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I'll Be Home For Christmas

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Heute ein kurzes Vorwort, weil ich diese Geschichte der wundervollen  yamimaru widmen möchte - einfach weil ich sie unglaublich gern und ihr viel zu verdanken habe. Yami, du bist einfach die beste Symbiose-Partnerin, die ich mir wünschen könnte ;) Und ich ich hoffe das hier sagt dir als kleiner Beitrag zu unserer Mission, das Fandom queerer zu machen, zu <3 Komplett anzeigen

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I’ll Be Home For Christmas

 

 

Christmas Eve will find me

Where the love light gleams

 

 

So leise es ihm möglich war, schob Toshiya die Tür hinter sich zu und lehnte sich von innen dagegen, um einen Moment lang durchzuatmen. Mit geschlossenen Augen verharrte er, lauschte den Geräuschen, die aus dem Inneren der Wohnung an seine Ohren drangen. Er konnte leise Stimmen hören, die aber aus dem Fernseher oder Radio zu kommen schienen – eine Tatsache, die sein Herz unversehens höherschlagen ließ.

Hoffentlich war er nicht zu spät.

Nicht schon wieder.

 

Er unterdrückte ein Seufzen und stellte vorsichtig seine Umhängetasche ab, um bequemer aus seinen Schuhen schlüpfen zu können. Ohne sich mit Hausschuhen aufzuhalten, befreite er sich fahrig erst von seinem Schal, ließ den Mantel dann folgen. Es kostete ihn mehr Selbstbeherrschung, als er hätte zugeben wollen, sich dazu zu bringen, beides an die dafür vorgesehene Garderobe zu hängen.

Nur zu gern hätte er sich eingeredet, dass er keinen Grund hatte, nervös zu sein, aber so ganz konnte er sich selbst nicht glauben. Nicht, dass er irgendwelche prinzipiellen Zweifel an seinem Vorhaben hegte, aber darüber nachzudenken war dann eben doch noch etwas anderes, als sich selbst vor vollendete Tatsachen zu stellen und diesen Plan in die Tat umzusetzen.
 

„Okay, ganz ruhig. Du schaffst das. Sie werden sich freuen. Hoffentlich“, murmelte er sich selbst zu. Er tastete in seiner Hosentasche kurz nach dem Kleinod, das er aus seinem Büro mit hierher gebracht hatte und das genau genommen auch der Grund für seine Verspätung war.

 

Erst dann konnte er sich ein Herz fassen und langsam durch den Flur gehen, selbst wenn er seinen Puls gerade nicht recht unter Kontrolle bekam. Er hätte nicht sagen können, wann er das letzte Mal so nervös gewesen war, nur, dass es schon eine ganze Weile her sein musste.

An der Schwelle zum Wohnzimmer verharrte er kurz, sog wie so oft an Abenden, an denen er als Letzter nach Hause kam, das Bild in sich auf, das sich ihm bot.

Wie schon im letzten Jahr stand ein kleiner Baum neben der Fensterfront, dessen winzige elektrische Kerzen den Raum in ein warmes Licht tauchten, das sich in den vielen goldenen Kugeln spiegelte, mit denen er behangen war. Entgegen seiner ersten Vermutung lief nicht der Fernseher, um als Hintergrundgeräusch zu dienen, stattdessen war es ihre Anlage, aus der leise Musik drang. Das Weihnachtsalbum von Frank Sinatra, wenn er sich nicht irrte, und das vermutlich auf Wunsch einer einzelnen Dame in ihrer Mitte.

Mit einem Lächeln auf den Lippen ließ Toshiya seine Blicke zum Sofa wandern und stellte erleichtert fest, dass seine Liebsten wirklich noch wach waren, auch, wenn sie ihn bisher nicht entdeckt hatten.

 

Ataru trug einen weiten Pullover, von dem er ziemlicher sicher war, dass er aus seinem eigenen Schrank stammte, zusammen mit schlichten Leggins und den dicken hellgrauen Wollsocken, die Die und er ihr im letzten Jahr aus Helsinki mitgebracht hatten. Ihr langes dunkles Haar hatte sie zu einem lockeren Knoten aufgesteckt, damit es ihr nicht ins Gesicht fiel, während sie es sich an Die gelehnt gemütlich gemacht hatte. Auch er trug schlichte, bequeme Kleidung, die geradezu nach einem unspektakulären Abend ohne große Pläne schrie. Und jetzt, als Toshiya langsam näher kam, konnte er auch erkennen, warum die beiden ihn bisher nicht bemerkt hatten: Mochi lag, alle verfügbaren Gliedmaßen von sich gestreckt in Atarus Schoß und ließ sich von seinen Lebensgefährten in aller Ausführlichkeit den pelzigen weißen Bauch kraulen.

 

„Da könnte man ja fast neidisch werden“, bemerkte er leise, konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen, als die beiden erstaunt aufsahen.

 

„Na, wenn du nicht da bist, müssen wir uns ja anderweitig beschäftigen, oder?“, war Dies schlichte Antwort, noch während der Ältere eine Hand nach ihm ausstreckte. Eine Geste, der er nur zu gern folgte, vor allem nach einem so langen Tag.

 

„Da hat er recht“, stimmte Ataru zu, musterte ihn für einen Moment lächelnd, aber deswegen nicht weniger eindringlich. „Du warst so lange unterwegs; ist alles okay?“, wollte sie dann wissen, hatte wie immer ein feines Gespür dafür, wenn etwas eben nicht vollkommen in Ordnung war.

 

„Alles gut“, versuchte er dennoch ihre Sorge im Keim zu ersticken.
 

Toshiya ließ sich neben Die nieder und von ihm gern in einen liebevollen Begrüßungskuss ziehen, der einen guten Teil seiner inneren Anspannung einfach in Luft aufzulösen vermochte. Er schloss die Augen und genoss die Nähe zu seinem Partner. Genoss die Ruhe, die von ihm auszugehen schien und die ihm gerade unendlich guttat. Es mochte seltsam sein, aber selbst in der Zeit, in der sich ihre Freundschaft über Umwege zu einer tatsächlichen und ernsthaften Beziehung verändert hatte, hatte Die ihm immer Sicherheit gegeben. Auch wenn er ihm das vermutlich niemals glauben, sondern eher das Gegenteil behaupten würde.

Sie lösten sich nur zögernd voneinander und er konnte nicht anders, als zu lächeln, als noch einen kleinen flüchtigen Kuss auf Dies Lippen zu tupfen, ehe er sich an ihm vorbei zu Ataru lehnte, die sogleich eine Hand in seinem Nacken vergrub.

 

„Ja, ich bin sicher, dass wirklich alles in Ordnung ist“, beruhigte er sie erneut, noch bevor sie etwas hätte sagen können, und wurde dafür mit einem nicht minder zärtlichen Kuss belohnt.

 

Was würde er nur ohne diese beiden wundervollen Menschen machen?
 

Und genau da lag doch letztlich die Krux des Ganzen.

Der Gedanke brachte ihn zurück zu seinem eigentlichen Vorhaben, ließ sein Herz zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten schneller schlagen. Exakt das war es ja, was er erreichen wollte: wirklich nie wieder ohne die beiden leben zu müssen und das, wenn irgendwie möglich, mindestens bis ans Ende seiner Tage.
 

„Ich hoffe, das wird jetzt nicht unsere neue Weihnachtstradition“, meinte Ataru schließlich, strich ihm eine lange Strähne seines Ponys aus dem Gesicht, ehe er sich an Dies Schulter sinken ließ und damit ihre Haltung spiegelte.

 

„Ich auch“, stimmte er zu, seufzte leise und tief zufrieden. „Wenn es sich das nächste Mal anbahnt, einer von uns an Weihnachten arbeiten muss, fliegen wir einfach schon zu Dies Geburtstag irgendwohin in den Urlaub und kommen erst im Januar wieder.“
 

„Nach Hawaii?“, schlug Die nicht vollkommen unerwartet vor, was ihn leise lachen ließ.

 

„Du weißt, dass es noch andere Möglichkeiten gibt, oder?“

 

„Schon. Aber Hawaii ist schön. Sonst müssten wir ja irgendwo hin, wo wirklich Winter ist, damit es auch sich lohnt.“
 

„Nur, wenn wir uns in diesem Nirgendwo eine Hütte in den Bergen mieten können.“ Er konnte das Grinsen in Atarus Stimme förmlich hören, folgte zu gern ihrem gesponnenen Gedankengang.

 

„Au ja, da findet uns niemand und wenn unser Schatz Geburtstag hat, vernaschen wir ihm auf nem Bärenfell vorm Kamin.“ Wie um seinen Plan anzudeuten, reckte er sich ein bisschen, um das Beinahe-Noch-Geburtstagskind spielerisch in den Hals zu beißen.
 

Die seinerseits sah ihn daraufhin nur mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem vielsagenden schiefen Grinsen an.

 

„Von mir wirst du da definitiv keine Beschwerden hören.“

 

Er hätte etwas erwidert, aber nun hatte Mochi wohl genug davon, dass ihre Menschen ihr gerade keinerlei Beachtung mehr schenkten, und erhob sich unter protestierendem Gemaunze von Atarus Schoß. Das kleine, gescheckte Fellknäuel streckte sich ausgiebig, nur um dann über Dies Beine hinweg zu ihm zu kommen und ihn auf eine Art und Weise anzusehen, die für ihn ziemlich unzufrieden aussah.
 

„Sorry, Prinzessin“, entschuldigte Toshiya sich pflichtbewusst und streckte eine Hand aus, um die Herrin des Hauses liebevoll im Nacken zu kraulen. Immerhin erntete er dafür ein kleines Tschirpen und eine raue Katzenzunge, die ihm geschickt über die Handinnenseite leckte. Also hatte er Mochis Gunst wohl zumindest nicht vollkommen verspielt, auch wenn sie jetzt vom Sofa sprang und in Richtung Schlafzimmer davonstolzierte.

 

Er sah der Katze für einen Moment hinterher, biss sich auf die Unterlippe. Auch wenn es dumm war, weil sie schließlich nur ihr Haustier war, aber jetzt fühlte er sich wirklich mit seinen Partnern allein. Was prinzipiell etwas Gutes wäre, würde ihm der Hintern gerade nicht so absolut auf Grundeis gehen.

Mit einem Räuspern setzte er sich wieder aufrechter hin, fuhr sich, wie schon eher, mit einer Hand durch die Haare, bevor er schließlich aufstand und mit einem ‚bin gleich wieder da‘ die Flucht in Richtung Badezimmer antrat. Auch wenn er inständig hoffte, dass es nicht so wirkte.

Irgendwie hatte er sich das Ganze wirklich einfacher vorgestellt. Warum auch immer. Allerdings zählten solche Gesten gemeinhin nicht zu seinen Stärken, das konnte ihm jeder in seinem Umfeld attestieren, also sollte ihn das vielleicht wirklich nicht wundern.

 

Aber er konnte das hier.

Er würde das durchziehen. Er wollte das durchziehen, egal was sein Nervenkostüm ihm gerade erzählen mochte.
 

Toshiya versuchte das Zittern in seinen Fingern zu unterdrücken, als er den Wasserhahn anstellte und sie darunter hielt. Das warme Wasser wirkte beruhigend, weswegen er sich kurz entschlossen etwas nach unten beugte, um sich zwei Hände voll davon ins Gesicht zu schaufeln. Dann sah er sich im Spiegel an und schnitt eine Grimasse. Seine Anspannung war in jedem seiner Gesichtszüge zu lesen, kein Wunder also, dass sie Ataru nicht entgangen war. In solchen Momenten wünschte er sich manchmal, ein nur annähernd so gutes Pokerface wie Kaoru zu haben, dessen Miene regelrecht versteinerte, wenn er es darauf anlegte.

Vermutlich wäre aber auch das zu untypisch für ihn gewesen und hätte seine Partner misstrauisch werden lassen. Schlimm, wenn einen jemand besser kannte, als man es mitunter selbst dachte. Und er für seinen Teil würde es nie mehr anders haben wollen.

 

Ein letztes Mal atmete er tief durch, trocknete sein Gesicht flüchtig mit einem Handtuch ab und wandte sich der Badtür zu, während er unbewusst mit der linken Hand in seiner Hosentasche nach dem kühlen Metall suchte, dessen er sich schon eher vergewissert hatte.

Er würde das jetzt durchziehen. Komme, was da wolle.
 

Doch kaum hatte er die Tür wieder geöffnet, lagen Atarus dunkle Augen auf ihm und diesmal schien sie, ebenso wie Die, jede seiner Bewegungen zu verfolgen.
 

„Was ist los?“, war es schließlich der Älteste von ihnen, der den Moment des Schweigens brach, ihn mit gerunzelter Stirn ansah.

 

„Es ist nichts, ehrlich, ich-“

 

„Ist irgendwas passiert?“, hakte Ataru ein und die beiden wirkten so ehrlich besorgt um ihn, dass er für einen Moment beinahe von seinen Gefühlen für sie überwältigt wurde.

 

„Nein. Wirklich.“ Er gab sich einen kurzen Moment Zeit, um noch einmal durchzuatmen, bevor er weiter ins Wohnzimmer hineinging, aber ein kleines Stück von ihnen entfernt stehen blieb. „Es ist alles in Ordnung, mehr als in Ordnung. Es gibt nur etwas, das ich euch sagen möchte.“

 

Als hätten sie es abgesprochen, setzten seine Partner sich etwas auf, warfen sich einen kurzen Blick zu, aus dem er nicht richtig schlau wurde, und sahen dann wieder ihn an. Und er – er fühlte sich gerade nicht wirklich in der Lage, das zu sagen, was er sich vorgestellt hatte.

 

„Fuck, ist das schwer“, murmelte er, verschränkte für einen Moment wie aus Selbstschutz die Arme vor dem Oberkörper. Am liebsten wäre er wie ein Tiger im Käfig hin und her gelaufen, aber vermutlich war seine Körpersprache jetzt schon ganz anders als das, was er eigentlich sagen wollte.

 

„Können wir irgendwas tun?“, wollte Ataru jetzt wissen, schien drauf und dran zu sein ihren Platz auf dem Sofa zu verlassen und zu ihm zu kommen, aber er schüttelte nur den Kopf.

 

„Nein, ich muss mich … nur kurz sortieren …“ Toshiya versuchte sich an einem beruhigenden Lächeln, war sich aber gleichzeitig sicher, dass es ihm eher einen noch leidenderen Ausdruck verlieh.

 

Dabei hatte er sich doch schon in den letzten Tagen und Wochen überlegt, was ungefähr er sagen wollte. Es hatte nichts Großes sein sollen. Nichts, was kompliziert war, sondern einfach nur die Wahrheit.

Das musste noch zu schaffen sein.

 

Einfach nur die Wahrheit.

 

Toshiya atmete durch, schloss kurz die Augen, hatte das Gefühl seinen rasenden Puls so noch stärker spüren zu können. Vielleicht sollte er endlich den Mund aufmachen, bevor er hier am Ende sang- und klanglos aus den Latschen kippte. Ein richtiger Rockstar eben.

 

„Okay“, begann er schließlich. „Die Sache ist die-“ Entgegen seines eben gefassten Entschlusses, begann er nun doch vorm Sofa, an der Längsseite ihres Couchtisches entlang, auf und ab zu laufen. „Ich hab über diese Sache schon länger nachgedacht. Ziemlich lange, wenn ich ehrlich bin, aber ich wusste nie wirklich, was ihr davon halten würdet. Oder, was ich eigentlich selbst davon halte. Auch, weil wir selten wirklich darüber geredet haben und das für mich immer noch irgendwie ein bisschen neu ist-“

 

„Toshiya?“

 

Er wandte sich um, sah Die an, der ihn eben leise unterbrochen hatte, und konnte nicht wirklich sagen, was in ihm gerade vorgehen mochte, obwohl sie sich ihr halbes Leben kannten. Nur ein gutes Stück Verwirrung konnte er in den schönen Gesichtszügen seines Liebsten erkennen.

 

„Tut mir Leid. Ich versuch, zum Punkt zu kommen, wirklich.“

 

Zum dritten Mal, seit er in ihrer gemeinsamen Wohnung angekommen war, ließ er eine Hand in seine Hosentasche gleiten, schloss sie jetzt um das Metall, das sich darin versteckte, als könnte er sich daran festhalten.

 

„Die Sache ist die“, setzte er erneut an. „Ich hätte es nie gedacht, aber ich bin gerade unfassbar glücklich. Auch wenn es vielleicht nicht so aussieht.“ Ein nervöses Lachen bahnte sich seinen Weg zwischen seinen Lippen hervor und er schüttelte den Kopf. „Ich dachte immer, dass ich nicht der Typ dafür bin, mein Leben fest mit jemandem zu teilen. Ich war der Meinung, dass ich meine Freiheit vermissen würde … aber, wenn ich ehrlich bin, ich habe mich noch nie so frei gefühlt, wie bei euch.“

 

Er räusperte sich kurz, musste sich jetzt schon zusammenreißen, um zu verhindern, dass seine Stimme brach. Ataru sah ihm vom Sofa aus nur mit großen Augen an, suchte wie aus Reflex Dies Nähe und griff nach seiner Hand. An den Mundwinkeln seines Freundes hingegen zupfte jetzt klammheimlich ein kleines Lächeln, das ihm den Mut gab weiterzusprechen.

 

„Ich habe mich noch nie so wohl und so angekommen gefühlt, wie es heute der Fall ist. Und … ich will das nie wieder missen."

 

Mit zittrigen Fingern klaubte Toshiya seinen kleinen Schatz aus der Tasche, ging vorsichtig um den niedrigen Tisch herum, nur um sich schließlich zwischen ihm und dem Sofa nicht eben grazil auf die Knie fallen zu lassen. Jetzt, wo er die beiden Menschen, die er mehr als alles andere liebte, ansah, schienen die Worte wie von allein zu kommen.

 

„Ich will euch nie wieder vermissen müssen oder ohne euch leben. Ihr … ihr bedeutet mir alles und ich will, dass ihr das wisst.“ Erst jetzt schlich sich auch auf seine Lippen ein erleichtertes Lächeln. „Das ist auch der Grund dafür, dass ich Überstunden machen musste“, gab er schließlich zu.

 

Dann herrschte für einen Moment Schweigen – nur Sinatra sang im Hintergrund immer noch etwas davon Weihnachten Zuhause zu verbringen. Ein Gefühl, dass er selbst gerade sehr gut nachvollziehen konnte.

 

„Du willst es wirklich spannend machen, oder?“, holte Die ihn aus seinen Gedanken, ohne dass das Lächeln von eben seine Lippen verlassen hätte.

 

„Nicht absichtlich", gab er fast kleinlaut zu, streckte seine freie Hand nach Ataru aus, die nur stumm zwischen ihnen beiden hin und her sah und in etwa so aufgewühlt aussah, wie er sich fühlte.

 

„Was hat dein Label damit zu tun?“, wollte sie schließlich wissen, verschränkte gleichzeitig ihre Finger mit seinen.

 

„Ich musste ein bisschen warten, damit ich die hier mitbringen kann.“

 

Mit diesen Worten öffnete er seine andere Hand, gab den Blick auf drei schmale Ringe frei, die darin ruhten und im schwachen Licht des Weihnachtsbaumes silbrig zu glimmen schienen.

 

„Ich weiß, dass das alles nur symbolisch wäre. Dass wir nie wirklich heiraten könnten, zumindest nicht auf eine Art, die für irgendwen sonst Gültigkeit hätte. Und vielleicht werde ich einfach nur alt und gefühlsduselig … aber es würde mir die Welt bedeuten, wenn ihr sie tragt.“

 

„Was?“ Nun war es tatsächlich Atarus Stimme, die selbst bei dieser einen Silbe zu brechen drohte, während ihr Griff um seine Hand fester wurde.

 

Aber jetzt, wo er endlich hatte sagen können, was seine Nervosität so ins Unendliche gesteigert hatte, schien es das Natürlichste der Welt zu sein, die Worte noch einmal auszusprechen.

 

„Ich würde gern den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Mit euch.“ Er warf einen Blick zu Die, der etwas näher gerutscht war und dessen strahlendes Grinsen den Raum gerade mehr zu erhellen schien, als die Lichter ihres Weihnachtsbaums. „Ich würde euch gern heiraten. Euch ewig Treue schwören und all das. Wenn ihr mich wollt.“

 

Vielleicht hätte er seine Pläne weiter ausgeschmückt, aber ehe er noch etwas hätte sagen können, hatte Ataru ihre Arme um seinen Nacken gelegt und zog ihn mit erstaunlicher Kraft an sich.

 

„Natürlich will ich, du Idiot!“, brachte sie schluchzend hervor. Sie drückte ihn noch einmal an sich, bevor sie ihre Umarmung löste, nur um nun gänzlich vom Sofa und auf seinen Schoß zu klettern. Sie legte beide Hände an seine Wangen und sah ihn mit tränenglänzenden Augen an. „Wie könnte ich denn nicht wollen?“

 

Sie tupfte einen zarten Kuss auf seine Lippen, bevor sie einmal kurz durchatmete und sich zu Die umwandte, der sie bisher nur stumm beobachtet hatte.

 

„Was meinst du?”, wollte sie von ihm wissen, streckte jetzt eine Hand nach ihm aus, um sacht spielerisch die Spitzen seines langen Haars zu berühren.

 

„Ich denke, damit könnte ich gut leben. Sehr gut sogar.“ Er lachte, als Toshiya sich anschickte, die Augen zu verdrehen, denn natürlich musste Die selbst in so einer Situation einen Spruch bringen. Aber wie Zuneigung in seinem Blick war nicht zu leugnen. Er mit Blicken nicht von seinem Freund – Verlobten? Mann? – ab, als der sich ebenfalls zu ihnen auf den Boden gesellte, ihn und Ataru gleichermaßen umarmte. „Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen“, sagte er dann so leise, das seine Worte beinahe zwischen ihnen untergingen. Er begann damit kleine Küsse entlang Toshiyas Kiefer zu verteilen, bis er schließlich bei seinen Lippen ankam und sie liebevoll verschloss.

 

Und genau das hier war es.

Momente wie dieser waren die kleinen Lichter in seinem Leben, die er nie wieder missen wollte, ohne die er nicht mehr sein wollte. Nicht nachdem die Zeit mit Ataru und Die ihn so eindrücklich gelehrt hatte, wie gut es sich anfühlte aus tiefstem Herzen geliebt zu werden.

 

„Darf ich mir meinen Ring jetzt auch ansehen?“, wollte Ataru schließlich wissen, während ihre Fingerspitzen noch immer zärtlich seinen Hals und seinen Oberkörper liebkosten, als wollte sie sichergehen, dass er wirklich bei ihr war.

 

„Natürlich.“ Etwas umständlich hob er seine Hand, damit sie Ringe betrachten können. „Es … ist vielleicht ein bisschen komisch, aber ich dachte, wenn ich Schmuck in der neuen Kollektion habe, sind sie vielleicht weniger auffällig? Damit wir sie auch wirklich tragen können? Ich habe nur die Gravur verändert. Und sie sind aus Platin, statt Silber.“

 

Auch, wenn diese Details gerade überflüssig waren, irgendwie musste er sie loswerden. Nicht, weil sie per se wichtig waren, sondern, weil er seinen Liebsten zeigen wollte, dass wirklich darüber nachgedacht hatte. Dass das hier keine spontane Idee war, sondern etwas, das ihm schon länger auf dem Herzen lag.
 

Seine Hände zitterten immer noch ein wenig, als er einen der schmalen Ringe aus seiner Handfläche klaubte und ihn Ataru zeigte.
 

„Darf ich?“ Toshiyas Frage glich einen Flüstern und auch sie konnte nur nicken, ehe sie ihm ihre Rechte entgegenhielt. Ihre Finger bebten ebenso wie seine eigenen, als er den glänzenden Metallreif an seinen rechtmäßigen Platz an ihrem Ringfinger schob. Lächelnd hob er ihre Hand an seinen Mund, drückte einen kleinen Kuss auf die Fingerknöchel, bevor er sich an Die wandte.
 

„Ja, ich will“, kam der ihm mit einem Schmunzeln zuvor, dass ihm weiche Knie beschert hätte, würde er nicht ohnehin schon sitzen.

 

„Immer diese Ungeduld“, neckte er ihn sanft, bevor er auch ihm seinen Ring auf den Finger schob. Dann griff er nach der Hand des anderen und küsste die Innenseite seiner Handfläche, schmiegte seine Wange hinein.

 

„Du lässt uns doch warten.“

 

„Ich werde mich bessern, versprochen.“
 

Noch während sie diese leisen Worte tauschten, hatte Ataru vorsichtig nach dem dritten Ring gegriffen, den er mitgebracht hatte, sah mit glänzenden Augen zwischen ihnen hin und her.
 

„Darf ich?“, wiederholte sie dann Toshiyas Frage von eben, auf die hin er jetzt auch nur nicken konnte.

 

Diesmal war es Die, der seine Hand in den eigenen Fingern hielt, während Ataru den Ring an seinen Platz schob und er konnte vollkommen ehrlich sagen, dass er sich noch nie so vollkommen gefühlt hatte.

 

So vollkommen glücklich. So vollkommen geliebt. So vollkommen zuhause.

 

 

 
 

I'll be home for Christmas

And you'll be in my dreams
 



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