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Final Fate

von

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Der Zwilling

Tales war geschmeidig gelandet, hatte sich schnell umgesehen und war schon über den Platz gelaufen, bevor Radditz seinen Kopf aus dem Fenster gestreckt hatte. Er verschwand zwischen den nächst stehenden Gebäuden. Seine Sicht war verschwommen von den Tränen des Zorns, die sich nach Radditz Schlag und seinem Verhalten darin gebildet hatten. Er hasste ihn, wenn er sich so verhielt und Radditz wusste das. Und trotzdem … wütend wischte er sich mit dem Handrücken über die Augen und dachte nicht weiter darüber nach. Wenn sein einer Bruder ihm so blöd kam, dann würde er jetzt einfach den anderen suchen. Vielleicht war da ja noch etwas von dem, was zwischen Brüdern sein sollte, zu retten nach diesem ganzen Fiasko.
 

Doch schon als Tales auf den nächsten Platz rennen wollte und blitzschnell wieder im Schatten dahinter verschwand, stellte sich heraus, dass dieser Plan zwar gut gemeint, aber in keinster Weise durchdacht war. Er hatte mal wieder gehandelt, ohne seinen Kopf einzuschalten, verdammt! Vor ihm nämlich, auf dem Platz, welchen er gerade so ungestüm hatte überqueren wollen, stand eine Gruppe Soldaten bei der Arbeit. Sie exerzierten irgendwas, während um sie herum andere Saiyajins scheinbar einen Transportgleiter ausluden, der Güter für den Palast brachte. Diese wurden in eines der Gebäude gebracht, die hier zu Hauf standen. Und hinter diesem einen Gleiter standen natürlich noch mehrere andere und es musste ja auf diesem Landeplatz zugehen wie auf dem Hauptmarkt der Unterschicht.
 

Vorsichtig schob er seinen zerzausten Kopf um die Ecke. Bei diesem ganzen Durcheinander wäre es doch sicher möglich sich irgendwo unbemerkt vorbei zu schleichen, zu verstecken, weiter zu schleichen. Das Schloss war zwar noch ein Stück entfernt, aber das würde er schon schaffen. So dachte er, bis ihm ein nicht unmerkliches, wichtiges Detail ins Auge sprang: die vorherrschende Farbe der Kleidung war blau, danach schwarz und weiß. Blaue Rüstung, schwarze Rüstung, alle weiße Stiefel … er könnte sich genauso gut in einen Ozaruh verwandeln, das würde weniger auffallen.
 

Innerlich fluchend blickte er an sich selbst hinab. Der enge, graue Kampfanzug, die mitgenommene einfache Brustplatte … er würde keine zehn Schritte weit kommen. Ob er behaupten könnte er hätte seine Kleidung falsch gewaschen und sie wäre eigentlich schwarz? So lächerlich dieser Gedanke auch war … war es einfach absolut unmöglich, dass ihm das irgendjemand glauben würde! Trottel, schimpfte er sich selbst, er war hier im Palast des Königs und nicht im unteren Ring! In dem Moment, in dem auch nur der geringste Verdacht bestand, er könnte sich aus den unteren Stadtbereichen in den Palast geschlichen haben, würden sie ihn wahrscheinlich einfach exekutieren ohne zu fragen. Aber jetzt zu Radditz zurückkehren wollte er auch nicht. Verdammt …
 

Ein lautes Krachen lenkte Tales Augen auf die ausladenden Saiyajins. Denen war ein Behälter von den kleinen, schwebenden Transportplattformen gefallen, auf die sie die Güter luden und zu den Lagerhäusern brachten. Er traute ja seinen Augen nicht! Aus dem Behälter waren Brustrüstungen und Kampfanzüge gepurzelt. Natürlich in blau! Das darauf folgende Grinsen konnte er sich nicht verkneifen. Glück musste ein Saiyajin haben! Er verfolgte in welches Gebäude die Saiyajins die Rüst- und Kleidungsstücke brachten und schlich sich in einem unbeobachteten Moment hinein. Die beschädigte Box war schnell gefunden und mit einem weiteren Blick, ob er nach wie vor unbemerkt geblieben war, schnappte er sich einen der Harnische, Anzug und es waren sogar weiße Stiefel zu finden. Breit grinsend zog er sich schnell in die Schatten zurück, als die nächste Transportplattform das Gebäude erreichte. Wer sollte ihn denn noch erkennen, wenn er wie alle anderen aussah?
 

Seine alten Sachen zu einem kleinen Bündel zusammenpressend, welches er sich unter den Arm klemmte, erschien er kurze Zeit später wieder mit klopfendem Herzen auf dem Platz. Verstohlen sah er sich nach allen Seiten um und stellte fest, dass kein Saiyajin ihn auch nur eines Blickes würdigte. Das Klamottenbündel würde mit Sicherheit dafür sorgen, dass er noch weniger verdächtig wirkte, weil er war ja nur ein Saiyajin war, der irgendetwas irgendwo hinbrachte in diesem riesigen Areal.
 

Sich ermahnend, dass es nicht hilfreich war, wenn er die ganze Zeit über seinen cleveren, taktischen Zug grinste, als wäre er blöd, nahm er eine neutrale Miene an, zügelte seine Schritte und strebte dem Palast entgegen, in welchem er Kakarott vermutete. Irgendein Saiyajin dort würde mit Sicherheit etwas wissen und wenn man ihn fragen würde, was er dort zu suchen hatte und warum er nach Kakarott fragte, würde er einfach behaupten, man hatte ihn beauftragt ihm eine Rüstung seines Ranges entsprechend zu besorgen und würde als Beweis seine eigenen Klamotten vorzeigen. Ja, das war doch mal ein guter Plan! Und da behauptete Radditz immer, er wolle mit dem Kopf durch die Wand und es würde ihm an Raffinesse fehlen!
 


 

Nappa ging nachdenklich durch die Gänge des Schlosses dem Ausgang entgegen. Er dachte über Vegetas Befehle und Vorhaben nach; in seinen Gedanken erlaubte er sich, seinen Rìgh beim Namen zu nennen, denn er hatte ihn immerhin aufwachsen sehen, ihn ausgebildet und seine ersten Kampf- und Flugstunden geleitet. Nicht alles was Vegeta vor hatte, hatte ihm gefallen. Zwar waren seine Entscheidungen und Befehle bisher immer vorausschauend und gut durchdacht gewesen, aber er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass, seit Kakarott im Palast war, der König weniger logische, als vielmehr impulsive Entscheidungen traf, zumindest was den Jungen anging.
 

War Nappa zu Anfang noch der Meinung gewesen, dass Vegeta dieses exotische Haustier einfach in seinen Rang hätte abschieben sollen, war er von dem Moment an skeptisch geworden, da er Veran bei der Bestrafung geholfen hatte. Sein Instinkt hatte ihm wohl damals schon gesagt, dass in dem Jungen mehr steckte. Nun, dies hatte sich bestätigt, als Vegeta ihm davon erzählte, dass Kakarott ihn trotz ihres ersten, unschönen Aufeinandertreffens in Schutz genommen hatte. Dies war ein Zeichen von großer Charakterstärke und Ehrlichkeit und auch alles andere, was er seit damals beobachtet hatte, ließ den Charakter des Jungen in einem extrem guten Licht dastehen. Vor allen Dingen, nachdem er begonnen hatte die Ähnlichkeiten zwischen Kakarott und Vegeta zu entdecken.
 

Und genau dies war der Punkt, an dem seine Sorgen begannen. Der Rìgh sah einen mächtigen, starken Verbündeten, den er für die Saiyajins gewinnen wollte. Doch Nappa sah einen zweiten Vegeta, auf der Seite der Menschen und ebenso wie er wusste, dass Vegeta niemals etwas über die Saiyajins stellen würde, würde Kakarott niemals von seiner Position den Menschen gegenüber abweichen. Natürlich waren die Gedankenzüge des Königs vollkommen richtig und de facto wäre Kakarotts Position die des Geàrds. Paradoxerweise wäre Kakarott auch noch genau die Art von Saiyajin, die Vegeta als Geàrd bräuchte. Er war stark genug, ihn zu schützen, aber auch ihn herauszufordern, zu prüfen und im Bestreben stärker zu werden, weiter zu bringen. Aber er war auch geradlinig, ehrlich, loyal und vertrauenswürdig. Der Leibwächter eines Königs sollte nämlich mehr sein als nur das. Er sollte auch Berater und Vertrauter sein, jemand dem der König seine Gedanken offenlegen konnte, in dem Wissen, es würde ihm niemals schaden.
 

Und Veran, nun ja, der war eigentlich das Meiste davon nicht … eigentlich überhaupt nichts, aber es hatte Niemand anderen gegeben. Er war nach dem König der stärkste Krieger, abgesehen von ihm und somit waren die Traditionen der Saiyajins eindeutig. Nappa verstand Vegeta, dass er ihn nicht in seiner Nähe haben wollte. Wer wollte schon jemandem sein Leben anvertrauen, dem man nicht vollkommen vertraute, und bisher hatte er den Mittelweg, den sein Rìgh gewählt hatte, als wohl durchdacht gehalten. Doch wenn nun Kakarott offiziell das Zimmer des Geàrds bekam, dann waren Spannungen vorprogrammiert. Veran konnte den Jungen wegen dessen aktueller Nähe zu Vegeta eh schon nicht leiden. Apropos Kakarott … was machte der eigentlich hier im Außenbereich des Schlosses? Wie konnte der denn so schnell wieder auf den Beinen sein? Oder irrte sich Nappa gerade?
 

Stehen bleibend maß er den Saiyajin, welcher in einigem Abstand zu ihm im Gang stand und sich unschlüssig umsah. Die Statur passte, der zerzauste Haarschopf war identisch und selbst die Bewegungen erinnerten Nappa an den Jungen. Blauer Anzug, weiße Stiefel … er fragte sich nur woher Kakarott den Brustpanzer hatte und wie er aus den Zimmerfluchten des Königs hatte entkommen können, ohne dass es bemerkt worden war. Mit streng zusammen gezogenen Brauen ging er auf den Kleinen zu, der sich offensichtlich verlaufen hatte, so planlos wie dieser in die Gänge starrte. „Kakarott!“, herrschte er ihn an. „Wie kommst du hierher?!“
 

Tales Herz machte einen Satz, sprang ihm regelrecht aus dem Hals und für einen Moment befürchtete er, es würde stehen bleiben, als er kampfbereit herumfuhr, um sich der Bedrohung zu stellen, welche da hinter ihm aufgetaucht war. Sein Klamottenbündel fiel auf den Boden, entrollte sich, blieb liegen, sein Schweif hatte sich auf das doppelte seines Volumens aufgebauscht und stand steif hinter ihm ab. Der Saiyajin, der ihn so erschreckt hatte, entpuppte sich als der große, kahlköpfige, mürrische Kerl, der Radditz und ihn in das kleine Zimmer verbannt hatte. Seinem finsteren Gesicht nach zu urteilen würde es jetzt ärger geben, richtigen Ärger. Verdammt! Und dabei war es bis hierher echt gut gelaufen. Ob er abhauen sollte? Kurz sah er in den Gang hinter sich. Er bezweifelte aber, dass er weit kommen würde, also ließ er es und entspanne seine Haltung.
 

Nappas Augen folgten dem Bündel auf dem Boden und im selben Moment wurde ihm sein Fehler klar. Das war nicht Kakarott, das war sein Zwilling, Tales. Na sieh mal einer an … er musste sich tatsächlich ein Schmunzeln verkneifen, denn die Situation war eigentlich nicht lustig, sie war sogar ziemlich ernst. Ein Saiyajin, den er unter Bewachung gestellt hatte, war entkommen, hatte sich einen Kampfanzug besorgt, und war Dank dieser Tarnung bis in die Außenbereiche des Palastes vorgedrungen, ohne dass jemandem aufgefallen war, dass er hier nichts zu suchen hatte. Trotz dieser ganzen negativen Tatsachen eine beachtliche Leistung, die er anerkannte. Das alles zeugte aber auch von einer ziemlichen Unverfrohrenheit und der Neigung Befehle, egal von wem sie kamen, zu missachten. Blieb die Frage, was er nun mit ihm anstellen sollte. Wobei, wenn er ihn für Kakarott gehalten hatte und er jetzt auf dem Weg war zu dessen Freunden … vielleicht konnte ihm diese Ähnlichkeit der Zwillinge nützlich sein.
 

„Laoch Tales“, sprach er ihn in ernstem Ton an. „Du bist dir bewusst, wo du dich befindest? Gegen wessen Befehle du verstoßen hast?“ Bei dieser offiziellen Anrede zog Tales für einen Moment den Kopf ein. Er kannte die Reden, die mit dem Wort Krieger begannen, nur zu gut. Er hatte sie als Frischling ständig gehört und über sich ergehen lassen müssen. Auch danach noch, als er längst ein vollwertiger Soldat war. Dieses Wort hing ihm zum Hals raus! Allerdings würde er sich nicht vor seinen Fehlern drücken und hob trotzig den Kopf. „Ja, weiß ich.“ Nappa nickte, ohne sich etwas anmerken zu lassen. „Dir ist also auch klar, dass nicht nur du, sondern auch deine Brüder für dein Fehlverhalten bestraft werden können?“ Die Hände von Tales ballten sich an dessen Seiten zu Fäusten. „Ja“, presste er zwischen den Lippen hervor. „Und dir ist auch bewusst, dass die Strafe für das Eindringen in den Palast der Status des Tràills auf Lebenszeit ist? Für dich und deine ganze Familie?“
 

Tales ließ sich ruckartig auf sein Knie nieder und senkte den Kopf. Sein Schweif lag flach neben ihm auf dem Boden als Zeichen seiner völligen Unterwerfung. „Bitte, ich bin mir all dessen durchaus bewusst, aber bitte, nicht Kakarott und Radditz. Kakarott ist gerade erst wieder in seiner Heimat angekommen und Radditz hat versucht mich abzuhalten. Es ist nicht ihre Schuld, dass ich mich nicht an Befehle halten kann.“ Nappa hob dezent eine Braue, musterte den knienden Jungen vor sich, die geballten Fäuste auf der Erde, die von seiner Anspannung und Entschlossenheit zeugten. „Wenn wir den beiden diese Strafe erlassen“, setzte er grüblerisch wirkend an, „Müsste deine härter ausfallen.“ Tales Kopf senkte sich noch ein Stück weiter. „Ich akzeptiere jede Strafe.“ „Auch, wenn es bedeutet, dass du den Stolz eines Saiyajins verlierst?“ Das braune Anhängsel, um das es ging, zuckte, doch Tales Antwort kam schnell und ohne Zögern. „Auch dann.“
 

Nappa ließ einige Herzschläge verstreichen, bis er seine angespannte Haltung aufgab. „Hoch mit dir.“ Tales gehorchte, legte den Schweif langsam um seine Hüfte und traute sich Nappa durch die Haare hinweg anzusehen. Die Miene des stämmigen Kriegers wirkte nicht mehr ganz so einschüchternd, dennoch war ihm klar, dass er wie ein Volltrottel gehandelt hatte und aberwitziges Glück hatte, überhaupt so weit gekommen zu sein. „Du wirst mich begleiten.“ „Jawohl.“ „Und vergiss deine Kleidung nicht.“ Tales blinzelte. Die hatte er tatsächlich fast vergessen. Schnell bückte er sich, um sie aufzuheben und dann Nappa zu folgen, der bereits vorausgegangen war. Als Tales zu ihm aufgeschlossen hatte, wurden seine Schritte langsamer, doch er traute sich kein Wort zu sagen und folgte dem Krieger.
 

Jener führte ihn durch ein wahres Labyrinth an Gängen, welche alle in der untersten Ebene des Schlosses verliefen und die Versorgungsadern des Palastes waren. Er hätte sich hier niemals alleine zurechtgefunden und sich hoffnungslos verlaufen. Überall herrschte rege Betriebsamkeit und jeder der hier herumlaufenden Saiyajins schien ein Ziel und eine Aufgabe zu haben. Er sah Palastwächter, Diener verschiedenen Ranges, aber auch immer wieder mal einen Saiyajin in einer Ministerrobe. Sie alle machten Nappa und ihm, nun ja wohl eher Nappa Platz, maßen ihn aber mit neugierigen Blicken, tuschelten sofort, wenn sie an ihnen vorbei waren und steckten die Köpfe zusammen. Darüber runzelte er erst die Stirn, doch dann wurde ihm klar, dass sie ihn für Kakarott halten mussten.
 

Er wendete den Kopf und sah auf Nappas breiten Rücken. Ob er fragen sollte? Oder würde Neugier seine Situation verschlimmern? Doch, ging es eigentlich noch schlimmer? „Wie“, Tales musste sich räuspern, denn sein Hals war so trocken wie das Sandmeer auf ihrem letzten eroberten Planeten. „Wie geht es Kakarott? Lebt er noch?“ Nappa machte nicht deutlich, ob er ihn gehört hatte, oder ob er antworten wollte. Schon der Meinung keine Antwort mehr zu bekommen, senkte Tales den Blick. „Kakarott geht es gut. Der König hat dafür gesorgt, dass man sich um ihn kümmert.“ Erleichtert schloss der Zwilling die Augen. Immerhin, Kaka ging es gut. Sie verfielen wieder in Schweigen und verließen schließlich die Versorgungsgänge.
 

Vor Tales breitete sich ein kleiner Start- und Landeplatz aus, auf dem ein einziges, dafür etwas größeres Schiff bereit stand, um abzuheben. Davor sechs Palastwächter, die auf sie warteten. Als Nappa an die Rampe herantrat, die ins Schiff führte, blieb er stehen und drehte sich zu Tales um, maß ihn mit strengem Blick und nickte mit seinem Kopf die Rampe nach oben. Schluckend und weiterhin schweigend gehorchte der Junge und betrat den Transportgleiter. Nappa und die Palastwächter folgten ihm. Jeder suchte sich einen Platz und dann starteten die Maschinen.
 

Während des ganzen Fluges schlug Tales das Herz bis zum Hals. Er hatte nicht gesehen, dass Nappa mit irgendjemandem gesprochen hatte, seit er ihm begegnet war. Dennoch konnte sich der junge Saiyajin nicht vorstellen, warum er Nappa und die Palastwächter begleitete, wenn es hierbei nicht um ihn ging. Dieser Flug musste etwas mit ihm zu tun haben. Er musste! Aber da keiner der Saiyajins sprach und er auch nicht fragen wollte, blieb er im Ungewissen. Erst bei der Landung sank ihm das Herz in die Hose. Ihr Ziel war eine Mine. Einer Erzmine, in der Tràill arbeiteten. Er ließ den Kopf hängen. So also würde seine Zukunft aussehen und er hatte sich noch nicht einmal von Radditz verabschieden können und seinen Zwilling kaum länger als ein paar Stunden gesehen.
 

Nappa bekam genau mit, wie es um den jungen Saiyajin bestellt war, aber er ließ ihn absichtlich schmoren. Vielleicht würde das dem Kleinen ein wenig den Schweif stutzen und beim nächsten Mal dachte er ein wenig weiter, als bis zu dessen Spitze. Sein kleiner Ausflug hätte ihn und seine Brüder sehr viel mehr kosten können, als einige Stunden bangen. Allerdings musste man ihm zu Gute halten, dass er sich nicht beschwert oder beklagt hatte und auch sonst Haltung bewahrte. Seine Gesichtsfarbe wurde zwar immer blasser, je weiter sie in die Schlucht hinab fuhren, aber er hielt sich stur aufrecht und versuchte auch nicht zu fliehen.
 

Als die Plattform anhielt, begrüßte sie der Aufseher. Nappa hatte ihm ihre Ankunft mitgeteilt und auch die Befehle, die er bekommen hatte. Somit hoffte er, dass bereits alles vorbereitet war und in der Tat, nach einigen Momenten des Wartens erschienen einige Saiyajins, die eine bunte Mischung an Gefangenen in ihrer Mitte hatten. Tatsächlich ein Namekianer, zwei normal wirkende Männer und zwei Zwerge. Nappa wusste, dass diese Fünf unter Kakarott den Widerstand auf der Erde angeführt hatten und die Kraftzehrersteine um ihre Hälse bedeuteten, sie konnten ihre Energien nutzen. Auch jetzt noch war es ihm nicht recht diesen Befehl, sie in die Hauptstadt zu bringen, auszuführen. Gar nicht recht ...
 

„Son Goku? Hey, Son Goku!“ Der größerer der Zwerge machte Anstalten auf Tales zu zurennen, die Wachen wollten ihn aufhalten, doch Nappa hob seine Hand um es zu verhindern. Genau deswegen hatte er Tales mitgenommen und er wollte sehen, was nun passieren würde. Tales, dicht hinter ihm, hob den Kopf, sah irritiert auf die fremden Gefangenen und dann zu ihm. Krillin, der erst auf seinen vermeintlichen Freund zugelaufen war, erkannte seinen Irrtum, wurde langsamer, blieb stehen, musterte Tales skeptisch. „Du … bist nicht Son Goku. Oder?“ Tales runzelte die Stirn, begriff nicht, was hier vor sich ging und starrte abermals zu Nappa. Dieser gab ihm mit einer dezenten Aufforderung seines Kopfes zu verstehen, dass er reagieren durfte.
 

Er trat also ein Stück nach vorne, musterte die Tràills und vor allen Dingen den Kerl, der ihn angesprochen hatte. Es war eine irritierende Situation. Er verstand überhaupt nicht, was hier passierte, warum er noch nicht in Ketten lag und warum er sich mit diesen Individuen abgeben musste. Einer der beiden Größeren schloss zu dem Kleinen auf und musterte ihn mit der gleichen Skepsis, Hoffnung aber auch Irritation. „Goku … erkennst du uns nicht mehr? Wir haben uns doch gestern erst gesehen.“ Yamchu warf Krillin einen fragenden Blick zu, doch der hob nur kurz die Schultern. Son Goku! Tales riss die Augen auf. Diesen Namen hatte Kakarott Radditz entgegen geschrien. 'Ich bin Son Goku!' Das hieß, wer auch immer das war, sie hielten ihn für seinen Zwilling. Ob er deshalb hier war? Aber was, was wurde von ihm erwartet? Sollte er so tun, als wäre er Kakarott? Aber dann … er wusste doch gar nicht wie die Kerle hießen und wie Kakarott eben so war!
 

„Genug davon!“ Nappas Stimme war nicht laut, oder aggressiv, doch der Tonfall darin, der über Jahre die stärksten Krieger des Planeten angeleitet hatte, machte klar, dass man ihm zu gehorchen hatte, wenn man schlimmeres verhindern wollte. „Ihr“, und dabei maß er einen der Gefangenen nach dem anderen. „Dürft euch glücklich schätzen. Dank der Großmütigkeit unseres Rìghs und dem Einsatz Kakarotts wird es euch gestattet am Rande der Hauptstadt eure Arbeit zu verrichten. Seht das als Privileg, fügt euch und es wird euch besser gehen.“ Er wartete nicht auf eine Erwiderung, für ihn war alles gesagt und so gab er dem Aufseher abermals mit einem Nicken zu verstehen, dass die Plattform wieder nach oben fahren sollte.
 

Die Erdlinge warfen sich fragende Blicke zu, hielten es aber für besser vorerst nichts zu sagen oder zu tun, so lange sie die genaue Situation nicht kannten. Zumal jedes Wort, das sie sagten, vielleicht etwas verraten hätte, oder auch Son Goku in Gefahr gebracht hätte. Sie waren sich immer noch nicht sicher, was dieser Besuch am vergangenen Tag zu bedeuten hatte. Sicher wussten sie nur, dass ihr Freund wohl zu diesem Volk und auf diesen Planeten gehörte; zumindest ursprünglich. Denn an seiner Loyalität zweifelte keiner von ihnen, außer vielleicht Piccolo. Aber an dessen Loyalität zweifelten die anderen hin und wieder auch.
 

Einig waren sie sich nur in dem Punkt, dass es verdammt gut tat aus der Mine herauszukommen und je weiter die Plattform nach oben fuhr, umso erleichterter schienen sie alle zu werden. Sie blinzelten, hoben ihre Arme, um ihre Augen vor dem Tageslicht zu schützen, welches sie so lange hatten entbehren müssen, flüsterten leise miteinander, was keiner der Wachen unterband. „Ist es schon wieder Abend?“, fragte Chao-Zu als sie oben angekommen waren und in den rötlichen Himmel blickten. Da keiner der Wächter Anstalten machte ihnen zu antworten und Tales nun irgendwie das Gefühl hatte, diesen Leuten etwas schuldig zu sein, weil sie sich um seinen Zwilling gekümmert hatten, antwortete er: „Nein, eigentlich ist es erst Mittag. Der Himmel auf Vegeta hat immer diese Farbe, außer nachts, dann ist er schwarz.“
 

Die Schritte der Erdlinge stockten bei dieser unerwarteten Antwort kurz, ihre Augen richteten sich auf Tales, der verlegen und etwas unsicher lächelte und sich mit der Hand über seinen Nacken rieb. Diese für Goku so typische Geste brachte im Gegenzug die Erdlinge wieder dazu noch unsicherer zu werden. „Du … bist wirklich nicht Goku und spielst uns etwas vor?“ Krillin kniff die Augen zusammen. Sein ältester Freund war noch nie ein guter Schauspieler gewesen und er wettete sein Leben darauf, dass das hier nicht Goku war, dennoch war diese Ähnlichkeit erschreckend und er musste einfach auf Nummer sicher gehen. Was eine scheiße aber auch, dass sie einfach keine Energien spüren konnten, dann wäre es ein Leichtes zu erfahren, ob es Son Goku war oder nicht.
 

Tales schielte nach vorne zu Nappa, der die Startvorbereitungen des Gleiters beaufsichtigte und dann zu den Palastwächtern, welche noch bei ihnen standen. Er trat ein Stück näher an die Freunde Kakarotts heran und versuchte sich dann an einem freundlichen Lächeln, während sein Schweif nervös um seine Hüfte zuckte. Vielleicht hatte er ja hier die Möglichkeit etwas über Kakarott zu erfahren. Die ganzen Fragen, die ihn sein ganzes Leben schon so beschäftigt hatten. Wenn ihm das jemand beantworten konnte, dann doch hoffentlich die Leute, die sich Kakas Freunde nannten, oder? Nur würden sie auch mit ihm darüber reden?
 

„Ich bin Tales. Kakarotts, oder wie ihr ihn nennt, Son Gokus Zwilling.“ „Ich habe euch doch gesagt, er kann es nicht sein.“, sprach Tenshinhan leise, was von Krillin mit einem dezenten Nicken kommentiert wurde. „Und wo ist Son Goku? Warum bist du hier und nicht er?“ Yamchu trat zu Krillin heran und musterte den ‚Zwilling‘ ihres Freundes. Ob das wirklich stimmte, war für sie noch fraglich, auch wenn diese immense Ähnlichkeit dafürsprach. „Kakarott, er hat“, Tales sah schnell zu Nappa, der aber nichts dagegen zu haben schien, dass er sich mit den Freunden seines Bruders unterhielt. Vorsichtshalber senkte er aber dennoch etwas die Stimme. „Gestern gegen den Rìgh gekämpft. Das war vielleicht ein Schauspiel! Wusstet ihr, dass er sein Supersaiyajin ist?“ Erwartungsvoll schaute er in die unterschiedlichen Gesichter und erntete nur fragende Blicke. „Was ist ein Supersaiyajin?“, fragte Chao-Zu zurück.
 

„Er meint“, erklang Piccolos tiefere Stimme im Hintergrund. „Son Gokus neue Verwandlung. Die blonden Haare.“ Tales nickte. „Ihr wusstet es also?“ Nun nickten die Erdlinge. „Das ist … oh man, das ist einfach nur unglaublich!“ Ein wenig von Tales überschwänglichem Wesen kehrte langsam in ihn zurück. „Ich meine, er ist einfach irre stark!“ „Du sagtest“, mischte sich wieder Tenshinhan ein. „Son Goku hat gegen diesen Kerl gekämpft? Der, der ihn auch hierher begleitet hat? Euren Anführer?“ „Ja, gegen den Rìgh.“ „Und hat er gewonnen?“, wollte Krillin schnell wissen. „Er hat gewonnen, oder? Deswegen werden wir jetzt zu ihm geholt.“ Im Hintergrund konnte man Piccolo tief einatmen sehen. Es wirkte genervt.
 

Tales sah sich plötzlich einer spürbaren Welle der Hoffnung gegenüber und ihm wurde klar, dass er diese nun zerstören würde. Ihm fiel das schwer, wie er überrascht feststellte, und er war verwirrt. Er hatte sich nie Gedanken über die Tràills gemacht. Sie waren schon immer Bestandteil seines Lebens gewesen und auch des Lebens auf Vegeta. Sie waren da, wie Gegenstände. Jetzt, wurde ihm mit einem Mal klar, dass diese Gegenstände keine Gegenstände waren. Er sah in die von Hoffnung gezeichneten Gesichter von Krillin, Chao-Zu, Yamchu und Tenshinhan, die von ihm hören wollten, dass ihr Freund, sein Bruder, sie nun retten und zu ihrem ‚nach Hause‘ bringen würde. Aber das würde nicht geschehen. Das, würde nie geschehen.
 

„Er“, zögerte der junge Saiyajin diese bittere Klarheit nun auszusprechen. „Nein, er hat nicht gewonnen. Der Rìgh war stärker und hat ihn besiegt.“ Fassungslosigkeit, Irritation, Ernüchterung, Unglauben, gemischt mit einer langsam herauf dämmernden Erkenntnis, dass sie es wohl doch nicht ihrem Freund zu verdanken hatten, dass sie nun aus der Mine kamen, schlug Tales entgegen. Danach kam die Folgerung, dass, wenn Son Goku es nicht geschafft hatte den Anführer, oder König, Rìgh, wie auch immer, zu besiegen, es für sie alle sehr schlecht aussah. Piccolo war es, der die daraus resultierende, erste wichtige Frage stellte. „Das bedeutet, euer Anführer ist dieser Verwandlung auch mächtig?“
 

Bevor Tales darauf antworten konnte, trat Nappa hinzu und maß den jungen Krieger mit einem mahnenden Blick, den dieser sofort verstand. „Ihr könnt auf dem Flug weitersprechen.“, unterband er vorerst jede weiteren Worte und ließ die Wächter mit den Gefangenen den Transportgleiter betreten. Als sie außer Hörweite waren, wendete er sich zu Tales um. „Du hast verstanden?“ Tales nickte. „Keine Informationen über die Stärke eines unseres Volkes.“ „Weiter.“ „Auch keinerlei Informationen über Truppenstärke, Kampfkräfte, politische Dinge, oder andere Sachen, welche ihnen irgendwie zur Flucht verhelfen könnten.“ „Was also ist deine Aufgabe?“ Einen Moment brauchte Tales bis sein Gehirn die einzelnen Puzzlestücke zusammen gesetzt hatte. Dann aber straffte er seine Statur und sah mit entschlossenem Blick zu Nappa. „Ihr Vertrauen gewinnen und Informationen über Kakarott sammeln.“ Ein sehr vages und kaum zu bemerkendes Lächeln erschien auf Nappas Gesicht. „Du hast deine Befehle Laoch.“ Als Nappa daraufhin, ohne noch etwas hinzuzufügen, an ihm vorbei ging, wanderte Tales Faust an sein Herz und er senkte den Kopf. Dass diese Befehle seinen eigenen Interessen sehr entgegen kamen, musste er ja Niemanden auf die Nase binden.
 


 

Es war früher Abend, die Farbe des Himmels hatte sich in einen blutroten Ton gewandelt, als Vegeta nach einem sehr langen Tag seine Zimmerfluchten betrat. Im Gehen zog er sich bereits die Handschuhe von den Fingern und öffnete die Schließen seines hinter ihm wehenden Mantels, um ihn sich von den Schultern zu ziehen. Einen Moment blieb er stehen und nahm einen tiefen Atemzug, versuchte die Gedanken an die bevorstehenden Geschehnisse nicht zuzulassen und scheiterte. Er wusste genau, was nun geschehen würde. In den nächsten Tagen würde ein offizielles Ersuchen der Familie Verans bei ihm eintreffen, daraufhin würde ein Treffen mit dessen Oberhaupt, Verans Vater, erfolgen. Ein langes und schwieriges Treffen, an dessen Ende er, Vegeta, sich durchsetzen würde und gleichzeitig eine der mächtigsten und einflussreichsten Familien der Cogadh Uaisle verprellen würde. Denn die Forderung, die bei dieser Zusammenkunft gestellt werden würde, konnte, nein, wollte er nicht erfüllen. Er würde Veran nicht offiziell und damit endgültig als seinen Geàrd anerkennen, das hatte ihm dieser Tag einmal mehr gezeigt.
 

Als er am Vormittag zu der Inspektion seiner Truppen aufgebrochen war, hatte er mit seinen Freiceadan begonnen, die direkt Veran unterstellt waren. Sein Geàrd war, wie es der Tradition entsprach, die ganze Inspektionszeit nicht von seiner Seite gewichen und hatte die Übungen selbst geleitet. Bis hierher war noch alles so verlaufen, wie es das hätte tun sollen, außer dass dem Rìgh die dauerhafte Nähe seines Leibwächters einfach nicht behagte. Als sie dann bei den Palastwächtern angekommen waren, hatten die ersten Unstimmigkeiten begonnen. Die Palastwache, welche eigentlich auch dem Geàrd des Königs unterstand, unter Vegeta aber von Nappa geleitet wurde, hatte Probleme den harschen und sehr überheblich gestellten Befehlen Verans zu folgen. Ständig hatte sein Leibwächter etwas auszusetzen gehabt, hatte die Soldaten angeherrscht, wenn ihm etwas nicht gefallen hatte und hatte keinen Moment ausgelassen, um sich über Nappas Nachlässigkeit den Soldaten gegenüber aufzuregen. Er hatte die Palastwächter mit seinen perfekten Freiceadan verglichen und sie offiziell mit seinen Worten herabgestuft. Das dies eine Tatsache war, war die eine Seite der Münze, dass man den Soldaten, die für die eigene Sicherheit sorgten, dennoch das Gefühl geben musste, man schätzte ihre Arbeit, um so ihre Loyalität zu fördern, war eine andere. Vegeta hatte nichts dazu gesagt, hatte weiter beobachtet und einem seiner Minister die Order gegeben, diese Truppeninspektion am folgenden Tag zu wiederholen. Diesmal allerdings wollte er sie persönlich und mit Nappa leiten.
 

Die Übungen der Elitestreitmacht der Hauptstadt hatte ähnlich begonnen. Veran, als Geàrd des Königs allen Soldaten der Hauptstadt Kommandoberechtigt, hatte sich als genau der Befehlshaber aus dem Kriegsadel aufgespielt, der er war. Auch hier hatte Vegeta eine Zeit lang beobachtet und dann schließlich eingegriffen. Wenn sein Leibwächter so weiter gemacht hätte, hätte er begonnen sich Sorgen darüber zu machen, wie loyal seine Truppen im Ernstfall noch zu ihm stehen würden. Bei der Mittelschicht und Unterklasse hatte sich das Ganze in immer hochmütigerem Ausmaß wiederholt, sodass Vegeta jedes mal früher hatte eingreifen müssen. Als sie am späten Nachmittag auf dem Rückweg in den Palastbezirk gewesen waren, war sich Vegeta endgültig sicher gewesen. Die Position des Geàrds, die ebenso wie die der Bainrìgh dem König eine Stütze bei der Regierung sein sollte, war in seinem Fall absolut fehlbesetzt.
 

Veran wäre von seinem ganzen Wesen her der perfekte Geàrd seines Vaters gewesen, der mit Nappas ruhiger und überlegter, aber vor allen Dingen sehr aufgeschlossenen Art was die verschiedenen Klassen der Saiyajins anging, nicht immer einverstanden gewesen war. Dort wo sein Vater über die Stränge geschlagen hatte, seinem Jähzorn freien Lauf gelassen und seine Position als Rìgh mit aller Härte vertreten hatte, hatte Nappa abgemildert, hatte Verständnis für das Verhalten des Königs geschaffen und die Loyalität gefördert. Im Nachhinein betrachtet war es Nappa zu verdanken, dass er sich in vielen dieser Punkte deutlich von seinem Vater unterschied. Immerhin fiel dem Geàrd, egal ob dem des Rìghs oder der der Bainrìgh, ab einem gewissen Alter die Erziehung des Thronfolgers zu, oder eben der Thronfolgerin. Das machte bei Saiyajins keinen Unterschied. Auch das Alter nicht. Wenn der oder die Jüngere stärker war, so war es sein oder ihr Anrecht Rìgh oder Bainrìgh zu werden. Solange das Blut königlich und stark war, würde ihnen jeder Saiyajin folgen.
 

Vegeta rieb sich über das Gesicht als er in seinem Schlafraum ankam. Allein bei der Vorstellung, Veran die Erziehung seines Sohnes zu überlassen, wurde ihm anders. Nein, nur über seinen toten Körper. Das würde bedeutet, die Saiyajins einem tyrannischen und hitzköpfigen Narren zu übergeben, der keinerlei Gespür für Loyalität hatte. Das wäre ihr Untergang und das würde er niemals verantworten. Wenn dies also bedeutete, dass er sich den Zorn einer Familie aus dem Kriegsadel zuzog, dann war das ein geringer Preis, auch wenn er auf diese Auseinandersetzung nicht die geringste Lust hatte. Wenigstens hatte er das Gespräch mit Veran im Anschluss an ihre Inspektion schon hinter sich gebracht.
 

Er hatte seinem Leibwächter klar und deutlich gesagt, dass er nicht das Zimmer des Geàrds beziehen würde, wie Veran sich das schon ausgemalt hatte. Vegeta würde ihm die Stellung lassen, so lange bis ein Ersatz gefunden war. Wen er dafür im Auge hatte, hatte er ihm natürlich nicht gesagt, auch wenn das ziemlich offensichtlich war, denn der neue Geàrd würde Veran erst besiegen müssen, um dessen Position einzunehmen und dazu waren zurzeit nur zwei Personen in der Lage, drei, wenn man Nappa dazu zählte. Dennoch hatte er Kakarotts Namen nicht genannt. Allerdings würde er auf das Zimmer neben dem seinen ein Auge haben müssen, nicht, dass es da noch zu einem Zwischenfall kommen würde. Vegeta streifte sich die Rüstung ab. Was für eine Zeitverschwendung! Und das alles nur, weil Verans Vater es unterlassen hatte seinem Sohn Verstand einzuprügeln.
 

Apropos Zimmer … Vegeta ließ den Blick über das Seine wandern und bemerkte zufrieden, dass der Käfig verschwunden war. Er schritt in das angrenzende und auch hier waren alle gewünschten Dinge für das Bewohnen hergerichtet worden. Nun galt es nur noch dessen zukünftigen Bewohner zu finden, der, wie Vegeta sofort als er eingetreten war, aufgefallen war, nämlich nicht mehr in seinem Bett lag. Der wird doch nicht geflüchtet sein in seinem Zustand?, fragte er sich irritiert und warf einen prüfenden Blick in den angrenzenden Waschraum. Auch hier war kein Kakarott. Noch mehr Zeitverschwendung an diesem Tag, einfach großartig!
 

Kaum hatte Vegeta das gedacht, hörte er das helle Lachen von Runa. Etwas irritiert darüber, es in der Nähe seines Schlafzimmers zu hören, denn normalerweise hielt sie sich dort nicht ohne ihn auf, ging er dem Geräusch nach und öffnete die kaum sichtbare Türe in der großen Glasfront, um in den Dachgarten hinauszugehen. Augenblicklich wurde ihre Stimme deutlicher und es hatte den Anschein als würde sie sich mit jemandem unterhalten.
 

Vegeta folgte dem schmalen, mit hellen Steinen ausgelegten Weg durch die Fauna und nahm Gesprächsfetzen war. „...das ist dir nicht wirklich passiert?“ Runa. „Doch … schon.“ Das war Kakarotts Stimme. Da war der Kerl also abgeblieben. „Und wie ging es dann weiter?“ Seine langjährige Begleiterin war sichtlich amüsiert. „Ich habe erst mal etwas gegessen und den Kerl dann noch mal herausgefordert.“ Runa lachte wieder und Vegeta konnte ihr belustigtes Kopfschütteln vor seinem inneren Auge sehen. „Einen Kampf zu verlieren, weil man nicht genug gegessen hat. Das habe ich auch noch nicht gehört.“ Als Kakarott antwortete, klang seine Stimme eingeschnappt. „Woher hätte ich denn damals wissen sollen, dass das so eng miteinander verbunden ist bei euch … uns?“ Dies hielt der König für eine gute Gelegenheit, um zwischen den Pflanzen hervorzutreten.
 

„Indem du auf deine inneren Instinkte hörst, Kakarott. Das ist die einfachste Methode solche Fehler zu vermeiden.“ Runa und Son Goku verfielen augenblicklich in Schweigen und sahen ihn an. Runa mit einem erfreuten, Kakarott mit einem sehr finsteren Blick. Auch die Atmosphäre kühlte sich schlagartig ab. Kein Wunder, konnte man Kakarott und ihn doch nun, und ohne zu Übertreiben, als ernsthafte Gegner bezeichnen. Vegetas Augen wanderten über den Jüngeren, der sich eines seiner Laken als Bekleidung um seine Hüften geliehen hatte und dessen Blutergüsse und Prellungen gut zu verheilen schienen. Runa hatte eine Trainingsrüstung an und er fragte sich, ob die beiden … aber nein, dafür war Kakarott noch viel zu geschwächt. Sie konnten unmöglich trainiert haben.
 

Der Tisch zwischen ihnen war mit Essen und Trinken voll beladen und er schätze, dass dies Runas Werk war. Sie hatte sich wohl ein wenig um Kakarott gekümmert, während er seinen Verpflichtungen nachgegangen war. Gut. „Willst du dich nicht zu uns setzen, mein Rìgh? Kakarott ist gerade dabei mir ein wenig von sich und seinem Leben auf der Erde zu erzählen.“ Wollte er das? Eine Braue hebend sah er von Runa zu dem Erdsaiyajin. Es wäre die einfachste Art etwas über ihn herauszufinden, allerdings, dem Gesicht Kakarotts nach zu urteilen, würde der ab jetzt nichts mehr von sich erzählen. „Ich muss mit ihm reden Runa. Lass uns alleine.“ Das war verdammt unhöflich von ihm, überhaupt verhielt er sich ihr gegenüber in letzter Zeit nicht fair … und mit ihr reden musste er auch noch. Wenn er sich seine Bainrìgh ausgesucht hatte, war das für Runa die Zeit den Palast zu verlassen. Was danach mit ihr geschehen würde, auch darum musste er sich noch kümmern. Aber eines nach dem anderen.
 

Runa unterdessen schien von seinen rüden Worten nicht gekränkt zu sein. Im Gegenteil, sie zwinkerte Kakarott sogar zu. „Lass uns das wiederholen, Kakarott. Ich möchte wirklich gerne wissen, wie dieser Kampf weiter gegangen ist.“ Aus seinem finsteren Blick zu Vegeta gerissen, sah Goku Runa erst irritiert und verunsichert, dann schüchtern an und nickte. „G...gern. Wenn es geht.“ „Natürlich. Wenn Vegeta nichts dagegen hat?“ Sie sah zu ihm. „Hab ich nicht.“, antwortete dieser knapp und sie erhob sich mit einem respektvollen Neigen ihres Kopfes in seine Richtung. „Dann auf bald, Kakarott. Mein Rìgh.“ Runa führte ihre Faust ans Herz und als Vegeta diesen Salut mit einer dezenten Kopfbewegung akzeptierte, entfernte sie sich.
 

Die beiden Männer sahen ihr nach und synchron, als würden sie sich schon ewig kennen, kehrten ihre Köpfe wieder zu ihrem jeweiligen Gegenüber zurück. Nur noch der Wind war zu hören, der durch die Büsche und Bäume des Gartens fuhr, Blätter und Äste rascheln und knacken ließ und, als er sie erreichte, auch ihre Haare in Bewegung setzte, ebenso das Laken um Son Gokus Hüften. „Kakarott.“ „Vegeta.“, ahmte dieser den Tonfall des Königs nach, erntete ein Zucken von dessen Braue, erwartete einen arroganten Spruch und wurde dann vollkommen aus dem Konzept gebracht, als sich der Rìgh einfach mit den Worten zu ihm an den Tisch setzte: „Wie schmeckt das Fleisch?“



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