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Feelings

von

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Zusatzkapitel - 6

Eigentlich wäre es vernünftiger gewesen noch einmal zu rasten und etwas zu schlafen anstatt weiterzugehen. Und ein langsameres Tempo wäre besser gewesen, um Energie für einen möglichen Kampf zu sparen. Vielleicht stieg ihm seine Kraft zu Kopf. Es war unklug sich für unbesiegbar zu halten. Selbst dann, wenn man es tatsächlich zu sein schien.
 

Als er ein paar Tage nach ihrer spontanen Eheschließung zu seiner nächsten Mission aufgebrochen war, hatte er ihr gesagt, dass er ungefähr eine Woche fort sein würde. Nun waren es beinahe zwei geworden. Das hatte daran gelegen, dass seine Ziele ihr Versteck gewechselt hatten und er etwas länger als geplant benötigt hatte, um sie ausfindig zu machen. Sie auszuschalten hatte letztlich nur ein paar Minuten gedauert. Und er hatte sich dabei nicht gerade beeilt.

Ihm gefiel seine Stärke. Er wollte sie auch behalten. Aber er musste zugeben, dass er sich ein wenig gelangweilt und unterfordert fühlte. Beinahe taten ihm seine Gegner leid. Sein Auftauchen war ein Todesurteil und die Durchführung mehr eine Nebensächlichkeit.
 

Schlecht fühlte er sich deswegen nicht. Er tat, was nötig war. Und ohne solche Menschen war die Welt für alle ein besserer Ort. Es gab Fälle, da ließen sich Dinge friedlich lösen. Und andere, da war das nicht so. Und er überließ es größtenteils Naruto und Kakashi darüber zu entscheiden. Ihm war klar, dass er dazu neigte zu schnell endgültige Urteile zu fällen. Naruto gab gerne zweite oder dritte Chancen. Doch wenn das zu keiner Besserung führte und Unschuldige darunter litten, dann war selbst Naruto nicht so naiv zu glauben, dass sich alles friedlich lösen lassen würde. Und schließlich mussten sie an das Ganze denken und mit den Plänen für eine friedlichere Zukunft vorankommen. Also erledigte er, was erledigt werden musste.
 

Aber es war wohl besser, dass sie dieses Mal nicht dabei gewesen war. Diese Mission hätte ihr nicht gefallen. Auch wenn sie verstand, dass manche Dinge nötig waren. Trotzdem, wenn er Grausamkeiten von ihr fernhalten konnte, dann würde er das tun. Es war nicht nötig, dass sie sich damit belastete. Sie war weit empfindsamer als er.
 

Sasuke sprang von dem Ast des Baumes, auf dem er einen Sekundenbruchteil zuvor gelandet war. Hier hörte der Wald fürs erste auf. Von hier aus würde er zu Fuß auf das Stadttor zugehen. Er verlangsamte sein Tempo. Er wollte zwar ankommen, aber hier zu rennen, wo man ihm vom Tor aus würde sehen können, wäre ... einfach albern.
 

Er schnaubte leise ob dieses Gedankens. Sie hatte ihn wirklich verändert. Noch vor ein paar Monaten hatte er nicht gewusst, ob er es wirklich in Gesellschaft würde aushalten können. Dann hatte er sich an ihre Gesellschaft gewöhnt. Und jetzt verhielt er sich unvernünftig und verzichtete auf Pausen, bloß um einen Tag schneller zurückzukehren. Zurück zu ihr.
 

Er hatte in den letzten Tagen ihre Stimme vermisst. Ihr Lachen. Sogar, dass sie ihn bisweilen nervte, wenn sie versuchte ihn aus der Reserve zu locken und ihn dazu zu bringen mit ihr zu reden. Wenn er in ihrer Nähe war, fühlte er sich wie ein Mensch. Alleine kam er sich vor wie eine präzise, tödliche Waffe. Denn wenn er alleine war, dann kamen Gedanken und Erinnerungen hoch, die ihn wohl für immer schmerzen würden und dann schob er seine Empfindungen beiseite. Dann ließ es sich aushalten. Doch die positiven Empfindungen waren dann auch abgedämpft. In ihrer Nähe hatte er Ablenkung. Dann brauchte er nichts wegzuschieben. Sie beschäftigte ihn. Sie war interessant und er fühlte sich mit ihr nicht unterfordert oder gelangweilt. Im Gegenteil. Sie überforderte ihn in gewisser Weise. Sie war so lebhaft.
 

Und so warm.
 

Er durchquert das Tor ohne Probleme. Nachts war es geschlossen. Damit die Wachen es leichter hatten. Doch sie hatten ihm wortlos die kleine Tür im rechten Torflügel geöffnet und er war wortlos hindurchgegangen. Kakashi hatte scheinbar entsprechende Befehle gegeben. Ihm war es recht. Er hatte keine Lust mit jemandem reden zu müssen. Sie hassten und fürchteten ihn sowieso alle.
 

Er bemerkte, dass er sehr zügig ging und er verlangsamte seine Schritte wieder ein wenig.
 

Er verhielt sich wirklich albern.
 

Weil er es so eilig hatte die dunklen Straßen zu ihrer Wohnung zu durchschreiten. Was änderte es, ob er zwei Minuten früher ankommen würde? Er verhielt sich lächerlich.
 

Aber er wollte sie sehen. Und er hatte sich sehr beeilt, um heute Nacht noch anzukommen. Er wollte den Rest der Nacht bei ihr schlafen. Sie war warm und weich und zart und-
 

Er schüttelte kaum merklich den Kopf um den Gedanken abzubrechen.
 

Kaum jemand begegnet ihm. Die meisten Menschen in ihrer Wohngegend schienen zu schlafen. Und wer ihm begegnete, wich ihm eilig aus.
 

Er stieg die Treppen zu ihrer Wohnung hoch und vor der Tür zog er den kleinen Schlüssel aus der Tasche, den sie für ihn hatte machen lassen. Sie hatte ihn ihm gegeben, kurz bevor er wieder aufgebrochen war.
 

'Damit du jederzeit nach Hause kommen kannst', hatte sie glücklich und ein bisschen verlegen gesagt. 'Falls ich gerade nicht da sein sollte, wenn du ankommst.'
 

Sie hatte ihn mit diesem leicht scheuen Blick angesehen. Hingebungsvoll und sanft und so, als ob sie sich wünschen würde, dass er sie nun küssen würde. Aber selbstverständlich hatte er das nicht getan. Nicht mitten am Tag. Vor dem Stadttor. Vor so vielen Leuten, die er kannte...
 

Er hatte genickt, sich den Schlüssel gegriffen, sich umgedreht und 'bis dann' gesagt. Und dann war er gegangen. Mehr hatte er nicht fertig gebracht. Aber das war sicher in Ordnung. Sie wusste wie er war. Und schließlich hatte er sie geheiratet. Also konnte sie sich in Bezug auf ihn nun sicher fühlen.
 

Vielleicht hatte er aber auch bloß schnell verschwinden wollen, weil sie ihn mit ihren Worten kalt erwischt hatte. Er hatte schon sehr lange kein 'zuhause' mehr gehabt. Und nun konnte er wieder 'nach Hause' kommen. Und es war sogar jemand da, der auf ihn wartete...
 

Seltsames Gefühl...
 

Sollte er klopfen? Vielleicht erschrak sie, wenn er einfach hereinkam.
 

Keine Reaktion.
 

Also doch aufschließen.
 

Es war dunkel. Er war leise, während er seine Tasche und sein Schwert neben der Tür abstellte und die Schuhe auszog.
 

Leicht irritiert spürte er, wie sich sein Herzschlag beschleunigte, als er sich leise ihrem Schlafzimmer und ihrem Bett näherte.
 

Das war so lächerlich.
 

Vor allem, da er Augenblicke später feststellen musste, dass sie gar nicht da war.
 

Er stand in dem dunklen Schlafzimmer und blickte verärgert auf ihr leeres Bett.
 

Arbeitete sie noch? Arbeitete sie manchmal auch nachts im Krankenhaus? Möglicherweise. Wo konnte sie noch sein? Mit Freunden etwas Essen oder Trinken?
 

Passiert war ihr mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nichts. Hier war es sicher. Sie war stark. Sie war hier beliebt und hatte Freunde und Familie. Und Naruto passte auf sie auf.
 

Er blickte auf ihr Kopfkissen und spürte den Drang mit seinen Fingern über den Stoff zu streichen. Was er selbstverständlich nicht tat.
 

Wenn er einfach hier warten würde, dann würde sie zu ihm kommen. Ja. Das war am besten. Alles andere wäre albern.
 

Zehn Minuten später schlug er mit der Faust an Narutos Wohnungstür. Zweimal. Denn Naruto brauchte etwas bis er die Tür öffnete.
 

"Sasuke!", sagte Naruto etwas überrascht, aber nicht unerfreut.
 

Dieses Mal hatte er ihn scheinbar nicht gespürt. Er hatte gerade ganz offensichtlich geschlafen und weder Chakra geschmiedet noch im Sage Modus meditiert.
 

"Wo ist sie?"
 

"Was?"
 

Naruto schien noch nicht ganz wach zu sein.
 

"Sie ist nicht zu Hause. Mit deinem Sage Chakra kannst du sie lokalisieren."
 

Einen Moment sah Naruto ihn ziemlich perplex an. Dann fing er leider an zu grinsen. Was klar gewesen war. Aber er war bereit gewesen diese Peinlichkeit in Kauf zu nehmen.
 

"Es freut mich, dass sie dir inzwischen so wichtig ist", sagte Naruto immer noch über das ganze Gesicht grinsend. "Aber das werde ich ganz sicher nicht tun."
 

Er blickte ihn abwartend an, um dafür eine Erklärung zu bekommen.
 

Naruto verschränkte die Arme und lehnte sich in den Türrahmen. "Hinata schläft drinnen", sagte er. "Sonst würde ich dich reinbitten."
 

Er nickte leicht mit dem Kopf. "Ich will dich nicht stören. Ich will wissen wo Sakura ist."
 

Naruto runzelte leicht die Stirn. "Sie hat mir erzählt, dass du einen Schlüssel hast. Warte bei ihr in der Wohnung. Ihr geht es gut, sie wird bei Ino oder ihren Eltern sein oder sowas. Ich helfe dir nicht sie aufzuspüren. Das kommt sonst echt merkwürdig. Glaub mir das. Als ob du sie kontrollieren würdest."
 

Einen Moment sahen sie sich nur an.
 

Wollte er sie kontrollieren? Nein. Vielleicht. Nicht wirklich. Er wollte sich überzeugen, dass es ihr gut ging. Aber das hatte Naruto ihm ja gerade bestätigt. Vielleicht war er es einfach nicht gewohnt, dass sie sich nicht ausschließlich mit ihm beschäftigte. Aber sie hatte selbstverständlich ein eigenes Leben. Das war ihm klar. Er wollte bloß-
 

"Wie war deine Mission?", fragte Naruto interessiert. "Hat alles geklappt mit-"
 

"Alles verlief wie geplant, keine Schwierigkeiten. Das berichte ich dir und Kakashi morgen."
 

Damit drehte er sich um, um zu gehen.
 

"Schön, dass du wieder da bist!"
 

Er machte sich nicht die Mühe etwas zu erwidern. Aber Naruto nahm ihm sowas nicht übel. Er hörte ihn leise lachen und wieder seine Wohnungstür schließen.
 

Hätte er sagen sollen, dass er sich für ihn freute? Wegen Hinata Hyuuga? Wahrscheinlich wäre das nett gewesen.
 

Er bog um die nächste dunkle Ecke, um wieder in die Richtung ihrer Wohnung zu gehen.
 

Dann würde er nun wohl doch auf sie warten müssen. Was für ein unbefriedigendes Gefühl. Das war neu für ihn. Dunkel erinnerte er sich daran, dass er früher als Kind oft gewartet hatte, in der Hoffnung Itachi würde Zeit für ihn haben. Aber das war lange her.
 

Sie hatte immer auf ihn gewartet. Im Grunde tat sie es noch heute. War es schwer für sie gewesen? Wahrscheinlich. Er wusste ja, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach bald in ihre Wohnung kommen würde. Sie aber hatte jahrelang nicht gewusst, ob sie ihn überhaupt wiedersehen würde. Oder was er mit ihr machen würde, wenn es dazu käme. Er hätte sie anders behandeln müssen. Es war ein Wunder, dass sie das für ihn getan hatte. Trotz allem, was er getan hatte. Plötzlich hatte er das Gefühl es noch mehr zu schätzen zu wissen.
 

"Sasuke!"
 

Er sah auf. Er hatte gespürt, dass ihm jemand in der Dunkelheit vor Sakuras Wohnung entgegen kam. Ino also. Das traf sich gut.
 

Sie blieb drei Meter entfernt von ihm stehen und er tat es ihr gleich.
 

"Hallo."
 

"Du bist also wieder zurück."
 

Irgendwie hatte sie feindselig geklungen. Als würde sie ihm etwas sehr übel nehmen. Bei ihrem letzten Zusammentreffen war sie auch vorsichtig gewesen. Aber nicht unbedingt feindselig.
 

Er nickte bloß kaum merklich als Antwort. Wusste sie wo Sakura war? Wenn er nun fragen würde, dann würde er zugeben müssen, dass er schon wusste, dass sie nicht zuhause war und dass er sie nun suchte. Das war ihm unangenehm. Andererseits wusste Ino möglicherweise wo sie war und konnte es ihm sagen. Er schwieg und versuchte zu einer Entscheidung zu kommen. Was erstaunlich gut funktionierte, denn Ino schien es nicht besonders angenehm zu finden, dass er bloß dastand und sie musterte und offenbar fing sie daher aus Verlegenheit von selbst mit dem Reden an.
 

"Also... du willst zu Sakura nehme ich an?"
 

Er schwieg.
 

"Tja, dann gehe ich jetzt mal", sagte sie. "Wir haben ein bisschen was getrunken, ich habe sie gerade nach Hause gebracht."
 

Das erklärte warum Ino ein bisschen instabil wirkte.
 

"Also sei bitte nett, sie ist ein bisschen emotional", fügte Ino mit einem vorsichtigen Blick hinzu. Immer noch glaubte er ein wenig Feindseligkeit zu spüren.
 

Er schwieg und trat einen Schritt zur Seite und Ino ging um ihn herum. Sie beeilte sich an ihm vorbeizukommen, als hätte sie Angst, er könnte eine plötzliche Bewegung machen.
 

"Bis dann", murmelte sie.
 

Er sah ihr nach bis sie in der Dunkelheit der Gasse verschwunden war.
 

Merkwürdig. Irgendwie störte ihn ihr Verhalten. Es hatte sich fast angefühlt, als ob sie wegen etwas wütend auf ihn wäre. War etwas mit Sakura nicht in Ordnung?
 

Er ging auf die Treppe zu und nahm zwei Stufen auf einmal. Oben angekommen klopfte er zweimal deutlich an die Tür.
 

Drinnen rumpelte es, er hörte sie fluchen. Sein Mundwinkel zuckte belustigt. Rasch setzte er wieder einen neutralen Gesichtsausdruck auf.
 

"Hast du was vergess-"
 

Sobald sie die Tür weit genug aufgezogen und ihn erblickt hatte, verstummte sie.
 

"Sasuke", hauchte sie.
 

Sie klang glücklich. Und ein Strahlen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Er bekam also, was er gewollt hatte. Vielleicht hatte er sich in Bezug auf Ino geirrt. Alles schien in Ordnung zu sein.
 

"Du bist zurück", flüsterte sie glücklich.
 

"Hallo", sagte er.
 

Einen Moment sah sie ihn nur an, sie schien ein wenig Schwierigkeiten zu haben ihren Blick zu fokussieren. Sie schien in der Tat angetrunken zu sein. Dann schien ihr klar zu werden, dass sie ihn bloß anstarrte und sie wich rasch zurück und bat ihn herein.
 

"Ist alles gut gegangen? Du kommst später als du gesagt hast, ich war ein bisschen besorgt", redete sie drauf los, während er seine Schuhe auszog und seine Sache das zweite Mal in dieser Nacht in ihrem Eingangsbereich abstellte.
 

"Mir geht es gut", antwortete er und er folgte ihr weiter hinein in die kleine Wohnung.
 

Zufrieden registrierte er wie sie sich danach zu sehnen schien, ihn zu berühren. Vielleicht wäre sie ihm um den Hals gefallen, wenn sie sich getraut hätte. Und vielleicht hätte er das auch gar nicht so schlecht gefunden. Doch ihm war klar, dass er nicht wie jemand wirkte, bei dem man das einfach so tun würde. Selbst sie nicht.
 

Sie machte einen vorsichtigen Schritt auf ihn zu.
 

"Schön, dass du zurück bist", flüsterte sie. Sie roch ein bisschen nach Alkohol. Und auch nach diesem frischen, blumigen Duft, den er in den letzten Tagen vermisst hatte.
 

Er beobachtete wie sie ihm noch ein kleines Stück näher kam, immer noch in der Hoffnung, er würde ihr signalisieren, dass sie ihn berühren dürfte. Und das wollte er. Aber einerseits musste er sich scheinbar erst wieder ein wenig überwinden, um Nähe zuzulassen und andererseits war es ein berauschendes Gefühl ihre Sehnsucht zu spüren und er genoss es. All ihre Aufmerksamkeit war auf ihn gerichtet, ihre Lippen waren ganz leicht geöffnet und ihre Augen hatten diesen bezaubernden Glanz.
 

Sie hob ganz langsam ihre rechte Hand. Sie schien selbst nicht so richtig zu wissen, was sie damit vorhatte. Er wollte seine Finger durch ihre weichen Haare gleiten lassen. Er hob entschlossen seine Hand und griff sich ihr Handgelenk, denn sie hatte in ihrer Bewegung innegehalten. Er spürte Ungeduld in sich.
 

Sie zuckte aufgrund seiner plötzlichen Bewegung zusammen, ihre Augen wanderten kurz zu seinen Fingern um ihr Handgelenk und dann wieder zu seinem Gesicht. Jetzt war er allerdings derjenige, der sich nicht ganz sicher war, wo er mit dieser Bewegung hingewollt hatte. Doch das war egal, denn sie schien sich dadurch ermutigt zu fühlen den letzten Abstand zu überwinden und sie trat auch noch den letzten kleinen Schritt an ihn heran. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, reckte sich nach oben, schloss die Augen, öffnete ihre schönen Lippen noch ein klein wenig mehr und nun war sie so nah, dass er ihren Duft in aller Deutlichkeit wahrnehmen konnte. Es war besser als in seiner Erinnerung. Und als sie ihn berührte, griff er mit seiner anderen Hand in ihre Haare und er küsste sie zurück. Plötzlich schien es doch wieder ganz einfach zu sein sie zu berühren und er wusste nicht mehr, warum er sich eben noch überfordert gefühlt hatte. Es war ganz natürlich. Ganz einfach. Er ließ ihr Handgelenk und ihren Hinterkopf los und als sie zurückwich, funkelten ihre Augen noch mehr und ihre Wangen hatten einen leicht rosanen Hauch.
 

Sie war wunderschön.
 

Ihr Blick war voller Zuneigung. Sie war die einzige Person auf dieser Welt, die ihn so ansah. Nicht ängstlich. Nicht wütend oder misstrauisch. Nicht bloß interessiert aufgrund seines guten Aussehens. Sondern voll Wärme und Sanftmut und Dankbarkeit, dass er ebenfalls Zuneigung zu ihr zeigte. Das war es, zu dem er zurückgewollt hatte.
 

Es fühlte sich tatsächlich so an, als wäre er 'Zuhause'.
 

"War deine Mission erfolgreich?", fragte sie und sie schien sich konzentrieren zu müssen, um normal zu sprechen.
 

Das hatte etwas.
 

Angetrunken wirkte sie viel schwächer als normalerweise. Hilfsbedürftiger. Er wollte sie gerade umso mehr beschützen. Sicher, im Vergleich zu seiner übermenschlichen Stärke war sie schwach, so wie alle anderen außer Naruto auch. Aber ihm war klar, dass sie eine Jonin mit außergewöhnlichen Fähigkeiten war. Man konnte sie genauso wenig als schwach bezeichnen, wie man ihre Meisterin, die 5. Hokage als schwach hätte bezeichnen können. Für jemanden, der nicht wie Naruto oder er aus einem berühmten Clan mit besonderen Genen kam, hatte sie Unfassbares geleistet. Ihre Chakrakontrolle war immer schon besser als seine gewesen und wahrscheinlich war das noch heute so. Andernfalls könnte sie mit einer normalen Menge an Chakra nicht solche außergewöhnlichen Wirkungen erzielen. Seine Frau war eine starke Kämpferin. Sie war erfahren. Ihr Körper war sehr gut trainiert. Und normalerweise hatte sie den fokussieren Blick einer Frau, die sich und andere beschützen konnte. Selbst wenn sie weinte, wenn sie Angst hatte oder wenn sie heilte anstatt zu kämpfen. Ihre Augen waren stets wach, immer konzentriert. Und nun, durch den Alkohol war das nicht mehr so. Nun war ihr Blick ein wenig verschleiert und noch sanfter als normalerweise. Und er genoss es, sie so sehen zu dürfen. Denn das bedeutete, dass sie sich sicher fühlte. Hier in Konoha, hier in ihrem Zuhause. Hier mit ihm. Sie hatte keine Angst und sie schien sich sicher zu sein, dass sie in seiner Gegenwart gut aufgehoben war. Das war sie. Er wollte sie mit allem was er geben konnte beschützen. Gerade, in diesem Moment, konnte er plötzlich verstehen, warum Naruto sich für einen anderen Weg entschieden hatte als er. Rache brachte nur Hass und Verderben. Wieso war er so blind geworden, dass er vergessen hatte, dass er Naruto und sie einmal hatte beschützen wollen? Doch vielleicht, wenn er länger Zeit gehabt hätte, seine Bindung zu ihnen zu verfestigen, wäre alles anders gekommen. Orochimaru hatte das erkannt und er hatte ihn rechtzeitig von ihnen getrennt.
 

Er hob seine Hand und berührte mit seinen Fingern ihre Wange. Gerade kam sie ihm so zart und zerbrechlich vor. Und so liebenswert. Wie hatte er ein so wundervolles Geschöpf beinahe vernichten können? Gerade verstand er sich selbst nicht mehr. Wie hatte er nicht sehen können wie fantastisch sie war? Und was für ein unglaubliches Geschenk sie für ihn war.
 

Sie schmiegte ihre Wange in seine Handfläche, voller Zuneigung und dankbar für seine Berührung.
 

"Ja", antwortete er auf ihre Frage nach seiner Mission. "Es tut mir leid, dass ich nicht früher zurückkommen konnte. Es hat sich verzögert."
 

Sie lächelte ein warmes Lächeln. "Ich weiß wie Missionen laufen", sagte sie sanft. "Mir ist klar, dass Zeitangaben immer nur ungefähre Schätzungen sein können. Du musst dich nicht dafür entschuldigen. Du bist da, wann du da bist. Und ich bin froh, dass es nun soweit ist."
 

Trotzdem wirkte sie dankbar für seine Worte. Vielleicht war da immer noch ein Rest Unsicherheit. Auch wenn sie einen Ring am Finger und sein Symbol auf ihrer Kleidung trug.
 

Er nickte leicht und nahm die Hand von ihrer Wange.
 

Deswegen hatte sie also nicht getrunken. Er hatte sich fragt, ob sie aufgrund seiner Abwesenheit frustriert oder besorgt gewesen war und deshalb getrunken hatte. Sie riss sich gut zusammen, aber es schien mehr gewesen zu sein, als man zu einem Essen trinken würde. Sie kam ihm eher so vor, als ob sie getrunken hätte, weil es ihr nicht gut gegangen war. Und wieder fiel ihm ein wie Ino ihn angesehen hatte.
 

"Du musst müde sein", sagte sie immer noch voller Wärme. "Möchtest du eine Dusche nehmen? Ich könnte dir in der Zwischenzeit etwas zu essen machen. Ich hatte mir etwas vorbereitet, doch dann war ich mit Ino aus und habe mit ihr gegessen. Es würde nicht lange dauern. Hast du Hunger?"
 

Er nickte einmal. "Danke."
 

Erst unter der Dusche merkte er, dass er sehr müde war. Das heiße Wasser war angenehm. Aber es schien auch die Anspannung abzuwaschen. Und nun spürte er, dass er zweimal Schlafen und Rasten ausgelassen hatte, um schneller hier zu sein. Er bereute es nicht. Er konnte noch kämpfen. Wenn es nötig wäre, wäre das kein Problem. Aber es schien nicht nötig zu sein. Und er hatte den Beweis, dass sie wohlauf war. Ihr ging es gut. Und da er nun hier war, musste sie sich auch nicht mehr sorgen, weil er spät dran gewesen war. Gerade in diesem Moment war alles in Ordnung. Und deshalb konnte er sich ein bisschen Müdigkeit leisten.
 

Nachdem er gegessen hatte, fühlte er sich noch müder. Sie erzählte ihm die ganze Zeit irgendetwas. Es war belangloses Zeug. Sie schien nicht zu erwarten, dass er etwas dazu sagte. Es ging um ihre Arbeit, Tsunade, Kakashi, Ino, ihre Mutter, ihre Pflanzen und bei den meisten Themen verstand er nicht, warum es sie überhaupt beschäftigte. Aber er war zu müde, um sich darüber zu ärgern, dass er es nicht verstand. Und er mochte es, ihr zuzuhören. Sie wirkte beim Erzählen zugleich lebhaft und doch ruhig und ausgeglichen und er fand den Klang ihrer Stimme angenehm. Am besten war, dass sie von ihm keine Reaktionen zu erwarten schien, die er nicht hätte geben können.
 

Sie ging ebenfalls duschen und er rief die Schlangen, damit er würde schlafen können. Als sie ins Schlafzimmer kam, warnte er sie vor, damit sie nicht im halbdunkeln über Asura, der nahe bei der Tür lag, stolpern und sich erschrecken würde. Doch sie schien sich über die beiden eher zu freuen und erneut stellte er mit milder Überraschung fest, dass alle drei immer noch Zuneigung füreinander zu empfinden schienen und dass sie einander sogar beinahe liebevoll begrüßten. Er hatte geglaubt die zwei Wochen, die sie sich nicht gesehen hatten, hätten die Reptilien ihre Zuneigung vielleicht wieder vergessen lassen. Doch sie schienen immer noch diese, für Schlangen ungewöhnlichen, Gefühle zu empfinden.
 

Vielleicht war es gar nicht so verwunderlich. Sein kaltes Herz hatte sie schließlich auch erwärmt.
 

Er hatte auf dem Bettrand gesessen und geduldig zugesehen, wie sie die beiden Schlangen begrüßt hatte, doch er war froh, als sie ihre Aufmerksamkeit endlich wieder ihm zuwandte, indem sie ihn anlächelte, in ihr Bett kroch und ihn erwartungsvoll ansah. Also legte er sich zu ihr.
 

"Darf ich in deinem Arm liegen?", fragte sie vorsichtig.
 

Also hielt er ihn ihr auf und sie rutschte sofort an ihn heran.
 

Wärme.
 

Ihre Wärme war nicht mit heißem Wasser in der Dusche zu vergleichen. Es war besser. Viel besser.
 

"Ich liebe dich", flüsterte sie im Dunkeln.
 

Wie immer überforderte ihn das ein wenig. Er konnte dazu nichts sagen. Er schaffte es einfach nicht. Vielleicht würde er das nie können. Doch er legte auch seinen anderen Arm um sie und er zog sie ein wenig fester an sich. Vielleicht war das gut, denn sie seufzte und es klang zufrieden und so, als ob sie sich sehr wohl fühlen würde.
 

Als er auf dem Weg hierher gewesen war, hatte er daran gedacht, wie sie sich anfühlte sie anzufassen. Wie es sich anfühlte, wenn er in ihr war und wenn sie für diesen kurzen Moment ganz und vollkommen ihm gehörte. Darauf war er eigentlich aus gewesen.
 

Nun war er so unendlich müde. So müde, wie er schon ewig nicht mehr gewesen war. Vielleicht lag das daran, dass er das Gefühl gerade zum ersten Mal wirklich zuließ. Morgen wäre dazu auch noch Zeit. Dazu, sie richtig anzufassen. Dann würde er es auskosten. Doch gerade, in diesem Moment, war das hier sogar noch besser. Gerade wollte er nicht mehr.
 

Merkwürdig...
 

Aber so war es.
 

Vielleicht würde er dieses Mal sogar zum allerersten Mal vor ihr einschlafen.
 

Egal...
 

Es war ungefährlich hier...
 

Und doch kam ihm noch ein letzter, störender Gedanke bevor er einschlief.
 

Er wollte wissen, warum sie so viel getrunken hatte. Und warum Ino ihn so angesehen hatte.
 

Das würde er morgen herausfinden.
 

Er konnte es nicht leiden, wenn er etwas nicht verstand.
 

"Gute Nacht Sasuke", flüsterte sie und sie klang glücklich.
 

"Schlaf", murmelte er.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Ekirlu
2024-01-10T11:23:52+00:00 10.01.2024 12:23
Hallo, schön von dir zu lesen , es freut mich sehr, das für dich diese
Geschichte auch noch nicht zu Ende ist 😉
Sasuke mal wieder total verkopft........
Bis hoffentlich bald
Von:  Rina2015
2024-01-07T08:03:58+00:00 07.01.2024 09:03
Danke danke danke 😊😊😊😊🫠🫠🫠
Es hat mich so unglaublich gefreut, dass du noch ein Kapitel geschrieben hast 😊 du kannst wirklich so schön Geschichten beschreiben 😊😁
Ich wünsche dir einen schönen Sonntag 😊
Von:  Sakura2100
2024-01-07T07:58:25+00:00 07.01.2024 08:58
Meeeeega , einfach nur meeega!!
Und wie jedes mal hoffe ich auch diesmal dass du noch rin Kapitel verfasst weil du so unfassbar gut schreibst und es so unfassbar spannend machst!!!
Von:  Cherrydestruction
2024-01-07T05:58:55+00:00 07.01.2024 06:58
Ohhhhh es geht weiter ! 😍🤩 toll!! Einfach toll. Deine Schreibweise und deine Erzählungen seiner Gefühle, das hat mich schon von Anfang an gefesselt. Ich hoffe es geht bald weiter, wir würden wohl alle gerne wissen wieso Sakura getrunken hat. Liebe Grüße


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