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Ein Leben ohne ein Herz

Sind Gefühle bedeutungslos?
von

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Die Rosen

Manchmal fühlte er sich sogar mitschuldig, auch wenn er genau wusste, ihn traf keine Schuld. Dennoch, konnte er ein schlechtes Gewissen nicht unterdrücken. All die Zeit versuchte er immer stärker seine Gefühle in den Griff zu bekommen und es schien ihm immer besser zu gelingen.

Aber hin und wieder bekam die Mauer, die er am aufbauen war, Risse und fiel zur Hälfte in sich zusammen. Wie im Moment.

Er saß mit Crowley im Zug. Sie waren auf dem Weg Allen und Lenalee zu treffen, um ihnen bei der Suche nach Cross Marian zu helfen. Den Blick nach draußen gerichtet, den Kopf auf der Hand abgestützt nahmen seine Gedanken ihren Lauf.

Irgendwie freute er sich sehr Allen wieder zu sehen. Er spürte, dass er ihn die Tage, die sie sich nicht gesehen hatten, vermisst hatte. Der Jüngere schien nach dem Tod von Marschall Yeegar sehr traurig gewesen zu sein. Gerne wäre Lavi noch etwas an seiner Seite geblieben, um ihn aufzuheitern. Aber Komui hatte da einen Strich durch seine Rechnung gemacht. Nämlich ihn und Corwley zu Sokaro Winters geschickt. Doch der konnte zum Glück gut auf sich selber aufpassen. Jetzt würde er bald Allen wieder sehen.

Seine Gesichtszüge verfinsterten sich.

Wieso hatte sich der fünfzehnjährige Exorzist nur so in seinen Kopf gebrannt? Er konnte es nur schwer vermeiden an ihn zu denken, wenn er gerade nichts zu tun hatte. Aber er konnte einfach nicht herausfinden was der Grund dafür war. War es doch tatsächlich dazu gekommen, dass er Freundschaft für Allen empfand? Wenn, dann musste er das Gefühl so schnell es ging los werden. Seine unparteiische Haltung war sowieso schon nicht mehr vorhanden. Und wenn er wirklich ein erfolgreicher Nachkomme von Bookman werden wollte, und das war sein Ziel, dann musste er dafür Sorgen, dass sein Herz von anderen unangetastet blieb. Vielleicht wäre es das Beste es einfach auszuschalten. Wenn das so einfach wäre...

Er seufzte leise und schloss für einen Moment die Augen.

„Ah, wir sind gleich da! - Lavi, schau. Die Landschaft. Wie wunderschön. Und so viele Rosen!“ Crowleys Stimme weckte ihn aus seinen Gedanken und er hob den Blick, um aus dem Fenster zu sehen. Und tatsächlich. Die Felder draußen waren nicht voller Getreide oder ähnlichem, sondern voller wunderschöner roter Rosen. Es machte ihn traurig. Diese Blume hatte einen sehr eigenartigen Effekt auf ihn. Ja, er wurde immer irgendwie traurig, wenn er Rosen sah. Doch wieso, das wusste er eben so wenig, wie, wieso Allen ihm nicht mehr aus dem Kopf ging.

Sein Gegenüber schien bemerkt zu haben, dass ihn etwas bedrückte.

„Ist alles in Ordnung bei dir, Lavi?“, fragte Crowley und sah den Rotschopf besorgt an. Dieser blickte ihn an und seufzte.

„Danke, der Nachfrage. Ich habe nur nachgedacht.“
 

Wenige Minuten später hielt der Zug in der Stadt und sie stiegen aus. Es waren sehr viele Menschen unterwegs und als sie in die Innenstadt kamen, war diese festlich geschmückt. Nachdem sie sich bei einigen Einwohnern umgehört hatten, wussten sie, dass an diesem Abend das Rosenfestival begann. Und wieder spürte Lavi in sich diese Trauer, von der er nicht wusste, was sie bedeutete. Doch schnell wurde er von Crowley abgelenkt, der sich mutig ins Getümmel stürzte und anfing jeden Stand zu besichtigen.

Sie standen an einem Verkaufsstand, welcher Kerzen verkaufte und er sollte Crowley beraten, welches die schönste war. Plötzlich hörte er eine bekannte Stimme, die erfreut seinen und Crowleys Namen rief. Sogleich wandte er sich um und sah Lenalee und Allen auf sich zu kommen. Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen und er grüßte sie.

„Hey!“

„Schön euch hier zu treffen!“, sagte Allen erfreut.

„Was meint ihr: Sollen wir uns erst eine Herberge für heute Nacht suchen?“, schlug Lenalee vor. Die andren nickten alle. Auch Lavi stimmte zu. Doch sein Blick wurde wieder finster. Die beiden wussten sicher noch nichts von dem Massaker, welches sich in den letzten Tagen auf der ganzen Welt ereignet hatte. Eigentlich hatte er sich auf ein freudiges Wiedersehen gefreut. Aber diese Nachricht würde es sicher überschatten.

Wenig später hatten sie, trotz des großen Aufkommens durch das Rosenfestival, eine Herberge gefunden. Sie gingen zu erst auf ihre Zimmer, um ihr Gepäck dort abzulegen.

Erschöpft hatte Lenalee sich sogleich auf den Sessel gesetzt. Crowley saß auf einem Bett und blickte Lavi kurz erwartend an. Er wusste, was der andere meinte und lehnte sich an die Wand.

„Der Graf beginnt seinen letzten Zug. Der Orden hat hundertachtundvierzig Tote zu beklagen“, begann er ernst. Allen und Lenalee rissen erschrocken ihre Augen auf.

„Es gab noch andere Kämpfe außer dem in Spanien. Die Kapelle des Ordens was überflutet mit Särgen. Alle Toten wurden verbrannt und ihren Familien nichts erzählt, damit keiner von ihnen als Dämon zurück kommt. So läuft dieser Krieg.“

„Hundertachtundvierzig... So viele in so einer kurzen Zeit“, murmelte Allen und senkte bedrückt den Kopf. Lenalee begann zu weinen. Er wusste, dass sie alle im Orden zu ihrer Familie zählte und es war sicher nicht leicht, so viele auf einmal zu verlieren.

Es herrschte eine ganze Weile bedrücktes Schweigen. Keiner konnte dazu noch etwas sagen.

Lavi schloss sein Auge. Er hatte genau gewusst, dass diese Nachricht die anderen runter ziehen würde. Aber es zu verschweigen wäre das Falsche gewesen. Dennoch wollte er, dass die anderen, vor allem Allen, fröhlich waren und lachen konnten. Und da er die schlechte Stimmung erzeugt hatte, musste er sich jetzt etwas einfallen lassen, um die Drei wieder aufzuheitern.

Mit weit ausgreifenden Schritten ging er zum Balkon und öffnete die Tür. Er atmete die frische Luft ein und die Geräusche des Festivals drangen in das Zimmer. Ein Lächeln legte sich auf seine

Lippen.

„Also gut! Lasst uns gehen!“, sagte er mit gut gelaunter Stimme und wandte sich zu Crowley, Lenalee und Allen um.

„Wohin denn?“, fragte letzterer verwundert nach.

„Auf das Rosenfestival natürlich. Und ihr kommt alle mit!“ Er legte eine Hand aufmunternd auf Allens Schulter und schob ihn ein Stück Richtung Tür. Doch dieser wehrte sich ein wenig.

„Lavi, Lenalee und ich sind nicht so in der Stimmung dafür“, erwiderte der Weißhaarige.

„Blödmann, denkst du das weiß ich nicht?“, er packte den Jüngeren wieder bei der Schulter. „Denk doch mal nach. Bei solch einer Menschenmenge ist es sehr wahrscheinlich, dass Dämonen auftauchen!“ Es war eine Ausrede. Doch es schien zu helfen. Die drei Anderen waren plötzlich hell wach und bereit mit auf das Festival zu gehen. Lavi empfand es für richtig das zu tun. Auch wenn er mit seiner Ausrede Recht hatte. Sein Ziel war es Allen und Lenalee aufzuheitern und von den düsteren Gedanken abzulenken.

Wirklich nur die beiden? Nein, sich selber auch. Trotz, dass er sich wohl fühlte Allen um sich zu haben, pochten diese düsteren Gedanken in seinem Hinterkopf. All die Warnungen, welche sein Meister ihm gegenüber ausgesprochen hatte, seine Aufgabe betreffend, ließen ihn die Momente nicht wirklich genießen. Immer wieder musste er sich am Riemen reissen und sich sagen, dass er sich da raus halten sollte. Und er wusste auch genau wieso die Warnungen durch seinen Kopf schwirrten. Sie waren nötig. Er war so nahe dran es sich einzugestehen, dass die Exorzisten, mit welchen er am meisten Kontakt hatte, seine Freunde waren und sie in sein Herz zu lassen.

Das, was Allen, Lenalee und Crowley auf dem Festival von ihm sahen, war eine Maske. Eine Maske welche er sich wieder aufgesetzt hatte, um seine wahre Gefühlslage für sich zu behalten.
 

Erst spät in der Nacht gingen sie zu Bett. Lenalee hatte eihr eigenes Zimmer, während die drei Jungs sich eines teilten. Crowley war schnell eingeschlafen und murmelte irgendwelche Worte vor sich hin.

Lavi, welcher das Bett am nächsten am Balkon bezogen hatte, lag immer noch wach, mit dem Rücken zu den anderen beiden, und dachte nach. Immer wieder die selben Gedanken schwirrten in seinem Kopf umher. Seufzend drehte er sich auf die andere Seite. Sein Blick streifte Allen, welcher in dem Bett leben ihm lag. Dieser war wach. Einen Arm über seine Stirn gelegt, blickte er nachdenklich an die Decke. Er würde am liebsten zu ihm gehen und ihn in den Arm nehmen. Er war sich sicher, dass Allen an all die Toten dachte. Doch er blieb liegen.

„Ich bin erleichtert, dass heute keine Dämonen aufgetaucht sind“, sagte er dann leise zu Allen, um Crowley nicht zu wecken.

Ersterer wandte sich verwundert zu ihm.

„Kannst du auch nicht schlafen?“, fragte dieser ihn. Lavi lächelte ihm entgegen.

„Richtig. - Komm lass uns noch etwas Luft schnappen!“ Und mit diesen Worten stand er auf, öffnete die Balkontür und trat in die Nacht hinaus. Allen folgte ihm leise und lehnte sich niedergeschlagen an das Geländer.

„Ich habe immer mit dem Ziel gekämpft so viel Leben und Seelen wie möglich zu retten. Ich möchte jemanden retten, auch wenn ich zerstöre. Gerade dann! - Aber ich bin einfach nicht stark genug! Ich habe versagt, so viele zu retten! Wenn ich mich doch einfach nur mehr bemüht hätte! Es zerreisst mich innerlich!“ Der weißhaarige Exorzist wurde immer lauter. Er schien sehr wütend auf sich selber zu sein. Schien sich selbst für den Tod von all den Andren verantwortlich zu machen. Er machte solch einen deprimierten Eindruck auf Lavi, dass auch ihm schwer ums Herz wurde. Wieso dachte der andere so?

Mit betrübtem Blick legte er seine Arme auf das Geländer und bettete den Kopf darauf. Allen schien zu denken, dass er der einzige sei. Der Einzige, der die verfluchten Seelen der Dämonen rettete, der gegen den Millennium Grafen kämpfte. Sah er all die andren Exorzisten gar nicht? Oder wieso dachte er, er müsse alles alleine schaffen? Wieso sah er ihn nicht? Er war traurig darüber. Wieso nur?

„Alles was du tun kannst ist also dich immer weiter zu bemühen? Denkst du wirklich du kannst jeden auf der Welt retten, Allen? Du kämpfst nicht alleine. - Jeder fühlt sich irgendwann mal so wie du jetzt. Jeder fühlt sich irgendwann traurig und frustriert. Aber wir sind Freunde und wir kämpfen den gleichen Krieg.“ Es kam einfach so aus ihm heraus. Diese Worte. Und dieses eine bestimmte Wort, was er nie gebrauchen sollte. Doch jetzt war es gesagt. Er hatte sie alle 'Freunde' genannt.

Mit einem Lächeln sah er zu Allen hoch. Und nur wer wusste, dass es ihm selbst nur noch schlechter nach diesem Gespräch ging, sah, dass es ein sehr bitteres Lächeln war.

Auf dem Balkon neben ihnen war Lenalee heraus getreten und blickte in den Sternenhimmel. Dann sah sie die beiden Jungs an und lächelte. Sie schien wohl gelauscht zu haben.

„Lavi hat Recht, Allen. Du solltest dich nicht für all das verantwortlich machen. Wir sind alle Freunde und halten in diesem Krieg eng zusammen, damit wir ihn gemeinsam gewinnen!“
 

Am nächsten Morgen brachen sie schon früh auf. Und sie waren noch nicht weit gekommen als am Horizont eine ganze Schar Dämonen auf sie zu kamen. Gemeinsam retteten sie all die verfluchten Seelen und setzten ihre Reise fort.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Rhym_cos
2012-04-21T17:51:58+00:00 21.04.2012 19:51
so~
Gefällt mir immer noch. :3
Man kann auch die Entwicklung von Lavi, und wie sich dessen Gedanken weiter definieren gut verfolgen.~
Aber.. ich finde vor allen am Ende, also die letzte Kampfszene .. ist nicht so gelungen .. das war viel zu sehr gerafft und stört schon fast ein bisschen.
No offence!
:3
LG
Ryou~


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