Zum Inhalt der Seite

Diagnose: Schreibblockade

Dreimonatige Challenge
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Also, wenn ich die Geschichten morgens vor der Arbeit schreibe, sollte ich mich doch an die 10 - 15 Minuten halten, sonst wird das alles ein biiiiisschen knapp XD"
Jetzt noch mal in Ruhe durchlesen, was ich da heute früh eigentlich fabriziert hab... Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

9.4.2024: düster

Trotz der zwitschernden Vögel, die durchs Fenster zu hören waren, hätte dieser Morgen für Saskia wohl kaum düsterer beginnen können. Unter tiefem Knurren presste sie die Augenlider zusammen und vergrub das Gesicht im Kissen. Sie fühlte sich, als wäre ein LKW über ihren Kopf gefahren und jede kleine Bewegung brachte ihn mehr zum Pochen und Schmerzen. Im Zeitlupentempo hob sie die Hand und legte sie an die Schläfe; leise Flüche murmelnd, während ihre Kehle so trocken und heiser war, dass sie kaum ihre Stimme fand.

Nie wieder Alkohol, dachte sie beim pelzigen Geschmack auf ihrer Zunge und presste die Brauen zusammen, als sie den ersten Versuch startete, die Augen zu öffnen. Sie lag zwar mit dem Rücken zum Fenster, aber trotzdem war der Raum so von Licht durchflutet, dass es ihr sogleich weiteren Schmerz durch den Kopf jagte. Ein erneutes Knurren und sie presste die Hand auf die Augen.

Mich hat ne Herde Elefanten über den Haufen getrampelt. Sie versank in Selbstmitleid und versuchte, ihre Gedanken und Erinnerungen zu sortieren. So einen Kater hatte sie ja noch nie erlebt…

Unter leichtem Seufzen ging es an den nächsten Versuch und dieses Mal schaffte sie es wenigstens, kurz das Zimmer um sich herum zu mustern, ehe sie wieder ins Kissen sank.

Schlafzimmer, dachte sie und war erleichtert, sich nicht im Bad auf dem Boden oder unter irgendeinem Barhocker wieder zu finden. Gleichzeitig wusste sie aber auch nicht, ob sie sich darüber freuen sollte, in ihrem eigenen Bett zu liegen, als sie merkte, dass sie unter der Bettdecke beinahe nackt war. Hatte sie sich selbst ausgezogen oder war jemand bei ihr gewesen? Und wenn sie jemand begleitet hatte: Wer war es dann gewesen? Sie wusste ja nicht einmal mehr, wie sie zurück nach hause gekommen war und spürte bei diesem Gedanken einen Kloß im Hals.

So was machst du nie wieder, beschwor sie sich nochmals und versuchte sich darauf zu konzentrieren, dass der Tag noch viel düsterer hätte starten können. Lieber wollte sie versuchen, sich den vorherigen Abend ins Gedächtnis zu rufen. Grübelnd richtete sie den Blick an die Zimmerdecke. Bruchstückhaft tauchten Erinnerungsfetzen vor ihr auf, aber sie waren alle zusammenhangslos. Zusätzlich dieses unterschwellige Brummen, das durch die Tür an ihr Ohr drang. Wie sollte man sich denn dabei konzentrieren?! So schnell, wie ihre Wut aufflammte, verschwand sie aber auch wieder, als Saskia bewusst wurde, dass das Brummen von ihrer Kaffeemaschine stammte. Jetzt nahm sie auch den typischen Geruch bewusster wahr und hörte das Klappern von Geschirr. Der Kloß in ihrem Hals wurde zu einem Stein in ihrem Magen.

Wer ist da in meiner Wohnung?, schoss es ihr durch den Kopf und sie versuchte, sich mit der Vorstellung zu beruhigen, dass eine ihrer Freundinnen über Nacht geblieben war. Ihr drängte sich aber auch eine andere Möglichkeit auf und die gefiel ihr ganz und gar nicht – weder die Vorstellung daran, noch, sich jetzt mit dem unerwünschten Gast auseinandersetzen zu müssen. Trotz der Unsicherheit, wer da gerade in ihrer Küche stand, hoffte ein Teil von ihr, dass diese Person sich nach der Tasse Kaffee einfach davonmachen würde. Aber kaum hatte Saskia diesen Gedanken beendet, hörte sie die Bodendiele im Flur knarren und das passierte eigentlich nur beim Weg von der Küche ins Schlafzimmer oder das Bad. Alarmiert wühlte sie sich unters Kissen und stellte sich schlafend. Nur durch eine kleine Ritze hatte sie Ausblick auf die Tür, in der zwei nackte Füße erschienen. Waren sie zierlich und vielleicht sogar lackiert? Nein. Sie waren kräftig und ebenso muskulös wie die behaarten Waden, die daran anschlossen. Nur schwerlich konnte sie sich ein Seufzen verkneifen. Wer war der Kerl, der scheinbar nicht viel mehr als eine Boxershorts trug?

„Verdammt!“, schoss es ihr durch den Kopf. Ein wenig Spaß und Ablenkung hatte sie haben wollen, aber bestimmt nicht in diesem Ausmaß und auf diese Weise! Sie fühlte sich erbärmlich und hoffte noch immer, dass der Typ jetzt bald verschwand.

Hoffentlich legt er sich jetzt nicht wieder her, dachte sie und konnte erkennen, wie er näher an ihr Bett herantrat. Er stellte ein Glas Wasser auf den Nachttisch, sodass sie einen Blick auf seine Uhr erhaschen konnte. Sie war durch und durch aus Metall und die Glieder des Armbands einzeln gefertigt. Die Uhr war ansprechend, aber auch an vielen Armgelenken zu sehen. Noch immer hatte sie also keinen richtigen Hinweis, wer sich gerade zu ihr auf die Bettkante setzte und sich den Kaffee schmecken ließ.

Verschwinde doch endlich!, wollte sie am liebsten herausrufen und ermahnte sich selbst zur Ruhe.

Bestimmt verschwindet er gleich. Rühr dich einfach nicht, überlegte sie, aber dieses Vorhaben war leichter gedacht als umgesetzt, wenn einem der Kaffeegeruch immer penetranter in die Nase stieg. Wie konnte etwas an anderen Tagen so verführerisch duften und jetzt der Ekel in der Tasse sein?

„Oh Gott, nimm das Zeug weg, mir wird schlecht!“, brummte sie schließlich und drückte sich die Hand auf den Mund. Durch das Kissen konnte sie gedämpft sein Kichern hören.

„Na? Endlich wach?“, stand er auf und sie riss erschrocken die Augen auf, nur, um sie sogleich wieder zusammen zu pressen, als der nächste Schmerz zündete. Zögerlich kam sie so weit unter dem Kissen her gekrochen, dass sie ihren Gast gerade noch aus der Tür verschwinden sah.

„Wie viel hab ich getrunken, verflucht?!“, starrte sie ihm fassungslos nach und zweifelte selbst dann noch an ihrem Verstand, als er kurz darauf mit einem weiteren Glas Wasser in der Hand wieder vor ihr stand.

„Guten Morgen, oder sollte ich eher sagen: Guten Nachmittag?“, grinste er und kam – tatsächlich nur in Boxershorts gekleidet – auf sie zu.

„Detlef?!“, fiel ihr alles aus dem Gesicht und selbst nach mehrmaligem Blinzeln wurde sein Gesicht kein anderes. Sie versuchte sich aufzurichten und rutschte weiter ans Kopfende des Bettes, damit es ihrem Rücken Halt gab.

„Wie fühlst du dich?“, nahm er wieder auf der Bettkante Platz und reichte ihr das Glas vom Nachttisch, aber Saskia beachtete es gar nicht.

„Sag mir mal lieber, was du hier machst“, antwortete sie fast lautlos und wusste immer weniger, was sie denken sollte. Das Lächeln verschwand zwar nicht ganz aus Detlefs Gesicht, aber es wurde merklich kleiner.

„Steffen hat mir gestern mächtig den Kopf gewaschen und dann bin ich her gekommen, um mit dir zu reden. Ich wollte das nicht am Handy machen“, stellte er das ignorierte Glas zurück und nippte stattdessen an seinem eigenen. Saskia erinnerte sich endlich an etwas.

„Ja, du hattest mir geschrieben, wo ich bin“, murmelte sie und griff ihr Handy.

„Aber ich hab dir gar nicht geantwortet“, öffnete sie den Chatverlauf und guckte Detlef dann irritiert an.

„Woher hast du gewusst, wo ich bin? Hast du vor der Tür gehockt, bis ich nach hause kam?“

Er schmunzelte leicht.

„Das hatte ich tatsächlich erst vor, aber dann hab ich Sven aus dem Bett geklingelt. Du… hattest Steffen ja erzählt, dass du ausgehen wolltest und ich dachte, vielleicht weiß Sven was dazu“, meinte Detlef und fuhr mit dem Zeigefinger über den Rand seines Glases.

„Du meinst wohl vor allem, ob er wusste, mit wem ich ausgehe“, knurrte Saskia und Detlef senkte den Blick. Sie wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte, aber ein Teil von ihr war auch froh, dass er jetzt neben ihr saß und nicht irgendein anderer Mann. Trotzdem war noch vieles unverständlich.

„Aber wir waren in zig Bars. Woher wusste er...“, murmelte Saskia, als ihr die Lösung selbst einfiel: Jasmin. Detlef grinste wieder.

„Genau genommen hat er nicht sie angeschrieben, sondern umgekehrt“, kratze er sich an der Wange und konnte sich das Lachen kaum verkneifen.

„Hä?“

„Linda, Pia und du wart voll wie die Haubitzen und Jasmin wusste nicht, wie sie euch nach hause kriegen soll. Also hat sie Sven angerufen, um ihr zu helfen. Der war schon auf dem Weg in den Tempelbrunnen, als ich mich bei ihm meldete und ich glaub, am Ende waren beide ganz froh, dass mithelfen konnte, euch heile von dort weg zu bringen. Pia war so blau, dass sie im Stehen einschlief und Jasmin sie kaum halten konnte, Sven musste so tun, als wäre er Lindas Freund, weil sie die ganze Zeit mit einem Typen knutschen wollte, den wir alle nicht kannten und du hast pausenlos was von Karaoke geschrien“.

Saskias Kopf wurde hoch rot und sie zog die Decke bis ans Kinn. Jetzt brauchte sie doch einen großen Schluck Wasser.

„Stimmt, du hast mich Huckepack zum Auto getragen“, erinnerte sie sich und er nickte.

„Zum Glück habt ihr mir nicht auf die Rückbank gereiert; ich glaub kaum, dass Steffen das lustig gefunden hätte“, meinte er und nickte, als Saskia fragte, ob alle heile angekommen waren.

„Sven musste zwar laufen, weil zu wenig Platz im Auto war, aber der hatte es zum Glück nicht weit. Ich hab vorhin kurz mit ihm telefoniert; Jasmin gehts gut und sie meinte, dass die anderen beiden Mädels sich wohl auch schon bei ihr gemeldet hatten“, erzählte er und Saskia schaute wieder auf ihr Handy.

„Ja, Pia hat mich auch schon angeschrieben… scheinbar hab ich nicht als Einzige einen dicken Kater“, murmelte sie zerknautscht, wobei Detlef sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte, aus dem ein Lächeln wurde, als Saskia sich für seine Hilfe bedankte. Das Gespräch wurde für sie zunehmend zur Erleichterung, aber trotzdem war noch nicht geklärt, warum sie beide jetzt halbnackt beieinander saßen. Statt lange herum zu drucksen, entschied Saskia, es offen anzusprechen.

„Haben wir etwa…“, setzte sie an und schaffte es dann doch nicht in einem Anlauf.

„Miteinander geschlafen?“, zog Detlef die Augenbrauen hoch und fing lauthals an zu lachen, als sie nickte.

„Himmel, du hast ja wirklich einen riesigen Filmriss!“, tätschelte er ihr leicht die Hand und schüttelte den Kopf.

„Nein, bei aller Liebe! So verführerisch du als Schnapsleiche auch warst…“, schmunzelte er und dachte daran, dass sie ihm sogar ein entsprechendes Angebot gemacht hatt. Aber das behielt er für sich, um sie nicht noch mehr in Verlegenheit zu bringen.

„Du hast Steffens Auto zwar verschont, aber auf dem Weg zur Wohnungstür hast du`s dann geschafft uns beide voll zu kotzen“, wurde aus dem Schmunzeln ein schiefes Grinsen und Saskia rieb sich bei dem Gehörten peinlich berührt das Gesicht.

„Also haben die Nachbarn das auch noch mitbekommen“, murmelte sie und er zuckte die Schultern.

„Keine Ahnung, ob sie um halb vier nachts an der Tür gelauscht haben, aber gesehen hab ich keinen. Danke übrigens auch; ich wollte schon immer mal um die Uhrzeit das Treppenhaus putzen“, neckte er sie und lachte wieder, als Saskia sich nach vorn sinken ließ, um das Gesicht ins Kissen zur drücken.

„Was kommt als nächstes?“, jammerte sie kleinlaut und machte sich auf weitere peinliche Geschichten gefasst, aber Detlef strich ihr sanft über den Rücken und konnte sie beruhigen.

„Das wars. Ich hab dich ins Bett verfrachtet, unsere dreckigen Klamotten in die Waschmaschine geschmissen und den Rest der Nacht hast du dann engelsgleich geschlafen und geschnarcht“, grinste er und nahm die Hand weg, als Saskia den Kopf wieder hob, um ihn anzuschauen.

„Hast du auf der Couch geschlafen?“, wollte sie wissen, aber er verneinte.

„Ich hab auf dem Sessel gepennt“, deutete er zur Ecke neben dem Kleiderschrank und stand auf, um zu prüfen, ob seine Kleider inzwischen getrocknet waren. Saskia runzelte die Stirn und musterte ihn.

„Moment mal“, meinte sie und er schaute sie fragend an.

„Hast du etwa die ganze Zeit wach gesessen und auf mich aufgepasst?“

Wieder grinste er und schüttelte den Kopf.

„Nicht die ganze Zeit. Solange du geschnarcht hast, konnte ich ja dösen", zwinkerte er und spielte die Sorge herunter, die ihn die Nacht über begleitet hatte. Bei genauerem Hinsehen fielen Saskia allerdings seine Augenringe auf und mit einem Räuspern musste sie die aufkommende Rührung verscheuchen.

„Im Kleiderschrank sind übrigens noch ein paar Sachen von dir", meinte sie rasch und deutete auf das obere Fach.

„Oh", holte Detlef seine Kleidung heraus und war überrascht, dass Saskia sie in der Zwischenzeit noch nicht entsorgt hatte.

„Danke fürs Aufheben“, lächelte er, doch das Strahlen verschwand jäh, als er ihren betretenen Gesichtsausdruck sah. Sie rieb sich die Augen und schluckte.

"Na schön, nachdem wir das alles geklärt haben, bist du mir aber immer noch eine Erklärung schuldig. Was ist so wichtig, dass du dafür extra hergefahren bist?"



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück