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Weihnachtswunder

~Adventskalenderstory 2015
von

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„Was ist denn das?“, wollte Owen wissen.

„Sieht aus wie ein Rentier“, meinte Tosh. Nur dass das Rentier acht anstatt vier Beine hatte. Und zwei Köpfe. Außerdem war es fast durchsichtig und so dünn und zierlich, dass es aussah als wäre es aus Glas.

„Vielleicht hat das ja der Weihnachtsmann verloren“, sagte Ianto trocken. Na klar. Und der Osterhase war wahrscheinlich ein riesiges Kaninchen, das bunte Eier legte und versteckte. Schokoladen-Eier natürlich.

Auch wenn es Richtung Weihnachten ging, anstatt Schnee gab es nur den üblichen walisischen Regen mit starkem Wind. Ianto zog den Mantelkragen zurecht, um sich die Nässe vom Leib zu halten und seufzte. „Bringen wir es in den Hub. Bevor es wegfliegt oder so.“

Tosh und Owen nickten. Es war nicht einfach gewesen, das Wesen zu fangen und jetzt steckte es in einer Kiste mit einer Decke darüber. Sie trugen die Box vorsichtig ins Auto und fuhren in den Hub zurück.

Was Gwen und Jack wohl dazu sagen würden?

„Sieht aus wie ein Rentier“, sagte Gwen. „Wie süß!“

„Süß? Das Vieh hat mich gebissen!“, murrte Owen. „Das frisst bestimmt Menschen! Von wegen süß…“

„Keine Sorge. Die sind Vegetarier“, mischte sich Jack ein. „Ich hab die schon mal gesehen. Auf Nordpol. Und ja, der Planet heißt wirklich so.“

„Aber der Weihnachtsmann wohnt da nicht zufällig?“, fragte Ianto. Ein Planet namens Nordpol? Aber es gab ja bekanntlich alles irgendwo. Warum nicht auch einen Planeten der so hieß. „Gibt’s auch einen Planeten der Weihnachten heißt?“

„Nein. Aber eine Stadt namens Christmas. Auf Trenzalore. War allerdings noch nie da…“, erwiderte Jack.

„Was machen wir jetzt mit dem Vieh?“, wollte der Arzt wissen.

„Seine Eltern suchen es bestimmt schon und vielleicht kommen sie und holen es ab. Wir sollten eine Weile auf es aufpassen.“

„Ich spiel nicht den Babysitter für ein Alien-Reh“, stellte Owen sofort klar.

„Schon gut. Ianto und ich passen darauf auf.“ Jack grinste.

„Tun wir das?“, fragte Ianto skeptisch.

„Gwen und Tosh sind mit ihren Familien fürs Weihnachtsfest verabredet und Owen hat offensichtlich keine Lust. Und ich dachte, wir wollten Weihnachten zusammen feiern.“

Ianto seufzte. Ja, da hatte der andere Mann allerdings Recht.

„Na gut. Aber das Wesen ist harmlos, ja?“

„Wie ein Lamm“, versicherte Jack ihm. Und Ianto musste ja schon zugeben, dass es sehr niedlich war.

Zuhause setzte Ianto die Kiste ab. Im Hub war es viel zu ungemütlich und wenn sie schon Reh-Sitter spielten, dann wollte er es auch bequem haben. Der Riss-Alarm wurde sowieso auf ihre Handys umgeleitet, und seine Wohnung lag nicht weit vom Hub entfernt, also war es recht egal, von wo aus sie zu einem potenziellen Einsatz starten mussten.

Jack hängte seinen Mantel auf und kam zu dem Waliser ins Wohnzimmer.

"Keine Weihnachtsdeko?", fragte er.

"Wozu? Ich bin ja kaum hier", meinte Ianto. "Außerdem ist das jetzt vielleicht sogar besser. Wer weiß, vielleicht frisst es ja besonders gerne Tannen..."

Jack grinste. "Mhn, wir können es mit Heu versuchen, für den Anfang!"

Das Heu und ein bisschen Obst und Gemüse waren schnell besorgt und das Wesen mampfte zufrieden vor sich hin, bevor es sich einrollte und einschlief.

Jack setzte sich zu Ianto aufs Sofa, lehnte sich gegen ihn. "Es scheint sich hier sehr wohl zu fühlen", stellte er fest. Oder es war unglaublich müde.

"Mhnn. Aber ich hoffe ja, dass seine Eltern es bald finden und sich melden. Ich kann es ja nicht immer hier behalten...", meinte Ianto und legte die Arme um Jack. "Außerdem vermisst es sicher seine Eltern."

Der Captain nickte. "Es sind sehr soziale Wesen. Sie brauchen einander. Wenn sie sich erstmal gefunden haben, dann bleiben sie für immer zusammen. Und die Familie hat einen grossen Zusammenhalt."

Ianto hörte ihm zu. "Das klingt schön. Heutzutage ist das ja unter den Menschen nicht mehr selbstverständlich..."

Es gab ja nur noch wenige Familien, die sich so nahe waren, harmonisch und vertrauensvoll. Für die Weihnachten nicht ein Grund war um sich alle mal wieder zu sehen und zu Feiern und sich gezwungenermaßen zu verstehen.

"Ja. Schade eigentlich... die meisten leben sich recht schnell auseinander."

Und längst ging es bei Weihnachten nicht mehr um den Glauben oder die Familie, sondern um die Geschenke. Je teurer, desto besser. Natürlich nicht immer. Aber bei den Meisten.

"Man sagt, diese Wesen bringen Glück. Wenn sie einen mögen, erfüllen sie Wünsche."

Ianto sah Jack an. "Du veralberst mich jetzt nicht, oder? Wünsche? Wie ein Dschinn? So aus dem Nichts?"

"Hab ich gehört. Es ist eine Legende."

"Wir werden ja sehen", sagte Ianto. "Aber selbst wenn nicht... das ist okay. Solange es wieder gesund wird und nach Hause findet."

Einige Tage später, am Mittag des Heiligabend, polterte es auf dem Dach. Ianto sah von dem Reh-Alien auf, welchem er gerade mit einer weichen Bürste übers Fell strich.

Vorsichtig stand er auf und ging nachsehen. Jack war unterwegs, Besorgungen machen.

Auf dem Dach erwarteten ihn zwei größere achtbeinige, zweiköpfige Rehe.

Es schien sie nicht zu überraschen, dass er vor ihnen stand und sie wirkten auch sehr friedlich und freundlich. "Wir kommen um unser Kitz zu holen", sagte eines der Beiden, während es auf Ianto zu trat. "Bringst du es uns?"

Der Waliser nickte. "Wir haben euch schon erwartet. Einen Moment. Ich hole es."

Er machte kerht, um in die Wohnung zurückzugehen. Auf dem Treppenabsatz traf er Jack. "Sie sind hier. Die Eltern", sagte Ianto zu dem Torchwoodleiter. "Oh? Das ist schön!"

Das Kitz war auch schon unruhig, es schien die Anwesenheit der Eltern zu spüren.

Vorsichtig nahmen die beiden Männer es hoch und trugen es nach oben.

"Ihr habt euch gut um unser Kitz gekümmert", sagte nun das andere Wesen. "Wir danken euch sehr."

"Ach, das war doch kein Problem", sagte Jack. "Ich dachte mir schon, dass es vermisst wird. Und es war ja auch ganz brav." Er strich dem Kleinen über den Kopf. "Komm gut nach Hause."

Ianto verabschiedete sich auch von ihm.

In einem Wirbel aus Nebel und Licht verschwanden die drei Rentierähnlichen Wesen.

"Das ging unerwartet schnell", meinte der Waliser und sah zu Jack.

"Ja, sie sind richtig fix. Später wird es das Kitz auch können, aber jetzt ist es noch zu jung..."

Ianto schmunzelte. "Aber Wünsche erfüllen, das kann es schon."

Jack musterte den Jüngerne. "Woher willst du das wissen?"

"Ich hab mir Schnee gewünscht. Das ist immer noch besser als Regen und es ist viel schöner zu Weihnachten." Er deutete auf die großen weißen Flocken, die vom Himmel schwebten und langsam immer mehr wurden. Jack lächelte. "Verstehe. Das ist ein schöner Wunsch. Und die meisten haben was davon. Die Leute lieben weiße Weihnacht."

"Ja. Das dachte ich mir auch. Und ich finde, es gehört dazu." Er lehnte sich gegen den Anderen und genoss seine Wärme, während sie das Schneetreiben beobachteten. "Frohe Weihnachten, Jack."

"Ja. Frohe Weihnachten."



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