Zum Inhalt der Seite

rot

Die 1000. Rotkäppchenadaption
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

I
 

Das Dunkel verschlingt die vereinzelten Schritte

Des Mädchens und weist auf den Weg den sie kam,

Und Bäume versperren nach uralter Sitte

Die Strecke des Weges, die sie noch nicht nahm.
 

Sie wollen sie schützen vor finsteren Dingen,

Die tiefer verästelt im Inneren droh'n,

Es mahnen die Blätter mit Singen und Klingen,

Ihr Chorus beschwört in dem Mädchen nur Hohn.
 

Wo Männer erzittern und Frauen verzagen,

Erlernte das Mädchen das Fürchten noch nicht.

Die Drohungen stechen in Augen und Magen,

wie Äste und Zweige, bis man sie zerbricht.
 

II
 

„Wohin denn des Weges, du zierliches Wesen,

Mit kleidendem Käppchen von glänzendem Rot,

Von Rot, das so strahlend, so fahrig erlesen,

Wie Gott es nur Opfern und Tätern androht.“
 

„Noch tiefer ins Dunkel, du wölfische Fähe,

Zur Mutter der Mutter, sie ist doch so krank...

Nun lass mich und suche dir Hirsche und Rehe

Mich stört dein erdrückender Totengestank.“
 

„Ich töte die Schwachen, erlöse die Kranken

Von ihrem verhassten Verwesungsgewand,

Doch rieche ich besser, es riecht nach Gedanken,

Dein Modergeruch, der entspringt dem Verstand.“
 

„Mein Händchen ist rot und mein Kleidchen ist rötlich,

Ich habe vergessen, wieso das so ist...“

„Die Lüge ist lieblich, die Wahrheit ist tödlich,

Verstehen ist Grausam, wer schwach ist vergisst.“
 

„Dein Maul schäumt fast über vor grinsenden Messern,

Vielleicht hast du meine Großmutter verspeißt!“

„Dein Kleid wurd' getränkt in den Venengewässern,

Der Eltern, der Ahnin, du bist nun verwaist.“
 

„Ich glaube, ich ahne, du hast sie erschlagen,

Du bist doch das hungrige, mordende Tier...“

„Ich töte und fresse, doch muss ich mich fragen:

Weshalb klebt ihr Venengebräu dann an dir?“
 

III
 

Das Dunkel verschlingt die vereinzelten Schreie

Der roten Verzweiflung und löscht sie dann aus;

Die Fähe beschützt sie und spricht: „Ich verzeihe

Dir alles, mein Kindlein, du bist nun Zuhaus'“.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Kullerkeks1987
2014-07-28T05:32:33+00:00 28.07.2014 07:32
Also ich habs jetzt echt noch zweimal gelesen. Rotkäppchen hat die Oma umgelegt? o.O Hab ich das jetzt richtig verstanden? *hust* Das ist aber ganz schön gemein :-D
Antwort von:  Blaetterklingen
28.07.2014 11:59
Tja, so sind sie, die Kinder von Heute. Legen ihre Oma um und geben Wölfen die Schuld dafür : /
Zu meiner Zeit hätte es das nicht gegeben! Also vor allem Wölfe, denen man die Schuld geben kann, die sind erst in den letzten Jahren wieder nach Deutschland eingewandert : D
Von:  Kullerkeks1987
2014-07-24T09:52:10+00:00 24.07.2014 11:52
Also ich bin mega begeistert von deiner Schreibweise, auch wenn ich mit deinen Gedanken oft nicht wirklich mitgekommen bin :-D ich werde das wohl noch öfter lesen müssen, um es gänzlich zu verstehen. Aber ich finds trotzdem Bombe. Kaum jemand schafft es so fließend zu reimen bzw. das auch noch so passend zu verpacken. Dickes Lob meinerseits.
Antwort von:  Blaetterklingen
25.07.2014 11:54
Dankeschön für das liebe Kommentar : )
Wenn du etwas nicht mitbekommen oder verstanden hast, frag mich am besten. Dadurch bekommst du mit, was ich meinte und ich lerne dabei, was vielleicht zu verschachelt formuliert war, um es zu verstehen : 3


Zurück