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Der wahre Name

von

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Ein gestecktes Ziel

Kapitel 1
 

Ein gestecktes Ziel
 


 

Ich hatte es geschafft. Der Schulabschluss lag nun hinter mir. Meine Freunde, darunter Jounochi, Honda und Anzu hatten es ebenfalls geschafft.

Doch nun lag mir mein ganzer Weg offen. Mein Traum war es eine Zeit lang gewesen, selbst Spiele zu entwickeln. Aber ich habe mich entschieden, einen anderen Weg zu wählen.

Es mag seltsam erscheinen, dass ich mich gerade für diesen Schritt entschieden habe. Ich glaube fast, meine Freunde können es nicht glauben, dass ich das wirklich machen will. Unsere Wege trennen sich nun zum ersten Mal wieder nach so langer gemeinsamer Zeit in der Schule und es fühlt sich so fremd an. Obwohl ich davor viele Jahre ein Leben mit so guten Freunden gar nicht kannte.
 

Jouno und Honda haben mit einer Lehre begonnen und werden hier in Japan bleiben. Anzu hat uns vor wenigen Tagen geschrieben, dass sie sich nicht leicht tue im Ausland. Sie hatte zuletzt noch von etwas Stress berichtet, da es viel Aufwand gewesen sei, um in die U.S.A. zu kommen, um eine professionelle Tanzschule in New York zu besuchen. Ich hatte mich über ihren Brief riesig gefreut, immerhin hatte ich seit Tagen auf mein Handy gestarrt und erwartet, dass sie sich darüber melden würde. Ihr Brief hängt jetzt an meiner Wand über meinem Schreibtisch.

Hach ja, wirklich merkwürdig das Ganze. Anzu habe ich vor in den U.S.A. zu besuchen, aber im Augenblick muss ich mir endlich klar werden, dass ich zuerst meine eigenen Ziele in die Tat umsetzen muss. Ich muss endlich anfangen und noch habe ich das Gefühl ich komme nicht vom Fleck.
 

Großvater hatte mir angeboten, ihm in seinem Spieleladen zu helfen und das mache ich ohnehin schon jederzeit gerne. Er wird schließlich auch nicht jünger. Meine Mutter – nun ja, …für sie bin ich immer noch der liebe brave und unschuldige Junge. Der liebe unschuldige brave Junge, der es immer noch nicht geschafft hat seine Unterhosen und Sockensammlung von seinem Boden aufzuheben und weg zu tragen. Meine Mutter macht mir jede Woche bewusst, dass ich aus den Puschen kommen muss, wenn sie mir mit ihrem Besen droht mich aus dem Haus zu fegen, wenn ich nicht mal bald auf eigenen Füßen stehen würde. Während mir mein Großvater Mut macht und meine Mutter dafür gelegentlich ordentlich zusammen faltet und meint, ‚Der gute Junge macht das schon! Du bremst ihn nur mit deiner Art!‘ Ja, Großvater unterstützt mich voll. Er glaubt an mich, das hat er immer.
 

Was ich hier gerade mache? Ich sitze an meinem völlig unaufgeräumten Schreibtisch und starre auf meinen Computer, den ich für` s Helfen im Haushalt und im Laden geschenkt bekommen habe. Dieser blöde Computer und dieses Internet! Vor Wochen habe ich einfach Mal eine ganze Welle an online Bewerbungen los geschickt. Die Antworten waren frustrierend gewesen. Entweder kostete das ganze unverschämt viel, war zu weit weg oder verlangte irgendwelche Aufnahmeprüfungen.
 

Vermutlich konnte Großvater sich zu seiner Zeit einfach eine Schaufel nehmen, irgendwo los graben, etwas finden und war damit erfolgreicher Archäologe. Aber ich muss mich seit Wochen mit diesem Papierkram abkämpfen.

Ja, so sieht es nämlich aus. Ich Yugi Muto, habe entschieden, dass ich Archäologie studieren möchte. Das heisst, eigentlich möchte ich genauer gesagt Ägyptologe werden. Ich glaube die korrekte Fachbezeichnung für mich wäre Sucher nach dem Legendären Grab des Pharaos ohne Namen! Seit ich denken kann, habe ich jede Geschichte meines Großvaters von seinen Abenteuern aufgesogen, es geliebt jedes von ihm gestellte Rätsel zu lösen und zuletzt schließlich sein Millenniumspuzzle. Viele haben danach gesucht und entweder hat man von Ihnen nie wieder etwas gehört oder aber sie haben es erfolglos abgebrochen oder aufgegeben. Es scheint ohnehin seltsam zu sein. Ich glaube ja mein Großvater hat es gefunden und weiß sehr wohl wo genau es liegt. Aber ich will mehr! Ich will den Namen wissen, ich möchte es so gerne mit eigenen Augen sehen und ich möchte alle Prüfungen auf meinen Weg dorthin selbst meistern und bestehen. Ich glaube, dass mehr dazu gehört als bloß das Ganze zu studieren. So wie es mir Großvater gesagt hat, immer und immer wieder. Nur Jemand, der reinen Herzens ist, kann die ganze Wahrheit ergründen, was nicht heißt, dass es Demjenigen auch gelingt.

10:30 Uhr. Seit einer halben Stunde schaue ich auf meinen PC. …seufz… und noch immer keine neue Mail. Aber wieso sollten sonntags auch Mails kommen? Am Wochenende kommen in der Regel einfach keine Antworten.

*Klopf Klopf*

„Ja?“., frage ich, als es an meine Zimmertüre klopft und schaue zur Tür als mein Großvater diese auch schon öffnet und mich breit angrinst.

Ein unverschämt köstlicher Duft steigt mir in die Nase, als meine Zimmertüre geöffnet wird und ich schaue meinen Großvater fragend an.

„Na mein Großer? Schon ausgeschlafen? Deine Mutter hat Frühstück für uns gemacht und wie ich Sie kenne, schreit Sie gleich, wenn wir nicht bald zu Tisch kommen.“, erklärt mir Großvater und ich schaffe es meinen Hintern vom Stuhl zu heben und meinen Schreibtisch zu verlassen. Als ich neben ihm stehe klopft er mich sanft auf meine Schultern und flüstert mir mit verstohlenem Blick zu, ob ich mir unanständige Seiten im Internet angesehen hätte.

Ich laufe knallrot an und habe das Gefühl, dass mir mein Herz allein bei dem Gedanken gleich in die Hose rutscht. Von meinem Großvater habe ich alles erwartet, aber nicht solch eine Frage.

Er gluckst auf meinen rot gewordenen Kopf nur und zuckt mit seinen breit gebauten Schultern. „Ich dachte nur Yugi, dass du noch Zeit brauchst, dann hätte ich mir für deine Mutter eine Ausrede einfallen lassen.“, erklärte er leise und wirkte fast schon verlegen, als er zu erkennen schien, dass er mit seiner Annahme deutlich da neben gelegen hatte.

„Wie kommst du darauf, ich würde ….ich würde mir sowas angucken?“, wollte ich von ihm wissen und im gleichen Augenblick sah ich seinen Blick zu einem Paar Socken unter meinem Bett huschen, wo eine inzwischen leicht angestaubte Kassettenhülle lag.

Das glaubte ich einfach nicht, wusste er etwa von dem Porno Video, dass Jouno mir mal ausgeliehen hatte? Ich hatte Sie ihm schon lange zurück geben wollen, aber er meinte, ich könne sie behalten. Nachdem ich den Film Monate lang vergessen hatte und in der Zeit unsere Kassettenrekorder immer uninteressanter geworden waren. Inzwischen hatten wir auf DVD umgestellt und die Kassette war ein altes Relikt aus längst vergangenen Schultagen.

Die Worte meines Großvaters rissen mich aus meinen Gedanken. „Nun, in deinem Alter nicht ungewöhnlich. Aber ganz ehrlich, du solltest wirklich mal ein paar Klamotten wegräumen. Ich meine damit, bevor deine Mutter genauer hinschaut, was du so in deinem Zimmer alles versteckst.“, er zwinkerte mich an und schritt durch meine Zimmertüre. Ich stiefelte, noch in meinen Gedanken gefangen, wie auf Autopilot hinter meinem Großvater her, die Treppe runter zu unserem Esszimmer.

Hatte mich gerade wirklich danach gefragt, ob ich mir…ob ich mich…- nein.

Der Gedanke, mit meinem Großvater über gewisse Dinge demnächst zu reden, über die ich nun wirklich nicht reden wollte, löste in mir eine regelrechte Achterbahnfahrt aus.
 

„GUTEN APPETIT!“, donnerte eine Stimme an meinen Kopf und riss mich aus meinen noch völlig konfusen Gedanken. Ich saß bereits am Tisch und hatte gar nicht registriert, dass meine liebe Frau Mama mir bereits zweimal einen guten Appetit gewünscht hatte.

„Danke gleichfalls.“, murmelte ich leise vor mich hin. Den darauf folgenden Seufzer meiner Mutter nahm ich noch wahr, aber ich hatte wirklich nicht vor, meine mentale Abwesenheit mit ihr auszudiskutieren und schaute auf meinen Teller. „Pfannkuchen?“, fragte ich etwas überrascht und sah dann von meiner Mutter fragend zu meinem Großvater und wieder zu ihr. „Ja, Pfannkuchen! Der Freund meines Vaters kommt doch heute zu Besuch.“, erklärte Sie ihr etwas unerwartetes Frühstück. Deshalb also hatte es vorhin so angenehm gerochen, als Großvater meine Zimmertüre aufgemacht hatte. Großvater bestätigte bereits die Aussage meiner Mutter. „Ja, Arthur kommt vorbei. Er ähem…verspätet sich etwas –„, gab mein Großvater von sich und wirkte dabei ungewöhnlich klein am Tisch. Keine Sekunde erkannte ich, dass mein Großvater eine gute Vorahnung gehabt haben musste. Denn meine Mutter reagierte aufgebracht. „TYPSICH! DIESE AMERIKANER!“, schnaubte Sie und zog sich offensichtlich verärgert einen ganzen Pfannkuchen in Rekordzeit rein.

Ach herrje, anscheinend hatte meine Mutter erwartet, dass Mr. Hopkins mit uns gemeinsam essen würde. Deshalb hatte ich auch heute Morgen ausschlafen können. „Also sind die vielen Pfannkuchen gar nicht für Großvater und mich?“, fragte ich vorsichtig und deutete auf den großen Teller in der Mitte des Tisches. Wo mehrere schöne golden glänzende Pfannkuchen dampften und ihren leckeren Duft verströmten. Mein Großvater warf mir einen warnenden Blick zu, aber zu spät, ich hatte wohl wieder mal was Dummes zu meiner Mutter gesagt. „IHR MÄNNER! Ihr fresst mir noch die Haare vom Kopf! Glaubt ihr vielleicht ich bin nur zum waschen, putzen und Kochen für Euch hier geblieben? YUGI!“, herrschte Sie nun mich direkt an und ich wünschte mir, im Boden unter mir versinken zu können. „Ja Mama?“, fragte ich vorsichtig. „Es wird Zeit, dass du richtig Geld verdienst! Ständig muss ich dein Zimmer aufräumen und seit Wochen alles hinter dir her tragen!“, beklagte Sie sich. „Ganz ehrlich Mama, du brauchst mein Zimmer nicht aufzuräumen, das schaffe ich schon selbst…“ „Von wegen! Es sieht jeden Tag bei dir so aus, als ob ein Tsunami durch dein Zimmer gefegt ist!“, fauchte Sie mich an und ich fragte mich im selben Augenblick, warum sie meinem Zimmer nicht endlich mal dauerhaft fern bleiben konnte. Nun war auch ich leicht gereizt. „Ich arbeite außerdem, ich helfe Großvater mit im Spieleladen! Und nebenbei schreibe ich auch Bewerbungen.“ Ich wollte nicht weiter reden und stopfte mir meinen Pfannkuchen in den Mund.

Mein Großvater und meine Mutter fingen derweil eine Diskussion darüber an, was für mich das beste wäre, um mich zu unterstützen.

Gerade überlegte ich schon mich mit vollgestopften Mund Pfannkuchen auf und davon zu machen, als es an der Tür klingelte.

Mit einem Mal kehrte wieder Ruhe ein und ich sah gerade noch aus meinem Augenwinkel heraus, wie meine Mutter sich ihre Haare und Kleider richtete und zur Tür huschte, bemüht freundlich, ruhig und gelassen für unseren Gast an der Türe zu wirken.

Großvater du ich waren ebenfalls aufgestanden und kamen keine zwei Meter weit, als mich Jemand beinahe umwarf. Hy Yuuugiiiiii!“, dröhnte es freudig in meinen Ohren, als mir Rebecca in die Arme sprang und mich übereifrig begrüßte und umarmte. „.ammmlo Rbcca.“, entwich es mir knapp. Sie hatte mir fast meine ganze Luft aus meinen Lungen gepresst. Ausserdem, gelang es mir kaum etwas zu sagen. Durch ihre Begrüßungsattacke steckte mir nun ein halber Pfannkuchen im Hals und an der anderen Hälfte, musste ich versuchen irgendwie ein Wort raus zu bringen.

Mein Großvater grinste nur und trat seinem alten Freund entgegen. „Schön dich zusehen Arthur mein alter Freund. Du hattest nicht erwähnt, dass du deine Enkelin mitbringst.“, stellte er überrascht fest. Während sich die beiden Herrschaften über die Anreise nach Japan austauschten, spielte sich meine Mutter zur überaus freudigen Gastgeberin auf und erklärte, dass für alle genügend zu Essen und zu trinken da sei. „Yugi deckt gerade für ihre Enkelin ein!“ Ihr Blick traf mich wie scharfe Messer und ich drückte Rebecca von mir, um genau das zu tun. Worauf hin sie schon hinter mir her lief. „Kann ich dir helfen Yugi?“, fragte sie mich und ich schüttelte nur meinen Kopf. Mit einem kräftigem Schluck gelang es mir endlich meinen Pfannkuchen ganz runter zu würgen und ich japste etwas nach Luft. „Nein.“, gab ich etwas luftknapp von mir und bemühte mich, sie anzulächeln. Woher sollte sie auch wissen, dass sie mich gerade fast mit einem Pfannkuchen im Hals ermordet hätte?

„Oh, dein erstes Wort. Wow!“, erinnerte sie mich nun wirklich charmant an meine ersten Grüße an sie und ich entschuldigte mich mit verlegenem Blick. „Gomen nasa- ich meine sorry, Guten Morgen Rebecca. Schön, dass du auch hier bist.“, sie machte ein gespielt beeindrucktes Gesicht darüber, dass ich es geschafft hatte so viele Worte nun heraus zu bringen.

„Es war ursprünglich nicht geplant, dass ich auch komme, weißt du. Aber, eigentlich ist Großvater auch deswegen hier.“, erklärte sie mir noch während ich für Sie Becher und Teller aus den Schränken holte und zum Tisch trug. Ich deckte ihren Platz bewusst zu meiner rechten. Ja, mit Rebecca neben mir, wäre ich sicher geschützt vor weiteren spitzen Bemerkungen meiner Mutter. Irgendwie traute ich meiner Mutter das zu, obwohl wir nun Gäste hatten. Sie war wirklich sauer gewesen vorhin.

Rebecca grinste zufrieden und erklärte, dass Sie jetzt erst mal ihre Jacke aufhängen gehen müsse.

Na super, dachte ich mir. Warum machte Sie denn so ein Theater, wenn Sie dann gleich wieder weg geht? Ich hatte angenommen, sie wollte sich mit mir unterhalten.

Bei ihrem letzten Besuch hatte sie mich nicht mehr so angesprungen. Als sie mit unseren Großvätern und meiner Mutter schließlich an den Tisch kam, lief mir die Röte ins Gesicht. Rebecca hatte sich verändert, sie war so…so…“Du bist ja schon eine richtige junge Dame geworden.“, schaffte es mein Großvater auszusprechen, was ich gerade dachte. Und diese Dame war mir um den Hals gefallen? Wo kann ich mich verstecken, mein Gesicht glüht als hätte ich Fieber bekommen. Mit einer Entschuldigung stahl ich mich ins Bad.

‚Hoffentlich geht das gut. Ich habe mir noch nie mehr gewünscht in mein Zimmer zu gehen und mich mehr um einen Job zu kümmern, wie es meine Mutter gerne sehen würde als jetzt. Alles bloß nicht mit allen Frühstücken. Oder…ja bitte redet nur über frühere Zeiten oder sowas aber bitte redet nicht über uns!‘, nach einigen Minuten checkte ich meine Gesichtsfarbe, zum Glück war ich nicht mehr so rot. Gut, dachte ich, so kann ich wieder raus gehen und …noch einen Pfannkuchen probieren ohne daran zu ersticken.

Als ich an den Tisch zurückkehrte, aßen alle bereits ihre Pfannkuchen und Rebecca ließ es sich nicht nehmen, mir einen auf meinen Teller zu legen, als ich mich neben sie setzte. Meine Mutter beäugte die Aktion und lächelte zu meiner großen Überraschung. Fand sie es nicht unhöflich, dass Rebecca ihr gerade diese Aufgabe abgenommen hatte? Hoffentlich macht meine Mutter keine komischen Bemerkungen.
 

„Hmh, die schmecken köstlich!“, kam es von Rebecca neben mir, und meine Mutter strahlte. „Ja? Wie schön, dass Sie dir schmecken meine Liebe.“, antwortete Sie.

Unsere Großväter entschieden sich just in diesem Moment genau das zu tun, wovor mir graute.

„Dein Enkel, was macht er eigentlich gerade? Ist er mit seiner Schule fertig?“, mein Großvater nickte und erklärte, dass ich gerade dabei sei mich an sämtlichen Orten für einen Studienplatz zu bewerben und fügte doch allen Ernstes noch hinzu. „Für Mädchen hat er gerade also gerade kaum Zeit.“ „PFFFFFFFFFF! HEY LEUTE! Ich sitze mit Euch hier am Tisch!“, entkommt es mir und ich starre meinen Großvater an, überzeugt davon, dass meine Augen gerade jeden sprachlos machen können. Doch Rebeccas und mein Großvater fangen darauf hin nur an zu lachen. „Was zu-?“ „Yugi, du hast ein Stück Pfannkuchen aus deinem Mund hängen.“, flüsterte mir Rebecca zu und ich spürte, wie ich wieder rot wurde. Ich wischte mir den Mund ab und funkelte meinen Großvater grimmig an. „Ich will Archäologie studieren und Ägyptologe werden!“, entfuhr es mir und es entging mir, wie Rebecca neben mir mich nachdenklich ansah, denn ihr Großvater sah mich mit riesiger Begeisterung auf einmal an. „Möchtest du das wirklich Yugi? Das ist ja großartig. Wenn du magst, kannst du mich gerne alles fragen. Ich kann dir bestimmt helfen.“ „Danke, mein Großvater kann das auch.“, erwiderte ich etwas biestig, dabei war ich gar nicht auf Arthur Hopkins sauer. Ein leises „sorry“ rutschte mir schnell nach und ich aß weiter an meinem zweiten Pfannkuchen.

„Du Yugi?, magst du mir nachher mal zeigen, wo du dich beworben hast?“, schlug Rebecca mit einem Mal vor und ich konnte dieses seltsame Gefühl nicht loswerden, dass sie ihren Pfannkuchen schneller aß. Ehrlich gesagt hatte ich wenig Interesse daran sie mit in mein Zimmer zu nehmen, Mist zum ersten Mal ärgerte ich mich nicht aufgeräumt zu haben. Zum Glück lag eine gewisse Kassette wenigstens noch weit eingestaubt unter meinem Bett. „Kann ich machen Rebecca, ja.“ Ich wusste nochmal mich entschuldigen und verschwinden war nicht mehr drin, auch nicht, wenn ich vor hatte den gröbsten Müll und meine Wäsche in meinem Zimmer los zu werden.

So aßen wir in Ruhe gemeinsam zu Ende und ich war mehr als dankbar dass unsere Großväter sich zurück zogen und meine Mutter erklärte, dass wir uns nicht bemühen brauchten ihr beim Abräumen zu helfen.

Rebecca fasste mich an meine Hand und sie grinste. „Dann komm, ich bin gespannt dein Zimmer zu sehen Yugi.“ Mit einem knappen bis später, schluckte ich einmal kurz und führte Rebecca rauf zu meinem Zimmer. Irgendwie hatte ich dabei das seltsame Gefühl, von Blicken unserer Großväter verfolgt zu werden. Vor meinem Zimmer sah ich sie verlegen an und bat sie kurz zu warten.

Ich schlüpfte durch einen knappen Türspalt in mein Zimmer und schaufelte in Windeseile meine Schmutzwäsche und alten Socken zusammen und drückte sie soweit es nur irgendwie möglich war unter mein Bett, lies meine Bettdecke darüber hängen, dass es nicht gleich zu sehen war. Danach scannte ich mein Zimmer mit meinen Augen nach Müll ab, da ein Papier, da eine angeknabberte Krabbenchipstüte. Ich warf alles an angefallenen Abfall einfach in meinen Papierkorb neben meinem Schreibtisch, dann prüfte ich noch einmal mein Zimmer schnell und befand, dass ich so zumindest Rebecca reinlassen konnte. Ich öffnete die Türe wieder und merkte gar nicht, dass ich leicht ins Schwitzen gekommen war. „Komm rein Rebecca. Sorry es ist nicht aufgeräumt. Ähm mein PC steht da vorne am Schreibtisch und…“ Mit wem redete ich? Rebecca war längst an meinem Schreibtisch und hatte sich hingesetzt und ich schloss die Tür, kam ich mir gerade ein wenig blöd vor.

„Du willst also werden wie unsere Großväter? Alt mit Bart und irgendwelchen Mumien nach jagen?“, fragte sie und rümpfte dabei ihre Nase, schob sich ihre Brille auf ihrer Nase zu recht und –hackte bereits in die Tastatur. „Also ich, …nein vielleicht nicht so alt mit Bart, aber ich möchte mehr über die Vergangenheit lernen und Entdeckungen machen.“, erklärte ich etwas primitiv. „Sag mal das da ist mein PC, darf ich dir vielleicht zeigen was ich-„ „Ich hab schon. Du hast heute zwei neue Emails erhalten.“, sagte sie mir ins Gesicht und schien nicht mal daran zu denken, dass es unhöflich war so an meinem PC ran zu gehen, als wäre es das natürlichste von der Welt.

„Weißt du Yugi, du bist spät dran, um dich für einen Platz an der Uni zu bewerben. Wenn du Glück hast, kannst du nächstes Jahr zum neuen Semester noch irgendwo anfangen. Ich kenne mich damit aus. Ich bin mit meinem Bachelor bereits fertig.“ Ach jaaaa, dämmerte es mir langsam. Rebecca war schlau, so schlau, dass sie mit ihrer Hochbegabung Schuljahre übersprungen hatte und mit ihrem Studium begonnen hatte, wo ich mich noch vor meinen Schulnoten gefürchtet hatte.

„Heißt das, du ähm willst mir helfen? Wieso wollen mir alle helfen? Mein Großvater, meine Mutter...“ „Ach nein. Ich wollte glaube ich genau wie du aus dieser unmöglichen Situation fliehen wie du. Und ja ich helfe dir wirklich gerne, aber wenn du nicht willst…“ „Nein nein!“, entgegnete ich und stellte mich zu ihr an meinen Schreibtisch. „Es ist nur,- ach vergiss es.“ Wie sollte ich ihr da noch sagen, dass ich es dreist von ihr fand, was sie da tat? „Nun, ich weiß dass ich spät dran bin Rebecca. Mein Problem sind eher die Kosten. Es gibt hier in Japan eine ganze Reihe an Unis, wo ich studieren könnte, aber…um ehrlich zu sein bekomme ich haufenweise Absagen oder, dass es Wartezeiten gibt. Und weiter weg, müsste ich noch mehr Geld verdienen, als ich hier bei Großvater im Laden einbringen könnte. Zudem müsste ich dann eine Unterkunft haben.“, erklärte ich ihr und hoffte, dass Sie das verstand. „Nun, und wenn du dein Studium bei mir machst?“, fragte sie und klang dabei gar nicht so ernst. Sie drehte sich zu mir um und grinste. „Dann würdest du bei uns wohnen, ich bin mir sicher, das ginge klar.“, meinte sie und strahlte dabei. Ich schüttelte darüber nur den Kopf. Mich zog es nicht in ihr Land. Auch, wenn Anzu dort irgendwo war. „Wenn ich könnte, würde ich lieber gleich vor Ort studieren.“, entwich es mir einfach so. „Du meinst du würdest in Ägypten studieren wollen?“, fragte sie mich und ihre Augen stachen durch ihre Brille direkt in die meinen. Um zu überspielen, dass ich wieder Hitze in meinen Kopf steigen fühlte sagte ich knapp. „Ja. Ägypten wäre cool. Aber wie soll das funktionieren?“, versuchte ich ihr klar zu machen, dass das wohl am weitesten entfernt von der Realität war. Dahin hatte ich zugegeben nicht einmal eine Bewerbung hin geschickt, ich konnte nicht einmal die Sprache weder lesen noch schreiben.

Rebecca hatte an meinem PC angefangen im Internet zu recherchieren.

Während sie dies tat, lies ich mich auf mein Bett sinken und stützte meine Ellenbogen auf meine Oberschenkel und legte dabei meinen Kopf in meine Handflächen. Ich musste diese ganze Reihe an Erlebnissen erst einmal verdauen, sowie meine am Ende insgesamt ganze 4 Pfannkuchen, die ich verdrückt hatte. „Emails!“, entfuhr es mir dann. „Du sagtest ich hätte heute neue Emails erhalten?“ Auch Rebecca schien gerade vertieft in Gedanken zu sein, denn sie nickte nur knapp. „Wie viele? Zwei?“ fragte ich, sie nickte wieder. „Ähm und von wem waren die?“, fragte ich weiter. „Zwei Absagen.“, antwortete sie darauf hin und ich fragte mich, ob Rebecca mit meiner Mutter verwandt war oder ob Frauen und Mädchen das absichtlich taten. Ich hatte doch nicht danach gefragt. „Danach hatte ich nicht gefragt Rebecca.“, gab ich, zugegeben, gequält von mir und seufzte. Sie nannte mir daraufhin die Namen zweier Universitäten unserer Hauptstadt und ich seufzte.

„Weswegen bist du eigentlich auch hier Rebecca?“, wollte ich neugierig wissen und sie gab mir wieder so eine komische Antwort auf meine Frage. „Hör mal Yugi, wenn du nicht willst, dass ich hier bin dann…“ , ich unterbrach sie. „Doch! Ich freue mich, dass du gekommen bist. Lange hätte ich das mit denen da unten ehrlich gesagt nicht ausgehalten heute.“, sie lächelte mich breit an, dann arbeitete sie wieder an meinem PC. „Ich wollte nur wissen,…“, versuchte ich es ihr zu erklären, wenn sie meine Frage anscheinend nicht verstand, seltsam….war sie nicht hochbegabt? „Nun, wir hatten nicht damit gerechnet, dass du auch da sein würdest. Ich meine, was genau machst du hier in Japan? Oder bist du…nur meinetwegen mitgekommen?“ Noch nie war ich so froh darüber, dass sie gerade jetzt auf meinen Bildschirm starrte. Andernfalls hätte sie wieder meinen knallroten Kopf gesehen. Bei dem Gedanken, dass sie wegen mir her gekommen war.

„Nein, ich bin beruflich hier.“, ihre Antwort kam messerscharf und nun war ihre Stimme dabei deutlich kühler. „Beruflich Rebecca?“, fragte ich ehrlicherweise überrascht darüber und sie erwähnte es beiläufig, während sie an meinem PC weiter werkelte. „Ja, ich hatte heute Morgen ein Bewerbungsgespräch bei Seto Kaiba.“ „BEI DEM?“, entfuhr es mir und mit einem Mal stand ich neben ihr. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich aufgesprungen war.

Doch sie interessierte meine Reaktion scheinbar gar nicht und bestätigte nur, dass ich sie richtig verstanden haben musste. „Ja Yugi. Ich hatte überlegt hier nach Japan zu kommen, ich kenne mich Programmieren gut aus und zudem entwerfe ich Programme zum Schutz und ich hatte mich zunächst bei Kaiba ganz normal beworben, wurde höflich abgelehnt. Dann war ich von dem aufgeblasenem Kerl so wütend darüber, dass ich mich in sein Sicherheitssystem eingehakt habe und mich dann darüber mit einem kleinen Virus bei ihm beworben habe. Ich habe ihm meine Fähigkeiten praktisch vor Augen geführt. Jetzt habe ich die Stelle bekommen.“ Nun wandte sie mir ihren Blick doch mal wieder zu und strahlte. Ich konnte es nicht fassen. War das die kleine Rebecca, die mir mit ihrem Teddy im Arm noch nachgerannt war und mich böser Yugi genannt hatte…vor unserem kleinen Duell. „Moment, er hat dich eingestellt, weil du dich in sein System gehakt hast?“ „Nun, er fand mein Vorgehen anscheinend beeindruckend genug. Außerdem hatten es seine eigenen Itler nicht geschafft meinen Virus einwandfrei zu beseitigen. Also habe ich den Virus entfernt und ihn gefragt, ob er meine zweite Bewerbung besser fand als meine erste. Jedenfalls werde ich jetzt für ihn arbeiten und dafür hier in Japan bleiben. Das Gespräch ist besser gelaufen, als mein Großvater erwartet hatte und jetzt glaube ich, will er deinen Großvater fragen, ob ich hier vorübergehend wohnen kann, bis ich eine eigene Wohnung gefunden habe.“, erklärte sie mir und in mir wuchs die Frage, wie das mit uns unter einem Dach gut gehen sollte. „Ähm Rebecca, wenn dein Großvater und du, …also so groß ist unser Haus eigentlich nun nicht, dass ich meine….für Euch beide wird das etwas viel.“ „Mein Großvater wird nicht lange bleiben, nur ich. Und wie gesagt, sobald ich mein erstes Gehalt verdient habe, werde ich eine eigene Wohnung haben. Übrigens hattest du 3 Viren auf deinem Rechner, ich habe sie dir entfernt und deine Daten geschützt. Wenn du es mir erlaubst, dann installiere ich dir ein besseres Virenschutzprogramm?“ Nun musste ich lachen, auch wenn mir diese Information ein flaues Gefühl im Magen auslöste, so fand ich es unglaublich komisch. Sie hob kritisch eine Augenbraue und starrte mich wieder so scharf durch ihre Gläser an. „findest du 3 Viren auf deinem Rechner so komisch Yugi??, wollte sie von mir wissen und ich schüttelte mich dabei. Glucksend gab ich dann offen zu. „Ich finde es eher interessant, dass du in mein Zimmer kommst, dich gleich auf meinen PC stürzt und daran meine Mails liest, ins Internet gehst und mir Viren entfernst und mich dann um Erlaubnis bittest für ein besseres Virenschutzprogramm.“, erklärte ich ihr meinen Gefühlsausbruch und nun sah ich zum ersten Mal, wie ihr Gesicht rot anlief. Das fühlte sich befreiend an, dass ihr das also auch passierte. Davon beflügelt kam ich ihr näher und beugte mich leicht an ihr vorbei, um auf meinen PC zu schauen. Sie hatte mehrere Fenster mit Websites zu Universitäten aufgerufen.

„Äh…sag mal…was ist das alles?“ „Das sind die besten Universitäten, die das haben, was du möchtest.“ „Ja, aber die Schrift ist nicht aus meinem Land.“, gab ich ihr knapp zur Antwort und sie lachte. „Ne, aber in Ägypten durchaus gängige Schrift. Also hier wäre eine Universität bei der du noch Chancen hättest. Nicht nur eine. Hm, es gibt in Ägypten einige.“, sagte sie schließlich und ich deutete auf die Schrift. „Wie soll ich mich da bewerben? Ich kann das da weder lesen noch schreiben. Geschweige denn sprechen.“, machte ich sie darauf aufmerksam. „Nun, die Kosten sind nicht zu hoch, für deine Studiengänge, die du belegen würdest, aber hier steht du musst eine Aufnahmeprüfung bestehen.“ „Das wollen mehrere Universitäten.“, entgegnete ich. Doch sie schüttelte den Kopf. „Nein für die arabische Sprache Yugi. An den meisten Unis in Ägypten wird arabisch gesprochen, englisch und oh teilweise sogar Französisch.“ „Rebecca. Ganz ehrlich ich finde es ja süß, dass du mir helfen willst, aber glaubst du wirklich, dass ich in Ägypten studieren könnte? Da sind Studiengebühren, Unterkunft und Lehrmaterialien. Und dann bin ich noch nicht einmal da. Ich muss dort hinreisen.“ „Nun.“, sagte sie sehr ernst und scharf. „Wenn du studieren willst Yugi, dann bist du zu spät für etwas in deiner Heimat. Oder aber du hast zu warten. Im Ausland hast du bessere Chancen.“ „Aber wie du sagtest ich kann nicht einmal diese Sprache Rebecca.“, versuchte ich es ihr auszureden, doch sie öffnete ein Fenster und zeigte darauf. „Weißt du Yugi, Eure Schrift kann ich auch kaum lesen und schon gar nicht schreiben. Aber ich wollte nach Japan kommen. Mein Wunschland war deine Heimat Yugi. Meine Japanisch Kenntnisse reichen für das aus, was ich können muss. Ich habe einen intensiven Sprachkurs genommen und was glaubst du wohl, wieso ich mit deiner Tastatur hier gerade zu recht komme? Es ist für mich kein Hindernis gewesen. Und für dich auch nicht, du müsstest dir vielleicht nur einen Sprachkurs für arabisch hier suchen und dich dahinter klemmen.“, erklärte Sie mir und sie hatte Recht. Erst jetzt wo sie es sagte fiel es mir auf. Ich hatte auf die arabische Schrift und die ganzen Bilder und Werbungen dabei geachtet, dass ich erst jetzt merkte, dass sie mit einer völlig anderen Schrift Suchbegriffe eingab und nachschaute. Sie musste meine Tastatur umgestellt haben oder so. IT und alles was da vielleicht noch zu gehörte war zugegeben nicht meins. Sie schien wirklich zu Recht zu kommen. „Ein Sprachkurs dauert auch wieder Wochen Rebecca.“ „Yugi. Im Sommer warst du dieses Jahr mit der Schule fertig und die Semester beginnen in der Regel im Herbst bzw. Spätsommer. Das heißt, wenn du dich jetzt bewirbst wird es noch etwas dauern bis du einen Prüfungstermin für das ganze hast. Außerdem werden von dir noch Fotos benötigt, sowie ein ärztliches Attest und kurz du hast noch genug zu tun und zu erledigen. Wenn du keine Absage bekommst, bist du für diesen Test möglicherweise vorbereitet genug. Du musst die Sprache nicht fließend sprechen Yugi, aber es muss reichen, um die Vorlesungen weitestgehend mitverfolgen zu können. Es ist knapp zeitlich, da stimme ich dir sogar zu. Aber es ist eine Möglichkeit.“ Ich musste darüber eigentlich erst einmal nachdenken, aber irgendwie wollte mir Rebecca dafür keine Zeit lassen.

In weniger als zwanzig Minuten hatte sie es geschafft mir an meinem PC mehrere Online Bewerbungsunterlagen für verschiedene Universitäten in Ägypten zusammen zu stellen und eine weitere halbe Stunde später war ich dabei alle Angaben auszufüllen. Sie lies mich zudem selbst eine Liste aufschreiben und so erhielt ich eine eigene To Do Liste was ich für ein Studium in Ägypten noch benötigen würde. Meine Hauptsorge bestand allerdings darin, dass ich keine Idee hatte, wie ich Unterhalt, Unterkunft und Unterlagen vor Ort bezahlen wollte.

Die Zeit raste und gegen 16 Uhr klopfte es wieder an meiner Zimmertüre. „JA?“, brüllte ich. Wieso brüllte ich so? Rebecca war zusammen gezuckt, als ich so reagiert hatte. Kurz darauf standen unsere Großväter in meinem Zimmer und tauschten merkwürdige Blicke. Es sah auch bescheiden aus. Ich lag halb auf meinem Bett auf meinem Bauch und machte mir Notizen und neben mir lag ebenfalls auf dem Bauch und die Beine nach oben in die Luft angewinkelt, Rebecca und zeigte mir auf meinem Notizblock was ich noch bei meiner Liste zu ergänzen hatte.

Wir hatten sogar schon mehrere Bewerbungen abschicken können. Bei einigen musste ich noch Unterlagen nach schicken. Bei einigen hatte mir Rebecca empfohlen die kommende Woche das Ganze zu erledigen.

„Nun ihr Beiden.“, begann mein Großvater und ich sah zu ihm auf. Rebecca sah zu ihrem Großvater. „Rebecca, ich habe mit deinem Großvater gesprochen und auch mit deiner Mutter Yugi. Ich denke es ist kein Problem, wenn du vorrübergehend hier bei uns wohnst Rebecca.“ Wieso grinsten dabei jetzt unsere beiden Großväter so komisch? Rebecca schien das ebenfalls nicht entgangen zu sein. Denn sie sagte nun etwas und überraschte mich mit ihrer forschen Art. „Fein. Und Yugi muss das Land verlassen. Er möchte in Ägypten studieren und wir arbeiten gerade daran eine Lösung zu finden, wie er dort preiswert wohnen und leben kann und welche Finanzierungsmöglichkeiten für sein Studium in Frage kommen.“ „Du willst nach Ägypten Yugi?“, fragte mein Großvater und er bekam irgendwie riesige Augen. „Ja. Also, am liebsten würde ich natürlich gleich vor Ort studieren können, aber ich dachte, dass sich das niemals umsetzen ließe. Rebecca hat mir geholfen und so langsam denke ich, dass es einen Versuch wert ist. Ihr wisst nicht zufällig wo man in Ägypten gut unterkommen könnte?“, wollte ich von den Beiden wissen. Mein Großvater schüttelte mit dem Kopf. „Nun ehrlich gesagt, Yugi, dachte ich du wolltest hier in Japan studieren, das hattest du mir immer gesagt.“ Ich hob etwas genervt eine Augenbraue. „Großvater bitte. Ich wollte in deiner Nähe bleiben, beziehungsweise hier im Laden arbeiten und dachte, dass es reichen würde für mein Studium.“ „Du wolltest hier studieren um Kosten zu sparen?“, war es nun Rebeccas Großvater, der meinem Großvater zuvor kam. Ich nickte langsam. „Also naja es ist nicht gerade billig. Am einfachsten wäre es doch natürlich hier zu bleiben. Aber ich habe überall Absagen bisher oder Wartezeiten.“, fing ich vorsichtig an zu erklären. „Deshalb bleibt mir nur warten oder es im Ausland versuchen. Aber dann würde ich nicht irgendwo studieren wollen, sondern wenigstens in dem Land, wo ich auch wirklich hin will.“, gab ich zu.

„Nun Yugi, davon hast du nie ein Wort gesagt. Aber, wenn du in Ägypten studieren möchtest…hmmmm….ich wüsste jetzt auch nicht wo du dort wohnen könntest. Es ist ein großes Land Yugi. Die Frage ist in welcher Universität und in welcher Stadt du dort studieren würdest.“ „KAIRO!“, entkam es Rebecca und mir sofort und wir waren so überrascht darüber, dass wir uns beide kurz angrinsten. Rebecca fuhr fort und ich kam gar nicht dazu etwas zu sagen. „Yugi würde wenn in Kairo studieren. Es ist eine große Stadt, Unterkünfte sind nicht so einfach dort zu finden, wie ich bisher dachte. Aber mit entsprechender Arbeitserlaubnis in diesem Land oder einen Studienkredit wäre es denke ich für ihn das Beste in einer großen Stadt zu sein. Eben um keine weiten Wege zur Universität zu haben und darüber hinaus bessere Möglichkeiten für einen Nebenjob.“

Doch noch während Rebecca los redete und erklärte wieso dies klappen könnte schlug Arthur meinem Großvater auf seine linke Schulter. „DOCH KLAR! Hast du nicht noch dieses alte Haus am Nil? Du weißt schon?“, fragte Arthur meinen Großvater und sein Blick wirkte irgendwie fremd und unwirklich. Noch überraschender war für mich neben dem Inhalt dieses Satzes die Antwort meines Großvaters. „Haus? Ach DAS! Ich war da nicht mehr seit…ich IHN das letzte Mal sah. Da war seit Jahrzehnten Niemand mehr.“ „Aber es gehört dir noch alter Freund?“, hakte Arthur bei meinem Großvater nach. „Schon, aber…“ ich unterbrach die beiden Herren. „Warte Großvater. DU hast ein HAUS? In ÄGYPTEN?“, es gelang mir einfach nicht meine Stimme zu zügeln und wurde ungewollt lauter. Doch mein Großvater kratzte sich nur etwas in Gedanken an seinem Bart und wirkte sehr in Gedanken versunken. „Es ist viele Jahre her. Ich nutze es auch gar nicht mehr. Aber ja. Ja es gehört mir noch.“, kam von ihm sehr zögerlich seine Antwort. Aber ich war mit dieser Information nicht zufrieden. Ich setzte mich mit einem Mal richtig auf, was Rebecca neben mir ein erschrockenes Quietschen entlockte, weil mein ganzes Bett wackelte. „Vorsichtig Yugi.“, mahnte sie mich. Doch ich war mittlerweile aufgesprungen und starrte meinen Großvater mit bohrendem Blick an.

„Du hast nie erwähnt, dass dir ein Haus gehört. Ich meine ein ganzes Haus in Ägypten Großvater?“, wollte ich nun von ihm eindringlich wissen und Arthur sah entschuldigend meinen Großvater an. „Entschuldige, sollte das ein Geheimnis bleiben?“, fragte Arthur doch mein Großvater schüttelte nur seinen Kopf und forderte mich mit einer Geste seiner Hand auf mich wieder zu setzen. Arthur schloss meine Zimmertür und nahm auf meinem Schreibtischstuhl Platz. Sein Gesichtsausdruck wirkte auf mich irgendwie schuldig?

Mein Großvater schob mich sanft auf mein Bett und bat Rebecca etwas Platz zu machen. Anschließend setzte er sich zwischen Rebecca und mich und begann zu erzählen. „Vor vielen Jahren, ihr Lieben, als ich noch jung und hübsch war, habe ich noch viele Expeditionen begleitet. Nun dabei bin ich meinem Freund begegnet. Er rettete mir das Leben in einer Expedition, wobei meine Begleiter ums Leben kamen. Als ich ihn nach seinem Namen fragte, fragte er mich, wie ich ihn nennen würde. Ich war damals ein wenig…einfallslos. Aber er war so plötzlich aufgetaucht und hatte mich gerettet. Er ist einfach aus der Dunkelheit aufgetaucht und war plötzlich da. Ich nannte ihn „Yami“ und ich fragte ihn leicht heraus fordernd aber auch dankbar, wie er mich nennen würde. Und er nannte mich nicht Sugoroku Muto, wie ich mich ihm vorstellte, sondern Salomon. Was aus dem hebräischen kommt und „Sein Frieden“ bedeutet. So lernten wir uns kennen und manches Mal begleitete er mich sogar auf der einen oder anderen Expedition. Er nannte sich menschenscheu und zog es vor zurück gezogen seine Zeit zu verbringen. Jedenfalls wurden wir sehr gute Freunde und ich begleitete ihn häufig. Ich musste viel reisen, wie ihr euch vorstellen könnt und da kam er auf die Idee und schenkte mir sein Haus. Direkt am Nil. Es war wirklich schön und groß und dicht bewachsen war es auch. Natürlich wollte ich so ein Geschenk nicht so leicht annehmen, aber er meinte nur, dass es ihm gehöre und er dort selten sein würde und ich es viel besser nutzen würde als er. Arthur und ich haben zusammen später in dem Haus auch viele unserer Arbeiten geschrieben. Es war ein toller Ort, um sich zurück zu ziehen und sich in seine Studienarbeiten zu vertiefen.“, mein Großvater begann in Erinnerungen zu schwelgen und Arthur ergänzte seine Erzählungen.

Rebecca schreckte uns alle auf, als sie meinen Notizblock vom Bett auflas und auf ihre Schenkel laut aufschlug. „Also, wäre es möglich, dass Yugi dort sogar wohnen könnte? Ich verstehe nicht ganz. Kostet das Haus nichts? Ist es überhaupt noch da? Und in welchem Zustand ist es?“, wollte sie wissen. „Außerdem wo genau liegt es?“, hakte sie weiter nach.

Mein Großvater musste lächeln. „Es ist südlich gelegen, direkt an der Stadtgrenze zu Kairo. Über den Zustand kann ich nicht viel sagen, aber es war in TOP Zustand als ich das letzte Mal dort gewesen bin. Und das war kurz bevor ich Vater wurde.“, gab er knapp als Antwort, worauf ich nicht nachbohren wollte. Arthur grinste. „Ja, du warst damals ziemlich durch den Wind mein alter Knabe.“, scherzte er und ich wollte gar nicht so genau wissen, was unsere Großväter in ihrer Jugend alles getrieben hatten. Aber Rebecca ließ nicht locker. „Nun, dann ist wohl klar, was zu tun ist oder?“, wollte sie wissen und sah dabei mich an. „Wie? Was ist denn zu tun?“, ich kam nicht ganz mit. Rebecca gab ein leises Stöhnen von sich und zeigte auf meinen Großvater. „Ihr müsst nach Ägypten und raus finden wie es aussieht. Im Ernst, wenn du da die Möglichkeit hast eine Unterkunft zu haben, dann wäre es klug genau das in Angriff zu nehmen. Du hättest die Zeit, flieg hin. Du würdest hier ohnehin nur rumsitzen und darauf warten, ob es klappt oder nicht.“ „Aber ich muss mich doch hier erst mal um einen Sprachkurs für arabisch kümmern, hattest du doch gemeint…“ , doch sie schnitt mir das Wort ab und fauchte. „YUGI! GLAUBST DU wirklich, dass du in ÄGYPTEN NIEMANDEN findest, der dir diese Sprache besser vermitteln könnte als irgendein Lehrer hier in deiner Heimat?“, wollte sie von mir wissen und ich kam mir einmal mehr vor ihr wie ein Dummkopf vor. „Nun mal langsam ihr Beiden. Becci mein Kleines…“ „Aber Großvater. Es ist doch offensichtlich, dass es klug wäre dort nach zu sehen, wenn wir es als Möglichkeit dann ausschließen müssen, wäre außerdem Yugi vor Ort und könnte somit viel besser als von zu Hause aus nach möglichen Arbeitsbedingungen und Unterkünften für ein Studium schauen.“ Wow, dachte ich, Rebeccas Hartnäckigkeit war bewundernswert für mich. War sie immer noch in mich verknallt? Oder warum machte sie sich gerade so stark für mich? Sie schien mir viel sicherer zu sein mit meinem mir übelregten Lebensweg als ich selbst. Irgendwie fühlte ich mich wie ein Angler, der im trüben Teich fischt und das klare weite Meer hinter sich übersieht. Aber genau das war vielleicht mein Problem, bei einem Teich konnte ich eher noch durch schwimmen, aber ab in die Ferne, ein fernes Land wo ich immer hin wollte, aber dessen Sprache ich gar nicht konnte. Sie hatte Recht, wenn ich nach Ägypten wollte, um Pharaonengräber zu entdecken und zu erforschen, dann musste ich früher oder später ohnehin dort hin und mich mit arabischer Sprache auch langfristig auseinander setzen.

Zwei Großväter und ein Enkel

Kapitel 2
 

Zwei Großväter und ein Enkel
 

Ganze 2 Monate sind vergangen und die Zeit ist nur so gerast. Unsere Großväter haben es tatsächlich ernst gemeint und mir und Rebecca einen gemeinsamen Flug organisiert. Wobei Rebecca wegen ihrer Stelle bei Kaiba nur eine Woche bleiben konnte und danach zurück nach Japan fliegen musste. Meine Mutter erhielt dafür aber die Möglichkeit etwas Ruhe von uns zu haben. Wir waren für sage und schreibe ganze VIER WOCHEN nach Ägypten gereist. Und ich durfte das Ende des Jahres in Ägypten verbringen. Ich wusste ja, dass es Vorbereitung mit sich bringen würde, aber dass es nun wirklich so weit kommen würde? Die ganze Zeit glaubte ich, dass es unrealistisch werden würde. Und ganz Unrecht hatte ich ja nicht. Wer konnte denn erwarten, dass mein eigener Großvater mal so ganz beiläufig raus haut, dass er ein Haus in Ägypten besaß? Nun gut, es war Rebeccas Großvater, der damit um die Ecke kam, aber nun begann es sich langsam real anzufühlen.

Arthur hatte uns für 14 Tage ein Hotel gebucht, für den Fall, dass das Haus nach so langer Zeit verrottet, verfallen und völlig unbrauchbar sein würde. Aber das Hotel konnten wir erfolgreich nach 48 Stunden Aufenthalt stornieren. Solange hatten wir gebraucht, um uns vom Flug zu erholen und unsere Großväter sich von uns. Rebecca und ich waren gleich los gezogen, um auf Erkundungstour zu gehen, nur um dann von unseren Großvätern wie kleine Kinder wieder eingefangen zu werden, mit der Begründung, es sei für uns allein gefährlich und wir könnten ja verloren gehen. Also wirklich, unsere Großväter benahmen sich immer merkwürdiger, so als seien sie unsere Eltern, die auf ihre Beiden aufpassen müssten.

Aber diese 48 Stunden gingen irgendwann zu Ende und Arthur fuhr uns in seinem in der Zwischenzeit organisiertem Mietwagen zum Haus meines Großvaters. Wir fuhren über eine Stunde mit dem Wagen, bis wir das Ziel erreichten. Auf dem Weg dorthin gab es viel zu sehen. Würde ich hier wirklich studieren können, ich wäre überglücklich. Das war der bittere Kern des ganzen Unternehmens. Ich hatte noch immer keine feste Zusage. Zwar erhielt ich Antwort und alle erforderlichen Unterlagen waren angekommen, aber.... . Ich hatte zuhause einen Arabischkurs gemacht, was mir heute immer noch peinlich ist, Rebecca hatte von ihrem ersten Verdienst einen großen Teil dazu beigesteuert. Außerdem hatte sie gemeint, dass ich es annehmen solle, weil meine Mutter nicht wollte, dass sie ihr Geld dafür gab, dass sie bei uns noch wohnen bleiben durfte. Meine Mutter und Rebecca verstanden sich nämlich recht gut. Und Rebecca durfte noch bei uns wohnen bleiben. Das war allerdings unseren Großvätern zu verdanken. Sie meinten es sei doch nett, weiblichen jungen frischen Wind in unserem Hause zu haben. Arthur hatte sich das Zimmer mit meinem Großvater zusammen geteilt. Etwas, dass ich nicht hinterfrage, aber irgendwie wollte mein Großvater ihn einfach nicht ab reisen lassen. Arthur war dennoch vorübergehend weg gewesen, aber nur um seine Angelegenheiten soweit zu regeln, dass er bleiben konnte, um…nun ja um eben mit seinem alten Freund und ihren Enkeln, ja Rebecca und mir diesen Ausflug nach Ägypten zu machen.

Es war schon verrückt wie schnell plötzlich all das gehen konnte. Den Spieleladen hatte mein Großvater vorübergehend geschlossen, obwohl meine Mutter sogar angeboten hatte, in der Zeit zu helfen.

Aber nun waren wir hier. Als wir in eine Straße einbogen, die nirgendwo hin zu führen schien, kamen Palmen und Bäume, Pflanzen, Sträucher, irgendwelche Gewächse, die ich noch nie zu vor so direkt vor mir gesehen hatte. Und dann? Dann kam eine kleine Auffahrt auf weichem Boden und mit einem Mal waren wir da. Die Straße war ordentlich gewesen, aber dass hier ein Haus steht, war nicht ersichtlich gewesen. Alles hier war zu gewuchert, aber gleichzeitig spendete das Ganze auch Schatten. Als wir ausgestiegen waren, hatten wir unser Gepäck im Auto gelassen, doch als mein Großvater die Türe aufschloss, wussten wir, dass wir bleiben konnten. Wir hatten schnell unser Gepäck ausgeladen und uns jeder ein Zimmer ausgesucht, alle im ersten Stockwerk des Hauses. Konnte man das noch Haus nennen? Es war groß, es war geräumig und obwohl es Jahrzehnte leer gestanden hatte, war es alles aufgeräumt. Zu aufgeräumt. Es gab keinen Staub, alle Lampen funktionierten, was auffiel war dass die Möbel alle aus einer anderen Zeit und Mode stammten, aber alles glänzte, so als sei erst kurz vor uns Jemand da gewesen, der für uns aufgeräumt hatte. Für jeden von uns gab es ein eigenes Schlafzimmer im ersten Stock, im Erdgeschoss gab es ein großes gemütliches Wohnzimmer mit mehreren braunen Ledersesseln und einer großen breiten Couch, einem flachen Holztisch, alles passend zueinander. Der Boden war mit einem riesigen, roten gemusterten Teppich ausgelegt, es gab eine große offene Küche mit einem runden Esstisch und 6 gepolsterten Stühlen drum herum.

Von der Küche und dem Wohnzimmer aus, gab es zwei Türen, die nach draußen auf eine Terrasse führten, von wo aus man einen zu gewucherten Bereich sehen konnte, was offenbar früher mal eine Art kleiner Garten gewesen sein musste. Zwischen dem ganzen Gebüsch konnte man hindurch auf den breiten Nil schauen. Noch nie war ich so beeindruckt gewesen.

Wir richteten uns ein und fragten alle meine Großvater, was hier los war. Zuerst machte ich mir ja Sorgen, dass sich hier Jemand eingenistet hatte und wir während unseres Aufenthaltes auf einen Hausbesetzer treffen würden. Doch stattdessen trafen wir noch am selben Abend zwei junge Männer, die mit einem Schlüssel zum Haus herein kamen. Sie waren sehr überrascht gewesen uns zu treffen, nach kurzer Unterhaltung erfuhren wir, dass der Freund meines Großvaters sich während seiner Abwesenheit um das Grundstück gekümmert hatte, zumindest um das Haus, musste man sagen, denn schließlich hatte es hier seit Jahrzehnten keinen Gärtner gegeben. Die beiden Männer gaben sich als fest angestelltes Hauspersonal und erklärten, dass sie dafür bezahlt wurden, das Haus im gepflegten Zustand zu halten und sie hier jeden Tag seien, für Kontrollgänge und zeitweise auch sauber machten. Mein Großvater teilte ihnen mit, dass Sie vorübergehend nicht kommen brauchten, da wir vor hatten zu bleiben.

Mein Großvater hatte nach diesem Erlebnis stundenlang auf sein Glas am Tisch gestarrt, als wir zu Abend aßen. Ja, wir waren in einem nahe gelegenem Supermarkt einkaufen gewesen. Es war seltsam. Mein Großvater starrte und starrte, bis er schließlich endlich etwas zu sagen wusste. Rebeca, sowie Arthur und ich lauschten seinen Worten, neugierig, zu wissen, was ihn so beschäftigte.

„All diese vielen Jahre, Arthur. Kannst du dir das vorstellen? Es ist, als habe er immer erwartet, dass ich wieder kommen würde. Alles ist wie damals. Als sei ich erst gestern durch diese Tür gegangen Arthur.“, sagte er und ich konnte sehen, dass Großvater Tränen über seine Wangen in seinen Bart liefen. Arthur saß ihm gegenüber, Rebecca und ich nebeneinander ihnen gegenüber am runden Tisch und Arthur legte seine Hand auf Großvaters Arm. „Wenn die Beiden für deinen Freund arbeiten und das Haus instand halten, solltest du sie vielleicht fragen. Nach deinem Freund fragen, sie werden sicherlich Kontakt zu ihm haben, wenn er sie bezahlt. Jetzt sind wir schon einmal hier, meinst du nicht, es wäre die Gelegenheit für dich, für ein Wiedersehen?“, fragte Arthur und es lag etwas sanftes in seiner Stimme. Doch mit einem Mal riss Großvater seinen Arm von Arthur weg und schüttelte wild seinen Kopf. Dann schlug er mit seiner geballten rechten Faust auf den Tisch und verneinte laut. „NEIN! Ich denke nicht, dass es nach all den Jahren eine kluge Idee wäre.“ Er wischte sich mehrere Tränen aus seinem Gesicht. „Entschuldige bitte Arthur. Es ist nur, …ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn überhaupt wiedersehen will. Außerdem ist es Jahre her, Jahrzehnte.“ Danach war Großvater aufgestanden und hatte das Zimmer verlassen. Er ließ uns alle drei mit verwirrtem und überraschtem Gesichtsausdruck zurück.

Es war Arthur, der die Stille durchbrach. „Wisst ihr, dein Großvater Yugi war jahrelang mit seinem Freund befreundet gewesen. Und offenbar hatte er nicht erwartet, dass er hier mit uns nach all der langen Zeit hier so willkommen zu sein. Wer schenkt einem ein Haus und übernimmt dann alle Unterhaltskosten, kümmert sich um das ganze Haus einfach so? Ich glaube dein Großvater braucht etwas Zeit, um das alles zu verstehen. Wenigstens wissen wir nun, dass es hier keinen Hausbesetzer gibt und du hier wohl sehr gut wohnen kannst, wenn du hier in Ägypten studieren willst. Rebecca ist noch ein paar Tage hier, ich denke die Zeit solltet ihr nutzen und schauen, was noch wichtig ist.“ Ich hatte meine Einwände, aber er hatte mich erfolgreich abgelenkt. „Aber, also ich habe noch immer keine eindeutige Antwort, nur eine Antwort, dass alles an notwendigen Unterlagen erhalten wurde. Ich habe mich hier in ganz Kairo beworben und ja von hier aus könnte ich studieren, ich müsste mir nur einen Job suchen, um mir mein Lehrmaterial und meine Lebensmittel bezahlen zu können. Aber dieses Jahr ist fast zu Ende und das Frühjahrssemester beginnt schon bald.“, versuchte ich sie darauf aufmerksam zu machen. „Eigentlich hast du so gesehen sogar ein wenig Glück Yugi. Das nächste Semester hier beginnt erst Ende Februar, Anfang März.“, wies mich Rebecca darauf hin und setzte noch hinzu. „Du könntest die Zeit nutzen und weiter an deinen arabisch Kenntnissen arbeiten. Wir können doch die Tage wo ich noch hier bin gemeinsam ein wenig üben.“, schlug sie vor und ich musste darüber nachdenken. „Ich frage mich, ob ich zur Uni gehen sollte, dieser Sprachtest fuchst mich immer noch, wenn ich da bin, können wir uns vielleicht auch einen Überblick verschaffen. Ich meine ja nur.“ „Welche Uni denn Yugi? Du hast dich an nahezu Jeder hier beworben.“, wandte Rebecca ein und ich ertappte mich bei meinem Denkfehler. Ja, zur welchen uni wollte ich eigentlich gehen? Trotzdem war für mich diese Prüfung in der Sprache das wichtigste. Deshalb schlug Rebecca vor mit mir die Tage, die sie noch da war, mich telefonieren zu lassen und so mein arabisch auch gleich mal praktisch anzuwenden. Ich sollte nachfragen, ob ich einen Termin erhalten könne, ob man mir diesbezüglich weiter helfen könne. Arthur befürwortete das Ganze und bot sich an mit uns am nächsten Tag in die Stadt zu fahren und mich dort dann meine leichten Arabisch Kenntnisse vertiefen zu müssen. Ich war mir unsicher bei der Idee, aber Rebecca schleppte mich regelrecht mit.

So verbrachte ich die Zeit mit Rebecca bis zu ihrer Abreise damit, zu büffeln, zu telefonieren. Sogar mit Erfolg, ich erhielt zumindest die Möglichkeit kurzfristig bei einigen Universitäten einen Termin wahrzunehmen. Aber diese würden ohne Rebecca stattfinden, denn Sie musste bereits zurück nach Japan. An dem Tag brachten wir sie gemeinsam zum Flughafen und sie versprach mir sich zu melden, wenn sie gut angekommen war.

Mein Großvater, Arthur und ich…nun waren wir die Drei Mann WG. Die meiste Zeit bot sich Arthur an mich zu unterstützen und motivierte mich. Mein Großvater war auch da, aber irgendwie,…war es seltsam. Er zog sich fast eine ganze Woche lang zurück, ehe er wieder gewohnt viel mit uns redete. Wir klärten ihn über meine Fortschritte auf und auch darüber, dass ich mit meinem Sprachkurs keinen Fehler gemacht hatte, denn in der Praxis in diesem Land war die Aussprache noch einmal etwas ganz anderes, als daheim bei einem Kurs. Teilweise wurde schneller gesprochen, als ich mit kommen konnte und ich teilte den Beiden am Abend der angefangenen dritten Woche mit, dass ich mir nun sicherer bin was Sprachprüfung und Ergebnisse davon betreffen würde, doch zweifelte ich nun stark daran, dass dies wirklich reichen würde, um im Unterricht, bei einer Vorlesung auch nur irgendwie mithalten zu können.

„Ach Yugi, tut mir Leid, dass ich die letzten Tage so wenig für dich da gewesen bin. Das alles mit dem Haus und meinem Freund hat mich einfach verrückt gemacht. Du meintest, du hast mit dem arabischen noch Schwierigkeiten? Nun, die letzten Tage war ich wohl ein weniger guter Großvater für dich. Also komm her mein Junge. Schnapp dir was zu schreiben. Jetzt bringe ich dir bei, was dir für einen Aufenthalt in Ägypten noch fehlt.“, sagte er bestimmt. Als ich keine Anstalten machte mir etwas zu schreiben zu holen, wurde er deutlicher. „Na mach schon Junge! Jetzt unterrichte ich dich! Oder hast du etwa geglaubt dein alter Opa hätte seine ganzen Jahre hier nur Urlaub gemacht?“, forderte er mich raus und ich sprang auf, um meinen Schreibkram zu holen. Natürlich hatte er hier viele Jahre gearbeitet. Arthur konnte ich, als ich los zog, um meine Sachen zusammen zu sammeln noch lauthals durchs Zimmer lachen hören.

Sollte der nur lachen, weil ich gerade wie ein aufgescheuchtes Huhn durchs Haus raste. Ich hatte nämlich an allen möglichen Orten meine Sachen verstreut, in meinem Zimmer, Rebeccas Zimmer, eben überall waren wir zum Lernen gewesen. Auf diese Weise blieb es mir erspart, worüber sich die beiden älteren Herrschaften in meiner Abwesenheit unterhielten.

„Ach komm schon alter Junge, haha du hast damals reihenweise Mädchen abgeschleppt. Dafür war es doch nur wichtig für dich, diese Sprache zu können, wenn überhaupt. Außerdem sprachen in unserer Zeit hier viele englisch. Du wirst doch kaum deinem Enkel arabisch beibringen wollen? Außer ‚Willst du mit mir schlafen‘ und ‚wo geht es zum Hotel‘ beherrscht du doch kaum.“, amüsierte sich Arthur. „Von wegen, etwas mehr kann ich schon noch als das. Ach Arthur sag mal, kannst du dich noch an meinen Freund Yami erinnern? Hatte ich ihn dir nicht auch mal vorgestellt?“

„Nun, ich habe ihn vielleicht ein paar Mal kurz gesehen, ich erinnere mich schwach. Aber viel hast du von ihm nie erzählt. Ich erinnere mich nur noch daran, dass du damals sehr glücklich warst, er hat dir das Leben gerettet und ich glaube deine Bindung nach so langer Zeit kann ich ein bisschen verstehen. Immerhin hast du mich damals in der eingestürzten Kammer auch gerettet. Du solltest es versuchen Kontakt zu deinem Lebensretter aufzunehmen, wenn du mich fragst. Und dir nicht den Kopf darüber zerbrechen, wie er darauf nach so vielen Jahren reagieren wird. Ich kann dir sagen, als ich nach vielen Jahren dich wieder traf, war es für mich großartig und überhaupt nicht schlimm, solange voneinander nichts gehört zu haben. Wir sind eben Freunde. Wir wissen auch so voneinander, dass wir füreinander da sind. Das ist alles was ich dir sagen kann.“ , ermutigte Arthur meinen Großvater während ich noch meine Stifte ein Stockwerk höher suchte.

„Ach Arthur danke. Ich werde es machen. Du ahnst gar nicht wie aufgeregt ich bin deswegen.“ „Mhm…ah da bist du ja wieder Yugi.“, wurde ich in dem Augenblick von Arthur angesprochen, als ich mit einem halb zerrupften Notizblock und ein paar Kugelschreibern in der Hand zu ihnen an den Tisch kam und mich hinsetzte. „So. , jetzt können wir anfangen.“, gab ich japsend von mir und Arthur nahm es sich heraus, aufzustehen und für uns einen Tee zu kochen.

Mein Großvater fragte mich meine Vokabeln ab, erklärte mir dann aber nicht die Sprache, wie ich dachte, sondern begann mir viel zu erzählen über das Land. Über die Mentalität der Menschen, gewisse Sitten und Bräuche, es war als bekäme ich nach ein paar Stunden ein ägyptisches Knigge Buch für Profis zum Verdauen. Zeitweise ergänzte auch Arthur mit seinem Wissen, da er im Gegensatz zu meinem Großvater noch Jahre nach ihm häufiger hier in Ägypten gewesen war.

So vergingen die Wochen und in unserer letzten Woche kehrten die beiden Männer zurück, da wir sie über die Dauer unseres Aufenthaltes informiert hatten. Sie fragten höflich, ob alles zu unserer Zufriedenheit gewesen sei und wann genau wir abreisen würden. Auch wollten Sie wissen, ob wir wieder kämen. Ich übernahm das Gespräch mit den Beiden, da sie kein japanisch sprachen, sondern nur brauchbares englisch und arabisch. Ich bemühte mich nicht ins englische auszuweichen und war den beiden Männern für ihre Geduld wirklich dankbar. So erklärte ich ihnen, dass ich vielleicht nächstes Jahr wieder kommen würde und hier dann für mindestens drei bis fünf Jahre dann leben würde, während meines Studiums. Meine Unsicherheit, ob dies alles so klappen könnte, merkten Sie mir bestimmt an. Ob noch irgendwas fehlen würde wiederholten sie mehrere Male, so als seien sie erpicht darauf es einem noch komfortabler zu machen. Da mir aber wirklich nichts einfiel und sie nicht locker zu lassen schienen, meinte ich knapp. „Mir fehlt noch Auto, ein Gewehr, ein Reiskocher, ein Laptop und besseres Internet. Im Ernst, mir fehlt nichts, es ist alles bestens. Vielen Dank.“, bedankte ich mich nochmals und verabschiedete mich. Sie erklärten, am Tag unserer Abreise gerne behilflich zu sein und ich dachte schon, die beiden Männer gar nicht mehr los zu werden, als mein Großvater hinzu trat und mich darum bat, Sie zu bitten mit ihm am Morgen unserer Abreise auf ihn zu warten, da er ihnen gerne etwas mitgeben wollte. Ich erklärte es ihnen und bat sie darum es zu widerholen, damit ich mir sicher sein konnte, dass sie mich auch richtig verstanden hatten.

Einen Tag vor unserer Abreise, hatte Arthur unseren Leihwagen zurück bringen müssen. Er meinte nur, dass es bei unserem frühen Abreisetermin zu stressig würde und wir auch mit anderen Mitteln zum Flughafen kommen würden. Taxi oder mit den Öffentlichen .Arthur würde mit uns erst nach Japan fliegen, sich dort von seiner Enkelin verabschieden und danach in die Staaten fliegen. Manchmal fragte ich mich, ob er irgendwo einen geheimen Geldbunker hatte, oder er einfach nur ansonsten ein sparsamer Mensch war und Ersparnisse angesammelt hatte.
 

Der Abreisetag war echt grausam. Es hatte sich wirklich schön angefühlt hier zu leben, für diese kurze Zeit und ich hatte noch immer keine Zusage. Lediglich die Rückmeldung von einer Universität, dass meine Sprachkenntnisse reichen könnten, aber das war nichts Handfestes und meine Sorge, ich könnte denjenigen falsch verstanden haben schwang dabei mit. Wie verabredet standen die Beiden wieder vor unserer Türe und mein Großvater trug etwas rechteckiges, ziemlich dickes in einem hellen weißen Briefumschlag in seinen Händen, auffällig andächtig, als könne das sich darin befindliche Schreiben jeden Augenblick zerbrechen. Er übergab es den Beiden und bat mich eingehend darum ihnen ganz klar und deutlich verstehen zu geben, dass dieser Brief an Den persönlich gehen müsse, der das Instand halten des Hauses in die Wege geleitet hatte, dass es ihm nur persönlich übergeben werden dürfe und er Gewissheit bräuchte, dass er dieses Schreiben auch erhalten habe. Als ich den beiden Männern das Anliegen meines Großvaters nah brachte, wirkten Sie irgendwie verängstigt. Sie sagten mir zudem, dass sie den Mann dahinter nie zu Gesicht bekommen hätten, aber sie alles in ihrer Macht stehende dafür tun würden, dass er diesen Brief erhielte. So richtig glauben konnte ich ihnen nicht, aber ich wollte meinen Großvater auch nicht beunruhigen, weshalb ich ihm versicherte, dass sie alles verstanden hätten und sich darum auch wirklich mit höchster Priorität darum kümmern würden. So übergab mein Großvater ihnen diesen Brief und ich merkte, dass er verschwitzte Hände hatte.

Nachdem die Beiden sich verabschiedet hatten, hörte ich während unserer Fahrt zum Flughafen meinen Großvater immer wieder murmeln „Ich hab es getan, ich habe es wirklich getan.“ Ich schenkte ihm mein zuversichtlichstes Lächeln und versuchte mich für ihn zu freuen. „Hey Großvater, vielleicht klappt es mit meinem Studium hier ja doch noch und dann kommst du mit mir nach Ägypten zurück und feierst dein großes Wiedersehen mit deinem Freund. Vielleicht antwortet er dir ja auch und ihr könnt miteinander telefonieren. Oder er kommt sogar uns mal besuchen?“ Wieso fand denn mein Großvater das jetzt komisch? Kaum hatte ich nämlich meinen Satz beendet, begann er laut zu grölen vor Lachen. Arthur grinste nur und schien sich gar nichts dabei zu denken. Naja, dachte ich mir, wenigstens hatte ich meinen Großvater zum Lachen gebracht, womit auch immer.

Endlich im Flugzeug. Noch nie hatte ich mich so sehr darüber gefreut im Flieger zu sitzen. Unsere Taxifahrt war eine Katastrophe. Nach meiner Bemerkung hatte mein Großvater eine Lachattacke nach der nächsten, haute irgendwelche Sprüche raus die weder ich noch Arthur verstanden und es hörte auch nicht auf, als ich zu Arthur meinte, dass ich mir Sorgen um Großvaters Geisteszustand mache, im Gegenteil, den Rest der Fahrt zum Flughafen hatte ich zwei alte Herren neben mir, die sich einfach nicht mehr ein kriegten.

Im Flugzeug bestand ich auf meinen Fensterplatz, bloß nicht zwischen den Beiden sitzen, dachte ich. Doch Arthur nahm mich beiseite und bat mich darum, dann wenigstens außen zu sitzen, damit mein Großvater noch einmal auf seinen Lieblingsort runter schauen könnte. Ich blieb hartnäckig. Erst als er mit dem Argument kam, dass ich bestimmt in meinem Leben noch viel häufiger diese Gelegenheit bekäme als mein Großvater, knickte ich ein und ich überlies meinem Großvater den Fensterplatz. Während des Abfluges starrte mein Großvater wie gebannt auf das Land hinab und in diesem Augenblick wurde mir klar, dass mein Großvater dieses Land sehr lieben musste, denn wieder sah ich Tränen in seinen Augen glitzern. Jemand der so alt ist wie Großvater muss wirklich viele schöne Dinge hier erlebt haben, wenn ihm die Abreise so nah geht. Nun schämte ich mich schon dafür, dass ich mal meinem Großvater für einen Augenblick etwas wie den Fensterplatz ausschlagen wollte.

Während des Fluges musste ich irgendwann eingeschlafen sein, denn Arthur stupste mich an, als wir im Landeanflug waren. „Yey wieder zuhause!“, rief ich freudig und Arthur erinnerte mich daran, dass wir nur unseren Stopp erreicht hatten und wir noch gar nicht am Endziel unserer Reise waren. Ich rieb mir den Schlaf aus meinen Augen und schaute auf. „Achso? Jaaaa….irgendwie bin ich müde.“ „Du hast lang geschlafen Yugi. Na komm. Ein bisschen die Beine vertreten ist gar nicht verkehrt.“ , meine Arthur motiviert und er hatte ja Recht, wir würden noch eine Weile unterwegs sein.

Nach dem Zwischenstopp als es endlich weiter ging, war es genau umgekehrt beide Großväter schliefen und ich…war irgendwie immer noch müde aber an Schlafen war gar nicht zu denken, denn mir bot sich ein fürchterliches Schnarch Konzert. An die Rückfahrt bis nach Hause mochte ich auch nicht denken, denn das würde lange dauern. Wenige Stunden vor unserem Landeanflug war ich endlich soweit, dass mir meine Augen zufielen. Nur um wenig später durchgeschüttelt zu werden. Meine Augen waren so schwer und ich wollte einfach nur schlafen….waren das Turbolenzen? Irgendwas schüttelte mich heftig durch. „YUGI! Vergiss es Sugoroku der schläft wie ein Stein.“, hörte ich aus weiter Ferne Arthurs Stimme sagen und spürte ein angenehmes Gefühl am Bauch. Arthur hatte meinen Anschnallgurt gelöst. Es wurde unruhig und laut und ich zwang mich irgendwie ein Auge aufzureißen. Ich blinzelte und öffnete beide Augen. „Wasnloss?“, brachte ich unter weitem Gähnen verschlafen hervor. „Wir sind gelandet? Hast du das gar nicht mitbekommen? Junge, so wie du möchte ich mal schlafen können.“, saunte Arthur bloß und ich schälte mich aus meinem Sitz heraus. Mein Großvater nahm mich an die Hand, man musste ich schlaftrunken sein. Ich kam erst wieder richtig zu mir, als wir im Taxi saßen und dieses uns nach Hause brachte.

Dort angekommen erwartete mich schon meine Mutter und sie lachte. „Ihr habt ja alle Farbe bekommen.“ „Achja?“, fragte ich und meine Mutter meinte, dass es besonders bei Arthur auffiel. Mir war das gar nicht aufgefallen. Sie half uns unser Gepäck auseinander zu sortieren und erklärte, dass wir am nächsten Abend alle ins Restaurant gehen würden, gemeinsam mit Rebecca, wenn sie von ihrer Arbeit zurückkam.

Emails und Papyri

Kapitel 3
 

Emails und Papyri
 

Wochen. Seit Wochen wartete ich auf irgendetwas, was mir neuen Mut machte. Aber nein. Inzwischen war es Mitte Januar und in kaum einem Monat müsste ich in Ägypten sein, um mich für das Frühjahrsemester entsprechend vorbereiten zu können. Mit Rebeccas Hilfe hatte ich einiges erreicht, besonders an der amerikanischen Universität hatte ich das Gefühl, dass ich gute Aussichten hätte. Aber von der hatte ich inzwischen eine Nachricht erhalten, dass es im Augenblick nicht möglich sei. Langsam hatte ich das Gefühl, ich würde auf ganzer Strecke versagen. Was sollte ich auch machen, wenn ich in Ägypten nirgendwo unter käme? Ich müsste mir einen Job suchen, nur meinem Großvater im Laden helfen, zählte für mich nicht dazu. Das tat ich schließlich gern, aber ich wollte dann wenigstens, wenn ich noch länger warten müsste, anderswo Geld verdienen, um meinem Großvater auch mal etwas wieder geben zu können. Schließlich tat er so viel für mich. Egal wie die Tage waren, er war immer für mich da und stand mir bei. Meine Mutter, nun ja, sie verhinderte, dass mein Zimmer im Chaos versank.

Allerdings wohnte inzwischen Rebecca bei uns, sie hatte sich mit meiner Mutter etwas angefreundet und das Gute daran war, dass Sie bleiben konnte. Nun ja, es war etwas eng, aber sie bot meiner Mutter Hilfe bei der Hausarbeit an und sie nahm meiner Mutter ein wenig den Wind aus den Segeln, indem sie meiner Mutter erklärte, dass ihre Zimmer immer so ausgesehen hätten und Sie nur mit ihrer Art von Ordnung klar gekommen war. Genies besaßen eben eine eigene Ordnung. Seitdem musste ich jedes Mal grinsen, wenn meine Mutter von meinem Zimmer anfing. „Ja Mama, vielleicht bin ich eben auch nur ein unentdecktes Genie!“, erwiderte ich neulich. Aber meine Mutter sagte daraufhin nur mit beiläufigem Blick, dass auch ein Genie verkommt, wenn es nur in seinem Zimmer hockt, und sie außerdem Zweifel habe, dass ich ein Genie sein könnte, schließlich würde ich immer noch nicht wissen, wo meine Reise hinginge.
 

Das stimmte leider. Allerdings hatte ich die vergangenen Tage schon einiges in meinem Zimmer getan. Zum Beispiel herrschte auf meinem Schreibtisch inzwischen ein aufgeräumter Zustand vor. Neben meinem Schreibtisch hatte ich mehrere Ablagen ordentlich übereinander gestapelt und darin meine Unterlagen einsortiert. Mein Ablagestapel, links von meinem Schreibtisch nahm allerdings mittlerweile fast die Höhe des Schreibtisches selbst ein, denn mir fielen immer mehr wichtige Dinge ein, die ich irgendwie ordnen musste. Rechts neben meinem Schreibtisch auf dem Boden, hatte ich 3 einfache Bücher über Arabisch Lernen für Anfänger, Verständnis von Schrift und Sprache und Arabische Sprache in Ägypten. Ich arbeitete mit diesen Büchern wirklich viel, überall hingen verschiedene Marker heraus in den buntesten Farben, manche sogar beschriftet mit kleinen Randnotizen für mich, zum Beispiel „Gut für unterwegs“ oder „zum Einkaufen“ oder auch „Unterricht“.

Wann immer ich glaubte, mich hole der alltägliche Trott ein, kehrte Rebecca in unser Haus von ihrer Arbeit zurück und motivierte mich, weiter zu arbeiten. Und genau das war der Punkt. Rebecca trieb mich irgendwie an. Verrückt. Hatte ich eher das Gegenteil erwartet, dass sie mich ablenken würde, mit mir vielleicht ausgehen oder etwas spielen mochte. Aber da hatte ich mich gewaltig geirrt. Sie war inzwischen eine junge Dame geworden und ja sie war noch immer jünger als ich, aber nun war der Altersunterschied zu uns nicht mehr so auffällig wie vorher. Man, …ja….
 

MANN! Ich war doch auch ein Mann! Mir war nicht aufgefallen, dass sie inzwischen Körbchen hatten, bei denen ich mir wünschen würde sie wäre mit den anderen Mädchen auf meiner Schule beim Ballsport auf und ab gehopst. Wenn sie so da stand, …

Hm. Ne. Eigentlich nicht. Seltsam, also süß war sie ja schon irgendwie. Aber,… hm. Eigentlich trug sie ja meistens ihre Business Kleidung, wenn sie heim kam und morgens verließ sie unser Haus meist schon so früh, dass ich sie vorher gar nicht sah. Ob sie mal, wenn sie nicht arbeitete, ein Kleid anziehen würde? Bisher bevorzugte sie nämlich Hosen. Sie sah schon nicht übel darin aus, aber irgendwie auch etwas frech und vorwitzig. Wenn ich an Anzu denke, sie hat sich gerne wie ein Mädchen angezogen. Oder? Sowas habe ich sie eigentlich nie gefragt, wieso mache ich mir gerade eigentlich so viele Gedanken?
 

„YUGI?“, hörte ich meinen Großvater rufen. „TELEFON!“, rief er noch nach und mit einem Satz war ich auf den Beinen. Ich hatte auf meinem Bett in meinem Schlafanzug herum gelümmelt, wenigstens am Wochenende wollte ich es mir nicht nehmen lassen, morgens lange Zeit für mich zu haben. Aber wer rief denn am Wochenende morgens bei uns an? Und wer wollte mich denn sprechen? Als ich die Treppe herunter raste, grinste mich mein Großvater nur breit an und meinte, ich solle mich kurz fassen, da es ein Auslandsgespräch sei.

Sofort dachte ich an eine mögliche Zusage in Ägypten, einen Studienplatz. Sofort ging ich mir im Kopf alle arabischen Begrüßungsfloskeln für ein Telefonat durch und hoffte, dass ich alles verstehen würde. Umso überraschter war mein Großvater, als mir meine Gesichtszüge entglitten, nachdem ich hörte, wer da am anderen Ende der Leitung redete.
 

„Hallo Yugi! Bist du gut ins neue Jahr gekommen?“, fragte mich eine helle und mir sehr vertraute Stimme. „ANZU!? Ja! Du anscheinend auch. Du bist noch in Amerika oder?“, fragte ich nach und ich konnte hören, dass sie hinter vorgehaltener Hand kichern musste. „Ja bin ich Yugi. Es ist wirklich aufregend hier in New York. Aber auch viel teurer, als zu dem Zeitpunkt, wo ich mit dem Sparen angefangen hatte. Du Yugi, ich hatte ja gedacht, dass ich zum Jahreswechsel nach Japan reisen könnte, bloß habe ich hier so viel zu tun verstehst du? Wie ist es denn bei dir?“, fragte sie interessiert und ich musste einmal kurz durchatmen. „Ich lerne Anzu und hoffe, dass es mit meinem Studienplatz an einer Uni klappt. Eigentlich ist die Deadline so gut wie durch, aber noch habe ich keine Antwort. Aber, wenn es klappt, dann fliege ich dieses Jahr spätestens nächsten Monat nach Ägypten!“, ich gab mich so optimistisch, wie ich nur konnte, weil ich nicht wollte, dass sie sich um mich Gedanken machte, aber sie kannte mich lange genug, um zu merken, dass ich mir nicht hundert prozentig sicher war, dass dies klappen würde. „Wow, Ägypten. Yugi? Mach dir keine Sorgen, wenn du etwas wirklich willst, dann schaffst du das auch! Das weißt du auch!“, das machte mir Mut.

Wir unterhielten uns fast eine ganze Stunde und Anzu versprach mir, nächstes Mal über Handy mit mir zu reden, war dies doch deutlich einfacher und auch preiswerter. Sie hatte mich nur deshalb auf meinem Festnetz bei Großvater angerufen, weil sie diese Nummer noch auswendig kannte und sich fest vor genommen hatte, heute endlich anzurufen und sich bei mir zu melden. „Ja dein Handy, du wirst lachen Yugi, aber ich musste mir ein neues kaufen, mein altes wollte sich hier nach einiger Zeit einfach nicht mehr aufladen lassen. Aber ich bin jetzt wieder auf meinem Handy erreichbar.“, erklärte sie mir und konnte sich nicht von mir verabschieden, ohne mir zu berichten, wie sie ihr altes Handy „geschrottet“ hatte, womit sie immer pfleglich umgegangen war. Leider musste ich mir eingestehen, hatte ich kaum richtig zugehört, denn sie sprach zunehmend abgehetzter, bis sie nur noch meinte. „Wir hören uns! Pass gut auf dich auf! Und schreib mir wo du im Sommer bist, damit ich dich besuchen kommen kann!“, danach legte sie auf und ich ließ den heiß gewordenen Hörer zurück in seine Aufhängung gleiten. Ach ja unser nettes altes Telefon besaßen wir noch im Flur.

„NUN?“, ich fuhr zusammen, mein Großvater hatte mich wohl mehrfach gefragt wie das Gespräch gelaufen war und ich war noch völlig überfordert von meiner ganzen Datenverarbeitung. „Ähm, ….es geht ihr gut.“, kam es langsam aus mir heraus und die hochgezogene Augenbraue meines Großvaters lies mich ahnen, dass er nun von mir alles wissen wollte. Mir konnte er nichts vor machen, seinem Enkel. Bei Anzu war er genauso neugierig wie zu meinem Leidwesen auch bei Rebecca. Ein bisschen anstrengend war es manchmal schon. „Sie möchte mich im Sommer besuchen kommen und ich soll ihr dafür sagen, wo ich dann sein werde. Ihr Handy ist kaputt gegangen und sonst nichts. Wieso willst du das eigentlich wissen?“, hakte ich nun neugierig nach, worauf hin er nur lachte und seine Schultern hochzog. „Nun, es hätte ja sein können, dass sie dich eingeladen hätte in die U.S.A. zu fliegen und dich dort auch nach Studienplätzen umzusehen.“, scherzte er und ich tappte genau rein. „Von wegen! In dem Land wäre außerdem Rebecca die Expertin und erste Wahl, wenn es um Hilfe geht und nicht Anzu!“, erklärte ich, war es doch verständlich, dass ich in den U.S.A. mit Rebecca wesentlich besser gestellt wäre als mit Anzu, auch wenn Sie gerade dort war, so hatte Rebecca dort die meiste Zeit ihres Lebens verbracht.

In dem Augenblick tauchte ein blonder Haarschopf um die Ecke auf und ein breites Grinsen legte sich über Rebeccas Gesicht. Offensichtlich hatte sie meine Worte gehört und sich darüber prächtig amüsiert. „Danke Yugi.“, flötete sie mir vergnügt entgegen und betrachtete mich argwöhnisch. „Ist das dein Schlafanzug?“, fragte sie weiter und verzog leicht das Gesicht. Rebecca konnte manchmal wirklich großartige Fragen stellen. Sie trug einen pinken Morgenmantel und darunter vermutlich einen warmen und kuscheligen Schlafanzug, sie hatte ihren Morgenmantel ordentlich zugebunden und außerdem hatte sie dazu passende pinke Pantoffel an. Ihr Haar lag offen über ihrem Mantel und mehrere Strähnen umspielten ihre Schultern. Ja, sie sah ordentlich gekleidet aus an diesem Morgen.

ICH nicht. Mein Schlafanzug war hellblau mit vielen kleinen knallgelben Entchen überall darauf. Mein Hemd hing irgendwie halb in der Hose und meine Hose selbst war offensichtlich nicht für meine Beinlänge vorgesehen, sondern schlabberte mit ihren Enden über den Boden.

Verärgert stemmte ich meine Hände in meine Hüften und fauchte. „Pass mal gut auf Rebecca! Mir würde dein pinker Mantel gar nicht stehen! Außerdem na und? Was hast du gegen meinen Schlafanzug hm? Er ist bequem und gemütlich, ist doch total egal wie er aussieht!“ Doch Rebecca lächelte nur amüsiert weiter. „Ich habe doch nur gefragt, ob das dein Schlafanzug ist. Ich mag Entchen. Und ich mag auch hellblau. Und keine Sorge Yugi, dir würde ich niemals einen pinken Morgenmantel schenken wollen!“ Mit den Worten machte sie auf dem Absatz kehrt und verschwand in unserem Wohnzimmer. Zurück blieben mein Großvater du ich. Er nahm mich mit seinem Arm beiseite und murmelte leise. „Nun?“, „Was nun?“, fragte ich meinen Großvater etwas verwirrt. „Sie oder Anzu? Welche magst du mhm besonders?“, wollte er wissen und in meinem Magen zog sich kurz alles zusammen. Bitte nicht schon wieder dieses Thema. „Ich mag sie beide. Sie sind meine Freundinnen. Und nein, sie sind Freundinnen.“, versuchte ich das Thema irgendwie zu umgehen. Aber mein Großvater konnte wirklich hartnäckig sein. „Yugi, wenn dir ein Mädchen gefällt, dann..“ „Schon gut. Ich komme mit Mädchen ganz gut zu Recht. Danke für deine Hilfe Großvater. Wenn ich mal wirklich nicht weiter komme, dann frage ich gerne meine Mutter.“, mein Großvater schlug sich seine Hand gegen die Stirn und stöhnte. „Bloß nicht, die ist so unerträglich konservativ.“ „Sie ist nich- äh was?“ „Ja. Wenn es nach ihr ginge, dürfte ich nie wieder eine Frau anschauen, nicht dass ich es nötig hätte. Aber Frauen haben auch einen gewissen Reiz, aber sie sind auch anstrengend. Sehr anstrengend, deshalb komm lieber zu mir, wenn du wirklich mal einen Rat brauchst, was Frauen angeht.“, bekräftigte er doch ich schüttelte nur meinen Kopf. „Können wir das Thema Frauen und Mädchen mal vergessen? Es ist ja ganz süß von dir, aber im Augenblick ist mir wichtig, dass ich Archäologie und Ägyptologie studieren kann. Für Frauen werde ich später auch noch Zeit haben. Aber zuerst möchte ich meine eigenen Ziele erst einmal erreichen. Du hast es schließlich auch geschafft zu studieren und dann deine Frau kennen zu lernen.“ Plötzlich wurde mein Großvater ganz ruhig, er zupfte sich nachdenklich an seinem Bart und ich hätte zu gerne gewusst, woran er jetzt gerade denken musste. Schließlich meinte er langsam. „Nun, zu meiner Zeit sah das mit dem Studium noch ganz anders aus Yugi. Und was Mädchen betrifft, zu meiner Zeit waren wir sowas wie Schatzjäger, coole Kerle, die Gold und Edelsteine mitbringen würden, da sind uns die Mädchen nur so nach gerannt. Das ist heute ganz anders Yugi.“, meinte er nur und schlug vor, es dabei zu belassen und zum Frühstück zu gehen.
 

Eine Woche später hatte ich ein kleines Päckchen auf meinem Bett. Als ich es öffnete, fiel ein samtblauer neuer Schlafanzug heraus, in dunklem Königsblau. Anscheinend hatte mein Großvater es für besser gehalten, wenn ich mal ein paar neue Kleider erhielt. Irgendwie freute es mich, aber es war mir auch peinlich. Darauf hätte ich selbst kommen können, mir mal neue Kleider zu holen, was ich ohnehin musste, wenn ich Glück haben und nächsten Monat in Ägypten studieren würde. Aber inzwischen war es wirklich unrealistisch geworden. Ende Januar und das Semester würde bald beginnen. So langsam musste ich mich einfach darauf einstellen, dass ich warten müsste. Denn inzwischen hatten sich weitere Absagen aus Kairo bei mir eingefunden, was wirklich meine Stimmung massiv runter gezogen hatte.
 

Rebecca war wieder mal bei ihrer Arbeit und ich hockte über einem Stapel Papier, alles neue Bewerbungen für das nächste Semester, die ich nun auch nochmal für Ägypten und auch hier vor Ort vorbereitet hatte und auch wenn ich einiges per Email und online Bewerbungen erledigen konnte, manches musste einfach per Post auch nochmal seine Reise antreten. Egal wie viel Papier das ganze kostete, ich hatte mir in den Kopf gesetzt nicht mehr darüber nach zu denken, sondern mich dieses Mal rechtzeitig vorzubereiten. Ein Semester zu spät okay, aber nun das zweite Semester zu verpassen, noch länger warten würde ich nicht wollen. Zudem, waren neben den ganzen Unterlagen für verschiedene Universitäten auch noch einige Bewerbungen für Aushilfsjobs darunter. Schließlich wollte ich auch mein eigenes Geld mit verdienen und meiner Familie nicht auf der Tasche liegen.

Gerade arbeitete ich daran meinen Lebenslauf für einen Nebenjob in Domino City ein wenig auszuschmücken, als ich es an der Türe klingeln hörte. Da Großvater gerade im Laden arbeitete und meine Mutter ihre Einkäufe erledigte, stapfte ich zügig aus meinem Zimmer und hechtete dann die Treppe herunter. Dieses Mal war ich normal angezogen, für meine Verhältnisse normal. Ich trug eine schwarze Hose mit passendem Gürtel und dazu ein schwarzes Kragenhemd, da ich noch mit mir kämpfte, ein paar Jobbewerbungen persönlich abzugeben, statt diese nur zur Post zu bringen.

Als ich dem Boten die Tür öffnete, war ich etwas überrascht. „Ein Paket für Sugoroku Muto, Salomon Muto und Yugi Muto.“, las er vor und schaute selbst ein wenig irritiert. Ein Paket war eine große Warensendung gewesen und ich schob dieses beiläufig auf Seite. Das zweite Paket sah weniger wie ein Paket als ein zu groß geratener Briefumschlag aus, der war ebenfalls für meinen Großvater, aber dieser Umschlag war sehr auffällig. Auf ihm war die Anschrift in mehreren Schriften vermerkt, am fasziniertesten fand ich aber die Hieroglyphen, die ich aus meinem Augenwinkel heraus erkennen konnte. Das dritte Päckchen, ebenfalls ein dicker Briefumschlag schien für mich zu sein. Nachdem ich alle Pakete angenommen hatte und der Bote sich freundlich verabschiedet hatte, nahm ich das große und nicht ganz so leichte Paket und legte unsere Briefe einfach oben drauf, um alles zu meinem Großvater rüber in den Laden zu tragen. Es waren gerade ein paar Kunden im Laden weshalb ich höflich wartete, bis Diese den Laden verlassen hatten. „Schau Mal Großvater, einmal neue Ware für deinen Laden.“ „AH ENDLICH!“, rief er freudig aus und stutzte als er auf dem großen Paket die beiden weiteren Päckchen erblickte. Mein Briefumschlag war weniger auffällig, als der meines Großvaters, aber erst jetzt erkannte ich und begriff ich, dass dieses Schreiben an mich von einer Universität aus Kairo stammte. Ich nahm meinen Brief herunter und kaum, dass ich diesen an mich nahm, schrie mein Großvater laut auf, dass ich einen Satz in die Luft machte und meinen Brief beinahe fallen gelassen hätte. „Was zum?“, keuchte ich und mein Großvater starrte seinen Briefumschlag an. Er nahm ihn wie einen Schatz an sich und seine Augen wurden feucht. „Was ist denn los?“, versuchte ich es daraufhin nochmal doch mein Großvater lief zur Ladentüre und hing das vorrübergehend geschlossen Schild auf. Mein Großvater murmelte etwas von, er müsse sich setzen und weil ich mir Sorgen um meinen lieben alten Großvater machte, bestand ich darauf mit mir ins Wohnzimmer zu gehen. Dort vergewisserte ich mich, dass er sicher saß, ehe ich für uns Tee aufsetzte und etwas später mit diesem herein kam und uns beiden eine Tasse einschenkte. Danach setzte ich mich zu ihm.

„Willst du deinen Brief nicht öffnen Yugi?“, fragte er mich und ich hatte ihn eigentlich bereits auf gerupft, aber noch nicht gelesen, da ich gerade selbst völlig abgelenkt von dem Päckchen meines Großvaters war. Deshalb deutete ich auf seinen Umschlag, welchen er immer noch verschlossen andächtig in beiden Händen umklammert hielt. „Du zuerst Großvater. Dein Brief ist ja wohl wesentlich aufregender als meiner. Ich meine sieh dir mal die Anschrift an!“ „Ja, er hat vier Schrifttypen verwendet und sieh mal wie sauber und ordentlich die Hieroglyphen hierauf gezeichnet sind. Das hier bedeutet mein Name, er hat meinen Namen in dieser Schrift auf meinen Brief gezeichnet.“, seine Stimme klang meilenweit weg, als er schwärmerisch mit seinem Finger vorsichtig darüber glitt, so als wolle er die Schrift fühlen, was mich zum Schmunzeln brachte. „Er? Meinst du deinen Freund, dem das Haus in Ägypten gehört? Nein, ich meine, der dir das Haus mit Grundstück damals geschenkt hat? Er muss wohl inzwischen auch schon deutlich älter sein, aber ganz ehrlich Großvater, nun mach doch den Brief auf. Dann wissen wir genau, was er dir schreibt.“, schlug ich vor und hoffte wirklich, dass es gute Nachrichten waren, immerhin war es unwahrscheinlich, dass sich Jemand eine solche Mühe machte, wenn er mit einem alten früheren Freund nichts mehr zu tun haben wollte.

Mein Großvater öffnete sehr behutsam daraufhin seinen Brief, nachdem ich ihm angedroht hatte meinen Brief zu ignorieren, selbst wenn es auch für mich gute Nachrichten wären, ehrlich gesagt würde ich dies niemals tun, ich wollte auch eigentlich lieber selbst meinen Brief lesen und nachsehen was genau darin stand, aber im Augenblick hatte ich das Gefühl, dass es erst Mal mein Großvater war, der an der Reihe war und ich weiß nicht wieso, ich wollte irgendwie, dass er nicht allein war, wenn er seinen Brief von seinem Freund las.

Als mein Großvater den Brief geöffnet hatte und den Umschlag wie einen Schatz behutsam auf Seite legte, war ich wirklich erstaunt, denn Großvaters Brief war auf Papyri verfasst. Die Schrift aber war die bei uns übliche Schrift, soweit ich das erkennen konnte. Wer auch immer Großvaters Freund war, er musste Kalligrafie studiert haben oder sowas, denn so schön hatte ich vorher noch nie Jemanden schreiben gesehen.

Mein Großvater ließ den Brief teilweise vor, an manchen Stellen ließ er Dinge aus und ich nahm an, dass sie private gemeinsame Erinnerungen enthielten. Ich hinterfragte dies nicht, schließlich war er jahrelang mit ihm befreundet gewesen. Aber einige Teile des Briefes durfte ich wissen, an diese würde ich mich wohl auch sicher noch eine Weile erinnern können.

„Lieber alter Freund Salomon, dass ich einen Brief schreibe ist wirklich selten, zumindest Briefe dieser Art, aber nachdem ich Deinen erhalten habe, entschied ich, dass dies wohl die angemessenste Art sei, dem gerecht zu werden.

Zu deiner Beruhigung sei zu erwähnen, dass meine beiden Lakaien das Überbringen deiner Nachricht an mich überlebt haben und ich sie nicht gefressen habe. Oh glaube mir, ich war aufgebracht und wütend, als ich erkannte, dass ich dich knapp verpasst hatte. Tatsächlich bin ich seit geraumer Zeit wieder in meinem Heimatland und beschäftige mich intensiver mit dem Erhalt und Verbleib verschiedenster Artefakte, nicht allein, sondern gemeinsam mit MEINEN Freunden. Denn mit Schrecken musste ich beobachten, wie einige vermeintliche Archäologen und Hobby Schatzsucher respektlos und rabiat vorgehen, um erfolgreich zu sein. Seit von neu entdeckten Gräbern bekannt ist, ist hier ein richtiger Schatzgräber Wahn ausgebrochen. Dir brauche ich nicht zu verschweigen, dass manche von Ihnen bereits als vermisst gemeldet wurden und einige ihre Projekte abgebrochen haben….“

Mein Großvater gluckste und ich fand, dass sein Freund Humor zu haben schien. Mein Großvater teilte diese Ansicht, das wusste ich sehr wohl und ich hatte ebenfalls vor mit Respekt an diese Aufgaben heran zu gehen., mein Großvater musste einen längeren Teil übersprungen haben, aber dieser musste ihm nahe gegangen sein, denn meinem Großvater liefen abermals Tränen in seinen Bart.

Schließlich kam ein Abschnitt, der komplett anders geschrieben war in fein säuberlichen Hieroglyphen und mein Großvater erklärte mir, dass er diese lesen könne und sie ausdrücklich nur für ihn bestimmt waren, weshalb ich meinen Kopf wieder etwas zurück zog. Es war mir gar nicht aufgefallen, dass ich mittlerweile fast in Großvaters Schreiben klebte, um mit meinen Augen mitlesen zu können.
 

„…es freut mich zu erfahren, dass dir das Familienleben nicht geschadet zu haben scheint und mehr noch, dass es dir gelungen ist einen Enkel hervor zu bringen, der nun danach strebt in deine Fußstapfen zu treten. Es war falsch von dir anzunehmen, ich könnte dir böse für deine Entscheidung gewesen sein. Mein lieber alter Freund, du bist nicht der Erste, der nach einigen Jahren beschließt sich mit…“ mein Großvater errötete mit einem Mal und ich beugte mich nun doch wieder über das Schreiben, immerhin wurde ich ja nun auch erwähnt und das wollte ich schon gerne wissen, was er von mir hielt und dachte. Vor allem, was mein Großvater wohl von mir berichtet haben mochte? Das, musste mir mein Großvater unbedingt verraten. Was hatte er über mich erzählt?

Doch als mein Großvater versuchte die folgenden Zeilen vor mir zu verstecken, zog ich einfach an dem Papyri und mein Großvater ließ zu meiner eigenen Überraschung erschrocken los. „YUGI DA STEHT NICHTS ÜBER DICH!“, brüllte er und sein Gesicht war nun so dunkel rot, dass ich begriff, dass ich viel zu weit gegangen war. Doch meine Augen weiteten sich als ich auf das Blatt in meiner Hand schaute an die Stelle, wo mein Name stand, ich hatte es nicht geschafft weg zu sehen und meine Augen wanderten langsam fragend zu meinem Großvater. Ich gab ihm das Blatt wieder und entschuldigte mich bei ihm in aller Form.

Ich hatte es nicht ganz gelesen, sondern überflogen und dabei auch erkannt, dass ich zu weit gegangen war. Mein Großvater bat mich, mich wieder neben ihm zu setzen und trank eine ganze Tasse Tee, ehe er mich leise fragte, ob ich es gelesen habe. Ich nickte schuldbewusst und schämte mich für meine besessene Neugierde.

Denn weiter hatte es in dem Schreiben geheißen…

„…der nach einigen Jahren beschließt sich auch Mal mit Frauen einzulassen. Und auch nicht der Erste, der mich für ein Mädchen verlässt. Ich kann dir von meiner Seite aus sagen, dass sich an meinem Interesse für Frauen nichts geändert hat. Ich erinnere mich noch, wie du aufgeregt warst als du erfahren hattest dass dieses eine Mädchen mit ihren schulterlangen Haaren ein Kind erwartet. Ganz ehrlich, nicht mein Geschmack, ihre Frisur war fürchterlich für diese Zeit, aber vermutlich war es dir bei ihr auch nicht um ihre Frisur gegangen nicht wahr?

In jedem Fall hatte diese Erfahrung für uns wohl beide etwas Gutes, denn ohne deinen Enkel Yugi, dessen Name mich übrigens darüber hinaus ausgesprochen neugierig macht, wärst du wohl nicht in dein Haus zurück gekehrt und ich hätte vermutlich nie wieder von dir gehört….“
 

Ich sah meinen Großvater fragend in die Augen. „Du und dein Freund…“, begann ich vorsichtig und er nickte mit knallrotem Kopf. „Er war mehr als nur ein Freund für mich Yugi und ich bitte dich um alles was dir heilig ist, dass du davon niemals zu deiner Mutter sprichst.“ Das Versprechen nahm er mir leicht ab, darüber würde ich wohl mit Keinem hier ein Wort verlieren. Aber es war mir auch ein Rätsel, immerhin war mein Großvater Jemand der nun ja gerne hübschen Mädchen nach schaute und die eine oder andere Aussicht auf sie sichtlich genoss.

Ich achtete jetzt darauf meine Hände bei mir zu behalten und mein Großvater las seinen Brief zu Ende, von nun an war ich dankbar über das, was mein Großvater mir bereit war daraus vor zu lesen.
 

„…im Augenblick wird an den Universitäten hier sehr genau geschaut, wenn sich Ausländer für Archäologie und Ägyptologie interessieren, ich brauche es nicht zu leugnen, dass ich dabei auch meine Hände im Spiel habe. Daher ist es für mich nicht verwunderlich, wenn dein Enkel bereits einige Absagen erhalten hat. Allerdings gehe ich davon aus, dass dein Enkel die Chance auf das nötige Potential besitzt, um ein guter Archäologe zu werden. Deshalb habe ich…“, wieder lies mein Großvater einiges weg. …“dir schreiben zu können, dass ich deinen Enkel und dich kommenden Monat bereits in Ägypten in deinem Haus erwarten werde. Die Universität Kairo ist nicht gerade klein, daher erwarte nicht mich dort aufzufinden. Zudem gebe ich dort selten Kurse, ja du liest richtig, nachdem ich deinen Brief erhalten und mehrmals gelesen habe, habe ich alles mir mögliche in die Wege geleitet, um als Professor an einer der Universitäten zu arbeiten. Auch wenn mich das ganze Gehabe unter Menschen stört, es ist auszuhalten solange ich ein eigenes Büro und meine eigenen Assistenten besitze. Ja ich denke sogar, dass es wahrscheinlicher ist mich im ägyptischen Museum anzutreffen, leider…denn ich arbeite gerade daran, dass dieses überarbeitet wird, einiges soll größer werden und so manches modernisiert und nun ja sagen wir geändert werden. Glücklicherweise finde ich dort Mittel und Wege mich durchzusetzen. …“
 

Den Rest des Briefes las mein Großvater allein zu Ende und legte die Papyri ordentlich zusammen. Er deutete nun auf meinen Briefumschlag. „Liest du mir jetzt mal deinen Brief vor?“, ich errötete leicht doch schüttelte ich meinen Kopf. „Großvater, er schreibt,….dein Freund schreibt, dass er uns nächsten Monat in deinem Haus erwartet! Und dass er Professor an einer Universität ist?“ Doch nun war es mein Großvater, der an meinem Brief zog und dies veranlasste mich nun doch dazu, endlich auch meinen Brief zu lesen und ich kam kaum über die ersten Zeilen hinaus…dann begann ich schon so laut zu schreien, dass ich damit meinem Großvater beinahe einen Herzinfarkt verpasst hätte.

Ich musste es nochmal lesen, doch da stand es wirklich. „Ich bin angenommen, aufgenommen, ich…ich bin noch dabei! Großvater!!! Hier steht dass ich an der Universität in Kairo studieren werde! Und eine ähm…Liste ist dabei?“, ich schaute mir die Unterlagen an und da standen mehrere Regeln der Universität, was für mich als Jemand aus dem Ausland unverzichtbar wichtig ist und eine kurze Erklärung wie wo und wann ich mich wo einzufinden habe.
 

Mein Großvater grinste und ich konnte mir nicht ganz helfen, es war fast so, als würde er sich ebenso sehr freuen wie ich. „Du fliegst mit mir mit nach Ägypten?“, fragte ich schließlich und er deutete nur mit einem kurzen Wink auf seinen Brief. „Ich habe ganz bestimmt nicht vor meinen alten Freund zu erzürnen, nachdem er mir so offenkundig geschrieben hat, dass er mich erwartet und sich darauf freut dich kennen zu lernen und mich zu sehen. Ich lasse dich außerdem auf keinem Fall mit meinem Freund allein!“, betonte er scharf, worauf hin ich lauthals anfing zu lachen. „Großvater, dien Freund ist älter als ich, viel älter. Vermutlich hat er schon einen genau so langen Bart wie du. Glaubst du etwa, dein alter Freund würde auf mich stehen?“ Mein Großvater antwortete darauf seltsamer Weise nicht direkt, aber vielleicht war ich mit der Bemerkung auch etwas zu weit gegangen. „Nun, auf Mädchen steht er jedenfalls nicht. Ach ja übrigens Yugi, da wir gerade bei diesem Thema sind, solltest du merken, dass du für Jemanden etwas empfindest, der kein Mädchen ist, wäre ich der Letzte, der sich darüber beschwert. Aber ich gebe schon zu, der Gedanke eines Tages einen kleinen Urenkel auf dem Arm zu halten, gefiele mir schon.“ „Na danke! Ich bin noch jung und vom Gründen wollen einer eigenen kleinen Familie weit entfernt, ich habe nicht mal einen erlernten Beruf. Solange wirst du dich da noch gedulden müssen.“, erwiderte ich und verabschiedete mich von Großvater mit der Erklärung, dass ich nun einiges zu tun habe. Auch mein Großvater sagte, dass er nun einiges zu tun habe, denn er musste sich nun ebenfalls für seine Abreise vorbereiten. Mein Vorschlag er solle einfach ganz in Ruhe alles angehen und im Zweifel, einfach mit einem späteren Flug nach reisen, wurde von ihm abgelehnt.
 

Als gegen Abend Rebecca von der Arbeit zurückkehrte, überfiel ich sie und erzählte ihr von meiner Aufnahme an der Universität Kairo und dass ich jetzt mit Packen und Vorbereitungen beschäftigt sein würde. Wir feierten den Abend gemeinsam und gingen ins feinste Restaurant Dominos, wo wir köstlich speisten und ich nahm es mir heraus, Anzu, Honda und Jouno zu schreiben, ob sie Zeit hätten, um Sie dann anzurufen und ihnen von meinem Studium in Ägypten zu erzählen.

Vorbereitungen

Kapitel 4
 

Vorbereitungen
 


 

Ägypten. Zu der Zeit, in der die Mutos und ihr Freund das Land verließen, erreichte jener Brief sein Ziel, welchen Sugoroku Muto seinem alten Freund hinterlassen hatte. Dieser befand sich gerade inmitten des Nationalmuseums der ägyptischen Zivilisation und hatte es sich dort an einem für Besucher nicht zugänglichen Ort mit SEINEN Freunden gemütlich gemacht. Er selbst hatte sich halb auf ein breites rotes Sofa gelegt und lies seine Beine über der wulstigen breiten Armlehne baumeln. Es wirkte dabei gar nicht so bequem, was dem feinen hell braunem Herrenanzug mit Krawatte geschuldet war, welchen Yami gerade trug. Nicht, dass dies sein bevorzugter Kleidungsstil gewesen sei, im Gegenteil, Yami hasste diese Arten von Anzügen, so sehr, dass er sich in keiner Weise bemühte, darin besonders seriös zu wirken, zumindest nicht in einem Zimmer, wo SIE unter sich waren. Neben ihm auf dem restlichen freien Platz des Sofas, saß noch Jemand, auch in einem feinen Herrenanzug mit Krawatte, dem gleichen Anzug, wie Yami ihn trug, nur dass der Mann neben ihm aufrecht auf dem Sofa saß und weniger Interesse daran zeigte, sich auf dem Sofa so unverschämt breit zu machen. Während Yami mit seinem buntem Haar und seinen auffälligen goldenen Haarsträhnen den Herrenanzug an sich irgendwie schon lächerlich wirken ließ, mehr noch als er es durch sein Verhalten gerade ohne hin schon tat, stach bei seinem Sitznachbarn hingegen der Anzug durch sein langes weißes Haar hervor, welches ihm wild über seine Schultern fiel. Beide machten nicht den Eindruck, viel von ihrem äußeren Erscheinungsbild zu halten und doch wirkten Beide irgendwie etwas angespannt.

Vor ihnen standen die jüngsten Familienmitglieder der Ishtars, Marik und Ishizu, zwei junge Menschen, denen es bestimmt war, das Grab DES Pharaos zu bewachen, zu beschützen und zu verteidigen. Eine ehrenvolle Aufgabe, sollte man meinen, wenn eben jener Pharao sich nicht gerade so vor ihren Augen auf dem Sofa hin lümmeln würde und sie Beide durch seine glühend dunkelroten Augen anstarren würde. Diese dunklen Augen, tief rot, als würden sie gleich durch ihre Blicke etwas in Brand stecken verhießen nichts Gutes. Doch auch die Augen seines Sitznachbarn waren weniger vertrauenserweckend, waren sie ebenfalls rot, doch fiel dieses fast schon ins lilafarbene.
 

Yami und Bakura, waren beide nicht ganz freiwillig hier. Denn sie trafen sich so gut wie nie mit den Ishtars. Dieses Mal jedoch ging es um ein ernstes Thema, weshalb Bakura überhaupt aus seinem Versteck heraus gekrochen war. Er bevorzugte es, sich von den Menschen zurück zu ziehen. Zumindest wollte er derzeit nicht versuchen sich ein Leben in Gegenwart von Menschen aufzubauen. Anders als der Pharao, Yami hatte dies vor wenigen Jahren erst in die Tat umgesetzt, allerdings dieses Mal ungewöhnlich schnell sein Interesse daran verloren. Deshalb hatte er die Ishitars her gerufen und den Kontakt zu ihnen aufgenommen und deshalb musste auch Bakura bei dieser Sitzung anwesend sein.

Ishizu wiederholte noch einmal die erst kürzlich zusammen gefassten Punkte ihrer Besprechung.

„Also bitte. Konzentrieren wir uns noch einmal.“, ihre Stimme klang dabei schon beinahe flehend. Yami antwortete auf Ishizus Bitte hin nur mit einem Augenrollen. Nicht, dass er ihr nicht mehr hatte zuhören wollen, schließlich ging es hierbei ja auch um ihn und die Umsetzung seiner Wünsche, bloß hatten Sie sich heute nicht zum ersten Mal hier versammelt, sondern schon einige Tage vorher damit begonnen und eigentlich fand Yami, dass doch soweit alles gesagt und besprochen worden sei.

Ishizu setzte an, alle wesentlichen Punkte noch einmal aufzuführen, als Bakura sie mit einem Räuspern unterbrach. Sein Blick huschte kurz zu Yami herüber, der einen leicht gequälten Gesichtsausdruck machte. „Nichts für Ungut Ishizu, aber wenn du dich nicht kürzer fassen kannst, fürchte ich, der Herr Pharao frisst gleich einen aus Eurer Familie und interpretiert dies bedauerlicherweise ebenfalls als eine Form von „Ihm Dienen“.“ Yamis Augen blitzten auf und er wandte seinen Kopf um, wobei er sich schon gewagt weit an Bakuras Seite lehnte. Weit genug, dass er zu ihm aufblicken musste, um ihm ins Gesicht zu sehen. „Wie Witzig Kura.“, zischte der Pharao ihm leise zu und erinnerte dabei fast an eine Schlange, wären da nicht seine beiden gespitzten Eckzähne, die dabei hervor lugten. Bakuras Hand strich sanft durch Yamis Haar, als wolle er eine Katze streicheln. Er ließ sich von Yami nicht so leicht vom Thema abbringen. „Ishizu, wenn ich so frei sein darf. Yami hat sein Medizinstudium abgeschlossen, ich glaube sogar sein 45igstes Mal inzwischen und…“ „47igstes Mal sogar…glaube ich…“, wandte Yami träge ein und bleckte seine Zähne, als er seine Arme lang streckte und herzhaft gähnte. „…ist egal Pharao! Jedenfalls ist es in diesem Zeitalter weitaus anders, als noch vor 250 Jahren. Ein kurzes Schreiben, dass er woanders arbeiten will und er zieht sich wieder für 50 Jahre irgendwo zurück, bis man seine Existenz vergessen hat. Weil das Leben unter Menschen heutzutage noch anstrengender ist als früher. Um unser Land zu schützen müssen wir anderweitig aktiv werden. Mit Eurer Unterstützung.“, fasste Bakura kurz seine Meinung zusammen.

Für manch einen war dies ohnehin ein seltsamer Anblick und kaum zu verstehen. Yami, wie er inzwischen von SEINEN Freunden genannt werden durfte war einst ein Pharao gewesen. Bakura hingegen war ein alter Grabräuber, der sich seiner Zeit den Titel König der Diebe gab. Man sollte wirklich meinen, die Beiden würden nicht schrecklicher zusammen passen. Doch genau so war es auch, beide dachten völlig unterschiedlich, verfolgten ihre eigenen Interessen und doch war es so, als hätten sie etwas Großes gemeinsam.

So teilten beide ihre gemeinsamen Vorlieben für das Blut der Menschen, nicht, dass sie dies schon immer getan hätten. Nein, dass dies so gekommen war hatte eine ganz eigene Geschichte, beide hatten sich bekämpft und im Rahmen ihrer Kämpfe hatten sie sich beide immer weiter überboten, in Macht und Grausamkeit. Am Ende hatte Einer von Beiden die Idee gehabt, dass er den Anderen noch mehr übertrumpfen konnte, wenn er ihn nicht bloß besiegte, sondern ihn auch für immer überleben würde. Am Ende hatten Sie Beide auf einen Trank gesetzt, von einem der mächtigsten Hofmagier gebraut, welchen man auch den Trank der Unsterblichkeit nannte. Der Schöpfer dieses Trankes als auch die vollständige Rezeptur des Trankes galten als verloren und vergessen und somit war sowohl Bakura als auch Yami am Ende nichts weiter übrig geblieben als alle Vorteile aber besonders auch die Nachteile daraus am eigenen Leib zu erfahren. Weder wussten Sie, wie sie diesen Segen, welcher auch ein Fluch war, aufheben konnten. Noch wussten Sie, wie sie wirklich damit umgehen wollten.

In den ersten Jahrzehnten hatten Sie sich haltlos über den gesamten Planeten gejagt, sich mehrfach erstochen, erschlagen, nur um festzustellen, dass es keinen Sinn hatte.

Über viele Jahrhunderte waren sie so etwas wie engste Freunde geworden, obwohl sie eigentlich mal Feinde waren. Sie sahen viele Freunde die Welt betreten und wieder verlassen und am Ende waren Sie die Einzigen, die verstanden, wie der Andere sich jeweils zeitweise fühlte.

Das Einzige, was Beide wussten war, dass das Böse damals, welches die Welt zu zerstören drohte, vernichtet werden konnte. Das Bakura Träger jenes Monsters gewesen war, war ebenfalls wieder eine ganz eigene Geschichte für sich. Aber vielleicht zumindest der wirkliche Grund, weshalb Yami es bedenkenlos zuließ, dass ihm dieser ehemalige Grabräuber, ihm einem Pharao so sanft durchs Haar strich. Es gab nichts mehr, was sie aufeinander wirklich wütend machte, mal von den vielen Erlebnissen abgesehen, die sie sich gerne von Zeit zu Zeit an den Kopf warfen. Bakura nannte Yami somit häufig einen verwöhnten König, der sich sein Zepter mal häufiger in den Hintern hätte schieben sollen und Yami konterte damit, dass Bakura ihm dieses von dort aus aber niemals unbemerkt stehlen könne und er somit nicht das Anrecht auf den Titel König der Diebe hätte.

Doch nun saßen sie hier. Alle Beide. Yami hatte überlegt wieder einmal ein Medizin Studium zu absolvieren, hatte seine Doktorarbeit geschrieben und sich somit einen ganz legalen Weg an eine hervorragende ägyptische Klinik verschafft. Bevorzugte er von Zeit zu Zeit diesen Weg, um seinen Durst nach Menschenblut gerecht zu werden. Aber dieses Mal machte ihm der moderne Fortschritt zu schaffen. Überall gab es die Möglichkeit aufgezeichnet zu werden, Kameras, Handys…früher war es so viel leichter gewesen, wenn man eine Art Vampir war. Yami war das Ganze zu hektisch und ungemütlich geworden unter Menschen zu leben und wollte in dieser Zeit lieber Bakuras Weg wählen, ohne gar nicht erst irgendwo in Erscheinung zu treten. Die Ishtars waren von Yami hinzu gezogen worden, um ihm entsprechende Möglichkeiten zu bieten, anderweitig im Land aktiv zu sein. Er hatte keine Lust sich nun auch noch mit Forschung und Archäologie befassen zu müssen, Ägyptologie hing ihm bereits zum Hals raus, zumindest das, was er von den neusten Erkenntnissen las und hörte. Wozu sich unter Menschen abmühen, wenn Bakuras Methoden auch zum Ziel führten?
 

„Unser Land?“, kam es schwach über Yamis Lippen. „MEIN LAND! Und DEIN verfluchtes Kul Elna meinetwegen! Aber das ist MEIN LAND!“, gab er mit tiefem, verärgertem Knurren von sich, welches laut war. Laut genug für die Ishtars, denn sie zuckten Beide kurz zusammen.

„Ishizu, Marik ich will einfach nur ganz offiziell verschwinden und von Euch hören, dass ihr euch um mein Grab kümmert, während Bakura mich ein wenig in seine …Künste unterweist.“ Bakura lachte laut auf. „Meine Künste? Ich soll dir das stehlen beibringen?“, wollte Bakura nun wissen und Yami nahm seufzend seine Beine von der Armlehne, um sich Bakura zugewandt hinzusetzen. „Kura, ich bin an einem Punkt an dem ich zum ersten Mal glaube, dass wir andere Gräber und gewisse Orte eher damit schützen, indem wir ihren Inhalt anderswo hin verlagern, als dass wir versuchen zu verhindern, dass irgend Jemand dort herum gräbt. Und stehlen ist ein harter Begriff, sagen wir unentdeckt und unbemerkt wertvolle Kunstgegenstände von einem zum anderen Ort transportieren. Du heuerst ein paar dumme Menschen an, die machen die Drecksarbeit und wir haben am Ende der Schinderei ein köstliches kleines Buffet.“, schlug Yami vor und Ishizu als auch Marik gaben mit einem vernehmlichem Räuspern zu verstehen, dass Sie beide davon nichts hielten.

Weshalb Ishizu vorsichtig ansetzte. „Mein Pharao bitte, euer Schicksal ist schon kompliziert genug, ihr solltet Euch nicht noch darüber hinaus versündigen…“ „Ishizu! Du und eure Familie! Wann immer dieses Thema aufkam, habe ich mich mit Medizin befasst, um Menschenleben zeitweise auch Mal retten zu können. Der einzige Grund, weshalb ich zeitweise mir ein Medizinstudium nochmal antue ist der, dass ich es leichter habe mir mein Futter zu beschaffen! Das ist lächerlich! Es geht doch einzig und allein darum, ob ihr mit eurer Familie eine Idee habt, wie ihr Einfluss darauf nehmen könnt wo gewisse Idioten ihre Ausgrabungen planen. Ich für meinen Teil habe jedenfalls keine Lust mehr auf einen offiziellen Weg mit Abschluss, Studium und allem was damit verbunden ist. Die Idee nach meinem Medizinstudium jetzt noch los zu ziehen, an Expeditionen teilzunehmen und dabei Einfluss zu nehmen lässt sich so nicht mehr umsetzen.“ Bakura pflichtete dem Pharao bei und zog seine linke Hand in seine rechte. „Yami, du lässt dich gehen…wir sollten eine Pause einlegen, bevor du Dinge tust, die du hinterher bereust. Die Beiden sind aktuell die letzten Ishtars, von denen wir wissen.“, wandte Bakura ein und Ishizu und Marik tauschten verstohlene Blicke. Ihnen war nicht entgangen, dass Bakura darauf anspielte, dass ihr geliebter Pharao ihnen gleich an die Kehle springen würde. Er hatte darauf verzichtet zu trinken, in dem Glauben, dass es ein kurzes Gespräch werden würde. Bakura jedoch war zu diesem Treffen von weiter her angereist und hatte sich entsprechend noch vor seiner Ankunft, um sein Bedürfnis nach Blut gekümmert. Bakura hatte eine unanständige Schwäche für Touristen. Auch ein Punkt worüber Yami sicher mit ihm gerne wieder gestritten hätte.

Marik war es, der nun das Wort ergriff. „Wir sind hier im Museum, wie wäre es, wenn wir dafür ein wenig mehr Werbung machen, ich meine mit Ausstellungsgegenständen, die die Archäologen ohnehin hierher ziehen wird? Von hier aus könnten wir uns über gewisse Leute einen Überblick verschaffen. Für die, die Orten zu nahe kommen, die ihr für schützenswert haltet, könnte sich Bakura kümmern und Ihr könntet Euch zurückziehen.“, schlug er vor und Ishizu starrte auf ihren Bruder, als hätte er sie gerade beleidigt. Doch Yami und Bakura grinsten zufrieden. „Dass es immer einen Mann aus eurer Familie braucht, der es uns kurz und knapp macht.“, scherzte Yami. Doch Ishizu schüttelte nur ihren Kopf und fing mit ihrem Bruder eine Diskussion an, in welcher es darum zu gehen schien, dass sich Marik lange Zeit überhaupt nicht dafür interessiert hatte, dem Pharao zu dienen und die ganze Arbeit nur an ihr allein hängen bleiben würde.

Doch während die beiden ein liebevolles Streitgespräch unter Geschwistern führten, nahm die Unterhaltung zwischen Bakura und Yami eine andere Wendung. „Ich bin so durstig.“, gestand Yami langsam etwas einsichtig und Bakura zog ihn auf die Beine, legte seinen Arm um ihn und lächelte. „Komm mit. Bis die Beiden sich geeinigt haben, haben wir etwas getrunken. Ich weiß schon wo wir hin können Yami.“

Mit diesen Worten stahl der König der Diebe sich mit dem Pharao im Gepäck vor den Augen der Ishtars unbemerkt davon. Bakuras Auswahl würde Yami in seinem Zustand nicht bemängeln, eine runter gekommene Touristenfalle. Yami hasste solche Souvenirshops, aber da konnte man sich so leicht in Ecken zurückziehen und ahnungslose Opfer anknabbern.
 

Gegen Abend kehrten ein gesättigter Pharao und ein gesättigter Grabräuber zum vereinbarten Treffpunkt zurück, inzwischen hatte das Museum seine Tore ohnehin für Besucher geschlossen und so waren sie sich sicherer denn je, in ihrem unterirdischen Zimmer des Museums ungestört reden zu können. Dieses Zimmer hatte eine Atmosphäre, die einem älterem königlichem Zimmer nachempfunden wurde. Man hatte mit diesem roten Sofa mit goldenen Füßen und Verzierungen am Rahmen gewiss ein wenig Protzen wollen, ebenso der riesige purpurne Teppich am Boden mit seinen reichlichen ineinander verwobenen Mustern, dem Sofatisch aus weißem Marmor in der Mitte und diesen Stehlampen mit…Yami hatte den Versuch es hübsch herzurichten milde belächelt. Es war wirklich lieb gemeint gewesen, nur hatten es weder Sie noch die Ishtars bestellt und dementsprechend das Ganze einfach so hingenommen. Denn zumindest reichte dieses Zimmer für das Wesentliche, es war abgeriegelt und Niemand würde von draußen ihre Stimmen hören können.
 

Die Ishtars saßen jetzt auf dem Sofa und waren sichtlich erleichtert als Yami und Bakura hinein traten. Immerhin besaßen ja auch nur Sie vier einen Schlüssel zu diesem Raum.

Dennoch hatte sich etwas an dem Ganzen hier geändert. Ja, etwas musste geschehen sein, denn vor Marik auf dem feinen Marmortisch lag ein Päckchen, welches an den Pharao adressiert war. Yami schaute darauf und noch bevor er fragen konnte, war Marik aufgestanden und bat darum, erklären zu dürfen, was er und Bakura in ihrer Abwesenheit versäumt hatten.

„Zwei junge Männer waren hier, sie sagten, dass sie sich um das Haus eures alten Freundes wie gehabt gekümmert hätten und, dass Sie dieses Päckchen Euch übergeben sollten, es ist von einem …hier steht ….Salomon Muto.“, las Marik mühsam ab und zuckte zusammen, weil der Pharao in der kurzen Zeit auf ihn zu gekommen war. Manchmal war es wirklich gruselig, wenn diese Vampire dies taten, sich so leise ran zu schleichen, wenn man sich mal einen kurzen Augenblick auf eine Kleinigkeit nur fokussierte. Der Pharao streckte Marik seine Hand entgegen. „Gib mir das Päckchen.“

Danach herrschte Stille, Marik hatte dem Pharao das Päckchen übergeben und nach anfänglichem Lesen hatte sich der einstige Herrscher in den Sessel, gegenüber des Sofas fallen gelassen. Bakura gesellte sich an seine Seite und wartete geduldig bis sein Vertrauter zu Ende gelesen hatte.

Yamis Augen waren feucht, Vampire wie Bakura und Yami weinten nicht, nur sehr selten. Und gerade das machte es besonders, denn Yami war sichtlich gerührt von diesem Brief seines alten Freundes.

„Er schreibt mir sein ganzes bisheriges Leben, alles was ich nach seiner Abreise damals nicht mehr mitbekommen habe und dass er älter geworden ist und inzwischen einen Enkel namens Yugi hat.“, berichtete er langsam den Anwesenden und Bakura war es, der nun mit den Augen rollte. „Diese Zeit war echt ätzend mit dir. Ihr habt zusammen geklebt, das ging die ganze Zeit so. Deswegen bin ich auch damals aus Ägypten weg. Aber wenn er hier war und dir schreibt, genieß es, häng seinen Brief irgendwo als nettes Erinnerungsstück an die Wand und lass uns jetzt zum wesentlichen zurückkehren.“, forderte Bakura, da er bereits befürchtete, dass der Pharao sich sonst in seine alte Liebelei verrannte.

Unglücklicherweise lag Bakura damit gar nicht so fern. „Baku. Du verstehst nicht ganz. Er schreibt auch, dass sein Enkel vor hat hierher nach Ägypten zu kommen, um zu studieren. Er will, so schreibt er mir in seine Fußstapfen treten!“, erklärte der Pharao und klang dabei sichtlich begeistert. „Was interessiert uns irgendein Abkömmling deines Menschenspielzeug von vor zirka 50 Jahren?“, fragte Bakura nach und Yamis Augen blitzten warnend auf. Zu den Ishtars gewandt meinte er freundlich. „Vielleicht können wir diese kleine Tatsache mit auf unsere Beobachtungsliste schreiben, wenn der Kleine sich für Archäologie und Ägyptologie begeistert, könnten wir ihn beobachten und sofern er kein Hohlkopf wie die meisten Anderen ist, vielleicht sogar dazu verwenden uns zuzuarbeiten. So ein Studium in diesen Gebieten dauert nicht lange nur ein paar Jahre, das sitzen wir locker aus.“, versuchte er seine Gedankengänge den Ishtars glaubwürdig und schmackhaft zu machen. Zu Bakura aber flüsterte er mit zusammen gebissenen Zähnen leise zu. „Er hat immer noch mein Puzzle, welches er für mich lösen wollte. Und das muss ich wieder haben.“ Bakuras Gesichtszüge wären ihm bei diesem Geständnis beinahe entglitten. Was diese Gegenstände anging, so sah Bakura sich als rechtmäßiger Eigentümer an. Über das Puzzle hatten sie sich schon oft deswegen gestritten. Doch da Bakura dem Pharao auch nicht verriet wo er derzeitig den Ring aufbewahrte, empfand der Pharao, dass es nur recht war, wenn er nach vielen Jahrhunderten wieder einem Menschen das Puzzle ließ.

„Darüber unterhalten wir uns noch Pharao!“, gab er leise knurrend zurück und lächelte nun ebenfalls freundlich die Ishtars an.

„Ja, warum nicht? Dieser Muto damals, war immerhin ein Mann, der sich gegenüber unserem kaltschnäuzigem,verwöhnten Herrscher als ein Mann mit reinem Herzen präsentiert hat, er hat also mindestens eine ebenso prächtige Königswürde vorzuweisen wie ich. Was also spricht dagegen, wenn wir uns seinen Abkömmling ansehen? Vielleicht taugt dieser Nachfahre ja mal zu etwas. Wenn nicht, können wir ihn ja fressen.“, schlug Bakura vor. „Von Salomon werden keine Familienangehörigen angeknabbert!“, betonte Yami scharf und dabei klang seine Stimme kalt wie Eis.

„Außerdem hör auf von dir und Königswürde in einem Atemzug zu reden, das ist ja lächerlich!“, verlangte Yami zudem, bevor er auf das Schreiben in seiner Hand deutete und erklärte was weiter darin stand. „Yugi Muto hat sich in den vergangenen vier Wochen hier aufgehalten, ich meine damit in Kairo und sich dort an den unzähligen Universitäten beworben und hofft zum kommenden Jahr darauf hier mit seinem Studium beginnen zu können. Wir wissen, dass wir die meisten Universitäten recht gut im Blick haben, zumindest diese wo Archäologie oder auch Ägyptologie gelehrt wird. Ihr Ishtars habt darauf bereits über viele Generationen ein scharfes Auge, erfüllt damit einen Teil eurer Aufgabe mir gegenüber. Ich bin nicht ganz im Bilde, wie wahrscheinlich ist es, dass er hier einen Studienplatz erhält?“, wollte Yami wissen und Marik lachte. Yami hob missmutig eine Augenbraue und Marik entschuldigte sich, indem er erklärte. „Verzeiht, es ist nur so, dass wir hier gerade an jeder dieser Universitäten Beziehungen pflegen, meine Schwester achtet hochpenibel darauf, dass derzeit so wenig Ausländer wie möglich einen Platz erhalten. Das gelingt ihr zwar kaum, aber da, wo sie etwas beeinflussen kann, versucht sie es.“ Bakura war es, der Einwände hatte. „Wieso? Ich meine warum so Ausländer feindlich Ishizu? Ägypten ist doch schließlich DAS LAND. Das Land zu welchem damals zu Yamis Zeit die ganze Welt dazu gehören wollte.“, Yami gab ein unzufriedenes Knurren von sich. Wenn Bakura gut getrunken hatte, konnte er solche Kommentare kaum zurück halten. Gerade eben erst, vor wenigen Stunden hatte Bakura ihn schließlich zum Ausländischen Essen eingeladen. Er selbst hatte sich an zwei jüngeren Kerlen vergriffen und diese gnadenlos ausgesaugt, die ihr Heimatland nie wieder sehen würden. Ja wenn Yami so darüber nachdachte, was Bakura da gerade ansprach, dann erschien es äußerst lächerlich, dass gerade er von Ausländerfeindlichkeit sprach, nachdem sie selbst welche vor wenigen Stunden kalt gemacht hatten.

Ishizu warf ihr langes schwarzes Haar zurück und schaute ernst drein. „Ich bin nicht feindlich gegenüber Ausländern, ich versuche lediglich darauf zu achten, dass es weniger Solche sind, die nur hierher kommen, um ein wenig Buddeln zu können. Es gab in den vergangenen Jahren leider wohl viele Scharlatane, die niedere Beweggründe dafür hatten, um eines der Fächer hier zu studieren. Mir geht es dabei auch nur darum, das nicht solche Typen hierher kommen, die sich bloß erhoffen viele nette kleine Andenken mitgehen zu lassen. So viel Einfluss wie ich gerne hätte, habe ich überhaupt nicht. Es wäre schön, wenn es nicht so wäre und ich mehr zum Schutz und Erhalt dieses Landes tun könnte.“
 

Yami winkte Ishizus Erklärungsversuche mit einem sanften Lächeln ab. Irgendwie war der einstige Pharao wirklich viel entspannter, wenn er nicht durstig war. „Lass gut sein Ishizu. Niemand erwartet von dir, dass du alle Universitäten Ägyptens genau im Blick hast. Bei den älteren Universitäten dieses Landes ist es zugegeben einfach sich einen Überblick zu verschaffen, da Euer Familienname mit offenen Türen gleich zu setzen ist. Ich möchte mich jetzt auch nicht daran aufhalten. Es hat ja auch was Gutes, wenn Menschen aus anderen Ländern hier zu Gast sind. Sie liefern eine exotische und reizvolle Abwechslung, manchmal nicht bloß in ihrem Geschmack.", fügte er schnell hinzu, als Ishizus Blicke vorwurfsvoll wurden. Marik belächelte hingegen diese Worte des Pharaos nur. Es gefiel ihm ein wenig, dass der Pharao sich nicht völlig perfekt zeigte, wie ihn seine Schwester nur allzu gerne sah. Sie hatte sich voll und ganz ihrer Familientradition gewidmet, während Marik damit seine Schwierigkeiten gehabt hatte.
 

„Wie auch immer, wäre es Euch denn zumindest möglich, Euch dafür einzusetzen, dass dieser Yugi Muto Erfolg hat? Ihr sollt nicht seine Aufnahmeprüfungen und was es da alles geben mag fälschen, aber vielleicht könnt ihr schauen, dass er an eine uns bevorzugte Universität angenommen wird?“ Bakura grinste. „Typisch Herrscher, alles nur mit Beziehungen regeln. So typisch.“, kommentierte der alte Grabräuber das und setzte nach. „Und wir kümmern uns darum, dass wir entsprechend gute Informanten an zumindest dieser Universität haben werden.“ Yami fragte zwar nicht nach, aber er hätte schon gern gewusst, wie sich Bakura das nun wieder vorgestellt hatte.
 

Das Gespräch schien damit beendet zu sein, wirklich beendet. Die Ishtars versprachen ihren Teil dazu beizutragen, was das Überwachen gewisser Ausgrabungen betraf, was sie zwar ohnehin schon irgendwo taten, aber nun eben auch mit Blick auf die Leute und nicht bloß auf gewisse Orte. Was Bakura anging, so hatte er angeboten die Ishtars dafür im Gegenzug zu unterstützen, was das Schützen gewisser Orte anging, er hatte jedoch mit keinem Wort näher erläutert, wie er dies tun wollte. Yami war ihm dafür sogar dankbar gewesen, denn er ahnte bereits, dass er nicht erst höfliche Warnungen aussprechen würde.

Doch was das Thema Universität betraf, da war er sich noch nicht so ganz sicher, wie er sich das vorstellte.

Bakuras Idee traf schließlich Yami eine Woche später, als er über die Ishtars eine Einladung an der Kairo Universität erhielt. Ishizu erklärte sich bereit mit yami gemeinsam dort aufzutauchen und es war gut, dass sie dies tat.

Am Ende dieser Einladung hatte Yami für das kommende Semester bereits einen Platz. Er durfte als Professor dort arbeiten. Schwerpunkt Ägyptologie und Archäologie, seltsamer Zufall. Das dachte sich Yami und noch seltsamer war, dass er so ohne weiteres einen solchen Platz erhalten hatte.

Ishizu wollte eigentlich anschließend mit dem Pharao gemeinsam zurück ins Museum, doch dieser erklärte, dass er sich mit Bakura vor dem Haus seines alten Freundes Salomon treffen wollte, weshalb Ishizu mit dem Pharao gemeinsam dort hin fuhr.

„Lass dir ruhig Zeit und fahr langsam Ishizu.“, gab er etwas träge vom Beifahrersitz von sich. In seinen Händen hielt er mehrere Schriftstücke, die er sich immer wieder durchlas. „Sag mal, wieso bin ich Professor mit einem Doktortitel?“, wollte er wissen und Ishizu meinte darauf hin, dass er doch sein Medizinstudium abgeschlossen hatte und sich diesen Titel ehrlich angeeignet habe. „Nein, den med. meine ich nicht, hier steht phil. Wieso?“ Ishizu seufzte leise. „Ganz ehrlich, ich verstehe nicht. Darum habt Ihr euch doch gekümmert. Bakura hat mir deine Unterlagen gebracht und ich habe Sie lediglich dem Dekan gebracht und….“ „Bakura hat meine Unterlagen dir gegeben?“, fragte Yami überrascht. „Dieser elende, gemeine Eselfi-„ „Wir sind da!“, unterbrach ihn Ishizu und er schaute durchs Seitenfenster. „Stimmt nicht.“, bemerkte Yami und Ishizu entwich ein leises Kichern, welches sie nicht unterdrücken konnte. „Ups.“, hauchte Sie leise und Yami warf ihr einen überraschten Blick zu. Versuchte Ishizu gerade einen Witz zu machen? Etwas angefressen, schaute er wieder nach vorne. Bakura hatte es irgendwie geschafft in seinem Namen Bewerbungsunterlagen fertig zu machen, genau in den Bereichen arbeiten zu wollen, wo er am wenigsten Lust drauf hatte. Er wollte nicht unter Menschen arbeiten, er wollte sich zurückziehen. Außerdem bekam man nicht einfach so eine solche Stelle mit genau diesen Fachbereichen. Also fragte sich der Pharao während sie zu dem Haus fuhren die ganze Zeit, was Bakura genau angestellt hatte, das Ihm wie durch Zufall eine solche Stelle zufiel. Außerdem wie kam er zu diesem weiteren Doktortitel?

Gerade als Ishizu die Hauptstraße verließ und auf jene lange Zufahrtstraße abbog, die zum Haus führte, blätterte Yami nochmal durch die Seiten zurück und blieb an seinem Lebenslauf kleben. „41?!“schrie er betroffen. Bakura hatte offensichtlich seinem Lebenslauf noch mehr Dinge hinzugefügt als einen weiteren Doktortitel mit entsprechendem abgeschlossenem Studium. Er hatte Yami außerdem zu einem 41 Jährigen gemacht.

Ishizu ermahnte nun doch in sehr ernstem Ton, sie nicht noch einmal so zu erschrecken und irgendwelche Zahlen laut neben ihr zu brüllen, wenn sie Auto fuhr.

Als sie wenige Minuten später vor dem Haus hielten, sprang Yami bereits aufgewühlt aus dem Wagen und Ishizu murmelte zu sich selbst etwas, das verdächtig nach „Vampire“, klang.

Bakura stand erwartungsvoll vor der Haustüre und machte einen auf lieben braven Gast, der auf Jemanden wartete, der einen Schlüssel hatte. Tatsächlich hatte Yami seine beiden Lakeien, die sich um das Haus kümmern sollten ordentlich zusammen gefaltet, weil er viel früher hätte wissen müssen, dass Salomon da war. Er hätte ihn so gerne wieder gesehen. Aber er hatte sich dazu entschieden, sie nicht umzubringen. Daran war aber auch Bakura schuld, er hatte ihn wenige Tage vorher zum Essen mitgenommen. Oh wäre Yami noch so durstig gewesen, er hätte sich genüsslich an den Beiden vergangen. So konnten sie Bakura ausnahmsweise mal ihr Leben verdanken.
 

Bakura hatte sein kaum glaubhaftes Unschuldsgesicht aufgesetzt, als Yami auf ihn zustürmte und ihm keine Sekunde später wütend seine Bewerbungsunterlagen ins Gesicht pfefferte. „DU! Du Scheißkerl! Seit wann bin ich bitte ein 41 Jähriger alter Sack?“ Bakura mühte sich weiterhin unschuldig zu schauen. Es war nicht leicht, sich ein Grinsen zu verkneifen. „Was denn? Du warst doch damit einverstanden, dass ich dir helfe und einen geeigneten Informanten an die Universität hole, der ein Auge auf den Kleinen haben könnte. „ „Ich habe nicht von MIR GESPROCHEN!“, brüllte Yami nun und machte seinem Ärger dabei Luft. „Ich bin keine 41 Jahre alt!“, fauchte er und Bakura begann nun doch zu grinsen. „Entspann dich, du hast die Stelle bekommen oder?“, wollte Bakura neugierig wissen und Yami nickte unzufrieden. „Er hat mir fast die Hand abgeschleckt. Nie und Nimmer wird der geglaubt haben, was hier in meinen Unterlagen über mich drin steht.“, beteuerte Yami und Bakuras Grinsen wurde noch breiter. „Tut er auch nicht. Ich hab ihm gesagt was ich brauche, er hat daraufhin alles so gemacht, wie ich es mir gewünscht habe.“, fügte Bakura verschmitzt hinzu. Doch Yami machte das umso misstrauischer. „Wieso? Und wann und wie hast du mit dem Kerl gesprochen?“, wollte er weiter wissen. Doch als Bakura anfing zu erzählen, wurde Yami beinahe schlecht. Vermutlich hätte er auch alles bewilligt und unterzeichnet, wenn ihm spät abends Jemand auflauert und ihm androht ihn und seine ganze Familie auszusaugen, wenn er nicht mitspielt.

„Und wieso dieses Alter und dieses Studium?“, fragte Yami forsch weiter und nun konnte sich Bakura kaum noch halten. „Weil es Spaß macht dich zu ärgern und du dich so herrlich leicht über sowas aufregst! Niemand wird den Schwachsinn, der da drin steht nachprüfen Yami. Niemand.“ „Gut, denn dann ändere ich das Alter! Ich habe einen mir mühsam selbst erstellten Lebenslauf vor wenigen Jahren zusammen gezimmert, damit ich Medizin studieren konnte. Ich habe mir diese ganze Mühe nicht gemacht mein Lieber, damit du es mit so einer Scheiß Aktion zu Nichte machst!“ „Müssen wir das jetzt hier draußen eigentlich ausdiskutieren oder willst du deine Gäste nicht lieber mal hinein lassen?“, fragte Bakura nun wieder mit geübter Unschuldsmine. Doch Yami seufzte. „Hab den Schlüssel vergessen, ich dachte mir, dass du das ohnehin schon erledigt hättest.“

Da hatte der Pharao mal einen Punkt gemacht, Bakura hatte längst ausprobiert, auch ohne Schlüssel in das Haus hinein zu gelangen und das Schloss längst geknackt.

Yami schritt zur Türe und öffnete die in der Tat bloß nur noch angelehnte Tür. Die beiden Vampire traten ins Haus und Ishizu trat mit schnellen Schritten hinterher. Sie wollte nicht auf sich aufmerksam machen, nicht wenn diese beiden Zankäpfel so damit beschäftigt waren sich gegenseitig zu ärgern. In ihrer Familienchronik hatte sogar mal einer ihrer Vorfahren davor gewarnt sich in Streitigkeiten der Beiden einzumischen, da es mal für einen ihrer Familienmitglieder beinahe tödlich ausgegangen war.

Als Ishizu die Inneneinrichtung betrachtete, fühlte allerdings selbst sie sich irgendwie wie in einer anderen Zeit. Sie hatte vor einigen Jahren ihr unterirdisches zu Hause verlassen und sich recht schnell mit der heutigen Zeit auseinander gesetzt, aber das hier war selbst ihr etwas fremd.

Bakura kommentierte die Einrichtung mit „Nett, riecht nach alten Menschen.“ Und Yami wehrte sich nicht mal gegen diese Aussage von Bakura, was diesen stutzig machte. „Was denn Yami? Im Ernst das hier war vor Jahrzehnten vielleicht mal modern. Und hier soll der Abkömmling deines Liebsten hausen?“, fragte er nach und zupfte an einer Kordel, die zu einer Stehlampe gehörte, worauf hin die Birne unter dem Lampenschirm aufflackerte. Fasziniert zupfte Bakura immer wieder darum und spielte so mit dem Licht. Yami versuchte diese Alberei zu ignorieren. Denn streng genommen war er immer noch sauer auf Bakuras Nacht und Nebelaktion. Erstens, weil er einen Menschen und dessen Familie bedroht hatte, zweitens er ihn damit hinein gezogen hatte und drittens ihm so einen unmöglichen Arbeitsplatz verschafft hatte. Eigentlich wollte Yami sich viel lieber bei dem Mann und seiner Familie entschuldigen und wieder gehen. Zumindest, dass Niemand seinetwegen seinen Arbeitsplatz verlor war ihm irgendwie wichtig. Er würde mit dem Dekan früher oder später nochmal ganz in Ruhe das Gespräch suchen müssen und einiges richtig stellen.

Ein plötzliches lautes „Peng“, riss ihn aus seinen Gedanken und Ishizu stöhnte auf, als sie die Ursache für das Geräusch erkannte. Bakura hatte es geschafft und die Lampe war kaputt. „Ups, die war wohl wirklich schon alt.“, stellte Bakura fest und Ishizu nutzte die Gunst der Stunde und machte nun schnell auf sich aufmerksam. „Entschuldigt, aber wenn Ihr mich nicht mehr benötigt dann,…“ „Ishizu? Sei so lieb und organisier doch bitte mit dem netten Herrn von vorhin einen neuen Termin, wenn er sagt, dass er keine Zeit habe, erwähne ruhig, dass Bakura auch anwesend sein wird, ich fürchte ich muss mich mit dem Mann nun doch nochmal in Ruhe unterhalten und einiges richtig stellen. Lass es mich dann bitte einfach wissen, um den Rest kümmern wir uns schon selbst. Danke, Ishizu.“ Ishizu nickte erleichtert und verabschiedete sich.

Wenige Minuten später hörten die Beiden, wie sie mit dem Wagen weg fuhr. Bakura bis sich grimmig auf seine Unterlippe. „Mist. Ich hatte gehofft ich könnte von hier mit dem Wagen und dir zusammen weg fahren. Jetzt müssen wir wohl zu Fuß reisen. Oder in den Nil springen.“ „Haha. Nein danke Bakura.“, erwiderte der Pharao und klang nun wesentlich gelassener. Irgendwie war der Zauber nun verflogen. Auch Bakura fiel es auf. „Jetzt wo sie weg ist, macht es keinen Spaß mehr zu streiten.“ „Stimmt. Aber ich darf es mir mit den Ishtars nicht verscherzen, sie sind für mich sehr wichtig.“ „Warum? Haben sie all die Jahre deinen Sarg schön abgestaubt?“, hakte Bakura nach und Yami musste grinsen. „Nein. Aber, wenn ich mal für gute 50 bis 100 Jahre Ruhe wollte, konnte ich mich auf ihre Familie immer verlassen. Ich wurde für diesen Zeitraum wirklich nie gestört.“ „Tja, ich bevorzuge andere Plätze, wenn ich mich zurückziehen will und damit meine ich wirklich zurückziehen. Nur um dann die ganzen Neuheiten und Moden neu entdecken zu können.“

„Moden! Neu! Bakura deswegen habe ich dich gebeten her zu kommen. Du hast schon Recht. Das hier ist wirklich in die Jahre gekommen. Und ich wollte dich bitten mir dabei zu helfen das ganze hier mal ein wenig zu überarbeiten.“ „Sag mal bin ich dein Innenarchitekt?“, entgegnete Bakura und Yami grinste nun breit. „Nein, aber wenn es darum geht Dinge schnell aufzutreiben, dann bist du der Beste.“ „Pharao. Mein lieber, süßer und hinreißender, geliebter Pharao….“, begann Bakura schnurrend und legte einen Arm um den nun etwas perplex drein blickenden Yami. „Wann hattest du vor gehabt mir zu erzählen, dass du das Puzzle weggegeben hast?“

Autsch. Daher dieser plötzlich auftretende Charme seines Grabräubers. Yami stieß einen langen und gequälten Seufzer aus. Wenn er jetzt schwieg, würde es wohl nur wieder darauf hinaus laufen, dass sie sich versuchten gegenseitig umzubringen. Danach stand dem einstigen Pharao gerade wirklich nicht der Sinn. „Ich hatte geglaubt, er könne dieses Rätsel wirklich lösen Bakura. Und ich hatte gehofft dadurch vielleicht ein wenig verloren gegangenes Wissen über damals wieder zu erlangen.“ „Die alte Leier, Pharao, diese Geschichte habe ich schon unzählige Male von dir gehört. Und jedes Mal, hast du mir heulend in den Ohren damit gelegen, wenn es wieder ungelöst zu dir zurück gefunden hat. Ich hatte dir gesagt du sollst es nicht mehr weg bringen. Warten, dass Jemand kommt und dann einfach hoffen und besten Falls den Menschen so lange in deiner Kammer einsperren bis er entweder verrottet oder es wirklich löst. Wann hast du ihm das Puzzle gegeben?“ „Als er davor stand und nachdem ich ihn gerettet habe. Ich dachte dir sei klar gewesen, dass er das Puzzle nun hat, da er es immerhin als Einziger wirklich geschafft hatte.“, versuchte Yami seine Sicht zu begründen, doch Bakura gab zu Bedenken. „Wieso musstest du ihn retten, wenn er es angeblich geschafft hat?“ Yami seufzte abermals. „Weil seine Begleiter Idioten waren und er nicht. Sie hatten die Falle ausgelöst und hätten ihn mit in die Tiefe gerissen, wenn ich ihn nicht fest gehalten hätte. Willst du mir etwa vorwerfen, dass ich ihn gerettet habe?“, wollte Yami nun wissen doch Bakura gab nur ein Brummen von sich. „Weisst du Bakura ich habe damals wirklich wieder so einen Anflug von Hoffnung gehabt.“ Doch Bakura hörte kaum zu, sondern steckte halb mit seinem Kopf unter dem Lampenschirm und versuchte diese wieder ganz zu kriegen. „Manchmal ist die Ewigkeit einfach so lang. Und dann kommt Jemand und du denkst, es könnte vielleicht spannend werden.“ „Ja und dann vögelst du den Kerl mehrere Jahre und er macht sich auf und davon mit irgendeiner Tussi aus der Dorfkneipe.“ , wandte Bakura ein und streckte seinen Kopf hervor. „Ich ersetz dir diese blöde Lampe einfach okay? Ich krieg sie nicht wieder ganz. Achso und ja ich weiß doch was du meinst Yami. Diese Phase hatte ich auch erst vor kurzem. Die Phase des warum dauert die Ewigkeit so lange? Gibt es kein Gegenmittel? Kann ich nicht einfach sterben? Aber ich darf dich trösten, das geht vorbei. Ehrlich gesagt habe ich das mit dem Dekan und der Uni nur gemacht, weil ich sauer auf dich war, dass du mir fast 50 Jahre lang nicht gesagt hast, dass das Puzzle schon wieder auf Reise gegangen ist. Aber du hast ja Recht, ich hätte es mir denken können. Also…warum wolltest du mich nun hier treffen? Soll ich dir wirklich ein paar Dinge neu besorgen? Wie gesagt, die Lampe bezahl ich dir…““Ach vergiss diese blöde Lampe. Ehrlich gesagt, wollte ich nur die alten Sachen hier drin ausräumen und durch modernere ersetzen. Und bisher hat es dir immer Spaß gemacht, Häuser einzurichten, wenn wir irgendwo mal waren.“ Bakura lächelte begeistert und sprang von der blöden Lampe wieder weg. Wieder ruhte sein Arm um Yami und dieser grinste nur. „Ach so plötzlich wieder an meiner Seite?“, fragte Yami sichtlich amüsiert darüber. „Ja. So schnell kann ich sein und mit dir schmusen, wenn du darauf bestehst.“. schnurrte er vergnügt und zeigte dann auf die ganzen Möbel um sie herum. „Also mein Freund, welche Möbel sollen bleiben und welche sind alt und können raus? Wollen wir los legen?“ „Einverstanden Bakura.“ Beide umarmten sich, dann legten sie los.
 

Nur eine Stunde später hatte Bakura den gesamten Herd und Kühlschrank raus befördert und Yami hatte das Wohnzimmer über die Terrassentüren in den Vorgarten verfrachtet. Als sie sich nach einer weiteren Stunde umschauten, merkten sie, dass das Erdgeschoss frei gekämpft war und mit einem Mal wurde es ihnen beiden bewusst. Sie standen sich gegenüber und starrten sich in ihre Augen, ehe sie beide laut anfingen zu lachen. Sie lachten weiter, bis endlich einer von ihnen zur Sprache brachte, was sie so herzhaft lachen lies. „Yami! Alles in diesem Haus ist…“ „ALT!“, ergänzte Yami und Bakura brüllte vor Lachen. „Wir sind noch älter!“, rief er und war den Tränen nahe, als Yami ihn packte und mit voller Wucht durch das Terrassenfenster warf. Es krachte, klirrte und Glassplitter flogen umher, als Yami hinter ihm her in den Vorgarten sprang und dabei auf dem umgestürzten Herd landete. Bakura zog sich derweil einzelne Glassplitter aus seinem Gesicht. „Jetzt sind wir alten Säcke auch raus!“, stellte er fest und Yami zog Bakura an sich, um ihn nach weiteren Glassplittern zu untersuchen. Er half ihm beim Ziehen übrig gebliebener Splitter, bevor diese von alleine heraus kamen.

So war das nämlich, die Beiden heilten sofort, wenn sie sich verletzten, besser, wenn sie gesättigt waren und schlechter, wenn sie durstig waren, wobei es da auch Unterschiede gab je nach Qualität des Blutes. Nachdem die Beiden sich etwas beruhigt hatten, überlegten Sie einen Augenblick und waren sich dann auch schon einig. „Alles raus Pharao?“ „Alles raus und dann darfst du neu einrichten Bakura. Ist vielleicht ganz klug, sonst denkt mein einstiger Liebhaber noch, ich hätte das alles nur neu gemacht, um seinen Enkel um den Finger zu wickeln. Übrigens muss ich auf seinen Brief noch antworten.“ Bakuras Augen weiteten sich und er wurde ernst. „NICHTS SCHRIFTLICHES ÜBER UNS!“, entwich es ihm laut aus tiefster Kehle und Yami hob verteidigend seine Hände. „Ganz ruhig, ich stelle sicher, dass ich es so schreibe, dass er es versteht und ich schreibe auch rein, dass er einzelne betreffende Seiten verbrennen muss, wenn du darauf bestehst.“ „Ich möchte deinen Brief jedenfalls lesen, bevor du ihn weg schickst. Wenn es mir nicht gefällt, zerreiße ich ihn und du musst neu anfangen.“, warnte Bakura.

Wieder mal so eine alte Regel, die sie miteinander vereinbart hatten. Yami war damit einverstanden, dass Bakura seinen Brief lesen durfte, denn nur dann, wenn auch Bakura es absegnete, durfte ein solcher Brief auf Reisen gehen. Sie beide durften keine Schriftstücke verfassen, die zu viel über Sie verrieten, wo sie zeitweise mehrere Jahre überdauerten, wo genau sie gerade wohnten auch nicht drin stehen durften Informationen über Menschen oder Aufenthaltsorte, wo gerade Menschen auf ungeklärte Weise verschwunden waren.

So warteten Sie bis zum Abend und machten wirklich einen nächtlichen Spaziergang und planten unterwegs, was sie alles im Haus gebrauchen konnten. Hin und wieder mussten Sie sich beide daran erinnern, dass sie das Haus nicht für sich einrichteten. Yami fand, dass die Gästezimmer im ersten Stock ruhig auch wieder als solche eingerichtet werden sollten, dann aber so, dass auch Vampire dort sich zeitweise wohl fühlen konnten. Und somit landeten abgedunkelte Fenster direkt mit ganz oben auf ihrer Einkaufsliste.

In den frühen Morgenstunden hockten Beide wieder im Museumszimmer, wo Yami sich seine Schreibutensilien zu Recht gelegt hatte und mehrere Stunden damit verbracht hatte, sauber und ordentlich seine Nachricht zu verfassen. Hier und dort musste Yami etwas umformulieren, so dass sein Freund es verstehen würde, Jemand Fremdes aber maximal als einen schlechten Scherz verstehen würde und am Ende hatte sich die ganze Arbeit gelohnt. Bakura bot sich an den Brief weg zu bringen und Yami vertraute ihm da bedingungslos. Er selbst hatte dies auch schon so manches Mal für Bakura getan, da konnten sie sich aufeinander verlassen. Während dessen ging er ihre gemeinsam erstellte Checkliste durch, neben neuen Möbeln, Küche und den Fenstern waren noch Extras wie Computer und Co hinzu gekommen und der Pharao war schon gespannt darauf, sich mit Bakura in den Großstadtdschungel zu schlagen und einzukaufen.

Als Bakura wieder zurück war, machten sie sich gemeinsam auf den Weg und verbrachten den ganzen Tag damit, durch Läden zu gehen, sich umzusehen und zu entscheiden was gut war und was sie eher als nicht gut abtaten.

Am Ende des Tages waren Sie zufrieden und stellten sich darauf ein, die kommenden Tage damit zu verbringen, die Lieferanten zu beobachten, wie sie nach und nach das ganze Haus neu ausstatteten. Die beiden Lakaien hingegen hatten weniger Vergnügen, denn Sie durften dabei helfen, Möbel aufzustellen, aufzubauen, auszupacken und hatten zudem noch den ganzen alten Kram wegräumen müssen.

Bis das Haus neu hergerichtet war, die Fenster waren das wichtigste für Sie gewesen, vergingen ein paar Wochen.

In der Zeit hatten es Yami und Bakura geschafft sich mit dem Dekan zu unterhalten und Yami hatte immerhin erreicht sich seinen Lebenslauf ausbessern zu dürfen. Besonders sein angegebenes Alter hatte ihn gestört. Yami versicherte, dass er maximal ein Büro bräuchte, in welchem er seine Ruhe hatte und, mit Erlaubnis sich an allem beteiligen durfte, was Expeditionen, Exkurse und Co betraf. Zudem war ihm natürlich auch wichtig, dass es der Enkel seines alten Freundes an diese Universität schaffte, aber das wollte er den Ishtars überlassen. Auf die Frage, was das Ganze eigentlich sollte, meinte Bakura nur, dass es ein Experiment für ihn sei und für Yami der Versuch sich unter den Menschen durch zu schlagen. Noch gab sich der Dekan damit zufrieden, doch Yami beschlich das ungute Gefühl, dass früher oder später sich das Ganze noch rächen würde. Immerhin war Bakura alles andere als sanft und diskret vorgegangen. Hoffentlich, so dachte Yami, würde das nicht noch ein allzu großes Nachspiel geben.

Der größte Feind

Kapitel 5
 


 

Der größte Feind
 


 

Bakura und Yami hatten sich wieder vor dem Haus getroffen, um es sich gemeinsam anzuschauen. Heute sollten die letzten Arbeiten erledigt werden und Yami wollte sich vergewissern, dass alles in Ordnung war.

Bakura hatte die Einrichtung übernommen, hatte seine ganz eigenen Vorstellungen gehabt und Yami hatte lediglich darauf geachtet, dass gewisse Dinge in jedem Fall vorhanden sein würden.

Insgesamt hatte es im Erdgeschoss kaum Änderungen gegeben. Wenn man das Haus betrat, ging man durch einen kleinen Flur und passierte links den Treppenaufgang, bevor man durch eine Tür in den großen Raum hineintrat. Der Flur war in warmen Rottönen gestrichen worden und gegenüber des Treppenaufganges war eine große Nische in der Wand, in welcher genügend Platz für Jacken und Schuhe, Koffer und Taschen sowie Hüte mit einer separaten Hutablage geboten wurde.

Ging man nun durch die Tür, aus dunklem Holz, schaute man direkt auf die beiden großen Glastüren, welche einen Blick auf den noch verwilderten Garten draußen ermöglichten. Direkt daneben auf der linken Seite stand nun ein großer silberner Kühlschrank mit zwei Türen nebeneinander.

Yami hatte darauf bestanden, dass Bakura einen großen Kühlschrank wählte, da er nicht sicher war, wie viel die beiden Menschen aßen und da sein einstiger Liebhaber älter geworden war, war sich Yami nicht sicher gewesen, ob er immer noch so einen gesunden Appetit besaß, wie damals zu seiner Zeit. Zudem reiste ja noch sein Enkel mit und der war schließlich noch jung.

Gleich neben dem Kühlschrank schloss sich eine matt schwarze breite Arbeitsplatte, auf der man seine Mahlzeiten gut zubereiten konnte an. Unter dieser befanden sich bis zum Ende der Wand Unterschränke mit Türen und Schubladen, die Verkleidung ebenfalls in mattem Schwarz gehalten. Oberhalb der Arbeitsplatte gab es noch zwei große Fenster mit Fensterbank. Da die Küchenwand ebenfalls einen neuen Anstrich erhalten hatte, in zitronengelb, waren die Fensterbänke weiß geblieben, ebenso die Fensterrahmen. Yami war sich sicher gewesen, dass Niemand eine Küche besaß, die zitronengelb gestrichen war, noch dazu mit schwarzer Arbeitsplatte, aber Bakura fand es schön frisch und anders als das altbackene von vorher.

Die Arbeitsplatte führte zudem über Eck noch weiter bis zur gegenüberliegenden Wand und zur Türe, welche wieder in den Flur führte. An ein paar Stellen wurde die Arbeitsplatte jedoch unterbrochen. So befand sich an der zum Kühlschrank gegenüberliegenden Wand nun ebenfalls silbern ein Herd und ein Backofen und an der zweiten Aussparung ein großes und ebenfalls silbernes Spülbecken. Bakura hatte da außerdem für einen neuen Wasserhahn gesorgt, den der Pharao noch nicht ganz verstanden hatte. Man brauchte jetzt bloß seine Hand davor halten und das Wasser kam bereits heraus. Auch die Temperatur konntest du genau bestimmen. Man konnte sogar, wenn man wollte aus diesem Wasserhahn nahezu kochend heißes Wasser heraus bekommen. Ja die beiden Vampire hatten wirklich ihre Zeit genutzt, um sich mit den vielen kleinen Neuheiten der Zeit zu beschäftigten. Trotzdem hatte ihnen nicht alles gefallen. Bakura hatte beispielsweise an der Wand zwischen Herd und Kühlschrank eine Kaffeemaschine haben wollen. Während Bakura eine gute Kaffeemaschine für die Menschen in der Küche haben wollte, hatte der Pharao daraus gleich eine Kaffeemonstermaschine gemacht. „Nein, für meinen alten Freund nur das Beste. Und wenn du auf eine Kaffeemaschine bestehst, dann bestehe ich auf einen Reiskocher und Teekocher.“, hatte der Pharao verlangt. Die besagte Kaffeemaschine war nicht eine haushaltsübliche Kaffeemaschine gewesen, sondern eine, wie sie in Firmen stand. Auch an dieser Wand waren unter der Arbeitsplatte Unterschränke verbaut, unter der Kaffeemaschine jedoch befand sich nahezu alles, was dazu gehörte. In den beiden angrenzenden Schränken mit Türen, waren die Pakete zum Nachfüllen untergebracht. An dieser so genannten Kaffeemaschine konnte man sich sogar auch eine heiße Milch oder Schokolade ziehen, plus mehrere Kaffeevarianten. Von einem Kaffee Latte bis hin zu einem Cappuccino. Natürlich war das Gehäuse der Maschine ebenfalls silbern, einfach, weil es den Vampiren so gefiel. „Ich bin mir nicht mal sicher, ob Salomon Kaffee trinkt Bakura.“, gestand Yami, der sich die Maschine betrachtete und sich vorstellte, wie cool es wäre, wenn es so einen Automaten mit verschiedenen Blutproben geben könnte. „Ich wollte eine Kaffeemaschine haben, weil Menschen irgendwie viel und gern das Zeug trinken Yami. Du wolltest gleich dieses Riesenteil haben und jetzt sagst du mir, dass du nicht mal sicher bist, dass die das Trinken?“, brummelte Bakura und der Pharao gab seinen Gedanken freien Lauf. „Ich habe nur daran gedacht, wie es wäre, wenn sowas für uns funktionieren würde. Einmal Blutgruppe AB positiv von männlich, Anfang zwanzig mit leichtem Schuss…“ „Hör auf damit, da bekomme ja selbst ich Lust. Dir ist doch klar, dass das so nicht klappt. Aber…hehe jetzt verstehe ich zumindest, wieso dir dieses Teil so gefallen hat.“, lenkte Bakura ein.

Yami schritt weiter durch die Küche, um sie sich zu betrachten. Neben der Spüle befand sich eine Spülmaschine. Auch da hatten es vielleicht die beiden Vampire zu gut gemeint. Denn sie hatten eine Maschine gewählt, die wiedermal eher in einer Großküche oder einem Restaurant vorzufinden war, aber eben nicht in einem privaten Haushalt. Es war eine von diesen Maschinen, wo ein ganzer Korb eingeschoben wurde mit Besteck und Geschirr und das Ganze war in wenigen Minuten wieder sauber. Auch die Maschine war wieder einmal silbern. Silber, Schwarz und Zitronengelb. Dieses Muster zog sich durch die nun neue Küche. Nur, dass die Geräte nicht aus echtem Silber waren, dafür aber das Besteck. Bakura hatte überlegt, dass die vielen Schränke in der Küche praktisch sein würden, da die beiden Männer aus dem Ausland stammten und so mehr Möglichkeiten haben würden. Yami hatte sich nämlich im Gegensatz zu Bakura ein wenig damit befasst, wo sein alter Freund Wurzeln geschlagen hatte, nämlich in Japan. Dort gab es Stäbchen und noch einige andere Kuriositäten in der Küche, die hier zu Lande nicht üblich waren. Aber Bakura hatte irgendwo doch daran gedacht, denn er hatte für mehr als ausreichend Stauraum gesorgt. Schüsseln, Pfannen, Töpfe, Reiskocher, alles fand hier wunderbar einen Platz.

Über dem Herd war zudem noch eine Dunstabzugshaube installiert, wohl kaum erwähnenswert, dass diese silbern war.

„Hm, meine Lakaien müssen sich darum kümmern, dass die Schränke mit Nahrungsvorräten gefüllt sind, wenn Sie ankommen. Ich denke, die Küche ist soweit in Ordnung Bakura.“, gab sich der Pharao zufrieden. Die übrigen Küchengeräte wie Teekocher, Reiskocher waren in den Schränken verstaut, so dass sie bei Bedarf hervor geholt werden konnten. Zum Arbeiten war hier genügend Platz.

Da Vampire wie Bakura und Yami diesen Raum für sich wohl niemals würden ernsthaft brauchen können, war dies für sie der schwierigste einzurichtende Raum. Schließlich taten Sie es für Menschen, von denen mindestens einer, dem Pharao etwas bedeutete.

„Wenn etwas fehlt, sollen die Beiden es sagen, an diese Strohanschlüsse da oberhalb der Arbeitsplatte, haben wir jedenfalls gedacht.“, erkannte Yami und deutete auf die einzelnen Steckplätze an der Wand oberhalb der Arbeitsplatte. Bakura lachte laut. „Nicht Stroh Anschlüsse. Stromanschluss.“, korrigierte Bakura den Pharao und dieser murrte mit verschränkten Armen vor seiner Brust. „Mir doch egal wie das heißt. Menschen von heute brauchen so viel unnötigen Scheiß. Das habe nicht einmal ich als Pharao nötig gehabt. Aber genau deshalb bin ich ja froh, dass du an so etwas Spaß hast Bakura. Nebenbei habe ich heraus gefunden, was dieser Yugi noch unbedingt besitzen muss.“, verkündete Yami gnadenlos. Bakura schnaubte. „Wieso musst du mit sowas kommen, wenn wir hier sind, um uns unser Werk anzusehen, wenn du sagst, es sei noch nicht an alles gedacht worden?“, wollte Bakura etwas angesäuert wissen. Doch Yami erwiderte. „Weil es nichts ist, was mit Einrichten eines Hauses zu tun hat. Nicht direkt. Er sagte wohl, er benötige ein Auto, ein Gewehr, einen Reiskocher, ein Laptop und besseres Internet. An den Reiskocher habe ich jedenfalls gedacht, als die Küche geliefert wurde. Aber wozu er ein Gewehr braucht ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel. Was das Auto angeht, das steht ja wohl eher vor dem Haus und nicht im Haus. Was den Laptop angeht, da habe ich mir von meinen beiden Menschen einen besorgen lassen, aber dieses bessere Internet habe ich nirgends gefunden.“, gestand er und sorgte damit ungewollt erneut für einen Lachanfall bei Bakura. Als dieser sich beruhigt hatte, meinte er japsend. „Internet findest du in keinem Regal Pharao. Ach ist das niedlich. Ich dachte du wärst mit mir dabei gewesen, als der Typ uns das im Laden erklärt hat?“, fragte Bakura nach, doch Yami zuckte mit den Schultern. „Vielleicht habe ich nicht so genau bei jedem Händler, Verkäufer zugehört. Ich sagte dir doch, das wie und wo und was ist nicht so meinst. Ich will etwas, ich sage was ich will und dann ist es deren Job mir das zu besorgen, was ich will.“ „Jaja der verwöhnte Pharao eben, wieder mit seinem Zepter tief im Arsch!“, schnurrte Bakura amüsiert und erklärte seinem Pharao noch einmal wie das mit dem Internet funktionierte, gestand aber selbst, dass er sich noch nicht so sehr damit befasst habe. „Hm, aber wir haben das jetzt hier im Haus ja?“, hakte der Pharao nach und Bakura nickte. „Als das Thema wurde, haben deine beiden Sklaven sich darum gekümmert. Du hattest mal sowas befohlen, wenn es was neues gibt, was in diesem Haus definitiv fehlt, besorgt es. Jedenfalls wurden damals die Leitungen dafür gelegt und es ist alles vorhanden, nur war kein Gerät da, was davon Nutzen gehabt hätte.“ , erinnerte sich Bakura. Der Pharao nickte langsam.

„Mag schon sein. Denkst du, du schaffst es, das Gewehr und Auto zu besorgen? Ich meine nur, wenn du willst Bakura. Schließlich gehört es ja nicht zum Haus einrichten dazu.“, zeigte sich der Pharao verständnisvoll, doch Bakura nickte zustimmend und deutete zum Wohnzimmer rüber. Yami musste grinsen, auch diese Wand war zitronengelb gestrichen, anstelle von alten Stehlampen mit Schirm waren nun an der Decke neue Strahler, die den Raum mit warmen Licht ausleuchteten. An der Wand rechts neben der Tür war ein schwarzer, schmaler, aber hoher Stehtisch mit zwei dazu passenden Barhockern mit schwarzen runden Sitzpolstern aus Leder. „Wenn die beiden etwas am Tisch essen wollen, finde ich, dass das hier reicht.“, meinte Bakura und deutete dann zur Zwischenwand im Wohnzimmer. Davor auf dem Boden lag ein großes naturweißes Fell und an der Wand war ein länglicher flacherer schwarzer Tisch. Rechts an der Wand war eine kleine Halterung angebracht, in welcher Sitzkissen in verschiedenen Farben steckten. Yami hoffte, dass dies so zum Essen alternativ in Ordnung ging. Neben der Halterung war ein großes schwarzes und breites Ledersofa, wo mindestens Vier Personen hätten Platz nehmen können und zwischen diesem und dem Stehtisch war noch ausreichend Platz. Die gegenüber liegende Wand hatte vom Boden bis zur Decke zwei schmalere Fenster, und gegenüber des breiten Sofa befand sich nochmal ein kleiner Couchtisch aus Glas mit schwarzen Steinfüßen. Zwischen den beiden schmalen eingelassenen Fenstern war ein großer und breiter Flachbildfernseher aufgehängt und darunter an der Wand stand ein ebenfalls schwarzes Board aus Holz auf welchem der Laptop lag, welchen Yami angesprochen hatte. Außerdem diverse kleine Geräte, die ihnen ein Verkäufer als Standard des modernen Menschen angedreht hatte. Receiver, Spielkonsole, DVD Player und ganz links übereinander gestapelt, damit man sie direkt sah, Bedienungsanleitungen, der einzelnen Geräte, auch die der Küche.

Bakura deutete wieder auf etwas, dieses Mal auf den Boden. „Und wie findest du das?“, wollte er wissen und der Pharao lächelte milde. „Nun ja. Ich mag Marmor, aber nicht nur den.“, sagte er schließlich. Wohnzimmer und Küche hatten einen neuen Boden erhalten, währen der Boden im Flur durch einen breiten roten Teppich abgedeckt worden war. Doch Bakura schien auf irgendetwas hinaus zu wollen, weshalb er immer noch auf den Marmorboden deutete. „Rate mal wie der Farbton heißt Pharao.“, dabei grinste er so merkwürdig. „Mir egal, hat ein bisschen was sandfarbenes.“, versuchte es der Pharao damit und Bakura grinste nun. „Mir wurde erklärt, wie die Farbe heißt.“, schnurrte er und wirkte amüsiert. Yami hingegen wurde ungeduldig. „Dann sag schon, scheint ja lustig zu sein.“ , forderte Yami ungeduldig weiter und Bakura gab ihm die Antwort. „Cleopatra creme.“, sprach er es langsam und genüsslich aus. Der Pharao wirkte mit einem Mal angewidert von dem Boden. „Was denn? Ich dachte, das macht das Haus hier etwas königlicher und würdevoller für dich, wenn du deinen alten Freund mal besuchen willst.“, beteuerte Bakura, allerdings nicht sehr überzeugend. „Cleopatra hat nun wirklich nichts, gar nichts mit mir zu tun. Außerdem finde ich es bescheuert, dass nach ihr Marmorböden benannt werden.“ „Wieso denn Yami? Wüssten wir von dir, hätte es vielleicht auch einen Marmorfarbton gegeben, der nach dir benannt worden wäre.“ Doch der Pharao hatte die Terrassentüren weit geöffnet und war brummend in den verwilderten Garten hinaus gestiefelt. Bakura folgte ihm, bis dieser schließlich vor einem besonders dicken und undefinierbarem Gestrüpp aus alten vertrockneten Blättern und Zweigen stehen blieb. „Yami. Ist das dein ernst? Du hast mit dem Fußboden ein Problem, weil der Farbton nach einer ägyptischen Königin benannt wurde?“, wollte Bakura wissen und der Pharao merkte nur beiläufig an, dass er den Gedanken blöd fand, dass er, wenn er das Haus betrat, auf Cleopatra herum laufen würde. Den Gedanken fand Bakura irgendwie schräg. Aber Bakura bemerkte, dass der Pharao damit begonnen hatte an dem Gestrüpp herum zu zupfen und zu ziehen.. „Erst Arzt, jetzt wird der Pharao zum Gärtner?“, stichelte Bakura und trat an Yamis Seite. „Warum ziehst du an dem Mist herum? Du wolltest doch nichts an dem Wildwuchs hier ändern, weil es zumindest für uns einen angenehmen Schutz darstellt vor Sonne und anderen Idioten, die auf dem Nil daher kommen.“ Doch Yami war es nun, der einen dicken Ast zu fassen bekam und mit aller Kraft daran zog. Ein lautes Knacksen und als nächstes sah man den Pharao mit einer fetten rausgerissenen Wurzel in der Hand auf seinem aller Wertesten gelandet im Dreck sitzen. „So eine Scheiße!“, entwich es ihm gereizt und Bakura sah nun selbst nach diesem Gestrüpp, wenn der feine Herr ihm schon nicht verraten wollte, was ihm an diesem Busch so wichtig sein konnte. Doch die Antwort brauchte er von Yami nun gar nicht mehr abwarten, denn er erkannte es durch die freigelegte Stelle durch Yami selbst. „Ein Brunnen?“, entwich es ihm durch seine zusammen gebissenen Zähne. Der Pharao war aufgestanden und hatte den fetten Ast mit samt Wurzel weg geschleudert. Leicht verärgert klopfte er sich seine Hose ab und kehrte zu dem Busch zurück, wo man jetzt ein Stück alter Steinmauer erkennen konnte. Dessen runde Form lies den Schluss zu, dass es sich dabei um das Mauerwerk eines in der Tat alten Brunnens handelte. Yami nickte schließlich. „Ja ein nicht funktionierender Brunnen. Beziehungsweise, ob er noch Wasser spendet, kann ich nicht genau sagen, ich habe schließlich nicht davon gekostet. Aber den habe ich errichten lassen, als mein Freund hier zeitweise wirklich gewohnt hat. Hilf mir mal ihn frei zu legen, ich möchte wissen, ob er noch funktioniert.“, erklärte er. Nur wenige Minuten später, kämpften Bakura und Yami den alten Brunnen frei.

Als sie damit fertig waren, fragte Bakura, wie viele Brunnen es hier eigentlich geben würde und warum dieser hier so wichtig sei, dass er ihn frei legte. Doch anstatt die Frage zu beantworten, hüpfte Yami auf die freigelegte Mauer und lies sich in den Brunnen fallen. Ein lautes Platschen war zu hören und Yami rief freudig zu Bakura rauf, dass noch Wasser drin sei und er den Boden nicht erreichen würde, ohne unterzutauchen. „Wie schön für dich.“, rief Bakura in den Brunnen hinein und versuchte seinen alten Freund darin zu sehen, der Brunnen verschluckte regelrecht das Licht. Dennoch konnte Bakura die goldenen Haarsträhnen seines Freundes deutlich erkennen, auch wenn dieser recht tief gefallen sein musste. „Und was jetzt? Kommst du wieder rauf oder was?“, wollte Bakura wissen, doch im selben Augenblick sah er, wie die goldenen Haarsträhnen seines Freundes tief unten im Brunnen in der Wand des Brunnens zu verschwinden schienen. Als er nochmal genauer hin sah erkannte er, sein Freund war weg. Bakura wurde ärgerlich und schrie in den Brunnen. „Hey! Ich steige nicht in den alten Brunnen, um nach dir zu sehen du blöder, eingebildeter …“, in diesem Moment geschah etwas merkwürdiges. Tief unten im Brunnen wo Yami verschwunden war, drang Licht hervor und das Wasser schien gesunken zu sein. Bakura dämmerte nun, wieso Yami so scharf darauf gewesen war, diesen Brunnen zu erkunden und mit großem Widerwillen schwang auch er sich in den Brunnen hinab. Bei ihm folgte kein lautes Platsch, sondern leider ein dumpfer Aufschlag auf eine solide runde Holzscheibe. Der Brunnen war breit genug, dass Bakura und Yami sich darin hätten gegenüber im Schneidersitz hinsetzen können und diese Holzscheibe auf welcher Bakura gelandet war, war unanständig hart gewesen. In seinem Innersten konnte Bakura fühlen, dass ihm der Aufprall ein paar gebrochene Knochen eingehandelt hatte, die sich gerade wieder zusammen fügten und reparierten. Es war keine ernste Verletzung, nicht für einen Vampir von Bakuras oder Yamis Kaliber. Der Trank der Unsterblichkeit, von welchem sie damals gekostet hatten, war nahezu perfekt gebraut worden. Solange würden sie beide ewig weiter leben. Jegliche Art von Verletzung heilte sofort, sofern sie angemessen gesättigt und ihre Energie auch wieder auffüllten.

Denn anders als bei Menschen, brauchten die beiden weder Schlaf noch Obst und Gemüse, sie mussten immer vom Trank des Lebens trinken, Blut. Je nach Qualität des Blutes und der Menge, die sie tranken, konnten sie gewisse Fähigkeiten verbessern. Aber es funktionierte auch anders herum. Je länger sie auf Blut verzichteten und nichts anstellten, was Kräfte zehrend war, blieben ihre Kräfte bestehen ohne Verluste. Allerdings, wenn ein Vampir hungerte, und dies tat er, wenn er Dinge anstellte, die Energie kosteten, ohne sich durch das Trinken von Blut seine Kraftreserven wieder aufzufüllen, verstärkten sich ebenfalls Fähigkeiten, dann allerdings diese, die seine Jagd begünstigten. Geruch, Blick, Gehör, alles was nutzen konnte. Ihre ganze Wahrnehmung wurde schärfer. In dem Moment, wo sie Blut tranken, würde diese veränderte Wahrnehmung wieder nachlassen. Auch mit Blut konnten Vampire hervorragend riechen, schmecken, sehen, hören. Aber sie waren nicht so scharf darauf fokussiert, wenn sie gesättigt waren.
 

Bakura wartete noch ein paar Minuten ab und tastete sich grob ab, wollte er sicher sein, dass seine Knochen alle wieder am richtigen Platz saßen, dann stand er auf und sah vor sich die Quelle des Lichtes. In diesem Brunnen gab es eine versteckte Tür, die aufgeschoben worden war, dahinter verbarg sich ein langer Gang und in diesem Gang waren tatsächlich alte Lampen und an der rechten Seite ein Lichtschalter, hier waren jede Menge Spinnenweben und Bakura erkannte den Lichtschalter nur, weil dort ein fetter Händeabdruck sichtbar war. Dort hatte Yami offensichtlich den Schalter gedrückt. Doch vom Pharao fehlte jede Spur, anscheinend führte der Gang sehr weit oder er versteckte noch weitere Gänge, die Bakura von seinem Standort aus noch nicht sehen konnte. „YAMI?“, rief er nun laut in den Gang, stellte sich gerade hin und fluchte leise, als er sah, dass seine Hose dreckig war.

Bakura machte einen Schritt, dann noch einen Schritt, er war jetzt an der versteckten aufgeschobenen Türe und….“AHHHHHHHHHHHHHH!“, ein lauter Schrei von Bakura und er war verschwunden, ein lautes Platsch war zu hören.

Die Holzscheibe, auf welcher er unsanft gelandet war, war eine Drehscheibe. Als Bakura in der Mitte aufgeschlagen war, war sie deshalb so geblieben, doch befand sich ein Gewicht nicht in der Mitte, so klappte die Holzscheibe nach unten und das Gewicht fiel in den Brunnen.

Bakura tauchte aus dem Wasser wieder auf und sah direkt über sich die Holzscheibe. Wenn man nach oben schaute sah es so aus, als wäre der Brunnen in der Mitte durch eine schmale Linie in zwei Hälften geteilt worden, aber es war eben bloß die sich gedrehte Holzscheibe. Bakura wusste, Yami hatte das gewusst. Neben sich entdeckte er aber noch etwas, einige Steine im Brunnen standen etwas hervor, eine perfekte kleine Steinleiter. So musste auch der Pharao wieder aus dem Wasser geklettert sein, Bakura wählte diesen Weg und als er an der Türe ankam, sah er schon den Pharao auf sich zueilen. „Bakura. Oh. Du siehst ja aus als seist du ins Wasser gefallen.“, erkannte er und tat betroffen. Bakura verzog grimmig sein Gesicht und deutete hinter sich auf den Holzboden, nachdem er sich an den Seitenwänden der Türe hochgezogen hatte und nun wie ein begossener Pudel vor Yami stand. Zu seiner Zufriedenheit stellte Bakura jedoch fest, dass auch Yami klatschnass war, denn das verrieten ihm nicht nur seine tropfenden Kleider und Haare, sondern auch der feuchte Boden.

Yami griff auf die von sich aus nun rechte Seite, wo sich gegenüber des Lichtschalters ebenfalls ein hervorstehender Stein abzeichnete. Yami drückte den Stein rein und Bakura sah noch, wie sich die Türe hinter ihm wieder schloss. „Ich wusste nicht, dass du mir folgen würdest, sonst hätte ich dir das mit der Falltür hier drin gesagt.“, entschuldigte sich Yami, dieses Mal jedoch aufrichtig und Bakura nickte es ab, während er dabei war sich sein langes weißes Haar auszuwringen.

„Schon gut Yami. Verrate mir mal lieber, was das hier ist.“, forderte Bakura und Yami bat Bakura ihm zu folgen. Der Gang führte einige Meter gerade aus, an den Seiten gab es mehrere Türen und als der Gang zu Ende war, gabelte er sich in zwei Wege rechts und links auf. „Rechts lang, links nicht.“, erwähnte er knapp und Bakura folgte seinem Freund. Der Gang endete nach weiteren langen Metern und offenbarte drei Türen, links, rechts und gerade aus. „Links ist mein Schlafzimmer.“, und er öffnete die Türe. Bakura trat ein und Yami schaltete auch hier das Licht an, ein alter ebenfalls von spinnenweben überdeckter Leuchter hing an der Decke, aber mit Glühbirnen. Der Boden war kalter Steinboden, hier drin stand jedoch eine große Liegewiese, Bett konnte man das wirklich nicht nennen. Zu beiden Seiten kleine Nachttische, und ganz links große Truhen, ein Tisch mit Stuhl und darauf mehrere Kästchen. Bakura ahnte, dass sich in den Truhen und Kästchen Kleider, Schmuck und ähnliches befinden würde und Yami bestätigte seine Annahme. „Das sind meine Kleider, die ich trug, wenn ich mit Salomon unterwegs war.“, Yamis Stimme klang weit weg und er schaute verträumt auf die alten Kleidertruhen. Bakura packte Yami von hinten und zog ihn zu sich. „Wann hattest du vor mir von diesem Ort hier zu erzählen?“, wollte er wissen und drehte Yami direkt in seine Arme. Zu seiner Überraschung schmiegte sich Yami willig wie ein Kätzchen in seine Arme und schloss wehmütig seine Augen. „Hey? Was ist denn los Pharao?“, versuchte Bakura vorsichtig heraus zu finden, was seinen Freund beschäftigte. Es dauerte, ehe der Pharao Worte fand. „Ich habe es vergessen. Damals hatte ich einfach mal Lust gehabt selbst etwas zu tun. Bei den Lampen hier drin, hatte mir damals Salomon geholfen. Aber den Tunnel hier, habe ich gegraben. Nicht ganz allein, nur diesen Teil hier, diesen Seitengang und diese drei Zimmer, sie liegen exakt unter Salomons Haus. So konnte ich mich hier unten verstecken, wenn er mit seinen Kollegen hier war und arbeitete. Ich wollte immer in seiner Nähe sein können und schnell, ohne in seinem Haus warten zu müssen. Es fühlte sich nicht gemütlich an, wenn er nicht im Haus war. Ich war richtig verliebt nach Jahrhunderten. Dabei wollte ich das nicht mehr tun, Bakura. Ich glaube zumindest, dass ich verliebt war. Er hat hart gearbeitet, aber in jeder freien Minute hat er versucht…ES zu lösen. Ich habe Salomon das hier gezeigt, nachdem ich fertig war. Er hat mir geholfen, alles einzurichten und für elektrisches Licht zu sorgen. Der Brunnen ist alt, die vielen Zimmer auf dem langen Weg hierher sind alt, der Weg nach links ist uralt. Bevor ich Salomon das Haus schenkte, habe ich es zeitweise genutzt, um Menschen zu fangen und zu sammeln.“, gestand er leise und Bakura grinste breit. „Ach so, du hast dir hier unten ein paar Leckereien gebunkert?“, erkundigte sich Bakura neugierig und Yami nickte. „Die Türen vom Brunnenweg bis zur Weggabelung sind alles kleine Zimmer mit Waschplatz, Bett, so das nötigste, was Menschen eben brauchen. Der Weg nach Links ist ein Labyrinth, wenn die Menschen versucht haben von hier zu entkommen, verliefen sie sich stets dort und ich konnte sie leicht wieder finden. Den Ausgang zum Brunnen hat Niemand von ihnen je gefunden.“, berichtete der Pharao dabei sichtlich stolz und er öffnete seine Augen wieder, um Bakura anzusehen. „Als damals so viele hier waren für Ausgrabungen und all das, noch bevor Salomon da war, habe ich mich öfter hier unten aufgehalten. Abends bin ich dann raus geschlichen, um mir anzusehen wo sie gegraben hatten. Salomon hatte mir damals dabei geholfen zu verhindern, dass Ausgrabungen an Orten statt fanden, die es zu schützen galt.“, fing Yami langsam an zu erzählen und Bakura drückte den Pharao sanft von sich. „Yami, wir hatten das schon so oft. Du wirst niemals müde Hoffnung zu haben. Zeig mir lieber mal die anderen Zimmer. Und, wenn ich darf, richte ich hier unten auch noch ein wenig ein. Hier muss einiges sehr dringend mal erneuert werden.“ Yami grinste. Bakura konnte charmant sein, wenn er wollte, denn er lenkte ihn gerade von seinen Gefühlen ab. Bakura zog ihn mit sich aus dem Schlafzimmer und deutete auf die gegenüber liegende Tür. „Wo führt diese Tür da hin?“, fragte Bakura und Yami lächelte etwas verschmitzt. „Das ähm…also ist nur ein alter Schuppen für Gegenstände, Sachen und so. Krimskrams. Da müssen wir nicht unbedingt rein gehen.“ Doch Bakura ließ Yami lso und stieß die Türe auf. Yamis Versuch ihn aufzuhalten vergebens, auch wenn er noch an Bakuras Arm gezogen hatte. Bakura trat in das Zimmer und ein lautes „HA! Krimskrams, ja?“, entwich ihm und Yami trat etwas verlegen hinzu. In diesem Zimmer waren in der Tat Gegenstände, dazu gehörte auch ein Bett, aber auch Ketten, Hand und Fußfesseln. Bakura erkundete dieses Zimmer neugierig und Yami pfiff durch seine Zähne. „Bakura bitte, hier gibt es wirklich nichts interessantes.“, wollte er Bakura keine unangenehmen Fragen zu diesem Spielzimmer beantworten. „Sag mal Yami, hast du hier deine Beute durchgevögelt, bevor du sie ausgesaugt hast? Hast sie gefoltert ja? Ihnen mit dem Tod gedroht, wenn sie nicht Gefallen an deinen Perversitäten finden würden ja?“ Doch Yami schüttelte nur seinen Kopf. „Hör auf damit. Vielleicht habe ich hier ab und zu mal mit Menschen geschlafen, man muss sie mhm ja bei Laune halten, seine Futterquellen.“, versuchte Yami es damit doch Bakura lachte. „Du bist ein Pharao, du würdest dich nicht als Nutte hier hinlegen und sagen, du würdest es tun mit deiner Beute, um sie bei Laune zu halten. Ohhh nein, mein Lieber niemals. Weder würdest du deinen süßen engen Hintern einem Menschen bereitwillig hinhalten, noch würdest du dem Betteln eines Menschen nachgeben, der gerne von dir gefickt werden würde. Du hast es hier krachen lassen mein Lieber. Gib es ruhig zu! Hin und wieder gefällt es dir auch mit dem Essen zu spielen!“

Bakura ignorierte die Tatsache, dass hier seit Jahrzehnten kein Mensch mehr sauber gemacht hatte und zerrte Yami auf das alte Bett.“Was soll das werden Bakura?“, , japste Yami und Bakura warf sich über den Pharao und begrub diesen unter sich, drückte ihn mit seinem Körper tief in die weiche Matratze des Bettes, die wohl schon einiges mitgemacht haben musste.

„Also, wenn du sagst du bist ein lieber Pharao, der nicht mit seinem Essen spielt, wird es länger dauern, ob diese Fußfesseln und Handschellen hier noch taugen? Denn falls du doch mit deinem Essen hier unten gespielt hast, finde ich es jetzt liebend gern heraus, vielleicht mit all den netten Sachen, die hier so herum liegen?“ Bakura griff nach einer Fessel und bot Yami diese an und Yami drückte sich nun mit aller Kraft gegen Bakuras Brust, doch es brachte nichts. Sie hatten beide zuletzt gemeinsam Blut getrunken und waren in etwa gleich stark. Yami stöhnte, als Bakura unter sich zwischen seine Beine fasste. „Lass den Mist Bakura!“, knurrte der Pharao und Bakura dachte nicht daran. „Was denn, wir sind beide feucht.“, schnurrte er und ein gefährliches Blitzen in seinen Augen verriet dem Pharao, dass sie gleich Sex haben würden, wenn er nichts dagegen unternehmen würde.

Schlimmer noch war die Tatsache, dass Bakura scheinbar an ihm diese Fesseln ausprobieren wollte und so ausgeliefert sein,….war herrlich. Er hasste sich dafür, er ein einstiger mächtiger Pharao hatte Gefallen daran, wenn er auch mal genommen wurde. Ausgeliefert sein, keine Verantwortung tragen müssen, einfach mal alles abgeben dürfen und sich hinzugeben war berauschend. Er hasste es, weil er sich dadurch seiner unwürdig und schwach fühlte, widerlich, doch gleichzeitig hatte es etwas aufregendes ihm nach all den Jahrhunderten immer noch unvertrautes und damit war es für ihn aufregend.
 

Es war mitten in der Nacht und Yami hatte unter lautem Stöhnen gestanden, hier früher gerne und viel mit seinem Essen gespielt zu haben, hatte seine dominante Art auf grausame und mörderische Weise ausgelebt und Bakura hatte ihn dafür gnädig zum Orgasmus gebracht.

Ihre Kleider lagen nass und aneinander klebend auf dem verdreckten und staubigen Boden und Yami lag tief im Bett eingesunken, seine Handgelenke hatten noch schwache Abdrücke von den Fesseln, welche Bakura inzwischen gelöst hatte und Yamis Brust trug die verräterischen Spuren zweier Männer, die sich hier unten über mehrere Stunden geliebt hatten.

Hin und wieder hatten die beiden Vampire Sex miteinander. Wer wen wann und wie oft genommen hatte, war längst nicht mehr auszumachen. Tatsache war, dass nur sie miteinander so leidenschaftlich rau bei der Sache sein konnten. Ihr Sex war grausam und hart, häufig auch wild. Manchmal wichsten sie sich aber auch nur gegenseitig und das war in Ordnung.

Yami rappelte sich langsam aus dem Bett und Bakura, der noch neben ihm auf der Seite lag, nutzte diese Gelegenheit und haute dem Pharao auf den Hintern. „Lass das.“, gab Yami spitz von sich und Bakura zog an seinem Bein, doch Yami hechtete nach vorne weg über das Fußende des Bettes. „Schade. Hätte nichts gegen eine weitere Runde gehabt.“, gestand Bakura und rollte sich seitlich aus dem Bett heraus. Yami zog sich seine nassen Kleider wieder an, was gar nicht so leicht war. Bakura kam hinzu und tat es ihm gleich. „Nasse Sachen anziehen ist immer so klebrig.“ „Ich dachte, dass sei unser Sperma.“, kommentierte es Yami recht trocken und Bakura stöhnte. „Warum nicht noch ein bisschen weiter machen Yami?“, wollte Bakura wissen und Yami schnaubte. „Weil es immer, wenn wir Sex haben darauf hinaus läuft, dass wir unser Zeitgefühl verlieren. Was ist, wenn Salomon und sein Enkel längst hier sind? Wie lange waren wir hier zu Gange? 3 Tage? Oder 3 Wochen?“ Bakura seufzte bitter. „Nur den ganzen Tag, schätze ich.“, er leckte mit seiner Zunge über seine Lippen, dann legte er seine Finger auf seine Lippen. „Hm….“, er steckte sich einen Finger in den Mund und tastete an seinen Zähnen. „Ich glaube wirklich, es war nicht sehr lange. Meine Zähne sind kaum gewachsen. Und deine?“ „MEINE?“, Yami steckte sich ebenfalls einen Finger in den Mund und beide standen sich gegenüber, dann zeigten sie sich ihre Zähne. Beide grinsten darauf hin zufrieden und waren sich sicher, dass sie es nicht zu lange getrieben hatten.
 

Die beiden Vampire hatten nämlich auch Schwächen. Ihre Zähne. Wenn sie lange kein Blut tranken, blieben ihre Eckzähne ganz normal, hungerten sie aber, wuchsen diese sehr langsam und wurden länger und spitzer. Aber auch Erregung, wie sie beide hatten lernen müssen, konnte es auslösen, dass ihre Zähne wuchsen. Beim Sex mit Menschen sogar leichter, denn das pulsierende Blut in ihren Adern beim Sex mit ihnen war äußert Appetit anregend. Wenn die zwei Vampire miteinander Sex hatten, waren sie häufig leidenschaftlich wild und eben auch erregt. Auch das konnte das Bilden ihrer scharfen Eckzähne beschleunigen.

Hin und wieder verglichen die beiden ihre Zähne nach ihrem gemeinsamen Liebesspiel, als ob sie versuchten daraus lesen zu können, für wen der beiden es erregender gewesen ist. Ob dies eine wahre Aussagekraft hatte, darüber stritten sie heute noch. Ein Grund für sie, es gerne ab und an zu vergleichen.
 

In feuchten Klamotten, verließen sie das Zimmer und Yami schloss andächtig die Türe hinter sich. „So, jetzt kennst du meine Abstellkammer.“, meinte Yami knapp und deutete auf die letzte Türe. „Was denn Yami? Darf ich vorgehen? Oder willst du dich jetzt für meine leidenschaftlichen Dienste an dir nur revanchieren du suchst einen Vorwand, dass ich voraus gehe?“, doch Yami schüttelte nur den Kopf, trat an Bakura vorbei und öffnete die Türe.

Dieses Zimmer war das größte der drei Zimmer. Es hatte alles von einem Wohnzimmer, aber nur irgendwie. Ein großer alter Sessel stand hier drin, auch hier hing ein alter Leuchter von der Decke, an den Wänden jedoch unzählige Schränke. Die ganze Wand schien zu ihrer linken nur aus Schränken zu bestehen. Bakura trat vor und öffnete einen dieser Schränke. „Bücher.“, entwich es ihm enttäuscht. Hatte er auf etwas interessanteres gehofft. „Ja Bücher, Bakura. Ehrlich mal. Lesen würde dir auch nicht schaden. Schließlich habe ich mir die Mühe gemacht es dir beizubringen. Es sind Bücher, die ich ganz nett fand.“, erklärte Yami und Bakura zog eines heraus. „Ratgeber für Verliebte? Wieso hast du so etwas?“, wollte Bakura wissen und Yami riss ihm das Buch aus der Hand. „Okay, ein paar Bücher habe ich auch von Salomon behalten. Ein paar der Bücher hier enthalten Zusammenfassungen einzelner Jahrhunderte, dann sind hier Bücher von Menschen, die sich mit Alchemie befasst haben und ein paar Exemplare enthalten wieder entdeckte Zauberformeln. Es sind Bücher, die ich Menschen abgeluchst habe, da ich es nicht für gut hielt, wenn sie mit Zaubern herum experimentieren, die wirklich wirken können, wenn man sie beherrscht und richtig anwendet.“, beschrieb Yami einen Teil seiner Büchersammlung und Bakura ließ sich von Yami seine Ausbeute an Büchern zeigen, die Zauberformeln enthielten. „Diese Formeln stammen aber nicht aus unserer Zeit?“ „Nein Bakura, sie sind neu. Das größte Wissen über Magie und Zauberei ging damals verloren wie du weißt, aber die Menschen suchen nach Magie, als wüssten sie instinktiv dass es diese Dinge gibt. Manche von ihnen waren so nah dran, einige wenige haben Wege und Mittel zur Anwendung von Magie wieder entdeckt. Aber genau wie wir Bakura, leben diese kleinen schwachen Zauberer und Hexen, wie sie sich nennen bevorzugt unerkannt von der heutigen Gesellschaft.“, berichtete er aus seinen Beobachtungen der letzten 150 Jahre. Bakura blätterte in einem der Zauberformelbücher und musste schmunzeln. „Hier steht, eine Formel, um einem Menschen den Mund zu verbieten, denken Sie zur Vorbereitung dieses Zaubers exakt an die Dinge, an die sie ihren Gegner hindern wollen etwas zu sagen, sprechen sie dabei folgende Worte …hm…hm…hm…erleben Sie, wie sich ihr Gegner nun jedes Mal an seiner eigenen Zunge verschlucken wird, wenn er versuchen wird die Dinge auszusprechen, die sie ihm verboten haben…oder hier…Erweiterung zur ersten Formel. Verbieten Sie ihrem Gegner, etwas zu schreiben…noch eine Erweiterung, verfluchen Sie ihren Gegner, fügen Sie von ihnen individuell gewählte Strafen hinzu, wenn ihr Gegner dies versucht und darunter eine Lsite mit Beispielen und Empfehlungen,….Erbrechen,…Blähungen,…Durchfall…Pickel…Haarausfall…und ganz am Ende eine Randnotiz. Sofern Sie ihren Gegner nicht töten wollen, nutzen sie unsere Empfehlungen, andernfalls ersparen sie sich den ganzen Zauber und nehmen sie eine fein säuberlich polierte Axt und entledigen sich ihrem Gegner einfach sofort.“, las Bakura vor und Yami lächelte verschmitzt. „Witzig, dass du ausgerechnet diesen Zauber raus gezogen hast. Der funktioniert tatsächlich und das Beste daran ist, dass er einen nicht durstig macht, wenn man ihn benutzt.“, ergänzte Yami vergnügt und Bakura schlug überrascht das Buch zu. „Du hast ernsthaft diese Formel mal benutzt?“ „Ja Bakura habe ich, ich habe nahezu jede Formel aus diesen Büchern angewendet, weil ich raus finden musste, ob sie wirklich funktionieren. Teilweise sind sie etwas holprig geschrieben, man stolpert etwas, wenn man diese Verse spricht, aber sie sind wirksam. Ich hatte hier daran gearbeitet die Formeln zu verfeinern, sie umzuformulieren und zu testen, ob sie dann immer noch wirkungsvoll waren. Das habe ich hier unten gemacht, wenn Salomon schlafen gegangen ist oder er arbeiten musste und keine Zeit für mich aufbringen konnte. Dann habe ich hier unten daran gearbeitet und ausprobiert was funktioniert. Ich bin kein Gelehrter, kein Magier, Zauberer oder sonst etwas, mir wurde eine Einweisung in diese Künste verwehrt. Wobei ich gute Freunde hatte, die mir ein paar Dinge beigebracht hatten.“, erinnerte er sich an seine damalige Freundin Mana. „Nun, Yami. Im Gegensatz zu mir hattest du so etwas wie Unterricht.“ „Ach hör auf Bakura. Ich musste von Klein an kämpfen lernen, reiten, lesen, schreiben, ich wurde früh auf mein Amt als künftiger Herrscher vorbereitet. Niemand hat gefragt oder mal geprüft, ob ich überhaupt eine Spur von magischer Begabung in mir trage. Ich habe es damals heimlich probiert und geübt. Bis das Thema Magie auch für mich eine ernst zu nehmende Bedeutung bekam. Jedenfalls, diese Formeln, die ich da zusammen getragen habe sind teils ganz nett, manche sind aber auch einfach nur dämlich. In einem Buch steht zum Beispiel drin, wie man das Fell seines Esels schwarz oder weiß färben kann. Im Ernst, NIEMAND braucht so einen Unfug. Außer, man will dieses Vieh auf dem Markt für einen besseren Preis verkaufen.“ Bakura fand den Gedanken ganz amüsant. Neugierig blätterte er in dem Buch herum, wollte er eine Formel finden, die auch er ausprobieren konnte, am besten jetzt und sofort.

Yami hingegen störte sich nicht daran, dass sich Bakura nun für seine Bücher doch zu interessieren schien, im Gegenteil, es freute ihn, dass Bakura auch mal seine Nase in ein Buch steckte. Er selbst war in die andere Ecke des Zimmer gegangen, wo noch mehr Schränke waren, diese waren jedoch breiter und in ihnen lagen gut verpackt mehrere Schriftrollen. Tatsächlich konnten diese hier gut lagern. Alle drei Zimmer, die Yami hier vor einigen Jahrzehnten neu eingerichtet hatte, waren trocken. Trocken aber kühl. Yami kramte ein wenig in den Schränken und durchlebte dabei wohl so manche Erinnerung, wenn er das eine oder andere Werk nach Jahren wieder in die Hand nahm und betrachtete.

Bakura hatte eine Formel entdeckt, die etwas anspruchsvoller klang, aber interessant genug, um sie jetzt und hier auszuprobieren. Und auch natürlich, um Yami damit ein wenig zu ärgern. Es war eine kleine Sammlung von Hexereien und Flüchen, die Überschrift hierzu hatte Bakura neugierig gemacht, nämlich „Wie vertreibe ich Jemanden aus meinen vier Wänden“, darunter standen Erklärungen, wie man Gegenstände und Möbel vermenschlichte, so dass wie hier in dem Beispiel ein Stuhl mit seinen Beinen einfach davon gehen konnte, wenn er seinen Standort nicht mehr mochte. Oder eine verfluchte Truhe, die ihren Deckel selbst öffnete und schloss und herum klapperte.

Schnell hatte sich Bakura ein gewünschtes Objekt im Raum ausgeguckt, das einzig richtige Möbel, neben den ganzen verstaubten Schränken hier drin. Den alten rotbraunen Sessel mit Stoffüberzug. Bakura schaute noch einmal genau, wie die Formel anzuwenden war und wie man sich dabei genau vorstellen musste, was der gewünschte Gegenstand können sollte. Nachdem Bakrua kurz überlegt hatte, murmelte er schließlich leise die Formel und konzentrierte sich mit starrem Blick auf den alten verstaubten Sessel.

Als Bakura mit der Formel endete, spürte er, wie er sich kurz etwas müde fühlte und da wusste er auch, was Yami vorhin mit seinem Satz gemeint hatte, als er erklärt hatte, dass sein vorhin entdeckter Zauberspruch nicht durstig machen würde. Der von ihm angewandte Zauber hingegen hatte ihn durstig gemacht, schnell prüfte er seine Eckzähne, indem er mit seiner Zungenspitze dagegen klopfte. Erleichtert stellte Bakura fest, dass sie sich kaum zu vorhin verändert hatten. Doch etwas anderes in diesem Raum hatte sich verändert, gerade kam Yami aus der Ecke zurück auf Bakura zu und lief dabei an seinem alten Sessel vorbei, als sich auf seinem Sitzpolster ein Riss offenbarte, ein Mund, der Luft einsog und dann diese mit einer fetten Staubwolke auf Yami pustete.

„Scheisskerl! Jahrelang hast dich mit deinem Arsch auf mich gepflanzt und danach nie wieder!“ Yami fuhr herum und starrte auf seinen Sessel. Bakura klappte der Mund auf. Der Sessel war ebenso rotzfrech mit seinen Worten, wie es Bakura sein konnte. Vor ihm stand ein nun eingestaubter Pharao, der vom Sessel in die Luft gepustete Staub hatte sich an Yamis nassen Kleidern festgesetzt und der Sessel knurrte ihn herausfordernd an. Yami blickte vom Sessel zu Bakura, der gerade noch schnell das Buch wieder in den Schrank zurückgelegt hatte. Selbst wenn Bakura geahnt hätte, was er da treibt, selbst er hatte sich diese Art von Reaktion nicht vorgestellt.

Yami stapfte auf Bakura zu und wirkte sichtlich aufgebracht. „WAS HAST DU GETAN!“ Hinter ihm schimpfte der Sessel. „Hey! Ich bin breit genug für zwie Ärsche! Wollt ihr euch nicht mal langsam auf mir pflanzen?“

Yami zog eine riesige Schmollschnute und kniff die Augen zusammen. Er würde sich nicht so schnell darauf einlassen, mit einem Sessel zu reden. Bakura wich vor Yami zurück und musste krampfhaft ein Lachen unterdrücken bei der Bemerkung des Sessels. „Ich, ich wollte doch nur auch raus finden, ob diese Formeln da funktionieren.“, gab Bakura etwas kleinlaut zu. Der Sessel hinter ihnen klapperte auf seinen kleinen hölzernen Füßen herum und schien ernsthaft sauer zu sein, weil ihn Niemand in Anspruch nehmen wollte. „Yami ehrlich, ich dachte mir dabei nichts böses, nur einen kleinen Scherz.“, beteuerte er und Yami blieb unbeeindruckt. „Du hast meinen Sessel verhext! Von allen Sprüchen, die ich hier gesammelt habe, hast du dir ausgerechnet DIESEN rausgepickt!“, klagte der Pharao und sichtlich betroffen, weshalb Bakura fragte. „Ist es denn so schlimm? Ich meine, jetzt spricht der alte Sessel halt. Na und?“, wollte Bakura wissen. Doch Yami seufzte bitter und machte knapp deutlich, was ihn daran ärgerte. „Kein Gegenzauber. Wir können jetzt versuchen diesen Sessel zu entsorgen, wir müssen ihn verbrennen.“

Doch anscheinend hatte der Sessel so etwas wie Ohren, obwohl er KEIN Ohrensessel war, denn dieser legte sofort Protest ein. „WAS? VERBRENNEN? NIEMALS! EHER WERDE ICH EUCH EWIG AUF MIR SITZEN LASSEN!“, der Sessel sprang jetzt auf seinen Füßen hin und her und Yami schrie jetzt. „SCHMEISS IHN RAUS! Du schuldest mir einen NEUEN SESSEL!“, es klang wirklich wehklagend. Bakura hätte sich darüber normalerweise ja gefreut, den Pharao mit etwas erfolgreich geärgert zu haben, aber nun wurde dieser Sessel auch ihm zu blöd, denn der sprang jetzt mit seinen Füßen auf sie zu.

Yami trat nach dem Sessel und dieser rutschte einmal quer durchs Zimmer. Jetzt schien er richtig wütend und versuchte auf seinen kleinen Füßen auf sie los zu stürmen. „Was soll uns ein Sessel schon schlimmes antun?“, fragte Bakura und trat vor und beugte sich leicht zum Sessel herab, um diesen auszubremsen. Doch der Sessel stieß sich mit seinen Füßen vom Boden ab und Yami konnte nur noch mit zusehen wie Bakuras weißer Haarschopf in dem Schlund des Sessels im Sitzpolster verschwand. Der Sessel landete mit Bakuras halben Oberkörperl im Maul unsanft auf dem Boden. Dabei kam ein leichtes Knirschen vom Sessel und der Sessel geriet in Schieflage. Sein vorderer linker Fuß war unter der Belastung abgebrochen.

Yami konnte ein gedämpftes Schreien Bakuras hören und Yami erkannte, dass der Sessel versuchte, sie wieder gerade hinzustellen. Yami lief um den Sessel herum und warf sich auf den Boden. Dann packte er nach dem hinteren linken Fuß des Sessels und riss ihm diesen ab. Noch immer schrie Bakura gedämpft und versuchte sich mit rudernden Armen aus seiner Lage zu befreien. Der Sessel war nun endgültig laufunfähig und hatte starke Schlagseite, nachdem ihm beide linken Füße fehlten.

Nun hechtete Yami herum und zog an Bakuras Schultern, um ihn irgendwie aus diesem Sessel heraus zu bekommen. Er trat den Sessel und schlug auf ihn ein, immer und immer wieder. Stück für Stück, konnte er Bakura so aus dem Sessel heraus ziehen.
 

Der Sessel fluchte und schimpfte, empfand er das als Niederlage und drohte ihnen damit, sie in ihre Hintern zu beißen, wenn sie sich jemals wieder auf ihn setzen wollten.

Doch Yami ignorierte das Gezeter des alten Sessels und schaute sich Bakura an. Verletzt war er nicht, aber in seinen Haaren hingen einzelne Stücke Stoff, die er ihm nach und nach aus seinen Haaren zog. Bakura rang mit sich. „Yami, ich bitte dich verzeih mir, dass ich so blöd war. Der Sessel ist scheiße!“, beteuerte Bakura. Und Yami lächelte besänftigt. „Ist schon gut Bakura. Ich hatte meine Gründe diese Formeln der Menschen nicht ernsthaft weiter verwenden zu wollen. Ich glaube sogar, dass dieser Zauber durch die Tatsache verstärkt wird, dass wir beide unsterblich sind. Ich schätze, wenn ein Mensch diesen Zauber ausgesprochen hätte, wäre weniger passiert, nicht so stark ausgeprägt, oder aber es hätte sein Leben gekostet. Da liegt das Problem, es kostet uns nichts im Vergleich zu Menschen. Jedenfalls kann das Biest jetzt nicht mehr laufen.“ Das Gemecker, des Sessels wurde von beiden ignoriert und Bakura fragte nochmal, was sie tun können. „Wie gesagt Bakura, ihn verbrennen.“, diesmal sprach Yami sehr leise. „Gut dann erledige ich das und-„ „NICHT HIER! Er muss vorher raus.“, erklärte Yami. „Kannst du nicht einfach alles andere was dir wichtig ist vorher ausräumen Yami?“, versuchte Bakura es damit, nahm er doch an, dass es Yami dabei um seine Bücher ging. Doch Yami verneinte. „Darum geht es nicht, aus diesem Zimmer bekomme ich den Rauch und alles nicht mehr heraus. Es ist mein persönliches kleines Zimmer, es gibt hier keine Möglichkeit zu Lüften oder dass der Rauch abziehen kann. Wir müssen ihn bis zum Brunnen bringen, meinetwegen können wir ihn auch ins Wasser schmeißen, aber dann blubbert der da nur vor sich hin.“, erklärte Yami. Bakura schlug etwas anderes vor. „Können wir ihn nicht einfach in Einzelteile zerlegen?“, schlug Bakura vor und Yami seufzte. „Hatte ich nicht erwähnt, ich habe diese Formeln alle ausprobiert? Sei froh, dass es nur ein Sessel ist Bakura, als ich mich daran versuchte, war es ein solider Eichenschrank. Ich habe gefühlt eine Woche in ihm verbracht, bis ich es geschafft hatte von innen die Türen auf zu bekommen. Die Möbel, die wir verhexen haben stärkere Kräfte. Versuch ruhig ihn zu zerlegen, aber überleg dir vorher genau womit. Ich verrate dir was, ich konnte den Eichenschrank damals nur verbrennen, mein Versuch den Schrank mit einem Hackwerkzeug zu recht zu stutzen, endete damit, dass er mir diese mit voller Wucht zurück geschleudert hat.“ Bakura konnte sich zwar nicht vorstellen, dass es so schwierig werden würde, doch Yamis weiterer Einwand lies es ihn verstehen. „Als ich eine Türe vom Schrank ab hatte war es, als hätte ich zwei verhexte Möbel gegen mich. Getrennt voneinander, kämpfte die Tür allein gegen mich und der Rest des Schrankes, so als hätte der Schrank dadurch bloß ein Kind bekommen, einen Ableger. Wie gesagt, zerteil den Sessel, aber ich möchte dann nicht im selben Raum sein. Ich zweifle nicht daran, dass wir so einen Kampf gewinnen, aber bei aller Liebe, auf diese Methode möchte ich mir unseren größten Feind nicht fern halten.“

Bakura resignierte und sie einigten sich darauf, den Sessel raus zu schaffen und sich diesem für immer zu entledigen. Doch der Sessel wollte das Zimmer nicht verlassen, als sie versuchten ihn anzuheben, machte er sich schwer und der Zauber verhinderte, dass sie sie ihn fort bewegen konnten. Sie versuchten es schließlich wirklich damit, dem Sessel gut zuzureden, doch der hatte längst gerochen, dass sie ihn nur vernichten wollten. Als sie ihn dann endlich abgelenkt hatten und es geschafft hatten ihn anzuheben, passte er plötzlich nicht mehr durch die Tür, seine Armlehnen hatten sich so dick aufgeplustert und breit gemacht, dass Sie ihn in alle Richtungen drehen konnten, wie sie wollten, er passte nicht durch die Tür.

Genervt warfen sie den Sessel wieder auf den Boden, achteten darauf, ihn auf die Seite zu werfen, damit sie ihn später nochmal vom Boden weg bekamen.

„Ich schlag ein breiteres Loch hier rein und dann ziehen wir ihn raus zum Brunnen. Ich mach das auch alles wieder ordentlich Yami, versprochen und das meine ich ernst.“

Bakura und Yami merkten, dass sie diese Kabbelei mit dem Sessel durstig gemacht hatte. Beide mussten wieder etwas trinken und Yami wandte ein, dass das Haus gerade rechtzeitig fertig geworden war, kurz bevor das Semester los ging und das mittlerweile jeden Tag die Mutos hier sein konnten. Auch, wenn er drauf vertraute, dass Bakura das ganze wieder her richten würde, er wollte sich jetzt nicht auch noch damit herum schlagen müssen.

Es war nicht so, dass er dafür Zeit hatte. Er hatte doch bloß seinen alten Brunnen freilegen und nach seinem Versteck schauen wollen. Dass dies so ausarten würde, damit hatte auch er nicht gerechnet.

Schließlich entschieden sie sich dazu den Sessel an seinen alten Platz zu schieben und Yami nahm die vielen bunten Sitzkissen aus dem Wohnzimmer, nur um sie den immer noch meckernden Sessel ins Maul zu stopfen. Jetzt brummelte dieser nur noch vor sich hin und kaute auf den Sitzkissen herum, die ihm noch aus seinem Maul herausragten.

Bakura belächelte diesen Anblick und versprach sich selbst um die neuen Sitzkissen zu kümmern.

So schalteten sie das Licht aus, Yami verschloss die Tür und hoffte, dass sie später dazu kommen würden, den Sessel zu verbrennen.
 

Yami und Bakura schauten sich noch den ersten Stock des Hauses an und Bakura hatte in dem breiten Flur am Ende der Gästezimmer, eine Wand mit schmaler Tür einsetzen lassen. Dahinter war jetzt ein kleines Arbeitszimmer mit kleinem Fenster, ein einfacher Schreibtisch mit Bürostuhl und einem Computer, ein paar Wandregale mit Platz für Bücher. Es war ein kleines Arbeitszimmer, dafür war es hier oben direkt neben dem Badezimmer, welches sie mit einer großen Eckbadewanne mit Whirlpool neu ausgestattet hatten. So eine Badewanne, die Blubberblasen machte, hatte den beiden Vampiren richtig gut gefallen. Komplizierter war die Toilette gewesen. Denn von dieser war Bakura so gar nicht überzeugt. Yami hatte sich damit befasst und heraus gefunden, dass in Japan die Toiletten teils sehr abenteuerlich sein konnten. Sie war eines der letzten Teile gewesen, die hier im Haus eingebaut wurden. Selbst die Fenster, welche alle ausgetauscht worden waren, insgeheim vampirfreundlicher, waren noch vor dem Einzug dieser speziellen Toilette fertig geworden.
 

So war das eben bei dem Pharao und Bakura. So geschahen die Ereignisse. Nicht immer, aber manchmal. Und doch waren ihre Art mit Dingen umzugehen meistens dazu da, ihrem größten Feind aus dem Weg zu gehen. Ein wenig Unfug hier, ein wenig wilder Sex dort. Shopping Touren, die kein Mensch jemals gut heißen könnte. Verrückte Spielereien, sich gegenseitig mal eins auswischen.

Eben all diese Kleinigkeiten unternahmen sowohl Bakura als auch Yami hin und wieder, um ihren gemeinsamen größten Feind zu bekämpfen.

Ihr gemeinsamer größter Feind war Langeweile.

Reisefieber

Kapitel 6

Reisefieber
 

Endlich war es geschafft. Alle meine Koffer waren gepackt und Großvater hatte ebenfalls seine sieben Sachen zusammen,… dachte ich. In nur zwei Tagen ging unser Flug und ich hatte wirklich angefangen mir eine Liste zu machen, um alles abzuhaken. Schließlich würde ich dieses Mal nicht so schnell zurückkommen. Rebecca hatte mir dabei sehr geholfen. Sie selbst hatte bereits mehrere Semester studiert und hatte mir viele Ideen mit auf den Weg geben. Ideen, wie ich es schaffte, wirklich zu lernen und mich rechtzeitig um alles zu kümmern und nichts zu vergessen.

Doch während sich meine Koffer nun unten neben der Treppe befanden und bereit waren mitgenommen zu werden, waren die Gepäckstücke meines Großvaters, …nun ja, nennen wir es mal vorhanden, aber nicht gepackt.

Mein Großvater hockte wie mir schien, völlig aufgelöst in unserem Wohnzimmer und starrte auf seine leeren, teils halb gefüllten Koffer. Als ich nachsehen wollte, ob ich ihm beim Packen helfen könne, fiel mir auf, wie viele Koffer mein Großvater besaß. Ich zählte mindestens fünf Koffer. Ich würde für lange Zeit in Ägypten bleiben und hatte vier große Koffer gepackt, einen Reiserucksack und eine Tasche, für unterwegs. Aber mein Großvater hatte fünf Koffer, zwei Reisetaschen und einen großen altmodischen Rucksack.

„Ähm, Großvater? Wie lange hattest du vor in Ägypten zu bleiben?“, erkundigte ich mich vorsichtig. Schließlich wollte ich meinem Großvater nicht zu nahe treten. Sicher, er freute sich auf das Wiedersehen seines alten Freundes, aber das Wohnzimmer sah bei uns so aus, als wolle mein Großvater nie wieder zurückkehren. Zumindest in einem der Koffer war etwas drin, wenige Kleidungsstücke und darunter offenbar ein feiner Herrenanzug, schwarz. Mehr war für mich unter den sorgsam gefalteten Kleidungsstücken jedenfalls nicht auszumachen.

„Hm? Oh, Yugi. Nun ich denke, dass ich eine Weile in Ägypten aushalten könnte. Besonders, wegen meines alten Freundes. Andererseits, mache ich mir auch Sorgen mein Junge. Ist das so offensichtlich?“, fragte er bestimmt und damit hatte er mich auch durchschaut. „Nun, wenn du so viele Koffer hier verteilst und Reisetaschen, frage ich mich, wann du wieder nach Hause willst. Du scheinst ja mehr Gepäck zu haben als ich. Zumindest, wenn du sie dann mal gepackt hast. Kann ich dir vielleicht beim Packen helfen Großvater?“, wollte ich von ihm wissen. Doch er seufzte schwer. Seine Antwort verriet mir dafür, was ihn so zu beschäftigen schien. „Ich möchte ihm irgendetwas aus meiner Heimat mitbringen, ich meine hier aus Japan. Aber die Wahrheit ist, dass mir nichts einfällt, was ich ihm mitbringen könnte. Etwas, womit er auch etwas anzufangen weiß.“, versuchte er mir zu erklären. Nun, dachte ich, irgendwie war mein Großvater ja schon niedlich. Ich kannte ja nicht den vollständigen Brief, aber vielleicht waren da Gefühle im Spiel, nicht unbedingt gegenwärtige Gefühle, aber der Blick meines Großvaters, verriet mir etwas. So musste man schauen, wenn man einmal wirklich glücklich verliebt gewesen war. Meinem Großvater schien es eine Herzensangelegenheit zu sein, seinem alten Freund mit einem Geschenk eine Freude zu machen, nach so langer Zeit. „Was hat dein Freund denn für Interessen gehabt? Vielleicht interessiert er sich dafür heute nicht mehr, aber wenn du etwas findest, an dass ihr Euch beide gerne erinnert?“, schlug ich vor. Dies schien meinen Großvater nachdenklich zu machen. Immerhin meinte er schließlich. „Nun, wir haben viel gespielt. Wir haben gerne gerätselt. Aber er kennt so viele Spiele, …“ „Großvater!“, mahnte ich. „Du besitzt einen Spieleladen! Da sollte es doch auf der Hand liegen. Bring ihm ein paar Spiele aus deinem Laden mit.“ Mein Großvater sah mich darauf hin an, wie ein gerade erst geschlüpftes Küken aus einem Ei. „Yugi! Ich hatte die Idee zu einem Spieleladen gewiss nicht, bevor ich meinen alten Freund traf.“ „Wie? Wie meinst du denn das nun schon wieder?“, wollte ich wissen, da ich ihm nicht ganz folgen konnte. „Ach Junge. Komm du mal in mein Alter. Aber die Idee, ihm ein paar Spiele aus meiner Heimat mit zu bringen ist eine hervorragende Idee, Yugi.“, er klang nicht wütend, aber etwas in seinem Tonfall lies mich erahnen, dass es Dinge gab, von denen er meinte, dass ich sie nicht verstehen würde. Dies kränkte mich etwas. Aber nicht viel. Schließlich war ich mir bewusst, dass ich deutlich jünger war als mein Großvater. Und es war nicht das erste Mal, dass ich seinen Gedanken und Entscheidungen nicht ganz folgen konnte.
 

Es verging eine gute Stunde, in der mein Großvater zumindest zwei seiner Koffer mit Kleidungsstücken packte und reisefertig in den Flur tragen wollte. Ich hatte es ihm untersagt und darauf bestanden, dass ich die Koffer für ihn trug. Es waren alte Koffer ohne Rollen und mein Großvater sollte sich zudem lieber überlegen, wofür er die ganzen anderen Koffer und Taschen ernsthaft verwenden wollte. Ich hatte mich ja schon geschämt für meine Menge an Gepäck was den Flug nicht billiger machte. Um ehrlich zu sein, hatte ich meine Koffer bewusst so gepackt, dass ich mich darauf einstellen konnte, dass ich nicht alles auf einmal mitnehmen können würde. Zugegeben, ich hatte was das Gepäck betraf, etwas geschlafen und nicht daran gedacht.

Während ich im Flur die Koffer von uns etwas ordnete, sodass es noch möglich war durch den Eingangsbereich laufen zu können, merkte ich, wie mein Großvater in sein Zimmer stapfte und laut darin herum kramte. Ich war schon drauf und dran ihm in sein Zimmer zu folgen, als er mit vollen Händen mir entgegen kam. Seinen Kopf konnte ich nicht mehr erkennen, aber er schnaufte deutlich unter der Last der vielen Habseligkeiten, die er in seinen Händen trug. Es waren alte Bücher, auf mehreren alten Kästchen gestapelt, Briefe und alles roch irgendwie, …nun ja alt. Und alt sahen diese ganzen Gegenstände auch aus, als mein Großvater sie so schnaufend ins Wohnzimmer schleppte. Wo er sie erst einmal auf dem Sofa ablud, um sie dann fein säuberlich geordnet in einem weiteren Koffer einzuräumen.

Natürlich fragte ich mich, wofür er das nun mitnehmen wollte, weshalb ich ihm folgte und nachfragte. Doch irgendwie, war mein Großvater plötzlich taub geworden, ich musste vier weitere Male ansetzen, ehe er auf meine Frage, wofür er dies alles mitnehmen wolle, reagierte.

„Ach, Erinnerungen! Alle Erinnerungen. Dies sind meine Aufzeichnungen aus der Zeit bevor ich meinen Freund kennen lernte, beziehungsweise, während wir uns kennen lernten. Ich habe nicht einmal ein Bild von ihm. Dabei war ich mir so sicher, dass ich eines von ihm mit mir zusammen hatte machen lassen. Aber ich kann es nicht finden.“, erklärte er und rieb sich durch sein, mittlerweile verschwitztes Haar. „Nun. Deshalb hast du in deinem Zimmer so lange herum gewühlt? Du hast ein altes Foto deines Freundes gesucht?“, hakte ich nach. Mein Großvater seufzte. „Ich bin mir leider nicht einmal sicher, ob ich es wirklich mitgenommen habe.“, gestand er. Ich war es langsam etwas Leid, dauernd solche Verwirrungszustände durchmachen zu müssen, weshalb ich leicht gereizt hinterfragte. „Du suchst ein Bild, eine Erinnerung an deinen alten Freund, von dem du glaubst, dass es in deinen Unterlagen irgendwo dazwischen liegt, obwohl du nicht mal genau sagen kannst, ob du es hast?“ „Naja. Er war damals ungeheuer Kamera scheu. Er wollte unter keinen Umständen fotografiert werden. Ich musste wirklich betteln, um mich mit ihm fotografieren zu lassen. Aber ich war mir ganz sicher, dass ich ein Bild von ihm mit mir zusammen gemacht habe.“, beteuerte er mir. Ich versuchte ihn aufzuheitern. „Vielleicht hat er ja noch dieses Foto von Euch beiden. Und wenn nicht, macht ihr ein neues und aktuelles Foto von Euch beiden. Zwei alte Männer auf einer Bank oder so.“, stellte ich es mir schon bildlich vor. Mein Großvater lächelte verschmitzt und ich hatte schon wieder dieses Gefühl, dass er mich in seine Gedanken nicht einweihen wollte.

Zumindest gelang es mir im Laufe des Tages dafür zu sorgen, dass die Koffer meines Großvaters alle gepackt wurden. Mir war es noch immer ein Rätsel, wie Großvater das bewerkstelligen wollte, dass wir so viel Gepäck für nur zwei Personen im Flugzeug unterbringen durften. Klar, konnte man Übergepäck anmelden, bezahlen, das war alles nicht das Problem daran. Meine Sorge war nur schon an dem Punkt, wie wir das alles bis zum Flughafen transportieren sollten.

Die Antwort auf diese Frage sollte ich erst später erhalten.

Am heutigen Abend war ich aufgefordert worden, mich unbedingt hübsch anzuziehen. Auf meine Frage hin, was mein Großvater und meine Mutter unter hübsch verstanden, erhielt ich die etwas schlichte Antwort, dass ich bleiben könne wie immer, aber ich ordentlich aussehen sollte. Was dieses ganze Theater sollte, blieb mir bis zum Abend jedenfalls ein Rätsel. Deshalb entschied ich mich für ein helles Hemd mit Weste und dazu passender feinen Hose. Ich gebe ja zu, das war eines von den wenigen Kleidungsstücken, die ich mir zurück gehalten hatte. Ein paar „Feine“ Sachen, wie meine Mutter fand und ein paar wie ich fand, normale Klamotten. Oder glaubten die ernsthaft, ich würde mir die Mühe machen und jetzt anfangen, in meinen gepackten Koffern nach schicken Sachen zu suchen?
 

Als ich fertig umgezogen war, stiefelte ich die Treppe herunter, bereit, wofür auch immer. Es dämmerte inzwischen und alles was ich wusste war, dass wir wohl wieder Essen gehen würden. Ich hatte keine Ahnung, aber ich vermutete, da meine Mutter auch dabei sein würde, dass sie sich bloß von mir verabschieden wollte. Irgend so etwas. Mir stand nicht der Sinn nach einer Abschiedsfeier, mit Essen gehen oder sowas. Ich würde viel lieber jetzt einfach nur gerne in meinem Zimmer sitzen und irgendetwas puzzeln oder spielen, bis es hieß, dass wir unseren Flug nehmen müssen. Ja diese Zeit des Wartens, bis es soweit war, das begann allmählich etwas Nerven aufreibend zu werden. Innerlich war ich so unruhig. Ich musste es mir einfach eingestehen. Ich war aufgeregt. So langsam ging es los.

Umso verwirrter war ich, als meine Mutter und mein Großvater zu Recht gemacht aus dem Wohnzimmer traten. Meine Mutter trug doch allen Ernstes ein Kleid? Ein Kleid? Aber mein Großvater trug ein weißes Herrenhemd und darüber eine ..war das auch eine Weste? Na großartig, mein Großvater hatte sich eine dunkelblaue feine Hose angezogen, dazu schwarze Herrenschuhe, die verdächtig glänzten, so als habe da jemand fleißig die Schuhe vorher poliert. Dazu dieses passende helle Herrenhemd und darüber eine dunkelblaue Weste. Egal wo wir hingehen würden, nun fühlte ich mich alt. Ich trug auch eine Weste. Der Enkel und sein Großvater in Partnerlook in einem Restaurant, na spitze. Und dann meine Mutter, in diesem Kleid. Ihre Haare, sie hatte sich wirklich schick gemacht. Sie wirkte so jung, das würde vielleicht ein Bild geben, dachte ich noch, als ich ein leises Räuspern von oben vernahm und mich ruckartig umdrehte.

Ich merkte gar nicht, wie mir der Mund aufklappte. Oben an der Treppe, mit einer Hand am Geländer, stand Rebecca. Sie trug ja auch ein Kleid. Meine Mutter hatte sich in ein einfaches Abendkleid geworfen, in blau, und Rebecca stand da, in einem smaragdgrünem Kleid, welches ihr bis über ihre Knie ging, während das blaue Kleid meiner Mutter bis zu ihren Schuhen reichte. Rebeccas Haare waren zu einem elegantem Knoten nach oben gebunden. Wie machten Frauen das? Ihre Haare so durch zu wirbeln, dass es hinterher irgendwie gut aussah?

Rebecca lächelte mir zu. Sie hatte meinen Blick gemerkt und lief jetzt langsam die Treppe herunter. „Okay, Leute, ich habe keine Ahnung, was das werden soll, aber mal ganz ehrlich, meint ihr nicht, dass ihr es übertreibt?“, fragte ich nach, doch während meine Mutter und mein Großvater nach ihren Mänteln griffen, trat mir Rebecca mit ihren zum Kleid passenden Schuhen unsanft auf die Füße. Sie flüsterte mir etwas bissig entgegen. „Keine Sorge Yugi, ich trage auch nur ein Kleid, weil deine Mutter drauf bestanden hat. Also bilde dir bloß nichts ein.“, dann lächelte sie mich an und reichte mir ihre Hand. „Na, magst du heute Abend meine Begleitung sein?“, zwitscherte sie mir mädchenhaft zu und mein Großvater drückte mir ihren Mantel in die Arme, welchen ich ihr dann einfach in die Hand drückte. Rebecca sog die Luft durch ihre Zähne ein. „Was für ein Kavalier du doch bist Yugi. Dabei hat mich gerade das gute Benehmen von Euch Japanern so beeindruckt.“, seufzte sie und zog sich ihren Mantel an. Ich zog mir meinen ebenfalls an, mir reichte jedenfalls Keiner meinen Mantel.

Ich hatte das Gefühl, dass meine Mutter und mein Großvater wollten, dass ich neben Rebecca lief, denn die beiden hatten sich bereits zusammen getan und waren vor gelaufen.

Leider nicht weit genug, denn ich konnte meine Mutter über mich schimpfen hören. „Nicht einmal einer feinen Dame in ihren Mantel helfen. Ich bin fast im Boden versunken …“, ich lies mich absichtlich etwas zurück fallen, denn ich wollte diese Reden über mich nun wirklich nicht mit anhören müssen. Doch Rebecca stupste mich sanft in meine Seite und nahm meinen Arm. „Ich finde, du hast alles richtig gemacht Yugi. Deine Mutter versteht nicht, dass ich nicht von Männern bedient werden möchte. Wenn es dir wichtig ist, werde ich deiner Mutter gerne ein paar Takte dazu sagen. Aber ich glaube, es ist dir genauso egal wie mir. Ein Kleid ist so unpraktisch. Es zieht an den Beinen so, außerdem muss ich nachher aufpassen, dass mir das dumme Teile nicht zu hoch rutscht, wenn ich mich hinsetzen möchte.“ , gestand sie mir und machte damit ihrem eigenem Ärger etwas Luft. Wäre es nach ihr gegangen, hätte ich mich auch nicht raus putzen müssen.

Noch hatte ich überhaupt keine Idee, wo wir eigentlich hin liefen, aber schließlich erreichten wir ein kleines Restaurant, das mir eher wie ein weniger gutes Lokal erschien. Zudem war es von außen alles recht dunkel, als habe es gar nicht geöffnet. Umso überraschter war ich, als die Türe offen war und meine Mutter und Großvater bereits voraus gingen, ohne etwas zu sagen. Ich blieb mit Rebecca vor der Türe stehen. Sie tat es mir gleich und fragte mich. „Willst du nicht rein gehen?“, ich gestand, ich war mir nicht ganz sicher. „Ich weiß nicht so recht. Das ist irgendwie schräg. Meine Mutter würde hier nie alleine hin gehen wollen. Am liebsten würde ich einfach gehen.“, Rebecca grinste nur umso breiter. „Du Yugi?, jetzt wo wir mal allein sind. Ich meine wenigstens ein paar Minuten, darf ich dich etwas fragen?“ Ich musste lachen, verkniff es mir aber schnell wieder. „Nur zu. Du fragst doch sonst auch nie. Oder hat das Kleid, das du nicht magst solchen Einfluss auf dich?“, versuchte ich sie etwas zu ärgern. Doch sie trat näher an mich heran, sehr nah. Noch näher und unsere Nasenspitzen würden sich berühren. „Yugi, empfindest du etwas für mich?“, hauchte sie und ich spürte, mein Gesicht war knallrot geworden. Wie sie da stand, in ihrem Mantel und ich, ich war total überrumpelt worden. „Keine Ahnung.“, hörte ich meine Stimme antworten, das waren meine Gedanken, die mir als erstes dazu einfielen. Ich hatte sie tatsächlich ausgesprochen. Doch Rebecca, tat dann etwas, was ich nun wirklich nicht erwartet hätte.

Da standen wir, vor einem scheinbar runter gekommenen Ladenlokal, indem meine Familie bereits verschwunden war. Ich spürte, wie meine Arme sich wie von selbst um Rebeccas Körper schmiegten und ich sie in meinen Armen hielt, gleich nachdem sie mich einfach auf meine Lippen küsste.

Mein erster Kuss.

Wir küssten uns und es fühlte sich an, als würden Stunden vergangen sein, ehe wir uns wieder von einander lösten. Zu meiner Erleichterung sah ich, dass auch Rebecca einen leichten Rotschimmer auf ihren Wangen hatte. Ihre Augen funkelten mich an und sie strahlte. „War es für dich auch dein erster Kuss?“, flüsterte sie, als befürchte sie, dass uns Jemand bei etwas ganz unanständigem erwischen könnte. Ich nickte bloß. „Ich wollte dich das schon so lange fragen Yugi, ob du für mich mehr empfinden könntest. Ich war damals so vernarrt in dich und ich mag dich immer noch.“ Wie konnte sie so viel reden, nachdem wir uns gerade geküsst hatten? „Yugi, ich wollte wissen, bevor du fliegst, meine ich, ob du, ob du…dir vorstellen kannst, mich als Frau zu sehen und nicht als das dumme kleine Mädchen von damals, was dir nachgerannt ist.“ Ihre Augen schienen feucht zu sein, als müsste sie jeden Augenblick weinen. Anscheinend wollte ich das um jeden Preis verhindern, denn meine eigene Zunge gehorchte mir nicht mehr und eilte mir mit unüberlegten Worten voraus. „Frau?“, fragte ich nach und Rebecca schien nun einmal mehr den Tränen nahe zu sein. „Ja, Frau. Ich bin verliebt in dich Yugi!“, platzte es aus ihr heraus. „Dachte ich mir schon, als du mich geküsst hast.“ , entwichen mir meine Gedanken ausgesprochen, ich war wirklich überfordert mit dieser Situation.

Rebeccas Gefühle schienen sich nun zu überschlagen, jetzt wirkte sie eher so, als würde sie gleich Bäume ausreißen können. Hatte ich sie wütend gemacht? Womit denn? Ich habe doch kaum was gesagt?

Mit einem Mal redete ich, zugegeben ich geriet wohl leicht in Panik. So eine Reaktion kannte ich schließlich nicht. „Rebecca. Ich meine, ich weiß es nicht. Ich habe mir darüber nicht so viele Gedanken gemacht. Aber, ich sehe in dir schon lange nicht mehr das kleine Schulkind mit ihrem Teddy in Arm. Du bist klug und du bist, hübsch, zumindest, wenn du nicht in unbequemen Kleidern rum läufst. Ich meine, das Kleid steht dir, aber…ich mag es nicht, weil du darin nicht glücklich aussiehst.“ Woher kamen denn nur all diese Worte aus mir heraus?

Doch anscheinend hatte ich nun irgendetwas Gutes von mir gegeben, denn Rebecca lächelte jetzt wieder und umarmte mich. „Ist schon gut, Yugi. Glaubst du denn, wir beide könnten zusammen sein?“ Wo war das Loch, in das ich kriechen konnte? Meine Familie wartete doch auf uns. Hatte mich Rebecca gerade ernsthaft gefragt, ob ich mit ihr gehen wollte? „Rebecca, ich fliege übermorgen für lange Zeit weg. Ich mag dich und ich mag dich wirklich. Aber, willst du wirklich mit mir zusammen sein? Wo ich doch gerade dabei bin, weg zu fliegen?“, fragte ich nach. Doch Rebecca drückte mich nun eng an sich. Ich wurde rot bei dem Gedanken daran, dass ich sie so an meiner Brust spüren konnte. „Yugi, das ist mir egal. Verstehst du? In deinen Semesterferien werde ich mir Urlaub nehmen und dich besuchen.“, schlug sie mir gleich ein Gegenargument vor. Ich hatte noch nie eine feste Freundin. Aber, ich war überfordert. „Ok.“, hörte ich mich sagen.

„Dann sind wir jetzt ein Paar?“, fragte sie und wieder hörte ich mich etwas sagen. „Ja.“ „Dann darfst du mich jetzt küssen, Yugi.“

Noch nie hatte ich so schnell reagiert. Ich umarmte Rebecca und ich küsste sie. Dieses Mal fühlte es sich wirklich an. War mein erster Kuss gerade noch wie ein Traum, so war das hier die Realität. Ich umarmte Rebecca und dieses Mal fühlte ich mich wie ein Held, mutig genug, ich hatte ein Mädchen geküsst. Ich hatte mein Mädchen geküsst. Rebecca und ich waren jetzt ein Pärchen. Ein richtiges Liebespärchen und ich verstand es noch gar nicht.

Die Tür vor uns wurde geöffnet, ein Angestellter, streckte die Nase raus und schien auf uns Beide zu warten. Ich löste mich von meiner frisch gebackenen Freundin und sie grinste bestimmt genau so breit, wie ich es tat. Wir nahmen uns an die Hand und nickten uns einander zu, dann folgten wir dem Angestellten in das Lokal.

Die Stühle waren hoch gestellt, hier drin war gar nichts los. Aber der Angestellte führte uns zu einem Hinterzimmer und lies uns den Vortritt. Ich nahm an, dass meine Familie hinter der Tür saß. Na herrlich, geschlossene Gesellschaft, dachte ich noch, als ich die Tür aufriss.
 

„ÜBERRASCHUNG!“, Musik ging an, Licht ging an, buntes Konfetti flog überall durch die Gegend. Vor mir standen Jouno und Honda, und noch einige Andere, die ich gut aus meiner Schule kannte, Miho war auch da. Es war ein richtig gut gefüllter Saal, es gab ein Buffet. Wer noch alles da war, konnte ich gar nicht erkennen. Ich wurde stürmisch umarmt, erst Jouno dann Honda und ich merkte noch, wie mir Rebeccas Hand entglitt, die ich bis eben noch fest in meiner gehalten hatte.

Als mich meine besten Freunde fast zerdrückt hatten, bekam ich wieder Luft und konnte jetzt über mir sehen, dass sie sogar ein Banner aufgehängt hatten. „Viel Erfolg!“, stand darauf, und um diese Worte von meinen Freunden dazu geschrieben von Hand, beste Wünsche und Grüße.
 

Ich war wirklich irritiert. Wann und wie hatten meine Freunde denn bitte DAS hier organisiert? Doch ich kam gar nicht dazu zu fragen, denn Rebecca war an mir vorbei gerauscht und umarmte mich jetzt auch nochmal. Sie lächelte so merkwürdig verschmitzt. Und dann überfiel mich dieses Gefühl.

Sie hatte es von Anfang an gewusst.

„Mein Geschenk ist übrigens ganz vorne. Ich hoffe, es passt noch irgendwie in dein Gepäck.“, flüsterte sie mir bei ihrer Umarmung ins Ohr. Ich erwiderte ihre Umarmung und brachte nicht viel mehr heraus als. „Geschenk?“ Aber Rebecca hatte sich schon von mir gelöst und eilte in Richtung Buffet. Mein bester Freund Jouno zog jetzt Jemanden zu mir und ich brauchte nicht lange raten, wen er dort mit brachte. „Hallo Shizuka. Du bist auch hier?“, erkannte ich und sie hielt ein kleines Päckchen in ihrer Hand. „Hallo Yugi. Mein Bruder meinte, du verlässt uns. Ich wollte gerade mein Geschenk zu den Anderen legen.“, erklärte sie verlegen und hielt mir recht schüchtern ihr kleines Päckchen mit gesenktem Kopf entgegen. Ich bedankte mich höflich und nahm es ihr aus der Hand. Dann sah ich etwas fragend zu meinem Freund auf, der seine Schwester los lies und breit grinste. „Ich hab auch was Krasses für dich Yugi. Wart bloß ab. Damit wird dir dein Studium bestimmt nicht langweilig.“, er zwinkerte so merkwürdig. Ihm traute ich es irgendwie zu, dass es was total Verrücktes war, weniger etwas Brauchbares. Doch nun wollte ich doch schon recht gerne wissen, was mir seine Schwester in so einem kleinen Päckchen schenken wollte. Also überlegte ich auch nicht lange herum, sondern öffnete es. Ich war ohnehin gerade völlig überfordert mit meinen Gefühlen.
 

In Shizukas Päckchen war ein kleiner Schlüsselanhänger, mit einem Bild von ihrem Bruder darauf. Es war offensichtlich selbst gemacht, er war ein kleiner Handschmeichler, rund, genau wie das Foto meines besten Freundes. Als ich ihn in die Hand nahm und umdrehte, fiel mir auf, dass auf der Rückseite ebenfalls ein Foto war, da waren Jouno und ich darauf, wie wir uns im Arm lagen und über beide Ohren glücklich grinsten. Ich erinnerte mich sogar, wann dieses Foto gemacht wurde. An dem Tag hatten wir erfahren, dass wir unseren Abschluss geschafft hatten und das mit von mir kaum noch erwarteten anständigen Noten. Unter unserem gemeinsamen Bild stand außerdem noch etwas. „Freunde fürs Leben“. Wieder drehte ich diesen Schlüsselanhänger in meiner Hand um, dabei bemerkte ich auch eine kleine Inschrift unter Jounos Bild. „Du packst das!“, ich musste lächeln, denn auf dem Einzelbild von Jouno, streckte er mir stolz grinsend seinen nach oben gestreckten Daumen entgegen. Ich steckte dieses wirklich schöne Geschenk sofort ein und bedankte mich bei Shizuka. Sie lächelte und wurde rot. „Ich habe ihn gemacht und mein Bruder hat die Bilder ausgesucht. Eigentlich ist es auch ein Geschenk von uns beiden. Aber mein Bruder sagt, er habe auch noch etwas für dich. Will mir aber nicht verraten was es ist.“, plapperte sie drauf los. Und irgendwie beschlich mich dieses ungute Gefühl, dass ich das Geschenk meines besten Freundes nicht vor allen hier auspacken wollte. Ich bedankte mich abermals bei den beiden und Shizuka entschuldigte sich höflich, doch ich gab ihr beruhigend zu verstehen, dass sie gerne zum Buffet gehen könne.

Danach schenkte ich meinem Freund die volle Aufmerksamkeit. „Jouno, was ist dein Geschenk?“, doch er meinte nur, dass ich es erst in Ägypten auspacken solle. Ein wenig grimmig verzog ich mein Gesicht. „Wenn du es deiner kleinen Schwester nicht verraten willst, nehme ich an, es ist eine Überraschung?“ Doch nun grinste mein Freund mich noch breiter an, nahm mich beiseite und raunte mir vergnügt ins Ohr. „Kannst du dir abends in deinem Zimmer ansehen, sind echt scharfe Bilder und in HD Qualität, keine Pixel mehr.“ Mit diesem Wink, klopfte er mir auf meinen Rücken und verschwand sichtlich mit sich zufrieden in Richtung Buffet.

Und ich konnte mir nun denken, was sein Geschenk für mich war. Ich schob mich durch die Menge, einige von denen kannte ich aus der Schule, einige von verschiedenen Spielwettbewerben. Hier und da wurde ich beglückwünscht. Es gab auch ein paar darunter, die spitz meinten, dass ich ein Spätzünder war, lächelten aber. Nun ja, das war ich wirklich. In meiner Heimat Japan mit einem Studienplatz dermaßen hinterher zu sein, war wirklich jenseits von Gut und Böse und in der Tat alles andere als üblich.

Inzwischen hatte ich mich soweit durchgekämpft, dass ich erkennen konnte, wo Geschenke für mich abgelegt worden waren. Ein einfacher quadratischer Tisch auf der gegenüberliegenden Seite des Buffets, am anderen Ende des Raumes war mit weißer Tischdecke geschmückt, auf dieser hatten viele andere Gäste bereits mit Stiften Kommentare hinterlassen. Ähnlich wie auf dem Banner, waren darauf gute Reisewünsche zu lesen, aber eben auch so spitzfindige Bemerkungen wie „Wurde ja auch Zeit“ oder auch „Ohne dich wird es hier mal zur Abwechslung etwas ruhiger“ Irgendwie mochte ich diesen Sinn für Humor und nahm es auch nicht so ernst. Interessanter war, was auf diesem Tisch drauf abgelegt worden war. Da waren verschieden große und kleine Geschenkpäckchen abgelegt worden. Sofort suchte ich nach Jounos Geschenk und bemerkte, dass es nicht die Größe einer DVD besaß, sondern viel kleiner. Ich nahm es an mich und es war wirklich nicht mehr als eine kleine Pappschachtel in hübschem Geschenkpapier. In dem Deckel der Schachtel stand eine kleine Nachricht mit einem zwinkernden Smiley. „Sind echt heiß!“, auf dem Boden der Pappschachtel wurde es nun wirklich unglaublich. Dort befanden sich ein Päckchen Kondome, eine Tube Gleitgel und ein USB Stick. Schnell lies ich dieses Geschenk in meiner Hosentasche verschwinden, mit der Absicht es möglichst ganz schnell, ganz weit weg zu bringen. Das konnte echt nicht wahr sein. Mein bester Freund hatte mir ernsthaft für meine Reise ins Ausland, scheinbar einen Porno geschenkt, wie ich von ihm ja erfahren hatte in HD Qualität. Wann sollte ich denn bitte für so etwas Zeit haben? Nicht, dass es mich nicht interessierte, aber es war der wohl mit Abstand undenkbarste Augenblick, mit einem Geschenk wie diesem konfrontiert zu werden.

Schnell suchte ich nach dem Päckchen von Rebecca und fand es schließlich auch. Es war schon deutlich größer als meine beiden bisherigen Geschenke und als ich ihre Karte las, bekam ich leichtes Herzklopfen. „Egal wie du über mich denkst, du bist immer mein Freund. PS: Nutz mein Geschenk bitte sinnvoll!“ Ich öffnete ihr Geschenk. Nun, mochte sie Schleifen nicht, Kleider nicht und auch Rüschen nicht, Geschenkschleifen waren für Rebecca wohl in Ordnung, denn auf ihrem Geschenk befand sich eine hellgrüne seidene Schleife. Diese rupfte ich nicht beim Öffnen so grob ab, wie ich meine vorherigen Geschenke vor Neugier auf gerupft hatte. Als ich dann erkannte, was sie mir da geschenkt hatte, fühlte ich mich doch etwas verlegen. Es war ein Tablet, ein merkwürdiges Tablet, denn es besaß oben rechts so ein verdächtiges KC Logo. Neugierig hob ich es heraus, das konnte nicht billig gewesen sein. Auf dem Boden des Geschenkpäckchens lag eine kleine weitere Notiz. „Mit selbst geprüften Antiviren Schutz, extra stark, und Studienplaner.“ Das war ein wirklich teures Geschenk gewesen. Über diesen Studienplaner hatten wir uns sogar noch vergangene Woche unterhalten. Sie meinte, ich bräuchte unbedingt etwas, um den Überblick zu behalten. Und ich war in den vergangenen Tagen so beschäftigt gewesen, dass mir meine Termine und zu erledigenden Aufgaben fast über den Kopf gewachsen waren, weil es einfach zu viel wurde, um es mir alles zu merken.

Ich hatte Rebecca gegenüber erwähnt, dass ich eher ein Programm benötigen würde als ein Notizbuch, womit ich Termine ordnen konnte. Von Zimmer aufräumen bis zu Prüfung oder wichtiger Anruf. Denn ich hatte in der letzten Zeit versucht mir alles aufzuschreiben, es war das reinste Chaos gewesen. Viele Dinge hatten sich kurzfristig verschoben oder geändert und zu guter Letzt war ich damit beschäftigt gewesen, mir meine Merkzettel und Notizen neu zu schreiben, bis ich teilweise diese kaum noch entziffern konnte, weil ich manches davon spät abends geschrieben hatte.

Dank Rebeccas gnadenlosem Eifer, hatte ich mir zudem in den vergangenen Wochen einen durchaus bemerkenswerten Wortschatz angeeignet. Sie hatte mich aber auch gnadenlos an meinen Schreibtisch gekettet. „Sieh es als perfekte Vorbereitung auf dein Studium, Yugi“, hatte sie nur gemeint und mir Vokabeltests und mehr als das aufgehalst. Mein arabisch war längst nicht perfekt, aber ich verstand dafür inzwischen wirklich wie ich fand recht viel. Schrift war wirklich viel schwieriger, aber auch dafür hatte ich mir meine Lehrbücher alle mit eingepackt.
 

Inzwischen musste ich wohl gefühlte 5 Minuten an dem Tisch gestanden sein, mein Großvater und meine Mutter tauchten nämlich wie aus dem Nichts wieder auf und umarmten mich von hinten. Mein Großvater machte große Augen, als er sah, was ich da in meiner Hand hielt. „Schick. Wow. Wer hat dir denn so ein nobles neues Tablet geschenkt mein Junge?“, fragte mein Großvater beeindruckt. „Meine Freundin…“, ich stockte. Mit einem Mal, realisierte ich, was ich da gerade sagte. Ich wandte mich zu meinem Großvater um und schaute ihm direkt in seine großen Augen. „Den hat mir meine Freundin Rebecca geschenkt.“, machte ich mir Mut es auszusprechen. Nun hatte ich sie zum ersten Mal meine Freundin genannt. Ich rechnete mit irgendeiner Reaktion meiner Mutter oder meines Großvaters, dass sie mich ausfragen würden, ob ich es so meinte, wie ich es gesagt hatte. Doch mein Großvater klopfte mir bloß auf meine Schulter und wirkte einfach nur erleichtert. Zu meiner Mutter gewandt meinte er nur. „Siehst du! Hab dir doch gesagt, so schlimm ist es nicht. Ihr habt euch also vertragen ja?“, fragte er mich leiser, so, damit meine Mutter seine Frage nicht hören konnte. Na wunderbar. Nach diesem Manteltheater daheim, dachte meine Familie nun anscheinend, dass ich mich mit Rebecca gestritten haben könnte. Nein, dachte ich, das konnten sie doch nicht ernsthaft von uns denken. Meine Bedenken wurden jedoch nieder gestreckt, von den weiteren Bemerkungen meines Großvaters. „Als ihr beiden nicht mit uns rein gekommen seid, haben wir uns schon Sorgen gemacht, dass ihr euch streitet und du nicht mit rein kommen wollen würdest. Weißt du, Rebecca hat sich schon ziemliche Mühe gegeben.“ „Wie?“, entgegnete ich. „Rebecca hat die Abschiedsparty organisiert?“ Mein Großvater gluckste. „Nicht direkt. Sie hatte die Idee dazu. Ich habe ihr lediglich verraten, wie sie Kontakt zu deinen Freunden bekommt und die hielten die Idee wohl für großartig.“ „Klar, ich wette, ich weiß sogar, wer die Idee für ein Buffet hatte.“, kam es mir so langsam in den Sinn. Mein Großvater grinste umso mehr. „Jouno fand es wichtig, dass es genug zu Essen gibt. Ich kenne allerdings kein Buffet wo es eine Auswahl an Burger gibt-„ Burger? Hamburger?“, entfuhr es mir. Mein Großvater nickte. Doch ich entschuldigte mich, legte Rebeccas Geschenk sorgsam wieder in seiner Schachtel auf den Tisch und stürmte zum Buffet. Tatsächlich gab es hier Hamburger, die Möglichkeit sie sich individuell zusammen zu stellen. Gute 5 Minuten später, hatte ich einen Teller mit 2 gigantischen Leckerbissen und zog mich mit dieser Beute in eine Ecke des Saales zurück.

Mir war nicht klar, dass mir zwischen den Gästen, die teilweise zur Musik mit schwangen oder tanzten, Jemand folgte. Ich hatte mich auf die gegenüberliegende Seite des Buffets an der Wand auf einen freien Stuhl, an einen leeren Tisch gesetzt, wo ich siegessicher und zufrieden in meinen ersten Hamburger biss, als sich Rebecca stumm mir gegenüber an den Tisch setzte. Sie hatte sich ebenfalls einen Teller mitgebracht. Allerdings war darauf ein Stück Kuchen. „Du scheinst aber hungrig zu sein Yugi.“, bemerkte sie und ich durfte erst mal in Ruhe zu Ende kauen, ehe ich erwidern konnte. „Ich habe eine Schwäche für Hamburger. Richtig Hunger habe ich eigentlich nicht, nein. Danke für dein Geschenk, Rebecca.“, fiel es mir mit einem Mal ein und Rebecca lächelte glücklich. „Ich dachte mir, dass es dir nützlich ist. Hast du schon alle Geschenke geöffnet?“, erkundigte sie sich und ich schüttelte nur meinen Kopf. Ich hatte gerade einen riesigen Bissen von meinem Burger zu mir genommen und genoss es richtig. „War mein Geschenk das Erste?“, ich schüttelte wieder nur mit meinem Kopf. Dann endlich, hatte ich meinen Mund wieder frei, um zu antworten. „Nein. Zuerst war Shizuka, sie hat mir einen Schlüsselanhänger gebastelt.“ Ich holte das Geschenk hervor und zeigte es Rebecca. Neugierig betrachtete sie meinen Schlüsselanhänger und nickte anerkennend. „Wirklich hübsch.“ „Ja, danach bin ich zu dem Tisch, Shizuka hatte ihr Päckchen noch in der Hand, als sie mich begrüßte. Und nun da habe ich zuerst das Geschenk von meinem besten Freund aufgemacht…er meinte ich solle es erst in Ägypten öffnen, aber…“ Manchmal war ich wirklich dumm. Wieso redete ich von dem Geschenk, welches ich am liebsten ganz weit weg befördern wollte? „Aber du hast es dir jetzt schon angeschaut, richtig?“, ertappte sie mich mit altkluger Mine und ich nahm aus Verlegenheit nochmal einen großen Happen, damit war mein erster “ Riesenburger“ auch schon vernichtet. Rebecca gluckste. „Und du magst mir nicht erzählen, was dir dein bester Freund geschenkt hat?“ Ich begann zu husten. Ich beeilte mich, um wieder sprechen zu können. Das war wirklich nicht leicht. „Nein.“, entwich es mir knapp und Rebecca hob stirnrunzelnd eine Augenbraue. „So? Ist das Geschenk so ein Geheimnis?“, bohrte sie weiter und ich fragte mich, wie ich aus dieser Nummer wieder raus kommen sollte. „Nein. Das heißt ja. Ist so ein Geschenk, für Jungs.“, umspielte ich das Thema etwas unüberlegt und ich merkte noch, wie Rebecca mit den Augen rollte. „Typisch Männer.“, meinte sie vorwurfsvoll und verputzte ihr letztes Stück von ihrem Kuchen. „Soll ich auf dich warten?“, fragte sie mich freundlich und ich zuckte nur mit meinen Schultern. Wieder hatte ich den Mund voll. Merkte sie denn nicht, dass ich gerade meine Hamburger genießen wollte, statt mich zwischen jedem Bissen angeregt mit ihr zu unterhalten? Andererseits, ging es mir durch den Kopf, waren wir seit kaum einer Stunde ein Paar. Vielleicht gehörte sowas ja dann auch dazu? Ich hoffte inständig, dass dies nicht der Fall sein würde.

Doch Rebecca blieb entspannt sitzen, während ich nun oh Wunder in Ruhe zu Ende futtern konnte.

Danach fühlte ich mich wirklich gut gesättigt und irgendwie auch zufrieden. „Danke, dass du gewartet hast. Ich glaube, ich war schon ein wenig hungrig.“, gestand ich. Tatsächlich fühlte ich mich jetzt etwas besser.

„Nun, was hast du jetzt vor, Yugi?“ „Wie?“, entwich es mir sofort und Rebecca begann zu kichern. Unter ihrem Gekicher erklärte sie. „Es ist doch DEINE Party, Yugi.“ Achso? War das so? Ich hatte mir darüber immer noch keine Gedanken gemacht. Anscheinend war ich gar nicht so scharf auf das Ganze hier. Auch wenn ich es richtig cool von meinen Freunden fand, dass sie so an mich gedacht hatten. „Eigentlich nichts. Vielleicht, die übrigen Geschenke auspacken und nach gucken, was ich geschenkt bekommen habe.“ „Du hältst es wohl vor Neugier gar nicht aus, wie?“ „Nicht mal das, es ist nur, ich möchte mir irgendwie sicher sein, dass ich nicht noch mehr solche Geschenke bekommen habe, die…über die ich, also, Geschenke, die ich vor anderen eher verstecken muss.“ Nun lachte Rebecca und stand auf. Ich wollte ihren Teller nehmen, doch sie hielt mich davon ab. „Lass nur, Yugi. „Da kümmert sich Jemand drum, aber nicht du. Auf deiner Party, räumst du nicht selbst auf.“, bestimmte sie und ich zog meine Hand wieder zurück. „Meinetwegen. Kommst du mit mir mit zum Geschenketisch?“, fragte ich vorsichtig und sie nahm als Antwort meine Hand. Ich hielt ihre Hand sofort fest in meiner. Irgendwie, war das ein angenehmes Gefühl. Außerdem kamen wir so besser zum Geschenketisch, ohne uns dabei zwischen den tanzenden Gästen zu verlieren.

Am Tisch waren noch ein paar Päckchen dazu gelegt worden, seit ich weggegangen war. „Hm, vielleicht sollte ich noch etwas warten, Rebecca. Es könnten ja noch ein paar dazu kommen?“ Irgendwie freute ich mich wirklich, ich hatte nie um Geschenke gebeten oder um diese Feier, aber jetzt bei dem Anblick der vielen Päckchen, freute ich mich richtig.

Rebecca ermahnte mich darauf hin im sanften Ton, nicht gierig zu werden. Worauf hin ich ihr klarstellte, dass ich so nicht dachte und es auch nicht so gemeint habe. Wir standen noch an dem Tisch mit den Geschenken und ich entdeckte darunter Geschenke von Klassenkameraden, an die ich gar nicht so richtig gedacht hatte. Wie war das so gekommen, dass hier eine Abschiedsparty für mich gegeben wurde? Ja ich fing endlich auch mit einem Studium an und hatte einen Weg eingeschlagen, aber ein bisschen schämte ich mich doch dafür, nicht meinen Hintern früh genug hoch bekommen zu haben. Andererseits hatte ich nun einen unglaublichen Weg vor mir, ich würde mit Großvater nach Ägypten reisen, seinen alten Freund kennen lernen und vielleicht sogar an der Uni häufiger treffen. Manchmal hatte ich wohl einfach mehr Glück als Verstand.
 

Rebecca drückte meine Hand etwas fester und riss mich aus meinen Gedanken. „Hm?“, entwich es mir knapp. Anscheinend wollte sie mich auf etwas aufmerksam machen. Die Musik hörte auf und ich merkte, dass Jouno und Honda für Ruhe gesorgt hatten.

Alle Blicke richteten sich plötzlich auf mich, wie ich vor dem Tisch stand, mit Rebecca an meiner Hand. Jouno und Honda waren noch ein Stück von mir entfernt, kamen aber jetzt durch eine sich bildende kleine Gasse der Anderen auf mich zu und …im Ernst, bedankten sich bei allen für das Kommen und hielten eine kleine Rede.

Innerlich schrie ich, dass sie bitte damit aufhören mögen, ich mochte es überhaupt nicht im Mittelpunkt zu stehen. Zu meinem Leidwesen, muss ich mir jedoch eingestehen, dass ich solche Situationen magisch anzuziehen scheine.

Ich konzentrierte mich so sehr darauf, nicht durch zu drehen, dass ich leider den Hauptteil ihrer gesagten Worte kaum hörte. Erst als mein Freund Jouno auf Rebecca aufmerksam machte, die wohl einen großen Teil zu dieser Party beigetragen hatte und sich bei ihr auch für den coolen Einfall bedankte, registrierte ich wieder, dass uns alle Händchen haltend anstarrten. Jouno bot Rebecca an, selbst auch nun ein paar Worte zu sagen und dafür wollte sie sich von meiner Hand lösen. Ich reagierte nicht sofort und so merkte ich noch, wie mir ihre Hand leicht aus meiner entglitt.

Rebecca war leicht rot geworden, fing sich aber schnell und dankte allen, die beim Organisieren geholfen haben, sie erklärte dann noch ein bisschen zu sich selbst, da sie die meisten kaum kannten, dass wir uns durch Duel Monsters kennen gelernt hatten und sie es bemerkenswert fand, wie schnell ihre Idee von einer solchen Feier für mich von den Anwesenden hier aufgenommen wurde.

Danach bekamen noch andere alte Bekannte die Gelegenheit mir persönlich vor allen Wünsche auszurichten für mich, Grüße oder nette kleine Sprüche für mich mit auf den Weg zu geben.

Das war wohl der längste Teil dieser Feier.

Als ich das überstanden hatte, kam für mich wohl der härteste überhaupt, ich durfte erwidern und noch selbst etwas sagen.

Ich fasste mich sehr kurz. „Danke, dass ihr das für mich gemacht habt und danke an Rebecca, meine Freundin, die das für mich mit organisiert hat.“ Kaum dass ich fertig geredet hatte, umarmte mich Rebecca und ich habe keine Ahnung woher diese Hitze plötzlich her kam, aber ich weiss noch, dass ich ihre Umarmung erwiderte und wir uns küssten. Plötzlich fühlte ich mich großartig. Ich fühlte mich einfach perfekt, ich hatte das Gefühl, dass mich jetzt nichts mehr aus er Fassung bringen konnte.

Rebecca und ich lösten unseren Kuss und erst ab da merkte ich, dass meine besten Freunde jubelten und ich wagte mich nicht mal in die Nähe meiner Mutter oder Großvater zu sehen.
 

Es wurde spät, als die Party zu Ende war und mein Großvater und meine Mutter sich bereit zum Gehen machten. Sie hatten mehrere Päckchen und Taschen, um mir beim Tragen meiner kleinen Geschenke zu helfen. Jouno und Honda hatten mich beiseite genommen, bevor ich gehen konnte. „Ey Yugi, ist das dein voller Ernst, Mann?“, fragte Honda und ich sah zu ihm auf. „Ja, ich fliege übermorgen mit Großvater nach Ägypten und…“, Honda schnaubte und unterbrach mich, ich spürte seine Hand an meiner Schulter, wie er mich fest packte und deutlicher wurde. „Alter, nein! Die Kleine! Rebecca, ihr habt geknutscht!“ Jouno lachte. „Echt Yugi, sag uns, geht da was zwischen Euch? Dann passt mein Geschenk ja…“ Ich unterbrach die Beiden etwas angesäuert. „Sie ist meine Freundin und das hat sich erst ergeben kurz bevor wir hier rein gekommen sind.“, gab ich mich knapp und noch nie war ich glücklicher über Shizukas Hinzukommen, die Jouno tadelte. „Kein Wunder, dass du keine Freundin hast!“, hauchte sie ihrem Bruder leise zu und klang etwas verärgert über sein Verhalten. Lieder sagte sie es nicht leise genug, so dass ich es auch hörte und ich verkniff mir ein breites Grinsen. „Wenn du so direkt bist.“ „Hey, ich treffe mich nächste Woche mit Mai!“, kam es protzig von ihm zurück und mir fiel auf, dass ich sie auf dieser Feier gar nicht gesehen hatte. „War Mai auch hier?“, entwich es mir, voller Sorge, sie in meinem Gefühlschaos nicht bemerkt zu haben. Aber Shizuka antwortete schnell. „Sie ist gerade unterwegs, sie arbeitet auf einem Kreuzfahrtschiff.“, erklärte Shizuka und Jouno wirkte überrascht. „Woher weisst du das denn, Schwesterchen?“ „Falls du es noch nicht bemerkt hast, Brüderchen, sind Mai und ich inzwischen beste Freundinnen geworden.“

Jouno war daraufhin ausnahmsweise Mal ruhig. Honda fügte noch hinzu. „Anzu konnte auch nicht dabei sein, die ist auch noch im Ausland.“ „Ja und mein Chef, wollte nicht persönlich vorbei kommen.“, gab Rebecca leise von sich. Sie hatte sich langsam von hinten zu uns hinzu gesellt. Aber offensichtlich unsere vorherige Unterhaltung nicht mitbekommen.

Ich zog Rebecca neben mich und deutete auf sie und brachte es nochmal klar heraus. „Rebecca und ich sind ab heute zusammen.“ Damit glaubte ich alle Fragen von meinen engsten Freunden beantwortet zu haben. Aber anscheinend hatte Jouno nun seine Sprache wieder gefunden. „DEIN CHEF? Wieso sollte der zu Yugis Abschiedsparty auftauchen?“, wollte er nun wissen. Und es brach aus mir heraus, bevor Rebecca antworten konnte. „Seto Kaiba! Er ist auch unser Klassenkamerad. Er ist ihr Chef.“ Ich musste einfach lachen, aber Jouno tat genau das, was ich mir denken konnte. Sofort fing er an zu schimpfen, wie Rebecca für so einen eingebildeten Idioten nur arbeiten könne. Ich gebe ja zu, diesen Moment ein wenig genossen zu haben.

Wieder war es Shizuka, die ihren Bruder stutzte. „Hört mal, du Yugi solltest sehen, dass du nach Hause kommst. Und Rebecca, wir bekommen dass hier hin, geh ruhig mit Yugi, damit ihr noch etwas voneinander habt, bevor Yugi abreist. Wir räumen hier schon noch mit auf. Das ist völlig in Ordnung.“ Rebecca wurde verlegen, sie hatte wohl wirklich überlegt, mit zu helfen, obwohl sie sich so raus geputzt hatte. Andererseits, Shizuka hatte sich auch hübsch gemacht. Honda bot Shizuka an, mit ihr gemeinsam aufzuräumen und bevor Jouno den nächsten Ausraster bekam, griff ich einfach nach seinem Hemd und zog ihn zu mir und Rebecca. „Hey, ich werde dich vermissen, mein Freund. Ich schreibe dir, wenn ich angekommen bin und wie es mir in Ägypten ergehen wird.“ Wir umarmten uns alle noch einmal, dann verließen wir den Laden.
 

Mein Großvater und meine Mutter liefen voraus und ließen es sich nicht nehmen, für uns meine Geschenke zu tragen.

Rebecca und ich ließen uns zurück fallen, jetzt war ich wirklich verliebt. Es war einfach nur schön, mit ihr gemeinsam Händchen haltend, langsam nach Hause zu gehen. Es war ein so schönes Gefühl.

Während wir nach Hause gingen, merkte ich, dass ich jetzt das Gefühl hatte, wirklich bereit zu sein, Japan zu verlassen und mich auf meine Reise nach Ägypten zu begeben.

Gespräche und Gespräche

Kapitel 7
 

Gespräche und Gespräche
 

Es war ein langer Morgen gewesen, für einen der beiden Herren zumindest. Denn Yami hatte dank des großen Einsatzes seines ältesten Freundes, Feindes und Vertrauten, damit zubringen müssen, sich die Universität genauer anzusehen. Das kommende Semester würde bald beginnen und dank Bakuras uneigennützigen Handelns, durfte Yami sich nun aktiv in der Universität bewegen. Richtig aktiv. Denn der Dekan hatte offensichtlich eine solche Panik vor Bakura bekommen, dass er glaubte, er müsse Yami einen allumfassenden Unterrichtsplan geben und mehr noch.

Am besagtem Morgen, hatte er einen, wie ihm mitgeteilt worden war, Besichtigungstermin.

Der Dekan höchst selbst führte ihn durch die Universität und schien von seiner Angst gelenkt zu werden. Ständig betonte er, dass er glaube, dass dies doch den Herrn zur Zufriedenheit stellen dürfte. Es dauerte fast eine geschlagene Stunde, bis Yami begriff, dass nicht er mit „Herr“ gemeint war, sondern, der Verursacher dieses ganzen Spektakels, Bakura.

Wofür sich Yami diese Universität nun noch einmal näher ansehen musste, war ihm ein Rätsel. Streng genommen war er älter, als die Pläne für den Bau dieses gesamten Komplexes, aber bitte schön, dann lies er sich eben einweisen. Obwohl Yami viel lieber selbst Gebäude erkundete.

Sie liefen einen langen Korridor entlang, viele Türen für Toiletten, Hörsääle, Arbeitszimmer, Abzweigungen in Nebengänge, bis sie das Ende des Ganges erreichten, wo es zwei Doppeltüren und eine einfache Türe gab. Die beiden Doppeltüren führten in einen wirklich gealterten Hörsaal, die schlichtere Türe in das angrenzende Lager.

Der Dekan öffnete die einfache Türe, und dahinter befand sich…“Ein Museum in der Universität?“, entwich es Yami. Zudem stieg ihm ein fauliger Geruch entgegen. Es roch alt, abgestandene Luft, als sei hier wirklich lange Niemand mehr gewesen. Der Dekan erklärte, seit den jüngsten Ausbauten, seien die meisten Vorlesungen in die neueren Komplexe umgelegt worden und diesen Hörsaal hier, nutzte man lediglich noch, für Präsentationen. „Wir wollen diesen alten Hörsaal in diesem Semester wieder belegen.“, erklärte der Dekan, doch Yami deutete auf mehrere verstaubte Vitrinen und sich darin befindliche Gläser, mit irgendwelchen eingelegten menschlichen Überresten oder Tieren. Yami hoffte, es seien Tiere. Sogar ein alt eingestaubtes Skelett stand hier noch herum, dazwischen etliche Bücher über Geschichte und Karten, berühmte Dichter, hier schien überhaupt keine Ordnung zu herrschen. Aus dem, was Yami hier erkennen konnte, konnte er sich nicht einmal ein gezieltes Unterrichtsfach erschließen.

Der Dekan schaltete das Licht an. Eine summende und flackernde Neonröhre warf ihr Licht auf das Chaos. Yami stieß einen Seufzer aus. Der Dekan machte einen Satz zurück. „Stimmt etwas nicht?“, fragte er besorgt. Yami sog die Luft tief ein und hätte sich am liebsten geweigert, irgendetwas dazu noch zu sagen. Schließlich, klärte er den Dekan allerdings auf. „Das hier ist eine Rumpelkammer. Hier drin, ist doch kein Unterricht oder irgendeine Vorlesung denkbar!“ Der Dekan lächelte und deutete nach links zu einer weiteren Türe in diesem Raum. „Hier entlang, geht es natürlich zum Hörsaal. Das hier ist selbstverständlich der Abstellra- ich meine ihr künftiges Arbeitszimmer.“, der Dekan räusperte sich und nahm einige Schritte Abstand zu Yami. Offensichtlich schien er Yami nicht genau einschätzen zu können. „Arbeitszimmer?“, wiederholte Yami wie vom Donner gerührt und deutete auf etliche Spinnenweben. „Ich bin beeindruckt und das, will wirklich etwas heißen!“ In seinen Jahrhunderten, die er nun schon lebte, war dieses Arbeitszimmer für ihn wirklich mal eine ganz neue Art von Leistung. Yami schritt mit einem breiten Lächeln auf den Dekan zu, dieser wich vor ihm zurück, bis er mit seinem Rücken gegen die verstaubte graue Wand neben der Türe zum Hörsaal stieß. Yami schlug mit seiner rechten Faust direkt neben das Gesicht des Dekans, gegen die Wand.

In seinen Augen war dieses Funkeln, das einem verriet, dass Yami gerade nicht in Stimmung für Scherze war. Yami ließ den Dekan erahnen, dass ihm der Gesamteindruck nicht gefiel. Hatte er sich schon etwas anderes vorgestellt.

„Sie glauben ernsthaft, ich würde mich dafür interessieren, hier zu …arbeiten?“ Das Wort ging Yami schwer von der Zunge, er war einst ein Pharao, ihm gehörte dieses Land, wurde von seinem Volk zu seinen Lebzeiten als Gott verehrt und nun sollte er HIER arbeiten?

„Für wen halten Sie mich eigentlich?“, forderte Yami den Dekan auf, ihm diese Frage möglichst zügig zu beantworten. Doch dieser schien kurz vor einem Tränenausbruch zu sein und kauerte sich an der Wand zusammen.

Er versuchte sich gegenüber Yami zu erklären, dass er natürlich nicht einfach so ein weiteres Büro mal eben hatte sich aus den Fingern saugen können, und dass dieser alte Hörsaal sowie das angrenzende, große Lager das Beste war, was er auf die Schnelle hätte nehmen können. Selbstverständlich war hier noch einiges an Arbeit nötig, doch wusste der Dekan auch nicht sicher, wie er Yami einschätzen musste, wie der einstige Herrscher selbst im nächsten Augenblick auch schon rausfinden durfte.

Mit einem Mal brach es aus dem Dekan heraus. „Ich, ….ich habe nie an sowas geglaubt. Ich …“ Yami knurrte. „Sie faseln! Für wen halten Sie mich eigentlich?“ Yami fauchte fast, er war deutlich hörbar gereizt. Der Dekan schluckte, dann warf er sich zu Yamis eigener Überraschung ihm in die Arme und er fing den Dekan mit seinen Armen auf. „Meine Familie, ich denke, Sie wollen doch auch nur ihre Familie beschützen. Dieses Monster zwingt uns doch zu tun, was es will!“, der Dekan schluchzte.

Yami gingen die Augen auf. Hatte er irgendetwas nicht mitbekommen? Der Dekan begann zu plappern, was ihn für Yami weniger seriös wirken lies. Von einem Dekan, erwartete Yami mehr. Andererseits, wie Bakura ihn genau bedroht hatte, wusste er nicht. Wirklich, Bakura konnte richtig böse sein.

Doch die Worte, die nun aus dem Dekan immer mehr heraus wollten, ließen Yami langsam etwas erahnen. Der Dekan sprach es aus, kaum, dass er begonnen hatte, darüber nachzudenken, für wen der Dekan ihn hielt. „Wir sind doch beide nur Menschen, die leben wollen. Ich dachte, wenn ich Ihnen einen einfachen, alten Raum gebe, einen Platz, dass Sie damit zufrieden sein werden. Sie, sie werden doch nicht ernsthaft behaupten wollen, freiwillig tun zu wollen, was dieses Monster von uns verlangt, nicht wahr?“

Yami schob den Dekan nun sanft zurück zur Wand und ließ ihn los. Nun musste Yami wirklich lächeln. Anscheinend war der Dekan irgendwie zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei Ihm nicht um die gleiche Art Kreatur halten konnte, wie bei Bakura. Ein Grund mehr für Yami, sich zu fragen, wie Bakura den Dekan bedroht haben musste.

Yami sah sich den Dekan an, dieser schluchzte nun und hatte sein Gesicht in seinen Händen vergraben. Doch Yami war nicht wirklich in Stimmung dem Dekan klar zu machen, dass er sich täuschte. Auch wenn er nur zu gerne die Frage losgeworden wäre, wie er darauf käme, dass er nicht wie Bakura sei. Er klopfte dem Dekan auf die Schulter, in der Hoffnung, er würde mit dem Schluchzen aufhören, denn das empfand Yami als unerträglich mit anzusehen.

„Hören Sie, in einem Punkt stimme ich Ihnen sofort zu. Arbeiten, liegt nicht in meinem Interesse. Es liegt mir fern unter vielen Menschen arbeiten zu müssen. Der einzige Grund, weswegen ich hier an ihre Universität gekommen bin, ist, dass ich mein Heimatland damit möglicherweise schützen kann. Schützen vor Ausbeutern und vermeintlichen Archäologen und Forschern, die in ihrer Arbeit zu weit gehen und mehr Schaden anrichten, respektlos mit den Schätzen Ägyptens aus vergangenen Tagen umgehen. Eine Meinung, die auch Bakura vertritt.“ Der Dekan zitterte, als Yami seinen Namen erwähnte. Weswegen Yami inne hielt. „Er ist ein Monster, er ist kein Mensch, er ist schrecklich.“ Der Dekan rappelte sich auf und nun war er es auf einmal, der Yami auf seine Schulter klopfte. Zu Yamis Lebzeiten, hätte er ihn dafür gerne geschlagen und hinrichten lassen. Aber er hatte viele Stunden mit Bakura geübt, diesem hin und wieder aufkommendem Wunsch Stand zu halten. Ein Grund, dass dieses Gespräch überhaupt so verlaufen konnte.

Der Dekan räusperte sich und versuchte tröstende Worte an Yami zu richten. „Er hat Sie ebenso gezwungen für ihn das hier zu tun, nicht wahr? Wir sitzen beide, wie man glaube ich sagt…im selben Boot? Wir müssen zusammen halten. Hören Sie, wenn Ihnen das Zimmer hier nicht gefällt, wenn Sie etwas Besseres wollen als das hier, wenn Sie gar nicht arbeiten wollen, dann…“

Yami unterbrach den Dekan. „Nun, gezwungen ist noch nett gesagt, sagen wir, er fand den Gedanken witzig, dass ich hier in gewisser Weise für Ihn tätig werde.“, versuchte Yami es so zu formulieren, dass er den Dekan in dem Glauben lassen konnte, Sie seien beide Opfer Bakuras. Auch wenn Yami darüber eigentlich schon wieder lachen konnte. Er konnte, wenn er wollte, einfach verschwinden, wer sollte Ihn denn aufhalten?

Doch wollte er diese Unterhaltung mit dem Dekan auch nicht unbedingt ewig weiter führen. Weshalb Yami versuchte, sich kurz zu fassen.

„Ich denke, dieser Raum verdient ein wenig mehr Glanz, für einen Rückzugsort hier an dieser Universität wird er durchaus geeignet sein. Und wenn der sich hinter dieser Tür befindliche Hörsaal nicht in dem gleichen Zustand ist, wie dieses Museum, wäre es vorstellbar, hier die eine oder andere Vorlesung zu halten oder zu unterrichten, nennen Sie es, wie Sie wollen. Ich habe noch nie an einer Universität …nun ja gearbeitet. Meine Interessen liegen darin, nicht aufzufallen, ein Auge auf die Menschen zu haben, die vor haben in meinem Heimatland zu graben, nach Wissen, nach Schätzen und dem Ganzen irgendwie gerecht zu werden. Eigentlich wollte ich nach meinem Medizinstudium meine Ruhe haben.“, zumindest, so dachte Yami, entsprach dass gewisser Weise der Wahrheit. Interessiert, fragte der Dekan nach.

„Medizin?“ Yami fühlte sich etwas seltsam. Hatte Bakura nicht einen unverschämten Lebenslauf abgeliefert? War er doch nochmal wieder gekommen, um darin einige Dinge korrigieren zu lassen. Jetzt, wo er den Dekan so vor sich allein antraf, musste Yami davon ausgehen, dass er allein beim Ändern seines Lebenslaufes Blut und Wasser geschwitzt haben musste. Yami nickte auf die Frage des Dekans, dieser riss daraufhin seine Augen auf. „Was-?“, wollte Yami sofort wissen und der Dekan erklärte, wirkte dieser nun ganz aufgeregt. „Dann war das mit dem abgeschlossenen Medizinstudium kein Scherz? Ich meine, Sie sind wirklich ein Arzt? Entschuldigung, ich, ich…also nahm an, dass dieser, also…ihr Lebenslauf nicht richtig sein konnte. Sie sehen wirklich nicht aus wie 41 Jahre, wie wir bereits richtig gestellt hatten, aber so jung und schon Arzt, ich meine…“, da dem Dekan offenbar Worte fehlten, um sich zu erklären und zu entschuldigen, griff Yami da mal freundlicherweise ein. „Ich habe früh und erfolgreich mein Medizinstudium abgeschlossen. Sagen wir einfach, dass mir das Fachwissen im Blut liegt.“ Die Tatsache, dass er bereits viele Menschenleben gefordert hatte, ließ er dabei charmant beiseite. Yami lächelte abermals. „Eigentlich wollte ich nicht einmal mehr weiter praktizieren.“, erklärte Yami knapp. Doch der Dekan schien auf etwas hinaus zu wollen. Nach kurzem Überlegen, wagte er dann eine Frage. „Könnten Sie sich vielleicht vorstellen, auch nachts zu arbeiten?“ Yami lachte. „Sie geben auch nachts Vorlesungen?“ Yami hatte es geschafft, den Dekan aus seiner Angst zu befreien, dieser lachte jetzt und schüttelte seinen Kopf. „Nein. Bisher nicht, wäre aber auch mal eine Überlegung wert, wenn wir Studenten auch in Nachtkursen unterrichten könnten, würden wir vielleicht sogar daraus profitieren. Aber nein. Ich meinte natürlich, ob Sie vielleicht Interesse hätten, als Arzt nachts zu arbeiten? Wir haben, nicht weit von diesem Gebäude aus, die Uniklinik und mir ist bekannt, dass aktuell gerade Ärzte wünschenswert sind. Speziell im Nachtdienst nicht, aber vielleicht ist nachts auch weniger zu tun? Ich gebe zu, ich kann es nicht einschätzen, sondern nur vermuten. Allerdings, wenn Sie sagen, dass Sie eigentlich gar nicht praktizieren wollen?“, fügte er noch schnell an.

Yami grinste. „Nachts arbeite ich als Arzt garantiert gern. Ich bin eher ein Nachtmensch. Weniger, nun ja, das will ich nicht gerade sagen, es ist anders. Weniger Menschen und ja ich kann mir durchaus vorstellen, als Arzt ein paar Nachtschichten zu übernehmen. Wieso die Frage?“, wollte Yami nun näher wissen. Der Dekan erklärte, dass er Yami gerne irgendwie etwas Gutes tun konnte. Yami fragte sich, inwieweit dies gehen würde, dass der Dekan glaubte, er sei wie er selbst ein Opfer Bakuras?

„Nun, nehmen wir mal an, dass ich hier unterrichten muss, ich habe keine Ahnung, wie viel Arbeit da auf mich zukommen wird, wie häufig ich hier Vorlesungen oder ähnliches geben muss, welche Vorgaben es gibt. Aber ich bin mehr interessiert, mich an besagter Uniklinik für die eine oder andere Nacht als Arzt zu beschäftigen.“ Eigentlich wollte Yami natürlich gar nicht arbeiten, aber Uniklinik bedeutete für Yami auch, potentielles Futter und Leckerbissen. Wenn er hier nun arbeiten würde, musste sich Yami ohnehin etwas einfallen lassen. Denn seine Ernährung würde auf diesen Radius Kairo eingeschränkt nicht funktionieren, noch weniger, wenn Bakura mit ihm hier bleiben würde. Seine Vorzüge als Arzt, direkten Zugang auf Nahrungsquellen ohne Risiko dabei, waren erheblich genug, dass Yami sich bereit erklärte monatlich regelmäßig Nachtdienste zu übernehmen. Für alles weitere würde sich der Dekan selbst kümmern, er habe gute Kontakte, wie er Yami zu verstehen gab.

Was nun seine Arbeit an der Universität anging, so schlug der Dekan vor, ihm zunächst den Saal und den Raum zu belassen, ihm alles an Lehrmaterialen für die entsprechenden Fachgebiete zukommen zu lassen und er sich hier in Ruhe einrichten könne. Zudem würde er Ihm die Möglichkeit bieten, bei Kollegen mit hinein zu schauen, um sich ein Bild von dem Ganzen zu machen. So dass Yami in seine Arbeit hinein wachsen konnte. Zwar fand Yami das ganze schon etwas übertrieben viel entgegen kommen, doch anscheinend wollte der Dekan alles in seiner Macht stehende tun, dass es Yami leicht hatte.

Für den Pharao war diese Art von Betüddeln eher Folter, das einem in den Arsch kriechen kannte er als einstiger Herrscher zur Genüge und war ihm nicht fremd, aber hier handelte Jemand ihm gegenüber aus Mitleid im festen Glauben, ihm helfen zu müssen, weil er ja in der gleichen Situation wie er sei.
 

Der Dekan hatte Yami den Hörsaal gezeigt, diesen hatte Yami als historisch bezeichnet und dem Dekan gegenüber sehr schnell klar gemacht, dass er diesen Ort für seine Lesungen, wenn es denn so weit sein würde, auch nutzen wollte, da er wirklich abgelegen war. Und dass die Studenten dann weit zu laufen hatten, interessierte Yami weniger. Dafür erhielt Yami freie Hand bei der Gestaltung seines „Arbeitszimmers“, welches Yami Museum betitelte. Auf Yamis Frage, nach Entsorgungsmöglichkeiten, sicherte der Dekan ihm zu, alle Vitrinen und Schränke in möglichst kurzer Zeit zu leeren und den Raum reinigen zu lassen.

Im Verlauf des Vormittages erhielt Yami mehrere Schlüssel, gefühlt Tonnen an Papierkram, Unterlagen und zu seiner Verwunderung, Geld. „Wie jetzt?“, fragte Yami nach und der Dekan erklärte ihm mehrere Blätter, die er ihm mit in die Hand gedrückt hatte. „Ist schon gut, Sie werden doch allerhand benötigen, nicht wahr? Schreibtisch, PC, Laptop, Bürostuhl, hier können Sie alles eintragen, aufschreiben, bestellen, die Rechnung geben sie einfach mir.“ Er deutete auf mehrere Stellen, wo Yami auf einzelnen Formularen nur entsprechendes notieren musste, wie zum Beispiel, Büroausstattung, Lehrmaterial und die dazu kommenden Rechnungen. Es folgten weitere Besprechungen, den Papierkram betreffend, etwas, dass selbst Yami zu seiner Zeit kannte. Er hatte das gesamte Land verwalten müssen und fand den Aufwand, der hier für ein paar Notizbücher und ähnliches betrieben wurde reinste Geldverschwendung. Auch wenn er sich sicher war, dass andere Länder dies bestimmt sogar noch in der heutigen Zeit zu toppen wussten. Yami war sich nicht sicher, ob er überhaupt irgendeines dieser Formulare nutzen wollte. Er mochte lieber sich selbst anschaffen, was er brauchte, von seinem Privatvermögen. Yami empfand es in gewisser Weise sogar heute noch als sein Recht, sich in seinem Land, wie er es heute noch nannte, nehmen zu dürfen was er wollte. Er sah sich gerne als rechtmäßiger Eigentümer Ägyptens. Auch, wenn Bakura ihm zu diesem Thema mehrfach vorwarf, wie sehr er das Land hatte im Vergleich zu früher verkommen lassen.

Als dieser lange Morgen ein Ende in Sicht zeigte, meinte Yami noch abschließend zum Dekan. „Vieles von dem heutigen Tag ist aber jenseits eines sonst üblichen Ablaufes, oder?“ „Gewiss, aber das bleibt bitte streng vertraulich unter uns.“ Yami und der Dekan verabschiedeten sich und kaum, dass er das Gelände verlassen hatte, nahm er sich fest vor, Bakura zu verprügeln.
 

Yami war zum Haus seines Freundes gefahren, wo er sich mit Bakura verabredet hatte, wieder einmal. Bakura ahnte, dass etwas los sein würde, denn Yami wirkte so, als wolle er ihn wieder einmal umbringen.

Yami raste mit seinem Wagen auf Bakura zu, der in letzter Sekunde noch zur Seite springen konnte. Fluchend richtete sich Bakura wieder auf und sah auf den Wagen von Yami. Wo hatte er denn DEN jetzt her? Wagen war übertrieben, es sah mehr wie ein Geländewagen aus, ein SUV und nagelneu und weiß. Nicht das typische Auto auf ägyptischen Straßen in einer Stadt.

Bakura trat dennoch auf den Wagen zu, während Yami aus dem Wagen sprang und wütend die Türe zuschlug.

„Was ist denn das da für ein Wagen?“, platzte es aus Bakura heraus. Doch der einstige Pharao war nicht gewillt dem früheren Grabräuber eine Antwort zu liefern. Er würde später ohnehin rausfinden, was für einen Wagen er sich da ausgesucht hatte, nämlich einen Nissan Patrol Y62, nur dass dieser kein handelsüblicher Wagen war, wie ihn Jemand kaufen würde.
 

„Bakura, ich hasse dich! Was genau hast du dem Dekan eigentlich angetan?“, fragte Yami und Bakura rollte mit seinen Augen. „Das hatten wir doch längst Pharao. Was ist denn jetzt schon wieder? Woher hast du eigentlich den Wagen?“, wollte Bakura lieber wissen, auch um vom Thema abzulenken. Inzwischen war Yami bei Bakura angekommen und dieser war schon auf einen Kampf eingestellt, so wie Yamis Wut bereits in der Luft zu spüren war.

„Den habe ich mir bestellt, heute konnte ich ihn endlich haben. Wieso?“ „Sieht nicht wie eine königliche Kutsche oder sowas aus.“, stellte Bakura trocken fest. „Sehr witzig, aber nein, soll auch nicht sein. Ich brauche diesen Wagen für mich und für die Wüste. Außerdem ist das Ding sicher.“, erklärte Yami knapp. „Sicher? Vor was? Schlangen und Skorpionen?“, scherzte Bakrua, doch Yami erwiderte ebenso trocken. „Kugelsicher, Granatensicher.“ „Du hast dir einen gepanzerten SUV bestellt? Wieso denn das?“ „Weil die Menschen von heute scheiße sind, und weil ich überlege den Wagen meinem Freund zu lassen, wenn er ihn mal braucht. Er ist nicht mehr der Jüngste, und wenn ich ihm mal meinen Wagen leihen sollte, dann muss dieser Wagen ihn auch möglichst schützen können.“ „Pharao ist VERLIEBT! Schon wieder! Dein Freund von damals ist heute fast 100 Jahre alt und wird in deinem super Bunker Panzer Wagen nicht sicher vor Altersschwäche sein und elendig verrecken, wenn es so weit ist!“

Bakura flog nach hinten. Yami hatte ihm wütend seine geballte Faust ins Gesicht gebrettert. Bakura hielt sich seine Wange, er blutete. Sein Kiefer und seine Nase waren gebrochen. Seine Wunden heilten bereits wieder, als er aufgestanden war. Doch er blieb dabei. „Du weißt, dass du deine geliebten Menschen nicht vor dem Tod retten kannst, egal wie sehr du dich dafür abmühst. Die Alternative wäre, Sie wie wir werden zu lassen und selbst dann ist es keine Garantie, dass sie es packen.“ Yami senkte seinen Blick und wirkte plötzlich betrübt. „Ich bin nicht in Stimmung für dieses Thema.“ Dann sah er zu Bakura, der sich gerade sein Gesicht abtastete. „Ich bin jetzt Professor und Arzt. Und der Dekan mag mich. Er hält mich für dein Opfer, sowie er sagt, er sei deins.“ Bakura gab ein Quietschen von sich, auch wenn sich seine Verletzungen heilten, befreite es ihm nicht von den Schmerzen, die er hatte, als er Lachen musste, vom Sprechen ganz zu schweigen. Er schluckte ein paar Male. „Was?“, Bakura verstand nicht was Yami meinte und Yami erzählte ihm schnell seine Geschichte.

Bakura schlug vor mit Yami ins Haus zu gehen, da die Mutos ohnehin noch nicht da zu sein schienen und so fanden sich die Beiden wenig später im Wohnzimmer wieder.

„Also, der Dekan – ich kapiere es nicht, ich dachte es sei offensichtlich, dass wir beide- ich meine Ishizu war mit dir nochmal bei Ihm. Ist der Typ wirklich so blöd? Ich meine sogar ihm gesagt zu haben, dass du mein guter sehr alter Freund bist.“ Doch Yami zuckte nur die Schultern. „Vielleicht wirke ich für ihn im Gegensatz zu dir menschlicher?“ Bakrua lachte. „Du, der sich gerne mal als Gottheit hat verehren lassen, menschlicher als ich? HERRLICH!“, grölte Bakura. Ihm schien diese Vorstellung unanständig gut zu gefallen.

Doch wechselte er das Thema. „Deinen Wagen, wo stellst du ihn eigentlich ab? Hast du noch ein Haus, wo du jetzt zwischenzeitlich wohnst oder wie? Denn ich habe mich um die fehlenden Sachen für deinen Liebling gekümmert, falls du es übersehen hast, draußen steht ein von mir besorgter Wagen und alles andere ist auch erledigt.“, erklärte Bakura.

Yami gestand Bakura daraufhin, dass er in der Tat noch mehr Häuser besitze und er nicht weit von hier noch ein Haus besaß in welchem unter anderem seine Lakaien mit untergebracht waren, wo er nun künftig wohnen wollte. Zur großen Sorge seiner Lakaien, versteht sich.

„Wie groß ist das Haus?“, hakte Bakura nach und Yami antwortete damit, dass es Dachterassen, Garten, Balkone, Keller, sowie einen angelegten großen Teich als auch einen Pool besaß. Bakura schnaubte. „Einen Palast, dann sag das doch. Wie viele Schlafzimmer? Unter 100 oder mehr?“ Yami verzog leicht sein Gesicht. „Weniger, Bakura. Ich bin dank dir inzwischen fähig, bescheiden zu sein.“, gab Yami sich überzeugt. „Nochmal, wie viele Zimmer?“, wollte Bakura wissen und Yami seufzte. „Nur 35, glaube ich.“ „35? Wow, wirklich bescheiden!“, schnaubte Bakura und schüttelte sich vor Lachen. Doch Yami erwiderte leicht verstimmt. „Und du bist bescheuert. Du hast den verrücktesten Wagen für meinen alten Freund besorgt, der möglich war.“ Nun war Bakura sichtlich verärgert. Er gab sich unschuldig und beteuerte, er habe nur getan, was Yami gewollt habe, einen Wagen besorgt.

„Immerhin, habe ich auch einen weißen Wagen gewählt, wie der Herr Pharao seinen Wagen.“ „Du hast einen Rolls-Royce Phantom besorgt!“, hauchte Yami, dem dieser Wagen nicht unbekannt war. Bakura korrigierte. „Phantom VIII!“ „Schön, Bakura, aber das ist doch nun echt übertrieben?“ „Sagt mir der Kerl, der einen gepanzerten Wagen besorgt hat. Obwohl er unsterblich ist, mit der Ausrede, den Wagen seinem Menschenfreund zu geben, der vermutlich eh bald abkratzen wird.“ Yami packte Bakura an seinen Haaren und ging auf ihn los wie eine Furie, doch Bakura säuselte mit einem Lächeln Yami zu. „Möchtest du dieses Wohnzimmer kurz vor Eintreffen deines Süßen etwa so verwüsten?“ Yami ließ ihn grimmig los.
 

Natürlich hatte er dies nicht vor. Nachdem die Beiden Herren sich noch eine ganze Weile darüber unterhalten hatten, wer von Ihnen unter anderem mehr über moderne Fahrzeuge wüsste, fiel ihnen ein Geräusch auf, dass sie Beide inne halten ließ.

„Was war das?“, fragte Yami und Bakura überlegte laut. „Ein Auto?“ „Hier?!“

Sofort waren die Beiden auf ihren Füßen und eilten zur Haustüre.

Tatsächlich fuhr ein Wagen gerade den langen Weg zu diesem Haus hinauf. Und Bakura und Yami schlossen zügig hinter sich die Haustüre, nachdem Sie das Haus verlassen hatten.
 

Vielleicht waren die Beiden zu sehr auf ein Auto fixiert gewesen, denn nun sahen Sie, dass sie sich geirrt hatten. Auch Unsterbliche konnten sich mal irren. Aber was dort angefahren kam, machte genügend Krach für einen Wagen. Es war ein Motorrad und nicht irgendein Motorrad, denn niemand anderes als Marik Ishtar saß darauf und brachte sein Motorrad knapp vor den Füßen der Beiden zum Stehen. Marik nahm seinen Helm ab und strahlte den Pharao sofort an. Marik genoss es ohne die Anwesenheit seiner Schwester mit dem Pharao in Kontakt zu treten. Mittlerweile. Doch sein Grund für seinen Auftritt brach aus ihm heraus, noch vor einer höflichen Begrüßungstradition. „Sie sind am Flughafen! Ich habe Sie gesehen! Hy.“, gab er etwas kurzatmig von sich, so als sei nicht das Motorrad gefahren, sondern er die vielen Kilometer selbst hierher gerannt.

Der einstige Herrscher lächelte breit bei dieser Nachricht und beeindruckte Bakura mit einer Erwiderung von Mariks Begrüßung. „Hy Marik. Du hast Sie gesehen? Die Mutos?“, wiederholte der Pharao und Bakura kommentierte dies. „Der alte Mann ist schon schwerhörig was? Genau das hat Marik doch gerade gesagt, man hast du Sand in deinem Schädel?“ „Klappe!“, konterte Yami knapp und sein Lächeln erstarb, als Mariks Blick ernster wurde. „Ja, ich bin hierher gerast, nachdem mir meine Schwester mitteilte, selbst im Museum zu sein und Euch dort nicht gesehen zu haben. Und zum Glück, seid ihr wirklich hier.“, erklärte Marik aufgeregt. Doch Bakura winkte ab. „Seitdem wir wissen, dass sein Ex Lover wieder kommen wird, sind wir täglich hier.“ Yami warf Bakura einen scharfen und warnenden Blick zu. Doch Marik sprach weiter. „Wir haben vergessen zu fragen, wie wir vorgehen sollen. Ich meine, wie Ihr vorhabt Euch vorzustellen.“ Doch Bakura war es erneut, der Yami zuvor kam und meinte. „Na wie schon, sein einstiger Geliebter wird wissen, dass wir Beide nicht gealtert sein werden und selbst er dürfte mich noch flüchtig kennen.“ Yami fügte hinzu. „Klar, du hast so eine bedrohliche Ausstrahlung, die man sich noch nach Jahrzehnten im Gedächtnis behält, Idiot!“ Doch Yami musste darüber nachdenken. Tatsächlich ärgerte er sich etwas, über sich selbst. „Mein Freund kennt mich Marik, was seinen Enkel betrifft, nun ich bin nicht ganz sicher.“, gestand er, weswegen Bakura übernahm. Sehr zum Leid Yamis, der so ein Handeln von ihm nicht mochte. „Klare Regeln, selbst, wenn dein Freund ihm von dir erzählt hat, so wird er wohl kaum erwähnt haben dürfen, wie besonders alt du bist.“ „Er wird sich noch daran erinnern, dass du ihm damals eingebläut hast, ihn zu töten, wenn er etwas über unsere Geheimnisse Preis gibt, Bakura. Ich hatte ihn selbst mehrfach eindringlich davor gewarnt. Aber er wird sich daran gehalten haben.“, beteuerte nun Yami und wirkte aufgewühlt. Er fasste Bakura am Arm und sah ihn mit großen Augen an. „Bakura, du lässt meinen alten Freund in Frieden. Ich möchte ihn wieder sehen!“ „Kannst du, aber stell dich auf ein kurzes Wiedersehen ein, wenn ich ihn in der Luft zerfetzen werde, sollte ich merken, dass er über uns geredet hat. Und dann, kümmere ich mich selbst allein um seinen Enkel.“, dabei leckte sich Bakura genüsslich über seine Lippen.

Marik räusperte sich und unterbrach diese Unterredung. „Entschuldigt, aber ich muss wissen, worauf ich mich einstellen muss.“, erklärte Marik und Yami, der Bakura diese Brutalität nicht unberechtigter Weise zutraute, sog einmal tief die Luft ein, ehe er sich geschlagen gab. „Ich ahne bereits, was ich tun muss. Wieder einmal. Aber, mein Freund wird mich doch sofort erkennen. Ich werde ihm nicht sagen können, Jemand anderes zu sein.“ Doch Bakura grinste breit. „Nehmen wir den Enkel Trick.“ Yami stöhnte. „Nicht schon wieder, diese Tour!“ Marik sah fragend zum Pharao. „Bakura meint, Marik, dass ich mich als mein eigener Enkel vorstellen soll. Es wäre nicht das erste Mal. Aber, ich habe davon kein Wort an meinen Freund geschrieben, was ist, wenn er da nicht gleich mit kommt?“ Daraufhin gab Bakura eine für Yami unschöne Antwort, er bleckte seine Zähne und rieb sich die Hände, so als könne er es kaum erwarten, Yamis einstigen Geliebten eigenhändig umzubringen.

Möglicherweise empfand Yami für seinen alten Freund noch etwas, vielleicht würde es sich verflüchtigen, wenn er seinen einstigen Freund wieder traf. Solche Situationen hatten Bakura und Yami leider in ihren Jahrtausenden schon mehrmals durchmachen müssen.

Viel zu oft hatten sich die beiden vampirhaften Wesen in Menschen verliebt und erkennen müssen, dass Sie ihre Geliebten überdauern würden oder, dass ihr Wissen ihnen gefährlich werden konnte. Auch dass sie sich in Menschen getäuscht hatten und diese hinterher ihre Kenntnisse über Sie missbraucht hatten. Somit gab es eine knallharte Regel, wenn ein Mensch zu viel über sie wusste, durfte der Andere von Ihnen diesen töten sobald er sich selbst um das Wahren seiner Geheimhaltung sorgen musste. Beide hatten einander schon gegenseitig ihre Freunde in viel älteren Zeiten genommen und jedes Mal zerriss es ihnen dabei das Herz. Es hatte eben große Nachteile unsterblich zu sein. Verloren Sie einen Geliebten, würden Sie diesen Verlust mit sich tragen, für immer. Ein Grund, weshalb Bakura und Yami keine Beziehungen pflegten, doch hin und wieder eben passierte es einfach, dass sie sich mit einem Menschen verbunden fühlten. Und immer mussten Sie sich mit dem Beginn einer Beziehung fragen, ob Sie darüber auch hinweg kommen würden.
 

Marik hakte nochmals nach. „Der Enkel von einem Pharao?“ Yami lächelte. Doch Bakura schüttelte nur seine lange weiße Haarmähne. „Quatsch. Der Enkel seines Freundes. Ich habe auch schon den passenden Namen, ist total einfach. Du hast dein Medizinstudium abgeschlossen, wie hast du dich da mit deinen ganzen Pässen und Ausweisen nochmal genannt, Yami?“, fragte Bakura und Yami grub aus seiner Hosentasche seine Papiere heraus und reichte sie schweigend Bakura. Ein Glucksen, seitens Bakura und er gab Yami seine Dokumente wieder zurück. „Wird witzig, Marik darf ich vorstellen, Zalem Sa Ra.“ „Ja und dank dir, Professor und zweimal Doktor, aber ich werde mich ganz in Bescheidenheit üben und keinen Wert auf diese Titel legen.“ Nun grinste Yami und Bakura schnaubte. „Denk nicht mal im Traum daran, dass ich dich irgendwie mit einem Titel anreden werde Yami. Warte Mal, Yami und Zalem? Du warst wirklich unkreativ bei deinem Namen mein alter Freund.“ Nun musste sogar Marik grinsen. „Ist doch gut, kann ich mir leicht merken. Also Zalem. Dann teile ich das meiner Schwester gleich mit. Noch etwas?“, wollte Marik genauestens informiert sein. Und Yami strich sich nachdenklich über sein Kinn. „Hm, sie müssten also gleich hier eintreffen?“ Marik nickte nochmal bestätigend und wies darauf hin, dass er nicht genau sagen könne, wie lange sie hierher brauchen würden. „Es gibt noch etwas Marik, du kennst doch noch mein Haus, das große, mit den vielen Balkonen und dem angelegtem Teich, südlich von hier?“ Marik nickte. „Ja, Klischee Reichtum in Perfektion erfüllt.“ Bakura lachte los. „Nein, nein Marik. Es hat nur 35 Schlafzimmer, für unseren Pharao hier ist das nur eine kleine Stube.“ Yami sah Bakura leicht angesäuert an. Doch dann wandte er sich wieder Marik zu. „Wäre es für dich in Ordnung, wenn du nachher mit mir dort hin fährst?“ „WIRKLICH?“, rief er und wirkte mehr als angetan davon. „Ich sag gleich meiner Schwester Bescheid!“ „Ähm, nein Marik. Ich meinte nur dich. Ich denke, vielleicht wäre es sogar ganz gut, wenn du nicht mit deiner Schwester Ishizu darüber sprichst. Sie ist mir loyal und treu ergeben, aber du hast weniger Skrupel darin mich wie einen gewöhnlichen Menschen anzusprechen oder zu behandeln. Während deine Schwester schon zusammen zuckt, wenn ich ihr mal meine Hand anbiete.“, erklärte Yami und Bakura grinste amüsiert. Denn auch, wenn er es nicht gerne zugab, gab er Yami dieses Mal Recht. Marik wirkte wesentlich offener. Marik schien etwas überrascht von den Worten des Pharaos zu sein. „Heißt das, ich soll einfach so tun, als wären wir Freunde?“ Yami lächelte verschmitzt und trat auf Marik zu, der ihn leicht irritiert ansah, dann wurde er von Yami einfach sanft in seine Arme gezogen und umarmt. Yami ließ ihn gleich darauf wieder los und wirkte sogar irgendwie glücklich. „Test bestanden, Marik.“, verkündete Yami und Marik starrte nun total verwirrt die beiden Männer abwechselnd an, als stünde in ihren Gesichtern eine Antwort auf dieses absurde Verhalten des Pharao. Bakura lieferte die Antwort. „Es gab schon Ishtars, die von einer Umarmung Yamis Schnappatmung bekamen oder ihnen blieb beinahe das Herz stehen.“ Yami seufzte bitter. „Es ist ja ganz reizend, dass ich von eurer Familie den angemessenen Respekt und Ehrfurcht erhalte, aber in manchen Fällen ist sie sogar möglicherweise ein Hindernis. Wenn du Marik dir vorstellen kannst als ein guter Freund von mir hin und wieder in meiner Gesellschaft aufzutauchen, wäre ich zufrieden. Außerdem ist da noch was anderes, ich muss mich mit der heutigen Moderne auseinander setzen. Du bist in dieser Zeit nicht nur aufgewachsen Marik, du hast dein unterirdisches Versteck sogar verlassen und alles, was es heute so gibt aufgesogen wie ein Schwamm. Ich denke sogar, du könntest mich ein wenig unterrichten.“

Bis die Mutos eintreffen würden, unterhielt sich Yami angeregt mit Marik weiter über seine Gedanken, weshalb er gerne Marik bei sich wissen wollte. „Ich mag deine Schwester Marik, aber dir geht es wesentlich leichter von der Zunge mich menschlich und normal zu behandeln als ihr. Und wenn mein alter Freund mit seinem Enkel eintrifft, wäre es ganz gut, wenn du bei uns bist. Zwar beschäftigen Bakura und ich uns hin und wieder mit den zeitgenössischen Neuheiten, aber ich gebe zu, dass ich mich nicht einmal mehr bemühe, diese ganzen Moden intensiv zu lernen oder zu verstehen. Nur so viel, wie ich benötige. Ich habe einfach viel zu viele Erfindungen in den vergangenen Jahrtausenden gesehen. Deswegen wollte ich dich auch damit gleich beauftragen, dich um meine Einkäufe zu kümmern. Ich habe in meinem Auto noch eine gefühlte Tonne Papierkram vom Dekan erhalten und ich muss mir einen alten Lagerraum als meinen Arbeitsplatz einrichten. Ich werde mich wohl nicht länger davon abhalten können, mich mit der heutigen modernen Technik intensiver zu befassen, das letzte, was ich mir nachsagen lassen will ist es, ein junger und unmoderner nicht zeitgemäßer Professor zu sein.“

Marik wartete den Redeschwall seines Pharaos ab, dann grinste er frech diesem ins Gesicht und schüttelte nur seinen Kopf. „Nein, ich werde mich nicht um deine Einkäufe kümmern, Zalem.“ „Marik, du bist ein Ishtar und verweigerst mir deine Hilfe?“, hinterfragte Yami sofort, doch Marik grinste nun noch frecher. „Nein. Ich führe sogar aus, worum DU mich gebeten hast. Ich bin jetzt dein Freund. Als dien Freund begleite ich dich Zalem, um dich bei DEINER Wahl zu beraten, aber du machst deine Einkäufe selbst. Wenn du nicht möchtest, dass ich dir wie meine eigene Schwester in den Hintern krieche, musst du dich schon besser jetzt daran gewöhnen, selbst deine Hände zu benutzen.“

So mit ihm zu reden, hätte sich Ishizu wirklich niemals gewagt, doch Bakura hielt Yami davon ab, sich zu beschweren. „Strafe ihn jetzt nicht für seine Worte Zalem. Du wolltest es doch so haben. Oh das wird gut. Marik, wenn er sich nicht benimmt kommst du am besten gleich zu mir. Ich bring dir gerne auch bei, wie man einen alten Pharao mal ohrfeigt, wenn der mal frech wird.“ Yami verschränkte nicht gerade angetan von diesem Angebot die Arme. „Na schönen Dank auch, Baku!“, schmollte Yami und Marik schien sich nicht ganz sicher zu sein, von Bakura Unterstützung annehmen zu wollen. Schließlich war ihm durchaus seine Hintergrundgeschichte nicht unbekannt. Auch, wenn die beiden Männer vor ihm wie alte Freunde wirkten, waren sie auch harte Konkurrenten gewesen, Feinde, die sich nicht ausstehen konnten. Und wer konnte schon mit großer Gewissheit sagen, dass es da nichts zwischen den Beiden gab, was noch immer offen geblieben war.
 

Bakura fragte Marik, ob er sich seine Maschine schnappen und den Weg in Richtung Flughafen ein Stück entlang fahren konnte, um dann, wenn er sie sah, zügig zurück zu kommen, um Ihnen anzuzeigen, dass sie nun auch wirklich auftauchten.

Marik meinte, dass es Minuten sein könnten und er ihnen geradewegs dabei entgegen fahren könnte, doch Bakura meinte nur knapp, dass er noch ein paar Minuten mit dem Pharao unter sich sein wollte. Marik schaute zu Yami, der nicht so wirkte, als wüsste dieser, was Bakura noch von ihm alleine wollte, stimmte aber zu.

Kaum, dass Marik außer Sicht war, zog Bakura Yami an der Schulter zu sich heran und deutete mit seiner freien Hand zum Haus. „Na los komm schon, das schaffen wir noch, wenn du dir Mühe gibst.“, Bakura zog Yami einfach mit sich hinter das Haus, so dass sie von ankommenden Gästen nicht zu sehen waren. Dort drückte Bakura Yami gegen die Hauswand und noch ehe der Pharao fragen konnte, stopfte Bakura diesem auch gleich den Mund mit einem ungezügelten Zungenkuss, während er mit einer Hand Yami gegen die Hauswand drückte und die andere Hand sich gezielt an Yamis Hose zu schaffen machte. Yami schrie in den Kuss hinein und wand sich unter Mühen aus diesem heraus. „Lass das! Nicht! Mhm.“ Bakura stopfte ihm abermals den Mund mit einem wilden Zungenkuss, als seine Hand sich auch schon mit festem Griff um Yamis bestes Stück schloss und begann zu massieren.

Erst als Bakura spürte, wie Yamis bestes Stück in seiner Hand anschwoll, befreite er Yami auch aus seinen Kuss und hielt ihn weiter gegen die Hauswand gedrückt. „Bakura? Was soll der Mist?“,noch immer versucht, den Kussdieb von sich zu schieben. Doch dieser massierte nun umso intensiver Yamis Gemächt und Yami schien sich zu bemühen, nicht mitzuspielen.

Nicht ganz leicht allerdings, wenn man sich bereits so viele Jahrtausende kannte. Sie kannten einander sehr wohl ihre Vorlieben, leider auch ihre Schwächen. Und des Pharao Schwäche war es leider, benutzt zu werden oder aber auch befummelt zu werden ohne vorher gefragt zu werden.

„Jetzt stell dich nicht so an und lass es zu, ein hartes Zepter zu kriegen Pharao. Oder willst du notgeil werden, wenn dein Liebling wieder kommt und dich vor Erregung in seinem Enkel verbeißen?“

Zwar gab Yami an, dass er sich beherrschen konnte, doch jetzt war er sich da nicht mehr ganz so sicher. „Außerdem solltest du jetzt artig werden und mitspielen und dich nicht dagegen so sträuben. Sie können schließlich jede Minute hier sein.“, mahnte Bakura den Pharao zudem und dieser gab sich widerwillig Bakuras unaufgefordertem Angebot hin.

„Aber mach keinen Dreck.“, verlangte Yami und Bakura sah das als Einladung, glitt vor Yami langsam hinab, nur um wenig später auch schon Yamis bestes Stück fest mit seinen Lippen zu umschließen und tief in seine Mundhöhle einzulassen. Yamis Finger krallten sich in Bakuras weiches langes Haar, während er sich nun mehr von selbst gegen die Wand zurück lehnte und dabei seine Augen schloss.

Sie hatten gerade erst angefangen, als sie schon das Donnern von Mariks Motorrad hörten, welcher wieder zurückkehrte.

Bakura gefiel es, denn so etwas gefiel ihnen Beiden, wenn sie nur begrenzte Zeit hatten und diesen Druck, rechtzeitig fertig zu werden. Yami stieß sich jetzt Bakura entgegen und dieser leistete ganze Arbeit mit seiner Zunge.

Als Marik seine Maschine abgestellt hatte und sich fragte, wo die Herren abgeblieben waren, gab Bakura bereits Schluckgeräusche von sich, gefolgt von schleckenden Säuberungsarbeiten nach dem kleinen Lustspiel.

Danach wartete Bakura nicht auf seinen Freund, sondern wischte sich nur seinen Mund kurz ab, ehe er aus seinem Versteck hinterm Haus hervor trat und Marik zuwinkte. Von weitem hörte man jetzt auch ein weiteres heran nahendes Fahrzeug. „Genau rechtzeitig gekommen!“, verkündete Bakura laut, die Mehrdeutigkeit hinter seinem Spruch verstand Marik nicht, dafür aber Yami, der sich seine Kleidung gerichtet hatte und nun auch hinter der Hauswand hervor trat.

Was die Jungs hinterm Huas getrieben hatten, erahnte Marik nicht einmal. Er lächelte nur den Pharao freundlich an und dieser legte einen Arm um seine Schultern. „Denk dran, Zalem und du bist unser Freund.“, erinnerte Yami und wirkte auf Marik ungewöhnlich tiefenentspannt.

Oh wenn Marik nur wüsste wieso.

Ein großes Auto kam herauf gefahren und hielt schließlich an. Aus diesem stiegen als erstes Yamis Lakaien aus, diese hatten sich dank Yamis Ansage nicht getraut auch nur einen Tag nicht am Flughafen zu sein, um nachzusehen. Die Hintertüren des Fahrzeug öffneten sich und heraus stiegen Yamis Freund und zur anderen Seite sein Enkel.

Die Lakaien des Pharaos kümmerten sich um das Gepäck und luden den Wagen aus, als sich auch schon die Blicke des Pharao und seines Freundes trafen.

Bakura stupste Yami leicht in den Rücken und erinnerte ihn unschön an ihre Regel. „Denk dran.“, mehr hatte Bakura nicht gesagt und trat vor und begrüßte höflich den alt gewordenen Muto und dessen Enkel, der noch kaum zu sehen war, weil er darauf bestand beim Ausladen des Wagens behilflich zu sein.

„Hy Kleiner, ich bin Bakura. Ihr seid also die Mutos, das da hinten ist ein guter Freund von mir Zalem. Er ist der Enkel des Vorbesitzers dieses Grundstücks. Euer Freund lässt sich entschuldigen, das Wetter heute macht dem alten Sack zu schaffen.“, erklärte er knapp und mit einem Charme, der Yami hätte am liebsten im Boden versinken lassen. Auch Marik, der nun hinzu trat, da man ihn nicht vorgestellt hatte, staunte über Bakuras Art einander vorzustellen. So sehr, dass er eigentlich schon wieder recht froh darüber war, nicht on diesem vorgestellt worden zu sein.

Salomon rief daraufhin seinem Enkel zu, nachzusehen, ob seine Reisetabletten in einem der Koffer hinten gelandet waren, ein billiger Vorwand doch genug, um Bakura knapp und leise, dafür aber deutlich genug zu antworten. „Verstehe. Ich habe dich nicht vergessen Bakura.“, antwortete Salomon Muto und trat an diesem nun vorbei, wo bereits Yami ihn mit einem Blick anstarrte, der so viel mehr sagte wie tausend Worte. Gut nur, dass Yugi sich noch mit den Lakaien Yamis abmühte, sich bei Ihnen bedankte und meinte, dass Sie wirklich nicht länger auf ihre Hilfe angewiesen sein würden.
 

Yami wäre seinem alten Freund am liebsten um den Hals gefallen, ja sein Freund war älter geworden und die Zeit hatte deutlich ihre Spuren an ihm hinterlassen, im Gegensatz zu ihm. Yami fiel es Dank Bakura wirklich leichter, ruhig zu bleiben. Auch wenn er merkte, dass seine Zähne länger und spitzer geworden waren. „Freut mich, gerne dürft ihr mich Zalem nennen, mein Großvater hat mir von Euch viel erzählt.“, log Yami und Salomon nickte, packte Yami an seiner Kleidung und zog ihn einfach in seine Arme, wobei er tief einatmete. „Für dich bin ich einfach Opa Muto oder Salomon, wie für meinen Freund.“, stellte Salomon sofort klar, als sich Marik auch schon räusperte. Langsam fühlte dieser sich schon ein wenig vergessen. Yami löste sich schweren Herzens von seinem Freund und deutete auf Marik. „Mein Freund Marik Ishtar. Er und seine Schwester Ishizu Ishtar haben nicht weit von hier ihr Museum und widmen sich mit Leib und Leben für den Erhalt altägyptischer Kunstgegenstände und Artefakte.“, stellte Yami Marik höflich vor und rief seine beiden Lakaien. „Lasst es gut sein. Ihr werdet nicht länger benötigt.“ Erst jetzt ließen sie von dem jüngeren Muto ab, dem sie nicht die Koffer überlassen wollten. So groß war die Angst der Lakaien nämlich, als sie Yami erkannt hatten. So waren sie drauf und dran gewesen, sich um alles für die Mutos kümmern zu wollen. Die Koffer und Taschen auf dem Boden abgestellt, verließen Yamis Lakaien schließlich ohne ein weiteres Wort den Platz, indem sie mit dem gekommenen Wagen wieder weg fuhren.

Erst jetzt trat auch der Jüngste vor, vor seiner Brust auf seinen Armen gestapelt ihr gemeinsames Handgepäck, welches er vor seinem Großvater auf dem Boden ablegte. „Deine Reisetabletten sind noch hier im Rucksack Großvater.“, antwortete der junge Mann japanisch und begrüßte ebenso höflich und respektvoll nun Marik, Bakura als auch Yami.

Dabei rutschte ihm etwas um seinen Hals leicht nach vorne, es war eine goldene Pyramide.
 

Bakura und Marik begrüßten den jungen Muto, während dem Pharao die Gesichtszüge entglitten, weil er als erstes gesehen hatte, was genau da dieser Junge um seinen Hals trug.

„Du? Du trägst das Puzzle?“, entfuhr es Yami und sein Blick huschte völlig perplex zu seinem alten Freund herüber. Marik und auch Bakura reagierten auf yamis Frage ziemlich synchron. „WAS?“, riefen Sie und starrten auf den Enkel Muto, der sich gerade offensichtlich wie ein Fisch in einem Glas fühlte, so wie Sie ihn alle anstarrten.

Salomon legte sofort seinen Arm um seinen Enkel und zog ihn nah an sich heran. „Er hat es gelöst.“, erklärte Salomon knapp und sah dabei halb flehend, halb um Verzeihung bittend seinem alten Freund in die Augen. Doch dieser rührte sich nicht, sondern schaute nur auf das Puzzle.

So viele Jahre hatte er dieses Artefakt nicht mehr in diesem Zustand gesehen.

Yugi sah fragend zu Marik und Bakura und fragte höflich in seinem gelernten arabisch. „Geht es Eurem Freund nicht gut?“ Marik und Bakura tauschten kurze Blicke, überlegend was sie sagen sollten, als Yami sich zurück in die Realität und zu Wort meldete.

„Es geht mir gut.“, antwortete Yami nun und wechselte ins japanische über.

Yugis Augen weiteten sich zu seiner eigenen Überraschung sprach dieser Mann ja seine Sprache. „Sie sprechen unsere Sprache?“ „Ja. Ich muss. Ich befasse mich mit vielen Sprachen. Bei meinem Freund Marik bin ich mir weniger sicher, ob er diese Sprache fließend spricht, aber zum Verständnis dürfte es durchaus genügen. Mein Freund Bakura beherrscht die Sprache ebenfalls. Du bist also Salomon Mutos Enkel Yugi Muto.“, stellte Yami nochmals fest, rieb sich dabei seine trockene Kehle und sah dann zu seinem ehemaligen Liebhaber herüber. Oh wie es ihn schmerzte, dieses Theater gerade durch zu führen. Das alles war wirklich viel, zu viel, wie er merkte. Yami fasste sich an seinen Hals, der Moment, in dem Bakura nur zu gut wusste, was dies bedeutete. Yami war gefährlich, seine Kehle brannte und er wurde durstig.

„Nun wir sind gerade eben fertig geworden und waren hier, um nach dem Rechten zu sehen. Bestimmt seid ihr von eurer langen Reise noch erschöpft und möchtet euch erst einmal ausruhen.“, behauptete Bakura und Yugi schüttelte seinen Kopf. Doch Salomon meinte, die Warnzeichen seines alten Freundes durchaus gut kennend. „Wir würden uns gerne erst einmal etwas ausruhen. Yugi ich denke uns bleibt genug Zeit, um uns in Ruhe kennen zu lernen. Vielen Dank für den freundlichen Empfang.“ Bakura übernahm es zu reden und schob dabei Yami leicht hinter sich. „Eurem alten Freund geht es den Umständen entsprechend gut, sein Enkel wollte, nachdem wir hier fertig sind auch wieder zu ihm.“ „Verstehe.“, entgegnete Salomon und verabschiedete die drei höflich, nicht seinen Arm von Yugi lassend und wartete bis Yami sich in den Wagen gesetzt hatte. Marik gab dem älteren Muto ein Kärtchen vom Museum worauf auch eine Telefonnummer war. „Einfach anrufen und nach mir fragen, wenn ihr soweit seid.“, bot Marik an und Salomon bedankte sich abermals, als dieser sich auch schon auf sein Motorrad schwang und als erster davon sauste.

Er würde auf direktem Weg zu seiner Schwester fahren. Was gerade hier passierte musste er ihr einfach persönlich sagen.

Der Pharao, sein Freund, das Puzzle, gelöst. Das hatte seine Schwester, da war er sich ganz sicher nicht kommen sehen.

Bakura war schon halb auf dem Weg zu Yami in seinen Nissan, als ihm da noch etwas einfiel und er noch einmal umdrehte und Yugi kurz darauf auch schon etwas in die Hand drückte. „Die Autoschlüssel, Papiere und so liegen im Wagen. Bis dann.“

Mit diesen Worten eilte Bakura auch schon zum Wagen, bemerkte nun, dass sich Yami auf die Beifahrerseite gesetzt hatte, stieg zu ihm hinzu und fuhr mit ihm davon.
 

Zurück blieben Yugi und sein Großvater. „Ich dachte dein Freund sei schwul, Großvater.“, dabei grinste nun Yugi und Salomon errötete. Natürlich, sein alter Freund hatte sie gerade persönlich begrüßt und überlegte nur. „Naja, vielleicht wollte er mir seine kleine Sünde nicht in einem Brief verraten. Dürfte lustig werden, wenn ich mich mit ihm allein mal treffe.“ „Hey? Willst du mich nicht wenigstens deinem alten Freund vorstellen, Großvater?“ Salomon lachte los. Doch nickte schließlich, als er sich langsam wieder in den Griff bekam. „Später. Später Yugi. Das war wirklich eine sehr nun ja erfrischende Begrüßung. Lass uns mal unser ganzes Gepäck rein bringen und in Ruhe auspacken. Dann können wir uns immer noch ausruhen.“, meinte Salomon und wirkte fast wie ausgewechselt, hatte seinen Enkel nun endlich los gelassen und sich fast schon zu übermütig das Handgepäck über die Schultern geworfen, fröhlich ein Liedchen auf den Lippen summend öffnete er die Haustüre.

Nur um anschließend sein und Yugis geschultertes Handgepäck mit einem Krachen gleich wieder fallen zu lassen. „WAS um HIMMELS WILLEN?“ Yugi war sofort zu seinem Großvater gehüpft. Hatte er eigentlich gerade sagen wollen, dass das alles andere als eine normale Begrüßung gewesen war.

Doch kaum war er hinter seinem Großvater im Hausflur hinein gekommen, verschlug es selbst ihm die Sprache. So hatten sie das Haus natürlich nicht verlassen. Alles war modernisiert worden, von Grund auf.

Yugi war nicht einmal aufgefallen was Bakura ihm da in die Hand gedrückt hatte, dass es Autoschlüssel waren, gut. Aber von was für einem Wagen, das hatte er noch gar nicht richtig begriffen. Yugi sammelte ein weiteres Mal ihr Handgepäck ein und folgte seinem Großvater, der gerade aus ins Wohnzimmer lief. Das Wohnzimmer war wunderschön gemütlich hergerichtet worden und man sah, dass sich da Jemand wirklich Gedanken über ihre Herkunft gemacht hatte. Auffallend war nur, dass in einer Halterung ungewöhnlich viele Kuschelkissen in allerlei Farben gestopft worden waren.

Bei der Küche allerdings fand Yugi seine Sprache wieder. „Okay, das ist mal eine Küche, wie ich sie vielleicht in einem Restaurant verstehen würde. Großvater? Wie reich muss dein alter Freund sein? Ist das hier überhaupt noch das richtige Haus?“ Doch Salomon nickte nur erneut. „Nun ja, ich glaube, das ganze hier soll heißen, ich freue mich dich wieder zu sehen alter Freund. Jetzt bin ich mir hundert prozentig sicher, dass er mich vermisst hat. Wow, schau dir mal diesen Kühlschrank an.“ Yugi entdeckte den doppeltürigen Kühlschrank leicht, war kaum zu übersehen gewesen. Dann fasste er sich an sein Puzzle und betrachtete nachdenklich sein Spiegelbild in einer der Kühlschranktüren. „Du Großvater? Woher wissen die von meinem Puzzle? Hast du gesehen wie dieser Zalem reagiert hat?“

„Hm? Das Puzzle, nun ja überleg doch mal wo ich meinen damaligen Freund fand und kennen lernte. Er war genau so weit in diesem Grab gekommen wie ich. Natürlich kennt er das Kästchen mit dem darin befindlichem ungelösten Puzzle. Ich denke, nun da er offenbar selbst einen Enkel hervor gebracht hat, dass er ihm davon bestimmt ebenso viel erzählt haben wird, wie ich dir mein Junge. Also entspann dich einfach Yugi.“ „Ich dachte fast, er wollte es mir vom Hals reißen, Großvater.“, gestand er leise und Salomon umarmte seinen Enkel. Konnte er ihm gar nicht sagen wie froh er war, dass sie beide noch lebten, bei dieser Situation vorhin, hatte Salomon bereits schreckliche Szenarien im Kopf gehabt, die hätten eintreten können.

„Hm. Okay, ich glaube, ich hole unser ganzes Gepäck erst einmal herein und dann erkunden wir gemeinsam dieses Haus neu?“ „Danke Yugi, aber lass mich auch etwas tragen.“ „Ich bin schneller als du, du nimmst erst einmal deine Reisetabletten, die du wolltest.“

Als Yugi die Hälfte ihres Gepäcks bereits in den Eingangsbereich getragen hatte, stand sein Großvater immer noch in der Küche, die ganze Arbeit bewundernd.

Yugi beschwerte sich nicht, sondern trug nun auch das restliche Gepäck ins Haus, bestand aber darauf erst Ruhe zu geben, wenn sein Großvater endlich die Tabletten genommen hatte.

"Männliche Gespräche"

Kapitel 8
 

„Männliche Gespräche“
 

Yami saß schweigend auf seinem Beifahrersitz und starrte aus dem Seitenfenster, verfolgte den Lauf der Straße. Sie fuhren weg von der Stadt, als vereinzelte Gebäude mehr und mehr an Yamis Augen vorbei zu fliegen schienen, fiel diesem erst auf, dass Bakura den Wagen inzwischen weiter beschleunigte. Das Thema Verkehrsregeln sah zwar Yami nicht so genau, war er da wieder einmal mehr der Überzeugung, er dürfe sich in seiner Heimat sowas erlauben, doch als er merkte, dass Bakura nicht langsamer wurde, sondern noch schneller, wandte er sich von der vorbei fliegenden Landschaft ab und schaute zu Bakura rüber. „Willst du abheben?“, fragte er nach und Bakura beschleunigte weiter, während er sich zur Seite wandte, um Yami in die Augen zu sehen. „Nein. Aber ich will dich hier weg bringen, bevor wir uns die nächsten hundert Jahre nicht mehr in unserer Heimat blicken lassen können.“, erklärte Bakura. Doch Yami erwiderte. „Nein. So schlimm ist es nicht, Bakura, bitte fahr langsamer.“ Yami bemühte sich, gefasst und nicht ausgetrocknet zu klingen, letzteres gelang ihm nicht, dafür kannte Bakura ihn viel zu lange. Unbeeindruckt, trat Bakura anscheinend noch stärker auf das Gaspedal, doch Yami wurde lauter. „HÖR AUF! Die halten uns gleich noch an!“ „Nicht, wenn sie uns nicht einholen. Dein Wagen hat einen ordentlichen Wumms drauf, soll man gar nicht für möglich halten, bei dem Gewicht.“, kommentierte Bakura nach wie vor gelassen, doch Yami packte jetzt Bakuras Arm, so dass dieser leicht das Lenkrad verriss und sie einige Schlenker auf der Straße fuhren. „Lass den Scheiss Pharao!“, fauchte nun Bakura. „Dann geh vom Gas runter! SOFORT!“, brüllte er und Bakura nahm seinen Fuß vom Gas, worauf hin Yami auch seinen Arm wieder los lies. Kaum, dass Yami dies getan hatte, trat Bakura erneut aufs Gas und Yami fluchte. „Mann, Bakura! Es geht mir wirklich gut. Bitte hör auf, ich will mit dir reden.“ Bakura sah erneut zu Yami und dieser betonte. „Vernünftig reden, bitte.“ Bakura ließ erst jetzt das Gas in Ruhe und der Wagen wurde langsamer. „Ich höre, Yami?“, fragte er, schaute dabei aber auf die Straße.

Bakura erwartete von Yami nun eine lange Brabbelei, dass er dringend zurück wolle, er gar nicht durstig sei, doch Yami quängelte nicht oder jammerte herum.

Yami atmete einmal tief durch und sah nach vorne auf die Straße, während er aussprach, was in ihm vorging.

„Ich dachte, ich würde den Verstand verlieren, aber irgendwie ist es gar nicht so schlimm, ich habe einfach nur Durst, weil ich mich so aufrege.“

„Das letzte Mal habe ich irgendwo in Europa vor 173 Jahren einen kleinen Vorort ausgelöscht aus Liebeskummer. Wenn du sagst Yami, dass du dich aufregst, dann, verlassen wir am besten erst einmal das Land und fahren irgendwo hin, wo es egal ist, was du anstellst.“, wandte Bakura ein, doch Yami beteuerte, so sei es wirklich nicht bei ihm.

Die Tatsache, dass Yami dies ruhig ansprach, war der Grund, weshalb Bakura ihm weiter zuhörte.

„Ich meine nicht so aufgeregt, Bakura. Es ist nur, es ist nicht mein Freund, was mich aufregt. Es ist…ER trägt mein Puzzle!“, brach es aus Yami heraus und Bakura bremste den Wagen ab, lenkte den Wagen an den Fahrbahnrand und hielt schließlich an.

Er sah Yami mit besorgten Blick in die Augen. „Yami, fang jetzt nicht an zu…“Doch Yami zog Bakura zu sich heran und drückte ihn an sich. Yamis Stimme zitterte. „Er hat weder mein Grab gefunden, noch die darin befindlichen Prüfungen durchlaufen, er hätte es nicht lösen dürfen, Bakura. Mein Freund hätte es tun dürfen, nicht sein dummer, kleiner Enkel!“, letzteres fauchte Yami beinahe und Bakura hatte ihn und Yami abgeschnallt und seinen Pharao erwidernd in seine Arme gedrückt.

Bakura war sich sicher, dass sein alter Freund und Feind geweint hätte und sein Pharao weinte so gut wie niemals. Eine ganze Stunde verbrachten sie so verrenkt im Wagen, ihre Arme umeinander geschlungen. Bakura zeichnete sich nicht gerade durch geschickte und taktvolle Wortwahl aus, aber er bemühte sich, seinen Pharao davon abzuhalten, in seinem Gefühlschaos zu ertrinken.

„Yami. Es ist gelöst, er kann die Prüfungen noch nachholen, dein Grab finden und sich als würdig erweisen. Und vielleicht ist es auch kein Hindernis.“, begann er und Yami schluckte schwer.

„Jetzt habe ich Halsschmerzen.“, kam es knapp mit trockner Kehle aus Yamis Mund und Bakura sah sich um. „Hier ist nichts Yami. Hör zu, wenn ich dich vielleicht nur kurz allein ließe, könnte ich in ein paar Stunden mit ein paar geeigneten Menschen wieder zurück sein. Meinst du, du hältst so lange aus?“, etwas, dass Bakura nicht versuchen wollte, diese Art Versuche waren in ihrer langen Lebenszeit schon häufiger gescheitert.

Ironischerweise zeigte sich der Pharao auf Bakuras Angebot hin wirklich vernünftig und verneinte. „Keine gute Idee, lieber dann ein,…Tier.“ Yami verzog dabei leicht angewidert das Gesicht, dabei fielen Bakura seine scharfen Reißzähne auf.

Er schob Yami in seinen Sitz zurück und wies ihn an, sich wieder anzuschnallen. „Okay, Yami, mach dein Fenster auf und streck deine Nase raus.“ Yami tat ganz lieb und artig, was Bakura ihm sagte, denn er nahm es weniger als einen Befehl wahr, als vielmehr eine Hilfe.

Bakura schnallte sich in der kurzen Zeit wieder an und startete den Wagen, während Yami, auch wieder angeschnallt bereits sein Fenster geöffnet und seinen Kopf rausgestreckt hatte.

„Schwierig.“, hauchte er leise und schloss daraufhin seine Augen, um sich besser zu konzentrieren.

„Lass dir Zeit, wenn du mir sagst, du bist noch nicht so weit, dass du…“, doch Yami unterbrach Bakura und deutete nach vorne auf die Windschutzscheibe. „Vorne, weit rechts ist etwas. Riecht wie ein Tier.“ Bakura löste die Bremse und gab nun gleich Vollgas.

Wenn einer von Ihnen wirklich durstig wurde, verstärkten sich irgendwann eben auch ihre Jagdinstinkte. Bakura war vielleicht durch das Ganze auch ein wenig aufgeregt, vielleicht eher sogar unsicher, was diese neue entstandene Situation für sie bedeuten würde, doch keineswegs durstig genug, um weiter entfernte Beute gezielt wittern zu können.

Leider mussten sie dieses Spiel einige Male vergeblich wiederholen. Zwar witterte Yami jedes Mal aufs Neue korrekterweise Tiere, aber seinem Durst entsprechend bevorzugt nach größeren Tieren, sodass die ersten Resultate jedes Mal Kamele, oder eben andere Haustiere waren. Bakura seufzte bitter, jedes Mal witterte Yami ein Tier, welches Jemandem gehörte.

Mit der Anzahl seiner Versuche ein wildes Tier zu wittern, stieg Yamis Frust und Bakuras Sorge, dass dies so nicht lange weiter gehen konnte. Schließlich setzte er Yami eine Grenze. „Noch einen Versuch, oder lieber gleich in den Nil?“, fragte Bakura und Yami ließ sich darauf ein, dass Bakura eine Stelle am Nil für Yami fand, in welche er abtauchen konnte.

Auch, wenn Yami sich sicher fühlte, in Gegenwart von anderen Menschen keinen Mist zu bauen, er wollte das Schicksal nicht herausfordern.

Sie fuhren sehr weit, bis sie nicht nur Kairo und Gizeh hinter sich gelassen hatten, es wurde bereits dunkel. Zeitweise hatte sich Bakura sogar an Verkehrsregeln gehalten, allerdings nicht, aus Sorge vor einer Kontrolle, sondern viel mehr deshalb, weil Bakura befürchtete, Yami würde diese armen Kerle als freiwillige Mahlzeit in Uniform interpretieren.

Als Bakura anhielt und knapp meinte, dass dieser Platz geeigneter sei als alles andere, schlug Yami seine Augen wieder auf.

„Wo sind wir hier?“, fragte Yami etwas verwirrt und Bakura gab ihm höflich eine Antwort. „Vor meiner kleinen Villa.“, Bakura klang dabei in keinster Weise prahlerisch, obwohl er doch irgendwie etwas stolz auf sein Eigenheim zu sein schien.

„Deine Villa? Wie?“, fragte Yami abermals und Bakura stellte den Wagen ab, stieg aus und öffnete sogar Yami die Beifahrertüre. „Ja Yami, meine Villa. Ich weiss zwar nicht genau wieso du 35 Schlafzimmer benötigst, meine kleine Villa besitzt insgesamt nur 8 Zimmer, wobei meine Villa nicht unbewohnt ist. Ich lade dich zu mir ein, aber du musst die Menschen dort am leben lassen.“, klärte Bakura seinen alten Zeitgenossen über die Regeln seiner persönlichen Speisekarte auf.

Yami hinterfragte es nicht, wollte er nur das Brennen in seiner Kehle löschen. Wie Bakura darauf kam, dass er seine Menschen am leben ließe, wo er doch von ihm erwartete, ein ganzes Dorf tilgen zu können, war Yami unbegreiflich, doch nach einer so uninteressanten langen Autofahrt, war ihm selbst das unwichtig.

Bakura führte ihn in seine Villa hinein. Sie war gemütlich eingerichtet, auch wenn sich hier kein klarer Stil erkennen ließ. Möbel, die sehr alt waren standen mit anderen Möbeln zusammen, die wiederum neu wirkten. Alles wirkte sehr farbenfroh und rote Farbtöne schienen sich wie ein Leitfaden durchs ganze Haus zu ziehen. In einem großen Wohnzimmer saß eine Menschenfamilie gemütlich beisammen und schaute offensichtlich gerade einen spannenden Film im Fernsehen, als Bakura mit Yami das Zimmer betrat. Bakura wurde freundlich begrüßt und gefragt, ob er etwas essen möchte. „Nein, heute nicht. Zwei von Euch älteren genügen für meinen Freund.“ Zwei junge Männer standen darauf hin vom Sofa auf und traten auf Yami zu und legten unaufgefordert ihre Hälse frei. Yami starrte fragend auf die Männer, dann zu Bakura. „Lass sie einfach am leben Yami. Wäre nett.“ , meinte Bakura sehr knapp. Als Yami auf den ersten der beiden Männer zutrat, sah er, dass nicht nur am Hals, sondern auch weiter abwärts ältere Bissspuren zu erkennen waren, in Form kleiner verdächtiger Narben. Yami biss den ersten Mann, es dauerte nicht lange, bis dieser in die Knie ging. Yami ließ von ihm ab, leckte sich über seine Lippen und zog daraufhin auch schon den zweiten Mann zu sich heran und trank auch von diesem, bis dieser sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Yami lächelte und zu Bakuras Überraschung, sagte ihm Yami, er sei gesättigt. „Das hat gut getan.“, gestand er Bakura und Bakura wies die Familie an, sich um ihre beiden ältesten Söhne zu kümmern.

Insgesamt lebten hier die Großeltern zweier Familien, ihr Sohn und ihre Tochter mit ihren beiden jungen erwachsenen Söhnen. Die Mutter der beiden Männer versorgte ihre frischen Bisswunden und wirkte dabei recht routiniert. „Dann genießt noch euren Abend.“, meinte Bakura und wandte sich schon um, wollte er mit Yami wieder gehen, als der Vater der Bissopfer sich meldete. „Herr?“ „Hm?“, reagierte Bakura kurz angebunden, sichtlich, dass er sich nicht lange unterhalten wollte. Aber auch nur, weil er noch nicht sicher war, dass Yami nicht gleich doch der Blutdurst packte. „Unsere Söhne sind im besten Mannesalter und sind bereit, ihre eigenen Familien zu gründen.“, setzte der Vater der Beiden an und Bakura ahnte, worauf es hinaus lief. „Ein Mensch dazu, für einen Menschen weniger. Wie immer. Denkt darüber nach. Wir haben nicht die Absicht hier zu übernachten, wir waren nur auf der Durchreise. Aber, wenn Ihr ernsthaft über einen Generationswechsel in diesem Hause nachdenkt, werde ich nun regelmäßig hier vorbei schauen. Nochmal, genießt euren gemeinsamen Abend.“

Mit diesen Worten verließ Bakura das Wohnzimmer und auch seine Villa, Yami folgte ihm unaufgefordert nach draußen, wo er sich auf die Fahrerseite seines Nissan zubewegte. „Ich fahre wieder Bakura. Gib mir bitte die Schlüssel.“ Bakura blieb an der Beifahrerseite stehen und warf ihm nach kurzem Überlegen, die Schlüssel zu.

Wenig später hielten sie an einer Tankstelle und fuhren noch ein wenig später wieder zurück, in Richtung Museum. Bakura beschwerte sich nicht über die eingeschlagene Richtung, denn Yami hatte ihm bewiesen, dass er sich wirklich unter Kontrolle hatte.

Was Yami während der Fahrt vielmehr beschäftigte, waren die Menschen und das Bakura sich eine hübsche kleine Villa zugelegt hatte. Es dauerte auch nicht lange, bis Yami das Thema ansprach.

„Die Villa ist alt.“, merkte Yami an. „Ja.“, bestätigte Bakura knapp und Yami fuhr fort. „Die Menschen, die du dort wohnen lässt, wie lange wohnen Sie dort schon?“ Bakura überlegte nicht lange. „Von Anfang an. Ich habe die Villa schon so lange, wie es sie gibt. Ich habe mit ein paar Menschen angefangen, die irgendwann auch Kinder hatten. Sie können haben was sie wollen, solange sie mich jederzeit von ihnen trinken lassen. Hin und wieder wechseln lediglich die Generationen. Die Großeltern sind alt, ich hatte ehrlich gesagt daran gedacht, dass du sie umbringst.“, gestand Bakura darüber noch hinaus und Yami wurde misstrauisch. „Wenn du vorhattest, mich die älteste Generation töten zu lassen, wieso hast du mir dann die beiden jüngsten Erwachsenen angeboten?“ „Nun, weil ich wissen wollte, ob du dich wirklich im Griff hast Yami. Aber anscheinend habe ich mich wohl geirrt und meine Sorge war unbegründet. Du hattest offenbar wirklich einfach nur guten Durst. Bevor du mich weiter ausfragst Yami und das wirst du garantiert, beantworte ich dir deine Fragen lieber gleich selbst. Sklavenhaltung liegt mir nicht so wie dir. Hin und wieder halte ich mir kleine Familien und das funktioniert auch. Ich kriege ihr Blut und Sie ihr Leben. Wenn die Ältesten zu alt sind, entledige ich mich ihrer, wenn Sie mir nicht zuvor kommen. Und du wirst mich bestimmt auch gleich fragen wollen, wie es sein kann, dass sie mich nicht verraten oder meine Lieblingsnahrung ausplaudern. Sie werden ist nicht tun, sie sind mir dankbar.“ „Pf. Dir dankbar?“, fragte Yami zweifelnd. Doch Bakura sah ihn sehr ernst an. „Yami, glaubst du mir? Wenn ich dir sage, dass Sie es wirklich niemals tun werden?“ Yami war nicht besonders überzeugt und würde sich bei Gelegenheit selbst ein Bild davon machen. „Sie sind keine Gefangenen oder Sklaven und ich warne dich, solltest Du auch nur auf die Idee kommen, dich an einen von Ihnen ohne mein Einverständnis zu vergreifen, dann werde ich dich wieder umbringen!“ Yami musste lachen. Sich gegenseitig zu drohen, wenn man nicht sterben konnte wie Menschen, war einfach komisch. Sie konnten sich gegenseitig nerven, ärgern oder in unangenehme Situationen bringen, aber viel mehr war da einfach auch kaum möglich.Am Ende rang Bakura aber immerhin Yami das Versprechen ab, dass er seinen Menschen nichts tun würde, was sie nicht wollten.
 

Es war früher Morgen als Yami und Bakura sich ins Museum schlichen. Den Wagen hatten sie vor dem Museum abgestellt. Ein Wunder, dass sie bei ihrem Fahrverhalten sowohl auf ihrem Hinweg als auch Rückweg keinerlei Ärger bekommen hatten, es grenzte wirklich an ein Wunder.

Im Museum war jedoch von den Ishtars auf erstem Blick, niemand da, weshalb Yami in ihrem geheimen Zimmer erst einmal diese anrufen wollte, doch dann merkte er, dass auf dem Sofa eingerollt Marik lag und sichtlich tief und fest schlief.

Leise schlichen sich Bakura und Yami zu ihm und ohne zu überlegen brüllten beide ein donnerndes „GUTEN MORGEN!“ Marik fuhr hoch, ein Wunder, dass er nicht bis an die Decke schoss. Kaum, dass er aufrecht auf dem Sofa saß, rieb er sich nochmal seine Augen. „SPINNT IHR? Zalem, ich habe auf dich STUNDENLANG gewartet! Das erste mein Freund, was du dir besorgst ist ein Scheiss Handy! Ein anständiges und du auch Bakura. Und überhaupt was sollte das hm? Zalem ich habe mich mit dir bei deiner Villa verabredet und rate mal, du bist einfach mit ihm hier weg gefahren. Ich habe hier gewartet, so genau kenne ich den Weg doch auch nicht zu deiner Villa. Aber ist auch egal. Auf jeden Fall möchte ich eins klar stellen Zalem. Lass mich nie wieder so lange warten!“

Marik rieb sich seine Augen und den Kopf, konnte er diesen Weckruf immer noch in seinen Ohren klingeln hören. So wollte er nie wieder geweckt werden.

Yami schien sich keinerlei Schuld bewusst zu sein. „Ich bin nicht selbst gefahren, sondern Bakura. Er hat mich zum nun ja Essen eingeladen.“ „Pf. Soll ich mich jetzt als Dein Freund gerührt fühlen, nicht Teil der Mahlzeit geworden zu sein?“, gab Marik patzig zurück und Yami wollte schon was sagen, doch Bakura hinderte ihn daran. „Nana. Ich finde er macht hervorragend, worum du ihn gebeten hast Yami. Aber stimmt schon, für Menschen waren wir lange unterwegs.“, wandte Bakura ein und Yami rollte leicht mit den Augen. „Was willst du dann von mir Marik?“, versuchte es Yami etwas freundlicher zu klären und Marik schaute dem Pharao direkt in die Augen. „Dass du dich bei mir entschuldigst und mir sagst, dass es dir Leid tut.“ „Tut mir Leid.“, sprudelte Yami sofort los, doch Marik verschränkte die Arme und hob skeptisch eine Augenbraue. „Für einen Pharao nicht besonders überzeugend.“ Bakura lachte bei Mariks Bemerkung. „Hey, Pharaonen kennen Schuld nicht. Dass er das dir gesagt hat ist schon von großer Bedeutung und ein riesiges Zeichen seiner Freundschaft dir gegenüber.“ Yami sah Bakura an, als wolle er ihm gleich die Zunge raus reißen, doch Marik lenkte ein und nickte. „Erfahre ich wo du gewesen bist, Zalem?“ „Nein. Bakura hat mich seiner Speisekarte vorgestellt und ich durfte von dieser zwei Freigetränke wählen. Wir sind zur Sicherheit sehr weit gefahren, Marik, für den Fall, dass ich durstiger bin, aber dem war nicht so.“ Yami senkte daraufhin seinen Blick und lies sich auf dem Sessel gegenüber von Marik nieder. Während Bakura neben ihm stehen blieb. „Was hast du gemacht Marik außer zu warten, dass ich mit unserem Pharao zurück komme? Im Grunde genommen habe ich dir das Leben gerettet, indem ich den Pharao zum Speisen weit weg gefahren habe.“, merkte Bakura an, doch Yami winkte genervt ab, das Thema war für ihn längst durch.

Marik holte tief Luft und berichtete knapp, dass er seine Schwester aufgesucht habe, um ihr von der neuen Situation zu berichten. „Und wie hat Ishizu darauf reagiert?“, hakte Yami nach.

Marik verzog leicht angesäuert das Gesicht. „Nicht gerade hilfreich. Es ist Schicksal, wir werden bald erfahren, was das Schicksal offenbart. Etwas von großer Tragweite… bla … bla … bla … . Ehrlich gesagt, sie war nur aufgeregt und meinte sowas wie, dass wir vielleicht schon die letzte Generation der Ishtars sein könnten, ehe unsere Aufgabe erfüllt ist.“ Yami hob einwendend seine Hand, weshalb Marik inne hielt und sich im selben Moment fragte, was los war, dass der Pharao nun mehr betrübt wirkte. „Nicht ganz so einfach Marik. Ich hielt damals Salomon für würdig, er bestand alle Aufgaben in meiner Kammer, war ich damals selbst vor Ort. Ich überließ ihm das Puzzle welches er erreichte. Und ich war es, der überzeugt war, er könne es eines Tages lösen und dem Ganzen Dasein meiner Wenigkeit ein Ende bereiten. Mich plagen Gedächtnislücken aus meiner Vergangenheit, angeblich waren sie gut überlegt und begründet. Doch weder fand ich mit diesen Lücken einen Weg unseren Trank der Unsterblichkeit zu neutralisieren oder aufzuheben, noch gelang es mir in irgendeiner Weise einen Nutzen daraus zu ziehen. Bakura und ich haben in all den Jahrhunderten, Jahrtausenden sogar gelernt uns blind zu vertrauen. Wenn es den Nutzen hatte, dass aus Feinden Freunde wurden, wäre es tröstend. Yugi Muto ist sein Enkel, er löste das Puzzle, doch weder begriff er, wer ich bin, noch fand er mein Grab, vom Bestehen der Prüfungen darin ganz zu schweigen. Und ich kann den Ishtars als Grabwächtern keinerlei Vorwürfe machen. Zum einen war ich es selbst, der Salomon mit dem Puzzle gehen ließ, zum anderen haben sich weder eure Großeltern, noch Urgroßeltern damals gewagt, sich mir in den Weg zu stellen. Vielleicht wäre ich zu damaliger Zeit mit dir Marik sogar besser dran gewesen.“ Yami sah kurz zu Marik und zu Bakura, als diese ihm zu nickten, wusste Yami, dass er weiter reden konnte und sie ihm noch folgen mochten.

„Ich wünsche mir, diese Welt verlassen zu dürfen Marik, Sterblichkeit, ich sehne mich nach Sterblichkeit, nach dem Marik, was die meisten Menschen nicht wahr haben wollen. Dass sie eines Tages sterben werden. Doch möchte ich zuvor wissen, wer ich bin und wer ich war. Welche Entscheidungen traf ich, dass sie von solcher Bedeutung waren. Und gleichzeitig frage ich mich, ob es besser wäre, nie zu erfahren, was ich vergessen habe. Ich erziele dies nicht zum ersten Mal einem Ishtar, Marik. Bakura kennt meinen Monolog vermutlich sogar inzwischen auswendig.“ Bakura lachte kurz auf, fing sich aber wieder und legte seine rechte Hand auf Yamis linke, welche auf der Armlehne des Sessels ruhte. „Ja, Yami. Auch ich habe Fragen Marik. Ihr Ishtars habt mich stets mir Argwohn betrachtet, einige von Euch haben sogar versucht mich umzubringen. Sahen mich als Gefahr für euren Pharao. Aber auch ich sehne mich seit langem schon danach, nicht mehr länger an diese Welt gebunden zu sein. Somit verfolgen der Pharao und ich dasselbe Ziel. Ob ihr meinen Absichten traut oder nicht, ist mir inzwischen gleichgültig. Es gab Ishtars, die mir glaubten und Ishtars, die mich sogar bekämpften. Die eigentliche Frage ist doch nun, was wollen wir unternehmen? Können wir auf die enge Zusammenarbeit mit den Ishtars rechnen? Wir beide?“, das war vielmehr Bakuras Frage, die er immer wieder Mal stellen musste.

Marik nahm einen langen und tiefen Atemzug. „Nun, ich denke, ich kann für mich selbst sprechen, dass ich mir vorstellen kann, Beide zu unterstützen, doch wenn ihr nicht einer Meinung sein solltet, werde ich mich für die Meinung des Pharao entscheiden, es sei denn, ich habe ernsten Grund zur Annahme, er befindet sich auf dem falschen Pfad. Aber ich sehne mich auch nach Freiheit und Ungebundenheit. Ich spreche jetzt frei zu Euch, Zalem, Yami, Pharao. Ich habe nie Grabwächter werden wollen, niemals. Und genau aus diesem Grund kann ich Euch beide in eurem Wunsch und gemeinsamen Ziel unterstützen. Ihr fühlt Euch gefangen hier in dieser Welt und ich mich in meinen Aufgaben. Nichts läge näher in meinem Sinne, als dass meine Aufgabe als Grabwächter als erfüllt gilt und ich ein freies Leben führen kann.“

Bakura zeigte sich nicht unbeeindruckt von Mariks klaren Worten. Doch Yami wirkte verunsichert. „Was ist mit Eurer Schwester, Ishizu?“ Marik schüttelte leicht seinen Kopf. „Ich denke, ihr müsst sie das selbst fragen, ich denke wegen Euch Bakura, wird sie sich schwer tun und Euch mit Misstrauen gegenüber stehen.“

Bakura grinste. „Bin ich gewohnt, dass mir die weiblichen Ishtars mehr misstrauen als die Männer.“ Yami schlug Bakuras Hand daraufhin von seiner eigenen weg.

„Bakura, bitte. Ishizu ist eine kluge Frau, sie ist nicht eine Frau wie viele andere.“, verteidigte Yami Ishizu und Bakura wandte ein, sie nicht beleidigen zu wollen.
 

Das Gespräch zog sich bis zum Sonnenaufgang, als sie zu einer Entscheidung kamen.

Bakura war es, der es zusammenfasste.

„Also schön. Yami, du und Marik seid bekannt als Freunde, Du unter dem Namen Zalem Sara und du als Marik Ishtar, der du bist. Yami wird als Professor an der Uni frühestens im nächsten Semester aktiv unterrichten und schauen, dass er Yugis Kurs im Studium bekommt. Du Marik wirst dir einen Platz an der Klinik verschaffen, wo Yami zeitweise Nachtschichten übernimmt und versuchen einen Weg zu finden, Yamis erhöhten Bedürfnissen gerecht zu werden. Es ist eine unangenehme und undankbare Aufgabe, doch wenn Yami aktiv bei Tage arbeiten muss, wird er der Sonne ausgesetzt sein und mehr Blut trinken müssen, um dies auszuhalten. Ich werde schauen, was ich tun kann. Mit meinen Methoden werde ich an einem alternativen Plan arbeiten, sollte dein Weg zu keinem akzeptablem Ergebnis führen, Marik.“

Marik hob fragend die Hand. „Hm?“ „Eine Frage, müsste ich im Notfall, ich meine, wenn ich keinen unauffälligen Weg an der Klinik finde für eure Ernährung, müsste ich mich dann selbst, also…würdet ihr mein Blut trinken?“, offenbar war das Mariks größte Sorge noch nicht, denn er fügte hinzu. „Werde ich dann auch so? ich meine, wie ihr? Wenn ihr mich dabei nicht tötet?“

Bakura begann zu lachen, doch Yami lächelte und beruhigte Marik. „Nein. Du wirst kein Vampir. Dazu gehört mehr. Wir selbst begreifen nicht alles, aber wir haben schon uns ähnliche Wesen erschaffen. Ich habe aber auch ein Versprechen Marik. Ich werde niemals von dir trinken, sofern du es mir nicht gestattest oder mir anbietest. Was das Andere betrifft, nehmen wir einmal a, ich würde aus dir etwas ähnliches wie uns schaffen, Marik, würde dir das vielleicht für 100, vielleicht sogar 250 Jahre lang Freude bereiten, du würdest merken, dass du ewig jung bleibst und tun und lassen kannst was du willst, weil dich nichts an diese Welt richtig bindet, außer deinem Körper. Aber irgendwann würdest du dich auch so gefangen an diese Welt fühlen wie wir und dann wärest du nicht mehr frei. Andererseits, fiebern wir nun mehr dem Ziel entgegen, mein Geheimnis zu lüften und damit womöglich auch einen Weg, der Ewigkeit hier auf Erden zu entfliehen. In diesem Fall würde es also für dich nur ein kurzes Vampir sein werden.“

Bakura räusperte sich. „Ich möchte gerne noch zu Ende führen, was ich begonnen habe. Yami du setzt alles daran, dass der kleine Bengel gut lernt, studiert und hart an sich arbeitet, aber du hilfst ihm nicht. Er muss sich von selbst als deiner würdig erweisen, er muss dein Grab entdecken. Marik du beschützt Yami, er darf unter keinen Umständen als unnatürlich menschlich auffliegen. In der heutigen Zeit stelle ich mir das ebenso einfach wie schwierig vor. Was das Thema helfen betrifft, so werde ich ein Auge auf den Bengel außerhalb seines Studiums haben und berichten, wenn er sich von seinem Studium zu sehr ablenken lässt. Zudem übernehme ich dein Gebiet Marik, was es zu schützen gilt vor Räubern.“ Nun musste Yami kurz lachen und kämpfte damit, es sich zu verkneifen. Bakura starrte ihn etwas grimmig an, weil er nun erneut unterbrochen wurde. „Tschuldigung…es ist nur, ein Grabräuber, der Gräber beschützt…“, entwich es Yami und Bakura tat so, als habe er den Pharao überhört. „Ich übernehme dein Gebiet Marik, während du dich um Speis und Trank für den Pharao kümmerst, ich verpflege mich selbst, weit außerhalb der Stadt.“

Marik nickte zufrieden. „Gut. Solange, bis dieser Yugi Muto sein Studium abgeschlossen hat und hoffentlich dann die Reise antritt, euer Grab zu entdecken, um dann das Ganze ein für alle Mal abzuschließen.“

„Sehr schön.“, fand Yami. „So machen wir das.“, bestätigte Bakura.
 

„Und was mache ICH?“

Die Herren hatten Sie nicht bemerkt, doch mit einem Mal stand sie plötzlich vor ihnen in der Tür. Ishizu. Sie wirkte nicht besonders glücklich. Sie lief direkt auf ihren Bruder zu. „Marik! Ich bin die ganze Nacht wach geblieben und habe erwartet, dass du heim kommst! Ich war in Sorge um dich, dass dir nach all dem, was geschehen ist, etwas zugestoßen sein könnte. Und dann finde ich dich hier!“ Yami war aufgestanden und hatte einfach nach Ishizus Hand gegriffen, wohl wissend um seine Wirkung. Sie zuckte zusammen, wandte sich Yami zu und entschuldigte sich bei ihm respektvoll, anschließend begrüßte sie ihn in aller Form und Yami seufzte. „Ishizu, dir auch einen guten Morgen. Hätten wir gewusst, dass du nicht schläfst, hätten wir dich selbstverständlich aufgesucht. Wir sind erst sehr früh zurück gekehrt. Wie viel von unserem Gespräch, hast du mitbekommen?“, erkundigte sich der Pharao und Ishizu entgegnete. „Genug, um Euch Beiden, etwas zu sagen. Ihr seid keine Vampire.“ Marik korrigierte frech. „Irgendwie schon. Sie trinken Blut von Menschen. Also sind sie schon Vampire Schwesterherz.“ „Nein. Nicht so komische Vampire, wie Menschen sie sich vorstellen. Ich mag das Wort Vampir nicht und ich finde es fürchterlich, einen Pharao darf man nicht Vampir nennen.“ „Ishizu!“, donnerte Yami mit harter Stimme und sie schwieg darauf hin. „Wenn das Wort Vampir fällt, fühle ich mich nicht beleidigt. Es beschreibt unsere Lage wesentlich besser und treffender, als …wir haben von einem Trank der unsterblich macht getrunken.“ Ishizu schüttelte nur ihren Kopf. Ihr missfiel dieser Gedanke. „Mein Pharao bitte.“ „Wie oft, muss ich dich bitten, mich einfach Yami zu nennen?“ Ishizu verzog ihr Gesicht nun ebenfalls. „Yami. Ihr hättet gleich mit mir reden können. Und du Marik. Wer leitet unser Projekt? Unser Museum? Wofür haben wir wochenlang besprochen, wie wir vorgehen? Ihr mein Pharao wolltet Euch ursprünglich aus dem öffentlichen Leben, nein aus dem Leben unter Menschen zurück ziehen und ruhen. Aber ihr, Bakura habt euch einen dummen Scherz erlaubt und riskiert, dass Eure Existenz bekannt wird. Und wofür all das Gerede? Jetzt seid ihr gewillter denn je, wirklich diesen Professor an einer Uni zu geben? Und du Marik, mein Bruder. Es ist nicht deine Aufgabe, Blutquellen zu beschaffen, sondern das Grab des Pharao zu beschützen. Und unseren Pharao.“ Bakura wandte ein. „Lady ishtar, euer Bruder beschützt den Pharao, dummerweise zieht er es vor, nicht in seinem Sarg zu liegen. Da euer Bruder aber nicht an zwei Orten zugleich sein kann, beschützt er den Pharao, indem er sich in seiner Nähe aufhält und ihm unauffälligen Zugang zu seinen Nahrungsquellen ermöglicht. Wenn ihr wollt, kann ich mich gerne ein wenig um sein Grab kümmern.“ „NEIN! Ihr seid ein Dieb! Und kein Grabwächter. NIEMALS!“, fauchte Ishizu Bakura sofort an und Yami stöhnte. „Ishizu, ich würde es sogar unter diesen Umständen Bakura erlauben.“ „NEIN! Ich habe gelobt meine Pflichten treu und ergeben zu erfüllen. Ich werde Euer Grab schützen müssen. Aber ich erwarte, dass mein Bruder mich mit unserem Museum hier nicht im Stich lässt.“ Yami knurrte leicht gereizt. „Dein Bruder ist nicht dir verpflichtet sondern mir, ebenso wie du. Und wenn du dich darüber sorgst, dass du mit deinen Aufgaben zu überfordert bist, trete an Bakura jene aufgaben ab, die dir deine Pflichten, Schwüre und dein Gewissen erlauben.“ Bakura packte Yami am Arm. „Spinnst du? Ich soll für eine Ishtar arbeiten?“, fragte er leise, dennoch hörbar Yami.

Ishizu starrte erst Yami, dann ihren Bruder an, so als müsse sie die Situation erst einmal verdauen. Doch sagte sie schließlich. „Ich wollte dieses Museum gründen, um Artefakte für Nachwelt zu erhalten und zu schützen. Ich hielt alles, was hier ausgestellt wird hier für sicherer aufgehoben als in einer Grabkammer, wegen IHM! Leute wie ihm. Diebe, Grabschänder, mit reinem Gewissen habe ich dieses Projekt auf mich genommen und hart dafür gearbeitet. Wollt ihr etwa, dass ich Ihn in meinem Museum arbeiten lasse?“, fragte Ishizu den Pharao, doch dieser schien davon gerade zu angetan.

„Wieso eigentlich nicht, Ishizu? Haltet mich für verrückt, aber, ich behaupte Niemand hier würde besser wissen woher welches Artefakt stammt, als mein Freund Bakura. Gewiss könnte er ausgezeichnet Führungen übernehmen. Zudem ist er der Sprachen vieler Länder mächtig, insbesondere jener, die heutzutage niemand mehr spricht.“

Ishizu seufzte. „Ich habe es kommen sehen. Ich sah Bakura in einem großen Raum noch vor zwei Jahren in einem Traum, wie er da steht und lacht, in einem großen Raum voller schätze. Deshalb wollte ich dieses Projekt voran treiben, den Bau eines neuen großen Museums mit modernsten Sicherheitsstandarts.“ Yami zog Ishizu zu sich und nahm sie sanft in den Arm. Ishizu zuckte abermals zusammen. „Ishizu, dann ist es vielleicht sogar richtig, wenn Bakura in deinem Museum arbeitet. Vielleicht hast du ihn dort arbeiten gesehen und nicht in irgendeinem Raum voller Schätze. Du bist die Misstrauische Ishtar, dein Bruder der Vertrauensvolle, was Bakura betrifft. Solltest du Zweifel an Bakuras Vorgehensweise haben, wende dich an mich. Zu mir solltest du Vertrauen haben.“

Ishizu war es unangenehm, dem Pharao so nah zu sein, doch schließlich erlag sie den Worten des Pharao und stimmte dem Plan zu.
 

„Und mich fragt Niemand, ob ich Bock habe in einem Museum zu arbeiten? Aber ich finde es nicht schlecht, ich könnte sogar zur Vergrößerung deiner Sammlung beitragen Ishizu.“ Ishizu entglitten ihre Geischtszüge bei dieser Bemerkung, doch Yami hielt sie immer noch fest. „Nicht aufregen. Hey, Bakura hat mir geholfen in den letzten Jahrhunderten Gräber zu beschützen, die kurz vor ihrer Entdeckung standen und drohten geplündert zu werden.“ „Ach ja?“ „Ja, Ishizu, Nicht ärgern lassen von Bakura. Hörst du? Ihr habt damals eingewilligt mit ihm zusammen zu arbeiten. Wir haben uns schon viele Male getroffen. Wieso auf einmal so großes Misstrauen?“, wollte Yami wissen.

Yami lockerte seine Umarmung und Ishizu wand sich heraus und eilte zur Türe.

„Nun. Wenn das Puzzle gelöst ist, heisst es wird es nicht mehr lange dauern und wir Ishtars wurden immerzu gewarnt, dass es möglich ist, dass sich die Ereignisse von damals wiederholen werden. Er ist immer noch da. Er mag heute kein Feind für uns sein, aber er könnte wieder einer für uns werden. Ich warne Euch Bakura! Sollte ich Anzeichen in Euch erkennen, die nichts Gutes verheißen, werde ich kämpfen!“

Mit diesen Worten stürmte Ishizu aus dem Raum, die Türe krachte hinter ihr mit voller Wucht zu und drei Männer sahen sich abwechselnd in die Augen.
 

Marik wollte sich für seine Schwester entschuldigen, doch Yami winkte ab. „Lass gut sein Marik. Auf ihr lastet das Erbe der Millenniumskette. Du sagtest selbst mal, sie habe diese Gabe dafür und ist dieses Gegenstandes würdig gewesen, schon in sehr jungen Jahren. Eigentlich hat sich doch nicht viel geändert nach unserer letzten Besprechung, oder?“ Bakura wandte ein. „Abgesehen von dem Puzzle und dass du schon überlegst den jungen Muto wenn nötig mit Gewalt zu einem würdigen Träger des Puzzles zu machen. Ich weiss nicht so recht, indem er das Puzzle gelöst hat, ist er damit nicht würdig genug?“ Doch Yami schüttelte den Kopf. „Wenn es sein muss, werde ich ihn zu einem von uns machen und wenn er Jahrhunderte dafür braucht mein Grab zu finden und die Prüfungen abzulegen, ich will kein Risiko eingehen. Es gehört mehr dazu, Bakura.“ Doch Bakura entgegnete. „Woher willst du das wissen? Du erinnerst dich ja an nichts mehr was damit zusammen hing.“ Doch Marik wandte ein, dass der Pharao damit nicht ganz Unrecht hatte. Marik wusste sehr wohl, dass der Pharao in einem finalen Duel von Jenem geschlagen werden musste. Dem alten Muto, vielleicht hätte es ihm Marik zugetraut zu früheren Zeiten. Jetzt war da sein Enkel, und selbst Marik zweifelte daran, dass dieser Junge bereit dafür war, sich in einem Duel gegen den Pharao zu messen. Er konnte es durchaus nachvollziehen, wieso der Pharao zweifelte und besorgt war. Was für ihn ein Grund mehr war, den Pharao in seinen Belangen zu unterstützen.

Studienbeginn

Kapitel 9
 

Studienbeginn
 


 

Die ersten Wochen waren um, seit Yugi Muto mit seinem Großvater das Haus in Ägypten bezogen hatte.

Erste Annäherungsversuche zwischen Ishizu und Bakura in Begleitung mit dem einstigen Herrscher waren kläglich gescheitert. Bakura war wütend auf Ishizu und bezeichnete sie schon als dumme Jungfer und Ishizus Misstrauen gegenüber Bakura, war nicht mehr zu mildern. Yami hatte mehrfach mit ihr zu reden versucht. Doch sie beteuerte, dass Bakura Niemand mehr trauen dürfe, jetzt da das Puzzle gelöst sei und sich alles dem Ende zuneigen würde. Und auch wenn Yami selbst häufiger mal vom Schicksal sprach, begab es sich, dass selbst er das Wort Schicksal nicht mehr hören konnte, denn Ishizu redete von nichts anderem mehr.

Gerade saßen Yami und Marik gemeinsam in einem Cafe und unterhielten sich über die aktuelle Lage, nur dass sie das Thema Ishizu und Bakura möglichst Beiseitelassen wollten. Es gab auch wichtigere Themen, beteuerte Yami. Er besaß jetzt ein neues Handy, zusammen mit Marik und beide spielten im Cafe gerade ein kleines Online Game nebeneinander. Yami fand die ganzen Apps im Playstore interessant. Marik und er hatten sich nicht nur gemeinsam neue Handys gekauft. Marik hatte Yami einen Crash Kurs in Sachen moderne Technik verpasst und inzwischen war Yami stolzer Besitzer eines soliden Laptops mit unanständig viel Speicher für einen Laptop. Außerdem hatte Marik Yami dabei geholfen, sich mitten in der Innenstadt in einem Hotel einzuquartieren. Mit dem Ergebnis, dass Yami dort wohl dauerhaft als sogenannter Dauergast bleiben würde, solange er sich regelmäßig in die Uni und in die Klinik einzufinden hatte. Denn auch dort war in den vergangenen paar Wochen einiges geschehen.

Doch im Moment gönnten sich die Herren eine kleine Pause und zockten miteinander sich gegenüber am Tisch sitzend mit ihren Handys.

„Schon wieder verloren. Zalem, du wirst von Tag zu Tag besser.“, gab sich Marik geschlagen. Doch Yami grinste nur. „Ich war schon immer schnell im Lernen, Marik. Das hier ist ganz witzig und ein wirklich mal netter Zeitvertreib. Aber ich denke, das gröbste, weiss ich jetzt. Kommst du nachher nochmal mit ins Hotel Marik?“, erkundigte sich Yami doch Marik deutete auf seinen Cafe und verneinte. „Ich muss nachher nochmal ins Museum.“ Yami schaute auf die Uhr, es war früher Abend. „Du zögerst es hinaus, Marik.“, summte Yami amüsiert vor sich hin und trank seine Tasse in einem großen Zug leer. Im selben Augenblick bereute er es, wusste er, dass er heute insgesamt einfach mehr gegessen und getrunken hatte, als für ihn gut war. Er würde heute Nacht wieder außerhalb der Stadt für seine Bedürfnisse jagen müssen. So viel also zu seinem heutigen Hotelverbleib.

Marik erwiderte leicht angesäuert. „Ich gehe seit 3 Tagen nur noch spät abends ins Museum, wenn meine Schwester nicht da ist. Sie ist seit der Puzzle Geschichte einfach nicht mehr wieder zu erkennen. Abgesehen davon ist das nicht gerade hilfreich. Mit ihr wäre ich vermutlich jetzt schon weiter mit meiner Jobsuche. Aber stattdessen, muss ich mich jetzt abends noch um diese blöde Museumsarbeit mit kümmern.“, plapperte Marik drauf los und sprach sich dabei auch ein wenig Frust von der Seele. Doch Yami beruhigte ihn. „Die Museumsarbeit ist ja auch irgendwo ganz wertvoll. Eure Familie hat da wirklich ein großes Projekt aufgebaut und es ist wirklich sehenswert, Marik. Ich gebe aber zu, dass Museen nicht so meins sind. Es fühlt sich für mich irgendwie komisch an.“, versuchte er es diplomatisch auszudrücken. Allerdings musste Marik trotzdem lachen. „Fühlt sich für dich wohl eher so an, als besichtige man seine Lagerräume um zu sehen, was man behalten und was man aussortieren will?“ Yami verzog leicht das Gesicht. „Ja, nicht direkt. Es ist eher so ein Gefühl von alt sein. Ich hänge an manchen Sachen einfach, auch jetzt noch. Ok zugegeben so ein Handy ist ganz reizend, vor allem erspart es mir eine Menge Arbeit.“ „Ehrlich Zalem, wie hast du dein Medizinstudium geschafft, ohne Handy und ohne Internet?“, hakte Marik nach doch Yami erwiderte. „Oh ich habe in den vergangenen Jahren durchaus damit zu tun gehabt Marik. Aber, wenn ich ehrlich bin war es nicht so, dass ich für das Studium hatte wirklich lernen müssen. Die heutigen Fachbegriffe sind stumpfes auswendig lernen und der menschliche Körper von heute funktioniert nicht anders als schon Jahrtausende vorher. Lediglich die Krankheiten haben neue Namen oder sind überhaupt erst besser erforscht beziehungsweise therapierbar. Aber ich habe die ganzen Sachen während meines Studiums ausschließlich für das verwendet, wofür wir sie verwenden sollten. Ich habe mich nicht damit beschäftigt, was ein PC oder ein Handy noch so kann. Ich wollte das Studium abschließen und danach wieder in meine alte Heimat zurück.“

Marik bezahlte ihre Getränke und gemeinsam verließen sie das Cafe. Sie waren heute mit Mariks Motorrad unterwegs. Und auch wenn Yami sich anfangs dagegen gesträubt hatte, so hatte Marik mit ihm einen Motorradhelm gekauft. Die beiden hatten die letzten Tage wirklich viel Zeit miteinander verbracht. Und Marik hatte sich wirklich schnell daran gewöhnen können, mit dem Pharao gemeinsam so viel Zeit zu verbringen. Sie waren viel auf Erkundungstour in der Stadt gewesen, viele Einkäufe erledigt und sogar vorübergehend mal in Yamis Villa außerhalb der Stadt vorbei geschaut. Es war ein großes Grundstück und Marik verstand, wofür Yami diese Villa hatte. Sie hatte auch einige Updates nötig, ähnlich wie das Haus, in dem die Mutos wohnten, aber alles in allem war sie stimmig und wurde von Yamis Lakaien gepflegt. Das war etwas, was Marik recht früh und gleich in der ersten Woche erfahren hatte. Dass Yami mehrere Menschen besaß, die unter seinem Bann standen, Blutsklaven, einfach Menschen, die nur noch dazu da waren, Yamis Willen und Wünschen zu folgen.

Und noch immer brannten Marik viele Fragen auf der Zunge, bei einigen hoffte er darauf, diese heute beantwortet zu bekommen.
 

Yami warf sich hinter Marik auf das Motorrad, denn er wollte Mariks Maschine nicht selbst fahren, anschließend steuerten sie als erstes Yamis Villa an. Da früher Abend war und Marik nicht so schnell zum Museum wollte, war der Gedanke naheliegend, erst einmal Yamis Villa aufzusuchen. Diese war irgendwie abgelegen, denn die Mauern um das Grundstück boten eine gewisse Privatsphäre, von der Auffahrt auf das Privatgrundstück ganz zu schweigen.

Kaum angekommen und Motorradhelme abgelegt, teilte Marik auch schon seinen Wissensdurst mit. „Zalem, bitte beantworte mir heute mal ein paar Fragen.“ Yami grinste und schnappte sich seinen Motoradhelm. Für diesen suchte er sich gleich in seiner Villa einen guten Platz. „Wieso? Hast du schon wieder neue Fragen an mich, Marik?“ Marik nickte und Yami lief voraus und führte ihn hinein in sein wirklich großes und gemütliches Wohnzimmer.

Dort lies er sich auch gleich in einen alten schwarzen Ledersessel fallen, während Marik noch etwas unsicher stehen blieb. Dies lag an den Fragen, die er den Pharao stellen wollte.

„Nun? Wenn das so jetzt jede Woche abläuft, dass du mir anschließend Fragen stellst, dann richte ich mir dafür ein extra Zeitfenster ein.“ Yami war sichtlich amüsiert und bat Marik, sich zu entspannen. Doch dieser hatte seine Hände zu Fäusten geballt. „Zalem, diese Menschen, die für dich sauber machen. Du trinkst von ihnen Blut.“, begann Marik langsam und Yami nickte bestätigend. „Hin und wieder, ja.“ „Nun, wieso dann der Gedanke, dass ich im Krankenhaus arbeiten und für dich irgendwie an alternative Quellen kommen soll? Und sind sie überhaupt richtige Menschen? Die sind irgendwie gruselig.“ Yami dachte kurz über Mariks Worte nach, während Marik offenbar nach Worten suchte, um zu beschreiben, wie er sich dabei fühlte. Schließlich entschied sich Yami aber bereit, ihm ehrlich zu antworten. „Nun, ich sage dir die Wahrheit, wenn ich dir dazu etwas sage, Marik. Ich habe keine Ahnung, wie. Bakura und ich haben herausgefunden, wie wir Menschen zu uns ähnlichen Wesen machen können. Aber diese Lakaien von mir sind irgendwo zwischen Leben und Tod. Wie ich sie erschaffen habe, nun ich kann es dir nicht sagen. Die paar Lakaien, wie ich sie mir bezeichne, die ich besitze, sind nützlich. Bakura hat auch ein paar und er wird es dir ebenso wenig sagen können, wie ich. Das Wissen über Funktion und Wirkung und Nutzen des Trankes ist verloren gegangen. Ich kann mich an meinen Namen wie du weisst nicht erinnern, ebenso wenig an mein halbes Leben. Einige Dinge weiss ich. Aber das auch nur dank Bakura. Wenn ich wüsste, wie ich diese Menschen zu meinen Dienern gemacht habe, würde ich es wahrscheinlich sogar bewusst nutzen. Aber da mir dies nicht möglich ist, bin ich auf Dauer auf Alternativen angewiesen. Ich habe Vermutungen, wie ich sie erschaffen haben könnte. Doch der Weg ist so grausam, dass ich ihn nicht bewusst gehen möchte. Schau mal Marik. Ich habe die Tage jetzt mit dir verbracht, tags über in der Innenstadt und ich bin stolz darauf in einer Woche mit nur 3 Menschen ausgekommen zu sein. Ich werde nicht die Menge trinken können, die ich für eine Woche benötigen werde, wenn ich mich an meine Lakaien allein halte. Außerdem benötigen sie anschließend mehrere Tage, um sich davon zu erholen und um neues Blut zu bilden in ihrem Körper. Deshalb hoffe ich auf deine Mithilfe, Marik. Vielleicht ist dir meine Lage nicht bewusst. Aber, so wie ich jetzt lebe und die Tage verbringe, benötige ich mindestens zwei erwachsene Menschen in der Woche. Ich könnte es noch reduzieren, indem ich darauf verzichte zu speisen und zu trinken.“

Marik schluckte. Ihm dämmerte es langsam, was für ein Blutmonster der einstige Herrscher war. Wenn er pro Woche zwei ausgewachsene Männer tötete, um in den Tag zu leben. Als er meinte, auf Speis und Trank zu verzichten, war Marik zunächst verwirrt. „Du meinst, auf Mittagessen und Getränke verzichten? Aber, schwächt das dann nicht irgendwie? Ich meine, macht es dich dann nicht hungriger? Oder durstiger Zalem?“, versuchte Marik ihn zu verstehen. Doch Yami schüttelte den Kopf. „Nicht wirklich. Wenn ich etwas esse und trinke, befriedige ich ganz normale menschliche Bedürfnisse. Aber genau darin liegt ja das Problem. Ich bin kein normaler Mensch. Je nachdem, was ich esse und trinke, merke ich sogar Unterschiede. Ein Beispiel, serviere mir ein frisches, saftiges noch innen blutiges Steak und ich fühle mich hinterher gestärkt. Fleisch. Kurz gesagt Fleisch, am liebsten, wenn es innen noch blutig ist und saftig.“ Marik lachte bitter. „Klingt wie Bakura. Ich habe ihn schon ein paar Mal ein Steak verputzen sehen in den vergangenen Wochen.“ Yami musste nun selbst lachen. „Von Bakura weiss ich, dass er so etwas schon gerne gegessen hat, bevor er ein Vampir wurde. Und ja, ich bezeichne uns als Vampire. Mir fällt für uns kein besserer Begriff ein. Verfluchte, vielleicht?“ Doch Marik verneinte. „Verflucht nicht. Aber streng genommen, habt ihr euch beide doch selbst in diese Lage gebracht. Ich denke schon, dass Vampir ganz gut trifft.“ „Sag ich doch, Marik. Hast du noch Fragen? , wollte der Pharao wissen und Marik überlegte. „Hm, also. Dieses ganze Hin und Her. Du arbeitest jetzt an der Uni als Professor. Es wirkt etwas unnötig, um nicht zu sagen überflüssig. Es war doch im Grunde nichts weiter als eine dumme und kindische Spielerei zwischen dir und Bakura. Oder? Jetzt wo meine Schwester nicht dabei ist, frage ich es einfach mal. Ist das Ganze nicht einfach nur ein total unnötiger Blödsinn? Eine Kinderei? Vor allem, wenn du jetzt schon zwei Männer pro Woche mindestens killst, wie soll denn bitte das ganze gut gehen? Wieso sagst du nicht, du machst, was du wolltest, ziehst dich zurück und überlässt den ganzen Kram uns?“

Mariks Stimme verriet seine Aufregung und Nervosität. Hatte er vielleicht zu viel gewagt, indem er Yami für sein Handeln kritisierte? Yami hingegen blieb ruhig und bat Marik, sich endlich zu setzen und ihm gegenüber auf der großen schwarzen Liegelandschaft Platz zu nehmen. Denn neben seinem bequemen schwarzen Ledersessel, gab es hier noch mehr. Eine schöne, große L – förmige Liegelandschaft, auf dem Boden ein großer bunter quadratischer Teppich und darüber ein massiver Steintisch, auf welchen Yami gerade frech seine Beine ablegte.

Marik zögerte, doch ein eindringlicher Blick Yamis genügte und er kam der Aufforderung nach. Er ließ sich gegenüber von Yami auf dem Sofa nieder und wartete gespannt auf Yamis Antwort.

„Es war eine Blödelei und unnötiger Schwachsinn. Marik, Bakura und ich langweilen uns nach so vielen Jahrhunderten, wir haben sogar Jahrtausende durchgestanden. Für dich mag es unglaublich dumm und bescheuert wirken, aber versteh doch bitte auch unsere Sicht der Dinge. Was sollen wir mit uns anfangen? Wir warten so lange darauf, dass etwas passiert. Was uns von der Ewigkeit ablenkt, ist es sich bei der einen oder anderen Gelegenheit in bescheuerte Situationen zu bringen. Zugegeben, wir werden dabei auch öfter mal leichtsinnig. Und auf den Unfug des Anderen nicht einzugehen, wäre noch langweiliger. Natürlich könnte ich einfach sagen, ich mache so einen Stuss nicht mit und ich lasse mich gar nicht erst blicken. Aber, das ist so einfach für mich. Wir erschaffen uns gerne mal verrückte Lebensbedingungen oder unangebrachte Situationen. Bakura wusste, ich will mich verkrümeln, er offenbart sich mit seinem vampirischen Wesen und organisiert mehr schlecht als recht zugegeben, eine Anstellung an einer Universität. Bakura war offensichtlich die vergangenen Jahre über auch langweilig. Aber, ich arbeite schon in Gedanken an einer kleinen und netten Revanche.“ Yami begann zu grinsen und Marik, dem es nicht leicht fiel, das Denken eines so alten Wesens zu begreifen, fragte, woran Yami dabei dachte. „Nun, er ist ein Dieb und ich habe ihn so oft gebeten, auch mal was Gutes zu tun. Er würde niemals von sich aus wollen etwas vermeintlich Gutes in unserem Heimatland zu tun. Gesetze und Regeln liegen ihm nicht so sehr.“, begann Yami langsam und Mariks Augen weiteten sich, denn jetzt hatte auch Marik eine Idee. „Du willst ihm eine Arbeit beschaffen?“ Und Yamis Grinsen wurde noch breiter.

Am Ende des Abends lachten Beide und beredeten noch lange, wie und wo Bakura sich am lustigsten machen würde. Doch Yamis Idee blieb am Ende dieses Abends bestehen und Marik versprach Yami, dass er sich liebend gerne darum bemühen würde. Yami versicherte allerdings Marik, dass dieses Vorhaben auch noch locker 5 Jahre Zeit hatte. Marik fragte sich, wieso sie so lange für diese nette kleine Revanche warten sollten, doch Yami erinnerte Marik freundlich daran, dass für ihn 5 Jahre keine Wartezeit waren, sondern Gelegenheit das ganze hübsch auszuarbeiten. Yami wollte nicht so plump vorgehen, wie Bakura es bei ihm getan hatte. Denn ja, er gab Marik Recht, dass es im Ganzen schon recht primitiv von Statten gegangen war.
 

Am anderen Morgen wachte Yami durch sein Handy auf, welches klingelte. Eigentlich hatte er sich gerade hingelegt, um zu versuchen etwas Schlaf zu finden. Je länger es her war, dass er Blut getrunken hatte, umso leichter fiel es ihm einzuschlafen. Es war Marik, der ihn anrief. Etwas verwirrt darüber, dass Marik ihn gleich am anderen Morgen anrief, ging er an sein Handy und fragte verschlafen, wieso er gleich am anderen Morgen anrief. Die Antwort Mariks ließ Yami in die Höhe fahren. „Yugis Großvater hatte mich noch im Museum mehrfach versucht zu erreichen. Ich hatte ihm meine Nummer zu gesteckt. Sein Enkel wundert sich, dass er sich mit seinem alten Freund immer noch nicht getroffen hat.“ „Ich habe mich mit ihm getroffen Marik, du warst doch mit dabei.“, entgegnete Yami noch nicht richtig wach, weswegen Marik ihn daran erinnern musste, dass er nicht wie sein mit der Zeit gealterter Freund von vor Jahrzehnten aussah. Yami stöhnte. „Ach ja, das Alter. Was genau hat Salomon denn zu dir gesagt?“ erkundigte sich der Pharao und Marik erzählte ihm, dass er sich mit ihm treffen wolle, dass es Zeit wäre, besonders auch, weil sich sein Enkel wohl ein wenig darüber wunderte, dass sein Großvater die ganzen Tage über so geduldig blieb und warten konnte. Denn dass Salomon sich längst über ein erstes Wiedersehen hatte freuen können, war an Yugi Muto vorbei gegangen. Yami versprach Marik, dass er sich darum kümmern würde, doch Marik ließ nicht locker. „Er wollte mich heute nochmal zurück rufen, was soll ich ihm dann sagen?“ Yami musste überlegen. „Ruf ihn zurück und sag ihm, ich komme heute im Laufe des Tages vorbei. Und wenn sein Enkel nerven sollte, kann er ihm sagen, dass ich ihm anbiete ihn zu seinem alten Freund zu fahren, damit sollte der Enkel ja wohl ruhig gestellt sein. Echt, er ist jetzt schon nervig und dann trägt dieser Bengel ausgerechnet mein Puzzle.“ Marik konnte am anderen Ende der Leitung deutlich spüren, dass sich der Pharao ärgerte, weshalb er zögerte. „Gibt es sonst noch irgendetwas wichtiges Marik?“, fragte der einstige Herrscher, gewillt nun das Telefonat bald beenden zu können. Immerhin war er unsanft geweckt worden und dass, wo es Jemandem wie ihn nicht leicht fiel, Schlaf zu finden. Was auch für den Pharao bedeutete, dass er seine Jagd nachholen musste. Vielleicht war es ja noch nicht zu spät, sich außerhalb der Stadt ein Opfer zu suchen. Yami musste sich eingestehen, dass er anstatt mit Marik einen netten Abend zu verbringen, lieber hätte jagen gehen sollen. Zur Not würde er heute sonst wirklich mal seine Lakeien anknabbern.

Marik entschied sich dafür, den Pharao nicht weiter verärgern zu wollen. „Nein, nichts wichtiges.“ „Gut, bis dann.“ Damit hatte der Pharao einfach aufgelegt und Marik starrte auf sein Handy.

Es war nicht unbedingt etwas Wichtiges gewesen, dachte sich Marik. Der alte Herr Muto hatte ihm gegenüber zwar noch etwas erwähnt, dass es manchmal nachts im Haus seltsam brummte und er sich nicht sicher war, was das sein könnte. Marik hatte angenommen, es könnten nur die neuen Geräte sein oder das Wetter und sich deshalb auch nichts weiter dabei gedacht. Yamis Lakaien könnten sich im Zweifel schon um sowas kümmern und somit war es, wie Marik fand, nichts Wichtiges. Zumindest nicht wichtig genug, dass es der Pharao hätte wissen müssen, dachte sich Marik, weshalb er sich mit beruhigtem Gewissen schließlich an seine Arbeit machte. Denn auch wenn er vieles nach wie vor nicht verstand, so war er doch auch dankbar, dass der Pharao ihm gegenüber sich ein Stück weit geöffnet und ihm Teile seines Daseins erklärt hatte.
 

Yami schaute auf sein Handy und auf die darauf angezeigte Uhrzeit. Es war bereits 11 Uhr vormittags. Kein Wunder, dass Marik längst weg gewesen war. Und vermutlich hatte Yami wohl wirklich ein paar wenige Stunden geschlafen. Auch er musste sich an die Arbeit machen, derzeit unterrichtete er noch nicht einen ganzen Kurs allein, aber er hatte heute das Vergnügen, in einem der Kurse für Ägyptologie hinein zu schauen. Viel mehr konnte er auch nicht machten, denn aktuell wurde sein künftiges Arbeitszimmer und Büro frisch gestrichen und mit Möbeln bestückt. Den alten Saal für Vorlesungen hatte man lediglich einmal ordentlich Grund gereinigt und mit einem neuen Pult ausgestattet, wo neue Leitungen verlegt worden waren, damit Anschlüsse für diverse Arbeitsgeräte leicht erreichbar waren, von Laptop bis Beamer für Präsentationen.

Somit gab der alte Herrscher sich einen Ruck, warf sich in einen neuen feinen dunkelblauen Anzug, mit farblich passender Krawatte und weißem Hemd. Dazu schnappte er sich seine schwarze neue Tasche für seinen Laptop.

Inzwischen hatte er alle nötigen Bescheinigungen für seine Arbeit an der Universität beisammen und er konnte tiefenentspannt mit seinem Nissan zur Arbeit fahren. Er würde heute in verschiedene Kurse hinein schauen dürfen, aber in erster Linie ging es ihm nur um den Kursfür Ägyptologie allgemein. Und Yami war sich bereits einer Sache bewusst, er könnte dabei natürlich auch den Kurs erwischen, in welchem der Enkel seines Freundes sein würde.
 

Inzwischen lief es bei den Mutos eigentlich recht gut. Yugi Muto war schon früh morgens zur Universität gefahren. Weder er noch sein Großvater hatten sich dabei gewagt mit dem schicken Wagen vor ihrer Türe zu fahren. Yugi hatte sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln fürs Erste durch geschlagen und war damit ganz zufrieden. Sein Großvater hütete, so hatte dieser seinem Enkel es zugesagt, das Haus und achtete auf seine Gesundheit. Hin und wieder hatten sich bei ihm im Laufe des Tages die Lakaien des Pharao blicken lassen und den Großteil der Hausarbeit erledigt. Diese Lakaien waren Salomon nicht ganz geheuer, denn er hatte nun durch ihre regelmäßigen wiederkehrenden Besuche so eine Ahnung, was sie für seinen Freund seien konnten. Er nahm an, sie seien seine Futterquellen und er nahm soweit es ging Abstand von ihnen. In der Tat wirkten diese Lakeien heute recht blass und angeschlagen, ein Grund mehr für Salomon, diese zu meiden.

An diesem Morgen hatte er die Telefonnummer gewählt und sich dazu durchgerungen mit Marik zu reden, in Erwartung, dass sein Enkel noch schlafen würde. Das Telefonat hatte eine etwas andere Wendung nehmen müssen, nachdem sein Enkel bereits ausgeschlafen ins Wohnzimmer hinzugekommen war. Salomon hatte also nicht mehr offen sprechen können, weshalb er sich auf eher Kleinigkeiten bezogen hatte. Denn in den vergangenen ersten Wochen in dem komplett neu eingerichteten Haus waren seinem Enkel und ihm ab und an nachts merkwürdige Geräusche aufgefallen. Manchmal hörte man ein Kratzen, wie ein Scharren oder Schleifen über dem Fussboden. Ab und zu auch mal ein Pochen, wie ein Klopfen. Salomon dachte, dass es vielleicht neu verlegte Leitungen sein konnten und hatte gefragt, ob Marik ihm sagen könne, ob sich das Jemand mal ansehen könnte. Außerdem fügte er hinzu, dass er sich gerne mit seinem alten Freund treffen wolle und erkundigte sich in Anwesenheit seines Enkels daher, nach seiner Gesundheit. Marik hatte natürlich versichert, dass sich sein alter Freund bester Gesundheit erfreue und dieser gerade beschäftigt war. Salomon unterbrach das Telefonat kurz, um seinen Enkel zu bitten, nach zu sehen, ob er in seinem Schlafzimmer vergessen hatte, das Fenster zu schließen. Nachdem sein Enkel das Wohnzimmer verlassen hatte, hatte Salomon gemeint, er würde nochmal zurück rufen, wenn sein Enkel sich zur Universität aufgemacht hatte.
 

An der Universität angekommen, warf Yami einen kurzen Blick in sein künftiges Arbeitszimmer und den Hörsaal. Dieser Geruch nach frischer Farbe und neuen Möbeln, welche teils noch im Hörsaal zwischen gelagert waren, war für Yami aufregend. Immerhin hatte er sich im Laufe der Jahrhunderte schon häufiger in anderen Berufen geübt, manche aus eigenem Interesse, andere aus ähnlichen Gründen wie jetzt. Aber ein Professor an einer Universität war auch für ihn mal etwas Neues. Nicht, dass er nie unterrichtet hätte. Aber das hier war schon etwas anderes.

Auf seinem Weg zur Vorlesung, bei welcher er dabei sein durfte, traf er auch auf den Dekan. Es schien so, als habe er auf ihn gewartet, immerhin hatte er ja auch die Pläne für ihn selbst abgesegnet und wusste sehr wohl, wann Yami wo an Lesungen teilnahm und mit hinein schaute.

Auch dieser schien heute wieder größeres Interesse an Yami zu haben, denn er bat ihn in ein freies Zimmer, welches für Besprechungen genutzt wurde.

Nach einem freundlichem Händedruck und Wechsel üblicher Formalitäten, kam der Dekan auch gleich zur Sache. „Nun. Sie werden bestimmt erfreut sein zu hören, dass die Arbeiten an ihrem Arbeitsplatz Ende diesen Monats abgeschlossen sein werden?“ Yami nickte höflich. „Ja, inzwischen freue ich mich sogar darauf hier unterrichten zu dürfen. Und der Gedanke, einige Nachtschichten in der Uniklinik als Arzt zu übernehmen freut mich. Ich bin optimistisch und zuversichtlich, dieser Herausforderung gewachsen zu sein.“, versicherte Yami zudem. Der Dekan wirkte darauf hin hoch erfreut und auch erleichtert. „Sehr schön, sehr schön. Darf ich Sie etwas fragen Herr Sa Ra? Etwas Persönliches?“ Yami hob zunächst skeptisch eine Augenbraue an und sah dem Dekan fragend in die Augen. „Sie haben mich doch abgefangen oder? Sie wussten, dass ich hier um diese Zeit auftauchen muss und wenn Sie mich so dringend sprechen müssen, seien Sie so frei und sprechen alles an, was Ihnen auf der Seele brennt. Ich bin kein Freund davon, etwas lange heraus zu schieben.“, brachte es Yami knapp auf den Punkt. Etwas von dieser direkten Art überrumpelt brauchte der Dekan einen Augenblick um sich wieder zu fassen. Schließlich entschuldigte er sich im Voraus höflich. „Verzeihen Sie bitte. Es ist so, Sie sind noch sehr jung, Sie sind Mediziner und es gab durchaus schon einige recht junge Professoren an unserer Universität, aber ihr Fachwissen über Ägyptologie, verstehen Sie mich bitte richtig. Sie haben nie studiert oder irgendetwas anderes vorzuweisen, womit ich noch besser und vernünftiger erklären kann, was mich dazu bewegt hat, Sie einzustellen. Wenn Sie mir sagen, woher sie Kenntnisse verfügen, wäre das mir eine große Hilfe.“ Doch Yami belächelte den Dekan mit seinem freundlichsten Lächeln. „Ach. Danke für das Kompliment. Ich kann Ihnen in der Tat behilflich sein. Zu meinem Fachwissen, habe ich da für Sie zwei Antworten. Einen familiären Bezug zu einer sehr alten ägyptischen Familie. Auch, wenn ich anderswo aufgewachsen bin und studiert habe. Meine Familie befindet sich im Besitz mehrerer ägyptischer Grundstücke, die Familie Ishtar ist kein unbekannter Name in Verbindung mit wertvollen Artefakten und Kunstgegenständen. Das eine oder andere Exemplar stammt aus meinem Familienbesitz. Mir liegt viel daran, dass gewisse Schätze, Schätze bleiben mit samt ihren Geheimnissen. Aber, ich könnte auch der Einfachheit halber, falls dies eine leichtere Hilfe ist, eine kleine Spende für Ihren Bereich tätigen.“, bot Yami entspannt an. Der Dekan wirkte ein wenig verlegen. „Eine Spende?“ Yami begann nun zu grinsen und wirkte dabei auch für den Dekan sichtlich durchtrieben. „Was denn?“, fragte er dabei mit wirklich beunruhigender Überzeugungskraft, unschuldig. „Bin ich etwa der erste Mann, der als Argument Korruption vorschlägt? Ich mag jung erscheinen, aber nicht blöd. Falls die Personen, die Ihnen mit Fragen auf die Füße treten weshalb genau Sie mich eingestellt haben, die Typen sind, die mit Geld zum Schweigen gebracht werden können, zeige ich keinerlei Scheu Ihnen mit einem Teil aus meinem Familienerbe behilflich zu sein.“ Doch der Dekan schüttelte den Kopf. „Ich bitte Sie, da sprechen wir wirklich von hohen Summen und das Letzte, was ich will ist, dass sie so etwas für mich tun.“ Doch Yami entgegnete frech. „Nicht für Sie. Sondern für mich. Wenn wir schon beide in dieser Situation sind, dann käme mir eine wohltätige Spende gerade sehr gelegen. Wenn es uns ermöglicht, ihren Bereich ein wenig nun ja, sagen wir mal aufzurüsten und aufzuwerten.“ Der Dekan wiederum belächelte nun Yami. „Nun, es gibt genügend Dinge, die ich mir wünschen würde. Zum Beispiel neue Computer für die Studenten oder neue Polster und Stühle. Es könnten an einigen Bereichen auch mal eine neuere und angenehmere Beleuchtung angebracht werden. Sehen Sie es ist nicht so, dass mein Bereich hier jedes Fördergeld bekommt. Schauen Sie sich gerne mal die ganzen verschiedenen Universitäten, ach was, die Fakultäten an, dann fällt einem sofort auf, wer hier wie unterstützt wird.“ Am Ende war der Dekan etwas aufgebracht geworden. Anscheinend hatte Yami mit Spendengeldern einen wunden Punkt erreicht. Der Dekan offenbarte ihm, dass er darunter derzeit litt, dass es in seinem Bereich an Fördergeldern mangelte. Es war ein Kampf, im eigenen Land Expeditionen zu finanzieren und zu organisieren. Es gab gerade einen regelrechten Expeditionsboom. Überall wollte man mit neuster und modernster Technik Altertümer erforschen. Doch für die Forschung hier vor Ort gab es einfach nicht die Mittel, die der Dekan gerne gehabt hätte. Er arbeitete zudem eng mit den Museen zusammen und natürlich auch international. Aber wenn er sich anschaute, was so manche Universitäten für das Studium an Investitionen vorzuzeigen hatten, dann fühlte er sich hin und wieder gedemütigt. Es wirkte fast wie ein Konkurrenzkampf. Einerseits zog es viele Menschen nach Ägypten, Forscher, Archäologen, Ägyptologen und mit welchen Universitäten verband man das Ganze? Mit ausländischen Universitäten.

Yami unterbrach den Dekan aus seinen Gedanken. „50 Millionen kann ich entbehren.“ „WIE?“, brüllte der Dekan, war dies jedoch nicht seine Absicht gewesen. Yami hatte ihn wahrhaftig mit diesen Worten aus der Fassung gebracht. Doch Yami blieb ruhig und stellte bereits einen Check von 50 Millionen ägyptischen Pfund aus und schob diesen Check dem Dekan zu. Dieser starrte den Check ungläubig an. „Wie? Wo? Woher haben Sie die Mittel? Verzeihung, ich meine…“ Der Dekan war leicht rot geworden, doch Yami saß noch immer recht entspannt und locker dem Dekan gegenüber. „Geld haben und Geld verdienen wollen, sind zwei Paar Schuhe. Ich will mir nicht nachsagen lassen, dass sich meine Existenz allein basierend auf meinem Vermögen, welches ich geerbt habe, beruht. Geld vermehrt sich zudem nicht davon, es lediglich auszugeben. Was glauben Sie wohl, wieso die Renovierungsarbeiten so zügig voran schreiten? Ich war nahezu täglich da. Außerdem wollen wir nicht vergessen, wie es dazu kam, dass ich hier nun für Sie arbeiten darf?“ Der Dekan schluckte schwer, hatte er schon daran gedacht diesen Check nicht annehmen zu wollen, doch die letzten Worte Yamis waren ausschlaggebend dafür, dass er diesen Check annahm.

Der Dekan schluckte, offenbar nach Worten ringend, weshalb Yami ihre Unterhaltung vorantrieb. „Sie wollten mit mir gewiss noch über etwas anderes sprechen? Wie schon erwähnt, ich bevorzuge unter uns offen gestanden den direkten Weg.“ Nun wirkte Yami sehr viel ernster und der Dekan bestätigte Yamis Frage. „In der Tat, in der Tat. Dieses Geld, wollen Sie wirklich spenden?“ Yami nickte und wirkte nun leicht angesäuert. „Fragen Sie mich dies noch einmal und ich beginne damit, Ihnen das Leben schwer zu machen!“ Erschrocken wich der Dekan zurück, dabei wäre er fast von seinem Stuhl geflogen. Als ob es nicht so gewesen wäre, dass die beiden Herren sich im Besprechungszimmer an einen Tisch gegenüber gesetzt hatten, um ihr Gespräch zu führen.

Der Dekan brauchte nach dieser forschen Ansage abermals einen Moment. „Verzeihung. Ich habe das nicht erwartet, bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Aber, nun da Sie es erwähnten. In der Tat wollte ich mit Ihnen über das Monster sprechen. Mein Leben besteht seither nur noch aus Furcht um meine Familie. Und am liebsten würde ich meine Familie nehmen und verschwinden.“ Yami horchte auf. Nach wie vor, schien er dem Dekan ein vertrauenswürdiger Gesprächspartner zu werden, mehr denn je. Denn nun redete er von seiner Familie. Der Dekan erkundigte sich schließlich bei Yami, was Bakura ihm angetan hatte, wie es ihm wohl in dieser Situation ginge. Und Yami wurde mit dieser Frage ein wenig überrascht. Wenn er ehrlich antworten würde, würde er dem Dekan sagen müssen, dass er seit einem guten halben Jahr mit diesem Monster das Bett teilte und nun ja nicht gerade den Tisch, aber ihre Mahlzeiten. Mal davon abgesehen, wie Homosexualität in Ägypten derzeit allgemein betrachtet wurde, würde er zudem noch zugeben müssen, diesem Monster, wie er Bakura betitelte, mehr als ähnlich zu sein, teilte er sein Schicksal mit Bakura schließlich.

Yami überlegte einen kurzen Moment, ehe er antwortete. Glücklicherweise, interpretierte der Dekan sein Zögern als Folge der derzeitig belastenden Situation.

„Also, sagen wir es so. Es geht mir gut. Bakura kennt meine Familie und vielmehr weiss er darum, dass ich offenbar für seine Interessen nützlich bin. Er ist sich meiner Kenntnisse über dieses Land bewusst und erhofft sich offenbar durch mich eine mögliche Kontrolle über gewisse Archäologen, Menschen, die zu tief in diesem Land graben. Vielleicht sorgt er sich um sich selbst. Aber das interessiert mich nicht. Offen gestanden, solange ich diesem Monster, wie Sie ihn nennen, nützlich erscheine und dienlich, kann ich völlig beruhigt sein. Und Sie übrigens auch, denke ich. Auf eine gewisse Weise darf ich mich wohl nicht beklagen. Sehen Sie, mir wird die Möglichkeit eröffnet unter ihnen als Professor an ihrer Universität zu arbeiten. Ich mache mir aufgrund meines Wissens keinerlei Sorgen darum, dieser Arbeit nicht gewachsen zu sein. Allerdings meiner Aufgabe Einfluss darauf zu nehmen, dass an dieser Universität nun sagen wir, nur die wahren Archäologen bestehen. Bakuras Ziel ist es, dass keine Möchtegern Gräber mehr in diesem Land ausgebildet werden. Ihm liegt viel daran, dass in diesem Land manche Geheimnisse auch Geheimnisse bleiben. Ich sehe daher meine Herausforderung vielmehr darin, wie soll ich mich in diese Position bringen, dass ich dieses Ziel verfolgen kann?“

Der Dekan lies diese Information erst einmal sacken. Auch Yami musste sich gerade sammeln. Er hatte sich bereits dazu entschieden, Bakura zum Sündenbock zu machen und zu nutzen, weil dies am leichtesten war, nachdem der Dekan ihn für ein ebenfalls bedrohtes Opfer Bakuras eingeordnet hatte. Doch nun erkannte Yami auch die Gefahr darin. Denn er musste teils die Wahrheit hinter dieser Spielerei preisgeben, die Bakura und er in gewisser Weise verfolgten. Dass er sich aber seit der Ankunft der Mutos allerdings nur noch auf den Enkel und das Puzzle fokussierte, brauchte er nicht mal erwähnen.

Der Dekan war es, der das Wort erneut ergriff. „Verstehe. Ihnen hat er also nicht ihre Familie bedroht?“ Yami lachte kalt und sein Blick verfinsterte sich. „Ich sprach mit Ihnen über mein Familienerbe. Es gibt Niemanden mehr in meiner Familie, dem er etwas antun könnte. Falls Sie meine Lage nun besser begreifen. Sie haben noch eine Familie!“ Das war natürlich ein starkes Stück von Yami so zu lügen. Andererseits, streng genommen hatte er ja wirklich keine Familie mehr. Als ob er nach so vielen Jahrhunderten sagen konnte, wer seine Nachfahren und Verwandten waren. Zu Yamis großer Überraschung, standen dem Dekan die Tränen im Gesicht. Und Yami fragte sich, ob er es vielleicht ein wenig übertrieben hatte. Doch der Dekan stand schließlich auf und bedankte sich gegenüber Yami für seine Offenheit und Ehrlichkeit und hielt seinen Check in die Luft. „Ich verspreche Ihnen, ich werde Ihre Spende für den besten Zweck in diesem Sinne für Sie einsetzen!“ „Einverstanden. Gerne.“, antwortete er mechanisch, so wie er dachte, dass es der Dekan von ihm nun erwarten würde und war ebenfalls aufgestanden. Der Dekan fiel ihm um den Hals und drückte ihn fest an sich. „Wenn Sie etwas brauchen, egal was, kommen Sie zu mir.“ Yami hätte sich aus dieser Umarmung am liebsten rausgewunden, aber da löste der Dekan diese schon wieder und ging zur Tür. „Versprochen, ich werde einen Weg da raus finden! Für Sie, für unsere Familien!“
 

Mit diesen Worten war der Dekan auch schon vorausgeeilt und hatte einen etwas perplexen Yami zurück gelassen. Denn die Worte des Dekans beschäftigten ihn noch den restlichen Tag. Wie auf Autopilot lief er zu seinem Vorlesungstermin und fand sich bei seinem Kollegen früh genug ein. Gemeinsam besprachen Sie miteinander ein wenig das Vorgehen und wie er hier generell unterrichtete und dass sein Kurs heute aus Neulingen bestand. Innerlich hoffte Yami, dass Salomons Enkel nicht darunter war. Soweit er das verstanden hatte, gab es für viele Studienfächer auch mehrere Kurse. Wie es an einer Schule ja auch mehrere Schulklassen gab. Doch Yami sollte heute genau in Yugi Mutos Kurs anwesend sein. Sein Kollege war schon etwas älter, er selbst bezeichnete sich doppelte so alt wie Yami, da dieser sich aber schon recht alt gemacht hatte für sein Aussehen, immerhin knapp an die 30 Jahre, konnte Yami daraus schließen, dass sein Kollege irgendwo um die 60 Jahre als sein musste. Sein Kollege riet ihm, sich einfach einen der freien Plätze zu schnappen und ihm bei seiner Vorlesung zu zuschauen. Anschließend nach seiner Vorlesung, würde er sich gerne mit ihm unterhalten und ein wenig mit ihm austauschen. Yami hatte wirklich großes Glück, einen freundlichen Mann an seiner Seite zu wissen, mit der Absicht ihn unterstützen zu wollen.
 

Als sich die ersten Studenten an den Einlasstüren schon sammelten, wählte sich Yami einen freien Platz weit vorne aus. Er nahm sich vor die Vorlesung aufmerksam zu verfolgen und auch darauf zu achten, was vorgetragen wurde. Als die Türen sich öffneten und die Studenten rein strömten, war einer der ersten Studenten auch schon Yugi Muto und da Yami bereits vor allen anderen im Saal gewesen war, registrierte auch Yugi ihn und als ob Yami eine Vorahnung gehabt hätte, Yugi fragte höflich Yami, ob er sich zu ihm setzen durfte. Dies lehnte Yami nicht ab, sah er keinen naheliegenden Grund. Also setzte sich Yugi neben ihn und während sich der Saal füllte, fragte Yugi ebenso freundlich, wie er denn hierhergekommen war. Yami antwortete höflich in japanisch für Yugi, auch wenn dieser mit ihm geübt hatte arabisch zu sprechen. „Das erfährst du früh genug, Yugi Muto.“ „Huch? Okay?“ Diese Aussage verwirrte Yugi etwas, doch er dachte sich nichts dabei und holte seine Notizblöcke hervor. „Darf ich fragen, wie es Ihrer Familie geht?“ Yami zuckte zusammen. Yugi interpretierte diese Reaktion als Antwort auf seine Frage und nahm an, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte. „Geht es Ihrem Großvater nicht gut? War doch so, dass unsere Großväter Freunde sind?“ Yami nickte ziemlich gedankenverloren auf Yugis Frage. Ihm war gerade bewusst geworden, was er für einen Bock geschossen hatte. Seine Aussage, dass er gar keine Familie mehr besaß war vor dem Dekan natürlich nicht gerade unklug gewesen. Allerdings hatte er in diesem Augenblick nicht bedacht, dass Yugi Muto von ihm über eine Familie, die existierte wusste. Und sowohl Dekan als auch Yugi Muto waren hier an einem Ort. Nun gut, die Chance, dass Yugi mit dem Dekan zu tun bekommen würde, lag nahe Null. Dennoch wurde sich Yami schlagartig bewusst, dass er achtsam sein musste. Deshalb holte nun auch er sich einen Notizblock hervor, den er, da er schmal war mit in seine Tasche neben seinen Laptop gepackt hatte. Keine Minute später schrieb Yami auf blankem Notizpapier in feinster Schrift für sich Notizen auf, allerdings in seiner Muttersprache und Schrift. In Gedanken, dass er nicht wollte, dass seine Notizen Jemand einfach lesen konnte, schrieb er kurz auf, wer welche Informationen über seine Person derzeit besaß.

Doch noch immer füllte sich der Saal und Yugi, der sich verschiedene Infoblätter auf seinem Schoß zurecht sortierte, bemerkte Yamis Notizen, als er mit seinem Ordnen fertig war. „Wow, das sieht aber schön aus. Sag bloß, du hast die Schrift schon gelernt?“ Ein kurzes Auflachen. „Liegt in der Familie. Ich muss mich auf die Vorlesung jetzt konzentrieren. Entschuldigung, wenn ich gerade nicht reden möchte.“ Yugi seufzte. „Eine Sache noch. Bitte, geht es Ihrer Familie gut?“ „Ach das. Ja bestens.“, merkte Yami abwesend an.

Der Raum war gefüllt und die Vorlesung heute sollte eine längere werden. Die Aufmerksamkeit aller Anwesenden richtete sich nach vorne und Yami wurde von seinem Kollegen zu Beginn kurz erwähnt, dass dieser hier sich heute seine Vorlesung anschauen durfte und auch, dass er selbst Professor hier war und was er unterrichten würde.

Ohne langes drum herum Gerede begann auch sofort darauf folgend die Vorlesung und Yugi bot sich keine Gelegenheit seiner Verblüffung Wort zu geben. Er saß jetzt neben dem Enkel des Freundes seines Großvaters und dieser würde hier selbst in dem Fach unterrichten, welches er studierte.

Yugi sah zu Yamis Notizen, welche er sich auf seine Beine gelegt hatte. Während der Vorlesung machte Yugi sich einige Notizen, dazwischen zeichnete er ein wenig auf einem leeren Blatt herum.

Nach einer guten halben Stunde rauchte nicht nur Yugi hier im Saal der Kopf. Um sich davon etwas abzulenken, dass es schwieriger wurde, sich zu konzentrieren, begann er nebenher auf einem seiner Blätter zu zeichnen. Ihm half es manchmal dabei sich zu konzentrieren, wenn er nebenher ein wenig herum kritzelte, wie er hier schnell für sich herausgefunden hatte. Er hatte schon probiert Pyramiden zu malen oder Skizzen zu zeichnen. Heute entschied er sich einfach dazu, durch Yamis Hieroglyphen inspiriert, diese nach zu zeichnen.

Yami hingegen war mit etwas anderem beschäftigt. Er hatte im Gegenzug zu den Anwesenden hier, schon nach fünf Minuten eine Änderung in diesem Saal bemerkt. Er konnte von allen Studenten hier drin ihr Blut riechen und hören, schwach nur, lag sein eigener Trank nicht lange zurück. Doch wurde ihm bewusst, wie froh er war, als er das hinter sich hatte nach seinem Medizinstudium. Die Gerüche der vielen Menschen konnten je nach Zusammenstellung äußerst anregend sein. Beunruhigt stellte Yami fest, dass ihm allein bei dem Gedanken daran, bereits das Wasser im Mund zusammen lief.

Mit seinen Augen fixierte er nun seinen Arbeitskollegen und beobachtete seine Bewegungen vorne. Wenn er sich nur mehr bewegen würde, dachte Yami. Er war ein netter Mann, aber er trug wie ein alter Hase einfach sein Fachwissen, was für diesen Kurs relevant war, einfach monoton vor. An einigen Stellen musste Yami sich selbst zusammen nehmen, denn das Wissen über die Vergangenheit seiner Heimat von Jemanden vorgetragen, der glaubte vieles zu wissen, wurde mit jeder Minute für ihn unerträglicher. Am liebsten wäre Yami aufgesprungen und hätte seinen Kollegen aufgehalten. Es war ja nicht so, dass er Dinge falsch berichtete, es stimmte schon überwiegend, was er erzählte. Aber wie er es vortrug war für Yami so, als würde sich Niemand darunter etwas vorstellen können. Yami hoffte, dass dies nur heute so sein würde und es besser würde.

Doch Yami wurde in seiner Hoffnung diesbezüglich enttäuscht. Einem Menschen, der nicht in dieser Zeit gelebt hatte, war einfach nicht im Stande gewisse Ereignisse den Menschen nahe zu bringen.

Am Ende der Vorlesung hatte sich Yami keinerlei weitere Notizen gemacht und hatte seinen Block wieder eingesteckt. Wie konnten hier Studenten sitzen und ernstes Interesse an der Vergangenheit haben, bei einem solch trockenem Vortrag? Oder lag es daran, dass Yami über so viele Jahrhunderte an seinen Erlebnissen festhielt? Gut einiges wusste er von sich selbst nicht mehr, aber er hatte mehrere Jahrtausende bereits erlebt und nun merkte er, dass es gar nicht dumm gewesen war, an diesen zahlreichen Erinnerungen fest zu halten. Dieser Vortrag heute, hatte Yami seine Erinnerungen an früher vor seinem geistigen Auge wieder farbig aufblitzen lassen, zumindest die Erinnerungen, die er besaß.
 

Der Saal leerte sich und Yugi hatte seine Notizen zusammen geräumt. „Ähm, Professor Sa Ra?“, betitelte er nun seinen Sitznachbarn höflich und so, wie er ihnen offiziell vorgestellt wurde. „Hm?“ „Das war mein letzter Kurs heute, darf ich meinem Großvater etwas von Ihnen ausrichten und seinem Freund?“ „Oh.“ Yami war aufgestanden und fühlte sich durch Yugi irgendwie aufgeweckt. „Dein letzter Kurs für heute, sagst du?“ „Wie? Äh, ja, ich war schon heute sehr früh hier. Darf ich meinem Großvater etwas ausrichten?“ Yugi war unsicher, ob er sich im arabischen umständlich ausdrückte, weshalb er ins japanische wechselte und nochmal erkläre. „Ich würde meinem Großvater gerne erzählen, dass ich Sie hier getroffen habe und etwas über seinen alten Freund, ich denke, dass ihn das sehr glücklich machen würde.“ „Ah.“ Yami antwortete nun auch im japanischen. „Du darfst deinem Großvater gerne von mir erzählen, obwohl. Kannst du noch ein paar Minuten warten? Ich habe hiernach noch eine kurze Nachbesprechung mit meinem Kollegen zu seiner Vorlesung. Danach könnte ich dich nach Hause fahren und deinen Großvater besuchen. Vielleicht hat er ja nichts vor und ich könnte ihn einfach zu seinem Freund bringen. Ich denke, dass es Beiden sehr gefallen würde nach so langer Zeit des Wartens auf ein großes Wiedersehen.“ Yugis Augen begannen zu strahlen und er verneigte sich förmlich vor Yami und bedankte sich.

Außer ihnen und Yamis Kollegen war inzwischen Niemand mehr da, weshalb Yami auch prompt gefragt wurde. „Verzeihen Sie, ist das ihr kleiner Bruder?“ „WAS?“, schrie Yami ungewollt lauter, als er wollte und lachte. „Nein. Das ist Yugi Muto. Wir sind nicht verwandt, denke ich. Zumindest ist mir da nichts bekannt. Aber mein Großvater und sein Großvater sind beste Freunde, daher kennen wir uns bereits.“, klärte Yami seinen Kollegen höflich über die Situation auf und Yami fügte hinzu. „Mit seinem Großvater bin ich gewissermaßen heute Abend verabredet, nach der Arbeit, wäre es möglich, dass der junge Mann hier warten darf?“ Der Kollege fand es etwas befremdlich, das Student und Professor sich bereits kannten und vertraut miteinander wirkten, stimmte dem aber zu, da hier heute kein weiterer Kurs kommen würde. Yugi nahm wieder an seinem Sitz Platz und freute sich riesig für seinen Großvater. Yami und sein Kollege besprachen auch nicht besonders viel miteinander, lediglich darüber in welchem Tempo welches Wissen den Studenten vermittelt werden sollte, um alles im Semester auch durch zu bringen. Außerdem mussten in seinem Kurs seine Studenten nicht sehr viel arbeiten. „Sehen Sie, die Studenten machen ihre Arbeiten, das was ich fordern muss, ich mache das schon einige Jahre, da läuft das dann ganz von alleine. Wenn Sie demnächst mein Fach auch unterrichten, können Sie sich darin ja gerne frei entfalten. Sie werden bald merken, wie Jeder hier von uns seine Arbeit macht. Wichtig ist, dass Sie ihren Weg für sich finden und natürlich auch, dass Sie alle Punkte für das Semester durch kriegen.“

Das Gespräch war nach einer weiteren Stunde schließlich zu Ende. Wäre es nach Yami gegangen, hätten ihm wenige Minuten gereicht, aber anscheinend war sein liebenswerter Kollegenfreund interessiert daran, ihm möglichst viele Ratschläge für seine Vorlesungen mit auf den Weg zu geben.
 

Schließlich schulterte er seine Tasche und trat auf Yugi zu, welcher die Zeit des Wartens genutzt hatte, um fleißig in seinen Unterlagen zu lesen.

„Wir können los. Danke, dass du solange gewartet hast. Alles Weitere besprechen wir dann später.“, entschied Yami einfach und gemeinsam verließen Sie den Saal.
 

Auf dem Weg zu seinem Auto erklärte er Yugi noch kurz, dass er telefonieren müsse und rief Marik an. „Hy alter Freund, ich bin es, Zalem. Hör mal ich habe heute auf meiner Arbeit Yugi Muto getroffen und fahre ihn jetzt nach Hause zu seinem Großvater. Ich habe angeboten, ihn zu seinem alten Freund zu fahren.“ Marik am anderen Ende blieb darauf hin nicht mehr viel zu sagen als ein „Gut.“ Und „Ich habe dir eine Nachricht geschickt, wegen meines letzten Anrufs.“ Yami gestand, die Nachricht nicht gelesen zu haben, da sie kam, als er mit dem Dekan gesprochen hatte und er danach zügig zur Vorlesung hatte eilen müssen. Marik hatte ihm lediglich mitgeteilt, dass Salomon zurück gerufen hatte und es ihm genau darum gegangen war, seinen alten Freund zu treffen, aber Marik würde nun den alten Herrn Muto nicht mehr zurückrufen. Eigentlich war Marik sogar erleichtert, dass sich das Ganze so leicht nun auflösen würde.
 

Nach dem wirklich kurzen Gespräch waren Sie auch schon bei Yamis Wagen angekommen und Yami verstaute seine Tasche im Kofferraum, bot Yugi an, seine Sachen ebenfalls einzuladen und dann ging es auch schon los.

Als sie das Uni Gelände verlassen hatten und die Straße genommen hatten, die zum Haus führte, begann Yugi das Gespräch. „Vielen Dank nochmal, dass Sie mich nach Hause fahren Professor.“ Yami unterbrach ihn. „Hör mal, versteh das jetzt nicht falsch, aber dein Großvater, wie geht es ihm?“ Yugi fand es etwas seltsam, dass Herr Sa Ra nicht auf seine Dankbarkeit einging, andererseits war nun seine Frage wiederrum wohl auch nicht weit her. „Hm, ehrlich gesagt ich bin mir gar nicht so sicher. Ich mache mir etwas Sorgen. Er ist nur mit mir zusammen hierher gereist, weil er sich auf seinen alten Freund gefreut hat. Und wir sind jetzt schon ein paar Wochen hier und irgendwie scheint er ihn noch gar nicht getroffen zu haben. Ich habe etwas Angst, dass er sich vielleicht nicht traut oder zu aufgeregt ist. Er freut sich so sehr auf seinen Freund. Ich wünsche mir für ihn, dass sein Freund ihn noch genauso gern hat wie damals.“ Yami konzentrierte sich auf die Straße, aber es ließ ihn nicht unberührt, wie Yugi sich um seinen Großvater und seinen Liebsten von damals sorgte. „Dein Großvater ist ein großartiger Mann. Nach allem, was ich von ihm gehört habe, hat er sein Herz am rechten Fleck und ist ein herzensguter Mensch. Ehrlich gesagt, freue ich mich auch schon darauf, wenn er seinen alten Freund wieder sieht und Zeit mit ihm verbringt. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sie sich einiges zu erzählen haben werden.“ Yami malte sich in der Tat bereits aus, wie es sein würde, seinen Liebsten nach so langer Zeit ohne Maskerade und Schauspielerei richtig in seine Arme schließen zu können. Auch, wenn sein Freund von damals inzwischen gealtert war, so war sich Yami sicher, dass er nach wie vor liebenswert war. Yugi versicherte Yami, dass sein Großvater der beste Mensch ist, den er kennt. „Naja ich kenne seinen Freund ja nicht, aber wenn mein Großvater ihn geliebt hat, dann muss er auch ein wunderbarer Mensch sein.“ Yami spürte, wie sich bei ihm etwas zusammen zog. Hatte er gerade Yugi richtig verstanden? „Du sagtest er hat ihn geliebt?“ Yugi spürte, wie er rot im Gesicht wurde. „Das soll nicht heißen, dass er ihn so geliebt hat, ich meine…“ Doch Yami unterbrach ihn. „In Ägypten Yugi, ist es nicht so locker, wie es vielleicht in Japan möglich ist, Yugi. Ich möchte dir raten, diese Worte hier in diesem Zusammenhang weder im englischem, französischem noch arabischem zu verwenden! Aber sei unbesorgt, mir ist klar, was du gemeint hast. Aber ich möchte jetzt, wo ich dich hier in meinem Wagen habe auch um etwas bitten.“

Yugi rutschte etwas unruhig auf seinem Beifahrersitz herum. Irgendwie fühlte er, dass er gerade etwas gesagt hatte, was wohl sehr unüberlegt und anderswo als hier im Auto wohl richtige Probleme bereitet hätte. „Um etwas bitten?“ Yami rauschte geradewegs auf die Zufahrtstraße zu, sie waren fast da, als er Yugi antwortete. „Aber ja. Das Puzzle, du trägst mein Puzzle, Yugi. Das will ich wieder haben!“

Der Nissan rollte den Weg hinauf und hielt hinter dem schicken Rolls-Roys. Yami hupte einige Male, dann stieg er aus und holte Yugis Sachen aus dem Kofferraum heraus.

Yugi bewegte sich nicht, sondern starrte auf die Windschutzscheibe. Er wollte sein Puzzle haben? Sagte, es würde ihm gehören?
 

Vorne öffnete sich die Haustür und Salomon trat heraus. Seine Augen weiteten sich, als er sah, wer dort vor seiner Türe stand. Yami hatte Yugis Sachen vorne auf der Motorhaube abgelegt und war schon auf Yugis Großvater zu gelaufen, als Yugi realisierte, dass er aussteigen und sich seine Sachen nehmen sollte. Dies tat er zügig und als er seine Sachen unter seinen Arm geklemmt hatte, hörte er schon, wie sich sein Großvater und der Professor seiner Universität fröhlich unterhielten.

Das konnte doch nicht wahr sein? Dieser Typ wollte sein Puzzle haben und jetzt redete er fröhlich mit seinem Großvater? Yugi rannte auf die Beiden zu.

„Warte! Ich kann mein Puzzle nicht abgeben! Es gehörte meinem Großvater! Alles, aber ich kann mein Puzzle nicht abgeben!“, erklärte Yugi und Salomon sah überrascht auf seinen Enkel und dann zu seinem Freund.

„Yugi mein Junge, was redest du denn da?“ Und Yugi erklärte seinem Großvater, dass Zalem sein Puzzle haben wollte. Salomon rieb sich mit einer Hand nachdenklich durch seinen Bart, während er sich mit der anderen an seinem Hinterkopf kratzte. „Du hast meinen Enkel gebeten, dir mein Puzzle zu geben?“ Yamis Blick verfinsterte sich darauf hin und wurde scharf.

Und sein gesamter Eindruck wurde kalt, es war fast, als würde auch die Umgebung um sie herum kälter wirken.

„Pass gut auf. Dein Freund freut sich darauf, dich nach so langer Zeit mal wieder zu sehen. Nur dich und nicht deinen Enkel. Der Kleine muss sich sicherlich ohnehin um seine Aufgaben kümmern! Du bist alt, ich fahre dich gerne raus zu deinem alten Freund. Aber ich bin mir sicher, deinen alten Freund wird es interessieren, was mit seinem Puzzle ist und wieso du es nicht mitgebracht hast!“

Salomon holte tief Luft, merkte er gerade wie angespannt die Situation war. „Ich komme gerne mit dir mit junger Mann. Danke, dass du mich zu meinem alten Freund fährst. Doch möchte ich dich höflichst bitten kurz zu warten. Ich möchte mich einen Augenblick mit meinem Enkel unterhalten.“ Yami zeigte Yugi die kalte Schulter und fauchte fast. „Ich warte im Wagen und gebe dir eine Minute, wenn du dann nicht zu mir in den Wagen steigst, wirst du selber sehen müssen, wie du zu deinem Freund kommst! Ich bin doch nicht euer Depp!“

Mit den Worten ging er mit schnellen Schritten zu seinem Wagen, setzte sich ins Auto und knallte wütend die Fahrertüre zu.

Yami war gerade wirklich innerlich am Kochen.
 

Salomon legte wie ein guter Vater seine Hände auf Yugis Schultern, um mit ihm zu reden. „Yugi. Ich habe dir das Puzzle überlassen, weil ich gehofft habe, dass dir vielleicht gelingt, was mir nicht gelungen ist. Und du hast es wirklich geschafft. Du hast dieses Puzzle gelöst. Wir haben doch schon mal ein wenig darüber gesprochen. Würdest du mir dein Puzzle trotzdem für den Abend heute ausleihen? Ich verspreche dir, dass ich es dir wieder zurück bringen werde. Ich möchte es nur gerne meinem alten Freund zeigen. Er hat es so noch nicht betrachten dürfen und ich habe es damals durch ihn erhalten. Wäre das für dich in Ordnung?“ Yugis Hände glitten zu seinem Puzzle an seinen Hals, hatte er es die ganze Zeit über nicht abgelegt. Dabei rutschten ihm seine Unterlagen unterm Arm zur Erde. Yugi starrte sein Puzzle an, dann seinen Großvater. Es war ihm, als könne er es gar nicht einfach aus den Händen geben. Doch dann nahm er es und zog es aus und reichte es seinem Großvater. „Dir vertraue ich Großvater. Ich verstehe nur nicht, wieso er sagt, es sei sein Puzzle.“, gestand Yugi aufrichtig. Salomon drücke Yugi liebevoll an sich und strich ihm sanft durchs Haar. „Das kläre ich heute mit meinem Freund.“ Salomon wandte sich schon um, um zu gehen, da fiel Yugi noch etwas ein und er lies seine Sachen auf dem Boden liegen und rannte schnell ins Haus zurück.

Etwas überrascht von Yugis Verhalten, trat Salomon auf den Wagen zu und stieg langsam ein. Yami entging dabei nicht, dass er sich mit seinem Rücken beim Einsteigen nicht so leicht tat. Schließlich stieg Yami sogar aus und half seinem Freund dabei, den Sitz auf der Beifahrerseite umzustellen, so dass er es leichter hatte einzusteigen.

Sein Freund lies dabei das Puzzle nicht aus der Hand. Als Salomon gut und bequem im Wagen saß und sich anschnallte, kam auch schon sein Enkel wieder aus dem Haus zurück, im Arm einen alten Koffer. Yugi blieb vor Yami stehen und keuchte etwas außer Atem. „WARTE! Großvater, deine Geschenke für deinen Freund, die wir zusammengelegt haben.“ Yugi lächelte seinen Großvater an und Salomon bekam feuchte Augen, als er erkannte, dass Yugi für ihn an die Spiele gedacht hatte, die er seinem Freund noch mitgebracht hatte. Tatsächlich holte das den alten Pharao aus seiner Wut heraus und er starrte irritiert den großen Koffer an. „Geschenke?“, fragte er wie vom Donner gerührt und sah zu seinem Liebsten, Salomon. Yugi nickte. Auch wenn es ihm gerade nicht leicht fiel ruhig zu bleiben. „Ja, bitte packen Sie das noch für meinen Großvater mit ein, es sind Geschenke für seinen alten Freund.“ Yami nahm den Koffer von Yugi entgegen und lud ihn in den Kofferraum. Wobei er mit dem Koffer umging, als sei dieser aus hauchdünnen Honigfäden gewoben, die bei der kleinsten Berührung ihre Form verlieren würden. Als Yugi das sah, bedankte er sich. Zu sehen, dass dieser Professor wenigstens mit den Geschenken ordentlich umging, beruhigte ihn etwas.

Bevor Yami nun wieder in seinen Nissan stieg, um los zu fahren, trat er nochmal auf Yugi zu, dann machte er wie in Japan üblich eine Verbeugung vor Yugi. Doch diese irritierte Yugi, denn sein Professor verneigte sich vor ihm tief und es wirkte so, als sei sich sein Professor dieser Bedeutung bewusst. „Ich bringe deinen Großvater wohlbehalten wieder zurück.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Yami.

Und Yugi winkte etwas verdattert zum Abschied, als der Wagen vor ihm mit den Beiden davon fuhr. Yugi war sich nicht sicher, aber er glaubte gerade eine nahezu perfekte 70 Grad Verbeugung gesehen zu haben. Aber wieso? Wollte er damit vielleicht sagen, dass er sich auch für sein forsches Verhalten von eben entschuldigen wollte?

Yugi wartete noch, bis der Wagen ganz von der Auffahrt verschwunden war, dann sammelte er seine Sachen auf und ging ins Haus. Er würde seinen Großvater fragen, wenn er wieder zurückkam. Irgendwie war sich Yugi zumindest in diesem Punkt sicher. Dass dieser Professor Sa Ra seinen Großvater wieder zurück bringen würde.

Offenlegung

Kapitel 10
 

Offenlegung
 


 

Sie fuhren zu Yamis Villa. Denn ins Hotel heute Abend zu fahren hielt Yami für viel zu gefährlich. Die Hotelkosten würde er ja ohnehin zahlen und er wusste, dass er sein Hotelzimmer in jedem Fall noch nutzen würde. Doch erst einmal würde er jetzt mit seinem Liebsten in sein geschütztes zu Hause fahren. Jetzt wo er mit seinem Freund allein war, wusste er, für ihn galt nun nur eine Frage zu klären. Liebte er Salomon noch? Empfand er noch für ihn das Gleiche wie damals? Yami nahm sich vor, dass jetzt nichts mehr zwischen ihn und seinem Schatz stellen würde, auch nicht das Puzzle, so sehr es ihn auch ärgerte, dass er es noch nicht in seinen Händen hielt.
 

Die ganze Fahrt über blieben beide Männer relativ ruhig. Erst als Yami erwähnte, dass sie sein Ziel bald erreichen würden, lockerte sich sein alt gewordener Freund neben ihm etwas und begann ihr Gespräch. „Du siehst toll aus in deinem blauen Anzug, Yami.“ Ein leises Glucksen. „Salomon, danke für das Kompliment. Möchtest du jetzt mit mir als nächstes über das Wetter reden?“, gab Yami seinem Freund zu verstehen, dass er mit ihm nicht mit Smalltalk anfangen brauchte. Und Salomon wurde direkter. „Wir können diesen Teil der Unterhaltung gerne überspringen. Yami bitte glaube mir, wenn ich dir sage, wie überaus glücklich ich bin, dich endlich wieder zu sehen. Und ich will bevor wir irgendwo ankommen, eines klar stellen, Yami. Es ist sehr wichtig.“ Yami sah zu seinem Freund herüber und fragte sich im selben Augenblick, was er meinen könnte. Dabei huschte sein Blick kurz über das Millenniumspuzzle, welches Salomon nach wie vor fest in seinen Händen hielt.

Seinem Freund Salomon entging dieser Blick zum Puzzle nicht und er fuhr fort. „Ich möchte dich bitten mir aufmerksam zuzuhören. Mach mich nicht zum Versprechens Brecher!“ „Salomon, versprochen ist versprochen. Ein Versprechen, dass man gegeben hat, muss man halten. Und andernfalls die Konsequenzen dafür tragen.“ Salomon nickte. „Gut, dass wir uns beide nach all den Jahren noch so gut verstehen. Denn ich habe meinem Enkel versprochen, ihm sein Puzzle wieder mit zu bringen, sobald du mich nach Hause bringst.“

Yami fuhr gerade auf die Einfahrt zu seiner Villa zu. Er hatte auf Salomons Ansage hin lediglich genickt. Denn auch wenn ihm sein Vorhaben gleich so früh auf die Probe gestellt wurde, so nahm sich Yami zusammen. Er wollte erst seine für ihn wichtigste Frage beantwortet wissen. Yami hielt vor dem Eingang des Hauses am Ende der Auffahrt. Schon von außen hatte man erkennen können, dass in der Villa heute Abend einiges los zu sein schien. Es dämmerte dem Pharao langsam auch, weshalb. Er hatte seinen Lakaien heute früh nach seinem Frühstück verkündet, von jetzt an überwiegend in der Innenstadt zu wohnen und die Villa künftig nicht mehr so bald aufzusuchen. Etwas vorschnell, wie Yami sich nun selbst zugestehen musste. Andererseits hatte er auch nicht erwartet, seinen Liebsten so schnell zu sich zu holen.

Licht brannte und draußen auf der Auffahrt hatten sich offensichtlich seine Lakaien versammelt. „Die sind gruselig.“, merkte Salomon seinem Freund gegenüber an. „Sie sind meine Diener, Sklaven, Lakaien oder Futterquellen. Such dir etwas aus mein Freund. Und du hast sie nicht zu fürchten. Mein Fehler. Sie nahmen an, dass ich heute Abend im Hotel in der Innenstadt sein werde, darum scheinen sie hier gerade eine kleine Hausparty zu schmeißen.“ In der Tat hörte man Musik und einige der Leute tanzten im Garten. Yami stieg aus seinem Wagen aus. „Warte, ich helfe dir aus dem Auto.“ Offenbar hatte Yami nicht vor, jetzt auf Salomons Aussage einzugehen, auf das, was er versprochen hatte. Dadurch breitete sich in Salomons Magengegend ein großes Unwohlsein aus. Denn er schätzte seinen Freund als gefährlich ein. Solange er nicht wusste, was sein Freund nach all der langen Zeit über ihn dachte. War er vielleicht doch noch verletzt, weil er so lange fern geblieben war? Ihn bei seinen vergangenen Besuchen in Ägypten nie aufgesucht hatte?

Salomon sah zu seinem Freund auf, der die Wagentüre für ihn geöffnet und seine Hand hilfsbereit ihm ausgestreckt hin gehalten hatte. Unsicher starrte Salomon auf Yamis ausgestreckte Hand. Yami aber grinste bloß. „Nun komm schon. Du kannst das Puzzle auch in einer Hand halten. Ich helfe dir. Vertraust du mir nicht mehr?“, fragte Yami und das mit einer wohl wollenden warmen Stimme, weshalb Salomon nach Yamis Hand fasste. Dieser zog ihn mühelos aus dem Wagen auf seine Beine, so dass Salomon in seine Arme stolperte. Yami umarmte seinen Freund und küsste ihn liebevoll auf seine Wange. Salomon errötete, sein Herz machte einen gewaltigen Hüpfer. „Yami…“ „Schon gut. Hier sind wir sicher. Entspann dich.“ Salomon genoss diesen Augenblick und ihm wurde ganz warm, bei dieser liebevollen und sanften Art seines Freundes.

„Lass uns mal kurz schauen, was meine Menschen da so treiben. Vielleicht möchtest du ja mit ihnen etwas zu Abend essen?“ Und nochmals errötete Salomon und machte keinerlei Anstalten sich mit dem Pharao auf den Weg zu machen. Yami sah seinen alt gewordenen Freund in die Augen und stellte sich ihm gegenüber. „Was ist los mit dir? Wieso bleibst du denn so einfach stehen?“

Doch Salomon sah verlegen zu Boden. „Entschuldige bitte. Es ist nur so, dass ich dachte, du wärst vielleicht enttäuscht von mir und wütend. Ehrlich gesagt rechnete ich bereits mit einem Wutausbruch deinerseits.“ Doch Yami sah seinen Freund nur verwirrt in die Augen. „Salomon, wieso sollte ich dies tun? Wieso sollte ich dir denn böse sein?“ Salomon wollte gerade antworten, da wurde ihre Unterhaltung von einem Lakaien Yamis unterbrochen. Dieser fiel Yami vor die Füße und bat um Verzeihung, dass sie hier ohne zu fragen, feierten. Aber Yami grinste nur amüsiert über das Flehen und Betteln seines Lakaien hinweg. Wieso er Angst hatte vor Yami war einfach erklärt. Yamis Lakaien hatten sich über die Abwesenheit ihres Herrn gefreut, weil sie sich sicher vor seinen Bissen fühlten und das gab ihnen hin und wieder Anlass seine Abreise oder Ankündigung längere Zeit nicht aufzutauchen mit einer kleinen Hausparty zu feiern. Yami war dieses Verhalten aber bereits nicht mehr fremd. Solange seine Leute taten, was er von ihnen wollte, war dies für ihn kein Problem. „Steh auf. Mach dich nicht lächerlich. Euch trifft keine Schuld. Ich hatte Euch heute früh gesagt, ich würde unter der Woche nun in der Stadt leben. Im Gegenteil, dass ihr feiert ist völlig in Ordnung. Mein Freund Salomon und ich stören hoffentlich euer Fest nicht?“ Der Lakai erhob sich und verneinte Yamis Frage und bedankte sich bei ihm für seine Freundlichkeit. „Falls ihr etwas von euren Speisen übrig habt, wäre es zu viel verlangt, für meinen alten Freund etwas in der Küche stehen zu lassen?“

Der Lakai nickte. Und Salomon äußerte sich dazu. „Im Augenblick fühle ich mich noch gesättigt. Vielen Dank für das freundliche Angebot.“ Der Lakai sah zu seinem Herrn und Yami grinste zufrieden. Offenbar war es für seinen Herrn vollkommen in Ordnung, dass der ältere Mann neben ihm einfach so das Wort ergriff. Wieder schaute der Lakai zu seinem Herrn und Yami gab ihm zu verstehen, sich mit seinem Freund ins Haus zurückziehen zu wollen und nicht gestört zu werden.

Der Lakai verschwand darauf hin zurück zu den Anderen und wirkte sehr erleichtert.

Salomon hingegen sah zu seinem Freund und verzog leicht das Gesicht. „Du hast diese Männer ganz schön im Griff.“ „Soll das etwa ein Vorwurf sein, mein Freund?“, erkannte Yami Salomons Tonfall in seiner Stimme und Salomon gab es zu. „Ja. Es scheint so, als würden sie dich fürchten. Ich hatte immer angenommen du seist Jemand gewesen, der von seinen Untertanen geliebt wurde. Aber diese Leute hier, scheinen dir lediglich aus Furcht zu dienen. Sollte ich mich in dir all die Jahre über so getäuscht haben?"

Yami fühlte sich getroffen, aber nur leicht. Wenn es einen Menschen gab, der mit ihm so reden durfte, dann war es sein Geliebter. War er noch sein Geliebter? Yami brannte darauf es heraus zu finden, wie seine Gefühle für seinen alten Freund heute waren. Ob sich in ihm die gleiche Leidenschaft für seinen Freund entfesseln lies wie damals, als sie sich begegneten.

Yami bat Salomon höflich ihm zu folgen und so führte er Salomon in die große Villa hinein.

Im Gegensatz zu heute Morgen war heute hier eine andere Atmosphäre. Das Wohnzimmer war festlich geschmückt worden, aus der Küche waberte der Geruch von verschiedenen Speisen durch das Erdgeschoss und die Räumlichkeiten waren hell erleuchtet.

Auch mit Salomon führte Yamis Weg als erstes in das große Wohnzimmer wo Salomon sich umschaute. „Groß.“, fiel es ihm als erstes auf und Yami deutete auf eine schmale Tür. „Oben geht es weiter. Oder wolltest du erst eine Hausbesichtigung mit mir machen?“ Salomon lachte und fragte nach, wie viele Zimmer es hier zu entdecken geben würde. „Nun, einige Zimmer musst du da von der Besichtigungsliste streichen. Es sind die Schlafzimmer meiner Lakaien, sowie Bäder und Wohnräume. Mein Bereich ist oben, ihres unten.“ „Deinen Lakaien gehört das Erdgeschoss?“, hakte Salomon nach und Yami lachte auf. „Nein, der Keller. Es ist ein schöner Keller, wohnlich. Sie dürfen außerdem den Pool benutzen. Aber sie wissen ganz genau, dass sie mich nicht verärgern sollen. Wo ich gerade dabei bin. Sie fürchten mich, weil ich heute am Morgen von ihnen getrunken habe. Ich greife selten auf sie zurück und sie hatten auch viele Jahre von mir Ruhe, weil ich im Ausland gelebt habe. Außerdem scheint es in ihrer Natur zu liegen mich zu fürchten. Ich habe sie geschaffen. Aber bitte frage mich heute nicht danach wie, dieses Thema mit meinen Lakaien hatte ich gerade erst mit Marik. Du hast dich nicht in mir geirrt.“ Letztere Worte Yamis klangen bedrückt und Salomon erkannte, dass er seinen Freund damit mehr getroffen hatte, als er gewollt hatte.

Er entschuldigte sich und folgte seinem Freund durch die Türe, welche hinaus in einen Flur führte, wo eine schlichte Treppe nach oben führte, schlicht, mit Geländer, aber wunderbar zu diesem Stil passend. Salomon sah nach oben und staunte nicht schlecht. Über ihm öffnete sich die Decke und gab einen Teil des ersten Stockwerkes frei. Die Treppe führte nicht nur ins erste Stockwerk, sondern gabelte sich dort oben und wand sich in 180 Grad nach links und rechts hinauf ins zweite Stockwerk.

Oben im ersten Stock am Ende der Treppe zeigte sich ein breiter Flur. Vor ihnen führte eine Tür gerade aus, zu ihrer linken und rechten jeweils führten lange Gänge in die jeweiligen Flügel des Hauses. Yami grinste, als er sah, wie seinem Freund der Mund offen stand. „Yami, das Haus ist riesig!“ Yami fand, dass es gemütlich war. „Wir gehen gerade aus durch die Tür. Könnte für dich überraschend werden.“ Yami öffnete die Türe und ging voraus. Salomon, nach wie vor das Puzzle in seinen Händen haltend, trat nach Yami ins Zimmer und Yami schloss die Türe hinter ihm.
 

Das Zimmer war groß und in drei Abschnitte eingeteilt. Ganz links befand sich eine gemütliche und helle Wohnlandschaft, mehrere beigefarbene Sessel, ein flacher Glastisch in der Mitte und darunter ein großer weißer Teppich. Der Boden schien aus schwarzem Marmor und noch weiter links hinter dieser gemütlichen Wohnlandschaft an der Wand befand sich noch ein zu den Sesseln passender Zweisitzer neben einer alt wirkenden Holztür. Diese, wie Yami seinem Freund verriet, führte in das üppig ausgestattete Badezimmer, welches bereits fertig renoviert worden war, im Gegensatz zu den Bädern seiner Ansammlung an Mitbewohnern. Yamis Bad hier oben besaß eine große, weiße Eckbadewanne mit Extras wie „Whirlpooleffekt“, dimmbares Licht, großem Fenster, durch welches man nicht hineinschauen konnte, auch wenn es im ersten Stock war, und genügend Platz für eine Dusche mit Glastür sowie eine separate Kabine mit undurchsichtiger Glaswand und Glastür, hinter welcher sich eine Toilette mit Waschbecken befand. Neben der Glastür befand sich links und rechts jeweils ein weiteres frei stehendes Waschbecken mit darüber hängendem Wandspiegel. Insgesamt war das Bad groß und bot ausreichend Platz.

In der Mitte des Zimmers gegenüber der Eingangstüre befand sich eine Balkontür zwischen zwei wandhohen Fenstern, welche nach draußen auf eine überdachte Dachterrasse führte. Auf dem Balkon standen mehrere große braune Tontöpfe mit kleinen Palmen bepflanzt, welche noch recht jung wirkten. Dazwischen befanden sich ebenfalls ein kleiner weißer Terrassentisch mit 4 dazu passenden Stühlen und zwischen den einzelnen Palmen bot sich weiterer Platz für zwei große Liegestühle mit weichem Liegepolster. An der Außenwand zu den Fenstern befanden sich kleine ebenfalls weiße Truhen, in welchen die Liegepolster offensichtlich ihren Platz fanden, wenn sie nicht gewünscht waren.

Drinnen, wenn man sich der rechten Seite des Zimmers zuwandte, fand sich zur Balkonwand eine große und alt wirkende Kommode aus dunklem Holz, auf welcher ein großer breiter Spiegel mit goldenem Rahmen aufgestellt war. Direkt gegenüber befand sich das Bett.

Salomon besah sich dieses Zimmer neugierig, erkundete das Badezimmer, den Balkon, bis er zuletzt vor dem Bett stehen blieb und dieses näher betrachtete. Irgendwie passte dieses Bett nicht so ganz zum Rest des Zimmers.

„Ein Himmelbett? Ehrlich? Mit dunkelroten Vorhängen und Bezügen? Wirklich Yami?“, fragte Salomon kritisch nach, doch Yami umarmte seinen alt gewordenen Freund liebevoll von hinten und säuselte ihm verliebt ins Ohr. „Es ist das Einzige in diesem Zimmer, was du wieder erkennen könntest. Keine Sorge, nur der Rahmen ist alt, alle Stoffe und Bezüge wurden erneuert.“, versicherte Yami seinem Freund, als wolle er ihn beruhigen. Doch Salomon wand sich aus Yamis Umarmung und sah ihm tief in die Augen.

„Yami. Es ist viele Jahre her, ich bin alt und…“ „Doch Yami unterbrach ihn und legte ihm seinen rechten Zeigefinger auf die Lippen. „Nicht reden, Salomon. Später.“, hauchte er, dann nahm er seinen Finger von Salomons Lippen und stürzte sich auf seinen alten Freund und mit ihm geradewegs nach hinten auf das Bett. Yami verlor wirklich keine Sekunde und machte sich daran, über seinen alten Freund her zu fallen und ihm seiner Kleider zu berauben.

Salomon noch völlig überrumpelt, konnte es nicht fassen. Sein Versuch sich gegen das Verlangen seines Freundes zu wehren, scheiterte kläglich, als ihm beim entkleidet werden zahlreiche Erinnerungen überfielen. Erinnerungen an viele unvergessliche Stunden mit seinem Liebsten, als er noch jung und frisch verliebt war.
 

Es war später Abend, als Salomon friedlich in Yamis Armen gekuschelt lag und mit seiner rechten Hand über Yamis glänzenden nackten Oberkörper streichelte. Für Salomon war das unvorstellbar gewesen und er konnte es noch nicht ganz begreifen, wie sein Freund nach so langer Zeit noch mit ihm zusammen kommen konnte. Tatsächlich konnte Salomon seinen Blick nicht von seinem Freund abwenden, zu sehr hatte er diesen hübschen Mann vermisst, seine gleichmäßige Bräune, seine reine Haut und seinen unvergesslichen Duft.

Auch Yamis Blick schweifte über den nackten Körper seines Freundes, dessen Haut vom Schweiß glänzte. Während Salomons Atem gegen seinen Brustkorb bließ.
 

„Es hat mir gefehlt.“, gestand Yami leise und Salomon errötete. „Was hat dir gefehlt?“, hakte er nach und Yami gluckste amüsiert. „Na der Sex mit dir, Salomon. Es war wirklich schön, schöner, als ich erwartet hätte.“, fügte er mit leichtem Grinsen noch hinzu und Salomon reagierte prompt darauf. „Wie meinst du das? Schöner als erwartet? Meinst du, weil ich alt bin?“ Wieder gluckste Yami vor Vergnügen und er forderte seinen Freund heraus. „Nein, manche Männer in deinem Alter haben nicht mehr dieses Feuer und eine gewisse Ausdauer. Du hast dich für dein hohes Alter gut gehalten.“, stichelte Yami munter weiter. Doch jetzt setzte sich Salomon auf und starrte grimmig seinen Freund an. „Wie war das Yami? Sag das noch mal!“, forderte er den einstigen Herrscher auf. Und Yami tat ihm sichtlich gerne diesen Gefallen und setzte sich nun ebenfalls auf. „Gerne mein Süßer. Für einen alten Mann hast du dich ganz tapfer mit mir geschlagen, du bist nur knapp vor mir gekommen und dein Arschloch ist noch genau so heiss und eng, wie ich es in Erinnerung behalten hatte.“ Salomon klappte der Mund auf. Solche Worte war er gar nicht mehr gewohnt, nicht von seinem Freund und er starrte perplex auf Yami. Meinte er das wirklich ernst? Oder wollte er ihn nur ärgern? Kaum, dass Salomon sich dies jedoch fragte, wusste er schon die Antwort und er schlug nach Yamis Hinterteil, erwischte ihn jedoch nicht, da Yami schnell genug reagierte und sich weg drehte. „Haha! Sag ich doch. Früher warst du schneller.“ Salomon war auf den Beinen und Yami ebenfalls.

Dieses Schauspiel, ein Glück, dass es Niemand zu sehen bekam. Ein alt gewordener nackter Mann, der einem jungen ebenfalls nacktem Kerl nach jagte und diesen bis ins Badezimmer verfolgte, wo er sich außer Atem nach vorne beugte und mit seinen Händen erst einmal auf seinen Oberschenkeln abstützen musste.

Yami drehte derweil den Wasserhahn auf und stellte eine angenehme Badetemperatur ein. Danach hockte er sich auf den Wannenrand und betrachtete seinen außer Atem keuchenden Freund aufmerksam. Nun doch etwas ernster, fragte er besorgt nach. „Geht es dir gut, Salomon? Wir können eine Pause machen, wenn du AHHHH!“ Ein dumpfes Geräusch und ein leises Plätschern verriet, dass Salomon sich aufgerafft und seinen Freund vom Wannenrand in die Badewanne geschubst hatte. Salomon richtete sich auf und schaute in die Badewanne, wo ein etwas verrenkter junger Mann herum zappelte, um sich aus seiner Lage zu befreien. Bei diesem Anblick , wie sein nackter Freund damit kämpfte aus diesem Winkel heraus zu kommen, bescherte ihm einen kräftigen lauten Lachanfall, dass ihm die Augen tränten.

Als Yami sich mühsam in der Eckbadewanne zurecht gerückt hatte, dass er schließlich saß, sah er zu seinem Freund auf. „Das war nicht fair.“, tadelte er Salomon doch nun war er es, der gluckste. „Wieso nicht? Du gehst doch nicht so leicht kaputt.“, erinnerte er seinen Freund doch Yami schnaubte und verschränkte seine Arme. „Schön, dass du dir das gemerkt hast, aber das bedeutet nicht, dass ich keinerlei Schmerzen empfinde. Wolltest du mit mir baden?“

Salomon beantwortete Yamis Frage, indem er versuchte hinter her zu steigen und Yami half Salomon dabei, in die Badewanne zu klettern. „Wow, die Badewanne bietet wirklich Platz für uns Beide.“, stellte Salomon fest und Yami lächelte über diese Erkenntnis seines Freundes.
 

Es war wirklich ein verrücktes Bild, zwei Freunde, die sich vor Jahrzehnten geliebt hatten, badeten nach einem wilden gemeinsamen Abend miteinander und schwelgten dabei in ihren Erinnerungen an früher.

„Erinnerst du dich noch daran Yami, wie du mich mal auf einer Ausgrabung begleitet hast? Wo ich dir noch Kleidung besorgen musste, weil du nichts Passendes für eine Ausgrabung hattest?“, forschte Salomon und Yami nickte eifrig. „Diesen bescheuerten Hut, den du mir auf dem Basar besorgt hast habe ich nicht vergessen, Salomon. Kannst du dich noch daran erinnern, wie du mir versucht hast beizubringen auf einem Fahrrad zu fahren?“ Nun musste Salomon wieder lachen. Tatsächlich hatte er damals, als sie sich kennen lernten die damaligen Beliebtheiten und Trends näher zu bringen. Unter anderem das damals modernste Fahrrad. „Du hast es doch gut hin bekommen für dein Alter.“, erwiderte Salomon und Yami brummte. „Das war Folter für meinen Hintern!“, beschwerte sich Yami doch Salomon grinste. „zugegeben kein sinnvolles Fortbewegungsmittel in einer Wüste. Aber ich habe dir nie gesagt, dass du das Fahrrad im Wüstensand testen sollst.“ „Ich bin mit diesem Ding, wie hast du es damals genannt? Drahtferkel?“ „Drahtesel!“, korrigierte Salomon seinen Freund und er nickte. „Genau, mit diesem blöden Drahtesel habe ich mich hingelegt. Ich hatte so viel Sand im Mund, in den Augen, in der Nase, NIE WIEDER!“, beteuerte Yami, würde er mit so einem Ding fahren wollen.

So erzählten Sie sich noch so manche Geschichte aus ihrem damaligem gemeinsamen Liebesleben und ihrer Zeit, bis Salomon anmerkte, dass das Badewasser kalt geworden war und sie beide langsam mal raus sollten.

Yami half Salomon aus dem Bad und während Salomon ganz schrumpelige Finger vom langen Baden hatte, waren Yamis Finger bereits nachdem er das Wasser verlassen hatte normal. Salomon belächelte diese Eigenschaft seines Freundes, während er sich wieder anzog.

Auch Yami kleidete sich wieder an und wartete geduldig auf seinen Freund, der ein wenig länger brauchte, um sich anzuziehen.

Gemeinsam kuschelten sie sich auf den Zweisitzer an der Wand und kamen Beide wieder etwas zur Ruhe. Salomon atmete ganz entspannt und genoss Yamis Nähe. „Dein Körper ist so schön warm.“, bemerkte Salomon und schob seinen Kopf an Yamis Brust. „Ich kann deinen Herzschlag hören, Yami.“

Yami streichelte durch Salomons ergrautes Haar und seufzte. „Mein Herz schlägt wieder, seit ich dir damals begegnet bin, Salomon.“

Bei den Worten horchte Salomon auf und hob seinen Kopf. Fragend schaute er seinem Geliebten in die Augen. „Wie hast du das eigentlich gemacht? Ist das meinetwegen so gekommen? Ich meine mich erinnern zu können, als ich dir damals begegnete, seist du kalt gewesen. Oder spielt mir mein Gedächtnis schon solch üble Streiche? , fragte Salomon und klang besorgt, sich nicht mehr an alles erinnern zu können. Doch Yami setzte sich etwas um, so dass sie sich auf dem Sofa mehr gegenüber saßen und überlegte wie er seinem Freund erklären sollte, wie das gewesen war. Wollte er ihm alles erzählen? Über sich? Was er wusste? Auch Salomon schien zu spüren, dass es dem Pharao nicht leicht fiel, weshalb er Yamis Hände in seine nahm und sanft streichelte. „Yami, ich bin dir nie böse gewesen, wenn du mir Dinge über dich verschwiegen hast und das weisst du auch. Ich dachte nur, nach all den Jahren dürfte ich dich das einfach fragen.“, gestand Salomon, wusste er wohl noch, dass Yami Fragen über sich gehasst hatte, wohl, weil er sie auch nicht alle selber beantworten konnte.

„Es ist in Ordnung, wenn du mich nach so vielen Jahren fragst. Ich möchte reden. Mich interessiert ja auch, was du in all den Jahren so getrieben hast. Wenn du möchtest, erzähle ich dir von mir und du von mir? Meine Geschichte könnte nur vielleicht etwas weniger menschenfreundlich sein, fürchte ich.“, merkte Yami an, aber Salomon drückte Yamis Hände fest in seinen zur Bestätigung. „Erzähle mir alles was du willst Yami und ich werde dich reden lassen und dir zuhören. Danach erzähle ich dir meine Geschichte, aber es wird eine lange Geschichte, wir haben uns schließlich lange nicht gesehen. Also? Fang ruhig an mein Freund, ich bin gespannt.“
 

Und Yami begann seinem Freund zu erzählen. „Nun, also wo fange ich an. Am besten wirklich mit deiner Frage. Dein Gedächtnis spielt dir keinen Streich, Salomon, als wir uns das erste Mal begegneten, war ich kalt und ich hatte keinen Herzschlag. Hierzu gibt es ein paar Dinge, die ich dir erklären möchte nach so langer Zeit. Aber ich muss dich auch gleichzeitig warnen, denn alles was ich über mein Wesen als Unsterblicher zu wissen glaube, habe ich mir selbst aus meiner langen Existenz und meinen zahlreichen Erfahrungen mit Bakura geschlossen. Weder Bakura noch ich kennen die genauen Wirkungen und Auswirkungen, wie sie gedacht waren. Aber nun zu dem, was ich weiss.

Es ist ein paar Jahrtausende her, Salomon, aber so wie es damals das erste Mal passierte, haben Bakura und ich es schon hunderte Male durchlebt. Wir können sterben.“ Salomon hob etwas irritiert eine Augenbraue, doch Yami sprach gleich weiter. „Bakura du ich haben uns anfangs gejagt als Feinde und wir haben uns gegenseitig getötet und daraus sehr schnell gelernt, dass es nicht funktioniert. Zumindest nicht so, wie es bei Menschen normalerweise der Fall sein sollte. Unsere Herzen hören auf zu schlagen, dann, wenn wir gestorben sind, fühlen wir den Tod, Salomon. Wir fühlen, wie wir sterben und auch gestorben sind. Dann werden wir gerissen und wieder zusammen gefügt. Unsere Seele, unser Geist will sich von unseren Körpern lösen und gerade dann, wenn wir fast ganz von unserem Körper gelöst zu sein scheinen, reißt es uns mit einer unsagbaren Kraft zurück und bindet uns wieder an unseren Körper. Es fühlt sich so ekelhaft heiß an, als würden wir verbrennen und es lässt erst nach, wenn Körper und Geist wieder zusammengefügt sind. Dann ist es vorbei, die Hitze verschwindet und alles wird kalt. Alle Wunden und Verletzungen heilen wieder und wir sind immer noch da. Was fehlt ist der Herzschlag, alles ist im Grunde so wie vorher, nur dass wir tot sind, aber auch nicht. Die Magie wirkt wofür sie verwendet wurde. Es hat Vorteile tot zu sein. Aber auch Nachteile. Ich vermisse in diesem Zustand keine Getränke oder Speisen, die ich zu Lebzeiten gerne genieße. Aber hin und wieder nimmst du es dann doch wahr, dass diese Macht, die Seele und Körper beisammen hält ihren Tribut fordert, irgendwann kommt diese Hitze wieder. Von Zeit zu Zeit spürst du, wie du verbrennst, du spürst dass Seele und Körper sich eigentlich trennen wollen, weil du ja gestorben bist und deine Seele ihren eigentlichen Weg gehen will. Das ist für mich der Zeitpunkt, wo ich Durst verspüre und ich bin mir bewusst, dass ich nur Menschenblut trinken will, das Blut wird nicht grundlos Elixier des Lebens genannt. Es lindert die Symptome. Glücklicherweise komme ich tatsächlich mit weniger Blut aus, wenn ich tot bin. So wie, hm tja wie beschreibe ich dir das, dass du es dir vorstellen kannst? So wie, als wenn du dir jeden Tag ein Glas Wein trinkst, aber es reicht einfach. Verstehst du? Es gibt Ausnahmen, in denen ich durstiger werde. Zum Beispiel, wenn ich lange in der Sonne bleibe. Mein Körper bleibt ja kalt und ich heize mich in der Sonne ziemlich heftig auf, ein Mensch bekommt einen Sonnenbrand, aber wenn ich als Toter mich in die Sonne stell, dann heize ich mich einfach auf. Wenn ich lebe, also mein Herz wieder schlägt, so wie jetzt, halte ich es auch nicht so lange in der Sonne aus. In beiden Situationen, heilt sich mein Körper sofort wieder, aber jetzt zum Beispiel, wenn ich mich jetzt in die Sonne stellen würde, würde ich mich nicht aufheizen, das würde mein Körper im jetzigen Moment selbst regulieren können, aber was mich trotzdem dann durstig macht ist die ständig wiederholende Regeneration. Ich bekomme wegen dieser keinen Sonnenbrand, sondern meine Haut heilt sich jedes Mal sofort wieder, anstatt in der Sonne zu verbrennen. Je länger ich mich dem aussetze umso mehr zehrt es meine Kräfte. Es ist für mich einiges nicht ganz klar. Zum Beispiel das Schwitzen. Irgendwie schwitze ich, aber irgendwie auch nicht. Aber ich kann nicht wie in der Humanmedizin in irgendeinem alten Buch nachschlagen, wo Erfahrungen oder Studien dazu aufgezeichnet wurden. Ich vermute es hängt damit zusammen, wie lange ich mit schlagendem Herzen unterwegs bin, aktuell seit ein paar Jahrzehnten, seit wir uns kennen lernten, über die Jahre hinweg schätze ich, werde ich im allgemeinen durstiger und muss mehr Blut trinken, weil die Magie mich unsterblich macht, wenn ich lebe, so sollte man meinen, hat die Magie weniger zu tun und mein Verlangen nach Menschenblut ergibt sich daraus, dass ich eigentlich gestorben bin, irgendwann. Wäre Mahad noch da, ihn könnte ich fragen.“, schweifte der Pharao ein wenig ab und dachte an seinen alten Freund und Hofmagier zurück. Salomon hakte nach. „Mahad?“ „Ja, er war mein Freund und Hofmagier. An ihn kann ich mich erinnern. Wegen ihm existieren Bakura und ich überhaupt noch. Er hatte einen Trank gebraut, der unsterblich macht.“, begann Yami langsam und Salomon riss seine Augen auf. „Ah! Du und Bakura, ihr habt von einem Trank getrunken? Von diesem Trank, den dein Freund gebraut hat?“, fragte Salomon und wunderte sich gleichzeitig. Es war ihm neu, dass er Yami Fragen zu ihm stellen durfte. Doch Yami nickte eifrig. „Genau. Vieles habe ich leider vergessen, und eine Menge weiss ich wieder durch Bakura, der hat keine Gedächtnislücken.“, fügte Yami gequält hinzu. Doch Salomon tätschelte Yamis Hände, um ihn Mut zu machen. „Yami, mein Enkel wird deinen wahren Namen herausfinden und die Prophezeiung erfüllen, so wie es ihm gelungen ist dein Puzzle zu lösen.“

Yami wurde verlegen. „Danke, Salomon. Na siehst du, von wegen alt. Du bist noch völlig in Ordnung. Ich bin der alte Sack von uns, ich kann mich nicht mal mehr an meinen Namen erinnern oder mein gesamtes Leben von früher.“ Salomon lachte darauf hin und bedankte sich für Yamis Anmerkung, er sei doch viel älter.

„Magst du noch mehr von dir Preis geben Yami? Bis jetzt habe ich nur halbwegs verstanden, wie es kommt, dass dein Herz stehen bleibt, ich erfahre diese Details von dir heute zum ersten Mal und bestimmt ist es nur ein Bruchteil dessen, was du mir nach so vielen Jahrhunderten erzählen könntest. Aber ich glaube allein von dem, was du mir bereits gesagt hast zu begreifen, wieso du nie wolltest, dass ich dir Fragen stelle.“ Yami legte seinen Kopf schief. „Mhm, wir haben viele Spiele gespielt, erinnerst du dich Salomon? Du durftest mir eine Frage nennen und wenn ich sie dir beantworten wollte, haben wir darum ein Spiel gespielt.“ Natürlich erinnerte sich Salomon daran, auch daran dass es manchmal nicht um Spiele ging. Des Öfteren waren sie auch miteinander im Bett gelandet, es erschien Salomon bloß gerade so dumm, wenn er daran dachte, was für Fragen er seinen Freund damals gestellt hatte. Von seinem Alter angefangen bis hin zu seinen Hobbys. Alles Mögliche hatte Salomon seinen Freund gefragt, aber die alles entscheidende Frage hatte sich Salomon lange aufgespart gehabt, nämlich ob Yami der Pharao sei, nachdem er sein Leben gewidmet hatte, dessen Grab er hatte finden wollen. Doch Yami hatte ihm damals frech ins Gesicht gesagt, dass er ihm diese Frage nicht beantworten würde. Sondern dass Salomon dies selbst herausfinden musste. Heute war sich Salomon natürlich sicher, aber damals war es für ihn eine Überwindung gewesen, bis er sich wirklich sicher gewesen war.

Yami entschied sich weiter zu erzählen. „Nun gut, deine Frage, wie bringt man ein kaltes Herz wieder dazu zu schlagen und warm zu werden? Ein düsteres Thema. Eine offizielle Antwort Salomon kann ich dir leider nicht liefern, aber Bakura und ich glauben, die Antwort darauf gefunden zu haben. Zumindest können wir bereits bewusst entscheiden, wann wir welchen Zustand erreichen wollen. Es ist traurig. Um unsere Herzen wieder zum Schlagen zu bringen, um wieder warm zu werden und quasi ein neues Leben zu beginnen, müssen wir besonderes Blut trinken, besonderes Menschenblut. Das Blut eines Kindes. Ein Mensch, der ohne Sünde ist, ein unschuldiges Leben. Wir müssen das Blut von einem Menschen ohne Schuld trinken.“ Yami hielt inne, denn Salomons Blick wirkte angewidert und sehr ernst. Vielleicht hatte er bis gerade eben noch gedacht, Yamis Herzschlag rührte daher, dass er damals in ihn verliebt war und er es bisher immer noch war und sein Herz vielleicht um seinetwillen noch schlug. Aber nun, wurde Salomon anders. Denn er hatte Yami mit kaltem Herzen, wie er es auch nannte, kennen gelernt. Doch das hieße dann, dass Yami in der Zeit, in der sie sich kennen lernten und zusammen kamen, womöglich ein Kind getötet hatte?

Salomon konnte es sich nicht vorstellen, dass sein geliebter Yami Kinder tötete, um am Leben zu sein.

Yami war es, der Salomon aus seinen drückenden Gedanken riss. „Salomon. Als wir uns damals begegneten, ich hatte solche Angst, dass du dich vor mir zu sehr fürchtest. Dass mich Andere erkennen, dass andere Menschen erkennen, dass ich nicht mehr am Leben bin. Bitte versteh mich. Ich reiße mich nicht darum, Menschen umzubringen, schon gar nicht unschuldige Menschen. Als wir uns kennen lernten und ich nach Jahren wieder raus kam aus der Kammer, waren so viele Abenteurer in meinem Land und Schatzjäger. Ich verstehe es, wenn du kein Verständnis für mich in dieser Hinsicht haben kannst Salomon, ich bin nicht stolz drauf. Glaub mir, sowohl Bakura als auch ich haben einige Jahrhunderte durch, in denen wir gejagt wurden. Und Vampirjäger sind widerlich.“

Salomon lenkte ein. „Vampirjäger?“ Und Yami nickte. „Es wird dich vielleicht überraschen, aber ich bezeichne Bakura und mich als Vampire. Und, wenn du es ganz genau wissen willst, sind Bakura und ich nicht die Einzigen. Es gibt noch andere. Nicht so speziell wie Bakura und ich vielleicht, aber es gibt mehrere Möglichkeiten unsterblich zu werden. Andere, könnten solche Tränke gebraut haben in anderen Ländern, tatsächlich kann ich mich nicht erinnern, anderswo Wesen wie Bakura und mir begegnet zu sein. Aber durch Infektion kann das natürlich auch passieren. Bakura ist sich sicher, dass wir der Grund für Tollwut bei Tieren sind. Schwachsinn, wenn du mich fragst. Aber ja Bakura und ich können auch andere Menschen anstecken. Da haben wir das Problem, nicht ganz genau zu wissen, wie es funktioniert. Es gibt vor allem, verschiedene Formen. Wenn Bakura und ich es richtig anstellen, erschaffen wir sozusagen Ableger von uns, neue Vampire.“ Salomon unterbrach ihn und fragte gleich nach den Menschen, die hier gerade feierten, doch Yami schüttelte nur den Kopf. „Nein, das sind Menschen, keine Vampire. Aber keine richtigen mehr. Wie genau wir die erschaffen, wissen wir tatsächlich nicht. Wir wissen lediglich wobei es uns passiert, dass wir solche Blutdiener, Blutsklaven erschaffen. Wenn Bakura und ich lange Zeit kein Blut trinken, werden wir irgendwann unsagbar ausgehungert. Schlimmer, wenn wir am Leben sind. Irgendwann erreichen wir aber einen Moment, wo wir umschalten. Wir jagen instinktiv, können nicht mehr klar denken. Irgendwann handeln wir aus Hunger oder Durst viel mehr und sind dazu im Stande ganze Dörfer auszulöschen. So erfuhren wir von diesen Blutsklaven zum ersten Mal. Wir stürzten ausgehungert wie Wölfe ins nächste Dorf und irgendwie bekamen wir mit, was wir taten, aber so als würden wir neben uns stehen. Als würden wir uns dabei beobachten können, was wir tun. Wir haben die Menschen gerissen wie Wölfe, anders kann ich es nicht beschreiben. Ich höre die Schreie aller Menschen, wenn ich an solche Momente zurückdenke, wie aus weiter Ferne. Die meisten Menschen haben wir dabei getötet, nicht weil wir sie leer getrunken haben, wir haben ihnen häufig das Genick gebrochen, weil wir wie wild auf sie losgegangen sind. Irgendwann haben wir uns soweit satt getrunken, dass wir wieder zu uns kommen und klar denken können und unser Handeln wieder selbst bestimmen. Als Bakura und ich gemeinsam das erste Mal gereist sind, ohne uns gegenseitig zu töten, hatten wir noch nicht ganz begriffen, wie wir uns ernähren müssen, nachdem wir diesen Trank getrunken hatten. Gemeinsam löschten wir ein ganzes Dorf aus, beide ausgehungert. Am Ende waren wir von Kopf bis Fuß blutverschmiert, Bakuras Haare waren so unheimlich glänzend rot. Jedenfalls waren am Ende einige Menschen nicht gestorben, sie hatten überlebt. Aber diese Menschen schienen uns irgendwie anzustarren, als seien sie nicht mehr im Stande eigenständig zu handeln. Wie von selbst kamen sie auf uns zu. Unheimlich, sag ich dir war das. Mit der Zeit fanden wir heraus, dass ein Teil der Gruppe nur auf Bakrua hörte und Teil nur mir. So fanden wir heraus, dass diese Überlebenden denen dienten, von dem sie gebissen worden waren. Aber sie waren keine richtigen Menschen mehr, sie handelten wie fremd gesteuert auf unsere Anweisungen hin. Sie waren sowas wie ein mitnehmbares Blutlager. Sie ließen sich töten, aber wir mussten sie verbrennen. Ihre Verletzungen heilten sich, nicht so schnell wie bei uns, aber auch bei Ihnen heilten sich sichtbar ihre Wunden, als wenn wir sie irgendwie mit unseren Fähigkeiten durchs Beißen angesteckt hätten. Deshalb haben wir sie damals verbrannt. Die ersten Menschen, bei denen wir das so erlebten haben wir alle umgebracht und verbrannt. Weil wir zu große Angst vor ihnen hatten und nicht einschätzen konnten, ob sie wirklich immer auf uns hörten und taten was wir ihnen sagten. Es bleib leider nicht beim Letzten Mal, dass wir auf diese Weise solche Menschen erschufen. Wir verschätzten uns einige Male im Laufe der Jahrhunderte, was unseren Durst anging und es war auch nicht das letzte Dorf, was Bakura und ich auf diese Weise auslöschten. Später ließen wir einige dieser Menschen am Leben und nahmen sie mit auf unsere Reisen. So fanden wir mehr über sie heraus und wie sie, naja funktionierten. Sie alterten langsamer, wurden älter als normale Menschen und waren uns sowas wie Begleiter, ein Hund oder so. Die Menschen, die hier wohnen wirken nicht so willenlos, weil ich ihnen erlaubte ihre Leben zu leben, ihnen aber verbot unsere Existenz zu bedrohen oder zu verraten. Ich wollte, dass sie möglichst frei leben können. Sie haben einen unglaublichen Appetit. Sie sind alle gute Esser. Allerdings merke ich auch, dass manche von ihnen bessere oder schlechtere Qualität haben. Sie altern oder heilen alle nicht gleichmäßig gleich, obwohl sie zur selben Zeit entstanden sind. Aktuell vermuten wir, dass es davon abhängig ist, wie intensiv wir zugebissen haben oder wie ansteckend wir gewirkt haben. Die Menschen, die hier leben wirken noch recht jung und mitten im Leben stehend, dabei habe ich sie alle erschaffen, als wir uns damals kennen lernten. Wenn ich bei dir geblieben wäre, wäre das sicher eskaliert und je länger ich wartete, umso größer wuchs in mir die Angst irgendwann über dich her zu fallen, ohne es zu wollen. Darum ging ich damals für einige Tage weg. Ich war einige Jahre in der Grabkammer gewesen ohne Blut getrunken zu haben. Nun ja, eigentlich waren deine Begleiter meine Mahlzeit, aber ich wollte das nicht, nicht vor dir. Und ich war so durstig gewesen damals.

Ich bin so weit ich konnte weg von dir gereist und habe an einem kleinen Ort damals meinen Durst gestillt. Dabei sind die Menschen hier, übrig geblieben, sie haben damals überlebt. Vermutlich ist der einzige Grund, dass ich dich damals nicht angefallen habe, der, dass du es bis zu mir geschafft hast. Ich konnte dir einfach nichts tun. Damals war ich nur nach wenigen Tagen wieder zurück.“

Yami machte nun nachdem so viel gesagt worden war, eine längere Pause und sah zu Salomon auf. Er wollte wissen, ob Salomon ihn jemals wieder ansehen könnte, nach seiner Offenbarung über sich selbst. Zu seiner eigenen Überraschung lagen Tränen auf Salomons Wangen, die sich in seinen Bart verliefen.

„Yami. Wie viel muss es dich gekostet haben, nie mit einem Menschen darüber sprechen zu können? Du musst, schrecklich einsam sein mit diesem Leben. Es ist meine Schuld. Dass du noch so viele Jahre weiter machen musstest, ich hätte mich mehr mit deinem Puzzle beschäftigen sollen. Ich hätte mehr versuchen sollen für dich da zu sein und dir zu helfen.“ Salomon zog Yami zu sich in die Arme und drückte ihn eng an seine Brust. Yami hatte mit allem gerechnet, dass Salomon sich vor ihm ekelte oder ihn jetzt dafür hasste, doch er hatte ihn einfach in seine Arme gezogen und nun spürte Yami, das Salomon weinte.

Eine Weile saßen sie da, ineinander verschlungen, bis Yami seine Worte wieder fand. „Es ist doch nicht deine Schuld. Und selbst, wenn du das Puzzle gelöst hättest, hätte es mir doch nichts gebracht.“, versuchte Yami vorsichtig zu erklären. Salomon löste sich und wischte sich mit seinen Händen durchs Gesicht, um die Tränen los zu werden. „Nicht? Aber ich dachte, das Puzzle sei ein mächtiger Gegenstand mit großer magischer Kraft. Auf der Kiste steht drauf, wer es löst, hat einen Wunsch frei. Ich hätte es lösen können und dir deinen Wunsch erfüllen können Yami.“, platzte es schließlich aus Salomon heraus und Yami schluckte. Diese Worte brachten ihn zum Schmelzen. „Salomon!“ „Yami!“

Erneut brauchten die beiden Männer eine Weile, dieses Mal um zu verstehen, dass sie auch jetzt immer noch füreinander da sein wollten, auch wenn sie so viele Jahre entfernt von einander gewesen waren. Keiner hatte den Anderen vergessen.
 

„Damals haben wir darum gespielt, als ich von dir wissen wollte, was du dir wünschst.“, begann Salomon das Gespräch erneut und Yami gestand, dass er sich heute etwas anderes wünschen würde, als er damals geantwortet habe. „Hast du damals gelogen Yami?“, wollte Salomon wissen. „Nein. Es ist eher, dass je nachdem, wie ich mich fühle, meine Antwort anders ausfällt. Damals, als du mir die Frage stelltest waren wir ineinander frisch verliebt gewesen. Und meine größte Angst war, dass ich es wieder bereue, du musst mich verstehen, dass du nicht meine erste große Liebe bist und ich schon so häufig in meinem Dasein verliebt war, aber jede Liebe meines Lebens nun einmal überlebt habe. Dann bin ich wütend und traurig, weil mein geliebter Mensch für immer weg ist und ich ihm nicht folgen kann und irgendwann kommt der Moment indem du dich fragst, ob du dich jemals wieder verlieben kannst. Und dann triffst du auf den Nächsten. In deinem Fall haben wir uns getroffen und ich habe mir damals nichts mehr gewünscht, als einen Freund, einen, der mich versteht, einen Freund, der mich nicht wieder verlässt, weil er stirbt oder plötzlich eine Familie und Kinder haben will. Ich hätte bestimmt nichts dagegen, eine Frau zu finden, mich in sie zu verlieben und mit ihr zu schlafen. Aber es würde nicht funktionieren. Aus mehreren Gründen nicht. Abgesehen davon, seitdem ich unsterblich bin, naja wie beschreibe ich dir das am besten. Wozu sollte ich Kinder zeugen wollen? Ich würde sie ohnehin überleben. Generell ist mein Interesse nach einer eigenen Familie irgendwie erloschen, zumindest was Frau und Kinder angeht. Eigene Eltern, Geschwister, das wäre bestimmt schön. Aber so ist es einfach besser. Außerdem habe ich das Gefühl, Männer können mich besser verstehen als Frauen.“ Daraufhin musste Salomon heftig lachen und er entschuldigte sich bei Yami sogar dafür, als dieser verwirrt und etwas grimmig drein blickte. „Meine Frauen haben mich gefühlt auch nie so gut verstanden wie du.“, erklärte Salomon knapp und Yami wurde neugierig. „Frauen? Du hast mehrmals geheiratet? In deinem Brief hast du gefühlt dein ganzes Leben nieder geschrieben.“ „Nicht wirklich Yami, ich habe dir erzählt wann ich und wie und wo ich gearbeitet habe, wo ich hin gezogen bin und wie ich die Zeiten des Krieges erlebt habe. Aber von meiner Ehe oder meiner Tochter habe ich dir nie erzählt. Das Mädchen, was du bei mir damals gesehen hast, mit diesen schönen dunklen langen Haaren, die sie zusammen geknotet hatte.“ „Ich habe dir schon mal gesagt, ich fand ihre Frisur fürchterlich. Wie hieß die nochmal? Tinka? Katinka Tina?“ Salomon lachte. „Tinka hieß ihre Katze!“ „Ups.“, entwich es Yami und er bemühte sich ernsthaft nicht zu grinsen.

„Wenn du magst Yami, erzähle ich jetzt mal etwas von mir, oder magst du noch verraten, wie dein Leben bis heute verlaufen ist? Auch du hast mir viel geschrieben und ich glaube, noch nie habe ich einen Brief gelesen Yami, der so viele Metaphern und Zweideutigkeiten enthalten hat.“

„Wegen Bakura, ich wollte dir so vieles sagen, aber wir haben für uns einige klare Regeln aufgestellt, um uns zu schützen. Wie vorhin schon angedeutet, wurden Bakura und ich auch schon häufiger von Menschen verfolgt, weil wir als anders als andere Menschen aufgefallen sind. Wir hinterlassen nichts über unser Wesen irgendwo schriftlich. Ich habe dir viel geschrieben, ich habe mich ja auch gefreut.“, beteuerte Yami, dass er Salomon nicht hatte ärgern wollen, indem er so viele Doppeldeutigkeiten formuliert hatte. Aber Salomon beruhigte seinen alten Freund, dass er es genossen habe, seine Worte zu lesen.

„Also nun gut, mein Leben nachdem du weg warst, ich denke da macht es Sinn zu erzählen Salomon, oder?“ Nach kurzem Überlegen stimmte ihm sein alt gewordener Freund zu. „Also schön, du hast dich um deine geschwängerte Lady gekümmert und bist mit ihr dann weggezogen. Ich bin allein geblieben. Wieder einmal. Ich habe mich mit der damaligen Ishtar Familie getroffen und sie darüber informiert, dass ich meine Grabkammer verlassen habe und nicht vor habe als bald wieder zurück zu kommen. Je nachdem, ob ich dort anzutreffen bin oder nicht, ist es abgesprochen, dass die Ishtars sich darum kümmern, dass mir regelmäßig nun ja, einige Menschen begegnen. Wenn ich in meinem Sarg liege und nur ruhe, ist es so als würde ich ein Nickerchen machen, du verlierst das Zeitgefühl recht schnell und spart unsagbar viel Energie. So viel, dass es ausreichend ist, dass spätestens alle 10 Jahre eine Gruppe Menschen in meinem Grab meinen Durst stillt. Nach spätestens einem Jahr ist mein Herz kalt, nachdem ich gelegen habe, aber das ist wieder eine andere Geschichte, ich erspare dir Details mit diesen Erfahrungen. Jedenfalls ich wollte nachdem ich mit dir zusammen war nicht mehr ins kalte Grab zurück. Schließlich war ich jetzt wach und wieder munter. Ich bin selbst ein wenig durchs Land gereist, habe mir die noch recht neu gegründeten Universitäten angeschaut, aber auch die Häfen. Es hat mich unsagbar wütend gemacht, wie viele Schätze aus unserem Land gestohlen wurden und in den ersten Jahren nachdem du weg warst, haben Bakura und ich uns dazu entschieden zu rauben und zu plündern. Oh wie Bakura es geliebt hat. Schließlich waren wir nicht grundlos zu Lebzeiten Feinde. Er war ein Grabräuber, ein Gauner. König der Diebe, mit diesem Titel hat er sich gerühmt. Ich kam zu ihm und schlug ihm vor, dass wir uns gemeinsam die Schätze unserer Heimat zurückholen. Der Gedanke mich in seinen Diebeskünsten etwas zu unterrichten muss ihm sehr gefallen haben. Wann wünscht sich schon ein Pharao von einem früheren Dieb in seinen Diebeskünsten ausgebildet zu werden. Gemeinsam haben wir so einiges auch wieder zurück ins Land geholt und den Ishtars übergeben. Jedenfalls so vergingen ein paar Jahre, bis ich aufhören musste. Die Menschen, die mich durch dich kennen gelernt hatten, begannen sich darüber zu wundern, wie gut ich mich für mein fortschreitendes Alter gehalten hatte. Mit einer simplen Auslandsreise habe ich mich dann ins Ausland begeben, während Bakura unser Projekt fortführte, ohne so präsent wie ich unter Menschen zu leben. Was mich anging, ich reiste wirklich ins Ausland. Als erstes jedoch bis nach Japan. Du hattest mir davon erzählt, wo du hin reisen würdest und ich hatte es mir fest vorgenommen, mir dieses schöne Land in diesem Jahrhundert nochmal anzusehen. Aber als ich dort war, war es erschütternd. Der Krieg hatte seine Spuren auch in Japan hinterlassen. Als ich das Land erreichte, die Reise war schon viel schwieriger gewesen für mich, hatte ich das Gefühl, dieses Land sei das unglücklichste Land. Es war traurig, Salomon und ich habe mir Sorgen gemacht. Ich dachte nur, scheiße, was ist, wenn dich der Krieg auch erwischt hat und das Puzzle für immer verloren gegangen ist. Aber dann dachte ich mir, dass du zwar wagemutig, aber nicht leichtsinnig bist. Du gehst zwar Risiken ein, aber keine dummen Risiken. Ich redete mir ein, dass du ganz sicher nicht so dumm gewesen bist, dein Leben zu riskieren, schließlich musstest du zu diesem Zeitpunkt vermutlich bereits Frau und Kinder haben. Es war nicht einfach, aber ich habe Japan nach dir abgesucht und dich dann auch irgendwann gefunden. Du hattest ein kleines Mädchen an der Hand und ihr seid über eine Straße gelaufen. Ich dachte mir, dass das Mädchen deine Tochter sein muss, sie hatte hübsches dunkelrotes Haar, schon auffallend, aber hübsch sah sie aus.“

Salomon unterbrach seinen alten Freund. „Du warst da? Du hast mich gesehen mit meiner kleinen Tochter und bist nicht zu mir vorbei gekommen?“, entfuhr es ihm aufgebracht. Doch Yami gab klein bei. „Was hätte ich denn tun sollen? Klar wollte ich dir um den Hals fallen, dich küssen und umarmen, als ich dich da sah. Aber zu welchem Preis? Du wirktest glücklich, ich bin euch nach gelaufen an dem Tag. Und ich war mir sicher, dass ich dein glückliches Familienleben zerstören würde, wenn ich mich bei dir blicken lasse. Deine Frau hätte mich sicher nicht gemocht, zumindest hätte Sie Grund zur Eifersucht gehabt. Und dass du nachher meinetwegen deine kleine Familie aufgibst und zu mir zurückkommst?“ „Das hätte ich niemals gemacht Yami! Und so glücklich wie du denkst war mein Leben nicht! Du hättest mein Leben sicher nicht durcheinander gebracht!“ Salomon wirkte wütend, seine Augen waren feucht. Er boxte Yami mit seiner Faust gegen die Brust. „Du Blödmann hättest einfach zu mir kommen sollen!“, schimpfte Salomon und Yami musste seine Geschichte ein weiteres Mal unterbrechen, um seinen Liebsten zu beruhigen.

„Salomon bitte. Ich wäre wirklich gerne zu dir gegangen. Aber ich habe immer noch so viel für dich empfunden, dass ich glaubte dich eher zu verletzen, wenn du mich nach den paar Jahren wieder siehst. Als ich sah was der Krieg in Japan und anderswo angerichtet hatte, wollte ich einfach nur wissen, ob du noch lebst. Du wirktest nicht so, als ob es dir schlecht ging und ich war mir sicher, dass ich mich um dich nicht sorgen muss. Ich bin danach nicht mehr zurück nach Ägypten gereist, Salomon.“ Verwundert horchte dieser auf und schaute verdutzt zu seinem Freund. „Du warst danach nicht mehr in Ägypten? Aber wo warst du denn dann? Etwa die ganze Zeit bei mir in Japan?“, Salomon tat sich schwer damit ruhig zu bleiben und Yami war es nun, der Salomons Hände in seine nahm und sanft streichelte. „Nein, ich bin nur bis auf die Philippinen gekommen. Ich bin zwischen mehreren Inseln bei Japan herum gekommen, ehe ich mir auf den Philippinen eine Identität aufbaute im Vater Sohn stil.“ „Vater Sohn Stil?“, hinterfragte Salomon leicht irritiert und Yami fasste es kurz. „Ich gebe mir einen Namen, besorge mir Identität, Ausweis und baue eine Existenz auf. Ein paar Jahre später habe ich dann einen Sohn, Frau weg und nochmal ein paar Jahre später habe ich Ausweis und Dokumente für mich. In der Zwischenzeit befasse ich mich mir Sprache und Kultur vor Ort, um mich leicht einzufinden. Ich habe dann dort als Zalem Sa Ra meinen Abschluss gemacht und Medizin studiert und wenige Jahre als Arzt praktiziert. Es war leicht für mich meine Nahrungsquellen zu erreichen. Ich war begeistert von der heutigen Medizin. Außerdem hatte ich dort einiges zu tun. Ich habe es mit dem Studium nicht allzu schwer gehabt, was Wissen über den menschlichen Körper betrifft. Aber Blut abnehmen als Arzt wird nicht hinterfragt und ich konnte mir so etliche Male auf einfachstem Wege meinen Durst stillen, ungesehen ohne Töten zu müssen, einfach großartig. Salomon du kannst dir gar nicht ausmalen wie es sich anfühlt, plötzlich von Menschen umgeben zu sein, die sich bei dir dafür bedanken, dass du ihnen Blut abnimmst. Naja, dass du es später zum Teil selbst trinkst, wissen die Menschen ja nicht. Aber es hat mir auf einmal richtig gut gefallen Salomon. Es hat mir gefallen zu arbeiten, Menschen helfen zu können war für mich nach so langer Zeit wieder eine neue Erfahrung für mich. Zudem konnte ich leicht zwischen den vielen Inseln drum herum reisen. Ich habe in Krankenhäusern gearbeitet und die Zeit dazwischen brauchte ich mir kaum Gedanken wegen Nahrungsbeschaffung machen. Nun und dann vor wenigen Jahren passierte das, was mir ständig passiert. Ein Kollege sprach mich an und meinte, ich würde für mein Alter gut aussehen. Immer wenn ich diesen Satz höre Salomon, werde ich wütend. Und ja an dieser Stelle verrate ich dir mal etwas mein guter alter Freund. Ich liebe jede Falte an dir, jedes Speckröllchen und deinen breit gewordenen Hintern! Hör endlich auf mir die ganze Zeit zu sagen, dass es dir Leid tut alt geworden zu sein! Ich wäre gerne alt und fett und grau und faltig! Denn jedes Mal, alle paar Jahrzehnte muss ich verschwinden, damit Niemand merkt was ich wirklich bin. Ein blutsaugendes Monster! Zu meinen früheren Lebzeiten hätte ich vermutlich nicht mal einen hoch bekommen bei deinem Anblick, aber heute! Salomon ich war in dich verliebt und es ist mir scheiss egal wie alt du bist und wie sich dein Aussehen verändert hat. Ich bin schon viele Jahre aus dem Denken raus, nur etwas hübsches Junges in meinem Alter zu wollen. Ich bin mehrere Tausend Jahre alt!“

Yami hielt inne, denn sein alter Freund hatte sich mit dem Kopf gegen Yamis Brust geworfen und es klang wie ein Grunzen, doch Salomon schüttelte sich. Er musste so heftig lachen, dass er sich mit seinen Händen fest in Yamis Arme krallte, um nicht vom Sofa zu fallen. Yamis darauf trocken folgende Bemerkung, ob er einen Arzt brauche, machte es nach seiner bisher erzählten Gesichte überhaupt nicht besser und Salomon brüllte jetzt vor Lachen. „HÖR AUF! BITTE HÖR AUF! YAMIIIIIII!“, schrie er und lachte noch immer. Yami atmete tief durch und nahm seinen Liebsten in den Arm. „Du bist niedlich, wenn du solche Lachanfälle bekommst.“, fand der Pharao doch Salomon rang damit Luft zu kriegen vor lauter Lachen. Als dieser sich endlich wieder beruhigt hatte, rieb er sich über seinen Bauch. „Wenn Lachen so schön sein kann, wieso muss es dann hinterher noch wehtun?“, fragte Salomon und Yami grinste breit. „Willst du jetzt eine Meinung von deinem Freund, dem Pharao oder dem Arzt?“, wollte Yami genauer wissen und Salomon prustete. „Freund!“ Und Yami lächelte vergnügt und erwiderte. „Lachen ist gesund und hinterher spürt man sogar wo die Lachmuskeln sitzen.“ „Hach, wenn das so ist. Aber irgendwie bekomme ich langsam etwas Durst. Obwohl du die ganze Zeit redest, wie spät ist es eigentlich?“, wollte nun Salomon wissen und Yami kramte sein Handy hervor. „Oh, gleich Mitternacht.“, bemerkte Yami fasziniert und schaute bei der Gelegenheit nach, ob er Nachrichten verpasst hatte. Salomon löste sich von seinem Freund und stand auf. „So spät? Mein Enkel wird sich Sorgen machen wo ich solange bleibe!“ erst jetzt war es Salomon bewusst geworden, wie lange er schon weg war. Er sah sich um. „Sein Puzzle, wohabe ich es nur gelassen?“ Doch Yami war bereits aufgestanden, zum Bett gelaufen und wickelte das Puzzle vom Bettrahmen, um es Salomon zurück zu geben. Dabei fasste Yami bewusst nur die Kette, nicht aber das Puzzle selbst an, denn er wagte es nicht, nachdem klar war, dass Yugi es ihm nicht geben wollte. Er wollte die Magie des Puzzles nicht kennen lernen, nicht unter diesen Umständen. „Hier, das Puzzle. Nun, wenn du magst, kannst du deinen Enkel ja anrufen und ihm Bescheid sagen. Oder glaubst du, dass er schon schläft?“

Dies war wirklich eine gute Frage, dachte sich Salomon, wenn er seinen Enkel jetzt anrief könnte er ihn möglicherweise wecken, andererseits wäre es für Salomon gut denkbar, dass sich sein Enkel Sorgen macht und wegen ihm nicht schlafen kann. Außerdem hatte er am morgen früh an der Universität zu sein. Yami war schon dabei. „Sagst du mir seine Nummer? Ich wähle für dich, alter Mann!“, scherzte er und Salomon gab Yami die Handynummer seines Enkels durch. „Na warte! Ich bin noch zart und jung, keine 100 Jahre frisch!“, beteuerte Salomon, als am anderen Ende ein leicht übermüdeter Yugi Muto ans Telefon ging. „Hallo?“, Yugi lauschte angestrengt und wurde auch gleich am anderen Ende von Herrn Sa Ra begrüßt. „Guten Abend, hier ist der andere Enkel.“, Salomon lachte. „Der Professor Enkel!“, Yugi wurde hellhörig, als er seinen Großvater im Hintergrund lachen hörte. Yami erklärte knapp, dass sein Großvater ihn sprechen wolle und Yugi klebte mit seinem Ohr am Handy und mit dem Rest seines Körpers im Wohnzimmer auf der Couch.

Salomon begrüßte seinen Yugi am Telefon und für Yugi war es ein schöner Moment, ihm wurde ganz warm ums Herz, als er hörte, wie glücklich sein Großvater am Handy klang. „Und? Bist du bei deinem alten Freund Yami? Wie geht es ihm? Hat er auch schon graue Haare? Hat er sich gefreut dich wieder zusehen? Wo bist du denn? Bist du noch bei ihm zuhause?“ Salomon musste erst einmal seinen Enkel bremsen, der so viele Fragen an ihn stellte.

„Langsam mein Junge. Ja ich bin noch bei meinem Freund Yami. Und er hat sich sehr gefreut dein Puzzle zu sehen, ich trage es gerade bei mir und bringe es dir auch zurück. Wir haben etwas die Zeit vergessen. Nach so langer Zeit kommen alte Männer schon mal ins Plaudern verstehst du?“ Yami wog seinen Kopf leicht hin und her und fragte sich, ob das, was sie bisher zusammen gemacht hatten nur als Geplauder zu bezeichnen war. Doch Yugi lachte ins Telefon. „Haben ihm deine Geschenke gefallen Großvater? Wann kommst du nach Hause?“ wieder stellte Yugi viele Fragen und Salomon fiel auf, dass sie noch gar nicht dazu gekommen waren, die Geschenke anzuschauen und Yami überlegte nicht lange, verstellte seine Stimme und ahmte einen etwas in die Jahre gekommenen Mann nach. „Geschenke Salomon? Du hast mir noch mehr Geschenke mitgebracht als dich selbst?“, Yami brachte nicht mehr als diesen einen Satz hervor, ohne sich selbst in die Hand zu beißen, um sein Lachen zu unterdrücken. Und Yugi fragte nach. „Großvater? Ist das Yami?“ „Ja, das ist er. Ehrlich gesagt haben wir so viel geredet, dass wir den Koffer ganz vergessen haben. Wieso bist du eigentlich noch wach, Yugi?“ „Wie? Großvater! Ich habe gedacht du wärst längst zurück! Ich habe mir Sorgen um dich gemacht! Außerdem ist es unheimlich. Bitte komm bald nach Hause!“ Yami war alarmiert. Wieso war es denn in dem schönen neu renovierten Haus für den jungen Studenten unheimlich? Abermals verstellte Yami seine Stimme und bemühte sich ernst zu bleiben. „Hat dein kleiner Enkel noch Angst im Dunklen? Oder bist du in Wahrheit nur mit ihm mit gekommen, weil er Angst hat allein im Haus zu sein, mein Liebster?“ Mehr schaffte Yami auch nicht, seine Frage, warum er sich nicht wohl fühlte war ernst gemeint, der Rest dagegen war natürlich Stichelei und das war auch der Grund weshalb sich Yami jetzt bäuchlings aufs Sofa warf und in dieses hinein lachte. Das weiche Polster dämpfte glücklicherweise sein Lachen.

„Liebster? Oh Großvater, du musst mir nachher unbedingt alles erzählen!“ Doch Salomon ging darauf nicht sofort ein, sondern fragte, was passiert war, seit er weg war. Yugi gab einen kurzen Bericht ab. „Naja zuerst habe ich mir was zu Essen gemacht und mich an meine Aufgaben gesetzt, ich wusste ja nicht wann du wieder kommst, deshalb habe ich zuerst gekocht und für dich etwas in den Kühlschrank gestellt. Ich war unten im Wohnzimmer, habe es mir mit den vielen bunten Kissen etwas gemütlich gemacht und dann fingen diese gruseligen Geräusche wieder an. Dieses laute dumpfe Schlagen und Klopfen, dieses als wenn Jemand irgendetwas über den Boden schleift. Und dann denke ich manchmal, dass eine Stimme schreit. Es ist unheimlich. Ich habe dann oben in meinem Zimmer gelernt und die Türe zu gemacht aber ich fühle mich nicht wohl. Später bin ich wieder ins Wohnzimmer runter gegangen, weil ich mir dachte, du müsstest doch bald wieder da sein. Ich kann nicht schlafen, weil diese Geräusche nicht weg gehen und allein in dem Haus ist es einfach gruselig.“, gestand Yugi.

Yami, der mit seinen feinen Ohren das Gespräch mithörte, ja dafür reichte sein feines Jahrtausende altes Gehör, stieß mit einem mal einen spitzen lauten Schrei aus und fasste sich mit beiden Händen an den Kopf. Denn Yami wusste schlagartig, wovon Yugi redete und wovor er sich fürchtete.

Salomon hatte gerade begonnen seinen Enkel zu beruhigen und ihm zugesagt sich auf den Heimweg zu machen, als Yami schon auf ihn zugestürmt war und das Handy an sich riss. „Yugi? Der andere Enkel nochmal! Hör mal, lass unsere Großväter noch eben eine Kleinigkeit Trinken für den Weg, dann fahr ich Salomon nach Hause. Ich kümmere mich um das Geräuschproblem, aber ihr Beiden müsst euch vor nichts fürchten. Da ist niemand fremdes im Haus, das Ganze hat eine andere Ursache.“ Yami drückte danach Salomon das Handy wieder in die Hand und erklärte sich kurz. „Verabschiede dich von deinem Enkel Salomon, ich besorge uns was zu Trinken und dann fahre ich dich nach Hause!“ Mit diesen Worten schoss Yami auch schon zur Türe und lies diese hinter sich zu fallen.

Yami raste in weniger menschlich gesundem Tempo zur Küche, wo er einige seiner Hausmenschen aufschreckte und entschuldigte sich dafür, sie so erschreckt zu haben. „Mein Freund hat Durst, habt ihr noch etwas Gutes? Vielleicht lieber ohne Alkohol?“ Irgendwie waren sie ja schon ganz reizend, Yami bekam mehrere große Stücke frisch gebratene Steaks, Gemüse, Brot und mehrere Flaschen Limonaden verpackt, viel mehr, als er wollte und Yami versprach ihnen, dass er, wenn er hier auftauchte sie sich entspannen konnten und dies seltener der Fall sein würde.

Danach lief er direkt nach draußen und packte alles in den Wagen, auch den Koffer mit den Geschenken von Salomon, denn diesen würde er mit ins Hotel nehmen.

Anschließend lief er wieder ins Haus zurück und hechtete förmlich die Treppen hinauf in den ersten Stock durch die Türe wo Salomon gerade das Gespräch mit seinem Enkel beendet hatte. „Getränke sind im Wagen. Wir müssen ein Stück fahren wie du weisst. Wenn du vorher nochmal ins Bad musst, dann mach in Ruhe, unterwegs können wir uns gerne weiter unterhalten.“ Salomon tat was Yami ihm vorgeschlagen hatte, nutzte noch einmal das Badezimmer, dann verließen sie gemeinsam die Villa und stiegen in den Wagen ein.

Kaum dass sie los gefahren waren, verlangte Salomon Antworten. „Nun? Du scheinst ja genau zu wissen, was uns da für ein Gespenst seit Wochen heimsucht? Yami? Ist das die Seele eines armen Menschen, den du auf dem Gewissen hast, der uns da hinter her spukt? Doch nicht etwa das arme Kind, dass du damals getötet hast?“, schoss es Salomon durch den Kopf doch Yami atmete angespannt die Luft ein. „Nein, kein Gespenst, kein Geist. Ein alter Sessel.“ „Wie bitte?“, erkundigte sich Salomon, glaubte dieser sich verhört zu haben, doch Yami erklärte, dass dies eine etwas längere Geschichte würde und Salomon bat darum, sie ihm zu erzählen.

„Meinetwegen, also lass mich einfach da weiter machen, wo ich aufgehört habe von mir zu erzählen. Denn ich bin mit meiner Geschichte schon fast bei uns angekommen.“ Salomon stimmte dem Vorschlag seines Freundes zu und Yami erzählte, während er fuhr und insgeheim hoffte, dass Niemand sie anhalten würde, da es zum einen mitten in der Nacht war, zum anderen sein Fahrstil gerade verreit, dass er sich beeilen wollte. „Also schön. Ich bin damals von den Philippinen weg, weil ich wusste, dass es auffällt, dass ich nicht älter werde und nach Japan in deine Nähe habe ich mich nicht getraut nach so langer Zeit fühlte ich mich unsicher, ehrlich gesagt hatte ich eher Sorge, dass du vielleicht nicht mehr lebst und das Puzzle verloren ist. Andererseits wenn du noch am Leben bist, habe ich mich gefragt, ob du mich nach all den Jahren noch sehen willst, ich wusste, dass du zwischendurch in Ägypten gewesen sein musstest erst, als ich selbst von den Philippinen nach Ägypten zurück reiste. Dort traf ich die gegenwärtigen Ishtars und Bakura. Es folgten mehrere Gespräche, Ishizu Ishtar hatte ein Projekt, ein großes Museum neu zu errichten und viele gesammelte Artefakte dort auszustellen, nicht wenige davon hatten Bakura und ich in den Jahren zuvor zurück geholt. Im Wesentlichen drehte sich alles nur um die eine Frage, ob ich helfen wollte, da in dieser Zeit abermals ein gewisser Schatzjäger Wahn ausgebrochen war und international sich die Technik so sehr verbessert hatte wie mindestens auch in der Medizin. Viele Dinge, die gefunden worden waren wurden erneut untersucht und neues herausgefunden. Die Ishtars wünschten zunächst sehr, dass ich sie unterstützen könne, trauten sich aber wohl nicht offen mich um Hilfe zu bitten.“ „Ganz kurz Yami, die Ishtars? Du erwähntest sie ein paar Mal, wer waren die noch mal genau?“ „Grabwächter. Ihre Familie wurde damals ausgewählt mein Grab zu bewachen, zu beschützen. Und das hat über viele Generationen bis heute überdauert. Marik ist der Bruder von Ishizu. Marik hast du schon mal gesehen, bei eurer Ankunft.“ „Ah, okay, verstehe.“, sagte Salomon schwach und fragte nach seinem Getränk. Yami entschuldigte sich und griff während der Fahrt nach hinten und zog seinem Freund die große Tasche nach vorne. Salomon nahm sie Yami ab, damit er weiter fahren konnte und verstaute diese bei sich im Fußraum. Er griff sich eine Limonade heraus und registrierte, dass da wesentlich mehr als nur Getränke für ihn drin waren.

„Das war von der Feier übrig geblieben, ich hoffe deinen Enkel ärgert es nicht, dass du auch etwas zum Essen mitbringst, er ist ja schon sehr lieb, dass er für dich als erstes etwas gekocht hat. Anscheinend sorgt er auch gut für dich?“ „Das tut er Yami! Oh ja allerdings. Ich bin sehr stolz auf meinen Enkel, wenn ich ihn nicht hätte, Yami. Auf ihn kann ich mich wirklich verlassen.“, beteuerte Salomon seinem Freund gegenüber und versicherte ihm, dass er der beste Enkel war, den sich ein Großvater wünschen konnte.

„Nun gut, wo war ich stehen geblieben mein Liebster?“ „Gar nicht, du fährst doch!“, haute Salomon raus und konnte sich ein Grinsen dabei nicht verkneifen. „Ha ha. Sehr lustig alter Mann.“ „Bei den Ishtars Yami, bei den Ishtars. Gönn mir alten Kerl auch mal ein paar Scherze.“, bat Salomon und tat dabei betroffen.

„Hm. Jedenfalls war mein Gedanke der, hier vielleicht auch als Arzt arbeiten zu können, aber ich merkte schnell, dass ich mir dafür erst wieder so ein Vater Sohn Stil anlegen musste oder Dokumentenfälschung um gleich zu bekommen, was ich wollte. Aber viele Ärzte wandern ins Ausland ab, von dort wo ich her kam und mir erschien das Risiko dann doch etwas zu groß, dass ich wieder erkannt werden könnte. Zweifel überkamen mich mein alter Freund und nach einem kurzen Überblick in meinem Land hatte ich das Gefühl, dass es viel mehr Menschen sind als früher. Den Tourismus meines Landes war ich schon früher gewohnt und war mir nicht neu. Aber hier ist es so belebt, dass ich mir nicht sicher war, ob ich das in meinem Zustand lange durchziehe. Herzschlag, seit mehreren Jahrzehnten und pro Woche, wenn ich mich derzeit zurück halte verbrauche ich zwei bis drei Menschen, sonst mehr. Das fand ich nicht gut und nach fast hundert Jahren fand ich den Gedanken mich nochmal in meine Kammer zu legen für mehrere Jahre ganz reizvoll. Vielleicht, so hatte ich mir überlegt würde ich dich dort nach kurzem warten nochmal wieder sehen. Der Gedanke von dir geweckt zu werden, vielleicht sogar mit Puzzle …naja irgendwie fand ich den Gedanken etwas romantisch. Aber dann traf ich auch Bakura wieder und er verriet mir was während meiner Abwesenheit hier so alles passiert war und ich ahnte schon, dass ich mich vielleicht nicht verkriechen sollte. So kam es zu dem Blödsinn, dass ich schließlich Professor an der Universität wurde, ab da bist du im Grunde genommen im hier und jetzt meiner Geschichte. Meine Menschen haben sich um dein Haus all die Jahre über gekümmert und als ich erfahren hatte, dass du da warst, habe ich mich wirklich sehr geärgert und beinahe meinen Menschen den Kopf abgerissen. Du ahnst ja nicht was in mir vorging, als ich hörte, dich knapp verpasst zu haben. Bakura und ich jedenfalls hatten dann dein Haus besichtigt und überlegt zu renovieren. Wir hatten viel Spaß dabei, alte Sachen raus zu reißen und raus zu werfen. Das Neueinrichten hat ebenfalls Vergnügen bereitet. Übrigens hoffe ich, dass der Kühlschrank für euch beide reicht. Wir haben keine Ahnung wie viel ihr beiden Menschen Jung und Alt so esst und, wenn es nicht reicht, möchte ich mich entschuldigen, weil ich es nicht besser wusste.“ Salomon lachte. „Ne, da kann noch eine Großfamilie bei uns einziehen, Yami. Ich habe mir schon so etwas gedacht, als ich die Kaffeemaschine gesehen habe, dass ihr Beiden nicht wisst, was in ein heutiges normales Haus für eine Familie gehört. Nicht mal die Spülmaschine. Aber die Küche ist schön geworden, keine Sorge, wir fühlen uns da schon recht wohl. Yugi mag den TV den ihr besorgt habt.“ Yami strahlte. „Den fand ich klasse. Den musste ich einfach besorgen.“ Salomon lachte. „Wir haben uns nur gefragt, wie gut du dich mit japanischer Kultur auskennst, das Wohnzimmer der Tisch, die Sitzkissen, wirklich schön ausgesucht, aber wir haben nicht begriffen warum wir SO VIELE Kissen an der Wand noch haben. Wolltet ihr, dass wir alle Farben auf der Welt haben?“ „Ah, Kissen, sehr guter Einwand. Das ist der Grund für Eure Geräusche im Haus.“ Salomon fand das sehr verdächtig, um nicht zu sagen seltsam. „Seit wann sind Kissen denn so laut?“ Doch Yami erwiderte. „Nicht die Kissen, sondern mein alter Sessel. Salomon, erinnerst du dich noch an unseren Keller unter dem Haus?“ Salomon stöhnte und fasste sich an die Stirn. „Den Keller gibt es noch? Ich habe dir damals geholfen da unten Lampen anzubringen!“, erinnerte sich Salomon und Yami nickte wieder eifrig. „Genau. Der Brunnen als Einstieg ist immer noch da. Bakura und ich waren wegen der Renovierungsarbeiten auch dort hin gegangen und in den Brunnen gestiegen. Neben all den Spinnenweben da unten, oh Wunder das Licht funktioniert noch, wir haben allerdings inzwischen neue Lampen, die alten waren nicht mehr zeitgemäß, auch die Leitungen mussten etwas überholt werden. Jedenfalls, hatte ich da doch so ein kleines Studienzimmer für mich und Schlafzimmer und so.“ „Und deinen Folterkeller.“, vervollständigte Salomon Yamis Aufzählung und Yami nickte etwas verlegen. „Ja. Und da unten hatte ich doch so einen schönen alten Sessel.“ Salomon nickte. „Ja, aber wir haben wenig darauf gesessen, wir haben andere Dinge darauf getrieben.“ Yami sah zur Seite. „Jedenfalls Bakura hat sich meine Bücher, die ich dort unten aufbewahre angeschaut, leider darunter eines aus meiner verbotenen Sammlung. Die Bücher wo Zaubertränke, Zaubersprüche und ähnliche Dinge drin stehen, Beschwörungsformeln. Bücher und Schriften, die ich im Laufe der Jahrhunderte eingesammelt habe, von denen ich es für sinnvoll hielt, wenn diese Bücher Niemand mehr liest. Bakura wollte mir wieder mal einen Streich spielen und hat einen Zauberspruch daraus ausprobiert. Seitdem haben wir…weisst du was mein Freund? Du sollst ihn sehen! Wenn ich dich gleich nach Hause gebracht habe, warte ich bis dein Enkel schläft und dann zeige ich dir unseren alten Sessel!“ Salomon malte sich aus, was mit dem Sessel passiert sein konnte. „Sag mir nicht Yami, dass der Sessel dort unten im Keller herum spukt? Und was hat das mit den Kissen bei uns im Wohnzimmer zu tun?“ Yami stöhnte. „Der blöde Sessel frisst Kissen. Wir haben diesem doofen Sessel damit anfangs das Maul gestopft, nachdem er versucht hatte, Bakura aufzufressen.“ „WAS?“, Salomon hustete, hatte er sich glatt an seiner Limonade verschluckt, als Yami ihm dies erzählte. Und Yami erklärte seinem Freund, wie es dazu gekommen war, er berichtete ihm davon wie Bakura kopfüber in den Sessel geraten war, wie sie versucht hatten ihn zu zähmen und los zu werden und dass dieser Sessel so eigenwillig war, weil Bakura unerfahren einfach drauf los gezaubert hatte ohne zu wissen, dass er das überhaupt in dieser Form fertig brachte. Auch gestand er, dass er seinen Sessel nicht mehr mochte, sie ihm seine Füße abgeschlagen hatten und es mehrmals vergeblich versucht hatten ihn aus seinem Bücherzimmer heraus zu schaffen, da sie ihn verbrennen mussten, der einzige Weg, wie Yami seinem Freund erklärte, um ihn dauerhaft zu entsorgen. Denn einen Gegenzauber oder Fluch gab es nicht. Nachdem Yami sich diese Geschichte von der Seele geredet hatte, wirkte sein alter Freund in keiner Weise müde, aber er gab zu, dass er diesen Sessel allzu gerne mal sehen wollte, bloß nicht mehr diese Nacht.

„Wenn dein Enkel morgen in der Universität ist und du ausgeschlafen bist, kann ich Bakura bitten bis dahin da zu sein und wir steigen gemeinsam dort runter. Für heute Nacht, nehme ich einfach ein paar Kissen mit und gehe den Sessel füttern.“ Salomon verschluckte sich abermals, als Yami das so seelenruhig sagte, als sei es das normalste auf der Welt in einen Brunnen zu klettern, um dort in einem geheimen Keller seinen Sessel füttern zu gehen. Weshalb Yami den Rest der Fahrt über darauf verzichtete, davon zu reden. Auch wenn es sichtlich jeden einzelnen Lachmuskel seines Freundes traf.
 

Als sie Salomons Haus erreichten war es spät, beziehungsweise früh und Yugi stand müde im Schlafanzug draußen vor der Haustüre. Salomon bemerkte, dass er gar nicht dazu gekommen war, Yami seine Lebensgeschichte zu erzählen und Yami sicherte ihm zu, dass sie dies morgen nachdem er ausgeschlafen war, gerne nachholen konnten.

Yami war bereits ausgestiegen und öffnete seinem Freund die Türe und half ihm raus. Dieser flüsterte Yami leicht verärgert über sich selbst zu. „Zum Ficken bin ich noch gut gewesen, aber aus deinem Auto komme ich weder gut rein noch raus.“ Yami lachte laut auf und Yugi eilte auf die Beiden zu. „Was ist los?“, erkundigte sich Yugi und Yami grinste. „Unsere Großväter haben einen sehr seltsamen Sinn für Humor.“, nun lachte Salomon, weil es jetzt für ihn witzig war, wenn Yami sich selbst insgeheim als weiterer Großvater betitelte und nur er davon wusste. Yugi verstand nicht, wieso die Beiden sich so gut verstanden, aber es musste wohl ein sehr unterhaltsamer Abend gewesen sein. „So. Bei meinem Großvater fand eine Hausparty statt, deshalb haben wir noch jede Menge Futter und Getränke mitgebracht.“, mit dieser Bemerkung nahm er die große Tasche in die eine Hand, Salomon bei seiner anderen Hand und bot sich an, mit ins Haus zu kommen. Yugi lief voraus und öffnete den Beiden die Haustüre und Yami sah jetzt zum ersten Mal, wie sich die Mutos hier so eingelebt hatten. Er trug die Tasche mit den Speisen und Getränken in die Küche und stellte dort alles ordentlich auf die Arbeitsfläche. Salomon räusperte sich und erinnerte Yami daran, dass sein Enkel früh in die Uni musste. „Oh ach ja, ich übrigens auch.“ „Warte mal, du musst morgen früh auch zur Uni?“ Yami nickte. „Ja, aber ich fahre denke ich gleich wieder.“ „Bleib doch hier.“, schlug Salomon vor und Yami glühte innerlich. Das war ja wohl mal das netteste und gleichzeitig übelste Angebot seines Freundes. Klar blieb er gerne hier, wusste er schließlich, dass es genügend Platz gab. Aber irgendwie fühlte es sich auch seltsam an. „Das ist lieb gemeint, aber ich fahre nachher nach Hause.“ Natürlich würde Yami heute keine wiete Strecke mehr fahren. Zum einen, musste er wirklich wieder zur Uni und er wollte schon gerne früh da sein. Andererseits hatte er einen gewissen Freifahrtschein gegenüber dem Dekan und Yami war sich sicher, dass Niemand es groß bemängeln würde, wenn er morgen früh einfach auftauchte wann er wollte. Schweren Herzens lehnte Yami das Angebot dankend ab, und bat Salomon um einige der Kissen aus der Wandhalterung. Salomon lief geradewegs los und suchte Yami mehrere schöne dicke Kissen aus und gab sie seinem Freund. Yugi schaute fragend und Salomon meinte, dass er Zalem Sa Ra ein paar Kissen schenken wollte. „Wenn ich wieder Fahrdienst mache für unsere Großväter, schaue ich, dass ich den Sitz für Salomon besser auspolstere. Damit er leichter ins und aus dem Auto heraus kommt.“ Selbstverständlich hatten Beide gerade gelogen, Yami fiel dies leichter als Salomon. Yami hatte ohnehin vor, sobald er ungestört war, die Kissen in den Brunnen zu pfeffern, damit sein alter Freund und dessen Enkel wieder ruhig schlafen konnten.

Schließlich verabschiedeten Sie sich einander höflich und Salomon ließ es sich nicht nehmen, Yami die Türe auf zu halten. Yami kämpfte sich unter den Kissen eine Hand frei und winkte kurz zum Abschied, dann verschwand er auch schon im Dunkeln und Salomon schloss die Tür. Yugi gähnte herzhaft. „Es ist mitten in der Nacht Großvater. Aber jetzt kann ich besser einschlafen.“ Salomon lächelte, dann holte er das Puzzle hervor und überreichte es seinem Enkel. „Danke.“ Yugi legte sich das Puzzle sofort wieder um. Jetzt fühlte er sich wieder wohl. „Gehst du auch schlafen?“ „Hm, ja das sollte ich wohl. Der Tag war wirklich sehr aufregend. Schlaf gut.“ „Du auch Großvater. Morgen, wenn ich aus der Uni komme, magst du mir dann von deinem tollen Tag mit Yami berichten?“ Salomon grinste und versprach seinem Enkel so viel zu erzählen, wie es für ihn möglich war. So legten sich die beiden Mutos nach einem langen Abend endlich schlafen, während in der Dunkelheit verborgen Yami in den Brunnen kletterte, um seinen alten Sessel mit den Kissen zu füttern.



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von:  animaedchen83
2023-08-14T15:01:20+00:00 14.08.2023 17:01
Oh ich weiss nicht wo ich anfangen soll, bei der Konversation von Dekan und yami, die wie ich sie mir im Geiste vorgestellt habe, eine geniale Szene sein musste! 😆🤭 der arme Dekan...
Oder marik ,der als 'Kumpel- Freund auserkoren wurde, das schnelle stell- dich- ein vor der Ankunft von Salomon und yugi oder das echt mega tolle Wiedersehen von Yami und Salomon und Yugi, der ja das puzzle trug!
Ich kann nur hoffen das ich ganz bald das nächste Kapitel lesen darf!
L😘
Von:  animaedchen83
2023-07-13T19:07:26+00:00 13.07.2023 21:07
Hallo Mianda!
Eine sehr interessante Geschichte hast du da angefangen!
Ich fiebere tatsächlich schon der ersten Begegnung von den 2 Vampiren und Yugi entgegen... 🤭
Du beschreibst jedes Detail genau, das ist klasse! Bitte schreib weiter!

Von:  Glamorous91
2023-03-04T11:23:23+00:00 04.03.2023 12:23
Ich muss sagen mir gefällt die Fanfiction. Ist mal was ganz anderes besonders das Opa Muto was mit Yami hatte. Ich bin gespannt wenn sie wieder aufeinander treffen
Von:  Duchess
2023-01-31T00:04:04+00:00 31.01.2023 01:04
Das klingt nach einer sehr spannenden Geschichte, was du dort aufbaust und es klingt nach vielen Geheimnissen, wovon Yugis Opa aber irgendwie einen Teil zumindest zu kennen scheint.
Da waren ja viele kleine Andeutungen dabei XD
Und mit diesem Kapitel wissen wir auch endlich warum Sugoroku so empfindlich auf diese Geste seines "alten Freundes" reagiert hatte.
Hopkins scheint ja von dieser Beziehung gewusst zu haben. Stellt sich natürlich die Frage inwieweit er im Vergleich zu Sugoroku von den Geheimnissen weiß.
Mir gefällt es aber auch diese vielen kleinen alltäglichen Szenen zu lesen ^^ das ist irgendwie niedlich
Antwort von:  Mianda
02.02.2023 20:15
Hy, erst einmal vielen lieben Dank, dafür, dass du es gelesen hast und auch für den Kommentar, denn ich hatte weder mit dem Einen noch dem Anderen gerechnet. Ursprünglich hatte ich mit einer lieben Freundin ein jahrelanges RPG, aber nun habe ich daraus endlich mal eine zusammenhängende FF zusammen bekommen. Zum Teil ist es aber noch experimentell, das heißt ich schreibe meine Notizen und Ereignisse, veröffentliche Sie dann hier und lese sie ein paar Tage später erst nochmal durch, um mit ein paar Tagen Abstand nochmal nachzulesen, wie es wirkt, wo Gedankengänge sich eventuell überschlagen haben.

Was Arthur und Sugoroku betrifft, nun ja ich binehrlich, verraten möchte ich nichts.
Auf jeden Fall vielen Dank.


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