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Willkommen und Abschied

nach dem Gedicht von Goethe
von

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Erstes und einziges Kapitel

„Der zweite Krieg der Urvölker war, wie auch schon der erste, aufgrund der machtgierigen Nixen ausgebrochen. Die Wassermenschen galten schon seit Urzeiten als diplomatischeres Volk und war somit besser geeignet die absolute Herrschaft zu übernehmen. Dies jedoch bestreiten die Nixen und behaupten ihrerseits, sie seien das intelligentere Volk und…“
 

Matthew seufzte und pfefferte sein halb zerfleddertes Geschichtsbuch zurück in seine Schultasche. Dann warf er sich auf sein Bett und starrte an die hohe Decke. Er konnte einfach nicht verstehen, warum man sich immer um die absolute Macht streiten musste, wenn man doch auch in Frieden leben konnte. Doch mit seinen Ansichten war er leider der Einzige. Die Wassermenschen waren schon immer sehr patriotisch gewesen. Das sollte er als Sohn des Bürgermeisters eigentlich auch sein, doch es gab einen guten Grund anders zu denken. Talesia.

Die liebliche Nixe war der Grund, warum er noch Hoffnung hatte, der Grund, weshalb er noch nicht verrückt geworden war und der Grund, warum er jeden Morgen aufs Neue Lebensmut fasste. Seit er sie das erste Mal gesehen hatte, hatte sich die Welt um ihn herum verändert. Er nahm alles in einem ganz anderen Licht war.
 

Bilder von ihrem ersten Erscheinen traten vor sein inneres Auge. Er sah sie, wie sie weitab der Stadt schwamm. Sie war so anmutig, so zart wie es nur eine Blume war.

Blumen. Die gab es nur an Land. Er hat sie gesehen, zusammen mit Talesia. Sie standen am Ufer; wunderschön.

Damals schwamm sie dort, als sei das ganz normal, als begebe sie sich nicht in höchste Gefahr und er war wie erstarrt.

Er wusst noch genau, was da für Gefühle und Gerüche in ihm und um ihn waren. Es fühlte sich an wie ein Schweben, wie der Flug der Vögel, hoch am Himmel hin zur Sonne. Er spürte die warmen Sonnenstrahlen noch immer auf seiner Haut und wusste noch genau, wie es sich anfühlte, wenn ein leichter Wind ihm die dichten, schwarzen Haare zerzauste.

Und als er sie dann das erste Mal traf, war er ihr verfallen, erbarmungslos.

Sie saß auf einem riesigen Fels, der mitten auf einem Großen Algenfeld lag und vermutlich durch die Kriege dort hingekommen war. Ihre Haut war zartrosa und ihre Augen hatten die Tiefe der Meere. Das Lächeln, das ihre Lippen umspielte zog Matthew in ihren Bann. Die lila Schuppen ihres Fischschwanzes schimmerten vom schwachen Schein der Sonnen. Ihre Haare umspielten in feinen Locken ihr Gesicht und bewegten sich wellenartig im Strom, der von Westen her kam. Er näherte sich ihr und sie sah ihn erstaunt an, jedoch ohne fort zu schwimmen. Er setzte sich zu ihr und sie unterhielten sich. Talesia komme oft an diesen Ort, um allein zu sein. Es war ein neutrales Feld, gehörte weder dem Volk der Wassermenschen, noch den Nixen. Und dennoch war es gefährlich. Was wenn sie jemand sah?
 

Wieder seufzte Matthew. Seit ihrer ersten Begegnung trafen sie sich nun jeden Abend auf dem Algenfeld. Es war ein sehr verlassener Ort und die Algen waren so wild und hoch gewachsen, dass sie niemand hätte sehen können.

Der junge Wassermann drehte sich auf seine linke Seite. Er war sehr unruhig, wie jeden Abend, wenn er nur noch darauf wartete losschwimmen zu können um sie wieder zu sehen. Sein Herz klopfte schneller und von den schwimmhäutigen Füßen kroch langsam ein Kribbeln in seinem Körper herauf. Es war der Reiz des Verbotenen, der ihn noch mehr antrieb. Der sonst so gehorsame Junge liebte es sich in das abendliche Risiko zu stürzen und er wusste genau, dass es Lesi, wie er sie liebevoll nannte, genauso ging.

Als er nun endlich glaubte es sei Zeit sich auf den Weg zu machen, sprang er vom Bett, öffnete sein Fenster und schwamm in den frühen Abend hinaus. Er war stets darauf bedacht unentdeckt zu bleiben.

Als er das Dorf verlassen hatte, sah er schon von weitem das Algenfeld. Automatisch beschleunigte er und kam dann völlig atemlos an der Lichtung an, wo Talesia schon auf ihn wartete. Wie immer saß sie auf dem großen Felsen. Die letzten Sonnenstrahlen erkämpfen sich einen Weg auf den Meeresgrund und tauchten die Algen, die die Lichtung umsäumten, in ein schummriges Licht. Matthew musste sich immer wieder daran erinnern, dass das hier kein Traum, sondern die Wirklichkeit war. Als Talesia ihn erblickte erhellte sich ihr Gesichtsausdruck und sie erhob sich, um ihm entgegen zu schwimmen. Überwältigt von ihrer Schönheit brachte er in den ersten Momenten kein Wort heraus, sondern genoss nur den süßen Duft und die zärtlichen Küsse der Nixe.

An diesem Abend lag Trauer in der Luft, denn sie beide wusste, dass es so nicht weiter gehen konnte.

Diese Liebe war verboten.

Matthews Vater drängte schon, denn sein Sohn kam nun in das heiratsfähige Alter und als sein Nachfolger, brauche er eine Frau an seiner Seite. Dies wusste auch Talesia. Ihr ging es nicht anders. Die Nixen in ihrer Heimat waren zum Teil schon in festen Händen und auch sie musste sich eilen, um nicht einsam zu enden.

Die beiden setzten sich nun und Matthew blickte in Talesias Augen aus denen nun winzig kleine Perlen kullerten, die geräuschvoll auf dem Stein aufkamen.

„Du weißt, dass unsere Liebe keine Zukunft hat.“, begann Talesia, „Heute kam schon der Dritte, der um meine Hand anhielt und meine Eltern drängen mich dazu mich zu entscheiden.“

Matthew schwieg. Auch seine Eltern hatten schon einige Anwärterinnen, denen er einen Heiratsantrag machen sollte.

„Ach Lesi!“, rief er traurig aus, „Wie gern würde ich mit dir zusammen bleiben. Ich würde sofort alles stehen und liegen lassen um mit dir fort zu gehen. Doch sie würden uns finden.“

Aus der Ferne drang der klagende Laut eines der Nachtgeschöpfe zu ihnen her und es schien als seien es ihre Herzen, die vor Schmerz aufschrieen. Dieser Moment war so voller Gefühle, dass beide nichts mehr sagen konnten und all das, was ihnen auf den Herzen lag vermittelten sie sich durch ihre salzig-süßen Küsse. Sie verbrachten die ganze Nacht zu zweit, wie schon so oft.

Als der Morgen auf dem Meeresgrund erwachte und alle Ungeheuer der Nacht mit ihr verschwanden, erwachte auch die Trauer erneut in ihnen, denn sie wussten, sie würden sich nie wieder sehen.

Die junge Nixe schlug die Augen nieder. Und auch Matthew fiel es schwer sich von ihr zu trennen. Er legte seine Hand unter ihr Kinn und hob das geliebte Antlitz an. Ihre Blicke trafen sich und ehe sich Talesia versah küsste Matthew sie. Dies sollte ihr letzter Kuss sein und er war voller Schmerz und Leidenschaft.

Als sie sich nun wortlos voneinander trennten, denn alles war gesagt, so lächelten sie einander an um sich gegenseitig Mut zu machen.

Matthew schwamm nach Hause, doch der Schmerz der Trennung begleitete ihn noch sein ganzes Leben lang und schwärzte seine Seele.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  ElliotAlderson
2009-10-07T17:11:11+00:00 07.10.2009 19:11
Es ist so grausam schön, oder so schön grausam?
Nee >//<
Es tat weh das zu lesen - noch einmal.
Und die ganzen letzten Zeilen waren Stiche im Herzen <'3
Man kann sich alles so verdammt gut vorstellen, was es natürlich noch trauriger macht.
Du hast es sehr authentisch rübergebracht.
Und Glückwunsch zur ersten - mehr als gelungenen -FF!

Von:  Souffrances
2009-10-05T17:42:25+00:00 05.10.2009 19:42
Holy shit D:
-shniff-
wie gefühlvoll du das schriebst..das jagt mir einen schauer nach dem andern über den rücken!
glückwunsch zur ersten FF! sie ist wahrhaftig großartig geworden!
-beide daumen heb-
>3<
meeehr!


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