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Inu no Game

von

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"Hallo! Erde an Kazuha." Nach vorne gebeugt, tippte mir Anzu auf die Stirn. Sie hob eine Augenbraue, während sie langsam an ihrem Himbeermilchshake zu saugen begann.

"Ja. Ich bin da", sagte ich, noch völlig neben mich und biss in meinen Burger hinein.

"Also", war es nun Honda, der links neben mir saß und mir den Ellenbogen in die Seite drückte, "jetzt sag' schon."

"Was denn?"

"Ich sag' doch, sie kann mit offenen Augen schlafen", der Braunhaarige schüttelte grinsend den Kopf und stützte sich mit dem Ellenbogen am Tisch ab.
 

Zu viert saßen wir in einer kleinen Burger Bude, nicht weit vom Flughafen entfernt. Unser letztes gemeinsames Essen, bevor Anzu mit dem nächsten Flieger in die Staaten abreisen würde.
 

"Dann nochmal für unsere Schnarchnase", Honda holte sein Smartphone heraus und öffnete im Browser eine Seite. Nur flüchtig hörte ich zu. Nachher würde ich mir von Yugi das alles nochmal in Ruhe erklären lassen. Ich war schon den ganzen Tag nicht bei der Sache. Nicht nur wegen Kaiba und seinen sadistischen Spielchen, die mir sogar den Spaß an Selbstbefriedigung genommen hatten. Nein, diesmal ging es um Anzus Abschied und darum, dass unsere gemütliche Vierergruppe zu einem kleinen Trio schrumpfte. Nach dem ganzen Chaos der vergangenen Tage, fiel es mir schwer, meine Gefühle unter Verschluss zu halten. Ich wollte nicht, dass Anzu ging. Also nicht, dass ich ihr nicht alles Gute dieser Welt wünschte. Sie war die erste von uns, die ihren Traum wahr werden ließ und dafür bewunderte ich sie. Aber was wurde nun aus unserem ewigen Band der Freundschaft? Von Domino nach New York City lagen so viele Meilen zwischen uns. Man konnte nicht einfach so mir nichts dir nichts in den Flieger steigen und sich zu einem Filmeabend oder der Eröffnung des neuen Gamingcenters verabreden.
 

"Du wirst sehen, drei Jahren werden wie im Flug vergehen", sagte Yugi und nickte seiner Sitznachbarin zu. Yugi. Mein bester Kumpel, der immer ein Lächeln im Gesicht hatte, selbst jetzt, wo er seine heimliche Liebe ziehen lassen musste. Ich fragte mich, was in dem Bunthaarigen vorging, wenn schon in mir die blanke Panik hochkam.
 

"Ich werd' euch so vermissen, Leute." Anzu drückte sich an Yugi, der leicht verlegen auf seine Pommes sah.

"Schreib' uns, sobald du im Studentenheim angekommen bist", sagte ich und zählte Anzu ein paar Tipps auf, wie sie sich perverse Zimmernachbarn vom Hals schaffen konnte. "...und wenn er nicht hört, dann trittst du ihm ordentlich-"

"Hab' schon verstanden", Anzu lachte und hob die Arme, "keine Angst, ich lass' mich von niemandem unterbuttern. Das hab' ich schließlich von dir gelernt." Sie zwinkerte mir zu. Ich war ein wenig gerührt, unterdrückte meine Tränen so gut es ging und zwang mich zu einem Lächeln.
 

"Wenn wir das Thema Selbstverteidigung geklärt hätten", sagte nun Honda, der bei meinen Veranschaulichungen ein wenig grün um die Nase geworden war. "Eine Frage, die uns schon seit Stunden beschäftigt: Warum, zum Teufel, trägst du ein Hundehalsband, Jonouchi?!" Alle Augen waren auf mich gerichtet. Ich hatte mich schon gefragt, wer das Thema zuerst aufgreifen würde. Die Kerle hatten sich sicher nur wegen Anzu zurückgehalten und die Braunhaarige selbst hatte mich schon in peinlicheren Aufmachungen gesehen, dass sie wohl gar nicht erst wissen wollte, was nun schon wieder Phase war.
 

"Ist keine große Sache", winkte ich lässig ab und lehnte mich in meinem Stuhl zurück, "hab' nur 'ne blöde Wette verloren."

"Du kannst es einfach nicht lassen, oder?" Anzu schüttelte lächelnd den Kopf. Honda wollte gerade etwas darauf erwidern, als ich prompt mein Portemonnaie zückte und freudestrahlend verkündete, dass die Rechnung heute auf mich gehen würde. "Wie versprochen", grinste ich breit und knallte die Scheine auf den Tisch.

"Die will doch bloß vom Thema ablenken", flüsterte Honda und beäugte mich misstrauisch.

"Lass' sie, Honda-kun." Yugi war meine Rettung. "Sie wird schon ihre Gründe haben." Natürlich konnte der Bunthaarige nicht verbergen, dass er ein wenig enttäuscht war. Dafür kannte ich Yugi zu gut. Seine Gutmütigkeit zwang ihn dazu, sich ständig Sorgen zu machen. Ganz besonders um mich, seinen kleinen Pechvogel. Wenn Yugi wüsste, wie tief ich in der Patsche saß, würde er wohl kein Auge mehr zutun können.
 

Dank Yugis Einsicht ließen mich auch die anderen in Ruhe, dass wir die restliche Zeit entspannt genießen konnten und ganz wie in alten Zeiten ausgiebig lachten und Blödsinn erzählten. Ab und an wischte sich einer von uns die Tränen aus den Augen. Es war ein würdiger Abschied. Aber es war ein Abschied - und das schmerzte.
 

Als Anzu hinter der Sicherheitskontrolle verschwand und ich langsam den Arm sinken ließ, war es, als würde die Zeit stillstehen.

Wir warteten noch, bis der Flieger startete, beobachteten, wie das Flugzeug hinter den Wolken verschwand und traten langsam den Heimweg an. Honda verabschiedete sich als erster von uns, bog an der nächsten Hauptkreuzung ab, um auf den kürzesten Weg in die Werkstatt seines Vaters zu kommen. Nur noch Yugi und ich waren übrig.

"Alles in Ordnung bei dir?", fragte mich mein bester Kumpel. Er schaute zu mir herauf.

"Na Logo", grinste ich.

"Wirklich? Du weißt, ich würde dich nie drängen, aber wenn dir was auf dem Herzen liegt…du kannst es mir sagen, egal was es ist."

"Das weiß ich doch", ich tätschelte ihm die Haare.
 

Yugi war wie ein Bruder für mich. Manchmal spielte ich die Ältere und manchmal war es Yugi, der die Wange für mich hinhielt und einen auf großen Bruder machte. Heute war wieder der Bunthaarige an der Reihe.
 

"Mach' dir keinen Kopf", sagte ich. "Es ist…kompliziert. Nichts Gefährliches, weswegen du dir Sorgen machen musst."

"Ich vertraue dir", entgegnete Yugi. Meine Antwort schien ihn ein wenig beruhigt zu haben. Er lächelte, dabei hatte er dieses besondere Funkeln in den Augen. Mein bester Kumpel würde alles für seine Freunde tun. Aber jetzt war erst einmal ich an der Reihe, mein Chaos aufzuräumen und meinen Freunden ihren verdienten Sommerurlaub genießen zu lassen.
 

"Wir sollten bald wieder was zusammen machen " Yugi blieb stehen. "Ich habe in Großvaters Laden ein spannendes Spiel entdeckt. Das müssen wir demnächst mal ausprobieren."

"Auf jeden Fall." Ich nickte. Mit diesen Worten trennten sich unsere Wege.

Yugi wohnte nur zwei Straßen weiter, nicht weit von unserer ehemaligen Schule. Ich hingehen musste mit dem Bus noch drei Stationen fahren. Das große, graue Hochhaus - das mit der baufälligen Fassade - war mein Zuhause. Mein Vater und ich wohnten dort, seit meine Eltern sich scheiden gelassen hatten. Nicht gerade ein Traumschloss, reichte es zum Übernachten und zum Essenwarmmachen.
 

Ich würde mir gleich ein paar Stunden Schlaf zurückholen. Der Abschied von Anzu hatte mich die letzten zwei Nächte nicht schlafen lassen. Dazu kam, dass ich gestern bis halb vier im Night Club geackert hatte. Es war der erste Abend gewesen, an dem ich Kaiba nicht gesehen hatte, und es fühlte sich nach einer Woche seltsam an, nicht bei ihm zu sein.
 

Mit einem lauten Gähner stand ich vor der Wohnungstür. Ich hatte noch fünf Stunden, bis zu unserem Treffen. Vielleicht machte ich mir vorher noch einen Becher Nudelsuppe warm. Meine Gedanken verpufften. Auf der anderen Seite der Tür hörte ich ein lautes Scheppern. Mein Alter war Zuhause. Mit ihm hatte ich nicht vor Sonnenuntergang gerechnet. Dass er hier war, bedeutete nichts Gutes. Schon gar nicht, wenn er wieder einmal mit Möbeln um sich schmiss - wonach es sich gerade anhörte.

Ich steckte den Schlüssel ins Schloss und stellte mich dem Schicksal.



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