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In einem anderen Land

von

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Kapitel 12

Es sind nur zwei Nächte. Das würden sie schon hinbekommen. Diese Worte schießen Elsa durch den Kopf, hat sie erst vor ein paar Stunden an Mario gerichtet. An denjenigen, der nun neben ihr in dem dunklen Zimmer im Bett liegt. Als sie dieses noch mit Hailee geteilt hat, ist es ihr nicht so klein vorgekommen. Aber jetzt? Es ist winzig! Jede Bewegung von Mario spürt sie durch die Matratze hindurch bis zu sich. Und auch sein leises Atmen ist zu vernehmen. Jedes Mal, wenn sie sich sagt, dass sie jetzt einfach die Augen zu macht und schläft, wird sie sich seiner Nähe noch bewusster als zuvor. Und das ist kaum machbar. Dazu gibt es hier nur eine große Bettdecke. Die müssen sie dementsprechend miteinander teilen. Noch mehr, dass ihr Herz zum Rasen bringt.

“Elsa?”, flüstert er leise und sie versteift sich.

“Mario?”, erwidert sie ebenso leise. Wieder dreht er sich und die Matratze wird unter ihm nieder gedrückt, lässt sie sogar ein wenig in seine Richtung rutschen. Schon spürt sie, wie ihre Wangen zu brennen beginnen.

“Bist du froh, dass du hier bist?”

Elsas Herz nimmt einen seltsamen Takt an. Hier? Mit ihm? In diesem Bett? Ist sie froh darüber? Ihr Herzschlag wird noch schneller.

“Also hier in den USA, bei Michaels Projekt.”

Und schon beruhigt sich Elsas Herz wieder - so gut es geht, wenn man mitten in der Nacht neben seinem Schwarm liegt. In einem gemeinsamen Bett … Doch über dieses Thema kann sie einigermaßen unverfänglich reden.

“Ja, ich bin froh darüber. So eine Chance hätte sich sicherlich nie wieder ergeben. Und ich kann es für mein Studium als Praktikum anrechnen lassen. Ein zusätzlicher Pluspunkt.”

“Da hast du recht. Ich mache es auch. Dann habe ich nur noch zwei Semester vor mir, ehe ich meinen Abschluss habe.”

“So geht es mir auch.”

Das ist jetzt die Chance, schießt es Mario durch den Kopf.

“Was … ähm … was willst du machen, wenn du fertig bist? Mit der Uni, deinen Abschluss hast?”

“Hmm, ich weiß auch noch nicht einhundert Prozent. Ich denke, ich will in den sozialen Bereich gehen. Zwar könnte ich sicherlich auch in der Industrie irgendwo eine Stelle bekommen, dort auch mehr verdienen, aber es fühlt sich nicht richtig an.”

Ein Lächeln breitet sich auf Marios Zügen aus.

“Das passt zu dir, Elsa.”

“Wirklich?”

“Ja, finde ich schon.”

“Danke dir.” Auch sie muss lächeln. Es ist schön, so etwas von ihm zu hören.

“Und … wo … genau willst du dir nach einer Stelle suchen?” Seine Stimme klingt sehr zögerlich, lässt Elsa aufhören. Worauf hofft er? Dass sie zurückkommt? Oder hat er Angst davor, dass sie dann wieder in der Nähe ist? Hailee meinte, dass er wohl etwas von ihr will, auch wenn er vorher eher das Gegenteil gesagt hat.

“Ich … will eigentlich wieder nach Hause kommen. Ich war jetzt so lange weg. Bis ich fertig bin, sind es dann fünf Jahre gewesen. Das ist eine sehr lange Zeit. Natürlich habe ich dort Freunde gefunden, aber ich vermisse meine Freunde zu Hause und auch meine Familie.” Sie zögert ebenfalls. “Und du?”

“Ich will nach meinem Abschluss natürlich auch eine Stelle suchen. Als Informatiker dürfte das aber das kleinste Problem sein, die werden überall gesucht. Und ich will auch zu Hause bleiben. Meine Freunde, Familie, die Kickers. Ganz ehrlich”, ein leises Lachen entkommt ihm, “es hat schon ein wenig Überwindung gekostet, hierher zu kommen. Es gab genug Leute, die mir gut zugeredet haben, nachdem mein Professor mit dem Angebot auf mich zugekommen ist. Aber …”

“Es fällt einem trotzdem schwer, alles hinter sich zu lassen …”

“Auch wenn es nur für kurze Zeit ist.” In Elsas Stimme spiegelt sich Verständnis.

“Genau. Aber ich bin froh, dass ich es gemacht habe. Vor allem, weil ich dich hier getroffen habe.”

Auf Marios Aussage herrscht erst mal Stille. Was keinem der beiden bewusst ist, dass auch das Herz des jeweils anderen wie verrückt gegen den Brustkorb schlägt.

“Ich … bin auch froh, dich getroffen zu haben”, erwidert Elsa schließlich leise. “Es hat doch vieles irgendwie einfacher gemacht. Du bist doch ein wenig Heimat. Und ich bin froh, dass wir wieder Freunde sind.”

Marios Herzschlag nimmt noch weiter zu. Er will am liebsten seine Hand ausstrecken, nach ihr greifen und ihr sagen, dass er mehr will, als dass sie nur Freunde sind. Doch etwas in ihm traut sich immer noch nicht.

“Das bin ich auch”, erwidert er, in einer sehr abgespeckten Version. Er will noch viel mehr sagen, doch gerade erscheint es ihm nicht als passend. “Ich bin wirklich sehr froh, dass du da bist. Mit dir ist es besser, sehr viel besser.”

Erneut herrscht Stille.

“Aber nur, weil du nachts jetzt mit mir Japanisch sprechen kannst.” Elsas Stimme ist eindeutig die Belustigung anzuhören. Mario muss darauf leise lachen.

“Genau, daran liegt es. Ich will mit niemand Anderem als mit dir nachts in den USA in einem Bett liegen und Japanisch sprechen.”

“Dann ist es ja gut, dass ich zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle bin.”

“Das bist du, bist du wirklich, Elsa.”

Seine Stimme klingt so ernst, dass es etwas tief in ihr berührt.

“Du auch”, flüstert sie und streckt ihre Hand aus, trifft etwas an ihm - seine Brust? Sofort legt sich seine Hand auf ihre und umfasst sie, drückt sie weiterhin sanft an seine Brust. Es fühlt sich angenehm an. Warm und geborgen. Langsam schließt Elsa ihre Augen, lauscht seinem Atem, führt sein Herz unter ihrer Handfläche pulsieren und so driftet sie ins Land der Träume.
 

~~~
 

Es ist schön. Warm, geborgen. Sie will hier nie wieder weg. Das ist der perfekte Ort. Elsa schnurrt leise, als sie sich ein wenig regelt. Der Geruch, der sie umgibt, dazu das leise Pochen eines Herzens unter ihrem Ohr, das im Einklang mit ihrem eigenen Herzschlag ist. Sie ist hier genau richtig. Nun ist es ein leises und zufriedenes Seufzen, das ihre Lippen verlässt. Sie schmiegt sich noch etwas enger an den warmen Körper neben sich, spürt, wie der Arm um sie seinen Griff festigt. Ein Lächeln liegt auf ihren Gesichtszügen. Das hier ist schön. Wo ist es schöner, als in den Armen des Freundes aufzuwachen? … Stopp! Sie hat keinen Freund! Und kaum dass ihr dieser Gedanke durch den Kopf schießt, erstarrt sie und reißt ihre Augen weit auf. Ihr Herz nimmt einen viel zu schnellen Takt an, als ihr bewusst wird, dass sie in Marios Armen liegt. Vorsichtig sieht sie auf und erkennt erleichtert, dass er noch zu schlafen scheint. Schnell versucht sie, sich ihrer Lage klar zu werden. Ihr Kopf liegt auf seiner Brust, sein Arm um ihre Mitte, drückt sie, vermutlich unbewusst, an sich. Ihr Bein hat sie über seinem leicht angewinkelt, sich an ihn gepresst. Oh Gott … das … das ist … Vorsichtig, darauf bedacht, Mario nicht zu wecken, löst sich Elsa aus seinem Griff und rutscht von ihm weg, bis zum Rand der Matratze. Mit großen Augen starrt sie den jungen Mann an, der immer noch zu schlafen scheint. Anscheinend sind sie in der Nacht zusammen gerutscht. Aber das … nein, das hat nichts zu bedeuten, ziemlich sicher nicht! Leise stellt Elsa ihre Beine über den Bettrand und tritt gleich darauf zu ihrem Koffer, um sich Kleidung für den heutigen Tag zusammen zu suchen. Immer wieder sieht sie über ihre Schulter zu Mario, etwas panisch davor, dass er gleich aufwacht. Was soll sie dann zu ihm sagen? Wie soll sie das erklären? Sie hat selbst keine Erklärung dafür. Außer, dass sie am liebsten jeden Morgen so aufwachen würde … Doch das kann sie ihm nicht sagen, nicht, nachdem er ihr gestern erklärt hat, dass er es nicht so sieht. Sie richtet sich auf und huscht schnell ins Badezimmer und schließt erleichtert die Türe hinter sich ab.
 

Kaum dass die Türe ins Schloss fällt, stöhnt Mario leise auf und fährt sich mit einer Hand über das Gesicht. Er setzt sich auf und blickt zur geschlossenen Badezimmertüre, hinter der er Wasser rauschen hört. Sein Herz klopft schnell. Es ist so ein unglaubliches Gefühl gewesen, als er aufgewacht ist und Elsa in seinen Armen gespürt hat. Ihr Duft nach Vanille, den er wirklich sehr mag, umhüllt ihn immer noch. Er hat sie nur angesehen, ihre Nähe genossen, das Gefühl, sie so bei sich zu behalten. Und dann hat sie sich geregt, leise geschnurrt, sich etwas enger an ihn gedrückt und geseufzt. Erst war er wie erstarrt, hat seine Augen geschlossen und sich schlafend gestellt. Irgendwie hatte er ein wenig Angst davor, wie sie reagiert. Und vielleicht war das die richtige Entscheidung, denn sie ist in seinen Armen plötzlich auch wie erstarrt gewesen, ehe sie sich kurz darauf aus seiner Umarmung befreit hat und verschwunden ist. Dass sie ohne ein weiteres Wort zu sagen oder ihn zu wecken aus dem Raum gegangen ist und sich ins Badezimmer verzogen hat, sagt alles aus, oder? Seufzend lässt Mario sich wieder auf das Bett zurückfallen und starrt an die Decke hinauf. Was soll er nur machen? Gestern hatte Gregor ihm den Rat gegeben, mit ihr zu reden und eigentlich will er das auch. Aber will sie überhaupt? Wenn sie sich in seinen Armen wohlgefühlt hätte, dann wäre sie nicht abgehauen sondern beim ihm geblieben. Er schließt seine Augen und seufzt erneut. Als er das Schloss des Badezimmers hört, zuckt er zusammen und gleich darauf öffnet sich die Türe. Er richtet sich auf, stützt sich auf einem Unterarm ab, während er zu Elsa hinüber sieht, als sie in das Zimmer zurückkehrt.

“M-Mario …”, stottert sie, sieht ihn verunsichert an.

“Hast du gut geschlafen?”, fragt er, während er sich aufsetzt und die Beine über den Rand stellt.

“J-ja.” Sie sieht immer noch so unsicher aus. “Und du?”, presst sie hervor.

Sein Herz nimmt einen Schlag zu. Mit ihr in seinen Armen? Einfach nur gut, aber das kann er ihr nicht sagen.

“Auch.”

“Das ist … gut. Ich … ähm …” Ihr Blick huscht immer wieder nur kurz zu ihm, ehe sie irgendetwas anderes ansieht. “Ich gehe mal runter und schaue, ob die anderen schon wach sind.”

Und noch ehe Mario etwas weiteres sagen kann, ist sie aus ihrem gemeinsamen Zimmer verschwunden.

“Ach verdammt”, murmelt er und lässt sich nach hinten fallen, breitet seine Hände rechts und links von sich aus, ehe er erneut an die Decke sieht. Dass sie nichts gesagt hat, anscheinend davon ausgeht, dass er geschlafen hat, es auch nicht angesprochen hat, zeigt doch, dass sie das hier nicht mag. Vielleicht sollte er einfach erst einmal nichts sagen und schauen, wie sich das zwischen ihnen die nächste Zeit weiterentwickelt. Immerhin haben sie die letzten Wochen relativ viel Zeit miteinander verbracht und da gab es noch nie so eine seltsame Situation wie hier in den letzten Tagen sogar mehrere. Eigentlich ist es erst seit gestern so seltsam. Hat er etwas falsch gemacht? Das sollte er erst in Erfahrung bringen. Ein Seufzen, schon fast Stöhnen entkommt ihm. Das läuft eindeutig alles anders, als er es sich wünschen würde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Kyomi
2023-07-16T10:58:17+00:00 16.07.2023 12:58
Hallo Tasha 😊

Ich liebe es 🥰🥰🥰

Mario und Elsa zusammen in einem Bett ❤️

Man merkt beiden die Unsicherheit an.

Als Elsa am nächsten Morgen wach wird, einfach nur 🥰🥰🥰

Erst wohlfühlen und sich ankuscheln ❤️

Dann wird ihr alles bewusst, wo sie ist und wer neben ihr liegt 😅😅😅

Mario schläft noch 😅

Da hatte ich ja schon so ein komisches Gefühl 😅😅😅

Schläft er wirklich oder tut er nur so?

Die beiden sollten miteinander reden.

Oder zumindestens auf die Worte ihrer Freunde hören.

Die haben das alles schon längst durchschaut, dass Mario und Elsa Gefühle füreinander haben.

Liebe Grüße

Kyomi 😊

Antwort von:  Tasha88
16.07.2023 20:20
Hallo Kyomi,

danke dir *-*

ich mag dieses Szene nach dem Aufwachen auch sehr. dieses aneinanderschmiegen ^^
und dann schnell weg XD

ich stimme dir übrigens zu - miteinander reden würde viele probleme lösen ... in jeder meiner geschichten ;p

Liebe Grüße ^^
Tasha
Von:  Centranthusalba
2023-07-14T10:46:29+00:00 14.07.2023 12:46
Du quälst sie gerne, was? 😆
Achje, achje… na eine Nacht haben wir ja noch 💪🏻

Übrigens, gleich am Anfang des zweiten Teils räkelt sie sich. Man kann sich zwar auch regeln, aber das betrifft eher Körpertemperatur und sowas…😄
Antwort von:  Tasha88
14.07.2023 13:10
🤣🤣🤣
Fail XD..
Und natürlich quäle ich gerne, das weißt du doch 😁😁


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