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Vindicta

Die Rache der Feuerpokémon
von

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Traumdesaster

Noch einige Zeit saßen Umbreon und Evo zusammen auf dem Felsen auf dem Feuergebirge. Der Wind wehte über sie hinweg, noch immer seinen Weg in den Osten weiterführend. Vor ihnen, hinter dem Gebirge, erstreckte sich eine weite, große Grünfläche, Blumen all über diese gewachsen. Man konnte auch deutlich einen Fluss in das Land aus Norden ragen sehen, tief floss er hinab in den Süden, endete weit über der Hälfte. Dieses war der Blueriver. Man hatte ihn so benannt, da er, bedingt dadurch, dass er aus dem Norden her floss, kaltes Wasser mit sich in das Land brachte. Und wenn man sagte, es war kalt, dann war es das auch. Er war eisig im Vergleich zu seinem Nachbarfluss, der vom Süden her seinen Weg floss und weiter im Osten lag. Der Redriver.

Zwischen den Flüssen konnte man eine nicht geringe Erderhebung ausmachen: Das Flashgebirge. Mit nur einigen hundert Metern war er nichts im Vergleich zum Feuergebirge, dass ihn gerade zu in den Schatten stellte zu Abendstunden. Aber noch lange waren diese in Ferne, der Nachmittag gerade angebrochen, darauf wartend, genutzt zu werden.
 

Das taten auch Sent, Dani und Envi zu genüge. Schnell trugen ihre Füße sie in den Wald, hinaus aus Equality. Auch, wenn man sagen musste, dass das kleine Dratini unter ihnen nicht lief, es schwebte in der Luft. Schatten legten sich mit den Baumkronen und deren Blättern über sie, während sie lachend unter diesen liefen. Die grünen Laubbäume trugen, entgegen der Bäume direkt am Dorf, keine Blüten. Es waren einfache Laubbäume mit hellgrünen, satten Blättern.

Die warme Sommerluft hatte sich in dem Wald schon zu den frühen Morgenstunden ausgebreitet gehabt und war nun zu einer angenehmen Wärme angestiegen. Das Gras, das auf dem Waldboden wuchs, war kurz und teilweise deutlich nieder getreten. Womöglich zogen dort doch mehr Pokémon vorbei, als man vermutet hatte. Manches schien einfach nicht so zu sein, wie die meisten zu beginn dachten. Und so schien es auch mit der Belebtheit des Waldes zu sein. Doch wer wusste schon, welche Pokémon dort lang liefen? Dort, tiefer im Wald, fern von Equality, dem einzigen Dorf, das solch eine Nähe zum Feuergebirge barg.
 

Doch dieses schien die drei Freunde nur noch neugieriger und in ihrem Handeln nur unvorsichtiger werden zu lassen. Dieses Verbot, dem Gebirge nicht zu nahe zu gehen, war für die drei, jungen Pokémon einfach nur zu verlockend, als sich dem Gesetz noch länger zu beugen. Und was sollte ihnen schon widerfahren? Keiner von ihnen könnte mit einem Feuerstein zu einer Entwicklung gedrängt werden. Es würde keinen Effekt auf sie haben.

Viele würden von Naivität sprechen, wenn sie die Leichtsinnigkeit der Freunde mitbekämen, und doch schien es, als wäre es das einzig Richtige für die Jungpokémon zu tun, um ihre Grenzen zu finden und sich der Gefahr, welcher sie sich aussetzten, im klaren zu sein. Manchmal konnte all das Reden einfach keine Auswirkung auf das junge, naive Herz eines Kindes haben, das leichtsinnig und verantwortungslos sich in Abenteuer zu stürzen vermochte. Es bedurfte scheinbar nur einer starken Freundschaft und einem kleinen Anteil an dieser Naivität um solch einen Fehler zu begehen, sich doch so weit von der Sicherheit des Dorfes zu entfernen.
 

Es sollte ihr Fluch werden, sollte sie verschlingen, doch jetzt, im Licht der Nachmittagssonne, da sollten sie noch laufen, lachen, spielen. „Kommt schon, ihr seid zu langsam!“, grinste Sent seine zwei Freundinnen schief über seine Schulter an, während er ein wenig vor den beiden lief. Er war schneller als seine Freunde. Dani konnte sich einfach nicht helfen lassen. Noch hatte sie es nicht herausgefunden, wie sie schneller durch die Luft gleiten konnte und wenn sie ehrlich war, brauchte sie das auch noch nicht zu wissen. Sie war jung und wozu brauchte sie schon Geschwindigkeit im Leben? Unnütze Energieverschwendung in ihren Augen. Sie berief sich lieber auf ihr Wissen und Schlussfolgerungen, Strategien, als auf pure Gewalt und Energie, so wie es Sent tat.

Sie waren so Gegensätzlich, was auch gut war, so brachten sie die nötige Abwechslung in den Haushalt von Sents Eltern. Wann sie wohl wieder kommen würden? Den Gedanken schüttelte sie schnell ab, als Envi mal wieder fluchte: „Ach, sei doch ruhig! Kann ich was für diese Beine?“
 

Dani seufzte. Würden Dinge sich jemals ändern? Envi. Schon seit sie sich kannten, war Envi für Dani immer die nörgelnde, unzufriedene, zickige Freundin gewesen. Es war ein wahres Mysterium, warum sie so gut befreundet waren. Andererseits war es das auch wiederum nicht. Envi hatte auch ihre guten Seiten, auch, wenn sie diese sehr vernachlässigte, wie das Dratini fand.

Plötzlich drehte der Wind, zog nun vom Norden her eine kalte Luftfront mit sich, die die Freunde erschaudern ließ. „Ich weiß ja nicht, aber ich glaube, es wird keine gute Idee bleiben, hier zu sein, drehen wir nicht um“, warnte Dani ihre Freunde, während sie auf den Boden sank. Sie wusste nicht genau wieso, aber es breitete sich ein unangenehmes Gefühl in ihr aus, als der Wind wechselte. Nordwind war kalt, eisig und sie traute diesem nicht. Es war einer ihrer Instinkte, denen sie Vertrauen schenkte, im Gegensatz zu ihren Freunden, die sie nun skeptisch ansahen.

„Ach komm, Dani“, murrte Sent, „Du hast nur Angst vor dem Ärger, den wir bekommen werden, sollte es rauskommen!“
 

Und da war es wieder. Ihre Freunde glaubten ihr nicht und der einzige, der ansatzweise ihre zu Seite stehen würde, war nicht da. „Großartig...“, fluchte sie für sich, während sie Sent einen strafenden Blick zuwarf. Es war wirklich nicht das erste Mal, dass sie etwas taten, wofür sie Ärger bekommen würden. Das war er wirklich nicht. Ständig, konnte man doch wirklich schon sagen, betraten sie Pfade, die sie am Ende zu Strafen und Ärgernis führten. Naivität, so nannte man das, dass wusste Dani. Sie war nicht naiv, aber treu. Ihren Freunden treu, deswegen begab sie sich immer mit ihnen in die Gefahr.

„Ich werde nicht weiter gehen!“, erbost wendete sich das Dratini von ihren Freunden ab, „Wir sind Freunde, oder? Vertraut ihr mir denn wirklich nicht?“ „Das tun wir schon, aber Dani! Was soll schon geschehen, hm?“, fragte Envi skeptisch, „Das Schlimmste, was geschehen kann, ist die Strafe meiner Mutter!“ Leichtsinnig, naiv. Vielleicht auch übermütig und unvorsichtig. Und doch schüttelte Dani ihr schlechtes und unangenehmes Gefühl ihren Freunden zu liebe ab und stimmte Envi schlussendlich zu, so dass sie dann weiter, immer tiefer in den Wald rein rannten.
 

Währenddessen ruhte sich auf den Feuerinseln das Staraptor, Alex, aus. Kurz zuvor hatte er nach Sonja verlangt, mit der Nachricht, sie soll bei Dämmerung an der Westspitze des Vulkans sein und auf ihn warten. Seine Aufgabe konnte doch nicht unmöglich sein. Das Leben Zweier aufzumischen, die es eh schon nicht leicht in ihrem Leben gehabt hatten würde nicht zu schwer werden. Irgendwie erschien dieser Auftrag beinahe schon zu einfach für die sonstigen Ansprüche seines Herren. Die Informationen, die sein Herr ihm gegeben hatte, um seine Aufgabe zu erfüllen, waren karg gewesen und die Aufgabe erschien Alex damals unerfüllbar.

Es hatte ihn Wochen des Arbeiten und Suchen gekostet, die nötige Informationen heraus zu finden. Ein Spiel gegen die Zeit war es gewesen. Vier Wochen hatte er damals Zeit bekommen, und diese vier Wochen würden am folgenden Tag zu Ende gehen. Alex war sichtlich froh, dass er es zuvor erledigen konnte und nun einige Stunden der verdienten Ruhe bekam. So kam es dann, dass er sich in einen der umstehenden Bäume einen Ast gesucht hatte, auf dem das Staraptor nun verweilte, die Augen geschlossen.
 

Nichts würde ihm vom Erfüllen seiner Aufgabe nun aufhalten. Er verstand das Spiel seines Herren zwar nur wenig, doch je loyaler man ihm und seinen Aufgaben war, desto größer war die Wahrscheinlichkeit ein angenehmeres Leben in Angesicht der Zeit zu haben. Auch, wenn er lieber kein Teil dieses irren Spieles wäre, so fand er doch für sich, dass er auf der sicheren, stärkeren Seite war. Für Alex war das, was sein Herr ihm auf trug, wichtig und stets zu erfüllen. Hatte man keinen Erfolg, war man ein Fehler. Ein Fehler in dem komplizierten Netz, das nur sein Herr zu verstehen schien.

Wenn das Staraptor in der Dämmerung seinen Weg zurück nach Equality führen würde, setzt er den nächsten Zug, spannte den nächsten Faden in dem Netz, das sein Herr gesponnen hatte. Loyalität und selbstloses handeln war, was ihn seit Jahren prägte und so schnell würde sich da nichts ändern. Sicherlich nicht.
 

Auch wenn die einen etwas Schreckliches planten, so ahnten die zwei Pokémon auf dem Feuergebirge davon nichts. Umbreon und Evo saßen noch immer auf den Felsen, eine Stille zwischen ihnen, die reichlich abnormal für diese beiden war. Vielleicht lag es an der Tatsache, dass nun ein ganz neues Licht auf die Beziehung der beiden schien, seit Evo endlich die Wahrheit über Umbreon wusste. Wieso er in Pais Schuld gestanden hatte.

Nun hatte Evo zwar jemanden, den er wirklich als solch eine Familie bezeichnen konnte, doch es fehlte noch immer das wesentliche. Seine Mutter. Sie hatte ihn groß gezogen und war immer für ihn da gewesen. Wie sehr er sie doch vermisste, wenn er Probleme hatte. Er hatte Skrupel mit Umbreon über die meisten Dinge zu reden. Bei Weilen kam Umbreon ihm distanziert, abgesondert vor. Das gesamte Verhalten des Nachtaras war und würde für Evo ein großes Geheimnis bleiben, dachte er für sich.

Es war dann, dass Umbreon sich erhob und Evo andeutete ihm zurück nach Hause zu folgen. Dieses tat er auch, als er noch einen letzten Blick der Aussicht geschenkt hatte, die ihn der Platz geboten hatte.
 

Langsam trotteten die beiden zurück nach Equality. Es dauerte nicht lange, bis sie dieses auch erfolgreich erreichte. Als sie dort dann ankamen und ihre Hütte betreten hatten, setzte sich die Sonne schon nieder und tauchte den Himmel in ein wunderschönes, warmes Farbenspiel. In dem Firmament, dass schon in das blaulilane Spiel übergegangen war, konnte man vereinzelt Sterne strahlen sehen. Es war ein schöner, beruhigender Anblick für Evo, der sich auf der Fensterbank seines Zimmers niederließ.

Das Zimmer war klein, hatte ein Fenster und in einer der Ecken waren einige Kissen und Decken zu einem Schlafplatz aufgetürmt. Ein kleiner Tisch stand gegenüber diesem Schlafplatz auf der anderen Seite des Raumes, auf welchem ein kleines Radio seinen Platz gefunden hatte. Es war rar für Bewohner Equalitys solche Dinge zu haben. Von dem, was Evo wusste, gab es ganz unterschiedliche Entwicklungsstände der Orte. Zum einen gab es die großes Städte, für die elektronische Geräte Alltag waren. Dann die Kleinstädte und größeren Dörfer, die sich noch ein wenig auf Traditionen beriefen, dennoch deutlich technologische Ansprüche hatten. Und dann Dörfer wie Equality.

Kleine, schon fast nicht nennenswerte Dörfer, die grundsätzlich nichts von dieser Technologie hielten.
 

Altmodisch und sich auf die alten Traditionen und Einstellungen ihrer Vorfahren berufend. Diese Dörfer waren die, die den Krieg halbwegs durch überlebt hatten, oder zumindest einige der alten Einwohner diesen überstanden hatten. So war es für Equality der Fall gewesen. Man mochte es kaum glauben, doch Equality war von Pokémon, die gegen die Feuerpokémon gekämpft hatten, gerodet worden. Man hatte alle Bewohner fort gebracht und es dann zerstört.

Nicht alle Dorfbewohner hatten sich dieses gefallen lassen und waren, nachdem sich die Lage ein wenig beruhigt hatte, zurück gekehrt und hatten das Dorf wieder aufgebaut. Man würde vermuten, dass die Pokémon des Dorfes die Pokémon, die das Dorf niedergerissen hatten, dafür hassten, doch das taten sie nicht. Sie machten trotz alledem die Feuerpokémon, die ja, wie man sagte, den Krieg begonnen hatten, verantwortlich. Wären sie nicht gewesen, hätten man ihr Dorf nicht abreißen müssen, nur, weil es so nahe dem Feuergebirge war.

Für Evo waren das alles nur Gerüchte, Mythen, dessen Ursprung er sich nie bewusst werden würde, da er zu jener Zeit nicht gelebt hatte.
 

Keiner konnte ihm seine Einstellung vorschreiben und so kam es, dass er sich doch nicht der großen Mehrheit seines Dorfes nun einmal anschloss. Seine Freunde ganz außen vorlassend, doch beeinflussbar war er nicht, und noch nie gewesen.

Seufzend betrachtete Evo, wie der Himmel immer dunkler wurde und immer mehr Sterne sich offenbarten. Im Sommer tat er das oft, Sterne schauen. Nicht nur oft, sondern auch gerne. Es beruhigt ihn und gab ihm Zeit zu nachdenken, die er so oft nicht zu finden vermochte in seinem gewöhnlichen Tag. Viele Dinge dominierten sein Leben, so, wie mit seinen Freunden zusammen sein und Umbreon oder anderen Dorfbewohnern helfen. Ein typisches Kinderleben in Equality nun einmal.

Und das, was ihn daran so verwunderte war, dass es ihn nicht einmal störte solch ein Leben zu leben. Gezwungen kam er sich nicht vor, es war die Erziehung die so gut wie jedes Kind des Dorfes dazu veranlagte den anderen bei Arbeiten im Dorf zu helfen. Es war ein Instinkt. Früher, bevor er seine Freunde kennen gelernt hatte, war er anders gewesen. Unfreundlich, unzuverlässig und oft traurig. Wie schnell sich das Leben ändern konnte, fand man doch nur den Sinn in diesem wieder, nachdem man Etwas für sich wertvolles verloren hatte.
 

Evo gähnte, merkte er doch, wie ihn die Müdigkeit übermannte, er sich nicht länger wach halten konnte, schon gar nicht mit nur in die Dunkelheit zu starren. Das war wohl das Letzte, was ihn wach machen würde.

So sprang er dann von seiner Fensterbank und wanderte zu seinem Schlafplatz und platzierte sich auf jenem so, dass es für ihn bequem war. Seinen Kopf ruhte er auf seinen Vorderpfoten, während er noch weiter von seinem Bett aus durch sein Fenster nach draußen starrte.

Irgendwie überkam ihn das Gefühl, dass irgendetwas heute anders war als alle anderen Nächte. Vielleicht lag es an dem Nordwind oder der Tatsache, dass Neumond war. Neumond. Er mochte diese Nächte noch nie. Sie waren dunkel, kein Licht erhellte die Umgebung rund um Equality. In solchen Nächten würde er gerne in einer der Städte wohnen, die Laternen hatten, doch die Zeiten, in denen er gerne in dem Dorf lebte, überwog doch gravierend.

Und dann schloss er langsam seine Augen, die Dunkelheit der Nacht vergessend und entschlief.
 

*Traum* Kindergelächter. Überall nichts anderes. Wo war er hier? Er kannte das doch irgendwo her, aber woher? Er konnte sich nicht erinnern. „Was ist hier los?“ Abermals hörte man Gelächter; es drang wie ein nervendes Piepen in die Ohren, betäubte sie für einen kurzen Moment. Klare Gedanken fassen war nicht möglich: hatte man den „Faden“ gefunden, erschallte wieder das schrille, laute Gelächter von Kindern. „Wo zur Hölle bin ich?“, er schrie, schrie laut, laut in das nichts, wissend keine Antwort zu bekommen – doch hoffend.

Irgendwas schien hier nicht zu stimmen: Das Gelächter wurde immer mehr zu flehenden Schreien, die von qualvollen Fiepsern unterbrochen wurden. Er hatte Angst, Angst vor dem Nichts. Angst vor der Einsamkeit, die ihn hier mit voller Kraft erwischt hatte – ja, er war einsam. Aber was sollte er tun?

Plötzlich lief er los, einfach dorthin, wo ihn seine Füße hintrugen. Er stoppte. Er war aus dem 'Nichts' hinein gekommen in einen Wald. „Wo kommt der Wald nur her? Was ist hier los?“ Er stand auf mitten einer Lichtung.
 

Um ihn herum, alles schien ihm so bekannt – jedoch auch ebenso fremd. Er wusste sich nicht zu helfen. Sein Blick schweifte umher und er entdeckte eine Höhle. Auf einmal ertönten wieder die Schreie. Diesmal konnte er heraushören woher sie kamen: aus der Höhle. Sollte er? „Nein ich kann das einfach nicht riskieren!...aber was wenn die Kinder – nein! Ich muss an mich denken...oder?“ Resignierend seufzte er: seine Neugier hatte gesiegt.

Langsam ging er auf den Höhleneingang zu. Ein seltsamer Geruch stieg ihm in die Nase. Modrig, seltsam und die Sinne benebelnd. „Was kann das nur sein? Und von wem kommen die Schreie?“ Wieder ein Schrei, lauter und qualvoller als die anderen. Er zuckte zusammen, so etwas hatte er noch nie gehört. Die Schreie waren wie Messerstiche, einer schmerzte mehr als der andere. Wieder breitete sich die Angst in ihm aus, dennoch konnte er nicht anders als hinein zu gehen – etwas zwang ihn.

Diese Angst, die ihn beschlich. Es war fast so, als wolle sie ihm klar machen, dass er etwas verloren hätte oder verlieren würde.
 

Die Höhle wurde von Kristallen erleuchtet; an jeder Ecke schimmerte es. Die qualvollen Schreie wurden an den Wänden der Höhle widergeschallt, nur noch schriller in den Ohren dringend. Immer deutlicher wurden die Unterschiede zwischen den Schreien, immer klarer, dass es drei Verschiedene sein mussten, die dort schrien.

Diese Zahl, sie löste ein Stechen in seinem Herzen aus. Die Stimmen, sie kamen ihm so bekannt vor. Doch woher? Ein Schrei. Schrill, laut und schmerzverzerrt. Ihm wurde mulmig. War es die richtige Entscheidung gewesen hier herein zu gehen? Was hier wohl passierte? Plötzlich fiel ihm wieder der Geruch auf: er war widerlich und betäubte seine Nase so, dass er nichts anderes mehr hätte riechen können, selbst wenn es ihm direkt unter seine Nase gehalten worden wäre.

Ihm erschien der Höhlentunnel schier unendlich lang. Wenn denn einmal die Kinderstimmen verstummten, lag die Höhle in einer beängstigenden Stille. Es war so Still, er konnte sein Herz hören und sogar, wie es von den Wänden wieder zurückhallte. Das machte ihm Angst. War sein Herzschlag wirklich so laut?
 

Erneut ein Schrei. Diesmal konnte er verstehen, was sie schrie. „Nein! Nicht! Wa-Was haben wir dir getan? Nein! Nicht! Lass mi-“, die Stimme erstickte und die Panik befiel ihn. Was, wenn das kleine Pokémon, zu welchem die ihm so bekannte Stimme gehörte, gerade umgebracht worden ist? Was, wenn ihm das Gleiche erwartete? Er schüttelte den Kopf, umdrehen wollte er nun auch nicht mehr. Außerdem, was hatte er schon zu verlieren? Gar nichts. Nichts hatte er mehr. Jeder die er als 'Familie' bezeichnen konnte waren fort. Selbst Er war fort. Er wollte damals nicht mehr dort bleiben, hatte sich auf den Weg gemacht, seinen Ziehvater zurückgelassen und ihn sogar für alles beschuldigt. Er hatte alles versaut. Sein Leben? Seins? „Seins“ gab es schon nicht mehr. Schon lange fühlte es sich leer.

„Verdammt...“, fluchte er, „ich hätte nicht gehen dürfen...Er konnte doch nichts dafür! Ich bin so ein Idiot...“ Tränen? Nein, Tränen besaß er schon keine mehr, die er vergießen konnte. Man konnte nur hören, das sein Atem immer schwerer und stickender wurde und er oft nach Luft schnappen musste.
 

Er war wirklich damals dumm gewesen. Wieso war er gegangen? Er wusste es nicht mehr genau. Die Erinnerungen an sein „Zuhause“, sie verschwanden immer mehr. Wer war er eigentlich damals dort gewesen? Hatte er Freunde gehabt - so richtige?

Die Fragen türmten sich, doch nicht eine konnte er auch nur halb beantworten. Er konnte sich nur noch an seinen Ziehvater erinnern. Sein Herz schmerzte erneut und nun rang er schon nach Luft. Ihm erschien Luft mangelhaft, kaum genug zum leben. Wo war er hier? Wo war die Luft hin? Hatte er seine Vergangenheit und damit sein Leben aufgegeben? Hatte er wirklich den Fehler gemacht?

Er war noch nicht erwachsen, das sah man auf den ersten Blick, trotzdem deutlich stärker als andere in seinem Alter.

„Wer bin ich?“, kam gequält, kaum hörbar, über seine Lippen. Dachte er wirklich, er würde eine Antwort bekommen? War er wirklich schon so verbittert, dass er mit sich selbst sprach? Oder hoffte er, eine der drei Stimmen würde ihm antworten? Hoffen – ja, er hoffte seit langem wieder, nur leider an etwas, was nie geschehen würde, oder?
 

„Aaaaah...!“, ein gequälter Schrei riss ihn aus seinem Selbstmitleid zurück in die Realität. Ihm fiel wieder ein warum er hier hineingegangen war: er wollte wissen, wem die Stimmen gehörten. Also ging er weiter den kristallbeschienenen Tunnel entlang. Noch immer ging sein Atem schwer und stockend, hin und wieder spürte er wie sein Herz wie wild gegen seinen Brust pochte, fast so, als wolle es hinausspringen und weg von ihm. Das wunderte ihn nicht. In ihm gab es keine Gefühle des Glückes mehr wofür er ein Herz bräuchte.

Langsam schritt er immer tiefer hinein in die Höhle. Die Stimmen wurden immer lauter, schriller und – er stoppte. Vor ihm lag eine Art Saal. Die Decke schien sehr hoch zu sein und der Saal erstreckte sich viele Meter in Länge und Breite. Überall an den Wänden schimmerten Kristalle in den verschiedensten Farben, jedoch waren vieles kalte Farbe, die dem Raum eine dementsprechende Atmosphäre verliehen.

Sein Blick schweifte durch den Saal. Seine Augen weiteten – aufgerissen, starr und voller Angst. Dort in der Mitte des Saales lagen drei kleine Pokémonkinder. Sein Herz schien für einige Sekunden auszusetzen. Konnten dies die Kleinen sein, denen die Stimmen der Schreie gehörten?

Er ging einige Schritte in den Saal hinein, bis er sehen konnte, warum sie dort nur lagen: blutverschmiert, mit Schrammen, Wunden und Blutergüssen überseht lagen sie da – eine einzige Blutlache.
 

Er traute seinen Augen nicht. War der Geruch das Blut der Kinder gewesen? Waren sie tot? Wenn ja, wer hatte sie umgebracht? Und warum? Was ihm so seltsam erschien, war die Vertrautheit, die ihn übermannte bei dem Anblick der drei Pokémon. Sie mussten so alt sein wie er es war, oder nicht?

Sein Herz schlug wie wild, er wankte und drohte umzukippen, aber trotz allem ging er weiter hinein. Er wollte wissen, warum es ihn so sehr schmerzte, wollte wissen, ob er sie kannte, wollte endlich Klarheit haben. Jetzt war er bei ihnen. Seine Augen waren vor Schock und Horror geweitet. Erinnerungen schossen durch seinen Kopf. Er kannte die drei – oder hatte gekannt? Er stupste jeden mit seiner Pfote an, doch die Körper blieben leblos und regten sich nicht.

„Schon dumm, wenn man so sehr in Selbstmitleid vertieft war und noch nicht mal seine einzigen und letzten Freunde retten konnte, nicht wahr?“, fragte ihn eine Stimme und kurz darauf trat ein katzenartiges Pokémon aus einer der dunklen Ecken des Saales. Es hatte langes, gelbliches Brustfell – und auch der Schweif hatte solches Fell – leicht gewellt und zerzaust, verklebt. Das rötliche Fell hatte auch keinen besseren Zustand. Nachdem er sich das Pokémon kurz angesehen hatte, erkannte er, was es war: ein Flamara.
 

Das Flamara war größer als andere. Auch war es kräftiger gebaut. Die Augen des Flamaras waren blau, tiefblau. Es erinnerte ihn ein bisschen an sich selbst, aber wie konnte das sein?

Er musterte das Flamara ängstlich.“Was wenn es mich auch umbringt? Was soll ich nur tun? Ich habe so schon versagt...Oh Freunde...“, seine Gedanken flogen wild durcheinander und verwirrten ihn, so war ihm gar nicht das blutverschmierte Gesicht des Flamaras aufgefallen.

Er kniff die Augen zusammen. Er wollte nicht mehr, konnte nicht mehr und wusste auch nicht mehr weiter. Er war am Ende. Seine Freunde tot, seinen Ziehvater, Großvater, verlassen, zurückgelassen, ihn beschuldigt für alles. Nun stand er hier: gegenüber einem Flamara. Er hatte keine Chance, das wusste er, dennoch wollte er versuchen zu fliehen.

Grade als er losrennen wollte, sprang das Flamara mit geöffnetem Maul ihm entgegen: es setzte zu einer Biss-Attacke an. Das Flamara biss zu und -*Traumende*
 

Lautes Schreien erhellte die kleine Hütte Umbreons. Evo war aufgewacht aus einem schrecklichen Traum. Schnell schlug sein Herz gegen seine Brust, während er sich keuchend von seiner liegenden Position erhob. Was war das nur für ein Traum gewesen? Schrecklich und es hatte sich alles so real angefühlt, fast, als wäre dieses wirklich geschehen.

„Umbreon!“, aufgebracht stürzten drei Pokémon zu Umbreons Haus, der, wie Evo durch sein Fenster sah, schon draußen aus diese wartete. Angerannt kamen Eda und zwei andere; ein Raichu und ein Luxtra.

Das Raichu hatte braunes Fell und über dem linken Augen drei Narben. Die Augen waren auch braun, während die Streifen und seine Wangenfärbungen gelb waren. Sein Name war Paro.

Fania, das Luxtra, hatte schwarzes Fell und die Streifen an ihren Beinen waren weiß und blau, ihre Augen auch braun.
 

„Was geht hier vor sich?“, fragte Evo sich, während er sich auf seine Fensterbank nieder setzte, um dem Gespräch besser zu hören zu können.

„Was ist denn los, Eda?“, fragte Umbreon verwirrt. Eda keuchte, Tränen liefen ihr Gesicht herunter, während sie ihm alles versuchte zu erklären: „Envi, Sent, Dani....nicht...weg!“ Es waren nur Bruchteile eines Satzes und doch versetzten sie Evo einen Stich ins Herz. Seine Freunde waren nicht bei Eda? Da, wo sie eigentlich schon seit Stunden sein müssten? Nein, das durfte nicht wahr sein. „Nein...“, flüsterte Evo, als er seine Augen zusammen kniff. War sein Traum doch nicht so irreal gewesen?
 

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So, das war das 3. Kapitel.

Ob seinen Freunden wohl wirklich was geschehen ist, oder vielleicht sind sie ja nur zu dumm um zurück zu finden?

eure Kruemelchen



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Haine92
2009-02-06T16:40:57+00:00 06.02.2009 17:40
Also ich muss sagen, dass sich dein Schriebstil sehr verbessert hat.

Das Kapitel war sehr spannend und ich schließe mich hundefrau an, dass der Traum hoffentlich keine Vision war. Allerdings glaub ich nicht, dass sich die Drei verlaufen haben- immerhin ist Dani dabei ^__________________^

Ich freu mich schon auf das nächste Kapitel und hoffe, dass ich dann nicht zu viel zu tun habe ^.^
Von:  hundefrau
2009-02-03T14:22:17+00:00 03.02.2009 15:22
*Mit großen Augen vor dem Bildschirm sitzt*
Uhhhh, wie spannend x333
Hach, ich vergötter deinen Schreibstil <333
Hoffentlich war der Traum keine Vision oder so... oÔ


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