Zum Inhalt der Seite

Letterlife

Die Geschichte von 1000 Briefen
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog – Teil 3: Ticket in die Freiheit

Wir wachten erst auf als wir die Stimme einer Frau hörten. Maximus richte sich verschlafen auf und sah sich um. „Oh verdammt, das ist Madlen!“, fluchte er als er mich mit offenen Hemd und Hose sah. Er schnappte sich schnell seinen Pullover und zog ihn über. „Knöpf dein Hemd zu!“, fuhr er mich leise an und sprang aus dem Bett, doch hielt er sich den Kopf und lehnte sich an den Schrank. „Oh mein…“, fluchte er leise, er beugte sich nach vorne, da streckte eine junge Frau mit hellbraunen Haar ihren Kopf durch die Tür. „Hast du einen Kater, Schatz?“, lachte sie… Das war seine Frau?! Sie drehte ihren Kopf zu mir und fixierte mich mit diesen dunkel blauen Augen, kein Wunder hatte sich der Blonde in sie verliebt hatte. Sie sah aus wie ein verdammter Engel! „Du hast besucht da? Er sieht genauso fertig aus wie du!“, lachte sie. „Freut mich Sie kennen zu lernen…“, plapperte sie einfach weiter. „Sameth reicht.“, sagte ich leise auf Russisch, bemüht meinen Akzent zu unterdrücken. „Sameth… freut mich, ich bin Madlen, meinen Mann kennen Sie ja schon! Ich mach Frühstück, dein Engel erwartet dich schon.“, lachte sie und verschwand wider. „Das war deine Frau? Die Mafiabraut?!“, fragte ich verwundert als ich hörte wie die Tür zu fiel. „Ja…. Denk ich zumindest.“, sagte er auch verwirrt. „Sie ist sehr hübsch.“, lachte ich und stand auch auf. Maximus drehte sich zu mir und sah mich an als könnte er nicht glauben was er da hörte und sein Kopf war knallrot. „Sie sieht vielleicht aus wie ein Engel, aber ist des Teufel Zahnweh!“, stöhnte er und hielt sich immer noch den Kopf. „Alles ok?“, fragte ich, obwohl sich mein Kater auch nicht gerade zurückhielt. „Nein… nicht wirklich, meine Frau ist viel zu nett.“, lachte der Kleine. Mein Blick fiel auf den Boden, da sah ich das Polaroid neben dem Bett. Ich ging vorsichtig auf die Knie und hob es auf, dabei knitterte es in meiner Hosentasche. Als ich mich wieder aufgerichtet hatte griff ich hinein und zog eine ganze Handvoll von Fotos heraus. Sie waren alle von letztem Abend, ich versuchte mich zu erinnern, doch war alles recht grau, aber wir hatten Spaß, das sah man auf den Fotos. Auf fast allen Bildern war Maximus zu sehen, oder zumindest seine Konturen, einige waren ziemlich verwackelt. Stimmt Maximus hatte mir irgendwann die Kamera geklaut und auch ein paar Bilder von mir geschossen. Auf einem leicht verrauschten Bild küssten wir uns.  Das letzte Bild das ich in der Hand hatte war das vom Boden. Ich drehte es um… und musste schlucken. Mich sah ein halb Ausgezogener Maximus entgegen, sein Pullover gerade so überm Kopf, doch sein Blick… er wollte einen fressen, mit Haut und Haaren. Ob Maximus sich noch so sicher war was letzte Nacht passiert war? Ich sah zu ihm und leckte mir über die Lippen, bei dem Gedanken wie er meinen Namen gestöhnt hatte. „Da hab ich ja ein paar schöne Erinnerungen…“, lachte ich und sah zu dem Blonden rüber, er zog sich einen anderen Pullover über und eine neue Hose. Er drehte seinen Blick rüber zu mir, ich  zeigte ihm die Fotos, das letzte hielt ich zurück. Er wurde rot. „Das… das von letzter Nacht…“, fing er an, er wusste es also noch. „Mach damit was du willst, aber ich werde es immer als unsere gemeinsame Nacht abspeichern.“, lachte ich und zeigte ihm das Letzte Foto. Maximus kam auf mich zu und erschrak als er es sah. „Du bist ein schöner Mann…“, säuselte ich und beugte mich zu ihm. Doch nur wenige Millimeter von seinen Lippen entfernt sagte Maximus trocken: „Du hast es versprochen…“ – „Tut mir leid, das hab ich.“ Ich steckte die Bilder in meine Reisetasche, zog mich auch schnell um, schnappte mir meine Tasche und folgte ihm runter.

 

Ich biss mir unbemerkt auf die Lippen, das von letzter Nacht, seine Nähe, seine Stimme, sein Geruch, ich wollte das alles nicht vergessen… Ich wollte ihn noch mehr spüren! Sollte selbst nur diese nähe ein Fehler gewesen sein…

Ich öffnete die Haustür, da hörte ich schon seine kleinen Schritte, plötzlich rannte mich mein kleiner Engel um. „Hey mein Engel!“, lachte ich und hob ich auf meinen Arm. Erwidin lachte, schob seinen braunen Hut hoch und strahlte mich an. „Papa!“, lachte er und gab mir einen Schmatzer auf die Wange. „Guck mal, Engel, das ist Sameth ein Freund von mir.“, sagte ich und drehte mich zu dem Mann hinter mir. Erwidin sah ihn mit seinen großen dunkelblauen Augen an. Sameth lächelte ihn auch an, doch mein kleiner Schatz entschied sich lieber vor ihm Angst zu haben und drehte seinen Kopf weg. Sameth fing an zu lachen. „Sameth, das ist mein kleiner Engel Erwidin, mir scheint das er ein kleiner Angsthase ist!“, lachte ich und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Plötzlich erhellte ein Blitz den Gang, mein Engel und ich schreckten beide auf, da lachte Sameth und zog das Bild heraus. „Das war wohl das letzte Bild, aber ich hab noch Filme.“, lachte er und gab es mir. Der Amerikaner hatte wirklich ein Talent einen Spontanen Moment aufzunehmen. Es sah aus wie ein glücklicher Vater mit seinem Sohn… Ich lächelte Sameth an, er erwiederte es, als wollte er sagen, dass ich hier her gehöre und nirgends sonst.  Ich gab das Bild meinem Sohn. „Gefällt es dir? Kennst du di zwei?“, lachte ich, mein Kleiner sah das Bild an und strahlte es und auch mich an.   

Wir betraten das Esszimmer, Madlen hatte wirklich das Frühstück gemacht, was hatte dieser Teufel vor? Ich ließ Erwidin wieder auf den Boden und er rannte zu seiner Mutter, ich betrachtete sie, doch mir kamen immer wieder die Bilder von Letzter Nacht in Erinnerung. Oh Gott ich glaub ich kann das nicht, mir wurde Übel. Mein Sohn gab seiner Mutter das Bild und lachte dabei süß. Madlen nahm es und sah es ganz verwundert an. Sie sah mich etwas verwundert an. Ich setzte mich an den Tisch, das drehen in meinem Kopf wurde immer schlimmer. „Das Bild ist wirklich schön.“, lachte sie… ehrlich, sie meinte das ernst, da lächelte sich mich liebevoll an… das war mir fast schon nicht geheuer. Ich sah mich kurz um, mein Schwiegerdrache war gar nicht da. „Wo ist denn deine Mutter?“, fragte ich verwundert. „Sie ist…“, fing sie an doch sah sie zu Sameth. „Freunde Besuchen!“, lachte sie leicht nervös. Ihre Mutter war Schulden eintreiben. Sie setzte sich zu uns und wir aßen, mir fiel es schwer das Brot runter zu würgen, Erwidin starrte immer noch geschockt zu Sameth. „Was starrst du denn so mein Schatz?“, fragte Madlen verwundert und folgte seinem Blick, da erstarrte sie als Sameth aufsah. „Sie haben ja hellgelbe Augen!“, platzte es aus ihr heraus. Sameth blick war göttlich, jetzt hätte ich gerne den Apperat, er sah total verstört aus. „Tut mir leid ich wollte nicht Unhöflich sein! Ich hab aber noch nie so eine Augenfarbe gesehen.“, lachte sie, Madlen war so verflucht höfflich, da stimmt doch was nicht. Sameth sah schnell weg. „Ich geh kurz vor die Türe, eine Rauchen!“, sagte er schnell nahm seine Tasse und Tasche und verschwand… er rauchte?

 

Ich hatte mich mit dem Kaffee nach draußen gesetzt, diese Eiseskälte von dieser Frau war ja nicht zum Aushalten! Die Frau war ja noch Schlimmer als Gloria… Ich seufzte, wie es wohl meinem Sohn gerade ging? Ich wechselte den Film meiner Kamera… stimmt ich hatte mir die Bilder die Maximus Kollegen geschossen hatten noch gar nicht angesehen... Ich trank weiter an meinem Kaffee, dicke Wolken Hingen im Himmel und versteckten die Sonne. … Dazu hatte ich auch noch heute Abend im Zug Zeit… Mir gefiel der Gedanke nicht ihn hier zu lassen.  

Ich Griff in die Tasche und holte den Angefangenen Brief heraus. Ich las ihn durch. Ich unterschrieb schnell und fing einen neuen an. Ich fing den Brief damit an das ich in Kasondra angekommen war… ich schrieb ihm auch von Maximus. Ich zog die Bilder raus, ich wollte eigentlich keines hergeben, vielleicht konnte ich nachher ja noch eins schießen. Ich schrieb ihm dass ich gerade in Khosta war. Sollte ich meinem Sohn schreiben was ich dachte? Er wusste schließlich das ich seien Mutter nicht geliebt hatte, aber ihm zu erklären das ich mich eigentlich mehr zu meinem eigenen Geschlecht angezogen fühle? Lieber nicht. 

Da ging hinter mir die Tür auf. „Dachte ich es mir doch das du nicht rauchst.“, lachte Maximus Stimme, doch sie klang ganz rau. Ich sah zu ihm, er setzte sich neben mich auf die Treppe, ich schloss den Block und ließ ihn wieder in meiner Tasche verschwinden. Er sah gekränkt aus, seinen Sohn drückte er an sich. Der Kleine starrte stumm vor sich auf den Boden, sein Engel hatte den Hut bis zur Nasenspitze runter gezogen. „Ist was passiert?“, fragte ich leise. „Nein… nicht wirklich.“, sagte er ruhig und drehte seinen Kopf weg. Das war so gelogen. „Madlen möchte das du gehst… und sie hat recht, es wäre besser für dich,… zu gehen bevor meine Schwiegermutter wiederkommt.“, sagte er ganz erstickt. Ich wand meinen Blick ab, richtete ihn auf den Kiesboden. „Merkwürdig, sie scheint dich aber zu mögen… Ich glaub sie will nur nicht dass du in meiner Nähe bist.“, sagte der Blonde betrübt.

Ich stand auf, zog dabei meinen Fotoapparat aus der Tasche. Ich ging ein paar Schritte weg. „Würdest du mir einen Wunsch erfüllen… wenn du kannst?“, fragte ich und starrte auf das Gerät in meiner Hand. „Was denn?“, fragte er leise. Ich sah über meine Schulter, Maximus sah zu mir, nun drehte ich mich ganz zu ihm. „Ich wünsche mir… das du wieder so wirst wie zu der Zeit als wir uns nicht kannten.“, sagte ich und sah auf, Maximus lachte, ich drückte ab. „Was ist das den für ein Wunsch?“, fragte er belustigt, doch lachte ich nicht. Ich nahm das Bild und wartete bis es entwickelt war. Ich sah es an, ich konnte Maximus schönes lachen sehen, dass ich auch in der Bar gesehen hatte, doch vermisste seit seine Frau wieder da war. Sein Sohn sah ihn ganz verwirrt an. Ich ging langsam auf ihn zu. „Deine Kollegen haben gesagt das du zurückhalten wärst, der Schweigsame…“, fing ich an und gab ihm das Bild. „… aber ich durfte eine andere Seite von dir kennenlernen… eine Seite die ich ganz alleine für mich gerne hätte.“, sprach ich weiter und sah auf ihn herab. Der Blonde starrte sprachlos auf das Foto, sein Sohn sprang ohne große Gegenwehr auf, er schien es nicht mal zu merken. Als ich so dicht vor ihm stand und er sein Gesicht nicht von mir wegdrehte, konnte ich sehen das eine Wange leicht gerötet war… mein Herz zuckte kurz zusammen… seine Frau schlug ihn. Er starrte weiter auf das Foto, doch irgendwas schien nicht zu stimmen. „Ich…“, fing er zittrig an. „Ich werde dich vermissen, doch du musst nun gehen. Wirklich… bevor dir etwas passiert…“, sagte er und wurde immer leiser, doch sah er nicht auf. Meine Wut gegen seine Frau, seiner Schwiegermutter und vor allem auch gerade gegen ihn stieg immer mehr, doch Biss ich mir auf die Lippen und schluckte den Gefühlklos runter. Ich wollte nicht dass wir uns streiten, wenn ich schon für immer gehen muss. Ich beugte mich zu ihm runter, nahm sein Gesicht und zwang ihn mir in die Augen zu sehen. Doch was ich sah lies mein Herz immer mehr brechen, in seinen schönen Augen hatten sich Tränen gesammelt. Ich gab ihm einen kurzen Kuss auf die gerötete Wange und beugte mich zu seinem Ohr vor und flüsterte: „Ich werde heute Abend erst den letzten Zug nehmen, egal wohin. Ich würde mich freuen wenn ich dich noch ein letztes Mal sehen könnte oder…“, doch brachte ich den Rest nicht über meine Lippen. Ich ließ ihn los, drehte mich um ohne ihm nochmal in die Augen zu sehen, ich hätte seinem Blick nicht standhalten können. Ich nahm meine Tasche und warf sie über meine Schulter. Ich biss mir auf die Lippen, meine Augen brannten, doch bevor meine Stimme versagen konnte sagte ich noch laut: „Danke für die Unterkunft.“

 

Sameth zog die Tür hinter sich zu, da knallte ein Teller neben mir an die Wand und zersprang. Madlens Blick hatte sich verfinstert und sie sah mich wütend an. „Seit wann schleppst du irgendwelche Typen an? Das dir so was in den Sinn kommt!“, brüllte mein Drache. „Oh, ja, da bring ich einmal einen bekannten mit und schon bricht die Welt zusammen, ich bin dein Mann und nicht dein verfluchter Diener! Du bringst doch auch ständig Typen mit! Hätte Erwidin nicht meine Haarfarbe und würde mir so verflucht ähnlich sehen, würde ich fast schon sagen er ist nicht mein Sohn!“, brüllte ich sauer, sprang auf, doch schlug ich mir die Hand auf den Mund, der Kleine konnte wirklich nichts für meine Situation. Ich sah zu meinem Jungen, er starrte auf seine Füße und schien fast zu weinen. „Mir wäre es auch lieber, wenn dein Bruder der Vater von ihm wäre, aber du hast ihn ja umgebracht!“, brüllte sie, ich zuckte zusammen und erstarrte. Sie wusste wie sie mich zum Schweigen brachte, doch kochte in mir eine unglaubliche Wut hoch. „Ich will dass dein Freund verschwindet! Sofort.“, befahl sie wieder einmal… ich sah auf den Küchentresen, dort lag das Bild von Erwidin und mir… ich soll hier her gehören? Das ich nicht lache! „Nein! Sameth bleibt hier!“, brüllte ich plötzlich zurück, nun war es meine Frau sie zusammenzuckte, ich fixierte sie. „Wie bitte?“, fragte sie fast schon lachend und stand auch auf. Sie kam auf mich zu, ihr selbstsicherer Gang konnte einem schon wieder Angst einjagen, doch ich wollte standhaft bleiben. „Wie war das?“, fragte sie mit ihrer unterkühlten Stimme. „Ich habe Nein…“, plötzlich durchzog ein brennen von meiner Wange aus mich. Meine Frau hatte mir eine Ohrfeige verpasst. Ich griff schon nach dem Teller neben mir. „Denk daran, dass ich nur ein Wort sagen muss und deine Familie in Anapa verschwindet ganz plötzlich.“, lachte sie, ich ließ den Teller fallen, jetzt hatte sie mich wieder. „Also… ich frage dich nochmal: Wie war das?“, fragte sie mit betonter härte. „Ich werde es ihm sagen…“, sagte ich schweren Herzen und sah auf den Boden. Erwiden tapste vor mich, seinen Hut wieder tief ins Gesicht gezogen. Ich musste lachen, seit mein Vater ihm das Ding Geschenkt hatte, trug er es fast jeden Tag und zog immer die Mütze fast bis zum Kinn runter wenn es zu laut wurde. Ich nahm meinen Engel wieder auf den Arm und verließ den Raum.

Ich blieb aber auf dem Flur stehen, meine Wange brannte immer noch. „Tut mir leid Engelchen, ich bin kein starker Mann, ich hoff du kannst mal besser auf deine Familie aufpassen.“, sagte ich leise und küsste seinen Hut dort wo eigentlich seine Stirn wäre.

Ich drückte die Tür nach Außen und sah Sameth auf der Treppe sitzen, nicht rauchend. „Dachte ich es mir doch das du nicht rauchst.“, lachte ich, ich wollte mir nichts anmerken lassen. Ich setzte mich so neben Sameth das er meine Wange nicht sehen konnte.  Ich starrte nur auf den Kopf meines Engels. Er hatte einen Versager als Vater. „Ist was passiert?“, riss mich seine warme Stimme aus den Gedanken. „Nein… nicht wirklich.“, sagte ich, versuchte ruhig und gelassen zu klingen, drehte dabei meine Kopf weg, ich hatte echt Angst das mir noch die Tränen kamen, ich musste ihn wegjagen, so schnell ich konnte. „Madlen möchte das du gehst… und sie hat recht, es wäre besser für dich,… zu gehen bevor meine Schwiegermutter wiederkommt.“, sagte ich, doch klang meine Stimme ganz erstick, mein Herz klopfte auch wie verrückt, mein Sohn musste sich wohl schon wundern was los war. „Merkwürdig, sie scheint dich aber zu mögen… Ich glaub sie will nur nicht dass du in meiner Nähe bist.“, sagte ich betrüb, sie hatte wirklich so gewirkt als wäre Sameth ihr egal… wäre er einer ihrer Freunde…

Sameth stand auf und ging ein paar Schritte von mir weg. Ich hörte nur das Knistern des Kieses unter seinen Füßen. „Würdest du mir einen Wunsch erfüllen… wenn du kannst?“, fragte er, ich sah verwirrt auf, der Größere starrte vor sich hin. „Was denn?“, fragte ich verwundert, meine Stimme war immer noch ganz leise. Sameth drehte sich zu mir um, in seiner Hand war sein Apparat. . „Ich wünsche mir… das du wieder so wirst wie zu der Zeit als wir uns nicht kannten.“, sprach er weiter, ich musste unwillkürlich lachen, da drückte er ab. Ein Blitz erhellte den Hof, doch störte es mich nicht weiter. Nur Erinnerung die er mitnehmen konnte und ich durfte nichts haben, nur das was in meinem Kopf war und die fast schon verblassten Küsse. „Was ist das den für ein Wunsch?“, fragte ich lachend, doch schwieg Sameth. Er nahm das Bild und starrte es an, da machte er die paar Schritte wieder auf mich zu. „Deine Kollegen haben gesagt das du zurückhalten wärst, der Schweigsame…“, fing er an als er vor mir stand, gab er mir das Bild. „… aber ich durfte eine andere Seite von dir kennenlernen… eine Seite die ich ganz alleine für mich gerne hätte.“, sprach er kühl weiter, ich starrte auf das Foto. Ich erschrak. Das war nicht ich… das konnte ich gar nicht sein. Das war ich einfach nicht! Diese Person auf dem Foto schien so glücklich zu sein. Er gehörte hier her… nicht ich! Dieser fremde Mann, der genau vor meinem Haus saß, er schien glücklich zu sein, aber warum. Ich wollte er sein. „Ich…“, fing ich mit zittriger Stimme an, das wird jetzt weh tun, uns beiden. „Ich werde dich vermissen, doch du musst nun gehen. Wirklich… bevor dir etwas passiert…“, sprach ich leise weiter, doch sah ich nicht auf, ich wollte nicht wissen was mein Drache mit ihm vorhatte, wenn er nicht geht. Meine Sicht verschwamm. Doch Sameth schwieg, für mich eine Ewigkeit. Er legte seien Hand um mein Kinn und drückte es hoch, nun sah ich in seine Augen, auch verschwommen, sah ich das er verletzt war. Er beugte sich zu mir und gab mir einen Kuss auf die Wange… ein Ab…schieds…kuss? „Ich werde heute Abend erst den letzten Zug nehmen, egal wohin. Ich würde mich freuen wenn ich dich noch ein letztes Mal sehen könnte oder…“, flüsterte er, doch brach er einfach ab. Oder was? Sameth lies mich los, er ging weg ohne mir nochmal in die Augen zu sehen. Oder was? Bitte sag es doch! Meine Kehle war zugeschnürt. Er dankte mir noch für die Unterkunft und war vom Hof verschwunden.

Ich starrte ihm lange nach. „Sameth?“, fragte ich leise, „… bitte nimm mich mit!“, flehte ich flüsternd und lies meinen Kopf auf meine Knie fallen. Ich hielt meine Tränen nicht zurück, sie brannten auf meinen Wangen. Das konnte ich einfach nicht glauben. Was hatte ich getan?! Ich wischte mir die Tränen weg, Madlen wird sich schon fragen was ich so lange brauch. Ich sah mir nochmal das Bild an, Sam… nein ich durfte nicht mehr an ihn denken. Ich steckte es in meine Hose. Da merkte ich erst dass mein Sohn nicht mehr auf meinem Schoß saß sondern auf dem Hof mit seinem Ball spielte. „Engelchen, komm her.“, sagte ich etwas lauter. Erwidin sah auf, strahlte mich an und kam auf mich zu gerannt. Er sprang mir wieder um den Hals und wir gingen wieder in das Haus.

Kaum betrat ich die Küche, rannte Madlen an mir vorbei, die Treppe hoch. Was hatte sie den? „Sei mal brav und spiel etwas ja? Ich schau mal schnell nach Mama.“, sagte ich zu Erwidin und er nickte eifrig. Ich ging die Treppe hoch, da hörte ich schon dass sich meine Frau übergab. Ich öffnete leicht die Tür und lehnte mich mit dem Rücken dagegen. „Alles ok Schatz?“, fragte ich ruhig. „Hört sich das gut an?“, brüllte sie sauer, doch würgte sie wieder. „Nein, das weiß ich selber.“, knurrte ich zurück, doch wollte ich sie nicht anschreien. „Warst du schon beim Arzt?“, fragte ich etwas besorgt. Schweigen. Ein einfach Ja oder Nein würde doch reichen… doch sie schwieg. „Geh schon mal ins Schlafzimmer, ich komm gleich nach, ich muss mit dir reden.“, sagte sie ganz ruhig, aus meinem Gesicht musste alle Farbe verschwinden, mein Herz setzte kurz aus, ich schlug meinen Kopf gegen die Tür hinter mir oh bitte Gott, wenn es dich gibt, bitte nicht!

Ich schloss die Tür  und ging zu unserem Schlafzimmer in dem sie meistens alleine Schlief. Ich setzte mich auf das Bett und betete. Sie durfte nicht Schwanger sein. Das würde ich nicht verkraften, ich liebte meinen Sohn und ich würde auch mein zweites Kind lieben, aber in mir war alles aufgewühlt und ich wollte gerade eh nur davonrennen. Wir beide waren schon seit Beginn unserer Ehe verstritten, mein Kleiner Engel war das ein zigste hier was mich bei verstand hielt, ich fühlte mich Isoliert, hatte schon seit zwei Jahren nicht mehr mit meiner Familie in Anapa gesprochen.

Da kam sie auch rein und schloss hinter sich die Tür. Langsam kam sie auf mich zu und setzte sich neben mich, ich sah sie länger an, musterte sie, sie war das genaue Gegenteil von Sameth. Ihr feines halblanges hellbraunes Haar, im Vergleich sein kurzes kräftiges, rot schimmerndes braunes. Ihre starken, dominanten, kalten dunkelblauen Augen, dieselben wie unser Sohn sie hatte und seine ebenso starken, warmen hellgelbe Augen, ich drehte meinen Kopf weg, meine Gedanken konnten nicht gesund sein, ich wollte ihn vergessen… doch konnte ich es wohl nicht. Wir schwiegen, keiner wollte das Gespräch eröffnen. „Ich bin Schwanger…“, mein Herz setzte kurz aus. „… in der dritten oder vierten Woche.", sprach sie ruhig weiter. Eigentlich wollte ich mich freuen, mochte ich Kinder doch sehr, aber für mich brach gerade einfach eine Welt zusammen. Tapfer schluckte ich die Tatsache und lächelte sie an, sie sollte es nicht bemerkten das mein Kopf gerade auf reisen war. „Das ist doch schön.“, sagte ich ruhig, doch bebte meine Stimmte, ging es nicht noch auffälliger?! Plötzlich knallte es. Ich landete unsanft auf dem Boden, mein Auge pulsierte, ich setzte mich stöhnend auf und sah zu meiner Frau auf.  „Du bist ein Taugenichts! Ohne mich könntest du unsere Familie doch nicht einmal ernähren und du dankst es mir indem du einem Typen nachhängst!?“, brüllte sie wütend. Ich war ein schlechter Lügner, da sag ich lieber nichts, genau wie jetzt und Madlen wusste das ich nur schwieg wenn ich eigentlich lügen müsste. „Wusste ich es doch!“, brüllte sie sauer, plötzlich trat sie mich in den Magen. Ich ging keuchend wieder auf den Boden. Warum wehre ich mich nicht? Meine Hand war schon wieder glühend heiß, doch riss ich mich zusammen. Wenn die Cold Flames wussten was ich kann… würden sie mich wohl nie wieder gehen lassen und ich müsste wirklich für sie Arbeiten, noch stand es mir frei mein Geld ehrlich zu verdienen. Ich sah auf den Boden und schloss die Augen, da musste ich halt durch. Da gab sie mir noch einen tritt, ich stöhnte wieder auf, ich war doch nur der Box sack für ihr verfluchtes Leben. Es dauerte ewig bis sie aufhörte, ich steckte alle Tritte ein. Ich atmete schwer, meine Rippen schmerzten. Mir kam fast alles wieder hoch, meine Lippe war aufgeplatzt. „Du bist ein verfluchter Mörder!“, brüllte sie, ich schreckte auf, wieder ein Tritt, doch spürte ich kurz nicht. „Schön, dann passen wir zumindest in der Hinsicht zusammen, wir sind beide Mörder und hassen uns! Beste Vorrausetzungen für eine Familie!“, hustete ich und stand auf und fixierte sie. Der Drache zuckte zusammen, war sie es wohl nicht gewohnt dass ich doch so etwas wie Selbstbewusstsein haben konnte. Ohne ein weiteres Wort verließ ich das Schlafzimmer.

Ich ging schnell durch den Flur, ich wollte alles hinter mir lassen, ich schmeckte das Blut auf meiner Lippe. Ich strich darüber, in mir stieg ein Kribbeln hoch, mir kamen alle Küsse von Sameth hoch. Ich soll ihn doch vergessen. Da sah ich Erwidin auf der Treppe sitzen, er hatte seinen viel zu großen Hut bis zur Nasenspitzte runter gezogen, ob er verstand was er da gehört hatte? Ich strich über seinen Kopf, für ihn würde ich alles in Kauf nehmen, doch war mein Körper schon ziemlich an seinen Grenzen angekommen. „Hello my Angel.“, sagte ich mit brüchiger Stimme und ging die Stufen runter.

Ich verschwand wieder in der Garage, wie jedes Mal  wenn wir Stritten, ich lehnte mich an die Tür, Gott ich bin doch so dumm! Ich musste es mir eingestehen, ich hatte die Schläge nicht für meinen Engel eingesteckt, sondern auch für Sameth. Ich seufzte… Sameth… Mir kamen wieder seine auffälligen Augen in den Sinn, seine tiefe Stimme, seine warme Hand… Ich starrte auf meine Füße, mir kamen wieder die Tränen. „Es tut mir leid Sameth…“, sagte ich mit deutlich rauer Stimme und stieß mich ab, ging vorsichtig auf die Treppe zu. „… aber ich liebe dich…“ Ich blieb abrupt stehen. Was? Mein Herz begann immer schneller zu klopfen. Meine Finger fuhren über meine aufgeplatzte Lippe. „Ich liebe dich Sameth…“, sagte ich nochmal leise vor mich hin. Wieder rannten die Tränen über meine Wangen, dafür all die Schmerzen, all der Mut! Ich hab mich einfach in diesen Mann verliebt! Ich ging langsam die Treppe hoch, meine Tränen brannten, vor allem an meinem Linken Augen. Ich hatte ihn verletzt, vertrieben, belogen und wohl auch für immer verloren.

Ich sah mich um, da sah ich seinen Hut der immer noch auf dem Boden lag, mein Blick fiel auf das Bett, bei dem Gedanken was letzte Nacht passiert war seufzte ich wollig. Wie gerne würde ich es noch mal spüren, dieses Kribbeln, seine Lippen, seine Haut, seien Stimme so nah an meinem Ohr, allein bei dem Gedanke wurde mir wieder heiß. Erst jetzt registrierte ich dass er seinen Hut hier vergessen hatte.

Mein Blick wanderte weiter über den Boden und viel auf eine alte Stumpfe Axt. Ich hob sie auf und roch gleich das verkohlte Holz in meinen Händen, ich hatte mich nicht mehr im Griff, meine Gefühle übernahmen die Kontrolle über meine Kräfte. Ich drehte es in meine Hand und setzte mich auf, mein leicht gerötetes Gesicht mit dem blauen Augen spiegelte sich im Kopf der Axt, ich strich über die Klinge, sie war nicht mehr so scharf wie einmal. Ich nahm es in beide Hände und holte aus. Vor meinen Augen erschien das Bild von vor knapp drei Jahren, als ich das erste Mal Madlen geküsst hatte, ich schlug zu und teilte es und auch das Bett in zwei Hälften. Ich stand auf und schlug nochmal darauf ein. Jedes Mal erschien eine andere Erinnerung, jedes Mal brannte es in meinen Wunden, nicht nur in denen die sie mir Körperlich zugefügt hatte. Damals hatte ich sie doch geliebt! Sie hatte mich doch auch mal geliebt oder?

Das Bett war nur noch Trümmer, überall auf dem Boden lag die Füllung der Matratze und die Federn. Ich starrte auf den Trümmerhaufen, ich atmete schwer, ich weinte immer noch. Ich wollte nicht mehr! Egal wie sehr ich meine Kinder auch lieben würde, mein Herz würde diese Schmerzen nicht aushalten, mein Körper wahrscheinlich auch nicht. Ich sah auf den Boden, Sameth Hut war voller Splitter und Füllmaterial. Sameth… es tut mir leid, ich hätte dir nachlaufen sollen, ich hätte stärker sein sollen. „Ich werde heute Abend erst den letzten Zug nehmen, egal wohin. Ich würde mich freuen wenn ich dich noch ein letztes Mal sehen könnte oder…“ – „Oder was? Was hast du nur gemeint?“, fragte ich ganz erstickt. Ich sank auf die Knie, landete auf einen größeren heilen Teil der Matratze. Meine Hand fuhr über die Bettdecke, sie war ganz verzogen und kaputt. Mein Blick war immer noch auf seinen Hut gerichtet. Das war alles was von ihm übrig war? Sein Hut und diese verblassten Erinnerungen? Mehr durfte ich nicht haben? Ich warf ihn auf meine Tasche die ich mitgebracht hatte. Da spürte ich etwas unter der Decke, sie warf sich stark auf. Ich drehte meinen Blick hin und zog die Decke weg. Ich starrte es lange an, es war Sameths Jackett… Ich nahm es in meine Hand und drückte es an mich, es roch so intensive nach ihm… ich lies mich auf die Matratze fallen… als würde er genau neben mir liegen. Das wollte ich auch, keine Erinnerung, nichts was verblasst, ich wollte Ihn. Ich wollte bei Sameth sein! „Oder… du kommst mit mir.“, flüsterte ich seinen Satz zu ende.  Ich warf auch sein Jackett zu meiner Tasche und starrte sie an. Ich muss sie nur nehmen. Ich hob wieder die Axt auf und ich holte erneut aus und schlug auf den kleinen Schrank ein, in dem meine Klamotten waren, alle schönen Momente mit ihr zerstörte ich, ich wollte sie vergessen, da erschien ein Bild von Erwidin vor meine Auge, ich stoppte in der Bewegung, mein kleiner Engel… ihn wollte ich nicht zerstören, ihn nicht verlassen, da erschien neben ihm ein kleines Mädchen, sie hatte Madlens Haare und meine Augen. Ich zitterte, das konnte nicht wahr sein, mein Herz schlug langsam wieder, es tat immer mehr weh, ich zitterte mit jeder Sekunde mehr, da schlug ich zu.

„Papa?“, hörte ich eine leise, verängstigte Stimme hinter mir. Ich drehte mich um, da stand Erwiden, er krallte sich in seinen Hut und versteckte sich darunter ... ich ließ die Axt stecken und lies sie los. „Papa aua?“, fragte er verwirrt, wohl weil er meine Tränen sah. Ich schüttelte den Kopf. „Deinem Papa geht es nur nicht so gut.“, sagte ich leise und setzte mich auf den Boden. Erwidin kam auf mich zu und zog seinen Hut runter, da streckt er ihn mir entgegen. Ich lachte leise, mein Engel war so süß. Ich nahm ihn uns setzte ihn auf, zog ihn auch über meine Augen, so wie er es immer machte, ich zog ihn zu mir und drückte ihn an mich. Ihn zu verlassen wird so schwer werden. „Du Erwidin… dein Papa muss weg gehen.“, sagte ich leise, ganz erstickt, meine Tränen machten es mir nicht nur schwer zu sehen sondern auch noch zu sprechen. „Papa weg?“, fragte er noch verwirrter, sah dabei zu mir hoch, mit seinen großen schönen Augen, ich nickte nur. In seinen Augen sammelten sich ein paar Tränen, er fing gleich an zu weinen. Ich griff an mein Ohrläppchen  und zog die Ohrringe heraus, zwei kleine blauweiße Steine. Ich legte sie in seine kleinen Hände und schob den Hut hoch. „Ich behalt deinen Hut und du die Ohrringe meines Bruders, sie sind mein größter Schatz, also pass gut darauf auf und gebe sie irgendwann deinen Kinder.“, sagte ich ganz erstickt, mein Herz schlug wieder normal doch schmerzte es so sehr. Ich fuhr durch seine Haare, ich beugte mich zu ihm vor und Küsste seine Stirn. Ich drückte meinen Engel an mich. „Erwidin, verspricht du mir was?“, fragte ich leise, löste mich von ihm und sah ihm in die dunkelblauen Augen, er nickte nur langsam, drückte dabei seine kleine Faust. „Werde stark, stärker wie ich und beschütze deine Familie, ich kann es nicht!“, sagte ich leise und stand auf. Ich nahm meine Tasche und Sameths Hut, sein Jackett zog ich über und ging zur Treppe. „Pass auf dich, deine Mama und deine kleine Schwester auf.“, sagte ich leise zu ihm, mein Sohn nickte nur und drückte die Ohrringe an sich. „Mach ich Papa, versprochen.“, sagte er etwas entkräftet, doch lächelte er mich an, trotz seines alter, verstand er das ich so schnell nicht wieder kommen würde. Er war jetzt schon mutiger wie ich. Ich drehte mich weg und verließ die Garage.

Es war schon recht dunkel, wie lange hatten wir uns gestritten, wie lange hatte ich randaliert? Mein Blick fiel auf die Kirche, es war auch schon ziemlich spät, der letzte Zug würde bald fahren! Ich musste mich beeilen!

 

Ich ging immer weiter vom Hof weg. Am liebsten würde ich umdrehen und ihn mitziehen, doch er musste selber wissen ob er das wollte und so wie er sich angehört hatte, würde ich ihn nie wieder sehen. Ich sah an der kleinen Kirch hoch, sie wirkte etwas verfallen. Ich ging weiter, Maximus wollte mir einfach nicht aus dem Kopf gehen, immer wieder kämpfte ich mit dem Verlangen zurück zu gehen. Ich hatte keine Lust die Stad anzusehen, ich lief an der Bar vorbei, wieder sah ich den Kleinen. Ihn und sein schönes lachen. Ich setzte mich auf eine Bank und zog die Briefe für meinen Sohn heraus, ich wusste wie schwer es war sein Kind zu verlassen, die Frau war kein Problem, aber das Kind? Ich steckte die Briefe in einen Umschlag, klebte eine Briefmarke darauf und warf sie in den Briefkasten, selbst das Schreiben und das Fotografieren war mir vergangen. Ich sah auf den Boden, mein Herz war so schwer wie mein Kopf, da bemerkte ich die Ecke unter dem Briefkasten. Ich beugte mich langsam runter und hob es auf, es war ein Foto. Ich drehte es um, da sah ich Maximus und mich, er gab mir einen Kuss auf die Wange, dabei lächelte er ganz warm. Ich hingegen sah nur geschockt in die Linse. Ich musste lachen, das war letzte Nacht hier gewesen. Ich steckte das Foto ein und ging Richtung Bahnhof.

Ich sah auf den Fahrplan, es war kaum was los hier. Der letzte Zug würde erst in ein paar Stunden Fahren, nach Anapa, Ich zog meine Karte raus und suchte die Stadt, das passte, ich wollte eh Richtung Griechenland, einen alten Freund besuchen. Dann wäre das nächste Land die Ukraine, was auch zu Russland gehörte. Ich löste zwei Tickets, auch wenn ich eines davon in den Müll werfen konnte, so wollte ich doch hoffen dass mich der Kleine verstanden hatte… Ich setzte mich auf eine Bank und versuchte meine Gedanken auf ein Buch zu konzentrieren, doch schweifte ich immer wieder ab, seine gerötete Wange… ob es ``bloß´´ dabei blieb, oder ob sie ihn auch schlimmer schlug… Ein Merkwürdiger Gedanke, den ich verfolgte. Ein Mann der von seiner Frau geschlagen wurde, gut bei seiner Frau handelte es sich ja auch um einen Kopf der Mafia. Ich vergrub mein Gesicht wieder in meinem Buch. Ich wünschte er wäre gleich mitgekommen, dann müsste ich mich jetzt nicht so grämen, es hatte unheimlich wehgetan, ihn so verletzt zu sehen und zu wissen ich konnte nichts tun. Stundenlang starrte ich auf die Seiten meines Buches, doch las ich kein Zeile, kein Wort.

Ich zuckte zusammen als der Letzte Zug ausgerufen wurde, hatte ich so lange vor mich hingeträumt? Maximus war immer noch nicht da, er würde auch nicht kommen. Ich sollte den Gedanken endlich akzeptieren und wieder nach vorne sehen so wie ich es immer tat. Auch wenn mein Herz dabei Brach, ich stand auf und ging zu den Gleisen.

Draußen wehte ein eiskalter Wind. Mein Jackett… Ich hatte es auf dem Dachboden der Garage vergessen. Mir fiel wieder ein wie wir zusammen am Bahnhof standen, sein Körper war so schön warm, da fuhr die Lock ein, der schwerer Rauch hüllte kurz alles ein. Die Türen öffneten sich und viele Menschen stiegen aus, dann stiegen alle anderen ein, ich warte noch. „Sir wollen Sie mitfahren?“, wurde ich angesprochen, ich zuckte kurz zusammen. „Verzeiht ich war in Gedanken.“, sagte ich auf Russisch mit gespielten Akzent, er grinste etwas und stieg schon ein Abteil weiter vorne ein. Ich setzte einen Fuß in die Tür. „Mach es gut Maximus und pass…“ – „SAMETH!“, brüllte eine Stimme durch die Bahnhofhalle, es war bis auf die Schienen zu hören. Die Tür wurde aufgestoßen, da Stand Maximus auf dem Gleis, er hatte eine Tasche dabei und hielt meinen Hut in der Hand, um seine Schultern lag mein Jackett. Er rannte auf mich zu und stieß mich in den Zug. Seine Arme legte sich um meine Hüften und wir donnerten auf den Boden. Er atmete heftig, sein Kopf, den er gegen meine Brust drückte glühte regelrecht, war er gerannt? Die Tür schloss sich, ein Pfeifen drang an unsere Ohren und wir setzten uns in Bewegung. Er krallte sich mehr in meine Kleidung, ich starrte ihn immer noch unglaubwürdig an, das bildete ich mir doch nur ein! „Tut mir leid dass ich fast zu spät war.“, sagte er schwer atmend. Nein… er war wirklich hier! Ich lachte erleichtert und legte nun auch meine Arme um seine Schultern, ich hatte gar nicht mehr damit gerechnet ihn nochmal in meinen Armen zu haben. „Du hast es ja noch geschafft.“, sagte ich leise und strich durch seine Haare ich drückte ihn etwas weg um mich zu vergewissern das ich doch nicht sponn. Er trug den Hut seines Sohnes, er passte zumindest ihm, ich schob ihn hoch, doch da sah ich sein blaues Auge, ich schreckt zurück, die Frau hatte scheinbar eine saftige rechte. Ich strich die Kappe von seinem Kopf runter und fuhr über sein Gesicht, seine Wange war auch leicht geschwollen, der Streit war wohl später nochmal eskaliert. Ich bemerkte auch das Blut an seiner Lippe, sie sah aus als wäre sie leicht aufgeplatzt. Ich fragte nicht nach, wichtig war nur das er hier bei mir war und er diesen Drachen hinter sich gelassen hatte. Ich hielt immer noch sein Gesicht in meinen Händen, er versucht trotz des Auge mich anzulächeln, ich tat es einfach. Langsam beugte ich mich vor, der Kleine schloss etwas die Augen, ich tat es ihm gleich und berührte seine Lippen. Mich durchzog ein wolliges Kribbeln, es fühlte sich an wie der erste Kuss. Maximus erwiderte ihn und drückte sich näher an mich, ich gab einfach nach. Als wir uns lösten hatte Maximus immer noch kurz seine Augen geschlossen, er öffnete sie nur langsam, da lächelte er mich an. Mein Herz wärmte sich auf, ich küsste ihn nochmal, Maximus ließ sich darauf ein und öffnete seine Lippen. Der Kleine legte seine Hände auf meine, entfernte sie etwas und hielt sie fest. Wir lösten uns wieder und lachten leise. „Ich… ich hab gar keine Fahrkarte.“, sagte er zittrig, ich lachte nochmal, löste eine Hand und griff in meine Tasche. Ich reichte ihm sein Ticket bis zur Endstation. Maximus lachte und küsste das Ticket. „Und wohin  geht es?“, fragte er neugierig. Ich lächelte und sagte: „In unsere Freiheit.“   

 



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück