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Elias

von

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Montag, sieben Uhr

Montag, sieben Uhr
 

Noch ein bisschen schlaftrunken lasse ich den Rasierer über mein Kinn gleiten. Das kann ich notfalls auch im Schlaf, außerdem ist der overprotected. Da muss man sich schon anstrengen, um sich damit zu massakrieren. Und Anstrengung ist zu dieser Urzeit nicht mein Ding, außerdem bin ich weder tollpatschig noch suizidal veranlagt. Ich mache nur, was sein muss. Ein „gepflegtes“ Aussehen ist Muss bei meiner Arbeit, da kann man nicht antanzen wie Bob Marley.
 

Mit dem habe ich sowieso wenig Ähnlichkeiten. Zunächst bin ich dafür viel zu hellhäutig, mit Dreadlocks kann ich auch nicht punkten. Das wäre auch sehr, sehr unangebracht, grinse ich in mich hinein.
 

Denn ich bin ein Banker! Nun gut, ein Lehrling zum Bankkaufmann im ersten Lehrjahr, doch damit der absolute Alptraum meiner Eltern. Oh, ich liebe meine Eltern. Aber zwanzig Jahre lang ihre linke Alternativ-Masche, das kann einen schon in die Arme einer renommierten Privatbank direkt an der Binnenalter in Hamburg führen. Ich kleiner Revoluzzer, ich. So haben sich das meine Eltern zwar nicht gedacht, aber kapiert haben sie es dennoch und zähneknirschend für ‚mutig‘ befunden. Wahrscheinlich denken sie, ich würde schon wieder zu Besinnung kommen, und dann hätte ich den Klassenfeind sauber ausspioniert. Meine Eltern sind Kommunisten. Glauben sie zumindest. West-Kommunisten. Ja, so etwas gibt es, auch wenn sie von den realen Gegebenheiten vermutlich nur die Vorführ-Fassung kennen. Die deutsche Wiedervereinigung in dieser Form: Alptraum! Sie haben geschätzt zehntausend Bücher über den Kommunismus gelesen, waren überall zu Besuch, aber haben ihr Leben lieber dem Vorantreiben der Revolution in der alten BRD gewidmet. Nun ja.
 

Dementsprechend haben sie mich Fidel genannt. Nein, nicht weil ich so mopsfidel wäre, sondern nach Fidel Castro, der selbstredend kein Diktator ist in ihren Augen. Mein pubertärer Bruder heißt Che. Noch Fragen?
 

Was haben die mich in der Schule verarscht wegen dieses Namens! Fidel Castro kennt kein Grundschüler, aber die Fiedel, die kennt jeder.
 

Nichtdestotrotz sehe ich nicht aus wie ein versiffter Guerilla-Kämpfer, stattdessen schmiere ich mir jetzt Gel in das braune, leicht lockige Haar. Prima. Rasiert, gegelt, geschäftsmäßiges Lächeln, was will man mehr? Meine Augen sind hellgrün, meine Figur manierlich für jemanden, der nicht viel Zeit für Sport hat. Im Anzug komme ich gut rüber.
 

Ich frühstücke gewissenhaft meinen Bio-Joghurt mit Müsli, dann putze ich meine Zähne und ziehe mich an.
 

Another day, another dollar!
 

Komme, was da wolle, ich bin gewappnet.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Shunya
2012-08-31T22:17:24+00:00 01.09.2012 00:17
Fidel und Che, das nenn ich doch mal ausgesprochen hübsche Namen. Bwahahahah~ XD lol
Oje, die beiden Brüder tun mir so leid. :D <- muss trotzdem lachen
Meine Eltern wollten mich ja sogar Susie nennen, da hab ichs ja noch besser getroffen als die beiden. XD
Das erste Kapitel hat mir gut gefallen, ich mag Fidels *lachflash* Charakter und finde es interessant, wie ein Morgen bei ihm so aussieht. ;P
Aber den Bio-Joghurt kann er gerne behalten. XD
Von:  brandzess
2012-08-28T08:05:38+00:00 28.08.2012 10:05
Fidel und Che xD Was für Eltern!
Von:  Ryu_no_Sekai
2012-08-27T21:04:37+00:00 27.08.2012 23:04
Muss sagen du hast einen wirklich witzigen und spritzigen schreibstil,
find ich sehr schön. :D
und du hast mich schon mit der frage geködert: was genau hat Elias mit dem vorzeige Banker Fidel gemacht, dass er splitter-faser Nackt durch die Nacht rennt? oO
und wie kommt er wieder zu klamotten? werden es wirklich omas spitzenhöschen? xD
das werde ich wohl nur erfahren, wenn ich weiter lese. und das werde ich definitiv. ^^
also bis zum nächsten mal,
gglg Ryu


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