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Behind your false Live

~~ Lügen und Wahrheit
von

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Schatten der Nacht

Mit einen ihrer beiden Hände versuchte Cecilia das Gähnen, welches sie erfasst hatte, zu verstecken, indem sie diese davor hielt. Besonders Ereignisreich war die Schicht nicht wirklich verlaufen. Der ein oder andere Betrunkene hatte sich hier eingefunden, zusätzlich zu den wenigen Schnittwunden, die durch eine Prügelei entstanden waren gab es nichts spektakuläres. Bis jetzt…
 

"Puls abfallend, schlechter Allgemeinzustand, die Blutungen sind kaum zu stoppen…“ Die Worte des Notarztes hallten die leeren Gänge entlang und schnelle Schritte folgten ihm in den Untersuchungsraum. Cecilia warf einen schnellen Blick auf den kleinen Jungen, der soeben eingeliefert worden war. Er war blutverschmiert und schlimm zugerichtet. Eine Gänsehaut ergriff sie, diese Zurichtung, die kannte sie…
 

Eine ältere Dame hatte versucht die Wiege mit dem Patienten zu verfolgen, doch sie war zu langsam und stand nun verloren auf den Gängen des Krankenhauses. Cecile seufzte und nahm sich ihrer an, daher es momentan eh nichts besonderes zu tun gab. Sie sah sehr blass aus, verzweifelt. Zweifelsohne stand sie unter Schock. "Kommen Sie!“, sprach Cecilia mit ruhiger Stimme und lenkte die Frau in ein Behandlungszimmer, wo sie sie auf die Liege platzierte. Mit ihrer Lampe prüfte sie Augenreflexe und nahm ihren Puls auf, der raste. "Was ist passiert?“, fragte sie ruhig und blickte sie verständnisvoll an.

"Rote Augen… Blut… fletschende Zähne… kein Entkommen…“ Die Zusammenhanglosen Worte hätten einen Außenstehenden vielleicht wenig gebracht, aber Cecilia stand da, sah die Frau an und wusste ganz genau, wovon sie sprach. Sie schluckte ihre Angst herunter und strich ihrem Gegenüber über den Arm, wo sie eine Bisswunde feststellte. "Ich kümmere mich darum!“, meinte sie ruhig und legte sich Verbandsutensilien, sowie Tupfer und Pinzette bereit. Dann zog sie sich die Gummihandschuhe über. Vorsichtig säuberte sie die Wunde, ganz darauf konzentriert wie immer gute Arbeit zu leisten, aber irgendwie war sie nicht bei der Sache, ihre Gedanken schweiften ab, zurück zu den Traum, zu dem Geschehen, das sich vor Schichtbeginn ereignet hatte. Sie hatte zwar keine Kopfschmerzen mehr, aber irgendwas war da passiert. Nur konnte sie nicht definieren was. Hinzu kam, das sie sich beobachtet fühlte. Schon den ganzen Abend über spürte sie einen liebevollen Blick auf sich ruhen, aber immer, wenn sie sich umsah, war da niemand. Kopfschüttelnd verband sie die Wunde mit großer Sorgfalt und schmiss die gebrauchten Utensilien in den Müll. „Ich geh mal nach ihren Enkel schauen…“

Sie drehte sich um und wollte den Raum verlassen, als sie am Arm zurück gezogen wurde. Verwirrt drehte sich Cecilia um und sah die alte Dame irritiert an. „Was ist? Ich bin gleich wieder da, keine Angst. Ihnen passiert hier nichts!“
 

„Du bist eine der Auserwählten…“, sagte sie schwach und ihre Augen strahlten, wie die eines kleinen Kindes, was gerade seine Weihnachtsgeschenke auspackte. „Du kannst sie aufhalten, das Gleichgewicht wieder hervorbringen, welches arg ins Schwanken geraten ist. Es ist dein Recht und deine Pflicht!“
 

Erschrocken sah ich sie an, meine Augen weit aufgerissen. Bedächtig schüttelte ich den Kopf. //Sie muss durch den Vorfall sehr schockiert sein… Das sie denkt, das ich etwas anderes als ein Mensch sein könnte, der anderen hilft… Das ist doch Unsinn!// Vorsichtig entledigte sie sich des Griffes und verließ den Raum, lehnte sich gegen die Tür und starrte die Wand an. //Das kann nicht sein… das DARF nicht sein. Ich bin nicht mehr Mensch als alle anderen.// Von dieser Erkenntnis entschlossen ging sie Richtung OP, als sie eine Bewegung im Gang wahrnahm. Ein kalter Schauer rannte ihr über den Rücken und verursachte eine Gänsehaut. //Welches Spiel wird hier gespielt?// Leicht gereizt wohl auch wegen der Vorkommnisse gerade wendete sie und ging Richtung Ausgang, wo sie die Schatten weiter agieren sah.
 

„Du bist eine der Auserwählten! Du kannst sie aufhalten…“, schoss es ihr in diesem Moment wieder durch den Kopf. „Wen kann ich aufhalten…?“, flüsterte Cecilia und schritt weiter unbeirrt hinaus in die Nacht, wo sie die Schatten gesehen hatte. Ihr prüfender Blick durchstreifte die Nacht. Erstaunlicher weise sah sie sehr gut und ihre Augen gewöhnten sich unnatürlich schnell an die Dunkelheit, die heute Nacht herrschte. „Wer ist da?“, verlangte sie zu wissen und sie hatte Mühe ihre Stimme autoritär klingen zu lassen.
 

„Ich wusste schon immer, das ich dich irgendwann wieder sehen würde…“ Erschrocken über die unerwartete Antwort schaute Cecilia nach rechts. Im sicheren Schatten einer großen Eiche stand ein junger Mann. Sein langes schwarzes Haar war zu einem losen Zopf zusammen gebunden und seine unglaublich klaren bernsteinfarbenen Augen ruhten auf mir. Sie wirkten warm und auf irgend eine bestimmte Art und Weise vertraut. Der lange schwarze Mantel, welchen er trug berührte fast den Boden und sein eleganter Kleidungsstil ließ ihn zeitlos erscheinen. Wenn Cecile nur wüsste, WIE zeitlos er war…
 

„Wer seid ihr?“, verlangte sie zu wissen, änderte bei dem Satz ihre Position und stützte sich mit einer Hand in die Hüfte rein. In Erwartung einer Antwort sah sie ihn weiter an, als er… //WAH!!!// Erschrocken setzte Cecilie einige Schritte rückwärts um ein paar Zentimeter zwischen sich und den Fremden zu bringen. //Wie kann das sein? Gerade eben stand er dort drüben, gute 150 Meter von mir entfernt und nach nur einen Wimpernschlag steht er vor mir! Hätte ich ihn nicht kommen sehen müssen? Hätte ich seine Schritte nicht vernehmen müssen?//
 

Als Ergebnis über dieses Geschehnis wurde sie unsicher und so fühlte sie sich auch. Doch diese Unsicherheit, geschweige denn die paar Zentimeter zwischen ihnen hielt den jungen Mann nicht davon ab, seine Hand auf ihre Wange zu legen und sie traurig anzusehen. Traurig, mit einem sehr merkwürdigen Glanz darin. Sie war kalt, wenn er noch lebte, musste er sehr unterkühlt sein. Sie schluckte und versuchte ruhig zu atmen. Dabei nahm sie seinen Geruch wahr, der an Schokolade erinnerte, herber Zartbitterschokolade. Seine verführerischen Lippen mussten unweigerlich alle Personen des weiblichen Geschlechts anziehen, wenn es nicht bereits sein Blick oder sein Geruch getan hatte. Sie versuchte ihren Blick von ihm abzuwenden, aber sie schaffte es nicht. Stattdessen war sie von den Anblick seiner sinnlichen Lippen gefangen, rettungslos gefangen.
 

Gerade noch eben ein wenig auseinander stehend, war er, genauso schnell, wie vorher, ganz nahe bei ihr, sodass sie eigentlich seinen Herzschlag vernehmen hätte müssen… Sein Geruch umfing sie und verursachte Kopfschmerzen, welche der der Migräne sehr nahe kamen. Sie schloss die Augen um den Schmerz aus ihren Kopf zu bannen, als sie diesen Geschmack nach herber Schokolade schmeckte. Erschrocken riss sie die Augen weit auf. Ihr Atem verdreifachte sich, ebenso ihr Herzschlag. Fest in den Armen des Fremden liegend spürte sie die gerade, eben noch aus der Ferne, bewunderten Lippen auf den ihren. Ihr Kopf schmerzte nun nicht mehr nur, er fühlte sich an, als ob 100 Presslufthammer darin herumhämmerten und Krach und Lärm machten. Verzweifelt versuchte sie sich aus der Umarmung zu winden, legte ihre Hände auf seine Brust, die wie sie feststellen musste, sehr maskulin war. Sie erschrak, als sie bemerkte, das es keinen Herzschlag gab. Durch diese einfache Pose konnte sie ihn mit etwas Mühe von sich wegstoßen und sah ihn sehr sauer an. Am liebsten hätte sie ihm eine geknallt. Niemand küsste sie so einfach ohne sie zu fragen, geschweige denn sie richtig zu kennen.
 

Der Blick ihres Gegenübers wurde wieder traurig und nahm den Glanz an, den er bereits vor dem Kuss inne hatte. „Du kannst dich nicht mehr erinnern…“, stellte er traurig fest, allerdings ließ seine Stimmlage keinen Zweifel zu, das er sehr ernst und gefasst über diese Feststellung war. Er zeigte keinerlei Gefühlsregung, die nach einem solchen Kuss üblich gewesen wäre. Zumindest etwas hätte er so etwas zeigen sollen, wie Schamgefühl oder etwas ähnliches, aber nichts, keine Regung war auf seinem ebenmäßig schönem Gesicht zu sehen. Das verunsicherte Cecile nur noch mehr. Außerdem… Oh Gott, wie sie selbstsichere Männer hasste…
 

„Ich habe eigentlich ein sehr gutes Erinnerungsvermögen, aber Männer die überheblich und arrogant sind, wie Sie in Person streiche ich gerne!“ Cecile war offensichtlich genervt und diese Wut ließ sie nun an den Mann ihr gegenüber aus. Schließlich hatte er sie ja auch zu verantworten. „Ich an Ihrer Stelle würde sofort hier verschwinden!“, knurrte sie um ihre Wut zu untermauern, doch davon zeigte sich der junge Mann nicht wirklich beeindruckt. Stattdessen machte er noch einen Schritt auf sie zu und mit einer geschmeidigen und eleganten Bewegung umarmte er sie, bevor er wieder in die Nacht verschwand. „Ich werde dich beschützen… Elanor…“ Cecile zog eine der perfekt gezupften Augenbrauen hoch. „Elanor? Ich bin Cecile!“ Anscheinend hatte der Kerl sie mit jemanden verwechselt und sie würde ihn nie wieder sehen. Diese Gewissheit hätte sie wieder milde stimmen sollen, aber stattdessen fühlte sie dieselbe Trauer, wie er, als er sie das erste mal gesehen hatte. Was stimmte da nicht? „Elanor… ist dein anderer Name… der Name der Auserwählten… Der Kämpferin, die das Gleichgewicht zwischen Werwölfen und Homo sapiens hält. Das ist deine Pflicht… Und auch wenn deine Erinnerungen verblasst sind… das Buch der dunklen Pfade wird dir das zurück geben, was du vergessen hast!“ Seine Stimme verhallte, wurde vom Wind davon getragen und verschwand in der aufgehenden Sonne. „Das Buch der dunklen Pfade?“ Ich wiederholte den Titel immer und immer wieder. //Ich kenne diesen Titel… das war doch das Buch, was Mutter mir damals vorgelesen hat…// Mit schüttelnden Kopf betrat sie wieder die Gänge des Krankenhauses. Was sollte das? Was hatte ein Kinderbuch mit dem zu tun, wovon der junge Mann gefaselt hatte?



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