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Wahrheit und Realität, oder: "Spiegelperlen, umfallende Bäume und halbtote Katzen"

Autor:  Hauskater

Der folgende Text bezieht sich auf folgenden Wettbewerb: http://ask.fm/Intelligenztest/answer/60662863589 und auf folgende Aufgabe: http://ask.fm/Intelligenztest/answer/62512341733

Wie auch beim letzten Mal sage ich direkt dazu, dass das nix mit Mexx zu tun hat, ich verschiebe das nur hierher auf Grund der Zeichenbegrenzung.

Das Problem mit der Wahrheit ist, dass man, um sie definieren zu können, erst Mal die Realität definieren muss. Denn wahr ist etwas nur, wenn es mit der Realität übereinstimmt, zumindest laut offizieller Definition.

Nun ist die Realität aber ungleich schwieriger zu definieren. Im Philosophiestudium lernt man, das Dinge real sind, wenn sie der Fall sind. Was letztlich nur ein besserer Zirkelschluss ist. Um tiefer zu gehen, muss man also tiefer in die Philosophie abtauchen mit Besuchen bei deren Brüdern (oder viel mehr Kindern) Religion und Wissenschaft.

In der Religion wiederum kommt es stark auf die jeweilige Religion an. In den monotheistischen Religionen ist die letzte Realität Gott. Der der ist. Gott ist existent und darauf ist alles Andere zurück zu führen.

In den asiatischen Religionen wiederum ist die Realität oftmals nur eine Illusion. Alle Dinge sind verbunden miteinander, es gibt keine getrennten Dinge. Alles was wir für real halten ist nur eine große Täuschung. Im Hinduismus sind wir alle Teile des großen Gottes, der einfach eine Trennung seiner Seiten erträumt. Im Buddhismus ist das Selbst, das Ich, die große Illusion die man durchschauen muss um wieder Einheit mit allen Dingen zu erreichen. Im Daoismus ist die Dualität diese Illusion, es gibt keine Gegensätze, sondern alles hängt zusammen und bildet ein Ganzes. Drei verschiedene Bilder die aber das Gleiche sagen.

Gemein ist allen diesen Strömungen aber, dass sie sagen, dass wir die Realität nicht fassen können in unserem Zustand. Was uns hier nicht weiter bringt.

Die Wissenschaft wiederum versucht seit ihrer Gründung die Realität zu definieren, sie fassbar, messbar und veränderbar zu machen. Das Problem daran ist allerdings, dass die Wissenschaft per se nichts beweisen kann. Sie kann nur Theorien aufstellen und diese widerlegen. Ist etwas sehr wahrscheinlich und gibt es keine glaubhaftere Alternative, so spricht man von Beweisen, aber definitiv sind diese nicht. Die Schwerkraft galt lange als bewiesen. Dann kamen Relativitätstheorie und Quantenphysik und schon wird das einfache, bewiesene Bild komplett verworfen und muss anders erklärt werden. Bis auf wenige Ausnahmen also kann die Wissenschaft uns nicht helfen. Was die Wissenschaft beiträgt, sind die Erkenntnisse: Es existiert mehr als wir mit unseren Sinnen wahrnehmen (Radioaktivität, Atome, Quarks, Teilchen die rückwärts durch die Zeit reisen, etc.) und, dass man einen Beobachter braucht um Realität zu haben. Dazu komme ich aber später noch mal genauer.

Bleibt also die Philosophie. Hier auf jede Strömung einzugehen würde den Rahmen mehr als sprengen. Ich möchte mich darum nur auf zwei Strömungen beziehen die für meine spätere Argumentation wichtig sind. Zum einen die Theorie, dass nur die Dinge existieren, die man aktiv wahrnimmt/beobachtet. Speziell Berkeley, der grob vereinfacht sagte, dass es keine Materie gäbe, sondern nur Ideen die wir wahrnehmen würden. Wenn also kein Beobachter da ist, gibt es auch nichts. Ein sehr krasser Standpunkt mit dem er sich selbst auch nicht wohl fühlte und den er durch Gott umgehen wollte, der wiederum alles gleichzeitig wahrnehmen würde. Unelegant, absolut. Aber lässt man das außer Acht haben wir etwas, was man schwer beweisen kann: In dem Moment wo ich mir etwas anschaue kann ich mir sicher sein, dass es da ist. Aber wenn ich es nicht sehe, wer sagt mir dass es dann noch existent ist? Vielleicht erschaffe ich mir ja meine Wirklichkeit selbst.

Natürlich ist dieser Standpunkt angreifbar, schon dank solcher Dinge wie Radioaktivität. Aber ich will ihn nicht ganz verwerfen sondern bitte, ihn im Hinterkopf zu behalten.



Weiterhin möchte ich mir den Klassiker anschauen: Descartes. Dieser Herr hat verzweifelt etwas gesucht, von dem er ausgehen kann. Etwas das man nicht wegdiskutieren kann, eine absolute Sicherheit. Denn wie will man etwas über die Realität sagen, wenn man erst Mal alles anzweifeln muss? Das oben genannte Problem der Wissenschaft. Sie nähert sich der Realität an, aber kann diese niemals beweisen. Ausgehend von seinem Gedanken des Anzweifelns kam er zu einer Ergebnis, das ironischer und witziger kaum sein könnte: Ich kann mir sicher sein, das ich zweifle! Dubito ergo sum (Ich zweifle, also bin ich). Und von da kam er zu einem der berühmtesten Zitate, nachdem er feststellte, das zweifeln auch nur ein Denkvorgang ist: Cogito ergo sum (Ich denke, also bin ich)! Ich kann alles anzweifeln, alles kann eine Täuschung sein, eine Halluzination. Nur meines Denkens kann ich mir sicher sein! Endlich eine nicht anzuzweifelnde WAHRHEIT. Etwas, was sich selbst beweist.

Damit könnte ich jetzt natürlich aufhören, aber ganz ehrlich: Das wäre viel zu einfach und zu langweilig, wo ich doch vorher sagte, dass ich mir den Zusammenhang zwischen Wahrheit und Realität ansehen will.

Also gehe ich weiter und möchte alle Ergebnisse bis hierhin verbinden:

1.) Die Wissenschaft kann nichts beweisen

2.) Die Religion bezweifelt eine Realität die wir überhaupt wahrnehmen können

3.) Ich kann zwar getäuscht werden, aber pragmatischer weise muss ich davon ausgehen, dass die Dinge die ich wahrnehme existieren. Definitiv die beste Wahl wenn ich sehe wie jemand ein Messer nach mir wirft. Es ist ratsamer sich zu ducken als zuerst einmal zu bezweifeln dass das Messer überhaupt existiert.

4.) Ich kann mir nur meines Denkens sicher sein.



Bevor ich hieraus aber meine Theorie der Realität ableite möchte ich noch zwei Dinge mit aufnehmen:

1.) In der Quantenphysik hat man festgestellt, dass der Beobachter mit zum Experiment gehört. Ohne Beobachter kann eine Katze sowohl tot als auch lebendig sein (siehe Schrödingers Katze), die Gedanken beeinflussen also die Realität.

2.) Man darf die Macht des Glaubens nicht unterschätzen. Der Placebo-Effekt gibt der Medizin bis heute Rätsel auf. Menschen die glauben, dass sie gesund werden, haben bessere Heilungschancen. Menschen sind in ausgeschaltetten Kühlräumen erfroren, weil sie GLAUBTEN erfrieren zu müssen. Scheinbar hat der Glaube also Einfluss auf die Realität, zumindest auf die subjektive.



Und ja, ich denke man muss sehr wohl unterscheiden zwischen subjektiver und objektiver Realität/Wahrheit. Wobei ich beides in meiner Theorie miteinander verbinden will. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass ich beides im Hinterkopf habe und keinesfalls übergehe.



Kommen wir nun aber zu meiner Theorie der Wirklichkeit, mit der ich bisher gut fahre und die in der einen oder anderen Form auch anderen in den Sinn gekommen ist (Terry Pratchett für die Scheibenwelt, den Machern des Rollenspiels Mage):



Gedanken definieren die Realität mit, wie die Quantenphysik zeigt. Wenn sich Gedanken verdichten, sich mit dem Willen zusammen tun, so entsteht Glaube. Dieser war nicht nur vielen ein Schwert in der Geschichte, sondern ist es viel mehr für uns alle. Das woran ich glaube, bestimmt meine subjektive Realität: Wenn ich glaube erfrieren zu müssen, so kann dies durchaus geschehen, wenn der Glaube groß genug ist. Wenn ich glaube dass ich gesund werde, so stehen meine Chancen viel besser, genau das zu erreichen. Nun kann ich mir zwar nicht sicher sein dass Andere Wesen/Menschen existieren (erst recht wenn ich sie gerade nicht wahrnehmen kann), aber es ist pragmatisch gesehen besser davon auszugehen. Und wenn diese ebenfalls ihre eigene Realität durch Gedanken und Glauben formen, dann muss es irgendwo Berührungspunkte geben zwischen den Beiden Realitäten. Oder besser gesagt der Vielzahl all dieser Realitäten. Die Gedanken (und in Taten umgewandelten Gedanken) Anderer wiederum beeinflussen mich und meine Gedanken. Damit sind wir wieder bei den asiatischen Religionen: Alles hängt zusammen. Es gibt im Buddhismus das schöne Bild von Indras Perlennetz: Im Reich des Gottes Indra hängen viele Perlen die wiederum auch spiegle sind. Diese sind so angeordnet, dass jede Perle immer auch jede andere Perle spiegelt.

Dieses Netz wiederum, die vielen Gedanken die sich berühren und beeinflussen, bilden die objektive Realität. Man könnte also sagen: Der Konsens aller Gedanken, das Kolletivbewußtsein wenn man so will, bildet die objektive, für jeden (fast) verbindliche Realität. Das mag abgehoben klingen, ist aber eigentlich ganz einfach: Weil die Menschen im allgemeinen Glauben, dass es die Schwerkraft gibt, fällt alles zu Boden. Weil die Menschen glauben das fliegen aus eigener Kraft unmöglich ist, stürzen wir ab und sterben, wenn wir uns eine Klippe runter stürzen.

Das heißt natürlich im Umkehrschluss: Würden wir glauben, dass wir Feuerbälle werfen können, so könnten wir alle Street Fighter im wahren Leben spielen. Und ja, das halte ich durchaus für möglich. Früher als die Wissenschaft noch nicht so viel Macht hatte, waren die Berichte über Magier, Götter und ähnliches sehr viel häufiger. Man mag das mit der Aufklärung und dem Aberglauben erklären, aber möglich wäre meine Erklärung auch. Magier und Götter waren damals einfach nur Menschen, die einen stärkeren Willen, einen festeren Glauben hatten, als die Anderen. Diejenigen mit dem größten Willen wurden zu Religionsstiftern. Die Wunder Jesu erscheinen da in einem ganz anderen Licht. Und über Wasser laufen klingt auch nicht viel unglaublicher, als in einer abgeschalteten Kühlkammer zu erfrieren, oder?

Und wenn wir mal überlegen: Auch heute noch hören wir unglaubliche, aber teilweise bewiesene Berichte von Yogis, die bewussten Einfluss auf ihren Körper nehmen können in einem Maße der an Wunder grenzt (Herzschlag verlangsamen oder anhalten, jahrelang ohne Nahrung leben). Die Kampfkünste der Shaolin erscheinen uns auch übermenschlich. Aber es sind normale Menschen, die uns nur eines voraus haben: Eine unbändige Willenskraft und einen unerschütterlichen Glauben an sich und die eigenen Fähigkeiten.

Das kann man selbst sogar relativ leicht austesten: Wenn ihr das nächste Mal ein gekochtes Ei schälen wollt, spart euch mal den Löffel. Heute einfach mal mit der Faust gegen. Beim ersten versuch werdet ihr euch höchst wahrscheinlich die Hand stoßen. Danach fokussiert mal euren Willen, stellt alles zögern ab und zieht den Schlag durch. Die Schale wird brechen. Ganz "Harte" können sich das Ei auch gegen die Stirn klatschen (bitte achtet dann aber darauf, dass es auch wirklich gekocht ist!). Ähnliche Versuche kennt ihr vielleicht aus der Schule wo vier Schüler einen Mitschüler auf seinem Stuhl nur mit den kleinen Fingern anheben können, wenn sie sich dabei vorstellen, dass sie es schon geschafft haben.

Damit haben wir nun alle oben genannten Punkte unter einen Hut gebracht: Wissenschaftliche Erkenntnisse, speziell der Quantentheorie, religiöse Vorstellungen (eine objektive Wahrheit die den Geist EINES Menschen übersteigt, die Verbundenheit aller Dinge), die Philosophie (speziell Berkeley und Descartes), die Macht des Glaubens (als gefestigte Gedanken) und den Pragmatismus (Wahr ist, was funktioniert).

Was heißt dies aber nun für die Wahrheit? Subjektive Wahrheit sind die Dinge, die ich wahrnehme und an die ich glaube. Im Falle von Täuschungen, Wahnvorstellungen und Co. weichen diese zwar von der objektiven Wahrheit (Konsens der subjektiven Wahrheiten) ab, für mich sind diese Dinge aber erst Mal wahr. Die stärksten Vorstellungen und Gedanken wiederum (heutzutage fast alle aus dem wissenschaftlichen Bereich!) wiederum bilden die objektive Wahrheit. Beide Formen der Wahrheit beeinflussen sich gegenseitig, sind dadurch also fließend und alles Andere als in Stein gemeißelt. Somit ist also auch die absolute, unumstößliche Wahrheit eine Illusion, bis auf jene einfache die da heißt: "Ich denke, also bin ich!"



Als letzten Punkt möchte ich nochmal auf die Lüge/die Unwahrheit eingehen. Allerdings möchte ich hier nicht noch einen langen Monolog halten, sondern einfach ein paar Fragen stellen, die zum weiteren nachdenken, auch über meine Theorie anregen sollen:

-Ist es wichtig, ob ein Baum den niemand fallen hört ein Geräusch macht? Wie verhalten sich dazu objektive und subjektive Wahrheit?

-Ist es eine Lüge, wenn man etwas unwahres erzählt von dem man aber glaubt, dass es die Wahrheit ist?

-Warum ist es so unwahrscheinlich, dass jemand mit einem extrem starken Glauben und Willen dennoch Feuerbälle werfen kann? (Tipp: Bezieht mal Wissenschaft/Wahrscheinlichkeit, Voraussetzungen und Nutzen des Gazen mit ein)

-Wenn ich  fest davon überzeugt bin, nicht zu existieren, existiere ich dann? Was ist dann überhaupt Nicht-Existenz?

-Wenn ich mit dieser Antwort eine Runde weiter komme, werden die Theorien dann noch kränker und noch länger?



In diesem Sinne: Viel Spaß und willkommen in der Operation Mindfuck! Koalabärenrennen finden jeden Dienstagabend in Hillbrow statt. Kommen sie nackt.^^



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