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In einem anderen Land

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Kapitel 14

“Ich habe heute doch an meine Jacke gedacht! Warum ist es trotzdem so kalt?”, jammert Elsa und schlingt ihre Arme um sich, um sich etwas zu wärmen. War es vor zwei Tagen auch so kalt? Oder ist es heute noch kälter als vorgestern?

“Ich finde es auch echt kalt”, bestätigt Hailee und dreht sich herum, um sich in Jakes Arme zu werfen. “Wärme mich! Das habe ich vor zwei Tagen schon sagen wollen, konnte es aber noch nicht.”

“Tja, jetzt kannst du es ja. Also komm mal her.” Und schon zieht Jake seine Freundin in eine feste Umarmung, während er mit seinen Händen über ihren Rücken streicht. Elsa sieht die beiden noch einen Augenblick an, ehe sie auf die Stelle blickt, an der die Sonne das letzte Mal aufgegangen war. Der Himmel ist bereits lila gefärbt, lange wird es also nicht mehr dauern, bis die Sonne aufgeht. Dabei bewegt sie sich von einem Fuß auf den anderen, um die Kälte aus ihren Gliedern zu vertreiben.

“Ist dir kalt?”, fragt Mario, der ihre Aussage vorher nicht gehört hat.

“Was? Ja, doch, ein wenig.” Elsa blickt über ihre Schulter zu ihm nach hinten und grinst schief. “Dabei habe ich dieses Mal eine Jacke mehr an.”

“Warte kurz.”

Das Geräusch eines sich öffnenden Reißverschlusses lässt Elsa erneut zu ihm schauen.

“Was? Mario, du musst mir deinen Pulli heute nicht geben und …” Dann erstarrt sie, ihr Herz stockt einen Augenblick, denn das, was er macht, das hat sie nicht erwartet. Er ist hinter sie getreten und hat im nächsten Moment seine Arme mitsamt der Jacke rechts und links um sie geschlungen, verschränkt sie vor ihrem Bauch.

“Ich gebe dir meinen Pullover heute nicht. Ich dachte nur, so wird es dir vielleicht wärmer.”

Elsas Herz nimmt einen Takt an, der unglaublich schnell ist. Ihre Wangen sind hochrot. Seine Nähe. Das hier, das ist noch mehr, als nebeneinander in einem Bett zu schlafen. Und es macht sie verrückt. Ihr Atem kommt stockend über ihre Lippen, während sie nicht weiß, was sie jetzt tun, wie sie reagieren soll.

“Ich mag dich”, flüstert er plötzlich neben ihrem Ohr, bringt sie dazu, mit geweiteten Augen zu ihm aufzusehen. Sie erstarrt erneut, als ihr Blick auf seinen trifft.

“Du …”

“Ich mag dich, sogar sehr. Und ich weiß nicht, wie lange ich mich noch zurückhalten kann. Eigentlich will ich das auch gar nicht. Alles was ich will, ist dir endlich so nahe zu sein. Nein, noch näher als jetzt.” Sein Blick ist immer noch auf ihren gerichtet, hält ihn fest. Langsam senkt er seinen Kopf, kommt mit seinem Mund ihrem näher. Sie spürt schon seinen Atem auf ihren Lippen, als er noch einmal stockt. Er scheint zu warten. Darauf, ob sie sich zurückzieht? Doch sie kann sich nicht rühren, weder vor, noch zurück. Und schon überbrückt er den letzten Abstand und seine Lippen streifen über ihre, berühren sie. Erst nur sanft, dann mit etwas mehr Druck. Elsas Augen schließen sich, während ihr Herz wie wild in ihrem Brustkorb hämmert. Ihre Hände festigen sich um seine Arme an ihrem Bauch, während sie den Kuss vorsichtig erwidert. Das hier, das ist alles, was sie seit langer Zeit will. Bereits seit Jahren hat sie sich ausgemalt, wie es sich wohl anfühlen würde, ihren großen Schwarm zu küssen, den Jungen, inzwischen Mann, für den sie schon so lange Gefühle hat.

Sie kann nicht sagen, wie lange ihr Kuss gedauert hat, ehe sie sich wieder voneinander lösen. Als sie ihre Augen wieder öffnet und Mario seinen Kopf ein Stück zurückzieht, kann sie erkennen, dass auch seine Wangen rot sind. Seine Augen leuchten, doch das werden ihre auch.

“Mario”, flüstert sie seinen Namen schon fast ehrfürchtig.

“Elsa”, erwidert er ebenso, beugt seinen Kopf wieder, wird aber aufgehalten, als ihre Finger seine Lippen berühren und so einen erneuten Kuss verhindern. Fragend sieht er sie an, während sie ihre Hand wieder sinken lässt und sich aus seiner Umarmung befreit, sich in seine Richtung dreht, um ihn direkt ansehen kann.

“Mario … das hier … ich … ich muss wissen, was das für dich ist. Ist das so etwas wie “was in Vegas passiert, bleibt in Vegas”, oder …”

Ein leises Lachen entkommt ihm.

“Elsa, ich dachte, nur deine Freundinnen oder auch Gregor sind schlecht in Geografie. Du auch? Denn das hier ist nicht Vegas, sondern Arizona. Genauer gesagt, der Grand Canyon.”

Auch Elsa lacht, ehe sie ihm ihre flache Hand gegen die Brust schlägt, sie dann dort liegen lässt.

“Mach dich nicht über mich lustig, Mario. Ich meine das hier ganz ernst.”

Schon umfasst seine Hand ihre an seiner Brust.

“Das ist es für mich auch. Elsa, ich meine es ernst. Wirklich.”

“Aber … was wenn … Wir kehren in ein paar Monaten wieder nach Japan zurück. Ich sogar noch vor dir. Wir studieren in verschiedenen Orten und …”

“Dann haben wir in dem einen Jahr eben noch eine Fernbeziehung, Elsa. Ich besuche an den Wochenenden dich, du mich. Wir treffen uns in den Ferien. Ansonsten telefonieren wir, machen Videotelefonate und schreiben uns. Es geht um ein Jahr, das schaffen wir. Und dann willst du wieder nach Hause kommen. Dann können wir schauen, was wir dann zusammen machen. Meinst du nicht auch?”

“Wirklich?” Sie sieht etwas verunsichert aus, doch das beruhigende Lächeln auf seinen Zügen hilft ihr.

“Elsa, das was ich gesagt habe, dass ich dich mag, das stimmt so nicht ganz. Ich bin total in dich verliebt. Das war ich vor Jahren schon einmal. Und dich jetzt wiederzutreffen, Zeit mit dir zu verbringen und dich neu kennenzulernen, das hat dieses Gefühl wiedergebracht. Sogar noch stärker als zuvor. Und ich will damit nicht warten, bis wir wieder in Japan sind, sondern ich will es jetzt schon genießen, dass du hier bist, an meiner Seite. Oder … dich zumindest an meiner Seite zu haben. Ich will keine Minute verlieren, die ich mit dir verbringen kann.”

Auf diese Worte kann Elsa nicht anders, als zu lächeln.

“Das … geht mir auch so, Mario. Und ja, ich will es auch versuchen. Es wäre doch doof, wenn wir diese gemeinsame Zeit verschenken, oder?”

“Das wäre es.” Und damit zieht Mario seine Freundin wieder an sich, senkt seinen Kopf erneut und versinkt mit ihr in ihren zweiten gemeinsamen Kuss.
 

“Hey, ihr habt den Sonnenaufgang verpasst”, erklingt neben ihnen belustigt.

Erschrocken trennt sich das Paar voneinander und sieht auf. Um sie herum stehen ihre Freunde, die sie mehr als nur amüsiert betrachten.

“Anscheinend gibt es jetzt wohl zwei Pärchen in unserem erwählten Kreis”, seufzt Alex. Er blickt zu Brandon. “Dann sind es jetzt wohl nur noch wir zwei. Ob wir wohl …”

“Was? Auf keinen Fall!” Entsetzt sieht dieser ihn an, woraufhin Alex seine Augenbrauen hebt.

“Ich will gar nicht wissen, was du gerade gedacht hast. Aber was ich eigentlich sagen wollte war, dass wir beide uns wohl auch noch eine Freundin suchen müssen.”

Peinlich berührt zieht Brandon seinen Kopf zwischen die Schultern.

“Äh, ja, das macht wohl mehr Sinn …”

Während nun alle um ihn herum lachen, machen sie sich langsam auf den Rückweg zu ihrer Unterkunft, wo sie frühstücken wollen, anschließend ihre Sachen packen und sich dann auf den Nachhauseweg nach Phoenix machen müssen. Doch das hier war der schönste Ausflug, den Elsa und Mario bisher gemacht haben.

Letzterer greift nach der Hand seiner Freundin, verschränkt ihre Finger miteinander, während er sie liebevoll anblickt.

“Ich glaube, ich nehme sehr gerne nach Hause mit, was im Grand Canyon passiert ist. Das will ich auf keinen Fall hier lassen.”

Elsa kichert leise, während sie mit ihrer Hand seine drückt.

“Ja, das finde ich auch.”
 

~~~
 

Als Elsa und Mario vor ihrem Wohnheim ankommen, bleiben sie im Aufzug stehen, dessen Türe sich gerade auf Marios Stockwerk geöffnet hat. Elsa festigt ihren Handdruck um den Griff ihres Handgepäckkoffers, den sie dabeihatte.

“Sehen wir uns nachher noch?”, fragt sie zögernd. Sofort nickt Mario.

“Das tun wir.” Und damit beugt er sich zu ihr und küsst sie sanft auf den Mund, ehe er den Aufzug verlässt und zu seinem Zimmer läuft.

Kaum dass sie in ihrem eigenen Zimmer ist und die Türe hinter sich geschlossen hat, bleibt Elsa einen Augenblick stehen, ehe sie mit einem leisen Jubelschrei in die Luft springt. Sie drückt ihre Hände auf ihre Brust und tänzelt durch ihr Zimmer. Mario erwidert ihre Gefühle! Mehr noch, er will mit ihr zusammen sein, auch in Zukunft, zu Hause in Japan! Und das macht sie glücklich. Als es an ihrer Zimmertüre klopft, erstarrt sie. Oh Gott, war sie zu laut? Mit vor Scham roten Wangen öffnet sie ihre Zimmertüre. Erneut erstarrt sie, als sie erkennt, wer dort steht.

“Tut mir leid, aber ich konnte es ohne dich nicht aushalten. Daher … Darf ich reinkommen?”

Ein Lächeln breitet sich auf Elsas Zügen aus, ehe sie nickt und nach seiner Jacke greift und ihn zu sich zieht.

“Das darfst du. Immer.” Und schon steht sie auf ihren Zehenspitzen, zieht ihn zu sich herunter und drückt ihre Lippen auf seine, während er mit seinem Fuß gerade noch die Zimmertüre zudrücken kann, ehe sie ihn mit sich weiter ins Zimmer hineinzieht.
 

~~~
 

“Ich will nicht! Ich will einfach nicht!” Tränen laufen über Elsas Wangen.

“Ich weiß, Liebling. Ich will es doch auch nicht.” Sanft umfasst Mario ihr Gesicht und versucht mit seinen Daumen der Flüssigkeit Herr zu werden, die aus ihren Augen tritt. “Aber sieh es so, es sind nur sechs Wochen, dann komme ich auch wieder zurück. Und dann …”

“Dann führen wir eine Fernbeziehung.” Elsa schnieft leise.

“Für ein Jahr. Und dann sehen wir, wie wir es machen. Wir könnten uns eine gemeinsame Wohnung suchen, das klingt doch gut.”

Zögerlich nickt sie. Das tut es wirklich.

“Aber trotzdem. Wir waren jetzt fast viereinhalb Monate ständig zusammen und die letzten davon als Paar. Das wird eine heftige Umstellung.”

“Das stimmt. Aber wir schaffen es, Elsa. Ich liebe dich.”

“Und ich dich.”

“Siehst du? Und bitte hör auf mit weinen, sonst fange ich auch noch an.”

“Du?”

“Natürlich. Es bist nicht nur du, der sechs Wochen auf mich verzichten muss. Ich auch auf dich, falls du es vergessen haben solltest.”

Auf diese Worte erwidert Elsa nichts, sie sieht nur etwas ertappt aus.

“Siehst du?” Mario lächelt sie aufmunternd auf, auch wenn es in ihm anders aussieht. “Na also.” Er drückt ihr Kinn sanft nach oben und haucht einen Kuss auf ihre Lippen. “Ich liebe dich.”

“So, fertig mit dem Geschnulze?” Hailees Stimme schneidet durch die Luft. “Wir wollen uns nämlich auch noch verabschieden.”

“Hailee, bitte”, seufzt Jake neben ihr, der ebenfalls peinlich berührt wirkt. Doch eigentlich sollte er sich an seine Freundin schon längst gewöhnt haben.

Mario und Elsa wechseln schmunzelnd einen kurzen Blick, ehe Zweitere auf Hailee zutritt und von dieser sogleich in die Arme geschlossen wird.

Zwanzig Minuten später, nachdem sich Elsa von Hailee, Jake, Alex und Brandon verabschiedet hat, nicht ohne das Versprechen, dass sie sich auf jeden Fall wieder treffen werden, ob hier in den USA oder Japan. Nach zahlreichen ausgetauschten Küssen, Schluchzern und gehauchten Liebesgeständnissen an Mario, zieht Elsa schließlich ihren Handgepäckkoffer hinter sich zur Sicherheitskontrolle, um sich auf den Weg nach Hause zu machen. Doch ein Teil von ihrem Herzen bleibt bei dem Mann, der ebenfalls schon ein Teil ihres Zuhauses geworden ist.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Centranthusalba
2023-07-24T10:00:23+00:00 24.07.2023 12:00
Bin zurück. Wir waren spontan unterwegs dieses Wochenende…

„Mario“
„Elsa“
„Mario“
…😩😩😩😘😘😘

Na da ist es ja endlich geplatzt.🎉
Ging ja dann doch schnell. Nachdem sie so unendlich lange in den letzten Kapiteln umeinanderher sind, ging das jetzt ziemlich schnell.🤔

Und im Epilog dann Hochzeit? 😁💒💍
Antwort von:  Tasha88
24.07.2023 13:47
Das hört sich doch gut an ^^

jaa, da war das Ende schneller da, als gedacht. aber passt doch auch ;)

und da du in die Zukunft blicken kannst ;p
Von:  Carmion2
2023-07-23T20:38:24+00:00 23.07.2023 22:38
Das ist wirklich toll geworden. 😁
Antwort von:  Tasha88
24.07.2023 08:55
Ich danke dir 🥰
Von:  Kyomi
2023-07-21T18:09:38+00:00 21.07.2023 20:09
Hallo Tasha 😊

Ich liebe dieses Kapitel 🥰🥰🥰

Ganz besonders den Anfang.

Mario wirkt hier selbstbewusster und viel offener.

Wie er hinter Elsa tritt und sie umarmt ❤️

Dazu noch sein Geständnis.

Damit hat Elsa nicht gerechnet 😅😅😅

Und dann der Kuss ❤️❤️❤️

Jetzt sind sie endlich ein Paar 🥰

Das Ende, als Elsa sich verabschiedet, ist traurig 🥺🥺🥺

Es muss für die beiden wirklich schwer sein, sich für die nächsten 6 Wochen zu trennen 🥺

Aber auch solche traurigen Szenen mag ich in deinen Geschichten 😊

Liebe Grüße

Kyomi 😊






Antwort von:  Tasha88
22.07.2023 11:30
Hallo Kyomi,

das freut mich wirklich sehr :)
Mario hat eine Entscheidung getroffen - sicher auch ein wenig durch Gregors zureden.
natürlich kann er warten, bis sie zurück in Japan sind. Aber wirklich diese Zeit, die sie gemeinsam haben, verschenken?

aber das Ende muss eben auch kommen. zum Glück nur für eine gewisse Zeit.

Als nächstes kommt nur noch der Epilog, dann ist diese GEschichte wieder vorbei.

Liebe Grüße ^^


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