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Fail Family

von

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Onkel wider Willen

"...und deswegen wollte ich fragen, ob du sie nicht nehmen kannst..."

Mir blieb schlichtweg die Spucke weg, die Sahara schien von Nordafrika in meinen Mund gezogen zu sein.

Dazu sah es bald so aus, als hätte mir jemand eine Maulsperre verpasst - das dämliche Ding ließ sich nämlich nicht mehr schließen.
 

"Das ist nicht dein Ernst. Unter keinen Umständen nehme ich sie...hör mal, ich..."

Doch Michelle erhörte meine Betteln und Flehen nicht, dazu war sie noch eine gute Überredungskünstlerin.

"Jayy, du schaffst das schon. Ist doch nur für einen Monat..."

Ein Monat.

EIN MONAT?

NUR EIN MONAT?

"Michelle, ein Monat ist eine halbe Ewigkeit! Ich kann ja noch nicht mal ordentlich für mich sorgen, geschweige denn für ein Baby! Ich bin doch noch fast ein Teenager!"

Aber so sehr ich auch jammerte, die Frau ließ sich nicht überzeugen.

Erzählte mir irgendwas davon, dass sie mir vertraue und schmierte mir Honig ums Maul, indem sie mir weißmachen wollte, ich wäre ein guter Vater - ich aber hörte das alles nur wie durch einen Schleier, waren meine Gedanken schon längst weit abgeschweift.

Vor meinem geistigen Auge sah ich mich bereits mit Rüschenschürze - natürlich in rosa - am Herd stehen, während ich für das schreiende Baby auf meinem Arm Brei zubereite.

An den nach Futter schreienden Dahvie im Wohnzimmer, faul auf der Couch liegend und den Pascha mimend, dachte ich gar nicht erst.
 

"Jayy? Bist du noch dran?"

"Häh...was?"

"Also nimmst du sie nun? Büüüdddde, Brüderchen...."

Ich verdrehte die Augen, auch wenn dies mein Schwesterchen nicht sehen konnte und haderte mit mir und dem höchstwahrscheinlich auf mich zukommenden Schicksal.

Denn Michelle konnte herzzerreißend betteln, das wusste sogar schon unsere Mutter.
 

"Also gut, ich nehm Kimberly. Aber wenn es Ärger gibt, dann..."

"Du bist ein Engel!", unterbrach mich die Stimme am anderen Ende der Leitung lautstark, kurz davor einen Hörschaden bei mir zu verursachen. "Ich bring sie dir dann morgen vorbei. Hab dich liehieb!"

"Ich dich auch", grummelte ich nach einer kurzen Schweigeminute, aber das Freizeichen tutete bereits.

Also schmiss ich das Handy in die Ecke, atmete tief - ganz tief - durch, denn nun wartete ein weiterer Gang nach Canossa auf mich:

Nämlich meinen werten Mitbewohner darüber zu unterrichten, dass wir und bald vermehren werden - nicht im eigentlichen Sinne natürlich, aber unsere kleine Zweckgemeinschaft, kurz WG genannt, würde ab morgen einen ganzen Monat lang drei Personen zählen.

Innerlich wusste ich bereits, dass Dahvie mir den Kopf abreißen würde.

Erstens mochte er Kinder - besonders so kleine - nicht sonderlich, zweitens wollte er aus unerfindlichen Gründen stehts mit mir allein sein - selbst Serpii, unserer besten Freundin, sagte er Unternehmungen ab und blieb lieber zu Hause vor dem Fernseher sitzen, während ich den Haushalt schmiss.

Ab und zu lunschte er in die Küche hinein, öffnete den Kühlschrank, das 'Finger weg vom Kühlschrank! Du bist zu fett!'-Schild, welches ich angebracht hatte, großzügig ignorierend und saß, als ich dann wieder das Wohnzimmer betrat, zufrieden schmatzend auf der Couch.
 

Und nun wiederholte sich das Ganze.

So wie ich in die Stube kam, erblickte ich Mr Vanity, den selbsternannten Scene King, liegend auf den weichen Kissen, in der Hand eine Tafel Schokolade haltend.

"Hey Baby", begrüßte er mich, als er mich erblickte, grinste lasziv, überwand sogar unglaublicherweise seinen inneren Schweinehund, um sich aufzusetzen.

Sein 'Hey Baby' überhörte ich, mochte ich schließlich dieses Spaßgeflirte nicht sonderlich, und in diesem Fall war ich mir sehr sicher, dass der Kleinere sich nur einen Spaß daraus machte, mich aufzureißen, war er doch stockhetero - auch wenn man ihm das nicht auf den ersten Blick ansah.

Gefärbte und stets gestylte Haare waren sein Markenzeichen, dazu dicken Flüssigeyeliner um die Augen und diese markanten Streifen auf linker und rechter Wange, jeweils zwei an der Zahl.

Ja, manchmal glich er wirklich einer wandelnden Rummelbude - okay, ich war ja auch nicht viel besser, aber Dahvie übetrieb es mit seinem Beauty-Programm doch des öfteren.

Zumal wenn er den ganzen Tag zu Hause rumhing, nur mich, seinen besten Kumpel um sich habend, für den er sich sicherlich nicht schön zu machen brauchte...
 

"Komm kuscheln, Süßer!", forderte er mich mit seiner süßesten Stimme und seinem treuherzigsten Lächeln auf und klopfte mit der flachen Hand auf den leeren Platz neben sich, nachdem er noch einmal an seiner Schokolade abgebissen hatte.

Sprachlos und mit mir selbst kämpfend bewegte ich mich sogar auf ihn zu, obwohl ich solche Angebote stets abschlug, hatte ich doch keinen Bock, mich von seinem pseudoschwulen Gehabe verarschen zu lassen.
 

So wie ich neben dem Schwarzhaarigen Platz nahm, legte dieser ehe ich es mir versah ganz ungeniert seine Hand auf den Schoß, grabschte ein bisschen mit seinen rundlichen Fingern, doch das unterband ich fix.

"Machs dir selber, wenn dus brauchst!", fauchte ich unwirsch, gab ihm seine Hand zurück und wollte wieder zum Wesentlichen kommen, zu meinem eigentlichen Anliegen.

Angespannt knetete ich meine Finger, presste sie zwischen die Knie - als ich doch schon wieder eine vorwitzige Hand auf meinem Rücken spüren musste!

"Dahvie! Dann geh zu Kelsey, wenn dus nicht mehr aushältst, aber vergreif dich nicht an mir!"

"Du bist aber so...so schön...", schnurrte das Bürschen zu aller Entsetzen daraufhin in mein Ohr.

Das genügte.

Ich sprang auf, blickte auf Dahvie hinunter und geigte ihm meine Meinung - wie schon so oft.

Als ich fertig war und der Kleine nicht besonders eingeschüchtert aus der Wäsche guckte, so wie er eigentlich sollte, schmiss ich ihm noch ganz beiläufig das Neuste vom Tage an den Kopf.

"Aber bald schon ist eh Schluss mit 'trauter Zweisamkeit', denn ich kriege ein Baby...also, nicht so wie du jetzt denkst...Michelle muss ins Krankenhaus und ich soll ihre kleine Tochter nehmen. Begeistert bin ich ja zwar nicht gerade, aber eine gute Sache hat es doch: Ich muss nicht mehr allein mit dir sein!"

Nun sah ich Dahvie an der Nasenspitze oder besser gesagt an der runtergeklappten Kinnlade an, dass er voll geflashed war.

Es schien Minuten zu dauern, wie er so vor sich hin starrte, dann aber wandte er seinen Blick hoch in mein Gesicht, schüttelte langsam den Kopf.

"Nee, oder? Du und ein Baby? Ich weiß grad nicht, ob ich lachen oder heulen soll...vielleicht mach ich auch beides...aber...du als Papa? Du schaffst es ja noch nicht mal, mich glücklich zu machen, obwohl das kinderleicht wäre...warte, ich muss mal kurz..wwwhahahahahahaha!"

Dahvie brüllte förmlich ins Kissen, begann sogar Tränen zu lachen, wahrscheinlich stellte er sich ebenso wie ich es bereits tat das Szenario mit mir am Herd eine rosa Schürze tragend vor - und ja, das mag für einen Außenstehenden ja auch ganz witzig sein, aber ich kam mir ganz böse ausgelacht vor.
 

"Du bist blöd, Dahvie. Ab heute mach ich dir nie wieder Schokopudding und klaube auch deine dreckigen Unterhosen nicht mehr vom Boden auf. Das ist sowieso total widerlich!"

Der Kleinere schien sich langsam wieder etwas zu beruhigen, seine Stimme bebte zwar noch immer und sein Gesicht glich einer reifen Tomate, von dem fetten Grinsen gar nicht erst zu reden, aber er war wenigstens wieder einigermaßen normal geworden - wenn man diesen faulen, verfressenen und obendrein notgeilen Sack überhaupt jemals als normal bezeichnen konnte.

"Du bist echt zu süß, wenn du sauer bist", stellte er seufzend mit einigen Glucksern dazwischen fest, während er sich die letzten Tränen aus den Augenwinkeln wischte, dann schwieg er kurz. "Aber ein Baby hier in unserem Liebesnest, das geht gar nicht."

Dacht ichs mir doch.

Dahvie war voll anti-Baby und duldete natürlich erst recht keine Eindringlinge in unserem 'Liebesnest', wie er diese Räuberhöhle hier so blumig umschrieb.

Doch das Ding war schon längst beschlossen, Michelle würde ihre Tochter morgen hier her bringen, egal wie lautstark Mr Vanity fluchte.

Und der nächste Tag war schon sehr bald gekommen, trotz einer fast schlaflosen und durchgrübelten Nacht.
 

*****
 

Dahvie schlief noch tief und fest in seinem kuscheligen und schon seit langer Zeit nicht mehr bezogenen Bettchen, als mich die Klingel zur Tür dirigierte.

Kaum angezogen schlurfte ich durch den Flur, wahrscheinlich schaute ich furchterbar aus, so ungeschminkt und noch völlig verknautscht wie ein kleiner Pekinese, aber Michelle hatte ihren kleine Bruder schließlich auch in den frühen Morgenstunden erblickt und schien - oh Wunder - bisher noch nicht erblindet zu sein.

Was Dahvie anbelangte machte ich mir ebenso keine Sorgen.

Der hatte schließlich schon viel schlimmere Sachen gesehen, wie zum Beispiel weibliche Geschlechtsorgane, bei deren Vorstellung mir bereits schon das kotzen kam.

Und man muss bedenken, der Typ stand auch noch auf dieses....nein, lassen wir das.

Sonst wäre das noch in morgendliche Übelkeit ausgeartet, was im Normalfall nur bei Schwangeren auftritt.
 

"Guten Morgen, Brüderchen, Kimmy hat sich schon ganz doll auf ihren Onkel gefreut. Nicht wahr, Prinzessin?"

Da stand sie nun vor mir, Michelle mit einem kleinen in eine weiße Decke eingehüllten Bündel auf dem Arm, welches auch genauso gut ein Hund hätte sein können, sah man weder Gesicht noch irgendwelche Gliedmaßen.

Nun schon viel wacher aber ebenso misstrauisch beäugte ich das Etwas, welches auf den Namen Kimmy hörte, wusste gar nicht mehr so recht, wie ich mich denn verhalten sollte, deswegen ließ ich Michelle zunächst einmal in die gute Stube eintreten, aber bitte nicht zu laut, denn jede Minute, die Dahvie schlafend verbrachte war für mich wie eine gefühlte Stunde Urlaub.

Fragt mich nicht, welcher Deifel mich geritten hat, dass ich mit diesem dauersabbernden, hormongesteurten Typen zusammengezogen bin.

Und fragt nicht, wie ich mich je mit ihm anfreunden konnte.

Denn eins sag ich euch: Der war schon immer so, der ist nicht erst so geworden.

Und auch wenn ich auch gegen eine tägliche Portion Sex nichts einzuwenden gehabt hätte, im Gegenteil - gegen Dahvie war ich ein Waisenknabe, glaubts oder glaubts nicht.
 

So wie ich Michelle und damit logischerweise auch dem kleinen Wesen da auf ihrem Arm einen Platz auf dem sonst immer von Dahvie besetzten Sofa anbot, gab sie plötzlich einen erschrockenen Laut von sich, woraufhin sie sich mir zuwand und den Kopf schüttelte.

"Da hab ich doch prompt die ganzen Utensilien im Auto vergessen, ich Dummerchen...warte, ich hol schnell alles...könntest du so lange Kimmy halten?"

Meine Miene erstarrte, wie ich diese Worte vernahm.

Fast schon mit dem Respekt, welches ein kleines Kind nur dem Weihnachstmann entgegen bringt, guckte ich auf Kimmy, die mir bereits von ihrer Mutter gegen die Brust gehalten wurde.

Ich hatte noch nie ein Baby auf dem Arm, was, wenn ich der Kleinen irgendetwas zufügen würde, natürlich unbeabsichtigt...sie schien doch so zerbrechlich zu sein, so sensibel und im Gegensatz dazu waren meine Hände groß und eher für Grobmotorik zu gebrauchen - ja, ganz genau, für Handjobs und so, aber dazu an anderer Stelle mehr, denn hier sind Kinder anwesend.
 

"Na los, nimm sie schon, sie wird dich schon nicht beißen, sie hat schließlich nicht mal Zähne."

"Ha, du hast gut reden", äußerte ich voller Besorgnis meine Bedenken, formte aber meine Arme dann doch so, dass Michelle das Baby darauf ablegen konnte. "Und tu ich ihr auch wirklich nicht weh?"

"Nein, nein", winkte Michelle ab, lächelte ganz gerührt beim Anblick von Onkel Jayy mit seiner kleinen Nichte im Arm, welche sich glücklicherweise recht ruhig verhielt und mich nur aus ihren Kulleraugen anblinzelte, so als würde sie fragen: 'Hallo, wer bist du denn?'. "Du musst nur auf ihren Kopf aufpassen....ja, so ists richtig.."

Braver Jayy, ja, ganz feiner Jayy, fügte ich in Gedanken noch hinzu, kam ich mir doch irgendwie so hilflos, klein und dumm vor.

Ich bemerkte kaum, wie Michelle zur Tür hinaus verschwand, schließlich beschäftigte mich dieses Bündel mit dem Haarschnitt eines kleinen Opis viel zu sehr, es war zudem ganz schön schwer, wog geschätzte fünf Kilo - was natürlich nichts gegen Dahvie war, dem sah man es an, dass das Essen schmeckte.

Ich musste mir eingestehen, dass ich nicht besonders viel mit Kimmy anfangen konnte, nuckelte diese nur ganz unbekümmert an ihrem Daumen, während sie mich unentwegt anguckte.

"Wenn wir wenigstens miteinander spielen könnten, selbst Pferdchen wäre mir recht", seufzte ich, als ich plötzlich Geräusche aus dem Flur dringen hörte.

Ich vermutete, dass Michelle zurückgekommen war, doch als die Tür ihre nur einen Spalt weite Öffnung vergrößerte, hätte ich beinahe aufgeschrien.

Denn was musste ich sehen?

Ja, ganz genau, Mr Vanity höchstpersönlich.

Aber das war noch längst nicht genug: Mr Vanity hatte zudem keine Kleider auf dem Leib!
 

"Bist du jetzt total bescheuert? Rennst hier nackig durch die Weltgeschichte, und das vor dem Baby! Das Ganze wäre ja so schon schlimm genug gewesen, aber nun bin ich nicht der Einzige, der Augenkrebs bekommt!"

Ich konnte leider nicht nach Herzenslust schimpfen und fluchen, hätte Kimmy doch womöglich angefangen zu weinen und das wollte ich natürlich tunlichst vermeiden.

Anstelle dessen hielt ich ihr kurz die Hand auf die Augen, was das kleine Mädchen auch nicht zu beeindrucken schien, nur zu meinem Vorteil.
 

"T-tut mir leid...", presste der Typ kleinlaut hervor, hielt sich gottseidank endlich den Schniepel zu, denn mein Kopf drohte zu platzen, wenn ich dieses...dieses Ding noch länger vor der Funzel gehabt hätte. "Ich wusste ja nicht, dass du das Kind schon da hast..."

Und noch viel leiser zum Schluss folgte:

"Ich dachte, ich könnte dich überraschen, mein Süßer..."

"Überraschung gelungen", grummelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart, sorgte dafür, dass Dahvie zurück in sein Zimmer marschierte, um sich wie ein zivilisierter Mensch anzukleiden - wenigstens Boxershorts wären angebracht gewesen, mehr trug ich schließlich auch nicht.
 

*****
 

Kimmy hatte nun also ihre erste Bekanntschaft mit säuischen Dingen gemacht, ob das in Michelles Sinn war, steht natürlich außer Frage, aber was sie nicht weiß, macht sie auch nicht heiß.

Den Vormittag über wurde ich in die Kunst des Windeln wechselns, des Messen der richtigen Breitemperatur und des anschließenden Fütterns eingewiesen, was mich beinahe verzweifeln ließ.

So viel war zu beachten und ich war mir schon fast zu hundert Prozent sicher, dass ich als Onkel Jayy völlig versagen würde.

Zum Glück kam gegen Mittag unsere Freundin Serpii vorbei, die mich sicherlich wieder ein wenig aufbauen konnte, wenn schon Dahvie wieder nur an seiner Xbox zockte und dem Baby und damit auch der ganzen Arbeit ja nicht zu nah kam.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Elena_Jenkins
2012-01-23T18:49:13+00:00 23.01.2012 19:49
Oh mein Gott.
Das ist einfach godlike!
I really really really love it* Sugarflash!

dahvie das arsch vom Dienst, weil er ja nur auf der Couch lümmelt und Jayy als Sexy Hausfrau - rawr! Den würd ich mir auch in die Küche stellen, nur mit schwarzer Schürze - rosa ist da ja doch ein wenig ... tuckig!
aber zu süß.
Jayy und Baby. Ein Traum! Irgendwie. Wie das das wohl in realität aussehen würde. Der schrille Vogel und ein kleines, unschuldiges Ding von Kind. Waaahhh Ö.Ö

Super Kapitel, ich freu mich auf mehr.
Hab schon jetzt gut abgefeiert, freu mich auf mehr *.*

Love,

Sassa


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