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Time Bomb

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Zugegeben, die Szene mit Kunikida am Anfang war einer der Gründe, warum ich überhaupt die FF schreiben wollte. XD Komplett anzeigen

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Die Zeiten ändern sich

Kunikida war der festen Überzeugung, dass Dazais gesamte Existenz darauf aufgerichtet war, ihm auf den Geist zu gehen. Welchen anderen Grund konnte es dafür geben, dass er ihn die gesamte Zeit schon, seit sie an ihren gegenüberstehenden Arbeitsplätzen im Büro saßen, so intensiv anstarrte. Natürlich versuchte Kunikida ihn zu ignorieren, doch heute war Dazai besonders nervig. Er starrte und starrte und starrte, ohne ein Wort dabei zu verlieren. Das musste eine neue Methode von ihm sein, ihn in den Wahnsinn zu treiben.

„WAAAAAAAS??!!“, platzte es schließlich lautstark aus Kunikida heraus und in die Stille der Detektei hinein, sodass alle anderen Detektive aufgeschreckt wurden und zu dem ungleichen Duo sahen. „WAAAS?!WAAAAS?!WAAAAAS?! Warum starrst du mich so an???!!“

„Hmm“, machte Dazai lediglich und legte ein wenig den Kopf schief. „Also, irgendwie, Kunikida … siehst du heute anders aus als sonst.“

„Häh? Anders? Was soll das denn heißen?“

Ohne zu antworten krabbelte Dazai auf den Tisch und rückte seinem Kollegen so nahe auf die Pelle, dass sich fast ihre Nasen berührten. Irritiert und beinahe verstört durch die Nähe des aufdringlichen Brünetten begannen Kunikidas Augenbrauen auf das Heftigste zu zucken.

„Aha!“, rief Dazai plötzlich aus. „Deine Sorgenfalten sind weg! Hast du da etwa was machen lassen?“

Von diesem Ausruf erschrocken kippte der Angesprochene mit seinem Stuhl nach hinten und beinahe um, doch der Verursacher dieses Chaos hielt ihn nicht gerade sanft an seinen Haaren fest und hatte zudem noch den Nerv, den Kopf des armen Kunikida in Yosanos Richtung zu drehen.

„Sieh dir das bitte mal an, Yosano. Die sonst äußerst deutlich zu sehenden Sorgenfalten sind verschwunden. Also wirklich, Kunikida, dass du so eitel bist ….“

„Ich bin nicht eitel! Und nun lass mich los, du Verrückter!“

„Hmm“, machte nun Yosano, die näher gekommen war und sich Kunikidas Gesicht aus der Nähe ansah, was diesem erneut überaus unangenehm war. „Du hast Recht. Die tiefen Furchen sind vollkommen verschwunden. Aber nach Botox sieht das nicht aus.“

„Was heißt denn hier tiefe Furchen?!“

„Schau du mal, Atsushi.“ Dazai drehte Kunikidas Kopf in die andere Richtung, sodass der junge Detektiv ihn besser begutachten konnte.

„Tatsächlich“, staunte Atsushi. „Wie kann das denn sein?“

„HEY! Lass endlich meine Haare los!“

Plötzlich standen auch noch Kyoka, Tanizaki, Naomi, Kenji und Ranpo um Kunikida herum und glotzten auf seine Stirn, auf die auch noch Krümel fielen, da Ranpo sich gerade ein paar Chips zu Gemüte führte.

„Ist das eine neue Faltencreme?“, fragte Haruno, die gerade erst hereingekommen war und sich sofort dazugesellte. „Die sieht unglaublich wirksam aus.“

„Wie kommt ihr darauf, dass ich Faltencreme benutze??“

„Meint ihr, es gibt wirklich eine Creme, die so stark ist?“, entgegnete Tanizaki verwundert.

„Hört auf mich anzustarren … bitte ….“

„Dazai, vielleicht lässt du Kunikida besser los. Ihm kommen schon die Tränen“, kam Atsushi seinem gebeutelten Kollegen zu Hilfe. Und tatsächlich ließ Dazai daraufhin den Kameraden los, der sich dann durch seine malträtierte Haarpracht fuhr und im nächsten Moment aus einer Schreibtischschublade einen aufklappbaren Taschenspiegel entnahm und in diesen blickte.

„Vom Taschenspiegel im Schreibtisch zur Faltencreme ist es aber auch kein großer Sprung mehr“, frotzelte Dazai vergnügt und krabbelte auf seinen Platz zurück.

„Bin ich hier eigentlich der einzige, der arbeitet?“ Kunikida klappte den Spiegel wieder zu und legte ihn zurück. „Kein Wunder, dass ich Sorgenfalten bekomme.“

„Korrigiere, Kunikida“, sagte Ranpo schmatzend, „du hattest Sorgenfalten und jetzt sind sie weg.“

„Unsinn, da waren nie welche und deswegen sind da auch jetzt keine. Und wenn da welche wären, wären sie allein die Schuld von dem da!“ Er brauchte nur einen kurzen Blick über seinen Laptop zu werfen, um allen verständlich zu machen, wen er meinte.

„Ah“, warf Haruno hastig ein. „Atsushi, Kyoka, ich habe einen Auftrag für euch. Ihr sollt an der Polizeiwache an der Ecke Beweismittel für einen wichtigen Fall abholen und zum Gericht bringen. Da es dabei um einen Mord geht, dessen Hauptverdächtiger zu einer Bande gehört, könnte es passieren, dass Mitglieder der Bande versuchen, die Beweismittel zu stehlen und zu vernichten.“

„Alles klar, wir sind schon unterwegs!“ Enthusiastisch salutierte Atsushi und machte sich mit Kyoka auf den Weg.

 

„Aber Sie haben uns doch beauftragt, die Beweismittel abzuholen.“ Mit wachsender Ungeduld wiederholte Kyoka, was sie dem Polizisten nun bereits dreimal erklärt hatte. Atsushi befürchtete schon, dass Kyoka gleich wieder etwas Dummes tun würde und zum Beispiel den Beamten angriff, aber in letzter Zeit hatte sie sich ein wenig gebessert, daher hatte er Hoffnung, dass sie diesen Auftrag ohne blutigen Zwischenfall beenden konnten.

„Dieser Fall ist uns unbekannt.“ Der Polizist schüttelte den Kopf.

„Aber Sie haben uns doch-“ Kyoka wurde merklich lauter und so schritt Atsushi ein.

„Hier“, er übergab dem Beamten das Dokument, das sie von Haruno für den Auftrag erhalten hatten. „Dort steht die Kennziffer des Falls. Wenn Sie die Nummer im System eingeben, dann wird sich sicher alles klären“, sagte er freundlich.

Der Polizist zuckte mit den Schultern, nahm das Papier an sich und tippte die Zahlen in seinen Computer ein. Dann seufzte er. „Wie ich schon sagte: Den Fall gibt es nicht.“ Er drehte den Bildschirm zu den Kindern.

Ungläubig blickte Atsushi auf das Display. „Aber der Mord hat doch stattgefunden. Vielleicht handelt es sich nur um einen Tippfehler oder ein Computerproblem oder-“

„Von so einem Mord wissen wir auch nichts“, fiel ihm der Polizist ins Wort.

 

Ratlos, was sie nun tun sollten, traten die beiden wieder auf die Straße.

„Vielleicht stehen sie unter dem Einfluss einer Fähigkeit und erinnern sich deswegen nicht an den Mord“, sagte Kyoka ernst. „Wir hätten uns nicht so leicht abwimmeln lassen sollen.“

„Dann würde diese Fähigkeit ja auch auf das Computersystem wirken und das halte ich für unwahrscheinlich. Oder gibt es so eine Fähigkeit? Eine Fähigkeit und ein Computervirus vielleicht? Oder ein Hackerangriff? Eine Fähigkeit, die einen Hackerangriff auslöst?“ Atsushi verlor sich in gemurmelten Gedankengängen, als Kyoka ihn am Ärmel zog.

„Lass uns zum Gericht gehen und dort nachfragen.“

Sie folgten diesem Vorschlag, doch leider brachte sie auch dies nicht weiter, denn am Gericht sagte man ihnen das gleiche. Als sie erneut ratlos auf der Straße standen, rief Atsushi schließlich Haruno an.

„Welcher Auftrag?“, fragte sie zu seinem Unglauben.

„Der, zu dem du uns eben losgeschickt hast.“

„Ich habe euch keinen Auftrag erteilt.“

„Aber ich habe es doch hier schwarz auf wei-“ Erschrocken hielt der Junge inne, als er auf das Dokument sah. Es war nur noch weiß. Nichts stand darauf geschrieben.

„Haruno“, hörte Atsushi im Hintergrund Fukuzawas Stimme, „du hast ihnen diesen Auftrag erteilt, weil wir ihn angenommen hatten.“

„Huh? Was? Ich … ich kann mich nicht daran erinnern.“

„Sag ihnen, dass sie zur Detektei zurückkehren sollen.“

„Schon verstanden!“ Atsushi legte auf und wollte Kyoka von dem Telefonat berichten, als er sah, dass sie intensiv auf die andere Straßenseite starrte. Er folgte ihrem Blick und stutzte. Dort liefen zwei Frauen in auffällig aufwändigen Kimonos und mit außergewöhnlichen Frisuren, die er sonst nur von uralten Bildrollen kannte, aufgeregt herum. Die Frauen liefen allerdings nicht auf dem Gehweg, sondern rannten in den dichten Verkehr hinein, sodass ein erbostes Hupkonzert ertönte, was die beiden Damen noch mehr irritierte.

„Vorsicht!!“ Geistesgegenwärtig aktivierte Atsushi seine Fähigkeit und sprang blitzschnell zu den Frauen, riss sie zur Seite weg und stürzte mit ihnen auf den Bürgersteig, nur einen Sekunde bevor ein Lastwagen an der Stelle vorbeirauschte, an der sie gestanden hatten.

Aufgeschreckt lief nun auch Kyoka los.

„Atsushi, bist du in Ordnung??“

Der Angesprochene schüttelte sich und richtete sich langsam wieder auf. „Alles in Ordnung. Mir ist nichts passiert.“ Er sah zu den beiden Frauen, die zwar sichtlich erschrocken waren, aber allem Anschein nach unverletzt. „Geht es Ihnen gut?“

„Du meine Güte“, entfuhr es einer der Damen, die mehrere Lagen farblich aufeinander abgestimmter Kimonos trug und bläulich-schwarze Haare hatte, die sie wie ihre Kameradin in einer aufwändigen Hochsteckfrisur trug. „Das war aber knapp!“

„Ich habe bereits mein gesamtes Leben an mir vorbeiziehen sehen … und ich bin doch der Meinung, dass da noch einige Kapitel fehlen“, entgegnete die Andere, die ihre Begleiterin um einige Zentimeter überragte, edle goldene und purpurfarbene Kimonos übereinander trug und lilafarbene Strähnen in ihrem schwarzen Haar hatte.

„Ah, junger Herr“, sagte wieder die Erste, „Ihr habt uns das Leben gerettet! Habt ergebensten Dank!“

„Fürwahr“, fügte die andere Frau hinzu, „unser Leben wäre ohne Euch verwirkt gewesen.“

„Äääh ….“ Atsushi errötete verlegen und kratzte sich am Hinterkopf. „Ach, nicht der Rede wert.“ Etwas eigentümlich sprachen die beiden Damen ja schon. Als wären sie aus der Zeit gefallen. „Sie müssen einfach besser aufpassen, wenn Sie eine Straße überqueren wollen. Besonders bei einer Schnellstraße.“

Die Frauen blinzelten ihn fragend an.

„Mir scheint, der junger Herr spricht in Rätseln“, sagte die Größere der beiden.

„Sagt, seid Ihr vielleicht ein hiesiger Bauer oder Handwerker? Eure Kleidung ist äußerst seltsam. So etwas habe ich noch nie gesehen.“ Die Frau mit den blaustichigen Haaren musterte Atsushi ungeniert und bemerkte schließlich auch Kyoka, die neben ihm stand. „Ah, ist das Eure Gattin?“

„WAAAAAS?!!“ Atsushi schüttelte seinen Kopf schneller als man gucken konnte, während das Mädchen einfach nur rot wurde. „Neinneinneinneinganzsichernicht!“ Auf was für Ideen kam diese Frau denn? Sie waren doch gerade mal vierzehn Jahre alt.

„Nicht? Ihr seht nicht aus wie Geschwister“, entgegnete die Dame, ehe sie lächelte. „Ah, ich verstehe! Ist sie jemand anderem versprochen und nun lauft ihr davon, um heimlich den Bund der Ehe einzugehen?“

„Neinneinnein!“ Atsushi stand kurz vorm Kollaps. Aufgeregt wedelte er mit den Händen, während Kyoka einfach nur noch etwas röter wurde. Konnte sie nicht auch etwas sagen? „Niemand läuft hier irgendwo einer Ehe entgegen!“

„Wenn Ihr für das Mädchen sorgt“, schaltete sich die andere Frau ein, „dann solltet Ihr ihr schleunigst einen Ehemann besorgen. Sie ist doch bestimmt schon vierzehn Jahre alt, oder?“

Verzweifelt versuchte der junge Detektiv, sein Kinn davon abzuhalten, auf den Boden zu knallen. Wie waren die denn drauf??

„Atsushi“, meldete sich Kyoka endlich zu Wort, „muss ich dich jetzt heiraten?“

„Aaaah!“ Der Angesprochene fasste sich entgeistert an den Kopf. „Nein, Kyoka, ganz sicher nicht.“

„Oh, okay.“

Ein weiterer Lastwagen rauschte in diesem Moment donnernd an der Gruppe vorbei und die beiden Frauen zuckten erschrocken zusammen.

„Was ist das hier für ein schrecklicher Ort?!“, kreischte die Kleinere.

„Ein faszinierender, doch schrecklicher Ort“, stimmte ihr die Andere zu. „Mir scheint, wir sind von einem Fluch getroffen worden und so in diese angsteinflößende Welt gelangt.“

Aufmerksam hatte Atsushi dies mit angehört. Irgendetwas stimmte hier ganz gewaltig nicht. „Darf ich fragen, wo Sie eigentlich herkommen und was Sie hier machen?“

Die Frau mit den lilafarbigen Strähnen nahm tief Luft. „Wir hatten eine Reise nach Edo unternommen und uns gerade auf den Rückweg zum kaiserlichen Hofe gemacht, als wir uns plötzlich hier wiederfanden.“

„Edo?“, wiederholte Atsushi verdutzt. „Sie meinen Tokyo.“

„To-kyo?“, die andere Frau schüttelte den Kopf und bedachte den Jungen mit einem abfälligen Blick. „Nein, Edo. Und wir wollten nach Kyo-to.“

„Der Kaiser lebt doch schon lange nicht mehr in Kyoto“, widersprach Kyoka „Und Edo ist doch der alte Name für Tokyo.“

Plötzlich durchzuckte Atsushi ein Gedanke. Konnte es sein? So wie die Frauen sprachen und gekleidet waren und wie sie die Autos und Hochhäuser ansahen, als würden sie so etwas zum ersten Mal sehen. War so etwas möglich? Da klingelte aus dem Nichts sein Handy und die Frauen schrien erneut verstört auf.

„Was für ein abscheulicher Lärm!“

„Vielleicht haben wir doch unser Leben ausgehaucht und dies ist die Hölle.“

„Entschuldigung.“ Atsushi nahm den Anruf entgegen.

„Atsushi?“ Es war Tanizaki. „Kommt schnell zurück. In der Stadt passieren einige seltsame Dinge.“

„Ja. Ist mir auch schon aufgefallen. Wir sind sofort da.“ Der Detektiv legte auf. „Darf ich Sie nach Ihren Namen fragen?“

„Murasaki Shikibu“, antwortete die Frau mit den lilafarbenen Strähnen.

„Sei Shonagon“, sagte die Dame mit den blaustichigen Haaren.

„Könnte es sein, dass Sie Zeitreisende sind?“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Für das Schreiben einer Fanfiction will ich natürlich einen Charakter so gut wie möglich verstehen, doch … dann kam Dazai. Auf die Frage, was wohl in seinem Kopf vorgeht, finde ich immer nur eine Antwort:
Fahrstuhlmusik. Komplett anzeigen

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