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Vindicta

Die Rache der Feuerpokémon
von

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zerstörte Herzen

Seufzend trottete Umbreon in Richtung des Dorfes zurück, sein Blick auf dem Boden ruhend und sein Kopf vor Scham hinab hängend, nicht wollend, die Wahrheit zu sehen, die er sich über die Jahre selbst erschaffen hatte. Nur mit Mühe hatte er sich in Equality eingelebt, die Bewohner davon überzeugt, dass er im Herzen gut war und auf die Technologien der großen Städte nichts gab, sich auf die Traditionen des alten Dorfes berufen würde, würde er erst einmal die Gelegenheit bekommen, diese kennen zu lernen.

Es hatte nicht viel gebraucht, die Dorfbewohner davon zu überzeugen, besonders mit der Geschichte seiner Eltern, die doch von Unterwürfigen – worunter man Pokémon verstand, die auf der Seite der Feuerpokémon waren – ermordet worden waren.

Leicht schüttelte das Nachtara seinen Kopf. Wie konnten diese Pokémon so naiv gewesen sein, vielleicht sogar noch naiver als die kleinen Kinder, die nun in eben den Fängen waren, von denen er kam. Wahrscheinlich würde es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis er dem Dorf alles erzählen würde – zu verlieren war nun definitiv nichts mehr da.
 

Damals war es ihm ziemlich egal gewesen – der Schmerz, den andere durch ihn oder andere seiner erfuhren, es konnte ihm egal sein. Er war grausam gewesen, ja, das wusste er nun mittlerweile auch.

Er kannte zwar das Gefühl, das Gefühl, jemanden etwas zu nehmen, deren Leben zu zerstören, kannte es, wie es war, zu zusehen, wie jemandes Leben zu Grunde ging, seine Seele auseinander getrieben wurde, mit einer Grausamkeit, die man nie für Möglich gehalten hatte.

Aber nie zuvor hatte er es wirklich selbst erfahren, selbst nicht, als man ihm erzählt hatte, seine Eltern wären durch andere seiner getötet wurden. Es war nicht dasselbe wie das, das ihm nun widerfuhr. Die Kälte, die mit einer unglaublich tiefen Leere sich in ihm ausbreitete, war Furcht erregend, sendete einen unangenehmen Schauer durch seinen Körper, ließ es so anfühlen, als würde sein Blut in den Adern gefrieren. Sein Atem ging schwerfällig, wollte stehen bleiben, sein Leben beenden. Es war sinnlos noch weiter zu machen, hatte er doch nichts mehr für das er zu leben hatte.
 

Evo war fort und in ihm brodelte eine ungeheure Reue, dass er Evos Freunde nicht hatte retten können, noch nicht einmal es versucht hatte zumindest Envi ihnen zu entreißen. Es war die Loyalität gewesen, die noch immer tief in ihm schlummerte, dass er es nicht hatte tun können. Gegen einen sich zu setzen, denen er selbst einmal angehörte, widersprach ihm einfach tief in ihm.

Ohne es zu merken hatte Umbreon den Weg zum Feuergebirge eingeschlagen, dem er nun immer dichter kam. Sein Blick löste sich vom Boden, leer und verletzt sah er das Gebirge hinauf, hinter dem ein Teil des Mondes hervor schien, ihn beschien. Mit einigen leichten Sätzen sprang er das Gebirge hinauf bis auf eine Fläche auf der Hälfte des Gebirges. Einige Steine hatten sich gelöst und fielen auf den trockenen Boden unter ihm.

Sein Blick fiel hinter ihn, in die Richtung des Dorfes, sah dort nur wage durch die Baumkronen die vom Mond beschienenen Dächer und fragte sich, ob er dort wirklich hin zurück sollte. Nichts hielt ihn dort mehr, also, wofür?
 

Völlig orientierungslos lief Evo währenddessen durch den Wald, immer weiter in den Norden. Das Geäst um ihn herum wurde immer dichter, immer mehr Nadelbäume wuchsen dort. Kleine, trockene Gräser wucherten teilweise auf dem staubigen, harten Waldboden. Der Wind hatte zugenommen, erschwerte ihm das Vorankommen nur noch mehr, als es eh schon war.

Seine Seele schrie, blutete förmlich. Für ihn war das hier alles schrecklich – niemand war für ihn nun mehr da. Keine Mutter, keine Freunde.

Wie war er hier nur rein geraten, allein und vollkommen ohne Schutz? War es das, was er verdient hatte - aber wieso? „Mein Leben, es ist ein Schutthaufen, dabei...dabei bin ich doch erst so jung!“, schrie es in seinem Kopf, immer und immer wieder sein kurzes Leben durchgehend. Nein, er konnte einfach keine Fehler finden, die er je begannen hatte, so dass ihm solch eine Misere seines Lebens zu stehen würde, mit einem Herzen, das kaum mehr war als ein kleiner Fetzen eines großen, alten Stofftuches, zerrissen in viele, kleine, unbrauchbare Stücke.
 

Er war so naiv gewesen, hatte er Umbreon doch so sehr vertraut, dass er ihm gleich sofort für die Verheimlichung, dass er sein Großvater war, vergeben hatte. Aber so etwas? - Nein, nein, das war zu viel für sein Herz. Gerade, wo er gedacht hatte, sein Leben war endlich geheilt – eine Familie, Freunde – wurde es ihm grausam entrissen und man ließ ihn allein in der furchtbaren, kalten Welt, voller Gefahren, die er noch nie erfahren hatte.

So recht konnte er es sich auch nicht erklären. All diese Missstände, die ihm und seiner vermeintlichen Familie und seinen Freunden wider fuhren, es war nicht mehr als normal zu verstehen.

Sein Herz schlug schneller und schneller gegen seine Brust bei jedem Gedanken, wie zerstört sein Leben doch war, während Tränen sein Gesicht hinab liefen und eine feine, kaum sichtbare Spur im Waldboden hinterließen. Und er lief, brach durch Äste, Büsche hindurch, den aufkommenden Schmerz einfach ignorierend. Er konnte und wollte den seelischen Schmerz entkommen lassen und machte diesen durch körperlichen Schmerz wett.
 

All die Schmerzen, die er durch die gegen ihn schlagenden Äste erfuhr, betäubten ihn regelrecht und es dauerte nicht lange, da war er taub. Taub in den Sinnen, seiner Wahrnehmung, seinem Verstand. So recht wusste Evo nicht, wohin er noch lief, die Richtung war ihm schon lange nicht mehr klar, nur der Wind war das einzige, der immer deutlicher kälter und eisiger gegen ihn peitschte.

Den Laubwald hatte er schon lange hinter sich und nun bedeckten dunkle Nadeln die Äste der Bäume, versetzten ihm bei jeder Berührung einen leichten, pieksenden Schmerz, der ihm aber unbemerkt blieb. Das Gefühl für die Zeit war auch vergangen, der Blick nur noch ein trübes, dunkles Farbenspiel vermischter, unkenntlicher Farben.

So kam es, das er sich nicht mehr halten konnte, sein Geist weiter wollte, weiter weg von Umbreon und all seinen Problemen, sein Körper aber nicht mehr konnte, die Kraft ihm einfach fehlte, und er hinfiel.

Einige Meter rutschte er über den rauen, kalten Boden, wirbelte nebenbei einiges an Staub und Sand auf. Er jetzt bemerkte er wirklich, wie sehr seine Augen brannten.
 

Rot geschwollen von dem ganzen Weinen stachen sie hervor, rot unterlegt und müde, leer gedämpft. Sein Puls ging schnell, unregelmäßig, während sein Herz in einem unpassenden Takt dazu gegen seinen Brustkorb schnellte, mit jedem Schlag einen Stoß von Schmerzen, Zuckungen über seinen Körper schickte.

Er schluchzte, kniff seinen Augen fest zusammen, hoffend, flehend, dass die Tränen verschwinden würden und wenn er seine Augen wieder öffnete alles so war wie zuvor, er zuhause war und seine Freunde da waren. Das Atmen war eine Qual für ihn, immer und immer wieder musste er mehrer kurze, schnelle Atemzüge nehmen, die unverkennbare traurige Schluchzer zur Folge hatte.

Geht es dir nicht gut?“, hörte er eine leise, beinahe nicht vorhandene Stimme mit dem Wind fragen, „Was ist mit dir? Bist du nicht stark?“

Er horchte auf, versuchte mit letzter Kraft sich umzusehen, scheiterte aber vollkommen und ließ seinen Kopf kraftlos auf dem Boden sacken. Seine Tränen nässten den Boden direkt neben seinem Gesicht, hinterließen dunkle Punkte auf dem Boden.
 

Die Zeit verging und Evo lag dort einfach nur, in Selbstmitleid versinkend und nicht einmal versuchend, seinem Elend zu entkommen. Er konnte nicht mehr und wusste auch nicht, wie er es hätte anstellen sollen, solch einer Qual zu entkommen, die er doch zu ertragen hatte.

Sein Atem war langsamer geworden, wie auch sein Herz. Nur noch hin und wieder zog er unregelmäßige Züge der lauwarmen Nacht ein. Es dauerte nicht mehr lange, da entschlief er seinem Unwohl, seiner seelischen Qual, in einen traumlosen Schlaf.

Auf ihn begann langsam ein leichter Regen nieder zu preschen, der mit zunehmender Dauer eine betäubende Wirkung auf seinen Körper im Schlaf hatte. Der Regen war kalt, unangenehm, ließ ihn frieren und sein Gesicht während seines Schlafes immer wieder unangenehm verziehen, so dass man denken konnte, er würde doch träumen, etwas Furchtbares.
 

Weit ab im Osten Eglysyas, an dessen nördlicheren Meeresküste, um genau zu sein, in Nebelstadt, konnte man laute, schrille Sirenen zwischen den hohen Plattenbauten ertönen hören. So war es für die vergangenen Tage schon ergangen, die Bewohner der Großstadt nun schon verängstigt in ihren Wohnungen kauernd mit der Hoffnung, keines der unglücklichen Opfer zu werden, von denen sie die letzten Tage nur gehört hatten.

Es war eine Reihe von Morden, die noch keinerlei Erklärung hatte, zumindest nicht für jemanden, der sich nicht in die missliche Lage eines der Opfer versetzen konnte – oder deren Familie. Es war nie ein Mord in den höheren Reihen, nur in den dunklen Gassen der Stadt, zwischen den maroden, verfallenen Plattenbauten, deren pastellfarbener Wandputz schon abbröckelte.

Dort, in den niederen Gesellschaften, mit Alkoholikern, Verbrechern und eben der unteren Gesellschaftsschicht ihrer selbst, wo man die Morde fand. Es war für die Polizei dieser Stadt unerklärlich, woher auf einmal all diese Tötungen her kamen. Was sie aber viel mehr interessiert, oder doch eher verwirrte, war, dass sie jedes Mal informiert wurden und dieses kurz nach den Morden, wie sie feststellen konnten.
 

Für sie war es ein unlösliches Rätsel, während es für ein kleines Pokémon zwischen all diesen großen Gebäuden ganz einfach zu erklären war. Für dieses war es einfach in die Hintergründe des Mörders zu sehen, verstand sein Vorgehen ohne es doch wirklich selber zu wissen und konnte nicht anders, als eben diesem Mörder zu danken, nicht nur, weil er es aus seinem schrecklichen Leben erlöst hatte, sondern auch, weil er doch der Stadt zeigte, welche Missstände sie in sich trug, kamen sie doch nicht so oft zur Kenntnis, traten nicht oft in das Tageslicht, so dass man sie hätte sehen können.

Im dimmen Licht der flackernden Straßenlaternen lief eben dieses Pokémon, seine kleine, katzenartige Figur schnelle Schritte nehmend. Es war ein Evoli, dessen Fell in einer mittelbraunen, leicht goldenen Farbe schimmerte. Das Brustfell, sowie die Schwanzspitze waren weiß. Ihm hingen längere Haare ins Gesicht, die schwarz waren und dann zum Ansatz hin mit einem weiß in die eigentliche Fellfarbe übergingen. Die Augen des Evolis waren eigentlich blaugrau, aber dort, in dem trüben Licht, wirkten sie gräulich.
 

Leicht schmunzelt blieb das Evoli vor einem Aushang an einer der maroden Wände stehen. Es waren Steckbriefe vermisster, bekannter Pokémon der Mordopfer. Einmal den Blick über die Papiere schweifen lassend, entdeckte es auch seinen Steckbrief, und sprach dann vor sich her: „Savy – Evoli – weiblich – 0,3m – braunes Fell – weißes Brustfell...He, ein bisschen scheinen sie ja über mich zu wissen! Welch Ehre es doch - !“ Plötzlich verstummend, spitze Savy ihre Ohren.

Sie hatte etwas gehört, ein leises Aufkommen von Schritten hatte sie aufhorchen lassen, auch, wenn sie sich nicht sicher war, ob es nicht doch ihre Einbildung gewesen war. Vielleicht litt sie schon unter Verfolgungswahn? Immerhin wollte sich nicht gefunden werden, von niemanden dieser Verrückten der Stadt, in der sie doch leben sollte.

Die Paranoia, die sie seit einigen Tagen befallen hatte, war ihr zu schwer zu verbergen, vor allem, wenn sie doch heraus gefunden hatte, dass man auch von ihrem Verschwinden wusste, auch, wenn ihr dieses ein Rätsel bleiben würde, wie sie es wussten.

Leicht schüttelte das kleine Evoli seinen Kopf, die verwirrten Gedanken aus ihrem Kopf bekommend.
 

Savy seufzte tief, schloss für einen Augenblick ihre Augen um sich zu fangen und dann ihren Weg fortzuführen. Langsame Schritte nehmend, ging sie den Bürgersteig Nebelstadts entlang, in die Richtung, die an den Stadtrand führte, fern von dem Zentrum, fort von ihrem alten Leben.

„He, bist de nich - !“, eine raue, kratzige und offensichtlich genervte Stimme sprach sie von hinten an und die Panik überkam sie. Schnell hastete sie los, nur leider hatte sie denjenigen unterschätzt, der hinter ihr gewesen war. Hinter sich konnte sie einige kräftige Flügelschläge vernehmen, bevor ein Tauboga ihren weg versperrte.

Giftgrüne Augen blitzen Savy entgegen, die von einer schwarzen Bumerangzeichnung, beginnend am hinteren Teil des Auges, gefolgt wurde. Die kurzen Kopffedern, welche ziemlich zerzaust und dreckig waren, hatten einen dunklen Violettton, den auch einige der Schwanzfedern hatten. Der Rest der Federn des Taubogas war in gelblichen Tönen gehalten, während Füße und Schnabel rosalich waren.

Verärgert sah das Tauboga auf Savy hinab und gab ein nicht sehr erfreutes Raunen von sich, während es sich vor ihr aufbaute. „Und de glaubst, de jehst wohin?“, schnaubte das Tauboga verächtlich nun voll wach und mit hoher, schriller Stimme in Savys Ohren dröhnend. Dann breitete es seine Flügel aus und tat einen Schritt auf das deutlich kleinere Evoli zu. „Nun?“
 

Knurrend sah Savy zu dem Tauboga auf. Sie dachte nicht im Traum daran, diesem penetranten Tauboga auch nur in Ansätzen zu antworten. „Dieses aufgeblasene Pokémon! Nur weil sie größer ist als ich...“, gedanklich begann Savy das Pokémon ihr gegenüber zu beleidigen und malte sich wunderschöne Szenen aus, wie sie diesem lehrte, sie nicht anzusprechen. Besonders nicht, wenn sie gesucht war.

„Arceus, ick fass' et nich! Biste nich zickig?“, quietschte das Tauboga genervt und verdrehte seine Augen, „Ick bin Penelope, damit wir dat klarjestellt haben. Nu antwort jefälligst!“ Ein Lachen bei dem lustigen Akzent des Taubogas unterdrückend, machte Savy kehrt und trottete davon. Das hatte sie nicht nötig, sich mit einem Tauboga abzugeben mit eigenartigem Akzent, von dem sie zusätzlich noch zickig genannt wurde.

„Ick fass' et nich, ick fass' et nich!“, schrie Penelope empört Savy hinterher, ihre Flügel schlug sie dabei aufgeregt auf und ab, „Wie kannst dat wajen, Kleene? Du wirst schon sehen, wat de dir damit einjebrockt hast, dat gloob mir man!“

Gedroht, getan und abgehoben. Schnell war sie wieder im Weg Savys, ihre Augen das kleine Evoli vor ihr giftig ansehend. „Ejal. Sach, is deen Name Savy?“, fragte sie, während sie sich bedrohlich vor Savy aufbaute, die geschlagen ein genervtes Nicken gab und ihre Augen verdrehte.
 

„Ja, das bin ich. Wieso?“, fügte sie noch bissig hinzu. Triumphierend grinste Penelope sie an und sagte: „Ha, wusst' ick's doch! Bist ne kleine Zicke!“ „Was, wer? Ich zickig? Bitte, was gibt dir denn den Eindruck? Jeder hat das Recht darauf, genervt zu sein, wenn er von einem komischen Tauboga mit ebenso komischen Akzent belästigt wird“, schnaubend wandte sich Savy erneut von Penelope ab und begann in einem neuen Versuch von dieser fortzukommen.

Diese blickte der fortschreitenden Savy mit offenen Schnabel hinterher, bevor sie sich wieder fing und ihr nach rief: „Wart' doch mal! Ick bin hier her jeschickt wurden, um dir hier raus zu holen, Kleene. Allein würd's nie durchkommen. Meen Herr erwartet dich auf der Feuerinsel, hast bestimmt schon mal wat von jehört, nich?“

Damit hatte sie Savys Aufmerksamkeit gefangen, da diese sich umdrehte und ihr andeutete, fortzufahren. „Er kannte deene Eltern und er will dir helfen, Rache zu nehmen an de Feuerfeinden“, erklärte Penelope nun ruhig wie zuvor, „Det is, wenn de willst. Willst nich, muste nich mitkommen.“ Aber Savys Entschluss stand schon bei dem Wort Rache fest. Es gab keinen anderen Entschluss für sie.
 

Wieder bei Evo, fand man diesen immer noch kraftlos auf dem Boden liegend, sein Fell nass an seinem Körper klebend und einige Pfützen im Mondlicht schimmernd. Noch immer rasselte der Regen betäubend auf Evo nieder und entmächtigte ihn jedes Denkens. Er war vor einer kurzen Zeit aus seinem traumlosen Schlaf erwacht und starrte nun nur mit leerem Blick und geröteten, angeschwollenen Augen zwischen den Bäumen hindurch.

Ein kalter Windhauch ließ ihn zusammen fahren und brachte wieder einigermaßen Leben in ihn. Er keuchte und kniff seine Augen zusammen.

„Uh...“, stöhnte er, als er versuchte sich aufzurichten und zur Seite gegen einen Baum taumelte. Erst jetzt wurde ihm richtig bewusst, wie lange er in diesem eisigen Regen hatte liegen müssen, um dass seine Glieder so steif und taub waren, dass er nicht einmal mehr fähig war sich aufzurichten und fortzubewegen.

„Verdammt“, fluchte er in Gedanken, Tränen erneut sein Gesicht hinab fließend, „Warum ich? Warum? Ich...ich kann nicht mehr, nein, nein, nein...“

Schluchzend brach er zusammen und presste seinen Kopf zwischen seine Beine, während Tränen purer Verzweiflung aus seinen fest zu gepressten Augen quollen.
 

Noch weiter nördlich war Alex unterwegs, der Dani, Sent und Envi zusammen gebunden mit seinen Krallen gepackt hielt und nun auf dem Weg zurück zu den Feuerinseln war. Sein Flug war unangenehm, besonders, wenn einer der Drei meinte sich winden zu müssen in der Hoffnung die Seile zu lösen.

„Hört auf!“, fauchte er die Jungpokémon an und sah strafend zu ihnen hinab, „Ihr könnt die Seile nicht lösen. Und selbst, ganz theoretisch, glaubt ihr wirklich, ihr würdet solch einen Sturz überleben?“ Er lachte, sichtlich amüsiert mit der Naivität, die die Drei in sich trugen und auch noch so auslebten, als wäre es das Normalste von der Welt.

Wütend wandte Envi sich in ihren Fesseln und begann, oder eher versuchte, mit Alex über den Sinn dieses Ganzen zu streiten: „Das ergibt doch keinen Sinn, du idiotisches, aufgeblasenes Staraptor, du! Wenn meine Mutter dich in die Ranken bekommt, oh, du wirst bibbern, dass dir die Federn ausfallen, du-“ „Oho, ganz ruhig da unten oder ich entledige mich mal ganz schnell von etwas Lautem und Grünen, das mir gewaltig auf die Nerven geht! Und ja, das kann ich“, völlig genervt raunte Alex und schloss seine Augen.

Durch diese ganze Tortur mit dem kleinen grünen Endivie ging er nur, da er wusste, der Herr wollte alle Drei der kleinen Freunde haben und nicht nur zwei. Deswegen war seine Drohung nicht weiter als heiße Luft, aber das musste das vorlaute Pokémon ja nicht wissen.
 

„Du, Envi, der meint das ernst, sei lieber ruhig“, besänftige Dani ihre temperamentvolle Freundin mit wenigen Worten, die aber auch ihre Wirkung hatten. Leicht am Ende ihrer Nerven sah Envi zu Sent, der scheinbar immer noch bewusstlos war oder schlief, jedenfalls lebte er noch, das war klar zu sehen, da sein Brustkorb sich immer noch auf und ab bewegte.

Schließlich seufzte Envi: „Dani? Wird alles wieder gut?“ Überrascht sah das Dratini sie an. Wie sollte sie diese Frage beantworten können? Sie war doch in keiner anderen Position als ihre Freunde und konnte auch nicht mehr wissen als die.

Aber ihr wurde klar, als sie in die flehenden Augen Envis blickte, dass Envi nur beruhigt werden wollte, um einen Frieden in sich zu finden, der sie schliefen ließ. „Ich denke schon“, nickte Dani dann, fügte dann aber so leise hinzu, dass keiner außer ihr es verstehen konnte, „Zumindest hoffe ich das inständig.“

Es vergingen noch einige Minuten, bis auch Envi es Sent endlich gleich tat und schlief. Dani seufzte und sah dann zu Alex hinauf. „Warum tut ihr das?“, fragte sie dann, ihre himmelblauen Augen mit innerem Schmerz glänzend, „Was wollt ihr von uns?“ Sie sprach in einem ruhigen, leisen Ton, der Alex reagieren ließ.
 

Er blickte zu ihr hinab und sah sie bedauernd an, bevor er ihr antwortete: „Ist man erst einmal ein Teil, bleibt man eines. Es gibt bisher nur einen, der aussteigen durfte, konnte und das war euer geliebter Herr Umbreon, wie ihr ihn nennt. Bald wirst du meinen Herren kennen lernen, deine Freunde jedoch nicht. Was mit ihnen geschieht, dass kann ich dir nicht sagen. Ich weiß es nicht. Was ich weiß, dass das Ganze ein Spiel meines Herren ist, in dem auch du bald ein Teil stellen wirst.“

Geschockt starrte das kleine Dratini Alex an, Tränen sich in ihren Augen sammelnd. Ihr Atem hielt inne und ihr Herz zerriss. Sie sollte ein Teil von etwas werden, das böse und skrupellos war? Wie könnte sie das? Und warum wollten die sie haben? „Ich will das nicht...“, jammerte Dani unter Tränen, ihr Herz gegen ihren inneren Körper hämmernd, so stark, dass es begann zu schmerzen, „Nein, ich kann das nicht...“

Einen traurigen Blick auf Dani werfend seufzte das Staraptor tief, bevor er in einer beruhigenden und sorgenden Stimme sprach: „Schlaf jetzt. Ich werde dir eines versprechen: Ich werde dafür sorgen, dass einer deiner Freunde die Insel wieder verlässt, egal, was es mich kostet.“ Aber er sollte keine Antwort erhalten, dann das Dratini war schon entschlafen.
 

„Bedauerlich, wirklich bedauerlich“, sprach Sonja nicht all zu fern von Evo, als sie diesen in seinem Selbstmitleid versinken sah und schüttelte seufzend den Kopf, „der Herr wäre enttäuscht dich so zu sehen, mein Lieber. Aber bald, bald schon wirst du verstehen, warum das hier alles zu geschehen hat.“

Es war nicht mehr als ein Flüstern, das sie von sich gab und doch setzte es seltsame Emotionen in ihr frei. Mitgefühl, Mitleid mit dem Elend, das auch sie mit zu verantworten hatte. War es, weil es Umbreons Enkel war, dass sie sich schlecht fühlte? Sie schüttelte den Kopf.

„Nein, nein, Sonja, nein. Was würde der Herr von dir denken? Er wäre wahrlich nicht erfreut darüber, reiß dich zusammen! Das war doch noch nicht einmal der richtige Beginn...“, wieder flüsterte sie zu sich und schloss die Augen, nur, um diese dann wieder zu öffnen und ein letztes Mal auf die elende Gestalt Evos zu blicken. „Es tut mir Leid, aber es muss...“, leise brach sie ab, wandte sich ab und erhob dann ihre Stimme ein letztes Mal, laut genug, so dass Evo sie klar und deutlich vernehmen konnte, „Dein Vater wäre enttäuscht von dir, Evo, könnte er dich so sehen. Sei stark, Evo! Das ist nur der Beginn des Ganzen...“

Das gesagt, lief sie los, hoch in den Norden, ihre seltsamen Mitleidsgefühle ignorierend und hoffend, sie nie wieder fühlen zu müssen.
 

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Nach einer halben Ewigkeit das neue Kapitel.
 

Nächstes Kapitel «Operation "Silbener Himmel"»

„'War meine Anweisung nicht klar, Alex?!', hallte die zornige Stimme seines Herrens in seine Ohren, knurrend und voller Wut, 'Das zieht Konsequenzen. Endgültige! Ich wusste, du würdest mich verraten!'“
 

Bis zum nächsten Kapitel~
 

Lg 's Kruemelchen



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  hundefrau
2009-03-21T12:45:47+00:00 21.03.2009 13:45
Ohhh, das Kappi war wieder spannend <333
Das nächste Kappi wird auch spannend werden!
Ich habs im gefühl!!
Savy ist schnuffig <33
Leicht zu überzeugen, aber wer würde da nicht mitgehen, wa?!


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