Flug
Buch zwei: Flug
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Nach seinem Besuch in Gwyns Zimmer, war Zen direkt in die Schmiede hinunter gelaufen.
Es war dunkel im Raum, der Geruch kalter Asche schwebte in der Luft, in der Feuerstelle glühten noch schwach die letzten Holz- und Kohlenreste.
Zen ging hinüber und begann damit das Feuer wieder in Gang zu bringen.
Er hatte nur noch diese Nacht.
Als das Feuer fröhlich prasselte und Funken sprühte, trat er zu der Ablage an der einen Seite der Schmiede.
Die Flammen zauberten zuckende Muster auf die doppelte Klinge der Axt, ließ den Stahl blutrot leuchten.
Er griff nach der Axt und seinem Hammer, dann begann er mit der Arbeit.
Hitze, Feuer, Funken, Stahl.
Bis zum Morgen musste seine Arbeit beendet sein.
Mit dieser Axt...
Wo immer Gwyn hin gehen würde: Er würde mit ihr gehen und seine Waffe würde ihm dabei hoffentlich gute Dienste leisten.
Was ihn wohl auf dieser Reise erwarten würde?
Laut klingend fuhr der Hammer auf das Metall nieder und Zens Gedanken konzentrierten sich auf seine Arbeit.
Aber immer wieder, wie ein Funke aus dem lodernden Feuer flog, musste er an Gwyn denken.
Auch das Grinsen des Drachenweibchens ging ihm nicht aus dem Kopf.
Irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl...
Doch es gab andere Dinge, auf die er sich konzentrieren musste!
Die Axt war nun wichtiger!
Wieder sauste der Hammer herab und traf den glühenden Stahl.
So ging es die halbe Nacht hindurch.
Nur das Feuer, die Hitze, der stahl und er selbst.
Erst kurz vor der Morgendämmerung war Zen mit sich und seinem Werk zufrieden. Müde und erschöpft wankte er hinauf in sein Zimmer immer um noch ein paar Stunden zu schlafen.
Viel zu früh wachte der Blonde wieder auf.
Verschlafen stand er auf und streckte sich.
Ob es schon Zeit für den Aufbruch war?
Nur gut, dass er noch immer seine Kleider trug, so sparte er wenigstens etwas Zeit!
Eilig verließ er sei Zimmer und lief hinunter in die Schmiede.
Tatsächlich warteten die anderen schon auf ihn.
Nur Meister Darik war nirgends zu entdecken.
Ein wenig verwirrt fragte er: "Habt ihr meinen Meister gesehen?"
Fidelis zuckte die Achseln: "Er war vorhin da und sagte, er müsse ein paar Besorgungen machen. Du sollst gut auf dich aufpassen und ihn irgendwann einmal wieder besuchen."
Vollkommen perplex starrte Zen die Elfe an.
Sein meister war gegangen ohne sich von ihm zu verabschieden?
Er senkte traurig den Blick.
Wirklich schade.
Aber daran war wohl nichts mehr zu ändern. Er hätte ohnehin nicht gewusst, was er zu seinem Meister hätte sagen sollen.
Langsam durchquerte er die Schmiede.
Die Doppelaxt lag noch genau dort, wo er sie zurück gelassen hatte.
Das Sonnenlicht, das durch den großen Durchlass in die schmiede fiel, ließ die Klingen hell erstrahlen.
Die Waffe war wirklich gut geworden!
Ein wenig stolz auf sich griff er nach der Axt und befestigte hinter seinem Rücken.
Das Gewischt war ungewohnt, aber beruhigend.
"Habt ihr schon den Proviant?", er wandte sich um und sah Gwyn fragend an.
"Ja. Wir haben alles. Wenn du soweit bist können wir los.", antwortete Kayleigh an ihrer Stelle ungeduldig.
"Ich bin soweit.", erklärte Zen.
"Gut, dann also los." Mit einem Satz sprang Kayleigh auf Gwysn Schulter.
"Hey, und was ist mit mir?", fragte Lis empört.
"Was soll mit dir sein?", fauchte der kleine Drache.
"Ich will auch getragen werden."
"Das hättest du wohl gerne!", knurrte Kayleigh und funkelte die Elfe an.
"Ach lass sie doch. Wenn ich dich herum trage, macht mir Lis auch nichts mehr aus." Gwyn strich der Echse einmal beruhigend über den Rücken.
Sie sah an diesem morgen noch schöner aus als am Tag zuvor.
Wie ihr Haar in der Sonne glänzte...
"Hurra!" Lis und ließ sich fröhlich auf Gwyns anderer Schulter nieder: "Dich mag ich!" Sie lächelte das Mädchen glücklich an: "Aber kannst du das fauchende Ding da nicht woanders hin bringen?"
"Wer ist hier ein fauchendes Ding!" Kayleigh richtete sich wütend auf und sträubte sich wie eine zornige Katze.
"Fühltest du dich etwa angesprochen?" Die Elfe machte große Augen.
"Wie auch nicht? Es war ja eindeutig, von wem du da gesprochen hast!"
"Wirklich?" Lis überlegte kurz: "Dann passe ich beim nächsten Mal besser auf."
Das Drachenweibchen knurrte leise, aber offenbar fehlte ihr die geeignete Antwort. Statt dessen brummte sie: "Lasst uns endlich gehen!"
Ohne ein weiteres Wort schulterten sie die Bündel, die in der Ecke bereit gestanden hatten und verließen die Schmiede. Schweigend zogen die vier durch die noch ruhig daliegenden Straßen aus der Stadt.
Nicht weit von den hohen Mauern entfernt hielten sie.
Zen fiel auf, das er noch immer nicht genau wusste, wie sie nun eigentlich reisen wollten...Sollten sie etwa die ganze Strecke zu Fuß zurück legen?
Und warum hielten sie jetzt schon an?
Sie waren dich gerade mal ein paar Minuten unterwegs?
Der Blonde wandte den Kopf zu den anderen herum.
Gleich darauf stolperte Zen mit einem erschrockenen Keuchen ein paar Schritte zurück. Fassungslos starrte er Kayleigh an.
Was....?
Das Drachenweibchen in ihrer wahren Gestalt!
dann so gut es mit nur einer freien Hand ging auf den Rücken des Drachen. Als sie richtig saß, drehte sie sich zu Zen um.
"Kommst du?", fragte sie.
Zen berührte kurz die mächtige Doppelaxt auf seinem Rücken.
Langsam, Schritt für Schritt, ging Zen auf das Drachenweibchen zu und kletterte ungeschickt hinter Gwyn.
Im selben Augenblick spannte Kayleigh die Muskeln und erhob sich in die Luft.
Verbissen klammerte Zen sich an den rauhen Schuppen fest, während Kayleighs weite Schwingen laut rauschend durch die Luft schwangen.
Der Boden blieb immer tiefer unter ihnen zurück, Horizont und Himmel wurden weiter und weiter.
Auf ihren weiten Schwingen glitt Kayleigh durch den weiten blauen Himmel.
Unter ihnen wechselten sich Wälder, Wiesen, Felder, Flüsse und kleine Dörfer ab, während sie geradewegs nach Osten flogen.
Stunde um Stunde ging dahin, bis zum Mittag.
Kayleigh trug sie über eine Ebene, die sich bis zum Horizont erstreckte. Langes grün-gelbes Gras wogte im Wind, in ständiger Bewegung, wie das Meer. Der gewaltige silberblaue Körper hockte im hohen Gras, die Schuppen schimmerten im Sonnenlicht, genau so wie die scharfen Krallen und die im breiten Grinsen gebleckten großen Zähne: "Überrascht?"
Zen nickte stumm.
Das war...
So groß!
"So ein starker Mann und hat Angst vor einer Eidechse..." Lis schüttelte traurig den Kopf.
"Wurdest du schon einmal von einem Drachen gefressen?" Kayleigh wandte der Elfe den mächtigen Schädel zu. Diese flitzte, hektisch mit den beinahe durchsichtigen Flügeln schlagend von ihrem Sitzplatz hinter Gwyns Kopf.
Das schwarzhaarige Mädchen verkniff sich ein kleines Lachen, griff das Bündel mit ihrem Proviant fester, prüfte noch einmal Shins Sitz in der Halterung auf ihrem Rücken und kletterte
Langsam sank der Drache nach unten und landete im frischen grünen Gras.
Ein wenig verspannt und verkrampft rutschten Gwyn und Zen vom Rücken des Drachenweibchens hinunter. Als sie standen reichte ihnen das Gras bis über die Hüften.
"Hui!", machte Lis und sprang von Gwyns Schulter auf die Spitze eines Grashalmes und hüpfte darauf auf und ab: "Hier gefällt es mir!" Strahlend hopste sie weiter: "Nur wo sind die Hügel? Hier ist doch alles flach!"
Kayleigh schnaubte und trat aus dem hellen Lichtschleier, der sie nach ihrer Verwandlung umgab. Ein Augenblick der Stille folgte, dann flatterte sie aus dem sie weit überragenden Gras auf Gwyns Schulter: "Falls es dir entgangen ist: Sie heißen Wandernde Hügel."
Lis runzelte die kleine Stirn und hielt in ihren Sprüngen inne: "Soll das heißen, sie wandern wirklich?"
Kayleigh nickte und antwortete: "Sie sind immer irgendwo auf dieser Ebene. Nur wo genau...das ist das Problem. Es heißt, innerhalb einer Stunde können sie an der einen Stelle verschwinden und am anderen Ende der Ebene wieder auftauchen."
Gwyn ließ ihren Blick über die weite Fläche vor ihr schweifen: "Und wie finden wir sie dann?"
Lis zuckte die Schultern: "Seht mich nicht so an. Ich sollte euch nur hierher bringen. Wie das genau gehen sollte, wusste ich selber nicht."
Kayleigh murmelte leise etwas vor sich hin.
Gwyn ignorierte die Bemerkung dicht an ihrem Ohr und erkundigte sich: "Es weiß also niemand wie es weiter gehen soll?"
Einhelliges Schweigen folgte.
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Geschafft!
Alles überarbeitet!! ^^
Mal sehen, wie es gefällt...^^