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Im Dunkeln der Nacht

Mystery Spell
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hinweis:

Game: Peter
Szene: Party im Wald Komplett anzeigen

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Partystimmung

Die ganze Stadt scheint in Partylaune zu sein und sich auch dafür zurecht gemacht zu haben. Alles, wirklich alles, ist geschmückt. Die Laternen, die Geschäfte, Bars und auch sämtliche Privathäuser. Es herrscht schon seit einigen Tagen ausgelassenen Stimmung, selbst in der Uni. Die Professoren drückten eher mal ein Auge zu und waren auch entspannter. Natürlich, könnte das an den Ferien liegen, die ab morgen für zwei Wochen ihren Alltag bestimmen würden. Auch die Lehrer dürften sich freuen, mal keine Studenten zu sehen, Arbeiten zu korrigieren und Unterricht vorzubereiten. 

Auf ihrem Weg durch die Stadt, habe sie einige bekannte Gesichter getroffen, ebenfalls verkleidet, wie sie selbst. Die Kinder, die fleißig von Haustür zu Haustür gezogen waren, traten nun auch langsam die Heimreise an. Die Bars an denen sie vorbeigelaufen waren, waren gut gefüllt und es wurde ausgelassen gefeiert. Nach einer guten halben Stunde haben sie Mystery Spell endlich hinter sich gelassen und stehen vor einem Waldstück.

„Hier? Sicher?“, fragt die junge Frau irritiert. Sie hört und sieht nichts. Irgendwie hat sie Licht und Partygeräusche, wenigstens in der Ferne, erwartet. Aber es herrscht absolute Stille; nur das Rascheln der Blätter ist zu hören und dass Dunkel der Nacht ist zu sehen. Lediglich der fast komplett bedeckte Vollmond beleuchtet schwach die Umgebung. Unweigerlich stellen sich die feinen Härchen auf Emmas Armen auf und Gänsehaut zieht über ihren Rücken. Die Situation erinnert sie an etwas, aber sie weiß nicht genau was. Ihr Magen rebelliert und ängstliche Unruhe macht sich darin breit.

„Wenn man es gleich von der Straße aus sehen würde, wäre es ja nicht geheim und abseits! Sei kein Hasenfuß und komm! Das wird toll, versprochen.“ Sarah nimmt ihre Freundin am Arm und läuft zielsicher los. Sie lächelt geheimnisvoll und ihre Augen strahlen.

Es geht in den Wald, einen kaum erkennbaren Pfad entlang. Die Oktoberluft ist kalt und kleine Dampfwölkchen bilden sich vor den Mündern und Nasen der beiden. Es wird immer dunkler um sie herum, je dichter das Blätterdach wird. Es fühlt sich an, als würde der Rest der Welt einfach im Nichts verschwinden.

Nur der Wald, sie und Sarah. Einen Moment muss sie darüber schmunzeln, dann überkommt sie wieder ein ungutes Gefühl. „Weißt du, wo wir hinlaufen?“, fragt sie vorsichtig nach. Sie erkennt quasi nichts mehr; nur dunkle Schemen und Schatten um sie herum. Sie kann es sich nicht erklären, aber sie bekommt es nun langsam wirklich mit der Angst zu tun.

„Klar!“ Sarah scheint sich nicht beirren zu lassen. Sie kramt ihr Handy aus ihrer Tasche und schaltet die Taschenlampenfunktion an. „Damit du auch etwas siehst“, witzelt sie und läuft weiter.

Nach einigen weiteren Minuten und viel Gefluche, wegen den typischen Stolperfallen die ein Wald so zu bieten hat, hört man in der Ferne Stimmen. Durch die Stämme und Sträucher bricht sich der Schall, so dass man weder die Entfernung noch die genaue Richtung festlegen kann, aber sie sind da irgendwo.

Die junge Frau fühlt sich erleichtert und atmet durch. Die Anspannung die sie ergriffen hat fällt langsam von ihr ab.

„Dachtest du, ich habe dich verarscht?“, kichert Sarah gespielt empört und stemmt die Hände in die Hüften.

„Nein, nein – niemals“, lacht Emma und hebt abwehrend die Hände. Sie hat das tatsächlich nicht gedacht, aber die Situation hier im Dunkeln hat scheinbar eine Urangst in ihr ausgelöst, gegen die sie einfach nicht ankam.

Sie haken sich beieinander unter und laufen etwas schneller. Die Stimme werden lauter und bald taucht der erste Feuerschein auf. Laternen hängen an den Bäumen, getarnt als Fledermäuse und Geister, deren Augen rot flackern. Kürbisse, mit schreckens- oder wutverzerrten Gesichtern, säumen den kleinen Trampelfpad und führen zu einer größeren Lichtung. In der Mitte brennt ein großes Lagerfeuer, dass nicht nur Licht, sondern auch genügend Wärme spendet, damit man trotz eher dürftiger Bekleidung nicht friert.

Es herrscht reges Treiben und die Bässe der Musik brummen wohlig. In der Ecke steht ein Notstromaggregat, dass nicht nur die Musikanlage, sondern auch diverse Lichterketten mit Energie versorgt. Es wird bereits ausgelassenen getanzt und getrunken.

„Los geht`s!“, jubelt Sarah und zieht die überrumpelte Emma hinter sich her.

Nachdem die ersten Getränke ihre Wirkung entfaltet haben wird es ausgelassener. Die Freundinnen tanzen und bewegen sich zur Musik. Der Feuerschein umschmeichelt sie, Schatten umspielen ihre Körper während sie sich immer weiter vom Beat treiben lassen. Sie feiern eng beisammen, lassen die jungen Männer, die sich ihnen nähern, abblitzen. Jetzt und hier gibt es nur sie beide. Jede von ihnen hat ihre Gründe, diesen Moment abseits von allen zu brauchen und zu genießen.

Runde um Runde wird getanzt, bis sie beide völlig außer Atem sind. Sie sehen sich an und müssen lachen; ja, das Make-Up hat überlebt, aber die Frisuren sitzen nicht mehr so wie sie sollten.

Sie verlassen die „Tanzfläche“ und holen sich neue Getränke. Zwei andere Studenten gesellen sich zu ihnen. Sarah scheint sofort Feuer und Flamme; die junge Frau fühlt sich etwas überfordert mit den Avancen. Sie bleibt höflich und freundlich; und nach ein wenig Smalltalk findet sie dann doch noch Gefallen daran.

Es wird getrunken und gescherzt, und mit zunehmenden Alkoholpegel auch heftig geflirtet – zumindest um Emma herum. Den Studenten, der sie bis eben noch heftig angemacht hat, hat sie deutlich gemacht, dass definitiv nichts laufen wird heute Nacht. Sie ist nicht der Typ dafür, der sich einfach abschleppen lässt; noch dazu von einem Unbekannten am ersten Abend. Nein, da ist er bei ihr an der falschen Adresse. Er hat sich ziemlich schnell davon getrollt und sich mit einer anderen getröstet – Männer!

Auch wenn sie nicht weiß warum, musste sie mehrfach an die Bartholys denken. Die Situation heute war eine von vielen in den letzten Wochen, die den Eindruck erweckten, dass da … ja, was? Dass sie sie mögen? Mehr wie angenommen? Alle drei auf einmal und aus dem Nichts? Irgendwie schwer vorstellbar. Noch dazu, kann sie ihre eigenen Reaktionen oft nicht so wirklich verstehen. Manchmal hat sie das Gefühl, dass da etwas im Verborgenen ist. Sie hat zwar keine neuen Gedächtnislücken, aber die bereits bestehenden bereiten ihr zunehmend Kopf zerbrechen.

Das Kindermädchen sitzt da, denkt nach und beobachtet Sarah, die auf der Tanzfläche abgeht und ihrem Kerl den Kopf zu verdrehen scheint. Sie sieht heute nicht nur aus wie eine Katze, nein, sie bewegt sich auch so – geschmeidig und sicher. Die junge Frau ist neidisch, wenn sie ehrlich ist. Sarahs Selbstbewusstsein ist wirklich beeindrucken, gepaart mit ihrer energiegeladenen und fröhlichen Art, fegt sie einen damit fast um.

Während sie ihre beste Freundin dabei zu sieht, wie sie sich rhythmisch zur Musik bewegt, driften ihre Gedanken weiter ab. Unweigerlich muss sie an die Begegnung mit Professor Jones heute denken.

Nach einigen ganzen Wochen, hatte sie es endlich geschafft, nicht mehr ständig an seinen nackten Körper zu denken, wenn sie ihn sah. Nicolaes Übungen mit ihr, haben einen großen Teil dazu beigetragen und sie war mehr als froh darüber gewesen. Ihre Noten in „Mythen und Legenden“ hatten tatsächlich auffallend darunter gelitten, dass sie oft abgelenkt war. Entweder durch die Gedanken an nackte Haut, oder an nacktes Entsetzen, wenn sie doch wieder einen Alptraum in der Nacht hatte.

Ihrem Lehrer war das ebenfalls nicht entgangen und er hatte sie nach dem Unterricht irgendwann zur Rede gestellt. Er schien sehr besorgt um sie und machte deutlich, dass er ihr jeder Zeit helfen würde, falls sie Probleme hat. Sie weiß nicht, aber es hat sie tief berührt, dass sie ihm offenbar so wichtig ist. Wäre sie irgendeine x-beliebige Studentin in seinen Augen, wäre ihm ihr Notendurschnitt wohl herzlich egal gewesen, von ihrem allgemeinen Befinden ganz zu schweigen.

Er hatte ihr tief in die Augen gesehen und eine merkwürdige Unruhe in ihr geweckt. Ein wenig, wie bei den Brüdern, und doch anders. Seine bernsteinfarbenen Augen hatten sich mit einer unfassbaren Intensität in ihren Geist gebrannt, dass selbst Nicolaes Hypnose- und Gedankenlese-Blick, nicht daran herankam. Sie hatte schüchtern genickt und eilig den Hörsaal verlassen, weil sie nicht wusste, wie sie reagieren sollte.

Die nächsten Wochen, hatte er seinen Worten auch Taten folgen lassen. Immer wieder hatte er mit ihr gesprochen, wenn sich die Gelegenheit geboten hatte. Manchmal hatte sie sogar das Gefühl, dass er bewusst solche Situationen suchte. Sie hatten geredet; über dieses und jenes – üblicher Smalltalk eben. Die Gespräche gingen über den Unterricht und irgendwann auch über eher Privates. Er hat ihr von Begebenheiten erzählt, die in keinem Reisebericht seiner Expeditionen aufgetaucht sind. Außergewöhnliche Ereignisse; im guten wie im schlechtem Sinne.

Und sie … sie hat es geschafft irgendwann über ihr „altes Leben“ zureden. Über die Zeit, als ihre Eltern noch gelebt hatten. Es war merkwürdig gewesen. Emma hat seit sie hier ist mit niemanden darüber gesprochen – weder mit Sarah, noch mit den Bartholys. Tatsächlich wissen jene nicht mal davon, bzw nur sehr, sehr wenig. Doch bei Professor Jones, hat es sich wie das Natürlichste der Welt angefühlt, es ihm zu sagen. Das war der Moment, wo ihr bewusst wurde, dass sie eine Vertrauensbasis zu ihm aufgebaut hatte, mit der sie in keinster Weise gerechnet hatte. Die Erkenntnis war zunächst befremdlich und unangenehm, weil er ja ihr Dozent war und nicht irgendwer. Aber eigentlich, ins geheim, gefiel es ihr.

Heute hatte er sie wieder beiseite genommen. Seine große warme Hand legte sich auf ihren Oberarm und er bedachte sie mit einem Lächeln, dass so verstörend und intensiv war, wie der Blick die Wochen zuvor. Er wäre ausgesprochen froh darüber, dass es ihr scheinbar wieder gut ginge, hatte er ihr gesagt. Es wäre ihm schwergefallen, sie so wie in den letzten Wochen zu sehen.

Ein loses Gespräch entstand während sie den Hörsaal verließen. Seite an Seite liefen sie den Gang entlang und ehe sie sich versah, stand sie vor seinem Büro. Sie verabschiedete sich mit einem etwas schüchternen Lächeln; und er … er strich ihr plötzlich mit dem Daumen sanft über die Wange und sein Blick wurde unfassbar weich. Ihr Herz hatte begonnen wie wild zu klopfen und ihre Knie wurden weich, je weiter sein Gesicht sich ihrem näherte.

„Ich freue mich, dass Sie nicht nur den Professor in mir sehen“, hatte er geflüstert und sein Atem, hatte auf ihren Lippen gekribbelt, so nahe war er ihr gewesen. Die Situation war so aufgeladen und unwirklich, dass wohl alles hätte passieren können. Das Knallen einer Tür im nächsten Gang, hatte beendet, was sich da auch immer angekündigt hatte. Hektisch, als wären sie aus einer Trance erwacht, waren sie auseinandergefahren und schnell ihrer Wege gegangen.

Euphorisches Geschrei reißt sie aus ihren Gedanken; ein besonders heißer Song dröhnt über die Lichtung und die Stimmung scheint überzukochen. Körper schmiegen sich aneinander, bewegen sich im Einklang und die ersten Pärchen gehen mehr und mehr auf Tuchfühlung. Allmählich scheint sich ein Hexenkessel zu bilden und immer mehr finden sich tanzend um das Feuer ein. Feuer, Schatten und Musik verschmelzen mit den Körpern und deren Bewegungen. Alles geht ineinander über und selbst als Zuschauer spürt man die erotisch geladene Atmosphäre, für die Alkohol und Verkleidungen die Basis liefern. Der Song wechselt und wird treibender. Die Bässe donnern wie die Taktgeber einer teuflischen Parade, deren Höhepunkt zum Greifen nah ist.

Ein Schauer schüttelt die junge Frau. Nein, das hat nichts mit dem Treiben vor ihr zu tun und ist nicht angenehm. Es huscht ihr kribbelnd das Rückgrat hinunter und ihre Nackenhaare stellen sich auf. Sie fühlt sich plötzlich wie … wie ein Beutetier, dass den Jäger zwar spürt, aber nicht sieht.

Langsam dreht sie sich um und starrt in den Wald. Es dauert, bis ihre Pupillen weit genug sind, damit sie etwas erkennt. Schemenhaft erkennt sie Bäume und Gebüsch, getaucht in ein unheilvolles Licht aus Feuer und Mond.

Ihre Augen wandern den Bereich wieder und wieder ab. Etwas ist da, sie fühlt es. Ein Seelenfragment womöglich? Allerdings hat bisher keines ein derartiges Gefühl bei ihr verursacht. Droht ihr Gefahr? Sie erinnert sich daran, dass Nicolae meinte, dass Geister durchaus in der Lage wären, die Lebenden, vor allem Medien wie sie, zu beeinflussen. Ja, sie träumt nicht mehr, aber sie ist sich bewusst, dass die Gefahr noch nicht gebannt ist. Sie blockiert, was oder wen auch immer. Der Älteste der Bartholys ist sich inzwischen sicher, dass es wirklich die Seele eines Toten ist, die dafür verantwortlich ist. Über die Gründe kann man nur mutmaßen ...

Da!

Wieder schaudert Emma, als sie endlich bewusst wahrnimmt, was sie wohl schon seit einigen Minuten anstarrt. Ein gelbes Augenpaar. Da die Umgebung in Finsternis gehüllt ist, macht es den Blick noch stechender und hypnotischer.

In ihrem Geist scheint dadurch ein Kampf zu entfachen. Sie fühlt, dass sie fliehen sollte, gleichzeitig zieht es sie förmlich dorthin. Sie will wissen, was da im Dunkeln lauert und es auf sie abgesehen hat und warum – sie weiß aber, dass sie dem unmöglich gewachsen ist; egal ob real oder Seelenfragment.

Die Augen verengen sich leicht, aber es ist keine Drohung – es scheint eher eine Einladung zu sein. Was auch immer da im Wald ist, dreht sich offenbar um und entfernt sich gemächlich.

Die junge Frau spürt, wie ihr Herz schneller klopft. Was soll sie nur tun? Nicht mehr lang, dann ist das Ding weg und sie wird nie erfahren, was es gewesen ist. Sie sieht über ihre Schulter zu Sarah, die voll und ganz in ihrem Tanz vertieft ist und dann wieder dem Schatten zwischen den Bäumen hinterher. Sie hadert noch immer, da hört sie über sich etwas Anderes, etwas Vertrautes. Ein Blick in das Geäst der Bäume genügt um zu wissen, was es ist.

Die weiße Eule leuchtet förmlich in der Dunkelheit. Das Tier scheint verschmitzt zu grinsen, ruft nochmal und flattert los – dem unbekannten Wesen hinterher.

Soll sie Moony wirklich vertrauen? Sie hat sie das letzte Mal schon in arge Schwierigkeiten gebracht … gleichzeitig hat sie ihr einen wahrhaft göttlichen Anblick beschert …

Das gelbe Augenpaar dreht sich zu Emma um und mustert sie eindringlich. Der Blick ist intensiv und vereinnahmend; und kommt ihr merkwürdig vertraut vor.

Als hätte sie nie Bedenken gehabt, steht sie auf und läuft los; hinein in die Finsternis des Waldes.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Große Überarbeitung 19.04.21 Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  luxmilla
2021-03-29T06:22:15+00:00 29.03.2021 08:22
Jetzt wird es spannend und heiß, der Lehrer lockt sie zu sich 😍
Antwort von:  Charly89
29.03.2021 12:48
Wir werden sehen ;)

Auf jeden Fall Danke fürs Lesen und Kommentieren :3

LG
Charly ^-^/


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