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Moments

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2013

2013
 

6. November 2013

Oliver schloss die Haustür auf und rückte gleichzeitig mit einem Fuß den Fußabtreter wieder in die richtige Position. Sein Blick streifte flüchtig das Türschild mit dem Nachnamen, bevor er eintrat. Der Flur im Inneren des Hauses war dunkel und nur aus der Küche fiel ein Spalt Licht in diesen. Der Schotte schlüpfte aus seiner ledernen Jacke und schob seine Schuhe direkt neben die kleineren seines Sohnes, die eine sandige Spur auf dem Boden hinterlassen hatten. Die Jacke wurde an die Garderobe gehangen. Die Wohnung wirkte vollkommen still und selbst als er durch die Tür in die erleuchtete Küche trat, war dort kein Zeichen, dass irgendjemand zu Hause war. Amelia hatte die Rollladen vor den Fenstern bereits heruntergelassen. Auf dem Tisch lag immer noch die Zeitung, die er am Morgen noch gelesen hatte. Sie war aufgeschlagen und offenbarte den Sportteil. Oliver ließ seinen Blick aufmerksam durch die Küche und das angrenzende Wohnzimmer schweifen, welches im Dunkeln lag, erst dann führten seine Schritte ihn hin zum Küchentisch. Seine Finger griffen nach dem gräulichen Papier, um die Zeitung ordentlich zu falten. Es war mehr als seltsam, dass die Neuseeländerin um diese Zeit nicht zu Hause war, vor allem wenn man bedachte was heute für ein Tag war. Der Coven hatte sich noch nie viel aus seine eigenen Geburtstag gemacht, aber nur weil man sich daraus nichts machte hieß das nicht, dass man sich nicht trotzdem freute, wenn jemand daran dachte. Natürlich hatte Amelia heute morgen ein Frühstück vorbereitet gehabt – den Kaffee hatte er sich aber wie immer selber machen müssen – und sie hatte ihm gratuliert. Trotzdem hätte er sich gefreut nach Hause zu kommen und seine Familie bei sich zu haben. Es war immer noch ungewohnt in diesen Kategorien zu denken und wenn er sich in der Wohnung umsah, die Fotos an der Wand entdeckte, die ein Kleinkind mit dunklen Haare und blauen Augen zeigte, den er auf den Arm hatte, dann kam ihm das immer noch vor wie das Leben eines anderen.

Oliver riss sich von den melancholischen Gedanken los und schob die Zeitung zurück auf den Tisch, doch bevor er sich komplett abwenden konnte fiel seine Augenmerk auf einen Buchstaben, der der in einem magischen Glanz aufflackerte und schließlich konstant glimmte. Der Schotte stutzte und beobachtete wie diesem Buchstaben scheinbar wahllos andere folgte. Jemand hatte die Zeitung anscheinend verzaubert und nicht einfach irgendjemand.

'Geh die Treppe hoch', ließ sich nach Sekunden entziffern. Er hatte nicht umsonst eine Ausbildung als Auror gemacht, um den einfachen Code nicht entziffern zu können, aber wie hatte er denken können, dass Amelia sich den Spaß nehmen lassen würde? Es war ein Spiel. Ganz nach dem Geschmack der Neuseeländerin und Oliver konnte eigentlich gar nicht anders als ergeben den Kopf hängen zu lassen und leise zu schmunzeln. Was sie sich wohl dieses Mal ausgedacht hatte? Er brauchte nicht lange zu überlegen, ob er der Anweisung folgen würde. Die Zeitung wurde auf dem Tisch zurückgelassen. Ob sie sich wohl oben versteckte, um ihn zu überraschen? Nein, wahrscheinlich nicht. Die Dunkelhäutige war noch nie sonderlich gut gewesen sich irgendwie zu verbergen. Sie wusste, dass er sie sofort gefunden hätte und dazu hätte sie keinen solchen Aufwand veranstaltet. Er konnte sie förmlich vorstellen wie viel Spaß sie dabei gehabt hatte das zu planen und vor ihm geheim zu halten. Dazu dieser kecke Ausdruck in ihren braunen Augen, wenn sie einen ,nach ihrer Meinung, unglaublich genialen Plan hatte.

Ohne das Licht einzuschalten durchquerte er den Flur und nahm die Treppe, die nach oben in die erste Etage des kleinen Hauses führte. Die engen Stufen knarrten leise unter seinen Bewegung. Auch hier brannte kein Licht, aber seine Augen hatten sich bereits an die Dunkelheit um ihn herum gewöhnt. Die Tür zum Schlafzimmer stand weit offen und er nahm das mal als die Einladung, dass er eintreten sollte. Hier erst wurde der Lichtschalter auf der linken Seite neben der Tür betätigt. Das Schlafzimmer sah aus wie immer. Bücher und Zeitschriften lagen vor dem Bett und auf dem Nachttischen herum, daneben Fotorahmen und Kinderspielzeug, welches James wohl hierher geschleppt hatte. Auf der geblümten Tagesdecke allerdings lagen ein paar seiner Klamotten. Ein Hemd, so wie ein Weste und eine dunkle Hose, darauf ein einfacher Zettel.

'Zieh dich um und danach schau in den Briefkasten. Post ist da! Erinnerst du dich daran, wo wir uns zum zweiten Mal getroffen haben? Du brauchst einen Tipp? Leg die CD ein!'

Oliver runzelte die Stirn und hob den Zettel mit Amelias Handschrift hoch. Unter diesem befand sich tatsächlich ein CD. Ein Glück, dass er mittlerweile mit diesen Muggeldingen souverän umzugehen wusste oder wenigstens nicht mehr lange überlegen musste. Amelia hatte anscheinend vorsorglich einen alten CD-Player auf seinen Nachttisch gestellt. Dieser wurde schon fast fachmännisch von ihm in Betrieb genommen – einmal auf die Schulter geklopft! Kaum hatte er auf den Play-Knopf gedrückt erklangen aus den Boxen die unverkennbaren Stimmen der Beatles. Der Schotte hätte gelacht, wenn er sich nicht seltsam dabei vorgekommen wäre. Natürlich erinnerte sich an St. Petersburg und auch an den Tag, an dem er die Neuseeländerin dort getroffen hatte. Die Hand ruckte instintiv hoch zu seiner Nase. Das war ein Schmerz für den er entlohnt worden war.

Die Beatles dudelten im Hintergrund weiter, während er sich umzog. Was auch immer Amelia mit ihm vorhatte, er beschloss mitzuspielen, wie es immer getan hatte bei ihr. Nur um einen Wunsch zu bekommen, oder einen Kuss. Er gab allerdings keinen Grund sich allzu sehr zu beeilen, wenn sie sich schon eine Überraschung ausdachte, dann konnte er sie auch ein wenig warten lassen. Dass er kommen würde, daran musste sie keinen Zweifel haben. Sie wusste wie sie ihn richtig zu animieren hatte und irgendwo auch eine gewisse Neugierde weckt. Als er den Weg hinunter zu Tür bestritt war er mittlerweile sicher, dass er wohl das Haus verlassen würde. Mit einem Griff überprüfte er den Sitz der magischen Uhr an seinem Handgelenk und den Platz seines Geldbeutels. Alles war da. Die Lederjacke streifte er sich ein weiteres Mal über, bevor er die Haustür öffnete und wie befohlen den Briefkasten aufschloss, der gleich unter dem Messingtürschild mit ihrem Namen hing.

Er zog einen unfrankierten Brief hervor und öffnete, ohne lange darüber nachzudenken den Umschlag. Darin befand sich nicht viel, außer einer Stadtkarte. Wobei es genauer gesagt nur ein Teil einer solchen war, den Amelia anscheinend ausgeschnitten hatte. Mit einem bunten Stift hatte sie wie bei einem dieser Kinderrätsel in denen man durch ein Labyrinth von der Seite zur anderen kommen musste, einen Weg gezeichnet. Ein Straßenname war eingekreist.
 

“Meinst du, dass Oliver sich darüber freuen wird?“

“Nein, er hasst Überraschungspartys. Ich hab's mal im ersten Semester versucht...“, antwortete Michail grinsend über den Lärm im Pub hinweg. Das Liverpool lag in einem Außenbezirk der Stadt und war nicht sonderlich bekannt. Es war kleiner als sein russische Namensvetter in St. Petersburg, dafür auch etwas übersichtliche und es liefen nicht nur die Beatles. Anya und Michail saßen auf einer der Eckbänke im hinteren Teil des kleinen Gastraumes. Von hier aus hatte man einen guten Blick auf die Tür. Michail hatte einen Arm um die Russin gelegt, sah sie aber nicht an, weil die Tür ein weiteres Mal aufschwang, aber nur eine Gruppe Muggel den Pub betrat. Ob der schottische Miesepeter sich überhaupt dazu hinreißen lassen würde auf dieses kleine Versteckspiel einzugehen?

“Als Ehrengast kann man es sich anscheinend leisten die Anderen warten zu lassen“, beschwerte Anya sich und blickte dabei derart verdrießlich drein, dass man denken konnte sie hätte tatsächlich schlechte Laune. Ihre Augenbrauen hatte sich zusammengeschoben und auf ihrer Stirn bildetet sich diese typische, skeptische Falte, die der Russe nur mit einem Lachen beantworten konnte und dazu einen Kuss auf ihren blonden Haarschopf, was für ein Schnauben sorgte. Michail bekam den spitzen Ellbogen in die Seite und wollte sich gerade darüber beschwere womit er denn das verdient hätte, als Amelia von der Bar zurückkam. Sie trug ein Tablett vor sich her. „Hier Micha, für dich das Bier und für dich das Wasser.“ Amelia ließ sich mit einem wissenden Lächeln an ihre Freundin auf den Stuhl gegenüber des russischen Pärchens fallen.

“Bist du dir sicher, dass er die Zeitung überhaupt anfassen wird?“, erkundigte Anya sich und nippte an ihrem Wasser. Die Neuseeländerin wollte zur einer beruhigenden Antwort ansetzen, als Michail ihr zuvor kam: „Achtung!“

Die Freunde zogen wie einstudiert gleichzeitig die Köpfe ein und macht sich so weit klein, dass sie beinah unter dem Tisch verschwanden. Oliver sah sich um und wenn er sie bereits entdeckt hatte, dann ließ er sich davon nichts anmerken. Amelia spähte hinter ihrem Stuhl hervor und beobachtete wie der Schotte sich in Richtung der Bar bewegte und ihnen somit den Rücken zudrehte. Er trug das was sie ihm zuvor rausgelegt hatte und alleine das war ein kleiner Triumph. Sie tauschte einen flüchtigen Blick mit Anya, bevor sie sich unsinniger weise so leise wie möglich vom Stuhl erhob und sich zwischen einer kleineren, feiernden Gruppe hindurch zur Bar schob. Ihr Herz klopfte aufgeregt in ihrer Brust, als wäre das nicht das tausendste Mal, dass sie den Schotten sah, sondern das Erste. Sie fühlte sich an das Gefühl erinnert, als sie ihn zwischen den vielen Menschen entdeckt hatte. Das war eine Geschichte, die man seinen Kindern erzählte. Eine Geschichte, die voller Zufälle trotzte und sie trotzdem hier her geführt hatte. Amelia sog tief Luft in ihre Lunge und trat neben ihn an den Tresen.

„Hi“, hauchte sie atemlos und viel zu leise, um wirklich die Geräuschkulisse übertönen zu können. Trotzdem wendete Oliver sich ihr halb zu und kaum trafen seine atemberaubend hellen Augen auf sie, war das schon das breite Lächeln auf ihrem weichen Züge und erhellte das runde Gesicht. Er schien nicht überrascht zu sein sie zu sehen. Ohne etwas zu sagen glitt sein Blick über ihr blaues Kleid und er lehnte sich ihr entgegen. Seine Finger strichen die schwarzen Locken zurück, die über ihre Schultern fielen. Der Ausdruck in seinen Augen bekam etwas Sanftes, als er den Abstand zwischen ihnen schloss … – stoppte. „Nicht hier?“,fragte sie lachend.

“Micha starrt uns schon Löcher in den Hinterkopf“, gab er gedämpft zurück und als sie bei zu dem Tisch sahen, winkte der Russe zu ihnen hinüber.

“Alles Gute zum Geburtstag, Pom.“



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