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Im Dunkeln der Nacht

Mystery Spell
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hinweis:

Keiner Komplett anzeigen

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Vertrauensbruch

Emma öffnet die Augen und sieht in ein neugieriges Gesicht, ein, zwei Zentimeter von ihrem entfernt. Die großen rehbraunen Kulleraugen scheinen jeden Zentimeter zu begutachten. „Was tust du da, Lorie?“, fragt sie skeptisch und zieht ihren Kopf von der Kleinen weg.

„Ich war noch nicht fertig!“, protestiert das Mädchen direkt und verzieht wütend das Gesicht. Sie ballt ihre kleinen Hände zu Fäusten und schnauft.

„Fertig? Womit?“ Ganz langsam, als hätte sie ein wildes Tier vor sich, dass es auf keinen Fall zu verärgern gilt, bewegt sich die junge Frau rückwärts aus ihrem Bett hinaus. Behutsam setzt sie den ersten Fuß auf den Boden, dann den nächsten. Ihr Körper liegt immer noch auf dem Bett, denn sie traut sich nicht, sich direkt aufzurichten. Das Mädchen konnte manchmal wirklich unberechenbar sein und dann konnte es unter Umständen sogar richtig gefährlich werden.

Lorie zieht die Augenbraue hoch und verschränkt die Arme vor der Brust. „Wenn du mich zu Ende schauen lässt, verrate ich es dir.“ Sie lächelt reißerisch und verengt die Augen.

Das Kindermädchen schüttelt es kurz bei dem Anblick. Die Kleine und Drogo mögen nicht Blutsverwandt sein, aber sie ähnelten sich schon ziemlich – gerade mit diesem Grinsen und dieser provokanten Art. „Was verraten?“, hakt sie unbedacht nach und steht langsam auf.

„Glaubst du, ich bin ein Baby, und fallen darauf rein?!“, zischt das Mädchen außer sich und ihre braunen Augen werden rot.

Beschwichtigend hebt Emma die Hände. Mist aber auch! Wenn es etwas gibt, dass man nie tun sollte, ist es Lorie in irgendeiner Form zu behandeln wie ein kleines Kind, oder, denken oder glauben, dass sie eins ist, oder, noch viel schlimmer, es sagen! „Nein, nein, niemals. Ich weiß doch, was für ein großes und kluges Mädchen du bist“, schmeichelt sie der Kleinen und weicht trotzdem ein paar Schritte zurück und damit Richtung Badzimmer; nur zur Sicherheit.

Wenn die vampirische Seite zum Vorschein kommt, sollte man definitiv nicht zu nah an der Kleinen sein. Während ihre Brüder auch in diesem Zustand, noch einigermaßen ansprechbar und kontrolliert sind, macht sich bei Lorie ihr junges Ausgangsalter bemerkbar. Selbstkontrolle und –beherrschung sind nichts, was man von einer 6-jährigen erwartet würden. Genau diese Momente, machen dem Au-pair immer wieder klar; dass ihr Gegenüber eben doch „nur“ ein Kind ist. Ein sehr altes; aber eben trotzdem ein Kind. Dennoch verwundert sie dieser recht schnelle Gefühlsausbruch von Lorie; eigentlich hat sie sich inzwischen besser im Griff …

Die Kleine faucht regelrecht und ihre roten Augen glühen wie Kohlen. „Deine Aufgabe ist es dich um mich zu kümmern!“, donnert sie in einer Lautstärke, die man selbst einem ausgewachsenen Spartiaten nicht zutrauen würde. „Du musst dich um mich kümmern!“, grollt sie noch einmal und ihre kleinen Reißzähne blitzen gefährlich.

Genau in dem Moment fliegt die Tür förmlich aus den Angeln und knallt scheppernd gegen die Wand. Ein extrem grimmiger Nicolae steht da. Die Aura die ihn umgibt ist eisig und lässt die Temperatur des Raumes direkt um 10° sinken. Er knurrt regelrecht und fixiert Lorie. Ein grimmiges Familienoberhaupt, bekommt man sehr, sehr selten zu sehen; und man möchte es auch nur sehr, sehr selten. Mit der finsteren Miene und seiner autoritären Ausstrahlung wirkt er noch bedrohlicher und angsteinflößender wie Drogo, der eigentlich der Bad-Boy der Familie ist.

Das Mädchen funkelt finster zurück und scheint sich nicht ansatzweise zu beruhigen. „Immer redet ihr nur über sie!“, brüllt sie wütend und zeigt auf ihr Kindermädchen.

Während die junge Frau noch weitere Schritte zurückweicht, geht Nicolae auf das Kind zu; mit der Eleganz und Bedrohlichkeit eines wilden Tigers. Vor ihr bleibt er stehen und beugt sich zu ihr hinunter. Schnell und fast schon erbarmungslos packt er sie an den Oberarmen und zwingt sie, ihn anzusehen. „Beruhige dich“, flüstert er eisig und sieht ihr in die Augen.

Nach einigen Augenblicken werden Lories Augen wieder braun und die kleinen Reißzähne verschwinden. Sie wirkt dennoch alles andere als beruhigt oder gar friedlich. „Sie ist doof! Nie macht sie, was ich will!“, legt sie sofort nach. „Ich will ein neues Kindermädchen!“ Trotzig reißt sie sich los und stampft wütend davon.

Als die Kleine um die Ecke verschwunden ist, scheint die Anspannung vom Ältesten der Bartholys etwas abzufallen und er seufzt schwermütig. Ein wenig betreten wendet er sich Emma zu und sieht sie forschend an. „Entschuldige, du weißt sie ist manchmal etwas schwierig.“

Ja, natürlich ist das Mädchen manchmal schwierig, aber wegen Nichts rastet sie nicht so aus. „Das war aber nicht wie sonst …“, interniert sie und mustert ihren Arbeitgeber ganz genau. „Ich habe noch nie erlebt, dass sie so ausrastet wegen einer Kleinigkeit.“ Sie traut sich nicht direkt anzusprechen, was Lorie gesagt hat. Bereits gestern hatte sie ja den Verdacht, das hinter ihrem Rücken etwas zwischen den Brüdern und ihr vorgeht. Wenn die Kleine Recht hat, und die drei auch noch über sie Reden, scheint sich ihre Vermutung ja bestätigt zu haben … bleibt nur die Frage was genau da im Moment passiert. Soll sie es wagen einen Schritt vor zu machen und zu fragen? Sie ist sich unsicher.

Nicolae räuspert sich und schließt die Zimmertür. Er dreht sich zum Kindermädchen seiner kleinen Schwester um und sieht sie an. „Die Situation ist etwas kompliziert im Augenblick und Lorie spürt das natürlich wesentlich deutlicher wie es ein Menschenkind würde.“

Die graugrünen Augen suchen ihre förmlich. Sie haben zwar die Absprache, dass er sich seiner Fähigkeit des Gedankenlesens und der Hypnose bei ihr nicht mehr bedient, aber sie kann ihm im Zweifelsfalle weder Einhalt gebieten noch ihn davon abhalten. Eine hoffnungslose Situation. Sie ist im Grunde auf sein Wohlwollen und seine Worttreue angewiesen. Eigentlich hätte sie dem immer korrekten und genauen Nicolae auch nie zugetraut, dass er sein Versprechen bricht – das entspricht einfach nicht seinem Charakter; allerdings beweist er ihr gerade das Gegenteil.

Emma fühlt genau, wie sein Blick sich in ihren Verstand bohrt und sie gleichzeitig eine angenehme Ruhe überkommt. Er hat seine Fähigkeit natürlich über die Jahrhunderte perfektioniert und schafft es, dass man sich förmlich in Wohlgefallen auflöst und sich entspannt, während er gleichzeitig auf Raubtour durch die Gedankenwelt geht. Das macht es noch schwieriger, sich überhaupt irgendwie zur Wehr zu setzen. Bevor sie doch zu sehr nachgibt und sich zu sehr wohlfühlt schafft sie es noch, seinen Namen auszusprechen. Es sollte vorwurfsvoll und sauer klingen, tatsächlich ist es nur ein leises Wispern – welches aber volle Wirkung erzielt. Schlagartig löst sich das angenehme Gefühl auf und ihr Gegenüber wendet den Blick ab.

Betreten steht der Älteste der Bartholys da und scheint nicht recht zu wissen, was er nun sagen soll. Er räuspert sich und sieht die junge Frau an. „Ich … verzeih mir, bitte.“

Das seine Stimme so leidend und verzweifelt klingt, sticht ihr kurz ins Herz, trotz aller Enttäuschung über sein Verhalten. Wie soll es nun zwischen ihnen weitergehen? Gerade erst haben sie es geschafft eine Vertrauensbasis zu schaffen und jetzt das … Und warum hat er sein Versprechen gebrochen? Sie kann sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Nicolae das auf Spiel setzen würde für Nichts, oder eine lapidare Kleinigkeit. Nein, dafür schien ihm zu viel daran gelegen und hat er sich zu sehr bemüht, die Dinge zwischen ihnen besser zu machen. Sie fasst sich ein Herz und sammelt all ihren Mut. „Was ist los?“, fragt sie zittrig.

Einen Moment verlieren sich seine Augen in der Leere und Erinnerungen scheinen ihn heimzusuchen. Als er den Blick wieder auf das Kindermädchen richtet, wirkt er ein wenig trüb und abwesend. „Gib mir bis heute Abend Zeit, dann werde wir dir sagen, was wir bisher wissen oder vermuten.“

„Warum bis heute Abend warten? Wieso kannst du es mir nicht jetzt sagen?“, hakt sie nach. Ihre Stimme schwankt zwischen Frust und Neugier. Immer diese Geheimniskrämerei, immer dieses Aufschieben, wozu?

„Ich würde gern noch einige Dinge vorher versuchen in Erfahrung zu bringen und zu klären, damit ich dir hoffentlich etwas Konkreteres sagen kann wie im Moment.“ Nicolae scheint sich wieder gesammelt zu haben und wirkt wie immer; souverän und abgeklärt. Er sieht das Kindermädchen mit einem offenen und warmen Blick an und bemüht sich um ein wohlwollendes Lächeln. „Ich weiß das ist jetzt gerade viel verlangt, aber vertrau mir bitte.“

Emma muss sich bemühen nicht loszulachen. Der Herr hat eben eindrucksvoll bewiesen, was sein Versprechen Wert ist und verlangt jetzt tatsächlich, dass sie ihm erneut vertraut – einfach so?! „Ist das dein Ernst?“, fragt sie sarkastisch zurück. „Nachdem, was eben beinahe passiert ist?“

„Ja, mir ist bewusst, dass das schwierig ist.“ Das Familienoberhaupt macht einen Schritt auf sie zu und streckt die Hand lose in ihre Richtung. „Aber es ist zu deinem Besten.“

Ohne, dass sie genau sagen könnte warum, weicht sie zurück. Sie vertraut ihm nur nicht mehr, sie traut ihm aus irgendeinem Grund auch nicht mehr. Ihre Nackenhaare stellen sich auf und sie spürt, wie ihr Herz immer schneller klopft, um eine eventuell nötige Flucht vorzubereiten. Die Reaktion ihres Körpers verunsichert die junge Frau noch zusätzlich. Was passiert hier nur?!

Nicolae sieht und spürt genau, was er in dem Kindermädchen auslöst und weicht zurück. Der Schmerz, dem das in ihm auslöst sieht man ihm deutlicher an, wie er selbst wohl möchte. „Es tut mir leid.“ Er vergrößert die Distanz zwischen ihnen immer weiter, bis er schließlich an der Zimmertür steht. „Ich verspreche dir, dass ich dir heute Abend sage, was ich bisher weiß.“

Der junge Frau wird erst bewusst, wie extrem angespannt sie war, als der Älteste der Brüder ihr Zimmer verlassen hat. Sie sackt regelrecht in sich zusammen und ist den Tränen nah. Sie hat geglaubt, dass ihr Leben endlich gut wird, dass sich alles zum Besseren wendet; aber es war augenscheinlich ein Irrtum. Oder?

Sie atmet tief durch und versucht ihre Gedanken zu ordnen. Ja, mit Nicolae wird es wieder schwieriger, noch schwieriger wie vorher. Aber sie sollte die anderen beiden Brüder nicht außen vorlassen, oder ihnen misstrauen deswegen. Oder?

Nicolae ist das Familienoberhaupt und hat die Entscheidungsgewalt … Sie hat noch nie darüber nachgedacht, wieviel Einfluss er auf die anderen beiden hat oder ausüben kann. Oder besser gefragt, wieviel lassen sich Peter und Drogo von ihm diktieren?

Nun gut, Drogo lässt sich generell recht wenig bis nichts sagen – auch, oder gerade, von Nicolae. Der Jüngste nimmt seine Rolle als rebellischer Bad-Boy sehr ernst und lebt sie voll und ganz aus, unabhängig davon, wie alt er tatsächlich ist. Sie kann sich nicht vorstellen, dass er sich von seinem älteren Bruder vorschreiben lässt, was er zu denken, oder wie er sich zu benehmen hat. Wahrscheinlich wird er schon rein aus Trotz das genaue Gegenteil machen.

Die Verbindung zwischen Peter und Nicolae hingegen ist recht stark. Sie sind sich ähnlich und kennen sich bereits lang; sehr lang. Ein Jahrhundert? Oder zwei? Noch länger? Der Mittlere ist meist in sich gekehrt und wirkt oft, als wäre er eh kein Teil dieser Welt. Sie würde nicht ausschließen, dass das Familienoberhaupt einen gewissen Einfluss auf ihn hat … aber wäre der so groß, dass …?

Ja, was eigentlich?

Sie ist verwirrt – noch mehr wie vorhin, als Lorie sie so merkwürdig gemustert hat und dann ausgeflippt ist. Was hat sie noch gleich gesagt? Dass ihre Brüder ständig über sie reden würden? Was hat das alles nur zu bedeuten?

Sie seufzt und geht ins Badezimmer. Hoffentlich wird die Dusch nicht nur ihren Körper, sondern auch ihren Geist etwas erfrischen.

Tatsächlich fällt ihr unter dem warmen Wasserstrahl direkt wieder die gestrigen Geschehnisse ein. Dieser Wolf, das Gefühl was er in ihr ausgelöst hat, das war unfassbar! Generell die ganze Begegnung! Und Moony nicht zu vergessen! Offenbar ist wirklich etwas Besonderes an dieser kleinen hübschen Eule. Insgeheim hätte sie sich gewünscht herauszufinden wie es weitergegangen wäre.

Doch Drogos Auftauchen hat alles kaputt gemacht. Gleichzeitig hat er ihr eine Nacht im Wald erspart - wahrscheinlich. So genau weiß sie das nicht … Andererseits … Was hat sie erwartet? Das der Wolf sie nach Hause bringt? Einen kurzen Moment muss Emma über ihre albernen Gedanken lachen.

Aber diese widersprüchlichen Gefühle auszulösen scheint voll Drogos Ding zu sein. Allerdings inzwischen nicht nur seins. Von den Geschehnissen gerade eben mal abgesehen, löst auch Nicolae immer öfter merkwürdige Empfindungen in ihr aus.

Und Peter irgendwie auch. Peter … Er war gestern Nacht in ihrem Zimmer, oder? Sie erinnert sich nur noch schwammig daran, aber eigentlich ist sie sich sicher, dass er da war. Er saß neben ihrem Bett, als sie aus ihrem Alptraum aufgewacht ist. Und dann …. Ja, und dann? Hmm … Nichts. Ist sie wieder eingeschlafen? Vielleicht. Aber es fühlt sich eher an als würde da etwas fehlen. Eine neue Gedächtnislücke?

Sie sollte sich allerdings erstmal auf das jetzt konzentrieren, und auf einige Fragen, die ihr unter den Nägeln brennen bezüglich ihrer nächtlichen Begegnung im Wald. Sie muss unbedingt noch mit Drogo reden wegen dem was passiert ist, dass darf sie auf keinen Fall vergessen.

Und noch etwas war wichtig … Sarah! Das hätte sie beinahe vergessen. Verdammt, sie muss sie unbedingt anrufen, wenn sie mit ihrer Dusche fertig ist.

Eingewickelt in ein Handtuch, hat sich die junge Frau, nachdem sie die Zimmertür zur Sicherheit abgeschlossen hat, auf ihr Bett gesetzt und ihr Handy gezückt.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Große Überarbeitung 21.05.21

An dieser Stelle kann ich sagen, dass die Story fertig abgetippt ist ^-^/
Ihr dürft euch also freuen, dass ihr sie definitiv bis zum Ende lesen könnt ... wobei fertig Ansichtssache ist.
Das Ende, so viel kann ich verraten, ist eher offen gestaltet - um mir eine kleine Hintertür offen zu halten ... für eine eventuelle Fortsetzung ^-^°

Des Weiteren habe ich angefangen die Story zu überarbeiten. Inhaltlich wird sich nichts ändern, aber ich werde noch die nötigen Feinheiten raus arbeiten, um alles etwas stimmiger zu machen.
Essenzielle Änderung ist aber, das die junge Frau zur Überarbeitung einen Namen bekommt. Falls ich schneller überarbeite, wie ich den Rest veröffentliche, werdet ihr das bemerken.
Damit ihr euch nicht wundert, die Gute heißt zukünftig Emma Komplett anzeigen

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