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Inu no Game

von

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"Dieses nichtsnutzige Weibsstück!", hörte ich es aus dem Wohnzimmer brüllen, da hatte ich die Haustür noch nicht mal hinter mir zugezogen.

Wie zu erwarten, hatte der Tisch seinen Platz verlassen, lag einmal quer neben der Wohnzimmercouch, dort wo der Wäscheberg seit Tagen vor sich hin vegetierte. Die Klamotten hatte ich ganz vergessen, genau wie mein Vater, wenn er erst jetzt darauf aufmerksam geworden war.
 

"Und du traust dich jetzt nach Hause?!" Er hatte mich also bemerkt. Ich ignorierte ihn und zog mir erstmal die Schuhe aus.

"Ich war arbeiten", sagte ich. Wenn ich gestern mitzählte, war das nicht einmal eine Lüge.

"Deinen Mist kannst du jemand anderem erzählen, Kazuha."

Am besten, ich blieb so unauffällig, wie es nur ging. Wenig Augenkontakt und keine falschen Bewegungen - nur so hatte ich eine Chance, heil aus der Sache rauszukommen. Dass mein Vater nüchtern war, machte es nicht unbedingt besser. Betrunken war er laut und aggressiv. Wenn er aber von einem Pferderennen zurückgekehrt war und wieder einmal dutzende Yen in den Sand gesetzt hatte, war er eine tickende Zeitbombe.
 

"Ich kümmere mich gleich um die Wäsche", sagte ich und steuerte mein Zimmer an. Die Hand meines Vater krallte sich meine Schulter. Er zog mich zurück, dass ich ihm direkt in die Augen sah. Das Lamm, das zur Schlachtbank geführt wurde - zu dem hatte er mich gemacht. Ich konnte den Puls an seiner Halsschlagader sehen. Hass war noch untertrieben; das, was in seinen Augen aufblitzte, war weitaus bedrohlicher.

"Was ist das?!"

Er hatte das Halsband entdeckt. Mein schlimmster Albtraum wurde wahr.

"Willst du mich verarschen?!" Seine linke Hand klatschte auf meine Wange, mit der anderen packte er das Hundehalsband. Die Ohrfeige konnte ich ab. Dass er mir durch seinen Griff die Luft abschnürte, war eine andere Sache.

"Bist du jetzt einer von diesen Freaks?", brüllte er weiter, schleuderte mich in Richtung Couch, wo mein Rücken Bekanntschaft mit den Tischbeinen machte. Zumindest bekam ich jetzt wieder Luft.

Ich sah nach oben, zu meinem Vater, der mich voller Verachtung betrachtete. Den Blick kannte ich nur zu gut. Ich war abgestumpft gegen jede seiner Beleidigungen und Erniedrigungen. Wenn ich wollte, könnte ich mich ihm entgegenstellen. Ich hatte genug Kraft, konnte seine Schläge abfedern, ja sogar abwehren. Da hatte ich es schon mit ganz anderen Typen zu tun gehabt. Aber irgendetwas hielt mich davon ab. Das Gefühl saß tief in mir. Drogenbosse und wahnsinnige Spinner, die die Weltherrschaft an sich reißen wollten, konnte ich vermöbeln. Meinen Alten nicht. Vielleicht war es ein letzter Funken Liebe, der mich davon abhielt. Vielleicht war es aber auch bloß Mitleid. Mitleid mit diesem Mann, der fast alles in seinem Leben verloren hatte, was ein Mann zu verlieren hatte.
 

Von Alkohol und durchzechte Nächte gezeichnete Augen wechselten von mir zum Wäscheberg. Oben drauf lag ein abgewetzter Gürtel, den er sich schnappte. Seine Nüstern bebten, als er sich vor mich aufbaute. Die Hände zur Faust geballt, stellte ich mich seinen Blicken. Jetzt spielte es auch keine Rolle mehr. Ich wusste, dass mein Vater erst Ruhe geben würde, bis er genug Dampf abgelassen hatte und wie ich die Lage einschätzte, würde es wohl eine Weile dauern.
 

~

Mit zusammengebissenen Zähnen stand ich in der Vorhalle der Kaiba-Villa. Ich hätte dieses Treffen absagen sollen. Kaibas Gemeinheiten konnte ich heute nicht ertragen. Genauso wenig wie ich seine Folterspielchen über mich ergehen lassen wollte, nur damit er seinen Spaß hatte.

Mein Körper war auf Abwehr geschaltet. Wer mich jetzt reizte, der konnte sich warm anziehen.
 

"Das hat keinen Sinn", sagte ich und wich Kaibas prüfenden Blicken aus. "Lass' es uns einfach verschieben. Ich bin heute nicht in Stimmung."

"Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du an meine Haustür geklopft hast. Ich lasse dich jetzt nirgendwo hingehen."

"Ich hab für dieses Spielchen echt keinen Nerv."

"Pech für dich." Kaiba fixierte mich. Mein Protest schien ihn zu erheitern, er nahm mich einfach nicht für voll. "Jonouchi, du scheinst wieder mal vergessen zu haben, dass deine Meinung keinen Wert hat-"

"Und ich sage trotzdem nein!" Meine Worte hallten durch den Eingang.

"Der freie Tag ist dir wohl nicht bekommen, was?! Ich denke, ich muss wohl die Leine etwas kürzer nehmen."

"Mir ist scheiß egal, was du denkst! Aber ich werd' hier keine Sekunde länger bleiben!" Ich drehte mich um, stampfte zur Tür. Bloß weg; weg von alles und jedem. Ganz besonders von Kaiba. Diesem gefühlskalten Klotz, der nur Salz in die Wunde streuen konnte.

Genau dieser Klotz packte mich, kurz bevor ich die Tür erreichte. Er wirbelte mich herum, verfrachtete mich auf seiner Schulter, dass ich zappelte und das ganze Haus zusammen schrie. "Lass mich runter! Du sollst mich verdammt nochmal runter lassen, Kaiba!"

"Für dich immer noch Kaiba-dono", entgegnete er trocken, dass ich mich nur noch mehr gegen ihn und seinen Griff wehrte.

"Und wenn du der Papst persönlich wärst - fick dich, Kaiba!" Doch nichts davon interessierte Seto Kaiba. Wortlos marschierte er durch den Flur, steuerte mein Gästezimmer an.

"Du arroganter Geldsack", war noch das harmloseste, das ich ihm an den Kopf knallte. Kaiba antwortete, in dem er mich noch fester hielt, seine Hände wanderten von meinen Schenkeln, höher zu meinem Hintern. Dann drückten sich seine Fingerkuppen in meinen Steiß. Er konnte es nicht wissen, aber er rief damit die Erinnerungen der letzten Stunden wach, dass ich laut aufschreien wollte. Gerade noch rechtzeitig presste ich die Hände auf meinen Mund. Mir kullerten die ersten Tränen aus den Augen, direkt auf Kaibas schwarzen Rolli. Wie von einem Stromschlag getroffen, bäumte ich mich auf, erstarrte und wartete sehnsüchtig darauf, dass der Schmerz verebben würde, als Kaiba auch schon die Hände von der Stelle nahm. Es tat noch weh, aber langsam kam ich wieder zu mir.
 

"Jonouchi", raunte es in mein Ohr. Im Schlafzimmer angekommen, ließ er mich runter. Seine Fingernägel krallten sich in meine Schultern. Er betrachtete mich, betrachtete die einzelne Träne, sie sich auf meiner Wange verirrt hatte. Dass er meine Reaktion nicht verstand, stand ihm mit Großbuchstaben ins Gesicht geschrieben.

"Wie viele Regelverstöße waren das jetzt…? Mal ganz abgesehen von den Beleidigungen. Das war selbst für deine Verhältnisse dumm."

"Du kennst mich nicht", brüllte ich zurück, "vielleicht bin ich ja der dümmste Menschen auf der Welt. Mir doch scheißegal!"

"Vorsicht, Jonouchi, du bewegst dich hier auf sehr dünnem Eis."

"Ich sag' doch, es ist mir scheißegal. Mein Tag war schon beschissen genug, ich kann es nicht noch schlimmer machen."

"Willst du es herausfinden?", keifte er mich an. Kaiba kam einen Schritt auf mich zu. Weil seine Hände gefährlich nahe in Richtung meiner Hüften zeigte und ich nicht wieder von seinen Griffen überrascht werden wollte, ging ich einen Schritt zurück und brachte mich in Angriffsstellung.

"Was ist denn heute in dich gefahren, Jonouchi?!"

"Das willst du nicht wissen", entgegnete ich knapp. Als ob dieser Geldsack sich für mein Leben interessierte.

"Jonouchi." Jetzt war es Kaiba, der knurrte, "spuck' endlich aus, was dein verdammtes Problem ist!" Seine linke Hand streifte meinen Arm, aber ich schlug sie mit voller Wucht weg. "Fass' mich nicht an!" Mein Herzschlag beschleunigte sich. Kaiba sah mich einfach nur perplex an. Er begriff die Situation nicht. Ich selbst konnte ja nicht richtig damit umgehen, wie sollte also Kaiba in der Lage sein, mein Verhalten zu verstehen. Er tat, was er am besten konnte.

"Du wirst jetzt umgehend sagen, was los ist, oder ich werde dich persönlich in Ketten legen und dich so lange hier drin versauern lassen, bis du endlich deinen Mund aufmachst."

"Du willst es wissen?!" Ich lachte auf, schrie und sah ihn mit kochendem Gesicht und aufgerissenen Augen an. "Da hast du's!" Ich drehte ihm meinen Rücken zu, hob mein T-Shirt an und zeigte ihm meine Striemen. Kreuz und quer waren die Schläge oberhalb meines Hinterns verteilt worden. Schon als ich neun war, hatte mein Vater aufgehört, mir den Hintern zu versohlen. Die Schläge auf Höhe meines Steißes waren deutlich schmerzhafter und langanhaltender. Eine Lektion, die ich ich wohl nie vergessen würde.
 

Eine Weile starrte Kaiba auf die blutigen Stellen. Die Wunden waren bereits geschlossen, aber ein bisschen Blut klebte wohl noch an meinem Rücken. Blödes Tischbein!

"Wer war das?", fragte Kaiba. Ich konnte nicht heraushören, was in dem Braunhaarigen vorging. Einerseits wirkte er fasziniert von den vielen Linien auf meiner Haut, andererseits lag ein Blick in seinen Augen, der dem seines Lieblingsdrachen in nichts nachstand.

Ich zog mein T-Shirt wieder herunter. Mir war nicht nach Reden, noch weniger über dieses Thema und schon gar nicht mit jemandem wie Seto Kaiba.

"Spielt doch keine Rolle", antwortete ich schnippisch und schlang die Arme um meinen Oberkörper.

"Doch, spielt es, Jonouchi. Du gehörst die nächsten dreißig Tage mir", einundzwanzig, korrigierte ich in Gedanken, "wenn jemand mein Hündchen anfässt, will ich wissen, wer."

"Ich bin nicht dein Hündchen!" Ich drehte mich wie ein bockiges Kind weg. "Mein Vater", murmelte ich dann aber doch, "ich will nicht darüber reden, okay?! Also lass' mich einfach in Ruhe."

"Abgelehnt."

"Was?!"

"Zieh' dich aus!"

"Spinnst du jetzt völlig?!" Ich sah ihm wieder in die Augen. Sein Blick jagte mir einen Schauer über den Rücken. "Zieh' dich aus. Sofort!"

Widerwillig gehorchte ich. So wirklich wusste ich nicht, warum. Das musste irgend so 'ne Art Überlebensinstinkt sein.

Die Sachen auf den Boden geschmissen, starrte ich hoch zu Kaiba. Der Braunhaarige lief zum Kleiderschrank. Er nahm den Bademantel, schritt damit auf mich zu und legte ihn mir über die Schultern.

"Du wirst die Nacht hierbleiben."

"Mo-"

"Keine Widerworte. Das ist ein Befehl. Um alles Weitere kümmere ich mich."

"Was soll das heißen?!"

Aber Kaiba antwortete nicht. Er drehte sich um und ging. Ein lautes Klacken und ich rannte zur Tür, rüttelte und zerrte an der Klinke. Da war nichts zu machen; Kaiba hatte tatsächlich die Tür abgeschlossen. Dieser Drecksack!



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