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Scalogna

Pech gehabt
von

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Pech

Lachen erfüllte den Raum, vermischte sich mit der Tanzmusik und den Rufen der Leute, die sich auf der Tanzfläche schnell hin und her bewegten, des öfteren gegeneinander stießen und sich doch dadurch überraschend selten aus dem Takt bringen ließen.

Es war der Abend eines lokalen Feiertags und Bier und Wein flossen reichlich, entsprechend ausgelassen war die Stimmung und entsprechend voll die Gaststätte.

In dem Treiben beachtete niemand die drei Teenager, die sich ein klein wenig abseits der Tanzfläche an einen Tisch gesetzt hatten, jeder mit einem etwa noch bis zur Hälfte gefüllten Bierkrug vor sich und ebenfalls gut gelaunt am Herumalbern, auch wenn es in ihrem Fall keine lauten Schreie oder wilde Tanzbewegungen beinhaltete.

Cozart setzte gerade lachend seinen Krug an und nahm einen Schluck. „Also heißt das mit anderen Worten, ihr habt das Sprichwort ein wenig zu wörtlich genommen und die Pferde echt gestohlen?“, fragte er ein wenig ungläubig, woraufhin Giotto den Kopf schüttelte. „Nein. Wir haben sie am nächsten Tag zurückgebracht, das ist ja wohl kein Stehlen, das ist… ungefragtes Ausleihen?“

G. stimmte schnaubend zu. „Außerdem hat der alte Domenico es ja wohl auch drauf angelegt, als er meinte, in den Stall käme niemand rein oder raus.“

Cozart blinzelte kurz, dann schüttelte er lachend den Kopf. „Wirklich, ihr habt eine interessante Art Dinge aufzufassen.“, kichernd sah er zwischen den beiden hin und her und seufzte schließlich bedauernd, „Es ist so schade, dass ich morgen erstmal wieder abreise, ich wünschte, ich könnte länger bleiben, aber mein Vater erwartet, dass ich bei der Ernte wieder da bin…“

Auch seine beiden Trinkkumpane wirkten ein wenig enttäuscht, bis Giotto schließlich meinte: „Du kommst doch sicher nochmal wieder, oder?“, auf Cozarts Nicken hin, lächelte er wieder sacht, „Dann lass uns den Abend genießen und uns auf das nächste Mal freuen.“

Cozarts Lächeln kam zögerlicher, aber es kam und, wie um das Thema abzulenken oder genau das zu tun, wand er sich an G.: „Da gibt es eine Frage, die mich schon eine ganze Weile beschäftigt…“

G. verdrehte wohl mehr gespielt als echt die Augen, ehe er fragte „Das?“ und auf seine rechte Gesichtshälfte deutete und, ohne auf eine Antwort oder Reaktion zu warten, erklärte: „Daran ist Giotto schuld. Er kann einfach nicht zielen, das ist kein Tattoo, wie alle denken, das ist eine Narbe.“, erklärte er, konnte sich allerdings das schiefe Grinsen nicht verkneifen, erst recht nicht, als Giotto neben ihm (ebenfalls mehr gespielt als echt) empört „G.!“ einwarf.

Nun lachte G. doch und entschloss sich ausnahmsweise einmal die Wahrheit zu sagen, was diese Geschichte anging. Es war klar, früher oder später tauchte die Frage immer bei Leuten auf, die mehr als einmal Kontakt mit ihm hatten (oder beim ersten Mal, wenn es sich um besonders direkte oder dämliche Leute handelte). Je nach seiner Laune hatte er oft Spaß daran die abenteuerlichsten Geschichten zu erfinden und die Reaktionen zu beobachten. Was allerdings auch mit daran lag, dass die echte Geschichte dahinter weit weniger spannend oder spektakulär, sondern eher etwas… albern war.

Er trank ebenfalls noch einen Schluck Bier, ehe er an einen Abend gar nicht so anders als dieser jetzt vor ungefähr zwei Jahren zurückdachte. „Giottos Großvater, nach dem er benannt ist, hat uns vor ein paar Jahren beigebracht Flammen zu erzeugen.“, erklärte er nun ein wenig sachlicher, aber keineswegs bedauernd, als er die Hand hob und eine etwa Teelichtgroße, rot flackernde Flamme erzeugte.

Cozarts Augen weiteten sich merklich, ehe sein Blick zu Giotto herüberwanderte, der fast entschuldigend die Schultern hob, dann die Hand ebenfalls öffnete und eine deutlich größere, orange flackernde Flamme für wenige Sekunden und mit einem sichernden Blick in die Runde erzeugte und wieder verlöschen ließ. G. schloss ebenfalls schnell wieder die Hand und fuhr fort: „Als wir es damals hinbekommen haben, hat er uns zur Feier des Tages eine Flasche Rotwein spendiert.“, bei der Erinnerung schüttelte er ironisch grinsend den Kopf, „Und dann hatte er die verrückte Idee das ganze in Form eines Flammentattoos zu verewigen. Ich weiß nicht, was ihn damals geritten hat, wir waren gerade mal 14 und so etwas herausragendes war das ganze wohl dann doch nicht.“

Er warf einen fragenden Blick in Giottos Richtung, der ein wenig nachdenklich in seinen Krug starrte, aber entweder den Blick spürte oder zufällig gerade aufsah. Er schüttelte ebenfalls den Kopf. „Ich weiß es auch nicht, er hat auf meine Frage jedes Mal nur geheimnistuerisch gegrinst. Als er vor einem halben Jahr bei einem Überfall hier in der Gegend getötet wurde, hat er auch mit ins Grab genommen, was er uns damit sagen wollte…“, murmelte er ein wenig traurig und G. fuhr schnell fort, in dem Versuch Giotto nicht zu sehr an den Tod seines Großvaters zu erinnern, denn er wusste, wie sehr es ihn damals mitgenommen hatte.

„Auf jeden Fall hat er uns noch am Abend zu seinem Nachbarn geschleppt und ihm erklärt, dass er uns ein Tattoo stechen sollte. Das Motiv war klar und auf die Frage wohin…“, er stockte und verzog leicht das Gesicht, woraufhin nun aber Giotto mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen übernahm.

„Wir waren nicht ganz nüchtern, es war das erste Mal, dass wir so viel Alkohol auf einmal trinken durften, daher haben wir uns auf die verrückte Idee eingelassen auszulosen, wer es wo bekommt. Unter anderen Umständen hätten wir vielleicht vorher gefragt, was überhaupt zur Auswahl auf den Zetteln stand, aber so… haben wir gezogen und waren leichtsinnig genug zu sagen, wir nehmen, was immer kommt.“

Cozart blinzelte, starrte dann ungläubig zu den beiden, dann zu G. und fragte stockend. „Und du hast…?“

G. nickte nur. „Jepp, Pech gehabt.“

Und Cozart hielt nichts mehr, er brach in lautes Gelächter aus, das offenbar trotz der eher peinlichen Geschichte ansteckend war und Augenblicke später lachten alle drei.

Als er halbwegs wieder Luft bekam wand sich Cozart nun doch neugierig Giotto zu. „Wo ist denn deins?“

Und auf einmal fand Giotto offenbar das Mädchen, das am anderen Ende des Raumes gerade etwas neugierig zu ihnen herüberblickte unglaublich interessant. Cozart runzelte die Stirn und sah G. fragend an, der nun seinerseits wieder schief grinste. „Seins ist am H…“

„Das ist doch jetzt wirklich unwichtig, oder?“, unterbrach ihn Giotto schnell, womit er aber eigentlich nur erreichte, dass Cozart nur noch neugieriger war und obwohl er noch halb ernst gemeint versuchte G. den Mund zuzuhalten, sein Lachen war laut und deutlich zu hören und Cozart verstand auch die darauf folgenden Worte noch sehr gut, ehe G. seitlich auf der Bank landete, als Giotto versuchte ihn davon abzuhalten.

„…auf dem Allerwertesten.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  oOArtemisOo
2013-01-08T05:14:05+00:00 08.01.2013 06:14
Wundervoll XD.
Wobei ich mich doch wirklich frage ob nicht doch Giotto mehr Pech hatte.
Oh, ja das ungefragte Ausleihen ^^ immer allseits beliebt, aber sehr schön in dieser Kombination, mit der "Herrausforderung" der werten Dame.
Du hast wirklich hervorragende Ideen und weist sie gekonnt und fesselnd nieder zu schreiben. Ich freue mich wirklich das du uns alle an deinen Einfällen teil haben lässt.
Lg
Artemis
Von:  Rondine
2012-10-24T12:17:13+00:00 24.10.2012 14:17
... *lachflashend aufm Boden rumkullert*

Die haben wirklich Pferde geklaut? *prust* An der Stelle "ungefragt Ausgeliehen" musste ich echt sowas von lachen. XD Ich kann mir Giotto eigentlich nur schwer als jemanden vorstellen, der so einen Mist macht - selbst als Teenager, aber... XDDDD *kichert*

Das mit Giottos Hintern lass ich an der Stelle allerdings unkommentiert, ja? /D *KOpfkino ebenfalls an hat*


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