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Der Schatten des Doktors

von

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Die Entscheidung des Masters

John wusste nicht, wie lange er mit geschlossenen Augen einfach nur dagesessen und den Kopf gegen die Wand gelehnt hatte, aber er schreckte regelrecht hoch, als plötzlich die Stimme des Masters durch sein Gefängnis dröhnte: „Komm in den Kontrollraum, John. Eine Drohne wird dir den Weg weisen.“
 

'Und vermutlich auch seine Rückversicherung sein, damit ich mich nicht in seiner Tardis „verirre“ …', dachte John mit einem bitteren Geschmack im Mund und stellte in diesem Moment für sich fest: 'Bin ich etwa eingeschlafen?'

Offensichtlich ja – auch ein Preis, den er im Gegensatz zum Doktor zahlte. Sein halbmenschlicher Körper, auch sein Geist schienen längst nicht mehr so leistungsfähig zu sein, wie noch ganz am Anfang seiner Existenz.
 

Müde rieb er sich über Stirn und Augen, um so wenigstens die Benommenheit so weit zu vertreiben, dass er wieder alles klar und deutlich mitbekam. Derweil schob sich sich die Wand an der üblichen Stelle wieder wie von Geisterhand auseinander.
 

Einen Moment kramte er in den Erinnerungen des Doktors, ob seine Tardis Ähnliches beherrscht hatte, wurde dann aber von einem bizarr wirkenden, und in der Luft herumschwirrenden, Gegenstand abgelenkt, der nun langsam auf ihn zu schwebte.
 

„Ich erwarte, dass du meinen Befehlen sofort Folge leistest!“ Ein kleiner Lichtblitz schoss aus der Drohne und bekräftigte damit die erneute Forderung des Masters.
 

„Au! Ja, ich komme ja schon!“ John rieb sich den Arm an der Stelle, an der er getroffen worden war und sah das bedrohlich sirrende Ding wütend an, besann sich dann aber eines Besseren und rutschte von der Pritsche. Das war auf Dauer gesünder, gerade jetzt, wo ihn der Master vermutlich auf Schritt und Tritt beobachten würde.
 

Sie mochten zwar einen Deal haben … aber so wie der den alten Widersacher seines Originals kannte, machte das für seine Behandlung absolut keinen Unterschied. Der würde ihn ohnehin niemals als gleichwertigen Partner ansehen und fallen lassen, sobald er seinen Wert für dessen Pläne verloren hatte.

Also musste, John, wenn er überleben wollte, dafür sorgen, dass letzteres niemals geschah. Und das, er lächelte bitter, würde vermutlich ein sehr schwieriges Unterfangen werden. Mit ungewissem Ausgang …
 

Aus diesem Grund verzichtete er auf Extratouren und sah sich auf dem Weg zum Kontrollraum nur aufmerksam um. War der Doktor jemals weiter in die Tardis des Masters vorgedrungen als in den Kontrollraum? Er glaubte nicht, konnte sich aber auch nicht wirklich erinnern.
 

Immer wieder ließ er seinen Blick schweifen, versuchte sich den Weg durch die verschlungenen Gänge zu merken, wohl wissend, dass das vermutlich vergeblich war.
 

Allein ein Timelord fand sich in seiner Tardis – wenn sie es denn erlaubte und nicht selbst verrückt spielte – blind zurecht. Das lag an der intensiven, symbiotischen Verbindung, die sich in den ersten Jahren der Nutzung, zwischen den beiden entwickelte und dafür sorgte, dass sie einander immer wieder fanden, selbst wenn sie durch Raum und Zeit auseinander gerissen worden waren.

Im Leben des Doktors hatte es mehrere solcher Zwischenfälle gegeben, und dann hatte das nicht nur der speziell programmierte Schallschraubenzieher alleine wieder richten können.
 

John spürte plötzlich einen Stich in seinem einen Herzen. Die Erinnerung das enge Band zu seinem „alten Mädchen“ waren noch alle da. Mehr jedoch nicht …
 

Wieder einmal wurde er sich schmerzlich bewusst, dass er nun in Grunde nichts anderes mehr war, als einer der vielen Begleiter an der Seite des Doktors. Deshalb konnte er wohl kaum mehr erwarten, dass sich das Gefühl der Vertrautheit und Nähe zu einem der gallifreyschen Raum-Zeit-Kapseln noch einmal einstellen würde.
 

Außerdem durfte er nicht vergessen, dass sich diese Tardis vermutlich sowieso schon fest auf einen anderen geprägt haben dürften, nämlich auf den Mann, den er zu sehen bekam, als sich nun die letzte Tür vor ihm öffnete.
 

Der Master schien an der Konsole beschäftigt, so dass John auch hier die Gelegenheit bekam, sich ein wenig umzusehen. Wie schon die Gänge, so wirkte auch der Kontrollraum des Masters eher düster und kalt, die Einrichtung selbst war auf das Notwendigste reduziert.
 

Es fehlten der Schnick-Schnack und der irdische Kleinkram, der der Tardis des Doktors immer ihre besondere Note verliehen hatte. Selbst der einfache schwarze Kleiderständer der frühen Jahre hatte einen Hauch von eigenwilliger Individualität im Kontrollraum vermittelt und durch die Accessoires, die sich nach und nach auf ihm sammelten, wie eine wohnlich einladende Oase in dem ansonsten eher kahlen Raum gewirkt.
 

'Aber genug davon', ermahnte sich John, ehe seine Sehnsucht sich unnötig steigerte. Diese wehmütigen Gedanken gehörten jetzt nicht hierhin. Denn sie bezogen sich alle auf eine Vergangenheit, die schon lange vorbei und vor allem nicht einmal die seine war.
 

Und - hatte er sich nicht geschworen, den Schatten des Doktors endlich von sich abzuschütteln? Dann gehörte auch dazu, dass er nicht länger dem Verlorenen hinterhertrauerte!
 

Er holte tief Luft, als er zu dem dunkel gekleideten Mann trat. „Ich bin wie gewünscht da, Master“, sagte er, um auf sich aufmerksam zu machen und achtete darauf nicht all zu bissig zu klingen. „Ihr wolltet mich sprechen?“
 

Seine Augen verfolgten die Hände des Timelords, die sich auf der Konsole bewegten, als sei es ein einfaches irdisches Instrument. Auch hier gab es Unterschiede – das Design des Sechsecks rund um den Zeitrotor war modern und makellos, ganz anders als das Sammelsurium von Ersatzteilen aus vielen Zeiten und Welten, die heraushängenden Kabel und Platinen oder die angeschlagenen Regler und Schalter, wo nichts wirklich zueinander passte in der Tardis des … - halt, er wollte doch keine Vergleiche mehr ziehen!
 

Der Master zog eine Augenbraue hoch und blickte dann wieder zur Wand, an der einige der Elemente verblassten und zu einem Bildschirm wurden. „Ich habe nach der Zerstörung der ersten natürlich gleich eine zweite Sonde losgeschickt, um deine hübsche Freundin weiter im Auge zu behalten, fand aber dann das hier vor. Was sagst du dazu?“
 

Johns Augen weiteten sich, denn die Szenerie hatte sich grundlegend verändert, Große Scheinwerfer erhellten den Wald in der Nähe des Bahndammes, durch den er Rose und den hiesigen Doktor zuletzt hatte rennen sehen.
 

Ein Luftschiff schwebte über den Wipfeln der in dieser Jahreszeit nur spärlich belaubten Bäume, genau über einer kleinen Lichtung, auf der es vor Leuten wimmelte. Dabei handelte es sich um Männer in dunkler Kleidung, die ihn fatal an die Felduniformen der Armee erinnerten. Einer benutzte ein Funkgerät, ein zweiter brachte mit energischen Gesten und scharfen Befehlen Ordnung in das Chaos.
 

Gerade eben wurde eine rechteckige Plattform vorsichtig nach unten gelassen. Da das Luftschiff regelrecht in der Luft stehen konnte, pendelte sie nicht ganz so unruhig hin und her, wie es im anderen Universum bei Helikoptern der Fall gewesen wäre.
 

Nur welche Last wollte man mit ihr nach oben schaffen?
 

Doch nicht etwas die Tardis, die ihm nur all zu vertraute blaue Kiste, die er am Rand der Szene durch das Blattwerk schimmern sah. Wenn, dann arbeiteten die Leute dort nicht gerade effizient. Für so etwas benutzte man normalerweise eher Greifer und Sicherungsseile.
 

Nein, die Aktion diente einem ganz anderen Zweck … auf das an Haken befestigte Drahtgitter wurden vielmehr zwei leblose Körper verfrachtet – ein Mann in grünem Frack und eine junge Frau mit blonden Haaren.
 

„Rose!“ John musste hilflos mitansehen, wie zwei der Soldaten ebenfalls auf die Plattform stiegen und Zeichen gaben, dass diese wieder nach oben gezogen werden konnte. Er schluckte heftig, so dass sein Adamsapfel spürbar in der Kehle hüpfte.
 

Warum lag sie einfach nur da und rührte sich nicht? Was zum Teufel hatten diese Bastarde ihr angetan?
 

Sein Herz begann schneller zu schlagen. Er ballte unwillkürlich eine Hand zur Faust und sprach das laut aus, was er eigentlich nur hatte denken wollte: „Wer, zum Teufel, sind diese Typen?“
 

„Nun, das würde ich gerne von dir erfahren, immerhin solltest du als Mitarbeiter von Torchwood doch mit solchen Sachen vertraut sein, nicht wahr?“, die Mundwinkel des Masters zuckten spöttisch, während er näher an die Gruppe heran zoomte.

„Deshalb habe ich dich auch rufen lassen. Ganz offensichtlich hat sich nun wohl eine dritte Fraktion eingemischt … und so weit ich es beurteilen kann, gehören diese Männer hier keiner der offiziellen Regierungsorganisationen wie U.N.I.T. oder gar der Armee an, auch wenn sie auf den ersten Blick so wirken. Das ist mir schon einmal aufgefallen.“
 

John presste die Lippen aufeinander und bekämpfte den plötzlich aufsteigenden Jähzorn.
 

Warum musste es eigentlich immer dort, wo sich der Doktor gerade aufhielt, gleich gehäuft zu Schwierigkeiten kommen, egal in welcher Welt und welcher Inkarnation? Und weshalb durften grundsätzlich immer Unschuldige, wie nun seine Rose, unter den seltsamen oder irren Eskapaden des Timelords leiden?

Nur weil sie anfingen ihm viel zu schnell zu vertrauen, weil er sie mit seinen schönen Worten regelrecht einwickelte, anstatt lieber sofort die Beine in die Hand zu nehmen und ganz schnell weg zurennen?
 

'Wie oft willst du diese Gedanken eigentlich noch wiederholen? Mensch John, jetzt zügle endlich deine Eifersucht!', ermahnte er sich stumm und grub die Nägel seiner Finger so fest in die Handflächen, dass es weh tat.

'Bleib ruhig … tief durchatmen … Es wird dir absolut nichts bringen, wenn du jetzt wieder unnötig ausflippst! Denk dran, der Master scheint Spaß daran zu haben, dich zu provozieren, damit du ausflippst, um dich dann genüsslich zu bestrafen! Nein, ich will diesem Sadisten nicht weiter in die Hände spielen.'
 

Das reichte aus, um das Brodeln in seinem Inneren wieder halbwegs in den Griff zu bekommen.
 

Viel gesünder war es in diesem Moment, sein Gehirn zu zermartern und seinem „Herrn und Meister“ - oh wie ihn das anwiderte! - eine zufriedenstellende Antwort zu geben, denn das hier war kein Sache, die er in Erinnerungen aus dem anderen Universum mitgenommen hatte, sondern eindeutig in die Welt gehörte, in der er seit vier Jahren lebte.
 

Die Augen des Masters ruhten noch immer auf ihm, deshalb durchforstete John sein Gedächtnis, nach Hinweisen auf die Identität der Fremden. Die Leute erinnerten ihn ein wenig an die von U.N.I.T., aber nein, die Regierungs-Organisation war vor Monaten offiziell aufgelöst und in den Jahren davor schon recht klein gehalten worden.
 

Dennoch gingen die Leute so vor, als wüssten sie genau, was sie täten, als hätte sie Erfahrung mit Außerirdischen. Vom Equipment her waren die Söldner zwar verdammt gut ausgestattet, weitaus besser als die Sicherheitskräfte, die die Einrichtungen von Torchwood London überwachten.

Also stand jemand mit viel Geld hinter diesen Leuten. Ein Superreicher? Ein multinationaler Konzern wie ehemals Cybus Industries, dessen Manager meinten um des Profits willen auf den Spuren von John Lumic wandeln zu müssen?
 

'Nein, das wäre denen zu heikel!', sortierte er diese Vermutung als, als er sich an die strengen Auflagen erinnerte, unter denen Peter Tyler CI hatte übernehmen und weiterführen dürfen. 'Wer aber kommt dann in Frage?'
 

Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er mochte in den letzten vier Jahren zwar selbst nicht viel mit Torchwood zu tun gehabt haben, weil Pete seine neu gefundene Familie in Sicherheit hatte wissen wollen und davon fern gehalten hatte, aber Roses Vater hatte im privaten Rahmen immer wieder die ein oder andere Andeutung fallen lassen, wenn ihn etwas all zu sehr beschäftigte oder belastete, so als hätte er sich von John Rat erhofft.
 

Und bei ein oder zwei dieser Gelegenheiten hatte er von einem anderen weiteren Torchwood gesprochen, dass zwar ähnliche Ziele wie seine Gruppe verfolgte – die Erde und die Menschheit zu schützen, dabei jedoch niemals die Unterstützung von Unternehmen angenommen hatte, weil sie schon ganz andere Geldgeber hatten. Und das machte vieles von dem, was er dort gerade sah, plausibler als alles andere.
 

Er pfiff durch die Zähne. „Oh, verdammt noch mal, ich glaube, dass da sind die Schotten!“ platzte die Erkenntnis aus ihm heraus.
 

„Die Schotten?“ Der Master musterte ihn amüsiert, schien aber auch interessiert daran zu sein, mehr zu erfahren.
 

John kramte die Informationen zusammen, die er hatte: „Mit den Schotten meine ich eine Gruppierung von Torchwood, die sich vor gut achtzig Jahren, als das Ende der Monarchie erklärt wurde, abgespalten hat und seither ihren eigenen Wege gegangen ist, ohne sich dabei jedoch umzubenennen.

Sie haben sich seither vollständig von London und Wales abgeschottet. Wie geheim sie operieren zeigte sich vor allem während und nach der Cybermen-Krise, denn damals haben sie eine Zusammenarbeit mit uns strikt abgelehnt, um nicht offenlegen zu müssen, was sie in der ganzen Zeiten getrieben haben.

Es gibt ein oder zwei Kontaktleute in Edinburgh, die nach außen kommunizieren, wir haben aber keine Ahnung, wer sie eigentlich wirklich anführt. Der Verdacht liegt nahe, dass es Prinz Charles sein könnte, da dieser sich seit ein paar Jahren kaum noch in der Öffentlichkeit sehen lässt und die paar repräsentativen Pflichten seinen Söhnen überlassen hat, aber das bleiben reine Vermutungen von unserer Seite.“
 

Er hielt kurz inne und presste kurz die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen, weil das, was er jetzt sagte, wieder mit dem Doktor zusammen hing. „Und wir können bis heute ebenfalls nur vermuten, dass sie weiterhin dem Kodex folgen, den Königin Victoria einst für die von ihr gegründete Torchwood-Gesellschaft aufgestellt hat.“
 

„So, und wie lautet der?“, hakte der Master natürlich gleich nach.
 

So ein Mist, jetzt hatte er zwei Sätze zu viel gesagt. Denn jetzt blieb John nichts anderes übrig als zu improvisieren, denn er konnte in diesem Fall nur auf das Wissen des Doktors und dessen eigene Erfahrungen mit dem Torchwood im anderen Universum zurückgreifen, und die Ursprünge der Organisation mussten hier nicht unbedingt identisch sein …
 

„Nun ja …“, er zuckte mit den Schultern. „Das waren Gebote, die jedem Monarchen am Herzen liegen, der sein Land vor allem Übel beschützen möchte: Mit aller Kraft und allen Fähigkeiten, zu denen ein Mensch in der Lage ist, außerirdische und ausländische Einflüsse aufzuhalten und zu bekämpfen, aber auch die Menschheit zu beschützen, indem wir uns das Wissen der Aliens und natürlich deren Technik zu eigen machen, egal ob diese es zulassen wollen oder nicht!“
 

Der Master lachte spöttisch.
 

„Ach, und das tut 'dein Torchwood' nicht? Aber ja, genau das ist euch Erdlingen ja so furchtbar eigen; Diese typische Mischung aus Paranoia, Größenwahn und Machtgier, aufgrund derer die höher entwickelten Völker des Universums sie als barbarische Spezies einstufen, die man besser klein hält“, und sah ihn herablassend an.

„Nun, ich bin eher der Ansicht, dass man ihnen ruhig die Waffen in die Hand geben sollte, mit denen sie sich und ihre Welt vernichten, ehe sie zu einem größeren Ärgernis werden und und mit ihrer Aggressivität den Frieden im Universum nachhaltig stören.“

Er schnaubte verächtlich. „Aber da dem Hohen Rat der Erhalt des gegenwärtigen Zeitgefüges so wichtig ist, in dem die Bewohner des Planeten leider eine viel zu große Rolle spielen, sind mir leider die Hände gebunden …“
 

John schauderte. In diesem Augenblick schimmerte unter all der Arroganz des Timelords doch wieder die wahre, zerstörerisch veranlagte Natur des Masters durch.
 

Der Mann schien aber selbst zu bemerkten, dass er die Maske ein Stückchen zu weit fallen gelassen hatte und wechselte lieber das Thema, ehe die letzten Worte zu sehr nachhallen konnten. „Was denkst du also, werden diese Leute jetzt mit deiner Freundin und ihrem Begleiter tun?“
 

„Ich habe keine Ahnung. Vermutlich das Übliche, was man in diesem Fall so tut. Sie werden sie erst einmal untersuchen, wenn es dazu Anlass gibt, dann verhören und …“ John winkte zunächst gedankenverloren ab, dann aber wurde ihm bewusst, was er da gerade gesagt hatte, und was das für seine große Liebe bedeuten konnte. 'Das muss ich um jeden Preis verhindern!'
 

„Was wollen Sie damit andeuten?“ fragte er, als keine besondere Reaktion vom Master kam, sondern nur ein gelangweiltes Lächeln und Gähnen. Er starrte bärtigen Timelord überrascht und zugleich entsetzt an. „Wir werden Rose und den Doktor doch wohl nicht in den Händen von Torchwood Zwei lassen? Das können wir nicht tun!“
 

„Und warum meinst du, sollten wir etwas unternehmen?“ Der bärtige Timelord zog eine Augenbraue hoch. „Im Moment sehe ich wirklich keine Veranlassung, etwas zu unternehmen und unnötige Aufmerksamkeit durch eine Rettungsaktion zu erregen. Nun, wenn diese Männer etwas Vernunft im Leib haben, dann werden sie jemanden wie Rose Tyler sicherlich nicht umbringen …“
 

„Sind Sie sich da so sicher?“, fauchte John hitzig. „Immerhin ist Rose die Tochter eines Rivalen und könnte dem oder denjenigen, die Schottland leiten, gefährlich werden, wenn sie ihm gegenübergestellt wird - und dann … “ Seine Stimme versagte, weil er das Undenkbare nicht aussprechen wollte, die hitzigen Gefühle, die er von Donna kannte, wieder durchbrachen. „Dann wird …!“
 

„Ruhe jetzt! Man merkt wirklich, dass du ein verliebter Narr bist und ganz offensichtlich nicht viel von Politik verstehst“, unterbrach ihn der Master scharf.

„Denn genau das ist der springende Punkt. Das Mädchen ist als Tochter des Leiters von Torchwood London eine kostbare und wichtige Geisel … und mit der entsprechenden Konditionierung, könnte sie die Speerspitze werden, die Peter Tyler zu Fall bringt …“
 

Es schien dem Master diebische Freude zu bereiten, ihm mit diesen Mutmaßungen, die vermutlich ganz seinem Hirn entsprangen, zu provozieren. John merkte durchaus, dass ihn das rasend machte, seine Gefühlswelt in einen brodelnden Kessel verwandelte, aber er konnte dennoch nicht wirklich an sich halten.
 

„Hören Sie damit auf! Und verdammt noch mal, tun Sie … “, brüllte er den Timelord an und schlug mit einer Faust gegen die Wand, besann sich dann aber eines besseren, weil ihm glücklicherweise nicht entging, dass eine schwarz behandschuhte Hand langsam zu einem ganz bestimmten Kontrollgerät am anderen Arm wanderte.
 

'Nein, diesmal werde ich mir keine schmerzhafte Lektion einfangen! Diesmal nicht!'
 

Für einen Augenblick schloss er die Augen, atmete tief durch, hoffte, dass sein Blutdruck bald wieder sank und versuchte es dann mit gedämpfter Stimme und anderen Argumenten „Und was ist mit dem Doktor? Haben Sie keine Angst, dass ihn die Leute dort durch Folter brechen und so an die Geheimnisse ihrer Spezies gelangen.“
 

Der Master schüttelte den Kopf. „Ach nein, diese Befürchtung habe ich nicht, denn der Doktor ist trotz seiner närrischen Verliebtheit in die Erdlinge immer noch genug Timelord, um genau zu wissen, dass man die Bewohner dieser Welt nicht mit dem Wissen Gallifreys vertraut machen sollte, geschweige denn, dass ihre beschränkten äffischen Gehirne wirklich viel davon verstehen und sogar nutzen könnten.“

Schmunzelnd fügte er hinzu.

„Und ich muss zugeben, im Moment gönne ich dem Bastard durchaus ein paar ordentliche Schmerzen. An seinen Geist werden sie aber trotzdem nicht heran kommen, sie könnten ihn höchstens umbringen.“
 

Er verfiel in Schweigen und sprach erst nach einer Weile weiter.
 

„Die Gefahr bei der ganzen Sache ist leider eine andere, deshalb werde ich auch weiterhin ein Auge auf die beiden haben. Aber in der Zeit, in der der Doktor erst einmal mehr mit seinem Problem beschäftigt ist, als die Leute dort um die Finger zu wickeln, will ich lieber für das nutzen, weswegen ich eigentlich hier hin gekommen bin. So kann er mir wenigstens nicht dazwischenfunken, wie er es bereits mehrfach getan hat.“
 

„Und das wäre?“ John knirschte mit den Zähnen. Er hätte dem Timelord so gerne weiterhin seine wahre Meinung gesagt, aber das gefährliche Funkeln in den Augen seines Peinigers hielt ihn davon ab. „Ich glaube mich zu erinnern, dass Sie so etwas erwähnt hatten. Waren Sie nicht auf der Suche nach jemandem?“
 

Immerhin klang seine Stimme weitestgehend ruhig, auch wenn er innerlich weiterhin kochte und viel lieber losgezogen würde, um Rose zu befreien, ehe sie noch mehr dem unseligen Einfluss des Doktors aus diesem Universum verfallen konnte.
 

„Genau so ist es … und soweit ich weiß, verfolgen wir beide durchaus das gleiche Ziel.“ Der Master schaltete die Aufzeichnung ab und überkreuzte die Arme vor der Brust. „Diese beiden Personen, haben ja auch bereits dein Interesse erregt, oder täusche ich mich da? Dein Laptop und dein Notizbuch sprechen nämlich eine andere Sprache. Du weißt, von wem ich rede, nicht wahr?“
 

„Penelope Gate, eine junge und begabte Erfinderin aus dem späten 19. Jahrhundert und Ulysses, der Timelord, dessen Aufmerksamkeit sie erregt und dessen Liebe sie gewonnen haben muss.“ John nickte. „Aber dürfte die Spur nach über hundert Jahren nicht schon ziemlich kalt geworden sein?“
 

Der Master sah John mitleidig an und schüttelte dann enttäuscht den Kopf. „Ist das jetzt deine äffische Hälfte, die dich so linear denken lässt, John oder stellst du dich absichtlich dumm? Kalte Spuren existieren nicht, wenn man ein Timelord ist. Die Suche bedarf nur etwas der Feinabstimmung …“



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