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Ein Leben ohne ein Herz

Sind Gefühle bedeutungslos?
von

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Die Falle 1

Sie schafften es in wenigen Tagen bis an den Bosporus, wo sie ein Schiff weiter nach Asien nehmen wollten. Aber das Wetter machte ihnen einen Strich durch die Rechnung. Es stürmte und regnete stark, weshalb alle Fähren auf die andere Uferseite im Hafen blieben. Sie hatten keine andere Wahl, als sich eine Herberge zu suchen und die Nacht in der Stadt zu verbringen. Doch das stellte sich auch als sehr schwer heraus. Um schneller voran zu kommen, hatten sie sich getrennt und klapperten jedes Gasthaus nach dem anderen ab. Aber alles war voll. Nirgends gab es auch nur ansatzweise Platz, denn all die anderen Passagiere, die auf die andere Seite wollten und die die letzte Fähre verpasst hatten, waren vor ihnen dort gewesen.

Niedergeschlagen standen sie mitten im Regen und waren ratlos. Plötzlich zog eine Katze, die durch die Straßen strich ihre Aufmerksamkeit auf sich. Lenalee ging zu ihr hin und wollte sie streicheln. Doch das schwarze Tier sprang einige Meter weit weg, wandte sich wieder zu den Vieren um und miaute. Es kam Lavi etwas seltsam vor. Wollte die Katze etwa, dass sie ihr folgten? Wenn ja, wieso? Sicher gab es keine Katze, die solch eine logische Denkweise besaß. Dennoch, wenn sie vielleicht ein geheimes Gasthaus kannte, dann würde sie sie vielleicht dorthin führen. Und ihm war eine kleine Herberge lieber, als draußen im Regen zu übernachten. Hastig zog er seine Mitstreiter hinter der Katze her, welche auch schon voraus eilte. Plötzlich verschwand sie. Wieder bekam er ein eigenartiges Gefühl, das ihn warnen wollte. Aber wieder überhörte er es. Denn sie standen tatsächlich vor einer kleinen Herberge. Schnell gingen sie hinein.

Eine junge Frau, die sich als Lulubell vorstellte, stellte ihnen eine spärliche Unterkunft zur Verfügung. Der Service war wirklich sehr spärlich, denn als Abendessen bekamen sie gerade mal einen Teller voller kalter Milch. Nicht wirklich viel, wenn man Allens immer hungrigen Magen bedachte. Doch immerhin waren die Betten einigermaßen bequem.

An schlafen war aber weniger zu denken. Da auch Crowleys Innocence ein Parasitentyp war, knurrte dessen und Allens Magen die ganze Nacht durch. Lenalee hatte es gut, sie hatte mal wieder ein eigenes Zimmer. Doch nach einer Weile wurde es ruhig und jeder schlief ein.

Allerdings nur für einen kurzen Moment. Erneut wurden sie durch ein Geräusch geweckt. Aber es war kein knurrender Magen. Dämonen griffen sie an und zerstörten fast das ganze Haus. Selbstverständlich machten sie sich dran, ihre Gegner zu zerstören. Und wenige Minuten später hatten sie die kleine Horde Dämonen besiegt. Da fiel ihnen die Inhaberin der Herberge ein, die sich ja nicht wehren konnte. Hastig durchsuchten sie das Haus. Fanden Lulubell aber nirgends.

Das war seltsam. Und in Lavi stieg wieder das eigenartige Gefühl auf, dass sie nicht die war, die sie zu sein schien. Es verstärkte sich, als die schwarze Katze wieder auftauchte. Er hätte es nicht für all zu wichtig empfunden Lulubell zu suchen. Doch Allen bestand darauf. Und so teilten sie sich auf und durchkämmten die Stadt.

Der junge Bookman eilte durch die Straßen und sah sich immer wieder um. Das schlechte Gefühl breitete sich in ihm aus. Es war doch nicht normal, dass sie von einer Katze zu einer solch heruntergekommenen Herberge geführt, dort von Dämonen angegriffen wurden und die Inhaberin verschwand und nichts als eine Katze zurück ließ. Er war stehen geblieben und dachte nach. Wenn Lulubell ein Dämon wäre, hätte Allens linkes Auge darauf reagiert. Also blieb nur eine Möglichkeit.

Plötzlich hörte er Kampflärm hinter sich und er wollte schon los eilen, als sich ihm ebenfalls Dämonen in den Weg stellten. Ihm keine andere Wahl als sich erst um diese zu kümmern, bevor er Allen und den anderen zur Hilfe eilten. Allerdings musste er sich beeilen, wenn er das Schlimmste verhindern wollte. Also nutze er seine Siegel, um sich den Weg zu Allen zu bahnen. Als er dort ankam, stand Lenalee neben dem Weißhaarigen. Beide starrten die Noah vor sich an. Endlich zeigte sich Lulubell in ihrer wahren Gestalt.

Doch weitere Dämonen kamen näher. Lavi entschied sich, alle auf einmal auszuschalten und nutze ein stärkeres Siegel, wodurch die ihre Feinde einer nach dem anderen von dem großen Feuerzyklon verbrannt wurden. Dann standen sie der Noah gegenüber, welche sich daraufhin abwandte und um die Ecke bog. Hastig folgten sie ihr. Doch sie sahen nur noch eine schwarze Katze davon springen.

Der junge Bookman wurde das Gefühl nicht los, dass die Katze etwas mit der Noah zu tun hatte. Wieso war er nicht gleich darauf gekommen? Aber sicher wäre es einerlei gewesen, wenn sie sich nicht von der Katze hätten führen lassen. Lulubell hätte sicher eine andere Chance genutzt sie anzugreifen.

Den Rest der Nacht verbrachten sie in dem halb zerfallenen Haus und als am nächsten Morgen sich das Wetter gebessert hatte, begaben sie sich zu Hafen, wo schon die Fähren warteten.
 

Auf der anderen Seite des Ufers angekommen gönnten sie sich ein ausgedehntes Frühstück, denn sie alle waren äußerst hungrig und hatten noch einen weiten Weg vor sich. Timcanpy, Allens Golem, welcher den Aufenthaltsort seines Erschaffers spüren konnte, hatte ihnen mitgeteilt, dass Marschall Cross sich noch weiter östlich aufhielt.

Während sie sich über ihre weitere Reise unterhielten und frühstückten, spürte Lavi einen Blick auf sich ruhen. Wurden sie beobachtet? Möglicherweise war ihnen die Noah gefolgt. Sicher hatte sie es auf die Vier und ihre Innocence abgesehen. Ganz beiläufig wandte er den Kopf und blickte die Häuserwand hinter ihm hinauf. Eine Fensterreihe war mit einem Vorhang verdeckt. Doch mehr konnte er nicht sehen. Dennoch wurde er das Gefühl nicht los.

Gegen Mittag setzten sie ihre Reise fort und kamen abends in die nächste Stadt, in welcher Komui ihnen schon ihre Hotelzimmer reserviert hatte. Gerade wollten sie diese beziehen, als ihnen auffiel, dass Crowley fehlte.

Dass der Vampir mal wieder verschwand war nichts neues. Oft ging er in großen Städten verloren. Es wunderte Lavi nicht mehr besonders. Was nicht hießt, dass er sich keine Sorgen um Crowley machte. Das Älteste von ihnen hatte wohl die geringste Erfahrung in der großen weiten Welt. Schließlich war dieser so ziemlich alleine in seinem einsamen Schloss aufgewachsen und war als Monster beschimpft worden. Es war bestimmt immer noch nicht einfach für ihn in dieser Welt zu recht zu kommen. Sicher hatte Crowley Angst eines Tages wieder alleine da zu stehen und von der Allgemeinheit ausgeschlossen zu werden. Wie er selbst!

Dem jungen Bookman wurde immer deutlicher bewusste, was es bedeutete die Aufgabe zu übernehmen. Eines Tages würde auch er alleine da stehen und ein Außenseiter sein. Da all die andren Menschen mit ihren Leben an ihm vorüber zögen und nichts als Tinte auf Papier von ihnen übrig bliebe. Er spürte eine undefinierbare Furcht, oder Angst, davor ganz alleine mit seiner Aufgabe zu sein. Nichts zu haben, an das er sich lehnen konnte, das ihn trug, wenn die Einfallslosigkeit der Menschheit unerträglich wurde. Aber möglicherweise würde er so stark, dass er eine Stütze nicht mehr bräuchte.

„Lavi!“, ertönte Lenalees Stimme hinter ihm.

Er war in Gedanken versunken stehen geblieben und hatte Löcher in die Luft gestarrt. Jetzt wandte er sich um, sah Allen und Lenalee auf sich zu eilen und erinnerte sich daran, was er eigentlich hatte tun wollen: Crowley suchen!

Er erfuhr, dass dieser mit jemandem, der wie Lenalee aussah, aus der Stadt gegangen war. Hastig machten sie sich auf den Weg und rannten aus dem östlichen Stadttor auf eine wüsten ähnliche Ebene hinaus. Und plötzlich hörten sie einen Schrei. Es war unverkennbar die Stimme des Vampirs. Sie erhöhten ihr Tempo und sahen schon von weitem zwei Dämonen, die ihren Kameraden zu bedrohen schienen. Ihre Antidämonenwaffen aktivierend sprangen sie auf die Störenfriede zu und mit gewandten Bewegungen schleuderten sie diese ein Stück weit in die Steppe hinaus. Da erschraken sie und starrten das schwarzhaarige Mädchen vor ihnen an. Sie war das genaue Ebenbild von Lenalee. Crowley blickte erst verdutzt, dann beschämt zwischen den beiden jungen Frauen hin und her. Allen fand heraus, dass die Doppelgängerin kein Dämon war. Hatte Lenalee etwa eine Zwillingsschwester? Doch sie verneinte sogleich verärgert. Wer war die mysteriöse Gestalt? Konnte es sein … ? Nein, das war unmöglich!

Weiter konnte Lavi seine Gedanken nicht fortsetzen, denn die falsche griff die echte Lenalee bei den Armen und drückte sie gegen den Felsen. Die drei jungen Männer schrien erschrocken auf. Die sich bis aufs Haar gleichenden Mädchen begannen miteinander zu ringen und nach einer Weile war es unmöglich zu sagen, welches die echte war. Als plötzlich die zwei Dämonen wieder eingriffen. Jeder von ihnen schnappte sich ein Lenalee-Exemplar und sie eilten in verschiedene Himmelsrichtungen davon. Kurz blieben die drei Kameraden verwirrt stehen.

„Wir teilen uns auf!“, rief der Weißhaarige dann und stürmte schon der Spinne hinterher. Lavi wies Crowley an mit Allen zu gehen, setzte sich auf den Stiel seines Hammers und folgte dem Skorpions-Dämonen durch die Luft.

Schnell hatte er ihn eingeholt und schlug das erste Mal zu. Und obwohl der Dämon in der Wüste keinen Schutz fand, verfehlte er ihn immer wieder. Langsam war er es Leid Katz und Maus zu spielen, landete auf einem hohen Felsen und traf den Dämon mit seinem Feuersiegel. Sein Feind spuckte eine Lenalee aus und im Sprung fing Lavi sie. Ein weiterer Feuerzyklon machte dem Skorpion den Gar aus.

Als er auf dem Boden landete bemerkte er, dass das Mädchen in seinen Armen ohnmächtig war. Er würde wohl erst warten müssen, bis sie wieder aufwachte, ehe er wusste ob es die Echte oder Falsche war. Also machte Lavi sich auf den Weg zurück in die Stadt und machte bei dem ersten schattigen Plätzchen Halt. Er legte Lenalee vorsichtig auf den Boden und setzte sich neben sie. Er wartete. Sicher waren Allen und Crowley mit dem Spinnendämon zurecht gekommen und er hoffte, dass Lenalees Doppelgängerin keine all zu großen Schwierigkeiten machen würde. Eine leichte Nervosität machte sich in ihm breit. Zu zweit konnte man die Falsche, welche offensichtlich ihr Feind war, sicher besser außer Gefecht setzen, als er alleine. Er rechnete mit dem Schlimmsten.

Er war nicht viel Zeit vergangen als Lenalee die Augen aufschlug und sich vorsichtig umsah. Lavi schwieg einen Moment.

„Lenalee?“, fragte er dann vorsichtig und beugte sich leicht über sie. Ihre Blicke trafen sich.

„Wo sind Allen und Crowley?“, fragte das schwarzhaarige Mädchen mit leider Stimme. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Wenn sie zu aller erst an ihre Freunde dachte, musste es die Echte sein. Was allerdings bedeutete, dass Allen und Crowley es mit der Falschen zu tun hatten. Sein Gesicht verfinsterte sich wieder.

„Lavi, wir müssen ihnen helfen!“, rief das schwarzhaarige Mädchen, welches sich an das Geschehene erinnerte und wollte aufstehen. Doch sie zuckte zusammen und krümmte sich vor Schmerz. Er fing sie auf und fragte mit besorgter Stimme: „Hat dich der Skorpion verletzt?“

„Es ist nur ein Kratzer. Mir geht es gut!“ Und erneut versuchte sie auf die Beine zu kommen. Doch die kleinste Bewegung schien ihr starke Schmerzen zu verursachen, denn sie zuckte erneut zusammen.

„Von wegen! Das ist sicher mehr als nur ein Kratzer! Das Beste ist, wenn wir zurück zum Hotel gehen, ich deine Wunde versorge und du dich erholst.“ So gern er auch Allen zu Hilfe geeilt wäre er wusste, dass er sich erst um Lenalee kümmern musste. Schließlich hatte er schon die Grundlagen zur Erste-Hilfe von seinem Meister gelernt. Und wenn es tatsächlich keine schwere Verletzung war, wäre sie schnell wieder auf den Beinen.

Vorsichtig halt er ihr auf und stützte sie auf dem Weg zurück in die Stadt. Im Hotel angekommen versorgte Lavi ihre Wunde sorgfältig und ließ sie dann sich in Ruhe erholen.

Er selber lief eine Weile durch das Hotel, ohne ein bestimmtes Ziel, bevor er auf einen Balkon trat und über die Stadt hinweg in die Abendsonne blickte. Mit seinen Gedanken hing er bei Allen und Crowley. Er machte sich Sorgen. Sie waren immer noch nicht wieder zurück. Hoffentlich war ihnen nichts schlimmes passiert. So bald es Lenalee wieder besser ging wollte er sich auf die Suche nach den beiden begeben. Es würde ihm sonst keine Ruhe lassen.

Aber sollte es ihm nicht egal sein? War es nicht die eigene Sache der Beiden was sie taten? Er sollte sich nicht einmischen. Eigentlich dürfte er doch gar nicht kämpfen. Eigentlich, eigentlich, eigentlich! Er war es satt sich ständig an seine Regeln und Richtlinien zu halten Er wollte auch endlich mal einfach aus seinem Instinkt heraus reagieren können, ohne drüber nachdenken zu müssen, inwieweit seine eigene Handlung die Geschichte beeinflusste. Wollte endlich, dass er seine Gefühle zulassen durfte und die Menschen im ihn herum zu seinen Freunden machen. Langsam konnte er es nicht mehr abstreiten, dass gewisse von ihnen ihm wichtig geworden waren. Doch er versuchte es immer noch. Er gab noch nicht auf. Schließlich hatte sein Meister ihm von Anfang an gesagt, dass es nicht leicht würde, sein Nachfolger zu werden. Aber damals hatte er es noch nicht wirklich begreifen können, was für eine Schwierigkeit er meinte.

Etwas niedergeschlagen legte er den Kopf auf die Hände, welche er auf das Geländer gelegt hatte, und starrte in die untergehende Sonne.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Rhym_cos
2012-05-09T16:36:12+00:00 09.05.2012 18:36
Da bin ich wieder~
Also wenn ich mir nicht irre, weichst du jetzt vom Anime direkt ab und machst dein eignes Ding, oder?^^
Da bin ich doch mal gespannt~

.. und Lavi hat Gewissensbisse.. der arme *hust* .__.~
Nya~
Ich freu mich aufs nächste Kapi^^

LG
Ryou~


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