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In einem anderen Land

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Kapitel 11

“Elsa?” Als Hailee ihre Freundin endlich einholt, hat diese die Tränen bereits nicht mehr zurückhalten können, die ihr nun über die Wangen laufen. “Oh Gott, Elsa, was ist los? Das ist doch hoffentlich nicht, weil ich die Idee mit dem Zimmer hatte?”

Die Angesprochene schüttelt ihren Kopf und wischt sich die Tränen ab.

“Nein. Es ist nur …” Sie stockt, weiß nicht, ob sie das sagen soll. Es laut auszusprechen, macht es endgültig real. Doch ändern würde es nichts, daher … “Er hat mir klar gemacht, dass er kein Interesse an mir hat.”

Die Augen der bei ihr Stehenden weiten sich ungläubig.

“Was? Das kann ich nun wirklich nicht glauben. Er steht doch total auf dich! Das sieht echt jeder!”

Nun ist es Elsa, die ungläubig aufblickt.

“Was?”

“Das ist doch offensichtlich.” Hailee winkt ab. “Du hast es ihm angetan. Daher …” Elsa unterbricht sie mitten im Satz.

“Hailee, es ist egal. Er hat mir gerade erklärt, dass es überhaupt kein Problem ist, mit mir ihn einem Bett zu schlafen und ich mir null Sorgen machen muss, da er kein Interesse hat.”

“Das glaube ich kaum. Hat er es genauso gesagt? Mit diesen Worten?”

Elsa stockt.

“Also nicht direkt mit diesen Worten … aber falsch zu verstehen war daran nun wirklich nichts.”

“Elsa …”

“Hailee, bitte jetzt nicht. Ich gehe noch in die Sauna, danach mache ich mich auf den Rückweg zu unserem Haus.”

“Soll ich mitkommen? Also in die Sauna … und dann auch zurück?”

Elsa zieht ihre Mundwinkel hoch, doch es entsteht nur ein verzerrtes Grinsen.

“Schon okay, Hailee. Geh du nur und schau nach Jake. Jetzt könnt ihr öffentlich zu euch stehen. Wir sehen uns einfach nachher.”

“Aber …”

Schon greift Elsa nach der Hand ihrer Gegenüber und drückt diese sanft.

“Wirklich, Hailee, es ist okay. Ich will gerade nicht darüber reden und du musst dir deine gute Laune nicht von mir verderben lassen. Wir sehen uns nachher.”

Sie wartet nicht ab, ob Hailee noch etwas sagt, sondern geht los.
 

~~~
 

Mario hat geduscht, das Chlor grob abgewaschen, sich umgezogen und ist nun auf dem Weg zu ihrer Unterkunft. Er drückt sein Handy an sein Ohr und lauscht dem Freizeichen, wartet darauf, dass sein bester Freund endlich das Telefonat annimmt.

“Hey Alter”, ertönt gleich darauf Gregors Stimme. “Alles gut bei dir? Um die Uhrzeit hast ja noch nie angerufen. Ich wollte gerade kicken gehen.”

“Gregor”, Mario hat seinem Freund gar nicht richtig zugehört, “meinst du mit Elsa und mir könnte es funktionieren, wenn wir wieder zurück in Japan sind?”, platzt es aus ihm heraus.

Kurz herrscht Schweigen in der Leitung.

“Mit dir und Elsa? Was soll da funktionieren? Eine Freundschaft? Natürlich.”

“Nein, keine Freundschaft. Also, nicht nur. Nein, ich meine …”

“Eine Beziehung?”

Nun ist es Mario, der auf Gregors Aussage hin schweigt.

“Ja”, antwortet er schließlich leise, bleibt mitten auf dem Weg stehen.

“Ist zwischen meiner Schwester und dir etwas gelaufen?”, fragt sein Gesprächspartner, völlig vorwurfsfrei, einfach nur neugierig.

“Das … nein.”

“Also nichts.”

“Ja.”

“Und da könnte was laufen?”

“Ja.”

“Von ihrer Seite aus?”

“Das weiß ich nicht. Aber ich hoffe.”

“Aha.”

“Gregor, ich … es geht nicht darum, irgendwelche Bedürfnisse zu befriedigen. Ich mag deine Schwester! Sehr sogar! Aber ich habe Angst … dass das halt nur …” Mario klingt fast verzweifelt, weiß nicht richtig, was er sagen soll. Doch sein bester Freund versteht ihn auch so.

“Dass sich die Gefühle nur entwickelt haben, weil ihr jetzt gerade beide in den USA seid.”

“Genau das.” Ein leises Stöhnen entkommt ihm, während Mario sich mit einer Hand über sein Gesicht fährt. “Ich mag sie, Gregor. Wirklich. Sie bedeutet mir unglaublich viel.”

“Hast du dich wieder in sie verliebt?” In Gregors Stimme scheint ein Lächeln mitzuschwingen.

“Ja.” Die Antwort ist erneut schlicht, aber es sagt alles aus, was es aussagen soll.

“Dann sag es ihr, nicht mir.”

“Aber was, wenn sie nicht … wenn sie nicht auch so empfindet? Dann sind die nächsten Monate nicht lustig. Es kann alles kaputt machen. Wir sollen die Zeit hier genießen. Sollte ich nicht warten, bis wir beide wieder in Japan sind? Dort schauen, ob die Gefühle noch bestehen? Was, wenn wir zurückkommen und das war es dann? Ich will nicht nur etwas für zwischendurch.”

“Gehst du etwa davon aus, dass es nur für zwischendurch ist?”

Mario lässt seine Hand sinken. Langsam schüttelt er seinen Kopf, auch wenn sein bester Freund es nicht sehen kann.

“Nein.”

“Gut. Warum dann die Zeit vergehen lassen, in der du so viel Zeit, wie nur möglich, mit Elsa verbringen kannst? Wenn ihr wieder hier seid, dann seid ihr an zwei unterschiedlichen Orten. Aber das ist auch machbar. So etwas nennt sich Fernbeziehung. Wobei ich guter Dinge behaupten kann, dass das bei euch ja nur noch etwas Temporäres ist. Elsa plant nach ihrem Studium wieder hierher zurückzukommen. Also?”

Sie möchte zurückkommen? Und woher kennt Gregor solche Worte wie temporär? Okay, nein, darüber sollte er sich jetzt keine Gedanken machen. Gregor hat eine sehr intelligente Freundin, vielleicht ist da ja doch etwas hängen geblieben.

“Und für dich …”

“Falls du dir jetzt Gedanken machst, dass ich damit ein Problem haben könnte, wenn du mit meiner Schwester zusammen wärst, dann kann ich dich beruhigen. Für mich würde sozusagen ein langgehegter Traum in Erfüllung gehen.” Ein Prusten ertönt. “Ne, so weit gehe ich jetzt nicht. Ich hatte nur früher immer gehofft, dass ihr beide ein Paar werdet. Ist nie passiert. Also gerne jetzt. Meinen Segen hast du. Kümmere dich halt gut um sie.”

Ein Lächeln erscheint auf Marios Zügen.

“Werde ich … wenn sie es denn mag.”

“Gut. Ich freue mich auf Neuigkeiten.”

“Du bist der Erste, der es erfährt.” Kurz fällt Mario ein, dass es wohl auch noch andere Leute geben wird, die vor Gregor Bescheid wissen. “Also der Erste aus Japan.”

“Damit kann ich leben.”

“Na Gott sei Dank.” Mario lacht leise. Das Telefonat mit Gregor hat Wunder gewirkt. Es geht ihm wirklich schon besser. Sein bester Freund findet immer die richtigen Worte. Also war es auch genau die richtige Idee, ihn anzurufen. “Und Danke auch an dich.”

“Klar, immer doch. Na dann, erzähl mal. Was machst du heute noch? Hast du schon gemacht? Ey, keine Ahnung. Das mit dem Zeitunterschied habe ich immer noch nicht drauf.”

“Erzähle ich gerne. Aber erzähl du mir erst noch, wie es bei euch läuft. Und wie macht sich Viktor? Tragt ihr noch weiße Trikots oder schon rote? Und habt ihr schon irgendwelchen krassen Tricks drauf, wie einen, ähm, Kickersdreher oder so, mit dem wir zukünftig alle Gegner nur so vom Feld fegen werden?”

Nun ist es Gregor, der mehr als laut lachen muss.

“Das noch nicht. Und ich bin mir nicht immer sicher, ob Viktor seine Zusage nicht schon längst bereut …”

“Irgendwann musst du mir noch verraten, wie du ihn dazu überredet hast, für mich einzuspringen.” Mario kann das Grinsen nicht mehr unterdrücken, während er beschwingten Schrittes den Gang zu seiner Unterkunft wieder aufnimmt.

“Betriebsgeheimnis. Ich weiß ja nicht, ob ich das nicht noch einmal irgendwann einsetzen muss.”

“Tja, irgendwann werde ich es erfahren, Gregor, irgendwann.”

“Na dann bin ich ja mal gespannt”
 

~~~
 

Er hatte noch ein paar Minuten mit Gregor telefoniert, ehe er bei ihnen in der Unterkunft schnell unter die Dusche gesprungen und sich richtig vom Chlor befreit hat. Anschließend hat er schon mal seine Sachen zusammengeräumt, falls er wirklich gleich zu Elsa ins Zimmer ziehen würde. Wenn es für sie denn in Ordnung ist. Anschließend ist er nach unten in die Küche gegangen und hat angefangen, das Abendessen vorzubereiten. Da sie einen Essensplan gemacht und alles mitgebracht haben, ist das kein allzu großer Aufwand. Und er muss sich noch überlegen, wie er ihr sagen sollte, dass er sie mag. Mehr als nur mag, dass er sich in sie verliebt hat. Nach vielen Jahren wieder. Während er das Gemüse wäscht und anschließend schneidet, liegt ein fast schon verträumtes Lächeln auf seinen Lippen. Er kann nicht anders, wenn er an Elsa denkt - und das kann er auch nicht lassen, sie beherrscht seine Gedanken. Sie bedeutet ihm so viel.

Kurz darauf hört er die Türe aufgehen und schon ertönt ein heilloses Durcheinander an Stimmen.

“Hey, ich bin hier”, ruft er, als bereits Brandon und Alex in die Küche kommen.

“Oh, du hast schon angefangen zu kochen. Mega.” Ersterer nickt zufrieden, verschwindet dann in sein Zimmer.

“Was hast du denn vor zu kochen? Es sollte doch Grillgemüse geben.” Alex blickt auf das klein geschnittene und akkurat gehackte Gemüse.

“Oh, ähm …” Auch Mario sieht es verwundert an. Ihm ist gar nicht aufgefallen, dass er es so klein geschnitten hat. Kurz blinzelt er, überblickt, was er da hat, ehe er schief grinst. “Ich glaube, heute gibt es Yakisoba. Gebratene Nudeln mit Gemüse nach japanischem Rezept.”

Elsa, die gerade auch in die Küche gekommen ist, sieht ihn mit großen Augen an. Ein kurzes Lächeln huscht über ihre Züge. Er weiß noch, wie sehr sie Yakisoba mag, auch wenn es nur ein einfaches Rezept ist.

“Soll ich dir helfen?”, fragt sie und tritt einen Schritt auf ihn zu.

Marios Herz macht einen Satz. Er bräuchte zwar keine Hilfe, aber so kann er Zeit mit ihr verbringen.

“Ja, gerne.”

“Gut. Dann bringe ich kurz noch meine Sachen weg und komme gleich wieder zu dir.”

“Mach in Ruhe, ich muss erst mal noch Nudeln kochen.”
 

Es vergehen nur ein paar Minuten, dann taucht sie neben ihm auf. Sie nimmt gerade ihre Haare zu einem hohen Zopf zusammen und befestigt diesen mit einem Haargummi.

“Was kann ich machen?”

“Schaust du nach den Gewürzen?”, weist Mario sie an, während er gerade das Gemüse in einer Pfanne schwenkt.

“Natürlich.” Sie beugt sich über den Korb, den sie mitgebracht haben. Schon zieht sie verschiedenes Zeug heraus.

“Wir müssen improvisieren. Ich war in Gedanken versunken und habe nicht darauf geachtet, als ich das Gemüse geschnitten habe.” Mario zuckt zusammen, als Elsa plötzlich neben ihm steht und seine Hände hochnimmt, um diese zu betrachten. “E-elsa?”, bringt er hervor. Schon laufen ihre Wangen rot an und sie lässt seine Hände wieder los.

“Entschuldige bitte. Ich wollte nur sichergehen, dass du dich nicht geschnitten hast … Also wenn du einfach drauf losschneidest, ohne aufzupassen …”

Ein Lächeln erscheint auf seinen Zügen.

“Hast du dir etwas Sorgen um mich gemacht?”

“Bilde dir nur nichts ein”, murmelt sie und widmet sich schnell wieder den Gewürzen. “Mein Bruder würde mir nur den Hals umdrehen, wenn ich es zulasse, dass sein wertvoller Kapitän und Torwart ausgerechnet seine Hände verletzt …”

“Ich soll dir übrigens Grüße von Gregor ausrichten. Ich habe vorher noch mit ihm telefoniert.”

Erstaunt dreht Elsa ihren Kopf und sieht Mario wieder an.

“Du hast mit ihm gesprochen?”

“Ja. Ich”, kurz überlegt Mario, ob er das so sagen kann, entscheidet sich dann aber dafür, “habe seinen Rat gebraucht.” Er wird ernst und legt ihr eine Hand sanft an den Ellenbogen. “Es tut mir leid, wenn ich dir vorher irgendetwas gesagt habe, das dich verletzt hat. Wenn du dir das Zimmer die nächsten Tage nicht mit mir teilen willst, dann habe ich dafür wirklich Verständnis.” Als Elsa aufsieht und ihre Blicke sich treffen, macht sein Herz einen Satz. Sie lächelt, auch wenn ihre Augen nicht so sehr leuchten, wie sonst oft. Und eigentlich, das wird ihm in diesem Moment klar, will er, dass ihre Augen immer leuchten.

“Das Gemüse”, richtet sie an ihn und stößt ihm in die Seite. Schon reißt Mario seinen Kopf herum und schiebt schnell mit dem Pfannenwender durch das Gemüse, das unten herum tatsächlich schon sehr dunkle Farbe angenommen hat. Nicht mehr viel und es wäre verbrannt …

“Danke”, murmelt er, ehe er nach den Gewürzen greift, allem voran der Soja-Soße, die Elsa auf die Arbeitsfläche gestellt hat.

“Ich will ja auch etwas davon haben”, erwidert sie, ehe sie nach den Nudeln sieht, die er gekocht hat. “Spaghetti?”

“Ja … wie gesagt, ich muss improvisieren.”

“Also auf die Yakisoba bin ich gespannt.” Ein Schmunzeln liegt auf Elsas Lippen.

“Nennen wir es einfach italienische Yakisoba”, erklärt Mario in dem Augenblick, entlockt ihr ein leises Lachen.

“Ich bin gespannt.”

“Frag mich mal.” Schmunzelnd geht Mario wieder mit dem Pfannenwender durch die Pfanne. Im nächsten Augenblick erstarrt er und dreht seinen Kopf geht zur Seite. Elsas Blick ist jedoch stur auf die Pfanne gerichtet.

“Von mir aus können wir das mit dem Zimmertausch machen. Sind ja nur zwei Nächte, das bekommen wir schon hin.”



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Centranthusalba
2023-07-12T13:18:07+00:00 12.07.2023 15:18
Hmmm, ich dachte eigentlich, es würde jetzt knallen💥🤔 Aber Elsa schluckt es runter und Mario redet statt mit ihr mit Gregor. Ob das austauschbar ist?😄
Gregor kennt Fremdwörter 😲. Vielleicht hat Viktor ja genug und macht mit den Kickers nur noch Theorie 😅

Und Mario freut sich jetzt auf seinen nächsten Vorstoß, aber ich fürchte Elsa wird eher Abstand suchen…
Wer sagt das zum Schluss?
Antwort von:  Tasha88
12.07.2023 15:22
das letzte kommt von elsa, deshalb ist mario so überrascht
und hey, fluff XD
nix mit drama ...
elsa versucht zu akzeptieren, was er gesagt hat >.<
Von:  Kyomi
2023-07-11T22:00:45+00:00 12.07.2023 00:00
Hallo Tasha 😊

Oh Elsa 🥺

Sie wirkt hier einfach nur enttäuscht und verletzt 🥺🥺🥺

Elsa geht davon aus, dass Mario kein Interesse an ihr hat.

Doch er ist einfach nur sehr höflich 🥰

Er möchte nicht, dass sich Elsa beim Zimmertausch durch ihn bedrängt fühlt.

Ein schönes Gespräch zwischen Mario und Gregor 😊

Mario ist verzweifelt und braucht Gregors Rat.

Er ist hier auch sehr offen gegenüber Gregor.

Mario und Elsa kochen zusammen 🥰🥰🥰

Voll süß von Elsa, wie sie nach Mario's Hand schaut, ob er sich verletzt hat ❤️

Und auch sehr lieb von Mario, dass er sich bei Elsa für seine Worte entschuldigt ❤️

Er hat es wohl selbst gemerkt oder Alex, Jake und Brandon haben ihm im letzten Kapitel den entscheidenden Denkanstoß gegeben.

Ich freue mich schon auf den Zimmertausch 🥰🥰🥰

Liebe Grüße

Kyomi 😊
Antwort von:  Tasha88
12.07.2023 09:52
Hallo Kyomi,

so einen kurzen, dramatischen Moment brauche ich auch bei dieser fluffigen Story;)
so ein kleines Missverständnis.
und Mario ist schon ein (manchmal zu) netter Kerl.
das Gespräch mit Gregor hat mir beim schreiben auch sehr Spaß gemacht ;)

und dann kommen die beiden sich wieder näher. Und wenn sie jetzt das Bett tauschen,wird es vielleicht ja noch enger ;)

Liebe Grüße
Tasha


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