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The fear you won't fall

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[but it's harder to feel this way]

The fear you won’t fall
 

Author: Mina/Aneurysm

Date: ‎18. ‎April ‎2013, ‏‎23:41:14 (tbh… it was in 2011)

Fandom: The GazettE / ガゼット

Warnings: Iam crazy.

Devotement: For ever Eva
 

Disclaimer: No slavery.

Music: Joshua Radin
 

Comment:
 

Ich schaue gerade den Live-Stream von Girugamesh und bin wirklich etwas enttäuscht, weil nur 334 Leute den Stream schauen. Das ist wirklich den ganzen Aufwand schon gar nicht wert, das tut mir so Leid für die Jungs =/

Na ja. Sie hätten ja mehr Werbung dafür machen können.

In dem Sinne, lassen wir mal mein Geplänkel außen vor und-
 

Hope ya‘ll enjoy. […]
 

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[But it's harder to feel this way]
 


 

„Manchmal frage ich mich wirklich woher du deine Ideen beziehst.“

Verzögert hob Ruki den Kopf und bemerkte erst jetzt, dass Kai neben ihm stand und seine Staffelei betrachtete. Langsam ließ er seinen Pinsel sinken und blickte auf das Bild zurück welches er gerade bearbeitete und musterte es aufmerksam.

„Was ist das hier vorne?“, wollte Kai wissen und deutete auf die Schnüre welche noch nicht angemalt waren.

„Er hängt mal von der Decke sobald ich fertig bin“, erklärte Ruki und tippte mit dem Pinselende auf besagte Stelle.

„Ah.“ Eine Weile lang noch musterte Kai das Bild, bevor er sich zu Ruki drehte und ihm sein Handy unter die Nase schob, um ihn auf die Uhrzeit aufmerksam zu machen.

„Jaaah, ich weiß“, dehnte Ruki nur und seufzte tief. „Aber bei mir fällt eh eine Vorlesung aus und ich bin grad total drin und dachte ich bleibe einfach länger, mache das hier fertig.“

„Wie viele Bilder hast du denn bereits fertig?“ Kai drehte sich zu der Wand an denen Rukis Werke hingen und zählte sie durch. „Sind das nicht viel zu viele? Ich dachte wir dürfen maximal Zehn ausstellen?“

„Pf.“ Die Augen verdrehend griff Ruki nach seiner Selterflasche und trank etwas daraus. „Um genau zu sein, sind das längst nicht alle. Ich weiß noch gar nicht welche ich nun ausstelle und welche nicht. Es soll immerhin Themenbezogen sein, deshalb muss ich noch etwas puzzeln.“ Er stellte die Flasche wieder beiseite und blickte zu Kais Arbeitsplatz hinüber. „Wie weit bist du denn?“

Kai lachte leise und wendete sich wieder von den Bildern ab und blickte ebenfalls zu seinem eigenen Arbeitsplatz hinüber. „Na ja, ich bin froh, wenn ich bis zum Abgabetermin auch alle zehn Bilder fertig habe. Zwei fehlen noch und drei muss ich noch fertig machen.“

Einen Moment lang schwieg er, bevor er laut aufseufzte. „Okay, du hast recht. Ich sollte wohl auch hier bleiben und die restliche Zeit nutzen und meine Arbeiten fertig machen, nicht wahr? Sonst werde ich ja nie fertig.“

„Du bist einfach zu langsam“, bemerkte Ruki und drehte den Pinsel in seinen Fingern wieder, stellte sich zurück an die Leinwand und malte die nächste Fläche aus.

„Ja, stimmt wohl.“ Eine ganze Weile lang war es still, nur Kai hörte man hantieren und seine Utensilien zusammen suchen, bevor er erneut etwas sagte. „Ich finde es sowieso unglaublich. Wenn man mal bedenkt wer hier was im Kurs tut bist du wirklich der Einzige, den ich bewundernswert finde. Ihr seid alle so reiche Schnösel; tschuldige aber das ist ja einfach so; und trotzdem machst du so viel und gibst dir total die Mühe. Dabei bin ich der mit dem Stipendium und muss um jede Bewertung hier kämpfen.“

Ruki lachte nur auf und zog eilig den Pinsel von der Leinwand weg um sich nicht noch zu vermalen.

„Das liegt daran, dass ich platzen würde, wenn ich die Bilder die meinen Kopf täglich überfluten nicht irgendwie wieder los werden würde. Andere schreiben Tagebuch, ich male und zeichne seit ich denken kann.“

„Beneidenswert“, seufzte Kai in seinen nicht vorhandenen Bart hinein und wieder herrschte Stille, diesmal konzentrierte Arbeitsruhe.

Erst fast zwei Stunden später, als Ruki bereits von seinem Bild zurück getreten war und seine Sachen wieder in seine Boxen verstaute, atmete auch Kai tief durch und wischte sich mit der Hand über die Stirn. „Das reicht wirklich für heute. Aber immerhin bin ich hiermit jetzt auch fast fertig.“

Sie räumten auf und wuschen ihre Pinsel aus, packten ihre Sachen zusammen und letztendlich stand Kai wieder vor Rukis Staffelei und betrachtete sie aufmerksam.

„Du bist echt fertig geworden. Wahnsinn wie schnell du bist.“

Ruki warf ihm nur einen Seitenblick zu und schulterte seinen Rucksack.

„Hat das Bild eine bestimmte Hintergrundgeschichte?“, wollte Kai dann wissen und legte den Kopf schief, wahrscheinlich, um das Bild aus einer anderen Perspektive zu sehen. Er tat dies eine ganze Zeit, weshalb Ruki die Augenbrauen hob und zögernd ebenfalls den Kopf schief legte um vielleicht zu sehen, was Kai da erblickte. Allerdings kam er sich dabei ziemlich bescheuert vor, weshalb er schließlich nur den Kopf schüttelte und sich räusperte.

„Hm, so ähnlich. Ich habe am Freitag einen Typen getroffen, der hatte so ein merkwürdiges Band um sein Gesicht, hauptsächlich die Nase.” Er zeigte es Kai mit seinen Fingern an seinem eigenen Gesicht. „Ich habe ihn nicht gefragt warum er es trägt und seitdem spuken mir sämtliche Begründungen dafür im Kopf herum und ich fand die Idee von Schönheit geprägt von Narben sehr bizarr. Deshalb ist das entstanden. Die Kulisse mit den Seilen…“ Ruki zuckte mit den Schultern. „Hat sich selbst entwickelt.“

„Aha“, machte Kai nur und griff nach seinen Sachen. „Cool.“

Gemeinsam verließen sie den Kunstraum und Ruki zog die Tür hinter sich zu, schloss ab, bevor er sich von Kai verabschiedete und im Sekretariat vorbei ging, um den Schlüssel abzugeben.

Nachdem Kunstgeschichte also ausgefallen war, stand nun noch Kalligrafie auf seinem Stundenplan. Ein Fach, was nicht gerade zu Rukis Lieblingen gehörte und welches von seinen Mitstudenten oftmals gern geschwänzt wurde, weil es keine Anwesenheitspflicht besaß. Dennoch ging Ruki hin, denn er hatte keine Lust darauf den Unterrichtsstoff irgendwann mal Zuhause nachholen zu müssen um die Prüfung zu bestehen, denn es war definitiv einfacher sich alles von seiner Professorin vorkauen zu lassen als es sich selbst beizubringen.

Auch heute, gerade weil vorher eine Vorlesung ausgefallen war, waren sie nur zu Viert, aber es störte ihn nicht. Befreundet war er mit Niemandem aus seinem Kunststudiengang, nur mit Kai unterhielt er sich zwischendurch mal oder ging mit ihm in Vorlesungsfreien Stunden zu Starbucks um die Zeit tot zu schlagen. Ansonsten mochte er die Anderen nicht besonders. Mit Mädchen konnte er sowieso nichts anfangen und die Typen die sonst noch das Kunststudium mit ihm machten, waren seiner Meinung nach alles Vollidioten die nicht einmal wussten, was Kunst eigentlich bedeutete und mehr war als Blumen und Vasen abzumalen.

Dennoch war er froh als die Kalligrafieprofessorin sie letztendlich entließ und er gehen konnte.

An seinem Auto wartete bereits Uruha auf ihn, was ihn leise seufzen ließ.

„Hey“, begrüßte er ihn wenig begeistert und Uruha verzog sofort beleidigt das Gesicht.

„Ich kann auch wieder gehen, wenn dir das lieber ist“, schlug er ohne Begrüßung sofort vor und Ruki verdrehte die Augen, sich zurückhaltend dem nicht einfach zuzustimmen.

„Nein, schon okay. Bin einfach nur nicht besonders gut drauf“, winkte er ab und öffnete seinen Wagen. Uruha warf ihm noch einen schnippischen Blick zu, dann öffnete er die Beifahrertür und ließ sich auf dem Sitz nieder, während Ruki selbst hinter das Steuer seines Lamborghini Gallardos niederließ und die Tür hinter sich zuzog. Seinen Rucksack schmiss er nach hinten und machte es sich auf seinem Sitz bequem, streckte die Beine aus und lehnte den Kopf an das Polster.

„Was gibt’s?”, wollte er dann von Uruha wissen und blickte ihn aus den Augenwinkeln her an.

„Nichts besonderes“, wiegelte dieser ihn ab. „Wollte nur mal horchen was bei dir so geht, ich hatte am Freitag wirklich das Gefühl dass was nicht in Ordnung ist.“

„Bevor oder nachdem Saga dich angekotzt hat?“, grinste Ruki und lachte leise, als der Brünette das Gesicht verzog. „Man, du hättest dich auch aufgeregt, das war echt eklig! Und meine Hose kann ich auch wegwerfen. Rotwein geht aus weiß nun mal einfach nicht raus.“

Er seufzte tief und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf, den Kleineren von ihnen mit seinem Blick taxierend.

„Also. Was ist los? Meinst du nicht es ist mal Zeit damit rauszurücken? Ich habe dir das ganze Wochenende Zeit gelassen dich bei mir zu melden, aber da du das nicht gemacht hast…“ Er ließ den Rest offen dahin schweben und wartete einfach ab.

Eigentlich hatte Ruki wirklich überhaupt gar keine Lust zu reden, wollte nur nach Hause, etwas essen und dann ein Bad nehmen. Zumindest hatte so sein Plan bis eben ausgesehen.

Aber weil er wusste, dass Uruha sowieso nicht locker lassen würde bis er ihm etwas Glaubhaftes geliefert hatte, überlegte er kurz, welche Geschichte wohl das kleinere Übel war.

„Man“, stöhnte er schließlich aufgebend und Uruha lächelte zufrieden mit sich und der Welt. Manchmal war es gut so penetrant hartnäckig zu sein. Wie gesagt. Manchmal.

„Mein Vater hat mich zum Essen eingeladen. Du weißt ja was das bedeutet.“ Er verdrehte die Augen und Uruha nickte langsam. Das hatte Rukis Vater in der Tat in den letzten zwei Jahren nur vier Mal getan und jedes Mal war es eine für Ruki eher unangenehme Ankündigung gewesen.

„Dass er mit seiner Tusse da zusammen ist habe ich mittlerweile ja akzeptiert, stört mich nicht, auch wenn mir das Theater auf die Nerven geht was sie immer veranstaltet, wenn ich denn mal vorbei komme.“

Auch er verschränkte nun die Arme, aber anders als Uruha vor seiner Brust. Deutlich verärgert pustete er sich einige Ponysträhnen aus dem Gesicht und die steile Falte zwischen seinen Augen verhärtete sich ein wenig bei dem Gedanken wie diese Frau jedes Mal so tat, als wären sie die besten Freunde, obwohl sie ganz genau wusste, dass er sie nicht ausstehen konnte. Sicher, er gab sich zwar Mühe freundlich und höflich zu ihr zu sein, aber sie machte es ihm deutlich schwer wenn sie mit ihm sprach, als sähen sie sich jeden Tag und an ihm herum fummelte, als wäre er irgendein Plüschtier.

Sie war selbst nur etwas über zehn Jahre älter als er selbst, was es ihm noch schwerer machte diese Frau an der Seite seines Vaters zu akzeptieren, der selbst zwanzig Jahre älter als sie war. Aber es war nicht sein Leben, er wohnte seit Jahren nicht mehr auf dem Anwesen seines Vaters und ihre Beziehung war seit dem Tod seiner Mutter nicht die Beste, deshalb war es ihm weites gehend egal.

Dennoch hatte ihn die letzte Essenseinladung sehr erschreckt.

„Ich dachte schon er will mir erzählen dass er sie heiraten will oder so“, brummte er und überlegte, ob er diese Neuigkeit nicht sogar eher verkraftet hätte als den tatsächlichen Grund.

„Ach, so doof ist dein Vater nicht“, warf Uruha ein und zuckte mit den Schultern. „Er weiß selber dass das taktisch unklug wäre.“

„Taktisch unklug“, wiederholte Ruki nun fast schon höhnisch und lachte kühl auf. „Und was hältst du dann von der Taktik dass sie im dritten Monat schwanger ist?“

„Bitte was?“ Nun drehte Uruha sich zu ihm herum und starrte ihn entgeistert an. Ruki lachte erneut leise auf. Ja, so in etwa musste er auch ausgesehen haben, als man es ihm gesagt hatte.

„Sie ist schwanger? Ernsthaft?“

Nickend bestätigte Ruki es noch einmal und ließ den Kopf zurück an das Polster fallen.

„Wow“, machte Uruha leise und es herrschte eine Weile lang Stille.

„Ich weiß eigentlich gar nicht warum mich das so trifft“, gestand Ruki schließlich und fasste sich an die Schläfe, seufzte tief durch. „Sie wissen noch nicht, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Da mein Vater sich einen Erben wünscht der seine Firma übernimmt hätte er gern einen Jungen und sie möchte ihm seinen Wunsch natürlich erfüllen.“

„Also wirst du die Firma definitiv nicht übernehmen?“

„Ach, das war doch schon klar als mein Vater mir damals die Wohnung gekauft und mich geradezu von sich geschoben hat.“ Er seufzte bei der Erinnerung wie hilflos und verlassen er sich damals vorgekommen war. Einerseits hatte es etwas tolles für sich einen reichen Vater zu haben der einem an Geld alles gab was man brauchte und er, obwohl er nicht einmal volljährig gewesen war, seine eigene Wohnung bekommen hatte, näher an der Schule und mit der Möglichkeit zu machen was er wollte, aber andererseits spielten die Gründe die Musik.

Und sein Vater hatte ihn loswerden wollen, dessen war Ruki sich durchaus bewusst. Denn er gehörte zu einem sehr schwierigen Teil seiner Vergangenheit, die er hatte vollständig loswerden wollen, als seine Frau verstorben war. Als schließlich dann auch noch die neue Frau in sein Leben getreten war, blieb für Ruki einfach kein Platz, gerade weil er sich so gegen den neuen Lebensabschnitt seines Vaters gesträubt hatte.

„Wenn das Kind da ist, werde ich überhaupt nicht mehr zu dieser Familie gehören“, sprach Ruki seine Vermutung schließlich laut aus und Uruha widersprach ihm nicht, konnte es auch nicht. Er befürchtete das auch. „Wahrscheinlich kann ich froh sein, dass man mir überhaupt Bescheid gesagt hat. Immerhin war das Kind geplant. Absolutes Wunschkind.“ Er äffte seinen Vater nach und verzog das Gesicht. „Also wussten sie natürlich von Anfang an dass es mit der Schwangerschaft geklappt hat. Trotzdem haben sie es mir jetzt erst gesagt. Wahrscheinlich heiratet er sie dann doch, sobald das Kind da ist, wetten?“

Er legte sich die Hände ins Gesicht und stöhnte unterdrückt bei dem Gedanken an den ganzen Hochzeitszirkus auf. Er würde hin müssen, das war klar, denn sein Vater legte viel Wert auf die Etikette, deshalb war es auch jetzt bereits seine Pflicht und war es immer gewesen, auf allen Familienfeiern oder Geschäftsausstellungen seines Vaters zu erscheinen. Vorzeigesohn. Was der machte? Oh, der studiert. Ja, genau, der studiert.

Was er studierte schien seinem Vater peinlich zu sein, jedenfalls erwähnte er dies nie. War Kunst denn tatsächlich so zu verachten? Damals war das Erste wonach sein Vater sich erkundigt hatte, wie viel er als Kunsthändler denn verdienen könnte.

Ruki hatte nichts weiter dazu gesagt, gerade weil er nie behauptet hatte jemals Kunsthandel betreiben zu wollen. Er hatte einfach das gemacht was ihm am sinnvollsten erschienen war und das war für ihn eindeutig die Kunst.

„Ich hab gestern jedenfalls mit meiner Cousine telefoniert und weißt du was?“ Ruki lachte trocken auf und ließ die Hände wieder sinken. „Sie alle wussten es. Schon seit Monaten wussten sie es. Aber mir wird nichts erzählt. Ich muss drei verdammte Monate warten bis meinem Vater einfällt, dass ich vielleicht auch ein Recht darauf hätte zu erfahren, dass ich…ein Geschwisterkind bekomme.“

Vor Wut biss er die Zähne zusammen.

„Das ist doch nicht nichts! Das ist doch nicht etwas, was man mal eben vergisst zu erzählen! Das ist…ein verficktes Menschenleben was da neu dazu kommt, in eine Familie die zwar sowieso nicht mehr mir gehört, aber dennoch, ich dachte wirklich…“

Er hielt inne und schüttelte den Kopf. Was er gedacht hatte wusste er nicht.

Uruha neben ihm musterte ihn mitfühlend.

„Ich wette mit dir, er hat es mir nur jetzt schon gesagt, weil nächste Woche die Hochzeit meiner Cousine ist und er nicht wollte, dass ich da eine Szene mache wenn ich es dort höre.“ Das Schlimme war nur, dass es schlüssig und wahrscheinlich auch noch die Wahrheit war. Auch Uruhas Miene klärte sich, als wäre er selbst zu diesem Schluss gekommen.

„Dieser blöde Dreckssack“, wisperte er und schüttelte ungläubig den Kopf. „Er hat einen Sohn wie dich überhaupt nicht verdient. Er kriegt gar nicht mit dass du der wohl beste Kunststudent bist den diese Uni seit Jahren gesehen hat.“

Ruki schenkte ihm ein dankbares Lächeln, welches aber langsam wieder von seinem Gesicht bröckelte.

„Meine Mum hätte sich sicher darüber gefreut. Sie mochte meine Bilder so gern.“

Eine Weile lang schwieg er bedrückt, bevor er tief durchatmete und aufseufzte. Sein Herz tat schon wieder weh.

Er beschäftigte sich ungern mit sich und seiner Familiengeschichte, denn obwohl es schon so lange ging und er sich sozusagen daran gewöhnt hatte alleine zu sein, tat es dennoch jedes Mal erneut weh sobald sein Vater ihn wieder verstieß und hinterließ neue, tiefere Narben.

„Ich habe schon überlegt einfach nicht zu der Hochzeit zu gehen und zu schauen ob es ihm überhaupt auffallen würde. Aber das kann ich Yuriya nicht antun, sie hat mich immerhin höchstpersönlich eingeladen und ich wäre auch gern dabei. Immerhin ist sie die Einzige die noch anruft und zu meinen Ausstellungen kommt. Da kann ich doch nicht das größte Ereignis ihres Lebens verpassen.“

Uruha nickte daraufhin nur und fing an zu lächeln.

„Sie freut sich sehr, oder? Ich habe sie letztens in Ginza gesehen, da hat sie mir erzählt, dass ihr Kleid geändert werden muss, weil sie einfach viel zu viel abgenommen hat vor lauter Aufregung und Terminstress.“

„Echt?“, grinste nun auch Ruki und seine Gedanken klärten sich etwas und er war froh darüber, dass sie über etwas Schöneres sprechen konnten. „Dick ist sie immerhin nie gewesen, sie sollte eher aufpassen, dass sie auf ihren Hochzeitsbildern nicht aussieht wie ein lebendes Skelet.“

„Na, so schlimm war es nicht“, winkte Uruha ab und seufzte leise. „Aber nach all der Wartezeit hat sie es sich wohl verdient dass er sie endlich heiratet. Ich mag sie, sie war immer nett zu mir.“

„Ja, erstaunlich, nicht wahr? Dass Jemand zu dir Kotzbrocken so freundlich ist?“, neckte Ruki ihn nur, was ihn beleidigt die vollen Lippen verziehen ließ. „Ich mein ja nur, ich finde es ziemlich schade dass sie ihr Studium abgebrochen hat.“

„Ach, Honda hat so viel Kohle, da hat sie es nie nötig mal arbeiten zu gehen.“ Ruki begann mit den Ringen an seinen Fingern herum zu spielen. „Davon mal abgesehen dass sie selbst keine besonders kleine Mitgift in die Ehe bringt. Ich denke aus ihr wird eine richtige Hausfrau. Sie hat ja schon immer gesagt, dass sie mal mindestens vier Kinder haben will.“

„Uff“, machte Uruha bei der Vorstellung nur.

„Ja, uff.“ Grinsend zog Ruki seine Jacke aus, denn so langsam wurde ihm warm in der angestauten Hitze seines Wagens. „So, soll ich dich irgendwo absetzen? Ich will langsam nach Hause, ich habe Hunger.“

„Klar, wenn du mich am Bahnhof rausschmeißen könntest wär cool. Ich bin noch bei Aoi zum Lernen verabredet.“ Uruha drehte sich wieder nach vorn und schnallte sich sorgfältig an.

Er besaß kein Auto, genauso wie Aoi und Saga, nur Ruki hatte eines. Was wohl hauptsächlich daran lag, dass sein Vater Autohändler war und es einfach zum Repertoire ihrer Familie gehörte teure Vorzeigeautos herum zu fahren. Nicht, dass es Ruki störte. Er mochte seinen schwarzen Lamborghini, den sein Vater ihm zu seinem bestandenen Führerschein geschenkt hatte. Beziehungsweise vermutete Ruki, dass er von seinem Vater kam, denn Schlüssel und Fahrzeugbriefe hatten in seinem Briefkasten gesteckt.

Er schnallte sich selbst an und startete endlich den Motor des Wagens, dann lenkte er ihn vom Parkplatz und auf die Straße. Jedem der ihn mit diesem Prachtstück sah und deshalb für einen Schnösel hielt, war verziehen. Ruki hätte wohl nichts anderes gedacht.

Vor dem Bahnhof bog er in eine Seitenstraße um besser halten zu können und Uruha raffte seine Sachen zusammen. „Danke fürs fahren und guten Appetit!“

Er war schon fast aus der Tür heraus, als Ruki ihn noch einmal zurück rief.

„Ja, ahm… Danke dass du nachgefragt hast“, murmelte er schließlich und Uruha beugte sich noch einmal in den Wagen um ihn anzulächeln. „Kein Problem. Aber du könntest ruhig mal von alleine auf mich zukommen. Du weißt ganz genau dass ich für dich da bin.“

„Ja, ach, du kennst mich doch.“ Ruki redete nicht gern über Probleme, das hatte er nicht gelernt.

„Japp, ich kenn dich. Furchtbar, ne?“ Uruha streckte ihm die Zunge raus, winkte ihm dann noch einmal zu, bevor er die Tür zuschlug und über die Straße hinüber zur Bahnstation lief, um den nächsten Zug in Aois Stadtteil zu nehmen.

Seufzend rieb sich Ruki die Augen und machte sich selbst auf den Weg nach Hause.

Uruha studierte zwar Logistikmanagement und Aoi Medizin, dennoch hatten sie einen Weg gefunden gemeinsam effektiv zu lernen, was Ruki wirklich beachtlich fand, da ihre Studiengänge ja nun rein gar nichts miteinander zu tun hatten. Tatsächlich vermutete Ruki ja, nach wie vor und das auch schon seit Jahren, dass die Beiden einfach nur aufeinander standen und deshalb so viel Zeit miteinander verbrachten, aber wirklich kümmern tat es ihn nicht.

Wenn es so war- schön.

Wenn nicht- auch gut.

Saga studierte, wie sollte es bei dem Einfluss seiner Mutter anders sein, Modedesign.

Es passte zu ihm wie Topf und Deckel.

Tatsächlich war Saga schon im Jugendalter für ein Jahr in Frankreich auf einer Modeschule gewesen, wo er grundsätzlich alles gelernt hatte, was die normale Ausbildung Modenäher so bot- nur in der Schule, neben allen anderen Profilfächern, die er sonst noch so gehabt hatte.

Ruki und Uruha vermuteten ja, dass Saga deshalb so schwul wirkte, weil er zu lange mit den Franzosen rumgehangen hatte. Die Geschichten die Saga ihnen heute gern noch auftischte aus der Zeit waren auch nicht ohne.

Die meisten seiner Freunde auf dieser Schule waren weiblich gewesen, alleine schon aus dem Grund, weil in seiner Profilstufe mehr Mädchen gelernt hatten, als Jungen.

In seinem Grüppchen was sich schließlich um ihn gebildet hatte, war man sich nie sicher, wie gut Saga denn nun Französisch verstand, denn er hatte aus Amüsementgründen gern so getan, als verstehe er kaum etwas- etwas, was Ruki bis heute noch nicht verstanden hatte- bis er sich selbst eines Tages verraten hatte, als er vollkommen entgeistert aus dem Raum gerannt war, als die Mädchen über folgendes sprachen:

Blasen. Und eine von ihnen erzählte lautstark und absolut angeekelt, wie widerlich sie es fand, dass ihr Freund ihr nachdem sie seinen Schwanz im Mund gehabt hatte, immer die Zunge in den Mund steckte, nachdem er bei ihr…

Ruki fing an zu lachen und schüttelte den Kopf über die Geschichte. Was musste Saga damals prüde gewesen sein. Er konnte es zwar schon geringfügig nachvollziehen wie entsetzt der damals noch sehr junge Saga gewesen sein musste, denn sein Weltbild von Mädchen war immer ein Anderes gewesen. Und es dann auf so eine knallharte Art und Weise mitzubekommen war sicher schockierend.

Ruki hatte solche Illusionen nie gehabt, von Mädchen die nie über schweinische Sachen, sprich, Sex, sprachen, denn er hatte seine Kindheit mit seinen Cousinen verbracht und Yuriya und ihre Schwester Airi waren in dieser Beziehung auch nicht ohne gewesen.

Seufzend zog Ruki den Schlüssel aus dem Zündschloss, nachdem er geparkt hatte, angelte nach seinem Rucksack und stieg aus um über die Treppe hinauf zu seiner Wohnung zu gehen.

Sicher, er hätte auch den Aufzug nehmen können, aber er war einer der Menschen, die die Meinung vertraten, dass Bewegung nichts Schlechtes war.

Außerdem dauerte es länger auf den Aufzug zu warten, da war er doch schon längst oben bis dieser überhaupt unten.

Sein Kühlschrank war zwar nicht komplett leer, aber er ging deutlich auf dieses Phänomen zu. Vielleicht sollte er mal wieder einkaufen gehen. Besser war es wohl.

Also fiel sein Mahl nicht besonders üppig aus, Reis und Omelette, aber das störte ihn nicht sonderlich. Da er sowieso in letzter Zeit durch seine ständigen Fressattacken die er entwickelt hatte, erheblich zugenommen hatte, musste er eh mal wieder darauf achten was er so an Menge zu sich nahm. Ruki schüttelte nur seufzend den Kopf über diesen Gedanken, als er nach dem abwaschen in sein Badezimmer lief und sich vor dem Spiegel entkleidete.

Er war nicht dick, ganz und gar nicht, aber die Waage zeigte Zahlen an, die ihm überhaupt nicht gefielen, auch, wenn sie ihm körperlich vielleicht nicht anzusehen waren. Es war nur eine Frage der Zeit und dem wirkte er lieber entgegen, bevor er wieder seine Hungerdiäten beginnen musste, wie bereits zwei Mal in seinem Leben.

Dick sein war etwas für ihn, was er absolut nicht ertrug.

Mit dieser Feststellung ließ er sich Wasser in die Badewanne und spannte für die nächsten paar Stunden in dem warmen Wasser aus, ein Buch lesend und zwischendurch mit Saga telefonierend, der ebenfalls zu Hause in der Badewanne lag, allerdings ein Schlammbad nahm.

Es war so typisch Saga, dass Ruki nicht einmal etwas dazu sagen konnte, als er es hörte, lediglich das Gesicht verzog er kurz, was der Andere allerdings nicht sehen konnte, was wohl auch gut so war.

Wirkliche Neuigkeiten hatte der Andere nicht, weshalb Ruki ihn nach einiger Zeit auch schon wieder abwürgte, denn wo dieser gerade davon erzählte, dass er im Unterricht heute ein Hemd fertig gestellt hatte…

Mit ungutem Gefühl stieg Ruki also aus der Wanne, wickelte sich in seinen Bademantel und lief in das Schlafzimmer, öffnete seinen Schrank und suchte nach seinem Anzug.

Ein tiefes Seufzen schlich sich über seine Lippen. Das hatte er vollkommen vergessen.

Bei der letzten Familienfeier hatte er sich mit dem Ärmel am Gartenzaun verfangen und diesen bis zur Schulter hoch aufgerissen. Zwar hatte er sich vorgenommen ein Neues zu kaufen, aber es irgendwann vergessen, da keine neue Feier in letzter Zeit angestanden hatte. Gut, dass es ihm wenigstens jetzt noch wieder eingefallen war, denn sein Anzug war eine Sonderanfertigung, nur für ihn, da konnte er nicht einfach irgendein Hemd zu anziehen ohne sich damit lächerlich zu machen, selbst wenn es nur sein eigenes Gefühl war.

Also würde er morgen definitiv zu seinem Schneider müssen, sonst hatte er nächste Woche zur Hochzeit von Yuriya ein großes Problem.

Und genau das war auch der Grund, warum er am nächsten Tag zum ersten Mal in diesem Jahr, es war knapp vor Juli, Kalligrafie schwänzte und sich in seinem Auto auf den Weg nach Ginza machte. Er hatte bereits am Morgen angerufen und sich angekündigt, weshalb er auch so früh hinmusste, weil sein Schneider später keine Zeit mehr für ihn hatte.

Dieser Schneider besaß das wunderbare Geschäft „La Vertigo“ in der wohl teuersten Einkaufsmeile in Ginza, die man als „die Ginza“ selbst bezeichnete. Ruki liebte die Mode des extravaganten Designers und des Schneiders, die den Laden zusammen führten und fast alle seine wirklich teuren Klamotten stammten aus deren Nadel und Laden.

Sie verkauften grundsätzlich nur Einzelstücke oder stellten Sonderanfertigungen her, so, wie Ruki nun eine brauchte.

Der Laden war nicht besonders voll, nur hinten standen bereits drei Arbeiter an einigen Kunden und steckten ab. Ruki würde sich wohl gleich zu ihnen gesellen, vorher aber blickte er sich noch im Verkaufsraum um, bis sein Schneider ihn entdeckte und höflich zu sich bat.

„Ich bin überrascht dass du so kurzfristig anrufst“, gestand er ihm, als er Ruki die Tüte mit dem kaputten Hemd abnahm. Er holte es hinaus und atmete tief durch, als er den Riss entdeckte.

„Was hast du denn damit gemacht?“

„Meine Cousine heiratet nächste Woche und ich hatte ganz vergessen vorher einen Termin zu machen“, gestand Ruki nur leise und kratzte sich verlegen und wie ertappt an der Stirn, als er den Schneider so ungläubig auf den Riss hinunter starren sah. Seine Arbeit sah man wahrscheinlich nie gern zerstört.

„Ich bin ziemlich böse hängen geblieben.“

„Das sehe ich.“ Der Schneider seufzte tief und rückte seine Brille zurecht, ehe er den Kopf schüttelte. „Nein, also, das kann in den Müll, da nähe ich dir ein Neues. Es war sowieso schon alt, deine Körperstatur hat sich sicher noch ein wenig verändert.“

Ruki nickte nur einverstanden. Was sollte er auch dagegen sagen? Er konnte sich auch nicht vorstellen, dass ein genähter Riss, egal wie sauber, so hübsch am Ärmel aussah.

„Dann einmal oben frei machen, ich hole das Maßband.“

Der Anweisung folgend legte Ruki seine Sachen ab, öffnete seine Jacke und stellte sich hinter eine Trennwand, wo er seine Jacke und sein Oberteil aufhängte, bevor er inne hielt, als er eine bekannte Stimme hörte. Zumindest glaubte er, dass sie bekannt war. Verwirrt verzog er das Gesicht und lauschte.

Er kannte die Stimme eindeutig, aber woher?

Neugierig kam er hinter der Trennwand hervor und lehnte sich zur Seite, bevor ihn fast der Schlag traf als er die Person entdeckte, die dort stand und vor einem Spiegel ein Jackett begutachtete, während ein Helfer ihm die Hose enger steckte.

Was hatte ein Host in dem wohl tollsten und teuersten Laden der Stadt zu suchen?

Eilig trat er wieder zurück, damit Reita ihn nicht auch noch entdeckte und fuhr sich mit der Hand durch die heute ungestylten Haare. Sicher, sie standen ihm gut, so naturwirr, dennoch war es ihm nun unangenehm. Über das Warum schaffte er es nicht sich Gedanken zu machen, weil sein Schneider bereits zu ihm stieß und ihn anwies die Arme zu heben, während er begann gewissenhaft jede Stelle seiner Arme, Brust, Hals, Schulter, Hüfte und Hals auszumessen.

Sie unterhielten sich währenddessen über Yuriyas kommende Hochzeit und darüber, was in der nächsten Zeit wohl in Mode kommen würde, bis sie schließlich fertig waren und Ruki sich wieder anziehen konnte.

„Ich würde sagen, ich rufe dich dann einfach in den nächsten paar Tagen an und sage Bescheid, wenn das Hemd fertig ist. Du hast noch die gleiche Nummer wie immer?“

Ruki nickte und blickte etwas unschlüssig zum Ende der Trennwand.

„Ist sonst noch etwas?“, wurde er gefragt und erst schüttelte er den Kopf, bevor er schließlich doch nickte.

„Ich bin nur irritiert, weil der blonde Junge der da steht… Na ja, ihn hier zu treffen hätte ich nicht gedacht“, gab er dann zu und der Schneider beugte sich vor, ehe er nickte.

„Ach, du meinst Suzuki.“

„Suzuki?“, wiederholte Ruki und seine Augen wurden groß.

„Ja, Suzukis Sohn. Soweit ich weiß war er eine ganze Zeit im Ausland und ist dort ganz schön gewachsen, deshalb ist er heute her gekommen und lässt sich all seine Anzüge neu machen, weil sie nicht mehr passen.“ Der Schneider nahm seine Sachen, nickte Ruki noch zu, dann verschwand er in den Teil des Ladens, der für Kunden nicht einsehbar war.

Noch immer stand Ruki da wie bestellt und nicht abgeholt.

Suzuki. Der Ölmilliadär Japans?

Wenn es um den Namen Suzuki ging überschlug sich sein Vater geradezu. Ruki hatte ihn bereits getroffen, auf einem Geschäftstermin war er vorgeführt worden und Suzuki hatte ihn gefragt, was für ein Auto er sich aussuchen würde, wenn er könnte; er suche für seinen etwa gleichaltrigen Sohn ein Geburtstagsgeschenk. Einen Lambo Ferrari Bugatti Maybach hatte Ruki ausgesucht und Suzuki ihn gekauft. Sein Vater war sehr zufrieden gewesen, weil es eines der teuersten Autos der Welt war und Ruki Suzuki ohne es bewusst zu wollen dazu gebracht hatte, es zu kaufen.

Sein Sohn war nicht dabei gewesen, deshalb hatte er keine Ahnung wie er aussah, aber dass sich ausgerechnet Reita als besagter Sohn entpuppte?

Tief durchatmend versuchte Ruki diese Information in ein passendes Puzzle zu verwandeln.

Aber hatte er nicht gesagt, dass er ein Host war?

Nein, Moment, er hatte es nur angenommen und Reita nicht widersprochen, das war etwas anderes.

Dennoch, er war sich ganz sicher, dass Suzukis Sohn den Namen Akira trug, also war Reita eindeutig ein Pseudonym, so, wie Ruki seiner war.

Und jetzt?

Eine ganze Weile lang starrte er regungslos zur Decke hinauf, bevor sich ein Lächeln auf seine Züge schlich. Interessant. Das konnte wirklich interessant werden. Sein Vater würde es sicher begrüßen wenn er mit dem Sohn eines so einflussreichen Geschäftspartners in Kontakt geriet.

Und es war gleichzeitig eine Chance für ihn heraus zu finden, warum er, so auch jetzt, dieses lächerliche Band um die Nase trug. Perfekt.

Als er sich also gefangen hatte, verließ er seine kleine Kabine und schlenderte auf Reita zu, der sich gelangweilt eine Zeitschrift anschaute und offenbar darauf wartete, dass sein Helferlein zurück kam und ihn von den Nadeln befreite, damit er sich wieder umziehen konnte.

„Steht dir“, sprach Ruki ihn schließlich an und Reita blickte verwundert auf, die Augen weitend, als er ihn erkannte.

„Ruki!“, erinnerte er sich und begann zu grinsen.

Eben jener Ruki seufzte leise. Oh ja, an dieses Grinsen erinnerte er sich wirklich noch sehr gut.

„Reita“, demonstrierte Ruki auch sein Gedächtnis und musterte den vorher vermuteten Host von oben bis unten. Da kam ihm eine Idee.

„Ich wusste gar nicht dass Hosts genug verdienen um sich einen Schneider wie Vertigo leisten zu können“, feixte er und Reita lachte leise. „Na ja, wie du siehst stehen mir die Sachen ausgezeichnet, also bleibt mir wohl nichts anderes übrig als mein Gehalt für diese teuren Anzüge zu verprassen, nicht wahr?“

„Wo du auf der Arbeit jeden Tag einen tragen musst lohnt es sich wahrscheinlich auch noch“, vermutete Ruki und spielte das Spiel des Unwissenden weiter.

„Da magst du recht haben.“ Reita musterte ihn ebenfalls kurz und zuckte dann mit den Schultern. Auch das kannte Ruki schon von ihm.

„Und du? Bist wirklich eine kleine reiche Zicke, wie ich es auch schon vermutet habe? Sonst wärest du wohl kaum hier, oder?“

Suzuki hin oder her, Sticheleien konnte Ruki gar nicht ab.

„Ich bin keine Zicke“, motzte er sofort und holte tief Luft um die Wut in sich zu zügeln. Er hasste es so abgestempelt zu werden. Aber Reita lachte nur und schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht.“

Es entstand eine kurze Stille als der Helfer tatsächlich zurück kam und die Nadeln endlich aus der Hose löste und Reita erklärte, dass sie nun fertig wären.

Dieser nickte nur und verschwand hinter seiner Trennwand, während Ruki da stand und etwas unsicher überlegte, was er nun tun sollte. Stehen bleiben? Gehen?

„Wenn du wartest, lade ich dich auf einen Kaffee zu Starbucks ein“, hörte er da auch schon Reitas Stimme und hob den Kopf, bevor er spöttisch auflachte.

„Nein danke.“

„Ach, magst du keinen Kaffee oder ist dir Starbucks nicht Elite genug?“ Reita lugte hinter der Trennwand hervor und Ruki konnte sehen, wie er die letzten Knöpfe seines Hemdes schloss und somit Haut vor seinem Blick wegschloss. Nicht, dass er darauf scharf gewesen wäre, aber er musste zugeben, dass diese Geste etwas hatte.

„Wie?“, machte er nur abgelenkt und biss sich von innen auf die Unterlippe, als Reita ihn provozierend anfunkelte und wissend grinsend wieder verschwand.

Elender…!

„Klar mag ich Starbucks“, brachte er schließlich hervor. „Aber ich brauche mich nicht von dir einzuladen lassen. Wo du dir doch gerade so einen teuren Anzug leistest.“

Reita schwieg eine Weile, dann tauchte er auch schon hinter der Trennwand auf und erneut glitt Rukis Blick über ihn. Privat Universität. Definitiv. Nur dort trugen sie solche Uniformen.

Dennoch tat er so, als würde ihm dies nicht auffallen, obwohl Reitas lauernder Blick auf ihm ruhte.

Stattdessen schaffte er es sogar gut gespielt zynisch zu seufzen und eine wegwerfende Handgeste zu machen. „Viel mehr sollte ich wohl dich einladen, aber da das bedeuten würde, ich würde deine Gesellschaft begrüßen, kann ich das leider nicht tun.“

Das brachte Reita wieder zum Lachen und dazu den Kopf zu schütteln.

„Dann frage ich mich, warum du immer noch hier bist.“

„Weil ich neugierig war. Das hier ist meine absolute Lieblingsboutique.“

„Boutique“, wiederholte Reita und lachte amüsiert auf. „Ach Goddi, achten wir aber auf die Etikette, was?“

„Warum, wenn es nun einmal so heißt?“, brummte Ruki und merkte, wie er wieder rote Wangen bekam, weshalb er sich umdrehte und auf den Ausgang zuhielt. Reita ging neben ihm her und er konnte ihn noch immer leise lachen hören. „Du bist eine richtige kleine Diva, oder?“

Die Lippen aufeinander pressend erinnerte sich Ruki daran, dass er Reita nicht anschreien, sondern Kontakt herstellen wollte.

Dennoch konnte er nicht verhindern dass sein Atem bedenklich zitterte, als er tief durchatmete. Und wieder schoss Ärger in ihm hoch, als auch dies dem Größeren nicht verborgen blieb und blöde lachen ließ.

„So, mit auf Händen getragen werden und roten Rosen und so“, vermutete Reita weiter und Ruki biss sich erneut auf die Lippen um nichts zu sagen. Das hatte noch nie Jemand für ihn getan, woher also sollte er dies schon wissen, ob es ihm gefallen würde?

„Du sagst ja gar nichts“, machte Reita weiter und hob die Hand, um ihm gegen die Stirn zu schnippen.

„Nicht anfassen“, rief Ruki daraufhin sofort und wich einen großen Schritt zurück, was Reita überrascht aufblicken ließ. Mit der Hand wischte sich Ruki kurz über die Stirn und blickte sich um, ehe er nur den Kopf schüttelte und stur weiter ging. Reita folgte ihm sofort wieder und Ruki konnte die neugierigen Blicke auf sich förmlich spüren.

„Warum nicht?“, wollte er dann schließlich wissen. „Weil ich ein Host bin? Stimmt, ich erinnere mich wie du sagtest, du würdest nie etwas mit Hosts anfangen.“

Nein, das war ganz sicher nicht der Grund, aber Ruki griff es direkt auf, weil er keinerlei Lust verspürte dieses Thema ausgerechnet mit diesem Suzuki Spund auszudiskutieren.

„Ja, ganz genau.“

„Aber du gehst mit mir Kaffee trinken“, stellte Reita fest und Ruki schloss kurz gequält die Augen. Konnte der Typ nicht einfach die Klappe halten? Damit würde er es ihm deutlich einfacher machen. Aber wahrscheinlich hatte Suzuki es auch noch genau darauf abgesehen: Ihn zu nerven bis er umkippte. Dumm war Ruki ja nicht und Reita wahrscheinlich auch nicht.

„Ja. Mir ist langweilig“, antwortete er deshalb nur schlicht und öffnete die Tür zu der Starbucksfiliale. Reita hielt er die Tür nicht auf, so, dass sie ihm direkt wieder ins Gesicht schlug, beziehungsweise hätte, wäre ihm das nicht schon klar gewesen und sie wohlweißlich festgehalten.

Wieder lachte er nur leise und Ruki hörte deutlich wie man ihn wieder leise als Zicke betitelte, was er diesmal aber gefließend ignorierte. Stattdessen suchte er seine Starbuckskreditkarte heraus und bestellte sich einen vollkommen normalen Eiskaffee.

Reita neben ihm brauchte etwas länger bis er ausgewählt hatte, weshalb Ruki einfach weiter ging, sich seinen Becher abholte und dann einen Platz auf einem der Sofas suchte. Deshalb bekam er nicht mit was der Andere sich bestellt hatte- nicht, dass es für ihn von Bedeutung gewesen wäre.

Solange der Andere noch brauchte holte er tief Luft und sortierte seine Gedanken. Natürlich hatte er sich nicht überlegt wie er dieses kleine Spiel wieder auflösen sollte, also blieb ihm erst einmal nichts weiteres übrig als weiterhin so zu tun, als wüsste er nicht wer Reita wirklich war und ihn für einen Host zu halten. Aber diesem schien dieses Spiel ja zu gefallen, sonst würde er es nicht noch schüren, oder etwa nicht?

Er blickte erst wieder auf, als Reita sich ihm gegenüber nieder ließ. Sie Beide beschäftigten sich einige Momente lang still mit ihren Getränken, bevor Reita sich räusperte.

„Bist du immer so still?“

Was für eine selten dämliche Frage, es kostete Ruki viel Kraft nicht einfach die Augen zu verdrehen.

„Ich bin nicht gut drauf“, löste er deshalb schlicht auf und drehte den Becher in seinen Fingern.

„Oh. Irgendwas vorgefallen?“

„Ja.“

Wieder herrschte Stille, in der Ruki aus den Augenwinkeln beobachten konnte, wie Reita zur Decke aufblickte und mit dem Kopf hin und her wippte.

„Du bist kein sehr einfacher Gesprächspartner“, stellte er dann fest und Ruki zuckte mit den Schultern. „Kann sein.“

„Oder bist du dir einfach nur zu fein um dich mit mir zu unterhalten? Weil ich ein Host bin?“

Und erneut fing er damit an zu sticheln. Automatisch wurde Rukis Griff um seinen Becher wieder fester.

„Was hast du eigentlich so gegen Hosts? Kann ja nicht jeder faul Zuhause rumsitzen und sich von seinen Eltern alles bezahlen lassen“

„Ich sitze nicht faul Zuhause rum“, brachte Ruki leise zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor.

„Ach nein?“

„Nein!“

Reita lachte wieder leise auf und stützte sein Kinn auf seiner Hand ab.

„Und was macht die kleine Diva dann?“

Seine Zähne schlugen vor Wut so heftig aufeinander, dass es weh tat und Ruki den Becher in seiner Hand fast zerquetschte. „Nenn mich nicht Diva!“

„Tja, heute kannst du wohl kein Glas auf den Boden schmeißen“, grinste Reita nur, seine Forderung vollkommen ignorierend. „Doof, dass Starbucks Pappbecher rausgibt, nicht wahr?“

Rukis Blick wanderte zum Ausgang, während er durch die Nase tief Luft holte und er verzweifelt versuchte sein flatterndes Herz zu beruhigen. Warum zum Teufel tat er sich das hier eigentlich an? Es war eine scheiß Idee gewesen. Momentan hatte er einfach nicht die Nerven für solch ein Theater! Vor allem wenn sein Gesprächspartner auch noch so wahnsinnig unverschämt war!

„Also, was macht die kleine Diva denn nun?“

„Du sollst mich nicht so nennen!“ Diesmal schrie Ruki es schon fast, Reita wütend anstarrend und die Hände zu Fäusten ballend.

„Warum beantwortest du nicht einfach meine Frage?“ Reita schien gänzlich unbeeindruckt, nein, das war falsch ausgedrückt. Er fand es eindeutig amüsant, so wie schon die ganze Zeit, seit Ruki diesen Mistkerl kennen gelernt hatte.

„Ich studiere Kunst, verdammt noch mal, bist du jetzt zufrieden?“

Er sollte wirklich einfach gehen. Also warum ging er nicht einfach? Sich innerlich diese Frage immer und immer wieder stellend biss er auf seinen Lippen herum und kratzte nun mit den Fingernägeln über die Tischplatte.

„Kunst!“ Reita schien ernsthaft überrascht zu sein, was Ruki aber nicht mehr als ein abwertendes Knurren abrang. „Dafür hätte ich dich nun wirklich nicht gehalten, für einen Künstler, meine ich. Hm, da muss ich meine Meinung über dich ja vielleicht sogar noch mal überdenken!“

Was sollte das nun wieder heißen? Ruki wurde es müde und seufzte tief auf.

„Fein. Und nun zu meiner anderen Frage.“

Reita pochte mit seinem Becher auf die Tischplatte. Unwillkürlich musste Ruki den Typen mit Uruha vergleichen. Der war genauso penetrant wenn er etwas wollte. Da gab es nur eine Methode: Nachgeben und hoffen, dass er dann endlich zufrieden war.

„Was hast du gegen Hosts?“

Erneut seufzte Ruki und hob die Hand, schloss die Augen und rieb sich über die Lider. Heute war er so gut wie ungeschminkt, da machte das nichts.

„Sagte ich doch bereits am Freitag schon.“

„Du magst Hosts nicht, weil sie sich für Sex kaufen lassen?“, wiederholte Reita seine Worte vom Freitag und Ruki nickte.

„Hm“, machte Reita nun nur und führte nachdenklich wirkend den Becher an seine Lippen und trank daraus. Eine ganze Weile war es still zwischen ihnen, was Ruki mehr als nur begrüßte.

„Was stört es dich?“, bohrte er dann aber nach einer Weile weiter und Ruki hob den Blick um ihn fragend anzusehen. „Ich finde eben, dass Liebe nicht käuflich sein sollte. Ist das so schlimm?“

„Na ja, es ist aber nicht Liebe in dem Sinne, sondern rein Körperlich.“

„Für mich gehört das aber zusammen, lass mich doch“, bockte Ruki weiter vor sich hin und blickte zur Seite. Ja, er war einer von ‚denen‘.

„Oh“, machte Reita laut und Ruki ahnte schon, dass es gleich wieder peinlich für ihn werden würde. Und tatsächlich stieg ihm die Hitze wieder bis hoch zu den Ohren, als Reita ausgesprochen hatte.

„Also bist du gar nicht prüde sondern glaubst an vereinnahmende Liebe, so richtig mit Leib und Seele. Und wie schon vorhin vermutet wohl auch mit Rosen und Duftkerzen und Schmusemusik.“

„Ja, na und?“, fauchte er mit bebender Stimme, knallroten Wangen und erneut flatternden Herzen. „Dann bin ich eben Romantiker, das ist mir jedenfalls lieber als mich durch die Gegend zu ficken, womöglich auch noch für Geld!“

Dass andere Gäste jetzt auch noch zusätzlich pikiert zu ihm hinüber blickten weil er vergessen hatte seine Stimme zu zügeln, machte das Gefühl der Peinlichkeit in ihm auch nicht gerade besser.

Aber Reita grinste wieder nur und musterte ihn, als wären sie sich gerade erst begegnet.

„Nein, schon okay. Ich mag das.“

Das verschlug Ruki die Sprache und er starrte sein Gegenüber eine ganze Weile lang einfach nur an, bevor er schluckte und den Blick wieder abwendete.

„Ich glaube ich geh jetzt besser“, murmelte er dann schließlich vollkommen erschöpft. Tatsächlich war er fix und fertig mit seinen Nerven und er wollte nur noch nach Hause.

„Wieso das?“, wollte Reita sofort wissen und nuckelte an seinem Becher herum.

„Weil ich deine Art nicht ertrage.“ Autsch. Er hatte sich doch vorgenommen darauf zu achten was er sagte, immerhin wollte er, dass dieser Kontakt ihm etwas nützte, wenn er das alles schon über sich ergehen ließ.

Reita aber lachte nur wieder, was Ruki fast schon erleichterte.

„Weißt du, anders kriege ich dich einfach nicht dazu den Mund aufzumachen, denk mal drüber nach.“

Er griff nach seiner Tasche und stand auf. Ruki blickte ihn nur irritiert an, bevor er dem Beispiel folgte und sich ebenfalls erhob. Das Schlimme war, dass Reita wahrscheinlich auch noch recht hatte.

Obwohl… Hätte er anders gefragt, hätte er doch sicher geantwortet, nicht wahr…?

Verdammt, da war er sich nicht einmal sicher.

„Außerdem mag ich es wenn du so ausflippst. Das ist total süß und sehr echt.“

Den Kopf hochreißend fixierte Ruki Reita wieder mit seinem Blick, der wieder grinste und mit den Schultern zuckte.

„S- …Schon klar“, konnte er sich gerade noch zusammen reißen und atmete erneut tief durch. Wahrscheinlich hatte er dies in Reitas Gegenwart schon öfter getan als nötig.

Aber er musste das tun um nichts mehr zu hinterfragen und Reita die Chance zu geben, ihn noch mehr zu verarschen. Dennoch warf er ihm nun immer wieder recht unsichere Blicke zu. Auch wenn Reita nur seine Art meinte, die immerhin ein Teil von ihm war, nicht wahr, hatte er ihn soeben als süß bezeichnet. Aber was meinte er mit echt?

Reita hielt ihm die Tür auf, was Ruki nicht einmal wirklich realisierte, und sie gingen gemeinsam aus der Passage heraus auf die Straße.

„Bist du mit der Bahn da?“, wollte der Größere dann wissen und Ruki jubelte innerlich auf. Himmel sei dank NICHT!

„Nein, mein Auto steht da vorn“, antwortete er also und deutete zu den Parkplätzen.

„Oh, du hast einen Führerschein?“

„Offensichtlich“, murmelte Ruki nur und kramte seinen Autoschlüssel hervor. Offenbar hielt es der Kerl für nötig ihn zu seinem Auto zu begleiten.

„Wie alt bist du denn?“

Er hasste diese Frage so, denn er wusste ganz genau was Reitas nächsten Worte sein würden, sobald er es ihm gesagt hatte. „20.“

„Oh. Ich hätte dich jünger eingeschätzt.“

Ruki biss nur die Zähne aufeinander um ihn nicht nachzuäffen. Leider sagte das jeder. Mittlerweile sollte er es wohl gewohnt sein, aber das war einfach etwas, woran er sich trotz allem nicht gewöhnen konnte.

„Schon klar“, murmelte er nur und blieb bei seinem Wagen stehen, schloss ihn auf und warf seine Tasche auf den Beifahrersitz.

„Nice car“, pfiff Reita dann durch die Zähne. „War ja klar.“

„Mein Vater ist Autohändler, okay? Meine Freunde haben auch alle kein Auto, das ist nur weil…mein Vater eben Autohändler ist.“ Was tat er da eigentlich? Wieso rechtfertigte er sich vor Reita, von dem er wusste, dass er immerhin selbst einen Lambo Ferrari Bugatti Maybach besaß?

Auch Reita schien sich das zu fragen, denn er blickte ihn verwundert an. Um der Situation zu entkommen, schwang sich Ruki einfach auf den Fahrersitz.

„Soll ich dich irgendwohin mitnehmen?“, wollte er ihn dann aus der Reserve locken und musste sich ein genugtuendes Grinsen verkneifen, als Reita etwas zu schnell und zu heftig mit dem Kopf schüttelte. „Ehrm, nein, schon okay, ich fahre Bahn. Bin noch verabredet und so.“

Also weiter mit dem Hostspiel. Nun gut.

„Sehr schade“, lächelte er übertrieben höflich. „Ich hätte dich sonst irgendwo in der Pampa abgesetzt und wäre einfach wieder gefahren, aber gut.“

„Du bist ganz schön frech“, grinste Reita und schüttelte den Kopf.

Mittlerweile stand er in der Tür, eine Hand an dem Rahmen abgestützt, während er mit dem Kopf in den Wagen hinein lugte, so, dass er Ruki eindeutig daran hinderte einfach die Tür zu schließen und abzufahren.

„Und du bist unverschämt.“

„Zicke.“

„Arschloch.“

Einen Moment lang starrten sie einander beidseitig amüsiert an, dann seufzte Reita übertrieben gespielt auf. „Ich hoffe wirklich unser nächstes Date läuft besser.“

Das brachte Ruki wieder vollends aus dem Konzept und er schnappte nach Luft. „W-was?“, brachte er nur atemlos hervor und spürte, wie es sich in ihm zu drehen begann.

„Nein! Nein, warte, nein, nein, nein, nein, nein!“

„Wow, sieben Neins. Ernsthaft? Das kränkt mich“, lachte dieser Suzukityp und lehnte sich vor, nutzte es aus dass Ruki panisch versuchte Worte zu finden um klar zu machen, wie sehr das gerade eben KEIN Date gewesen war, packte sein Kinn und drückte es hoch, um ihn unerlaubterweise zu küssen.

Tatsächlich verlor Ruki in diesem Moment einfach nur noch den Boden unter den Füßen und seine Hände verharrten irgendwo in der Luft, während er den Stoff von Reitas Tuch um seine Nase an eben seiner Nase spürte und in dessen Augen starrte, die, tiefbraun, sich nicht während dieses… Überfalls schlossen. Automatisch hatte Ruki die Luft angehalten und saß vollkommen verkrampft da, jeder brauchbare Gedanke wie aus seinem Kopf geblasen.

Erst als sich Druck in seiner Brust aufbaute vor Luftmangel zuckte er zurück und schnappte wie ein Fisch auf dem Trockenen nach eben jener Luft und starrte Reita geradezu panisch an, noch immer kein Wort heraus bekommend.

„Ich weiß doch selbst, dass das kein Date war.“ Sobald Reitas Stimme wieder zu hören war, zuckte Ruki erneut zusammen und er schaffte es endlich, etwas Abstand zwischen sie zu bringen und abwehrend die Hände zu heben. Sollte er so etwas noch einmal versuchen war er diesmal bereit zuzuschlagen!

„Dates mit mir sehen nämlich ganz anders aus. Aber das zeige ich dir beim nächsten Mal.“

Er zwinkerte ihm zu und Ruki klappte nur der Mund auf, noch immer vollkommen sprachlos.

„Bis dann, kleine Diva.“

Damit schob er die Tür zu und drehte sich um, wanderte die Straße hinunter und ließ Ruki alleine zurück.

Normalerweise wäre dieser nun wohl in Freudengeschrei ausgebrochen- er war Reita endlich los! Aber das hier war keineswegs normal. Sein Herz verprügelte ihn von innen, als wolle es ihn daran erinnern, dass es auch noch da war, was ihm allerdings durchaus bewusst war, seine Hände zitterten wie Espenlaub und seine angespannten Muskeln begannen so langsam zu protestieren.

Seine Lunge tat von seinem unregelmäßigen nach Luft schnappen noch immer weh und er brauchte seine gesamte Konzentration um sich darum zu kümmern, dass er endlich wieder normal atmete.

Er starrte Reita noch immer hinterher, wie er da lang wanderte, als wäre nichts gewesen, als wäre gerade nichts passiert, aber das war es, seine Lippen brannten von diesem simplen Kontakt noch immer.

Mit zitternden Fingern tastete er eben über diese Lippen, bevor er schluckte und sie heftig abwischte, dann sein Lenkrad fest umfasste und vor Wut aufschrie.

‚Scheißkerl‘ war wohl noch die gesittetste Beleidigung die seinen Mund nach so langer Abstinenz verließ.

„Dreh dich gefälligst um“, schrie er am Ende immer wieder, es nicht fassen könnend, dass der Kerl so einfach wegging und sich nicht ein einziges Mal zu ihm umdrehte. „Dreh dich verdammt noch mal um!“

Aber das tat er nicht, verschwand schließlich sogar einfach in einer Seitengasse und Ruki schrie erneut vor Wut auf, die Passanten außerhalb seines Wagens nicht einmal bemerkend.

Wie konnte dieser unverschämte Kerl es wagen ihn so bloß zu stellen?

Sich so über ihn lustig zu machen?

Das würde er noch bereuen, oh ja, das schwor er, das würde dieser Suzuki büßen!

Mit diesem Hassgedanken startete er schließlich den Motor seines Wagens und lenkte ihn viel zu schnell auf die Straße um nach Hause zu fahren.
 

[tbc]



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ashanti
2013-10-13T22:33:16+00:00 14.10.2013 00:33
Oh mein Gott. Ich bin gerade zu sehr begeistert also weiss ich nicht ob das hier konstruktiv wird aber ich versuche es.
Also: Das hier ist wirklich genial. Ich muss sagen ich komme aus aehnlichen Verhaeltnissen wie Ruki und etc und ich lese und bin in diesem Moment wirklich er gewesen und das letzte mal, dass man mir das beim Lesen angetan hat ist Jahre her. Und dass du hier einen Reita hast, der wirklich mal wieder einen originellen Charakter hat ist unglaublich. Ich hab gegrinst, gelacht, ich hab mich aufgeregt, und bin rot geworden, denn der Ruki den du da beschreibst passt so gut auf mich, das ist zu herrlich, es liest sich alles so fluessig und ich bin gerade so geflasht und hin- und weg hiervon.
Und jetzt kommt das Beste: Ich mag Reituki eigentlich ueberhaupt kein Bisschen. Wirklich nicht. xD
Ich packe das jetzt auf meine Favoritenliste und "assdffgghhjl" noch ein wenig ehe ich mich von diesem positiven Schock erholt habe und dich bitte ich um mehr hiervon, ich bin offiziell suechtig. xD
Ich glaub ich nehm mir je nachdem wie das Szenario in der FF ablaeuft auch Zeit und mach ein FA hierzu, wollte eh immer mal ReitaxRuki zeichnen und hab nur auf sowas gewartet. /'D
Also...ich warte schon total hibbelig und naechstes Mal gehe ich dann mehr auf den Inhalt ein, da dass in meinem Zustand gerade nur zu extremen fangirlen fuehren wuerde und so bin ich nicht.. orz

Nun denn, mata kondo,
Nori ♥



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