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Role Reversal

von

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Ein Verhör mit ungewissem Ausgang

Nach Luft schnappend lief die junge Frau durch die schmalen Gassen der Stadt, hoffend ihre Verfolger in die Irre zu leiten. Lange war es her, dass ein Raubzug sie in solche Schwierigkeiten brachte. Sie hatte sich definitiv das falsche Ziel ausgesucht.

Längst hatte sie von ihrer Beute abgelassen. Für eine Flucht waren die gestohlenen Güter zu schwer. Sobald sie sicher war, dass ihr niemand mehr folgte, würde sie in der nächsten Nacht dorthin zurückkehren, wo sie alles hatte stehen lassen, und von dieser Insel endgültig verschwinden. Doch dieser Punkt lag weit nach vorne gerückt.

Außer Atem hielt sie an, stützte sich an ihren Knien ab und japste nach Luft. Sie war quer durch die Stadt des Wassers gelaufen. Der Schweiß rann über ihr Gesicht und tränkte ihr Gewand. Vorsichtig spähte sie zurück. Hatte es funktioniert? Die Schritte und Stimmen waren verhallt.

Wer waren diese Leute? Wenn es sein musste, bewegten sie sich elegant durch die Lüfte, als wäre dort ein verborgener Weg, den nur sie sehen und begehen konnten. Erschöpft ließ sie sich gegen die kalte Wand sinken, versteckt hinter Holzkisten und Fässer, die vermutlich zu einem Lokal gehörten, an dessen Hintereingang sie sich befand.
 

„Du hast länger durchgehalten als gedacht“, ertönte eine männliche, raue, schier gefährliche Stimme. Ihr Atem stockte, der Herzschlag beschleunigte sich, während ihr Kopf in die Höhe schellte. Ein Mann mit langen, schwarzen Haaren, die er unter einem Zylinderhut versteckte, stand am Rande des Daches des Nebengebäudes.
 

Verdammt, dachte sie sich, hievte sich mit letzter Kraft hoch und wollte erneut flüchten. Sie lief die Gasse entlang, doch der Weg wurde ihr von einem weiteren Verfolger versperrt, dessen Körper muskulös war und dessen Haare aussahen wie die Hörner eines Stieres.
 

„Endstation.“
 

„Willst du endlich sagen, was Sache ist?“, säuselte eine Frau mit langen Haaren, die ihre Augen verdeckten. Nami, die ihren Blick auf einen unwillkürlichen Punkt gerichtet hatte, schwieg. Vor einer Stunde hatten sie die junge Frau aus ihrer Zelle geholt und in diesen Raum gebracht.

Ihre Arme schmerzten bereits, wurden sie doch von einer Kette eingeschnürt und in die Höhe gereckt, lediglich mit ihren Zehenspitzen berührte sie den kahlen, kalten Steinboden. Diese Blondine hatte auf den ersten Blick hin durchgeknallt, jedoch nicht allzu gefährlich gewirkt. Eine falsche Einschätzung, die sie bereute.
 

„Ganz ehrlich?“, fing Nami gepresst an zu sprechen, wobei sie versuchte den Schmerz zu unterdrücken.

„Was ich zu sagen habe, ist sowieso nicht von Bedeutung. Egal wie oft ich die Wahrheit spreche, ihr glaubt mir so oder so nicht. Es ist nicht mein Problem, dass ihr mit eurem Personal Schwierigkeiten habt. Solltet wohl bisschen mehr in ihre Ausbildung stecken“, fügte sie mit einem schelmischen Grinsen hinzu.
 

„Großes Mundwerk für jemanden in deiner Lage“, lachte die Wärterin, umrundete die Diebin und leckte sich genießerisch über die Lippe.
 

„Sady-chan“, ertönte plötzlich eine Stimme, die Namis Körper erschaudern ließ. Die Angesprochene drehte sich um.

„Gibt es neue Informationen?“
 

„Nein, die Kleine will nicht reden. Ist genauso stur wie ihr Freund.“
 

„Wir sind keine Freunde!“, fauchte die Diebin und versuchte ihre Arme zu befreien, wodurch sich die Kette nur enger zu schnüren schien. Sady-chan wirkte unbeeindruckt und gesellte sich zur Direktorin.
 

„Wir bräuchten lediglich einen Hinweis auf ihr Versteck. Sie will partout nichts sagen“, meinte diese seufzend.

„Darf ich?“, bettelte sie wie ein kleines Kind, doch die Schwarzhaarige winkte ab. Deutlich spürte sie den Blick der Diebin, der einen Moment lang auf ihr verweilte.
 

„Nein, ich übernehme.“ Merklich enttäuscht, blickte die Frau abwertend auf die Gefangene und tat was ihr gesagt wurde. Zurück blieb Nico Robin zusammen mit ihrer Gefangenen, deren aufmüpfige Art ihr sichtlich imponierte.
 

Lenk dich ab, lenk dich ab, dachte sich Nami und wollte nichts sehnlicher als aufwachen, verschwinden, was auch immer. Der Schmerz in ihren Armgelenken verschlimmerte sich zunehmend.
 

„Du könntest deine Lage ziemlich verbessern, weißt du? Eine Antwort, die uns zufrieden stellt, und dein Leben könnte anders enden.“ Verzweifelt kicherte Nami auf. Als ob. Sie war gefangen an dem schrecklichsten Ort der Welt und die Chance auf einen Ausweg war minimal. Wie oft hatte man sie gewarnt? Wie oft war sie gerade noch so entkommen? Irgendwann kam immer Punkt, an dem ein Fehler alles verändern konnte.
 

„Ich kann es gerne wiederholen. Ja, ich bin in die Villa eingebrochen, aber nein, ich habe keinen Plan mitgehen lassen. Mal ehrlich, warum sollte ausgerechnet eine einfache Diebin wie ich, es auf so etwas abgesehen haben? Vor allem wenn ich von diesem Handwerk keinen blassen Schimmer habe! Ihr könnt mich für meine normalen Verbrechen anprangern, aber ich lass mir nichts in die Schuhe schieben, was ich nicht getan habe!“ Außer Atem schnappte die junge Frau nach Luft. Die Direktorin schmunzelte und betrachtete sich den Wildfang. Mit graziler Bewegung umfasste sie das Kinn der jungen Frau und erhaschte einen Blickkontakt. Nach welcher Wahrheit suchte sie in den Augen der Gefangenen? Jener, die sie erhoffte oder jene, die diese Wort besagten?
 

„Ich schätze, wir können dieses Verhör beenden. Doch eine letzte Frage habe ich noch. Warum hat dein Freund nichts gesagt? Weder verneint er eure Zusammenarbeit noch steht er zu dieser. Warum? Denk nach. Er könnte dich sofort entlasten, doch tut er dies nicht. Im Gegenteil, er verschlimmert deine Situation. Also, warum sollte ich dir Glauben schenken?“ Zwinkernd strich sie mit ihrem Fingern über Namis Hals hinab, die hart schluckte und ihren Blick abwandte.

Warum sollte Franky ihr nicht zur Seite stehen? Er hatte ihr selbst gesagt, er würde jegliche Verbindung leugnen. Schockiert zermarterte sie sich ihr Gehirn, versuchte daraus schlau zu werden, ehe ihr ein Licht aufging. Wissend, was hier gespielt wurde, lachte sie auf.
 

„Läuft das immer so ab? Ihr spielt die Leute untereinander aus und hofft, dass sie so dumm sind und darauf reinfallen? Nicht mit mir. Ich habe ihn erst hier kennengelernt und wir haben uns unterhalten. Ich glaube ihn, ich setzte mein Vertrauen darauf, dass er mir hilft und die Wahrheit spricht. Ich bin in diese Sache nicht involviert!“
 

„Vertrauen ist eine äußerst dümmliche Eigenschaft“, bemerkte Nico Robin und kehrte der jungen Frau den Rücken, die sich auf die Unterlippe biss. Diese Frau brachte Nami zur Weißglut. Diese ruhige, gelassene, arrogante Art, zum Kotzen!
 

„Falsch, Vertrauen ist nicht dümmlich! Es gehört zum Leben. So etwas spricht nur jemand, der nie gelernt hat zu vertrauen oder viel zu oft enttäuscht wurde und deshalb frustriert ist“, bemerkte Nami melancholisch. Abrupt hielt die Schwarzhaarige inne. Ihre Muskeln spannten sich unangenehm an. Die Worte trafen sie unaufhaltsam und unberechenbar wie ein Blitz.

„Sag bloß, ich habe einen Nerv getroffen?“, fügte Nami hinzu und ihr gefiel der Gedanke, dass sie es nun war, die diese Frau aus ihrem Konzept brachte. Genugtuung machte sich in Nami breit.
 

„Ich gebe zu, dass ich Angst dir, euch, gegenüber verspüre, trotzdem, meine große Klappe verliere ich nicht allzu schnell. Ich kenne deine Geschichte. Franky hat mir viel erzählt. Wie kannst du nachdem, was sie dir angetan haben, auch nur eine Sekunde für diese Dreckskerle arbeiten? Schämst du dich dafür nicht? Ich an deiner Stelle könnte damit nicht leben. Dem eigenen Feind wie ein Hündchen zu gehorchen ist-“
 

„Sei still! Was weißt du schon über mein Leben? Ein Niemand erzählt dir eine kleine Geschichte und sofort denkst du, du könntest dir eine Meinung bilden? Du hast keinerlei Ahnung, was ich mitgemacht habe! Oder wer ich bin, was meine Beweggründe sind!“
 

„So wie ihr euch eure Meinung über mich bildet.“ Beide starrten sich an und Nami vermochte nicht zu wissen, welchen Fehler sie beging. Wen sie sich hier erst recht zum Feind machte und doch, nach dieser Geschichte, die ihr erzählt wurde, empfand sie nichtdestotrotz etwas wie Mitleid.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Shizuku_Himemiya
2017-06-25T15:34:51+00:00 25.06.2017 17:34
Hi,

finde die Geschichte bisher echt gut und vor allem gefällt mir dein Schreibstil*~* sorry, aber ich finde man spürt es förmlich,man kann speziell die Begegnungen von Nami und Robin deutlich vor sich sehen und die Chemie bzw das Feuer zwischen ihnen spüren :) Mag es auch, wie du die beiden Charaktere darstellst, sowie die Andeutung auf die Vergangenheit Robins, als Nami den Nerv bei ihr traf, werde die ff auf jeden Fall zu Ende lesen, wollt dir nur schon Mal eine kleine Rückmeldung dalassen, Schuldige^^"

Von:  BurglarCat
2013-04-16T09:02:18+00:00 16.04.2013 11:02
Nami ist tatsächlich unschuldig, wer hätte das gedacht. allerdings macht das diese situation für sie wahrlich nicht besser und dennoch, sie hat eben eine große klappe. ich bin sehr froh, dass sie nun wieder so aufmüpfig ist, was die diskussionen mit robin natürlich umso interessanter macht xD
sie spielt hier wahrlich mit dem feuer, und auch die andeutungen auf robins vergangenheit klingen sehr vielversprechend. bin schon sehr gespannt, wie es mit den beiden weiter geht. da freut man sich wahrlich sehr aufs weiter lesen ;)
Von:  Dark777
2012-09-21T15:51:21+00:00 21.09.2012 17:51
Ähm, ob das so klug von Nami war? Ich denke die eigentlichen Machtspielchen, auf die wir uns sicher alle schon freuen, werden jetzt endlich eingeleitet *_*!!! Nami nimmt sich verdammt viel heraus. Nach der Aktion kann sie wohl von Glück reden, wenn sie recht unbescholten davon kommt. Der erste Funkenflug bahnt sich langsam an..........yeah ^-^! Ich denke vor Sadi-chan muss man sich in Acht nehmen, die wird sicher noch so einige Schwierigkeiten machen....... Wie immer gelungenes Kapi, mache mich gleich daran den Rest zu lesen V(~_^)!
Von:  Cynthira
2012-09-12T12:09:42+00:00 12.09.2012 14:09
endlich komme ich dazu, das kapitel zu lesen und zu kommentieren.

herrlich, wie sich diese unangenehme spannung zwischen den beiden aufbaut xD kleine machtspielchen müssen nunmal sein ;D
irgendwie erinnert mich das kapitel an eine harry potter FF, die ich mal gelesen habe, but nevermind xD

als das mit franky erwähnt wurde, war mein erster gedanke: "dafuq? Oo" aber die erklärung war einleuchtend. wäre nicht drauf gekommen in der kurzen zeit xD aber ich gehe auch davon aus, dass das was personen mir erzählen stimmt. nicht gerade gut in so einer situation *lach*

robin hätte nami sadi-chan überlassen... oder aber selbst "hand anlegen" sollen >D spätestens, nachdem die kleine katze ihr sperrfeuer an frechem mundwerk eröffnet hatte *lach*

*räusper* *duden der abgekauten kommentar-sprüche rauskram* "mach schnell weiter! :D" *duden zuklapp und sich in ecke schämen geht*

kleine anmerkung am rande: "[...]hievte sich mit letzter Kraft hoch und wollte erneut flüchten." das wort 'wollen' leitet keine aktion ein, nur den wunsch dazu. dass sies dann doch macht, kommt vom sprachlichen her überraschend. (ich weiss, dass das foreshadowing dafür ist, dass die flucht scheitert, müsste aber anders gegliedert sein)
Von: abgemeldet
2012-09-08T17:58:26+00:00 08.09.2012 19:58
Endlich geht es weiter *__*
Ohh Gott wenn das mal Nami nicht später bereuen wird das sie sich jetzt mit Robin angelegt hat ><
Aber man merkt schon irgendwie das sich beide zu einander hingezogen fühlen, sonst würde nami nicht robin auf den keks gehen und umgekehrt :)
Bin schon gespannt wie es weiter geht :D
Von:  fahnm
2012-09-07T23:08:46+00:00 08.09.2012 01:08
Arme Nami.
Schön das es weiter geht.


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