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The Story of a Bastard Child

von

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Der Morgen danach

Sie wachte auf und schreckte sofort hoch. Sie hielt sich die dünne Decke vor die Brust und wandte den Kopf zur anderen Bettseite. Mimi stellte fest, dass sie leer war und von Matt jegliche Spur fehlte.

Zur Sicherheit schaute sie nochmal unter die Bettdecke nach und stellte mit erschrecken fest, dass die letzte Nacht wirklich passiert und nicht einer ihrer wilden Träume war.

Sie atmete unregelmäßig, erinnerte sich bruchstückhaft daran zurück, was in diesem Bett geschehen war. Automatisch lief sie rot an und wünschte sich, früher wach geworden zu sein, um noch verschwinden zu können.

Jetzt war sie gezwungen mit ihm zu reden. Jetzt wo sie wusste, wie er nackt aussah.

Mimi schüttelte den Kopf und verdrängte das Gesehene aus ihrem Kopf.

Nie im Leben hätte sie damit gerechnet mit Matt im Bett zu landen. Doch sie war so wütend und verletzt gewesen, dass ihr in jenem Moment alles egal war.

Sie wollte etwas anderes spüren. Den Schmerz ihres gebrochenen Herzens vergessen, auch wenn sie sich denken konnte, dass er wieder zurückkam.

Tai zu vergessen war nicht so leicht, wie sich erhofft hatte, besonders weil sie ihn fast jeden Tag sah.

Wahrscheinlich würde er jetzt die Gelegenheit nutzen und mit Sora zusammen kommen.

Matt hatte ihnen seinen Segen geben, nur weil er sich für die schlechtere Wahl hielt.

Er hatte sie frei gelassen, damit sie glücklich werden konnte.

Und was machte sie? Sie hielt noch immer an einer Illusion fest, die nach gestern ganz sicher nie zustande kommen würde.

Sie würde Tai nie so spüren, wie sie Matt gestern gespürt hatte. Niemals im Leben würde er sie so anfassen, wie es Matt gestern getan hatte. Sie hatte nur diesen einen Kuss, den er nicht ernst gemeint hatte, ihr aber dennoch viel bedeutete.

Doch sie musste sich vor Augen führen, dass das alles war. Mehr bekam sie nicht.

Vielleicht ein aufmunterndes Lächeln, dass jedoch nicht so gemeint war, wie sie es sich wünschte.

Seine Berührungen hatten nichts zu bedeuten. Es war nur freundschaftlich, auch wenn das sogar schon zu viel gesagt war.

Sie sahen sich kaum noch, seit sie die Nachhilfe beendet hatten. Mimi ging ihm meistens aus dem Weg, da es zu wehtat.

Und nun hatte sie ihn ganz verloren, ohne ihn je richtig für sich gewonnen zu haben. Wenn sie ehrlich war, hatte sie nie eine Chance bei ihm. Sie war nicht Sora. Sie war nicht seine Traumfrau.

Sie war einfach nur Mimi, die sich eingebildet hatte, sein Herz doch noch für sich zu gewinnen.

Ein plötzliches Klopfen riss sie aus ihren Gedanken und ließ ihre Hände vor der Brust zusammenkrampfen.

Matt schreckte seinen Kopf zur Tür hinein und lächelte sie verlegen an. Er trat in sein Zimmer und hatte eine dampfende Tasse in seiner Hand.

„Hey“, murmelte er leise und stellte die Tasse auf seinem Nachttisch ab.

Mimi hatte bisher kein Wort über die Lippen gebracht und musterte ihn nur argwöhnisch.

„Was ist? Hat es dir die Sprache verschlagen?“, fragte er locker und ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen.

Das Grinsen war ihm förmlich ins Gesicht geklebt, obwohl Mimi nicht genau wusste warum. War es Unsicherheit, die er versuchte zu überspielen? Oder sah sie nackt etwa so seltsam aus?

„Wo sind meine Sachen?“, fragte sie und suchte mit den Augen den Boden nach ihnen ab, fand sie jedoch nicht.

„Sie sind auf dem Kleiderständer“, antwortete er und deutete hinter sie. Mimi wandte den Kopf herum und entdeckte sie tatsächlich.

Wieder richtete sie den Kopf zu Matt, der sie immer noch anstarrte.

„Warum guckst du mich so komisch an?“

„Naja, ich habe vielleicht gedacht, dass wir über gestern Nacht reden sollten“, erwiderte er monoton und Mimi wollte am liebsten im Boden versinken.

Sie hatte es bereits geahnt, aber nach wie vor gehofft, dass sie diesem Gespräch irgendwie entgehen konnte. Doch sein dringlicher Blick bohrte sich auf ihre Haut und signalisierte ihr, dass sie wohl nicht drum herum kam.

Sie stöhnte leise und senkte den Kopf.

„Gut, aber ich würde mich gerne erst umziehen“, gestand sie und knallte ihre Nägel die Bettdecke.

Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Warum musste es ausgerechnet Matt sein? Hätte sie sich nicht jemand aussuchen können, den sie nicht kannte?

Sie sah zu ihm und bemerkte, dass er keinerlei Anstalten machte sich zu rühren.

Mimi zog fragend die Augenbraue nach oben. „Worauf wartest du eigentlich? Auf besseres Wetter?“

Matt lachte kurz, stand jedoch zügig auf. „Also gestern hast du dich nicht so geziert“, kommentierte er und schlang die Arme hinter den Kopf.

„Gestern war gestern und heute ist heute“, antwortete sie schnippisch und verdrehte genervt die Augen. Die Situation war schon peinlich genug, warum konnte er nicht einfach gehen?

„Ist ja schon gut, obwohl ‘ne zweite Runde sicherlich nicht schlecht wäre“, raunte er und sah sie lüstern an. Mimis Wangen verfärbten sich rot und ihre Atmung beschleunigte sich.

„Verzieh‘ dich!“, rief sie schrill und warf das Kissen nach ihm.

„War doch nur ein Witz.“ Matt grinse nur schief, verschwand jedoch endlich aus dem Zimmer.

Mimi wartete einen Moment, bis sie sich endlich aus dem Bett quälte und fast schon von Panik ergriffen nach ihrer Wäsche kramte. Sie zog sich schnell an, schaute kurz in den Wandspiegel, der sich in Matts Zimmer befand und wünschte sich, besser nicht reingesehen zu haben.

Sie sah wirklich fürchterlich aus. Ihre Haare standen zu Berge, ihre Augen waren noch geschwollen.

Sie sah aus wie ein zerrupftes Huhn. Kein Wunder, dass er unaufhörlich Grinsen musste.

Mimi schüttelte den Kopf und steuerte auf die Tür zu. Gerade als sie die Hand auf die Schlenke legen wollte, hielt sie für einen kurzen Moment inne.

Was sollte sie ihm jetzt nur sagen?

„Tolle Nacht, aber bitte lass uns nie wieder darüber reden?“

Sie war sich nicht so sicher, ob Matt so einfach die Klappe halten würde. Früher hatte er mit seinen Eroberungen regelrecht angegeben. Doch die Situation hatte sich verändert. Er war in Sora verliebt und wollte sie wohl auch nur für einen Moment vergessen. Genau wie sie. Nur das er bei Sora wenigstens eine Chance hatte.

Ohne weiter darüber nachzudenken öffnete sie die Tür und stand in dem kleinen Wohnraum. Matt saß am Frühstückstisch und hatte den Blick auf sie gerichtet.

„Toll, du bist angezogen“, sagte er lachend. „Willst du vielleicht was essen?“

„Eigentlich will ich nur noch nach Hause“, eröffnete sie ihm fast flüsternd und ging ein paar Schritte auf ihn zu.

„Du willst also nicht in Ruhe nochmal darüber reden?“, hakte er nach und runzelte die Stirn.

„Matt, da gibt es nichts zu reden.“ Sie biss sich auf die Unterlippe und fuhr mit ihren Zähnen leicht darüber. „Es wäre besser, wenn wir es vergessen!“

„Naja, eigentlich wollte ich nur wissen, ob alles cool zwischen uns beiden ist? Gestern war wirklich ein Scheißtag und du weißt, dass…“ Er zögerte und wandte den Blick von ihr.

Doch Mimi wusste genau, was er zu sagen hatte.

„Es nichts zu bedeuten hatte. Schon klar! Geht mir genauso.“ Sie wurde immer leiser, bis ihre Stimme abbrach. Sie starrte ins Leere und hoffte, bald von hier verschwinden zu können.

Es war ihr unangenehm, mit ihm darüber zu reden. Immer wieder flimmerten Sequenzen von gestern Abend vor ihrem inneren Auge. Sie erinnerte sich daran, wie sie lustvoll aufstöhnte, als seine magischen Hände sie berührten und in eine Art Rausch versetzten.

Sie schüttelte leicht den Kopf und versuchte die Erinnerung daran aus ihrem Gedächtnis zu verbannen. Doch wie sollte das funktionieren, wenn Matt direkt vor ihr saß?

„Ich werde jetzt besser gehen!“, sagte sie auf einmal und suchte ihre Schuhe. „Hast du meine…?“

„Sie stehen im Hausflur“, meinte er und deutete in besagte Richtung. „Also werden wir einfach so tun, als wäre nichts passiert?“

„Das wäre das Beste“, erwiderte sie, scheute sich aber ihn anzusehen.

„Okay, hast wohl Recht.“ Mehr sagte er nicht. Den Rest ließen sie einfach im Raum stehen, so als wäre wirklich nichts passiert.

Nach einer Weile bewegte sich Mimi in Richtung Flur. Lautlos zog sie ihre Schuhe an und ging zur Tür. Sie wusste nicht, ob sie sich noch von ihm verabschieden sollte. Nach langem Überlegen, entschied sie sich jedoch dagegen. Kurz drehte sie sich nochmal zu ihm.

Er saß immer noch teilnahmslos auf dem Küchenstuhl und starrte Löcher in die Luft.

Ihre Anwesenheit schien er nicht mehr wahrzunehmen.

Normalerweise ging sie ihren Problemen nur ungern aus dem Weg, doch sie konnte nicht darüber reden. Deswegen öffnete sie lautlos die Tür und ging.
 

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Als sie zu Hause angekommen war, verschwand sie schnurstracks in ihr Zimmer und barrikadierte sich. Ihre Mutter hatte zwar gefragt, wo sie war, doch sie gab ihr nur eine unwirsche Antwort.

Sie sagte, sie habe die Nacht bei einer Freundin verbracht. Ihr war eigentlich relativ egal, ob sie ihr glaubte oder nicht. Sie wollte einfach nur alleine sein, in ihrem Bett liegen und alles um sich herum ausblenden.

Sie hatte nicht erwartet, dass sie bereits eine Stunde später erneut gestört werden würde.

Es klopfte und genervt warf sie die Decke zurück.

„Was ist? Ich will jetzt nicht mit dir reden!“, blaffte sie ruppig und wollte sich wieder unter die Decke verziehen, als die Stimme ihrer Mutter ertönte.

„Mimi, du hast Besuch und der junge Mann ist wirklich ganz schön hartnäckig gewesen!“, informierte sie sie und Mimi konnte sich schon denken, wen sie vor der Tür entdecken würde.

Widerwillig sprang sie auf und stürmte aus ihrem Zimmer. Wieso verstand er nicht, dass sie im Moment nicht darüber reden wollte? Konnte nicht erst mal etwas Gras über die ganze Sache wachsen? Warum wollte er diese Aussprache unbedingt von ihr erzwingen?

Sonst waren ihm seine Bettflittchen doch auch egal gewesen.

Sie steuerte schon auf den Flur zu und überlegte bereits, was sie zu Matt sagen sollte, damit er sie in Ruhe ließ. Vor ihrer Mutter wollte sie sicher nicht über ihre Bettgeschichten sprechen. Er sollte sich am besten verziehen und sie in nächster Zeit gar nicht mehr ansprechen.

„Was willst du…?“, sie stoppte abrupt als sie in ein bekanntes Gesicht sah. Ihre Augen weiteten sich.

Vor ihr stand nicht Matt.

„Was machst du denn hier?“, fragte sie verunsichert und beäugte ihn kritisch. Ihre Mutter hatte sie an die Tür begleitet, sicher weil sie mit dem Gesicht nichts anfangen konnte, obwohl sie ihn kurz gesehen haben musste.

„Ich wollte mit dir reden und ich hab dir auch etwas mitgebracht“, antwortete er und trat ein paar Schritte auf sie zu. In seiner Hand hielt er einen Brief, der nur von einer Person sein konnte.

„Mimi, habe ich irgendetwas verpasst?“, wollte ihre Mutter wissen und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ehm naja…“, sie druckste herum, sah immer wieder zwischen ihrer Mutter und ihm hin und her.

Was sollte sie nur sagen?

„Ich bin Masaru. Masaru Hirata“, stellte er sich vor und reichte ihr die Hand. Argwöhnisch ergriff ihre Mutter sie und zog die rechte Augenbraue schräg nach oben.

„Geht ihr zusammen in eine Klasse?“

„Oh nein. Wir kennen uns über Freunde!“, erwiderte er und ließ ihre Hand los.

„Über welche Freunde?“, hakte sie nach und sah zu Mimi, die panisch dazwischen schritt. Sie wollte nicht schon wieder über Noriko und darüber, dass sie sie angelogen hatte diskutieren.

„Ach, das ist doch unwichtig“, beschwichtigte sie und griff nach Masarus Handgelenk. „Komm wir gehen in mein Zimmer. Dann können wir reden!“

In ihrem Zimmer angekommen knallte sie die Tür hinter sich zu und schloss vorsichtshalber ab.

„Wow, was wird das denn? Willst du über mich herfallen?“, fragte er scherzhalber und setzte sich auf ihr Bett. Mimi verdrehte nur die Augen.

„Was willst du hier? Hat Noriko dich geschickt?“

„Irgendwie schon“, meinte er knapp und sah sie auffordernd an. Mimi zuckte nur beiläufig mit den Schultern, da sie keine Ahnung hatte, auf was er hinaus wollte.

„Sie ist wirklich fertig!“

„Ach, echt? Dann frag‘ mich mal!“, antwortete sie gereizt, verschränkte die Arme vor der Brust und wich seinen Blicken aus.

„Ich weiß, dass das sicher ein Schock für dich war, aber…“

„Du wusstest es“, unterbrach sie ihn. „Ihr habt es sicher alle gewusst und mich für blöd verkauft!“

„Wir haben dich nicht…“

„Ach nein? Warum hat sie mir nichts gesagt?“, stellte sie die Gegenfrage und fixierte ihn mit ihrem Augen. „Ich kam mir so blöd vor, als die Sanitäter ins Klo gestürmt sind und ich von nichts eine Ahnung hatte. Sie hätte sterben können! Und ich…“

Sie stoppte abrupt und rang mit ihrer Fassung. Tränen brannten in ihre Augen und sie rieb sich mit der Hand über ihr Gesicht.

„Sie wollte es dir erzählen, aber sie hatte Angst, dass du sie danach anders behandeln wirst!“, erklärte Masaru mit ruhiger Stimme.

Mimi schüttelte nur den Kopf. „Anders behandeln? Sie wird sterben! Das ändert alles!“

Die Hysterie war aus ihrer Stimme herauszuhören. Masaru legte den Kopf schief und beobachtete sie stumm.

Sie schniefte kurz, fuhr sich immer wieder über ihr Gesicht, als sie plötzlich seine Arme spürte, die sich um ihren Körper schlangen.

„Es ist okay, du darfst ruhig wütend und all das sein!“

Seine Stimme tönte in ihren Ohren und sie merkte, wie er sie leicht an sich drückte. Sie hatte ihr Gesicht an seine Schulter gepresst und weinte.

All das hatte sie verdrängt. Ihre Gefühle. Die Tatsache, dass ihre Schwester, die sie vor kurzem erst kennen lernen durfte, sterben würde. Sie fühlte sich so hilflos und auch allein.

Mit niemanden konnte sie so richtig darüber sprechen. Ihre Mutter war nach wie vor empfindlich auf dieses Thema zu sprechen. Und ihre Freunde? Sie wussten von nichts.

Plötzlich löste Masaru die Umarmung und sah sie an. Er hielt sie leicht an den Schultern fest und ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen.

„Du solltest den hier lesen!“, sagte er und holte den Brief hervor, den er mitgebracht hatte.

„Und was steht da drin?“

„Die Wahrheit!“

„Die Wahrheit?“, murmelte sie fragend und nahm den Umschlag entgegen. Sie musterte ihn genau. Es stand mit feinsäuberlicher Schrift ihr Name drauf. Auf der Rückseite befand sich sogar ein Absender. Mimi schluckte kurz, als sie las, was da stand.

Absender: Wonderland.

„Sie scheint dieses Buch wirklich zu lieben, oder?“, meinte sie mit kratziger Stimme.

„Immerhin hat sie es schon gefühlt tausend Mal gelesen. Alice ist eben ihre persönliche Heldin!“

„Ich weiß, dass hat sie mir erzählt!“, murmelte sie fast schon geistesabwesend. Sie erinnerte sich an einige Gespräche, die sie über das Buch „Alice im Wunderland“ geführt hatten.

Noriko sprach immer mit solch einer Begeisterung davon, tauchte regelrecht in die Welt von Alice ab, die ihr die nötige Kraft gab, alles zu schaffen, was sie sich als junges Mädchen vorgenommen hatte.

Sie kämpfte sich zurück in ihr Leben, wollte sich ihr einiges Wunderland erschaffen.

Doch jetzt war alles anders. Sie würde es nicht schaffen.

Wer wusste schon, wie lange sie noch leben würde.

„Ach ja, bevor ich es vergesse“, meldete sich Masaru zu Wort. Er kramte einen kleinen Zettel hervor und drückte ihn ihr ebenfalls in die Hand.

Verwundert blickte sie darauf und stellte fest, dass es sich um eine Telefonnummer handelte.

„Was ist das?“

„Die Nummer von Etsukos Vater. Er hat einen Job für deine Mutter!“, eröffnete er ihr grinsend.

Mimi klappte leicht der Mund auf und sie schaute ihn unsicher an.

„Was? Einen Job?“

„Noriko hat mit ihm anscheinend gesprochen und ihm die Sachlage erklärt. Und er braucht wohl jemand für die Buchhaltung und so.“

Ungläubig schüttelte sie den Kopf, sah zu Masaru und wieder auf den Zettel. Sie konnte nicht fassen, was gerade passiert war.
 

_
 

Masaru war vor knapp zehn Minuten gegangen, als es erneut klopfte.

„Herein“, murmelte sie und lag ausgestreckt auf ihrem Bett. In ihren Händen hielt sie den Brief und sah sich immer noch den Umschlag an. Gelesen hatte sie ihn noch nicht.

Mimi hörte wie die Tür langsam aufging. Sie hob den Kopf an und erkannte, dass ihre Mutter mitten im Raum stand.

„Der junge Mann war wirklich nett. Werden wir ihn jetzt öfters bei uns zu Besuch haben?“, tastete sie sich zaghaft vor und ließ sich am Fußende ihres Bettes nieder.

Mimi setzte sich auf und ließ den Brief auf ihren Schoss sinken.

„Schon möglich, aber es ist nicht so wie du denkst!“

„Was denkst du denn, was ich denke?“ Sie zog die Augenbraue nach oben und runzelte die Stirn.

Mimi kicherte und winke ab. „Ist nicht so wichtig. Er ist jedenfalls nur ein Freund!“

„Er ist ein Freund von Noriko, oder?“

„Woher weißt du das?“

Mimi zog ihre Stirn kraus. Hatte sie sich etwa wieder an ihn erinnert?

„Ich habe gelauscht!“, gab sie kleinlaut zu und ihre Wangen bekamen einen leichten rosa Schimmer.

„Das hast du auch immer in den USA gemacht, wenn ich neue Freunde mitgebracht habe“, meinte Mimi augenverrollend, konnte aber ihrer Mutter nicht böse sein.

Sie war eben neugierig. Trotzdem sollte sie lernen ihre Privatsphäre zu respektieren, so konnte es auf Dauer sicher nicht weitergehen.

„Ich mache mir eben Sorgen um dich. Und in letzter Zeit warst du nicht besonders ehrlich zu mir gewesen“, rief sie ihr in Erinnerung.

„Ich weiß“, gestand sie sich ein und senkte beschämt den Kopf. „Es tut mir leid, aber ich wollte sie einfach kennen lernen und jetzt…jetzt ist alles nur noch komplizierter geworden.“

Ihre Mutter legte sanft die Hand auf ihren Oberschenkel und musterte sie nachdenklich.

„Ist der Brief von ihr?“, fragte sie und richtete ihren Blick auf ihren Schoss.

Mimi nickte nur sachte und drehte ihn in ihrer Hand.

„Und warum ist er noch zu? Willst du nicht wissen, was sie schreibt?“

„Doch, aber“, begann sie unsicher und zog die Augenbrauen zusammen. „I-Ich hab‘ Angst!“

„Vor was?“

„Vor dem Inhalt.“

Mimi sah ihrer Mutter direkt in die Augen, die eine unfassbare Wärme ausstrahlten. Sie lächelte und fuhr ihr über den Oberschenkel.

„Aber du willst doch sicher wissen, was sie dir schreibt, also mach‘ ihn auf!“

„Mama…“, murmelte sie.

„Es ist okay“, sagte sie nur und nickte zusätzlich.

Danach stand sie auf und wollte sie alleine lassen, als Mimi plötzlich der Zettel einfiel, den Masaru ihr gegeben hatte.

„Warte kurz!“, rief sie, streckte sich zu ihrem Nachtisch und holte den Zettel hervor. Sie krabbelte auf den Knien vor zum Fuße ihres Bettes und hielt ihn ihrer Mutter hin.

Sie nahm ihn an und blickte argwöhnisch auf das kleine Stück Papier.

„Was ist das?“

„Eine Telefonnummer“, antwortete sie nur.

„Mimi…das weiß ich selbst, aber was soll ich…“

„Es ist ein Job. In einer Bar. Sie suchen eine Buchhalterin, oder so ähnlich“, unterbrach sie sie vorsichtig.

„Ein Job?“, wiederholte sie irritiert und blickte wieder auf die Nummer.

Mimi zog die Mundwinkel nach oben und signalisierte ihr durch leichtes Nicken, dass es stimmte.

Ihrer Mutter klappte leicht der Mund auf.

„Aber? Was? Wie kommst du…?“

„Noriko kennt jemanden und hat für dich nachgefragt.“ Mimi presste die Lippen aufeinander und beobachtete gespannt die Reaktion ihrer Mutter. Sie war sprachlos, hielt sich die Hand vor den Mund und Tränen bildeten sich in ihre Augen.

„Und ich kann da einfach anrufen?“

„Ja, na los! Schnapp dir das Telefon und ruf an!“, forderte Mimi sie lachend auf.

Ihre Mutter grinste nur und fuhr sich mit dem Arm über ihr Gesicht.

Dankend sah sie sie an, obwohl sie eigentlich gar nichts damit zu tun hatte. Schnell verschwand sie wieder aus ihrem Zimmer, schloss die Tür jedoch nicht ganz, was Mimi wunderte.

Einen Moment später schaute sie wieder zur Tür hinein.

„Du solltest den Brief lesen“, meinte sie, bevor sie die Tür hinter sich schloss.

Mimi saß immer noch auf ihrem Bett, nahm den Brief wieder in die Hand und musterte ihn einen Augenblick.

Sie legte den Kopf schief, entschied sich jedoch dafür, ihn zu öffnen.

Etwas ungeschickt riss sie ihn an der Seite auf. Sie holte den Brief hervor, faltete ihn auseinander und begann zu lesen.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben :>
Erstmal möchte ich euch ein frohes und gesundes neues Jahr wünschen und mich ganz herzlich bei euch bedanken!
Vielen Dank für euer liebes Feedback zu meiner ersten Adultszene! Ich kann an dieser Stelle schon mal anteasern, dass es nicht das letzte Adult-Kapitel sein wird :>
Aber gut, heute ging es nochmal um die Nachwirkungen von besagter Nacht, die Mimi ganz schön peinlich ist xD
Und auch Noriko bringt sich wieder mit Hilfe eines Briefes ins Spiel, den im nächsten Kapitel zu lesen gibt :3
Er bildet sozusagen Norikos Sicht der Dinge und erklärt möglicherweise ein paar Dinge auf, die bisher noch keiner wusste :D
Wahrscheinlich wird das nächste Kapitel in Kürze folgen :D Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Juju
2016-03-25T10:40:33+00:00 25.03.2016 11:40
Hallo Spinati! :D
Du kommentierst bei mir und ich bei dir. :P Ich arbeite auch gerade ein bisschen Kapitel ab. xD
Alsoooo das ist nun der Morgen danach... Matt ist ja richtig nett irgendwie. Also hätte ich gar nicht gedacht, verhält sich wie ein Kumpel, auch wenn er noch mal mit ihr schlafen will. xD War anscheinend echt nicht schlecht. Aber Mimi macht sich lieber einfach so aus dem Staub... Kann verstehen, dass ihr das unangenehm ist und sie nicht gern drüber reden will. Aber eigentlich gibt es ja auch nichts zu reden. Ist ja beiden klar, dass es nichts bedeutet. o.o
Uhhh und dann kommt Masaru vorbei und bringt ihr einen Brief von Noriko. O.O So süß von ihm. Ich mag ihn irgendwie. xD Und Mimis Mutter ist neugierig. Das kann man gut verstehen. xD
Ich hüpfe gleich mal weiter.
 
<3 (rot) <3 (grün)
Antwort von:  dattelpalme11
26.03.2016 16:39
Spinati :D <3
Vielen Dank für dein liebes Kommentar ;D
Jaa, ich wollte ihn mal etwas anders darstellen xD Er soll ja nicht immer der Arsch sein :D Haha, ich glaube das hat er nur aus Spaß gesagt :D Und ich würde auch nicht mehr darüber reden wollen :D Aber Matt wollte halt auch sicher gehen, dass davon niemand erfährt o.o
Hihi, Masaru wird von vielen gemocht, jedenfalls hörte ich das so ein bisschen raus :D
Jaa, Mimis Mutter ist sehr neugierig und das ist nicht immer von Vorteil xD

<3 (rot) <3 (grün)
Von:  Suben-Uchiha
2016-01-11T12:45:39+00:00 11.01.2016 13:45
Moin meine liebe Tami ;),

Ich muss mal wieder sagen das das mal wieder ein super Kapitel ist. :)
Man konnte Mimi voll verstehen das sie über besagte Nacht nicht gerne Reden will und das ganze lieber vergessen will. Denn wer redet gerne darüber?. Ich bestimmt nicht xD
Masaru entwickelt sich wirklich langsam zu einem richtig guten Freund ;) So jemanden kann man wirklich gerne in seinem Freundeskreis haben :)
Und das Noriko für Mimi´s Mutter den Job besorgt hat finde ich auch super klasse. Und als Buchhalterin bekommt man auch mehr Geld als als Barkeeperin ;) So können sie sich noch etwas besser über Wasser halten ;)
Aber jetzt bin ich gespannt was im Brief stehen wird und mache mich jetzt auf das nächste Kapitel zu lesen.

LG
Sven
Antwort von:  dattelpalme11
13.01.2016 12:21
Vielen Dank für dein liebes Kommentar :)
Ich denke über sowas redet keiner gerne rüber :D Besonders wenn es halt nichts bedeutet hat, aber doch so viel kaputt machen kann :(
Jaa tut er ;D Er ist das Bindeglied zwischen Mimi und Noriko :D
Haha ja klar ;D Ich denke Mimis Mutter kann jetzt auch etwas optimistischer in die Zukunft schauen :D

Liebe Grüße :D
Von:  Tales_
2016-01-05T08:41:48+00:00 05.01.2016 09:41
Huhu,
erst mal noch Frohes neues Jahr :)
Dann ist das Ende wirklich gemein.
Ich bin sehr gespannt, was den nun in diesem Brief drin steht.

Für Mimis Mutter freu ich mich.
Über Matt musste ich echt schmunzeln, aber im Endeffekt wussten ja eh beide vorher wie es um die Gefühle des anderen steht.

Für einen Moment hatte ich echt gehofft, das Tai Mimi besucht umd sich zu entschuldigen.
Ich hoffe immer noch, das er die Finger von Sora läßt.
Ansonsten, ein sehr gutes Kapi wie immer ^^
Und ich bin gespannt.
lg Shanti
Antwort von:  dattelpalme11
09.01.2016 12:21
Vielen Dank für ein Kommentar :D
Haha ich weiß xD Eigentlich wollte ich den Brief auch schon viel eher hochladen, aber ich habe es leider zeitlich nicht geschafft -.-

Jaa das stimmt :D Vielleicht wollte Matt einfach so nochmal mit ihr über die gesamte Situation sprechen, weil ja beide doch sehr alleine sind :(

Nein, es war leider Masaru xD
Tai und Mimi brauchen wohl beide etwas Abstand zueinander :O
Zu Sora und Tai wird demnächst etwas kommen ;)

Liebe Grüße :)
Von:  Linchen-86
2016-01-05T08:29:45+00:00 05.01.2016 09:29
Haha ich das Kapitel lustig XD

Der morgen danach... ich finde die Reaktion von Matt ziemlich gelungen, auch wie er Mimi Anfangs etwas aufzieht, sie ist auch wirklich leicht zu provozieren ;)

Ich finde es gut, das er das Gespräch gesucht hat, denn sowas ungeklärt zulassen ist keine Lösung. Es kam mir bei mir so an, als hätte er eigentlich gerne mehr dazu zu sagen, aber dies lies Mimi nicht wirklich zu.
Dabei glaube ich das die beiden weit aus mehr geminsam haben, als den beiden selbst überhaupt klar ist... mal sehen wie das weiter geht, denn ich denke das diese Geschichte noch für große aufreger sorgen wird ;)

Dann taucht also Masaru auf und besucht Mimi... das das ich schön, es gefällt mir die Entwicklung ihrer Freundschaft und auch wie er versucht, die beiden Schwestern wieder einander näher zu bringen...
Denn eigentlich vermißt Mimi Noriko ja schon total, daher bin ich froh, dass Noriko ihr ein Brief geschrieben hat...
Ich liebe übrigens Briefe... und bin sicher, dass dies ein sehr emotionaler und schöner und trauriger Brief sein wird... daher freu ich mich sehr, ihr Bad zu lesen...

Auch schön das die Freunde von Noriko sich zh einsetzten, um für Mimis Mutter einen Job zu finden, das ist doch mal was ;)
Auch lustig, wie die an der Tür lauscht, auch wenn das ehrlich gesagt gar nicht geht XD
Hallo Privatsphäre XD also den Schuh hätte ich meiner Mutter aber schnell ausgezogen XD

Also ich freue mich aufs nächste und hol mir einfach schon mal ein paar Taschentücher ;)

Liebe Grüße
Antwort von:  dattelpalme11
09.01.2016 12:18
Vielen Dank für dein Kommentar ;)
Freut mich, dass dir Matts Reaktion gefällt :D Fand das mit Aufziehen, ganz passend ;D
Mhm ich denke beide hätten mehr zu sagen gehabt. Sie sind ja wirklich in einer ähnlichen Situation und sehr verletzt, da könnte man sicher das ein oder andere Gespräch darüber führen.

Ich mag diese Entwicklung auch sehr gerne :D Er wird sozusagen zum Vermittler ;)
Ja, das stimmt :( Mimi vermisst sie wirklich sehr.
Ich mag Briefe auch sehr gerne :D Ich glaube, so traurig wird der Brief nicht, aber ich kann mich natürlich auch täuschen :O Er soll halt auch noch einige Dinge erklären ;)
Werde ihn später noch hochladen ;)

Für Mimis Mutter geht es jetzt etwas Bergauf :) Und ja, lauschen ist echt nicht cool -.- Aber die Neugier liegt wohl in ihrer Familie xD

Liebe Grüße :)
Von:  Jea1995
2016-01-04T16:05:06+00:00 04.01.2016 17:05
Huhu :D
Als Mimi dann das schlechte gewissen überkam hatte ich echt Mitleid mit ihr denn es ist echt scheiß Unglücklich verliebt zu sein :(
Das Matt da so gelassen bleibt finde ich cool aber ehrlich gesagt wundert es mich schon warum er darüber reden will denn sie hat keine Gefühle für ihn und er keine für sie :) Das mit dem vergessen ist immer so einfach gesagt aber ob es dann auch klappt ist wieder eine andere Sache :D
Ich mag Masaru ich finds toll als er Mimi einfach umarmt hat :)) und ich finde die Idee von dem Absender "Wonderland" cool denn ich kann Noriko verstehen ich Liebe selbst Alice im Wunderland ;) Mimis Mutter geht echt toll damit um das Mimi Kontakt zu Noriko wollte und das finde ich gut und auch das sie jetzt ein Job hat ist toll ;)
Ich bin gespannt auf denn Brief und was uns noch erwartet :-)
Liebe grüße <3
Antwort von:  dattelpalme11
09.01.2016 12:03
Vielen Dank für dein Kommentar :)
Leider kann man sich nicht aussuchen, in wen man sich verliebt und das schlechte Gewissen hat sie in dem Fall auch sehr schnell eingeholt :(
Ich denke Matt wollte nur wissen, wie sie beide damit weiter umgehen wollen, weil er es wohl auch eher lieber für sich behalten will xD Und ich glaube, dass mit dem Vergessen wird auch nicht so einfach werden xD
Ich glaube diese Umarmung hat Mimi auch gebraucht :)
Ich bin auch ein kleiner Alice im Wunderland Fan :D Freue mich auch schon auf den neuen Alice Film :O
Ich denke Mimis Mutter versucht es zu akzeptieren, da sie ja auch will, dass es ihrer Tochter wieder etwas besser geht :)
Ich werde nachher den Brief noch hochladen x.X irgendwie hatte ich den letzten Tagen zu wenig Zeit gehabt xD

Liebe Grüße <3
Von:  Black-Starshine
2016-01-04T11:46:21+00:00 04.01.2016 12:46
Hallo mein liebe, Unfair an dieser Stelle das Kapitel zu beenden und uns im Unwissen zu lassen. Ich liebe diese fanfiction einfach, weil sie so spannend und fesselnd geschrieben ist. Du schaffst es einfach, einen Jeden mir der Handlung zu fangen und nicht mehr los lassen zu wollen. Ich hoffe ja wirklich, dass Sora nicht mit Taichi zusammen kommt. Denn das würde mich irgendwie echt traurig machen. Besonders aus der Blickrichtung von Mimi. Sie hat die ganze zeit Pech und ich wünsche mir, dass Taichi endlich zur Besinnung kommt und das in ihr sieht, was sie ist. Ein ehrliches und aufrichtiges Mädchen, deren Herz nur für ihn schlägt. Aber manchmal merkt man erst, wie wichtig etwas ist, wenn es weg ist. Vielleicht checkt Sora mal, was Yamato für sie ist. Insgeheim hab ich ja gehofft, dass Taichi in der Türe stehen wird. Aber auch das mit Noriko muss geklärt werden, also sei es dir verziehen ;) Ich bin schon gespannt auf die folgenden Kapitel! Liebe grüße, Janine
Antwort von:  dattelpalme11
09.01.2016 11:35
Vielen Dank für dein Kommentar :)
Ich weiß x.X Eigentlich wollte ich das neue Kapitel auch schon viel eher hochgeladen haben :O
Aber es freut mich sehr, dass du die Geschichte spannend findest ;) Ich habe nämlich immer Angst euch zu langweilen :D
Zu der ganzen Tai und Sora Thematik wird demnächst noch etwas kommen :D Und ja, für Mimi wäre es echt kacke wenn es so laufen würde o.O Aber wir werden sehen :P
Ich glaube das haben bestimmt mehrere gehofft, aber jaa, das mit Noriko wird jetzt tatsächlich zuerst geklärt werden :>

Liebe Grüße :)


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