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Jacky

let the game start
von

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Everybody needs...

6.: Everybody needs...
 

Es ist schon verrückt, wie viel man als junger Mensch in der heutigen Zeit für seinen Lebensunterhalt tun muss. Ich selbst habe 2 Jobs und arbeite tagsüber als Fahrradcourier und nachts singe ich in einer kleinen Hafenkneipe. Leider interessieren sich die esucher oft weniger für meinen Gesang, als für die Kleidung die ich trage. Die Fischer, Trinker und Prostituierten, die ich dort "besäusele" nutzen die Kneipe als Sprungbrett für die Nacht - Sie finden dort festen Boden unter den Füßen, lauwarmes Bier, ihre Nächsten Kunden, oder den schnellen Sex und wie ich heute morgen von Bennet erfahren durfte, gibt es auch einige, die nur dorthin kommen um die Sängerin zu begaffen... Und aus diesem Grund versuche ich gerade meinen, von diesem langen Tag schon sehr geschundenen, Körper in einen engen Lederanzug zu zwängen. Meine aufgeschürften Handflächen verdecke ich mit fingerlosen Handschuhen und den Verband am rechten Fuß lasse ich unter schweren Lederstiefeln verschwinden.

Auch meine Augen erhalten den üblichen schwarzen "Anstrich" für die Nacht... Es sind diese kleinen Rituale, die meinen chaotischen Tagesablauf im Rhythmus halten und ich bin froh, wenn ich morgens total erschöpft in den Schlaf fallen kann... mit dem Gedanken einen weiteren Tag meines Lebens überstanden zu haben. Gestern war einer dieser nie enden wollenden Tage... Ich musste morgens 5.00 Uhr auf der Matte stehen und schon die ersten Auslieferungen machen und als ich in meiner Mittagspause das erste Essen des Tages zu mir nehmen wollte, rief mich Melinda an, die mir sagte, dass ihr Kleiner hohes Fieber hat. Es war mir klar, dass er dringend einen Arzt brauchte, aber wie zum Himmel sollten wir das bezahlen? Unsere Gehälter reichten gerade für die Versorgung der Fabrics-Familie aus und da im letzten Monat unser Dach ein Leck hatte, waren auch die allerletzten Geldreserven aufgebraucht. Es gab nur 2 Wege um Melinda zu helfen, entweder wir verkaufen unser letztes Fahrrad oder meine geliebte schwarze Harley-Benson Gitarre... Tja, und das war dann auch ihr Ende, denn wir brauchten das Fahrrad mehr als alle Saiten und all die Töne zusammen, die ich darauf jemals gespielt hatte...

Heute muss ich deswegen auf die Begleitung beim Singen verzichten... und im stehenden Dunstgemisch aus abgestandenem Zigarettenrauch und zu viel Alkohol versuchen, auch ohne die sanften Klänge, der Konzertgitarre klarzukommen. Natürlich werde ich das vermissen, aber in einer Welt in der es kein "Geben und Nehmen", sondern nur noch "Geben und bestohlen werden" gibt, hatten wir wohl keine andere Wahl als für die Behandlung der Lungenentzündung unseres jüngsten Familienmitglieds mit allem was wir hatten zu bezahlen.

Mit einem letzten Blick auf die Uhr schließe ich die Zimmertür hinter mir. Mein Zimmer befindet sich im obersten Stock des Haupthauses. Es ist zwar nicht der Größte, aber meiner Meinung nach der gemütlichste aller Räume und stellt einen Kontrast zum grauen Alltag in der Fabrik dar. Helle, orange Wände, die an verschiedenen Stellen von Ornamenten verziert sind bringen ein abendländisches Flair von Wärme und einer besseren Welt in die Tristheit des New Yorker Trubels ... Das Einzige, was die Romantik unterbricht ist das fehlende Bett... Denn dieses habe ich an Amy und Feron abgetreten. Da sie in der Ersten Etage direkt über dem Kellergewölbe schlafen, konnten wir es ihnen nicht zumuten direkt auf dem Boden liegen zu müssen...

"Leute?? Ich mach lohooossss" Es klingt für mich schon fast wie ein einsingen... denn diesen Satz hören alle, die sich im Haus aufhalten... und das jeden Abend aufs Neue. " Tschü Jacky...lass dich nich weg fangen...pass auf dich auf...sauf nich zu viel...." "Ja, Baker... Ich weiß... geh nicht mit dem bösen schwarzen Mann mit, benimm dich... ich kenne deine Sprüche... Höre sie doch jeden Abend aufs Neue..."

Ein letzter Blick auf das graue Treppenhaus und ich schließe die große Tür hinter mir. Aus dem Inneren der Fabrik dringt noch gedämpftes Lachen durch die dicken Wände, als ich in der Dunkelheit verschwinde. Die Luft ist kalt und ich kann meinen Atem sehen, während ich fast geräuschlos durch die Straßen schlendere. Hier und da liegen Obdachlose am Straßenrand, die mich entweder vollkommen ignorieren oder mich mit Freude begrüßen. Wenn ich es recht bedenke, könnte ich jetzt auch einer von ihnen sein, denn ich bin sicher, dass der ein oder andere ehemalige Bänker der Vorbebenzeit unter ihnen ist, und mich jetzt gerade freundlich anlächelt...Oder eben Mädchen aus gutem Hause, die jetzt genauso rackern müssen, wie ich es tue, auch wenn sie sich früher für etwas Besseres hielten. Genauso, wie vielleicht meine Eltern hier irgendwo liegen, oder meine ehemaligen Freunde, ohne dass ich auch nur den Hauch einer Ahnung davon habe. Wie auch immer... es bringt mich nicht weiter, darüber zu philosophieren was ist oder eventuell sein könnte. Ich kämpfe für das nackte Überleben der Gruppe und werde nie die Hoffnung aufgeben, dass auch ich irgendwann einmal ein geregeltes Leben führen kann, ohne mir dafür die Rückseite aufzurumpfen! Ansonsten sieht man kaum noch Menschen auf den Straßen. Das ist auch nicht sonderlich verwunderlich, denn jeder der um diese Uhrzeit noch unterwegs ist, muss einen triftigen Grund dafür haben, sein Leben aufs Spiel zu setzten. Ich seufze... das ist heut wirklich nicht mein Tag. Erst der Zusammenstoß mit Bennet und dann noch der sprichwörtliche ZusammenPRALL mit Kay und nur der Himmel weiß, ob mir meine Einbildung mal wieder einen Streich gespielt hat, oder ob sie tatsächlich noch lebt und in der Stadt ist. Nobody knows... Wie alt müsste sie jetzt sein? Wohl 20... leider konnte ich ihre Haare nicht unter der schwarzen Kapuze ihres Capes erkennen. Wenn ich es mir recht überlege, könnte ich nicht zu 100% bezeugen, sie gesehen zu haben. Nur einen Schatten, der in mir längst vergessene Erinnerungen neu zum Leben erweckte und mich jetzt an meinem eigenen Verstand zweifeln lässt. Ich konnte damals nicht verstehen, warum sie gegangen und uns alle im Stich gelassen hatte, aber ich konnte auch mit niemandem reden, da sie das Thema "Kay" einfach tot schwiegen. Als ich vor über einem Jahr einen Brief ohne Absender bekam, dachte ich mir nicht sonderlich viel dabei und legte ihn achtlos beiseite um ihn zu lesen, wenn ich wieder nach Hause kam. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste war, dass Kay einen fast gleich klingenden Brief bekommen hatte und dass dadurch unser aller Leben bestimmt werden sollte. Er war direkt an uns adressiert, mit Poststempel und Briefmarke versehen und einzeln an uns abgeschickt worden, was nicht selbstverständlich war, da die Post größtenteils mit Courier und nicht mit Briefmarke ausgetragen wurde. Jacky verschwand am selben Tag, am dem ich beschlossen hatte den Brief nicht sofort zu lesen. Sie war ohne ein Wort des Abschieds gegangen...hatte ihre 7 Sachen gepackt und hatte uns verlassen. Als ich in dieser Julinacht erschöpft nach Hause kam und Ben mir sagte, dass sie noch nichts gegessen hatten, schwante mir das erste Mal an diesem Tag böses. Ich versicherte mich, dass mit den Kleinen alles in Ordnung war, machte Ben noch etwas zu essen und machte mich auf die Suche nach Kay, aber ich konnte sie weder im Haus, noch im angrenzenden Fabrikgelände finden. Als ich die Suche nach Ihr aufgegeben hatte und zum zweiten Mal mein Zimmer betrat, hatte sich etwas geändert...Kays Kette lag auf meinem Bett. Eine feine Silberkette mit dem keltischen Dreistern als Symbol für Schutz als Anhänger. Ich war ratlos und legte mich zu Bett um dann feststellen zu müssen, dass auch die heimtückische Müdigkeit mich nicht dazu bewegen konnte, mit dem Grübeln aufzuhören. Erst nach einigen Stunden, die ich in der Dunkelheit verbracht hatte, kam mir der Brief wieder in den Sinn und ich sprang wie elektrisiert von meinem Nachtlager auf. Nachdem ich ihn von allen Seiten misstrauisch betrachtet hatte, öffnete ich ihn vorsichtig und fand eine via Computer geschriebene Seite Papier vor. Der Briefkopf erschien mir viel zu förmlich, um nicht zu sagen pompös. Goldenen Letter sprangen mir entgegen und ein Strudel aus Phrasen sein seinen Lauf.
 


 


 

"Safety Government of the United States of Amerika."
 


 

"Liebe Mrs. Adams,
 

Wir wenden uns an sie mit der strengen Bitte einer Zusammensetzung. Wir wissen um ihre speziellen Begabungen und hoffen inständig, dass sie gewillt sind, diese für die nationale Sicherheit der USA und auch um ihrer Selbst Willen einzusetzen. Sie sind durch ein langwieriges Verfahren ausgewählt wurden, und befinden sich unter 200 genmanipulierten Jugendlichen, die sich nach unserem Ermessen als würdig erweisen die Angelegenheiten und gestellten Aufgaben des Staates zu vertreten und ihm unter festen Regelungen zu dienen.

Es bringt ihnen natürlich kommerzielle und persönliche Vorteile, die wir gerne in einem Gespräch mit ihnen erörtern würden. Für ihre Sicherheit und Unterkunft wird gesorgt.

Wir wissen über ihre finanzielle Lage bescheid und sind auch bereit dafür Sorge zu tragen, dass ihre Freunde ausreichend versorgt bleiben. Leider wird es ihnen aber nicht möglich sein, den Kontakt aufrecht zu erhalten, da wir auf vollkommene Diskretion sehr großen Wert legen.

Da sie für die Regierung der Vereinigten Staaten arbeiten, bitten wir sie alle Verhaltensregeln ohne Pardon entgegen nehmen, und ihren Dienst für die Sicherheit unseres Landes anzutreten.

Sie haben diesen Brief um 16:35:00 entgegen genommen und werden gebeten sich noch am selbigen Tag 22:00:00 am Hafen, Pier 19 einzufinden."
 

BUMM!!! Ich wusste genau was Sache war... und ich wusste auch, wo Kay war...Warum sie dort war, und dass sie uns verlassen hatte, um ein Handlanger der Regierung zu werden und endlich aus diesem Drecksloch herauszukommen. Sie legte jegliche Verantwortung auf meine Schultern und ließ mir nichts da, als ihre gottverdammte Kette und die Hoffnung, dass ich vielleicht doch ein kleines Bisschen besser war als sie, da ich nie auf die Idee gekommen wäre, alles hinter mir zu lassen nur um Vorteile daraus zu ziehen. Ich weiß nicht, was sie machen musste, aber mit großer Sicherheit was sie kein einfacher Beamter geworden, der sich den Hintern in einem bequemen Sessel breit saß, denn für diese Aufgabe braucht unser lieber Staat keine durch Gentechnik zur Perfektion gebrachten Menschen. Ich konnte auch niemals nachvollziehen, warum sie uns aus unserem gemeinsamen Leben verdrängen wollte, wo sie uns doch erst ein solches ermöglicht hatte. Es sind immer wieder die gleichen Fragen, die mir im Kopf herum kreisen, wenn ich es am Wenigsten möchte. Jeden Tag das gleiche Spiel...

Ich höre das Meer. Es erzählt mir, dass ich meine Arbeitsstelle fast erreicht habe und drei weitere Stunden meines Lebens zu vergeuden. Ich kann es sogar riechen. Ein Duftgemisch aus Salz, Öl und Staub von Jahrtausenden weht in einer frischen Briese und erwischt mich auf seinem weg ins Landesinnere. Ich erreiche Pier 18 und bin damit nur ein paar Meter von dem ort entfernt, an dem Kays neues Leben begann und meins eine neue Wendung nahm. Als sie sich damals endgültig von uns abwandte und in sich in jener Nacht auf dem Weg zu Pier 19 machte, stand ich gerade nur einen Luftzug von ihr entfernt in einer schäbigen Kneipe auf einer viel zu kleinen Bühne und sang Evergreens aus der alten Welt, genauso wie ich es heute immer noch tue... Nacht für Nacht.

Ich weiß nicht an was sie dachte und ob sie einen letzten Blick in meine Richtung schweifen ließ, aber ich bin mir sicher, dass sie spürte wie falsch ihre Entscheidung war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  killangel
2005-01-24T17:16:37+00:00 24.01.2005 18:16
oooooooooch!
schön wie immer
*schmelz*
*sabba*
Und so traurig wie immer...
ich find das schön, mal net so ne oberflächliche Langeweile-Story....


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