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Ein Schritt in die falsche Richtung

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen :)

Der Anfang ist wie bei der zeitgleichen Fortsetzung in den ersten Absätzen identisch. Danach gehen die Geschichten aber unterschiedliche Wege.
Viel Spaß beim Lesen :) Komplett anzeigen

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Eine Entscheidung

Temaris Rückreise verlief wie immer ziemlich unspektakulär. Wie immer hatte sie an jeden der drei Abende nebenher ihren Bericht geschrieben, damit sie ihn zuhause direkt Gaara in die Hand drücken und ihre Ruhe haben konnte. Dieser hatte nur in typisch stiller Manier das Schriftstück entgegen genommen und auf seinen Stapel der abgearbeiteten Akten gelegt. Ein Vorteil für den Kazekagen, Berichte seiner Geschwister konnte er guten Gewissens ohne Gegenlesen archivieren, das sparte auch ihm Zeit.

„Und wie war's dieses Mal?“, fragte Kankurou, als sie sich im Wohnzimmer auf eines der Sofas langlegte. Gelangweilt winkte die Blonde ab: „Ah, das Spannendste des Examens hast du ja gesehen. Aber dieser Papierkrieg, vor allem davor, ist echt ätzend.“

„Na wenigstens hast du dabei Gesellschaft und leidest nicht alleine.“, scherzte der Puppenspieler und ließ eine seiner kleinen Marionetten die Decke entlang laufen. Temari sah der Holzfigur zu und dachte an den Mist, den Shikamaru und sie an ihrem letzten Abend verzapft hatten. Es war alles andere als elegant, was sie beide da hingelegt hatten. Aber war dass nicht auch das ausgemachte Ziel des Abends gewesen?
 

Das ihr gemeinsamer Ausflug in die Dummheit nicht ohne Folge geblieben war, wurde Temari zwei Wochen später bewusst. Seit Tagen ging es ihr miserabel, aber vor allem am frühen Morgen kämpfte sie mit einer starken Übelkeit, die sie immer in die Knie zwang. Zunächst hatte die Blonde es auf einen Infekt geschoben, aber nach über einer Woche ohne Veränderung konnte sie die Augen nicht mehr davor verschließen. Wütend auf sich selbst, mied sie die Gesellschaft eines jeden und verbrachte die meiste Zeit alleine in ihrem Zimmer, wo sie sich den Kopf darüber zerbrach, wie es weitergehen sollte. Verdammt nochmal, sie wollte das Wort weder sagen, noch denken.

Von Tag zu Tag war sie frustrierter, weil ihr einfach kein Ausweg einfiel. Aber wie hätte das auch passieren sollen? Es gab keinen, das Ding war gelaufen.
 

Ihren Brüdern entgingen ihre Launen nicht. Klar, sie war öfter mal schlecht drauf, aber dass sie neue Maßstäbe erreicht hatte, war auch Kankurou und Gaara bewusst geworden. Und so hatten sie ihre Schwester besonders aufmerksam im Auge behalten. Nachdem sie zwei Wochen beobachtet, aber geschwiegen hatten, standen die beiden an einem Morgen in der Badezimmertür, während die Blonde würgend über der Toilette hing.

„Jungs, es ist fünf Uhr morgens, habt ihr nichts besseres zu tun?“, murrte Temari und wischte sich mit dem Handrücken den kalten Schweiß von der Stirn. Kankurou verschränkte die Arme und lehnte sich in den Türrahmen: „Für wie blöd hältst du uns eigentlich?“ Genervt seufzte sie auf: „Oh man, bitte nicht jetzt.“

„Wann sollten wir dich denn sonst darauf ansprechen?“, fragte Gaara und reichte ihr ein Handtuch. Frustriert nahm die Blonde das Handtuch entgegen und wischte sich kurz über den Mund, ehe sie sich ihren Brüdern gegenüber an die Wand setzte: „Wie wäre es mit gar nicht.“ Der Puppenspieler hob eine Augenbraue: „Du kotzt dir seit drei Wochen jeden Morgen die Seele aus dem Leib und redest kein Sterbenswörtchen mit uns. Erwartest du echt, dass wir nichts sagen?“ Wieder ein Grummeln von der Frau, die den Kopf hängen ließ und sich mit der Hand durch die Haare fuhr. Der Jüngste hockte sich zu ihr hinunter: „Ist dir überhaupt klar, was los ist?“ Ein ungläubiges Lachen entwich ihr: „Ja, durchaus, ich bin nicht blöd.“

„Und warum sagst du uns dann nichts?“, wollte Kankurou wissen, „Und komm nicht mit 'das geht euch nichts an' – wir wohnen alle zusammen unter einem Dach, also geht es uns sehr wohl etwas an.“ Schnaubend blickte sie dem Stehenden ins Gesicht: „Man darf ja wohl noch seine Gedanken sortieren.“ Der Rothaarige klappte den Klodeckel runter und ließ sich darauf nieder: „Erzählst du uns nun davon?“

„Was soll ich denn sagen?“

„Vielleicht, dass du schwanger bist?“, half der Puppenspieler ihr auf die Sprünge. Grummelnd hielt sich Temari eine Hand über die Augen.

„Kann es sein, dass du es verdrängen wolltest?“, warf Gaara ein und legte leicht den Kopf schief.

„Schön wäre es, wenn es ginge.“, Temari lehnte den Kopf zurück an die Fliesen und starrte an die Decke, „Das war nicht geplant.“ Kankurou nickte leicht: „Das hatten wir uns gedacht. Wobei wir nicht nachvollziehen können, wie es dazu kam.“ Sie atmete hörbar ein und aus: „Ja, schon klar, ich bin ja sonst auch die Vernünftige...“

„Klingt, als wärst du es wohl einmal nicht gewesen?“, tastete sich der Kazekage langsam voran. Temari schüttelte leicht den Kopf: „Nein, nicht vernünftig, sondern richtig richtig dumm.“

„Oh Kami...“, nun war es Kankurou, der im Anbetracht dessen, was ihre Schwester ihnen gleich erzählen wollte, die Hand über die Augen legte, „Kommt jetzt eine Story von einem One-Night-Stand mit einem wildfremden Typen?“ Nüchtern blickte diese zu dem Puppenspieler. Beide Brüder schwiegen und starrten wiederum abwartend die Blonde an.

„Ja, es war ein One-Night-Stand. Sturzbetrunken.“ Fassungslos klappte Kankurou die Kinnlade auf: „Dein Ernst?“ Sie lachte bitter: „Oh, wart's ab, es wird noch besser.“ Gaara hatte mittlerweile die Pose mit der Hand über den Augen übernommen und seufzte tief.

„Was denn noch?“

„Es war Shikamaru. Ebenfalls betrunken.“ In dem Moment entglitten dem älteren Bruder sämtliche Gesichtszüge. Kurz warf er die Hände über den Kopf und drehte sich von ihr weg, um sich einen Moment später wieder zu ihr zu wenden: „Du hast ihn abgefüllt und flachgelegt?“

„Ja und nein.“, gab die Blonde ehrlich zurück, dachte dann aber nochmal darüber nach, „Wobei, Ja und Jein.“

„Könnten wir den Punkt bitte übergehen?“, bat Gaara murmelnd, doch das kam bei den Älteren nicht an.

„Was soll das heißen?“

„Ich hab angefangen, aber da ich unten lag, würde ich wohl sagen, dass er mich flachgelegt hat!“, meckerte sie geladen zurück, „Sind das jetzt genug Details für dich?“

„Wie zum Teufel nochmal kommst du auf die Idee, Sex zu haben, ohne zu verhüten? Mal abgesehen davon, das du mit dem Intelligenzbolzen schlechthin aus Konoha geschlafen hast, der doch selbst auf den Trichter hätte kommen können!“

„Wir wollten an dem Abend halt mal nicht die Vernünftigen raushängen lassen. Eigentlich wollten wir uns nur zusammen betrinken. Wobei nicht mal das geplant war... Eigentlich nur, dass wir etwas trinken gehen.“, erklärte sie nun etwas ruhiger, „Es ist dann aber etwas ausgeufert und auf dem Heimweg ist es dann passiert!“ Kurz herrschte Stille zwischen den drei Geschwistern.

„Glaubt ihr etwa, ich hab es mir ausgesucht, von meinem besten Freund schwanger zu sein?“

„Naja... Da du das Wagnis in Kauf genommen hast...“, entgegnete der Rothaarige und stützte den Kopf auf den aufgestellten Armen ab.

„Vielen Dank für die Blumen, ich weiß, dass es dumm war.“ Kankurou setzte sich nun ebenfalls hin und lehnte sich an den Türrahmen: „Und was hast du nun vor?“

„Darüber zerbreche ich mir noch den Kopf.“, gab sie ehrlich zu.

„Naja, vielleicht wäre der erste Schritt, dass du Shikamaru davon erzählst? Ihn geht es ja genauso an.“, schlug Gaara vor.

„Gaara, er ist gerade mal 19! Stell dir mal vor, du würdest in neun Monaten Vater werden, wärst du jetzt schon bereit dafür?“, fragte Temari zurück. Ihr jüngster Bruder schwieg, dafür warf Kankurou seinen Kommentar dazu in den Raum: „Ich wäre es wohl auch in drei vier Jahren noch nicht.“

„Seht ihr?“, seufzend fuhr sich Temari wieder durchs Haar und schaute abermals an die Decke, „Shikamaru hängt doch ständig mit dem Kopf in den Wolken, ein Baby ist total anstrengend und arbeitsintensiv, überhaupt nicht sein Ding.“

„Aber ihm deswegen die Chance unterschlagen, sich der Verantwortung zu stellen, ist auch nicht fair.“, gab der Kazekage zu bedenken. Missmutig schaute die Blonde zu ihm rüber: „Damit zwinge ich ihm die Verantwortung auf. Sein Pflichtbewusstsein würde ihn dazu nötigen, sich dem zu stellen. Aber das ist doch Mist.“ Schweigen breitete sich unter den Dreien aus. Temari knetete hin und wieder ihre Hände, fuhr sich mit ihnen durchs Gesicht bis in den Haaransatz, nur um sie erneut zueinander zu führen und gegenseitig zu bearbeiten. Stumm setzte sich Kankurou ihr gegenüber an die Wand und suchte ihren Blick. Als die Blonde den Kontakt endlich zu ließ, begann der Puppenspieler in eine für ihn untypische sanfte Art zu reden: „Du willst ihn schonen, weil du Angst hast, dass es zwischen euch nicht mehr so ist, wie vorher, stimmt`s?“ Temari entfuhr ein peinlich berührtes Stöhnen. Das ihr Bruder sie enttarnt hatte, war ihr unangenehm. Etwas beschämt legte sie sich wieder die Hand über die Augen: „Ist das egoistisch?“ Bei der Frage musste Gaara leicht schmunzeln: „Kann es sein, dass er dir doch mehr bedeutet und du Sorge hast, ihn zu verlieren?“

„Man, verdammt, ich weiß überhaupt nichts mehr!“, polterte die Frau los.

„Dann rede mit ihm?“, schlug der Rothaarige nochmal vor.

„Nein!“, wies Temari energisch ab, sprach dann aber ruhiger weiter, „Nein... Er soll es nicht erfahren. Ihr werdet auch nichts sagen.“ Der Kazekage schloss kurz die Augen: „Wenn das deine Entscheidung ist, werden wir sie akzeptieren.“ Wie ihr Bruder das so sagte, fühlte sich die Blonde erleichtert. Der Puppenspieler klatschte ihr seine Hand aufs Knie: „Irgendwie kriegen wir das schon hin. Du bist ja nicht alleine!“
 

Temaris Entscheidung änderte sich auch mit dem Voranschreiten der Schwangerschaft nicht. Sie bekam anfangs noch kleinere, führendere Aufgaben in Suna, bis sie auch unter weiterer Kleidung ihre Veränderung nicht mehr verbergen konnte. Bereits relativ früh hatte sie mit ihren Brüdern entschieden, dass sie sich in einer kleinen Siedlung außerhalb von Suna niederlassen würde. Ihr Kind wäre einfach ein zu gutes Druckmittel gegen Gaara gewesen, daher wollten sie ein sicheres Zuhause schaffen.

Die Monate bis zur Entbindung vertrieb sich Temari oftmals alleine. Da Gaara als Kazekage keine Zeit hatte, kam nur Kankurou sie hin und wieder besuchen. Da sie nun ausfiel, hatte der Puppenspieler wesentlich mehr Pflichten als zuvor, doch er stand zu seinem Wort und beklagte sich nicht.

Der Sommer war besonders anstrengend für sie. Niemals hätte Temari gedacht, das eine Schwangerschaft so extrem anstrengend sein könnte. Sie war froh, als sich der September langsam neigte und auch die Hitze endlich nachließ. Auf der anderen Seite wurde sie mit jedem Tag unruhiger, denn es konnte nicht mehr lange dauern, dann würde ihr Kind kommen.

Am 22. September kam die Blonde nicht umhin, an Shikamaru zu denken. Es war sein Geburtstag. Was er wohl tat? Ob er überhaupt einen Gedanken in den letzten Monaten an sie verschwendet hatte? Jedenfalls war sie sich sicher, dass er ohne sie und das noch ungeborene Kind einen viel entspannteren Geburtstag hatte.
 

„Na, denkst du an ihn?“, unterbrach Kankurou ihre Gedanken. Schulterzuckend drehte sich Temari zu ihrem Bruder um, der gerade etwas zu trinken auf den Tisch stellte.

„Er hat heute Geburtstag. Liegt bestimmt irgendwo faul rum und schaut in die Wolken.“, entgegnete sie und setzte sich langsam aufs Sofa, wobei ihr ein schmerzhafter Stöhner entwich. Sitzen tat weh, laufen war doof und liegen war auch nicht viel besser. Sie würde drei Kreuze machen, wenn das Kind endlich da war!

Der Puppenspieler setzte sich ihr gegenüber und nippte an seinem Tee: „Hast du ihm gratuliert?“ Seine Schwester winkte ab: „Nein, hab ich dieses Jahr halt einfach mal vergessen.“

„Geplant vergessen, was?“ Seufzend griff sie nach ihrem Tee: „Keine Aufmerksamkeit erregen.“

„Du bist sowas von weit weg von der Bildfläche... Da fragt man sich viel eher, wo du steckst, weil von dir nichts zu hören und sehen ist.“ Die Blonde zuckte wieder mit den Schultern: „Leute verschwinden hin und wieder für eine gewisse Zeit, ist nicht ungewöhnlich.“

„Wenn du das sagst. Was willst du eigentlich zum Abendbrot essen? Irgendwelche Wünsche?“ Mit hochgezogener Augenbraue starrte sie ihren Bruder an: „Könntest du aufhören mich zu bemuttern wie ein kleines unfähiges Kind?“ Grinsend zeigte Kankurou auf ihren Bauch: „Du bist momentan aber ziemlich unfähig. Kommst du überhaupt an den Inhalt der oberen Schränke an?“

„Besten Dank.“

„Also, was willst du essen?“

„Ist mir egal, mach irgendwas kleines. Viel essen kann ich ja eh nicht.“
 

Das Abendessen nahmen sie schweigend zu sich. Temari sagte es zwar nicht, aber sie war sehr froh und dankbar über die Hilfe ihres Bruders.
 

In dieser Nacht wachte die Blonde mit heftigen Schmerzen auf. Überrascht von der Intensität, schrie sie kurz auf, ehe sie sich orientierte und ihre Gedanken sich klärten.

„Temari?!“, Kankurou stand mit einem panischen Gesichtsausdruck in ihrer Tür und knipste das Licht an. Seine Schwester schaute ihn entgeistert an, bis sie die Situation realisierte: „Es geht los.“

„Was?! Jetzt?!“ Genervt rollte Temari mit den Augen: „Ja, wann denn sonst, du Idiot?! Nächstes Jahr?!“

„Und was machen wir jetzt?!“, kam es wieder hilflos von ihm. Grummelnd klatschte sich Temari eine Hand ins Gesicht: „Oh Gott... Man könnte meinen, du bekommst das Kind, nicht ich.“ Eingeschnappt gestikulierte ihr Bruder mit den Armen: „Du schreist hier rum, was erwartest du von mir?!“

„Meine Fresse, ich habe bis eben ja auch geschlafen und wurde davon überrascht!“

„Und jetzt?“, fragte er etwas hilflos.

„Bekomme ich halt ein Kind?“, gab Temari unbekümmert zurück. Kankurou blinzelte: „Hast du dich mit irgendeiner Frau hier aus der Siedlung zusammen gesetzt, die dir hilft?“

„Nein.“ Bei dem Wort fiel der Mann aus allen Wolken: „Ist das dein Ernst?! Hattest du nicht vor Monaten gesagt, du willst dir hier jemanden suchen?“

„Kankurou, Frauen bekommen seit eh und je Kinder. Ich bin mir sicher, meines wird den Ausgang alleine finden.“ Verblüfft starrte er seine Schwester an: „Du willst ohne Beistand einer anderen Frau dein Kind kriegen?“

„Dir macht das scheinbar Angst.“, gab Temari unbekümmert zurück. Ihr Bruder nickte: „Natürlich macht mir das Angst, ich bin nämlich mit dir alleine in diesem Haus und wenn etwas ist, dann muss ich dir helfen!“ Ein Lachen entfuhr der Blonden: „Keine Panik, du wirst nicht daran sterben!“
 

Kankurou wusste nicht, ob er mehr litt, als seine Schwester. Stunde um Stunde verbrachte er die Nacht bei ihr, während sie mal auf dem Boden saß, mit dem Kopf abgestützt auf ihrem Bett, im Zimmer rumlief oder den Kopf aus dem Fenster hielt, um sich die frische Luft ins Gesicht wehen zu lassen. Erst hatte er Sorge, dass sie nun stundenlang vor sich hinschreien würde, doch dem war nicht so. Sehr gefasst und mit einer unglaublichen Konzentration schien sich Temari mit dem Schmerz zu befassen, der sie wieder und wieder übermannte.

Als die Sonne aufging, bat sie den Puppenspieler lediglich um ein Glas Wasser.

„Wie lange dauert das eigentlich?“, fragte Kankurou, als er ihr das leere Glas wieder abnahm und auf ihren Nachtschrank stellte. Temari setzte sich wieder vor ihr Bett und legte den Kopf auf ihre Arme ab, die auf ihrem Bett ruhten: „Keine Ahnung. Ist wohl unterschiedlich. Mir sagte man, je schneller die Wehen kommen, desto weiter schreitet die Geburt voran.“

„Wehen?! Du hast schon Wehen?!“, allein das Wort sorgte bei ihm wieder für Panik.

„Boa Kankurou...“, ein leichtes Lachen entfuhr ihr, „Was glaubst du denn, was ich hier sonst die letzten Stunden hatte?“

„Dir fällt aber nicht gleich das Kind raus?“

„Du bist echt ein Trottel.“

„Woher soll ich denn wissen, wie eine Geburt abläuft?!“ Da hatte er recht. Temari hatte es vorher auch nicht so genau gewusst, hatte sich aber vor ihrem Auszug aus Suna informiert.

„Von der ersten Wehe bis zur Geburt kann schon mal ein Tag vergehen. Kann aber auch schneller gehen.“ Ihr Bruder warf einen Blick auf ihren Wecker. Es waren bereits fünf Stunden, die sie hier saßen.

„Hilf mir hoch, ich muss ins Bad.“, Temaris Hand griff nach seiner, wortlos geleitete er sie einen Raum weiter und wartete dann vor der Tür. Die gesamte Situation überforderte ihn. Er konnte nicht verstehen, wieso seine Schwester auch bei dieser Angelegenheit ihren Dickkopf durchsetzte und es anscheinend im Alleingang meistern wollte. Überhaupt, machte ihr die Geburt keine Angst? Vollkommen alleine dabei zu sein? Ein kleiner Schrei von ihr ließ ihn zur Tür blicken. Es klang noch immer sehr kontrolliert, aber schon schmerzhaft. Temari war trotz allem noch immer so gefasst und ruhig, während er ein totales Nervenbündel war. Kopfschüttelnd stellte Kankurou fest, dass es so wahrscheinlich werdenden Vätern ging. Aber er war doch nur der Onkel! Vielleicht war es auch so schlimm für ihn, weil es seine Schwester war?

Jeden weiteren Schrei nahm er kommentarlos war. Drei, vier, fünf... einunddreißig... hundertsechs... Die stoische Art seiner Schwester beruhigte ihn langsam. Wenn Temari trotz der Schmerzen so ruhig blieb, musste er es wohl auch bleiben. Was konnte er auch anderes machen? Er konnte niemanden holen, ohne sie alleine zu lassen. Und selbst wenn er aus dem Fenster nach Hilfe schrie, würde sie ihn wohl umbringen, denn sie wollte niemanden hier haben.

Und dann veränderten sich ihre Schreie plötzlich. Am liebsten wäre er jetzt wirklich davon gelaufen, es machte ihm einfach Angst. Innerlich schwor sich der Mann, niemals selbst Kinder in die Welt zu setzen, das hier wollte er auf keinen Fall noch einmal erleben! Schweißgebadet saß er vor der Tür und krallte die Hände an seinen Knien in die Hose, während er auf die Tür starrte. Wann hörte das endlich auf? In dem Moment, als er sich schon die Ohren zuhalten wollte, kam plötzlich ein heller, gluckender Schrei, der Temari ablöste. Fassungslos sprang er auf die Beine: „Temari?“

Ein erschöpftes Keuchen kam von der anderen Seite der Tür: „Warte...“ Warten? Wie lange sollte er denn hier noch auf sie warten? Es kam kein weiterer Mucks aus dem Badezimmer.Unruhig lief er nun wie sie zuvor hin und her, bis er einen Blick zur Uhr warf. Mittlerweile war es kurz nach zwölf mittags. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, wie lange Temari schon im Bad war. Noch immer innerlich gehetzt, lief er hin und her zwischen der Badtür und ihrem Zimmer. Schließlich wusste er sich nicht anders zu helfen, als dass er ihr Bett für sie vorbereitete und sich wieder vor die Badtür stellte, um dort zu warten, wie sie es ihm gesagt hatte. War das Kind nun da? War alles gut? Wie ging es ihr?

Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der kein Ton aus dem Bad kam, wurde endlich die Klinke der Tür hinunter gedrückt. Da stand Temari, in einem Bademantel und mit einem kleinen Bündel auf dem Arm. Die Erschöpfung stand ihr ins Gesicht geschrieben, aber sie wirkte auch glücklich und erleichtert.

„Es ist ein Junge.“, kam ihr lächelnd über die Lippen.

„Komm, leg dich erstmal hin!“, Kankurou legte einen Arm um ihre Taille und geleitete sie sofort zum Bett, zu groß war seine Angst, dass sie vielleicht umkippte. Sie nahm es hin und ließ sich seufzend nieder. Erst als sie lag, konnte ihr Bruder erleichtert aufatmen und sich das Kindchen genauer ansehen. Fast schon ehrfürchtig blickte der Puppenspieler in das Gesicht des Babys: „Ein Junge also?“

Nickend strich Temari dem Kleinen über die Wange.

„Und wie soll er heißen?“

„Ich werde ihn Shikadai nennen...“, kam es bedacht von der Blonden. Das ließ Kankurou lachen: „Das ist ein ordentlicher Wink mit dem Zaunpfahl!“ Sie lachte ebenfalls: „Ja, stimmt.“

„Wie geht’s dir?“, fragte er besorgt und musterte erneut ihr Gesicht. Ihre grünen Augen schauten zu ihm auf: „Ich bin total fertig. Es war scheiße schmerzhaft, mir reicht ein Kind.“

„Was bist du auch so irre und machst das ohne jegliche Hilfe?! Vielleicht hätte dir jemand helfen können!“

„Ich wollte das halt alleine machen und es hat doch auch alles geklappt!“, schmetterte sie ab und legte den Kopf nach hinten auf ihr Kissen, „Aber geh bloß nicht ins Bad...“

„Am liebsten würde ich einfach nach hause rennen.“ Da musste seine Schwester lachen: „Kann ich verstehen. Aber wie wäre es, wenn du uns erst mal was zu essen machst?“

„Eine gute Idee!“, der Puppenspieler erhob sich und ließ die frisch gebackene Mama alleine.

Zufrieden mit sich und ihrer Leistung, strich sie ihrem Sohn immer und immer wieder über die Stirn runter zur Nasenspitze. Es fühlte sich seltsam an, nun Mutter dieses winzigen Etwas zu sein. Sie würde für ihn sorgen, ihn groß ziehen. Und so langsam fühlte sie auch im Herzen, wie eine unglaubliche Liebe zu diesem Kind entstand.

Während der Schwangerschaft tat sich Temari damit schwer, eine Bindung zu dem Kind aufzubauen. Sie war die ganze Sache ziemlich objektiv angegangen. Natürlich hatte die Blonde all das organisiert, was das Kind so brauchen würde, aber es war nicht so, dass sie auf ganz romantische Art Babystrampler gekauft hatte. Aber nun, mit diesem Kind im Arm, fühlte es sich ganz anders an. Sie hätte sich davor niemals vorstellen können, das es jemanden in ihrem Leben geben könnte, den sie sofort so bedingungslos lieben könnte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Carmion2
2024-01-07T22:04:05+00:00 07.01.2024 23:04
Das ist toll das du die zweit Möglichkeit fertig geschrieben hast, und mit uns teilst.

Ja so stellt man sich Temari mit ihrem Sturkopf vor. Du hast sie herrlich getroffen und Kankuro macht sich toll in seiner Rolle.
Antwort von:  Berrii
07.01.2024 23:21
Oh wie schön sich wiederzusehen! <3
Ich freu mich, wenn ich wieder jemanden begeistern kann x3
Danke für deinen Kommi!
Antwort von:  Carmion2
08.01.2024 22:39
Danke, und ich freu mich das du zurück bist.


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