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Devil in Heaven

von

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Das Heim

Über die Brust des Engels strömte Blut. Das weiße Tuch um seine Hüfte war durchtränkt von der roten Flüssigkeit und die Augen des Engels sahen in glasig abwesend an. Knapp neben seinem Herzen klaffte eine große Einschusswunde, in der wohl immer noch die Kugel stecken musste. Daum hatte er also den Schuss nicht mitbekommen. Hatte der Engel sich in dem Moment wo er losgerannt war und sich auf Marrow fixiert hatte, vor ihn geworfen? Anders konnte er sich die plötzliche Verwundung nicht erklären. Wie konnte er das nicht mitbekommen haben? Der Anblick, der sich ihm erbot, erschreckte ihn, obwohl ihm der Anblick eines sterbenden Menschen oder besser gesagt Teufel, in diesem Fall Engel, nichts Neues war. Außerdem wusste er, dass der Engel es überleben würde. Genau so wie Marrow es überleben würde. Dennoch ergriff ihn irgendetwas, das er nicht ganz beschreiben konnte. Vielleicht weil es das erste Mal war, das jemand gestorben war, um ihn zu beschützen.
 

Doch Neil hatte weder Zeit noch Lust diesen unbestimmten Gefühlen auf den Grund zu gehen. Stattdessen musste er sich schnellstens darum kümmern diese Kugel aus der Wunde zu entfernen bevor die Wunde ich wieder schloss. Das wäre eher unschön für den Engel. Also holte er sein Messer raus - wofür hatte er es überhaupt gewaschen - und setzte mit der Spitze an, um die Kugel, die man zum Glück leicht erkennen konnte, zu entfernen. "Das könnte jetzt weh tun." kündigte Niel an, aber der Engel war wahrscheinlich ohne hin kurz davor ohnmächtig zu werden. Niel war nicht unbedingt geübt in solch einer Aktion und ein Messer war eigentlich auch nicht das richtige Werkzeug hierfür. Daher machte er, während er die Kugel entfernte, die Wunde wohl nur noch schlimmer als besser. Nur einige Sekunden nachdem die Kugel draußen gewesen war, fiel der Engel vollkommen in sich zusammen und Niel strich ihm kurz durchs Haar. "Wie soll ich dich jetzt bitteschön tragen?", fragte er laut, auch wenn ihn keiner hier hören konnte. Egal, wie er den Engel tragen würde, sein weißes Hemd könnte er wohl vergessen bei dem ganzen Blut.
 

Er entschied sich den Engel vor sich mit beiden Händen zu tragen, so musste er keine Angst haben, das dieser herunterfallen könnte. Sein Weg nach Hause war schließlich recht lange und er war sich nicht sicher, wie schnell der Engel zu sich kommen würde. Überraschender Weise blieb der Engel den ganzen Weg über bewusstlos. Dabei hatte Niel extra einen Umweg genommen, um niemanden über den Weg zu laufen. Schließlich zeigten die Flügel ganz offensichtlich, dass er hier keinen Teufel mit sich herumtrug, sondern einen waschechten gefallenen Engel. Das Haus, vor dem er Halt machte, stand im krassen Gegenteil zu dem Haus, aus welchem sie kamen. Ein Bungalow. Angereiht neben anderen ähnlich aussehenden Häuschen. Hier drinnen war wahrscheinlich aller höchstens Platz für zwei Personen. Er musste den Engel kurz vor seiner Haustüre ablegen, um in seiner Tasche den Schlüssel für die Tür herauszuholen. Kaum offen, hob er den Engel wieder vom Boden auf und betrat gemeinsam mit ihm seine Wohnung. Oder das, was er nun einmal zu seiner Wohnung erklärt hatte.
 

Sein erster Weg brachte ihn in das Bad. Schließlich wollte er nicht Blut überall in der Wohnung verteilen. Denn auch wenn die Wunde mittlerweile schon viel besser aussah, quoll noch immer etwas von der warmen roten Flüssigkeit aus ihr heraus. Behutsam legte er den Mann in der Ecke des Bades ab, über der eine Duschbrause hing. Doch bevor er sich um die Säuberung seines Mitbringsels kümmerte, wollte er erst einmal sein nicht mehr so weißes Hemd einweichen. In der Hoffnung es noch retten zu können. Schnell ließ er Wasser in das Waschbecken laufen und knöpfte sich sein Oberteil aus. Darunter kam genau das zum Vorschein, was man bei seinen Kampffähigkeiten erwartet hatte. Ein gut durchtrainierter Oberkörper und ein wohldefiniertes Sixpack. Das Hemd schmiss er kurzer Hand in das warme Wasser, das mittlerweile das Waschbecken füllt und griff in den Schrank, um ein wenig Waschmittel dazuzugeben. Viel erwartete er allerdings nicht von dieser Aktion. Wahrscheinlich konnte er das Hemd dennoch vergessen. Weiß würde das nicht mehr werden.
 

Niel seufzte kurz und wandte sich dann wieder dem Engel hinter ihm zu. Dass er nun oberkörperfrei war, schien ihn nicht weiter zu stören. Schließlich gab es da nichts, was er versuchte zu verbergen und sein Gegenüber war weitaus knapper bekleidet. Niel entfernte die Duschbrause aus ihrer Halterung und stellte das Wasser ein. Kurz wartete er bis das Wasser nicht mehr ganz so eiskalt war dann begann er den Strahl über den Körper des Engels gleiten zu lassen. Er begann bei den Füßen und erlaubte sich, das lächerliche Kleidungsstück zu entfernen, dass sowieso nicht mehr viel verdeckte. Schließlich hatte er schon einmal einen nackten Mann gesehen und zum Waschen musste man sich nun mal entkleiden. Später würde er etwas Passendes suchen, dass man dem Engel anziehen könnte. Außerhalb des Bades musste er ihn ja nicht unbedingt nackt herumlaufen lassen. Das Wasser alleine spülte bereits mehr Dreck als erwartet mit sich und langsam wurde klar, dass der Engel eine weitaus reinere Haut hatte, als Niel vor kurzer Zeit angenommen hatte.
 

"Man könnte seinen Besitzt ja zumindest sauber halten." ärgerte sich Niel ein klein wenig, während er sich langsam nach oben vorarbeitete. Vor der Wunde hielt er allerdings kurz Inne. Er entschloss sich den Strahl ein wenig schwächer einzustellen und nur ganz leicht das Wasser um die Wunde herum laufen zu lassen. Er konnte nur hoffen, dass sich durch seine Aktion mit dem Messer nichts entzündet hatte. Zumindest war es kurz davor noch gewaschen worden und es hatte kein fremdes Blut mehr daran geklebt. Dennoch war es sicherlich nicht steril gewesen. Aber Niel war schließlich kein Arzt und hatte keine Ahnung davon, ob es nun besser gewesen wäre die Kugel drin zu lassen oder vielleicht auch nicht. Auch das war eine spontane Entscheidung gewesen.
 

Als die Wunde etwas weniger dreckig aussah, führte er den Wasserstrahl über die Schultern des Engels zu dessen Kopf. Diesen hatte er zuvor ein wenig angehoben, sodass das Wasser dem Engel nicht in die Augen lief, sondern über dessen Nacken. Den Strahl stellte er wieder stärker, sodass die Haare wirklich überall nass wurden. Schließlich reichten die Haare dem Engel fast bis zu den Schultern. Doch ohne Shampoo würden die Haare nicht ganz sauber werden. Niel hatte allerdings Bedenken, dass etwas von dem Shampoo in die Wunde kommen könnte. Er entschloss sich also zunächst beim reinen Wasser zu bleiben. Auch die Flügel traute er sich nicht zu waschen. Ihm war einfach zu ungewiss, ob man Federn ohne weiteres waschen konnte.
 

Er hatte einmal alles mit Wasser abgewaschen und stellte den Hahn nun wieder aus. Die Brause steckte er zurück in die Halterung und er verließ den Raum kurz, um ein Handtuch und etwas Kleidung zu suchen. Er fand eine Schlafanzughose, die ihm immer etwas zu lang war und ein etwas größeres T-Shirt, das er nun schon länger nicht mehr trug. Niel trocknete den Engel ab, zog ihn an und trug ihn dann einen Raum weiter in das Wohnzimmer, wo er ihn auf das Sofa legte, nur um zu merken, dass dieses viel zu klein war. Der Mann an sich war nicht zu groß für die Sitzfläche, seine Flügel erschwerten die Sache allerdings. Niel konnte sich nicht vorstellen, wie der Mann mit dieser großen zusätzlichen Last am Rücken bequem schlafen konnte. Man hatte ihm mal gesagt, Engel können ihre Flügel bei Bedarf verschwinden lassen, aber da hatte man ihn wohl angeschwindelt, denn der Engel hätte seine Flügel dann ja ganz einfach aus den Fesseln befreien können.
 

"Dann eben das Bett", seufzte Niel und hob den Mann zum wiederholten Mal an. Das Bett im Schlafzimmer war zum Glück groß genug und er konnte den Mann so auf die Seite legen, dass die Flügel waagerecht zum Boden lagen. Niel stützte seine Hände an seiner Hüfte ab. Selbst für ihn war es nicht unbedingt eine Leichtigkeit einen ausgewachsenen Mann herumzutragen. Ganz zu schweigen davon, dass er kurz davor auch noch mehrere Sprints und Ausweichmanöver hingelegt hatte, um den Hausbesitzer gleich zweimal an einem Tag umzulegen. Jetzt hieß es erst einmal warten, bis der Engel aufwachte. In der Zwischenzeit wollte Niel schon einmal überlegen, wie man wohl an so einen Splitter kommen könnte. Wo sie waren, wusste er. Das wussten alle, die damals dabei gewesen waren. An die Splitter dranzukommen war das viel größere Problem. Es hatte schließlich einen Grund, dass sie trotz ihres Wertes nie ihre Besitzer gewechselt haben.
 

Die großen sieben.
 

Teufel, mit denen sich niemand anlegte, der noch halbwegs klar denken konnte.



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