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Moments

von

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2002

2002
 

“Luke! Hast du den Hammer gesehen? Wo... – Ah schon gut, ich hab ihn gefunden“, rief Lauren durch die komplette Wohnung. Ihre laute Stimme hallte von den weißen Wänden des noch fast unmöblierten Wohnzimmers wieder. Luke war in der Küche und packte gerade einige braune Umzugskisten aus. Jetzt allerdings steckte er den Kopf zur Tür hinein und sah Lauren auf dem erdfarbenen Cordsofa stehen. Die Schuhe hatte sie davor ausgezogen. Sie stand auf Zehenspitzen, hatte den besagten Hammer in der rechten Hand und fixierte mit der anderen einen Nagel an der Wand.

„Was hängst du da auf?“ Luke trat nun komplett in das Wohnzimmer hinein. Die Fenster zu dem kleinen Balkon standen offen, weil der beißende Geruch der Wandfarbe noch in der Luft hing. Von draußen drang frühlingshafte Luft herein und mischte sich unter Chemischen. Die Rothaarige schien zu konzentriert auf ihre Arbeit, um zu antworten, stattdessen nickte sie hinab zu dem Fotorahmen, der neben ihr auf der Couch lag. Wohl eine Aufforderung, dass er ihr genau diesen reichen sollte. Noch während Luke den Raum durchquerte, ganz vorsichtig, weil der Teppich neu war, ertönte das Hämmern. Er hätte ja vorgeschlagen ihr zu helfen, aber Lauren bekam alles alleine hin. Sie hätte auch die Möbel im Alleingang aufgestellt, wenn er sie nicht aus der Küche geschickt hätte, um sich eine andere Beschäftigung zu suchen. Sie war zu ungeduldig und deswegen musste selbstverständlich ein Bild hängen noch bevor das Wohnzimmer, überhaupt richtig eingerichtet war. Der Sofatisch stand noch in seine Einzelteile zerlegt im Hausflur. Sie hatte ihn von Lukes Vater bekommen, als kleiner Beitrag zur ersten gemeinsamen Wohnung. Solange Lauren noch mit angestrengten und hoch konzentrierten Gesicht noch den Nagel in die Wand hämmerte, streckte er eine Hand nach dem Bilderrahmen aus und drehte ihn um. Darauf waren drei Kinder zu sehen. Zwei Mädchen und ein Junge. Zwei Blonde und eine Rothaarige. Sie saßen alle drei an einem gedeckten Tisch, auf dem eine Geburtstagstorte mit genau elf Kerzen stand. Er brauchte nicht nachzuzählen um das zu wissen, denn er kannte das Foto und es war sein elfter Geburtstag gewesen. Das war nur ein paar Monate nachdem er Lauren zum ersten Mal getroffen hatte.
 

4. Mai 2002
 

Hogwarts. Wie oft in der letzten Woche hatte sie Mathilde darüber reden hören. Im Sommer würde Gabrielle wohl auf diese Schule gehen, die irgendwo im fernen Schottland lag. Irgendwo, weil niemand wusste wo genau sie lag, zumindest nicht Leute wie sie und ihr Vater. Muggel, so wurden sie genannt. Menschen ohne magische Begabung. Lauren hatte nie sonderlich darüber nachgedacht ob es in Ordnung war, dass man ihnen einen Namen gab, als wären sie eine andere Rasse. Sie hatte akzeptiert, dass es Magie gab, nachdem Mathilde und ihre Tochter bei ihnen eingezogen waren. Das war jetzt fast drei Jahre her. Für ein Mädchen in ihrem Alter hatte das natürlich etwas faszinierendes gehabt zu erfahren, dass all die Märchen, die ihre Eltern ihr erzählten wahr waren. Es gab alles von dem sie je nur gelesen hatte. Feen. Kobolde. Riesen. Einhörner. Hexe. Veelas~. Sie hatte niemanden davon erzählen dürfen, aber es war immer ganz lustig gewesen Mathilde beim kochen zuzusehen, wenn auch anfangs ungewohnt, wenn sich Gegenständen von unsichtbaren Händen geführt durch die Luft bewegten, oder das Geschirr sich plötzlich begann von selbst abzuspülen.

Seit ein paar Tagen hatte als das einen seltsam bitteren Geschmack, denn bis jetzt hatte sie nie einen großen Unterschied zwischen sich und ihrer Stiefschwester gesehen. Aber jetzt sollte sie plötzlich auf dieses Internat gehen. Lauren selbst würde hier in London auf eine Mädchenschule gehen. Sie wollte nicht unvernünftig sein, weil sie wusste, dass sie ihrem Vater nur unnötig Probleme machen würde, aber war es fair, dass Gabrielle diese Chance bekam? Irgendwann im Winter hatte sie das erste Mal etwas verschwinden lassen. Danach war Mathilde ganz aufgeregt gewesen, als hätte sie vorher nicht gewusste, dass ihr Kind so etwas konnte, aber Lauren hatte Gabby das vorher schon einmal machen sehen. Damals hatte ihr Vater ihnen verboten vor dem Essen von den Keksen zu naschen und Mathilde hatte das Blech auf ein hohes Regal gestellt und ihre Schwester hatte es irgendwie geschafft es dort hinunter zu holen. Aber Mathilde und Gabrielle waren nicht die Einzigen die eine solche Begabung hatten. Die Johnsons die nicht mal ganz einen Block von ihnen entfernt wohnten waren wohl ebenfalls eine sogenannte Zaubererfamilie. Mit einem der Jungen hatte Gabrielle Tanztraining. Sie hatte seinen Namen vergessen. Ob er wohl auch auf diese Schule in Schottland gehen würde?

Lauren stieß ein Seufzen aus und verzog das kindliche, runde Gesicht zur einer Schnute. Sie hatte keinen Grund schlechte Laune zu haben und das hatte sie nach dem Fechttraining auch sonst nie. Der Tag war sogar eigentlich viel zu schön dazu. Die Turnhalle war nicht weit von ihrem Haus entfernt, weswegen ihr Vater sie alleine gehen ließ. Bis eben war sie noch von einem anderen Mädchen aus ihrer Klasse bereitet wurden. Einer, die auch ein Muggel wie sie war und aus einer ganz normalen Familie stammte. Das rothaarige Mädchen schob ihren Rucksack hoch, der fast von ihren Schultern gerutscht wäre und kickte einen Stein vor sich her. Sie hatte den Weg durch den kleinen Park gewählt in dem fast nur Erwachsene mit ihren Hunden spazieren gingen oder Leute joggten. Heute Morgen hatte Mathilde noch von einer Einladung gesprochen, die bald ankommen würde. Eine Einladung von dieser Schule natürlich und sie würden dann einkaufen gehen müssen in dieser Straße, die angeblich irgendwo in London existierte und die Leute wie sie ebenfalls nicht betreten konnten. Lauren mochte das Gefühl gar nicht, welches dieses ganze Gerede in ihr auslöste. Vor allem weil sie wusste, dass es keinen einleuchtenden Grund dazu gab auf Gabby eifersüchtig zu sein. Wenn man es genau betrachtete, dann kümmerte sich Mathilde mindestens genauso engagiert um sie und war noch aufgeregter als sie was die Auswahl der richtigen Muggelschule, wie sie diese nannte betraf, wahrscheinlich auch aufgeregter als ihr Vater.

Da dachte sie doch viel lieber an das Fechttunier, welches Ende dieses Monats stattfinden würde. Sie hoffte, dass ihr Vater die Einverständniserklärung unterschreiben würde, dann könnte sie mit den anderen Mädchen aus ihrem Verein übers Wochenende in ein Camp fahren. Darauf freute sie sich jetzt schon seit mindestens einen Monat. Zumindest in ihrem Verein gab es nur das eine Thema. Kein Hogwarts. Keine Muggel. Lauren wurde aus ihren Gedanken gerissen, als sie hinter sie Schritte hörte und jemand laut einen Namen rief. Bevor sie sich allerdings umdrehen konnte rannte ein Hund in einem unglaublichen Tempo an ihr vorbei. Seine Ohren flatterten im Wind und seine Leine streifte lose über den Kiesweg. Er schien irgendetwas zu jagen, denn es raschelte in den Büschen und der Bassett sprang beherzt hinter her in das Blätterwerk, nur um Sekunden später hinter einem Kaninchen – oder war es ein Hase? –, das um sein Leben fürchtete über den Weg zu jagen.

„Rantanplan!“, hörte sie wieder die Stimme, als sie schon selbst halb losgelaufen war um den Hund aufzuhalten. Der flüchtige Blick über ihre Schulter offenbarte einen Jungen, dem der Hund anscheinend weggelaufen war. Lauren war ihm näher und wollte selbstverständlich helfen, obwohl der Bassett eigentlich so schien, als würde er den Spaß seines Lebens haben. Sie hatte gar nicht gewusst, dass diese Tiere so schnell laufen konnte, denn die waren ihr immer eher ein bisschen träge vorgekommen, mit ihren langen Ohren. Ein Wunder, dass er nicht aus Versehen auf diese drauf trat.

Das rothaarige Mädchen machte einen Satz nach vorne und wollte wohl auf die Leine treten, verpasste diese aber knapp. Da vorne war schon das Ende des Parks. Der Weg führte direkt auf ihren Häuserblock zu. Ah, verdammt. Wieso blieb der Hund nicht einfach stehen? Stopp! Sofort! Es gab diese bestimmten Momente in denen die Zeit ein wenig langsamer zu verlaufen schien. Nicht wie dann, wenn man sich vor der Klasse blamierte oder so, sondern wenn etwas geschah, was eigentlich gar nicht geschehen durfte. Das Kaninchen rannte weiter, nur sein Verfolger schien sich kein Stück weiter bewegen zu können. Voran das lag verstand Lauren erst, als der Hund ein eher ängstliches Jaulen von sich gab, er schwebte knapp einen Meter über dem Weg. Seine kurzen Beinchen strampelten gegen die Luft an, aber er fand natürlich keinen Halt. Lauren hielt die Luft an und im gleichen Augenblick schien der Zauber sich zu lösen. Sie machte einen Satz nach vorne und streckte die Arme von sich um den Bassett zu fangen. „Uff.“ Das Gewicht des Hundes riss sie mit nach vorne und sie schrammte mit den Knien über den Boden. Den Schmerz bemerkte das rothaarige Mädchen eigentlich gar nicht, denn der Hund sprang aus ihrem Armen, als sein Herrchen hinter ihr auftauchte.

“Ist alles okay?“ Lauren kam vorsichtig auf ihre Beine. Ihre Knie brannte und die helle Strumpfhose, die sie getragen hatte, war nicht nur dreckig, sondern auf kaputt. Der blonde Junge, der vielleicht so alt wie sie war schien besorgt. Er hatte die Leine seines Hundes aufgehoben und sah zu der Verletzung hinab, die halb so schlimm war, wie sie aussehen mochte. Letztes Jahr war sie von einem Baum runtergefallen und hatte sich den Arm gebrochen, das war wesentlich schlimmer gewesen. Schlimm war nur, das ihre Hände zitterten und sie nicht verstehen konnte was gerade geschehen war. Hatte er das auch gesehen? Hatte sie sich das nur eingebildet? Hunde schwebten nicht ohne Grund durch die Gegend. „Hast du gerade … – “

“Du solltest besser auf deinen Hund aufpassen und ihn nicht frei rumlaufen lassen“, funkte Lauren ihm dazwischen. Sie kräuselte ihre Nase und klopfte sich immer noch mit zitternden Fingern den Dreck und Staub von ihrem grünen Lieblingskleid. Ihre roten Locken hatten sich aus dem Zopf gelöste und hingen wild in ihr Gesicht. „Sorry“, nuschelte er und schob verlegen eine Hand in seinen Nacken. Seine blauen Augen allerdings lagen immer noch so neugierig auf ihr, als wäre sie ein Alien. Was wollte er? Hatte sie etwas im Gesicht? Unbewusst zog sie ihre Unterlippe ein. Sie wusste doch auch nicht was geschehen war. „Er haut eigentlich nicht so einfach ab...“ Zur ihrer Erleichterung nahm der fremde Junge endlich den Blick von ihr und sah stattdessen tadelnd zu dem Bassett, der vollkommen unschuldig wirkte und sogar brav neben dem Jungen saß. Bevor Lauren allerdings noch etwas sagen konnte tauchte ein weitere Lockenschopf hinter ihm auf. Die blonden Locken hüpften lustig auf und ab, als das Mädchen näher gelaufen kam. Es war ihre Stiefschwester, die sie aber erst, auf den zweiten Blick wahrzunehmen schien, denn sie hatte nur Augen für Rantanplan. „Da bist du ja!“

Die Überraschung war groß, als sie ihre eigene Schwester entdeckte, mit den dreckigen Händen und der aufgerissenen Strumpfhose.

“Er wollte einen Hasen jagen“, erklärte der Junge. Lauren war sich sicher, dass es ein Kaninchen gewesen war. „Weit ist es nicht gekommen.“

“Ist alles in Ordnung?“ Das war wieder Gabrielle, die besorgt zu ihrer Schwester sah und bereits in ihrer knallpinken, herzförmigen Umhängetasche nach einem Pflaster suchte. Bevor Lauren die Chance hatte sich endlich vorzustellen oder die Blonde zu beruhigen, kam der Junge ihr bereits wieder dazwischen: “Stell dir vor, Gabby, Rantanplan hat fliegen gelernt.“
 

“Sieht gut aus, oder?“, suchte die rothaarige Hexe nach Bestätigung, nachdem sie das Foto aufgehangen hatte.

“Fantastisch“, gab Luke schmunzelnd zurück. Seine Freundin drehte sich auf dem instabilen Untergrund zu ihm um und streckte die Arme aus. „Eine echte Heimwerkerin.“ Er sah zu ihr hoch und nahm schließlich den Wink an, in dem er ihre Hüfte umfasste und sie mit einem Ruck vom Sofa hob. Wo er sich schon ein mal so nah bei sich hatte, drückte er einen Kuss auf ihren wirren Haarschopf. „Willkommen zu Hause.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MissAnni
2012-05-05T10:00:01+00:00 05.05.2012 12:00
Awww~ Owwww~
Ich werd nich wieder... hehehe.
Okay, der Reihe nach: Wann spielt das in recte Geschriebene? Da steht noch 2002, aber ich nehme an 2012? 2011? Nach der Schule?? Sie ziehen zusammen, jajajaja? <3
Eifersüchtige Lauren!
Ich hab mir hin und wieder Gedanken darüber gemacht, wie sich die drei denn nun eigentlich kennengelernt haben, darauf bin ich nicht gekommen. Ich hatte eher so ein plumpes Vorstellen „Das ist Luke, mein Tanzpartner“ und er hat den Eulenblick deluxe drauf im Kopf, aber das wär auch eher langweilig. So ist es sogar mit Laurens Begabung verbunden, find ich toll. Kann sich Rantanplan was drauf einbilden! Hach, der Hund <3 Hab ich nicht mit gerechnet und mich voll gefreut. Aber sie lernt nie, dass es Kaninchen sind und keine Hasen …
Am schönsten ist der Satz: „Stell dir vor, Gabby, Rantanplan hat fliegen gelernt.“


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