Zum Inhalt der Seite

Time Bomb

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kavaliere voller Schamlosigkeit und Mitgefühl

„Darf ich Ihnen sagen, dass Sie eine zeitlose Schönheit sind?“ Dazai nahm Murasakis Hand und küsste sie schamlos darauf, während sie auf dem Sofa in der Detektei saß und er vor ihr kniete. Einen Augenblick später verpasste Kunikida ihm einen Schlag mit einem Aktenordner.

„Für so etwas haben wir jetzt jawohl keine Zeit!!“

„Natürlich sagt man nur ihr, wie schön sie ist“, grummelte Sei, die daneben saß, beleidigt vor sich hin.

„Sei, diese Leute wollen uns helfen, spiel nicht gleich wieder die Beleidigte“, entgegnete Murasaki.

„Es ist doch immer das gleiche, egal, wo wir hingehen“, meckerte die Kleinere weiter. „Anscheinend ist es auch egal, wann wir irgendwo hingehen.“

Natürlich hatten die beiden Frauen Atsushi nicht beantworten können, ob sie Zeitreisende waren, denn sie konnten sich darunter nichts vorstellen, doch sie waren sich überaus sicher, dass dies hier nicht ihre Zeit war. Gleichzeitig häuften sich überall die Meldungen, dass in der Stadt Personen und Dinge einfach so verschwanden.

„Wenn ich mir das alles so ansehe“, sagte Ranpo, der sich dazugesellt hatte, „dann sind die Damen etwa 1000 Jahre alt.“

„Wie bitte?!“, empörte sich Sei. „Nehmt das zurück, so alt sehe ich wahrlich nicht aus!“

Ranpo ignorierte ihre Empörung – oder bekam sie nicht mit – und öffnete sich eine neue Tüte Snacks. „Das sieht wieder nach schrecklich viel Arbeit für uns aus.“ Er steckte sich mehrere Chips gleichzeitig in den Mund und wurde dabei aufmerksam von Sei beobachtet.

„Aber ist das denn wirklich möglich?“, fragte Atsushi. „Zeitreisen, meine ich.“

„Ich habe noch nie davon gehört, dass jemand diese Fähigkeit besitzt.“ Fukuzawa kam hinzu. „Doch ausschließen können wir es nicht.“

„Ah, endlich jemand, der halbwegs normal gekleidet ist“, freute Murasaki sich. „Seid Ihr der Meister dieses … Etablissements?“

„Uh, das klingt aber anstößig, Chef“, kommentierte Ranpo und bemerkte, dass Sei immer näher an seine Chipstüte gerückt war.

Fukuzawa räusperte sich. „Bis wir Näheres wissen, bitte ich Sie hier in der Detektei zu bleiben. Vermutlich stehen Ihr Auftauchen und die Vorfälle in der Stadt in einem Zusammenhang.“

„Keine von uns hat die Fähigkeit, in eine andere Zeit zu reisen, so viel kann ich Euch versichern“, erwiderte Murasaki.

„Dann sind Sie Befähigte?“, hakte Dazai nach.

„Nwur fie, iff nwifft“, antwortete Sei hastig und mit dem Mund voller Chips, die Ranpo ihr ungewohnterweise überlassen hatte.

Murasaki seufzte. „Wenn es ums Essen geht, verliert sie manchmal ihre guten Manieren, verzeiht.“

„Twu nifft immer fo alf wärft dwu waf befferef.“

„Dann sind Sie eine Befähigte?“, fragte nun Fukuzawa und Murasaki nickte, als Tanizaki hinzukam und erschrocken aufschrie:

„Kunikida, bist du in Ordnung??“

„Ja, natürlich, wieso fragst du überhaupt? Was machst du denn für ein Gesicht?“, antwortete der Brillenträger, der hinter den Anderen stand, irritiert.

Die restlichen anwesenden Detektive drehten sich zu ihm um und verfielen für einen Moment in Fassungslosigkeit.

„K-kunikida“, stammelte Atsushi entsetzt. „D-du ….“

„Jetzt übertreibst du es aber mit der Verjüngungskur“, kommentierte Dazai.

„Was redet ihr für einen Unsi-“ Kunikida stockte, als er an seinen Armen hinuntersah. Wieso waren die Ärmel plötzlich so lang? Sein Hemd und seine Weste fühlten sich auf einmal so groß an und … ah! Panisch hielt er seine Hose fest, bevor sie gen Boden rutschte. Sowieso schien der Boden plötzlich fiel näher zu sein. Was war hier los?? Schrumpfte er etwa??

Immer noch entgeistert rief Fukuzawa nach Kenji, der sofort angelaufen kam.

„Kenji, bring Kunikida bitte sofort zu Yosano.“

„Hmm? Klar, mach ich, aber was ist denn los? Und wo ist Kunikida überhaupt?“, fragte der Junge, als sein Blick auf das Kind in den viel zu großen Klamotten fiel. „Wer ist dieses Kind da?“

„Kunikida“, antwortete Dazai trocken und erntete von Kenji fragendes Augenblinzeln.

„Willst du mich auf den Arm nehmen?“

„Das ist nicht die Zeit, um zu diskutieren!“, rief Kunikida mit nun deutlich höherer Stimme dazwischen. „Ich schrumpfe!“

„Eigentlich sieht es eher so aus, als würdest du rückwärts altern“, korrigierte Ranpo.

„Ich will weder das eine noch das andere!!“

„Bitte bring ihn einfach schnell zu Yosano“, warf der Chef mit Nachdruck ein, worauf Kenji nickte, Kunikida etwas überrumpelt an die Hand nahm und ihn zu der Ärztin führte.

„Was wird denn jetzt mit ihm geschehen?“, fragte Atsushi beunruhigt. „Ich meine, wenn das so weitergeht ….“

„Dann werden wir bei Kunikida noch die Windeln wechseln müssen“, antwortete Dazai und stutzte daraufhin. „Wow, das war ein Satz, von dem ich nicht dachte, ihn je zu sagen.“

„Hast du irgendeine Idee hierzu, Dazai?“, wandte sich Fukuzawa ernst an ihn.

„Tut mir leid, leider noch keine einzige.“

„Ranpo?“

Der Meisterdetektiv übergab der begeisterten Sei den Rest der Chipstüte, stand auf und setzte sich seine Kappe auf. „Ich denke, dass irgendwer die Zeit manipuliert hat. Deswegen kommt es zu diesen Anomalien, wie das Auftauchen der beiden Damen oder Kunikidas Rückentwicklung. Wir sollten uns den Ort ansehen, an dem unsere zwei antiken Gäste zuerst hier erschienen sind. Ich bin mir sicher, da wird ein Hinweis zu finden sein.“

Einen kurzen Moment dachte Fukuzawa über das Gesagte nach und nickte schließlich. „Darf ich Sie bitten, nun doch noch einmal nach draußen zu gehen, um den Ort Ihres Erscheinens ausfindig zu machen?“, sagte er zu den zwei Frauen. „Wir werden Ihre Hilfe benötigen, um Sie letztendlich auch wieder nach Hause schicken zu können.“

Murasaki nickte sofort. „Wir werden Euch unterstützen, wo auch immer wir nur können.“

„Gut. Ich danke Ihnen. Ranpo, Atsushi und Dazai. Ihr werdet sie begleiten.“

„Soll Kyoka auch mitkommen?“, warf Atsushi ein und wunderte sich sogleich, warum der Chef ihn fragend ansah.

„Kyoka?“, entgegnete er.

Ein mulmiges Gefühl machte sich rasend schnell in Atsushis Magen breit. „Ja, Kyoka. Soll sie auch mitkommen?“

„Wer soll das sein?“

Panische Angst überkam den jungen Detektiv und seine Augen weiteten sich vor Schreck. „Sie wissen doch, wer Kyoka ist.“ Doch Fukuzawa schüttelte lediglich verwirrt den Kopf.

„Kyoka!“ Atsushi stürzte an den Anderen vorbei und schaute zu den Schreibtischen, doch das Mädchen war nirgends zu sehen. „Tanizaki, Naomi! Habt ihr Kyoka gesehen?!“

Er erntete die gleichen Blicke wie zuvor vom Chef.

„Kyoka?“, fragte auch Naomi ahnungslos nach.

„Das Mädchen, das hier arbeitet!“, erklärte Atsushi atemlos. „Sie trägt zwei Zöpfe und einen roten Kimono!“

Die Geschwister tauschten verwirrte Blicke aus. „So ein Mädchen arbeitet hier nicht“, antwortete Tanizaki schließlich.

„Aber ...“ Atsushi wusste nicht, was er sagen sollte. „Ihr könnt doch Kyoka nicht vergessen haben! Dazai!“ Fahrig drehte er sich wieder zu seinem Kollegen um. „Du erinnerst dich doch an Kyoka, oder??“

Der Angesprochene grübelte kurz. „Ich kann mich an dieses Mädchen erinnern, aber um ehrlich zu sein, verblasst die Erinnerung an sie zunehmend.“

Übelkeit stieg in Atsushi hoch. Was hatte das zu bedeuten? War Kyoka einfach verschwunden? Wieso erinnerte sich niemand an sie?

„Sie wird einer Zeitanomalie zum Opfer gefallen sein“, sagte Ranpo todernst. „Ich weiß noch, wer Kyoka ist, doch anscheinend haben alle anderen sie vergessen. Als hätte sie nie existiert. Oder zumindest als wäre sie nie Teil der Detektei gewesen.“

„Dieses Mädchen ist also tatsächlich Teil der Detektei?“ Fukuzawa klang betroffen. Er nahm tief Luft. „Ich kann nicht glauben, dass wir unsere eigenen Leute vergessen. Beeilt euch und holt das Mädchen zurück.“

Immer noch panisch, doch fest entschlossen verließ Atsushi mit den Anderen das Büro und hörte nur noch Naomis hysterisches Flehen, dass ihr Bruder sie auf gar keinen Fall vergessen durfte.

 

Murasaki und Sei waren wenig begeistert davon, wieder auf die Straße zu müssen. Diese Zeit war laut und die Luft war schlechter und wer baute so große Häuser? Wusste der Kaiser davon? Oder war sein Palast sogar noch größer?

Ranpo hielt Sei eine neue Packung Chips hin, die diese dankend aufmachte und probierte.

„Du bist so ungewohnt spendabel, Ranpo“, bemerkte Dazai, während sie den vagen Beschreibungen der Damen folgten, um den Ort zu finden, an dem sie zuerst aufgetaucht waren.

„Was soll das denn heißen? Bin ich sonst geizig?“, gab der Detektiv eine Schnute ziehend zurück.

Dazai zuckte amüsiert mit den Schultern. „Vielleicht ein bisschen weniger spendabel.“

„Ich weiß, wie schlimm es ist, irgendwo herumlaufen zu müssen, wo man sich nicht auskennt“, erwiderte Ranpo. „Ich fühle also mit unseren Gästen mit.“

„Habt Dank für Euer Mitgefühl“, sagte Murasaki und auch Sei nickte anerkennend, während sie die Chips herunterschluckte.

„Eure Speisen sind zwar anders, aber sehr schmackhaft. Wobei ich diese Sorte hier lieber mag als die davor. Die erste jedoch hat mir am meisten gemundet.“

„Wir hoffen, wir können etwas tun, um das verschwundene Mädchen zurückzubringen. Ich kann mich an sie erinnern. Der junge Herr hier weigerte sich vehement, sie heiraten zu wollen“, ergänzte Murasaki.

„Äußerst unsensibel von dir, Atsushi.“ Dazai legte eine Hand auf den Kopf des vor ihm gehenden Jungen, der offensichtlich mit seinen Gedanken die ganze Zeit bei Kyoka war und vom Rest des Gesprächs nichts mitbekommen hatte.

„Huh?“, schreckte er hoch, als er Dazais Hand auf seinem Kopf spürte.

„Du machst dir Sorgen um sie, nicht wahr?“, fragte der Brünette und Atsushis Blick wurde noch trauriger.

„Was ist, wenn ich sie auch vergesse?“

„Junger Herr“, wandte Murasaki sanft ein, „so viel wie sie Euch anscheinend bedeutet, ist es unwahrscheinlich, dass dies geschehen wird.“

Ein schwaches Lächeln kehrte auf Atsushis Gesicht zurück.

„Ja. Das hoffe ich auch.“

Atsushis Aufatmen war von sehr geringer Dauer, denn plötzlich verschwand das Gewicht von Dazais Hand auf seinem Kopf. Einem unguten Gefühl folgend drehte er sich voller Anspannung zu seinem Kameraden um, doch dort stand niemand mehr.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich liebe Dazai, wir alle lieben Dazai, aber erst einmal musste er weg. Wenn ihr extra seinetwegen hier seid und euch gerade abwenden wollt, dann haltet ein! Es ist sehr stark möglich, dass das noch nicht sein letzter Auftritt hier war. ;)

Kommentare sind übrigens gern gesehen. Damit zeigt ihr mir, ob die FF überhaupt gelesen wird und das bedeutet mir viel. Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück