Zum Inhalt der Seite

Der Schatten des Doktors

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Deal

„Ich helfe ihnen!“, bestätigte John sein Angebot nun etwas weniger heftig. „Ich will nicht, dass Rose etwas geschieht. Wie sie selbst sagen, Sie ist wohl eher zufällig an diesen Kerl geraten und hat mit ihrer Auseinandersetzung oder was auch immer, nichts zu tun!“
 

Er sah den Master herausfordernd an. Auch wenn sein Widerwille, mit dem Schwarzhaarigen gemeinsame Sache zu machen, stärker denn je war – gab es denn im Moment eine andere Chance, um am Leben zu bleiben und sich irgendwie aus dieser verzwickten Situation heraus zu winden ohne all zu großen Schaden zu nehmen?

Außerdem erfuhr er so vielleicht mehr über die Timelords dieses Universums und konnte sich so auch ein besseres Bild über sein „anderes Ich“ machen. Denn wie er in den letzten Tagen bereits mehrfach gemerkt hatte: Die Erinnerungen des Doktors waren in diesem Universum nicht hundertprozentig verlässlich.
 

John beschloss weiter nachzubohren. „Doch dazu müssen Sie mich wohl auch ein wenig mehr in die ganze Sache einweihen Also, was ist da eigentlich zwischen Ihnen und diesem Doktor?“
 

„Aha, da ist jemand neugierig geworden … “ Der Schwarzhaarige schmunzelte. „Für den Anfang musst du erst einmal nur folgendes wissen: Er ist ein Dieb, der unter anderem nicht nur seine Tardis, sein Schiff gestohlen hat, sondern auch noch einige Dinge mehr. Außerdem gilt er als ein notorischer Unruhestifter und Gesetzesbrecher …“
 

„Klingt nach einem ziemlich sympathischen Burschen“, bemerkte John zynisch.
 

„Du würdest anders darüber denken, wenn du einer der Leidtragenden seiner Manipulationen und Machenschaften wärst, mein lieber Junge. Durch ihn sind ganze Welten zu Asche verbrannt, haben unnötig viele Wesen ihr Leben verloren.“
 

Der Master hielt einen Moment inne.
 

„Wir Timelords haben eigentlich nur die Aufgabe, das Zeitengefüge zu beobachten und immer dann unparteiisch in gesunde Bahnen zu lenken, wenn es außer Kontrolle gerät nicht aber sich ständig und überall einzumischen und das Schicksal zurecht zu biegen, weil wir Gefühle für jemanden entwickelt haben … “
 

„Und, was ist daran so schlimm? Ich würde das eher moralisch und menschlich nennen, wenn er sich für eine Seite entscheidet … aber ja, ich vergaß, Sie beide sind ja keine Menschen ... “, spöttelte John, auch wenn er innerlich fröstelte.

Es war irgendwie gruslig diese Anschuldigen hier und jetzt – und dann noch ausgerechnet aus dem Mund des Masters - zu hören, des Timelords, der eigentlich die Verbrechen beging, die er hier dem Doktor so eiskalt ankreidete.
 

Der Schwarzgekleidete schnaubte „Der Doktor hat niemals Skrupel gehabt, sich auf eine Seite zu stellen und sich zugunsten einer der Konfliktgruppen einzumischen. Durch ihn, seine krankhafte Leidenschaft für die Schwachen und Unterdrückten, sind Probleme wie die Daleks, die wir nur mit viel Mühe wieder eindämmen konnten, erst entstanden.

Was er als Mitgefühl und Moral deklariert, ist eher mangelndes Verantwortungsgefühl und Gewissenlosigkeit, die Bereitschaft, sich dort einzumischen, wo das Schicksal und die Evolution bereits anders entschieden haben. Deshalb hätte er schon längst aus dem Verkehr gezogen werden sollen.“
 

„Ach, und weshalb ist das bisher nicht geschehen?“, stichelte John, mutig geworden, weiter. Jetzt erschienen die ersten Aussagen seines Peinigers in einem ganz anderen Licht, einem, das er positiv hätte bewerten können, wenn da nicht die bohrende Eifersucht gewesen wäre, die ihn davon abhielt, genau das zu tun.

Denn je ähnlicher der durch die Beschreibungen DEM Doktor wurde, um so weniger konnte er Sympathie für seinen Rivalen empfinden, wuchs doch die Angst, Rose schon längst verloren zu haben mit jedem weiteren Wort, das er hörte, mit jedem Schluss, den er daraus zog, an.
 

Der Master kniff die Augen zusammen. „Das ist für dich nicht von Belang“, entgegnete er plötzlich schroff und verbat sich damit jede weitere Diskussion „Tatsache ist nur, dass sich deine Freundin mit dem Falschen eingelassen hat, und das wie man auf den Aufnahmen gesehen hat, offenbar ganz freiwillig.“
 

Johns Augen wurden ebenfalls schmal. Er bemühte sich die erneute Provokation einfach zu überhören. Noch einmal würde er sich nicht die Blöße geben, auszurasten und damit wieder alles Mögliche über sich zu verraten, was der Master gegen ihn verwenden konnte. „Und was erwarten Sie jetzt von mir?“, fragte er scharf.
 

„Nun, wenn dir an ihrem Leben noch etwas liegt, dann solltest du mir dabei helfen, den Doktor auszuschalten.“ Der Master lächelte böse. „Das ist der Deal.“
 

„Ich verstehe … also sein Leben gegen das von Rose“, murmelte John und schluckte so heftig, dass sein Adamsapfel hüpfte. Auch wenn er es eigentlich nicht wollte, und immer noch darum kämpfte, den Schatten des Doktors endlich abzuschütteln, das fühlte sich jetzt gerade so an, als wolle er sich selbst und nicht einem völlig Fremden einen Dolch ins Herz stoßen.
 

„So ungefähr, wenngleich ich auch nicht von dir erwarte, dass du ihn gleich umbringst“, erwiderte der Master ruhig. „Auch wenn du - wenn ich dich mir so ansehe – jeden Grund dafür zu haben scheinst.“

Seine Augen ruhten prüfend auf John.

„Ich werde den Doktor nur töten, wenn es unbedingt sein muss, denn ich möchte viel lieber zusehen, wie ihm auf Gallifrey der Prozess gemacht, und er dort seinem gerechten Schicksal zugeführt wird“, sagte er gelassen, aber noch mit einem genüsslich klingenden Unterton in der Stimme.

Dann jedoch tauchte ein hasserfüllter Zug in seinem Gesicht auf. „Und eben das sollte am besten vor den Augen derjenigen geschehen, die glaubten, ihn bis jetzt vor dem Gesetz und seiner Strafe schützen zu können … “
 

Als bemerke er erst jetzt, dass John dieser emotionale Ausbruch aufgefallen war, warf er ihm einen warnenden Blick zu, ehe die die übliche Maske der Arroganz wieder über sein Antlitz fiel. „Nun, was dich betrifft, du könntest dir vielleicht ein wenig Anerkennung in den Augen meines Volkes verdienen, auch wenn du selbst ja nur ein jämmerlicher Mischling bist.“
 

„Da haben sie recht. Das klingt wirklich nicht nach einem schlechten Deal!“ John bemühte sich möglichst gleichgültig und neutral zu klingen und fügte hinzu„Auf den kann ich mich problemlos einlassen.“
 

Die Erinnerungen des Doktors warnten ihn davor, seinen Peiniger gerade in diesem Moment in irgend einer Form zu provozieren, denn wenn der in schlechter Stimmung war, konnte das üble Folgen haben.

Unwillkürlich bewegte er dabei den malträtierten Arm, in den das Gefühl inzwischen wieder vollständig zurückgekehrt war. Er hatte jedenfalls keine Lust darauf, sich wegen ein paar unglücklich gewählter Worte in Agonie windend auf dem Boden wiederzufinden.
 

Der Master nickte zufrieden. „Gut, dann wäre das also geklärt“, meinte er gelassen und steckte das Abspielgerät wieder ein. „Ich denke, ich werde dich jetzt einfach erst einmal wieder alleine lassen, damit du dir überlegen kannst, wie du mich unterstützen möchtest.“
 

John nicht aus den Augen lassend, trat er zurück an die Wand und berührte sie an einer ganz bestimmten Stelle, die dieser sich gar nicht erst zu merken versuchte. Er hatte diesen Bereich oft genug nach einem verborgenen Schalter abgetastet.
 

Wie durch Geisterhand fuhren einige der runden Wandelemente ein und gaben die verborgene Tür frei. „Bis später also.“ Mit diesen Worten trat der Master, ihm immer noch zugewandt, aus dem Raum.
 

Kaum hatten sich die Teile der Wand wieder in ihre richtige Position geschoben, ließ John sich jedoch schwer auf die Pritsche fallen und schlug in einer impulsiven Geste die Hände vors Gesicht, um sich über die tränenden Augen und glühenden Wangen zu reiben. Er wusste nicht, wie er sich jetzt fühlen sollte. Wie jemand, der um seine Liebe kämpfte … oder ein Verräter.
 

„Rose, oh Rose … was bin ich nur im Begriff zu tun?“, murmelte er leise. „Dafür wirst du mich nur noch mehr hassen …“
 

Tiefe Verzweiflung schälte sich aus dem Gefühlswirrwarr, das immer noch in ihm tobte. Die traurige Gewissheit manifestierte sich, dass er sie damit nicht zurück gewinnen, sondern vermutlich ganz und gar verlieren würde, wenn er den Doktor … den Doktor dieses Universums … ans Messer lieferte.
 

Eine ganze Weile blieb er in der starren Haltung sitzen und wusste nicht, was er wirklich denken und fühlen sollte, außer tiefer Leere und schwerer Müdigkeit.
 

Oh ja, der Master hatte ihn wirklich übel in die Falle gelockt, hatte sich der nur all zu menschlichen Gefühle zunutze gemacht, die in ihm tobten, vor allem Liebe und Eifersucht. Und war voll in die Falle getappt, hatte sich auf Donna-typische Weise einfach mitreißen lassen … Dem richtigen Doktor wäre das sicherlich nicht passiert. Der hätte über den Dingen gestanden und dem Master ins Gesicht gelacht.
 

'Nein …', widersprach da energisch eine Stimme in seinem Kopf. 'Vielleicht hätte er es geschafft, die Kontrolle über die Gefühle länger zu behalten als du … aber er hätte mit der gleichen Leidenschaft um Roses Leben gehandelt! Denke doch nur an die vielen, vielen Augenblicke in seinem Leben, in denen er bereit war, mit den schlimmsten Feinden seiner Existenz – den Daleks, Davros, ja auch dem Master selbst - eine kurzfristige Allianz einzugehen, nur um auf den richtigen Moment zu warten, um sie dann doch noch hereinzulegen und alles zum Guten zu wenden.'
 

Er holte tief Luft und lehnte sich zurück gegen die Wand, die Augen geschlossen haltend, weil er nicht schon wieder die trostlos aussehenden Wände seines Gefängnisses anstarren und an seine ernüchternd schlechte Lage erinnert werden wollte.
 

'Das ist richtig', dachte er . 'Nur wenn ich jetzt erst mal mitspiele, kann ich an Informationen kommen. So werde ich nicht auf Dauer in diesem Loch festsitzen, um irgendwann vielleicht mal zum reinen Studienobjekt des Masters degradiert werden, nur weil ich auch gallifreysche Gene in mir trage.'
 

Dann huschte ein dünnes Lächeln über seine Lippen. 'Und vielleicht kann ich dem Doktor dann auch endlich mal den Tritt in den Hintern geben, den er verdient …', fügte das, was von der hitzköpfigen Donna in ihm steckte, entschlossen hinzu. 'Auch wenn dieser hier natürlich nicht kapieren wird, warum!'



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück