Trubel um sie herum mochte, welcher entstand, wenn sie dort mit ihrer Rede anfing. Wie gewohnt, als wäre es immer dieselbe Stadt, in der sie ihrer Arbeit nachging, schwang sie sich auf den Brunnenrand und stellte sich, den Platz überblickend, aufrecht hin. Ihr Blick schweifte über die Menge hinweg. Sie wartete. Wartete, bis genug Menschen (beziehungsweise Männer) sie vor ihr versammelt hatten, angezogen von ihrem Anblick. Dann begann sie mit ihrer Rede.
 

Planlos irrte Aerie über den Marktplatz. Sie wusste nicht so recht, was sie tun sollte, da sie in einer Stadt eigentlich keine Aufgabe hatte. Magierin und Heilerin – das ist ja alles schön und gut, doch wo sollte sie ihr Können anwenden? Sie könnte an jede Tür klopfen und fragen, ob sich in dem Haus gerade ein Todkranker oder jemand, der sich mit einer seltsamen Krankheit infiziert hat, befindet. Doch diese Tätigkeit hatte sie noch nie gemocht. Es ist doch irgendwie peinlich, wie ein Staubsaugervertreter (ACHTUNG: Hier ist ein zeitgeschichtlicher Fehler der Autoren enthalten! Wer ihn findet, darf ihn behalten!) von Tür zu Tür zu ziehen. Nicht selten war es bereits vorgekommen, dass manche Heiler von den Bewohnern lautstark zu Recht gewiesen wurden, dass es sich nicht gehöre, solche Panik zu machen. Todkranke! Infizierte! Wo kämen wir denn da hin, wenn lauter solche Irren durch die Straßen ziehen würden und die Menge wahnsinnig machen würden mit ihren Schwarzsehereien. Aerie hatte sogar schon von einigen Toden durch Bewohner gehört, welche derartig in Panik geraten waren und augenblicklich mit einem Küchenmesser, einer Bratpfanne, wahlweise auch einem Stuhl oder jedem anderen greifbaren Gegenstand auf den Heiler losgegangen waren und ihr niederstreckten. Nein! Diese Tätigkeit war Aerie einfach zu gefährlich. Jedoch wirkte die Marktzauberei auch nicht so ganz attraktiv auf die Elfe. Sie mochte es nicht, sich zur Schau zu stellen und mit irgendwelchen billigen Zaubertricks die Leute zu vereiern. Manche mochten das ja lustig finden, doch sie ließ es kalt. Doch was sollte sie denn sonst tun?

Also beschloss Aerie, erst einmal stehen zu bleiben und sich einen Überblick zu verschaffen. Vielleicht entdeckte sie ja spontan eine Möglichkeit um zu Geld zukommen. Als sie gerade ihren Blick gelassen über den Platz schweifen ließ, ertönte plötzlich eine Stimme in ihrem Inneren. Nein, vielmehr kam ihr ein Satz in den Sinn, welcher beinhaltete: „Hat das verdammte Elfenmiststück wieder einmal keine Ahnung von irgendetwas?“

Oh ja, sie wusste, wer das war und ihr Hass auf ihn war mindestens genauso groß wie der, den dieser Satz beinhaltete. Manchmal hielt das Leben Schicksalsschläge für einen bereit, welche härter als der Tod sein können. Diese hießen zuweilen „Ares Stophlonicus Icaranius Perelewenius Rudolpho, Graf von Mooshammer“. Doch so hart das Leben mit so einem ‚Untermieter’, wie die anderen ihn genannt hatten, sein kann – irgendwann hat man sich selbst DARAN gewöhnt. Nicht gänzlich, das dürfte wohl ein Ding der Unmöglichkeit sein, jedoch ist somit die Fähigkeit des Ignorierens stark im Einsatz und permanent in Gebrauch.

Ist man jedoch allein, wie zum Beispiel jetzt (mal ganz abgesehen von den Menschenmassen, die sich auf dem Marktplatz tummelten), ist der Schwierigkeitsgrad extrem erhöht und eine derartige Beleidigung kann partout nicht überhört werden. Sehr zum Leidwesen Aeries.

„Halt die Klappe und geh schmollen!“, zischte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen ihrem unsichtbaren Gesprächspartner zu. Es hätte zwar auch gereicht, sich diesen Satz zu denken, doch was raus muss, das muss raus.

Ein Gedanke kam prompt zurück: „Leider kann ich weder Gehen, noch meine Klappe halten, aber ich werde mir stattdessen einfach deine leihen.“

Da schlug plötzlich Aeries Hand auf ihren Mund und presste beide Kiefer fest aufeinander. Vor Schmerz wimmerte die Elfe, bis der Druck der Hand endlich nachließ. Erleichtert schnaufte die Elfe, bis sie bemerkte, dass einige Leute sie argwöhnisch anstarrten. Es muss recht seltsam ausgesehen haben, aber das war sie ja schon gewohnt.

„Was denn, hast du schon genug?“ fragte Ares provokant. Da lachte er laut los, erst nur in Aeries Gedanken, dann, als sie nicht mehr standhalten konnte, auch über den Körper der Elfe. Es war ein hohes, lautes und vor allem geisteskrankes Lachen, welches eindeutig nur von einem verrückten Wissenschaftler und Magier kommen konnte. Träne stiegen in Aeries Augen, sie bekam einen Bauchkrampf vor Lachen und wünschte sich einfach nur, dass es bald vorbei war. Endlich kam dieser herbeigesehnte Augenblick und sie spürte, wie sie erleichtert auf den Boden sackte. Außer Atem rang sie nach Luft und spürte abermals die misstrauischen Blicke der Menschen. Als sie einen Blick nach oben warf bestätigte sich ihre Vermutung. Tatsächlich hatten sich bereits mehrere Menschen im Kreis um sie herum aufgestellt und beobachteten sie, fast schon gespannt auf ihre nächste Aktion.

„Fein“, zischte die Elfe. „Das hast du wieder großartig hinbekommen!“

„Nichts zu danken!“, kam es wie selbstverständlich zurück.

Da sprang Aerie wieder auf ihre Füße, außer sich vor Wut, und sie schrie: „Verdammt, ich kann absolut nichts dafür, dass du zu blöd bist um deine wahnwitzigen Zauberkunststücke fehlerlos und fachgerecht auszuführen! Also lass deine miese Laune gefälligst nicht an mir aus, verstanden?“

Eine kurze Zeit herrschte Stille, sowohl auf dem Marktplatz (oder zumindest in Aeries näherer Umgebung), als auch in ihr selbst. Da kam die zu erwartende Antwort. „Nö!“

Aerie war nun kurz vorm ausflippen. Die Krone ihrer imaginären Palme war in Sicht. Fast hatte sie sie erreicht. Wutentbrand griff die Elfe in einen ihrer Beutel und holte eine Kette hervor. An ihr hing ein Anhänger, welcher einen giftgrünen Kristall einfasste. Drohend hielt sie sie mit ausgestrecktem Arm über den steingepflasterten Boden. „Noch ein Wort“, keifte sie, „und ich lasse sie fallen.“

Wieder herrschte gespannte Stille. Die Menschen um Aerie herum, welches nun eindeutig ‚Publikum’ genannt werden konnte, da sie einzig und allein zu dem Zweck dastanden, um Aeries eigentlich nicht unterhaltenswerte Aktion mit der Kette zu begaffen. Dann kam die Antwort. „Mach doch, dann wirst du mich nie los.“

Aeries Blut kochte. „Und-du-wirst-nie-wieder-in-deinen-eigenen-Körper-zurückkehren-können. Du-wirst-für-immer-und-ewig-in-meinem-gefangen-sein-und-eine-Frau-wirst-du-auch-nie-kriegen. Du-wirst-dann-als-alter-Sack-sterben. Hörst-du?“

Diesmal kam die Antwort augenblicklich und zwar direkt durch Aeries Mund: „Es reicht mir schon vollkommen, dich jeden Abend und jeden Morgen nackt sehen zu müssen, da brauch ich nicht NOCH so eine widerliches kratzbürstiges Flachbrett wie dich!“, schrie er. Die Röte schoss Aerie ins Gesicht, doch diesmal nicht aus Zorn, sondern aus Scham. Wie konnte er es wagen, sie so zu entblößen? Zugegeben, da könnte ruhig noch etwas mehr dran sein, aber – Moment, das stand hier wohl nicht zur Debatte. So eine Frechheit durfte sich keiner bei ihr erlauben und da fielt ihr die Kette wieder ein.

„Ich lasse sie fallen!“, ermahnte sie nochmals und schüttelte sie wie zur Bekräftigung noch einmal.

Ein raunen ging durch die Menge. Erste Vermutungen wurden flüsternd dem Nachbarn kundgetan. „Ich denke, sie schmeißt die Kette dramatisch auf den Boden.“, hieß es einmal. Woanders hörte man es murmeln: „Bestimmt verlässt sie ihn unter Tränen.“ An einer anderen Stelle wurde ein „Doppelmord“-Ruf lauter. Dann herrschte wieder gespannte Stille.

Plötzlich fiel Aerie theatralisch auf die Knie, hielt die Hände gefaltet und mit der Kette dazwischen empor und rief: „Bitte lass sie nicht fallen!“ An dem Satzinhalt konnte man bereits feststellen, dass dieser Ausspruch von Ares stammte – das wusste jedoch das Publikum nicht.

„Du weißt doch ganz genau, dass ich ohne sie nicht mehr weiter leben könnte. Mein Leben hätte keinen Sinn mehr! Bitte, tu mir das nicht an!“

Ein Schluchzen ging durch das Publikum. Eine Frau brach in Tränen aus. „Oh Gott, ist das schrecklich!“ Ihr Mann begann sie zu trösten. „Schatz, alles wird wieder gut.“

Da sprang die Elfe wieder auf und schwenkte abermals bedrohlich die Kette umher.

„Du hast mich, seit wir uns kennen, immer nur ausgenutzt.“

Die Menge schluchzte.

„Und hintergangen hast du mich auch.“

Ein Laut des Entsetzens ging von den Zuschauern aus. Eine weitere Frau brach in Tränen aus.

An Ort und Stelle brach Aerie wieder zusammen und kniete auf der Erde. Händeringend fragte er: „Was muss ich tun, damit du mir vergibst?“

Stille. Die Zuschauer hielten den Atem an. Aeries Kopf arbeitete auf Hochtouren. Dieses Angebot eröffneten ihr jetzt ungeahnte Möglichkeiten. Gerade wollte sie zu einer Antwort ansetzen, da stürmte plötzlich eine aufgebrachte Zuschauerin aus den Reihen direkt auf Aerie zu und schmiss sich an sie. Verzweifelt schüttelte sie Aerie durch und schrie ihr dabei ins rechte Ohr: „Tu es nicht! Er wird dich wieder betrügen!“

Verdutzt und halbtaub sah Aerie die Frau an, als wäre sie eine Geisteskranke. Sie verstand nicht ganz, was gemeint war. Da kam eine zweite Frau herangestürmt und schüttelte die Elfe ebenfalls durch. Dazu kreischte sie direkt in das andere Ohr der Elfe: „Vergib ihm, er hat dir doch seine Liebe gestanden und Liebe kennt keine Hindernisse.“

Die Elfe wurde zusehends verwirrter. Wer hatte ihr die Liebe gestanden? Und ‚Liebe kennt keine Hindernisse’? Ihr wurde schlecht.

Wieder kam jemand aus dem Publikum gestürmt. Diesmal war es ein Mann. Zu Tränen gerührt jammerte er ihr direkt ins Gesicht: „Ihr könnt immer noch glücklich werden.“

Nun gab es auch für den Rest der Zuschauer keinen Halt mehr. Emotionen wurden frei. Die Bühne (Bühne? Welche Bühne?) begann zu beben. Aus den Schreien der Menge, welche in den letzten paar Minuten um einige dutzend Menschen gewachsen zu sein schien, hörte ma Sätze wie „Liebe überwindet alles!“, „Seid stark!“ und „Hat mal jemand ein Tempo?“. Die Elfe wurde nun beinahe von der Masse zerquetscht. Hilfe suchend ruderte sie mit den Armen, doch plötzlich bekam sie einen Krampf in ihrer Hand und vor Schmerz ließ sie die Kette los. Diese fiel zu Boden und zerbrach. Geschockt hielt alles inne. Die Zuschauer hörten auf, zu drücken und zu zerren und aus Aeries einst wunderhübschem Gesicht wurde eine Fratze des Grauens. Sie wurde ihn nicht mehr los. Sie wurde IHN nicht mehr los. Er würde jetzt für immer und ewig in ihr drin bleiben. Bei dem Gedanken wurde Aerie fast ohnmächtig, doch Ares wütender Schrei brachte sie wieder zur Besinnung.

„Du hast ihn zerbrochen!“ Fassungslos stand Aerie da und rührte sich nicht, dann schrie Ares durch ihren Mund weiter.

„Du dumme Gans hast ihn runter geschmissen! Der Kristall ist hinüber!“

Aerie wollte etwas zu ihrer Verteidigung sagen, doch da brachen aus den Splittern des zerbrochenen Kristalls bunte, strahlende Farben hervor. Sie stoben in alle Himmelsrichtungen aufwärts und explodierten über dem Marktplatz in einem spektakulären Feuerwerk. Oh- und Ah-Rufe entwichen der Menge. Aerie stutzte, dann begriff sie. Hastig durchwühlte sie abermals ihre Tasche und holte eine zweite Kette hervor, welche der zerbrochenen in ihrem ehemals heilen zustand sehr ähnlich war. Auch sie hatte einen silbernen Anhänger, welcher einen giftgrünen Smaragd einfasste. Nur die Verzierungen waren bei genauem Hinsehen anders.

„Wie?“, fragte Ares in Aeries Gedanken. Aerie erklärte: „Das war nur ein magisches Amulett aus meinem Repertoire, das ich da fallen lassen hab. Das hier“ Sie hielt sich die Kette vor die Augen, obwohl das überflüssig war. „ist die Echte.“

Von diesem Gespräch bekam Aeries Publikum nichts mit, da es noch immer mit dem Feuerwerk über ihren Köpfen beschäftigt war. Doch langsam erstarb das prächtige Farbenspiel und die Menge wandte sich wieder der Elfe zu. Sie vergötterten sie geradezu und mittlerweile standen jedem Einzelnen die Tränen in den Augen. Sie waren zutiefst gerührt. Es begann mit einem schüchternen Klatschen und endete in tosendem Applaus. Der Freiraum um Aerie herum vergrößerte sich zu ihrer Erleichterung wieder und sie stand verdattert da, verstand noch immer nicht, was passiert war. Da kam etwas kleines Gold-Metallenes angeflogen und traf die Elfe schmerzhaft am Hinterkopf. Ruckartig drehte sie sich um und hob drohend die Fäuste. „Wer war das?“

Eine einzelne Frau aus der hintersten Reihe sprang auf geregt mit den Armen wedeln auf und ab. Dazu kreischte sie wie wild: „Hier! Ich! Ich war es! Schau hier her!“

Gerade wollte Aerie die Frau zu einer Revanche herausfordern, da kamen plötzlich hunderte weitere Münzen angeflogen und prasselten hart auf sie herab. Schutzsuchend sprang die Elfe in Deckung und als sie sich wieder wutentbrand aufrichten wollte, kam ein weiterer Schwall von Goldstücken angeflogen und sie war abermals gezwungen, in Deckung zu gehen. Schließlich musste sie aufgeben. Ihre Gegner waren einfach zu zahlreich. Sie musste eine Möglichkeit finden, zu entkommen, doch man hatte sie umzingelt. Eine vertrackte Situation. Vielleicht gab es irgendeine Möglichkeit, das Publikum abzulenken, sich das Geld zuschnappen und zu entkommen, jedoch musste sie schmerzlich einsehen, dass es nahezu unmöglich sein dürfte. In ihrer Verzweiflung rief sie, ins Nichts zeigend: „Da! Ein dreiköpfiger Affe*!“ In diesem Augenblick stolperte jemand aus dem Publikum auf die Bühne.
 

„Was ist nun?“, fragte der junge Mann erneut, nachdem er eine Weile ihren Blick erwiedert hatte. „Könnt ihr mir nun helfen?“

Kurz dachte Anjanka darüber nach, dann stotterte sie ohne nachzudenken (also wie immer) drauf los.

„Ich weiß nicht, ob ich ihnen helfen kann, denn – sehen sie – ich weiß ja noch nicht einmal, wobei ich ihnen helfen soll und was sie von mir wollen und überhaupt weiß ich momentan absolut nicht, was ich für sie tun kann… sehen sie?“

Hilflos blickte sie zu dem Mann empor. Dieser zog abermals eine Augenbraue empor und meinte: „Aber du bist doch eine Seherin. Ist es nicht deine Aufgabe, das zu wissen?“

„Nur für neunundvierzig Heller die Minute.“, entgegnete Anjanka.

„Ach so.“ Zweifelnd blickte der Mann auf sie herab und fügte schmunzelnd hinzu: „Dann muss ich es wohl erklären.“

Anjanka nickte sachlich.

„Nun“, setzte er flüsternd an und kam näher an Anjanka heran, „Ich habe ein Problem. Es gibt da eine Frau. Sie ist wunderschön. Ihre Augen strahlen wie Edelsteine und ihre Haare glänzen wie pures Gold und wenn sie lacht, dann kann man nicht anders, als mit ihr zu lachen und es ist, als gehe die Sonne auf und lässt alles erstrahlen und es kommen kleine grüne Frösche mit Flügeln auf dem Rücken angeflogen und schießen mir winzige Herzpfeile in den-“

An dieser Stelle hielt es Anjanka für angebracht, den Herren und potentiellen Kunden aus seinen Träumen zurück in die Wirklichkeit zu holen und unterbrach ihn mit der Frage: „Wie ist ihr Name?“

„M-mein Name? Hat das etwas mit-“

„Doch nicht euer Name.“ Anjanka schüttelte den Kopf.

„Ich meine IHREN Namen. Den der Frau.“

„Ach so, antwortete der Fremde, doch dann sah er die Seherin plötzlich mit großen Augen und fragendem Blick an. Unverständnis sprühte aus seinem Blick.

„Das weiß ich nicht.“, antwortete er, als hätte Anjanka nach einem Badeort in der Wüste gefragt.

„Und“, versuchte es Anjanka noch einmal, „wo wohnt sie?“

Wieder erntete sie nur einen fragenden Blick. „Das weiß ich auch nicht.“

Anjanka zweifelte. „Wissen sie etwas über ihre Familie?“

Als Antwort kam: „Vielleicht hatte sie mal eine Mutter oder so…keine Ahnung.“

„Ihr Beruf?“

„Mein...? Äh, ach so! Ihr Beruf. Ja – nein.“

„Und wo und wann treffen sie sie am häufigsten?“

„Nirgends und nie.“

Anjanka war am Ende ihrer sowieso schon recht begrenzten Weisheit.

„Wisst Ihr denn überhaupt irgendetwas über sie?“, fragte sie verzweifelt, bereute es jedoch sofort. Doch das gefürchtete „Nein“ blieb aus. Stattdessen nickte der Fremde erfreut.

„Ja.“

Ein Flämmchen Hoffnung glomm in Anjanka auf. Sie starrte ihn erwartungsvoll an.

„Sie ist wunderschön und wenn sie lächelt, muss jeder mit ihr lachen und es ist, als gehe die Sonne…“

Anjanka gab es auf. Es brachte nichts, weiter zu fragen. Wie sollte sie ihm helfen, wenn er absolut nichts über diese leider nutzlos vielseitig beschriebene Frau wusste, außer dass sie Glanzmetallhaare zu haben schien und ein Dauergrinsen wie Barbie™? Solche Kunden galt es am besten so schnell wie möglich loszuwerden, egal wie! Hier bot sich immer die berühmt-berüchtigte Anjanka-Spezial-Geheim-Methode(²) an.

„Also gut“, meinte Anjanka, „dann werde ich einmal schauen, was sich da machen lässt.“

Die junge Seherin begann sich zu konzentrieren, indem sie die Augen schloss und leise einen Ton zusummen begann. Äußerlich wirkte es, als wäre sie vollkommen in Trance versunken, würde nichts mehr hören oder spüren, gäbe sich voll und ganz ihrer Suche hin… innerlich rang sie mit sich selbst. Schnick, Schnack, Schnuck - Norden, Süden, Westen?

Endlich kam sie zu einem Ergebnis doch um die Spannung zu erhöhen wartete sie noch ein paar Minuten, bevor sie die Augen öffnete und schweigend mit ausgestrecktem Arm und Zeigefinger nach links deutete, direkt in eine leere Gasse hinein.

Der Mann blickte fragend in die Richtung.

„Was ist da?“, fragte er verwirrt.

Langsam reichte es Anjanka. Fort, dachte sie, fort mit ihm!

„Die Frau“, erinnerte sie mit gepresster Stimme.

Kurz sah es so aus, als wolle er fragen, welche Frau sie meinte, doch da schien ihm ein imaginärer Kronleuchter aufzugehen.

„Ach ja, vielen Dank!“, rief er, noch während er in die entgegengesetzte Richtung losstürmte, mitten in eine Menschenmenge hinein.

Perplex schaute Anjanka ihm hinterher, überlegte kurz, ob sie etwas dazu sagen sollte, sah dann jedoch hoch zur Sonne und entschied, dass es Zeit zum Mittagessen war.

Der Fremde durchbrach indessen die jubelnde Menge, was sich als recht schwierig herausstellte, da die Menschen sehr eng beieinander standen, wie wild auf und ab hüpften und klatschten. Ihre verärgerten Rufe, wenn er sie anrempelte, hörte er gar nicht, sondern lief einfach weiter und durchbrach den Ring gänzlich. Unbeholfen stolperte er auf die freie Fläche hinaus und kam schlitternd zum stehen. Er hatte jemanden erblickt… jemanden, den er gesucht hatte…
 

Bereits nach wenigen Minuten hatte sich Fumis Zuhörermenge um das dreifache vergrößert. Zufrieden nahm sie die Tatsache zur Kenntnis, während sie weiterhin predigte. Nicht, dass sie das nicht gewohnt wäre, doch es erstaunte sie jedes Mal wieder aufs Neue, welche Überzeugungskraft in ihr steckte. Es war doch so leicht, die Männer wie Marionetten zu führen – sofern man eine Frau von ihrem Kaliber war.

Sie lächelte in sich hinein, doch plötzlich kam ein unerwarteter Wendepunkt, an dem sich aus einem für Fumi unerklärten Grund ihr Publikum wieder verringerte. Hilflos musste Fumi mit ansehen, wie immer mehr potenzielle Kunden ihr den Rücken zuwandten, weil anscheinend etwas Spannenderes ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Ein mieses Gefühl keimte in Fumi auf, vermischt mit einem Körnchen Zorn. Immer mehr und mehr gingen und auch unter den noch verbleibenden wurde es zunehmend unruhiger. Gemurmel und Geflüster erfüllte die Luft, welche kurz zuvor noch von gespannter Stille beherrscht wurde.

An einer anderen Stelle des Marktplatzes ganz in der Nähe wuchs hingegen das Verhältnis „Mensch pro Quadratmeter“ so, wie es nach Fumis Meinung bei ihr sein müsste. Jubel war von dort zu hören, welcher eigentlich der ihrige sein sollte und als schließlich auch noch ein Feuerwerk aus der Menge heraus brach und Fumi somit den letzten Rest ihres verbleibenden Publikums raubte, griff die Priesterin zu ihrer letzten und zugleich effektivsten Waffe. Unauffällig versuchte sie, ihren Rock etwas niedriger zurücken und zugleich raffte sie ihn an der Seite mit einem dort befestigten Band. Nun reichte theoretisch gesehen nicht einmal mehr der Ausdruck „Minirock“, doch trotz dieses verzweifelten Versuches schenkte ihr niemand Beachtung.

Doch da richtete sich eine Stimme an sie.

„He!“

Hoffnungsvoll wandte Fumi sich in die Richtung, aus der der Ruf kam.

„Junge Dame,“, meinte ein älterer Herr zu ihr, „ziehen sie sich doch mal etwas wärmer an. Auch wenn es Sommer ist, kann so was mächtig auf die Nieren gehen.“

An dieser Stelle reichte es Fumi endgültig. Sie musste herausfinden, wer oder was ihr die ganzen Kunden stahl. Was konnte für Männer interessanter sein, als sie? Fumi fühlte sich zutiefst verletzt; in ihrer Ehre und ihrem Stolz.

Nicht mehr ganz so engelhaft wie noch in der letzten Stadt sprang sie von dem Brunnenrand herunter und steuerte direkt auf die riesige Menschenmenge zu, durchbrach sie und stolperte aufgebracht in das Zentrum des Aufruhrs.
 

Verdutzt blickte Aerie zu der Gestalt hinüber, welche soeben zu ihr auf die imaginäre Bühne gestürzt war und sie nun seinerseits penetrant anstarrte. Während in dem Antlitz der zwiespältigen Elfe noch immer eine gewisse Angst, Überraschung und auch eine große Menge Unsicherheit eine große Rolle spielten, zeigte sich nun in dem Gesicht des ihr Unbekannten Freude, Glück und eine ganze Menge Verwirrtheit. Letztere aber schien auf die mentale Ebene zurückzuführen und wirkte chronisch bedingt.

Ihre Blicke hatten sich getroffen und hielten nun aneinander fest. Niemand sagte etwas; es herrschte vollkommene Stille.

Da durchbrach der Unbekannte das Schweigen.

„Du…“

Aerie schluckte. „Ich…“

„Ich hab dich überall gesucht!“ Der Fremde kam auf sie zu.

„Ja! Äh – wie?“ Die Elfe schluckte etwas heftiger als zuvor. „Verzeiht, ich habe euch noch nie…“

Doch sie wurden jäh unterbrochen, als eine weitere Person zu der kleinen Runde (oder großen, wenn man das Publikum mit einbezog) auf die Bühne gestolpert kam. Aerie erkannte sie sofort.

„Äh… Fumi?“

Verständnislos starrte die Angesprochene sie an.

„Wie…du?“

Aerie schluckte. „Ich… hast du mich auch gesucht?“

„Keineswegs!“, gab Fumi verärgert zurück und kam leicht stampfend auf sie zu. Drohend zeigte sie mit dem Zeigefinger auf sie.

>> Wie kannst du es wagen, mir all meine Kunden zu stehlen? Warte, was passiert, wenn du das noch mal machst. Du wirst nicht mehr in Ruhe schlafen können, dafür sorge ich! <<

Das hätte Fumi dieser inkompetenten Elfe am liebsten an den Kopf geworfen, jedoch wurde sie unterbrochen.

„Es gibt sie zweimal!“

Beide Frauen drehten sich zu dem Unbekannten um, welcher fast in Vergessenheit geraten war.

„Wie?“, fragten beide simultan.

Mit ausgebreiteten Armen kam er noch näher zu ihnen heran, wagte jedoch nicht auch nur eine der beiden ansatzweise zu berühren.

„Ich hab es geschafft!“, rief er und hüpfte ein paar Mal auf und ab. „Geschafft hab ich es!“

Die zwei Frauen sahen sich an, sahen ihn an, sahen abermals sich an. Ihr beider Blicke war eine Hilflosigkeit und Verwirrtheit zu entnehmen, die nur knapp unter der Naivität Anjankas³ eine Grenze ihr Eigen nennen konnte – wie so oft.

Abermals stellten beide das bereits häufig gebrauchte Fragewörtchen: „Wie?“

Aerie schob noch ein „Was?“ und Fumi ein „Wer?“ hinterher, da sprang der Fremde plötzlich auf die Seherin zu und fiel vor ihr auf die Knie.

„Ich wusste, dass es sie gibt.“

„Wer ist Sie?“

„Du.“

„Ich?“

„Du auch. Und du.“

Die Arme des Mannes zeigten nun, übereinander gekreuzt, auf die zwei Frauen.

„Hab ich jetzt was gewonnen?“, fragte Aerie hoffnungsvoll.

„Oh, meine Göttin! Freya, Geweihte! Hast du meinen Ruf erhört? Sind wir entdeckt worden? Werden wir berühmt?“

Aerie kreischte aufgeregt. „Diether Bohlen!“

Fumi stieß der Elfe in die Seite. „Red keinen Quatsch! Den gibt es doch – Freya sei Dank – noch gar nicht.“

„Oh…“ Aerie nickte nachdenklich. „Aber vielleicht ein weltberühmter, stinkreicher Filmregisseur?“

„Mh, vielleicht.“, grübelte Fumi. „Moment mal! Nein, das ist doch völliger Quatsch.“

„Wieso?“

Fumi dachte nach, dann fragte sie den Mann: „Bist du ein weltberühmter, stinkreicher Filmregisseur?“

Der Fremde hielt kurz inne in seinen Springbewegungen. „Ähm… nein.“ Er sprang weiter.

Fumi verschränkte bestätigt die Arme. „Da hast du es.“

„So ein Mist“, maulte die Elfe. „Aber vielleicht von >>Star Search<<?“

„Erstens“, begann Fumi abermals aufzuzählen, „sind wir hier nicht in Deutschland…“

„Nicht? Aber wie heißt dann unser Land?“

„Das… weiß ich auch nicht.“, erwiderte Fumi genervt. „Frag die Autoren!“

„In Ord-“

„…und zweitens gibt es bei uns nur Minnesänger.“

„Alles kl-“

„Und was willst du Abziehbild von einem Springfrosch jetzt von uns?“, fauchte Fumi den unbekannten an.

„Willst du mich heiraten?“, kam als Gegenfrage zurück.

„Bist du reich?“

„Nein, ich-“

„Vergiss es.“

Da kroch er hinüber vor Aeries Füße.

„Aber willst du vielleicht…?“

Auch, wenn es dem Fremden nicht klar zu sein schien, bemerkte jedoch zumindest Aerie, dass immer noch alle Augen des Publikums auf die imaginäre Bühne gerichtet waren. Sie beobachteten gespannt, was weiterhin geschah. Die Elfe wusste, dass sie nun sehr diplomatisch vorgehen musste. Wenn sie etwas Falsches sagte, könnte das fatale Folgen für ich Publikum mit sich ziehen, wie etwa Atemnot, Herzversagen oder einen Ausbruch von Hysterie. Wie schwer es doch ist, eine Berühmtheit zu sein, dachte Aerie. Von ihr hing alles ab. Leben, Tod – jegliches wurde durch ihre nächsten Worte entschieden.

„Kann ich…“, begann sie und der Fremde vor ihren Füßen starrte erwartungsvoll zu ihr hinauf, „vielleicht noch mal eine Nacht darüber schlafen?“

Der Fremde sah sie fragend an.

„Na ja“, stotterte Aerie weiter, „ich hab ausgerechnet heute noch sehr viel zu tun und über so etwas muss man schon ein-zwei Mal nachdenken, denke ich, und – äh – außerdem habe ich auch noch einen Friseurtermin und ich kann euch sagen: das dauert! Einmal, da war ich dort sieben Stunden gefesselt, weil sich die Bürste des Friseurs in meinen Haaren verfangen hat und dieser inkompetente Idiot wusste keine andere Lösung, als mir die Haare abzuschneiden, wogegen ich mich natürlich strickt geweigert habe, denn so etwas ist ja schädlich für meine Reputation. Und wie viele Jahre die gebraucht haben, um so lang zu werden! So weit konnte der bestimmt noch nicht einmal zählen und deswegen musste er sich etwas anderes einfallen lassen und das hat ihm ja nun überhaupt nicht gefallen, aber was mir noch viel weniger gefallen hat, war diese widerwärtige Fallbeiluhr, die er dort bei sich zu hängen hatte und die jede halbe Stunde einer Puppe den Kopf abschlägt, was – wohlgemerkt bei sieben Stunden – eine absolute Folter ist. Da hatte es dir Puppe ja noch gut, die…“

Plötzlich sank der Fremde ohne Vorwarnung zitternd und zuckend auf den Boden und presste mit schmerzverzerrtem Gesicht die Hände auf die Ohren. Er gab seltsame Geräusche von sich und krümmte sich wie wild. Aerie war verdutzt.

„Was… hat er denn für ein Problem?“

Fumi antwortete: „Ich glaube, ein Problem reicht nicht, um das hier zu rechtfertigen.“

Sie zog eine Augenbraue empor und fügte nach ein paar Sekunden hinzu: „ Aber ich denke, ich kann dich beruhigen. Seine Frage dürfte sich somit wohl erledigt haben.“

Aerie stutzte. „Womit?“ Die Priesterin brauchte einige Sekunden, um zu verstehen, was Aerie meinte, dann schüttelte sie nur den Kopf und meinte: „Vergiss es.“

Die zwei Frauen betrachteten den am Boden liegenden Mann nachdenklich. Er hatte seine bisherige Tätigkeit – das Zucken und Krümmen – noch nicht unterbrochen und so verging eine Minute und vielleicht auch eine weitere, bis Aerie das Schweigen unterbrach. Sie deutete mit einem Nicken auf den Mann und fragte zweifelnd: „Sollen wir vielleicht etwas unternehmen?“

Schweigen…

„Vielleicht… ihm helfen… oder so?“

Abermals Schweigen… der Fremde rollte sich auf die andere Seite.

„Weiß nicht…“, kam als Antwort.

„Aha.“

Wieder Stille. Die Grillen zirpten in der Sommerhitze und die Luft flirrte. Ein Geier kreiste über den Köpfen der Menschen.

„Wollen wir gehen?“

„Mh…“, Fumi zuckte mit den Schultern, sie wandten sich von dem zuckenden Mann ab und schickten sich an, durch die Menge hindurch zu verschwinden, doch Aeries Zuschauer registrierten dieses Vorhaben und starteten wieder die Jubelrufe. Außerdem bildeten sie einen Gang vor Aerie (und somit auch zwangsläufig vor Fumi), um sie durchzulassen. Die Priesterin blickte Aerie entgeistert an. „Was has-?“

„Frag einfach nicht.“

Schweigend passierten beide die Gasse, welche sich hinter ihnen sofort wieder schloss.
 


 

(²) Diese Methode hat Anjanka in ihrer langjährigen Berufserfahrung entwickelt und sie erwies sich als effizient und praktisch, weshalb sie heute weit verbreitet und deswegen eigentlich nicht mehr ganz so geheim ist. Nur weiß das Anjanka nicht. Und da sie auch kein Patentrecht angefordert hat, ist die Methode noch heute weit verbreitet.

Sie funktioniert folgender Maßen: Man weise dem Kunden einfach eine Richtung, gebe ihm noch einen kleinen Schubs und möge dann schleunigst das Weite suchen. Die tiefe Klippe, auf die der Kunde eventuell zusteuert, ist einfach zu übersehen (wenigstens kann dadurch das Gefühl der Sicherheit gewährleistet werden, da man diesen Kunden garantiert nie wieder sehen wird). Ebenso das eventuell eintretende zerreißende Schuldgefühl, welches die hart arbeitende Seherin (oder wahlweise auch jeden anderen Benutzer dieser Methode) befallen wird. Die kann auch sehr gut mit einer kräftigen Mahlzeit herunter gespült werden – eine weitere Berufserfahrung Anjankas.
 

(³) Auf einer Skala von eins bis zehn würde Anjanka wahrscheinlich die Elf erreichen.



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