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Chuparrosa

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Madreperla: Perlmutt

Palo Santo: 'Heiliges Holz', Baum, dessen harzhaltiges Holz man u.a. zum Räuchern benutzt. Komplett anzeigen

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La Madreperla, Palo Santo & die magische Zutat

 

 

Diego trug einen etwa knielangen Umhang, den er in der Taille mit einem breiten mit grafischen Mustern verzierten Stoffband verschlossen hatte. Barfuß ging er an Alvaro vorbei, der ihm nachsah, als hätte er gerade einen Geist gesehen, und stellte sich gegenüber von Alvaro auf die rechte Seite des Skorpions, so dass dieser genau zwischen ihnen lag.

"Setz dich hin." Diego nickte zu Boden und wartete geduldig, bis Alvaro im Schneidersitz vor ihm saß. Diego selbst beugte sich zu einer Schale hinab, nahm einen Kräuterstrauß daraus und hielt diesen über die Flamme einer Kerze direkt daneben. Die trockenen Halme und Blüten knisterten und zischten, als sich das Feuer in ihre ausgedörrten Fasern fraß. Bedächtig legte Diego das Sträußchen zurück in die Schale und pustete etwas hinein, bis es nur noch glimmte und zu rauchen begann.

Die getrockneten Kräuter und die Holzstücke waren auch seine Idee gewesen. Er benutzte sie nicht nur bei Ritualen wie diesem hier, sondern hatte nahezu immer irgendwo eine Schale damit stehen. Der würzige Rauch hielt nämlich die ganzen Insekten aus dem Haus, die er aus tiefstem Herzen verabscheute.

Als aus allen Schalen dünne Rauchwolken aufstiegen, setzte sich auch Diego endlich zu Boden. Er lächelte Alvaro zu, der alles, was hier um ihn herum geschah mit großen Augen bestaunte.

Flink rückte Diego den Stoff seines Gewands zurecht, das ihm gerade von der Schulter zu rutschen drohte. Das Gewand war ein Geschenk von irgendwelchen Pilgern gewesen, die wohl dachten, er könnte sich keine angemessene zeremonielle Kleidung leisten. Seitdem trug er den mit bunten Perlen bestickten Umhang zu jedem Ritual, obwohl er keine Ahnung hatte, zu welchen Anlässen man ihn überhaupt tragen sollte und hoffte einfach nur, dass es nicht ausgerechnet zu einer Beerdigung war, aber darauf hätte man ihn vermutlich schon längst hingewiesen.

Es hatte auch etwas gedauert, bis er herausgefunden hatte, wie er den Stoff am besten trug, weil er einfach nur ein Rechteck bildete, ohne Ärmel oder sonstige Hinweise, die auf das richtige Tragen hindeuteten. Nach mehreren Fehlversuchen mit dem widerspenstigen Teil hatte er es dann kurzerhand wie einen Umhang über die Schultern gelegt, im Nacken zu einer Art Kragen umgeschlagen und in der Taille mit dem Stoffgürtel befestigt, der dabei gelegen hatte. Wenn er stand, reichte ihm das Gewand hinten bis in die Mitte der Waden und vorne, wo er es überkreuz trug, ging es bis zu seinen Knien.

Der einzige Nachteil waren die kunterbunten aufgestickten Glasperlen, die zwar winzig, dafür aber in unfassbarer Menge vorhanden waren. Sie machten den Stoff nicht nur wahnsinnig schwer, sondern auch luftundurchlässig, was bei dieser Gluthitze wirklich unangenehm wurde, sobald sich die Wärme darunter zu stauen begann. Deshalb trug er auch nichts drunter, was man aber nicht sah, außer er passte mal wieder nicht auf, wie er sich hinsetzte - was ihm blöderweise schon ein paar Mal vor Kunden passiert war, aber er lernte ja schließlich dazu. Mit jedem grinsenden Kunden lernte er dazu...

Alvaro grinste jedenfalls nicht. Er sah zufrieden aus - als gewöhne er sich langsam an sein persönliches Ritual. Die Unsicherheit war weg. Nicht erst seit diesem Moment. Es war ein wirklich zäher Prozess gewesen, aber er hatte durchgehalten, auch wenn ihm das wahrscheinlich noch gar nicht klar war. Alvaro war wie eine Kaktusfeige, die man erst aus ihrem stacheligen Umfeld pflücken musste, ehe man an das süße Fruchtfleisch unter ihrer Schale herankam.

 

Alvaro hatte keine Ahnung, ob er noch irgendwas zur Zeremonie beisteuern musste, außer seiner Anwesenheit, aber so lange Diego ihm keine Anweisung gab, würde es wohl in Ordnung sein.

Ergriffen lauschte er Diegos leisem Gemurmel, von dem er zwar kein einziges Wort verstand, das ihn aber direkt in seinen Bann zog. Diego hatte die Augen bis auf einen winzigen Spalt geschlossen. Von Zeit zu Zeit streckte er die Arme aus und trieb den Rauch aus den Schalen in Alvaros Richtung. Die langen Fransen, die seinen Umhang rundherum säumten, wogten mit jeder Bewegung die er machte wie Wellen hin und her und die glänzenden Perlmuttplättchen tanzten fröhlich klimpernd gegen die breiten Messingreifen, die Diego an jedem Handgelenk trug.

Alvaro konnte kaum die Blicke davon lassen. Er fragte sich, warum Diego die Zeremonie als Unsinn bezeichnete, obwohl alles so professionell wirkte. Auch wenn er selbst zugeben musste, dass er, hätten sie dieses Ritual schon am letzten Wochenende durchgeführt, spätestens beim Entzünden der Kerzen und Kräuter aufgestanden und nach draußen gegangen wäre. Aber hier saß er nun und war Teil eines Ritus und konnte es kaum glauben! Er hatte sich an den Rauch gewöhnt und mochte ihn. Genau wie Diego. Und der Gedanke an den baldigen Abschied ließ seinen Magen einen doppelten Salto schlagen.

Neugierig öffnete Diego seine Augen. Er musste einfach wissen, wie Alvaro das alles bisher aufnahm, aber wie es aussah, hätte er ihm auch aus einem Märchenbuch vorlesen können. Alvaro hörte ihm gar nicht zu, sondern sah ihn gedankenverloren an, ohne dass ihm auffiel, dass Diegos Stimme schon längst verklungen war. Seine Blicke glitten über Diegos Umhang, was diesen dazu veranlasste, selbst einen schnellen, erschrockenen Blick nach unten zu werfen und sich zu vergewissern, dass der Stoff noch dort war, wo er sein sollte.

Als Diego wieder aufsah - alles war zum Glück noch an seinem Platz! -, schaute er direkt in Alvaros Augen, in denen das Kerzenlicht golden schimmerte, aber er wandte sie nicht ab, wie schon so oft. Er sah durch Diego hindurch - nein, in ihn hinein, als läge dort die Antwort auf die Frage, die er sich nicht zu stellen traute, während die Schatten über sein Gesicht tanzten.

Diego seufzte kaum hörbar. Anscheinend blieb die Aufgabe doch an ihm hängen, Alvaro zum Offensichtlichen hinzuführen.

"Ich weiß, was mit dir los ist", erklang Diegos ruhige Stimme in die Stille hinein, die nur aus knisterndem Kerzenwachs und brennenden Palo Santo-Stücken bestand, deren Fasern unter der schwelenden Glut leise knackend aufbrachen.

Erschrocken kehrten Alvaros umherschweifende Gedanken zu ihm zurück und rüttelten die endlich ruhiger gewordenen Zweifel aus ihrem Schlummer. "Also hatte mein Vater recht und ich bin verflucht?"

Diego schüttelte langsam den Kopf, ohne Alvaro dabei aus den Augen zu lassen. "Nein, keine Angst", versicherte er Alvaro, dessen Augen ihn ungläubig ansahen. Er lächelte ihm beruhigend zu und erhob sich von seinem Sitzplatz.

 

Atemlos verfolgte Alvaro jede Bewegung, die Diego tat. Wie er aufstand und die Skorpion-Zeichnung umrundete, bis er auf Alvaros Seite ankam, und wie die bunten Perlen dabei an seinem Umhang im Kerzenlicht funkelten, das leise Wispern des Perlmutts, das über seine Armreifen streifte. Mit in den Nacken gelegtem Kopf sah Alvaro aus großen Augen zu Diego hinauf, der sich nun zu ihm zu Boden kniete. Die Flammen der Kerzen flackerten hektisch in dem aufkommenden Luftstoß und die, die ihnen am nächsten standen, erlöschten. Es wurde ein wenig dunkler um sie herum, doch nichts, keine Dunkelheit und kein Rauch konnte das sanfte Schimmern in Diegos Augen auslöschen, das ganz alleine Alvaro galt, der ihn ansah und nichts als Ruhe und Geborgenheit darin erkannte.

"Mit dir ist alles in Ordnung", sagte Diego und lächelte Alvaro aufmunternd an, der noch etwas verunsichert wirkte. "Das ist kein Fluch." Er beugte sich zu Alvaro vor, bis der sein eigenes von Kerzenflammen umgebenes Spiegelbild in Diegos Augen erkennen konnte, und küsste ihn.

Alvaros Herz schlug so heftig gegen seinen Brustkorb, dass er sich sicher war, dass es außerhalb seines Körpers zu hören war, nur um dann kurz darauf wie ein tonnenschwerer Mühlstein reglos nach unten in seinen Magen zu fallen.

Was genau sollte hier in Ordnung sein?, dachte er atemlos, während alles in seinem Kopf beschlossen hatte, Karussell zu fahren. Diegos weiche Lippen waren so vorsichtig, als wäre Alvaro eine Seifenblase und genauso fühlte er sich auch gerade. Sein Kopf war so unglaublich leicht, dass es ein Wunder war, dass er ihn noch auf dem Hals trug. Doch bevor er einfach so davonfliegen konnte, spürte Alvaro die behutsame Berührung von Diegos Hand auf seiner Wange, die ihn daran hinderte.

Laut dem bisschen, was in seinem Kopf noch funktionierte, fühlte er sich, als würde er jeden Augenblick unter Diegos Fingerspitzen zerplatzen, die zu seinem Kinn hin glitten und es ein wenig anhoben. Sein Herz erwachte auch wieder zum Leben und raste nun in einem Takt, den Alvaro bisher nicht kannte. Nichts davon konnte er richtig einordnen, alles verschwamm unter dem Lärm seines wuchtigen Herzschlags, der wie ein Presslufthammer in seinem Inneren tobte, und so schloss er einfach die Augen, stoppte die Gedankenflut hinter seiner Stirn und erwiderte den Kuss.

Die Luft war schwer von dem würzigen Rauch, der sie umgab und selbst Diego hatte heute Mühe, einen klaren Gedanken in den zarten Schlieren zu finden, die um sie herum tänzelten. Einen kurzen Moment hatte er damit gerechnet, dass sich Alvaro aus Angst von ihm abwandte und war darauf gefasst, sich notfalls abzufangen, bevor er auf die Nase fiel, falls Alvaro tatsächlich einfach aufstehen würde, aber das hatte sich unerwartet schnell erledigt - was seine Vermutung nur bestätigte.

Auf seinen Lippen fühlte Diego nun, wie Alvaros Entgegnung das vorsichtig tastende verlor und immer neugieriger wurde. Zentimeter für Zentimeter kam er näher, auch wenn er sich wohl noch nicht richtig traute, Diego anzufassen, aber das übernahm er dann eben selbst.

 

Als sich auch Diegos zweite Hand auf seine Wange legte und ihn behutsam zu sich zog, verlor Alvaro endgültig seine anfängliche Scheu. Sein Mund öffnete sich wie von selbst unter Diegos Lippen, deren sanft auffordernder Druck sein letztes starres Zögern schließlich mit ihrer Wärme auflösten.

Auch seine Hände wussten kurzzeitig wieder, wozu sie da waren, nachdem sie sich fast von alleine dazu entschieden hatten, über Diegos Taille zu seinem Rücken hin zu wandern, selbst wenn er durch den dicken Stoff kaum merkte, wo er überhaupt war.

Nach einer Weile löste Diego den Kuss.

Alvaros Blicke, die auf Diegos Mund geheftet waren, warteten gebannt auf irgendeine Regung, irgendeinen Hinweis, ein Wort, einen Satz, ein Zucken in den Mundwinkeln, die sich entweder nach oben biegen oder von ihm abwenden würden. War alles in Ordnung? Hatte er was falsch gemacht? Wollte Diego was sagen? Aber er schwieg, genau wie Alvaro, der ja selbst nicht wusste, was er jetzt sagen sollte. Er wollte auch gar nichts sagen. Er wollte nur noch einen Kuss. Und mehr. Alles! Er wollte den ganzen Rest, den er auch in Diegos Augen sehen konnte, als er es endlich geschafft hatte, seine eingefrorenen Blicke zu heben, an der schmalen Nase vorbei und den hohen Wangenknochen hinauf zu den dunklen Perlen, die ihn ohne unangenehm anzustarren genau beobachteten.

Alvaros Hände zitterten, als er den Gürtel um Diegos Hüfte lösen wollte. Der Knoten war so fest, dass er nicht um den kurzen Gedanken herum kam, ob er überhaupt geöffnet werden sollte. Aber die Antwort nahm ihm Diego ebenfalls ab, dessen Hand über Alvaros fahrig an dem Knoten herum nestelnde Finger streifte, ehe sie sich zwischen ihnen hindurchschob. Sein Daumen glitt in einen schmalen Spalt zwischen den fest zugezogenen Stoffschichten und wenige Sekundenbruchteile später trennten sich die beiden zugebundenen Enden des Gürtels. Noch bevor Alvaro den Stoff zu fassen bekam, sorgte das Gewicht der Perlen dafür, dass das jetzt lose gewordene bunte Gewand von ganze alleine über Diegos Schultern hinab rutschte und leise raschelnd hinter ihm zu Boden fiel.

Überrascht zog Alvaro die Luft ein als er sah, dass Diego absolut gar nichts unter seinem Gewand trug. Seine verblüfften Blicke, die dem herabgleitenden Stoff ohne sich was dabei zu denken nach unten gefolgt waren, fuhren prompt wieder zu Diego hinauf, zu seinem Mund, dessen Mundwinkel nun verräterisch zitterten. Ja zugegeben, er hatte ihn eiskalt erwischt, schön, sollte er eben lachen. Er würde ja das gleiche tun, weil er sich seinen Gesichtsausdruck von gerade selbst bestens vorstellen konnte...

"Ich hätte dich wohl vorwarnen sollen?"

"Und mir die Überraschung verderben?" Er klang gar nicht mal so verlegen, wie befürchtet, lobte sich Alvaro in Gedanken selbst. Verblüfft, erstaunt, überrollt, entgeistert und sprachlos - vielleicht. Aber verlegen? Er doch nicht!

Jetzt lachte Diego. Nicht so schallend, wie damals, als er ihm die Frage nach dem Blutopfer gestellt hatte. Leise und unbeschwert hüpfte das Lachen aus seiner Kehle heraus und steckte Alvaro augenblicklich an, der zugegeben mehr als froh darüber war, weil es die lästige, sich gerade wieder aufbauende Nervosität vertrieb, noch bevor sie sich in ihm festkrallen konnte.

Er schämte sich noch nicht mal mehr für sein unmissverständliches Interesse, mit dem er sich Diegos Körper vor sich betrachtete. Seine Augen versuchten jedes bisschen zu erfassen - die sanften Wölbungen seiner im Kerzenlicht golden glänzenden Brust und die schmalen Schattentäler darunter, der flache Bauch, der sich ohne Eile in einer meditativen Ruhe hob und senkte, die Hände, die still und ohne ihn zu irgendwas zu drängen auf seinen Oberschenkeln ruhten, und ohne deren Hilfe Alvaro wahrscheinlich weder gesund hier sitzen, noch überhaupt wissen würde, welche wohltuende Ordnung eine simple Berührung in sein inneres Chaos bringen konnte.

Das erste Mal seit langem ergriff Diego wieder die Initiative. Er streckte seine Hände aus und ließ sie über Alvaros Handrücken gleiten, seine Unterarme hinauf und wieder hinab und durch seine Handflächen, bis sich ihre Fingerspitzen berührten und wieder dieses elektrisierende Kribbeln darin entstand, das unter Alvaros Haut entlang kroch und mit seinen Funken alles in ihm in Brand setzte. Und in dem Moment verstand Alvaro Diegos beobachtendes Schweigen, das er nicht hatte einordnen können. Es war nicht nötig, dass er irgendwas sagte. Sobald er Alvaros Unsicherheit spürte, lenkte er ihn mit kleinen Gesten, wies ihm stumm einen Weg, an dem er sich orientieren konnte, und gerade folgten seine Hände denen seines Gegenübers - über warm glänzendes Messing hinweg, zu samtweicher Haut.

Alvaro rückte etwas näher zu Diego hin, dessen Kopf sich leicht neigte. Dieses Mal brauchte Alvaro keine Geste, keinen Wink mehr, um zu wissen, was er wollte und der Mund, der sich ihm entgegen reckte, musste nicht lange warten.

 

Diegos Hände glitten unter Alvaros T-Shirt. Das erste Mal überhaupt merkte er kein erschrockenes Zusammenzucken, kein Luftanhalten in dem Körper vor sich, nur wohliges Erschauern, als er die Seiten entlang nach oben strich, bis sich die Arme hoben, damit er ihm das T-Shirt ausziehen konnte; Stück für Stück schob sich der Stoff über die Haut, ohne die gerade erst verheilte Wunde zu berühren.

Alvaro seufzte leise in den Kuss, während Diegos Finger leicht und achtsam über seine nackte Brust tanzten und alles berühren mussten, was auf ihrem Weg lag. Wie Schmetterlinge, die von Blüte zu Blüte flogen, verharrten sie kaum für länger an einer Stelle und schwirrten weiter, sobald sie den warmen Widerstand unter sich spürten.

Diegos Lächeln, mit dem er beobachtete, wie Alvaro den Rest seiner Kleidung auszuziehen begann, verlor für einen winzigen Augenblick seine beherrschte Ruhe. Seine Finger, in denen die fiebrig hektische Ungeduld gerade die Oberhand gewann, suchten eilig den Übergang von Stoff zu Haut und beseitigten hastig auch diese letzte Barriere.

Einen atemlosen Moment sahen sie sich in die Augen. Diegos Puls, den er bis eben noch wie einen Orkan überall in seinem Körper gespürt hatte, machte eine spannungsgeladene Pause, bevor ihn Alvaros Hände, die sich gerade in seinen Nacken legten und ihn zu einem Kuss zu sich zogen, wieder davonrasen ließ.

Der Stoff raschelte unter dem Gewicht ihrer zu Boden sinkenden Körper und das Flüstern tausender aneinander reibender Glasperlen erklang.

Diego spürte die schäumende Brandung von Alvaros Herzschlag gegen seine Brust rauschen und das prompte Echo seines eigenen Herzens, das im gleichen stürmischen Takt antwortete und den warmen weichen Lippen folgte, die über seine Brust strichen und alles darunter aufwirbelten.

Diegos Haut schmeckte nach dem würzig duftenden Holz, von dem er einen unerschöpflichen Vorrat zu besitzen schien, und nach den ätherischen Kräutern, die in den Schalen um sie herum weiter vor sich hin glühten und durchsichtige, betörende Rauchsäulen aufsteigen ließen. Diego war nicht nur der Bewohner dieser seltsamen Hütte inmitten dieser sandig verwaisten Einöde, in der Kakteen ihre menschenähnlichen Silhouetten an den unfassbar weiten Horizont malten und Sonnenuntergänge Tag für Tag die roten Felsenplateaus zum Glühen brachten. Diego war ein Teil von alledem. Die eine magische Zutat aus unzähligen etikettenlosen Gläsern, von denen Alvaro ausgerechnet das richtige erwischt hatte.



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