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Licht und Dunkelheit

Teil 6 des Detektiv Conan-Noir Crossovers
von

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Das Geheimnis von Schloss Kunieda

Hallo liebe Leser,
 

ich hoffe, euch hat das Kapitel um den kleinen Fall der Blutspuren zwischendurch gefallen. Ist eine andere Idee von mir mal gewesen, woran man noch unter Umständen Conans wahre Identität herausfinden könnte, was durch Zufall so denkbar wäre. ;]
 

Und nachdem ich dann als Foltermeister verschrien bin – und ich bin stolz auf diesen Titel! *Yeah* - hier nun also das Geheimnis um den Hügel, das Schloss, Kunieda, den Fisch, den Architekten, Tashijas Verschwinden, das Buch, die Fotos....

Falls ihr euch wegen der Wortzahl gewundert haben solltet – ich wollte es nur schon ankündigen, hier steht... ALLLLLLLLLLLLES... naja fast. ;p

Und ja, auch Ran wird nun essentieller Bestandteil sein, ganz sicher. Wir nähern uns dem großen Finale. (Hiernach noch drei Kapitel, wenn alles passt.)
 

Nochmals Danke an alle Kommischreiber. Falls ihr es nicht wisst, seit heute ist diese FF die meist kommentierte von meinen bisherigen.

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In diesem Sinne kann ich mich wohl nur mit dem bisher... zweitlängsten Kapitel, das ich je online stellte bedanken; die Vermouththeorie aus der letzten FF war noch 100 Wörter länger. *hust*
 

Nun aber genug der Vorrede, außer... ach ja, zwei Leerzeilen bedeuten Wechsel hier vom einen Schauplatz zum Anderen, eine Zeile lediglich ein ganz neuer Gedanke, mit leichtem Zeitverzug.
 

Also viel Spaß mit diesem Kapitel und bis nächste Woche.

LG, Diracdet
 


 

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Kapitel 21: Das Geheimnis von Schloss Kunieda
 

'Es ist kalt.' Das war nicht nur eine spontane Empfindung, Ran war wirklich kalt, als sie auf dem kühlen Stein- und Erdboden aufwachte, der sich insbesondere an ihren Beinen durch die noch dünne Spätsommerkleidung geschlichen hatte.

Es war kalt... und dunkel. Zwar leuchtete ein künstliches Licht von oben auf ihre Position herab, aber niemals genug, um den Raum um sie herum genügend zu beleuchten. Sie versuchte die Augen zu öffnen, es genauer zu erblicken, aber ihr linkes Auge schien irgendwie verklebt. Ein schwacher Metallgeruch drang in ihre Nase und sie erkannte, was dort den Lidmuskel blockierte.

'Getrocknetes... Blut? ...Der Stalaktit!' Ihre Erinnerung an die letzten Momente, bevor sie bewusstlos wurde, kamen, noch in diesem leicht lethargischen Zustand, in dem sie sich befand, zurück.

'Das Blut... das war Conans... das heißt... dieser Stalaktit... war das Rohr, das Conan die ganze Zeit meinte. Ich dachte, nach unten hin schmaler werdend sei einfach aus der Perspektive seines Blickwinkels begründet... es war wirklich ein dünner werdendes, unregelmäßiges Rohr... unregelmäßiger Zylinder, wohl eher...' Sie schüttelte ihren Kopf, was für Gedanken ihr gerade durch den Kopf schossen, sie war wohl immer noch ein wenig benommen.

Oder sie fürchtete sich vor dem, was ihr wahrscheinlich gleich klar werden würde, wenn sie versuchte, aufzustehen. Ihre Arme taten ihr weh von einer ungünstigen Stellung, stark verschränkt hinter ihrem Rücken... und sie atmete trotz leichter Erschöpfungserscheinungen nur durch die Nase, wie wohl während ihres ganzen Schlafes bis eben...

'Bin ich... gefesselt?!'

Die Frage erübrigte sich eigentlich schon bei dem Gedanken, wie es zu ihrer 'Pause' kam.

'Die Stimme!' Sie erkannte sie genau, auch im Rückblick war dieses eine Wort, dieses „Doch!“, mit dem er ihre Gedanken besah, genug, um ihn zu identifizieren.

'Er ist der Täter... das heißt... wenn alles andere wahr ist... verdammt, hab ich wohl richtig mit meiner Vermutung gelegen.' Ihre Gedanken umschlichen noch dunklere Vorahnungen aufgrund einiger Details dieser Person.

'Aber er scheint nicht da zu sein, gerade. Ich muss hier weg!'

Endlich schien sich in ihrem Körper genug Kraft gesammelt zu haben, um sich aufzurichten. Sie wollte zumindest versuchen, sich gegen die Fesseln zu wehren. Gegen den Streifen Klebeband auf ihrem Mund kam sie momentan nicht an, aber der störte sie auch weniger als diese...

Sie schrak mit einem Mal hoch, als sie ihre Finger bewegte und an den vermeintlichen Seilen um ihre Handgelenke sich zu schaffen machen wollte.

Deswegen war ihr, neben dem eine unbekannte Zeit auf dem Boden liegen so kalt; ihre Hände waren sehr kühlt noch und eingeschlafen vom zu lange darauf liegen.

Es waren keine Seile, die ihr da Widerstand gegen den Bewegungsdrang leisteten.

'K-Ketten?!?' Dem mit dem Schreck verbundenen Aufreißen der Augen gab auch der leichte verkrustete Rest Blut ihre Wunde vom Kopf nach, ihre Augen konnten sich an das Licht gewöhnen, und sie sich und ihre Umgebung besser begutachten.

Es war tatsächlich Erde und Gestein, kaltes Gestein, auf dem sie mehr oder minder zusammen gekauert auf der Seite gelegen hatte. Eine Ecke einer großen Höhle, die dem schmalen Gang, über den sie Einsteig fand, kaum gleichkam. Ein bisschen was hatte es von ihrer naiven Vorstellung der Bathöhle, die Bruce Wayne unter seinem riesigen Anwesen versteckte und damit Platz für darin zu verbergende Geheimnisse gab.

'Gar nicht so weit von der Realität wahrscheinlich...'

Aber das interessierte sie eigentlich herzlich wenig, verglichen mit den schweren, und ebenfalls kalten Eisengliedern, die ihre Handgelenke, ihre Oberarme, ihre Fußgelenke und auch ihre Oberschenkel jeweils dreimal umwanden und jeweils mit einem mittelgroßen Vorhängeschloss gesichert waren.

'Was soll das? Wieso... so viel?' Die Person, die sie niedergeschlagen hatte, konnte sie doch wohl schlecht für eine Entfesselungskünstlerin halten. Sie war eine gewöhnliche Oberschülerin.

'Das ist doch... lächerlich!' Oder kannte er ihre Karatefähigkeiten und fürchtete mögliche Schwierigkeiten, unverhoffte Gegenwehr ihrerseits? 'Unsinn. Ist doch egal, ob man mit Seilen oder Ketten gefesselt ist, wenn man weder Arme noch Beine bewegen kann, ist nicht viel mit Selbstverteidigung, unabhängig davon, was man mal erlernt hat.'
 

„Verdammt, hast du ne Idee, was Ran auf einmal bemerkt haben könnte, Kazuha?“

Heiji rannte, seine Freundin hinter sich her zerrend und mit Gewalt ihre Hand festhaltend, um ja nicht noch eine Person zu verlieren, Richtung Schloss, was wegen der blöden Wegbeschreibung zum Hügel mit wenigstens einem Teil Umweg am Fluss entlang verbunden war. Durch den Wald selbst nämlich führte kein direkter Weg und die leicht moorige Landschaft ließ eher auf noch größere Hindernisse schließen, als ein längerer Weg. Auch wenn das bei aller Liebe nicht das war, was er wollte.

Kazuha konnte so gehetzt kaum antworten, rang sich in einem kräftigen Atemzug aber dennoch durch.

„Keine Ahnung, ich glaub nur, es war nichts zum Hügel, sie hat ihn ja gar nicht richtig angesehen.“

„Dann... das Buch, das könnte es sein. Stephen King. Ich hab mir da noch keine großen Gedanken zu gemacht, weil ich mich selbst nicht so gut mit ihm auskenne. Du vielleicht, Kazuha?“

„'Carrie'... 'The Shining'... 'Es'... da gibt es so viele, allein im Horror und Sci-Fi Genre...“

„Moment mal... 'allein Horror und Sci-Fi'?“

Unwillkürlich wurde Heiji langsamer, gab ihr damit auch Gelegenheit, durchzuschnaufen.

„Na- natürlich, glaubst du, er hat nur sowas gemacht? Von ihm stammten unter anderem auch... ähm... ja, die Bücher, die zu 'Die Verurteilten' und 'Green Mile' verfilmt wurden.“

'Ein Gefängnis?' Ein kleiner Schauer durchfuhr seinen ganzen Körper.

'Der Hügel... bei den Ausmaßen wäre das genau... der Fisch von Herrn Hino... würde dann fast Sinn machen, wenn man... natürlich, das hatte Inspektor Takagi doch auf der Hinfahrt erwähnt, deswegen diese komischen Maßnahmen Kuniedas und seine Reaktion auf Herrn Tashija... und auch warum er den Architekten nicht mochte und Hino nach der Geschichte mit dem Fisch behielt. So passt alles ins Bild... außer...'

„Verdammt, wir müssen weiter Kazuha, geht es wieder?“

„Ja... ja sicher, wir müssen... müssen schließlich Ran finden.“

„G-genau.“ Er drehte sich schnell wieder nach vorne, begutachtete kurz die Anzeige seines Handydisplays, die immer noch im wahrsten Sinne des Wortes Funkstille anzeigte, und lief los. Dennoch, er hatte es nicht verhindern können, dass Kazuha sein Gesicht kurz zuvor sah und auch richtig deutete.

'Du weißt auch nicht wirklich, wo sie ist, oder?'

Endlich leuchtete der erste Strich an der Leiste auf, der ein minimales Funksignal erkannte. Grob noch 200 bis 300 Meter, wenn man Hinos Ausführungen trauen durfte...
 

„WAS?!“ Dem Schrei des besorgten Vaters in Takagis Handy folgten mehr als ein Satz heftigster Beschimpfungen, die Heiji erwartete, ein Stück weit auch versuchte, nicht wie geplant zu ignorieren, denn... ja, er war mit schuld, dass Ran vor seinen Augen verschwunden war. Er hatte extra die Nummer vom Inspektor gewählt, in der Hoffnung dieses 'Gespräch' umgehen zu können, aber da war ihm der Detektiv aus Tokio zuvorgekommen, respektive eigentlich Takagis Ausruf

„Was, Ran ist weggelaufen?“, welche der zwei Meter neben ihm in Herrn Tashijas Zimmer postierte Kogoro Mori nun wirklich nicht überhören konnte. Augenblicklich war er heran gestürmt, hatte Takagi sei Mobiltelefon weggenommen, ihn durch den Hörer angeschnauzt, so laut es nur ging, bis der Inspektor irgendwann ihm das Telefon wieder weggeschnappt hatte und Heiji die Gelegenheit gab, sich zu äußern.

„Verdammt, Mori, hören Sie mir zu, Ran ist vermutlich zum Schloss gerannt, weil sie eine Idee bezüglich des Falles hat. Sie muss irgendwo im Kellergewölbe sein, vielleicht erwischen Sie sie noch. Wir sind so schnell es geht auch dort. ... Und sehen Sie nach, ob Herr Tomoko noch da unten ist, er meinte doch, er wollte was im Keller erledigen.“

„Äh... wieso?“
 

„Mhm... mhm... MHM!“

Sie versuchte es trotzdem eine Weile, sich irgendwie als kommende, weibliche Houdini auszugeben und sich aus den Ketten heraus zu winden, nur um festzustellen, dass es wirklich keinen Sinn hatte. Würde man bei Seilen zumindest ganz schwach merken, wie sich die einzelnen Fasern, aus denen das Seil bestand, um eine Winzigkeit weiteten, sich vielleicht sogar lockerten, so war davon bei Eisen nicht auszugehen. Es ging ohne große Probleme bis exakt zur Ausdehnung der Glieder, inklusive des Schlosses, welches diese zusammen hielt...

'Und nicht den Bruchteil eines Millimeters weiter. Verdammt!'

Der einzige positive Effekt, wenn man davon sprechen konnte in dieser Situation, war, dass die Anstrengung sie wieder etwas erwärmte. Dafür verlor sie aber auch zusehends an Kraft, spürte immer stärker das Gewicht der massiven Ketten auf ihrem Körper. Selbst wenn ihre Beine frei wären, wüsste sie nicht, ob sie im Moment aufstehen könnte.

'Du musst es dir wohl eingestehen, Ran... du hast echt Mist gebaut.' Ihr Blick wurde trübe bei dem Gedanken an Kazuhas Worte, bis kurz bevor sie den zündenden Einfall hatte mit dem Buch. Nicht zuletzt dank Mamorus Assoziation. Tja, mit dem Buch wäre es fast schon banal einfach, auf das Geheimnis des Hügels zu kommen. Das Problem war nur, den Eingang dieser Höhle findet man trotzdem nicht ohne weiteres...

'Auch wenn es bei genauerer Betrachtung auch drinne steht... das war wirklich eine perfekte Quelle, Herr Tashija. Ich hätte wohl nur wie Sie... es jemand anderem noch erzählen sollen, bevor ich herkam.'
 

„Ah, sieh an, wer da wach ist.“

Alle ihre Gedanken verflogen schlagartig angesichts der brummigen Stimme von

'Katsui Tomoko!'.
 

„Wie bitte, Tomoko ist der Mörder?“ Auch Takagi verlor etwas den Atem, als er, mit Kogoro die Treppe in die Kellergalerie hinunterstürmend, mehr stürzend, als laufend, in den Hörer schrie.

„Ganz sicher, es ist ne vielschichtige Sache, ich erkläre es Ihnen, wenn wir da sind. Sehen Sie Ran oder Herrn Tomoko? Wenn nur letzteren, halten Sie ihn fest, wir können auch ohne den entscheidenden Hinweis ihn überführen. Er ist zweifelsfrei der Täter.“

„Herr Tomoko? RAN? RAAAAN?“

Aber weder das weite Kellergewölbe, noch die einzelnen Galerien, zu denen der von den Schreien, die seit dem Anruf nun über eine Minute ertönten, herannahende Yamamura aufschloss, gaben irgendeinen Menschen frei. Es sah alles wie immer aus, und wirkte in den Augen des einsamen Vaters, trotz aller Kunst nun leer, unmenschlich leer.

„Ran.“ Die Kälte in dem belüfteten Raum war ihm vorher viel weniger beißend vorgekommen, als nun. Sie erklomm jede Ader in seinem Körper. Tomoko wollte hier unten arbeiten, wusste, er durfte das Haus nicht verlassen... und nun war er weg, wie auch Ran. Es war ziemlich klar...

„Er hat sie.“, sprach er innerlich hohl vor sich hin.

„Heiji, sie ist nicht hier, was sollen wir tun?“, rief der Inspektor erneut ins Telefon, nur um eine mehr als unerwartete Antwort aus anderer Richtung zu hören.

„Sie müssen nicht schreien, Herr Inspektor. Wir sind bereits da.“ Heiji und Kazuha standen beide leicht verunsichert, und sichtbar erschöpft vom Rennen, an der Treppe. Kogoro wollte sofort losstürmen auf diesen verantwortunglosen, neunmalklugen, eingebildeten..., wurde aber im Schritt aufgehalten. Yamamura, der mehr zwischen den Zeilen erfahren hatte, was die beiden Männer mittlerweile wussten – was er selbst kaum glauben konnte, aber glauben musste – baute sich vorahnend vor dem dem 'Schlafenden Detektiv' auf, hielt ihn zurück, um den Anderen die Chance zum Reden zu geben.

„Was sollen wir tun, Heiji? Es ist nirgends etwas von ihr zu sehen und gerufen haben wir auch schon wie verrückt. Meinst du, es gibt hier einen Geheimgang?“

Der Oberschülerdetektiv biss sich wütend auf die Zähne.

„Nein... wahrscheinlich nicht. Ich habe das vorhin schon so gut es ging überprüft, als wir hier waren. Und wenn Herr Yamamura und Herr Hino in den Jahren ihrer Anwesenheit nichts merkten, dann ist da wohl auch nichts zu finden... oder zu schwierig. So ein... Mist!“

Er war sich ganz sicher, sie musste den Hinweis richtig gedeutet haben, so wie er... aber vielleicht sah sie noch mehr darin, etwas, das ihm entgangen war. Aber er kam einfach nicht drauf... es war zum Verzweifeln. Durchaus konnte dieser Hinweis noch wo anders hin führen als zum Schloss, ein Radius von einem Kilometer wäre denkbar, so weit seine Gedanken gediehen waren.

„Dann stimmt es also?“ Mitten in das allmählich eintretende Schweigen, als auch Kogoro wenigstens etwas seinen Puls beruhigte und sich mehr auf Ran fixierte, meldete sich nun auch der Maler.

„Katsui ist... ein Mörder?“

„Also...“

„Er hat Atsushiro... getötet?

Wie... wie geht es Conan... wirklich?“

Heiji atmete einmal tief durch, sie hatten nur eine Chance, sie mussten 'hinten rum gehen'.

„Dafür ist keine Zeit. Ich erkläre es Ihnen auf dem Weg zum Fluss. Ist Herr Hino nicht da?“

Ein leichtes Zucken der Schultern des Künstlers beantwortete die Frage negativ.

„Gibt es auf dem Schloss zufällig eine Taucherausrüstung?“

„N-nein, ganz sicher nicht.“

„Natürlich, wenn dann geht alles schief. Wissen Sie wenigstens, wo Herr Hino den vergifteten Fisch vor einem Jahr fand?“

„So ungefähr... doch, ist gar nicht so weit vom Hügel entfernt.“

„Schön, dann bringen Sie uns hin, aber vorher, Takagi, rufen Sie Megure an. Sie müssen es ihm nicht erklären, es genügt zu sagen, dass Ran verschwunden ist. Er muss auf der Stelle zwei Dinge in die Wege leiten.

Erstens wir brauchen eine ganze Menge Polizisten und insbesondere einige Taucher. Wir müssen den Fluss absuchen, um die Stelle mit dem Fisch damals. Und zweitens... er muss jemanden zu Tomoji Kunieda schicken. Er muss wissen, wo der Eingang ist.“

„Welcher Eingang?“ Alle schauten verwirrt zum jungen Mann, dessen Miene immer finsterer wurde.
 

„Mhm... Hm!?“ Wild zuckte sie mit dem Kopf und ihren Augen zur Seite, wies fragend auf ihre Fesseln hin, so weit ihr das ohne zu sprechen möglich war.

„Die Ketten? Oh... nur für den Fall, dass sich doch noch jemand anderes hier her verirrt... was aber nicht mehr passieren wird, glaub mir... eine kleine Sicherheit. Die Schlüssel zu den Schlössern gibt es übrigens nicht mehr, du wirst also, selbst wenn jemand kommt, um dich zu retten, noch eine Weile so bleiben. Und... nun ja... wart's ab, das... willst du jetzt noch gar nicht wissen.“ Seine Stimme und Sprache hatten sich überhaupt nicht verändert, er wirkte immer noch etwas ironisch wie eh und je, aber eigentlich nicht böse. Nur... sein Blick... hatte einen Touch von Besessenheit angenommen, eine dunkle, von Wahn überschattete Seite. Eigentlich war sie ja schon vorher verängstigt, aber diese Augen... dieses, den ganzen Künstler entstellende Gesicht... ob sie sich gegen ihn hätte wehren können, wenn sie nicht angekettet wäre, wurde immer zweifelhafter in ihrem Kopf. Schließlich war er ja auch nicht schwach.

„Also... es wird dich hier eh keiner hören, zumal jetzt keiner mehr in der Nähe ist. Dennoch würde ich es bevorzugen, wenn du nicht gleich losschreist , wenn ich das Klebeband abmache... oder genauer gesagt, ein falsches Wort und ich garantiere dir, es wird das letzte in deinem Leben sein. Kapiert?“

Die Angst lähmte Rans Körper immer mehr, es war definitiv etwas psychopatisches in seinem Ausdruck, der keine andere Antwort duldete. Schluckend nickte sie schwach, worauf hin er sich hinunter beugte zu ihr und den Knebel mit einem für sie schmerzhaften aber kurzen Ruck entfernte.

„W-warum...“ Sie stockte schon nach einem Wort, erschrak über ihre eigene, furchtbar leise, zitternde Stimme.

„Was denn... kaum gibt man dir die Gelegenheit wieder zu sprechen, schon kommt die erste Frage...“ Ein ironisches Grinsen leuchtete durch sein Gesicht, gefolgt von Resignation.

„Aber was soll's, wenn du schon mal hier bist.

Du siehst doch die großen Maschinen im Hintergrund, oder? Oder warst du bisher nur mit den Ketten beschäftigt?“ Ein Lachen konnte er sich nicht verkneifen, und was Ran am meisten beunruhigte, es war gar nicht mal böse, es hatte eher etwas schelmisches. Er hatte... klare Vorstellungen, was im Folgenden passieren würde, war sich seiner Sache sicher, und das bedeutete in ihrem Fall mit mit sehr großer Wahrscheinlichkeit...

'Nein... nicht dran denken, Ran!'

Sie musterte mit großen Augen die alten, stählernen Gerätschaften, die Gerüche, die ihr erst jetzt so richtig bewusst wurden, Chemikalien, Farbstoffe vermutlich.

„Was... ist das?“

Er schmunzelte amüsiert, betrachtete mit leichter Wehmut die Maschinerie.

„Das? Das ist... das Geheimnis unseres gütigen Gastgebers. Das ist des edlen Herrn Kunieda stille Reserve.“
 

„Geldfälscherei? Kunieda? Wie kommst du darauf, Heiji?“

Die Frage brannte nicht nur Takagi auf den Lippen, seit er diese Aussage seinem aufgebrachten Chef an den Kopf warf. Sie liefen nicht, aber bewegten sich zügig in Richtung des Flusses

„Na... das ist etwas umfangreich, aber einfach gesprochen, erinnern Sie sich an Ihre Formulierung zu Kuniedas wirtschaftlichem Aufstieg, nachdem er nach 15 Jahren in diesem Wald, wie aus dem Nichts, wieder auftauchte? Er hätte immer Glück mit seinen Geschäften gehabt, Beziehungsweise, wenn mal etwas schief lief, konnte er trotzdem immer wieder noch einen Verlust abwenden und sich rechtzeitig wieder behaupten. Als ob ihm quasi nie das Geld ausging“
 

„Der alte Fuchs hat sich hier eine kleine Fälscherwerkstatt aufgebaut. Den ganz alten Geräten nach zu urteilen, hat er echt mal mit einzelnen Münzen nach dem zweiten Weltkrieg angefangen.“ Erneut musste Tomoko schmunzeln.

„Da hätte er einen Materialkünstler fragen sollen, wie schnell das Eisen und das Kupfer ausgehen, wenn man Münzen prägt. Zumal der Gewinn minimal ist, da der Gegenwert gesetzlich festgelegt ist und nichts mit den Produktionskosten zu tun hat. Die kleinsten Münzen kosten selbst in Massenproduktion mehr, als sie wert sind. Aber damit hat er sich wohl solange über Wasser gehalten, bis er... zurück kehrte in die Zivilisation.“

„Er... ist Geldfälscher?“

„War, wohl eher... heutzutage ist er reich genug, dass alle Erinnerungen daran verblasst sind, bis auf diese Räume, die ich nun nutze.. Habe den Eingang selbst nur durch Zufall kurz nach meinem Eintreffen auf dem Schloss gefunden, bin gewissermaßen drüber gestolpert, wenn du verstehst.“

Sie verstand die Ironie nur zu gut... man fand es einfach nicht, wenn man nicht danach suchte! Er bewegte bedächtig den Kopf.

„Tse... wenn man drüber nachdenkt. Wie viele Verlustgeschäfte er, wahrscheinlich durch Geldwäsche kompensiert hat...

Es ist wie schummeln beim Würfelspielen. Jeder würfelt abwechselnd, und gewonnen hat wer nach beliebig vielen Zügen am weitesten ist. Und mit diesem Falschgeld hat Kunieda einfach jedes Mal, wenn er drei oder weniger würfelte, den Zug für ungültig erklärt und wieder gewürfelt, bis ein hoher Wurf rauskam. Jedes verlustgeschäft mit Falschgeld ausgeglichen und die Uhren auf Null gestellt und weiter gemacht. Die perfekte Methode zu schummeln...“ Sein Kopf schüttelte sich leicht hin und her, als negierte er seine eigenen Aussagen.

„Was für ein... Hochstapler.“
 

„Aber Heiji!“, korrigierte ihn Kazuha von der Seite.

„Das ist doch kein Beweis, dass er Falschgeld gedruckt hat, nur weil sein Glück immer anhielt.“

„Ach ja... überleg mal, er war 15 Jahre lang verschwunden, in diesem Wald, dann tauchte er auf, und baute sich wie aus dem Nichts ein neues Vermögen auf. Und obwohl er sein Schloss für Künstler anbot, hat er immer eine Art Geheimnis draus gemacht; es geschlossen, als er umbaute, diese komische Kommunikationstechnik hier, der rausgeworfene Innenarchitekt... Alles spricht dafür, dass er noch etwas zu verbergen hat, was seinem Dasein mindestens mal wichtig war, was aber niemand sehen darf.“

„Ja, aber selbst angenommen, es wäre so etwas illegales, wodurch er an Geld rankam. Wieso gerade Geldfälscherei? Bietet sich bei seinen Leidenschaften und diesem Schloss dann nicht eher Kunstfälschung oder ähnliches an?“

„Aber doch nicht unterirdisch. Da fehlt doch das genügende Tageslicht.“

„Wie... unterirdisch? Ah... Heiji, wie kommst du die ganze Zeit darauf, dass es unterirdisch ist?“

„Na wegen dem Hinweis mit dem Buch, welcher uns den eigentlichen Sinn des Hügels klar machen sollte!“

Yamamura sah verwundert auf.

„Der zweite Fleck?“

„Nein...“ Endlich zeigte sich auf seinem Gesicht etwas mehr Zuversicht. Je länger er die Gedanken ordnete, desto sicherer wurde er. es passte endlich (fast) alles zusammen.

„Ich meine Stephen King's...“
 

„Na schön.“ Herr Tomoko überließ seine Gedanken an die Vergangenheit mit einer trüben Erinnerung fahren und sah auf seine hilflose Gefangene herab.

„Dann bin ich wohl dranne mit fragen...“ Ohne Vorwarnung griff er sie am Kragen und zog sie samt der Ketten, deren Gewicht Ran erst jetzt, so in der Luft baumelnd, richtig spürte, hoch zu sich, bis etwa 30 Zentimeter vor sein Gesicht.

„Du bist die dritte Person, die innerhalb von acht Tagen hierher findet. Und auch wenn das von nun an wohl irrelevant ist, wüsste ich zu gerne, wie ihr drauf gekommen seid. Na los!“

Er schüttelte sie einmal heftig, dass sie noch mehr zusammen zuckte und nur kurz die Antwort hervor stieß.

„Das Buch!“

„Welches Buch?“, herrschte er sie wild an.

„Das Buch... der Hinweis, den Herr Tashija hinterlassen hat!“ Im nächsten Moment fing sie sich eine Ohrfeige ein und wurde unsanft zurück auf den Steinboden fallen gelassen.

„Erstens sagte ich, du sollst hier nicht rumkreischen, verdammt.

Zweitens, der Hinweis im zweiten Fleck vertauscht doch genau die Tatsachen, damit geht man doch gewissermaßen in die völlig falsche Richtung. Der Hinweis ist eh Mist und ich hab ihn nie verstanden, obwohl er doch für mich gedacht war, oder nicht?“

„N-nein...“ Sie schluckte, betäubte mit zusammengkniffenen Zähnen den Schmerz vom Aufprall auf das Gestein. Warum sollte sie ihm eigentlich antworten... allem Anschein nach... würde sie eh nicht mehr lange... 'Nein, es wird jemand kommen, ganz sicher. Ich muss es nur lange genug hinaus zögern. Noch will er ja reden, also vermassel es nicht, Ran!' Sie atmete einmal tief durch.

„Nein, das war das falsche Buch. Das wollte er nicht haben, aber Herr Yamamura besaß sein eigentliches Wunschbuch nicht.“ Mit einem mal wurden die Augen des 3D-Künstlers riesengroß und blitzartig kniete er wieder vor ihr mit glühenden Augen.

„W-Welches... Buch... dann?“

„Ich kenne den Titel nicht, nur den der Verfilmung, welcher daran angelehnt wurde.“

„Nun sag schon!“

„Die Verurteilten.“ Nun war sie etwas sicherer in ihrer Stimme, er wusste wirklich nichts von dem Buch, und sie war die Wissende. Und die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz.

Er schritt etwas zurück, suchte das spärliche Licht der Lampe, um zu rekapitulieren. Ja, auch ihm war der Hinweis mit einem mal total klar, so klar, dass er mit bitterer Ironie zu lachen anfing. Selbstironie.

„Die Verurteilten... Andy Dufresne, der um aus einem unentkommbaren Gefängnis zu fliehen, 20 Jahre lang einen Tunnel mit einem kleinen Juwelierssteinhammer in die Wand treibt...“

„Und das größte Problem, in all der Zeit... ist die viele Erde, die sich durch den Tunnelbau ansammelt und er an allen möglichen Orten versucht zu verstreuen. Genau.

Das ist das Geheimnis des Hügels Tashija, Herr Tomoko. Ein Tunnel von dieser Höhle, die Herr Kunieda geschaffen hatte, zum Fluss in einem Kilometer Entfernung. Für einen großen Menschen wie Sie breit genug ergibt das direkt die Maße des Erdhügels.“
 

„E-ein Tunnel zum Fluss?! Einen Kilometer???!!!“ Der ganze Zug war bei diesen Worten stehen geblieben.

„Du meinst, Kunieda hat in den ganzen Jahren...“

„Nein, Herr Mori. Herr Kunieda hatte das nicht nötig, er hatte lediglich ein kleines Versteck, irgendwo unter oder in der Nähe des Schlosses, weil er ja alleine war im Wald... er konnte ohne weiteres alles entsorgen. Den Tunnel hat ein Künstler, der hier wohnt und seinen Falschgeldbetrieb neu hat aufleben lassen, gebaut, um nicht Rückstände von der Arbeit durch das Schloss oder nahe daran vorbei bringen zu müssen.“

„Katsui?“

„Ja. Er muss durch Zufall auf das Versteck gestoßen sein und hat es sozusagen... wieder aufgemacht.“

„Aber...“, wollte ihn der Künstler unterbrechen, aber Heiji schüttelte nur den Kopf.

„Ich weiß, warum gerade er... ich komme gleich dazu. Aber es macht wohl am meisten Sinn, die Geschichte chronologisch zu erzählen, auch wenn dadurch die Beweise erst nach der Aussage kommen.“ Er rieb sich unwillentlich an der Stirn, es würde noch ganz schön ausarten, alles zu erklären.

„Keine Ahnung, wie viele Nächte er hier dran gearbeitet hat, aber es ist eindeutig, dass die Erde mal von Wasser bedeckt war. Wir haben Muschelreste im Hügel gefunden. Das war es übrigens auch, was Herrn Tashja später zu der Annahme verleitete, es sei ein uralter Hügel, er war eher auf dem Land, aber hatte starke Anzeichen, als stamme er aus früheren Epochen, mehr Richtung letzte Eiszeit vielleicht sogar.

Die Erde ist aber in Wahrheit einfach unterirdisch aus Flussnähe, wo wirklich vor langer Zeit noch Wasser war und diese Muscheln wohl auch herstammen. Insofern lag Tashija nicht völlig daneben. Nur war es trotzdem etwas, das Herr Tomoko wohl in einem Jahr angelegt hat, je nach Aufwand und Möglichkeiten.... Der Boden hier ist weich, also wird er mit einer eigenen, versteckten Taucherausrüstung vom Fluss gestartet sein und hat sich bis in diese... Höhle, schätze ich, vorgearbeitet. Und diesen Tunnel vom Fluss aus mit einer Steinplatte abgedeckt, die unauffällig wirkt und der Polizei, als sie den Fluss durchsuchte, entging.“

„Unauffällig?“ Auch Takagi war immer noch nicht ganz überzeugt.

„Der Eingang zum Tunnel in die Verurteilten war ja in der Zelle von Dufresne, er musste es also gut tarnen. Die Abdeckung war ein Poster von Rita Hayworth, einer damaligen Schauspielikone. Sein Trick war, etwas zu nehmen, was eben einfach zu unauffällig war, etwas, was man erwartete... oder sagen wir mal, was keinerlei unerwartetes in sich trug...“

Er zögerte selbst etwas bei dem Gedanken. Ob es dieser Punkt war, der Ran auch am anderen Ende des Tunnels weiter half? Schwer zu sagen, er konnte daraus einfach nichts machen. War der Eingang ein Baumstumpf neben dem Schloss, oder so? Das wäre doch alles viel zu ungenau.
 

„Schön, das erklärt den Hügel, aber nicht, wie du hier herkamst.“

„Doch, das Poster von Rita Hayworth. Es verdeckte den Eingang in Dufresnes Zelle.“ Seine Augen wanderten ihren energischen Blick verwundert ab.

„Ein Kunstwerk, das eigentlich auffällig wäre, aber an genau diesem Punkt gerade nicht. Dafür daneben die Steinfiguren, die er mit dem Hammer selbst geschaffen hatte und einige Schmuggelware, die er durch Red bekommen hatte, alles war auffällig, bis auf das Poster, welches eigentlich nichts zu suchen hatte in der Zelle. Da wurde es mir klar, was der andere Hinweis bedeutete war.“

„Hm... wirklich schlau, meine Kleine. Obwohl, es nicht deinem Vater oder der Polizei zu erzählen, war wohl eher dumm. Aber OK, nun verstehe ich wenigstens, wie der kleine Junge hier herkam... und du wirst es niemandem mehr sagen können, wo das Poster von Rita Hayworth ist...“

Die Angst ließ Ran zittern und einmal mehr versuchte sie sich mit Gewalt zu befreien, vergebens.

„G...Glauben Sie bloß nicht, dass nicht noch jemand anderes den Weg hier runter findet!“

Sein Lächeln nahm in diesem Augenblick zum ersten Mal etwas diabolisches an.

„Nein... wenn du hoffst, dass dich doch noch jemand retten kommt, muss ich dich enttäuschen. Ich habe den Eingang jetzt von innen verriegelt, da kommt so schnell keiner mehr durch. Und wenn... nun bis dann wird es diese Höhle nicht mehr geben... genauso wenig wie dich!“
 

„Das heißt, wir suchen jetzt diesen Eingang auf Flussseite?“, klärte Kogoro nochmal den 'Plan' Heijis.

„Ja. Das ist der einzige Anhaltspunkt, den wir sonst noch haben. Und es erklärt auch alle weiteren Entwicklungen um Herrn Tashija und Herrn Hinos Fisch, denn...“ Er wollte gerade ansetzen, weiter zu erklären, als ihn sein Kollege erneut unterbrach.

„Aber der Tunnel ist deiner eigenen Aussage zufolge einen Kilometer lang, unter Wasser, wohlgemerkt!“

Heijis Miene wurde finster, er suchte einen ausweichenden Blick.

„Deswegen hattest du nach einer Taucherausrüstung gefragt, nicht wahr?“

„Sicher... ich kann nur hoffen, dass Megures Taucher schnell genug hier sind... aber es dauert alles in allem sicher eine halbe Stunde noch...“ Er stockte, schluckte heftig, weil er genau wusste, dass er nur eine einzige Hoffnung hatte.

„Wir müssen einfach... davon ausgehen, dass Ran so lange überlebt.“ Die Farbe im Gesicht aller, insbesondere Kogoros, verschwand endgültig.
 

„Aber momentan ist das Schloss eh leer, Ran.“

„Was?“

„Tja... sie sind mir leider auf die Schliche gekommen, wohl nicht zuletzt dank deines Besuchs. Aber vor zehn Minuten sind sie gegangen, weil sie hier nichts fanden. Und kämen sie doch, wie gesagt, erstmal müssten sie hier rein kommen... und so schnell könnten sie dich wegen der Ketten eh nicht befreien. Nicht ohne entsprechendes Werkzeug.“

Er starrte, als würde er rührselig werden, auf die großen Geräte.

„Ich muss diesen Ort jetzt verlassen. Das war mir schon klar, als die dritte Person in dir hier her kam, aber schade ist es schon. Kunst ist echt teuer heutzutage und so eine kleine Gehaltsaufbesserung für bessere Materialien und Arbeitsgeräte... ist schon nicht schlecht. Zum Glück hab ich alle Baupläne bei mir.“ Ohne sich umzudrehen, wies er auf einen wasserdichten Koffer, der etwas abseits stand.

„Durch... den Tunnel?“

„Sicher... eine kleine Grotte gab es hier schon früher, aber die war durch die Druckfarben und andere Reste total verseucht. Darum ja der Tunnel.

Aber darum musst du dir keinerlei Gedanken machen, Ran.

Diese Höhle wird in etwa zehn Minuten durch ein paar Explosionen vernichtet, samt aller ihrer Beweise, und ich verschwinde dadurch.“

„E-Explosion?“ Ihre Augen weiteten sich bis zum Anschlag, er wollte alles hier in die Luft jagen, zusammen mit ihr!!

„Keine Angst, von der bekommst du eh nichts mit. Denn zu dem Zeitpunkt... ruhst du bereits... mindestens bewusstlos, auf dem Grund der Grotte.“
 

„Moment mal, ja? Er hat durch den Tunnel die Reste der Druckfarben entsorgt, um sie nicht durch das Schloss zu transportieren?“

„Exakt, gewissermaßen ein Abfluss für den chemischen Dreck. Und raten Sie mal, wen das traf. Das ist ja wie ein kurzer, spontaner Klumpen im Wasser, zwar auch flüssig, aber absolut tödlich für kleiner Lebewesen...“

„Daijos metallvergifteter Fisch?“ Dem Maler fielen sprichwörtlich die Schuppen von den Augen!

„Genau.“
 

„Alles hätte auf ewig geheim bleiben können, wären nicht Daijos dämlichen Fisch und Atsushiros idiotisches Idol Manrique gewesen. Es war einfach ein dummer Zufall, verdammt!“
 

„Aber... das kann eigentlich nicht sein...“, korrigierte Yamamura nachdenklich.

„Du willst sagen, der Fisch hat sich von den Abflüssen aus dem Tunnel vergiftet, wurde dann an Land gespült, wo ihn Daijo zufällig fand?

Aber nach dem Bekanntwerden, dass der Fisch an Metallvergiftung starb, hatte man den Fluss doch untersucht, und er war sauber.“

„Sie denken zu sehr an eine große Fabrik, die kontinuierlich Giftstoffe in Flüsse kippt, Herr Yamamura. Herr Tomoko betrieb ja die Anlage sowieso nur nachts und auch nicht jede Nacht, nehme ich ganz stark an. Wahrscheinlich musste er nur einmal im Monat oder so, kurz den Stein beiseite schieben um das Wasser zu reinigen. Und bei der kleinen Menge gegen den doch gar nicht so kleinen Fluss, sind solche Verunreinigungen nach ein paar Tagen, spätestens einer Woche verschwunden.“
 

„Es war ein doppelter Zufall sogar. Dass der Fisch – es gibt praktisch keine Fische in diesem Fluss! - gerade dann auftauchen musste, als eine hohe Dosis der Substanzen ihn traf. Und dass ausgerechnet Daijo an diesem Tag an dieser Stelle vorbei kommen musste. Der Fisch war gar nicht mehr da, als ich ein paar Tage später an die Stelle kam...“

Er schien mehr mit sich selbst zu reden, als er die Ereignisse rekapitulierte, die ihn zu seiner bevorstehenden Flucht trieben, als mit Ran.

„Aber... war es dann nicht danach... wieder alles vorbei?“, hakte sie schüchtern nach.
 

„Deshalb hat Herr Kunieda Herrn Hino nach dem Eklat um den Fisch auf dem Schloss behalten...“ Der Inspektor sinnierte kurz, als sie den Fluss erreichten.

„Er wusste, was vor sich ging, ahnte es zumindest...“

„Ich denke, er ging davon aus, dass jemand seine Maschinen wieder in Gang gebracht hatte, einen Tunnel hat er noch nicht angenommen, wohl eher, dass jemand kurz zuvor an anderer Stelle die Farben per Hand in den Fluss kippte.“

„Aber Heiji...“ Kazuha sah ihn verwundert von der Seite an.

„Sollte dann nicht Kunieda eher noch eingreifen wollen, schließlich kannte der Künstler dann sein Geheimnis?“

„Kunieda ist seit mindestens 20 Jahren, als er aus dem Schloss auszog, raus aus dem Geschäft, seine Straftaten sind allesamt verjährt, wenn man ihm überhaupt etwas nachweisen könnte.

Wenn Herr Tomoko die Geldfälscherei selbst neu anfing, verwischte er damit eh Kuniedas Spuren auf den Maschinen und war selber stärker erpressbar als Kunieda. Wer würde einem daher gelaufenen, kleinen Künstler glauben, dass der große Tomoji Kunieda Geldfälscher ist?

Und letztlich...“
 

„Ich glaube fast... er gönnte es mir.“

„Was?“

„Ich denke einfach... er hat diese Räume deswegen nicht mit Zement aufgefüllt als er ging, um einem findigen, aber armen Künstler die gleiche Chance zu geben, die er sich selber gab. Das ist doch... praktisch die Philosophie des ganzen Schlosses.“

Ran sah etwas Ruhe, etwas Gelöstheit in seinen Zügen. Für einen Moment war er wieder der Künstler, den sie kennen gelernt hatte. Zwar etwas grob, aber freundlich und auch sehr sicher in seinen Aussagen, mit Gefühl versehen, und Sinn für Realität. Der Erschaffer von 'Natrium und Chlorid', dem Bildnis, welches ihr dank Kazuha vorhin auffiel, und welches ihr so viele Gedanken bescherte... Die Liebenden, die sich nie treffen, so nah sie sich auch sein mögen.

Sie schluckte hart...

'Womöglich wird es bei uns auch so laufen... Shinichi... zumindest... von meiner Seite aus.' Das war eine Lücke, die sie nie wirklich füllen konnte, wie ihr nun wieder klar wurde. Sie hat niemals erfahren, was er wirklich... für sie empfand. War da nun mehr als Freundschaft? Wenn ja... wie viel mehr? Im Augenblick ersehnte sie eigentlich, es wäre nicht mal Freundschaft, als ihre Gedanken immer mehr über dem kreisten, was in den nächsten Minuten passieren würde. Denn sonst würde sie ihm mit ihrem eigenen Tod... nur Trauer bescheren... sie wollte ihn nicht die Trauer spüren lassen, die sie selbst wegen seiner Abwesenheit oft empfand. Dieses Gefühl wünschte sie nun wirklich niemandem.

In diesem Augenblick tauchte er wieder vor ihr auf, nahm sie mit den Ketten hoch und schleifte sie an den Geräten hinter sich vorbei zum Rand eines kleinen...

„Ein See?“

„Nicht doch, die Grotte, ein kleiner geschlossener Tümpel, der schon da war, als ich hier das erste Mal herkam. Aber seit gut zwei Jahren gibt es da auch einen offenen Zugang zum Fluss, wie dir Atsushiro ja indirekt mitteilte.“

„Was... was haben Sie mit Herrn Tashija eigentlich für ein Problem gehabt? Er hat den Hügel durchschaut, aber...?“
 

„Na schön, aber wenn Daijos Fisch als Fake durchging und auch Atsushiro ihm nicht glaubte, wieso wurde dann alles noch anders? Nur wegen des Hügels?“

Der Künstler wanderte Baum für Baum am Flusslauf entlang, beugte sich ab und an runter, um mit seiner Erinnerung des viel geahndeten Bildes, welches sich nun als Beweis für Geldfälschung herausstellte, zu vergleichen. Heiji versuchte auch seinem kurzen Blick von vorhin aus der Galerie folgend eine entsprechende Stelle zu suchen.

„Indirekt. Zunächst war der Hügel kein Problem, weil Herr Tashija ihn wie gesagt für ein antikes Bauwerk, oder sogar noch älter hielt. Er fand darin nämlich diese Muschelschale. Übrigens, diese Muschelschale war auch auf einem der 300 Bilder, die er vom Hügel gemacht hat, als in der Abendsonne leuchtender Punkt zu sehen.“

„Ja, von dem Alter hat er dauernd erzählt, aber das wäre doch eher beruhigend für Katsui gewesen.“

„War es auch... bis vor einem halben Jahr, als er Herrn Kunieda davon erzählte. Herr Hino hatte dieses Gespräch nur aus der Ferne beobachten können, aber es schien deutlich, dass Kunieda nichts von dem Hügel wusste, es danach aber abstritt.“

„Natürlich!“, schlug sich Takagi in die Faust.

„Man kann als Künstler der drei, vier Jahre hier ist, vielleicht behaupten, den Hügel noch nie gesehen zu haben, aber Kunieda hat die ersten 30 Jahre seines Leben hier verbracht, fast die Hälfte davon allein.“

„Genau, wenn er ihn nicht kannte, dann gab es diesen Hügel vor 50 Jahren auch noch nicht! Tashijas Theorie war hinfällig... aber mehr als das... kam nun seine Philosophie ins Spiel.“
 

„Cesar Manrique?“

„Wenn ich dem im Jenseits mal irgendwann begegne...

Atsushiro musste schlussfolgern, dass der Hügel künstlich und von einem der Künstler des Schlosses angelegt wurde, und damit eben genau gegen Manriques Philosophie die Natur veränderte, entstellte, anstatt sie erhaltend in ihrer Pracht darzulegen. Mehr noch, wie ich am Ende herausfand, als ich ihn danach ausfragte, fand er recht schnell den Zusammenhang zum Fluss, wegen dieser Muschelreste, damit auch die Idee zum Tunnel, und damit war ihm auch der Ursprung des vergifteten Fisches klar. Du kannst dir vielleicht denken, dass ich bei seiner Einstellung zur Natur dann unten durch war. Weil ich indirekt einen Fisch tötete! Verdammt, wenn das unter Verbrechen fallen würde, wäre es immer noch fahrlässige Tötung vor eineinhalb Jahren!“

Wollte er sich gerade rechtfertigen für den 'Fischmord'? Eine etwas verwirrende Miene zeichnete Rans Gesicht.
 

„Hier ist es!“, schrie Yamamura mit einem Mal aus, als er einen bestimmten Baum überprüfte.

„Also von hier an Stromaufwärts, OK.“

„Warte, Heiji!“, hielt ihn Kazuha auf, als er gerade seinen Kopf ins Wasser stecken wollte.

„Schon... Klar. Herr Mori, Herr Yamamura, Sie beide müssten das übernehmen – Kazuha, du bleibst gefälligst hier! Ich vermute, es ist irgendein unscheinbarer Stein, oder sogar eine Sandhügelattrappe, die den Eingang verdeckt, Sie müssen also jeden Stein umdrehen. Inspektor Takagi muss mit dem Walkie Talkie, das wenigstens hier draußen funktioniert, auf die eintreffenden Männer von Megure warten. Wenn wir den Eingang bis dahin nicht haben, müssen wir sowohl den Fluss als auch das Schloss umstellen, damit er nicht entkommt. Ich erkläre Ihnen solange den Rest kurz.“

Damit wandten sich die zwei beauftragten um, legten zumindest ein wenig Oberbekleidung ab, der Fluss war immerhin recht tief, und fingen an, ohne die erhoffte Sauerstoffflasche, den Fluss abzusuchen.

„Also, dann hat Herr Tashija also kurzerhand vor einem halben Jahr geschlussfolgert, dass Herr Tomoko an einem unbekannten Ort eine Geldfälscherei betrieb?“

„Nein, ich denke, er wusste, dass jemand durch einen Tunnel illegal etwas in den Fluss kippte, unregelmäßig versteht sich.

Daraufhin hat er angefangen, sich intensiver mit dem Hügel zu befassen, um denjenigen unter Druck zu setzen und einen Fehler machen zu lassen.“
 

„...Die Baumaßnahmen um den Hügel, die hunderte an Fotos, mit dem winzigen Leuchtpunkt von Muschel, die er im Flur verstreute, damit auch wirklich jeder sie genau sehen konnte...

Und das Buch sollte dann wohl der Hinweis an Seijiro sein, falls er es war.“

„Sie unter Druck setzen?“

„Ich sagte doch... für ihn war ich ein Mörder! Ein Mörder!“ Ihr Blick wanderte nach unten, sie erblickte die Ketten, die sich um ihre Beine wanden. Ein trauriger Aspekt schlich sich ein.

„Vielleicht waren sie das in seinen Augen schon damals... aber... jetzt sind sie wirklich einer, Herr Tomoko.“ Sie war leise geworden, eigentlich wollte sie es ihm laut und direkt ins Gesicht sagen, sie hatte nichts mehr zu verlieren... und dennoch überwog die Angst vor ihrem eigenen Tod und lähmte ihre Stimme.

Seine großen Finger erschienen unter ihrem Kinn, hoben es hoch, so dass sie ihn mit leicht feuchten Augen ansah. Etwas glitzerte auch in seinem Blick.

„Glaubst du, das weiß ich nicht selber? Ich hätte es gerne anders gemacht, ich hab ihm die Beteiligung an dem Geschäft angeboten... und wäre er nicht von Mama und Papa gut versorgt, er hätte sich vielleicht auch überzeugen lassen. Er kannte das Gefühl nicht, als Künstler seinen Weg zu suchen, Klinken zu putzen ohne Ende und schließlich doch nur hoffen zu können, dass sich bald jemand findet, der Interesse an den eigenen Werken hat. Ich bin nicht so fantasievoll wie Seijiro oder Daijo und ich habe bei weitem nicht das Vermögen, über welches Atsushiro von Haus aus verfügte, definitiv nicht. Meine einzige Leidenschaft war es, aus allen möglichen Materialien, die es auf der Welt gibt, etwas schönes zu machen... eine teure Leidenschaft, die den wenigsten als Kunst zusagt... ich bin kein großer Künstler, das weiß ich. Verzeih mir, wenn du das von mir dachtest, dann bin ich wohl ein besserer Blender als ich dachte. Das einzige Material, das mich nie im Stich gelassen hatte, waren die Metalle... und wenn man immer wieder das gleiche Motiv von japanischen Kaisern drauf eingraviert, dann wird man irgendwann ganz gut darin. Und diese Kunst wird einem wenigstens abgenommen, nicht wahr?“

Er ließ sie auf dem Boden liegen, ging etwas abseits ein größeres, für Ran nicht zu erkennendes Objekt holen. Metalliches Klirren und Klacken war zu hören.

„Dann... habe ich jetzt aber noch eine Frage, meine Liebe...“ Das Objekt entpuppte sich als eine Art großer Stahlträger, vielleicht so lang wie sie selbst groß war, und dazu eine lange Kette, dicker als die Fesseln.

„Wie geht es eigentlich... Conan?“
 

„Aber... wenn er seit einem halben Jahr Druck macht auf Herrn Tomoko, was ist vor einer Woche nun passiert?“

„Das... nun, um es kurz zu machen, ich denke, ihm verging das Warten allmählich. Keine Ahnung, ob ihn etwas bestimmtes aufmerksam machte, aber er ahnte definitiv, dass es Herr Tomoko war, nur zwei Dinge fehlten ihm. Ein Beweis für dessen Schuld und, genau wie uns, der zweite Eingang zur Höhle. Dort würde er ja auch einen Beweis finden. Aber vermutlich hat ihn der 3D-Künstler zu dem Zeitpunkt bereits genauer observiert, wollte dessen Schritte besser verfolgen, er hat ihn ja aufmerksam auf sich gemacht.

Was Herr Tashija brauchte, um seine Vermutungen bezüglich des zweiten Eingangs zu überprüfen, war Zeit. Zeit, in der Herr Tomoko ihm nicht nachschlich, sondern ihn beschäftigt vermutete... Na, jetzt klar?“

Das Licht ging Takagi förmlich auf.

„Die Wäsche!“

Heiji nickte nachdenklich, als Herr Mori einmal mehr nach Luft schnappend auftauchte, mit resigniertem Kopf wieder tief einatmete und erneut untertauchte.

„Es war ein Ablenkungsmanöver. Während die Wäsche lief, hätte er Zeit gehabt, selber zu suchen. Und zu seinem eigenen... Schaden wurde er wohl auch fündig.“

„Nur hat das Tomoko auch bemerkt und ihn in seinem Versteck vermutlich...“

„Es würde mich sehr wundern, wenn er ihn dort gefangen hält... es ist wahrscheinlich nur noch seine Leiche dort, was aber als Beweis mehr als ausreichend sein sollte gegen Tomoko.“

„Das heißt... Herr Tashija brachte die Wäsche rein, machte die Waschmaschine an, ging dann aber wieder?“

„Während der Wäsche war 'Niemand' im Waschraum, ja. Und um nicht sofort Verdacht zu erwecken, hat Herr Tomoko notwendigerweise die Wäsche danach heraus genommen und in sein Zimmer gebracht. Darum meinte ich vorhin, es wären drei unterschiedliche Personen für die drei Phasen des Waschvorgangs.

Übrigens ist das auch der Beweis, weshalb es Herr Tomoko war. Er hat nur deshalb ihm etwas gesagt, damit dieser ein verdächtiges Alibi hätte, sollte er etwas dummes planen, eine Sicherheit für Tashijha. Ein Waschtag, von dem niemand sonst etwas wusste und der wie gerufen in eine 'Tatzeit' fällt. Das, was uns als falsches Alibi von Seiten des Täters erschien, war eigentlich ein Druckmittel des Opfers Atsushiro Tashija... Er hatte die Reaktion Tomokos dummerweise unterschätzt und das mit seinem Leben bezahlt.“

„Und was ist nun mit Conan...“
 

Nachdem sich Ran von dem kurzen Schrecken der Frage erholte, kam sie unmittelbar zu der Antwort, die ihr am sinnigsten erschien.

„Er ist gestern Nacht an den Folgen des hohen Blutverlustes gestorben.

Sie sind... bereits ein Doppelmör...!“ Aber in diesem Moment fing sie sich erneut einen Schlag ins Gesicht ein.

„Lüg' mich nicht an, verstanden? Wäre er wirklich schon tot, hättet ihr euren Mordfall perfekt, schließlich seid ihr alle mit diesem Eindruck zum Schloss gekommen, es wäre ein Verbrechen passiert. Und bei einem nachweislichen Mordfall hätte die Polizei nicht diese Schmierenkomödie abgezogen, sondern wäre gleich in voller Montur angerückt.

Was ist wirklich passiert?“ Sein Leuchten wurde noch etwas beängstigender, er war nahe an etwas, was Ran nur mit Wahn beschreiben konnte. Die Schläge taten zwar weh, aber sie waren alle noch kontrolliert, doch wenn er wollte, konnte er mit einem gezielten Hieb sie umbringen.

„Er... er kann Ihnen nichts tun, Herr Tomoko. Lassen Sie... lassen Sie ihn in Ruhe, bitte!“ Dieses Flehende in ihrer Stimme, ihrem Blick war etwas völlig neues an ihr, was ihm bisher nicht auffiel. Einzig und allein, weil sie anfingen, über Conan zu reden?

„Was. Ist. Mit. Ihm?“ Die Frage war eigentlich weniger drängend als vorher, dafür eben betont abgehackt.

„Er hat sein Gedächtnis verloren... durch den Schlag gegen den Stalaktiten.“ Der Moment Ruhe, in dem Herr Tomoko erfasste, dank welchen Glückes er im Augenblick noch ein freier Mann war, regte ihn zu einem ironischen Lachen an.

„Lassen Sie... ihn in Ruhe! Er kann Ihnen nichts anhaben mehr! Verdammt, Herr Tomoko!“ Nun brachen tatsächlich einige Tränen aus ihr heraus.

„Es ist mir egal, wenn Sie mich töten, aber lassen Sie den kleinen Jungen in Ruhe, er ist keine Gefahr für Sie!“ Sein Lachen erstarb, er blickte sie leicht verwirrt an.

„Warum... bedeutet er dir so viel? Er ist nicht mal dein richtiger Bruder. Und du benimmst dich wie ein verblendetes kleines Mädchen, das seine erste Liebe anhimmelt.“

Rans Herz stockte bei dieser Aussage. Die Gleiche... wie bei Kazuha. Nahm sie es mittlerweile für bare Münze, er war Shinichi, sie liebte Shinichi, also liebte sie diesen Conan? Oder wollte sie nur auf Nummer sicher gehen, falls er es war? Beides schien ihr einfach nicht die richtige Antwort zu ihrer eigenen Frage, die sie sich nicht beantworten konnte: Was war Conan Edogawa für sie... jetzt? Zum Zeitpunkt der Ereignisse.

„Warum haben Sie ihn nicht beim ersten Mal getötet, als Sie die Chance hatten?“, wich sie seiner Frage aus.

„Konnten Sie es nicht?“ Eine gewagte Anklage gegen seine Strebsamkeit und Sicherheit, aber nachdem, was sie eben schon von ihm verlangte, war ihr das auch egal.

Er sah sie skeptisch an, dann wandte er sich um zu der Kette und dem Träger.

„Vielleicht... ich weiß es nicht, ob ich tatsächlich Reue verspürte, als ich ihn mit der Platzwunde neben dem Stalaktiten liegen sah. Ich fühlte seinen Puls und meinte, keinen mehr zu vernehmen... ich hielt ihn für tot. Aber ob man seinem Gewissen da so trauen kann...“
 

„Aber im Unterschied zu Herrn Tashija konnte er Conan nicht in diesem Versteck lassen. Conan hat vermutlich auch ganz bewusst, wie Tomoko klar sein musste, diesen Ort gefunden, also war er eine gar nicht so dummer Junge und man würde ihn sehr intensiv, nicht nur im Wald, suchen und noch mehr Verdacht gegenüber den Künstlern hegen.“
 

„Deshalb der Trick mit der Treppe, der gleichzeitig auch dazu diente, etwaige restliche Lebensgeister ihm auszutreiben...“ Er schien seinen eigenen Worten nicht ganz zu trauen. Der Abend gestern war einfach... er war ihm mittlerweile wie ein Traum erschienen, genau wie der Mord an seinem Kollegen... und Freund.

„Es ist wohl wirklich besser, wenn ich diese Gefilde verlasse... in Japan habe ich kein Leben mehr.“

Sein Blick fiel herab auf das junge Mädchen, welches verzweifelt über das Leben eines dritten nachdachte. Ein müdes Lächeln überkam ihn.

„Na schön, soll der kleine Conan machen, was er will.“ Mit einem mal wollte sich ihr Blick aufhellen, gefror aber sofort wieder, als sie vor sich die große Kette erblickte, die er eben geholt hatte.

„Aber wie gesagt, das gilt nicht für dich.“

„Was? Was... wollen Sie mit... Mhmmm...“Als sie mit jedem Wort lauter wurde, holte er blitzschnell von der Seite die Rolle Klebeband und knebelte sie wieder.

„Ganz ruhig, es ist eh gleich vorbei.“ Er nahm die Kette und wickelte sie dreimal eng um ihren Bauch, zog ein entsprechend größeres Vorhängeschloss aus der Tasche und verband die Glieder aller drei Ringe miteinander. Schon jetzt merkte Ran, wie das zusätzliche Gewicht ihr noch mehr auf die Lunge drückte, ihre Atmung war erzwungen flacher geworden, und das noch verstärkt durch das Klebeband, wegen dem sie nur durch die Nase Luft bekommen konnte.

Das andere Ende der Kette machte er mit einem gleichen Schloss an dem Stahlträger fest, an dem er die diese durch mehrere innere Löcher wand und mit lautem Knacken sicherte.

„Das Gewicht wird dich unter Wasser halten. Die Ketten alleine hätten vermutlich nicht gereicht, aber damit wirst du wie ein Stein zu Boden sinken und auch da bleiben.

Und vergiss nicht, solltest du doch den Drang verspüren, aufzutauchen, in etwa vier Minuten geht hier alles hoch... oder besser, kommt alles runter. Darum lieber unten bleiben, dann wird dein Schönheit nicht von den Felsen zerstört.“

Er nahm sie hoch und nun merkte sie erst das Gewicht des Trägers richtig – und damit auch Herrn Tomokos Armkraft. Das Eisen an ihrem Körper musste ihre eigene Masse übertreffen, sie fühlte sich als würden zwei übermächtige Kräfte an ihrem Bauch ziehen, Herr Tomoko nach oben, der Träger nach unten, und sie würde unter der Spannung zerreißen.

Mit einem starken Schwung beförderte er sie in ein kleines Boot, in dem sie beim Aufschauen noch eine Taucherflasche und kleineres Gepäck sah.

Daraufhin stieß er das Boot an und folgte mit dem Koffer hinterher.

Etwa in der Mitte der Grotte, vielleicht fünf, sechs Meter gerade mal vom Ufer, hielt er an, zerbrach die Paddel und warf sie ins Wasser. Ein betrübter, resignierter Blick des Mädchens traf ihn.

„Von hier an gehen wir getrennte Wege, Ran. Allerdings... beide unter Wasser.“

Damit nahm er sich die Sauerstoffflasche und das Gepäck, setzte sie auf und stieß mit großem Schwung das Boot um, dass beide ins Wasser fielen.

Augenblicklich wurden Ran zwei Dinge bewusst. Erstens, diese Grotte war wirklich die Kloake all der Geldfälschungsarbeit, die hier in den letzten Jahren - und Jahrzehnten zuvor - verrichtet wurde. Die öligen Druckfarbreste, und Metallspäne, die sich im Wasser bewegen konnten, vernebelten ihre Sicht; der Begriff Schmutzwasser war definitiv nicht untertrieben, zumal durch die Ablagerungen am Grund auch das regelmäßige 'durchfluten' mit dem sauberen Flusswasser wenig Einfluss hatte. In der Entfernung sah sie eine Silhouette sich davon bewegen, die sie als den tauchenden Tomoko interpretierte. Zweitens, er hatte, was die Wirkung des Trägers anging, leider vollkommen recht. Seine gravitative Anziehung an den Grund war übermächtig und ihr Körper klappte wie ein Messer um den am untersten Punkt befindlichen Bauch zusammen und gleitete scheinbar ohne Widerstand nach unten.

Fünf Meter, tiefer war es wohl gar nicht, so schnell kam sie unten mit einem stumpfen Geräusch an, aber es genügte, dass sie so angekettet niemals auch nur in die Nähe der Oberfläche kommen würde. Vielleicht anderthalb Meter über dem Grund endete ihr Kopf als höchster Punkt.
 

„Verdammt, wo bleiben die nur, sie müssten den Eingang doch bald finden!“, drückte Heiji sein Unbehagen aus, mit jedem Meter, den Herr Mori und Herr Yamamura abtauchten, ohne fündig zu werden.

Ein dumpfe, schlimme Vorahnung traf Kazuha in der Magengegend, sollte sie nicht täuschen. Aber sie konnte nicht ahnen, dass ihre Freundin in diesem Moment bereits verzweifelt gegen die um sie befindlichen Wasserwände kämpfte und um ein wenig Sauerstoff rang. Lange bevor sie sie von hier erreichen konnten...
 

'Nochmal, es muss doch...' Mit aller Kraft, die sie noch aufbringen konnte, versuchte sie sich aus den Stahlfesseln zu winden, nicht zuletzt aus den entscheidenden, um ihren Bauch... nur leider war das am aussichtslosesten, da der Bauch die dünnste Stelle zwischen Hals und Knien war und daher nicht überwunden werden konnte.

Sie beruhigte sich, wollte den wenigen verbliebenen Sauerstoff sparen, ob ihr noch irgendein Gedanke kam. Sie schaute sich um, so nah am Boden konnte man wieder was erkennen, und erschrak mit einem Mal.

Ganz klar war da, einen Meter neben ihr, eine Person, der das gleiche Schicksal widerfahren war wie ihr. Angekettet an ein großes metallenes Objekt - kein Träger, wie bei ihr, aber wohl vergleichbar massiv – und in diesem Tümpel ertränkt. Sein Körper war noch gut zu erkennen, konnte also nicht so lange schon hier drinne liegen... vielleicht eine Woche...

'Herr Tashija?'

Einmal noch rekapitulierte sie die ganze Situation. Dem Anschein nach wussten Heiji und die Anderen nicht, wo diese Höhle war. Selbst wenn, sie war wohl wie ihre Ketten verriegelt und nicht so leicht zu betreten. Sie selbst war unter Wasser, wo man sie auch dann nicht so schnell finden würde, wenn man hier her käme. Käme jemand, könnte diese Person sie trotzdem nicht einfach aus dem Wasser holen, wegen dieses verflixten Träger. Und selbst dann würde in weniger als drei Minuten hier alles in die Luft fliegen und sie und den Retter mit sich nehmen.

Schlussendlich... konnte niemand anderes ihren Tod verhindern... und sie selbst... scheiterte seit mindestens 15 Minuten an dem Versuch... überhaupt diese Ketten zu lockern, ohne die sie wohl trotzdem nicht vom Stahlträger wegkam.
 

Ihre Luft wurde weniger, ohne dass sich in der Stille etwas änderte, oder ihr eine Idee, oder auch nur die Hoffnung auf eine Rettung kam. Langsam wurde das Verlangen der Lungen unerträglich, sie würde nicht mehr lange bei Bewusstsein sein – ein weiteres Mal hatte Herr Tomoko Recht behalten. Sie würde die Explosion gar nicht mehr mitbekommen...

'Es... tut mir Leid... Conan.' Und damit stellte sie jede weitere Anstrengung gegen die Ketten ein und ergab sich ihrem Schicksal.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2010-03-07T15:18:57+00:00 07.03.2010 16:18
Hi,

ich werde wieder aktiv. *muhahahaha*
Ich schulde dir das noch, und bis zum Ende dieser FF versuche ich, einen besseren Zeitpunkt zum Schreiben zu finden, versprochen!

Also dann ist am Ende Tomoko der Mörder.
Eigentlich dachte ich, natürlich ohne jetzt sehr darüber nachzudenken, wegen Zeitdruck, dass es einer der ruhigen Künstler ist. Ist ja manchmal so, man denkt es ist einer, der so etwas brutales oder ähnliches an sich hat, aber am Ende sieht man, dass es jemand ist, der eigentlich nicht sehr auffiel. *sfz*

Mir hat der Fall vom Anfang bis zum Ende sehr gefallen!
Es hat Spaß gemacht, es zu lesen, solltest mal Autor werden. *hehe*
Ich konnte zwar nicht mitdenken, aber... ist für mich auch nicht schlimm (ist auch besser so, Meister *ggg*). ^^

Ich hoffe, Ran stirbt nicht.
Oder kriegt sie doch noch eine Amnesie? ôÔ

Auf jeden Fall freu ich mich auf das nächste Kapi! ;]

*Grüßedalass*
Holmes_Watson
Von: abgemeldet
2010-03-06T22:08:16+00:00 06.03.2010 23:08
Sooo... :)
Wird mal Zeit, dass ich was hier schreibe, sonst häuft es sich nur >.<

Es wird nicht viiieeel besser als letztes Mal werden, da ich halt - wie gesagt - im Stress bin (wenn du sowas nicht kennst, dann genieße es auch XD Und ich hab' schon genug Schlafmagel; noch mehr, und ich sitz' da wie 'ne Tote rum, ich sag's dir *seufzt*)

Aaaalso... *g*
Eins muss ich erstmal loswerden.
In der ersten Amnesie-ENS (oder war's die zweite?) hatte ich geschrieben, dass Tomoko der Mörder ist, aber du hast nichts, gaaaaaar nichts mir gesagt, außer nur das übliche "Stephen King ist der Wink mit dem Zaunphal"... *grrrr*

Du bist so emotionslos; ich bin dir fast auf die Knie gegangen... und da darf ich erst jetzt erfahren, dass ich quasi Recht hatte...
Und wie ich sehe, macht sich eine gewisse Person über meine Niederlage lustig... mal sehn, wie weit ich nächstes mal komme... *seufz*
Aber versprechen tu ich's nicht, sonst blamier' ich mich vielleicht doch noch... >///<

An dieser Stelle - darf ich von dir erwarten, dass du doch sagst, dass ich recht hatte, hm? *Hundeblickaufsetzt*
Ne, war nur ein Scherz ;D

Wie dem auch sei; anzicken kann ich dich vielleicht ein anderes mal *garharhar*
Zum Kap... *räusper*

Zuerst einmal fand ich die Auflösung sehr gut, dieser ständige Szenenwechsel hat mir gefallen ;)
Aaaaber am meisten hat mir die Gefangenschaft von Ran gefallen, hehe... Nenn' mich krank, wenn du's noch net gemacht hast.

Tomokos Persönlichkeit, sein Ding bis zum Ende durchzuführen... hat mich fasziniert, ja... ^.~
Und ich kam nicht dabei umhin, ein bisschen Mitleid zu spüren... *hüstel*

Also zum Fall bzw. der Auflösung kann ich nur sagen - ich senke mein Haupt - aaaber natürlich nur kurz, wenn ich an meine Niederlage denke, lässt sich verstehen... *grinsendAugenbrauehochzieht*

Nein, mir hat der Fall im Großen und Ganzen gefallen, ehrlich!
Haaa... das ich das sage, war nicht unbedingt von mir zu erwarten, was? o.Ô
Aber doch, sowas könnte man verfilmen oder dazu ein 'echtes' Buch schreiben... ^.~

Das Ende.
Am Ende hast du echt den Namen "Tormentor" verdient... ehrlich; bei Conan muss man ja selbst bei den Kinofilmen ein Jahr warten, noch schlimmer wenn sie schon zwei Jahre davor die Werbung dazu zeigen... *nochmalseufzt*

Ein lesenswertes Kapitel; nicht langweilig, kreative Idee, joa... wäre Endergebnis ^.~

Und wie ich sehe, hab ich doch was geschrieben; ui, ich tippe ja schneller *muhahaha*


Also dann, einen... schönen... Abend noch; ich setzt mal das hierzu, damit es nicht allzu sehr unhöflich wird ;P

Liebe Grüße,
Claire

PS: Ja, Medizin aus positiver Seite betrachtet; ich will ja später Medizin studieren, deswegen.

Von:  fahnm
2010-03-03T23:27:35+00:00 04.03.2010 00:27
Ach du Schande.
Tomoe ist der Mörder.
Und jetzt er gibt langsam alles sinn.
*grins*
Freue mich schon auf das nächste kapi!^^

mfg
fahnm
Von:  Kikili
2010-03-03T19:41:08+00:00 03.03.2010 20:41
OH MEIN GOTT!!! Ran... Ran wird doch nicht sterben???
Du machst es ja spannend...
Tja, jetzt weiß ich endlich wer der Mörder ist. Ich wäre nicht auf Katsui Tomoko gekommen.
Ein richtig geiles Kapitel!!! Der Wechsel zwischen Ran und Heiji hat mir gut gefallen. Man hat super die Aufklärung verstanden und so war es auch nicht nur von einer Position.
Schade, dass es bald ein Ende gibt...
Lg Kikili


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