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Kowareta Hane

Gebrochene Flügel
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Teil: 21 / 24

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Klarheit?

Naruto kniete neben Sasuke, der bewusstlos vor ihm lag und selbst jetzt noch angespannt und gehetzt wirkte. Vorsichtig strich er seinem Freund einige schweißnasse Strähnen aus dem Gesicht und konnte spüren, wie dieser seicht zitterte. Ob es nun an der Kälte lag, die im Dōjō herrschte, oder von der Panikattacke, die der Dunkelhaarige gerade durchlebt hatte, wusste Naruto nicht zu sagen.

Itachi, der auf Sasukes anderer Seite kniete, schob seine Arme vorsichtig unter die Beine und den Rücken seines Bruders. Gekonnt und behutsam hob er ihn hoch und stemmte sich selbst in den Stand. Auch Naruto stand auf. Gemeinsam mit den beiden Brüdern verließ er die Trainingshalle. Dabei schloss der Blonde auf dem Weg die Türen wieder hinter ihnen.

Nachdem sie die Treppe ins Obergeschoss bewältigt hatten schob er seine eigene Zimmertür auf, doch Itachi schüttelte nur kurz den Kopf.

"Sasukes Zimmer", meinte Itachi nur ruhig. Naruto nickte, eilte im Flur zur nächsten Tür und wollte sie aufschieben, als er stockte. Er würde das erste Mal Sasukes Zimmer sehen, ging es ihm durch den Kopf. Dann öffnete er die Tür und ließ Itachi eintreten, während er sich dazu entschied vor der Schwelle zu bleiben. Doch wieder konnte der Blonde nichts weiter sehen, als den Paravent, der den Blick ins Zimmer verhinderte.

"Würdest du mir bitte eine Schale mit heißem Wasser und einen Waschlappen aus dem Badezimmer holen", bat Itachi ihn, bevor er um den Raumteiler herum ging und aus Narutos Blickfeld verschwand.

Der Blonde wandte sich ab und ging abermals eine Tür weiter, hinter der das Badezimmer lag. Zum ersten Mal verstand er, warum es in diesem Badezimmer eine Waschschale gab. Er temperierte das Wasser und hoffte, dass die Temperatur passen würde. Über den Rand der Schale legte er einen Waschhandschuh und griff dann noch nach einem frischen Handtuch.

Als er Sasukes Zimmertür damit wieder erreichte blieb er erneut vor der Schwelle stehen.

"Hier, die Schale mit Wasser", rief er bedächtig in das Zimmer. Er konnte hören, wie Itachi aufstand und mit wenigen Schritten zum Paravent und darum kam. Mit einem traurig wirkenden Lächeln nahm er die Sachen entgegen und verschwand dann wieder. Naruto fragte sich, ob Itachi ihn stumm eingeladen hatte ihm ins Zimmer zu folgen oder einfach darauf vertraute, dass er nicht ohne Sasukes Erlaubnis diese Schwelle überschreiten würde.
 

Nach einer guten halben Stunde kam Itachi aus dem Zimmer seines Bruders. Naruto lehnte neben einem Fenster im Flur und wartete. Er richtete sich wieder gerade auf und nahm Itachi die Schale mit dem benutzten Wasser ab.

"Kann ich zu ihm?", fragte Naruto besorgt.

"Ich kann dir nicht erlauben, dass Zimmer von Sasuke zu betreten", erwiderte Itachi ruhig. "Das kann nur Sasuke."

Naruto nickte verstehend, bevor sie gemeinsam das Badezimmer betraten, indem sie das Wasser weggossen und Waschlappen und Handtuch in den Wäschekorb warfen.

"Hab ich etwas falsch gemacht?", fragte Naruto in den Raum.

"Wieso solltest du etwas falsch gemacht haben?", hakte Itachi nach.

"Ich weiß auch nicht... aber diese Panikattacke kommt ja nicht aus dem Nichts", erwiderte Naruto und blickte dann den Älteren an. "Hat... euer Großonkel Sasuke weh getan?"

Für einen Moment blickte Itachi Naruto nur stumm an. Dann wusch er sich die Hände am Waschbecken und legte nach dem Abtrocknen eine Hand auf die Schulter des Blonden.

"Komm, ich mach uns einen Tee", meinte Itachi. Naruto wollte aufbegehren, ließ sich dann aber doch widerstandslos von Itachi an Sasukes Zimmer vorbei zur Treppe und dann nach unten in die Küche führen. Dort gab ihm Itachi mit einer Handgeste zu verstehen, dass er sich schon mal an den Tisch setzen sollte. Dann brühte Itachi ihnen einen Tee auf und kam mit den beiden Tassen auch zum Tisch. Eine Tasse stellte er vor Naruto und nahm dann ihm gegenüber Platz.

"Was vermutest du?", fragte Itachi den Blonden, der seine Hände um die heiße Tasse gelegt hatte und die Wärme genoss.

"Ich denke, dass euer Großonkel Sasuke weh getan hat und das Sasuke deshalb Nähe so scheut und niemand an sich ran lassen möchte", antwortete Naruto leise.

"Damit liegst du nicht falsch", bestätigte Itachi, was Naruto wahrlich überraschte. Eigentlich hätte er damit gerechnet, dass Itachi wie üblich mit Gegenfragen vom Thema ablenken würde oder sich vage halten würde. "Als unsere Eltern starben war ich elf und Sasuke sechs. Ich weiß noch, dass ich mitten in der Nacht wach geworden bin und wusste, dass etwas Schlimmes geschehen ist. Es war nicht so, dass ich es genau hätte benennen können. Aber ich wusste, dass sich Sasukes und mein Leben verändern würde. Ich stand auf, verließ mein Zimmer und stieg die Treppe hinunter.

Unten in der Küche saß unsere Haushälterin, die in der Abwesenheit unserer Eltern auch auf uns aufpasste. Sie fragte mich, warum ich auf sei, doch bevor ich antworten konnte klopfte es an der Haustür. Unsere Haushälterin schob mich hinter sich und öffnete die Tür. Davor standen zwei Polizeioffiziere, die ihre Mützen abnahmen und dann sagten, dass unsere Eltern in einen schweren Unfall verwickelt gewesen und dabei ums Leben gekommen seien."

Itachi hielt kurz inne und Naruto konnte sehen, wie der andere schlucken musste. Die Erinnerung musste selbst jetzt, über zehn Jahre später, noch schmerzen. Der Ältere hob kurz seine Tasse zum Mund und nahm einen Schluck. Naruto tat es ihm gleich.

"Ich weiß nicht wie, aber irgendwie konnte ich meine Gefühle so kontrollieren, dass ich nicht in Tränen ausbrach. Ohne was zu sagen stieg ich ruhig die Treppe wieder hoch, ging zu Sasukes Zimmer und weckte ihn sanft. Er erkannte sofort, dass etwas nicht stimmte. Ich zog ihn in meine Arme und sagte ihm, dass unsere Eltern gestorben waren. Erst als Sasuke zu weinen begann erlaubte auch ich mir Tränen.

Sasuke und ich hatten schon immer ein enges Band. Als er noch ein Baby war, war ich der einzige, der es schaffte ihn zu beruhigen, wenn er mal weinte. Auch als Kind hat er mir stets nachgeeifert und meine Nähe und Anerkennung gesucht. Die Trauerzeit hatte uns noch mal enger zusammengeschweißt.

Nach der Trauerzeit von sieben Wochen zogen wir aus diesem Haus aus und in das Haus unseres Großonkels. Bis dahin hatte ich nicht mal gewusst, dass wir einen Großonkel haben, obwohl unserem Vater die Familie über alles ging. Aber ich hatte den Mann noch nie zuvor auf irgendeiner Feierlichkeit gesehen.

Wir wurden im Haus unseres Großonkels von dessen Hausvorstand in Empfang genommen und genau instruiert. Er machte uns klar, dass wir nur sprechen sollten, wenn wir angesprochen werden, nicht lügen oder widersprechen und auf gar keinen Fall trotzen sollten. Dann führte er uns ins Arbeitszimmer unseres Großonkels.

Erst musterte er uns lang. Als Kind hab ich das nicht verstanden. Dann meinte er, dass es in seinem Haus Regeln gibt, die wir im Alltag lernen würden. Er warnte noch davor, dass er nicht scheuen würde Regelverstöße zu bestrafen. Dann nickte er dem Hausvorsteher zu, der uns wieder aus dem Büro führte.

Der Mann führte uns in das obere Stockwerk und dann einen von zwei Korridoren entlang. Nach einer Ecke gelangten wir am Ende zu Sasukes neuem Zimmer. Es war ziemlich groß und ausstaffiert, als wäre jemand in ein großes Spielwarenkaufhaus gefahren und hätte alle Regale leer gekauft. Sasuke und ich waren von dieser Ansicht mehr als überwältigt.

Dann meinte der Hausverwalter, dass Sasuke seine Sachen schon mal auspacken soll, während er mich zu meinem Zimmer bringen würde. Also hab ich Sasuke sanft in sein Zimmer geschubst. Doch dann führte der Mann mich den gesamten Weg zur Treppe zurück und in den zweiten Korridor. Am Ende dessen meinte er zu mir, dass ich hier mein Zimmer hätte. Ich wiedersprach und er ohrfeigte mich. Da hab ich verstanden, dass die Instruktionen gar nicht auf den Kontakt mit unserem Großonkel beschränkt waren, sondern allgemein in diesem Haus galten.

An meiner neuen Schule wurde mehr von den Schülern gefordert, als an meiner alten. Neben dem höherem Lernpensum wurde auch erwartet, dass man einem Club beitrat und nach dem Unterricht in diesem aktiv war. Da ich ohnehin schon von meinem Vater Kendo beigebracht bekommen habe, bin ich an der Schule auch diesem Club beigetreten. Ich musste früh aus dem Haus und kam erst spät wieder zurück. So sah ich Sasuke eigentlich nur noch beim Abendessen.

Erst in den ersten Ferien nach unserem Umzug fiel mir auf, dass Sasuke sich verändert hatte. Er war jetzt in sich gekehrter. Saß oft irgendwo in einer Ecke und lass ein Buch. Wenn ich ihn fragte, ob er mit mir ein wenig trainieren wolle schüttelte er den Kopf. Umarmungen erwiderte er nicht mehr. Er war blasser geworden und auch etwas dünner. Doch ich schrieb es einfach den Veränderungen in unserem Leben zu und akzeptierte sie."

Der Ältere verstummte und schüttelte seinen Kopf, als könne er es selbst nicht glauben, dass er diese Veränderungen damals nicht richtig hinterfragt hatte.

"Kurz bevor ich auf die Uni kam saßen mein Großonkel, Sasuke und ich beim Abendessen zusammen. Er meinte zu mir, dass ich mir die Erfahrung des Studentenwohnheims nicht entgehen lassen sollte. Das würde mir bei der Entwicklung meiner Selbstständigkeit im Alltag helfen. Für mich klang es nicht so abwegig. Doch ich hätte an Sasukes entsetztem Blick merken müssen, dass etwas nicht stimmte.

Ich war dabei einige meiner Sachen zu packen, als Sasuke an meiner Tür klopfte. Normalerweise kam er nicht zu meinem Zimmer, daher war ich überrascht. Nachdem er herein gekommen war und mir geholfen hatte eine Kiste mit Büchern zu packen fragte er mich - völlig aus dem Nichts - ob ich ihn nicht mitnehmen könnte.

Erst lachte ich amüsiert, weil ich dachte, es wäre eine Art Trennungsangst, die ihn das fragen ließe. Doch dann sah ich seinen Blick und die feuchten Augen. Mein Bruder stand vor mir, gegen die Tränen ankämpfend und bat mich, ihn mitzunehmen. Da realisierte ich das erste Mal bewusst, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich zog ihn zur Fensterbank, setzte mich mit ihm und fragte ihn, warum er mitwollen würde.

Er rang mit sich, doch er konnte nicht in Wort fassen, was unser Großonkel mit ihm seit unserem Einzug getan hatte. Stumm saß er neben mir und weinte. Als ich ihn in den Arm nehmen wollte zuckte er nur erschrocken zusammen, sprang auf und lief weg.

Da bin ich zu unserem Großonkel und hab ihn zur Rede gestellt. Hab Antworten gefordert. Doch die Antworten, die ich bekam... damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Er schwafelte davon, dass Sasuke und er sich lieben würden und ihre Beziehung das Maß irdischer Liebe bei weitem übersteigen würde."

Naruto beobachtete, wie sich Itachis Griff um dessen Tasse festigte und die Knöchel begannen weiß hervorzustechen.

"Ich hab erst gar nicht versucht ihm klar zu machen, wie falsch seine Sicht der Dinge war. Sasuke war zu dem Zeitpunkt dreizehn. Dreizehn. Da gibt es keine Rechtfertigung für Sex mit ihm. Ich bin einfach aus seinem Büro gestürmt, bin zu Sasukes Zimmer, in dem ich ihn dann auch fand und habe wortlos angefangen seine Klamotten zu packen.

Unser Großonkel war mir gefolgt und schrie mich an, was ich da eigentlich tun würde. Ich sagte ihm, dass ich Sasuke mit mir nehmen würde und er lachte nur laut. Sagte, ich hätte das nicht alles richtig durchdacht. Als ich ihn fragte, was ich da groß durchdenken sollte, fragte er nur, wer für all die Kosten aufkommen sollte.

Im ersten Moment verstand ich nicht, worauf er hinaus wollte. Doch er stieß mich mit der Nase drauf. Ich hatte ein Stipendium ausgeschlagen, da wir ja in einer gut situierten, familiären Lage waren und mein Großonkel mir die Übernahme der Studienkosten zugesicht hatte. In dem Moment drohte er mir diesen Unterhalt einzustellen.

Es war mir egal. Ich schnappte mir Sasuke, die Tasche mit seinen Sachen, ging in mein Zimmer, nahm mir meine Tasche vom Bett und verließ mit ihm das Haus. Seitdem sind wir nicht noch einmal in das Haus meines Großonkels zurückgekehrt."

"Das war die richtige Entscheidung", stimmte Naruto leise zu, der nun endlich verstand, was Itachi vor einige Wochen gemeint hatte, als er davon sprach, dass der Preis für das beim Großonkel wohnen bleiben zu hoch gewesen wäre. "Hast du... mit Sasuke darüber gesprochen, was euer Großonkel mit ihm gemacht hat?"

"Ich... hab es versucht", antwortete Itachi. "Aber... am Anfang bekam er immer einen Wutanfall, wenn ich das Thema anschnitt. Nachts hatte er fast immer Albträume, doch auch da konnte ich ihn nicht dazu bringen mit mir darüber zu sprechen. Jeder Versuch ihn zu einem Psychologen oder Psychiater zu bringen scheiterte daran, dass er nicht mit diesen sprach... und dann begann er zu verdrängen."
 

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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Onlyknow3
2021-12-22T10:27:08+00:00 22.12.2021 11:27
Also lag ich richtig mit meiner Ahnung, habe es geahnt das so was kommt.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3
Antwort von:  MAC01
23.12.2021 01:41
Hey Onlyknow3,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Ja, du lagst mit deiner Ahnung goldrichtig. Der Großonkel konnte seine Griffel nicht bei sich halten. Wollen wir hoffen, dass der Mistkerl seine gerechte Strafe erhalten wird :-)

Bis zum nächsten Kapitel :3
Von:  Scorbion1984
2021-12-21T18:01:41+00:00 21.12.2021 19:01
Mist ,das war es was auch ich gedacht hatte, wegen seinem kalten Verhalten .
Den alten Perversling sollte man wegsperren.
Sasuke war bestimmt nicht der Einzigste ,dem er das angetan hat.
Antwort von:  MAC01
21.12.2021 19:16
Hallo Scorbion1984,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Jeder, der Hand an Kinder legt, sollte man wegsperren.

Bis zum nächsten Kapitel :3
Von:  -Pharao-Atemu-
2021-12-20T23:26:46+00:00 21.12.2021 00:26
Wie ich es hasse wenn das was ich mir die ganze Zeit denke wahr wird...
*brrr
Antwort von:  MAC01
21.12.2021 00:36
Guten Morgen -Pharao-Atemu-,

vielen lieben Dank für deinen Kommi :3

Nun haben wir traurige Gewissheit :-(

Bis zum nächsten Kapitel :3


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