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Der wahre Name

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Reisefieber

Kapitel 6

Reisefieber
 

Endlich war es geschafft. Alle meine Koffer waren gepackt und Großvater hatte ebenfalls seine sieben Sachen zusammen,… dachte ich. In nur zwei Tagen ging unser Flug und ich hatte wirklich angefangen mir eine Liste zu machen, um alles abzuhaken. Schließlich würde ich dieses Mal nicht so schnell zurückkommen. Rebecca hatte mir dabei sehr geholfen. Sie selbst hatte bereits mehrere Semester studiert und hatte mir viele Ideen mit auf den Weg geben. Ideen, wie ich es schaffte, wirklich zu lernen und mich rechtzeitig um alles zu kümmern und nichts zu vergessen.

Doch während sich meine Koffer nun unten neben der Treppe befanden und bereit waren mitgenommen zu werden, waren die Gepäckstücke meines Großvaters, …nun ja, nennen wir es mal vorhanden, aber nicht gepackt.

Mein Großvater hockte wie mir schien, völlig aufgelöst in unserem Wohnzimmer und starrte auf seine leeren, teils halb gefüllten Koffer. Als ich nachsehen wollte, ob ich ihm beim Packen helfen könne, fiel mir auf, wie viele Koffer mein Großvater besaß. Ich zählte mindestens fünf Koffer. Ich würde für lange Zeit in Ägypten bleiben und hatte vier große Koffer gepackt, einen Reiserucksack und eine Tasche, für unterwegs. Aber mein Großvater hatte fünf Koffer, zwei Reisetaschen und einen großen altmodischen Rucksack.

„Ähm, Großvater? Wie lange hattest du vor in Ägypten zu bleiben?“, erkundigte ich mich vorsichtig. Schließlich wollte ich meinem Großvater nicht zu nahe treten. Sicher, er freute sich auf das Wiedersehen seines alten Freundes, aber das Wohnzimmer sah bei uns so aus, als wolle mein Großvater nie wieder zurückkehren. Zumindest in einem der Koffer war etwas drin, wenige Kleidungsstücke und darunter offenbar ein feiner Herrenanzug, schwarz. Mehr war für mich unter den sorgsam gefalteten Kleidungsstücken jedenfalls nicht auszumachen.

„Hm? Oh, Yugi. Nun ich denke, dass ich eine Weile in Ägypten aushalten könnte. Besonders, wegen meines alten Freundes. Andererseits, mache ich mir auch Sorgen mein Junge. Ist das so offensichtlich?“, fragte er bestimmt und damit hatte er mich auch durchschaut. „Nun, wenn du so viele Koffer hier verteilst und Reisetaschen, frage ich mich, wann du wieder nach Hause willst. Du scheinst ja mehr Gepäck zu haben als ich. Zumindest, wenn du sie dann mal gepackt hast. Kann ich dir vielleicht beim Packen helfen Großvater?“, wollte ich von ihm wissen. Doch er seufzte schwer. Seine Antwort verriet mir dafür, was ihn so zu beschäftigen schien. „Ich möchte ihm irgendetwas aus meiner Heimat mitbringen, ich meine hier aus Japan. Aber die Wahrheit ist, dass mir nichts einfällt, was ich ihm mitbringen könnte. Etwas, womit er auch etwas anzufangen weiß.“, versuchte er mir zu erklären. Nun, dachte ich, irgendwie war mein Großvater ja schon niedlich. Ich kannte ja nicht den vollständigen Brief, aber vielleicht waren da Gefühle im Spiel, nicht unbedingt gegenwärtige Gefühle, aber der Blick meines Großvaters, verriet mir etwas. So musste man schauen, wenn man einmal wirklich glücklich verliebt gewesen war. Meinem Großvater schien es eine Herzensangelegenheit zu sein, seinem alten Freund mit einem Geschenk eine Freude zu machen, nach so langer Zeit. „Was hat dein Freund denn für Interessen gehabt? Vielleicht interessiert er sich dafür heute nicht mehr, aber wenn du etwas findest, an dass ihr Euch beide gerne erinnert?“, schlug ich vor. Dies schien meinen Großvater nachdenklich zu machen. Immerhin meinte er schließlich. „Nun, wir haben viel gespielt. Wir haben gerne gerätselt. Aber er kennt so viele Spiele, …“ „Großvater!“, mahnte ich. „Du besitzt einen Spieleladen! Da sollte es doch auf der Hand liegen. Bring ihm ein paar Spiele aus deinem Laden mit.“ Mein Großvater sah mich darauf hin an, wie ein gerade erst geschlüpftes Küken aus einem Ei. „Yugi! Ich hatte die Idee zu einem Spieleladen gewiss nicht, bevor ich meinen alten Freund traf.“ „Wie? Wie meinst du denn das nun schon wieder?“, wollte ich wissen, da ich ihm nicht ganz folgen konnte. „Ach Junge. Komm du mal in mein Alter. Aber die Idee, ihm ein paar Spiele aus meiner Heimat mit zu bringen ist eine hervorragende Idee, Yugi.“, er klang nicht wütend, aber etwas in seinem Tonfall lies mich erahnen, dass es Dinge gab, von denen er meinte, dass ich sie nicht verstehen würde. Dies kränkte mich etwas. Aber nicht viel. Schließlich war ich mir bewusst, dass ich deutlich jünger war als mein Großvater. Und es war nicht das erste Mal, dass ich seinen Gedanken und Entscheidungen nicht ganz folgen konnte.
 

Es verging eine gute Stunde, in der mein Großvater zumindest zwei seiner Koffer mit Kleidungsstücken packte und reisefertig in den Flur tragen wollte. Ich hatte es ihm untersagt und darauf bestanden, dass ich die Koffer für ihn trug. Es waren alte Koffer ohne Rollen und mein Großvater sollte sich zudem lieber überlegen, wofür er die ganzen anderen Koffer und Taschen ernsthaft verwenden wollte. Ich hatte mich ja schon geschämt für meine Menge an Gepäck was den Flug nicht billiger machte. Um ehrlich zu sein, hatte ich meine Koffer bewusst so gepackt, dass ich mich darauf einstellen konnte, dass ich nicht alles auf einmal mitnehmen können würde. Zugegeben, ich hatte was das Gepäck betraf, etwas geschlafen und nicht daran gedacht.

Während ich im Flur die Koffer von uns etwas ordnete, sodass es noch möglich war durch den Eingangsbereich laufen zu können, merkte ich, wie mein Großvater in sein Zimmer stapfte und laut darin herum kramte. Ich war schon drauf und dran ihm in sein Zimmer zu folgen, als er mit vollen Händen mir entgegen kam. Seinen Kopf konnte ich nicht mehr erkennen, aber er schnaufte deutlich unter der Last der vielen Habseligkeiten, die er in seinen Händen trug. Es waren alte Bücher, auf mehreren alten Kästchen gestapelt, Briefe und alles roch irgendwie, …nun ja alt. Und alt sahen diese ganzen Gegenstände auch aus, als mein Großvater sie so schnaufend ins Wohnzimmer schleppte. Wo er sie erst einmal auf dem Sofa ablud, um sie dann fein säuberlich geordnet in einem weiteren Koffer einzuräumen.

Natürlich fragte ich mich, wofür er das nun mitnehmen wollte, weshalb ich ihm folgte und nachfragte. Doch irgendwie, war mein Großvater plötzlich taub geworden, ich musste vier weitere Male ansetzen, ehe er auf meine Frage, wofür er dies alles mitnehmen wolle, reagierte.

„Ach, Erinnerungen! Alle Erinnerungen. Dies sind meine Aufzeichnungen aus der Zeit bevor ich meinen Freund kennen lernte, beziehungsweise, während wir uns kennen lernten. Ich habe nicht einmal ein Bild von ihm. Dabei war ich mir so sicher, dass ich eines von ihm mit mir zusammen hatte machen lassen. Aber ich kann es nicht finden.“, erklärte er und rieb sich durch sein, mittlerweile verschwitztes Haar. „Nun. Deshalb hast du in deinem Zimmer so lange herum gewühlt? Du hast ein altes Foto deines Freundes gesucht?“, hakte ich nach. Mein Großvater seufzte. „Ich bin mir leider nicht einmal sicher, ob ich es wirklich mitgenommen habe.“, gestand er. Ich war es langsam etwas Leid, dauernd solche Verwirrungszustände durchmachen zu müssen, weshalb ich leicht gereizt hinterfragte. „Du suchst ein Bild, eine Erinnerung an deinen alten Freund, von dem du glaubst, dass es in deinen Unterlagen irgendwo dazwischen liegt, obwohl du nicht mal genau sagen kannst, ob du es hast?“ „Naja. Er war damals ungeheuer Kamera scheu. Er wollte unter keinen Umständen fotografiert werden. Ich musste wirklich betteln, um mich mit ihm fotografieren zu lassen. Aber ich war mir ganz sicher, dass ich ein Bild von ihm mit mir zusammen gemacht habe.“, beteuerte er mir. Ich versuchte ihn aufzuheitern. „Vielleicht hat er ja noch dieses Foto von Euch beiden. Und wenn nicht, macht ihr ein neues und aktuelles Foto von Euch beiden. Zwei alte Männer auf einer Bank oder so.“, stellte ich es mir schon bildlich vor. Mein Großvater lächelte verschmitzt und ich hatte schon wieder dieses Gefühl, dass er mich in seine Gedanken nicht einweihen wollte.

Zumindest gelang es mir im Laufe des Tages dafür zu sorgen, dass die Koffer meines Großvaters alle gepackt wurden. Mir war es noch immer ein Rätsel, wie Großvater das bewerkstelligen wollte, dass wir so viel Gepäck für nur zwei Personen im Flugzeug unterbringen durften. Klar, konnte man Übergepäck anmelden, bezahlen, das war alles nicht das Problem daran. Meine Sorge war nur schon an dem Punkt, wie wir das alles bis zum Flughafen transportieren sollten.

Die Antwort auf diese Frage sollte ich erst später erhalten.

Am heutigen Abend war ich aufgefordert worden, mich unbedingt hübsch anzuziehen. Auf meine Frage hin, was mein Großvater und meine Mutter unter hübsch verstanden, erhielt ich die etwas schlichte Antwort, dass ich bleiben könne wie immer, aber ich ordentlich aussehen sollte. Was dieses ganze Theater sollte, blieb mir bis zum Abend jedenfalls ein Rätsel. Deshalb entschied ich mich für ein helles Hemd mit Weste und dazu passender feinen Hose. Ich gebe ja zu, das war eines von den wenigen Kleidungsstücken, die ich mir zurück gehalten hatte. Ein paar „Feine“ Sachen, wie meine Mutter fand und ein paar wie ich fand, normale Klamotten. Oder glaubten die ernsthaft, ich würde mir die Mühe machen und jetzt anfangen, in meinen gepackten Koffern nach schicken Sachen zu suchen?
 

Als ich fertig umgezogen war, stiefelte ich die Treppe herunter, bereit, wofür auch immer. Es dämmerte inzwischen und alles was ich wusste war, dass wir wohl wieder Essen gehen würden. Ich hatte keine Ahnung, aber ich vermutete, da meine Mutter auch dabei sein würde, dass sie sich bloß von mir verabschieden wollte. Irgend so etwas. Mir stand nicht der Sinn nach einer Abschiedsfeier, mit Essen gehen oder sowas. Ich würde viel lieber jetzt einfach nur gerne in meinem Zimmer sitzen und irgendetwas puzzeln oder spielen, bis es hieß, dass wir unseren Flug nehmen müssen. Ja diese Zeit des Wartens, bis es soweit war, das begann allmählich etwas Nerven aufreibend zu werden. Innerlich war ich so unruhig. Ich musste es mir einfach eingestehen. Ich war aufgeregt. So langsam ging es los.

Umso verwirrter war ich, als meine Mutter und mein Großvater zu Recht gemacht aus dem Wohnzimmer traten. Meine Mutter trug doch allen Ernstes ein Kleid? Ein Kleid? Aber mein Großvater trug ein weißes Herrenhemd und darüber eine ..war das auch eine Weste? Na großartig, mein Großvater hatte sich eine dunkelblaue feine Hose angezogen, dazu schwarze Herrenschuhe, die verdächtig glänzten, so als habe da jemand fleißig die Schuhe vorher poliert. Dazu dieses passende helle Herrenhemd und darüber eine dunkelblaue Weste. Egal wo wir hingehen würden, nun fühlte ich mich alt. Ich trug auch eine Weste. Der Enkel und sein Großvater in Partnerlook in einem Restaurant, na spitze. Und dann meine Mutter, in diesem Kleid. Ihre Haare, sie hatte sich wirklich schick gemacht. Sie wirkte so jung, das würde vielleicht ein Bild geben, dachte ich noch, als ich ein leises Räuspern von oben vernahm und mich ruckartig umdrehte.

Ich merkte gar nicht, wie mir der Mund aufklappte. Oben an der Treppe, mit einer Hand am Geländer, stand Rebecca. Sie trug ja auch ein Kleid. Meine Mutter hatte sich in ein einfaches Abendkleid geworfen, in blau, und Rebecca stand da, in einem smaragdgrünem Kleid, welches ihr bis über ihre Knie ging, während das blaue Kleid meiner Mutter bis zu ihren Schuhen reichte. Rebeccas Haare waren zu einem elegantem Knoten nach oben gebunden. Wie machten Frauen das? Ihre Haare so durch zu wirbeln, dass es hinterher irgendwie gut aussah?

Rebecca lächelte mir zu. Sie hatte meinen Blick gemerkt und lief jetzt langsam die Treppe herunter. „Okay, Leute, ich habe keine Ahnung, was das werden soll, aber mal ganz ehrlich, meint ihr nicht, dass ihr es übertreibt?“, fragte ich nach, doch während meine Mutter und mein Großvater nach ihren Mänteln griffen, trat mir Rebecca mit ihren zum Kleid passenden Schuhen unsanft auf die Füße. Sie flüsterte mir etwas bissig entgegen. „Keine Sorge Yugi, ich trage auch nur ein Kleid, weil deine Mutter drauf bestanden hat. Also bilde dir bloß nichts ein.“, dann lächelte sie mich an und reichte mir ihre Hand. „Na, magst du heute Abend meine Begleitung sein?“, zwitscherte sie mir mädchenhaft zu und mein Großvater drückte mir ihren Mantel in die Arme, welchen ich ihr dann einfach in die Hand drückte. Rebecca sog die Luft durch ihre Zähne ein. „Was für ein Kavalier du doch bist Yugi. Dabei hat mich gerade das gute Benehmen von Euch Japanern so beeindruckt.“, seufzte sie und zog sich ihren Mantel an. Ich zog mir meinen ebenfalls an, mir reichte jedenfalls Keiner meinen Mantel.

Ich hatte das Gefühl, dass meine Mutter und mein Großvater wollten, dass ich neben Rebecca lief, denn die beiden hatten sich bereits zusammen getan und waren vor gelaufen.

Leider nicht weit genug, denn ich konnte meine Mutter über mich schimpfen hören. „Nicht einmal einer feinen Dame in ihren Mantel helfen. Ich bin fast im Boden versunken …“, ich lies mich absichtlich etwas zurück fallen, denn ich wollte diese Reden über mich nun wirklich nicht mit anhören müssen. Doch Rebecca stupste mich sanft in meine Seite und nahm meinen Arm. „Ich finde, du hast alles richtig gemacht Yugi. Deine Mutter versteht nicht, dass ich nicht von Männern bedient werden möchte. Wenn es dir wichtig ist, werde ich deiner Mutter gerne ein paar Takte dazu sagen. Aber ich glaube, es ist dir genauso egal wie mir. Ein Kleid ist so unpraktisch. Es zieht an den Beinen so, außerdem muss ich nachher aufpassen, dass mir das dumme Teile nicht zu hoch rutscht, wenn ich mich hinsetzen möchte.“ , gestand sie mir und machte damit ihrem eigenem Ärger etwas Luft. Wäre es nach ihr gegangen, hätte ich mich auch nicht raus putzen müssen.

Noch hatte ich überhaupt keine Idee, wo wir eigentlich hin liefen, aber schließlich erreichten wir ein kleines Restaurant, das mir eher wie ein weniger gutes Lokal erschien. Zudem war es von außen alles recht dunkel, als habe es gar nicht geöffnet. Umso überraschter war ich, als die Türe offen war und meine Mutter und Großvater bereits voraus gingen, ohne etwas zu sagen. Ich blieb mit Rebecca vor der Türe stehen. Sie tat es mir gleich und fragte mich. „Willst du nicht rein gehen?“, ich gestand, ich war mir nicht ganz sicher. „Ich weiß nicht so recht. Das ist irgendwie schräg. Meine Mutter würde hier nie alleine hin gehen wollen. Am liebsten würde ich einfach gehen.“, Rebecca grinste nur umso breiter. „Du Yugi?, jetzt wo wir mal allein sind. Ich meine wenigstens ein paar Minuten, darf ich dich etwas fragen?“ Ich musste lachen, verkniff es mir aber schnell wieder. „Nur zu. Du fragst doch sonst auch nie. Oder hat das Kleid, das du nicht magst solchen Einfluss auf dich?“, versuchte ich sie etwas zu ärgern. Doch sie trat näher an mich heran, sehr nah. Noch näher und unsere Nasenspitzen würden sich berühren. „Yugi, empfindest du etwas für mich?“, hauchte sie und ich spürte, mein Gesicht war knallrot geworden. Wie sie da stand, in ihrem Mantel und ich, ich war total überrumpelt worden. „Keine Ahnung.“, hörte ich meine Stimme antworten, das waren meine Gedanken, die mir als erstes dazu einfielen. Ich hatte sie tatsächlich ausgesprochen. Doch Rebecca, tat dann etwas, was ich nun wirklich nicht erwartet hätte.

Da standen wir, vor einem scheinbar runter gekommenen Ladenlokal, indem meine Familie bereits verschwunden war. Ich spürte, wie meine Arme sich wie von selbst um Rebeccas Körper schmiegten und ich sie in meinen Armen hielt, gleich nachdem sie mich einfach auf meine Lippen küsste.

Mein erster Kuss.

Wir küssten uns und es fühlte sich an, als würden Stunden vergangen sein, ehe wir uns wieder von einander lösten. Zu meiner Erleichterung sah ich, dass auch Rebecca einen leichten Rotschimmer auf ihren Wangen hatte. Ihre Augen funkelten mich an und sie strahlte. „War es für dich auch dein erster Kuss?“, flüsterte sie, als befürchte sie, dass uns Jemand bei etwas ganz unanständigem erwischen könnte. Ich nickte bloß. „Ich wollte dich das schon so lange fragen Yugi, ob du für mich mehr empfinden könntest. Ich war damals so vernarrt in dich und ich mag dich immer noch.“ Wie konnte sie so viel reden, nachdem wir uns gerade geküsst hatten? „Yugi, ich wollte wissen, bevor du fliegst, meine ich, ob du, ob du…dir vorstellen kannst, mich als Frau zu sehen und nicht als das dumme kleine Mädchen von damals, was dir nachgerannt ist.“ Ihre Augen schienen feucht zu sein, als müsste sie jeden Augenblick weinen. Anscheinend wollte ich das um jeden Preis verhindern, denn meine eigene Zunge gehorchte mir nicht mehr und eilte mir mit unüberlegten Worten voraus. „Frau?“, fragte ich nach und Rebecca schien nun einmal mehr den Tränen nahe zu sein. „Ja, Frau. Ich bin verliebt in dich Yugi!“, platzte es aus ihr heraus. „Dachte ich mir schon, als du mich geküsst hast.“ , entwichen mir meine Gedanken ausgesprochen, ich war wirklich überfordert mit dieser Situation.

Rebeccas Gefühle schienen sich nun zu überschlagen, jetzt wirkte sie eher so, als würde sie gleich Bäume ausreißen können. Hatte ich sie wütend gemacht? Womit denn? Ich habe doch kaum was gesagt?

Mit einem Mal redete ich, zugegeben ich geriet wohl leicht in Panik. So eine Reaktion kannte ich schließlich nicht. „Rebecca. Ich meine, ich weiß es nicht. Ich habe mir darüber nicht so viele Gedanken gemacht. Aber, ich sehe in dir schon lange nicht mehr das kleine Schulkind mit ihrem Teddy in Arm. Du bist klug und du bist, hübsch, zumindest, wenn du nicht in unbequemen Kleidern rum läufst. Ich meine, das Kleid steht dir, aber…ich mag es nicht, weil du darin nicht glücklich aussiehst.“ Woher kamen denn nur all diese Worte aus mir heraus?

Doch anscheinend hatte ich nun irgendetwas Gutes von mir gegeben, denn Rebecca lächelte jetzt wieder und umarmte mich. „Ist schon gut, Yugi. Glaubst du denn, wir beide könnten zusammen sein?“ Wo war das Loch, in das ich kriechen konnte? Meine Familie wartete doch auf uns. Hatte mich Rebecca gerade ernsthaft gefragt, ob ich mit ihr gehen wollte? „Rebecca, ich fliege übermorgen für lange Zeit weg. Ich mag dich und ich mag dich wirklich. Aber, willst du wirklich mit mir zusammen sein? Wo ich doch gerade dabei bin, weg zu fliegen?“, fragte ich nach. Doch Rebecca drückte mich nun eng an sich. Ich wurde rot bei dem Gedanken daran, dass ich sie so an meiner Brust spüren konnte. „Yugi, das ist mir egal. Verstehst du? In deinen Semesterferien werde ich mir Urlaub nehmen und dich besuchen.“, schlug sie mir gleich ein Gegenargument vor. Ich hatte noch nie eine feste Freundin. Aber, ich war überfordert. „Ok.“, hörte ich mich sagen.

„Dann sind wir jetzt ein Paar?“, fragte sie und wieder hörte ich mich etwas sagen. „Ja.“ „Dann darfst du mich jetzt küssen, Yugi.“

Noch nie hatte ich so schnell reagiert. Ich umarmte Rebecca und ich küsste sie. Dieses Mal fühlte es sich wirklich an. War mein erster Kuss gerade noch wie ein Traum, so war das hier die Realität. Ich umarmte Rebecca und dieses Mal fühlte ich mich wie ein Held, mutig genug, ich hatte ein Mädchen geküsst. Ich hatte mein Mädchen geküsst. Rebecca und ich waren jetzt ein Pärchen. Ein richtiges Liebespärchen und ich verstand es noch gar nicht.

Die Tür vor uns wurde geöffnet, ein Angestellter, streckte die Nase raus und schien auf uns Beide zu warten. Ich löste mich von meiner frisch gebackenen Freundin und sie grinste bestimmt genau so breit, wie ich es tat. Wir nahmen uns an die Hand und nickten uns einander zu, dann folgten wir dem Angestellten in das Lokal.

Die Stühle waren hoch gestellt, hier drin war gar nichts los. Aber der Angestellte führte uns zu einem Hinterzimmer und lies uns den Vortritt. Ich nahm an, dass meine Familie hinter der Tür saß. Na herrlich, geschlossene Gesellschaft, dachte ich noch, als ich die Tür aufriss.
 

„ÜBERRASCHUNG!“, Musik ging an, Licht ging an, buntes Konfetti flog überall durch die Gegend. Vor mir standen Jouno und Honda, und noch einige Andere, die ich gut aus meiner Schule kannte, Miho war auch da. Es war ein richtig gut gefüllter Saal, es gab ein Buffet. Wer noch alles da war, konnte ich gar nicht erkennen. Ich wurde stürmisch umarmt, erst Jouno dann Honda und ich merkte noch, wie mir Rebeccas Hand entglitt, die ich bis eben noch fest in meiner gehalten hatte.

Als mich meine besten Freunde fast zerdrückt hatten, bekam ich wieder Luft und konnte jetzt über mir sehen, dass sie sogar ein Banner aufgehängt hatten. „Viel Erfolg!“, stand darauf, und um diese Worte von meinen Freunden dazu geschrieben von Hand, beste Wünsche und Grüße.
 

Ich war wirklich irritiert. Wann und wie hatten meine Freunde denn bitte DAS hier organisiert? Doch ich kam gar nicht dazu zu fragen, denn Rebecca war an mir vorbei gerauscht und umarmte mich jetzt auch nochmal. Sie lächelte so merkwürdig verschmitzt. Und dann überfiel mich dieses Gefühl.

Sie hatte es von Anfang an gewusst.

„Mein Geschenk ist übrigens ganz vorne. Ich hoffe, es passt noch irgendwie in dein Gepäck.“, flüsterte sie mir bei ihrer Umarmung ins Ohr. Ich erwiderte ihre Umarmung und brachte nicht viel mehr heraus als. „Geschenk?“ Aber Rebecca hatte sich schon von mir gelöst und eilte in Richtung Buffet. Mein bester Freund Jouno zog jetzt Jemanden zu mir und ich brauchte nicht lange raten, wen er dort mit brachte. „Hallo Shizuka. Du bist auch hier?“, erkannte ich und sie hielt ein kleines Päckchen in ihrer Hand. „Hallo Yugi. Mein Bruder meinte, du verlässt uns. Ich wollte gerade mein Geschenk zu den Anderen legen.“, erklärte sie verlegen und hielt mir recht schüchtern ihr kleines Päckchen mit gesenktem Kopf entgegen. Ich bedankte mich höflich und nahm es ihr aus der Hand. Dann sah ich etwas fragend zu meinem Freund auf, der seine Schwester los lies und breit grinste. „Ich hab auch was Krasses für dich Yugi. Wart bloß ab. Damit wird dir dein Studium bestimmt nicht langweilig.“, er zwinkerte so merkwürdig. Ihm traute ich es irgendwie zu, dass es was total Verrücktes war, weniger etwas Brauchbares. Doch nun wollte ich doch schon recht gerne wissen, was mir seine Schwester in so einem kleinen Päckchen schenken wollte. Also überlegte ich auch nicht lange herum, sondern öffnete es. Ich war ohnehin gerade völlig überfordert mit meinen Gefühlen.
 

In Shizukas Päckchen war ein kleiner Schlüsselanhänger, mit einem Bild von ihrem Bruder darauf. Es war offensichtlich selbst gemacht, er war ein kleiner Handschmeichler, rund, genau wie das Foto meines besten Freundes. Als ich ihn in die Hand nahm und umdrehte, fiel mir auf, dass auf der Rückseite ebenfalls ein Foto war, da waren Jouno und ich darauf, wie wir uns im Arm lagen und über beide Ohren glücklich grinsten. Ich erinnerte mich sogar, wann dieses Foto gemacht wurde. An dem Tag hatten wir erfahren, dass wir unseren Abschluss geschafft hatten und das mit von mir kaum noch erwarteten anständigen Noten. Unter unserem gemeinsamen Bild stand außerdem noch etwas. „Freunde fürs Leben“. Wieder drehte ich diesen Schlüsselanhänger in meiner Hand um, dabei bemerkte ich auch eine kleine Inschrift unter Jounos Bild. „Du packst das!“, ich musste lächeln, denn auf dem Einzelbild von Jouno, streckte er mir stolz grinsend seinen nach oben gestreckten Daumen entgegen. Ich steckte dieses wirklich schöne Geschenk sofort ein und bedankte mich bei Shizuka. Sie lächelte und wurde rot. „Ich habe ihn gemacht und mein Bruder hat die Bilder ausgesucht. Eigentlich ist es auch ein Geschenk von uns beiden. Aber mein Bruder sagt, er habe auch noch etwas für dich. Will mir aber nicht verraten was es ist.“, plapperte sie drauf los. Und irgendwie beschlich mich dieses ungute Gefühl, dass ich das Geschenk meines besten Freundes nicht vor allen hier auspacken wollte. Ich bedankte mich abermals bei den beiden und Shizuka entschuldigte sich höflich, doch ich gab ihr beruhigend zu verstehen, dass sie gerne zum Buffet gehen könne.

Danach schenkte ich meinem Freund die volle Aufmerksamkeit. „Jouno, was ist dein Geschenk?“, doch er meinte nur, dass ich es erst in Ägypten auspacken solle. Ein wenig grimmig verzog ich mein Gesicht. „Wenn du es deiner kleinen Schwester nicht verraten willst, nehme ich an, es ist eine Überraschung?“ Doch nun grinste mein Freund mich noch breiter an, nahm mich beiseite und raunte mir vergnügt ins Ohr. „Kannst du dir abends in deinem Zimmer ansehen, sind echt scharfe Bilder und in HD Qualität, keine Pixel mehr.“ Mit diesem Wink, klopfte er mir auf meinen Rücken und verschwand sichtlich mit sich zufrieden in Richtung Buffet.

Und ich konnte mir nun denken, was sein Geschenk für mich war. Ich schob mich durch die Menge, einige von denen kannte ich aus der Schule, einige von verschiedenen Spielwettbewerben. Hier und da wurde ich beglückwünscht. Es gab auch ein paar darunter, die spitz meinten, dass ich ein Spätzünder war, lächelten aber. Nun ja, das war ich wirklich. In meiner Heimat Japan mit einem Studienplatz dermaßen hinterher zu sein, war wirklich jenseits von Gut und Böse und in der Tat alles andere als üblich.

Inzwischen hatte ich mich soweit durchgekämpft, dass ich erkennen konnte, wo Geschenke für mich abgelegt worden waren. Ein einfacher quadratischer Tisch auf der gegenüberliegenden Seite des Buffets, am anderen Ende des Raumes war mit weißer Tischdecke geschmückt, auf dieser hatten viele andere Gäste bereits mit Stiften Kommentare hinterlassen. Ähnlich wie auf dem Banner, waren darauf gute Reisewünsche zu lesen, aber eben auch so spitzfindige Bemerkungen wie „Wurde ja auch Zeit“ oder auch „Ohne dich wird es hier mal zur Abwechslung etwas ruhiger“ Irgendwie mochte ich diesen Sinn für Humor und nahm es auch nicht so ernst. Interessanter war, was auf diesem Tisch drauf abgelegt worden war. Da waren verschieden große und kleine Geschenkpäckchen abgelegt worden. Sofort suchte ich nach Jounos Geschenk und bemerkte, dass es nicht die Größe einer DVD besaß, sondern viel kleiner. Ich nahm es an mich und es war wirklich nicht mehr als eine kleine Pappschachtel in hübschem Geschenkpapier. In dem Deckel der Schachtel stand eine kleine Nachricht mit einem zwinkernden Smiley. „Sind echt heiß!“, auf dem Boden der Pappschachtel wurde es nun wirklich unglaublich. Dort befanden sich ein Päckchen Kondome, eine Tube Gleitgel und ein USB Stick. Schnell lies ich dieses Geschenk in meiner Hosentasche verschwinden, mit der Absicht es möglichst ganz schnell, ganz weit weg zu bringen. Das konnte echt nicht wahr sein. Mein bester Freund hatte mir ernsthaft für meine Reise ins Ausland, scheinbar einen Porno geschenkt, wie ich von ihm ja erfahren hatte in HD Qualität. Wann sollte ich denn bitte für so etwas Zeit haben? Nicht, dass es mich nicht interessierte, aber es war der wohl mit Abstand undenkbarste Augenblick, mit einem Geschenk wie diesem konfrontiert zu werden.

Schnell suchte ich nach dem Päckchen von Rebecca und fand es schließlich auch. Es war schon deutlich größer als meine beiden bisherigen Geschenke und als ich ihre Karte las, bekam ich leichtes Herzklopfen. „Egal wie du über mich denkst, du bist immer mein Freund. PS: Nutz mein Geschenk bitte sinnvoll!“ Ich öffnete ihr Geschenk. Nun, mochte sie Schleifen nicht, Kleider nicht und auch Rüschen nicht, Geschenkschleifen waren für Rebecca wohl in Ordnung, denn auf ihrem Geschenk befand sich eine hellgrüne seidene Schleife. Diese rupfte ich nicht beim Öffnen so grob ab, wie ich meine vorherigen Geschenke vor Neugier auf gerupft hatte. Als ich dann erkannte, was sie mir da geschenkt hatte, fühlte ich mich doch etwas verlegen. Es war ein Tablet, ein merkwürdiges Tablet, denn es besaß oben rechts so ein verdächtiges KC Logo. Neugierig hob ich es heraus, das konnte nicht billig gewesen sein. Auf dem Boden des Geschenkpäckchens lag eine kleine weitere Notiz. „Mit selbst geprüften Antiviren Schutz, extra stark, und Studienplaner.“ Das war ein wirklich teures Geschenk gewesen. Über diesen Studienplaner hatten wir uns sogar noch vergangene Woche unterhalten. Sie meinte, ich bräuchte unbedingt etwas, um den Überblick zu behalten. Und ich war in den vergangenen Tagen so beschäftigt gewesen, dass mir meine Termine und zu erledigenden Aufgaben fast über den Kopf gewachsen waren, weil es einfach zu viel wurde, um es mir alles zu merken.

Ich hatte Rebecca gegenüber erwähnt, dass ich eher ein Programm benötigen würde als ein Notizbuch, womit ich Termine ordnen konnte. Von Zimmer aufräumen bis zu Prüfung oder wichtiger Anruf. Denn ich hatte in der letzten Zeit versucht mir alles aufzuschreiben, es war das reinste Chaos gewesen. Viele Dinge hatten sich kurzfristig verschoben oder geändert und zu guter Letzt war ich damit beschäftigt gewesen, mir meine Merkzettel und Notizen neu zu schreiben, bis ich teilweise diese kaum noch entziffern konnte, weil ich manches davon spät abends geschrieben hatte.

Dank Rebeccas gnadenlosem Eifer, hatte ich mir zudem in den vergangenen Wochen einen durchaus bemerkenswerten Wortschatz angeeignet. Sie hatte mich aber auch gnadenlos an meinen Schreibtisch gekettet. „Sieh es als perfekte Vorbereitung auf dein Studium, Yugi“, hatte sie nur gemeint und mir Vokabeltests und mehr als das aufgehalst. Mein arabisch war längst nicht perfekt, aber ich verstand dafür inzwischen wirklich wie ich fand recht viel. Schrift war wirklich viel schwieriger, aber auch dafür hatte ich mir meine Lehrbücher alle mit eingepackt.
 

Inzwischen musste ich wohl gefühlte 5 Minuten an dem Tisch gestanden sein, mein Großvater und meine Mutter tauchten nämlich wie aus dem Nichts wieder auf und umarmten mich von hinten. Mein Großvater machte große Augen, als er sah, was ich da in meiner Hand hielt. „Schick. Wow. Wer hat dir denn so ein nobles neues Tablet geschenkt mein Junge?“, fragte mein Großvater beeindruckt. „Meine Freundin…“, ich stockte. Mit einem Mal, realisierte ich, was ich da gerade sagte. Ich wandte mich zu meinem Großvater um und schaute ihm direkt in seine großen Augen. „Den hat mir meine Freundin Rebecca geschenkt.“, machte ich mir Mut es auszusprechen. Nun hatte ich sie zum ersten Mal meine Freundin genannt. Ich rechnete mit irgendeiner Reaktion meiner Mutter oder meines Großvaters, dass sie mich ausfragen würden, ob ich es so meinte, wie ich es gesagt hatte. Doch mein Großvater klopfte mir bloß auf meine Schulter und wirkte einfach nur erleichtert. Zu meiner Mutter gewandt meinte er nur. „Siehst du! Hab dir doch gesagt, so schlimm ist es nicht. Ihr habt euch also vertragen ja?“, fragte er mich leiser, so, damit meine Mutter seine Frage nicht hören konnte. Na wunderbar. Nach diesem Manteltheater daheim, dachte meine Familie nun anscheinend, dass ich mich mit Rebecca gestritten haben könnte. Nein, dachte ich, das konnten sie doch nicht ernsthaft von uns denken. Meine Bedenken wurden jedoch nieder gestreckt, von den weiteren Bemerkungen meines Großvaters. „Als ihr beiden nicht mit uns rein gekommen seid, haben wir uns schon Sorgen gemacht, dass ihr euch streitet und du nicht mit rein kommen wollen würdest. Weißt du, Rebecca hat sich schon ziemliche Mühe gegeben.“ „Wie?“, entgegnete ich. „Rebecca hat die Abschiedsparty organisiert?“ Mein Großvater gluckste. „Nicht direkt. Sie hatte die Idee dazu. Ich habe ihr lediglich verraten, wie sie Kontakt zu deinen Freunden bekommt und die hielten die Idee wohl für großartig.“ „Klar, ich wette, ich weiß sogar, wer die Idee für ein Buffet hatte.“, kam es mir so langsam in den Sinn. Mein Großvater grinste umso mehr. „Jouno fand es wichtig, dass es genug zu Essen gibt. Ich kenne allerdings kein Buffet wo es eine Auswahl an Burger gibt-„ Burger? Hamburger?“, entfuhr es mir. Mein Großvater nickte. Doch ich entschuldigte mich, legte Rebeccas Geschenk sorgsam wieder in seiner Schachtel auf den Tisch und stürmte zum Buffet. Tatsächlich gab es hier Hamburger, die Möglichkeit sie sich individuell zusammen zu stellen. Gute 5 Minuten später, hatte ich einen Teller mit 2 gigantischen Leckerbissen und zog mich mit dieser Beute in eine Ecke des Saales zurück.

Mir war nicht klar, dass mir zwischen den Gästen, die teilweise zur Musik mit schwangen oder tanzten, Jemand folgte. Ich hatte mich auf die gegenüberliegende Seite des Buffets an der Wand auf einen freien Stuhl, an einen leeren Tisch gesetzt, wo ich siegessicher und zufrieden in meinen ersten Hamburger biss, als sich Rebecca stumm mir gegenüber an den Tisch setzte. Sie hatte sich ebenfalls einen Teller mitgebracht. Allerdings war darauf ein Stück Kuchen. „Du scheinst aber hungrig zu sein Yugi.“, bemerkte sie und ich durfte erst mal in Ruhe zu Ende kauen, ehe ich erwidern konnte. „Ich habe eine Schwäche für Hamburger. Richtig Hunger habe ich eigentlich nicht, nein. Danke für dein Geschenk, Rebecca.“, fiel es mir mit einem Mal ein und Rebecca lächelte glücklich. „Ich dachte mir, dass es dir nützlich ist. Hast du schon alle Geschenke geöffnet?“, erkundigte sie sich und ich schüttelte nur meinen Kopf. Ich hatte gerade einen riesigen Bissen von meinem Burger zu mir genommen und genoss es richtig. „War mein Geschenk das Erste?“, ich schüttelte wieder nur mit meinem Kopf. Dann endlich, hatte ich meinen Mund wieder frei, um zu antworten. „Nein. Zuerst war Shizuka, sie hat mir einen Schlüsselanhänger gebastelt.“ Ich holte das Geschenk hervor und zeigte es Rebecca. Neugierig betrachtete sie meinen Schlüsselanhänger und nickte anerkennend. „Wirklich hübsch.“ „Ja, danach bin ich zu dem Tisch, Shizuka hatte ihr Päckchen noch in der Hand, als sie mich begrüßte. Und nun da habe ich zuerst das Geschenk von meinem besten Freund aufgemacht…er meinte ich solle es erst in Ägypten öffnen, aber…“ Manchmal war ich wirklich dumm. Wieso redete ich von dem Geschenk, welches ich am liebsten ganz weit weg befördern wollte? „Aber du hast es dir jetzt schon angeschaut, richtig?“, ertappte sie mich mit altkluger Mine und ich nahm aus Verlegenheit nochmal einen großen Happen, damit war mein erster “ Riesenburger“ auch schon vernichtet. Rebecca gluckste. „Und du magst mir nicht erzählen, was dir dein bester Freund geschenkt hat?“ Ich begann zu husten. Ich beeilte mich, um wieder sprechen zu können. Das war wirklich nicht leicht. „Nein.“, entwich es mir knapp und Rebecca hob stirnrunzelnd eine Augenbraue. „So? Ist das Geschenk so ein Geheimnis?“, bohrte sie weiter und ich fragte mich, wie ich aus dieser Nummer wieder raus kommen sollte. „Nein. Das heißt ja. Ist so ein Geschenk, für Jungs.“, umspielte ich das Thema etwas unüberlegt und ich merkte noch, wie Rebecca mit den Augen rollte. „Typisch Männer.“, meinte sie vorwurfsvoll und verputzte ihr letztes Stück von ihrem Kuchen. „Soll ich auf dich warten?“, fragte sie mich freundlich und ich zuckte nur mit meinen Schultern. Wieder hatte ich den Mund voll. Merkte sie denn nicht, dass ich gerade meine Hamburger genießen wollte, statt mich zwischen jedem Bissen angeregt mit ihr zu unterhalten? Andererseits, ging es mir durch den Kopf, waren wir seit kaum einer Stunde ein Paar. Vielleicht gehörte sowas ja dann auch dazu? Ich hoffte inständig, dass dies nicht der Fall sein würde.

Doch Rebecca blieb entspannt sitzen, während ich nun oh Wunder in Ruhe zu Ende futtern konnte.

Danach fühlte ich mich wirklich gut gesättigt und irgendwie auch zufrieden. „Danke, dass du gewartet hast. Ich glaube, ich war schon ein wenig hungrig.“, gestand ich. Tatsächlich fühlte ich mich jetzt etwas besser.

„Nun, was hast du jetzt vor, Yugi?“ „Wie?“, entwich es mir sofort und Rebecca begann zu kichern. Unter ihrem Gekicher erklärte sie. „Es ist doch DEINE Party, Yugi.“ Achso? War das so? Ich hatte mir darüber immer noch keine Gedanken gemacht. Anscheinend war ich gar nicht so scharf auf das Ganze hier. Auch wenn ich es richtig cool von meinen Freunden fand, dass sie so an mich gedacht hatten. „Eigentlich nichts. Vielleicht, die übrigen Geschenke auspacken und nach gucken, was ich geschenkt bekommen habe.“ „Du hältst es wohl vor Neugier gar nicht aus, wie?“ „Nicht mal das, es ist nur, ich möchte mir irgendwie sicher sein, dass ich nicht noch mehr solche Geschenke bekommen habe, die…über die ich, also, Geschenke, die ich vor anderen eher verstecken muss.“ Nun lachte Rebecca und stand auf. Ich wollte ihren Teller nehmen, doch sie hielt mich davon ab. „Lass nur, Yugi. „Da kümmert sich Jemand drum, aber nicht du. Auf deiner Party, räumst du nicht selbst auf.“, bestimmte sie und ich zog meine Hand wieder zurück. „Meinetwegen. Kommst du mit mir mit zum Geschenketisch?“, fragte ich vorsichtig und sie nahm als Antwort meine Hand. Ich hielt ihre Hand sofort fest in meiner. Irgendwie, war das ein angenehmes Gefühl. Außerdem kamen wir so besser zum Geschenketisch, ohne uns dabei zwischen den tanzenden Gästen zu verlieren.

Am Tisch waren noch ein paar Päckchen dazu gelegt worden, seit ich weggegangen war. „Hm, vielleicht sollte ich noch etwas warten, Rebecca. Es könnten ja noch ein paar dazu kommen?“ Irgendwie freute ich mich wirklich, ich hatte nie um Geschenke gebeten oder um diese Feier, aber jetzt bei dem Anblick der vielen Päckchen, freute ich mich richtig.

Rebecca ermahnte mich darauf hin im sanften Ton, nicht gierig zu werden. Worauf hin ich ihr klarstellte, dass ich so nicht dachte und es auch nicht so gemeint habe. Wir standen noch an dem Tisch mit den Geschenken und ich entdeckte darunter Geschenke von Klassenkameraden, an die ich gar nicht so richtig gedacht hatte. Wie war das so gekommen, dass hier eine Abschiedsparty für mich gegeben wurde? Ja ich fing endlich auch mit einem Studium an und hatte einen Weg eingeschlagen, aber ein bisschen schämte ich mich doch dafür, nicht meinen Hintern früh genug hoch bekommen zu haben. Andererseits hatte ich nun einen unglaublichen Weg vor mir, ich würde mit Großvater nach Ägypten reisen, seinen alten Freund kennen lernen und vielleicht sogar an der Uni häufiger treffen. Manchmal hatte ich wohl einfach mehr Glück als Verstand.
 

Rebecca drückte meine Hand etwas fester und riss mich aus meinen Gedanken. „Hm?“, entwich es mir knapp. Anscheinend wollte sie mich auf etwas aufmerksam machen. Die Musik hörte auf und ich merkte, dass Jouno und Honda für Ruhe gesorgt hatten.

Alle Blicke richteten sich plötzlich auf mich, wie ich vor dem Tisch stand, mit Rebecca an meiner Hand. Jouno und Honda waren noch ein Stück von mir entfernt, kamen aber jetzt durch eine sich bildende kleine Gasse der Anderen auf mich zu und …im Ernst, bedankten sich bei allen für das Kommen und hielten eine kleine Rede.

Innerlich schrie ich, dass sie bitte damit aufhören mögen, ich mochte es überhaupt nicht im Mittelpunkt zu stehen. Zu meinem Leidwesen, muss ich mir jedoch eingestehen, dass ich solche Situationen magisch anzuziehen scheine.

Ich konzentrierte mich so sehr darauf, nicht durch zu drehen, dass ich leider den Hauptteil ihrer gesagten Worte kaum hörte. Erst als mein Freund Jouno auf Rebecca aufmerksam machte, die wohl einen großen Teil zu dieser Party beigetragen hatte und sich bei ihr auch für den coolen Einfall bedankte, registrierte ich wieder, dass uns alle Händchen haltend anstarrten. Jouno bot Rebecca an, selbst auch nun ein paar Worte zu sagen und dafür wollte sie sich von meiner Hand lösen. Ich reagierte nicht sofort und so merkte ich noch, wie mir ihre Hand leicht aus meiner entglitt.

Rebecca war leicht rot geworden, fing sich aber schnell und dankte allen, die beim Organisieren geholfen haben, sie erklärte dann noch ein bisschen zu sich selbst, da sie die meisten kaum kannten, dass wir uns durch Duel Monsters kennen gelernt hatten und sie es bemerkenswert fand, wie schnell ihre Idee von einer solchen Feier für mich von den Anwesenden hier aufgenommen wurde.

Danach bekamen noch andere alte Bekannte die Gelegenheit mir persönlich vor allen Wünsche auszurichten für mich, Grüße oder nette kleine Sprüche für mich mit auf den Weg zu geben.

Das war wohl der längste Teil dieser Feier.

Als ich das überstanden hatte, kam für mich wohl der härteste überhaupt, ich durfte erwidern und noch selbst etwas sagen.

Ich fasste mich sehr kurz. „Danke, dass ihr das für mich gemacht habt und danke an Rebecca, meine Freundin, die das für mich mit organisiert hat.“ Kaum dass ich fertig geredet hatte, umarmte mich Rebecca und ich habe keine Ahnung woher diese Hitze plötzlich her kam, aber ich weiss noch, dass ich ihre Umarmung erwiderte und wir uns küssten. Plötzlich fühlte ich mich großartig. Ich fühlte mich einfach perfekt, ich hatte das Gefühl, dass mich jetzt nichts mehr aus er Fassung bringen konnte.

Rebecca und ich lösten unseren Kuss und erst ab da merkte ich, dass meine besten Freunde jubelten und ich wagte mich nicht mal in die Nähe meiner Mutter oder Großvater zu sehen.
 

Es wurde spät, als die Party zu Ende war und mein Großvater und meine Mutter sich bereit zum Gehen machten. Sie hatten mehrere Päckchen und Taschen, um mir beim Tragen meiner kleinen Geschenke zu helfen. Jouno und Honda hatten mich beiseite genommen, bevor ich gehen konnte. „Ey Yugi, ist das dein voller Ernst, Mann?“, fragte Honda und ich sah zu ihm auf. „Ja, ich fliege übermorgen mit Großvater nach Ägypten und…“, Honda schnaubte und unterbrach mich, ich spürte seine Hand an meiner Schulter, wie er mich fest packte und deutlicher wurde. „Alter, nein! Die Kleine! Rebecca, ihr habt geknutscht!“ Jouno lachte. „Echt Yugi, sag uns, geht da was zwischen Euch? Dann passt mein Geschenk ja…“ Ich unterbrach die Beiden etwas angesäuert. „Sie ist meine Freundin und das hat sich erst ergeben kurz bevor wir hier rein gekommen sind.“, gab ich mich knapp und noch nie war ich glücklicher über Shizukas Hinzukommen, die Jouno tadelte. „Kein Wunder, dass du keine Freundin hast!“, hauchte sie ihrem Bruder leise zu und klang etwas verärgert über sein Verhalten. Lieder sagte sie es nicht leise genug, so dass ich es auch hörte und ich verkniff mir ein breites Grinsen. „Wenn du so direkt bist.“ „Hey, ich treffe mich nächste Woche mit Mai!“, kam es protzig von ihm zurück und mir fiel auf, dass ich sie auf dieser Feier gar nicht gesehen hatte. „War Mai auch hier?“, entwich es mir, voller Sorge, sie in meinem Gefühlschaos nicht bemerkt zu haben. Aber Shizuka antwortete schnell. „Sie ist gerade unterwegs, sie arbeitet auf einem Kreuzfahrtschiff.“, erklärte Shizuka und Jouno wirkte überrascht. „Woher weisst du das denn, Schwesterchen?“ „Falls du es noch nicht bemerkt hast, Brüderchen, sind Mai und ich inzwischen beste Freundinnen geworden.“

Jouno war daraufhin ausnahmsweise Mal ruhig. Honda fügte noch hinzu. „Anzu konnte auch nicht dabei sein, die ist auch noch im Ausland.“ „Ja und mein Chef, wollte nicht persönlich vorbei kommen.“, gab Rebecca leise von sich. Sie hatte sich langsam von hinten zu uns hinzu gesellt. Aber offensichtlich unsere vorherige Unterhaltung nicht mitbekommen.

Ich zog Rebecca neben mich und deutete auf sie und brachte es nochmal klar heraus. „Rebecca und ich sind ab heute zusammen.“ Damit glaubte ich alle Fragen von meinen engsten Freunden beantwortet zu haben. Aber anscheinend hatte Jouno nun seine Sprache wieder gefunden. „DEIN CHEF? Wieso sollte der zu Yugis Abschiedsparty auftauchen?“, wollte er nun wissen. Und es brach aus mir heraus, bevor Rebecca antworten konnte. „Seto Kaiba! Er ist auch unser Klassenkamerad. Er ist ihr Chef.“ Ich musste einfach lachen, aber Jouno tat genau das, was ich mir denken konnte. Sofort fing er an zu schimpfen, wie Rebecca für so einen eingebildeten Idioten nur arbeiten könne. Ich gebe ja zu, diesen Moment ein wenig genossen zu haben.

Wieder war es Shizuka, die ihren Bruder stutzte. „Hört mal, du Yugi solltest sehen, dass du nach Hause kommst. Und Rebecca, wir bekommen dass hier hin, geh ruhig mit Yugi, damit ihr noch etwas voneinander habt, bevor Yugi abreist. Wir räumen hier schon noch mit auf. Das ist völlig in Ordnung.“ Rebecca wurde verlegen, sie hatte wohl wirklich überlegt, mit zu helfen, obwohl sie sich so raus geputzt hatte. Andererseits, Shizuka hatte sich auch hübsch gemacht. Honda bot Shizuka an, mit ihr gemeinsam aufzuräumen und bevor Jouno den nächsten Ausraster bekam, griff ich einfach nach seinem Hemd und zog ihn zu mir und Rebecca. „Hey, ich werde dich vermissen, mein Freund. Ich schreibe dir, wenn ich angekommen bin und wie es mir in Ägypten ergehen wird.“ Wir umarmten uns alle noch einmal, dann verließen wir den Laden.
 

Mein Großvater und meine Mutter liefen voraus und ließen es sich nicht nehmen, für uns meine Geschenke zu tragen.

Rebecca und ich ließen uns zurück fallen, jetzt war ich wirklich verliebt. Es war einfach nur schön, mit ihr gemeinsam Händchen haltend, langsam nach Hause zu gehen. Es war ein so schönes Gefühl.

Während wir nach Hause gingen, merkte ich, dass ich jetzt das Gefühl hatte, wirklich bereit zu sein, Japan zu verlassen und mich auf meine Reise nach Ägypten zu begeben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  animaedchen83
2023-07-13T19:07:26+00:00 13.07.2023 21:07
Hallo Mianda!
Eine sehr interessante Geschichte hast du da angefangen!
Ich fiebere tatsächlich schon der ersten Begegnung von den 2 Vampiren und Yugi entgegen... 🤭
Du beschreibst jedes Detail genau, das ist klasse! Bitte schreib weiter!



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