Zukunftsaussichten
„Und er hatte die ganze Zeit Kontakt zu ihr?“, fragte sie verwundert und griff nach der Tüte Chips, die sie gemeinsam geöffnet hatten.
„Ja, hatten sie. Mittlerweile antwortete sie mir zwar auch regelmäßiger auf meine E-Mail, aber irgendwas stört mich an der ganzen Sache“, murmelte sie gedankenverloren und legte den Kopf in den Nacken.
Etsuko runzelte die Stirn und musterte Mimi eindringlich. Beide hatten sich heute zu einem DVD-Abend getroffen, doch keiner der beiden hatte aufgepasst, um was es bei dem Film eigentlich ging.
Schnell lenkte sich die Aufmerksamkeit auf die wichtigeren Themen des Abends.
„Vielleicht fühlst du dich ja bedroht“, meinte Etsuko auf einmal und setzte sich auf.
„Bedroht?“, hakte Mimi unwirsch nach.
Was meinte sie denn jetzt damit? Warum sollte sie sich von Soras baldiger Heimkehr bedroht fühlen?
„Du hast mir doch mal erzählt, dass Tai auf sie stand, oder?“
Mimi nickte nur verhalten und legte sich auf den Bauch.
„Vielleicht hast du Angst, dass diese Gefühle wieder aufflammen könnten, wenn sie wieder häufiger um ihn herumschwirrt“, sprach sie ohne darüber nachzudenken aus und traf ungewollt genau ins Schwarze.
Mimis Augen weiteten sich unnatürlich, da sie diesen Gedanken schnellstens beiseiteschieben wollte.
Nach der sagenumwobenen Nacht, die sie mit Tai erleben durfte, hatte sie ihre Zweifel tief in ihrem Innern vergraben, da sie genau wusste, was er für sie empfand.
Doch Etsuko hatte Recht.
Sora würde immer ein wichtiger Teil seines Lebens bleiben, genauso wie für sie.
Wenn die beiden allerdings wieder mehr Zeit miteinander verbringen würden, Sora erneut ins Grübeln kam und es auch keinen Matt gab, der zwischen ihnen stand, wer wusste schon, was sich da wieder entwickeln könnte?
„Hey, ich wollte dich jetzt nicht verunsichern“, erklang die Stimme ihrer Freundin besorgt, als Mimi zu ihr aufschaute.
„Ich mache mir definitiv keine Sorgen“, log sie sofort und drehte ertappt den Kopf zur Seite. „Zwischen uns läuft es ja auch gut und Sora wird sich sicher für uns freuen, wenn sie wieder zurückkommt.“
„Weiß sie denn noch nicht Bescheid?“
„N-Nein…jedenfalls habe ich ihr nichts gesagt. Wir hatten ja auch kaum Kontakt“, redete sich Mimi raus und überlegte fieberhaft, wie sie das Gespräch auf ein anderes Thema lenken konnte.
Etsuko war eine neugierige Person, die gerne alles hinterfragte, aber selbst den Fragen eher aus dem Weg ging.
Mimi konnte noch nicht einschätzen, wie es mit Sora werden würde, da sie erst in zwei Wochen wieder in Japan wäre.
Tai freute sich auf ihre Ankunft, während sie mit dem grünen Monster, genannt Eifersucht, kämpfte.
Sie wollte gar nicht eifersüchtig sein, doch Sora schaffte es immer wieder, dass sie sich unsicher fühlte.
Ihr Band zu Tai hatte sie immer bewundert, da sie sich fast blind verstanden und sich gut in den jeweils anderen hineinversetzten konnten, während Mimi eine Zeitlang Tai überhaupt nicht einschätzen konnte.
Und ihre Liebe befand sich noch am Anfang des Weges. Sie wollte nicht, dass sich jemand dazwischen drängelte.
„Du solltest dir keine Gedanken machen. Ihr zwei seid so süß zusammen, dass ich manchmal sogar ganz neidisch werde“, verkündete Etsuko grinsend, während Mimi überrascht dreinblickte.
„Aber wieso denn? Ich dachte mit Daigo läuft es soweit gut, oder nicht?“
Zwar hatte sie letztens noch gemeint, sie nicht der typische Beziehungsmensch wäre, doch die beiden hatten letzte Woche ein traumhaftes Date gehabt, von dem Etsuko ihr am nächsten Tag die Ohren voll gesäuselt hatte.
„Ich versteh‘ dich nicht. Mal findest du ihn ganz toll und dann willst du ihn wieder auf Abstand halten. Hat er ‘ne zweite Persönlichkeit, von der ich nichts weiß?“
„Nein, er ist wundervoll, aber…“
Etsukos Stimme brach ab, als sie den Blick auf ihr Bett richtete. Sie presste die Lippen aufeinander, sodass ein schmaler Strich entstand. Nervös zupfte sie an ihrer Steppdecke, fuhr immer wieder über den weichen Stoff und zog leichte Kreise darüber.
„Er liebt seine Familie und ist nur nach Tokio gekommen, um zu studieren. Er hat vier Geschwister und ist mit ihnen auf dem Land aufgewachsen. Am liebsten würde er sein Leben genauso fortsetzen, wie es begonnen hat“, erklärte sie und wirkte verzweifelt.
„Aber das klingt doch alles ganz schön. Vielleicht lernst du ja auch bald seine Familie kennen“, versuchte Mimi die Situation zu retten, stellte jedoch fest das Etsuko bereits Tränen in den Augen hatte.
Mimi hatte sie noch nie vor jemandem weinen gesehen. Nach Norikos Tod war sie oft den Tränen nah, verschwand aber kurz bevor sie es nicht mehr zurückhalten konnte.
„Ich kann das nicht. Er will bestimmt mal eine Familie und ich…“
Sie sah Mimi direkt in die Augen, als sich einzelne Tränen lösten und ihr innerer Schmerz ans Tageslicht kam.
Erst jetzt konnte Mimi den Zusammenhang erkennen.
Es ging nicht darum, dass sie diese Beziehung nicht wollte, oder sich für Beziehungsuntauglich hielt.
Nein, dafür kannten sie sich noch nicht lang genug.
Doch Mimi erinnerte sich daran, warum Etsuko lieber Menschen von sich wegstieß, statt sie in ihr Herz zu lassen.
Man konnte sie verlieren und diesem Verlust wollte sie sich nicht stellen.
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„Du solltest dir nicht so viele Gedanken darübermachen, es ist doch nicht so, dass…“, sie stoppte abrupt und hielt inne.
Etsuko hatte keine Ahnung, dass sie über die Sache mit ihrer Mutter Bescheid wusste. Noriko hatte es ihr im Vertrauen erzählt, damit Mimi die Möglichkeit hatte sie besser zu verstehen.
Doch jetzt darüber zu sprechen, fühlte sich so falsch an. Sie war nicht ihre Schwester, die mit ihr eine gemeinsame Vergangenheit hatte, der sie blind vertraute.
„Du weißt es wohl“, schlussfolgerte sie mit leiser Stimme und wandte ihr Gesicht von ihr.
Sie zog die Beine an und lehnte sich gegen ihre harte Wand.
„Hat es dir Noriko erzählt?“
„Ja“, antwortete sie nur und schämte sich ein wenig, sie so in die Ecke getrieben zu haben.
„Wir standen uns wirklich sehr nah. Sie wusste alles über mich und ich über sie. Zusammen waren wir wie eine Familie“, erzählte sie wehmütig und zwang sich zum Lächeln.
Mimi hörte diesmal nur zu, wollte sie nicht unterbrechen, da sie glaubte, dass ihr das Reden helfen könnte.
„Weißt du, wie beschissen es ist, seine Familie Stück für Stück zu verlieren?“, fragte sie mit gebrochener Stimme und richtete den Blick auf ihre Knie.
„Als meine Mutter gestorben war, wollte mein Vater mich nicht mal mehr ansehen, weil wir uns ähnlichen sahen. In den ersten fünf Jahren meines Lebens kannte ich ihn nur als eine Art Onkel, der ab und zu auf mich aufgepasst hat, wenn meine Großeltern keine Zeit hatten.“
Unsicherheit kroch in ihr hoch. Was sollte sie nur sagen? Jedes Wort klang falsch, egal wie lange sie auch darüber nachdachte.
Sie blickte zu Etsuko, die erneut mit den Tränen kämpfte, immer wieder auffällig blinzelte und sich mit dem Daumen über ihre Augenpartie fuhr.
Eine pinke Haarsträhne löste sich und hing ihr ins Gesicht, als Mimi plötzlich auf das Foto starrte, dass sich hinter ihr befand. Es zeigte eine junge Frau mit schönen dunkelbraunen Haaren, die freudig in die Kamera lächelte.
„Ist das deine Mutter?“, fragte Mimi sehr behutsam und deutete auf das Bild, das neben ihr auf dem Nachtisch stand.
Etsukos Gesicht entspannte sich auf einmal, als sie den Rahmen in ihre zarten Finger nahm und über das Glas strich.
„Ja, das ist sie. Das Foto wurde kurz nach der Hochzeit meiner Eltern aufgenommen. Sie hatten sich bereits in der Oberschule kennengelernt und während dem Studium geheiratet.“
Mimi rutschte näher an sie heran, sodass sich ihre Schultern leicht berührten.
Sie sahen sich tatsächlich sehr ähnlich, abgesehen von den pinken Haaren, die zu Etsukos Markenzeichen gehörten.
„Sie waren so unfassbar glücklich…bis ich alles kaputt gemacht hatte“, murmelte sie vor sich hin und verstärkte den Griff um den Rahmen.
Entgeistert blickte Mimi zu ihr und konnte gar nicht fassen, was sie gerade ausgesprochen hatte.
„Aber das stimmt doch gar nicht, sie haben sich dich doch…“
„Ja, das haben sie, aber hätten sie gewusst, welche Opfer sie bringen mussten, wäre es besser, wenn es mich nicht gegeben hätte. Jedes Mal, wenn ich in die traurigen Augen meines Vaters gesehen hatte, wurde mir bewusst, dass ich ihm genommen hatte.“
„So ein Unsinn! Was redest du dir da ein?“, aufgebracht wedelte Mimi mit den Armen und konnte nicht verstehen, warum sie so einen Schwachsinn von sich gab. Ihr Vater liebte sie, mehr als alles andere auf dieser Welt.
„Ich rede mir überhaupt nichts ein! Ich quäle ihn jeden Tag damit, dass ich genauso wie sie aussehe. Erst als mir damals die Haaren ausgefallen sind, sah ich nicht mehr aus wie sie!“
Verblüfft über diese Aussage, hob Mimi die Augenbraue an.
„Färbst du dir deswegen die Haare immer pink?“
„Naja immer mit ‘ner Glatze rumzulaufen, ist auf Dauer wirklich nicht so toll und vor allem sehr kalt. Und da kam ich halt auf die Idee, mich zu verändern und seither funktioniert es auch besser mit uns“, erklärte sie überzeugt und nickte bestätigend.
„Das hat doch bestimmt nichts damit zu tun. Ihr seid eine Familie und er will dich nicht auch noch verlieren. Dein Vater hat einfach Zeit gebraucht, aber immer, wenn er über dich redet, spricht er voller Stolz und strahlt über das ganze Gesicht“, versuchte Mimi ihr vor Augen zu führen.
„Du bist ein wundervoller Mensch, der meiner Schwester geholfen hat, nicht aufzugeben. Du hast sie unsterblich werden lassen, genauso wie deine Mutter, da ein Teil von ihr immer in dir weiterleben wird. Und auch du hast das Recht glücklich zu werden, jemanden zu lieben und eine Familie zu haben. Denn irgendwie sind wir doch auch eine große Familie.“
Sie beendete ihren Monolog und spürte das Brennen ihrer eigenen Tränen in ihren Augen.
Gerührt sah Etsuko zu ihr und verzog leicht das Gesicht, als sie sie in eine stürmische Umarmung zerrte.
„Danke“, murmelte sie schwach, drückte sie aber noch fester an sich. Mimi erwiderte ihre liebe Geste indem sie ihre Arme um sie schlang und ihr den Halt gab, den sie ihr einst gegeben hatte.
Manchmal wirkte das Leben grau und trist, so als hätte es sämtliche Farben verloren.
Doch dann gab es immer wieder Menschen, die einen auffingen, ein Teil ihres Lebensmutes weitergaben und das Leben neu einfärbten. Und Etsuko war genauso ein Mensch.
Jedoch war es nun an der Zeit, ihrem Leben eine neue Färbung zu geben.
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„Du hast was gemacht?“, hakte er erneut nach, als sie sich an seine stramme Brust lehnte.
Mimi grinste leicht vor sich hin und fuhr über seine nackten Arme, die er am Badewannenrand abgelegt hatte. Sie hatte sich ihre Haare hochgesteckt, nur ein paar wenige Strähnen hatten sich aus der Klammer gelöst und umrahmten ihr frech grinsendes Gesicht.
„Ich habe ihr die Haare umgefärbt. Ein natürliches braun, dass ihre blauen Augen hervorragend zur Geltung bringt“, lachte sie und kuschelte sich näher an ihn heran.
Nachdenklich legte er sein Kinn auf ihrer Schulter ab und küsste sanft ihre Wange, als er sie mit den Armen näher an sich zog.
„Ich hoffe, dass ich sie noch erkennen werde“, murmelte er leicht verwirrt, da er sich Etsuko mit braunen Haaren wohl so gar nicht vorstellen konnte.
„Es sieht wirklich super aus. Daigo war ganz sprachlos, als er sie heute bei der Arbeit gesehen hatte“, informierte sie ihn freudig. „Er meinte zwar, dass er auch die pinken Haare mochte, aber das braun viel besser zu ihr passt.“
Tai schnaubte leise, sodass Mimi ihren Kopf leicht zu ihm drehte. Ein argwöhnischer Blick zierte sein Gesicht und seine rechte Augenbraue war senkrecht nach oben gezogen.
„Was ist denn jetzt los?“
Mimi setzte sich auf, damit sie sich ihm voll und ganz zudrehen konnte. Ihr Oberkörper war voller Schaum und der süßliche Geruch von Erdbeeren und Honig stiegen ihr in die Nase.
„Ich hoffe, sie kommt jetzt nicht auf die Idee und färbt dir die Haare pink. Damit wäre ich so gar nicht einverstanden“, stellte er klar und grinste sie schelmisch an.
Mimi verdrehte nur spielerisch die Augen, da sie genau wusste, dass er braun pink definitiv vorzog.
Sie rutschte näher an ihn heran, fuhr mit den Fingern über seine nackte Brust und schenkte ihm einen verliebten Blick.
„Aber ich habe auch nichts gesagt als du letzte Woche deine Haare abgeschnitten hast“, grummelte sie und zog die Unterlippe nach vorne.
Sie waren mittlerweile ein ganzes Stück kürzer, was Mimi so gar nicht gefiel. Sie mochte seine Wuschelmähne, die er einfach ohne ihr Einverständnis hatte kürzen lassen.
„Prinzessin, das ist etwas völlig anderes. Zu lange Haare sehen bei einem Kerl halt doof aus und außerdem nervt es beim Fußballspielen“, erklärte er ihr und fischte ihre nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht.
„Aber du würdest mich auch mit pinken Haaren lieben, oder?“
„Ähm…“, druckste er herum und wich ihren fragenden Blicken aus.
„Hey!“, polterte sie schrill und schlug ihm gegen den Arm „Sag‘ lieber etwas Nettes, sonst bekommst du Anfass-Verbot.“
„Anfass-Verbot?“, wiederholte er lachend und fuhr zärtlich mit den Fingern über ihren makellosen Rücken.
„Ja, genau!“, sagte sie bedrohlich, wandte sich spielerisch aus seiner Umarmung und drehte ihm etwas beleidigt den Rücken zu.
„Ach Mimi, du beleidige Leberwurst“, hörte sie ihn noch sagen, als er sich leise an sie heranpritschte und sie wieder näher an sich heranzog.
Ruckartig zog er sie nach hinten, sodass sie leise quietschen musste und etwas Wasser aus der Badewanne schwappte.
Liebevoll verteilte er zarte Küsse auf ihrem Nacken, während sie eine leichte Gänsehaut überkam.
„Das war’s wohl mit Anfass-Verbot“, neckte sie ihn und spürte wie er seine starken Arme um ihren Bauch schmiegte.
„Du weißt doch, dass ich die Finger nicht von dir lassen kann. Da würden selbst pinke Haare nichts daran ändern“, sagte er überzeugend. Mimi lächelte zufrieden, fuhr mit ihren Händen unter das warme Wasser und suchte mit ihren Fingern nach seinen.
Kaum hatten sie einander gefunden, verschränken sie sich miteinander, so als würde sie nie wieder etwas trennen können.
Tai bettete wieder sein Kinn auf ihrer Schulter und drückte sie noch näher an sich, bevor er das Wort wiederergriff.
„Ich habe mir letztens ein paar Wohnungen im Internet angeschaut, die für das nächste Sommersemester frei werden.“
„Willst du aus dem Wohnheim ausziehen?“, fragte Mimi verwundert, weil er kein Sterbenswörtchen darüber erwähnt hatte.
„Naja, du hast doch gesagt, dass du definitiv studieren willst, oder?“, stellte er die Gegenfrage.
Mimi runzelte die Stirn, da sie nicht verstand, was er damit sagen wollte.
Ja, sie wollte studieren, hatte jedoch nur noch nicht die zündende Idee, was am besten zu ihr passte.
In den letzten Wochen hatte sie sich einen Studiengang über gesunde und ausgewogene Ernährung angesehen, den man sogar an der Tokai Universität studieren konnte. Doch bisher war sie sich noch nicht sicher, da sie viele Dinge interessierten und sie sich erst noch ein paar Studiengänge ansehen wollte, bevor sie sich letztlich entschied.
„Ja, das stimmt so weit, aber warum fragst du?“
„Naja…ich…also“, druckste er herum und verstärkte den Griff um ihren zierlichen Körper. „Wir könnten uns doch nach deinem Abschluss eine gemeinsame Wohnung suchen. Wir verbringen doch so viel Zeit zusammen, aber ich würde es auch sehr schön finden, jeden Abend neben dir einschlafen und am nächsten Morgen neben dir aufwachen zu können.“
Ergriffen von seinen Worten, sah sie ihn an. Meinte er das ernst? Wollte er mit ihr zusammenziehen? Doch was war mit ihrer Mutter? Sie konnte sie doch nicht einfach so alleine lassen…
„Du willst mit mir zusammenziehen?“, fasste sie nochmal zusammen und konnte selbst nicht glauben, dass er ihr diesen Vorschlag unterbreitete, auch wenn es sie sehr freute.
„Ist das etwa so abwegig?“
„Nein, aber was ist mit meiner Mutter? Ich kann sie doch nicht alleine lassen“, murmelte sie leise, doch er verstand jedes Wort.
„Sie kann ja gerne bei uns einziehen, dann können wir auch umso früher mit der Reproduktion anfangen“, grinste er unverschämt, während Mimi ihn fassungslos anstarrte.
„R-Reproduktion?“, stammelte sie und lief automatisch rot an.
„Das war doch nur ein Spaß…“, lachte Tai herzlich, „…obwohl unsere Kinder sicher süß aussehen würden.“
Immer noch sprachlos starrte sie ihn an und konnte nicht kontrollieren, dass ihre Wangen einen rötlichen Schimmer annahmen.
Soweit hatte sie noch nicht geplant gehabt, auch wenn sie sich das Zusammenleben mit Tai durchaus traumhaft vorstellte. Er trug sie auf Händen, während sie sich immer noch dumme Gedanken um Sora machte.
Schon wieder tauchte sie vor ihrem inneren Auge auf und nahm einen zu großen Platz in ihrer Gedankenwelt ein. Sie machte sich unnötige Sorgen, die völlig unbegründet schienen.
Er wollte mit ihr zusammenziehen! Mit ihr ein gemeinsames Leben beginnen!
Warum zögerte sie?
Natürlich würde es schwer werden ihre Mutter zu verlassen, aber das wäre unvermeidlich, wenn sie die Uni besuchen würde.
„Was meinst du? Ich weiß, dass du und deine Mutter wirklich zu einem unschlagbaren Team geworden seid, aber ich denke, dass sie auch…“
„Ja“, antwortete sie matt und lächelte verlegen.
„Ja? Also ja im Sinne von zusammenwohnen?“, hakte er nach, obwohl ihr Blick eigentlich alles sagte.
Sie nickte bestätigend, als er nicht mehr an sich halten konnte, sie zu sich drehte und seine Lippen auf ihre drückte.
Glücksgefühle tanzten durch ihren Körper, um ihr zu zeigen, dass sie das Richtige tat. Sie liebte ihn aufrichtig und wollte keine Angst mehr vor der Zukunft haben, auch wenn es noch etwas dauerte, bis ihre Gemeinsame begann.
Sie wollte leben. Und dieses Leben konnte sie sich nicht mehr ohne ihn vorstellen.