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Fate of Atemu

von

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Besuch der Karawane

Am nächsten Morgen stand Jono etwas unschlüssig vor der Tür des Pharaos, er wollte zu erst an die Tür klopfen, aber ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit und er ließ es bleiben. Stattdessen ging er in den Speisesaal des Palastes und setzte sich seufzend an den großen Holztisch auf eine Holzbank, sogleich wurden leckere Speisen von ein paar Dienern aufgetischt und Jono kam sich mal wieder etwas merkwürdig vor, denn er war es noch immer nicht gewöhnt so bedient zu werden, obwohl doch alle wussten, dass er nicht der Sohn des alten Pharaos war. ´Hm, daran werde ich mich wohl nie gewöhnen, zwar wurde ich von Anfang an bedient, aber da wusste ich ja noch nicht, dass ich nur eine Laune des Schicksals bin. Ich begreife einfach nicht, warum Atemu alles daran setzt, mich hier zu behalten, obwohl ich doch gar nicht sein richtiger Bruder bin. Außerdem scheint er mich ja gar nicht zu brauchen, er hat doch Seth.´, dachte Jono und nahm sich ein paar Weintrauben aus der großen Tonschale. Wirklich Hunger hatte er zwar nicht, aber er aß trotzdem ein paar davon.
 

Wenige Minuten später betraten Atemu und Seth den Saal. Als sie Jono in Gedanken versunken am Tisch sitzen sahen, waren sie ein wenig verwundert, das war nicht der fröhliche Jono, den sie kannten. Jono schien sie noch nicht bemerkt zu haben, er spielte gerade mit einer Weintraube und zerquetschte sie in seinen Fingern. ´Ich komm mir so unwürdig vor, so klein, man könnte mich zerquetschen, wie diese Traube und niemanden würde es stören, ich bin nun mal nicht wie Atemu oder wie Seth, ich bin nur ein Wüstenkind.´
 

Jono seufzte und wollte sich erheben, als sein Blick auf Atemu und Seth viel, die noch immer erstaunt an der großen Saaltür standen. „Oh, hallo ihr zwei, hab Euch gar nicht bemerkt, setzt Euch doch, das Essen schmeckt lecker.“, rief er den beiden erfreut zu und lächelte, doch diese Freude und dieses Lächeln wirkten mehr als nur gespielt. Atemu warf Seth einen vielsagenden Blick zu, dieser nickte und verließ augenblicklich den Speisesaal. Jono war etwas verwundert. „Will Seth denn nichts essen?“ „Was hast du, mein kleiner Jono, was bedrückt dich?“, fragte Atemu und ging ein paar Schritte auf Jono zu, dieser wich ein wenig zurück. „Es ist nichts, mein Pharao, wirklich nicht.“ „Doch, ich sehe, dass Du Sorgen hast, mein Jono, also sag mir, was hast Du?“, fragte Atemu.
 

Jono sah verlegen zur Seite. „Ich verstehe nicht, warum ich hier bleiben darf, obwohl ich doch gar nicht Euer Bruder bin? Ich bin nicht wie Ihr, bin es nicht würdig hier in Eurem Palast zu weilen. Warum ermöglicht Ihr mir so ein Leben?“ Atemu schaute ein wenig verwirrt. „Aber das habe ich dir doch gesagt, ich habe meinem Vater versprochen, dass ich mich um dich kümmern werde und das tue ich auch.“ „Ist das der einzige Grund?“, fragte Jono und schaute in die violetten Augen des Pharaos. „Was soll die Frage?“, fragte Atemu zurück. „Ich möchte es gerne wissen.“, sagte Jono.
 

Atemu überlegte kurz und meinte dann: „Nein, das ist nicht der einzige Grund, ich mag dich, Jono, ich mag dich sehr und das weißt du. Ich möchte, dass du in meiner Nähe bist, ich brauche deine Nähe.“ „Aber Ihr habt doch Seth, er ist bei Euch, gibt Euch Kraft, bewacht Euren Schlaf, wo habe ich da noch Platz?“, fragte Jono. „Für dich wird es immer einen Platz geben, mein Jono, niemand kann deinen Platz ersetzten.“ Atemu ging noch näher an Jono heran und nahm ihn in die Arme, dann streichelte er sanft Jonos blonde Haare.
 

Jono seufzte und kuschelte sich näher an Atemu heran. ´Diese Wärme, wie sehr habe ich mich danach gesehnt, ich möchte so gerne wieder seine weichen Lippen auf meinen spüren.´, dachte Jono und schloss seine Augen. Als ob Atemu Jonos Gedanken lesen konnte, legte er seine Lippen auf die von Jono und küsste ihn zärtlich. Jono öffnete ruckartig die Augen und war mehr als verwirrt, nach kurzer Zeit jedoch schloss er seine Augen wieder und genoss die Wärme des Pharaos. Als sie sich wieder voneinander lösten, rollte eine einzelne Träne über Jonos Wange, Atemu küsste sie weg und sagte: „Du musst nicht weinen, mein kleiner Jono, ich bin immer für dich da, vergiss das bitte niemals.“ Jono nickte und kuschelte sich wieder an Atemus Brust, eine Weile standen sie noch so da, bis ein Diener Atemu in den Thronsaal rief.
 

Seth war inzwischen im Thronsaal des Pharaos und unterhielt sich mit ein paar Boten aus dem Nachbarland, diese wollten eine Handelskarawane durch das Land bringen und baten um ein Nachtlager für die Händler, die im Laufe des Tages vor den Toren des Palastes eintreffen würden. Da der Hohepriester diese Entscheidung nicht alleine treffen konnte, hatte er einen seiner Diener zum Pharao geschickt, um diesen zu holen. Wenige Minuten später betrat der Pharao in Begleitung von Jono den Thronsaal, sofort verbeugten sich sämtliche Diener und Sklaven, sogar die Boten taten dies.
 

Atemu ging auf die beiden Händler zu und zog sie hoch. „Schon gut, erhebt Euch, was führt Euch zu mir, meine Freunde?“ Die beiden Boten erhoben sich, wagten es aber nicht Atemu in die Augen zu schauen, schließlich war er der Pharao und sie nur unwürdige Botenjungen. Der ältere der beiden, blondgelocktes kurzes Haar, ungefähr 24 Jahre alt, ergriff als erstes das Wort. „Mein Name ist Sabur und dieser Junge neben mir heißt Takeshi, wir kommen aus Arabien und bringen eine Handelskarawane durch die Wüste nach Lybien und bitten um einen Lagerplatz, Nahrung und Wasser für unsere Händler, unsere Pferde und unsere Kamele, oh großer Pharao.“ „Wo befindet sich eure Karawane jetzt?“, fragte der Pharao.
 

Nun ergriff der jüngere, kahlköpfige, circa 17 jährige Takeshi das Wort. „Sie befindet sich etwa einen halben Tagesmarsch von hier entfernt, sie kommt nur langsam voran, da wir auch Kinder und ältere Leute mit uns führen.“ „Ist gut, ruht Euch aus, ich werde ein paar meiner Leute zu der Karawane schicken und sie hierher bringen lassen.“, erwiderte Atemu und rief ein paar Reiter zu sich, die er auch gleich in Richtung der Karawane entsandte. Die beiden Boten verbeugten sich dankend und folgten einem der Diener, der sie aus dem Palast zu einem zweistöckigen Lehmhaus in der Nähe führte. Dieses Haus war ausschließlich für Gäste gedacht und wurde noch zu der Zeit des alten Pharaos erbaut.
 

Am Abend traf dann die Karawane vor den Toren des Palastes ein. Die Karawane bestand aus 30 Männern, 15 Frauen und 6 Kindern, mitgeführt wurden 30 Pferde, 25 Last- und Reitkamele, 7 Wüstenhunde und 5 Planwagen und natürlich jede Menge Waren, die in Lybien verkauft werden sollten. Die Tiere wurden mit Wasser und Nahrung versorgt und die Leute der Karawane wurden in das Gästehaus gebracht, wo sie sich waschen und neu einkleiden konnten, später wurde im Speisesaal des Pharaos ein kleines Fest für die Ankömmlinge gegeben. Es gab Unmengen an Essen und Trinken und es wurde gelacht und getanzt, am Ende trug einer von Seths Priesterschülern ein Hymnus an den Sonnengott Ra vor.
 

Sei mir gegrüßt, o Ra!

Über dem Horizonte, gleich Tum, steigest du auf,

Und gleich Horus-Khuti erreichst du die Höhe am Himmel.

Wenn du segelst in deiner göttlichen Barke,

Mein Körper auf Erden badet im Licht deiner Strahlen.

Am Anblick deiner göttlichen Schöne erfreut sich mein Auge,

Herrschet der Friede im unermesslichen Himmel.

Sieh, der Wind bläht deine Segel und erfreuet das Herz.

Mit mächtigen Schritten durchläufst du die Weiten;

Deine Feinde liegen am Boden gestreckt;

Frieden im Himmel herrscht.

Die Planetengeister kreisend um dich

Singen dir Ruhm;

Und wenn du hinter den Bergen des Westens

Am Horizonte hinab steigst,

Der Fixsterne schützende Geister

Neigen sich vor dir und beten dich an.

Deine Schönheit ist groß

In der Morgendämmerung, am Abend.

Du, Herr des Weltenlebens, der Weltenordnung,

sei mir gegrüßt, o Ra, wenn du am Horizonte aufsteigst,

Wenn du am Abend, Tum ähnlich, zur Ruhe gehst.

denn wahrlich, sie sind schön, deine Strahlen,

Wenn auf der Höhe des Himmelsgewölbes

Du vorbeiziehst in all deiner Herrlichkeit.

Die Göttin Nut, die dich geboren,

Weilt dort.

Gekrönt bist du zum König der Götter;

Und Nut, deine Mutter, die Göttin des himmlischen Meeres,

Sie neigt sich vor dir und betet dich an.

Weltenordnung und Weltharmonie

Strahlen aus dir.

Vom Morgen, da du emporsteigst, bis zum Abend,

Da du zur Ruhe gehst,

Mit mächtigen Schritten durchziehst du den Himmel.

Vor Freude dein Herz überquillt,

Und tief ist der Friede des himmlischen Sees.

gestürzt ist der Dämon!

Abgehauen die Glieder, gebrochen die Wirbel!

Zum Hafen treiben

Die Segen bringenden Winde dein Schiff ...

Die Götter im Westen und Süden, im Osten und Norden

Beten dich an.

Du, göttliches Ursein, aus dir

Entsprungen des Dasein Formen und Wesen ...

Sieh nun, o Herr! Dein Mund lässt ertönen ein Wort,

Und schweigend lauscht dir die Erde.

Du einziger Gott! Du glänztest am Himmel

In urferner Vergangenheit, wo die Erde

Und ihre mächtigen Bergesketten,

Noch nicht geschaffen ...

Du, der Schnell-Laufende! Du der Herrscher, der Einzige!

Du der Schöpfer alles Wesens und Webens!

Am Zeitenanbruch

Schufst du der himmlischen Götter Zunge.

Aus dem Urmeer

Hobst du empor die Wesen

Und rettetest sie auf die Meeres-Insel des Horus ...

Könnt ich atmen die Luft, die dich erfüllt

Und den erfrischenden Nordwind genießen,

Welchen Nut, deine Mutter, dir bringt!

O Ra, meinen Geist segne in Gnaden!

Osiris gib meiner Seele ihr göttliches Wesen zurück!

Sei mir gegrüßt, du Götterherrscher!

Sei gepriesen dein Name,

Du, Schöpfer der herrlichen Werke!

Mit deinen Strahlen beleuchtet, o Gott,

Meinen Körper, der, in der Erde verscharrt,

Ruhet in Ewigkeiten! ...
 

(Quelle: „Das Ägyptische Totenbuch“ - Übersetzung von G. Kolpaktchy)
 

Als dann die Feier zu Ende war, begaben sich alle in ihre Gemächer und ruhten sich von dem anstrengenden Tag aus, denn die Karawane wollte schon am nächsten Tag wieder weiterziehen.
 

Jono war noch etwas verwirrt durch die Worte, die Atemu am Morgen zu ihm gesagt hatte und konnte deshalb nicht einschlafen. Er lag noch ziemlich lange wach und dachte darüber nach, was er für Atemu empfand. ´Ist es wirklich Liebe, was ich fühle? Oder ist es einfach nur Bewunderung für ihn? Schwärmerei? Was weiß ich denn schon von Liebe? Ich denke jeden Tag an ihn, jede Nacht, aber liebe ich ihn mit allem, was ich besitze? Mit ganzer Seele, mit ganzem Herzen? Ich weiß es nicht, aber ich möchte es gerne wissen, ich möchte begreifen, was ich fühle. Ich will lernen, will ihm alles geben, ihn mein Herz zu Füssen legen. Doch was geschieht, wenn er mich abweist? Soll ich es trotzdem wagen? Ich weiß es nicht.´ Jono wälzte sich noch lange in seinem Bett hin und her, erst am frühen Morgen fiel er in einen traumlosen Schlaf.



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